Unmei no akai ito von Rebi-chan (Der rote Faden des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 15: Oh! Also doch ein Date... ------------------------------------- Den Rest des Abends bekam ich gar nicht mehr richtig mit. Nachdem sich Kacchan bei mir bedankt hatte, was er bisher noch nie getan hatte und es deshalb so wahnsinnig selten war, befand ich mich wie in Trance. Das Einzige, was ich bewusst wahrnahm war die angenehme Gesellschaft von Kacchan, wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte, wie sehr ich ihm bereits wieder vertraute. „Wenn das nicht mein vorlautes Balg und sein Date sind...“, riss mich eine bekannte Stimme zurück in die Wirklichkeit. Ich blieb starr neben Kacchan stehen, spürte schlagartig die Hitze in meinem Gesicht und blickte mich verwirrt um. Kacchans Mutter, Mitsuki, kam winkend auf uns zugelaufen. In ihrer Hand hatte sie eine große Einkaufstüte, die sie nun Kacchan in die Arme drückte. „Hier, mach dich nützlich“, grinste sie. Ich sah Kacchan an und sah, dass ihm diese Unterbrechung überhaupt nicht gefiel. „Behalt deinen Müll bei dir!“, keifte er und schob ihr die Einkaufstüte wieder zu. „Ach, sei still...“, schnauzte sie ihn an und lächelte mir dann zu. „Hey, Izuku. Wie war euer Date? Hat sich mein unbelehrbarer Sohn benommen?“ Mein Gesicht wurde noch heißer. „Hallo Tante Mitsuki... Ja... hat er...“, bekam ich heiser heraus. Tante Mitsuki sah mich etwas überrascht an, strich mir dann lächelnd über die Haare und wandte sich wieder Kacchan zu. „Wehe dir, wenn ich irgendwelche Beschwerden über dich höre... Vermassle es nicht!“ Sie nahm die Einkaufstüte und ließ uns stehen. Ich blickte ihr hinterher, ehe ich wieder zu Kacchan sah. Er starrte auf den Boden und kämpfte sichtlich damit, nicht auszurasten. Vorsichtig nahm ich seine Hand, die er zu einer Faust geballt hatte und löste seine verkrampften Finger. „Lass dich nicht von ihr ärgern...“, meinte ich leise und unsicher. „Das macht sie mit Absicht... um mich schlecht dastehen zu lassen...“, knurrte er, beruhigte sich allerdings wieder etwas. Er blickte auf unsere Hände, wurde dann wieder rot und vermied es mich direkt anzuschauen. Ich lächelte. „Das schafft sie nicht. Ich fand...“, begann ich und betonte die nächsten beiden Worte besonders, „... unser Date...“, meine Wangen glühten nun wieder, „sehr schön...“ Nun sah er mich doch an und ein winziges, erleichtertes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Doch der Augenblick währte nur kurz. Er wollte wohl nicht zulassen, dass ich seine sanfte Seite zu sehen bekam. Doch genau die interessierte mich! Ich wollte den Kacchan kennen lernen, der hinter dieser Fassade aus Wut und Ärger steckte. Doch wie konnte ich es ihm erklären? Er würde mir nicht glauben, würde es als einen Scherz abtun und sich noch mehr vor mir verschließen. Ich drückte seine Hand und lächelte ihn an. Wieder wand er den Blick ab. „Komm, ich bring dich nach Hause... Sonst macht sich Tante Inko noch Sorgen um dich...“, murmelte er. Gemeinsam gingen wir den Weg, den wir die letzten Wochen, seit wir uns wieder vertragen hatten, immer gegangen waren, entlang bis zu mir nach Hause. Vor dem Gartentor blieben wir stehen. Unschlüssig blickte ich zur Tür. „Also dann... wir sehen...“, begann Kacchan, doch ich unterbrach ihn. „Magst du noch mit rein kommen? Wir könnten uns noch einen alten Film anschauen...“, fragte ich ihn. Ich konnte sehen, dass ich ihn mit dieser Frage überrumpelt hatte. Was würde er antworten? Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wollte ich nicht, dass der Abend jetzt schon endete. Ich wollte noch etwas länger Kacchans Nähe genießen dürfen. Doch wollte er das auch? Wollte er mich noch länger aushalten? Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich auf seine Antwort wartete. Ein neckisches Grinsen zeigte sich auf Kacchans Lippen. „Eine Überdosis Nerd?“, wollte er wissen. Ich schluckte, löste meine Hand von seiner und öffnete das Gartentor. Natürlich wollte er mich nicht noch länger ertragen. Wie hatte ich das auch annehmen können? Mit einem meiner üblichen Lächeln versuchte ich das erdrückende Gefühl in meiner Brust zu verdrängen. „War nur so eine dumme Idee von mir. Danke für den Abend... Wir sehen uns dann am Montag...“ Ich drehte mich von ihm weg und machte zwei Schritte auf unser Haus zu. „Nerd...“, hörte ich Kacchans Stimme direkt hinter mir. Ich blieb stehen und spürte mit einem Mal seine Arme um mich. Sein warmer Atem strich über meinen Nacken und mein Ohr und verursachte eine kribblige Gänsehaut. „Ein anderes Mal gerne. Danke für deine Gesellschaft. Ich fand es auch schön“, murmelte er, während er mich an sich drückte. Ich hielt ganz still. „Bis Montag. Ich hol dich wieder wie gewohnt ab.“ Er löste sich wieder von mir und war dann verschwunden. Das Fehlen seines warmen Körpers an meinem Rücken ließ mich frösteln. Ich blickte mich um und sah ihn noch um die nächste Ecke biegen, bevor er komplett verschwunden war. Das Hochgefühl, das seine Umarmung in mir ausgelöst hatte, hielt an, als ich die Haustür aufschloss und unser Haus betrat. Als ich ihm Eingangsbereich meine Schuhe auszog und ordentlich hinstellte, fiel mein Blick auf den Spiegel über der Kommode. Ich lächelte, doch es war ein vollkommen anderes Lächeln als ich es von mir gewohnt war. Dieses konnte ich nicht ablegen! Es klebte förmlich in meinem Gesicht. „Hab ich doch richtig gehört... Willkommen zurück, Izuku!“ Meine Mutter stand in der Tür zur Küche und begrüßte mich lächelnd. Ich sah sie an und grinste. „Bin wieder da!“ Mit wenigen Schritten war ich bei ihr und umarmte sie. „Hast du Hunger?“, wollte sie wissen. „Ich wollte mir gerade ein Sandwich machen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Kacchan und ich waren nach dem Film noch etwas essen.“ Sie strich mir über die Haare und ging wieder zurück in die Küche. Ich folgte ihr, füllte mir ein Glas mit Saft und setzte mich an den Tisch. „Habt ihr euch gut amüsiert?“ Ich trank einen Schluck Saft und spürte wie meine Wangen warm wurden, als ich an die vergangenen Stunden dachte. „Ja, es war sehr schön“, erwiderte ich. „Ihr scheint euch wirklich endlich wieder besser zu verstehen...“, plapperte meine Mutter vor sich hin. „Mich würde wirklich interessieren, was damals passiert ist... Ihr ward als Kinder schließlich immer unzertrennlich...“ Während meine Mutter ihr Sandwich aß und ich meinen Saft austrank, unterhielten wir uns noch über die Schule, ihre Arbeit, den Film, den ich zusammen mit Kacchan gesehen hatte und diverse andere Dinge. Es tat gut ihr mal wieder alles zu erzählen und auch von ihr zu erfahren, was sie so alles bewegte. Ich verabschiedete mich aber dennoch relativ zeitig von ihr und verschwand in meinem Zimmer. Ich legte mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Erneut ließ ich mir die ganzen Geschehnisse mit Kacchan durch den Kopf gehen. Es war schon eigenartig, wie sehr Kacchan sich mir gegenüber gewandelt hatte. Doch ich fand es schön. Endlich waren wir wieder Freunde. Und... vielleicht sogar mehr als das? Zum wiederholten Male spürte ich meine Wangen warm werden. Beschämt verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen. Ich drehte mich auf die Seite und zog die Beine leicht an meinen Körper. So blieb ich mehrere Minuten liegen und versuchte einfach an überhaupt nichts zu denken. Weder an Kacchan, noch an den Abend oder an die Schule. Als ich meine Hände wieder vom Gesicht nahm fiel mein Blick auf mein Muttermal. Und sofort waren meine Gedanken bei Shôto. War er nun das Ende meines roten Fadens? Was genau fühlte ich für ihn? War es nur Freundschaft? Ein weiteres Mal war ich nun vollkommen verwirrt. Mir schwirrte der Kopf und es machte mich müde. Erschöpft schleppte ich mich ins Bad, wusch mich und zog mich um. Wenig später krabbelte ich wieder zurück in mein Bett und schlief trotz der wirren Gedanken nach wenigen Minuten ein. .~*~. Der Sonntag kam und ich wachte aus wirren Träumen auf. Undeutlich konnte ich mich noch an Bruchstücke erinnern, die aber immer mehr verschwammen, desto wacher ich wurde. Eines wusste ich aber ganz genau. Die Träume hatten von Kacchan und von Shôto gehandelt. Und damit hatte ich erneut die beiden in meinem Kopf und schaffte es nicht sie los zu werden. Die Nachricht von Ochako, die ich kurz nach dem Aufwachen auf meinem Handy vorgefunden hatte, ignorierte ich vorerst. Sie wollte auf ihre neugierige Art wissen, wie mein Date gelaufen war. Ich hatte nicht den Nerv, mich jetzt mit ihr auseinander zu setzen. Sie würde mir in der Schule auch dann nicht meine Ruhe lassen, wenn ich ihr jetzt schon alles brühwarm erzählte. Also konnte es genauso gut noch einen Tag warten. Um mich abzulenken half ich meiner Mutter bei der Wäsche und dem Aufräumen der Wohnung. Es brachte mich zumindest für einige Stunden auf andere Gedanken. Im Anschluss an die Hausarbeit stürzte ich mich geradezu auf meine Schulbücher und arbeitete unzählige Aufgaben durch, bis es dunkel wurde. Meine Mutter musste mich fast schon mit Engelszunge dazu überreden etwas zu essen, danach zu baden und dann schlafen zu gehen. Um ihr keine Sorgen zu bereiten tat ich, was sie mir auftrug und verkroch mich dann wieder einmal in meinem Bett. Auch wenn ich es geschafft hatte, mich den Tag über abzulenken, so kamen meine Gedanken nun ohne Tätigkeit wieder zur Ruhe und schlugen, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, wieder eine bestimmte Richtung ein: Kacchan, Shôto und mein roter Faden. Was wohl ab jetzt passieren würde? Mit dieser unbeantworteten Frage schlief ich irgendwann ein. Tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)