Schatten über Kemet von Moonprincess ================================================================================ 43. Kapitel ----------- „Argh!“ Mai schleuderte ihren Umhang auf einen Stuhl, dann ließ sie sich auf diesen fallen. Sie fuhr sich durch ihre Locken, bis diese wild von ihrem Kopf abstanden und ihr das Aussehen eines zornigen Löwen verliehen. Mahaad lehnte an der Tür zu Atems Schlafgemach, sein Gesicht hager und grau. Mana ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.   „Diese Krone ist ein mächtiges, magisches Artefakt, nur… Es ist nicht die Krone der Hathor“, erklärte Mahaad schließlich. Bitterkeit tropfte von jedem Wort.   „Sie muß es sein! Alles andere waren Fehlschläge. Verzauberte Geldsäckchen, Fruchtbarkeitszauber, ein Bierkrug, der nur mit Wasser gefüllt werden kann…“ Mai raufte sich erneut die Haare. „Wir haben wirklich alles abgesucht. Wenn das da nicht die Krone der Hathor ist, dann gibt es sie nicht!“   „Nein!“ Tausrets Schrei riß an Mais Herz. „Sag das nicht! Wenn alles umsonst war, dann… Das könnte ich nicht ertragen.“ Tausret barg ihr Gesicht in den Händen, schluchzte.   Mai stand langsam auf und nahm ihre jüngere Schwester in die Arme. „Meinst du, mir gefällt das?“ Sie lehnte ihren Kopf an Tausrets. „Ich werde nicht aufgeben. Ich werde wieder auf die Suche gehen. Und wenn ich jedes verdammte Sandkorn umdrehen muß.“   „Meister Mahaad, können wir nichts weiter tun?“ Mana hatte den Kopf gesenkt. Ihre kleinen Fäuste zitterten.   „Ich habe wirklich jeden Zauber versucht, aber nichts hat seinen Zustand verändert. Es ist alles gleich geblieben.“ Er streichelte durch Manas wirres Haar. „Wir sollten schlafengehen. Morgen werde ich mir diese Krone noch einmal genau ansehen, Mai. Vielleicht haben wir nur etwas übersehen.“   Mai wünschte, sie könnte das glauben, aber sie wollte nicht noch mehr Schmerzen säen. Nicht, solange es auch noch den Hauch einer Möglichkeit gab, Atem zu retten. „Du hast sicher recht. Ich bringe Tausret in ihr Zimmer.“   Mahaad nickte. „Ich begleite Mana.“   Also trennten sie sich und bald darauf wandelte Mai alleine durch den Palast zu ihren Zimmern, doch Tausrets große, feuchte Augen gingen ihr nicht aus dem Sinn. „Scheiße“, fluchte sie und trat gegen einen Kiesel. Nur gut, daß Yugi nicht dabei gewesen war. Seine Miene, wenn er von diesem Mißerfolg erfuhr, wollte sich Mai nicht mal vorstellen. Wenn Yugi wegen eines Armreifs, der ihn vage an Atem erinnerte, in einem Gasthaus ein solches Theater aufführen ließ, um dann bei einem Schurken einzubrechen und diesen auch noch zu bestehlen… Sie schauderte.   „Liebste?“   Sie zuckte zusammen und hob den Kopf. Ihre Schritte hatten sie ohne Zutun ihres Kopfes direkt nachhause geführt. Anzu stand schon in der Tür und musterte sie mit besorgtem Blick. „Er schläft noch immer.“ Mai ging an Anzu hinein und ließ sich auf die Ruheliege fallen. Stöhnend zog sie ihre ledernen Sandalen aus.   „Oh nein.“ Anzus Stimme war schwach und klein. „Was jetzt?“ Anzu setzte sich zu Mai und löste deren Tunika.   „Mahaad will es morgen nochmal versuchen. Ich bete, daß er dann Erfolg hat. Ansonsten werde ich nochmal losziehen. Ich hole diese Krone!“ Mai schlug mit der rechten Faust auf die Lehne.   „Ich werde dich begleiten, wenn es soweit kommt.“   Mai blickte Anzu an, deren Lächeln, die entschlossenen Augen, das vorgereckte Kinn… Genau in diesen Kampfgeist, dieses unerschütterliche Vertrauen hatte sie sich damals verliebt und noch heute ließ es ihr Herz schneller schlagen. Sanft zog sie Anzu an sich, küßte deren warme Stirn. „Ich weiß.“   Anzus Mundwinkel zuckten. „Kluge Antwort.“   Mai grinste halb und fuhr durch Anzus frisch gewaschenes Haar. Wie reine Seide… „Wie geht es deinem Vater? Schläft er schon?“   „Er ist froh, daß ich wieder in Waset bin. Ich habe ihm dein Gästezimmer überlassen.“ Anzu seufzte dann.   „Probleme?“   „Du meinst außer den offensichtlichen? Nein.“ Anzu zog Mai näher an sich, sanft berührten ihre Lippen einander. „Ich liebe dich.“   „Ich liebe dich auch, Anksunamun.“ Mai vertiefte den Kuß, streichelte über Anzus Nacken und Schultern.   „Warum so förmlich?“ Anzu ließ den Kopf zurücksinken. Aus halbgeschlossenen Augen beobachtete sie Mai.   „Weil ich förmlich sein will. Mit dir. Weil ich mit dir alles richtig machen will.“   Anzu lächelte. „Ich mit dir auch. Aber… da gibt’s doch noch was, was wir besprechen wollten, nicht?“   „Ja. Oder eher wir mit Jono.“ Mai küßte sich über Anzus Hals. „Er glaubt doch nicht ernsthaft, daß ich nicht bemerkt habe, wie er dich ansieht?“   Anzu lachte leise. „Hm, dich hat er aber auch sehr intensiv angesehen.“ Ihre Hände kämmten durch Mais Haar bis dieses mehr oder weniger flach über Mais Schultern fiel.   „Und du ihn. Und ich ihn.“   „Der Wille der großen Hathor ist nicht zu verstehen, oder?“   „Das, meine süße Tänzerin, mußt du als ihre Dienerin besser wissen als ich.“ Mai löste sich von Anzu. Sanft lächelte sie. „Komm, gehen wir schlafen.“   Anzu nickte und küßte nun ihrerseits Mai auf die Stirn. „Ich spüre, daß der Pharao genesen wird. Nenn es eine Eingebung der Göttin, aber ich bin mir da sicher. Auch wenn das heute ein trauriger Rückschlag war.“   „Ja. Aber ich will genauso wenig aufgeben.“ Mai blickte Anzu an. Dieses unerschütterliche Vertrauen… Darauf wollte sie alles setzen. Atem würde wieder gesund werden. Es mußte einfach so sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)