Schatten über Kemet von Moonprincess ================================================================================ 41. Kapitel ----------- Yugi sprang auf. „Das ist er!“   Mana tat es ihm gleich, die Augen zusammengekniffen. „Oh ja.“   Yugi juckte es in den Fingern, diesen Kerl zu packen und einmal kräftig durchzuschütteln für alles, was der seinen Kameraden angetan hatte. Er machte einen Schritt, da packte Mana ihn am Arm.   „Er kennt dein Gesicht. Er wird schneller weg sein als du kucken kannst. Überlaß das hier mir.“ Mana grinste, ihre Augen funkelten angriffslustig.   „Aber, Mana… Wenn dir etwas passiert? Mai sagte doch, keine Alleingänge.“   „Ich bin ja nicht mehr allein.“ Sie grinste. „Bleib hier, ich folge ihm. Und ich laß mich garantiert nicht sehen.“   Bevor Yugi widersprechen konnte, war sie schon davon. Ein kurzer Blick offenbarte ihm, daß Mai und Anzu noch tanzten und Ryou behandelte einen Patienten, während Mokuba zusah. Yugi sah Mana seufzend nach, bis sie wie ihr Ziel irgendwo auf dem Platz verschwand. Er konnte nicht mehr tun, als sich zu setzen und seine Figur weiter zu formen. Diese sah Atem erstaunlich ähnlich und Yugi beschloß, sie zu behalten. Ihr Anblick beruhigte seine Nerven.   Ra senkte sich bereits Geb zu, als Mana zurückkehrte. Yugi atmete auf, während Mai sie tadelte. Mana erwiderte ganz ruhig, daß sie nur einen Spaziergang gemacht und etwas eingekauft hätte. In der Tat hatte sie Früchte und Gemüse dabei. Im Zelt zog sie Yugi beiseite, sobald die anderen das Essen zubereitete.   „Ich weiß, wo er wohnt. Zumindest für diese Nacht“, flüsterte Mana grinsend. „Und noch besser! Ich habe ihn beobachtet, wie er eine Tasche voll mit Diebesgut gestopft hat. Er hat deinen Armreif.“ Sie strahlte.   Yugi auch. Dann aber kehrte die Ernüchterung zurück. „Aber da kommen wir sicher nicht ran.“   „Falsch gedacht. Der Widerling wohnt in einem kleinen Gasthaus, nicht weit von hier.“ Mana lächelte spitzbübisch. „Ich habe uns beiden dort für die Nacht ein Zimmer gemietet. Sobald der widerliche Marik nachts mal aufs Häuschen muß, holen wir uns deinen Armreif zurück.“   Yugi starrte sie an. „W-wirklich?“   „Ja. Also was sagst du?“   „Ich bin dabei.“ Yugi hatte auf einmal das Gefühl, als würde ein Felsen von seinem Herzen fallen. „Du bist einsame Spitze, Mana.“   „Danke. Aber zuerst müssen wir nachts hier wegkommen und dann…“   „He, ihr beiden!“ Jono warf einen grünen Strunk nach ihnen. „Helft ihr uns mal?“   „Ja, natürlich.“ Yugi nahm ihm das Messer ab und holte sich eine Zwiebel. „Ich schäl das hier mal.“   Doch während des Schälens genauso wie des Essens konnte Yugi nur daran denken, daß Marik sich hier aufhielt. Zum Greifen nah! Yugi würde sich wieder holen, was ihm gestohlen worden war.   Nach dem Essen, einer kräftigen Gemüsesuppe mit Brot und einem Rest Fleisch, schlüpfte Yugi in seinen Reisemantel. Auch Mana zog sich an.   „He, wo wollt ihr denn jetzt noch hin?“ erkundigte Mai sich, eine Augenbraue erhoben. Ihre Hand ruhte auf dem Lederbeutel mit der Krone.   „Wir wollten noch einen Spaziergang machen. Für die Verdauung“, erwiderte Yugi.   Mana nickte eifrig. „Ihr müßt nicht auf uns warten.“   „So? Sonst noch jemand, der spazierengehen will?“ erkundigte Mai sich, aber die anderen winkten ab. Der Tag war ihnen wohl lang genug gewesen. „Na schön. Aber geratet mir nicht in Ärger, hört ihr?“   „Aber niemals!“ erwiderten Yugi und Mana im Chor, dann verließen sie eilig das Zelt. Die Kapuzen über die Köpfe gezogen hasteten sie durch die nächtlichen Gassen. Ab und an drangen Musik und laute Stimmen aus einer Schenke, auch einige Pärchen waren noch unterwegs, aber im Gegensatz zu größeren Städten war es sehr ruhig hier.   Mana führte Yugi zu dem kleinen Gasthaus, in dem Marik die Nacht verbringen wollte. Von der Türe blätterte die Farbe ab und der Wirt, der sie dahinter erwartete, blinzelte ihnen zur Begrüßung lediglich aus geröteten Augen zu, bevor er zu einem Becher Bier griff und daraus trank.   Yugi studierte das Spinnennetz in einer Ecke des Gastraums und fragte sich, ob sich in diesem riesenhaften Gespinst schon ein Mensch verfangen hatte. Aber sie würden hier ja nicht wirklich übernachten. Hoffentlich…   Mana erinnerte den Wirt an ihre Abmachung von früher und sobald sie bezahlt hatte, durften Mana und Yugi die steile Stiege in das Dachgeschoß hinaufklettern. Hier gab es genau vier Türen, die in die zweckmäßigen Zimmer führten. Mana deutete auf eine davon, dann zog sie Yugi in das gegenüberliegende Zimmer. Der alte Boden knarrte unter ihren Füßen.   Yugi sah sich kurz um. Es gab hier nicht viel mehr als einen alten Schemel mit gefährlich schiefen Beinen und der Garantie, seinen Hintern mit Holzplittern zu spicken, und einem Lager aus Stroh mit einigen alten Decken. Yugi hörte das Rascheln im Stroh und schüttelte sich.   „Äh, eklig“, war Manas leiser Kommentar.   „Ja. Und jetzt? Wie konntest du Marik beobachten?“ Die alten Holztüren hatten eine Menge Löcher, aber um in Mariks Zimmer sehen zu können hätte Mana praktisch an dessen Türe kleben müssen.   „Magie natürlich.“ Sie grinste.   Yugi grinste auch. „Ist er jetzt in seinem Zimmer?“   Manas Augen erstrahlten grünlich. „Ja. Er schläft. Allein.“   Yugi biß sich auf die Unterlippe. „Siehst du den Armreif?“   „Nein, dafür ist es zu dunkel.“ Sie blinzelte und ihre Augen verloren den magischen Schein. „Wir müssen ihn da rauslocken.“   „Aber wie?“ murmelte Yugi und musterte den Gang durch ein riesiges Wurmloch. Aber außer einer alten, dreckigen Matte aus Schilf befand sich dort nichts. „Sind die anderen Räume vermietet?“   Mana schüttelte den Kopf, dann erhellte ihre Miene sich. „Was hältst du von einem kleinen Spuk?“   Yugi grinste sie an. „Gute Idee. Du lockst ihn aus dem Zimmer, ich hole den Armreif.“   Mana nickte grinsend, dann schloß sie die Augen. „Dreizehntes Grab, erscheine.“   Yugi hielt den Atem an, dann strahlte er, als eine Bestie vor ihm Gestalt annahm. Mana hatte perfekt gewählt! Vor ihnen stand nun ein Gerippe, dessen ausgebleichte Knochen in der Dunkelheit zu leuchten schienen. Es klapperte mit den Kiefern und hob ein altes, verrostetes Schwert an. „Wenn das nicht Marik aus dem Zimmer scheucht, weiß ich auch nicht“, murmelte Yugi.   Das Gerippe legte den Kopf schief und schien Yugi aus seinen schwarzen Augenhöhlen zu mustern, dann machte es ein keckerndes Geräusch, einem Lachen nicht unähnlich.   „Danke, daß du uns hilfst.“ Mana stemmte die Arme in die Seiten. „Legen wir los! Diese Lektion wird dieser miese Dieb so schnell nicht vergessen.“   Yugi schlüpfte gemeinsam mit dem Dreizehnten Grab aus dem Zimmer, dann preßte er sich in die Ecke hinter Mariks Zimmertür. Das Dreizehnte Grab wandelte wie ein echter Geist einfach durch die Tür. Sein über den Boden gezogenes Schwert tat es ihm gleich. Yugi hielt den Atem an und lauschte in das Zimmer. Er hörte ein Quietschen, dann erneut das Keckern der Bestie. Und dann…   „Wa… Ah! Verdammt!“ Mariks Stimme schwenkte von verschlafen zu aufgeschreckt. „Ein Geist! Dieser miese Wirt! Hilfe!“   Yugi konnte nicht darüber nachdenken, was der Wirt mit einem Geist zu tun haben sollte, denn gleich darauf flog die Tür auf und Marik stürmte den kleinen Gang hinab, schreiend und fluchend und vollkommen nackt.   Yugi glaubte, ein leises „Ieps“ aus ihrem Zimmer zu hören. Er grinste. Kaum war Marik die Stiege hinuntergepoltert, ging Yugi auf Zehenspitzen in dessen Zimmer. Das Dreizehnte Grab grinste aus einer Ecke. Yugi wisperte ihm ein leises Dankeschön zu, bevor es sich auflöste.   Das Zimmer sah nicht anders aus als sein Gegenüber, nur war das Lager tatsächlich benutzt worden und in einer Ecke lag eine pralle Tasche aus abgeschabtem Leder. Yugi tastete sich zu dieser, dankbar, daß seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er hockte sich hin und öffnete die ledernen Schnüre, dann steckte er seine Hand in die Tasche. Er fühlte sofort Metall unter seinen Fingern, Steine, sicher Edelsteine, und komplizierte Muster. Perlen, Ketten, Ringe… Dann schmiegte sich eine bekannte Form in seine Hand, altes, abgenutztes Metall. Yugi fühlte, noch bevor er den Armreif sah, daß es sein Stück war.   Schnell schob er es auf seinen Arm, als er draußen zwei aufgeregte Stimmen vernahm und das Geräusch von ächzendem Holz. Yugi verknüpfte hastig wieder die Bänder, dann eilte er so leise es ging zurück in das gegenüberliegende Zimmer. Gerade noch rechtzeitig, denn nun tönte Mariks Stimme aus diesem Stockwerk.   „Es war ein Geist, du verdammter Halsabschneider! Kennst du sonst jemanden, der nur noch aus Knochen besteht?“ Die Antwort des Wirts war leiser, aber sein Tonfall genauso aggressiv.   Das hier mußte eine wahre Räuberhöhle sein. Yugi schauderte. Ein Zittern überkam ihn und er hielt sich an seinem Armreif fest. Sein Armreif… Er hatte ihn zurück! Das Kratzen in seinen Eingeweiden war verschwunden.   Mana klebte mit angehaltenem Atem an der Tür, beobachtete die Männer draußen.   „Wie, da sind noch andere hier oben? Wieso sagst du mir das nicht, du Holzkopf?“ Marik klang nach Mordlust.   Yugi packte Mana am Handgelenk und zog sie von der Tür weg, zu dem raschelnden Lager. Schnell! Sie mußten etwas tun oder… Aber ja! „Tut mir leid“, wisperte er Mana zu und drückte diese mit seinem Körper auf den Strohhaufen. Verlegenheit schoß durch seinen Körper und sein Kopf wurde so heiß, daß er glaubte, kaum noch atmen zu können, als er zu stöhnen anfing. Er bewegte seine Hüften gegen Manas. Innerlich bat er sie inständig um Verzeihung.   Doch da gesellte sich Manas Stöhnen zu seinem, sie legte die Arme um ihn, zog ihn näher. Ihre Schenkel öffneten sich und auch wenn sie beide noch Kleidung trugen, spürte Yugi zu deutlich die Hitze ihrer Weiblichkeit an seinem Schritt.   „Oh, oh! Mach mir ein Baby, mein Süßer!“   Yugi setzte der Atem aus. Sein Kopf schwamm, er wußte nicht, ob er lachen sollte oder lieber weinen. Sein Herzschlag trommelte ihm bis in den Kopf hinauf, während Mana die Götter um ein Kind anflehte. Immer weiter, immer weiter… Bis Yugi Schritte hörte, die sich entfernten.   „Pah, Weiber.“ Marik klang verachtend. „Gib mir noch ein Bier, du Halsabschneider.“   „Du hast wohl schlecht geträumt bei der Geräuschkulisse.“   „Das wirds sein.“   Die Stimmen wurden immer leiser, während Yugis Herz immer leichter wurde. Endlich konnte er aufhören.   Mana boxte ihn in den Arm. „Wehe, du erzählst das jemandem.“   „Niemandem“, versprach Yugi und fiel zurück.   Mana richtete dann ihre Kleidung. Danach grinste sie verschlagen. „Du bist noch Jungfrau, oder?“   „Hör mal, wer da spricht“, konterte Yugi, dann aber mußte er lachen. Er preßte eine Hand auf den Mund, während sein Körper von Amüsement geschüttelt wurde. Mana biß in ihre Faust, kichernd.   Fünf Minuten später hatten sie sich beruhigt. Sie öffneten das Fenster und Mana, mit stolzgeschwellter Brust, rief ihre eigene Ka-Bestie. Das Schwarze Magiermädchen flog sie sicher auf die dunkle Straße, bevor es mit einem Augenzwinkern verschwand. Hand in Hand rannten Mana und Yugi zurück zum Markt, so breit grinsend, daß ihnen noch am nächsten Tag die Mundwinkel schmerzten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)