Schatten über Kemet von Moonprincess ================================================================================ 24. Kapitel ----------- Mana, Atem und Yugi lachten noch immer, als sie die Gärten betraten.   „Das war vielleicht eine Schau!“ Mana tanzte vor den Männern her.   „Ich dachte zuerst, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.“ Yugi lachte erneut.   „Hm, du hast meinen lieben Vetter ganz schön erschreckt.“   „Das wollte ich sicher nicht. Aber zum Glück ist Gandora ein lieber Drache.“   „Der letzte, der ihn beschworen hat, wird dir da nicht zustimmen.“ Atem schüttelte es und er mußte anhalten. „Gandora hat ihn angespuckt.“   „Was?“   Mana hielt sich den Bauch. „Ja! Und dann hat er dem Soldaten seinen Hintern zugedreht.“   „Das glaub ich nicht!“ Yugi schüttelte den Kopf. „Er konnte ja gar nicht genug davon kriegen, daß ich ihn streichle.“ Er blickte an sich hinab. „Und mich hat er auch eingespeichelt. Nur… anders.“   „Dein Gesicht war zum schießen“, informierte Atem Yugi, der daraufhin einen Flunsch zog. Atem beugte sich hinab und küßte kurz Yugis Nase. „Keine Sorge, ich hätte nicht zugelassen, daß Gandora dich verspeist, gleich wie appetitlich du aussiehst.“   Mana rollte amüsiert mit den Augen. „Ihr zwei braucht dringend ein Gemach für euch allein. Und mindestens eine Woche darin!“   „Mana!“ Yugi glühten die Ohren.   „Nun, Yugi ist jetzt fürs Erste sehr gut ausgestattet, was Ka-Bestien angeht. Wie sieht es bei dir aus, Mana?“ Atem ging mehrere Schritte vor und blickte von der Anhöhe hinunter zu Yugis Haus.   Die Angesprochene seufzte. „Na, was denkst du denn? Ohne meine persönliche Ka-Bestie kann ich nur eine Vorauswahl treffen, gleich was Meister Set meint.“   „Mach dir keine Gedanken, Mana, du wirst es schaffen. Ich glaube an dich.“ Yugi lächelte sie aufmunternd an. „Du doch auch, Atem, nicht?“ Doch es kam keine Antwort und Yugi wandte sich ebenso wie Mana ihrem Freund zu. Der stand noch immer an der selben Stelle, doch er wirkte plötzlich steif. Yugi trat vor Atem und erschrak, als er dessen starren Blicks gewahr wurde, ebenso der Bläße in dessen Gesicht. „Atem? Geht’s dir nicht gut?“ Plötzlich fielen Yugi wieder all die schrecklichen Ereignisse des Vortags wieder ein. Was, wenn Atem auch vom Fluch…   Da drehte Atem sich zur Seite und lief an Yugi vorbei die Anhöhe hinab. Sein Umhang flatterte hinter ihm her und sein Schmuck klimperte.   „Was hat er denn auf einmal?“   „Keine ‚Ahnung. Aber ich lasse ihn sicher nicht allein!“ erwiderte Yugi auf Manas besorgte Frage und stürmte dann Atem hinterher. Er hörte hinter sich Manas leichten, schnellen Tritt. Atem vor ihm hatte sich nun Yugis Haus zugewandt. Yugi wurde instinktiv schneller. Großvater! Das Herz dröhnte Yugi in den Ohren und er glaubte, den Boden unter den nackten Füßen zu verlieren. Es dauerte nur einen Wimpernschlag, dann hatte Yugi sich wieder gefangen. „Atem, warte!“ brüllte er und tatsächlich wurde Atem langsamer und Yugi gelang es, diesen beinahe einzuholen. „Was ist los?“   Atem schüttelte den Kopf, seine Augen ließ er nicht von seinem Ziel. Die Wachen vor der Tür starrten ihn an, dann Yugi. Der schenkte ihnen einen ratlosen Blick, bevor er fast in Atem rannte.   Sein Freund hatte seinen wahnsinnigen Lauf gestoppt und atmete nun schwer. Sein Blick irrte durch den Vorraum und konzentrierte sich schließlich auf die beiden Menschen an Großvaters Schreibtisch.   Yugi stützte sich keuchend an der Tür ab, während Atem weiter in den Raum ging, ohne bemerkt zu werden. Yugi blinzelte sich den Schweiß aus den Augen und erkannte am Tisch Großvater. Und neben ihm…   „Mutter!“   Yugi fuhr fast aus der Haut, als Atem aufschrie und dann vorstürmte. Er packte die Frau an den Schultern und drehte sie zu sich.   „Du bist es… Ich habe dein Gesicht gesehen und…“   Yugi öffnete den Mund, da spürte er einen Windhauch hinter sich. Er machte einen Satz zur Seite, sonst hätte Mana ihn wahrscheinlich umgerannt. Sie blieb einen Moment stehen, den Mund offen, dann rannte sie ebenfalls zu der Frau vor ihnen und warf sich ihr in die schlaffen Arme.   „M-mama! Das… Wie kann das sein?“ Mana lachte unter Tränen.   Für einen Moment war das das einzige Geräusch. Großvater stand mit offenem Mund da. Die Frau starrte abwechselnd Atem und Mana an, offenbar unsicher, was sie tun oder sagen sollte.   Yugi war der erste, der seine Stimme wieder fand. „Sagt mal, was treibt ihr da, Atem, Mana? Das ist meine Mutter.“ Sein Ton war schärfer als er es beabsichtigt hatte.   Atem drehte sich ihm überrascht zu, dann sah er zu Yugis Mutter, die nun die Kraft fand, Mana sanft aufzurichten. „Aber…“   „Yugi hat recht, mein Pharao. Ich bin seine Mutter und er ist mein einziges Kind.“ Tuja lächelte resigniert. „Ich wußte, dieser Tag würde kommen, nur nicht so früh. Ich hatte gehofft, zuerst mit meinem Sohn und meinem Schwiegervater sprechen zu können.“   Mana starrte Tuja an und noch mehr Tränen rannen über ihre Wangen. „Aber wie geht das? Du… du siehst aus wie sie!“   „Meine Mutter soll eurer Mutter ähnlich sehen?“ Beinahe hätte Yugi gelacht, doch weder seine Familie noch seine Freunde sahen aus, als seien sie in der Stimmung für Scherze.   „Ich schwöre dir, Yugi, sie sieht ihr nicht einfach ähnlich. Sie sieht genauso aus wie sie. Ein bißchen älter, ja, aber ansonsten…“ Atems Gesicht wirkte wie erstarrt. „Es ist dieselbe Frau, Yugi!“   „Ich bin nicht Teti.“ Es war eine Feststellung schwer wie ein Stein aus dem Munde Tujas. „Aber ich kann dir nicht vorwerfen, mein Pharao, daß du glaubst, ich sei sie. Unsere Mutter gebar uns nur Minuten nacheinander und unser Vater schimpfte, wenn eine von uns etwas angestellt hatte, er aber nicht herausfinden konnte, welche es gewesen war.“ Ein Lächeln unterstrich den wehmütigen Blick. „Wir blickten einander an und sahen immer ein Spiegelbild.“   Yugi konnte kaum glauben, was er da hörte! Wenn das stimmte… Er blickte zu Atem, über dessen Gesicht Gefühle jagten wie aufgescheuchte Gazellen.   „Siamun, du bist doch mein Wesir, oder?“ erkundigte der Pharao sich schließlich, seine ruhigen, gedehnten Worte ein starker Kontrast zu seiner wechselhaften Mimik.   „Ja, mein Pharao.“ Yugis Großvater seufzte dann.   „Warum hast du mir das nicht erzählt? Ich dachte, meine Mutter hätte keine lebende Familie mehr.“ Atem schloß die Augen, sein Kinn mahlte.   „Ach, mein König, deine Mutter hat es mir verboten.“ Siamun senkte den Kopf.   „Warum würde dir meine Mutter verbieten, mir so etwas mitzuteilen?“   Yugi und Mana zuckten unter dem hereinbrechenden Donnerwetter zusammen.   „Teti und ich entschieden, es sei das Beste so. Obwohl… Eigentlich war es nur meine Entscheidung und sie richtete sich nach mir.“ Tuja wandte den Blick von Atem fort. „Ich hatte nicht geglaubt, je nach Waset zurückzukehren.“   „Mama, ich verstehe das alles nicht. Heißt das, Atem und ich sind… Vettern? Warum hast du mir das nie gesagt?“ Yugi zitterte, seine Stimme ebenso.   „Das trifft es nicht ganz. Wie viele kleine Kinder es tun hast du deinen Vetter vergessen, nachdem du ihn nicht mehr gesehen hast. Ich hielt es für besser, dir Kummer zu ersparen und so erinnerte ich dich einfach nicht mehr an ihn.“ Tuja ließ sich auf einen Stuhl sinken. Sie sah auf einmal sehr müde aus.   Yugi eilte zu ihr und nahm sie in den Arm. „Mama, bist du heute angekommen?“   „Ja. Die ganze Stadt kannte nur das eine Thema. Oh, Yugi, ich bin so froh, daß du heil und gesund bist!“ Damit warf Tuja beide Arme um ihren Sohn und schluchzend betastete sie ihn, als hätte sie erwartet, ihm müßten einige Glieder fehlen. Oder als ob die Wärme des Lebens der Kühle des Todes gewichen sei.   Yugi preßte sie an sich und seine Wangen wurden naß, genauso wie seine Brust. „Ich wollte dir keine Sorgen machen, Mama. Nie.“ Er wiegte sie wie ein kleines Kind und kam sich dabei merkwürdig hilflos vor. Sonst war er es immer gewesen, der an ihrer Brust Trost und Zuflucht gefunden hatte.   „Mana und ich gehen dann mal.“ Atems Stimme verriet keinerlei Gefühl. „Hier stören wir offenbar nur.“   Yugi drehte den Kopf, wollte etwas sagen… Doch da hatte Atem die zögernde Mana schon aus dem Haus gezogen. Yugi senkte den Kopf. Es stach so in seiner Brust und auf einmal fühlte er sich so müde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)