Schatten über Kemet von Moonprincess ================================================================================ 11. Kapitel ----------- Yugi war noch immer beschwipst, als er zum Mittagessen heimkehrte. Lachend und grinsend suchte er seinen Großvater, ab und zu summte er das Lied, das sie gesungen hatten. Einer der Diener kam zu ihm und erklärte, daß Yugis Großvater einen Besucher im Eßzimmer hatte. Yugi bedankte sich und ging genau dort hin. „Großvater?“ Lachend kam er herein.   „Oh, Yugi! Da bist du ja!“ Yugis Großvater lächelte breit und deutete auf einen Mann, der ihm gegenüber an einem der kleinen Tische saß und sich eben noch an einem Becher erfrischenden Naßes gelabt hatte. „Das ist mein alter Freund Arturius.“   „Grüß dich, Yugi.“ Arturius, ein schlanker Mann, war selbst im Sitzen größer als Yugis Großvater. Er wischte sich über seinen Schnurrbart, dann lächelte er Yugi an. „Du scheinst einen guten Tag gehabt zu haben.“   „Guten Tag.“ Yugi grinste, dann nickte er. „Bleibst du zum Essen?“   „Oh, nein! Ich will nicht stören. Ich wollte nur mal wieder meinen alten Freund besuchen, ein paar Neuigkeiten austauschen.“   Yugis Großvater schüttelte den Kopf. „Ah, ich würde mich freuen, wenn du bliebest. Wir sehen uns wahrhaftig viel zu selten.“   „Ja, von wegen im Alter hätte man endlich Zeit…“   „Nicht bei deinem Forschergeist.“   Arturius erhob sich. „Du wirst auch noch lange nicht ruhen, Siamun. Wie gesagt, ich komme gerne morgen Abend zum Essen.“   „Das will ich aber hoffen!“   Yugi schmunzelte. „Großvater meint es ernst. Ich freue mich, dich wiederzusehen, Arturius.“   „Dann muß ich ja wohl kommen. Also bis morgen! Gebt auf euch acht.“ Nach einem letzten Nicken verließ Arturius das Zimmer. Sicher würde einer der Diener ihn zur Haustür begleiten.   „Kennt ihr euch schon lange, Großvater?“   „Ewig!“ Lachend erhob Siamun sich und trat zu seinem Enkel. „Ich habe schon von deinem Erfolg gehört.“   „Oh, wirklich?“   „Euer Lied war nicht zu überhören. Meister Set wird nicht begeistert sein.“   Yugi winkte ab. „Atem sagt, wir sollen ihn nicht zu ernst nehmen. Er wäre mit einem Stock im Arsch geboren worden.“   Der Großvater hob die Augenbrauen. „So?“ Kopfschüttelnd drückte er Yugi auf die Sitzkissen. „Was der Pharao über seinen Vetter denkt und wie er über ihn zu sprechen beliebt sind seine Angelegenheiten. Dir, Yugi, aber steht es nicht zu, solche Dinge auszusprechen, selbst wenn du den Lebenden Horus nur zitierst.“   „Ja, aber...“   „Kein aber! Ansonsten muß ich dir zum Ausnüchtern einen Eimer Wasser übergießen lassen.“   „Hier?“ Yugi blinzelte und sah sich um.   „Hier, in deinem Bett… Wo es eben nötig ist.“ Großvater grinste und setzte sich. „Es wird gleich Essen geben. Wieviel hast du denn getrunken?“   Yugi kramte in seinen Erinnerungen. „Mehr als Mokuba… Und der hatte… drei Becher. Ja, genau drei!“ Er kicherte, als er daran dachte, wie Mokuba mit Marshmallon im Sand gelegen hatte. Marshmallon war so vollgesogen gewesen…   „Du solltest weniger trinken oder dich langsam an mehr gewöhnen.“ Großvater legte eine Hand auf Yugis Unterarm. „Ich bin sehr stolz auf dich, mein Junge. Ich weiß, du wirst ein großartiger Bestienzähmer werden.“   „Da-danke.“ Yugi lachte, einfach weil ihm danach war. „Der Pharao hat mich die ganze Zeit beglückwünscht und mich gelobt. Er ist so ein toller Mann…“   „Das ist er und das trotz seiner jungen Jahre. Ach, Yugi…“ Großvaters Blick war warm und sein Lächeln sanft. „Du wirst die Familie wunderbar fortführen.“   „Das hoffe ich doch!“ Yugi lächelte, obwohl er plötzlich das Prickeln von Tränen verspürte. „Ich will euch alle glücklich machen.“ Er rieb sich über die Augen.   Großvater tätschelte seinen Arm. „Wo wir schon beim Thema Familie sind: Arturius wird morgen seine jüngste Enkeltochter mitbringen. Sie wird nächstes Jahr dreizehn, aber Arturius sagt, sie ist sehr klug und auch recht erwachsen für ihr Alter. Ich will, daß du sie dir einmal ansiehst, Yugi.“   Der blinzelte erneut. „Was meinst du damit, Großvater? Warum soll ich sie mir ansehen?“   „Oh, Yugi, das Bier bekommt dir offenbar nicht. Ich meine, daß sie eine geeignete Braut für dich sein könnte. Ihr Vater ist Gaufürst von Waset, ist also nicht gerade arm.“   Yugi glaubte, jemand hätte ihm gerade doch einen Kübel eiskalten Wassers ins Gesicht geschüttet. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. „Eine Braut? Für mich?“   „Also für mich wäre sie etwas zu jung.“ Großvater lächelte verschmitzt.   „Für mich etwa nicht? Sie ist gerade zwölf! Ich bin aber 19.“   „In zehn Jahren wird das keinen mehr interessieren. Außerdem würdet ihr sowieso nicht sofort heiraten.“   „Das will ich doch mal hoffen!“ Yugi schüttelte den Kopf. „Ich kenne sie ja nicht mal.“   „Genau deshalb will ich ja, daß ihr zwei das morgen ändert. Unterhalte dich einfach mit ihr, finde heraus, wer sie ist.“   „Und wenn sie mir nicht gefällt?“   „Oh, du bist ja schnell mit deinem Urteil!“   „Großvater! Du weißt, was ich meine…“ Yugi blickte zur Seite und preßte die Lippen aufeinander. Die Augenbrauen gerunzelt studierte er die bunten Kissen und den hellen Marmorboden.   „Dein Glück liegt mir am Herzen, Yugi. Wenn ihr nicht zueinander paßt, dann werde ich mich nicht gegen Hathors Plan auflehnen. Ich will nur, daß du offenen Herzens und Geistes bist, wenn du dich mit Rebekka triffst.“   Yugi nickte langsam. Bevor er noch etwas erwidern mußte, wurde zum Glück das Essen gebracht und Yugi stürzte sich fast auf Fladenbrot, Granatäpfel und Milch, um nichts mehr sagen zu müssen. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, daß sein Großvater Anteil an seiner Brautsuche nahm, aber plötzlich fand Yugi die Aussichten auf eine Ehe ohne Reiz. Er war sich nicht sicher, was das bedeuten mochte.   ***   Auch am nächsten Tag gelang es ihm nicht, dieses merkwürdige Gefühl abzuschütteln. Vielleicht war es aber auch ganz normal, sich überfordert zu fühlen, wenn einem plötzlich ein unbekanntes Mädchen vorgestellt werden sollte, mit der direkten Aussicht einer Heirat. Im Dorf kannte Yugi die Mädchen alle beim Namen, hatte Zeit mit ihnen verbracht und auch wenn einige wirklich reizend, klug und guten Herzens waren, so hatte er doch bei keinem das Gefühl gehabt, daß es dieses sein könnte. Würde das jetzt anders sein?   Der Tag verflog und am Nachmittag fühlte Yugi sich nicht nur von den unzähligen Beschwörungen ausgelaugt. Er atmete tief durch, während Meister Karim die heutige Lektion beendete. Wenigstens hatte er sie nicht weiter mit Leibesübungen bis zum Umfallen gequält. Dafür aber hatten Mana und Mokuba komplizierte Zeichnungen in den Sand malen müssen. So ganz schlau war Yugi nicht daraus geworden, aber er hatte auch den Tag über mit Jono und Honda geübt.   „He, du siehst echt fertig aus, Yugi.“   Der lächelte müde. „Es war auch ein langer Tag.“   „Du wirst dich dran gewöhnen“, versprach Honda. „Wenigstens mußtest du nicht im Sand herumkrabbeln.“   Yugi blickte mitfühlend zu Mana und Mokuba, die gerade schimpfend versuchten, Sand aus ihrer Kleidung zu schütteln. „Ich weiß.“ Er versuchte ein überzeugenderes Lächeln. „Ich mag Marshmallon auch sehr gerne. Er sieht lustig aus und er scheint mich immer zu verstehen.“   „Na ja, kein Wunder, schließlich ist er ein Teil von dir.“ Honda klopfte Yugi auf die Schulter. „Lust auf ein Bier? Hast es dir verdient.“   „Ein andermal gerne. Großvater hat heute Besuch. Ein alter Freund mit seiner Enkelin.“   „Oh ne! Sag nicht, daß es Rebekka, die Nervensäge ist.“ Jono verdrehte die Augen. „Du hast mein Mitgefühl, Mann!“   „Meins auch.“   Yugi verzog das Gesicht. Das ungute Gefühl kehrte mit Macht zurück. „Ist sie so schlimm?“   „Ein vorlauter Fratz, wurde ihr ganzes Leben lang verwöhnt. Klug mag sie ja wirklich sein, aber sie ist zu sehr von sich überzeugt.“   „Und immer weiß sie alles besser.“ Jono machte ein unfeines Geräusch. In gekünstelt hoher Stimme fuhr er fort: „Ich würde das alles ganz anders machen! Die Soldaten würden besser ausgebildet und ihre Pflichten schneller erfüllen, wenn man den ganzen Prozess vereinfachen würde. Was dazu fehlt, ist nur jemand wie ich!“   „Äh, wie will sie denn das erreichen?“ erkundigte Yugi sich.   Seine Freunde zuckten die Achseln.   „Da steigt keiner von uns durch“, fügte Honda hinzu. „Na, wird schon schiefgehen. Ist schließlich nur ein Abendessen, dann bist du sie wieder los.“   „Genau!“ stimmte Jono zu. „Es ist ja nicht so, als müßtest du sie heiraten. Der arme Kerl, der mal mit der gestraft wird…“   Yugi stieß ein nervöses Lachen aus. „Ich sollte lieber los. Bis morgen, ihr zwei.“ Nach einem Winken zu Mana und Mokuba eilte Yugi vom Übungsgelände, aber wurde, kaum in den Gärten, wieder langsam.   Großvater hatte ihn gebten, sich ernsthaft und ohne Vorbehalte mit Rebekka auseinanderzusetzen. Sie hatte es jedenfalls nicht verdient, daß er sie verurteilte, bevor er überhaupt selbst mit ihr gesprochen hatte. Aber was er von Jono und Honda gehört hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf, besonders nachdem er bereits den gesamten Tag das Treffen mit seiner möglichen zukünftigen Braut fürchtete.   Yugi stöhnte und fuhr sich durchs Gesicht. “So komme ich mal nicht weiter”, murmelte er. “Ich habe auch an der Bestienzähmerei gezweifelt und nun...” Er straffte seine Schultern. Wäre sein Vater vor dieser Aufgabe zurückgescheut? “Es kommt, wie es kommt.” Damit beschleunigte er seine Schritte.   Eine gute dreiviertel Stunde später war Yugi gewaschen, trug einen der neuen Schendits, die Großvater ihm bestellt hatte, und einigen Schmuck. Immerhin konnte Yugi diesmal seine Haare vor dem Öl bewahren. Als er das Eßzimmer betrat, ein höfliches Lächeln auf den Lippen, wurde er gleich von seinem Großvater und Arturius begrüßt.    Dann schob Letzterer ein Mädchen nach vorne. „Yugi, das hier ist meine jüngste Enkelin Rebekka, Rebekka, das ist Yugi, Siamuns einziger Enkelsohn.“   Rebekka musterte Yugi mit einem kleinen Lächeln, dann nickte sie. „Es freut mich sehr! Opapa sagte, du wärst 19 Jahre alt?“   „Äh, ja… Schön, dich kennenzulernen, Rebekka.“ Yugi hielt sein Lächeln aufrecht. Das Mädchen kam aber gleich zur Sache…   „Dafür bist du etwas klein, oder?“   Autsch! „Vielleicht wachse ich ja noch.“ Und Meister Set würde morgen Honigküchlein an alle verteilen. Mit einem großen, breiten Lächeln!   Yugi ließ kurz Rebekka auf sich wirken. Das war ja schließlich nur gerecht! Sie hatte langes, blondes Haar, das ihr offen über die Schultern fiel, dennoch aber nicht verbergen konnte, das ihre Brüste gerade erst zu knospen begonnen hatten. Rebekka war vielleicht einen halben Kopf kleiner als Yugi, dafür hielt sie sich als sei sie eine Königin. Als Tochter eines Gaufürsten war das aber bestimmt nicht so ungewöhnlich. Ihre grünblauen Augen strahlten Wissensdurst und Aufmerksamkeit aus. Sommersprossen übersäten ihr Gesicht und ihre entblößten Arme. Sie trug ein enganliegendes, weißes Kleid und klirrenden Goldschmuck. Auf Yugi wirkte sie wie ein kleines Mädchen, das verzweifelt wie eine erwachsene Frau aussehen wollte. Aber er sollte sie ja kennenlernen und dazu gehörte mehr als das Äußerliche. Ob sie wußte, wozu dieses Treffen diente?   „Ah, das kommt ja schon das Essen! Arturius, meine Köchin macht den besten Gazellenbraten der gesamten Stadt.“   „Laß das mal nicht den Pharao hören! Sonst wirbt er sie dir sofort ab.“   Die Männer lachten und setzten sich. Yugi wollte ihnen folgen, da fiel ihm auf, daß Rebekka sich nicht gerührt hatte. Abwartend stand sie da, den Blick auf ihn gerichtet. Offenbar wußte sie es… Yugi reichte ihr langsam eine Hand und sie nahm diese ohne zu zögern. Yugi führte also Rebekka zu ihrem Tischchen, das genau seinem gegenüber stand. Sobald sie sich gesetzt hatte, konnte auch Yugi sich niederlassen.   Auch wenn er nicht wußte, ob Großvaters Köchin wirklich so gut war, der aufgetragene Braten sah nicht nur herrlich braun und knusprig aus, er duftete auch, daß Yugi das Wasser im Munde zusammenlief. Ein Diener schnitt den Braten auf und legte jedem eine große Scheibe auf den tönernen Teller.   „Opapa hat mir erzählt, du stammst nicht aus Waset.“   „Das ist richtig.“ Yugi zupfte vorsichtig ein Stückchen Fleisch ab und schob es sich in den Mund. „Ich komme aus einem Dorf mehrere Tagesreisen von Waset entfernt.“   „Und was hast du da gemacht?“ fragte Rebekka weiter und griff zu ihrem durchscheinenden Alabasterbecher.   Yugi leckte sich die Finger ab. Hm! „Ich habe meinen Eltern in der Töpferei geholfen.“   Rebekka blickte ihn überrascht an. „Du bist Töpfer?“ Auf sein Nicken schüttelte sie nur den Kopf. „Na, hier am Hofe werden sich für dich schon andere Wege auftun. Du bist schließlich Enkel des Wesirs! Du könntest in die Politik gehen.“   Yugi wurden die Augen groß, sein Mund öffnete sich leicht. Er und Politiker? „Ich weiß nicht, ob…“   „Du brauchst nur jemanden an deiner Seite, der dich entsprechend unterstützt.“ Sie lächelte und ihr Gesichtsausdruck wurde abwesend. „Du hast das Potential, jemand muß es nur zum Vorschein bringen.“   Yugi dachte an das Senetspiel gestern gegen Atem. Dieses hatte bereits einiges zum Vorschein gebracht, aber Rebekka gegenüber konnte er das schlecht erwähnen. „Politik reizt mich wirklich nicht.“   „Dann das Kriegswesen?“   Wie kam dieses Mädchen nur auf solche Ideen? „Nein. Ich bin gerne Töpfer. Es macht mir Spaß.“   Rebekka schob eine Unterlippe vor. Ihre Brauen zogen sich zusammen wie ein Gewitter. „Davon kannst du doch nicht anständig eine Familie ernähren.“   „Meine Eltern haben es hervorragend geschafft.“ Langsam hatte Yugi genug davon! Dennoch mußte er sich wieder beruhigen. Sanfter fuhr er fort: „Das ist eben mein Talent.“   „Das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht, daß das alles ist.“ Rebekka traktierte Yugi mit scharfen Blicken, während sie ein Stück Brot abriß und in die würzige Soße tunkte. „Ein Mann muß doch Ambitionen haben! Ein schönes Haus, ein Garten, eine gute Bildung für die Kinder.“   Halt, halt, halt! Yugi rieb sich über die Stirn. Es war doch etwas früh, um Kinder in dieses Gespräch zu bringen. „Ich habe gehört, du sollst sehr klug sein“, versuchte er das Thema zu wechseln, ohne weiteren Beschuß zu provozieren.   Rebekka lächelte und setzte sich gerader hin. „Das stimmt auch. Ich bin ein Genie, sagen meine Eltern! Meine Lehrer übrigens auch. Ich bin so gut, daß ich selber unterrichten könnte.“ Ihr Blick wurde erneut düster. „Aber alle sagen, ich sei zu jung. Dabei kann ich komplizierte Berechnungen anstellen.“   „Was berechnest du denn so?“   „Oh, alles mögliche! Ich habe ein neues Wasserleitungssystem für die Felder meines Vaters erdacht. Wir konnten so die Erträge um ein Drittel steigern und das bei einem Viertel weniger Arbeitsaufwand.“   „Das ist großartig!“   Rebekkas Wangen wurden rot. Sie lächelte und drehte eine Haarsträhne um einen Finger. „Man kann alles mit Mathematik lösen und verbessern. Wenn du magst, zeige ich dir gerne einige meiner Arbeiten.“   Yugi lächelte. „Warum nicht?“ Ja, Rebekka war offenbar nicht zu unrecht stolz auf ihre Intelligenz. Aber ihr Ehrgeiz traf weitaus weniger Yugis Geschmack, soweit dieser Ehrgeiz darauf abzielte, aus ihm etwas zu machen, das er nicht war. „Leider habe ich nichts da, was ich dir zeigen könnte.“   Rebekka zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wenn du mich deiner Mutter vorstellst. Ich kann kaum glauben, daß sie nicht mit dir nach Waset gekommen ist!“   „Sie verabscheut die Stadt. Ich hätte sie auch lieber in meiner Nähe.“ Yugi dachte an den Brief, den er gestern endlich einem Boten übergeben hatte. Er hoffte, die Nachricht seines Erfolges würde sie milde stimmen.   „Wer kann Waset schon verabscheuen?“ Rebekka schüttelte erneut den Kopf. „Meine Mutter liebt es hier, in Minnefer und in Abu. Sie sagt, woanders könne man doch gar nicht anständig leben.“   „Meine Mutter meint, Waset ist voller gefährlicher Menschen, die einen nur zum eigenen Vorteil ausnutzen wollen. Am Palast gäbe es Intrigen, Mord und Totschlag.“   „Pf! Als ob nicht die ganze Welt so wäre!“ Rebekka machte eine Handbewegung als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen. „Aber in Waset gibt es Kunst, Kultur und Wissenschaft.“   „Die Keramiken meiner Mutter sind auch Kunst.“   „Aber sie werden nicht ewig stehen, nicht so wie unsere Tempel oder der Palast.“   „Nun, ich werde zu meiner Mutter zurückkehren und die Töpferei übernehmen, sobald es mir möglich ist. Ich weiß, wohin ich gehöre.“   Rebekkas Knöchel traten weiß hervor, während sie ihren Becher umklammerte. „Du wirst noch auf den Geschmack kommen. Du bist schließlich der Enkel des Wesirs und kein Bauernsohn.“   Yugi war es wirklich über, das und ähnliches hören zu müssen. Er verkniff sich ein Seufzen. Sein Großvater neben ihm lachte dröhnend über einen Witz. Wenigstens einer, der heute Spaß hatte.   Da kam eilig ein Diener ins Zimmer, bevor er aber noch ein Wort sagen konnte, trat hinter ihm ein zweiter Mann ein. Yugis Augen weiteten sich. In strahlend weißem Leinen, ein nachtblau schimmerndes Pantherfell um die Hüften geschlungen und mit goldener Krone auf dem stolz erhobenen Haupt stand der Pharao im Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)