Verzauberte Weihnachten von abgemeldet (Winter Edition) ================================================================================ Kapitel 10: [Dienstag, 10.Dezember 2019] ---------------------------------------- Nach den Ereignissen des letzten Abends hatte sie kaum ein Auge zugemacht. Der Moment im Park war magisch gewesen und sie war sich sicher, dass es bestimmt zu einem Kuss gekommen wäre. Die Erkenntnis machte sie nur noch nervöser als Leana es ohnehin schon war. Da kam es ihr gerade recht, dass sie heute einen straffen Zeitplan hatte, denn so konnte sie auch James aus dem Weg gehen.   Da die Griechin noch genügend Zeit zur Verfügung hatte sprang sie unter die Dusche. Ihre Haare flocht sie sich zu einem seitlichen Zopf und ihrem Make-up verlieh sie einen leichten Glamour-Look bevor sie in ihr Outfit schlüpfte. Im Spiegel prüfte sie noch ein letztes Mal ihr Aussehen bevor Leana ihre Tasche packte. Einige Unterlagen waren zum Austauschen und sie ging ihren heutigen Tagesablauf durch bevor sie auf eine Nachricht von Aileen antwortete.   Am liebsten hätte sich die Dunkelhaarige sofort mit ihrer besten Freundin getroffen um über den Abend zu reden, aber auf der anderen Seite war sie sich nicht sicher, wie Lee bei der Sache reagieren würde. Immerhin ging es dabei um ihren Schwager. Aus diesem Grund beschloss Helena vorerst kein Wort darüber zu verlieren und machte sich auf den Weg zu ihrem ersten Termin.   Aileen schrieb ihrer besten Freundin während sie sich auf den Weg ins Büro ihrer Tante machte. Heute war sie sozusagen Vanessa zugeteilt was bedeutete, dass sie an den Vorbereitungen für den Ball arbeiten würden. Die Collins freute sich schon darauf und konnte es kaum erwarten mehr Informationen zu bekommen. Auch wenn sie sich sicher war, dass Vanessa aus den meisten Dingen ein Geheimnis machen würde.   »Morgen!«, meinte die Blonde gut gelaunt als sie das Büro betrat. »Wie sieht unser Tag heute aus?«   Vanessa zog fragend eine Augenbraue nach oben. »Guten Morgen! Was hast du denn gefrühstückt?« Sie schloss ihre Mappe und stand auf. »Solch gute Laune um diese Uhrzeit ist ungewöhnlich für dich.«   Aileen umarmte ihre Tante zur Begrüßung und zuckte leicht mit den Schultern. »Ich bin nur froh, dass ich dir einmal helfen kann. Also was hast du für mich zu tun?«   Gemeinsam gingen die Beiden in den Veranstaltungssaal und Lee staunte nicht schlecht als sie die Dekoration sah. Bisher hatte sich ihre Tante wirklich ins Zeug gelegt. Unzählige Schneeflocken hingen von der Decke in verschiedensten Größen und Formen. Es sah auf wie ein kleines Winter Wonderland. Am Ende des Raumes befand sich die Bühne mit einer Tanzfläche und danach waren überall runde Tische und Sesseln aufgestellt.   »Also, was denkst du?«   Die Collins sah ihre Tante mit großen Augen an. »Das sieht magisch aus! Wie kann ich dir dabei helfen?«   Erleichtert atmete die Eventmanagerin aus und fuhr sich durch die Haare. »Ich muss noch einige Telefonate führen um alles zu organisieren. Doch du könntest anfangen die Tische zu dekorieren.« Sie deutete auf die Bühne. »Alles was du brauchst ist in jeweils einem Karton. Also pro Tisch hast du eine Schachtel. Sobald ich fertig bin komme ich um dir zu helfen.«   Die Blonde machte sich sofort an die Arbeit um Vanessa so gut es möglich war unter die Arme zu greifen. Es war erstaunlich was sie bereits alles auf die Beine gestellt hatte. Lee schnappte sich die erste Schachtel und wandte sich einem Tisch in ihrer Nähe zu. Es gab ein Tischtusch und passende Überzieher für die Sessel, welche sie als erste anbrachte bevor sie mit der richtigen Dekoration begann. Alles war farblich abgestimmt und sie hoffte, dass sie den Vorstellungen gerecht wurde. Doch allzu viel konnte man mit den vorgegebenen Gegenständen nicht falsch machen.   Um die Stille zu verbannen holte sie ihre Kopfhörer aus der hinteren Hosentasche und steckte diese an ihm Handy an. Mit Musik ging ihr einfach alles besser von der Hand. Um in passende Stimmung zu kommen stellte sie eine Weihnachtsplayliste ein und machte sich weiter an die Arbeit. Besonders das neue Weihnachtsalbum von Lea Michele hatte es ihr angetan und während sie von Tisch zu Tisch ging hörte sie durch die Songs und bemerkte nicht, dass sie lautstark mitsang.   »It's the most wonderful time of the year. With the kids jingle belling and everyone telling you be of good cheer. It's the most wonderful time of the year«, sang sie lautstark vor sich hin und drehte sich einmal im Kreis. Erst dann fiel ihr auf, dass sie nicht mehr alleine war und ihre Tante zurück gekommen war.   Vanessa grinste breit und schnappte sich ebenfalls eine Kiste. »Lass dich von mir nicht aufhalten. Du weißt, dass ich es liebe, wenn du singst.«   Schmunzelnd packte Aileen die Kopfhörer weg. »Das überlassen wir mal lieber den Profis.« Sie holte sich eine weitere Kiste. »Lief bei deinen Anrufen alles gut?«, fragte sie nach, aber das Gesicht ihrer Tante sprach Bände.   Kopfschüttelnd seufzte diese auf. »Nicht unbedingt. Ich meine die wichtigsten Dinge sind ohnehin abgewickelt, aber ich wollte nur noch die Bestätigungen einholen.« Sie überzog den Tisch mit der Decke. »Doch nun hat einer der musikalischen Gäste abgesagt, da sie einen anderen Auftritt bekommen haben und dieser wird wohl besser bezahlt. Nun fehlt uns ein Act, denn die anderen Bands wollen und können kein längeres Set spielen, was ich auch irgendwie verstehe.« Sie sah ihre Nichte frustriert an. »Das bedeutet ich muss noch kurzfristig einen Act finden oder wir müssen Songs über die Anlage abspielen…«   Aileen konnte die Frustration verstehen, denn immerhin saß sie nun schon so lange an dem Ball und nun kam so eine Nachricht. Auf die Schnelle würde wohl niemand Zeit haben, denn immerhin war Weihnachten und diese Zeit wollte jeder mit seiner Familie verbringen, aber vielleicht gab es doch einen Ausweg?   »Ahm, ich weiß, dass du alles genau geplant hast und es dir vielleicht nicht unbedingt hilft, aber ich könnte mit Jennifer und Damian reden. Wir können vielleicht ein Set zusammen stellen und auftreten, wenn du möchtest?«, fragte sie vorsichtig nach. Immerhin wollte sie sich weder aufdrängen noch alles über den Haufen werden.   Sofort hellte sich die Miene der Collins auf. »Das würdest du machen? Ich meine du solltest den Ball doch genießen und ihn nicht als Arbeit sehen. Das war nicht so geplant.«   Lee lächelte. »Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich rede mit den Beiden und sage dir heute Abend Bescheid. Ich habe dir doch angeboten zu helfen und wenn das mein größter Beitrag ist, dann mache ich das gerne.«   Der restliche Vormittag war an den Beiden vorbeigezogen und Aileen wurde kurzfristig von Leana zum Mittagessen eingeladen was sie sich natürlich nicht entgehen lassen wollte. Außerdem brannte sie darauf zu erfahren wie das Date gelaufen war. James hatte sich diesen Morgen vor ihr gedrückt und sie hatte ihn nicht ausfragen können. Also war es entweder eine Katastrophe gewesen oder war besser gelaufen als sie gedacht hatten.   Lea saß bereits an einem Tisch als Aileen ins Restaurant kam und sie sah mehr nervös aus als sie sollte. Fragend nahm sie gegenüber ihrer Freundin Platz und zog eine Augenbraue nach oben. Das sah ihr nun nicht unbedingt ähnlich. Bevor sie überhaupt nur ein Wort sagen konnte schoss Helena auch schon los.   »Gestern war eine Katastrophe. Denke ich zumindest. Oder auch nicht, denn eigentlich war es ein schöner Abend und dann nicht mehr.« Helena sah hilfesuchend zu ihrer besten Freundin. »Hat er zu dir was gesagt? Ich gehe ihm schon den ganzen Tag aus dem Weg.« Sie brauchte Antworten…   Die Britin war mehr verwirrt als das sie sich auskannte was eigentlich gerade los war. Aber anscheinend war es nicht so gelaufen, wie sich die Griechin den Abend vorgestellt hatte. Sie legte Leana beruhigend eine Hand auf den Arm. »Okay, hol mal tief Luft und dann erzähl mir in Ruhe was passiert ist.«   Die Griechin nahm einen Schluck von ihrem Wasser und sammelt sich ehe sie sich in die Schilderungen des Abends stürzte. Im Grunde hatte der Abend super angefangen und war gut gelaufen bis sie sich noch die Beine vertreten hatten und im Park waren. Ab da weg wurde alles seltsam und komisch zwischen ihnen. Denn nach dem Zwischenruf des Fahrers waren sie in den Wagen gestiegen und hatten bis zum Hotel geschwiegen. Selbst ihre Verabschiedung war steif gewesen und nun wusste die Dunkelhaarige nicht wo sie stand und was sie eigentlich machen sollte.   Aileen hatte ihr aufmerksam zugehört und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als der „Beinahe-Kuss“ erwähnt wurde. Doch warum sich James danach so komisch verhalten hatte konnte sie auch nicht genau sagen. »Also nachdem was du mir erzählt hast war der Abend doch ein voller Erfolg bis auf den Abschluss. Ich vermute ihr wart beide unsicher und wusstet nicht ob der Schritt richtig oder falsch gewesen war.« Sie bestellte sich ihr Essen bevor sie sich wieder auf ihre Freundin konzentrierte. »Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken. Ich bin mir sicher, dass auch James sich den Kopf darüber zerbricht und das mit dir klären will. Das wird sich schon klären.« Aufmunternd lächelte sie der Dunkelhaarigen zu. »Dein Kuss kommt vielleicht schneller als du denkst.«   Zuerst hatte Leana befürchtet es würde komisch werden mit Lee darüber zu reden, aber nun wo sie es getan hatte war sie froh, dass sie sich dazu entschieden hatte. Ihr wurde etwas leichter. Vielleicht machte sie sich wirklich zu viele Gedanken und alles würde sich klären, auch wenn sie das Gefühl hatte ihm trotzdem aus dem Weg gehen zu müssen…   Die Pantagiota hatte leider nicht so viel Zeit wie sie gerne hätte, denn schon hastete sie weiter zu ihrem nächsten Termin und die Blonde machte sich auf den Weg nach der Filmcrew, denn sie brauchte dringend Jennifer und Damian um mit ihnen zu reden so wie sie es ihrer Tante versprochen hatte.   Sie besorgte noch drei Becher Kaffee ehe sie sich auf den Weg ins Penthouse machte. Heute fand der Dreh erneut dort statt und es herrschte reges Treiben. Anmerkungen wurden durch den Raum gerufen und Stylisten liefen mit ihren Pinseln hinter den Schauspielern her. Von ihr nahm kaum jemand Notiz außer dem Regisseur, welcher sie freundlich grüßte. Anscheinend interessierte es ihn nicht was sie hier zu suchen hatte. Vermutlich dachte er sie würde nach ihrem Verlobten suchen.   Damian und Jennifer saßen beide etwas abseits und gingen ein Skript durch. Im Moment waren sie nicht mit drehen beschäftigt was für sie gut war.   »Hey Leute. Ich hoffe ich störe euch nicht!«, meinte sie freundlich und gesellte sich zu ihnen.   Beide sahen lächelnd auf und schüttelten den Kopf. »Nein, bitte setzt dich. Was gibt’s?«, meinte Jennifer und legte ihr Skript beiseite.   Aileen reichte ihnen jeweils einen Becher und setzte sich auf einen der Barhocker. »Tut mir leid, dass ich euch hier so überfalle, aber ich müsste euch um einen Gefallen bitten.« Etwas unsicher sah sie Jenn und Damian an. »Meine Tante plant einen großen Weihnachtsball und bräuchte zusätzlich noch einen Act, der auftritt. Und ich habe gedacht, dass wir uns vielleicht zusammen tun könnten um zu performen. Die Zusage meiner Tan hätten wir.«   Damian sah sie mit großen Augen an. »Wow, das ist eine große Ehre. Immerhin sind wir keine Profis. Ist sich Vanessa dabei auch sicher?«   Auch Jennifer war überrascht, aber fühlte sich gleichzeitig geehrt.   Die Blonde nickte. »Sie würde sich freuen. Ich habe vorhin mit ihr geredet. Sie braucht nur noch unsere Zusage und dann steht das. Nur wenn ihr Lust und Laune habt und es euren Dreh nicht beeinflusst, natürlich.«   Sofort waren die Beiden einverstanden und erleichtert seufzte die Collins auf. Ein weiterer Punkt auf ihrer Liste, der erledigt war. Sie freute sich darauf mit den Beiden zusammen zu arbeiten und performen zu dürfen. Das würde bestimmt Spaß machen und war eine neue Erfahrung. Da keiner von ihnen am nächsten Tag einen Dreh hatte beschlossen sie sich am Vormittag in der Bar zu treffen um sich einen Plan und eine Setliste zu überlegen und dann zu proben. Das würde toll werden. Aileen war sich sicher. Den restlichen Tag über versuchte sie im Hotel alles abzuwickeln was zu tun war und konnte es kaum erwarten endlich nach Hause fahren zu können.   Helena hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und ihre Füße schmerzten als sie gegen Abend endlich in der Lobby ankam. Samantha winkt ihr von der Rezeption aus zu und sie erwiderte die Geste ehe sie auf den Aufzug wartete. Nach einer kurzen Dusche würde sie heute einfach nur noch ins Bett fallen – so viel stand fest. In Gedanken war sie bereits bei ihrem weichen Kissen als sich die Türen des Aufzuges öffneten und ihr James gegenüberstand.   Sofort war sie in Alarmbereitschaft und überlegte umzudrehen und einfach wegzugehen, aber das wäre zu offensichtlich gewesen. Außerdem kam er nach unten und sie wollte nach oben.   »Hey!«, meinte sie schließlich und lächelte leicht.   Er schien ebenfalls überrascht zu sein sie zu sehen, aber erwiderte das Lächeln. »Leana, ich war auf der Suche nach dir. Also ich war eben bei deinem Zimmer um mit dir zu reden.«   Oh nein! Sie stieg zu ihm in den Fahrstuhl und spielte nervös mit dem Ring an ihrem Finger während er den Knopf für ihr Stockwerk drückte und sie sich nach oben in Bewegung setzten.   »Wegen gestern…also der Abend hat anderes geendet als ich es erwartet hatte«, meinte er schließlich und sah sie an.   Die Dunkelhaarige nickte leicht. »Ja, da ging es uns beiden wohl gleich.«   Er war wohl etwas unsicher, denn er wusste nicht so recht was er sagen sollte. »Tut mir leid, dass ich mich danach so komisch verhalten habe. Aber ich wusste nicht recht was ich tun sollte. Das alles war seltsam und ich wollte nichts falsch machen.«   Sie konnte ihn verstehen, aber dennoch hatte sie sich ein anderes Ende gewünscht. »Schon okay. Es war trotzdem ein schöner Abend.« Sie lächelte. Dieses Mal aufrichtig.   James lächelte ebenfalls. »Das nächste Mal sollten wir wohl mit der U-Bahn fahren da kann uns das nicht mehr passieren.«   Alleine diese Vorstellung war zum Brüllen.   Kichernd biss sie sich auf die Unterlippe und bemerkte plötzlich den Mistelzweig, welcher von der Decke des Aufzugs baumelte. Wer kam denn auf diese bescheuerte Idee? Steckte etwa ihre beste Freundin dahinter? Es wäre ihr zu zutrauen.   Auch James wurde nun darauf aufmerksam und grinste leicht. »Ein Mistelzweig.«   Ohne groß nachzudenken meinte Lea: »Er ist vermutlich voller Nageln.«   Beide lachten auf ehe sich ihre Lippen endlich berührten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)