Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 60: Der Kampf beginnt ----------------------------- Loki rappelte sich langsam hoch und versuchte, die gnadenlose Schwärze des Raums mit den Augen zu durchdringen. Doch es dauerte einen Moment, bis er etwas wahrnehmen konnte. Und ebenso dauerte es einen Moment, bis er sich daran erinnerte, was vorgefallen war. Seine Füsse tasteten sich unsicher vorwärts. Er hatte dafür gesorgt, dass Thor Eysma herbrachte – nun musste er auch dafür sorgen, dass sie unversehrt zu ihm gelangte. Langsam, noch etwas unsicher, suchte er seinen Weg zu der magischen Tür, die er für Thor und Eysma geöffnet hatte. Er kam sich ein bisschen seltsam vor, während er so durch das Dunkel tappte. Sein Körper fühlte sich merkwürdig an, irgendwie viel zu leicht... Aber er hatte jetzt keine Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken. Er fand Thor und Eysma schliesslich gerade noch rechtzeitig. War da, um das Schlimmste zu verhindern – denn nur ein paar Sekunden später, und die näherrückenden Wände hätten die beiden zermalmt. Als die Magie aus ihm schoss, wurde er sich der seltsamen Leichtigkeit seines Körpers jedoch richtig bewusst. Im selben Moment dämmerte es ihm: er war gar nicht wirklich hier! Das hier – der Loki, der gerade seinen Bruder und Eysma rettete – war nur eine Illusion. Aber wenn dem so war, konnte das nur bedeuten, dass sein eigentlicher Körper noch bewusstlos am Boden lag. Was wiederum nur eines bedeuten konnte... Ein Anflug von Triumph und heller Aufregung durchflutete ihn, und als Thor nähertrat, um ihn dankbar zu umarmen, konnte er sogar schon wieder grinsen und ihm in seiner typisch sarkastischen Art klar machen, dass er doch wohl noch eine Projektion von der Realität unterscheiden könne. So sehr er sich auch zurückzuhalten versuchte: das Triumphgefühl wollte nicht schwinden. Denn was ihm da offenbar gerade gelungen war, hätte er nie zu träumen gewagt. Nun blieb nur noch zu hoffen, dass sein Körper nach wie vor am Leben war. Sollte dem so sein – und im Augenblick hatte Loki keinen Anlass, daran zu zweifeln – sollte das Schwarze Element sich besser in Acht nehmen. Denn dann war ihr Sieg so gut wie gewiss! Bei seinem Körper angekommen, schmolz das frohe Gefühl jedoch so rasch dahin wie Schnee in der Sonne. Nicht seinetwegen allerdings, sondern wegen der ebenfalls reglos daliegenden Frigga, die er vorhin gar nicht bemerkt hatte. Wann war sie hergekommen? Sowohl er als auch Thor stürzten zu der Frau und sprachen sanft auf sie ein. Loki hielt dabei die rechte Hand über ihre Brust, um zu spüren, wie schwer sie allenfalls verletzt war. Nach wenigen Sekunden atmete er erleichtert auf. Sie war unversehrt und lediglich noch ohne Bewusstsein. Er verstärkte seine Magie, um in Friggas Geist einzudringen und sie zurückzurufen. Und tatsächlich: nach wenigen Sekunden schlug sie die Augen auf. Das Ganze hatte nicht länger als höchstens drei, vier Minuten gedauert, und doch spürte Eysma, dass ihnen die Zeit davon lief. Das Schwarze Element, von ihrem gemeinsamen Angriff vorhin geschwächt, sammelte sich bereits wieder. Auch Loki spürte es, aber erst als Frigga wieder ganz bei sich war, wandte er sich seinem Körper zu. Gerade, als er ihn mittels Magie auf die gleiche Weise zurückholen wollte wie seine Mutter, begann die Luft im Raum zu flimmern und zu schwirren. Loki bemühte sich, die Konzentration zu bewahren und die herannahende Gefahr auszublenden, so gut und solange es ging. Sein ganzer Körper begann zu zittern und schliesslich zu vibrieren, als wolle er sich auflösen. «Nicht jetzt!» dachte er verzweifelt. «Halt noch etwas länger durch.» Undeutlich nahm er Eysmas Stimme wahr, die ihm etwas zurief. Er blendete die Worte jedoch aus. Nur noch ein paar Sekunden, dann hatte er sich selbst wiederbelebt. Das musste er einfach schaffen! «Loki!» Eysmas Stimme wurde so schrill, dass sie nicht mehr zu überhören war. Oder war es Thor, der da schrie? Loki spürte die Erregung und Angst der beiden, auch die seiner Mutter, genauso sehr, wie er das Nahen des Schwarzen Elements spürte. Seine Anspannung wuchs im gleichen Masse wie ihn leise Verzweiflung übermannte. Sollte er jetzt, so kurz vor dem Ziel, doch noch scheitern? Und dann geschah es plötzlich... Sein Körper zitterte einen Atemzug lang noch heftiger und dann lösten sich auf einmal Schemen aus ihm. Weitere Lokis, die sich links, rechts, neben und vor ihn und die anderen stellten und ihr Grüppchen so abschirmten. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Loki war, dass Eysmas Mund verblüfft aufklaffte. Auch Frigga stand sekundenlang wie erstarrt. Dann begriffen beide und sammelten ihre Kräfte ebenfalls. Loki verkniff sich ein Grinsen und konzentrierte sich wieder auf sich selbst. Die Projektionen würden – zusammen mit Eysma und der zwar noch geschwächten, aber sehr entschlossenen Frigga – das Schwarze Element aufhalten können. Zumindest einen Moment lang. Lange genug, so hoffte er zumindest, bis er wieder vollends da war. Bis der echte Loki zurückkehrte und diesem Spuk ein Ende bereitete! ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Runya, Alfrid und die Kinder blieben stocksteif stehen, als der Berg hinter ihnen auf einmal zu zittern und zu brodeln begann. Zuerst wirkte es wie das Donnern eines Vulkans, aber erstens war dies kein Vulkan und zweitens wurde sehr schnell klar, dass es sich hier um ganz andere Töne handelte. Es klang, so verrückt dies auch schien, als ob das Gestein ächzen und stöhnen würde. Als ob es sich aufbäumte unter Schmerzen und Krämpfen. Und mit der wilden Entschlossenheit einer verzweifelten Existenz, nicht unterzugehen! «Was um alles in der Welt...» entfuhr es Alfrid, aber Runya schnitt ihm das Wort ab. «Es hat begonnen!» sagte sie hastig und griff nach der Hand des Kindes, welches ihr am nächsten Stand. «Der Kampf. Wir müssen hier weg. Schnell!» Sie zog das Mädchen mit sich und wusste, die anderen würden augenblicklich folgen. Was sie auch taten. Alfrid wollte sagen, dass dies doch aussichtslos sei. Dass niemand eine Chance habe, diese gewaltige Macht zu bezwingen, die das Schwarze Element darstellte. Aber als er Runyas entschlossenes Gesicht und die verzweifelten Mienen der Kinder sah, verschloss sich sein Mund wieder. Sollten sie sich ihren winzigen Rest von Hoffnung bewahren. Das böse Erwachen würde früh genug kommen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)