Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 59: Kapitel 57 - Ankunft -------------------------------- Kapitel 57 – Ankunft   -Zorro- „Hey, du da! Geld her, sonst setzt‘s was!“ „Der sieht irgendwie aus wie’n armer Schlucker. Glaub nicht, dass der was dabei hat.“ „Aber die Dinger, die der mit sich rumträgt, könnten was wert sein.“ „Hey! Bleib sofort stehen! Du da! Wir reden mit dir!“ „Hmm?“ Er sah von dem Zettel in seiner Hand auf, als der Lauf einer Flinte sich in sein Blickfeld schob. Sechs Mann hatten ihn umzingelt, alle hatten sie ihre Waffen auf Anschlag. „Rück dein Geld raus, Tourist, wenn dir dein Leben lieb ist, und deine Schwerter da. Wer braucht schon drei von denen?“ „Irgendwie kommt mir dieser Touri bekannt vor“, murmelte der Kerl, der mit seiner Waffe Zorros Wegbeschreibung blockierte. „Kann mir einer von euch sagen, wie ich zum Grove 13 komme?“ „Ein Witzbold biste, was? Wir sind hier auf Grove 13, du Hohlbirne. Jetzt rück die Schwerter raus, verstanden?“ „Ach so? Danke.“ Er hatte gar nicht bemerkt, dass er schon fast sein Ziel erreicht hatte, er hätte schwören können, dass er vor wenigen Schritten noch durchs Hotelviertel gestreift war. „Hey! Keinen Schritt weiter hab ich gesagt!“ „Sagt mal“, flüsterte einer zu seiner Linken, „gab es da nicht mal diesen Piraten, der mit drei Schwertern gekämpft hat? Aus’m East Blue oder so? Vielleicht…“ „Red keinen Müll! Du meinst diesen Piratenjäger von dieser komischen Strohhutbande, aber der ist tot, schon Ewigkeiten, und die Strohhüte gibt’s auch nicht mehr.“ Zwei weitere lachten ebenfalls und der mit der Flinte, drückte sie gegen Zorros Brust. „Nicht wahr? Du bist nur einer von diesen möchtegernreichen Touris, die meinen, dass sie cool aussehen, wenn sie ihre teuer erworbenen Schwerter durch die Gegend tragen.“ „Also der Typ wirkt weder cool noch reich auf mich“, murmelte einer der anderen. „Ach, ist doch egal, fakt ist, dass unser Touri hier nur Muskeln zum Protzen hat, genau wie die Schwerter da, nicht wahr?“ Nun streckte ihm die nervige Labertasche die Zunge raus. „Du weißt weder wie man das eine noch das andere einsetzt und hast absolut keine Ahnung wie man kämpft, oder?“ Zorro zuckte mit den Achseln, ehe er langsam von dem Lauf auf seinem Zettel zu dem Mann hinter der Waffe aufsah. „Willst du es herausfinden?“ Der Fremde machte einen Schritt zurück, nun leichenblass und am Zittern, als hätte er einen Geist gesehen. „Also… ich äh…“ „Ich suche die Bottakuri Bar, wo muss ich lang?“ „Ähm… also… ähm… nach da…“ „Danke.“ Er ging weiter. Es wäre wohl einfacher gewesen, sich das ganze Gelaber zu ersparen, aber immerhin wusste er jetzt wo er lang musste, außerdem hatte er Perona versprechen müssen, sich unauffällig zu verhalten. „Mach ja keinen Unsinn! Wenn du dich nicht unauffällig verhältst wirst du auffliegen und dann haben wir den Salat! Mihawk wird ausrasten, wenn jemand herausfindet wer du bist, oder noch schlimmer, wenn dich jemand beim Verwandeln sieht. Also…“ Sie war ganz schön nervig gewesen. Bereits die komplette Überfahrt über hatte sie ihn mit den anstrengendsten Fragen gelöchert und sich weder von ihm einschüchtern noch den Mund verbieten lassen. Als er ihr dann erklärt hatte, dass er etwas wichtiges zu erledigen hatte und sie ihn decken sollte, war sie regelrecht ausgetickt, fast noch schlimmer als der Samurai es konnte, doch letzten Endes hatte sie ihm geholfen in seiner wahren Gestalt unbemerkt das Hotel zu verlassen. „Komm erst wieder wenn’s dunkel ist. Ich lasse das Fenster offen und werde dafür sorgen, dass dich niemand sieht.“ Ihre Kräfte konnten ganz schön praktisch sein, auch wenn ihre negativen Geister immer noch lästig waren. Mit einem leisen Schmunzeln erinnerte er sich an den Tag, als sie aus Versehen Dulacre mit einem erwischt hatte. Egal wie überlegen der Samurai ihnen beiden war, selbst er hatte sich der Wirkung der negativen Gedanken nicht erwehren können. „Mein Leben ist eine reine Zeitverschwendung und mein Kampfstil nur durchschnittlich. Selbst Harakiri bin ich nicht wert.“ Es war wirklich lustig gewesen, zumindest solange die Wirkung angehalten hatte. Danach hatte Perona um ihr Leben bangen müssen und selbst Zorro hatte es schwer gehabt, den Samurai zu beruhigen. Sie beide hatten schwören müssen, nie auch nur ein Sterbenswort darüber zu verlieren, aber es änderte nichts daran, dass es geschehen war und auch wenn Zorro nicht vorhatte, dieses Wissen je gegen den anderen einzusetzen, so würde er es den anderen trotzdem nie vergessen lassen. Sein Lächeln schwand als er die Bar sah, die er vor über zwei Jahren das letzte Mal betreten hatte, damals noch in Begleitung des Samurais. Kopfschüttelnd vergrub er solch Gedanken in seinem Hinterkopf und entschied die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Egal was gewesen war, in wenigen Tagen würde er endlich seine Freunde wiedersehen, endlich wieder mit ihnen nach Abenteuern suchen. Er musste nur noch sein Treffen mit Eizen hinter sich bringen und dann würde es hoffentlich wieder so unbeschwert werden wie früher. Vor der Bar blieb Zorro für einen Moment stehen. Nein, er sollte aufhören zu hoffen, dass es wieder wie früher werden würde. Die anderen mochten vielleicht so unbeschwert sein wie eh und je, aber er selbst war es nicht. Die Dinge hatten sich verändert und er hatte es auch. Entschieden riss er die Tür auf. „Oh, hallo Zorro, du bist ja früh dran.“ „Was denn, sind die anderen noch nicht da?“, fragte er auf Shakkys Begrüßung mit einem Grinsen und schritt herein. „Sieht ihnen mal wieder ähnlich.“ „Möchtest du etwas trinken? Du hattest bestimmt eine anstrengende Reise.“ Die Barkeeperin füllte bereits einen Bierkrug und da der nervige Samurai nicht da war, um ihn über den schlechten Einfluss von Alkohol auf heilende Knochen zu belehren, gab es für ihn keinen Grund abzulehnen. „Gerne“, entgegnete er mit einem schiefen Grinsen und schloss die Türe hinter sich, ließ den Seesack von seiner Schulter einfach plump zu Boden fallen. Ein leiser Pfiff ließ ihn aufhorchen. Auf dem Sofa neben der Bar falteten der schwarze König gerade seine raschelnde Zeitung zusammen und zog seine Brille leicht hinab während er Zorro begutachtete und sich dann schließlich erhob. „Na, da hat sich aber einer verändert. Würde ich das Bild von deinem Steckbrief nicht kennen, hätte ich dich nie im Leben wiedererkannt“, begrüßte Rayleigh ihn nun. Zorro nickte ihm nur zu und blieb stehen, damit der alte Mann ihn ausführlich betrachten konnte. Mittlerweile war er diese Musterung gewohnt, schließlich hatte Dulacre ihn auch immer so angesehen. „Was redest du denn da Rayleigh? Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Mihawk’s Konkubine ist doch so offensichtlich. Ich bin eher verwundert, dass es noch niemand herausgefunden hat, insbesondere dein Blick sprich Bände“, lachte Shakuyak nun und hielt Zorro den Bierkrug hin. „Konkubine?“, entgegnete er nur und ließ sich an der Bar nieder. „Nein danke. An so etwas habe ich kein Interesse.“ Sie kicherte leise und zwinkerte ihm zu. „Da hat mir meine Schwester ab ganz andere Geschichten erzählt.“ Zorro rollte mit den Augen und nahm das Bier entgegen während sich der ehemalige Pirat neben ihn setzte. „Kanan liest zu viel zwischen den Zeilen“, murrte er und leerte sein Getränk in einem Zug. „Die Narbe steht dir gut“, bemerkte die Barkeeperin nur, ehe sie sich eine Zigarette anzündete, „ich mag Männer mit Narben.“ „Wäre mir ja nie aufgefallen“, lachte Rayleigh leise. Doch dann wurde er ernster und wandte sich Zorro zu. „Also, du bist ja überaus pünktlich und ohne Mihawk Juniour unterwegs? Er hat dich nicht begleitet? Ich bin neugierig, hat es einen besonderen Grund?“ Der alte Mann war klug, das war Zorro schon bei ihrem ersten Treffen vor zwei Jahren aufgefallen. Er schien sich mit Dulacre auf Augenhöhe unterhalten zu haben und das erlaubte der Samurai nur den wenigsten, auf der anderen Seite war er natürlich der ehemalige Vize des Piratenkönigs, wenn Dulacre nicht mal vor ihm Respekt hatte, vor wem dann? „Ich habe hier morgen einen wichtigen Termin, daher bin ich bereits so früh angereist“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Oh, natürlich, das ergibt Sinn“, murmelte der alte Mann mit großen Augen, während Shakky ihm ebenfalls einen Bierkrug hinstellte, Zorros eigenen wieder auffüllte und dann ins Hinterzimmer entfloh. „Aber warum besuchst du dann uns heute? Das kommt ja ganz unerwartet.“ „Tut es das?“, schmunzelte Zorro in sein Getränk hinein. „Ich dachte du hättest mich erwartet.“ Der dunkle König grinste nur, entgegnete jedoch nichts. Für einen Moment genossen sie beide ihr Bier in Stille während Zorro die Unterhaltung, die seine Crew vor zwei Jahren genau in diesen Räumen geführt haben musste, beinahe schon hören konnte wie die Geister der Vergangenheit. „Du hast dich gut entwickelt“, brach der alte Mann das einvernehmliche Schweigen, „Mihawk hat sich wirklich Mühe mit dir gegeben. Ich muss sagen ich bin überrascht, hätte ihn nicht gerade für einen guten Lehrer gehalten, er ist immer so herablassend.“ Leise lachend stimmte Zorro ihm zu: „Das stimmt wohl aber ja, er hat mir viel beigebracht.“ „Aber nicht alles, oder?“ Kurz sahen sie einander an. „Auf den ersten Blick wirkt es auf mich nicht so, als ob du deine Grenzen überschritten hättest. Deine Aura ist ganz anders als die von Mihawk.“ „Das stimmt“, murmelte er und wandte sich wieder seinem Glas zu, „anders als er habe ich nicht vor die Kontrolle über meine eigenen Kräfte zu verlieren.“ „Ach so.“ Erneut pfiff der andere leise. „Du hast also entschieden den schweren Weg zu gehen. Ich bin beeindruckt, du wärest der erste Dämon, den ich kenne, der es schaffen würde diesen Weg zu meistern.“ „Und was ist mit Ruffy?“, fragte Zorro, obwohl er die Antwort bereits kannte. „Ach bitte, er ist wahrlich ein Monster wie du, aber er ist ein D. kein Dämon, aber das weißt du ja“, redete sich der ehemalige Pirat mit einem leisen Schmunzeln heraus. Zorro entgegnete nur mit einem Schulterzucken. „Wie sagte Shakuyak letztes Mal, es braucht ein Monster, um ein anderes zu erkennen.“ Der alte Mann lachte erneut auf. „Nein, nein, sie sagte es brauch ein Monster, um ein anderes zu töten, und wenn ich mich recht erinnere meinte sie damals dich und Mihawk. Um mich ging es in dem Gleichnis gar nicht.“ Rayleigh nahm ebenfalls einen tiefen Schluck. „Wie kommt’s überhaupt, dass der junge Mihawk dich nicht begleitet? Letztes Mal hatte ich das Gefühl, dass er dich nur sehr ungerne aus seinem Blickfeld lässt.“ Mit jeder Minute wurde Zorro dankbarer, dass der Samurai nicht mit ihm gekommen war. Wenn dessen Verhalten anscheinend so offensichtlich war, dann hätte es mit Sicherheit zu nervigen Komplikationen geführt, wenn er auf Zorros Crew gestoßen wäre. „Er meinte es wäre unauffälliger. Die Anwesenheit eines Samurais würde die Marine schnell misstrauisch werden lassen, insbesondere da er davon ausgeht, dass unsere Abreise nicht unbemerkt bleiben wird.“ „Mhm“, stimmte Rayleigh leise zu, „Trennungsschmerz also. Das kann ich gut verstehen.“ „Was zur Hölle…?!“ Er starrte den alten Mann an. „Entschuldigung, seid ihr kein Paar? Ich meine, den Zeitungsartikeln allein würde ich ja nicht glauben, aber Shakky hatte erzählt, dass ihr…“ „Nein!“, unterbrach Zorro ihn kühl und fragte sich gerade wie seine Beziehung zum Samurai nach außen hin aussehen musste, wenn gefühlt alle, die wussten wer er wirklich war, solche Schlüsse zogen. „Er ist mein Lehrmeister und ein nerviger Mistkerl. Wir sind kein Paar!“ Für eine Sekunde sah der alte Mann ihn über seine Brille hinweg an. „Ach, ist das so?“, fragte er mit leicht erhöhter Stimme und geschürzten Lippen. „Mein Fehler, Entschuldigung. Wie gesagt, die Zeitungsartikel sind irreführend, außerdem ist es ja nicht so, als wäre es nicht auffällig, wenn du hier als du rumläufst und morgen dann einen Termin als Lady Loreen hast, oder? Daher hatte ich gedacht… nun ja, es hörte sich halt für mich nach einer Ausrede… aber wie gesagt, ich kenn dich ja kaum und weiß ja auch nicht, wie ihr zueinander steht… nur halt… die Zeitungsartikel… und Shakky.“ Hilflos zuckte Rayleigh mit den Schultern während er immer leiser geworden war und schließlich sein Satzende im Bier ertränkte. Zorro glaubte ihm kein einziges Wort, als der schwarze König sich um Kopf und Kragen redete, allerdings meinte er einen Funken Wahrheit aus dem Gebrabbel zu hören. „Ich bin nicht wegen Mihawk hier“, murrte er und leerte seinen Krug. „Natürlich nicht“, seufzte Rayleigh und Zorro hätte schwören können, dass der ehemalige Pirat sich enttäuscht anhörte. „Also Zorro? Wie kann ich dir helfen?“ Dankbar, dass sie nun endlich das Thema gewechselt hatten, wandte Zorro sich dem alten Mann zu. „Du weißt wo die Sunny liegt, oder? Du wolltest sie doch ummanteln. Ich würde gerne meinen Kram schon mal einräumen. Wenn unsere Abreise so tumultartig wird, wie ich denke, will ich mir darum keine Gedanken mehr machen müssen. Außerdem nervt es, den Kram die ganze Zeit mit mir rumzuschleppen.“ Er nickte zum Seesack hinüber. „Klar, ich kann dich hinbringen“, stimmte der Ältere zu und plötzlich war da nichts mehr von dem stammelnden Alten als er Zorro kühl inspizierte, „aber das ist nicht der wahre Grund, warum du gekommen bist, oder?“ „Nein“, bestätigte er und fuhr den Wassertropfen seines leeren Kruges nach, „du hast damals gesagt, dass du andere wie mich getroffen hast, stimmt das?“ Der andere zögerte einen Moment. „Du meinst Menschen, die gestorben, aber dann in einem anderen Körper wieder ins Leben gekommen sind?“ Zorro nickte und sah den anderen entschieden an. „Ich will, dass du mir alles sagst, was du über sie weißt.“ „Was?“ Zweifelnd warf Rayleigh die Stirn in Falten. „Warum ich? Seid ihr nicht so eine ganz eingeschworene Gemeinschaft, die verhindern will, dass Außenstehende davon überhaupt was wissen? Warum denkst du also, dass ich interessante Informationen haben könnte?“ „Weil es so ist, nicht wahr?“ Nun lehnte sich der andere zurück und sah ihn mit einem halben Grinsen an. Dann lachte er. „Du bist echt anders, als ich es erwartet habe, insbesondere nachdem, was mir deine Freunde erzählt haben. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja auch nur Mihawks Einfluss, oder?“ Zorro entschied diesen Kommentar zu ignorieren. „Es stimmt, dass ich vieles über die Wiedergeborenen weiß, mehr als ich wahrscheinlich sollte und mehr, als mir wohl manchmal gut tut“, fuhr der andere dann fort und begutachtete wieder seinen Krug. „An deiner Stelle würde ich wohl auch alle Möglichkeiten ausschöpfen können an weitere Informationen zu kommen. Ist ja nicht so, als würde man Leuten wie dir ein Handbuch mitgeben, indem alles erklärt wird, und manches was ich gehört habe, widersprach einander auch in einigen Punkten. Also ja, ich bin bereit dir alles zu sagen, was ich weiß, aber ich verspreche weder, dass es viel ist, noch dass es korrekt ist.“ „Damit kann ich leben“, murrte Zorro und verschränkte die Arme. „Wie hast du davon erfahren? Hattet ihr einen in der Crew?“ „Oh nein, das nicht, aber…“ Der andere sah ihn kurz an. „Weißt du, dass manche Menschen, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben in der Lage sind eure Schatten zu sehen?“ „Was?“ Er richtete sich mehr auf, während Rayleigh nickte. „Ja, frag mich nicht warum und wieso manche es können und manche nicht. Eine aus unserer Crew konnte es. Sie hat alle Schatten von Menschen gesehen, die schonmal gestorben und dann zurück ins Leben gekommen waren. Wir dachten alle eine lange Zeit, es seien Teufelskräfte – sie hat wirklich nicht gerne geschwommen sag ich dir – aber nein, es war ihre Gabe und sie hatte sich zur Aufgabe gemacht, allen, die sie traf zu helfen.“ „Wenn du meinst, dass sie alle Schatten gesehen hat, meinst du dann…“ „Ja, nicht nur die Wiedergeborenen.“ Zorro starrte den anderen an. Wusste er von… von ihr, dem Wesen aus seinem Traum, das ihm erklärt hatte, warum er weiterleben durfte und ihm die Wahl gelassen hatte, der Seelenwächter. „Asbru konnte alle Schatten sehen von denen, die mal hinter den Schleier des Todes gesehen haben“, sprach Rayleigh weiter, „also von den Wiedergeborenen wie dir, die entschieden haben ihre Erinnerungen zu behalten und diese an einen neuen Körper zu binden aber auch von allen anderen, die beinahe gestorben, aber dann doch mit ihren Erinnerungen zurück ins Leben gekehrt sind.“ „Und diese Asbrus hat die alles erzählt?“, murmelte Zorro nachdenklich, dies könnte erklären, wie Eizen an seine Fähigkeit gekommen war, vielleicht konnte er auch durch so eine Kraft die Schatten sehen. Schließlich warf er selbst keinen Schatten, zumindest soweit Zorro es sehen konnte Rayleigh zuckte mit den Schultern. „Die wenigsten Menschen, die beinahe starben, haben eine Gabe wie Asbrus und selten war sie so stark ausgeprägt, wie bei ihr. Aber fast noch seltener sind Menschen wie du. Auf all unseren Reisen, sind wir vielleicht fünf begegnet, vielleicht sechs. Asbru meinte sie hätte insgesamt vielleicht zwanzig getroffen, aber kaum welche wie dich. Die wenigsten sind im Endeffekt in ihre alten Körper und ihr altes Leben zurückgekehrt. Die meisten haben ein neues Leben angefangen.“ Zorro dachte an Jade, die ihn bereits zweimal aus der Patsche geholfen hatte, und Banri, der Mann, der ihn damals überhaupt darüber aufgeklärt hatte, was mit ihm passiert war; beide hatten sich ein neues Leben aufgebaut und nur ihre engsten Vertrauten wussten wer sie wirklich waren. Er hatte es nie verstanden. Warum hätte er ins Leben zurückkehren sollen, wenn er nicht vorgehabt hätte sein Leben weiterzuleben? Ganz gleich seines Körpers, er wollte seinen Traum erfüllen, seine Freunde beschützen, Ruffy auf seinem Weg zum Piratenkönig begleiten. Aber nach Wahl würde er diesen Körper hier immer vorziehen, sich wohl bewusst, dass dies neue Probleme für ihn bereithalten können. „Du weißt wirklich ziemlich viel“, murmelte Zorro. Erneut zuckte Rayleigh mit den Schultern. „Aber viel mehr weiß ich dann auch nicht. Ich mein, ich muss dir mit Sicherheit nicht erzählen was nach deinem Tod passiert ist. Du weißt das wahrscheinlich schon alles, oder warum du diesen Körper hast.“ Zorro nickte. Er erinnerte sehr gut an den Traum, in dem er der Seelenwächterin gegenübergestanden hatte, die ihm die Wahl zwischen drei Toren gegeben hatte. Er hatte gehofft, dass Rayleigh vielleicht etwas hatte wissen können, aber so genaue Informationen hatte er nicht erwartet. „Sag mal“, meinte er dann, „du weißt nicht zufällig was ein Wanderer ist?“ Er konnte die Augen des anderen auf sich spüren, der für einen langen Moment nichts sagte. „Warum fragst du das im Zusammenhang mit den Wiedergeborenen?“ Der alte Mann hörte sich misstrauisch an und als Zorro sich ihm zuwandte, konnte er sehen, wie der dunkle König die Stirn in ernste Falten gelegt hatte. „So nannte mich der Seelenwächter.“ Für den Bruchteil einer Sekunde entglitten Rayleigh die Gesichtszüge, doch dann wurde er wieder so ernst wie zuvor. „Ich verstehe“, murmelte er, „das erklärt natürlich so einiges.“ „Und was erklärt es?“, hinterfragte er missmutig. „Es erklärt, warum du Ruffy folgst. Jetzt verstehe ich dich.“ „Was? Was hat das mit Ruffy zu tun?“ Leise lachend neigte der alte Mann den Kopf. „So ziemlich alles, wenn du mich fragst. Was für ein Zufall, als die anderen von dir sprachen war ich ja schon überrascht, ein Lorenor, wahrscheinlich der letzte und dann in der Crew eines D.“ Erneut lachte Rayleigh auf, ehe er eine Hand an sein Kinn legte und nachdenklich nickte. „Es scheint wirklich Schicksal zu sein, nicht wahr? Du wirst ja kaum aus einer Laune heraus mit ihm mitgegangen sein. Oh, ich würde ja zu gerne wissen, was deine Beweggründe waren.“ „Was hat das denn jetzt mit den Wanderern zu tun? Also ich glaube nicht wirklich an das Schicksal und mir ist ziemlich egal…“  „Warte, warte, warte“, unterbrach ihn Rayleigh, „du willst mir sagen, dass du nicht weißt was ein Wanderer ist? Das hier war keine Fangfrage? Du weißt wirklich nicht Bescheid?“ Für einen Moment sahen sie beide sich in etwa gleich irritiert an. „Was?“, fragte Zorro, der absolut kein Wort mehr verstand. Rayleigh auf der anderen Seite hatte sich vorgebeugt und betrachtete ihn neugierig. „Oh“, flüsterte er leise, „du erinnerst dich nicht. Ich verstehe, du bist ein Wanderer ohne Gedächtnis.“ „Was?“ Laut klatschte Rayleigh in die Hände und sprang auf. „Das ist ja so aufregend. Dann war es wirklich Schicksal. Ach, Roger würde aus der Haut fahren vor Aufregung.“ „Rayleigh!“, knurrte er und stand ebenfalls auf. „Wovon redest du?“ Der alte Mann legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn plötzlich ernst an. „Es ist gut, dass du gekommen bist Zorro. Ich werde dir sagen, was du wissen musst, aber sei dir gewiss, dass Unwissenheit ein Segen sein kann.“ „Ich will die Wahrheit.“ Rayleigh nickte und setzte sich wieder hin. Tief holte er Luft. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass du die Dinge, die dein Käpt’n nicht wissen wollte, auch nicht wissen willst?“ Zorro nickte nur und zuckte zugleich mit den Achseln. Er wollte nicht, dass der alte Mann ihm die Abenteuer verriet, die auf ihn warteten, aber er musste wissen, was mit ihm passiert war, schließlich schien Eizen es zu wissen. „Gut, dann die abgespeckte Version“, seufzte der andere während Zorro sich auch wieder hinsetzte. „Also, wie sag ich das jetzt ganz einfach. Na gut, Wanderer sind sehr sehr alte Geschöpfe, die angeblich schon weit länger leben als unsere Zeitrechnung reicht, und ziellos durch die Welt – vielleicht haben sie auch ein Ziel, ich weiß es nicht – wandern und das tun, wozu sie dar sind. Was das genau ist, keine Ahnung, sie werden nur ein paar Mal in einem Halbsatz erwähnt.“ Zorro hörte dem anderen aufmerksam zu, erinnerte sich an die Worte, die das seltsame Wesen ihm gesagt hatte. Je älter die Seele, desto stärker deren Macht. Deine zum Beispiel gehört noch zu den ursprünglichen Seelen, ein äußerst seltenes Exemplar. „Es heißt, dass Wanderer die Last der Welt auf ihren Schultern tragen und daher nennt man sie auch Wächter der Welt. Allerdings könnte Welt in diesem Zusammenhang auch König bedeuten und dann wären Wanderer die Hüter des Königs, was deutlich besser zu dem Rest der Geschichte passt, wonach dieser König, jederzeit ihre Gedanken hören konnte, ganz gleich wie weit sie voneinander entfernt waren, selbst wenn der König noch nicht mal wusste, wer sie waren, sie noch nie getroffen hatte. Im Laufe der Zeit wussten immer weniger, was Wanderer sind und die Menschen, die diese alten Stimmen hören konnten, wussten nicht, von wem sie kamen, daher nannte man sie die Stimmen des Universums.“ Zorro schwieg. „Es gibt nicht mehr viele von ihnen, vielleicht gab es aus nie viele von ihnen, wer weiß das schon. Ich wusste nicht, dass sie wie Menschen sterben können, aber vielleicht sind sie auch nur Menschen, man weiß sehr wenig über sie, allerdings…“ Nun sah der ehemalige Pirat ihn direkt an. „…bist du der erste, von dem ich gehört habe, dass er nicht weiß, was er ist und sich nicht an seine vorherigen Leben erinnern kann. Was für ein Zufall, dass du dennoch entschieden hast ins Leben zurückzukehren.“ Für eine Sekunde waren sie beide sehr still, dann lachte Rayleigh. „Es tut mir leid, das ist mit Sicherheit ziemlich viel für dich zum Verarbeiten.“ Seufzend kratzte sich Zorro am Kopf und schnaubte dann kopfschüttelnd auf. „Um ehrlich zu sein, ist mir das alles ziemlich egal. Ich dachte, es würde mir bei einem meiner Probleme weiterhelfen, wenn ich wüsste, was es bedeutet ein Wanderer zu sein, aber dieser ganze esoterische Schwachsinn interessiert mich nicht.“ „Was?“ Rayleigh sah ihn mit großen Augen an, doch Zorro zuckte nur erneut mit den Achseln. „Ja, also ehrlich. Ist mir doch sowas von egal, wie alt meine Seele ist oder was für’n Quatsch. Ich dachte du hättest einen Trick für mich, wie ich länger in diesem Körper hier bleiben könnte oder irgendetwas anderes nützliches, nicht solche uralten Ammenmärchen.“ „Ich habe dir gerade eines der größten Geheimnisse über die Welt mitgeteilt, und du…“ „Und das hättest du dir echt schenken können.“ Enttäuscht seufzend stand Zorro auf und kratzte sich den Nacken. „Naja, lässt sich jetzt wohl nicht mehr ändern. Okay, lass uns zur Sunny gehen, damit der Tag nicht ganz vergeudet ist.“ Noch eine Sekunde sah der andere ihn kopfschüttelnd an, dann lachte er laut auf und erhob sich ebenfalls. „Nun gut, dann komm.“ Immer noch kopfschüttelnd ging Rayleigh zur Tür. „Du bist genauso unverbesserlich wie Ruffy. Er wollte von diesen Dingen auch nichts wissen, weil sie ihn langweilten, obwohl sie für euer Schicksal so wichtig sind.“ Aufschnaubend schnappte Zorro seinen Seesack und folgte dem anderen. „Tze, ich glaube nicht ans Schicksal, Rayleigh, und dieser ganze Mist von Bestimmung und so ist mir ziemlich einerlei. Ich bin hier, weil meine Entscheidungen mich hierhin gebracht haben und nichts sonst.“ Der ehemalige Pirat murmelte etwas in seinen Bart und gemeinsam gingen sie zur Thousand Sunny. „Ich warte hier auf dich“, bemerkte Rayleigh während Zorro an Bord ging. Ein seltsames melancholisches Gefühl erfüllte ihn als er endlich, nach so langer Zeit, wieder über die Sunny ging. Das letzte Mal, als er hier gewesen war, hatte er sich nur mit dem Koch angelegt und dann vor der gesamten Crew geheult. Wenn er so drüber nachdachte, gab es vielleicht noch den ein oder anderen Grund mehr, warum es klüger war, die Sache mit Lady Loreen noch nicht an die große Glocke zu hängen. „Hey Zorro, lass uns Steine für ein Lagerfeuer sammeln!“ Für einen Moment glaubte er Ruffy zu hören, sah ihn fast vor sich, wie er ihn mit sich über die kleine Wiese zog. „Wofür denn ein Lagerfeuer? Lass mich schlafen, Ruffy.“ „Aber es ist eine unbewohnte Insel, Zorro! Da muss man ein Lagerfeuer machen! Lysop ist schon Holz sammeln, aber uns fehlen auch noch Steine.“ „Brauch man nicht mehr Holz als… okay, meinetwegen, gehen wir Steine sammeln.“ Fast schon wehmütig erinnerte er sich an jenen Tag zurück, als Ruffy sich unglaublich bemüht hatte ihn möglichst unauffällig vom Schiff zu locken, damit die anderen Zeit für ihre Vorbereitungen gehabt hatten. Sie hatten damals gerade erst Thriller Bark hinter sich gelassen und sein geschundener Körper hatte sich unablässig beschwert während er hinter Ruffy über die Insel gestapft und Steine gesammelt hatte – genau wie sein Körper sich gerade jetzt über seine angeknacksten Knochen beschwerte, was für ein Déjà-vu – dabei hatte er eigentlich nur schlafen wollen. Langsam öffnete er die Türe zum Jungenschlafraum. Es miefte immer noch so furchtbar stickig wie er es gewohnt war und er konnte den Koch im Hintergrund schon zetern hören, dass sie doch mal lüften sollten. Schwerfällig ging er hinein, unberührt lagen die Sachen noch wild herum, als wären die anderen nur gerade an Land gegangen, als wäre dieses Zimmer nicht schon seit zwei Jahren verlassen. Sein Blick fiel auf die ersten beiden Kojen, die obere war Ruffys, genauso unordentlich wie eh und je – war das ein Glas Trockenfleisch unter seinem Kissen? – darunter war seine Koje. Zorro konnte sich nicht daran erinnern, wie er sie damals zurückgelassen hatte, vermutlich ähnlich unordentlich wie sein Kapitän, nun jedoch war die Decke ordentlich gefaltet, als hätte sich jemand wirklich Mühe damit gegeben. Er wandte den Blick ab und ging zu den Spinden hinüber. Auch hier hatte jeder von ihnen seinen eigenen, doch da Zorro nie so viel Platz für seine paar Klamotten gebraucht hatte, war er nach einigen Jammern und Betteln schließlich doch eingeknickt und hatte die oberste Hälfte dem Smutje überlassen. Vermutlich hatte der Kartoffelschäler ihn nach Zorro’s Tod ganz übernommen. „Oh.“ Wie zu erwarten nahmen die Freizeitklamotten des Kochs die komplette obere Hälfte des Spindes ein und augenblicklich stieg Zorro der Geruch von Kaffee und Zigaretten in die Nase, als würde der Blondschopf vor ihm stehen. Doch die untere Hälfte war gefüllt mit Zorros Klamotten, allerdings sahen sie kaum aus wie seine. Sie alle waren feinsäuberlich gebügelt und gefaltet worden, etwas, was er selbst nie tun würde. Er war zwar weder so unordentlich wie Ruffy oder Lysop, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er sich wie eine Hausfrau an ein Bügeleisen stellen würde. Auf den zweiten Blick wirkte selbst das verbliebene Paar Stiefel so, als hätte jemand sich die Mühe gemacht sie zu säubern und zu fetten. Als hätte jemand erwartet, dass er heute zurückkommen würde und am vergangenen Abend noch schnell alles aufgeräumt. „Verdammter Kochlöffel“, murrte er und stopfte seinen Seesack einfach auf den gefalteten Hosenstapel. Er hatte das Gefühl gehabt, dass die vergangenen zwei Jahre zügig an ihm vorbeigeglitten waren, aber gerade kamen ihm die letzten zehn Tage, bis er seine Freunde endlich wiedersehen würde, wie eine unfassbar lange Zeit vor. Er vermisste sie wirklich sehr, selbst den vermaledeiten Koch. Wenige Minuten später ging er neben Rayleigh zurück zu Shakkys Bar. „Du bist sehr still“, meinte der alte Mann. „Ach, halt die…“ Zorro sah auf und betrachtete sein Gegenüber, schüttelte dann den Kopf und grinste leicht. „Du kennst mich nicht Rayleigh, ich bin immer eher still.“ Für eine Sekunde hatte er vergessen, wer da neben ihm ging und wer nicht. „Ach wirklich? Letztes Mal hatte ich da einen ganz anderen Eindruck. Da hast du ziemlich viel geredet.“ Zorro entgegnete nichts und der ehemalige Pirat hakte nicht nach. An der Bar verabschiedeten sie sich und Zorro versprach Shakuyak vor der Abreise noch mal vorbeizukommen. Eigentlich wollte er sich freuen, dass er bald in sein altes Leben zurückkehren würde, doch ein dumpfes Gefühl in der Magengegend schwächte seine Freude und der bevorstehende Termin dämpfte seine Laune so oder so. Aber es war nur noch ein Mal, wenn er Glück hatte, würde Zorro nur noch ein einziges Mal Lady Loreen spielen müssen und zwar am morgigen Tag und der kam schneller als gedacht.           Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)