Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 47: Kapitel 45 - Schwäche --------------------------------- Kapitel 45 – Schwäche   -Mihawk- „Ich habe dem nicht zugestimmt“, erklärte er und pochte entschieden auf den Tisch, „ich verbiete es!“ „Du kannst es nicht verbieten“, murrte Lorenor vom weit entfernten Ende des Tisches her, ohne auch nur von der Zeitung aufzusehen. „Natürlich kann ich das!“ Nun wandte Dulacre sich seinem Wildfang zu, der sich bis gerade aus dem Gespräch herausgehalten hatte. „Ich bin der Herr dieser Insel.“ „Aber kein König irgendwelcher Affen.“ Noch immer erteilte Lorenor ihm nicht mal die Ehre ihn anzusehen. „Wenn sie Perona helfen, dann lass sie doch.“ „Halt dich da raus, Lorenor. Das hier hat nichts mit dir zu tun.“ „Jetzt stell dich doch mal nicht so an. Als würde es dir einen Zacken aus deiner Krone brechen.“ „Ich… ich habe sie nicht drum gebeten“, murmelte das Geistermädchen nun kleinlaut und rieb sich die Hände. „Aber was sollte ich denn tun, als sie anfingen mir zu helfen?“ Der Herr der Insel legte seinen stechenden Blick wieder auf Perona, die ihm gegenüber am Essenstisch saß, ihr erkaltendes Abendessen längst vergessen. „Es ist mir gleich, was du getan oder nicht getan hast. Du wolltest den Nutzgarten im Hinterhof wiederbeleben und ich habe es erlaubt…“ „Nicht, dass du groß eine Wahl gehabt hättest, weil du noch nicht mal anwesend warst.“ „… aber du hast keinerlei Befugnisse über den Vorgarten und die Human Drills haben dort nichts zu suchen. Ich verbiete, dass sie ihn einfach umgraben!“ Dulacre entschied Lorenors Einwurf zu ignorieren, der gerade eine Seite umblätterte. „Aber ich habe doch gar nichts gemacht“, entgegnete Perona verzweifelt, „sie haben einfach mit den Arbeiten angefangen. Ich habe sie zu nichts ermutigt und ihnen auch keine Befehle gegeben, sie würden doch eh nicht auf mich hören.“ „Dann werde ich sie halt alle vernichten. Ich war so oder so schon viel zu lange umsichtig mit diesem Ge…“ „Jetzt hör doch mal auf.“ Laut aufstöhnend schlug Lorenor am Ende des Tisches die Zeitung zu. „Weder Perona noch die Affen können was für deine schlechte Laune. Es ist ein Garten, verdammt noch mal, lass sie ihn doch umgraben, da ist doch nichts dabei.“ „Könntest du dich ausnahmsweise mal nicht einmischen, Lorenor. Das hier hat doch nichts mit dir zu tun. Ich bin der Herr der Insel und mir waren die Human Drills bisher immer gleich, als Krieger des Waldes hatten sie wenigstens den Nutzen ungewollte Besucher abzuhalten, meistens“, fügte er hinzu und sah Perona abwertend an, „doch nun erdreisten sie sich als Gemüsebauern mein Land umzupflügen? Den Wald hinter den Ruinen habe ich ihnen gelassen, aber so…“ „Perona, verschwinde einfach. Ich mach das.“ Als hätte sie nur darauf gewartet, flüchtete die Geisterprinzessin, verließ den Raum schneller als Dulacre es für nötig gehalten hatte. „Lorenor“, knurrte er nun den anderen an, „egal was du auch sagen magst, diese Diskussion ist nicht vorbei. Es ist mein Schloss, meine Insel und…“ „Komm mal runter.“ Lorenor erhob sich und kam zu ihm rüber, ließ sich auf einem Stuhl gegenüber Dulacre nieder. „In Wahrheit geht es dir doch gar nicht darum, dass ein paar blöde Schimpansen Perona zur Hand gehen. Du hast selbst gesagt, dass dir die Insel eigentlich egal ist, Hauptsache du hast das Schloss.“ Dulacre schob seinen Teller weg und sah Lorenor ernst an. „Eigentlich ärgerst du dich doch über Eizens Brief, oder?“ Lorenor lehnte sich zurück. „Ich find’s auch nicht prickelnd, okay? Aber Perona kann dafür nichts und ich finde es gibt schlimmeres, als dass diese Affen ihr nachlaufen wie treue Hündchen. Ist doch gut, wenn die sich nützlich machen, weniger Arbeit für uns.“ „Dir ist schon bewusst, dass weder du noch ich auch nur einen Finger in diesem Haushalt rühren?“, entgegnete Dulacre kühl. „Naja, wir trainieren ja auch den ganzen Tag und wenn Perona die Arbeit macht, sollten wir ihr überlassen, wie.“ Dem konnte Dulacre nicht viel widersprechen. Tatsächlich hatte Jiroushin während seiner Anwesenheit dem Geistermädchen mal ab und an geholfen und sowohl Lorenor als auch er selbst hatten in den vergangen Monaten einige Male am Herd gestanden – was in Zukunft vermieden werden sollte – aber die meiste Arbeit erledigte Perona wohl alleine und auch wenn Dulacre sie als überaus nervig empfand, so war es doch angenehm nach der harten Arbeit ein warmes Essen und frisch gewaschene Kleider vorzufinden. Außerdem schien Lorenor sie aus welchen Gründen auch immer zu akzeptieren, also seufzte er und gab mit einem Nicken nach. „Nun gut, meinetwegen. Wenn du dann Frieden gibst.“ Lorenor schnaubte auf: „Ich bin nicht derjenige, der sich wegen einem blöden Brief so aufregt.“ „Lorenor, er benutzt dich für seine Zwecke. Dir ist doch wohl bewusst, dass er dich zu all diesen Sitzungen nicht als Dekoration mitnimmt, sondern um…“ „Ich kann diese Predigt bald schon mitsprechen. Natürlich weiß ich das, Dulacre, aber es kommt jetzt was spät, findest du nicht? Wir können nicht jedes Mal, wenn so ein nerviger Brief ankommt, das gleiche Spiel spielen, okay? Es ist jetzt so und mich nervt Eizen auch, aber du machst es nicht besser.“ Er mochte es nicht, so von Lorenor kritisiert zu werden und er stimmte ihm nicht zu, aber mit einem Gedanken an die vergangenen Wochen entschied er, dass es vermutlich klüger war, einem Streit aus dem Weg zu gehen. Seufzend erhob er sich und begann damit den Tisch abzuräumen. „Wann bist du nur so erwachsen geworden, Lorenor? Ich bin es nicht gewohnt, dass du die Stimme der Vernunft bist.“ „Tze“, murrte der andere nur und half ebenfalls. „Wäre ja auch nicht nötig, wenn du einfach vernünftig handeln würdest.“ „Sagt der Mann, der sich die eigenen Füße abschneiden wollte und sich selbst unter einem brennenden Turm begrub.“ „Pah, von einem Schnösel mit einem Hemdfetisch brauch ich mich nicht belehren zu lassen.“ Fast schon freundschaftlich neckten sie einander und beseitigten gemeinsam die Spuren des vergangenen Abendessens. Für wenige Minuten wurde die Stimmung leichter und Dulacre vergaß, dass sein Schüler in letzter Zeit so leicht zu reizen war, bis Lorenor das Gespräch auf den Brief zurückbrachte und seine Mundwinkel wieder nach unten sanken. „Du weißt aber, dass du dieses Mal wieder mitkommen kannst?“ „Oh, wie gütig. Soll ich mich auch noch geehrt fühlen, dass Eizen mich einlädt?“ Dulacre war alles andere als erheitert darüber, dass Eizen ihn offensichtlich immer wieder vorführen wollte und dann auch noch vor Lorenors Augen. „Dann halt nicht, meine Güte, bist du heute wieder anstrengend.“ Lorenor stöhnte auf und zog den Brief zurück, den er Dulacre hingehalten hatte. „Es war nur ein Angebot, ich dachte du fändest es interessant das neue Marinehauptquartier mal zu begutachten. Aber wenn du nicht willst, dann fahr ich halt allein. Sind ja eh wieder nur ein paar Tage, oder wie war das?“ Erst jetzt bemerkt Dulacre – leider wieder einmal zu spät – dass auch Lorenor überaus schlecht gelaunt war. „Lorenor, ich…“, begann er beschwichtigend, doch Lorenor winkte direkt ab und begab sich zum Kamin, wo er damit anfing unnötig viel Feuerholz zu stapeln, was ein Entflammen nur erschweren würde. „Lorenor mich nicht immer, erst recht nicht nur weil du es nicht leiden kannst, wenn ich dir widerspreche.“ „Warum bist du denn jetzt auf einmal so aufgebracht? Du warst eben noch so zufrieden, oder liegt es daran, dass ich dir Yoru wieder weggenommen habe.“ „Natürlich nicht!“ Überzeugend klang Lorenor nicht während er weiter Holz im Kamin stapelte, eine Tätigkeit, die er sonst nie übernahm. Dulacre konnte sich - wenn er ehrlich war - nicht daran erinnern, dass Lorenor je das Kaminfeuer entfacht hätte.  „Aber du tust so, als wärest du immer der einzige Leidtragende hier. Falls du’s vergessen haben solltest: Ich bin derjenige, der in hochhackigen Schuhen einen auf liebes Mädchen machen muss!“ Wieder einmal hatte der Samurai vergessen wie leicht Lorenor derzeit zu reizen war und er hatte wohl deutlich unterschätzt wie sehr ihm dieses Thema zu schaffen machte. Vielleicht ging es ja um mehr als er gedacht hatte. Also lag es dieses Mal an Dulacre das Gespräch in die richtigen Bahnen zu leiten. „Nun ja, du hast diesen Vertrag unterschrieben, Lorenor, und auch wenn ich nicht viel davon halte und du ihn meiner Meinung nach besser heute als morgen brichst, so hattest du wohl deine Gründe…“ „Glaubst du, das weiß ich nicht?!“ Lorenor warf den Scheit, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, so fest auf seinen Turm, dass dieser wie bei einer Explosion zerbarst. Holzscheite flogen umher und kamen um den Piraten herum zum Liegen wie gefallene Krieger. So viel zum Glätten der Wogen.  „Nah!“ Dulacre hatte mahnend einen Zeigefinger erhoben während Lorenor ihn wie ein wildes, in die Enge getriebenes Biest, anstarrte. Überrascht fasste Lorenor sich an die Schläfe und wandte den Blick ab. „Tut mir leid“, murrte er, „ich hab‘s noch nicht einmal bemerkt.“ Milde lächelnd beobachtete er wie Lorenor mehrmals tief einatmete und seine Augen wieder menschliche Norm annahmen. „Es ist nicht immer so leicht, nicht wahr? Der Nachteil daran, dass du in der Lage sein willst es mit mir aufzunehmen.“ Er gesellte sich zu Lorenor auf den Boden und sammelte das Holz auf. „Ich finde allerdings, dass du dich sehr gut machst. Selbst heutzutage kontrolliere ich mich ungerne so gut wie du es bereits nach wenigen Tagen tust. Aber du lässt dich ja so oder so selten von deinen eigenen Gefühlen kontrollieren.“ Lorenor nahm immer noch tiefe Atemzüge. „Ich bin fast so schlimm wie du“, knurrte er und hockte sich hin, „dass ich mich so schnell wegen so etwas aufrege…“ Er legte die Hände hinter den Hinterkopf und ließ sich einfach zurückfallen. Auf dem Boden starrte er zur Decke. Dulacre entschied, sich von dieser kleinen Bemerkung nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, des zerbrechlichen Friedens willens. „Ach, mach dir keine Gedanken, Lorenor. Du magst zwar besondere Fähigkeiten haben, aber ein Monster ist ein Monster und am Anfang war es für jeden von uns schwierig. Ich finde du schlägst dich ganz gut.“ „Na, danke, das Urteil eines Inselherren, der eben noch damit gedroht hat, eine ganze Rasse auszulöschen, weil sie etwas Erde umgraben, beruhigt mich ungemein.“ Schmunzelnd begann Dualcre damit das benötigte Holz aufzustellen und das restliche wegzuräumen. Es wäre ein leichtes sich über die Worte des Jüngeren aufzuregen, aber über die letzten Wochen – und eigentlich auch Monate – hatte er gelernt, dass Lorenor zwar geradeheraus sagte was er dachte, ganz gleich wie unschön es auch sein mochte, aber dass er es darüber hinaus nicht respektlos meinte. „Du tust mir Unrecht, Lorenor.“ „Ach, tue ich das?“ „Wie gesagt, es ist ganz normal. Du bist nun dein eigener Dämon, alles was Vernunft und Güte in Frage stellen könnte liegt bei dir nun frei an der Oberfläche. Es wird etwas Zeit brauchen, bis du mit so ungewohnt starken und negativen Gefühlen umgehen kannst.“ „Ja ja, ich weiß“, schnaubte Lorenor hinter ihm nur, „das hast du mir schon so oft gesagt, aber es ist nervig. Ich bin übellauniger, als wenn ich meine Tage habe und das jetzt schon seit Wochen. Langsam verliere ich die Geduld.“ Dulacre errötete als der andere so frei über seine weiblichen Probleme sprach. Glücklicher Weise konnte Lorenor das nicht sehen. „Nun ja, auf der anderen Seite kann ich ausnahmsweise mal hinter deine so gelassene Maske sehen. Wie hätte ich sonst erfahren, dass du dich so über Eizen ärgerst?“ Erneut schnaubte der Jüngere auf. „Und das war dir nicht vorher klar? Mann, du musst deutlich an deiner Sozialkompetenz arbeiten.“ „Ich bin eher überrascht, dass du überhaupt weißt, was das Wort bedeutet.“ „Ach halt doch die Klappe.“ „Das klingt schon viel mehr nach dir.“ Dulacre hatte die restlichen Holzscheite wieder an ihren Platz geräumt und begab sich nun an die Feuerstelle. „Hast du’s übrigens gelesen?“, murmelte der Jüngere dann. „Trafalgar Law wurde neuer Samurai. Er war auch auf dem Sabaody Archipel als die anderen da waren, oder?“ Er nickte nur. „Ein Möchtegern-Schwertkämpfer und ein Clown, ich sagte ja, dass der Titel immer weniger wert wird.“ „Ach ja, Buggy, den Idioten hätte ich fast vergessen. Wie der Samurai werden konnte, kann ich immer noch nicht verstehen.“ „Du kennst ihn?“ „Oh ja, hat Ruffy mal in einen Käfig gesperrt. War ein ziemlich nerviger Typ, aber damals haben wir auch Nami getroffen, also wer weiß wofür es gut war.“ Einen Moment hielt er inne. „Das war also noch zu den Anfängen euerer Crew, wenn ich dich recht verstehe?“ „Wenn du mit Crew Ruffy und mich meinst, dann ja.“ Tief seufzte Lorenor. „Damals waren die Dinge noch sehr einfach und klar. Manchmal vermisse ich das.“ „Ach ja, die Unbeschwertheit der Jugend, nicht wahr?“, entgegnete Dulacre leichtfertig, obwohl er alles andere als fröhlich gestimmt war. „Mit Jugend hat das nichts zu tun“, murrte Lorenor nur leise, „alles ist irgendwie komplizierter geworden, aber vielleicht bilde ich mir das nur durch meine schlechte Laune ein.“ „Ein bisschen vielleicht“, stimmte Dulacre leise zu. Er wusste genau was der andere meinte und er wusste welchen Weg Lorenor noch vor sich hatte, welchen Weg er dem Jüngeren eröffnete hatte, vor dem Jiroushin ihn natürlich gewarnt hatte. Fast jeder Mensch trug ein Monster in sich, bei manchen war es stärker, bei anderen kaum wahrnehmbar, so individuell wie jeder Mensch selbst. Diesbezüglich stellte Lorenor keine Ausnahme dar und so wusste Dulacre doch genau, wie viel schwerer es war dieses Monster in sich zu akzeptieren, anstatt es im letzten Schatten des Verstandes verkümmern zu lassen. Lorenors Monster war sehr präsent gewesen, hatte sich schnell gezeigt, wann immer es um Lorenors Leben ging und nun waren seine Anteile an Lorenors Charakter genauso stark. Denn nun war Lorenor selbst das Monster – der Dämon – vor dem er sich immer gefürchtet hatte. Es würde Zeit brauchen, bis er seine gewohnte innere Ruhe zurückerlangen würde, aber Dulacre zweifelte nicht daran, dass Lorenor stark genug war es zu meistern, so wie er bisher alles gemeistert hatte. Allerdings musste er eingestehen, dass ein launenhafter Lorenor nicht der einfachste Umgang war und beinahe fühlte Dulacre die Notwendigkeit sich bei Jiroushin für die Vergangenheit zu entschuldigen. Ein paar Tage bevor dieser die Insel verlassen hatte, waren er und Lorenor in einen lautstarken Streit verwickelt gewesen. Dulacre wusste gar nicht womit es genau angefangen hatte – es war ziemlich ungewöhnlich gewesen, da Lorenor und Jiroushin normalerweise sehr gut miteinander auskamen – aber als er dazugekommen war hatte Lorenor dem Vizeadmiral klipp und klar an den Kopf geworfen, dass er nicht bereute was er auf Senichi getan hatte und es wieder tun würde, ganz gleich der Konsequenten. Ja, an dem Tag hatte ausnahmsweise mal Dulacre eine handfeste Auseinandersetzung verhindert und danach Stunden damit zugebracht beiden Freunden gut zuzureden, ein Talent, welches er beileibe nicht sein Eigen nannte. Das Gute daran war gewesen, dass er sich mit Jiroushin ausgesprochen hatte, was er von Lorenor nicht behaupten konnte. Selbst als der Vizeadmiral abgereist war, hatte Lorenor kaum ein paar Sätze mit ihm gewechselt. Danach war es besser geworden. Es konnte auch daran liegen, dass Dulacre im Gegensatz zu Jiroushin nachvollziehen konnte, wie schwierig es für Lorenor war, wenn plötzlich der eigene Verstand viel gereizter war als sonst; einen viel schneller rasende Wut und blanker Zorn, sowie kalter Hass überkommen konnte. Trotzdem war es nicht leicht, auch nicht für ihn. Lorenor wurde sich selbst nicht mehr gefährlich und verlor auch nicht mehr den Verstand, aber in einer solchen Wut zu handeln machte es schwierig die eigenen Kräfte zu kontrollieren, auch das verstand Dulacre nur zu gut. Er verstand auch, wie quälend es für jemanden wie Lorenor sein musste, der seine eigenen Emotionen sonst doch so gut kontrollieren konnte, schließlich erging es Dulacre ganz ähnlich sobald es um seinen Schützling ging; auch wenn es ihm missfiel, sich das einzugestehen, so hatte er es doch längst akzeptiert. Gerade im Training machte sich Lorenors Laune bemerkbar. Seine Ungeduld und Unzufriedenheit stellte sie beide oft vor Herausforderungen und das obwohl er sich prächtig entwickelte. Mittlerweile kämpfte Lorenor nicht mehr gegen Dulacre, und zwar einzig und alleine aus dem Grund, dass Dulacre in einem Moment sich beinahe vergessen hatte und das wollte er auf keinen Fall noch einmal riskieren. Sein Schüler wurde einfach zu schnell zu gut. Am heutigen Tag hatte Lorenor zum ersten Mal seine eigenen Schwerter ummantelt, was ihm natürlich perfekt gelungen war. Aus diesem Grund hatte er so lange mit Yoru üben müssen, damit seine Rüstung makellos war. Noch war sie nicht stark genug, aber das würde über die Zeit kommen und so war dies einer der wenigen Tage gewesen, an denen Lorenor mal guter Laune gewesen war. Wobei dies natürlich nicht ganz stimmte. In seiner anderen Gestalt schien das Monster kaum Einfluss auf Lorenor zu nehmen, fast schon so als könnte selbst der Dämon des East Blue nicht die Reinheit der ehrenwerten Lady Loreen beflecken. Auch aus diesem Grund hatten sie die meisten Trainingseinheiten in jener Gestalt abgelegt und auch dort waren Lorenors Fortschritte bemerkenswert. Trotzdem hatte Dulacre das Gefühl, dass Lorenor in diesen Tagen ganz besonders schlecht auf seine weibliche Seite zu sprechen war. „Mit welcher fadenscheinigen Begründung hat Eizen dich denn dieses Mal eingeladen?“, versuchte Dulacre das Gespräch weiterzuführen und dabei dieses Mal seine eigenen Gefühle im Zaum zu halten. „Ich weiß es nicht und es ist mir egal. Ich hab jetzt schon einen Horror vor den Klamotten.“ Leise lachend entzündete Dulacre das Brennholz. „Ja, du kannst lachen. Hast du auch nur ein einziges Mal in deinem Leben Absätze getragen oder Strumpfhosen oder ein verdammtes Mieder?“ „Natürlich nicht, Lorenor. Aber ich habe dich schon lange nicht mehr über solch Dinge schimpfen gehört. Ich dachte du hättest dich langsam an die Anforderungen des weiblichen Geschlechtes gewöhnt.“ „Als würde ich mich je daran gewöhnen.“ Dualcre wandte sich von den ersten knisternden Flammen ab und sah zu Lorenor hinunter, der nun eine Hand über die Augen gelehnt habe. „Als würde ich mich je daran gewöhnen.“ Der Samurai schwieg. Schon lange hatten sie sich nicht mehr darüber unterhalten. Am Anfang - kurz nachdem er Lorenor als Mädchen auf Sasaki gefunden hatte - war dies natürlich meist ihr Gesprächsthema gewesen. Auch als Lorenor es geschafft hatte sich verwandeln zu können, hatten sie sich öfters darüber unterhalten. Aber meist hatte es um praktische Dinge gehandelt. Was für Kleidung Lorenor brauchte, wie er im Kampf damit umzugehen hatte, wie der Einsatz von Haki seine Gestalt beeinflussen würde und solche Dinge. Selten, äußerst selten, hatten sie darüber gesprochen, wie es Lorenor damit ging, dass egal was er tat, er sich nach einem gewissen Zeitraum in Lady Loreen verwandeln musste. Obwohl er nun schon mehrere Monate verbissen trainierte, hielt er es kaum länger als anderthalb Tage aus und danach konnte er sich mehrere Stunden nicht zurückverwandeln. Dulacre konnte kaum nachvollziehen, wie sich diese Gewissheit anfühlen musste. Aber er hatte schon vermutet, dass Lorenor sein Schicksal mittlerweile angenommen hatte. Zumindest machte er meist den Anschein. Doch natürlich war er in seinem derzeitigen Zustand sehr angreifbar gegenüber negativen Gedanken. Der Samurai wusste nicht was er entgegnen sollte. Er wollte nicht anmaßend sein und Lorenor erklären wie glücklich er sich schätzen konnte nach seinen Taten noch am Leben zu sein, denn Dulacre war sich sehr wohl bewusst, dass er nicht nachempfinden konnte, wie Lorenor sich fühlen musste. Nach mehreren Minuten der Stille brachte Lorenor sich neben ihn in eine sitzende Position. Schwerfällig seufzte er auf und lehnte den Kopf erst nach rechts und dann nach links, bis seine Glieder knacksten. Vielleicht sollte Dulacre es Lorenor noch einmal ermöglichen mit Leuten zu sprechen, die ähnliches erlebt hatten – namentlich gestorben waren und trotzdem lebten - wie zum Beispiel Vizeadmiral Comil, Kommandant der G2, von dem Dulacre wusste, dass auch er einst jemand anderes gewesen war, auch wenn Lorenor darüber schwieg. Als Dulacre seinen Vater auf der G2 besucht hatte, hatte Comil auf ein Treffen bestanden, aber natürlich hatte Dulacre das ignoriert und war einfach abgereist. Nun bereute er es fast. Vielleicht würde es Lorenor guttun, sich Rat von jemanden einzuholen, der gleiches durchgestanden hatte. „Weißt du“, murmelte Lorenor neben ihm, „seit damals ist es wirklich anders geworden.“ „Hmm?“ Dulacre wandte den Blick von den knisternden Flammen ab und sah den Jungspund an seiner Seite an, welcher das Feuer aufmerksam betrachtete. „Auf Sasaki ist es mir nie aufgefallen, weil der Kamin so gut wie nie an war. Aber hier hab ich schon oft darüber nachgedacht; Feuer ist schon ein sehr eigenartiges Element, nicht wahr?“ Der Samurai wandte sich wieder den Flammen zu. „Macht es dir Angst?“, fragte er schlicht mit den Gedanken an die G6. „Nein. Ich hätte es zwar erwartet, aber wenn ich ganz ehrlich bin, zieht es mich fast schon an.“ Schweigend zog Dulacre sich einen Sessel heran und lehnte sich dagegen. „Erinnerst du dich an damals?“ Er wusste die Antwort. „Erinnerst du dich daran, wie das Feuer dich verzehrt hat?“ Er wollte die Antwort nicht wissen und doch musste er fragen. „Ja.“ Immer noch lag Lorenors Blick auf der Feuerstelle. „Manchmal träume ich davon, selbst jetzt kann ich es fühlen, ich brauche die Flammen nur anzusehen.“ Er lachte leise auf. „Lächerlich, nicht wahr?“ „Als jemand, der noch nicht verbrannt ist, erlaube ich mir darüber kein Urteil“, entgegnete Dulacre höflich. „Manchmal nervt es mich fast schon, wie rücksichtsvoll du mir gegenüber bist.“ Dulacre sah den andere von der Seite her an. „Nun ja, auf meine Fragen wirst du mir so oder so nicht antworten, oder?“ Nun begegnete Lorenor seinem Blick. „Welchen Fragen?“ „Du weißt was geschehen ist, nicht wahr? Wie es sein kann, dass du auf Senichi starbst und auf Sasaki in diesem anderen Körper wieder zu dir kamst. Wie es sein kann, dass du in jenem Körper gefangen warst, bis du den Untergang deiner eigenen Crew sahst. Wie es sein kann, dass du dich nun verwandeln kannst, aber diesen anderen Körper doch nie hinter dir lassen kannst. Du weißt all dieser Hintergründe, nicht wahr?“ Es sprach für den Jüngeren, dass er Dulacres Blick nicht auswich. Einen Moment schien er ernsthaft nachzudenken, sich an Dinge zu erinnern, die er wohl tief vergraben hatte. „Einiges weiß ich, aber mit Sicherheit nicht alles.“ „Aber du wirst mir nicht sagen, was du weißt, nicht wahr? Du wirst mir nicht sagen, wie du überleben konntest oder ob du noch mal überleben könntest? Du wirst mir nicht sagen, was es mit diesen anderen Menschen auf sich hat und ob es irgendwelche Gründe gab, warum du genau auf meiner Insel gelandet bist, genau an dem einen Tag, den ich zu Besuch war?“ Lorenor schwieg. „Manchmal“, gestand Dulacre ein, „möchte ich gerne glauben, dass es Schicksal war. Aber natürlich ist mir bewusst, dass du nicht an das Schicksal glaubst, weil es bedeuten würde, dass der Weg, den du gehst, nicht auf deinen eigenen Entscheidungen beruhen würde.“ Lorenor neben ihm lehnte seine Ellenbogen auf den aufgestellten Knien ab und stütze sein Kinn auf die gefalteten Unterarme, während er weiter den Flammen zusah. „Ich habe überlebt, weil ich es wollte“, sprach er den Flammen zu. „Ich habe entschieden ins Leben zurückzukehren, ganz gleich der Konsequenzen, mir sogar der Konsequenzen wohl bewusst. Das ist der Grund warum ich von nun an mein restliches Leben an Lady Loreen gefesselt sein werde.“ Fast hielt Dulacre den Atem an. Nach über acht Monaten entschied Lorenor nun endlich ihm die Wahrheit zu sagen, oder zumindest einen Teil davon. Er befürchtete, dass nur ein falsches Wort die Tore wiederzufallen lassen würde. „Könntest du diese Entscheidung wieder treffen?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal vor die Wahl gestellt werde. Falls doch, werde ich definitiv zurückkommen, ganz gleich was der Preis dann sein wird.“ Diese Antwort erfüllte Dulacre mit mehr Fragen, als er für möglich gehalten hatte und fast schon mit Grauen. Lorenor hatte hinter den Schleier des Todes gesehen; er wusste Dinge, die niemand sonst wissen konnte. „Also könnte jeder zurückkommen, der bereit ist einen Preis zu zahlen?“ „Nein. Die meisten nicht, nicht so wie ich und die anderen. Wir sind die, die zurückgekommen sind.“ Lorenor seufzte leise. „Diejenigen, die noch nicht loslassen wollten.“ Eine Sekunde musste Dulacre an seine Mutter und Schwester denken, doch er entschied, in der Gegenwart zu verweilen und Lorenors seltene Gesprächigkeit auszukosten. „Das heißt, du wusstest, dass du als Lady Loreen wiedergeboren wurdest?“ „Das heißt, ich wusste, dass ich schwach sein würde, schließlich hatte sie gesagt, dass ich aus meinen Fehlern lernen musste und mein Fehler war niemandem sonst zu vertrauen außer meiner eigenen Stärke, was du mir ja auch nur gefühlt tausendmal gesagt hast. Ich hatte gedacht, dass es mein Körper sein würde, nur viel schwächer, aber das hier, das hatte ich nicht erwartet.“ Lorenor klang verbittert. Doch Dulacre fragte sich gerade wer sie war, von der Lorenor da sprach, vielleicht war es eine Art Halluzination gewesen, die Lorenor im Augenblick des Todes gesehen hatte. Es war offensichtlich, dass dies keine wirkliche Unterhaltung zwischen ihnen mehr war, denn Lorenor war niemand, der sich in einem Gespräch öffnete und das bedeutete, dass Dulacre nun endlich Dinge erfahren konnte, die Lorenor ihm gegenüber sonst nie äußern würde. Also schwieg er. „Ich dachte mein Körper würde nie mehr so stark werden, wie er einmal war. Aber es ist noch viel schlimmer. Anstatt mich einfach zu schwächen, kann ich in diesem Körper hier mein Ziel weiterverfolgen, aber ich verstehe einfach nicht warum ausgerechnet Lady Loreen meine Schwäche darstellen soll.“ Er schwieg für einen Moment, doch dann redete er weiter: „Weißt du, ich hasse es, wenn Menschen sagen, dass jemand etwas besser oder schlechter kann, nur wegen des Geschlechts. Ich hasse es, wie dieser verdammte Koch immer so tut als könnten Frauen sich nicht selbst beschützen, als wären sie nicht stark.“ Dulacre entgegnete nichts. Sie hatte ihm also gesagt, dass er aus seinen Fehlern lernen musste. Lorenor war also ins Leben zurückgekommen, um aus seinen Fehlern zu lernen, Lady Loreen existierte aus eben diesem Grund. War er aus diesem Grund auch nach Sasaki gekommen? „Und jetzt ist meine Schwäche genau das. Ich hasse es, dass ich dieses Klischee erfülle, in diesem Körper hier bin ich stark und die Menschen fürchten meinen Blick, aber Loreen ist so schwach und alle mögen sie. Kuina war auch ein Mädchen, aber sie war nicht schwach, nicht so wie ich als Loreen. Ich habe sie nie besiegt, nicht ein einziges Mal bis sie gestorben ist und wenn sie heute noch leben würde, bin ich mir sicher, dass sie dich bereits besiegt hätte.“ Er wusste von wem der Jüngere sprach. Kuina, die Tochter von Lorenors erstem Lehrmeister und ehemalige Führerin des Wado-Ichi-Monji, Lorenor hatte sie nur wenige Male erwähnt, aber so respektvoll, dass Dulacre ihr wohl zu Dank verpflichtet war. Allerdings hatte Dulacre das Gefühl, dass Lorenors Gedankengang anders war als der seine. Lorenor hatte gesagt, dass sie wollte, dass er aus seinen Fehlern lernte, aber bedeutete dies, dass Lady Loreen einfach nur den Kontrast zu seiner physischen Stärke darstellen sollte? Nein, je länger er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher war es, dass sie nicht unbedingt Lorenors physische Stärke gemeint hatte. Aber was dann? Warum Lady Loreen? Warum Sasaki? Warum Dulacre? Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung wer sie war oder wie es überhaupt möglich sein konnte, dass Lorenor von den Toten in einem anderen Körper auferstanden war, aber eines wusste er ganz sicher: Und mein Fehler war niemandem sonst zu vertrauen außer meiner eigenen Stärke. Es ging nicht um Lorenors Stärke. „Meine Schwester war stark“, sagte Dulacre nun, als Lorenor schwieg und er das Gefühl hatte, dass eine längere Stille seinem Wissensdurst hinderlich sein würde, „niemand hat sie besiegt und viele haben sie herausgefordert. Ich weiß nicht, ob ich ebenbürtig bin oder ob ich sie je besiegt hätte, aber es gab keinen Schwertkämpfer auf der Welt, der besser war als Sharak und ich bezeuge dir, sie war eine Frau, Lorenor, eine starke Frau. Es mag sein, dass Lady Loreen manch ein Klischee erfüllt, aber wir beide kennen Frauen, die dem widersprechen.“ „Ich weiß“, flüsterte der Jüngere nun, „und das macht es fast noch schlimmer. Am Anfang hab ich gedacht, dass es mir egal ist, ob Mann oder Frau. Ganz gleich der Körper, ich wusste ich könnte stark genug werden dich zu besiegen und irgendwie dachte ich, dass es… ich hätte dich gerne in diesem anderen Körper besiegt, wegen Kuina.“ Was für ein schmerzlicher Wunsch.  „Aber es ist nicht möglich und du weißt das auch, oder? Ich merke es bei jedem Training, ich bin viel schneller erschöpft, hab viel schneller Muskelkater, ein langsameres Muskelwachstum. Egal wie viel ich als Loreen trainieren werde, ich werde der Welt nie beweisen können, dass Leute wie der Koch und mein alter Lehrmeister Unrecht haben. Ich dachte ich habe diesen Körper bekommen, um dieses Klischee ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen, doch je mehr Zeit vergeht desto mehr verstehe ich, dass ich das niemals schaffen kann und manchmal kotzt mich das richtig an.“ Erneut blieb Dulacre ruhig. Es stimmte schon, was Lorenor sagte. Sharaks Körperbau war dem seinen nicht unähnlich gewesen, sie war sehr groß gewesen, wahrscheinlich größer als er jetzt, ähnliche Proportionen, ähnlicher Muskeltonus. Ähnlich wie er war auch seine Schwester ein nahezu perfekter Athlet gewesen. Ganz anders jedoch der schmächtige Körper Lady Loreens. Lorenors anderer Körper war nicht nur klein, sondern auch zerbrechlich. Trotz all der körperlichen Strapazen die Lorenor auf sich nahm, wurden seine Erfolge nicht seiner Leistung gerecht. Lady Loreens Körper war nicht dafür gemacht zu kämpfen und Lorenor hatte damit gerechnet, dass es so kommen würde, aber dass er damit ein altbekanntes Klischee erfüllte, das schien ihm tatsächlich am Meisten auszumachen und doch hatte Dulacre immer noch das stete Gefühl, dass die Gestalt Lady Loreens einem ganz anderen Grund diente, nicht als Strafe, noch nicht einmal unbedingt als Achillesverse oder Hemmnis. Doch um dies tiefer ergründen zu können, musste er diese Unterhaltung am Laufen halten. „Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nicht absehen, dass du als Lady Loreen mich jemals besiegen wirst. Zumindest nicht, solange ich nicht altersbedingt schwächer werde.“ Diesmal war es Lorenor, der nur schweigend nickte. Dulacre entschied das Gespräch in eine andere – für ihn informationsreichere – Richtung zu lenken. „Aber wenn dir doch bewusst war, dass du schwächer zurück ins Leben kommen würdest, warum bist du dieses Wagnis dann überhaupt eingegangen?“ Ganz langsam sah Lorenor zu ihm hinüber. „Ich hatte keine Wahl. Ich musste zurück, ich wäre als Spielzeug zurückgekommen, wenn ich so Ruffy hätte beschützen können.“ Dann sah Lorenor wieder in die Flammen. „Aber klar, dass du das nicht kapierst.“ „Möchtest du es mir dann erklären?“ Er hatte eher das Gefühl, dass Lorenor derjenige war, der die Sache aus dem falschen Winkel heraus betrachtete. „Ach, was ist da groß zu erklären?“, murrte Lorenor unleidiger. „Du hast es doch gesehen, damals, wie sie reagiert haben. Wie sie alle immer reagieren, wenn sie Lady Loreen gegenüberstehen.“ Schmunzelt streckte Dulacre die Beine aus und überschlug sie. Langsam verstand er Lorenors Gedankengang, seinen ach so kindlich naiven, falschen Gedankengang. „Was meinst du? Die Höflichkeit? Der Respekt?“ „Sie alle benehmen sich anders, sie behandeln mich anders.“ Auf einmal drehte Lorenor sich ihm wieder zu. „Du bist der einzige, der mich nicht anders behandelt.“ Dulacre zuckte mit den Achseln, überlegte, ob es an ihm war Lorenor die Wahrheit zu sagen oder ob er dem Schicksal seinen Lauf lassen sollte. „Nun, das mag daran liegen, dass ich weiß wer Lady Loreen in Wirklichkeit ist. Ein gemeiner Vorteil, würde ich sagen.“ „Ach Schwachsinn!“ Lorenor winkte ab. „Jiroushin weiß, wer ich bin und er hasst es, wenn ich als Loreen rumlaufe. Er kann es nicht leiden, weil er dann nicht mit mir umgehen kann. Kanan weiß es und ja sie ist trotzdem verdammt herzlich, aber sie ist zurückhaltender, vorsichtiger, und was Ei… ich meine, nur du bist immer gleich nervig, machst dir immer zu viele Sorgen, tadelst mich immer wie ein Kleinkind, ganz gleich in welchem Körper ich bin. Selbst diese Unterhaltung hier, ich glaube kaum, dass jemand anderes so mit mir reden würde, aber mit Loreen fällt es den Leuten leicht.“ Für einen Moment dachte Dulacre über die Worte des Jüngeren nach. Es erinnerte ihn an das Gespräch, welches sie geführt hatten, als Lorenor entschieden hatte nicht zu seiner Crew zurückzugehen.  Er war so nahe dran und doch am anderen Ende der Welt. Dulacre sollte ihm die Wahrheit sagen, sollte ihm sagen, dass es an Lorenor selbst lag und nicht an den anderen Menschen. Ob es dem Jüngeren bewusst war oder nicht, er konnte sich als Loreen anderen gegenüber viel leichter öffnen als in seiner wahren Gestalt. Seufzend betrachtete Dulacre seine Fingernägel, es wäre wohl lehrreicher, wenn Lorenor von selbst verstehen würde, aber dies würde viel Geduld von ihm erfordern. „Aber Lorenor, du lobst mich zu Unrecht. Anfangs war ich alles andere als souverän im Umgang mit dir, insbesondere was Lady Loreen betrifft, aber ich hatte Monate Zeit dich kennen zu lernen.“ „Ich weiß was du meinst, aber ich rede von was anderem.“ Nun ließ Lorenor sich wieder auf den Rücken fallen. „Aber ich hab ja gesagt, dass du’s nicht kapierst.“ Dulacre überlegte einen Moment und fragte sich, wer hier was nicht verstand. Es wäre so viel einfacher Lorenor die Wahrheit zu sagen, aber wenn Lady Loreen dazu dienen sollte, dass Lorenor seine Fehler erkannte, dann war es wohl nicht zielführend, wenn Dulacre ihm diese Aufgabe abnahm. Allerdings konnte er dem anderen wohl einen kleinen Richtungsweis geben. „Es geht um deine Crew“, meinte er nachdenklich. „Dein Problem ist nicht nur, dass du schwächer bist oder dass du ausgerechnet als Lady Loreen schwächer bist, es hat etwas mit deiner Crew zu tun.“ Lorenor schwieg, während Dulacre weiter seine Gedanken laut aussprach. „Damals, als du sie wiedertrafst, haben sie nur Lady Loreen gesehen und das hat dich verunsichert. Du hast die Sorge, dass sie dich nie wieder nur als der starke, unverwüstliche Lorenor Zorro sehen. Du willst nicht, dass sie dich anders behandeln.“ Er sah auf den Jüngeren hinab, der stur zur Decke starrte. „Aber du vergisst, dass sie noch nicht einmal die Chance hatten darüber nachzudenken, so wie ich, so wie Jiroushin. Sie werden etwas Zeit brauchen, um diese Veränderung zu verstehen. Denn Lorenor, du hast dich verändert, ob du willst oder nicht und somit werden sie dich auch anders behandeln.“ Immer noch verweigerte der Jüngere es ihn anzusehen. „Ich verstehe, dass du ungerne vor deiner Crew als schwach dastehen möchtest. Aber…“ „Das ist es nicht.“ Lorenor erhob sich. „Egal wie verletzt ich war, meine Crew war für mich da und hat mich beschützt. Das ist nicht mein Problem.“ „Was ist es dann, Lorenor?“ Doch der Jüngere schüttelte den Kopf. „Ist egal. Ich geh jetzt ins Bett. Ich muss Eizen noch antworten. Kommst du nun übernächste Woche mit oder nicht?“ „Natürlich werde ich dich begleiten, sofern du das möchtest, aber Lorenor…“, sprach er schnell weiter als Lorenor sich anschickte zu gehen, „…bedeutet das etwa, dass du ihnen die Wahrheit vorenthalten willst?“ Zügig richtete er sich auf, um den anderen ein Gegenüber zu sein. „Ich verstehe tatsächlich nicht warum du dich so zierst, wenn es dich nicht stört, dass sie möglicherweise dich beschützen und nicht umgekehrt. Was ist also dein Problem, Lorenor? Sag es mir doch, wenn ich es nicht verstehe.“ Doch Lorenor ging einfach weiter. „Nein, ich werde es ihnen nicht sagen.“ Hinter ihm schlug die Tür zu.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)