Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 31: Kapitel 29 - Stolz ------------------------------ Kapitel 29 - Stolz   -Zorro- Endlich! Fast zwei Wochen hatte er mit dem verdammten Schwamm zugebracht. Zwei Wochen in denen Mihawk ihn kaum unterrichtet hatte, solange er diesen blöden Schwamm nicht ummanteln konnte, ohne seinen Hakifluss zu kontrollieren. Überaus zufrieden betrachtete er den kleinen schwarzen Schwamm in seinen Händen, ehe er ihn in seine Hosentasche steckte. Endlich hatte er verstanden worum es ging, endlich konnte er den Hakifluss wahrnehmen. Es war noch früh am Morgen und er war gerade von seinen üblichen Laufrunden zurückgekehrt. Mittlerweile musste er sich wegen den Humandrills keine Gedanken mehr machen, selbst wenn er in den Tiefen des Waldes unterwegs war, konnte er keinen von ihnen wahrnehmen und obwohl es mit Sicherheit wichtigere Dinge gab, so befriedigte ihn das schon irgendwie. Sich streckend kam er durch die Tür vom Hinterhof in die Küche, wo er Perona schon vorfand. Zu seiner Überraschung kochte sie gerade Kaffee und Rührei. „Ist Dulacre schon auf?“, begrüßte er sie grob und ging an ihr vorbei zum Wasserhahn und zapfte sich ein Glas. „Mhm“, nickte sie zustimmend. „Ist aber übel drauf.“ Er entgegnete nichts, sondern leerte sein Glas in einem Zug. Auf dem Weg zur Tür gab er ihr einen vielsagenden Blick. „Nein“, jammerte sie mit verschränkten Armen, „ich will nicht.“ In den letzten Tagen hatte Perona ihm immer wieder Gespräche aufgezwungen, da sie unbedingt wollte, dass der Samurai sie zumindest akzeptierte. Zorro zuckte mit den Schultern. „Deine Entscheidung. Aber ich kann den Schwamm nun ummanteln. Das heißt wir werden heute mit dem richtigen Training fortfahren. Dann kannst du‘s ganz vergessen.“ Damit ging er. Was sie tat war ihm letzten Endes egal, aber anders als Mihawk, fand Zorro es unfair ihr noch nicht einmal eine Chance zu geben. Er verstand die Ansicht des Samurais und trotzdem, wenn er danach gehen würde, hätte er schon den ein oder anderen Menschen verloren, der ihm wichtig war. „Hey“, grüßte er, als er ins Kaminzimmer ging, in dem der Ältere bereits saß und einen Brief oder sonst ein Blatt Papier in der Hand hielt. Er senkte seine Hand mit dem Schriftstück und betrachtete Zorro mit hochgezogenen Augenbrauen einmal von oben bis nach unten. Ganz offensichtlich missfiel ihm etwas. Der Pirat war sich nicht sicher was ihm nicht gefiel, entweder, dass er ungeduscht einfach herein kam oder aber, dass er nicht Perona mit Kaffee und Frühstück war. „Guten Morgen“, antwortete er schließlich nach einer etwas zu langen Sekunde und ließ seinen Blick wieder auf das Papier in seiner Hand fallen. Zorro konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den Schwamm aus seiner Hosentasche zog, ihn ummantelte und dann dem anderen zuwarf. Zu seiner Enttäuschung jedoch fing Mihawk das kleine Geschoss auf, ohne auch nur zu blinzeln. „Du hast es also geschafft“, stellte er fest während der Schwamm in seiner Hand so langsam seine dunkle Farbe verlor, „du kannst deinen Hakifluss nun kontrollieren.“ Der Jüngere nickte nur und verschränkte die Arme. Er wartete das Urteil des anderen ab, welcher ihn nun noch einmal begutachtete, diesmal etwas aufmerksamer. Was genau der andere nun abwägte konnte er nur erraten, aber nicht eine Sekunde wandte er den Blick ab als diese gelben Augen ihn betrachteten. Langsam begann der Ältere sich über den Bart zu fahren, als würde er angestrengt nachdenken, ein Bild das Zorro nicht so häufig zu Gesicht bekam. Ja er grübelte oft, öfter als er je einen Menschen nachdenken sah, aber so gut wie nie sah er so aus als müsste er sich über irgendetwas den Kopf zerbrechen, als würden seine Gedankengänge ihm schwerfallen. „In Ordnung“, meinte der Samurai schließlich, jedoch mehr zu sich selbst als zu Zorro, und nickte. „Geh dich duschen. Danach fangen wir an.“ „Womit?“ Er hatte bemerkt, wie sich der Blick des anderen geändert hatte; hatte bemerkt, wie sich der Kiefer des anderen etwas verspannt hatte; hatte bemerkt wie er für den Bruchteil einer Sekunde seine Schultern verkrampft hatte. Zorro wusste, dass der andere angespannt war. Für eine Sekunde hatte er geglaubt, Mihawk würde ihm nun endlich in der Schwertkunst unterrichten, aber nein, er wusste was heute auf dem Programm stand. „Du willst, dass ich es kontrollieren lerne.“ Der andere nickte nur, der Schatten eines Lächelns auf den schmalen Lippen. Zorro jedoch fand das nicht so lustig. Das einzige gute an den letzten zwei Wochen war gewesen, dass er nicht ein Mal seinem Monster begegnet war. „Warum?“, fragte er, obwohl er die Antwort wusste. „Ich weiß jetzt, wie ich es verhindern kann. Also sollten wir...“ „Lorenor.“ Der Ältere war aufgestanden und Zorro biss die Zähne zusammen. „Geh dich duschen.“ Diesmal folgte er der Aufforderung, wusste wann es klüger war die Diskussion auf später zu verschieben. Es war seltsam, er brauchte kein Lob, kein Schulterklopfen. Er wusste, dass diese Übung nur Mittel zum Zweck gewesen war, aber dennoch war er nicht ganz zufrieden. Schon tausendmal hatte er mit Dulacre darüber gesprochen, dass er erst die Grundlagen beherrschen würde, ehe sie mit dem richtigen Schwertkampf beginnen würden und natürlich stellte er so wie er jetzt war eine Gefahr dar, nicht nur für seine Feinde, sondern gerade auch für seine Freunde. Es mochte sein, dass sein Dämon für Falkenauge keine Gefahr war, vielleicht würde Ruffy ihn aufhalten können, Robin und der Koch sich ihm erwehren können, aber was wäre mit Chopper, Lysop, Nami? Natürlich konnte er es nicht einfach ignorieren. Er dachte an Thriller Bark, er dachte an seinen Kampf gegen Homura, er dachte an die G6. Jedes Mal war im Endeffekt keiner seiner Freunde zu Schaden gekommen, aber in weniger als zwei Jahren wollten sie die neue Welt bereisen, in gefährliche Gefilde aufbrechen. Solange Zorro sein innerstes Monster nicht kontrollieren konnte, solange war er eine Gefahr für sie. Außerdem wusste er auch, was Dulacre ihm bereits erklärt hatte; selbst dieses Monster könnte eines Tages ein Vorteil für ihn werden. Aber davon war er noch weit entfernt. Im Vorbeigehen musterte er sein Spiegelbild. Viel hatte sich nicht verändert; bis auf das etwas längere Haar - was Perona ihm regelmäßig stutzte - und die kleine Kreuzkette zeugte nichts von den letzten Monaten. Für eine Sekunde fragte er sich, ob er sich wirklich so viel verändert hatte, wie er manchmal dachte. Kopfschüttelnd verließ er das Bad und zog sich an. Solche Zweifel sollte er jemandem überlassen, der sich darum scherrte. Im Vorzimmer erwartete ihn wie immer Dulacre und zu seiner Verwunderung auch noch Perona. Sie sah anders aus als sonst, obwohl er nicht genau sagen konnte warum. „Bist du bereit?“, fragte der Samurai ihn, ohne auch nur eine Antwort zu erwarten. „Kommst du etwa mit?“, fragte er hingegen das Geistermädchen. Sie hatte die beiden Schwertkämpfer schon lange nicht mehr zum gemeinsamen Training begleitet und das war ihm nur recht so. „Das könnte gefährlich werden.“ „Mir egal!“, entgegnete sie. „Das ist deine Sache“, meinte der Schwarzhaarige kühl, „aber sei versichert, dass ich mich nicht um dein Wohlbefinden kümmern werde.“ Sie trug Hosen! Das war es. Zorro folgte dem Samurai, der die herausgestreckte Zunge der Geisterprinzessin einfach ignorierte und hinausging. Wie immer führte sie ihr kurzer Marsch zu den Ruinen und wie immer ließen die Humandrills sie absolut ungestört, kein Wunder schließlich war der Herr der Insel anwesend. Für einen Moment sagte keiner von ihnen etwas. Perona schaute sich unsicher um und schwang ihre Arme hin und her als wollte sie abheben. Zorro hingegen viel es schwer sich überhaupt zu bewegen. Er wollte nicht wieder die Kontrolle verlieren, aufwachen, ohne seinen Körper spüren zu können, ohne zu wissen was in den letzten Stunden passiert war. Er wollte nicht Perona oder gar Dulacre in Gefahr bringen nur weil er die Kontrolle verlor, er wollte nicht die Augen öffnen mit der Ungewissheit, dass sie alle tot sein konnten. Er wollte nicht… „Du hast Angst.“ Der Samurai stand mit verschränkten Armen vor ihm. Zorro entgegnete nichts. „Ich kann mir vorstellen, dass diese Manie wahrlich kein angenehmes Gefühl sein kann.“ „Tze“, entkam es Zorro. Nett, wie der andere es ausdrückte. Kein angenehmes Gefühl, genau. „Hast du überhaupt einen Plan, wie ich es kontrollieren könnte“, entgegnete er grob. Nun streckte Mihawk seine Nase doch etwas gen Himmel. „Was denn? Zweifelst du wirklich an meinen Fähigkeiten?“ Zorro lag ein passender Kommentar auf der Zunge, doch Perona lenkte ihn ab. Laut stöhnte sie auf. „Und das nennt ihr Training?“, beschwerte sie sich und verschränkte die Hände hinterm Hinterkopf. „Ihr starrt euch doch nur die ganze Zeit an und diskutiert, das kann...“ „Schweig oder ich enthaupte dich.“ Der Samurai sah sie noch nicht einmal an. „Lorenor, wir werden heute mit der Bambuslektion fortfahren.“ Sein Tonfall änderte sich keine Sekunde, blieb sachlich und unbeeindruckt. „Nachdem du nun endlich deinen Hakifluss unter Kontrolle hast, sollte es ein leichtes für dich sein, den Bambus zu ummanteln und deine Rüstung zu verstärken wie du möchtest, ohne dass sie dicker wird.“ Zorro nickte. Das hörte sich doch zumindest machbar an. Dann folgte er dem anderen zum kleinen Haufen Bambusrohre, die noch von ihrer letzten Übung da lagen. „Nun los, Lorenor, zeige mir deine Verhärtung.“ Er nahm einen der Rohre und gehorchte. Dieses Mal gelang es ihm das Rohr komplett zu ummanteln, ohne dass es zerbrach. „Sehr gut“, lobte der andere kühl. „Und was jetzt?“, murmelte Zorro und sah den Älteren an. „Wie soll mir das helfen nicht durchzudrehen?“ Dulacre gluckste beinahe. „Gar nicht“, meinte er dann kopfschüttelnd. „Bitte werde dir bewusst, dass du gerade die Grundlage des Verhärtens gemeistert hast, unabhängig von deinem Wahnsinn. Mit ein bisschen Übung wirst du bald in der Lage sein deine Schwerter zu verhärten ohne Gefahr zu laufen, dass sie bersten könnten.“ Überrascht schaute Zorro auf den schwarzen Stab in seiner Hand. Der Samurai hatte Recht. Wie konnte ihm das entgangen sein? Gerade wendete er das Rüstungshaki an. Nie wieder würde er sich darum Sorgen machen müssen, dass eines seiner Schwerter leiden musste, nun konnte er sie beschützen. „Solange du also derjenige mit den größeren Reserven bist, kannst du dein Haki ganz unbedacht einsetzen. Wir haben ja auch bereits festgestellt, dass die reine Aufnahme fremden Hakis deine Kontrolle nicht beeinflusst, solange deine Energiespeicher nicht zu erschöpft sind.“ „Und?“ Nun sah er den anderen wieder an. Ja auch darüber hatten sie schon mehrfach gesprochen in den letzten Tagen. Der Ältere schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf. „Und das bedeutet, dass wir heute herausfinden werden, wo deine Grenze liegt. Wann überkommt dich dein Wahnsinn? Wann verlierst du die Kontrolle? Je mehr wir wissen, desto weniger bedrohlich ist dein Zustand.“ Er mochte es nicht, ganz und gar nicht. Aber er konnte nicht leugnen, dass der andere da an etwas dran war. Wenn er wusste, wie lange er kämpfen konnte, ohne durchzudrehen konnte er auch die Gefahr eindämmen, die er für seine Freunde darstelle. Gleichwohl war ihm bewusst, dass das Ziel des anderen war, dass er sein Monster komplett kontrollieren konnte. Wie das gehen sollte, tja, das ließ selbst der Samurai unbeantwortet. „Das heißt, ich muss erst einmal mein Haki verbrauchen?“, fragte er dann nach. „Und wie?“ Das Grinsen des anderen wuchs eine Spur und er hob ebenfalls ein Bambusrohr hoch. Innerhalb eines Blinzelns färbte sich das Rohr komplett schwarz. „Greif mich an.“ Zorro konnte es kaum glauben. „Ich werde jeden deiner Angriffe blocken. Also sieh zu, dass dein Stab nicht zerbricht.“ Mahnend hob der andere einen Zeigefinger. „Absorbiere mein Haki nur, nachdem ich es dir sage, verstanden? Wenn du zu früh damit beginnst, werden wir den kritischen Bereich wohl nie erreichen.“ Warum klang diese Anordnung so seltsam? Kritisch legte Zorro den Kopf schief, doch dann verstand er es. „Du kannst es nicht kontrollieren“, murmelte er beinahe erstaunt. Natürlich, Dulacre selbst hatte zugegeben noch nie von der Fähigkeit der Hakiabsorbtion gehört zu haben. Er mochte Zorro in allem überlegen sein, aber das einzige, was er rein theoretisch tun konnte, um zu verhindern, dass Zorro sein Haki absorbierte war keines anzuwenden. Tatsächlich hatte Zorro dem Samurai etwas voraus, was der andere vermutlich nie selbst lernen konnte. „Hast du es erst jetzt bemerkt?“, fragte der andere ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Aber glaube nicht, dass du mir deshalb bereits gewachsen wärest.“ Dulacre grinste immer noch. „Mag sein, dass du eine Fähigkeit besitzt, die dir im Kampf einen Vorteil verschafft, trotzdem solltest du mich nicht unterschätzen. Meine Hakireserven sind weit größer als das, was du derzeit in dir aufnehmen kannst. Außerdem vergisst du, dass auch ich einen großen Vorteil habe.“ Verwundert tat Zorro es dem anderen gleich, als dieser in Kampfstellung ging. „Lorenor, ich bin es, der dich trainiert. Ich kenne alle deine Fähigkeiten, all deine Schwächen. Niemand kennt deinen Kampfstil oder deine Technik so gut wie ich es tue und selbst deine Gabe Haki zu absorbieren habe ich ergründet, ehe sie dir überhaupt bewusst wurde.“ Das Grinsen des anderen wuchs noch eine Spur. „Du bist wahrlich einzigartig was dein Talent und deinen Ehrgeiz angeht, mein lieber Lorenor. Aber du spielst noch lange nicht in meiner Liga.“ Da war er wieder, nicht der Samurai Falkenauge, nicht der hochwohlgeborene Sohn des Hauses Mihawk, nicht der kühle Stratege Dulacre, nein, der Mann, der ihm gegenüberstand war der beste Schwerkämpfer der Welt Mihawk Falkenauge Dulacre. Auch Zorro konnte sich nun ein Grinsen nicht verkneifen. Genau da wollte er hin und wenn das hier der einzige Weg war, um diesen eingebildeten Fatzke von seinem Thron zu werfen, nun dann sollte es wohl so sein. „Du bist ganz schön arrogant“, spottete er und griff seinen Bambus fester. Es mochte kein richtiger Kampf sein, kein Schwert in seiner Hand, aber es war immerhin kein Schwamm, immerhin keine Trockenübung. „Nun ja, was das angeht hängst du mir zumindest nicht hinterher.“ Zorro griff an. Für Stunden sollte diese Übung sie beschäftigen. Immer wieder zerbrach das Bambusrohr in Zorros Händen, weil er entweder zu viel Haki in die abgestorbene Pflanze fließen ließ oder weil seine Rüstung unter der Gegenwehr des Samurais brach. Dieser ließ es sich nicht nehmen ihm mehrmals darauf hinzuweisen, dass die Rüstung, die der Samurai um seinen eigenen Bambus legte, um ein Vielfaches schwächer war als das, was er in einem wahren Kampf nutzen würde. Ja, sein Lehrmeister schien großen Gefallen daran zu finden ihn zu verspotten und zu ärgern. Aber das war Zorro nur Recht. Damit konnte er viel eher umgehen als mit hochtrabenden Diskussionen und Gedanken. Wie er das vermisst hatte. Mit dem Koch hatte er sich fast täglich auseinandergesetzt und gestritten, hatte mit ihm gekämpft und hatte seinen Frust an ihm auslassen können, so wie der Blondschopf es bei ihm gemacht hatte. Mit dem Samurai war es anders, er bevorzugte den kühlen Gedankengang, das rationale Analysieren von Motiven und gezwungener Maßen hatte Zorro sich darauf eingelassen. Es war notwendig, dass er nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist trainierte, das hatte er mittlerweile verstanden und wenn er ganz ehrlich war, fand er es gar nicht so furchtbar. Aber natürlich war es nichts im Vergleich zu dem hier. Selbst mit blödem Bambus, selbst mit blöden Sprüchen vom Samurai, das hier war genau das was er wollte. Er wollte kämpfen, nur hier war er wirklich in seinem Element und wie er es vermisst hatte. Fast hatte er vergessen, wie gut es sich anfühlte. Aber der Kampf war alles andere als gut. Er war anstrengend und nervenaufreibend, nicht weil er so spannend war, sondern weil Zorro wusste was das Ziel dieser Übung war. Jedes aufeinandertreffen der Bambusstäbe diente einzig und allein dazu sein Haki zu verbrauchen, seine Reserven zu erschöpfen, nur um dann herauszufinden wann er die Kontrolle verlieren würde. Er wusste, dass er diesen Punkt erreichen würde, nur so konnte er seine Schwäche überwinden. Doch mit der Zeit zerbrachen seine Bambusrohre in immer kürzeren Abständen und zwar nicht, weil er zu viel Haki in die Pflanzenfasern fließen ließ, sondern weil seine Rüstung schwächelte. „Konzentriere dich, Lorenor“, schollt ihn der Ältere, „glaub ja nicht, dass ich nicht merke, wenn du dich zurücknimmst. Dein Haki ist noch nicht so gering, dass es eine solch schwache Rüstung nicht halten würde.“ Das Grinsen vom Morgen war beiden schon längst vergangen. Der Samurai hatte seinem Wort Folge geleistet und bisher jeden einzelnen Schlag von Zorro geblockt ohne, dass es ihm was auszumachen schien. Nicht ein einziges Mal hatte er seine Fußposition ändern müssen und kaum ein Schweißtropfen rann seine Stirn hinab, während Zorro das Gefühl hatte samt Klamotten in eine heiße Quelle gesprungen zu sein. Die im Nebel länger werdenden Schatten waren Beweis genug dafür, dass der Tag sich bereist seinem Ende zuwandte, mittlerweile hatte auch ein leichter Nieselregen eingesetzt, doch der Samurai brach die Übung nicht ab. „So lange sollte es nicht brauchen, Lorenor“, herrschte er als das Tageslicht um sie abnahm und die Dämmerung einsetzte während Zorro einen weiteren zerbrochenen Stab wegwarf und sich einen neuen holte. „Deine Verhärtung ist zu schwach, es braucht zu lange, um dein Haki zu verbrauchen. Hör auf es zurückzuhalten.“ „Mache ich nicht“, knurrte er mit schweren Atemzügen. Es mochte sein, dass seine Reserven an Haki noch nicht an ihrem Limit waren, aber stundenlang Angriffe gegen eine Mauer aus stahlharten Muskeln auszuführen war nicht unbedingt ein Spaziergang. Wie konnte der andere ihm vorwerfen, dass er nicht alles geben würde? Er war hier, um den anderen zu übertreffen und dazu musste er nun mal seine größte Schwäche, das unkontrollierbare Monster in sich, besiegen, warum also warf der andere ihm vor, dass er nicht alles in seiner Macht mögliche tun würde? „Dann zeig es mir!“, befahl der Ältere. Irgendwann zog Perona sich zurück, doch Zorro verschwendete keinen Gedanken daran, warum sie überhaupt mitgekommen war. Er konnte dem Samurai ansehen, dass dieser mit jeder Sekunde unzufriedener wurde. Seine Mundwinkel sanken immer tiefer und die üblichen Falten auf seiner Stirn wurden immer mehr. Egal welchen Angriff Zorro ausübte, der andere zeigte sich nicht beeindruckt und mehr und mehr Rohre zerbrachen, während der Samurai noch nicht einen Kratzer auf seinem Bambus zugelassen hatte. „Lorenor!“ Aus dem Nichts machte der andere plötzlich einen Schritt nach vorne und attackierte ihn. Im letzten Moment konnte Zorro den Schlag parieren, sein Bambus jedoch zerbrach und der ummantelte Stab des anderen traf ihn volle Breitseite im Gesicht. Aufkeuchend stolperte er zurück und landete auf dem Hosenboden. „Lächerlich.“ Mihawk thronte über ihm. „Tze, weder hätte dein Bambus zerbrechen dürfen, noch war dieser Angriff stark genug, um dir tatsächlich zu schaffen zu machen. Trotzdem kriechst du auf dem Boden.“ Zorro rieb sich den Kiefer und spukte Blut auf die kahle Erde. „Wenn du es nicht ernst meinst, Lorenor, können wir es gleich sein lassen. Das hier ist reine Zeitverschwendung.“ Wie konnte er es wagen?! Zum ersten Mal seit Wochen kam ihr Training endlich mal einem Kampf nahe, nicht nur sture, einfältige, blöde Konzentration auf Bambusstäbe oder Schwämme, nicht nur fader Theoriekram und nun warf dieser Schnösel ihm vor, dass er sich nicht anstrengte? Dass er es nicht ernst meinte? Er warf ihm tatsächlich vor, seine Zeit zu vergeuden! Stellte ihn auf eine Stufe mit Perona und Papierkram. „Sag das noch mal!“, murrte er und erhob sich mühsam. „Du hast doch keine Ahnung was ich hier versuche, du Mistkerl.“ Der Samurai zeigte sich unbeeindruckt. „Ach, tatsächlich. Also auf mich macht es den Eindruck als würdest du versuchen das Unausweichliche hinauszuzögern. Du benutzt so wenig Haki wie irgendwie möglich, zwackst mir immer wieder ein ganz bisschen ab und hoffst, dass es mir nicht auffällt und deine Angriffe werden mit jedem Schlag schwächer. Du enttäuschst mich.“ „Halt die Klappe, du...“ „Für eine Sekunde dachte ich sogar, dass du mittlerweile eine Gefahr für Jiroushin darstellen würdest, aber wenn ich so zusehe, wie du noch nicht einmal bereit bist, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen, wie sollst du dann je für eine Auseinandersetzung mit mir gewappnet sein?“ Das tat weh! „Solange du nicht bereit bist, über deinen Schatten zu springen und dich dem zu stellen, was dir Angst macht, brauchen wir unser Training nicht fortführen. Du hast es ja bereits 20 Jahre erfolgreich verdrängt, dann mach so weiter, wenn es dir so besser...“ „Hör auf!“ Er hatte den Bambus des anderen gepackt und ihm aus der Hand gerissen, wohl wissend, dass der andere es zugelassen hatte. Schwer atmend stand er vor ihm. Er wollte etwas sagen, wollte sich rechtfertigen, den anderen in seine Schranken weisen, aber kein Wort kam aus seinem Mund. Mehrmals schluckte er und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Unbeeindruckt hielt der Ältere seinem Blick stand. Er schien selbst gar nicht wütend zu sein, trotz seiner harten Worte, trotz seines Angriffes. „Wenn ich so eine Enttäuschung bin“, brachte Zorro es schließlich hervor, „warum bist du dann so ruhig?“ Mihawk reagierte nicht. „Dir ist das Training mit mir wichtig, hast selbst gesagt, dass ich dir wichtig bin. Wenn ich dich wirklich enttäuschen würde, du wirklich daran zweifeln würdest, dass ich zu dem Schwertkämpfer werden kann, der dich besiegen wird, warum zur Hölle macht es dich nicht rasend vor Wut?“ Und dann kapierte er es. „Du willst mich provozieren“, murmelte er verwundert. „Du willst, dass ich wütend werde und dich angreife, ohne nachzudenken.“ Ihm ging ein Licht auf. „Du denkst, dass ich so meine Hemmungen verlieren würde.“ Ein kaum sichtbares Lächeln umspielte die Lippen des Älteren. „Aber es scheint, als ob du meine subtile Manipulation durchschaut hättest. Bravo.“ Er hatte mit ihm gespielt, hatte diesen Moment genutzt, um Zorros Charakter zu testen, zu überprüfen ob er seine Emotionen im Zaun halten konnte, um zu überprüfen ob er sich wirklich verändert hätte. Das hitzige Gefühl in seiner Brust schwand leicht und er atmete tief durch. „Allerdings waren meine Worte nicht an den Haaren herbeigezogen, Lorenor. Du lässt dich wirklich von deiner Angst hemmen. Egal ob bewusst oder unbewusst, du versuchst zu verhindern, dass deine Hakireserven in einen brenzligen Bereich herabsinken, damit du nicht Gefahr läufst die Kontrolle zu verlieren.“ Er klang genauso kühl wie eh und je; Zorro hatte keine Ahnung ob er vielleicht doch zornig oder gar enttäuscht war. „In einem echten Kampf wäre das bei deinen derzeitigen Fähigkeiten keine schlechte Idee. Aber hier und jetzt wollen wir doch genau das erreichen, damit du dich in einer sicheren Umgebung damit auseinandersetzen kannst. Solange du nicht bereit bist den nächsten Schritt zu gehen kann ich dir nicht weiterhelfen.“ Das tat beinahe noch mehr weh, als was der andere zuvor gesagt hatte, um ihn zu provozieren. „Und was nun?“, fragte er nach und starrte zu Boden. „Nun werde wir das Training für heute beenden.“ Zorros Blick jagte nach oben. „Aber…!“ „Hast du mir auch nur eine Sekunde zugehört?“ Jetzt klang der andere doch erbost. Etwas härter als zuvor sprach er weiter: „ Ich möchte, dass du den heutigen Abend nutzt um über dieses Training nachzudenken und morgen auch, wenn es nötig sein sollte. Solange wie du halt brauchst, um herauszufinden, was du erreichen willst und wie weit du dafür bereit bist zu gehen.“ Diese Worte hörten sich sehr bedrohlich an. „Ich kann dich trainieren, Lorenor, deine Schwächen ausmerzen und deine Stärken perfektionieren. Deinen Fähigkeiten schulen und dein Können optimieren. Ich kann dir fehlendes Wissen beibringen und dich auf deinem Weg zu einem wahren Meister der Schwertkunst begleiten. Aber es gibt eine Sache, die ich nicht kann.“ Immer noch sah der Ältere ihn kalt an. „Ich kann den Weg nicht für dich gehen. Du musst dich entscheiden, du musst dich deinen Ängsten stellen. Dass du diszipliniert und ausdauernd bist weiß ich. Du hast vor wenigen Dingen Angst, darum fällt es dir umso schwerer, wenn sie sich dir in den Weg stellen.“ Zorro biss sich auf die Unterlippe und senkte erneut den Blick. „Denke in Ruhe darüber nach und teile mir dann deine Entscheidung mit. Solltest du bereit sein, dich deinen Ängsten wirklich zu stellen, werde ich dich weiter trainieren. Was du bis dahin machst, ist deine Sache.“ Schwer schluckte er. Der andere sagte es zwar nicht, aber es war ganz deutlich, dass sie hier an einem Schneidepunkt standen und Zorro wusste noch nicht einmal wie sie dahin gekommen waren. Von Zorros Entscheidung würde es abhängen, ob der andere ihn weiter trainieren würde und auch wenn er nun einfach sagen könnte, dass er sich doch von seinen Ängsten nicht unterkriegen lassen würde, dass er keine Ahnung von dem hatte, was der andere meinte, so wusste er doch auch, dass es stimmte. Er hatte nicht alles gegeben. Er hatte sich gerade selbst sabotiert, nur um nicht in eine Situation zu kommen, die er vermeiden wollte. Tze, das passte doch so gar nicht zu ihm. Er schämte sich. „Und noch etwas.“ Zorro sah auf, der andere wirkte noch unzufriedener als eh schon. „Mir ist aufgefallen, dass du deine individuellen Trainingseinheiten nur noch in dieser Gestalt durchführst.“ Der Jüngere presste die Zähne zusammen. „Ist dir der steigende Leistungsunterschied deiner beiden Gestalten gleichgültig?“ Kühl lagen die gelben Augen auf ihm und wartete wohl tatsächlich auf eine Antwort. „Nein, ich...“ „Solltest du dich entscheiden, diesen Weg hier weiterzugehen, wirst du von nun an nur noch als Loreen trainieren, es sei denn du trainierst mit mir zusammen und ich sage dir etwas anderes.“ Aufschnaubend sah er weg. „Hast du ein Problem damit?“ Und wie er das hatte. Endlich hatte er seine Körper wieder unter Kontrolle, konnte seine echte Gestalt nun für über 24 Stunden halten, konnte endlich das eigentliche Training aufnehmen und nun wollte Falkenauge ihm auch noch das verbieten? Und das dann auch noch nachdem der Ältere ihm vorgeworfen hatte das Training nicht ernst zu nehmen und ihr gemeinsames Training auf die Waagschale warf. „Du verstehst es immer noch nicht, oder?“ Enttäuscht schüttelte der Ältere mit dem Kopf. Es schien, als hätte er das vorherige Thema einfach abgeschlossen. „Keiner deiner Gegner wird geduldig darauf warten, bis du dich wieder in diese Gestalt hier verwandeln kannst, um dich zu besiegen. Das wahre Leben ist kein Duell. Es geht nicht um Ehre und Stolz, um Fertigkeiten und Eleganz. Es geht rein ums Überleben.“ Als ob Zorro das nicht wusste. „Lorenor, was ist deine größte Schwäche?“ Diese Frage überraschte ihn. Kurz zuckte er mit den Schultern. „Abgesehen von dem eben? Naja, ich bin halt immer noch ziemlich träge im Vergl...“ „Falsch!“, unterbrach der Ältere ihn hart und machte einen Schritt auf ihn zu. „Vielleicht fällt dir deine Entwicklung nicht auf, weil du hier nicht wie sonst jeden Tag kämpfst, aber was ich eben sagte glaube ich wirklich; meiner Meinung nach könntest du schon bald Jiroushin übertreffen.“ Es war als würde ihn ein Blitz treffen. „Also nein, deine Technik ist zwar noch nicht perfekt, aber deine größte Schwäche ist eindeutig dein Stolz.“ Nun stierte Zorro auf den Boden und presste den Kiefer zusammen. „Sonst hättest du dir schon längst eingestanden, dass du als Loreen noch viel besser werden musst. Wenn du so weiter machst wird deine andere Gestalt deine Achillesverse.“ Der andere verschränkte die Arme. „Du hast so viel Angst vor deinem inneren Dämon, dass du deine wahre Schwäche einfach ignorierst. Dein Monster wird dich nicht umbringen, dafür kann ich sorgen, aber deinen Stolz kannst nur du selbst besiegen.“ Damit drehte Dulacre sich um und verschwand in der Dunkelheit, ließ Zorro zurück, der wütend die Fäuste zusammenballte. „Mistkerl!“, knurrte er in die Stille hinein, wohl wissend, dass der andere Recht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)