Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 26: Kapitel 24 - Aufbruch --------------------------------- Kapitel 24 – Aufbruch   -Zorro- „Das ganze gefällt mir immer noch ganz und gar nicht.“ Der großgewachsene Mann an seiner Seite seufzte schwer. „Natürlich nicht. Es ist ja auch nicht dein Plan“, entgegnete Zorro kühl. „Daran mag es liegen“, stimmte der Samurai zu. „Es sind zehn Tage, verdammt noch mal. Solange wirst du schon irgendwie überleben.“ „Meine Sorge gilt nicht meinem Wohlbefinden, Lorenor.“ „Na dann ist doch alles gut.“ Mihawk holte Luft, sagte jedoch nichts während sie an der kleinen Anlegestelle der Insel warteten. Vor ihnen im Nebel thronte ein riesiges Marineschiff in der aufgehenden Sonne, doch da die Bucht nicht tief genug war, war ein kleines Boot losgeschickt worden um Zorro einzusammeln. Schleppend langsam kam es näher. „Wo ist eigentlich Perona?“, fragte Zorro nun, eine Hand schützend vor den ersten Sonnenstrahlen über die Augen gehalten um das Boot besser beobachten zu können. „Ich hatte ihr gesagt, dass sie sich um diesen ganzen Süßkram kümmern muss. Wenn sie es gebacken hat, ist sie auch dafür zuständig, dass es nicht alles verrottet.“ Zorro entgegnete darauf nichts sondern schüttelte nur leicht den Kopf. Manchmal schien der Samurai wirklich seltsame Prioritäten zu haben. „Bist du dir wirklich sicher, dass du das tun möchtest?“ „Also jetzt wäre es doch wirklich etwas zu spät, oder nicht? Außerdem hat es Ewigkeiten gedauert diese verdammte Korsage anzuziehen. Also ziehen wir das jetzt auch durch.“ „Du überraschst mich Lorenor.“ Fragend sah er zum anderen auf. „Man könnte fast meinen, dass dir diese Kostümierung Spaß macht.“ „Was hältst du davon einfach mal die Klappe zu halten?“ Leise lachte der Ältere, schwieg jedoch. Sekunden später tauchte Perona auf und dahin war es mit der einvernehmlichen Stille. Lauthals beschwerte sie sich über all die Dinge die sie noch hatte tun müssen, dass niemand auf sie gewartet hatte, dass sie ganz alleine durch den Wald hatte laufen müssen und dass sie so grässlich biedere Klamotten tragen musste. „Hast du dich um das Gebäck gekümmert?“, unterbrach der Samurai ihr Gezeter und ignorierte gekonnt ihren hasserfüllten Blick. „Ja“, fauchte sie beinahe wie eine verletzte Katze. Niemand fragte nach. Das kleine Boot hatte mittlerweile endlich angelegt. Die beiden Piraten tauschten einen Blick aus und Zorro konnte ein kleines Grinsen nicht verhindern. Es war nicht so als ob er sich auf das Kommende freuen würde, aber Dulacres Reaktion war es fast schon wieder wert. Die drei Soldaten der Marine kamen eilig näher, verbeugten sich im Laufen und grüßten sie höflich. Mihawk ließ es sich nicht nehmen, jedem einzelnen von ihnen klar zu machen mit wem sie sich anlegen würde, sollte Lady Loreen etwas passieren und Zorro musste noch nicht einmal vorspielen als ob ihm die Situation peinlich wäre. Zügig hatten die Weißhemden das nötige Gepäck verstaut und gemeinsam schritten sie zum Boot. Etwas überrascht betrachtete Zorro die ihm dargebotene Hand vom Samurai und erst da bemerkte er wie ernst der Ältere ihn ansah, mit zusammengekniffenen Lippen und noch tieferen Falten auf der Stirn als für gewöhnlich. Dulacre schien sich wirklich ganz aufrichtig Sorgen um ihn zu machen. Augenrollend nahm er auch dieses Mal die Hilfe des Samurais an. Doch als er sicher die kleine Distanz zwischen Steg und Boot überquert hatte, hielt der Ältere seine Hand eine Sekunde länger als nötig. Er sagte nichts zum Abschied, doch sein kalter Blick und er ernste Gesichtsausdruck sprachen Bände. Schmunzelnd hob Zorro beide Augenbrauen hoch, sagte jedoch auch nichts. Sein nerviges Kleid zurecht zupfend nahm er neben Perona Platz und entschied der Insel hinter ihm keinen Blick mehr zuzuwerfen. Mihawk sollte schon sehen, dass sein Verhalten affig war. Diese unnötige Sorge, dieses väterliche Getue, welches leider Gottes von Fremden nur zu leicht falsch verstanden werden konnte. All das war unnötig. Er war die letzten zwanzig Jahre gut ohne den Samurai zurecht gekommen und jetzt machte dieser so einen Aufstand. „Er macht sich wirklich Sorgen“, murmelte Perona neben ihm. Er nickte nur, da er nicht sagen konnte was er dachte ohne dass die Männer der Marine aufgehorcht hätten. Diese waren jedoch mit anderen Dingen beschäftigt. Zwei von ihnen ruderten wie wild um sie möglichst schnell zum Kriegsschiff zu befördern. Jedoch schienen sie nicht sehr geübt darin zu sein und Zorro war der Überzeugung, dass er alleine als Loreen besser voran kommen würde. Der Dritte saß ihm und Perona gegenüber, angeblich bearbeitete er Unterlagen um sicherzugehen, dass Lady Loreens Gepäck nicht verloren ging, allerdings bewegten seine Augen sich nicht und Zorro konnte ihm ansehen, dass er von seinen Gästen ganz verzückt war. Übel nehmen konnte Zorro es ihm nicht wirklich. Er war daran gewohnt, dass Lady Loreen von Fremden so angestarrt wurde; er mochte es nicht, aber er wusste mittlerweile, dass es passieren würde. Das von Perona ausgesuchte Kleid tat sein übriges dazu. Perona selbst hatte sich allerdings auch herausgeputzt. Sie trug das gleiche Kleid wie damals als Eizen zu Besuch kam und anstatt ihrer lächerlichen Zöpfe trug sie ihr Haar offen, nur ein paar Strähnen durch Spangen zurückgehalten. Sie wirkte deutlich älter als sonst, reifer. Was allerdings auch an ihrer blasierten Miene liegen konnte, die sie anstelle von bunter Schminke trug. Sie schien in ihrer Rolle als Lady Loreens Gesellschafterin voll und ganz aufzugehen. Immerhin einer von ihnen der Spaß an der Sache hatte. Minuten später hatten sie das riesige Kriegsschiff dann endlich erreicht, doch anstatt an einer Trittleiter hochzuklettern, wie Zorro es erwartet hatte, wurde das gesamte Boot an zwei Haken befestigt und mit vereinten Kräften zogen die Marinesoldaten an schweren Tauen und hievten das Boot in die Höhe. Auf Höhe des Decks rasteten irgendwelche ungesehenen Sicherheitsbügel ein und das Boot schwankte nun noch leicht in der Luft. Die beiden Ruderer machten sich sogleich daran das Gepäck zu verladen während Nummer Drei Perona beim Ausstieg half. Zorro stand ebenfalls auf und begab sich zum Rand. Aus dem Augenwinkel konnte er Kuraigana sehen und als er aufschaute stellte er fest, dass dort am kleinen Steg immer noch eine einzelne Person stand. Plötzlich ruckelte das Boot zur Seite und Zorro verlor das Gleichgewicht. Nach Halt suchend ruderte seine Hand blind umher, während er sich mit der anderen an der Reling des Kriegsschiffs festhielt. Doch dann zog jemand ihn fast mühelos auf die andere Seite der Reling. „Du scheinst darin nicht sehr geübt zu sein.“ Überrascht blickte er auf. Leuchtend grüne Augen, halb versteckt unter blonden Locken blitzten ihn an, nur überstrahlt von einem breiten Grinsen, das Ruffy Konkurrenz machen konnte. „Jiroushin?“ „Freut mich dich wiederzusehen.“ Und bevor Zorro wusste was passierte, nahm der blonde Riese ihn in eine freundliche Umarmung.   Eine halbe Stunde später waren Perona und Zorro in ihrer Kajüte, wobei dieses Wort nicht ansatzweise dem riesigen Raum mit den zwei angrenzenden Schlafzimmern gerecht wurde, die ihnen zur Verfügung gestellt worden waren. Es war eine große Überraschung gewesen dem Konteradmiral Cho Jiroushin zu treffen, doch noch überraschender war gewesen ihm als Befehlshaber des Schiffs dabei zuzusehen wie er seine Soldaten umher scheuchte. Zwar verließ das breite Dauergrinsen nie sein Gesicht und doch zweifelte selbst Zorro seine Autorität keine Sekunde an. Mihawks Kindheitsfreund hatte versprochen vorbeizuschauen sobald das Schiff auf Kurs war und die Arbeiten erledigt waren. „Also nur das ich das richtig verstehe“, murmelte Perona während sie von einem Zimmer ins andere Klamotten und Koffer trug, „dieser Blondschopf ist mit Falkenauge und dir befreundet, weiß aber nicht wer du bist?“ „Und solange du dich nicht verplapperst wird das auch so bleiben“, murrte er. Auch er streifte durch die Räume, dachte jedoch nicht im Traum daran der Geisterprinzessin zu helfen, sondern untersuchte Bilderrahmen und hob Teppiche hoch. Er wusste nicht ob es ihn überraschen sollte oder nicht, aber er fand tatsächlich keinerlei Abhörgeräte. Seufzend ließ er sich auf einem ausladenden Sofa nieder. Sie würden etwa zwei Tage brauchen um auf Mary Joa anzukommen; er hätte nie gedacht, dass er jemals dorthin zurückkehren würde. Erneut seufzend nahm er den kleinen Aktenkoffer, den Perona ihm wortlos reichte und öffnete ihn. Eizen hatte ihm Vorhinein schon sämtliche Unterlagen geschickt, mit der Bitte sich auf die Verhandlungen vorzubereiten und obwohl er sich wirklich besseres vorstellen konnte, begann er zu lesen. Gleichzeitig jedoch nahm er sich zu Herzen was der Samurai ihm aufgetragen hatte und öffnete seinen Geist. Zehn Tage Training würden hierfür drauf gehen. Vielleicht nicht viel auf zwei Jahre gesehen, aber für ihn war es eine kleine Ewigkeit, also tat er das was Dulacre ihm geraten hatte. Seine Haut begann zu prickeln. Tief atmete er ein, erst in den letzten Tagen hatten sie damit angefangen, der gleichzeitige Einsatz von Observations- und Rüstungshaki. Zorro wusste nicht, warum sein Lehrmeister entschieden hatte schon beide Variationen zu verbinden und das obwohl er das Rüstungshaki immer noch kaum beherrschte, aber er stellte fest, dass es ihm relativ leicht fiel. Zwar war sein Panzer noch schwach und unter der Form des Verhärtens konnte er sich noch nicht viel vorstellen, aber er hatte das Gefühl, dass beide Fähigkeiten einander Halt gaben. Es fühlte sich beinahe natürlicher an sie gemeinsam einzusetzen als getrennt. Die Zeit verging während er die Akten durchlas. Irgendwann brachte das Geistesmädchen ihm etwas zum trinken, ehe sie sich zurückzog. Ihm sollte es nur Recht sein, denn es fiel ihm einfacher sich zu konzentrieren wenn er alleine war. Anders als der Samurai konnte sie ihren Geist nicht abschirmen und wann immer Zorro das Observationshaki anwandte konnte er ihre nervigen Gedanken kaum ausblenden. Eine Wand zwischen ihnen machte es ihm da deutlich einfacher. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch dann klopfte es an der Tür und Konteradmiral Cho Jiroushin kam hereingeschneit. Es überraschte Zorro kaum, dass er dessen Gedanken nicht hören konnte. Selbst als Neuling in der Anwendung des Hakis wusste Zorro wie wichtig es war, die eigenen Gedanken vor unerwünschten Zuhörern zu verbergen. Glücklicherweise hatte er laut dem Samurai grundsätzlich eine Mauer um seinen Geist. Ob es an seinen täglichen meditativen Übungen lag oder ob er einfach ein sehr verschlossener Mensch war, es war Zorro egal, er hatte einfach keinen Bock darauf, dass fremde Leute in seinen Gedanken rumwühlten, so wie er keinen Bock darauf hatte die nervigen Stimmen anderer in seinem Kopf zu hören. Daher war er dankbar, dass er sein unauffälliges Training fortsetzen konnte, ohne dass Jiroushin es unbedingt bemerkte. Zorro mochte den Blondschopf, mit dem er schon den ein oder anderen Übungskampf ausgefochten hatte und freute sich umso mehr über die willkommene Ablenkung. Lange unterhielten sie sich, sprachen über Falkenauge, über Sasaki, über den Krieg. Mal lachten sie ausgelassen, mal waren sie ernst. Jiroushin erzählte ihm davon, dass er bald Vater werden würde und dass er befördert wurde, zum Vizeadmiral. Im Gegenzug wollte er Neuigkeiten über seinen Kindheitsfreund erfahren und wissen, wie Lorrens Training vonstatten ging. Bereitwillig berichtete Zorro ihm alles, ohne jedoch preiszugeben, wer er in Wirklichkeit war. Es überraschte ihn beinahe, wie gerne er mit dem frischgebackenen Vizeadmiral Zeit verbrachte und als dieser sie dann auch noch als gute Freunde betitelte, hatte Zorro plötzlich dieses unerwartete Bedürfnis ihm die Wahrheit zu sagen. Aber natürlich tat er das nicht. Natürlich konnte er ihm nicht die Wahrheit sagen. Selbst wenn er es wollte, selbst wenn er die Auseinandersetzung riskieren wollen würde, so stand mittlerweile doch noch mehr auf dem Spiel als sein eigenes Leben. Eizen wusste wer er war und Eizen hatte seine Augen und Ohren überall. Nein, er würde nicht verhindern können, wenn der Samurai irgendwann entscheiden würde sich einzubringen, aber zumindest diesen Blondschopf konnte er raushalten. Der Vizeadmiral schien seinen inneren Disput nicht mitzubekommen während er bei seinen Untergebenen Essen für sie bestellte und selbst während sie aßen nicht eine Sekunde lang ruhig bleiben konnte. Sein Lachen erinnerte Zorro immer wieder an seinen Kapitän und doch war er so ganz anders. Mit ihm konnte man wenigstens auch über ernstere Themen sprechen. Wobei dies nicht der Fall war, solange Perona mit am Tisch saß, die Jiroushin auch eingeladen hatte. Sie und der Blondschopf diskutierten gerade todernst darüber, ob sie gemeinsam den Samurai dazu überreden konnten dem Schloss einen neuen Anstrich zu verleihen, wobei ihre Ansichten grundverschieden darüber waren, was renoviert werden sollte. Zorro nahm ihre lautstarke Unterhaltung weniger ernst und wunderte sich eher darüber, dass der Mann der Marine solange seinen Pflichten fern bleiben konnte. Immer wieder kamen zwar andere Beamte herein um ihn um Anweisungen zu bitten, aber keinen von ihnen schien es zu stören, dass Jiroushin seine Arbeitszeit damit verbrachte, mit Lady Loreen und ihrer Gesellschafterin zu essen. Nachdem die Reste des Mahls abgeräumt waren zog Perona sich zurück um etwas zu schlafen, die beiden Verbliebenen wandten sich danach wieder etwas interessanteren Themen zu. Erst als der Tag deutlich vorangeschritten war und Zorro sein Haki nicht mehr aufrechterhalten konnte, erhob der Vizeadmiral sich schließlich um sich zu verabschieden. Doch dann blieb er in der Türe stehen. „Sag mal, Loreen.“ Der Blondschopf schloss die Türe wieder und drehte sich zu ihm um, nun strahlte er nicht mehr diese Leichtigkeit aus, sondern wirkte deutlich nachdenklicher. „Kann ich dich etwas fragen?“ Zorro bemerkte den Umschwung sofort und erhob sich ebenfalls. „Natürlich“, murmelte er und erwiderte den ernsten Blick des anderen. Jiroushin auf der anderen Seite schaute weg und verschränkte die Arme. „Ziehst du Dulacre in irgendetwas mit rein?“, fragte er, sich der Last seiner Worte offenbar bewusst. Überrascht hob Zorro eine Augenbraue hoch, entgegnete jedoch nichts. Nun rieb sich der andere den Nacken. „Ich will nicht unhöflich sein oder so und Dulacre kann wirklich gut auf sich selbst aufpassen. Es ist nur...“ Er sah immer noch zu Boden und schüttelte leicht den Kopf, ehe er wieder lächelte. „Es tut mir leid, Loreen. Das war unbedacht von mir. Bitte vergiss was ich gesagt habe.“ Noch während er sprach drehte er sich zur Tür und wollte offensichtlich gehen. „Jiroushin.“ Der Vizeadmiral verharrte mitten in der Bewegung. „Du machst dir Sorgen um Dulacre, nicht wahr?“ Es war selten, dass der anderen den Samurai bei seinem Vornamen nannte und Zorro wusste, dass er es nur tat, wenn er nicht zu Scherzen aufgelegt war. Mihawk hatte ihm schon gesagt, dass dessen Kindheitsfreund langsam misstrauisch wurde und dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er herausfinden würde wer Zorro in Wirklichkeit war. „Eigentlich bräuchte ich das nicht“, murmelte der andere nun und drehte sich wieder zu ihm herum. „Ich meine, ich weiß nicht wie sehr du es bemerkt hast, aber seitdem du in seinem Leben aufgetaucht bist, hat Hawky sich ziemlich verändern.“ Jiroushin lächelte schwach. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen wie in den letzten Wochen und das liegt nur an dir.“ Wieder schüttelte er den Kopf während Zorro nicht verhindern konnte, dass er errötete. „Als ich von Lorenor Zorros Tod gehört habe, war ich wirklich in Sorge um Hawky. Du musst wissen, dass er einen richtigen Narren an diesem Piraten gefressen hatte. Er war beinahe schon besessen.“ Der Vizeadmiral zuckte mit den Schulter. „Wie dem auch sei, das ist ja jetzt auch nicht mehr wichtig.“ Zorro sah das ganze etwas anders und hätte wohl geschmunzelt, wenn der andere nicht so ernst klingen würde. Jetzt hatte er wieder etwas, was er dem Samurai auf die Nase binden konnte, wenn dieser sich wieder unmöglich benehmen sollte. „Du kennst Dulacres und meine Geschichte, du weißt was ich für ihn tun würde. Auch wenn wir nicht unbedingt auf der gleichen Seite des Rechts stehen, bedeutet das noch lange nicht...“ „Jiroushin“, unterbrach er den anderen sachte, bevor dieser noch mehr abschweifen konnte, „warum erzählst du mir das alles?“ Der andere sah weg, tiefe Falten gruben sich in seine sonst so sorgenfreie Stirn. „Bei unserem letzten Treffen hat Hawky etwas gesagt, das mir große Sorgen macht und es ging dabei um dich.“ Der Vizeadmiral lächelte wieder, doch diesmal war es beinahe zynisch. „Er hat sogar darüber nachgedacht sich mit mir zu verfeinden, was natürlich totaler Schwachsinn ist. Ganz egal was dieser Idiot für einen Mist anstellen würde, ich würde mich nie gegen ihn stellen“, murrte der andere dann genervt. „Aber alleine, dass er darüber nachdenkt bereitet mir große Sorgen. Ich dachte immer er wüsste, dass er mir vertrauen kann, aber anscheinend zweifelt er es wegen dir an. Deshalb frage ich dich noch einmal, Loreen – und bitte sage mir, dass ich falsch liege und zu viel in seine Worte hineininterpretiere – aber ziehst du Dulacre in irgendetwas mit hinein?“ Mittlerweile hatte Zorro sich mit verschränkten Armen gegen den Tisch gelehnt. Die Worte des anderen beunruhigten ihn ebenfalls. Zorro war kein Idiot, selbst er hatte bemerkt, dass der Samurai sich absolut ungewöhnlich benahm wenn es um ihn ging, aber die Ausmaße waren ihm offensichtlich nicht bewusst gewesen. „Loreen, bitte sag mir, dass seine Worte keinen tieferen Sinn hatten.“ Jetzt war Zorro es, der wegsah. „Tut mir leid, das kann ich leider nicht tun“, gestand er schließlich ein. „Was?“ Nun starrte der andere ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich weiß nicht, warum Dulacre dir so etwas gesagt hat, aber ich möchte dir versichern, dass es seine Entscheidung war. Ich wusste davon nichts und halte auch nicht viel davon.“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Nie hätte er von Mihawk verlangt sich zwischen ihn und Jiroushin zu stellen. Nein, im Gegenteil, er wollte das noch nicht einmal. Es war dumm, kindisch und er bekam gerade so richtig Lust dem Samurai mal gehörig die Meinung zu sagen. „Aber wieso?“, fragte der Vizeadmiral nun und machte einen Schritt auf ihn zu. „Wieso sollte er so etwas sagen? Loreen, was...“ „Ich werde dir die Wahrheit nicht sagen, Jiroushin.“ Er klang kälter als er es beabsichtigt hatte. „Ganz ehrlich, ich wünschte ich könnte. Aber es geht nicht, denn dann werden wir keine Freunde mehr sein können.“ „Was redest du denn da?!“ Der riesige Blonde stand nun direkt vor ihm und hatte beide Hände weit aufgerissen. „Wir sind doch Freunde!“ Warum erinnerte er ihn ausgerechnet jetzt so sehr an Ruffy? „Wie kannst du so etwas nur sagen, Loreen?“ Zorro antwortete nicht und sah den anderen einfach nur an. Er hatte seinen Worten nichts mehr hinzuzufügen, auch wenn er wusste, dass er dem anderen eigentlich eine Erklärung schuldig war. Plötzlich packte eben dieser ihn an den Oberarmen und schüttelte ihn ganz sachte. Beinahe erschrocken sah Zorro auf. Die Geste selbst war ihm nicht unbekannt, wann immer Dulacre richtig wütend wurde packte er ihn so um ihn zur Vernunft zu bringen. Nein die Geste selbst beeindruckte Zorro überhaupt nicht, insbesondere da der Vizeadmiral nicht ansatzweise so feste zupackte wie der Samurai es für gewöhnlich tat. Aber das hier war Cho Jiroushin, einer der friedensliebendsten Menschen die Zorro kannte, und dieser schien von seiner eigenen Tat noch geschockter als Zorro selbst es sein konnte. Fast im gleichen Moment, wo der Mann der Marine ihn gepackt hatte, hatte er ihn auch schon wieder losgelassen. „Es… es tut mir leid!“ Panisch sprang der andere zurück und brachte einen Meter zwischen sie, beinahe gleichzeitig öffnete sich das anliegende Zimmer und Perona steckte den Kopf herein. Zorro nickte ihr kurz zu und sie schloss die Türe wieder. „Ich meine es wirklich nicht böse, Jiroushin und ich verstehe wenn du mit der Situation nicht zufrieden bist. Aber wenn die Wahrheit die Freundschaft zwischen dir und Dulacre auch nur gefährden könnte, dann ist es für uns alle besser wenn du nichts weißt.“ Der andere wollte etwas sagen doch Zorro redete weiter. „Ich kann nicht für Dulacre entscheiden, aber ich werde nicht riskieren, dass er sich im Zweifel dazwischen stellt wenn du dich gegen mich richtest.“ „Und warum sollte ich das tun?“ Der Vizeadmiral hatte mittlerweile eine kühle Miene aufgesetzt, er wirkte hochkonzentriert. „Das wirst du wissen, sobald du es weißt.“ „Uhm, aber das...“ „Nimm es bitte nicht persönlich, aber ich würde nun gerne alleine sein. Ich muss mich noch auf die Versammlung vorbereiten.“ Der verzauberte Pirat drehte sich um und ging zu seiner Aktentasche hinüber, die nahe dem Sofa stand. „Wie du willst, Lady Loreen“, hörte er den Mann der Marine hinter sich. Schwere Schritte hallten durch den Raum. „Jiroushin“, sagte er etwas lauter als gewollt als der andere die Türe öffnete. „Ich schätze dich wirklich und würde mir wünschen, dass wir wirklich Freunde sein könnten. Aber wenn der Tag kommt, bitte ich dich nur um eines.“ Er hob den Aktenkoffer hoch. „Bitte stelle dich nicht gegen Dulacre, nur wegen mir. Das würde mich sehr traurig machen.“ Die Tür hinter ihm fiel ins Schloss; der andere war gegangen. Schwer atmend ließ er sich aufs Sofa fallen. Wie ihn das alles nervte, diese ganzen komplizierten Verflechtungen, diese komplizierten Beziehungen, diese Politik und diese Lügen. Perona steckte den Kopf aus dem angrenzenden Zimmer. „Alles in Ordnung“, murmelte sie minder besorgt. „Der ist ja eben ziemlich laut geworden.“ „Alles okay“, murrte er nur und öffnete die Unterlagen. „Mann, ich muss schon sagen, um dich herum passiert immer wirklich viel Drama, besser als jeder Schnulzen-Roman, den ich je gelesen habe.“ Obwohl er nichts entgegnete stimmte er ihr innerlich zu. Es war anstrengend und doch ließ er sich immer davon mitziehen. Natürlich hätte er Jiroushin nicht die Wahrheit sagen können, sonst wäre er vermutlich in Handschellen auf Mary Joa angekommen, aber warum hatte er das Thema nicht einfach ruhen lassen? Oder warum hat er ihm nicht gesagt, dass er sich an den Samurai wenden sollte? Aufseufzend vergrub er den Kopf in den Papieren. Der Vizeadmiral ließ sich in den Aufenthaltsräumen von Lady Loreen nicht mehr blicken. Seine Matrosen ließen immer ausrichten, dass er ihnen eine angenehme Reise wünschte, aber er selbst tauchte nicht mehr auf. Erst als sie am oberirdischen Hafen von Mary Joa anlegten stand er dort, vor seinen Untergebenen, und salutierte synchron mit ihnen. Anstelle einer Umarmung verbeugte er sich so tief vor Zorro, dass er den Schriftzug auf seinem Umhang lesen konnte und er lächelte nicht, als er sich wieder aufrichtete und doch reichte er Zorro seine Hand um von Bord zu gehen. Doch sobald Zorro sich von dem anderen abgewandt hatte, ließ er diese Probleme hinter sich. Denn vor ihm stand Eizen.   -Mihawk- Auch wenn es kindisch war, er blieb am Steg stehen bis er das Schiff der Marine nicht mehr sehen konnte. Schwer seufzte er auf und wandte sich um. Nun hatte er zehn Tage diese riesige Insel ganz für sich alleine und er wusste schon längst, dass er in genau zehn Tagen nach Mary Joa aufbrechen würde, sollte sein Wildfang dann nicht zurückgekehrt sein. „Du meine Güte“, murrte er zu sich selbst und fuhr sich durch die Haare, „alleine es in Gedanken zu sagen hört sich schon erbärmlich an.“ Mitten im Wald blieb er stehen. Die Affen waren nicht dort, wo sie normalerweise waren, etwas stimmte nicht. Mit zügigen Schritten eilte er die verwahrlosten Pfade entlang. Es war niemand sonst auf der Insel, er brauchte sich also keine Sorgen zumachen, nun ja außer den alltäglichen Sorgen die er nun einmal hatte, wenn Lorenor auf Eizen traf und dann auch noch ohne seine Anwesenheit. Trotzdem missfiel es ihm, dass sich die Affen im hinteren Garten des Schlosses zu sammeln schienen. Das war kein Ort an dem er ihnen erlaubte zu sein. Er brauchte nur wenig Zeit um das Schloss zu umrunden und dort traf er sie an. Sie alle wichen erschrocken zurück als sie sahen, dass der Herr der Insel auf sie zu kamen, doch er war überrascht, wie lange sie dafür überhaupt gebraucht hatten. Wie ein König schritt er zwischen ihren Reihen hindurch und erkannte worum sie sich geschart hatten. Direkt am Treppenabsatz, der zur Hintertüre der Küche hinaufführte, lagen drei geöffnete Brotkörbe. Beim hinein spähen stellte er fest, dass sie gefüllt waren mit süßem Gebäck, wobei die vorderen beiden Körbe bereits gut geleert waren. Das tat sie also mit dem, was Lorenor und er nicht aßen. Sie gab es den Affen. Langsam wandte er sich um, die Humandrills zuckten zurück. „Tze.“ Dann ging er die Treppe hinauf und schlug die Tür hinter sich ins Schloss. Was dachte sich dieses naive Kind dabei? Kopfschüttelnd ging er durch die kalten Flure, ehe er ihm dunklen Kaminzimmer ankam und sich dort auf seinen altbewährten Sessel niederließ – beziehungsweise niederlassen wollte. Auf seinem Platz lag ein kleiner, unscheinbar wirkender Haufen an zusammengehefteten Blättern, das oberste Blatt war blank, wie ein unbeschriebener Buchrücken. Langsam beugte er sich hinab und hob es hoch. Fein säuberlich waren die vielen Blätter zusammengebunden, nicht eine Seite stand auffällig hervor, doch dann fiel ein gefaltetes Stück Papier hervor. Stirnrunzelnd bückte er sich danach. Mach keine Dummheiten! „Tze! Dieser Bengel.“ Dann setzte er sich hin und begann zu lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)