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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntag euch allen,

ganz pünktlich den Zeitplan einhaltend präsentiere ich euch das nächste Kapitel (man merkt kaum wie stolz ich bin, dass ich es ausnahmsweise mal pünktlich schaffe, was ;-P)

Ich wünsche euch viel Spaß und liebe Grüße

Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 19 - Wandel

Kapitel 19 – Wandel

 

-Zorro-

„Kanan, ist das denn wirklich notwendig?“, murrte er und hockte sich auf das kleine Podest, auf dem er vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte.

„Natürlich, Schatz. Darüber müssen wir gar nicht erst diskutieren. Wie soll ich dir sonst etwas Passendes nähen?“ Sie reichte ihm einen Bademantel bedruckt mit großen, bunten Blumen und ging zum Nähtisch um seine Maße aufzuschreiben.

„Ich brauche nichts extra Genähtes. Hose, Hemd, Schuhe. Das reicht.“ Er schlang den weichen Stoff enger um sich. Nie würde er sich daran gewöhnen können, nur in Unterwäsche auf diesem Podest zu stehen.

Kanan wirbelte herum und kam auf ihn zu, dabei musste sie aufpassen nicht über Schuhe und Kleidung zu stolpern, die überall auf dem Boden herum lagen. Das komplette Schneidereizimmer des Mihawk Anwesens war vollgestopft mit Klamotten und Stofffetzen.

„Nichts da, nichts da“, entgegnete sie mit erhobenem Zeigefinger. „Der Herr hat Recht. Wenn du kämpfen möchtest, brauchst du angemessene Klamotten und wenn du während des Kampfes eine andere Gestalt annimmst, musst deine Kleidung das berücksichtigen.“

Sie sah ihn ernst an. Doch dann wurden ihre mütterlichen Züge warm und herzlich.

„Außerdem bin ich schon so gespannt darauf dich endlich richtig kennen zu lernen, so ganz offiziell.“

Seufzend stand Zorro auf. Gegen Kanan’s Dickkopf kam er nicht an und gegen ihr fröhliches Lächeln konnte er sich kaum erwehren. Sie war einfach das komplette Gegenteil von Mihawk.

Vor knapp einer halben Stunde hatte dieser ihn am alten Herrenhaus abgeliefert. Anders konnte man es nicht beschreiben.

Kurz bevor sie auf Sasaki angekommen waren, hatte Mihawk drauf bestanden, dass Zorro sich in Loreen verwandelte, alleine aus dem Grund, dass die Dorfbewohner ihn nicht erkennen durften.

Nach Stunden voll Konzentration und dem traurigen Versuch die Gedanken des Samurais zu lesen hatte Zorro keine Lust gehabt sich über so etwas zu streiten, also war er unter Deck gegangen und hatte sich verwandelt und umgezogen. Seit jenem Zeitpunkt war der Ältere seltsam drauf gewesen, hatte wenig gesprochen, sehr wenig, allerdings vermutete Zorro, dass es an diesem anderen Ding lag womit der Ältere sich beschäftigte.

Mihawk hatte ihn also hier abgeliefert und nun war er Kanan komplett ausgeliefert.

Nach einer langwierigen Begrüßung, bei der Kanan ihm tausendmal gesagt hätte wie dünn er doch geworden wäre, hatte sie ihn schließlich in den Ankleideraum gezerrt und ausgemessen.

Die Aufgabe ihm Kampfkleidung bereitzustellen schien sie fast noch mehr zu begeistern als das Ballkleid, welches sie für den Marineball gebastelt hatte.

Nun starrte sie ihn erwartungsvoll an, als würde sie auf ein großes Spektakel warten.

„Ich werde mich nicht hier vor Ihnen verwandeln“, sagte er knapp und ging zum kleinen Nebenzimmer. Die Enttäuschung konnte man der gestandenen Frau förmlich ansehen.

Auf halben Weg ins angrenzende Nähzimmer blieb er stehen.

„Ich brauche was zum Anziehen“, murmelte er unbehaglich. Diesen Bademantel würde er als Mann ganz bestimmt nicht tragen. Da würde er eher nackt rumlaufen.

Früher hatte er sich nie um so etwas geschert, seine Crewmitglieder hatten einfach damit leben müssen.

Auch in den letzten Monaten hatte er sich über das Prüde Verhalten von Mihawk immer sehr lustig gemacht. Aber die Vorstellung, dass diese Frau, die Falkenauge höchstpersönlich die Windeln gewechselt hatte, jede Stelle seines Körpers inspizieren könnte war sogar ihm etwas zu freizügig.

„Natürlich“, lachte die Schwarzhaarige und hielt ihm ein paar blütenweiße Boxershorts hin.

„Ähm…?“

„Mehr solltest du nicht brauchen, schließlich musst du fürs Ausmessen eh unbekleidet sein.“ Sie grinste überlegen.

Leicht errötend griff er die Unterhose und eilte ins Nebenzimmer.

Diese Frau war wirklich alles andere als gewöhnlich. Er hatte nie mit ihr darüber gesprochen, wer er in Wirklichkeit war und trotzdem wusste sie alles, genau wie ihre Schwester Shakuyak. Diese Frauen hatten echt was Unheimliches an sich und es war wohl klüger sie nicht als Feind zu haben.

Seufzend zog er sich aus und atmete tief ein.

Da er sich nun mindestens einmal täglich verwandelte war der eintretende Schmerz ein beinahe vertrautes Gefühl, aber trotzdem hatte er sich noch immer nicht dran gewöhnt.

Immerhin war er schneller darin geworden und es erschöpfte ihn auch nicht mehr so sehr wie anfangs.

„Schatz, alles okay da drinnen?“ Sie musste direkt auf der anderen Seite der Türe stehen.

„Noch einen Moment“, entgegnete er und lehnte sich gegen die Wand um seinen Atem zu beruhigen.

Ein leises „Oh“ von der anderen Seite rief ihm in Erinnerung, dass Kanan noch nie seine Stimme gehört hatte.

Dieser Moment war wohl unausweichlich, also holte er noch einmal tief Luft, ehe er die tristen Shorts anzog.

Als er die Tür öffnete konnte er sehen, wie sie ihn anstarrte.

Selten hatte er sie so ruhig erlebt.

Sie sagte nichts, hatte ihre Hände vor ihrer Schürze gefaltet und starrte ihn einfach nur an.

Leicht verlegen strich er sich über den Nacken. Das hier war beinahe noch schlimmer als sein Wiedersehen mit Dulacre.

Dann ganz langsam nickte sie, mehr nicht.

Zorro zweifelte daran jemals in einer ähnlichen Situation gesteckt zu haben und er hatte keine Ahnung was er tun sollte.

„Also“, murmelte er schließlich, „sollten wir nicht langsam loslegen?“

Sie ihn wieder an, diesmal noch intensiver.

Ohne den Augenkontakt zu brechen kam sie auf ihn zu. Er wich keinen Schritt zurück.

Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie ihn zu einer anmutigen Lady hatte erziehen wollen und jetzt konnte er ihr endlich zeigen, dass er das nie werden würde.

Aber während alle Lady Loreen mochten, war er selbst niemand der schnell Freundschaften schloss.

Direkt vor ihm blieb sie stehen, sie waren beinahe gleich groß. Es war seltsam, nicht mehr zu ihr aufschauen zu müssen.

„Ich verstehe“, murmelte sie und legte eine Hand an seine Wange, „darum also.“

Nach einer Sekunde drehte er sein Gesicht weg von ihrer Hand.

Sie lachte: „Och nein, wie süß. Du bist ja noch so jung.“

„Tze.“ Er ging an ihr vorbei und rüber zum kleinen Podest. „Ich bin zwanzig.“

Seit er vor über zwei Monaten auf Sasaki gestrandet war hatten ihn schon so viele wie ein kleines Kind behandelt, dabei war er doch schon so früh erwachsen geworden.

„Sag ich ja.“ Sie lachte immer noch und drehte sich zu ihm.

Er erwiderte nichts. Das hier war ihm wirklich unangenehm, die Art wie sie ihn behandelte, als wäre er nur ein Kind, als wäre er immer noch Loreen. Wusste sie denn gar nicht wer er war und was er alles getan hatte?

„Mein Kind, was ist denn los mit dir?“

Sie griff das Maßband um ihren Hals und folgte ihm zum Podest.

„Es ist alles in Ordnung, Kanan“, entgegnete er.

Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an und kam auf ihn zu.

„Können wir vielleicht loslegen?“, murmelte er ernst. „Je schneller wir fertig werden, desto eher kann ich weiter trainieren.“

Sie stand nun vor ihm und betrachtete ihn ernsthaft, ehe sie schließlich nickte.

„Keine Sorge Schatz. So schnell wird der junge Herr nicht wieder da sein.“

„Könnten Sie dann bitte wenigstens aufhören mich Schatz zu nennen?“, fragte er, beinahe schon dankbar darüber, dass sie mit ihm sprach wie immer.

„Aber Kindchen, natürlich nicht.“

Sie begann das Maßband um seine Taille zu legen.

 

-Mihawk-

Er beobachtete den Blondschopf beim arbeiten.

Unermüdlich nahm der Andere eine Akte nach der anderen, dieses breite Lächeln auf den Lippen.

Dulacre seufzte und verschränkte die Arme hinterm Hinterkopf.

„Kannst du das nicht morgen erledigen? Es ist schon längst Feierabend.“ Er deutete auf das bereits rabenschwarze Fenster hinterm Marineoffizier.

Jiroushin lachte leise.

„Wie du weißt bin ich morgen nicht hier, daher muss ich heute noch fertig werden. Du könntest mir aber helfen, dann wäre ich schneller durch und könnte nach Hause zu meiner wunderbaren, liebevollen, schwangeren Frau.“

Der Samurai überschlug die Beine.

„Tze, ganz sicher nicht. Ich hab die Marine nicht verlassen um jetzt deine Arbeit zu erledigen. Lirin kennt dich, sie wird wissen, dass du später kommst.“

Der andere hob eine Augenbraue und sah ihn über seine Akten hinweg an.

„Du könntest ja einfach mal hilfsbereit sein.“

„Nein, diesen Wesenszug habe ich bereits als junger Mensch abgelegt.“

„Außer es geht um deine geliebte Loreen“, neckte der Ältere.

„Ach, hör schon auf mit diesem Unsinn. Du bist selbst schuld, dass du in Akten ertrinkst. Hättest du Vergos Angebot angenommen, könntest du jetzt als Vizeadmiral die Füße hochlegen.“ Dulacre ignorierte den kleinen Seitenhieb gekonnt.

„Als Vizeadmiral werde ich nur noch mehr zu tun haben“, murmelte Jirou und blätterte ein paar Seiten um.

„Werde?“, hakte er sofort nach, „das bedeutest, dass du trotzdem befördert wirst?“

Nun sah der andere ihn kurz an, ehe er sachte nickte.

„Durch den Krieg sind einige Plätze frei geworden.“ Der Mann der Marine klang nicht besonders überschwänglich, eher bedrückt. „Und ich bin ihnen wohl aufgefallen.“

„Kein Wunder, du bist wahrlich ein weit besserer Kämpfer als die meisten Vizeadmiräle. Wenn du den Kampf etwas weniger ablehnen würdest hättest du es zum Admiral bringen können.“

„In einer Schlacht ist kein Platz mehr für Verhandlungen. Man muss kämpfen, sonst wird man besiegt.“

„Dem stimme ich zu.“

Dulacre stand auf und streckte sich.

Es war gut, dass Jiroushin befördert wurde, er verdiente endlich etwas Anerkennung. Er war ein beeindruckender Kämpfer und ein fähiger Lehrmeister. Insbesondere das Observationshaki war eines seiner Steckenpferde, Mihawk schon ebenbürtig. Er schüttelte den Kopf, nein, nicht ebenbürtig, nicht ganz aber zumindest schon beinahe.

„Na immerhin wirst du nun Vizeadmiral, mehr Geld, bessere Arbeitszeiten. Mehr kann man sich doch nicht wünschen, wenn man Vater wird.“

„Willst du etwa schon gehen?“ Jiroushin war ebenfalls aufgestanden.

„Um ehrlich zu sein kann ich meine Zeit besser nutzen als dir beim arbeiten zuzusehen.“

Einen Moment sahen sie einander ernst an. Dann seufzte der Blondschopf.

„Meinetwegen. Ich lass es für heute gut sein. Worüber willst du reden?“

„Du musst meinetwegen nicht aufhören zu arbeiten. Ich kam her weil Smoker deine Stelle angenommen hat. Meine Neugierde ist gestillt. Ich lasse dich jetzt in Ruhe mit deinen Akten.“

Er wollte sich zum Gehen wenden.

„Ach komm schon, Hawky. Ich kenne dich schon ewig und weiß wenn etwas an dir nagt. Was ist los? Was beschäftigt dich so?“

Mit den Augen rollend wandte er sich wieder um. Manchmal störte es ihn, wie gut der andere ihn kannte. Natürlich waren seine Gedanken im Laufe des Abends wieder zu seinem Wildfang gewandert. Er fragte sich, was Jiroushin wohl denken würde, wenn er von Lorenors Geschichte hören würde. Es wäre hilfreich sich mit jemandem, der mit ihm mithalten konnte, austauschen zu können. Zwar zweifelte er nicht an seinem Vorhaben, aber er konnte nicht leugnen, dass Lorenors Wachstum in den fünf Tagen, in denen er mit Jiroushin wirklich gekämpft hatte, weit stärker gewesen war, als das theoretische Training, welches er selbst vornahm. Er konnte mit dem anderen nicht wirklich kämpfen. Das war zu gefährlich. Er kämpfte um zu töten, um auszuschalten und sollte der Jungspund es tatsächlich schaffen sein Blut in Wallung zu bringen, dann…

„Du trainierst Loreen? Darum geht es, nicht wahr?“

Er nickte nach einem Moment.

Jiroushin hatte das Observationshaki schneller erlernt als Dulacre selbst. Natürlich hatte das nichts daran geändert, dass Dulacre immer noch der bessere in der Anwendung war. So wie jede Kunst und jede Fähigkeit musste auch das Haki beständig weiter trainiert und ausgebildet werden. Perfektion war unerreichbar und doch strebte jeder danach und Dulacre war nun mal ein Perfektionist. Lorenor selbst war nahe dran, die grundlegende Anwendung dieser Gabe zu erlernen, in den Jahren danach würde er nach Perfektion streben müssen.

„Sie ist gut, oder?“ Jirou grinste und ließ sich wieder auf seinen Sessel fallen. Dulacre tat es ihm gleich. „Mir ist das schon aufgefallen, als ich mit ihr gearbeitet habe. Sehr talentiert.“

Und wie talentiert Lorenor war. Vielleicht wäre es sinnvoll Jiroushin nochmal mit einzuspannen. Aber das war unmöglich. Die relevanten Probleme hatte Lorenor in seiner wahren Gestalt und in dieser durfte er Jirou nicht gegenüber treten. Aber was würde sein Kindheitsfreund wohl sagen wenn er wüsste, dass Lorenor weniger als einen Tag gebraucht hatte um Gedanken lesen zu können? Selbst wenn es nur zufällig passiert war.

„Du hast ja keine Ahnung“, stimmte er resigniert zu.

„Allerdings hat es mich sehr überrascht, dass sie noch bei dir ist. Hatte sie sich nicht den Strohhüten anschließen wollen?“

Er sah den Blondschopf kühl an, der nachdenklich weitersprach: „So hatte ich es zumindest verstanden. Sie sagte mir, dass sie die Strohhüte treffen wollte und nicht bleiben könnte, da sie jemanden beschützen müsse. Ich habe nicht näher nachgefragt, aber ich dachte wirklich, dass sie mit ihnen mitreisen wollte. Liegt es daran, dass sie krank geworden ist?“

Dulacre schüttelte den Kopf.

„Nein, um ehrlich zu sein war ich genauso überrascht wie du. Aber ich versprach dieses Kind weiter zu trainieren. Im Endeffekt war das ja auch am besten so, schließlich gibt es die Strohhüte nicht mehr.“

Der andere nickte halbherzig.

Wie konnte Jiroushin das Offensichtliche noch nicht gesehen haben?

Er war eindeutig zu nahe dran. Über kurz oder lang würde er herausfinden wer Lady Loreen in Wirklichkeit war. Bisher behinderten ihn sein Verstand und sein logisches Denken. Noch vermied er das Unmögliche in Betracht zu ziehen, aber lange würde er nicht mehr brauchen.

Doch was würde passieren, wenn der andere die Wahrheit wüsste?

Jiroushin war niemand, der schnell wütend wurde. Im Gegenteil er trug seinen Titel der friedvolle Krieger nicht umsonst. Aber damals, nach dem Fall der G6 war er leicht reizbar gewesen, hatte Dulacre in einem unbedachten Moment sogar angegriffen.

Was würde Jiroushin tun, wenn er Lorenor gegenüberstehen würde?

„Weißt du was mir aufgefallen ist?“ Der Blondschopf sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Du nennst Loreen selten bei ihrem Namen. Wenn du von ihr sprichst sagst du meistens dieses Kind oder mein Schüler. Du sagst auch nie Ihr geht es gut oder Ich wollte sie weiter trainieren. Als würdest du es vermeiden sie zu betiteln.“

„Ist das so?“, entgegnete er.

Und was würde Dulacre tun, wenn Jiroushin Lorenor angreifen würde?

Egal in welchem Körper, Lorenor war dem baldigen Vizeadmiral derzeit noch nicht gewachsen. Selbst wenn Jiroushin ihn zunächst zum Aufgeben überreden wollen würde, diese Verhandlung würde scheitern. Der Jungspund würde sich von Worten nicht aufhalten lassen.

Es würde zum Kampf kommen, denn wie sollte Jiroushin denjenigen davonkommen lassen, der die G6 zerstört hatte?

Was also würde er tun?

Würde er tatenlos zusehen oder würde er sich gegen seinen besten, seinen einzigen Freund stellen?

„Ich verstehe es nicht, Loreen ist dir doch wichtig. Du machst es bewusst oder? Aber warum?“

Er stellte die falschen Fragen.

„Du zerbrichst dir über zu viele Dinge den Kopf, Jiroushin. Ich nenne dieses Kind auch anders, aber nicht in deiner Gegenwart. Du würdest es wahrscheinlich nicht verkraften.“

„Was? Wie?“ Neugierig lehnte der andere sich vor, allmählich rollte er mit seinem Schreibtischstuhl um den Tisch herum und auf Dulacre zu.

Der Samurai grinste böse. Er konnte ihm die Wahrheit nicht sagen.

„Ich werde es dir nicht sagen. Du wirst dann etwas total Falsches denken und das würde ich gerne verhindern.“

Der Offizier hatte den Samurai fast erreicht.

„Ach komm schon! Wie nennst du sie, wenn ich nicht da bin?“

Er wusste genau, wie er das Gespräche in ungefährlichere Bahnen lenken konnte, es würde wohl unangenehm, aber immerhin konnte er so Lorenors Identität waren.

„Na gut, meinetwegen. Aber das bleibt unter uns, verstanden?“

Plötzlich war der andere todernst, natürlich ging seine Taktik auf.

„Versprochen!“

„Weder Kanan noch Koumyou.“

„Versprochen!“

„Auch nicht Lirin.“

„Na gut.“

Seufzend lehnte er sich nach vorne und flüsterte dem anderen ins Ohr: „Mein Wildfang.“

„Was?!“ Der andere war aufgesprungen.

Sehr gut, er hatte die Gefahr erfolgreich abgewandt.

„Jetzt reg dich nicht…“

„Du wolltest mich ablenken!“ Böse starrte der Ältere zu ihm hinab. „So etwas würdest du niemals sagen. Schwacher Versuch Hawky.“

Aufstöhnend lehnte er sich zurück. „Jiroushin!“

„Jiroushin mich nicht. Was ist wirklich los?“

Er konnte dem bohrenden Blick seines Freundes nur zu leicht standhalten während der andere immer noch vor ihm stand.

„Würdest du gegen mich kämpfen?“, fragte er dann geradeheraus. Dann eben so.

„Was? Ja klar, wir haben doch schon oft miteinander gekämpft. Woher kommt…?“

„Nein, so meine ich das nicht. Würdest du ernst machen? Wenn wir zwei unterschiedliche Ansichten haben und es keine Einigung gibt, würden wir dann im Zweifel Feinde werden?“

„Hawky?“ Langsam sank der andere wieder auf seinen Sessel, die Augen weit aufgerissen, absolut fassungslos. „Was redest du denn da? Man kann doch immer über alles reden. Es gibt immer einen Weg.“

Ja, Jiroushin war immer derjenige gewesen, der alles durchdebattiert hatte, der gesprochen hatte wenn es schon lange nichts mehr zu besprechen gab.

„Es überrascht mich, dass du darüber überhaupt nachdenkst.“ Nun klang der Blondschopf wieder wie immer. „Seit wann machst du dir denn um so etwas Gedanken?“

Überrascht sah er auf.

„Der Dulacre den ich kenne kümmert sich nicht darum was andere sagen. Wenn jemand zwischen dir und deinem Weg steht ist es dir doch normalerweise egal wer das ist. Ich weiß wie du tickst, du hältst nichts von langen Diskussionen. Ich würde natürlich versuchen dich aufzuhalten wenn ich deine Ansicht für falsch halten würde, aber ich werde nie dein Feind sein, selbst wenn ich dich nicht überreden kann aufzuhören.“

Er sah seinen Freund lange an.

Jirou hatte Recht. So hatte ihre Freundschaft funktioniert, immer schon. Er hatte die Entscheidungen getroffen, hatte meist die Worte seines Freundes berücksichtigt, aber letzten Endes hatte jeder von ihnen immer seine eigenen Entscheidungen getroffen. Allerdings hatte er nie für Jiroushin mitentscheiden wollen. Er war nicht derjenige gewesen, der die Crew gegründet hatte. Damals als er gegangen war, damals als er die Marine verlassen hatte, war der andere ihm ohne sein Wissen und Wollen gefolgt. Jirou war derjenige gewesen, der die anderen um sie gescharrt hatte, er hatte es einfach nur abgesegnet, er war zwar der Kapitän gewesen, aber Jirou hatte immer entschieden, wer ihrer Crew beitreten durfte. Dulacre war das relativ gleichgültig gewesen, solange sie in ihrer jeweiligen Tätigkeit zu den Besten gehörten.

Sie waren immer ein gutes Team gewesen.

„Aber was ist wenn ich mich dir entgegenstellen muss? Was ist wenn du so wütend bist, dass keine Worte dich erreichen und ich dich nur so aufhalten kann?“

„Aber Hawky, was soll denn dieses was wäre wenn? Du bist ja total komisch drauf. Du weißt doch mit mir kann man immer über alles reden. Warum sollte ich so überstürzt handeln, dass du mich angreifen musst? “

Der andere grinste immer noch.

Er hatte Recht. Dulacre war seltsam gelaunt. Seine Gedanken ließen ihm einfach keine Ruhe.

Es war schwierig für ihn zu wissen, dass jene Situation eintreten könnte, aber nicht mit Sicherheit sagen zu können wie sie ausgehen würde. Warum konnte er nicht abschätzen was passieren würde? Warum konnte er sowohl Jirous als auch sein eigenes Verhalten so schlecht einschätzen?

Es passte nicht zu ihm! Es passte nicht, dass er nicht wusste was passieren würde.

Aber er wusste, dass Jirou’s Glück ihm wichtiger war als sein eigenes.

Entschieden stand er auf.

„Du hast Recht. Ich bin heute nicht ich selbst. Aber ich sollte nun langsam aufbrechen.“

Offensichtlich überrumpelt vom Themenwechsel stand auch der Blonde auf.

„Wenn du mal ein bisschen Abstand von deiner Frau oder der Arbeit brauchst bist du jederzeit auf Kuraigana willkommen. Mein kleiner Wildfang würde sich sicherlich über ein paar Einheiten mit dir freuen.“

Jiroushin lachte: „Hör auf. Ich kaufe dir nicht ab, dass du sie so nennst. Aber danke für die Einladung. Ist auch wirklich alles okay?“

Er nickte und wandte sich zu Tür, doch dann blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. Der Blondschopf hatte sich gegen seinen Schreibtisch gelehnt.

„Jiroushin?“

„Hmm?“ Der andere sah ihn wachsam an.

„Wenn der Tag kommt und ich mich dir entgegenstelle, bitte lass meine Worte dich erreichen.“

Die grünen Augen des anderen wurden groß.

„Wenn der Tag kommt? Das ist kein was wäre wenn mehr.“ Er klang todernst.

„Nein, ist es nicht“, antwortete er, hob die Hand zum Gruß und ging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2019-03-17T12:18:52+00:00 17.03.2019 13:18
Ein tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben.
Hm. Das ist höchst interessant. Ich bin gespannt, was da noch so bei rauskommt. Irgendwie habe ich da so eine böse Vorahnung, keine Ahnung warum.

LG
Antwort von:  Sharry
21.03.2019 09:47
Hallihallo,

vielen vielen Dank, ach ja so schlimm wird es nicht, zumindest noch nicht ;-P Wir laufen uns trotz 20 Kapitel gerade erst warm ^^

Liebe Grüße


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