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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntagabend euch allen,

heute kommt ein Kapitel, welches ich unter der Rubrik seltsam einordne, ohne genau zu wissen warum.
Dennoch (oder vielleicht gerade deshalb ;-P) hoffe ich, dass ihr euren Spaß haben werdet.

Liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 17 - Vertrag

Kapitel 17 – Vertrag

 

-Zorro-

Er weiß es!

Zorro lachte schwach, aber er konnte noch nicht einmal sich selbst überzeugen.

„Wie bitte? Ich habe keine Ahnung wovon Sie reden, Herr Eizen. Sicher, dass es Ihnen gut geht?“

Erneut blitzten die Augen rot auf und diesmal konnte Zorro es ganz genau sehen.

„Dieses Versteckspiel ist nicht notwendig. Ich weiß wer Sie sind. Nichts weiter als ein windiger Pirat, der sich adelig schimpft.“ Eizens Stimme hatte sich verändert. Er klang nun fast so herablassend wie wenn er mit Dulacre sprach.

„Ich habe es Ihnen ja schon gesagt. Sie passen zu Mihawk. Beides nicht mehr als Abschaum der Gesellschaft.“

„Eizen!“ Doch Zorro wusste noch nicht einmal was er sagen sollte. Was zur Hölle sollte er tun?

Das Versteckspiel war vorbei, Eizen wusste die Wahrheit, er wusste dass er Zorro war.

Aber nein, er durfte jetzt nicht einfach nachgeben und einlenken. Wenn Mihawk ihm eins über Politik beigebracht hatte, dann dass der andere viel behaupten konnte, doch solange er keinen Beweis hatte und Zorro nichts zugab, solange hatte er nichts in der Hand gegen ihn.

„Bemühen Sie sich nicht Ausreden zu finden. Ich brauche Ihre Bestätigung nicht. Ich sehe die Wahrheit mit meinen eigenen Augen.“

Immer noch glänzte Zorros Hirn durch absolute Leere. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte. Er war sich nur sicher, dass er auf keinen Fall dem anderen gegenüber eingestehen durfte, wer er war.

Erneut öffnete Eizen seinen Aktenkoffer und zog einen Stapel Blätter heraus. Der Pirat nahm die Blätter entgegen, während der andere zu sprechen begann.

„Die diebische Katze Nami, Waisenkind. Aufgewachsen auf der Insel Kokos im East Blue, derzeitiger Aufenthaltsort: Die Himmelsinsel Weatheria.“ Eizens Worte waren kalt.

Dem Schwertkämpfer wurde schlecht während er das Bild der Navigatorin betrachtete. Er blätterte weiter, auf der Rückseite stand genau das, was der Politker gerade gesagt hatte.

„Vinsmoke Sanji aus dem Königreich Germa vom North Blue, auch bekannt unter dem Beinamen Schwarzfuß. Aufgewachsen im schwimmenden Restaurant Baratié. Derzeitiger Aufenthaltsort: Das Kamabakka Königreich auf der Insel Momoiro.“

Er blätterte weiter. Dahinter lagen weitere Blätter, auf jedem standen wichtige Informationen über einen jeden seiner Freunde. Bei manchen stand wo sie sich zurzeit befanden, bei manchen nicht.

Monkey D. Ruffy, Beiname Strohhut, Sohn des Monkey D. Dragon. Geboren: Windmühlendorf auf der Insel Dawn im East Blue. Derzeitiger Aufenthaltsort: Rusukaina

Er stockte. Dieser Mann wusste alles. Dort stand sogar, dass Ruffy von Boa Hancock Hilfe bekommen hatte und dass Silvers Rayleigh bei ihm war. Dieser Mann beobachtete jeden seiner Freunde.

Doch dahinter kamen noch weitere Blätter.

Meister Koshiro, Jonny und Yosaku, Corby, wer ist denn Helmeppo?

Er hielt gut und gerne dreißig Blätter in den Händen, einige der Gesichter kamen ihm mehr oder weniger bekannt vor, irgendwelche Bekanntschaften auf seinen Reisen, doch manche von ihnen waren auch gute Freunde.

Doch dann betrachtete er das letzte Blatt.

„Dies ist die Kopie einer formellen Anklage wegen Hochverrats. Was wohl mit den fünf Inseln Sasaki, Sadao, Suzono, Sarue und Suzuki passiert wenn Mihawk seinen Titel aberkannt bekommt. Was wohl mit ihm und seinen Angestellten passiert? Oder mit seinen Freunden? Wie hieß er noch, dieser aufstrebende Konteradmiral? Cho, wenn ich nicht irre, kann es sein, dass dieser ehrgeizige Soldat nicht einst sogar selbst ein Pirat war.“

Zorro wurde eiskalt.

„Was soll das alles? Was wollen Sie von mir?“

Der andere lächelte ihn nur freundlich an.

„Wie gesagt, Wissen ist Macht. Überall auf der Welt gibt es Menschen die meinen Befehlen folgen und ich bekomme was ich will. Man muss nur über den Preis verhandeln.“

„Das bedeutet, Sie werden all diese Menschen umbringen, wenn ich diesen Vertrag nicht unterschreibe?“

„Das haben Sie aber schnell durchschaut. Bravo. Falls ich sterben sollte oder den Befehl gebe, werden alle Menschen auf diesen Blättern innerhalb weniger Minuten getötet und das Original der Anklage wird den fünf Weisen zugestellt.“

Zorros Hände zitterten.

„Warum?“, murmelte er. „Dieser ganze Aufwand kann der Gabe von der Sie sprechen doch gar nicht wert sein. Wieso wollen Sie mich?“

Dieser Mann hatte sein komplettes Leben recherchiert. Von dem Tempel in dem er geboren wurde, über das Dojo in dem er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte bis hin zu den Leuten die er auf seiner Reise mit Ruffy und den anderen kennen gelernt hatte. Dieser Mann wusste alles und er drohte damit alles zu zerstören.

„Ich werde schon Verwendung für Sie finden, Liebes“, entgegnete der Politiker grinsend. „schließlich besitzen Sie beeindruckende Fähigkeiten und ich glaube, dass Sie mir in Zukunft noch sehr nützlich werden können.“

Zorro wusste nicht was er tun konnte. Wie sollte er sich da raus reden. Er schüttelte den Kopf.

„Das ist blanker Wahnsinn! Was Sie da reden können Sie doch nicht ernst meinen? Niemand wird Ihnen glauben und Sie haben keine Beweise.“

Nun lachte der Ältere.

„Sie verstehen es immer noch nicht, Liebes. Mein Wort ist Gesetz. Niemand muss mir glauben um meine Befehle auszuführen und ich brauche keine Beweise, da ich die Wahrheit ja schon längst kenne.“

Er war ihm unterlegen, in jedweder Form ausgesetzt, Zorros Gedanken konnten kaum den Worten des anderen folgen, geschweige denn einen Plan aus dem Boden stampfen.

„Auch wenn wir mal meine Fähigkeit außer Acht lassen, müssen Sie doch selbst einsehen, dass die Indizien für sich sprechen, Liebes. Man braucht doch nur eins uns eins zusammen zu zählen und da hilft Ihnen selbst Ihre besondere Gabe nicht mehr. Mich können Sie nicht um den Finger wickeln. Sehen Sie es ein, ich weiß wer Sie sind, egal ob Sie es abstreiten oder nicht. Auch Sie sind nichts weiter als ein Mitspieler, solange ich Sie mitspielen lasse.“

Der andere hatte Recht, solange das kein Bluff war, konnte Zorro nichts tun außer mitspielen.

„Sie drohen mir also damit unschuldige Menschen umzubringen, nur weil die Indizien für sich sprechen und ich sie nicht widerlegen kann?“

„Ich bitte Sie, die meisten von denen sind Piraten und Verbrecher.“

„Sechs Mönche, eine Prinzessin oder einen Dojoleiter würde ich nicht gerade Verbrecher nennen.“

Er war hilflos, Zorro hatte absolut keine Wahl. Er konnte diesen Mitskerl noch nicht einmal mit der hässlichen Büste erschlagen, das Risiko war viel zu riskant. Denn wenn es kein Bluff war würden alle Menschen die ihm je wichtig gewesen waren innerhalb der nächsten Stunde tot sein. Eizen hatte Recht, er durfte nur mitspielen, aber nur zu den Regeln, die der Politiker sich ausdachte.

Ohnmächtig, wütend und widerstrebend ergab er sich der Entscheidung, die nie in seiner Hand gelegen hatte.

„Sie sind wirklich wahnsinnig, Eizen. Aber nun gut, sollen Sie bekommen was Sie wollen. Anders als Sie werde ich nicht mit dem Leben anderer spielen. Ich unterschreibe.“

„Na sehen Sie. Es ist wie ich Ihnen gesagt habe. Jeder hat einen Wunsch oder ein Geheimnis. Ich bewahre Ihr Geheimnis für mich und erfülle Ihren Wunsch, diesen Menschen nichts anzutun. Es ist eine win-win-Situation, Liebes.“

Zorro wurde schlecht, aber er dachte ja nicht daran sich von diesem Kerl unterbuttern zu lassen: „Ich versichere Ihnen, sobald ich eine Chance habe Sie für Ihren Wahnsinn dran zu kriegen, dann werde ich das tun. Merken Sie sich das Eizen, ich bin nicht Ihr Spielzeug. Ich bin Ihr Feind.“

Der Ältere lachte.

„Ach, spielen Sie sich nicht so auf, Liebes. Am Anfang ist es immer ein bisschen angespannt. Aber Sie werden schon bald die Annehmlichkeiten unserer Zusammenarbeit schätzen lernen und dann werden Sie irgendwann vergessen, dass ich Sie je überzeugen musste.“

„Erpressen. Verdrehen wir doch nicht die Fakten.“

Der Politiker zog einen goldenen Stift aus seinem Aktenkoffer.

„Unterzeichnen Sie, Liebes. Dann können wir alle unseren alltäglichen Geschäften wieder nachgehen. Und Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, ich werde Sie wahrscheinlich nicht oft behelligen.“

Zorro nahm den Stift in die Hand und betrachtete die weiße Mappe vor sich.

„Warum brauchen Sie mich dann überhaupt?“, murrte er etwas unbeabsichtigt, doch der andere sprach weiter, als ob er Zorros Worte nicht gehört hätte.

„Sie können auch ganz unbesorgt sein was den werten Herrn Mihawk betrifft, ich werde ihm natürlich nichts von Ihrem kleinen Geheimnis erzählen. Wenn Sie unterzeichnen können wir Ihren Bekannten in dem schönen Glauben lassen, dass er eine Jungfrau in Nöten beschützt und nicht seinen Feind beherbergt.“

Da war es, das kleine Schlupfloch, auf das Zorro gehofft hatte. Der andere glaubte, dass Dulacre unwissend war. Es gab also etwas, was er nicht wusste. Also gab es auch etwas, was Zorro irgendwann von Nutzen sein konnte, nicht dass es etwas an dem sauren Geschmack in seinem Mund änderte.

„Insgesamt werden Sie drei Ausformulierungen des Vertrages vorfinden, bitte unterzeichnen Sie jede davon. Eine ist für Ihre Unterlagen, die übrigen werde ich mitnehmen.“

„Sie werden damit nicht davon kommen“, flüsterte er mehr zu sich selbst als zu dem anderen und unterschrieb.

„Ach, Liebes. Tun Sie nicht so als wäre ich der Bösewicht. Ich spiele nur das Spiel der Politik mit. Aber immerhin habe ich nicht unzählige unschuldige Männer und Frauen umgebracht, wie manch andere in diesem Raum.“

Zorro entgegnete nichts sondern hielt dem anderen zwei der Verträge sowie die Papiere über die Menschen aus seinem Leben hin.

„Die können Sie behalten. Ich habe alle Informationen, die ich brauche.“

Er wollte ihn umbringen. Selten hatte er so sehr das Verlangen jemandem die Kehle durchzuschneiden oder den Kopf gegen diesen hässlichen alten Marmorschädel zu hauen bis einer der beiden nachgeben würde, vermutlich nicht der Stein.

Zitternd packte er die Papiere und den Vertrag in seine weiße Mappe. Selten war er so wütend.

Was hatte er gerade getan? Was hatte er gerade nur getan?

Er hatte seine Freiheit verkauft, Zorro hatte gerade sich selbst verkauft!

Nein!

Noch würde er nicht aufgeben, selbst jetzt würde er nicht aufgeben!

Tief atmete er ein und schloss für einen Moment die Augen.

Er stand auf, ein falsches Lächeln auf den Lippen.

„Bilden Sie sich nichts ein, Eizen. Ich habe gerade Ihr Todesurteil unterschrieben. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber vertrauen Sie darauf, dass Sie das hier bereuen werden.“

Der Ältere stand ebenfalls auf, packte seine Sachen weg und setzte seine Sonnenbrille wieder auf.

„Das glaube ich nicht. Im Gegenteil, ich glaube, dass wir beide von diesem Vertrag profitieren werden. Denken Sie immer daran, Wissen ist Macht.“

Eizen drehte sich zur Tür und ging. Am Türrahmen blieb er stehen.

„Ich freue mich sehr darauf Sie wiederzusehen, werte Lady Loreen. Wir sind uns doch sehr ähnlich, wir beide sind bereit für die Dinge die uns wichtig sind, alles zu tun, ungeachtet des Preises den wir zahlen müssen. Im Gegensatz zu Mihawk werden Sie meine Prinzipien bald verstehen. Auf eine gute Zusammenarbeit.“

Er entgegnete nichts und der alte Mann sprach weiter: „Wissen Sie, ich hatte wirklich gedacht, dass es schwerer sein würde Sie zu fangen. Aber wie erwartet, ohne Ihren Wachhund sind Sie nichts. Noch nicht mal eine Bedrohung.“

Die Tür fiel hinter dem Politiker ins Schloss.

Zorro blieb zurück, unfähig irgendetwas zu sagen, die weiße Mappe immer noch in den Händen.

Er versuchte seinen Atem zu beruhigen, aber es war unmöglich. Wie konnte er nur?

Zwischen verzweifelt und fuchsteufelswild suchte er einen Weg, irgendetwas was er nicht bemerkt hatte um das hier zu umgehen, aber was hätte er tun sollen?

Eizen wusste wer er war. Hatte es vermutlich von Anfang an gewusst, von dem Moment, wo er ihn auf der Versammlung das erste Mal angesehen hatte. Von da an hatte er Recherchen angestellt, herausgefunden was er gegen Zorro in die Hände kriegen konnte und es gegen ihn eingesetzt. Zorro hatte von Anfang an keine Chance gehabt.

Aber was konnte dieser Mann von ihm wollen? All das nur weil die Menschen Lady Loreen vertrauten? Oder ging er schon weiter? Ging es weniger um Lady Loreen und mehr um Lorenor Zorro? Wollte er ihn eines Tages gegen seine eigene Crew einsetzen?

Nein, Eizen wusste wohl, dass er nie gegen seine eigene Crew vorgehen würde. Was also wollte er in Wirklichkeit von ihm?

„Lorenor?“

Mihawk kam durch die Türe.

„Was ist pa… Du hast den Vertrag unterschrieben?“

Der andere wurde gefährlich blass, dann legte sich eine Zornesröte über sein Gesicht.

„Bist du etwa von allen guten Geistern verlassen?! Es war ein Täuschungsmanöver! Er kann nicht einfach zu den fünf Weisen und meinen Vertrag kündigen! Warum bist du darauf eingegangen?!“

Der andere kam zu ihm herüber.

„Wo ist Eizen?“, entgegnete er abwesend. Mit einem mal war alle Wut, alle Panik, all das Aufgewühlte in ihm weg. Ganz plötzlich fühlte Zorro sich so ruhig.

„Er ist sofort abgereist, er hatte was er wollte.“

Immer noch fühlte er sich taub an.

„Ich hatte keinen Grund abzulehnen“, sagte er kühl und sah zu dem anderen hinauf, wobei es ihm zum ersten Mal seit langer, langer Zeit schwer fiel seinem Blick zu begegnen. „Ich hätte mich verdächtig gemacht, wenn ich nicht angenommen hätte.“

„Was? Was redest du denn da?“

Der Ältere stand vor ihm und starrte ihn entgeistert an.

„Er hat mir eine Chance angeboten und es würde zu Lady Loreen passen diese auch zu ergreifen um sich Gehör zu verschaffen. Um auf die Missstände der Welt hinzuweisen. Lady Loreen konnte diesen Vertrag nicht ablehnen.“

Offensichtlich fassungslos drehte der Samurai sich weg, schüttelte den Kopf und begann durch den Raum zu eilen.

„Ist das auch wirklich der Grund? Ist das die Wahrheit?“

Diese Freundschaft wäre keine Verpflichtung, Lorenor. Es gibt nichts, dass du mir schuldig bist. Das Einzige was ich von dir erwarte ist, dass du mich eines Tages besiegen wirst. Und ich würde mir wünschen, dass du ehrlich mit mir umgehst.

„Natürlich, warum sollte ich dich anlügen?“

Der andere schnellte zu ihm herum.

„Dann frage ich dich, wie du nur so dumm sein konntest? Jetzt hat Eizen dich in der Hand. Von Anfang an war es sein Ziel diesen Vertrag mit dir zu schließen. Ich weiß nicht warum, aber ich weiß, dass es ihm verdammt ernst war und du machst da einfach mit?“

„Eizen ist ein Mann, der kein Nein akzeptiert.“ Alles schien langsam zu sein. Er war ganz gelassen, genau wie damals als er gegen Mihawk angetreten war oder damals auf Thriller Bark als er seine Schwerter zur Seite gelegt hatte oder damals, auf dem brennenden Turm.

„Und seit wann bist du ein Mann, der sich von anderen Befehle geben lässt. Ich dachte du wärest nur gegenüber deinem Kapitän loyal.“

„Das bin ich. Du sagtest doch, dass es wichtig ist den Feind zu kennen. Wer könnte mich besser ins Herz der Weltregierung bringen als Eizen? Alles was ich mache, dient dem Zweck Ruffy von Nutzen sein zu können.“

Warum hatte er das Gefühl, dass diese Worte ebenso gut vom Samurai hätten sein können?

Zorro wusste ganz genau, dass diese Worte, diese Gedanken nicht wirklich seine waren. Sie passten zu Falkenauge, sie passten zu Eizen, verdammt noch mal sie passten sogar zu Nami oder Robin, selbst dem Koch würde er so etwas noch zutrauen, aber nie hätte er gedacht jemals selbst so etwas zu sagen, so fern ab seiner Überzeugungen.

Hatte Eizen Recht?

War er wirklich jemand, der ungeachtet der Konsequenzen das tat, was er für richtig empfand, die beschützte die ihm wichtig waren?

Zorro wusste die Antwort.

Natürlich war er das und genau aus diesem Grund hatte er soeben unterschrieben.

Warum sagte er dem Samurai also nicht einfach die Wahrheit?

Mihawk sah zu ihm hinab. Er wirkte etwas gefasster.

„Glaubst du wirklich, was du gerade sagst?“

Zorro senkte den Blick und sah weg.

„Lass mich mal den Vertrag sehen. Du hast mit Sicherheit keine Ahnung wie so ein Schriftstück aufgebaut ist. Ich kann es dir erklären.“

Er griff die Mappe fester.

„Das wird nicht nötig sein. Eizen hat mir alles erklärt.“ Er drehte sich weg und ging zur Tür. „Ich bin müde. Ich gehe ins Bett.“

„Lorenor?“ Der andere stand hinter ihm und hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt.

Einen Moment lang betrachtete Zorro die Finger zu seiner Linken, ehe er seufzte.

„Tut mir leid. Ich weiß es ist nicht wie geplant gelaufen. Lass uns morgen einfach weiter trainieren, okay? Ich will jetzt nicht über Eizen nachdenken.“

Der Samurai wollte etwas sagen, unterbrach sich jedoch selbst, ehe er ihn losließ.

„In Ordnung. Geh schlafen. Geschehenes können wir jetzt eh nicht mehr ändern. Morgen machen wir weiter. Versuch dich auszuruhen.“

Zorro nickte und stahl sich davon.

Nach mehreren Fluren und Treppen erreichte er endlich sein Zimmer, vergrub die weiße Mappe in den Tiefen seines Schrankes und eilte dann unter die Dusche. Dort angekommen brach es dann aber doch.

Das Wasser schlug auf seinen kalten Körper ein, versuchte ihn zu wärmen, doch erreichte ihn nicht.

Er rutschte die Wand hinunter und verkroch sich unter dem Wasserstrahl.

 

-Mihawk-

Er saß in seinem ausladenden Sessel, neben ihm ein Glas Wein, ein Buch in der Hand. Lorenor war vor wenigen Stunden ins Bett verschwunden. Er hatte seltsam gewirkt, irgendwie abwesend. Wahrscheinlich war ihm gar nicht bewusst gewesen, worauf er sich da eingelassen hatte. Hatte erst im Nachhinein begriffen, was er da getan hatte.

Ja, er vermutete, dass der Junge erst einmal verstehen musste, was am heutigen Abend geschehen war.

So wie Dulacre selbst auch damals Zeit gebraucht hatte, Zeit zu begreifen, dass er seine Freiheit verkauft hatte.

Plötzlich ging die Türe auf und das Geistermädchen kam herein, immer noch im schwarzen Kleid aber ohne Schürze und ohne Häubchen.

Er sah nicht auf sondern versuchte sich auf die Buchstaben zu konzentrieren, aber es war schwierig.

„Passiert so etwas bei euch öfters?“, fragte die junge Frau und sah ihn an, „dass mal eben so mächtige Männer bei euch ein und aus gehen?“

„Da ich einer dieser mächtigen Männer bin würde ich mal sagen, ja.“

Er versuchte weiterzulesen.

„Ich hab alles weggeräumt. Aber glaubst du nicht, dass Zorro etwas essen möchte? Er hat heute Morgen nicht viel gegessen, ihr habt keine Pause nach dem Training gemacht und jetzt ist er schon schlafen gegangen.“

„Machst du dir etwa Sorgen um Lorenor? Er ist erwachsen, er kann schon gut auf sich selbst aufpassen.“

Sie schnalzte empört mit ihrer Zunge.

„Du bekommst aber gar nichts mit, oder?“

Überrascht sah er sie an. Sie hatte Nerven ihn so anzugehen, doch ihm gefiel, dass sie sofort zurückzuckte wenn er sie ansah.

„Ich habe gerade subtil versucht dich zu überreden nach ihm gucken zu gehen.“

„Warum sollte ich das tun? Er schläft.“

Sie verschränkte die Arme.

„Von wegen, seitdem er weg ist läuft die Dusche unentwegt. Ich kann die Rohre in der Küche hören.“

Er klappte das Buch zu. Er hatte keine Ahnung wie lange Frauen für ihre Körperhygiene brauchten, aber er vermutete mal, dass es nicht mehr als eine gute Stunde sein sollte.

„Ich denke, du solltest nach ihm gucken“, wiederholte sie.

Er sah sie an. Sie war so nervig und nahm sich deutlich zu viel heraus.

„Warum?“

„Na, ich weiß, ich an Zorros Stelle wäre sehr dankbar wenn ich mit Meister Moria sprechen könnte. Ein Mädchen braucht manchmal den Vater.“

„Lorenor ist weder ein Mädchen, noch bin ich sein Vater.“

Nun sah sie ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Geh einfach runter, okay?“

Kopfschüttelnd stand er auf.

„Du bist schon sehr seltsam, Geistermädchen. Entweder bist du mutig oder wohl eher dumm mir zu sagen, was ich tun soll. Du scheinst Lorenor wirklich zu mögen, wenn du seinem Wohlwollen zur Liebe sogar riskierst meinen Zorn auf dich zu ziehen.“

„Was?! Nein!“ Entrüstet sah sie ihn an während er zur Tür ging. „Er ist ein unzivilisierter Grobian.“

„Na, wie du meinst“, entgegnete er nur und ging. Hinter sich konnte er sie noch zum leeren Raum flüstern hören aber er entschied es zu ignorieren.

Stattdessen ging er die Flure entlang bis er vor der Zimmertüre des Jungspunds stand. Er klopfte an. Keine Reaktion. Er klopfte erneut, danach öffnete er die Tür einen Spalt breit.

„Lorenor, bist du da?“

Er wusste, dass der andere da war, doch es gab keine Reaktion.

„Ich komme jetzt rein.“

Niemand war im Raum.

Aber er konnte das Wasser aus dem angrenzenden Badezimmer hören. Langsam ging er hinüber. Erneut klopfte er gegen die Türe.

„Lorenor?“

Die Tür öffnete sich einen Spalt, heiße, stickige Luft kam ihm entgegen.

„Was zur…?“

Er drückte die Tür ganz auf und ging hinein.

Dampfender Nebel verdeckte ihm die Sicht, doch dann sah er den anderen.

Der junge Mann hockte auf dem Boden der Dusche, das Wasser prasselte auf seinen gesenkten Kopf, die Arme auf den Knien abgelehnt.

„Lorenor?“

Er reagierte nicht, selbst in dieser Gestalt wirkte er gerade winzig in dieser Position.

Vorsichtig ging der Samurai weiter rein, ließ die Tür nur einen Spalt offen um frische Luft hinein zulassen. Seine Kleidung war bereits feucht und schwer.

An der Dusche angekommen drehte er das Wasser aus, ein paar letzten Tropfen tränkten seinen Ärmel.

„Lorenor!“

Unerwartet riss der Jüngere seinen Kopf nach oben. Durchsichtige Perlen rannen seine Schläfen hinunter.

„Dulacre“, murmelte er überrascht, rieb sich ein paar kurze Strähnen Strähnen aus dem Gesicht und erhob sich, „was machst du denn hier?“

Mihawk wandte den Blick ab und fühlte wie seine Wangen noch wärmer wurden.

„Sichergehen, dass du nicht unter der Dusche einschläfst. Hast du etwa die ganze Zeit hier gehockt?“

Er spürte wie er unter der Schwüle des Raumes zu schwitzen anfing.

Er suchte das nächstbeste halbwegs trockene Handtuch und hielt es dem Jüngeren hin.

„Komm erst mal da raus.“

Der Pirat packte das Tuch und schlang es sich um die Hüfte.

„Was tust du hier unten? Warum bist du bei mir in der Dusche?“

Einen Moment entgegnete er nichts, was sollte er schon darauf antworten? Dass er sich Sorgen gemacht hatte?

Der Jüngere drückte sich an ihm vorbei und griff sich noch ein Handtuch.

„Eizen hat dir schlimmer mitgespielt als erwartet, oder?“, sagte der Samurai schließlich.

Lorenor rieb sich das Handtuch durchs nasse Gesicht.

„Er ist ein Mistkerl und ich will ihm die Kehle durchschneiden.“

Leise lachte Dulacre. „Wer will das nicht? Aber mir fällt es immer noch schwer zu verstehen, warum du darauf eingegangen bist. Lag es daran, was er gesagt hat? Dass er mit den fünf Weisen sprechen würde? Hat er dich irgendwie eingeschüchtert?“

Nun sah der andere ihn wieder an. Die sonst so leuchtend grünen Augen wirkten dunkel und leer, irgendwie geschwollen oder lag das nur an der schwülen Luft.

„Würdest du es noch einmal tun?“, fragte der andere ohne den Blick abzuwenden, „Würdest heute wieder Samurai werden?“

Zum wiederholten Male fragte er sich welche seltsamen Gedankengänge der andere wohl vollführte. Es schockierte ihn. Er sprach nie darüber, mit niemanden, er verstand nicht was hier los war. Das Geistermädchen hatte Recht gehabt; es war gut, dass er hierhergekommen war.

„Wenn das der einzige Weg wäre die Menschen zu schützen die mir wichtig sind, dann ja, dann würde ich es heute genauso tun wie damals.“

Der andere nickte, mehr zu sich als zu ihm.

„Jiroushin hat mir erzählt was damals passiert ist. Dass du ihn und euren Schiffsarzt gerettet hast“, meinte der Jüngere dann abwesend und wandte sich von ihm ab, sich weiterhin am abtrocknen.

„Hast du heute jemanden beschützt?“, fragte er ruhig. Vielleicht würde er jetzt die Antworten bekommen, die Lorenor ihm vorher nicht hatte geben wollen.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte Lorenor jedoch, „ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hab ich’s auch nur schlimmer gemacht.“

Der Grünhaarige seufzte schwer und für einen Moment wirkte er unglaublich verletzlich, fast schon wie ein kleines Kind. Doch dann lachte er halbherzig und rubbelte sich die kurzen Haare.

„Nun ja, ändern kann ich es ja jetzt auch nicht mehr.“

Dulacre auf der anderen Seite kam nicht umhin zu bemerken, dass der andere wahrlich gut gebaut war.

Im Gegensatz zu Loreen, die einer zärtlichen und zerbrechlichen Rose glich, konnte man diesem Körper die harte Arbeit ansehen. Dieser Körper war der eines Mannes, nicht der eines Kindes.

„Wie hast du dir denn die da zugezogen?“, fragte er und deutete auf die Narben, die der Jüngere an beiden Beinen trug, bisher waren sie ihm nie aufgefallen.

„Hab versucht mir die Füße abzuschneiden“, erklärte der andere mit einem Schulterzucken.

„Was? Warum?“ Schon wieder verblüffte der andere ihn.

„Ich dachte du hättest dich über mich erkundigt? Ich hatte die Wahl zur Wachsfigur zu werden oder aber mir die Füße abzuschneiden und zu kämpfen. Letzten Endes war es aber nicht nötig gewesen.“

Lorenor drehte sich zu ihm mit hochgezogener Augenbraue um.

Vor wenigen Sekunden war er noch ein gebrochenes Kind gewesen, jetzt war er wieder der selbstbewusste, unbeschwerte Mann den Dulacre kannte. Der Grünhaarige warf die Handtücher zu Boden.

„Warum bist du so rot?“, fragte Lorenor schmunzelnd.

„Warum bist du nackt?“

Der Jüngere lachte.

„Ach, du bist so prüde.“

Kopfschüttelnd wandte Dulacre sich ab.

„Sag mal. Hast du keine Narben?“, fragte der andere hinter ihm.

Er drehte sich wieder zu dem Jüngeren um. Dieser hatte sich mittlerweile immerhin eine Unterhose angezogen.

Die kleine Kreuzkette hing um seinen Nacken, ob er sie wohl je abnahm?

„Ein Schwertkämpfer gänzlich ohne Narben, kann das überhaupt sein?“

Einen Moment lang betrachtete er die große Narbe auf der Brust des anderen, seine Narbe.

Dann seufzte er und zog sein Hemd aus, mittlerweile hatte es sich mit Feuchtigkeit vollgesogen.

Er konnte den Blick des anderen auf sich fühlen.

„Es ist nicht mein Körper, der von Narben gezeichnet ist“, erklärte er ruhig.

Lorenor starrte ihn immer noch an.

„Überrascht es dich?“

„Oh ja“, meinte der andere mit einem Grinsen, „in deinem Alter noch so auszusehen, Respekt.“

Er war entrüstet.

„Wie alt glaubst du eigentlich, dass ich bin?“

„Alt.“

„Tze! Zieh dich an und geh schlafen Lorenor. Wir werden morgen hart arbeiten.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2019-03-11T21:14:56+00:00 11.03.2019 22:14
Ein tolles Kapitel. Gut geschrieben. Gefällt mir.
Oh Mann. Eizen hat bekommen, was er wollte. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Sicherlich wird das noch zu so einigen Problemen führen. Hoffen wir einfach mal das Beste. Ich bin schon gespannt, wie das weitergeht.

LG
Antwort von:  Sharry
14.03.2019 17:21
Hey,
vielen Dank ;-)
Tja, Eizen bekommt immer was er will, da kann selbst unser Zorro nichts machen.
Aber der hat ja jetzt auch noch genug andere Probleme am Hals ^^

LG


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