Zum Inhalt der Seite

Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oooh, ich weiß, es ist schon wieder Montag!

Es tut mir leid, ich dachte es wäre ein kluger Schachzug das Hochladen auf Sonntag zu legen, von wegen Wochenende und Zeit und so, aber da hab ich mich etwas sehr verrechnet. Ich bin Sonntag einfach so gut wie gar nicht am Computer.
Ich werde mich trotzdem bemühen, pünktlicher zu sein und ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen^^'

Hier ist jetzt immerhin das nächste Kapitel und ich wünsche euch viel Spaß damit.

LG
Sharry

P.S. an alle Jecken da draußen, habt eine tolle Zeit und kehrt abends sicher Heim ;-) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 15 - Tanz

Kapitel 15 – Tanz

 

-Mihawk-

„Und nochmal!“

Missbilligend sah er zum Piraten hinunter. Dieser hockte schwer atmend auf dem Boden und fuhr sich mit dem Armrücken über die verschwitzte Stirn.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

„Ich versuche es ja!“, knurrte Lorenor ihn an und richtet sich schwerfällig auf. Keuchend blieb er stehen, sein kurzes Haar stand in alle Richtungen ab, sein weißes Poloshirt war vom Schweiß durchnässt. Er versuchte es wirklich, das konnte man deutlich sehen.

„Sei nicht so verbissen. Entspann dich und schließe deine Augen. Konzentriere dich.“

„Jaja, ich weiß, ich weiß“, entgegnete der Jüngere und lockerte seine Schultern.

Der Pirat ging wieder in Ausgangsstellung und schloss seine Augen.

„Bereit?“

Der Jüngere nickte.

Seit knapp einem Monat trainierten sie nun schon auf Kuraigana. Als Loreen beherrschte sein Schüler mittlerweile die Grundlagen des Observationshaki so sicher, dass Dulacre zum nächsten Punkt übergegangen war.

Seit dem frühen Morgen stand ihm nun Zorro gegenüber.

Doch es war, als hätten die vergangenen Wochen überhaupt nicht existiert, denn obwohl Lorenor das Observationshaki in seiner weiblichen Gestalt anwenden konnte, scheiterte er fundamental in seiner männlichen Gestalt.

Am gestrigen Tag war Lorenor soweit gewesen seine Angriffe vorauszusehen und zwar so gut, dass er ihm, Dulacre, hatte ausweichen können, innerhalb von einem Monat. Auch wenn er es dem Jüngling nicht auf die Nase binden würde, er war wirklich talentiert.

Aber jetzt als Zorro waren seine Reflexe so schlecht wie die eines alten Mannes. Er schaffte es noch nicht einmal zu sehen, geschweige denn Haki einzusetzen.

Dulacre konnte die Geschwindigkeit seiner Angriffe regulieren und obwohl er sich bemühte langsam zu sein, knallte der andere mit dem Kopf voran auf den Boden.

„Von oben?!“, keifte der Jüngere ihn an, „Ernsthaft?“

„Wer sagt denn, dass ich immer nur von rechts oder links angreifen würde? Du weißt, dass das Observationshaki keinen blinden Fleck hat. Also steh auf und gleich nochmal.“

Grummelnd erhob sich der Jüngling, sein Gesicht ganz gerötet vom Aufprall.

„Wieso klappt es nicht?“, meinte sein Wildfang unzufrieden. „Gestern konnte ich es doch. Es sollte doch das Gleiche sein. Wieso bekomme ich es nicht hin?“

Er beobachtete den Jüngeren, konnte die Wut und Enttäuschung fühlen. Lorenor bemühte sich wirklich, er wollte wirklich und doch schaffte er es nicht.

Die vergangenen Wochen waren hart gewesen, aber nie hatte der andere sich beschwert, nie aufgegeben, aber gerade schien er wirklich zu verzweifeln. Vermutlich fragte er sich, ob er als Zorro schlechter war als als Loreen. Was für eine zermürbende Frage.

„Schließe die Augen“, befahl er kühl und der Jüngere folgte.

„Breite die Arme aus.“

„Was?“ Doch Lorenor tat was er wollte. „Wieso?“

Entschieden machte Dulacre drei Schritte nach vorne und ergriff die rechte Hand des Jüngeren mit seiner linken. Seine rechte Hand legte er um die Hüfte des Piraten.

„Was soll das?!“ Schnell versuchte der Grünhaarige sich zu befreien aber Dulacre konnte ihn problemlos festhalten.

„Diese Übung hat sich schon einmal als nützlich erwiesen. Ich denke ein zweiter Versuch schadet nicht.“

Wütend starrte der andere zu ihm hoch. Obwohl sein Gesicht nun deutlich härter war, diese Augen waren genau die gleichen und er mochte dieses Funkeln darin, dieses Funkeln welches ihm ganz deutlich machte, dass der andere keine Angst vor ihm hatte, von ihm nicht eingeschüchtert werden konnte. Ja, er mochte diesen Blick des anderen.

„Ich tanze nicht!“, knurrte Lorenor. „Ich will trainieren.“

„Das hier ist Training“, entgegnete er ruhig. „Schließe deine Augen und lass dich von mir führen.“

„Warum?“ Der Pirat sah ihn immer noch so erzürnt an. „Warum tanzen?“

Er seufzte leise. „Damit du es verstehen kannst. Manchmal brauchen wir andere Methoden. Entspanne dich und schließe deine Augen.“

Er wusste nicht, wie oft er diesen Satz am heutigen Tage schon von sich gegeben hatte. Manchmal forderte der Jüngere seine Geduld wirklich heraus.

Leise vor sich hin grummelnd schloss der andere schließlich seine Augen.

„Aber nur dieses eine Mal.“

„Nur solange bis du es kannst.“

Und dann schritt er los. Lorenor reagierte fast sofort und auch wenn der Jüngling nicht gerne tanzte, so beherrschte er die Schritte doch immer noch. Allerdings war er deutlich unbeholfener, stolperte über seine eigenen Füße und bewegte sich schwerfällig, riss die Arme zu hoch und drückte sich zu sehr gegen Dulacres Hand.

Mit der Zeit wurde es besser. Der andere fand den Rhythmus und gewöhnte sich langsam an die Bewegungen. Tatsächlich fiel Dulacre auf wie viel einfacher es war mit Zorro zu tanzen als mit Loreen. Der ehemalige Piratenjäger war größer, seine Schritte länger. Die linke Hand des Jungen lag nun auf seiner Schulter und nicht auf seinem Oberarm, ihre Armlängen waren ähnlicher, sodass er seinen nicht so sehr beugen musste. Lorenor konnte in dieser Gestalt viel besser auf ihn reagieren, konnte ihm viel mehr Bewegungsfreiheit bieten.

Obwohl Zorro deutlich grober war als Loreen, hatte dieser Tanz etwas Angenehmes. Es war anders als damals im Training, als beim Ball. Er musste sich dem Jüngeren nicht anpassen, nicht mehr.

„Ist es dir schon aufgefallen?“, fragte er und drehte den anderen.

„Was?“, murrte der Jüngere immer noch mit geschlossenen Augen.

„Hör auf dich übers Tanzen zu ärgern und sei aufmerksam“, belehrte er.

„Ja ja.“

Es war still um sie; nur ihre Schritte, ihre Atmung und ihre Herzschläge waren zu hören.

„Es ist anders“, flüsterte Zorro schließlich.

„Was ist anders?“, fragte er nach anstatt es dem anderen zu erklären.

„Das Tanzen. Du bewegst dich anders und ich bewege mich anders. Warum?“

„Ja warum? Genau darauf musst du dich konzentrieren. Was ist anders als vorher?“

Er musste sich beinahe auf die Zunge beißen um es nicht zu verraten.

„Ich“, antwortete Lorenor, „ich bin anders. Es ist ein anderer Körper.“

Dulacre nickte zufrieden.

„Richtig, du bist größer, breiter gebaut. Deine Schrittlänge ist weiter, deine Bewegungen sind grober, all das liegt an deinem Körper und wir passen uns dem an. Deswegen verändert sich die Art wie wir Tanzen. Der Tanz fühlt sich anders an, nicht besser, nicht schlechter, nur anders.“

Der andere schwieg doch dann sprach er: „Ist es das gleiche beim Haki? Weil es ein anderer Körper ist fühlt es sich anders an und ich habe erwartet, dass es sich genauso anfühlt wie bei Loreen.“

„Bravo. Genau das ist es. Erwarte nicht, dass es sich gleich anfühlt. Du weißt, dass deine beiden Körper unterschiedlich sind, hast dich sogar beschwert wegen den hormonellen Schwankungen, wie kannst du dann erwarten, dass die Anwendung des Haki sich gleich anfühlen würde?“

Lorenor öffnete die Augen und sah ihn an.

Immer noch folgten sie den Schritten, wie ein altes Uhrwerk.

„Aber wie weiß ich dann, dass ich richtig liege? Dass ich es richtig mache?“

„Wir werden diese Übung jetzt abändern, dann ist auch sie nicht mehr die gleiche wie vorher.“

„Und wie?“ Der andere schien wenig überzeugt.

„Schließe deine Augen.“

„Schon wieder?“

„Hör auf dich zu beschweren. Ich kann nichts dafür, dass du es zwei Mal lernen musst.“

Er ließ den Jüngeren los und trat einen Schritt zurück, veränderte ihre Positionen.

„Spiegel meine Körperhaltung“, meinte er ruhig und behielt die grundlegende Tanzposition bei, nur seine Handflächen hielt er gerade, als würde er sie gegen ein Glas drücken.

„Halte knapp zwei Zentimeter Abstand.“

Lorenor folgte seinen Vorgaben. Seine Hände berührten nur beinahe die seinen.

„Und jetzt schließe deine Augen.“

Der Jüngere sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihm herauf, machte es jedoch.

„Ich möchte, dass du dich bewegst sobald du das Gefühl hast, dass ich es möchte.“

„Aber wie…“

„Du wirst es merken, du wirst es fühlen können. Und jetzt sei ruhig.“

Sekunden vergingen ohne dass etwas passierte.

„Du bewegst dich nicht“, murrte der andere zwischen zusammengebissenen Zähnen.

„Ich habe nicht vor mich zu bewegen. Das Ziel ist, dass du dich bewegst, bevor ich es tue, dass du reagierst bevor ich überhaupt agiere. Du weißt wie es funktioniert.“

Wieder war es still und bis auf den Wind in den Baumkronen bewegte sich nichts.

Diesmal war es lange ruhig, er sah wie die geschlossenen Augen vor Konzentration zuckten, wie die Lippen fest zusammengekniffen waren, wie die Stirn in tiefe Falten gelegt war.

Lorenor nahm dieses Training ernst. Er war noch viel verbissener als damals auf Sasaki. Er gönnte sich kaum Pausen und versuchte sich stetig zu verbessern, im Training, in seinen Verwandlungen, im Schachspielen. Es machte Spaß, noch nie hatte er jemanden so hart arbeiten sehen, deutlich härter als er damals. Vielleicht wäre sein Vater stolz auf ihn gewesen, wenn er so hart gearbeitet hätte.

Jet…

Lorenor machte einen Schritt zurück. Dann riss er die Augen auf.

„Sehr gut“, bestätige er den anderen, „und so war die Übung erfolgreich.“

„Was?“ Der Jüngere sah ihn unzufrieden an. „Das könnte nur Zufall gewesen sein.“

Vielleicht trugen seine mahnenden Worte ja tatsächlich bereits Früchte.

„In der Tat. Deswegen werden wir das hier jetzt solange wiederholen bist du dich bewegen kannst als wäre das hier ein Tanz. Wir werden solange üben bis wir tanzen.“

„Ich wusste gar nicht, dass das Ziel tanzen ist“, murmelte der andere grummelnd und sah weg.

„Du kennst das Ziel. Dies hier ist nicht mehr als ein Weg um es zu erreichen.“

„Mhm“, murrte der Jüngere halbherzig zustimmend.

„Gut, dann wieder in Ausgangsposition und Augen schließen.“

Das Training ging lange, es dauerte Stunden bis sie mehr als zwei bis drei Schritte machen konnten. Schweiß tropfte Lorenors Stirn hinunter aber ansonsten verriet nichts die Anstrengung die er aushalten musste. Seine Körperhaltung hatte sich nicht verändert, er wirkte angespannt aber nicht verspannt. Nun bewegten sie sich schon mehrere Sekunden lang zu einem unbeständigen Takt den Dulacre bewusst vorgab, bemüht keinen typischen Tanzschritt zu nehmen, nichts was der andere irgendwie kennen konnte, nichts wo er vorweggreifen konnte.

Es klappte recht gut also entschied er die Taktik zu ändern. Er blieb stehen, genau wie Lorenor.

Nach einer weiteren Sekunde öffnete er die Augen.

„Warum hast du aufgehört?“

„Ich möchte etwas ausprobieren um deine Konzentration zu prüfen.“

„Und das wäre?“ Der andere streckte sich kurz.

„Das wirst du jetzt gleich sehen. Auf Anfang.“

„Na wenn du meinst.“

Sie nahmen beide wieder ihre Haltung ein und nach etwas mehr als drei Sekunden machte Lorenor einen Schritt auf ihn zu. Nach einigen Atemzügen hatten sie ihren Rhythmus wieder gefunden.

„Weißt du warum ich nicht viel vom Meditieren halte?“, fragte Dulacre in die Stille hinein und beobachtete den anderen genauestens.

„Was?“ Der Pirat verpasste einen Schritt und riss die Augen auf.

„Augen zu und weiter machen.“

Augenblicklich gehorchte der andere.

„Also? Weißt du warum?“

„Nein.“

Wie erwartet hatte Lorenor nun Schwierigkeiten.

„Ich halte es für klug, wenn jemand seine Gedanken ordnet und seinen Geist leert. Einklang zwischen Körper und Seele ist sehr wichtig. Achte weiter auf mich, Lorenor. Nur weil wir uns jetzt unterhalten bedeutet das nicht, dass die Übung vorbei ist.“

Der andere biss sich auf die Unterlippe und nickte.

Dulacre konnte ein Grinsen nicht verhindern. Er glaubte nicht, dass Lorenor das früher auch gemacht hatte, es wirkte wie eine typisch weibliche Mimik, aber es machte ihn jünger, beinahe kindlich.

Der Pirat atmete tief ein und ging wieder in die Ausgangsposition. Nach zwei Herzschlägen beugte er sich nach hinten.

„Richtig so.“ Er beugte sich über den Jüngeren, seine linke Hand folgte dem anderen und übte gleichzeitig Druck aus, ohne ihn zu berühren. Dann gingen sie weiter.

„Was mich am Praktizieren der Meditation stört ist, dass man es nur unter idealen Umständen ausführen kann. Man bewegt sich nicht, man darf nichts sehen, man muss in einer angepassten Umgebung sein. In einem Kampf ist dieser Einklang nicht nachzuahmen.“

Sie bewegten sich in unsteten Bewegungen, beinahe schon flüssig aber immer wieder abgehackt.

„Man kann die Meditation nur unter perfekten Bedingungen nutzen, aber dann wenn man die Macht der Meditation wirklich gebrauchen könnte, hat man nicht die Möglichkeit sie einzusetzen. Letztendlich ist es also unnütz.“

Weiterhin folgte der andere seinen Schritten bevor er sie ausführte. Er wurde langsam besser.

„Aber doch nur am Anfang“, murmelte Lorenor.

Der Jüngere verpasste einen Schritt, fing sich jedoch wieder. Sie gingen weiter.

„Am Anfang meditiert man unter idealen Umständen damit man erst einmal herausfinden kann, wie es sich anfühlen soll und damit man sich alleine darauf konzentrieren kann. Aber das Ziel ist, dass man diese innere Ruhe jederzeit und egal was geschieht abrufen kann. Diesen Einklang den du meinst kann ich immer unabhängig von meiner Umgebung sogar unabhängig meiner eigenen Gefühle abrufen, wenn ich das nur möchte.“

Der andere beugte sich nach rechts und Dulacre folgte der Bewegung, ein unwissender Zuschauer würde glauben, dass er es war, der sich dem Jüngeren anpasste.

„Ist es nicht genauso wie bei dieser Übung?“, fragte Lorenor. „Erst beginnt man den anderen in einer ruhigen Position wahrzunehmen, später kommt Bewegung dazu und dann Ablenkung. Alles um die Konzentration zu verbessern. Damit man irgendwann auch das Observationshaki in unübersichtlichen Situationen anwenden kann.“

Ein Grinsen schlich sich auf Dulacres Züge, der andere hatte die Übung also doch durchschaut.

Sie bewegten sich weiter. Sein Schüler hatte es verstanden, ohne dass er es ihm vorkauen musste, er hatte die Übung erfasst.

„Aber dann verstehe ich es nicht“, murmelte Lorenor und machte mehrere Schritte relativ zügig zurück.

„Was verstehst du nicht?“ Er folgte dem anderen.

Sie drehten sich.

„Es ist das gleiche Prinzip, es erfüllt den gleichen Sinn und du weißt das. Du nutzt es also bewusst um mich zu trainieren und trotzdem hältst du das Meditieren für sinnlos. Warum?“

Der andere blieb stehen, hochkonzentriert.

„Weil es für mich unnötig ist“, antwortete er gelassen. „Ich brauche es nicht um einen ausgeglichenen Zustand zu finden. Ich habe meine Gefühle stets unter Kontrolle.“

Der andere hob missbilligend eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts. Sie gingen weiter.

„Du glaubst mir nicht?“, fragte er schmunzelnd.

Zunächst schwieg der Jüngere während sie die Übung stetig fortsetzten, dann jedoch schüttelte er den Kopf.

„Nein.“

Beinahe entrüstet wollte der Samurai stehen bleiben, besann sich aber eines besseren.

„Das ist alles was ich kriege? Ein Nein?“

Der andere verzog keine Miene sondern folgte den Bewegungen unablässig.

„Wenn das was du sagst stimmen würde“, murmelte er schließlich, „dann wären wir nie hier gelandet. Dann hättest du mich nie unterrichtet und wärest nie auf die Idee gekommen, wegen mir die Befehle der Weltregierung zu ignorieren.“

Die Worte des anderen überraschten ihn. Der Jüngere hatte Recht.

„Du hast deine Gefühle nicht stets unter Kontrolle“, widersprach Lorenor nun, „du kannst sie unterdrücken, über sie hinweg agieren, aber nicht unentwegt kontrollieren.“

Sie blieben stehen.

„Nicht wenn es um mich geht.“

Ausgiebig betrachtete er den Jüngeren, der immer noch konzentriert die Augen geschlossen hielt und eine ernste Miene aufgesetzt hatte.

„Du bist nicht objektiv wenn es um mich geht“, stellte er dann kühl fest. „Auch wenn ich keine Ahnung habe wieso.“

Der andere zögerte, doch dann machte er einen Schritt zur Seite. Dulacre folgte ihm ohne zu antworten.

Schweigend führten sie die Übung fort. Der Jüngere schien noch nicht mal eine Reaktion seinerseits zu erwarten, nicht dass er wusste, was er darauf sagen sollte.

Lorenor hatte mit allem was er gesagt hatte Recht. Er selbst hatte darüber auch schon viel nachgedacht.

Es stimmte, wenn es um Lorenor ging war er nicht objektiv, konnte es gar nicht sein; Lorenor war sein Schwachpunkt.

„Wir werden die Übung jetzt verändern“, sprach er ruhig und fast gleichzeitig nahm er seine rechte Hand zurück, ballte sie zur Faust und Schlug zu.

„Wie du meinst“, entgegnete der andere. Mitten im Satz hatte er sich bereits zur Seite geneigt, gerade schnell genug um seiner Faust zu entgehen.

Immer noch drängte er dem anderen seinen Bewegungsablauf auf, zwang ihn mehrere Schritte zurück während er seinen Oberkörper zum Ausweichen nötigte.

„Ein guter Tanz ist wie ein Kampf““, murmelte er als der Jüngere sich unter seiner Hand hinweg beugte.

„Ist das hier für dich wie Tanzen?“

Der andere drehte sich zur Seite und wich ihm aus.

„Um ehrlich zu sein, ja.“

Langsam nahm er Tempo auf und Lorenor bewegte sich ebenfalls schneller und geschmeidiger. Allmählich baute der andere das auf, was er als Loreen bereits erreicht hatte.

„Ist es eigentlich nicht schon längst Zeit für dich über deine Verwandlung nachzudenken?“, versuchte er den anderen nun abzulenken.

Doch der Jüngere schien sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

„Ich denke ich habe noch etwas mehr als eine Stunde.“

„Ehe du dich verwandeln musst oder ehe du dich vor Schmerzen nicht mehr bewegen kannst?“

Lorenor grinste. „Beides.“

„Hast du keine Angst vor den Schmerzen?“

Wenn er eines über die Kämpfe des anderen wusste, dann dass der andere immer die blutigsten, schmerzhaftesten Schlachten im Vergleich zu seinen Crewmitgliedern ausgefochten hatte, beinahe so, als ob er den Schmerz suchen würde oder aber als ob sein Körper ihm egal wäre.

„Vor Schmerzen muss man keine Angst haben“, meinte der andere gelassen. „Schmerzen bedeuten, dass der Körper sich wehrt, dass man kämpft. Erst wenn man sie nicht mehr fühlt, dann sollte man Angst bekommen.“

Der Jüngere klang ernst, als wusste er genau, wovon er sprach.

„Wie wenn man stirbt?“, fragte Dulacre nachdenklich nach.

„Wie wenn man aufgibt“, antwortete Lorenor hart.

Weiterhin bewegten sie sich in einem tanzähnlichen Schlagabtausch.

„Deine Logik ist mir wirklich befremdlich, Lorenor. Sie ergibt für mich oft keinen Sinn.“

Der Jüngere lachte leise, unterbrach sich aber als er Dulacres Tritt nur geradeso ausweichen konnte und sich mit beiden Händen abfangen musste.

„Dafür machst du für mich auch selten Sinn. Diese Sorge um Ansehen und Ruf, tze. Das werde ich wohl nie verstehen.“

Dulacre wollte etwas entgegnen, als er etwas bemerkte.

Er blieb stehen.

„Was ist denn?“

Lorenor war ebenfalls stehen geblieben und sah ihn nun verwirrt an.

Er sah durch die Schatten der Bäume, die durch das ewige Dämmerlicht lebendig wirkten.

„Sag du es mir“, meinte er zum Jüngeren ohne ihn anzusehen, „was passiert gerade?“

Der Jüngere verschränkte die Arme und schloss die Augen, doch nach wenigen Sekunden kniete er sich hin und berührte die Erde mit beiden Händen.

Er beobachtete den anderen. Lorenor konnte in dieser Gestalt sein Observationshaki kaum richtig anwenden, versuchte er also gerade die Erde als Medium zu nutzen um seine Sinne zu schärfen?

Und trotzdem zweifelte der Junge an seiner Intelligenz. Grinsend musste er über den anderen den Kopf schütteln.

Doch nach einem Moment zuckte Lorenor mit den Achseln und sah missmutig zu ihm auf.

„Gerade ist ein Schiff der Weltregierung angekommen“, erklärte Dulacre und hielt vier Finger in die Höhe.

„Vier Menschen?“, fragte Lorenor und versuchte immer noch die Neuankömmlinge zu erspüren, aber so weit war er einfach noch nicht.

„Nein, vier Wachmänner, besser gesagt Bodyguards und ein alter Mann.“

Lorenors Stirn legte sich in Falten.

„Ein alter Mann?“, fragte er zweifelnd, „was will der hier? Die Affen werden die umbringen. Weißt du wer es ist?“

„Eizen.“

„Was?!“

Nickend drehte er sich zu seiner Weste, die er über einen nicht weit entfernten Stein gelegt hatte und zog sie an.

„Wir sollten uns jetzt zum Schloss aufmachen. Ich befürchte, dass die Humandrill ihn nicht umbringen werden. Daher sollten wir auf seine Ankunft vorbereitet sein.“

Er nahm sein Schwert und warf es sich über die Schulter.

„Nun komm, du möchtest doch sicher nicht, dass er dich so sieht, ehrenwerte Lady Loreen.“

„Sehr witzig“, murrte der andere und eilte mit ihm Richtung Schloss.

„Wie lange glaubst du haben wir?“

„Dreizehn Minuten maximal aber mindestens zehn, je nachdem wie schnell Eizen zu Fuß ist.“

Lorenor seufzte.

„Wäre es nicht besser ihn gar nicht erst rein zu lassen? Woher weiß er überhaupt, dass ich hier bin? Vielleicht sollten wir einfach so tun, als wäre ich noch auf Sasaki?“

„Er weiß es. Ich würde dich nie über längere Zeit schutzlos aus den Augen lassen, das weiß er. Außerdem wird er bereits auf Sasaki gewesen sein. Wir können dich nicht verstecken, er würde die Lüge sofort riechen. Vergiss nicht, genau wie ich kennt er sich mit solchen Dingen aus.“

„Und die Wahrheit ist keine Option? Dann wären wir ihn zumindest los.“

Sie hatten die Treppen zum Eingang bereits erreicht.

„Natürlich nicht, Lorenor. Niemand darf erfahren, dass du noch lebst und erst Recht nicht wer du bist, ansonsten werden sie dich und die restlichen deiner Crew wieder jagen.“

Aufstöhnend fuhr der Jüngere sich durchs Gesicht.

„Na gut, zurück auf die Bühne also?“

„Beschwer dich nicht, es ist nur die Tanzszene.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lula-chan
2019-03-06T10:47:35+00:00 06.03.2019 11:47
Ein tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben. Gefällt mir.
Zorro macht Fortschritte. Sehr schön. Das freut mich.
Oh Mann. Was will Eizen den jetzt. Das gefällt mir nicht. Ich bin gespannt.

LG
Antwort von:  Sharry
07.03.2019 16:00
Hey,
danke dir^^
Oh ja, Eizen wird noch ein richtig schönes Problemchen werden, wäre ja auch langweilig wenn nicht, oder ;-)

LG


Zurück