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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

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Prolog

Prolog

 

„Und noch ein Stein und noch ein Stein und noch ein...“

„Hör damit auf, okay?“

„Stein und noch ein Stein und noch...“

„Ruffy, es nervt.“

„Sing doch einfach mit.“

„Ja sicher.“

Gereizt rollte er mit den Augen, drückte sich an seinem dauergrinsenden Kapitän vorbei und hob einen weiteren gräulich-gelben Stein vom Boden auf.

„Bist du irgendwie schlecht gelaunt?“

Der Schwarzhaarige sah ihn unschuldig an und summte dann seine taktlose Melodie weiter, während er am Bach entlang schlenderte und einen Stein nach dem anderen aufsammelte.

„Ich hab nur Kopfschmerzen“, entgegnete Zorro, obwohl ihm eher seine Rippen Probleme bereiteten, und folgte dem Jüngeren zurück zur Lagerstelle.

„Oh, dann höre ich auf zu singen.“ Doch Ruffy klang ganz und gar nicht traurig. Im Gegenteil, er tanzte regelrecht und pfiff nun sein Lied fröhlich weiter während er bei jedem Hüpfer Gefahr lief seine wertvolle Fracht zu verlieren. Nicht das sein Pfeifen auch nur ansatzweise angenehmer war als sein schräger Singsang.

Zorro seufzte still und legte den Kopf in den Nacken. Gerade heute war sein Freund anstrengend. Er wusste, dass Ruffy es gut meinte, ihm einen Gefallen tun wollte, aber alles was er eigentlich wollte, war einen Becher guten Sake und seine Ruhe.

Zumindest letzteres war als Mitglied der Strohhutbande allerdings unmöglich.

Sie hatten Thriller Bark erst vor wenigen Tagen hinter sich gelassen und Zorro musste sich eingestehen, dass er immer noch nicht wieder ganz der Alte war. Er machte sich deswegen kaum Gedanken, er brauchte halt noch ein paar Tage Ruhe um wieder ganz fit zu werden. Doch Ruffys versonnenem Gemüt verdankte er es, dass er heute keinen ruhigen Abend haben würde.

„Da seid ihr beide ja. Habt ihr genügend Steine für das Lagerfeuer gesammelt?“

Am ausgesuchten Lagerplatz hockte Lysop vor einem riesigen Berg von Feuerholz und wartete auf sie.

„Klar“, lachte Ruffy und zeigte seine reiche Ausbeute.

„Wo sind denn die anderen?“, murrte Zorro dagegen nur und sah zur Thousand Sunny, die nahe des nicht weit entfernten Strandes vor Anker gegangen war.

„Die kommen gleich“, entgegnete Lysop und stapelte noch mehr Holz, „bereiten gerade noch das Essen und so vor.“

Zorro tat es mittlerweile seinem Kapitän gleich und schichtete die gesammelten Steine in einem Kreis um Lysop und sein Feuerholz.

Erneut seufzte er während Ruffy grinsend sein Liedchen summte. Er verstand einfach nicht warum sie hatten an Land gehen müssen. Alles was er wollte war ein ruhiger Abend.

Dinge wie Jahrestage und Daten waren ihm nie wichtig gewesen und anders als seine Freunde brauchte er sie auch nicht zu feiern.

Trotzdem hockte er nun auf dem Boden irgendeiner gottverdammten Insel im Nirgendwo der Grand Line und baute ein riesiges Lagerfeuer. Denn sein Kapitän wollte heute Abend feiern und wenn die Strohhutbande eines gut konnte, dann war das wohl Partys veranstalten.

Und da er weder Ruffys breitem Grinsen noch Choppers treuen Augen standhalten konnte baute er nun ein Lagerfeuer.

„Okay, seid ihr soweit?“, fragte der Lockenkopf und wenige Sekunden später knisterten die ersten Flammen, zufrieden standen die drei Herren vor ihrem großen Meisterwerk.

„Wo bleiben die anderen denn? Ich hab Hunger!“

Ruffy hüpfte von einem Bein aufs andere und zupfte an seiner Weste.

„Die kommen mit Sicherheit gleich“, sagte Lysop und rieb sich durchs Gesicht.

„Aber die brauchen ja ewig und Mittagessen hatten wir auch keines.“

„Wir können ja zur Sunny gehen und sie holen“, schlug Zorro gelangweilt vor. Zwar konnte er gut auf die Party verzichten allerdings hatte Ruffy Recht; das Mittagessen war ausgefallen weil der Kartoffelschnibbler sich nach dem Frühstück in der Kombüse eingeschlossen hatte um alles für den heutigen Abend vorzubereiten. Die Sonne war mittlerweile kurz vorm untergehen und so hing auch sein Magen irgendwo auf Höhe Kniekehle.

„Nein, nein“, warf Lysop schnell ein und seine Stimme zitterte leicht, „ich bin mir sicher sie kommen jetzt gleich.“

Zorro warf ihm einen fragenden Blick zu und hob eine Augenbraue an. Es war offensichtlich, dass Lysop versuchte ihn vom Schiff fernzuhalten. Seufzend ließ er sich auf seinen Hintern fallen während Ruffy wieder Richtung Bach spazierte um Beeren oder irgendetwas in der Art zu sammeln.

„Ich hoffe ihr habt keine Überraschung oder so einen Schwachsinn geplant“, murrte der Schwertkämpfer.

„Ach, natürlich nicht!“ Der Lügenbaron lachte zwei Oktaven zu hoch und hockte sich neben ihn. „Warum sollten wir so etwas Kindisches auch machen?“

Zustimmend grummelnd rieb der Ältere sich die Ohren und lehnte sich zurück. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Im Hintergrund konnte er Ruffys Wanderlied hören, begleitet vom fernen Wellengang. Es war bereits recht kühl.

„Das Feuer war eine gute Idee“, murmelte er mit einem leisen Grinsen.

„Was wäre schon eine Feier ohne Lagerfeuer“, entgegnete der andere lachend.

Ruffys schräges Pfeifen war nun relativ weit entfernt und kaum noch über das Knistern des Feuers und die Geräusche des Meeres hinweg zu hören.

„Lauf nicht zu weit weg, Ruffy. Sonst finden wir dich nie wieder“, rief Zorro etwas lauter und setzte sich wieder aufrecht hin.

„Und das sagst ausgerechnet du?“ Lysop sah ihn schmunzelnd an.

„Was soll das denn bedeuten?“

Der Lockenkopf zuckte unter seinem strengen Blick zusammen.

„Nichts, gar nichts.“

Zorro wollte etwas erwidern, doch plötzlich hatte er dieses unangenehme Gefühl, dieses leichte Raunen in der Magengegend. Langsam stand er auf und beobachtete die immer dunkler werdenden Schatten der Bäume vor ihm. Er meinte ein leises Knacken zu hören, beinahe übertönt vom lodernden Feuer.

„Hast du das auch gehört?“, fragte er den anderen Piraten.

„Was? Was hast du gehört?!“ Lysop war bereits aufgesprungen und klammerte sich an seinen Arm.

Ruffys Gepfeife war mittlerweile ganz verstummt.

„Hey, Ruffy! Wo bist du?“

„Leise Lysop!“

Erneut konnte er das Knacken vernehmen, diesmal war es lauter, näher!

Wieder trafen die verängstigten Augen des Kanoniers seinen Blick ehe beide Richtung Feuer schauten.

Wer auch immer da war musste direkt hinter den grellen Flammen stehen.

„Sag mir bitte, dass ihr mich nur reinlegen wollt“, knurrte er und schob sich etwas mehr vor den Jüngeren, eine Hand bereits an den Schwertern. Er wollte doch nur einen ruhigen Abend.

„Nein, nein. Das haben wir so nicht abgesprochen“, flüsterte Lysop, die Angst in seiner Stimme war greifbar.

„Ihr hattet also doch etwas geplant“, entgegnete Zorro mürrisch.

„Können wir das wann anders besprechen?“, zischte Lysop und hielt Zorros Arm noch etwas fester. „Kannst du wen erkennen?“

Der Schwertkämpfer schüttelte sachte den Kopf und machte einen Schritt Richtung Feuer. Der Kanonier, der nicht von ihm ablassen konnte, folgte ihm gezwungenermaßen.

Die Hitze der Flammen ließ die Luft hinter Zorro noch kühler wirken, doch immer noch konnte er nichts außer den Schatten und Bäumen ausmachen.

„Lysop“, murmelte er leise und beugte sich zu dem anderen, „wir teilen uns auf, du links, ich rechts.“

„Nein! Auf keinen Fall!“ Nun krallten sich die Finger des Lügenbarons geradezu in sein Fleisch. „In jeder Gruselgeschichte ist das immer die dümmste Idee.“

„Das hier ist aber keine...“

Ein plötzlicher, lauter Knall riss ihm die Worte von den Lippen. Zorro und Lysop wurden von ihren Füßen geschleudert. Hart schlugen sie auf dem Boden auf. Der ehemalige Piratenjäger konnte das harte Keuchen des Jüngeren hören, spürte wie sein eigener Atem aus seiner Lunge gepresst wurde. Für eine Sekunde schien die Hitze selbst sein Innerstes verglühen zu wollen und es fühlte sich an, als hätten tausende Glasscherben seine Haut zerschnitten.

Dann ließ die Hitze wieder nach.

„Was zur Hölle…?“ Schwerfällig richtete er sich auf und sah sich um.

Überall um ihn herum lagen unzählige Steinbrocken, teilweise faustgroß, teilweise nicht größer als ein Reiskorn. Lysop hockte einen halben Meter von ihm entfernt auf dem Boden, immer noch schwer am atmen.

„Alles okay?“, fragte er und ging zum anderen hinüber.

„Bin ich noch am Leben?“, entgegnete der Kanonier ächzend und kämpfte sich auf alle Viere.

„Ich glaube schon.“ Zorro konnte ein leises Schmunzeln nicht verhindern.

„Was ist denn nur passiert?“, murrte er dann und zog den anderen zurück auf die Beine, immer noch ein leises Piepsen in den Ohren, die bereits angeknacksten Rippen beschwerten sich ebenfalls.

„Oh man, du siehst ja furchtbar aus.“

Lysop war übersät von Schnitten, manche nur aufgeschürfte Haut, andere relativ tief und stark blutend. Ein Splitter hatte seine Augenbraue über dem rechten Auge regelrecht geteilt, ungehindert floss das Blut hinunter.

„Na guck dich mal an.“ Der Kanonier klang ungewohnt tief und mürrisch. „Oh verdammt nochmal, tut das weh.“

Der Lockenkopf hielt sich die blutende Augenbraue.

„Was war das? Sind wir angegriffen worden?“, fragte der Jüngere dann und schaute sich argwöhnisch um während Zorro sich selbst inspizierte.

Zwar hatte er sein Gesicht schnell genug mit seinen Armen bedecken können allerdings hatte er ansonsten auch die volle Ladung abbekommen.

„Na, glaube ich nicht. Sonst hätte unser Feind den Überraschungsmoment gründlich verpasst.“

Langsam zog er einen besonders großen Splitter aus seinem linken Unterarm und dunkles Blut quoll hervor.

„Uh, Zorro. Warte doch mit so was bis Chopper da ist.“

„Ja sicher, sind doch nur ein paar Kratzer.“

Immer noch dröhnte sein Schädel, seine Rippen klagten und sein ganzer Körper brannte, so viel zum Thema Ruhe.

Lysop auf der anderen Seite hatte sich mittlerweile dem Feuer zugewandt, welches immer noch munter vor sich hin brannte, als wäre nichts geschehen.

„Was ist denn hier passiert?“

Der Kapitän der Strohhutbande kam aus dem Wald geschlendert, munter mit vollen Backen am kauen. In seinen Händen eine bunte Ausbeute an verschiedensten Obstsorten und Beeren.

„Wie seht ihr denn aus?“

„Ich sag dir was passiert ist!“ Plötzlich hörte sich der Kanonier alles andere als gefasst an. „Ihr Idioten habt Kalkstein gesammelt, das ist passiert.“

Wütend stand der Lügenbaron mit dem Rücken zum Feuer und starrte Zorro und Ruffy nieder. Mit einer Hand hielt er immer noch seine blutende Augenbraue, in der anderen hatte er einen der etwas größeren Steinbrocken aufgesammelt.

„Wie blöd kann man eigentlich sein?! Kalkstein ist besonders porös und explodiert bei starken Temperaturschwankungen. Solche Steine kann man doch nicht benutzen um eine Feuerstelle zu errichten.“

Er brüllte sie regelrecht an, doch weder Ruffy noch Zorro zeigten sich beeindruckt.

Der ehemalige Piratenjäger zuckte nur mit den Schultern. „Woher sollen wir denn bitte so etwas wissen?“

Der Kapitän auf der anderen Seite schien etwas bedrückt, dass er die Explosion verpasst hatte.

„So etwas sollte man wissen!“, knurrte Lysop. „Alleine schon an der Farbe kann man die Steinsorte erkennen. Wie habt ihr beiden damals eigentlich überlebt, als es nur ihr zwei wart?“

Zorro tauschte einen vielsagenden Blick mit Ruffy, welcher breit grinste und dann anfing laut zu lachen.

„Das ist nicht lustig, Ruffy“, schmollte der Lügenbaron.

„Ach, stell dich nicht so an, Lysop.“ Zorro klopfte dem Jüngeren wohlwollend auf die Schulter, woraufhin dieser schmerzerfüllt zusammensackte. „Na komm, wir bringen dich jetzt erst mal zu Chopper.“

„Du siehst nicht wirklich besser aus.“

Ruffy lachte immer noch. „Genau und ich hol‘ noch schnell ein paar Steine.“

Im nächsten Moment gab Lysop ihm eine Kopfnuss.

„Ganz sicher nicht! Das ist kein Spiel, Ruffy. Wir haben Glück, dass weder Zorro noch ich schlimm verletzt sind, wobei mein Blutverlust schon sehr...“

„Du wirst an den paar Schnitten nicht verbluten“, unterbrach der Schwertkämpfer ihn grob.

„Wo bleiben denn die anderen? Ich bin am verhungern!“, jammerte Ruffy, dessen Aufmerksamkeitsspanne schon längst überstrapaziert war.

„Wir gehen jetzt an Bord und holen sie“, murrte Zorro.

„Nein, du nicht Zorro. Ich gehe!“ Lysop scheiterte bei dem Versuch ihn zurückzudrängen. Zorro schlug einfach seine Hand weg und ging weiter.

„Gib‘s auf Lysop. Ich will einfach nur was essen und dann pennen. Ich brauch keine Party.“

„Oh wie schade, dabei sind doch gerade die Gäste eingetroffen.“

Im letzten Moment zog Zorro sein Kitetsu und schon prallte Klinge gegen Klinge.

Mit einem Grunzen wurde er zurück geschleudert und landete mehrere Meter entfernt auf dem harten Boden.

Zu seiner Rechten konnte er sehen, wie Lysop ebenfalls durch die Luft flog, begleitet von Ruffys Brüllen.

Seine Konzentration jedoch war auf den Mann vor ihm gerichtet.

„Lorenor Zorro, endlich lernen wir uns einmal persönlich kennen“, sprach der Neuankömmling aalglatt und warf seinen langen Pferdeschwanz über die Schulter. Das Licht der Flammen färbten seinen Marinemantel in ein Meer aus grellem Gelb und Orange.

Zorro stand auf.

„Ich habe schon viel von dir gehört. Ein vielversprechendes Talent unter den Schwertkämpfern.“

„Ach ja?“

Die Worte des Fremden ignorierend zog Zorro Shuusui und griff an.

Doch der andere war offensichtlich deutlich stärker als er. Beinahe mit Leichtigkeit fing er Zorros Schlag ab und schleuderte ihn zurück. Für eine Sekunde schien sich die Klinge des Fremden schwarz zu verfärben, aber das konnte auch an den flackernden Schatten liegen, die das prasselnde Feuer warf.

„Allerdings muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Ich hatte doch mehr von dir erwartet. Nachdem selbst der beste Schwertkämpfer der Welt dich verschont hatte. Tze.“

Eine warme Flüssigkeit floss Zorros Wange hinunter. Obwohl der Marinemann seinen Angriff nur pariert hatte, war Zorro durch eine Schnittwelle verletzt worden.

„Wer zur Hölle bist du?“, knurrte er und rieb sich das Blut weg.

„Oh, wie unhöflich von mir.“ Der Mann vor ihm verbeugte sich knapp. Über seinen Rücken hinweg konnte Zorro mehrere dutzend Marinesoldaten sehen. Einer von ihnen trug einen Umhang und kämpfte mit Ruffy. Man brauchte kein Meister der Kampfkunst zu sein um zu erkennen wer in jenem Duell die Oberhand hatte und es war nicht sein Kapitän.

„Mein Name ist Homura Nataku, Vizeadmiral und bester Schwertkämpfer der Marine.“

Zorros Atem stockte. Er hatte von diesem Namen schon gehört. Die kalte Klinge der Gerechtigkeit. Homura Nataku, drittbester Schwertkämpfer der Welt.

Plötzlich bebte eine Art Druckwelle über den Lagerplatz, einige Soldaten kippten um und Zorro konnte Rufe hören, Rufe von seinen Freunden.

Er selbst kam ebenfalls ins Straucheln, aber er würde sich von so einem Angriff nicht ausschalten lassen. Nein, man brauchte schon mehr um ihn zu besiegen.

Der Vizeadmiral beobachtete ihn neugierig.

„Aha“, sagte er dann langgezogen, „doch nicht ganz so unfähig.“

Eine weitere Welle fegte übers Feld, aber jetzt war Zorro vorbereitet, er machte einen Schritt zurück und sicherte seinen Stand. Er konnte diese Kraft spüren, er musste sie aushalten.

Plötzlich stand der Mann mit dem Pferdeschwanz vor ihm.

„Aber auch nicht so fähig“, sprach er weiter und ließ sein Schwert auf Zorro nieder, diesmal war Zorro sich sicher, dass die Klinge vom anderen schwarz verfärbt war.

Im letzten Augenblick konnte Zorro den Schlag noch abfangen, doch die Kraft des Angriffs ließ seine Knochen knacken und ein selten gekannter Schmerz durchdrang seine Handgelenke.

Er duckte sich unter dem anderen hinweg und kam wieder zum stehen.

Seine Hände zitterten vor Pein.

Er wusste, dass seine Freunde seine Hilfe brauchten, aber er wusste auch, dass er ihnen nicht helfen konnte. Dieser Gegner vor ihm war aus einer anderen Liga.

Hart atmete er ein und aus. Er würde nur so viele Angriffe aushalten ehe entweder seine Schwerter oder seine Knochen brechen würden.

Mit einem süffisanten Grinsen drehte sich der Marinesoldat zu ihm um.

„Siehst du es etwa ein, Lorenor Zorro? Hast du schon erkannt, dass du mir nicht gewachsen bist? Ich könnte dich hier und jetzt töten, also sei ein guter Junge und gib auf.“

Im Hintergrund hörte Zorro Schreie. Sie waren am verlieren.

Mit einem leisen Seufzen steckte er seine Schwerter weg.

„So ist brav.“

Eine innere Ruhe erfüllte ihn. So würde es also enden.

„Oh nein, du verstehst mich falsch, Homura.“

Mit langsamen Bewegungen löste er das schwarze Tuch von seinem Arm.

„Ich bin niemand der aufgibt.“

Grinsend band er das Tuch um seinen Kopf, Blut tropfte immer noch seine Wange hinunter.

„Wenn ich schon abtrete...“ Er zog alle seine Schwerter. „Dann mit einem lauten Knall.“

Er starrte den anderen an und nahm sein geliebtes Wado-Ichi-Monji zwischen die Zähne.

Immer noch grinste er. Obwohl er wusste, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte so wusste er doch auch, dass er wahrscheinlich der spannendste Kampf seines Lebens sein würde.

Natürlich war Homura nicht Falkenauge, aber trotzdem, es juckte ihn in den Fingern gegen diesen Mann zu kämpfen und wenn ihn das nun mal töten sollte, dann war das halt so, dann wäre er so oder so nicht bereit für Falkenauge gewesen.

Noch einmal ließ er die Schultern kurz kreisen ehe er in Kampfposition ging.

Doch ihm fiel auf, dass sich der Gesichtsausdruck seines Gegners verändert hatte.

Hatte er eben noch belustigt und gelassen drein geschaut, so war er nun ernst und misstrauisch, die Augen zu engen Schlitzen zusammengekniffen und der Mund nicht mehr als ein dünner Strich, der Kiefer angespannt.

Sah er Zorro vielleicht doch als Bedrohung an?

Der ehemalige Piratenjäger lachte leise, selbst wenn nicht, bald würde er.

Genau in diesem Moment weiteten sich die Augen des anderen, spiegelten lodernde Flammen und wilde Schatten.

Zorro griff an.

Erneut wich der andere aus. Es schien beinahe so, als würde er Zorros Gedanken lesen können.

„Du bist zu langsam.“

Der Vizeadmiral wollte ihn reizen, aber Zorro entging nicht, dass er sich nun anders anhörte. Viel kälter, viel tiefer. Der Schalk von eben war verschwunden.

Abermals prallten ihre Schwerter gegeneinander und Zorro spürte wie die Schnittwelle des anderen seinen rechten Oberarm streifte. Blut spritzte auf. Sein Handgelenk schrie beinahe vor Schmerzen und seine Schultermuskeln versteiften sich ungewohnt.

Plötzlich hörte er Robins Stimme und sah aus den Augenwinkeln wie Ruffy gegen einen Baum krachte und zu Boden glitt.

„Das schaffst du nicht“, knurrte sein Feind, der wohl seinen Blick bemerkt hatte.

„Einen Versuch ist es wert!“

Wieder trafen ihre Schwerter aufeinander, doch diesmal nutzte Zorro die Macht des Aufpralls um sich wegzuschleudern.

Schwer atmend rutschte er mehr als das er sprang vor Ruffy, der sich allmählich wieder berappelte.

Blut tropfte überall zu Boden und der Strohhut rieb sich über die aufgeplatzte Lippe.

„Die sind stark“, murrte sein Kapitän und dann sahen sie einander an.

Zorro konnte es in den dunklen Augen erkennen, Ruffy war todernst, wusste ebenfalls, dass dieser Kampf ihr letzter sein konnte.

Er entgegnete nichts sondern stand auf. Es missfiel ihm wie viel Blut der andere verlor.

Die meisten Soldaten hatten sich zurückgezogen und bewachten die übrigen der Crew, die anscheinend allesamt gefesselt waren. Bis auf Robin bewegte sich keiner von ihnen. Zorro hoffte, dass sie noch alle am Leben waren, hoffentlich nur ohnmächtig durch die Schockwelle.

Vor ihm und Ruffy standen nur noch Homura und ein weiterer Mann mit Marinemantel.

Beide von ihnen waren stark genug um alleine mit Ruffy und ihm fertig zu werden, das wusste Zorro.

„Gebt auf“, befahl der Mann neben dem Schwertkämpfer, „Wir möchten euch einen fairen Prozess machen. Es ist nicht nötig hier und jetzt zu sterben.“

Etwas zerbrach in Zorro.

Das konnte doch nicht sein!

Sie hatten gerade erst Thriller Bark überstanden, gerade erst hatte er sich Bartholomäus Bär in den Weg gestellt. Das konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein!

Er hatte Ruffy doch nicht gerettet, damit er jetzt hier jämmerlich drauf gehen würde!

Nein, nicht heute! Nicht ausgerechnet heute!

Er spürte diese unbekannte, fast schon vergessene Kraft in sich aufsteigen, ganz unerwartet. Er wusste nicht wo sie herkam oder warum sie ihn ausgerechnet jetzt erreichte. Und obwohl sie ihn mit Angst erfüllte wusste er, dass sie seine letzte Chance war.

„Ruffy“, flüsterte er und ließ zu, dass diese Kraft durch seine Glieder drang, „hör mir zu.“

Der Schwarzhaarige trat neben ihn. Er atmete mindestens so schwer wie Zorro und die Art wie er sich seinen Bauch hielt beruhigte den Schwertkämpfer nicht gerade.

„Hast du einen Plan?“, fragte er ohne Zorro anzusehen.

Für einen Moment betrachtete der Ältere seine bebenden Hände. Er musste sie zulassen, nur so konnte er noch etwas ausrichten. Es musste einen Grund geben, warum er sie gerade jetzt spürte. Er musste diese Kraft nutzen, er musste sich trauen.

„Ja, ich hol uns jetzt hier...Argh!“

Hart schlug er gegen den nächstbesten Baum. Homura stand vor ihm, packte seinen Hals, hob ihn langsam hoch.

Er bekam kaum Luft. Langsam sah er zu dem Mann hinunter, der ihn nun gegen den Baum presste.

Doch was er sah überraschte ihn. In Homuras Gesicht stand blanke Angst geschrieben. Seine Augen waren aufgerissen, die Haut totenblass, der Mund bebte.

Im nächsten Moment taumelte er zur Seite und ließ Zorro los.

Er fiel vor die Füße seines Kapitäns, der ihn zwar gerettet hatte, aber bereits selbst durch die Luft flog als der andere Mann eingriff.

„Ruffy!“

Ohnmächtig sah er zum Unbekannten, der wie der Blitz hinter Ruffy herjagte und ihn in den Boden stampfte, ein Ekel erregendes Knacken hallte über das Knistern des Feuers hinweg. Für einen Moment wehrte der Kapitän sich noch, dann bewegte er sich nicht mehr.

„Ruffy!“

„Du solltest dich eher um dich sorgen!“

Ein ungekannter Schmerz zerriss Zorros Seite. Er taumelte weg, hielt Fetzen seines eigenen Fleisches zusammen, spürte wie Blut hindurch glitt.

Homura stand vor ihm, dieser kalte, beinahe verzweifelte Ausdruck in den Augen.

„Was bist du für ein Monster?“, flüsterte der Fremde.

Zorros Beine gaben nach, seine Schwerter fielen zu Boden, er schluckte schwer.

Die unbändige Macht, die er in seinem Körper hatte wachsen lassen war verschwunden. Er hatte zu lange gewartet und nun würde er alles verlieren.

Der Schwertkämpfer der Marine stand hoch über ihn.

„Keine Sorge, Lorenor Zorro. Du wirst nicht lange leiden müssen, ich bin gnädig.“

Er konnte sich nicht wehren, als der andere ihn hochzog.

Mehr Blut floss und seine Eingeweide wanden sich vor Schmerzen.

„Du wirst noch heute Nacht sterben.“

Die Welt um ihn herum wurde verschwommen. Gleißende Flammen und dunkle Schatten vermischten sich zu einem bunten Meer aus Schemen.

Er konnte den Mann, der sie zur Aufgabe hatte überreden wollen, hören.

„Sanzo, schicke sofort eine Nachricht ans Hauptquartier, dass wir die gesamte Strohhutbande lebend gefangen haben und Anweisungen für das Prozessverfahren erwarten. Ihr habt heute gute Arbeit geleistet, das werden wir natürlich dementsprechend feiern.“

Einige Soldaten jubelten.

Und dann hörte Zorro Homuras Stimme ganz nah an seinem Ohr.

„Keine Sorge, du wirst keinen Prozess mehr brauchen, Lorenor Zorro. Heute ist dein Todestag.“

Tief hallte das schallende Lachen durch Zorros benommene Gedanken während der Schmerz ihn allmählich übermannte.

Nein, heute war nicht sein Todestag, nicht ausgerechnet heute, heute war doch eigentlich sein...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  lula-chan
2018-03-19T22:27:43+00:00 19.03.2018 23:27
Eine Fortsetzung? Jay! Ich frage mich echt, wie ich die übersehen konnte.
Dieser Anfang macht echt Lust auf mehr und ist mega gut geschrieben. Du hast einen sehr schönen Schreibstil.

LG
Von:  blackholmes94
2018-02-13T22:22:52+00:00 13.02.2018 23:22
O.O ES GEHT WEIIIIITEEEER!!!
Und direkt mit einem schönem Rückblick auf die tragische Nacht, mit der alles begonnen hat ...
Der Prolog hat auf jeden Fall Appetit auf mehr gemacht und ich bin gespannt wie es mit unserem Schwertkämpfer weiter geht *.*
Freue mich wieder mehr von Dir zu lesen!
Liebe Grüße :**
Antwort von:  Sharry
16.02.2018 18:42
Hey,
danke für deinen Kommentar und ich wünsche dir ganz viel Spaß!
Liebe Grüße


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