Opposites Attract von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Im Vorbeigehen fiel Gautams Blick auf Hansa. Ihr Gesicht auf die Hand gestützt, fläzte sie auf ihrem Schreibtisch herum und starrte ausdruckslos ihren Computerbildschirm an. Bei dieser Haltung würde es nicht mehr lange dauern bis sie Augen- und Rückenprobleme haben würde. Aber was scherte ihn fremdes Elend? Es störte ihn viel mehr, dass es auf ihrem Schreibtisch aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Zwischen unzähligen losen Blättern und sonstigem Krimskrams stapelten sich Hefter und Ordner in unordentlichen Haufen, eine Pflanze versuchte, sich zwischen all dem Chaos ans Tageslicht zu kämpfen, schien jedoch kläglich zu scheitern. „Hast du eigentlich vor, hier irgendwann mal aufzuräumen?“ Gautam konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen. „Alle Kunden, die reinkommen, werden zuerst mit deinem Müllhaufen konfrontiert. Meinst du nicht, dass du dem Firmenimage schadest?“ Schleppend drehte Hansa ihren Kopf in seine Richtung; ihr Blick dabei war tödlich. „Meinst du nicht, dass du mit deiner Klugscheißerei dem Firmenimage schadest?“ Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. Sie räusperte sich und setzte sich gerade hin. „Ich meine ... Vielen Dank für den Hinweis.“, meinte sie und schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. Gautam zog die Augenbrauen hoch. Was war denn jetzt los? Irritiert nickte er und ging dann zurück zu seinem Schreibtisch. Bevor er sich setzte, warf er noch einmal einen Blick quer durch das Großraumbüro zu Hansa, die tatsächlich an ihren Ordnerhaufen herumrückte und die losen Blätter sortierte. Gautam ließ sich auf seinem Stuhl nieder und fragte sich, welches Wunder er gerade vollbracht hatte, dass Hansa auf ihn hörte. Da musste doch etwas im Busch sein. Nach der Mittagspause kam sie auf ihn zu und legte ihm den überarbeiteten Kostenvoranschlag vor. „Ich habe alle deine Hinweise beachtet“, kommentierte sie, als sie die Akte vor ihm auf den Schreibtisch legte. „Ich hoffe also, dieses Mal stimmt alles.“ Wieder lächelte sie kurz und wollte gehen, doch Gautam warf ihr einen so misstrauischen Blick zu, dass sie innehielt. „Was ist los?“ Er schwieg und musterte sie; dann sagte er: „Das sollte ich dich fragen. Seit wann tust du denn, was ich dir sage? Was soll das auf einmal?“ Sie atmete tief durch. „Ich sehe nichts Falsches daran, gute Tipps zu befolgen.“ „Ach, wirklich? Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Zwei Jahre lang hast du keinen einzigen meiner guten Tipps befolgt“, stichelte Gautam und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie mit ihrem Verhalten nichts im Schilde führte. „Nun, Menschen ändern sich und werden ... weiser. Nicht wahr?“ Es klang ein wenig gepresst und er sah, wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte. „Ich muss jetzt zurück an die Arbeit.“ Damit drehte sie sich um und schlängelte sich zwischen den anderen Schreibtischen hindurch zu ihrem Arbeitsplatz. Gautam verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihr skeptisch nach. Sie musste sich ganz offensichtlich dazu zwingen, nett zu ihm zu sein. Wieso also veranstaltete sie dieses Theater? Ob ihr beider Chef etwas zu ihr gesagt hatte? Sie war am Morgen in seinem Büro gewesen und das sicher eine halbe Stunde lang. Konnte es sein, dass sie eine Abmahnung für ihr Verhalten und ihre Unordnung bekommen hatte? Der Gedanke daran ließ ihn unwillkürlich grinsen. Ihm gefiel die Vorstellung, dass Hansa nett zu ihm sein musste.Vor allem machte es so noch mehr Spaß, sie zu sticheln. Sie leiden zu sehen, brachte ihm einen Hauch von sadistischer Freude. Bei ihrem Temperament durfte es unter diesen Umständen nicht lange dauern bis sie explodierte. Als er den überarbeiteten Kostenvoranschlag durchging, konnte er tatsächlich keine Fehler mehr finden. Gautam ließ ihn Hansa also für die Post vorbereiten und ein Anschreiben für den Kunden verfassen. Dieses schickte sie ihm per E-Mail noch einmal zum Gegenlesen; er fand einen Rechtschreibfehler in der Anschrift und sendete es mit entsprechendem Hinweis an sie zurück. Die korrigierte Fassung kam prompt, jedoch ohne Kommentar zurück. Während der Drucker surrte, tippte er mit einem dicken Grinsen im Gesicht in den Computer, dass er es unhöflich fand, dass Hansa ihm das Anschreiben ohne weitere Anmerkung und ohne Entschuldigung für den Fehler zurückgesendet hatte. Diese übertriebene Pedanterie würde sie wahnsinnig machen; das wusste er und er freute sich darüber wie ein kleines Kind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)