Opposites Attract von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Gautam saß an seinem Schreibtisch, sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Vor zwanzig Minuten war er von der Saalbesichtigung zurück in die Agentur gekommen. Er war heilfroh, dass Hansa beschlossen hatte, gleich anschließend Feierabend zu machen und nach Hause zu fahren. Die Erinnerung daran, wie ihre Hand sich in seiner angefühlt und wie sie seinen Arm gegriffen und ihren Oberkörper gegen ihn gedrückt hatte, war ihm unangenehmerweise noch allzu deutlich im Gedächtnis. Ihre Haut, ihre Brüste … Alles an ihr war so herrlich weich gewesen … „Alles in Ordnung, Kumpel?“ Gautam schaute irritiert auf. Neben ihm stand Ravi, der ihn mit fragender Miene musterte. Der junge Sikh war Anfang zwanzig und arbeitete gerade erst seit einem guten halben Jahr in der Agentur. Seine offene und umgängliche Art machte es einfach ihn zu mögen. „Oh, ja ja. Nur ein bisschen müde“, log Gautam. „Klar, bei den ganzen Überstunden, die du in letzter Zeit so schiebst“, zeigte Ravi sich verständnisvoll, setzte aber nach kurzer Denkpause hinzu: „Oder liegt es an Hansa?“ Das ließ Gautam stutzen. „Äh- Was?“ „Naja, ich meine, dass ihr beiden euch nicht gerade grün seid, ist ja kein großes Geheimnis. Daher dachte ich …“, bot er schnell als Erklärung an. „Achso. Also das-“ „So oder so kann ich euch aber gern noch auf den letzten Metern unter die Arme greifen, wenn du willst. Ich bin gestern mit meinem letzten Auftrag fertig geworden und hätte ein bisschen Zeit an der Hand.“ Gautam musterte Ravi einen Augenblick lang. Das war ein wirklich hilfreicher Vorschlag, den er ihm da gerade unterbreitete. „Das ist wirklich nett von dir, aber wir kommen schon klar. Das Wichtigste ist soweit erledigt und es würde kaum Sinn machen, dich für die letzten acht Tage noch einzuarbeiten. Aber trotzdem Danke für dein Angebot“, erklärte Gautam und lächelte Ravi etwas steif an. Dieser nickte daraufhin und lächelte zurück. „Alles klar. Aber falls doch irgendetwas sein sollte, sag Bescheid.“ Damit klopfte er zweimal kurz auf Gautams Tisch und ging. Kaum war die Tür hinter Ravi ins Schloss gefallen, warf Gautam – mal wieder der letzte in der Agentur – sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und stöhnte auf. Was zur Hölle war denn nur los mit ihm?! Noch vor zwei Wochen wäre er Ravi für sein Angebot um den Hals gefallen und nun lehnte er es plötzlich ab? War er noch ganz bei Trost? Es stimmte, dass die Einarbeitung recht zeitraubend gewesen wäre, doch seine Hilfe wäre dennoch eine Arbeitserleichterung gewesen. Gautam fühlte sich, als ob er langsam wahnsinnig werden würde. Ungebeten drängten sich erneut die Erinnerungen an Hansas warmer Hand in seiner, ihre vollen Brüste an seinem Oberarm in sein Bewusstsein. Den Geist ihrer Berührungen spürte er noch immer auf seiner Haut. Sie waren vollkommen allein in diesem riesigen Saal gewesen … Mit Entsetzen stellte Gautam fest, dass sich seine Jeans plötzlich im Schritt enger anfühlte. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Sein Körper schien ihm in letzter Zeit einfach nicht mehr gehorchen zu wollen. Er rutschte ein wenig auf seinem Stuhl hin und her, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und versuchte sich wieder vollkommen auf die Tagungsplanung zu konzentrieren, denn im Gegensatz zu dem, was er Ravi erzählt hatte, waren noch nicht alle wichtigen Punkte abgehakt. Den Einladungen fehlte noch der letzte Schliff, um sie den Verantwortlichen morgen wie verabredet vorlegen zu können und die Änderungen in der Saalgestaltung, die sie heute bei der Besichtigung beschlossen hatten, mussten auch noch in den offiziellen Plan eingearbeitet werden. Gautam wollte sich gerade an die Arbeit machen, als er hörte wie die Agenturtür geöffnet wurde. Überzeugt davon, dass es Ravi war, der etwas vergessen hatte, schaute er auf. Seine Augen weiteten sich vor Schreck als er sah, dass es Hansa war, die da gerade das Großraumbüro betrat. „Was machst du denn hier?!“, platzte es aus ihm heraus. „Ich arbeite hier, falls es dir entgangen sein sollte“, erwiderte sie mit kokett hochgezogener Augenbraue, während sie auf ihn zugelaufen kam. Er hob daraufhin ebenfalls eine Augenbraue, jedoch in eher genervter Manier. „Dich die restliche Arbeit mit den Einladungen allein machen zu lassen, fand ich nicht gerecht“, erklärte sie, stellte ihre Tasche neben seinem Schreibtisch ab und zog sich einen Stuhl heran. „Also lass uns das jetzt noch fertig machen und dann ist Feierabend für heute.“ Doch das war einfacher gesagt als getan, denn sie konnten sich weder auf das endgültige Design noch auf den Text einigen. Auf zwei mögliche Fassungen hatten sie die Auswahl reduzieren können, doch weiter wollte keiner von beiden von ihrem Standpunkt abweichen. Während Gautam auf einem sehr einfachen Design mit einem stichpunkthaften Text beharrte, war Hansa der Meinung, dass für eine Ingenieurstagung eine etwas graphischere Gestaltung mit einem ausformulierten Text passender wäre. Nachdem sie beinahe anderthalb Stunden diskutiert und anschließend gute fünf Minuten schweigend und mit vor der Brust verschränkten Armen nebeneinander gesessen hatten, erhob Gautam das Wort: „Sehe ich das richtig, dass keiner von uns beiden von seiner Meinung zurücktreten wird?“ Hansa nickte grimmig und ohne ihren Blick von den beiden ausgedruckten Einladungen, die vor ihnen auf dem Schreibtisch lagen, abzuwenden. „Das heißt, wir werden beide Versionen verwerfen und eine komplett neue erstellen müssen?“ Sein Ton lag irgendwo zwischen Verärgerung und Resignation. Hansa schwieg und starrte weiter auf die beiden Blätter. „Nein“, sagte sie nach einer Weile bestimmt. Gautam wollte protestieren, doch Hansa fuhr fort: „Wir legen einfach beide Entwürfe vor und lassen die Verantwortlichen entscheiden. So müssen wir uns hier nicht weiter streiten und die Kunden bekommen ein bisschen Auswahl geboten.“ Da dieser Vorschlag tatsächlich die beste Lösung für ihr Problem war, willigte Gautam ein. „Sehr gut“, meinte Hansa und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Dann sind wir hier ja endlich fertig und können nach Hause gehen.“ Unwillkürlich wanderten seine Augen zu den Notizen aus dem Kongresssaal, die er heute eigentlich noch bearbeiten wollte. Hansa musste seinen Blick bemerkt habe, denn sie langte an ihm vorbei und klatsche die Hand auf den Block. „Das kannst du schön vergessen. Für heute ist Schluss“, ermahnte sie ihn mit strengem Blick. Eine spitze Bemerkung lag ihm schon auf der Zunge, doch die Art, wie Hansa halb auf dem Tisch lag, ihren Oberkörper zu ihm gewandt, und ihn von unten herauf anschaute, ließ ihn verstummen. Zudem konnte er es nicht vermeiden, dass sein Blick für einen Moment von ihrem Gesicht zu ihrem Busen hinab glitt. Ihr dünnes weißes Shirt spannte sich durch ihre gestreckte Position an genau den richtigen Stellen um darunter einen dunkelblauen Spitzen-BH erahnen zu lassen. Sich selbst verfluchend wandte Gautam seinen Blick ab und rutschte mit seinem Stuhl nach hinten. „Also gut“, räumte er ein, als er aufstand. „Dann lass uns gehen.“ Sie räumten ihre Sachen zusammen, schlossen die Agentur ab und fuhren schweigend mit dem Fahrstuhl vom elften Stockwerk des Bürogebäudes hinab in die Lobby. Als sie hinaus auf die Straße traten, war die warme Luft des Frühlingstages einer frischen Abendbrise gewichen. Die Sonne war bereits untergegangen und nur noch ein blasser violetter Streifen war am Horizont des sonst blauschwarzen Himmels zu sehen. Etwas unentschlossen standen Gautam und Hansa für einige Augenblicke nebeneinander; sie mussten beide in verschiedene Richtungen. Einen Moment lang überlegte Gautam, ob er Hansa in Anbetracht der Uhrzeit anbieten sollte, sie nach Hause zu begleiten oder ob er einem Impuls folgen und sie fragen sollte, ob sie noch Lust hatte, einen Absacker mit ihm trinken zu gehen. Da ihm jedoch beides irgendwie unangebracht erschien, gab er lediglich ein gemurmeltes „Bis morgen. Komm gut nach Hause.“ von sich und ging davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)