Opposites Attract von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Hansa schaute von ihrem Laptop auf und streckte sich. Nachdem sie sich mit Gautam vor ein paar Stunden ins Besprechungszimmer gesetzt hatte, hatte er sie auf den neusten Stand bezüglich der Tagung gebracht und seitdem kein Wort mehr gesprochen. Konzentriert starrte er in den Ordner, den er vor sich liegen hatte, und machte dabei Notizen. Als Hansas Blick auf ihre Uhr fiel, bemerkte sie, dass es bereits kurz vor vier war. Sie griff nach ihrem Handy und schrieb Surya eine Nachricht, dass sie eine halbe Stunde später zu ihrem Treffen im Eiscafé kommen würde. „Könntest du dich bitte auf unsere Arbeit konzentrieren?“ Gautams Stimme ließ sie aufblicken. „Entschuldige, aber wenn ich hier freitagnachmittags schon Überstunden für dich schiebe, dann lass mich wenigstens meinen Freunden Bescheid sagen, dass ich später zu unserem Treffen komme“, gab sie tonlos zurück. Als er sie daraufhin skeptisch beäugte, fügte sie hinzu: „Ja, ich weiß ja nicht, was du so nach der Arbeit treibst, aber ich habe Freunde und ein gesundes Sozialleben.“ „Pft, ich weiß“, murmelte er mit seltsamem Unterton, schien es aber auf der Stelle zu bereuen, als er die Augen schloss und sich auf die Unterlippe biss. „Was soll das heißen?“, hakte Hansa nach. Gautam räusperte sich. „Nichts.“ „Du sagst nie irgendwas, ohne was damit zu meinen. Los, raus damit!“, beharrte sie. „Das soll gar nichts heißen. Jetzt lass uns das hier fertig machen, damit du dein tolles Sozialleben zelebrieren kannst.“ Er richtete seinen Blick wieder auf den Ordner vor sich und schien damit das Gespräch beenden zu wollen, doch das sah Hansa gar nicht ein. Sie schnipste mit dem Finger vor seinem Gesicht herum, um seine Aufmerksamkeit wiederzuerlangen. „Du kannst hier nicht irgendwelche kryptischen Aussagen machen und sie dann wieder zurücknehmen. Sag mir jetzt bitte, was du damit meintest. Es klang gerade so, als ob du keine besonders hohe Meinung von meinem Privatleben hättest. Wieso denkst du, darüber urteilen zu können?“ Er schaute sie an und sie erwiderte bohrend seinen Blick. Für ein paar Augenblicke starrten sie sich wortlos an bis er sich schließlich nach hinten lehnte, hart ausatmete und seinen Ordner zuschlug. „Ich glaube, wir machen Schluss für heute“, verkündete er und stand auf. „Wir sehen uns am Montag. Schönes Wochenende!“ Damit verließ er mit großen Schritten den Raum und ließ Hansa völlig verdutzt sitzen. Was war denn nur mit diesem Kerl los? Beinahe schon bereute sie es, dass sie sich aus Mitleid bei den beiden Kunden für ihn eingesetzt und ihm die Tagung gerettet hatte. Sie hatte einfach ein zu weiches Herz, wenn es um Menschen in schwierigen Situationen ging. Ihr war klar gewesen, dass Gautam ihr dafür nicht überschwänglich um den Hals fallen würde, aber eine etwas herzlichere Reaktion als Beleidigungen auf persönlicher Ebene nach der kürzesten Dankbarkeitsphase der Menschheitsgeschichte hatte sie sich schon erhofft. Als sie mit ihrem Laptop unter dem Arm ebenfalls das Zimmer verließ, sah sie, dass Gautams Arbeitsplatz bereits leer war. Er musste es offensichtlich sehr eilig gehabt haben, um so blitzschnell das Feld zu räumen. Hansa verstand nicht, wieso er so panisch auf ihr Nachhaken reagiert hatte, wenn er doch derjenige gewesen war, der die unangebrachte Bemerkung hatte fallen lassen. Sein Verhalten machte wie immer nicht im Geringsten Sinn. Stalkte er sie etwa? Wie sonst käme er dazu, so eine Anspielung zu machen? Und wenn er dachte, dass sein Davoneilen etwas nützen und sie diesen Vorfall über das Wochenende vergessen würde, hatte er sich geschnitten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)