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Opposites Attract

von

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„Nein.“ Mehr hatte Gautam zu Hansas Vorschlag nicht zu sagen.

Sie schaute ihn verständnislos an. „Könntest du bitte wenigstens erst einmal darüber nachdenken, bevor du meinen Vorschlag ablehnst?“

„Ich brauche darüber nicht nachzudenken“, erwiderte er kühl. „Wenn wir die Tischaufstellung verändern, müssen wir auch die Sitzordnung ändern und das wäre unnötige Mehrarbeit, die viel zu viel Zeit kosten würde.“

„Aber wenn wir die Tischaufstellung ändern, gibt es mehr Platz für die Durchgänge.“

„Dreißig Zentimeter mehr für die Durchgänge rechtfertigen den Aufwand nicht.“

Hansa lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, schloss die Augen und atmete tief durch. „Du wirst über meinen Vorschlag nachdenken. Das war Teil des Deals: Ich helfe dir unter der Bedingung, dass ich vollwertiger Partner bin.“ Sie funkelte ihn herausfordernd an.

Gautam presste seinen Kiefer zusammen. Ein Tag. Sie arbeiteten erst einen Tag zusammen und er hatte schon die Nase voll von ihr. Allerdings hatte er keine Wahl. „Also gut. Gib schon her.“ Er pflückte ihr den Plan aus der Hand und stopfte ihn in seinen Ordner.

„Geht doch.“Hansa lächelte triumphierend.

Da sie an seinen restlichen Entwürfen vorerst nichts auszusetzen hatte, machten sie sich an die Arbeitsaufteilung. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Interessen- und Spezialgebiete ging diese überraschend schnell über die Bühne.

Als Gautam anschließend an seinen Platz zurückkehrte, ließ er sich erst einmal in seinem Schreibtischstuhl zurückfallen und atmete tief durch. Er würde diese fünf Wochen durchstehen. Solange sie ihre Interaktionen auf das Mindeste reduzierten, würde er diese fünf Wochen durchstehen. Er hatte sich sehr zurückhalten müssen, als er ihre bekritzelten und zerknitterten Pläne gesehen hatte. Wie hatte sie es überhaupt geschafft, ihre Ausdrucke innerhalb eines Tages so zuzurichten? Es war unerklärlich für ihn, wie jemand so schludrig und gleichzeitig doch erfolgreich in einem Job wie ihrem sein konnte. Doch da er ihr versprochen hatte, ihre Arbeitsweise nicht zu kommentieren, verkniff er sich seine bissigen Bemerkungen und dachte sich seinen Teil.

Außerdem gab es ohnehin genug zu tun, um sich nicht von solchen Kleinigkeiten ablenken zu lassen. Ende der Woche wollten die Verantwortlichen der Tagung die ersten Ablaufpläne sehen und bis dahin war noch ein beachtlicher Berg Arbeit zu erledigen.
 

Donnerstag kam es schließlich zum ersten großen Streit. Hansa sah einfach nicht ein, dass ihr empfohlener Caterer nicht den Ansprüchen der Tagung genügte. Natürlich hatte er ihren Vorschlag wie abgemacht in Betracht gezogen, aber da Gautam wusste, dass der Caterer, den er ausgesucht hatte, der beste der Stadt war, hatte ihrer von vornherein schlechte Karten gehabt. Dass sie ihren Fehler aber nun nicht einsah und als Kompromiss vorschlug, dass sie keinen der beiden Caterer nahmen und stattdessen auf einen ganz anderen zurückgriffen, erschien ihm völlig irrational. Nur weil sie zu stur war, ihren Vorschlag als unangemessen einzugestehen, sollte die Tagung nun an Qualität verlieren? Dafür konnte er nun wirklich kein Verständnis aufbringen.

„Du rückst also nicht von deiner Meinung ab?“, hakte sie nach und lehnte sich mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück. Sie hatte offensichtlich Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten. Keiner außerhalb ihres Besprechungszimmers musste hören, dass sie sich in der Wolle hatten.

„Nein.“ Er lehnte sich ebenfalls zurück und musterte sie aufmerksam. Plötzlich, ungebeten drängte sich ihr Bild, fröhlich und ausgelassen in der Menge tanzend, vor sein inneres Auge. Irritiert von sich selbst schob er es umgehend wieder beiseite.

„Und du bist auch nicht zu einem Kompromiss bereit?“, bohrte sie weiter, ihren Kopf kampfeslustig senkend.

„Nicht, wenn das einen Qualitätsverlust für die Tagung bedeutet“, beharrte er.

Ohne Vorwarnung erhob sich Hansa, ihr Stuhl schrammte über den Boden. „Dann hat sich unsere Zusammenarbeit hiermit erledigt.“Sie kramte ihre Papiere zusammen und ordnete sie vor ihm auf einen Stapel.

„Ist das dein Ernst?“ Gautam zwang sich, ruhig zu bleiben.

„Deine Kompromissbereitschaft war eine meiner Bedingungen, falls du dich erinnerst. Da du dich aber offensichtlich nicht an unsere Abmachung hältst, bin ich raus.“ Sie gab dem Papierstapel einen Klaps mit der Handfläche. „Meine bisherigen Aufzeichnungen kannst du haben. Viel Erfolg noch.“ Damit drehte sie sich um und verließ das Zimmer.

Gautam starrte auf die geschlossene Tür. Er atmete tief durch. Das würde wohl als eine der kurzlebigsten Zusammenarbeiten in die Geschichte eingehen.

Und nun? Er sah sich zweifellos im Recht und war keinesfalls gewillt, Hansa hinterherzurennen und um ihre Hilfe zu betteln. Der Menge an Aufzeichnungen nach zu urteilen, hatte sie bereits einiges an Arbeit erledigt. Vielleicht würde das schon reichen, dass er den Rest alleine stemmen konnte. Er hatte Vertrauen in seine Talente, Aufgeben kam überhaupt nicht in Frage.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mindgames
2014-05-19T19:11:31+00:00 19.05.2014 21:11
Das würde wohl als eine der kurzlebigsten Zusammenarbeiten in die Geschichte eingehen.
Haha, dieser Satz bringt es sowas von auf den Punkt :D

Junge, Junge, das Kapitel war wieder mal spitze! Ich hatte mir ja zwar schon gedacht, dass die beiden sich früher oder später in die Haare kriegen, aber dass das so schnell geht hätte ich mir nicht gedacht. Pff, war aber richtig genial geschrieben! :'D
Ich finde es wirklich so amüsant, dass beide nicht bereit sind, von ihren hohen Rössern zu steigen.
Ach und du bringst mich mit diesem Kapitel echt in die Zwickmühle. Denn auf der einen Seite kann ich Hansas Standpunkt bezüglich ihrer Bedingung mit der Kompromissbereitschaft nachvollziehen, allerdings kann ich ebenso Gautam verstehen, was seine Sorge um die Qualität des Caterers betrifft.

Hach ja, finde ich aber trotzdem gut von Hansa, dass sie ihn immer wieder in seine Schranken weist und ihn dieses Mal auch wirklich sozusagen im Regen stehen lässt. ^^ Ich liebe es einfach irgendwie, wenn die beiden sich zanken :D

Fazit also: Das Kapitel hat mir wieder mal sehr gut gefallen! Jedes Mal steigerst du auch ein bisschen mehr die Spannung, sodass ich mich immer wieder fragen muss, wie es denn jetzt bloß weitergehen wird. Außerdem finde ich die Art und Weise, wie flüssig und humorvoll du an diese Geschichte herangehst wirklich beneidenswert.
Nur weiter so! :)

Lieben Gruß <3

P.S. Es freut mich natürlich sehr, dass dich meine Kommentare freuen! Das sage ich jetzt nicht zum Schleimen, es ist wirklich so ^^
Ich hoffe, du bleibst fleißig an dieser wunderbar tollen Story dran und wünsch dir obendrein noch ganz viel Motivation ;)


Antwort von:  elfogadunk
26.05.2014 13:04
So ein langer Kommentar! <3
Ich weiß, ich wiederhol mich, aber ich freu mich wirklich sehr, dass dir die Geschichte so gut gefällt! :)

Und ich bin froh, dass du dich hin- und hergerissen fühlst, denn das war genau meine Absicht. :D Keiner der beiden soll im Recht oder im Unrecht sein - Sie sind einfach zwei extreme Sturköpfe, die nicht in der Lage sind ihren Stolz zu überwinden (zumindest vorläufig ;) ). Und da ich es auch liebe, wenn die beiden sich zanken, kannst du noch einiges mehr davon erwarten. :D
Antwort von:  Mindgames
26.05.2014 13:12
Oha, das klingt doch schon mal sehr vielversprechend ;)


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