Opposites Attract von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Klonk „Lass deine schlechte Laune bitte nicht an den Tellern aus, Schatz“, bat Bhavna ihren Freund, während sie den Reis für das Abendbrot aus dem Topf in eine Schüssel umfüllte. Gautam grummelte eine Entschuldigung und stellte Gläser und Besteck mit mehr Vorsicht auf den Tisch. „Du wirst doch wohl nicht das ganze Wochenende über so mies drauf sein oder?“ Sie schlang ihre Arme von hinten um seine Taille und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Du musst wirklich lernen, ein bisschen abzuschalten.“ „Das geht nicht, wenn es um so eine wichtige Sache geht“, gab er knapp zurück. Bhavna seufzte und machte sich wieder von ihm los. „Ich verstehe dich ja, aber die ganze Zeit darüber zu brüten, bringt dich leider auch nicht weiter. Aryan hat vorhin angerufen und gefragt, ob wir heute Abend weggehen wollen. Was hältst du denn davon?“, schlug sie vor, während sie das Essen auf die Teller verteilte. „Mir ist wirklich nicht nach ausgehen zumute.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich auf seinen Stuhl. „Ein ruhiger Fernsehabend wäre mir lieber.“ „Jetzt hab dich nicht so. Wir waren schon ewig nicht mehr richtig weg. Da kommst du mit Sicherheit auch auf andere Gedanken.“ Sie lächelte ihn aufmunternd an und nahm ebenfalls am Tisch Platz. Er kräuselte die Lippen. Er hatte nicht die geringste Lust, heute noch irgendwohin zu gehen. Hansas Verhalten von heute Mittag ließ ihn noch immer innerlich brodeln und es fiel ihm schwer, sich auf etwas anderes als seinen Ärger darüber zu konzentrieren. Aber unter Umständen hatte Bhavna ja Recht und ein bisschen Ablenkung konnte nicht schaden. Die Abende mit Aryan, Bhavnasjüngerem Bruder, waren bisher immer sehr unterhaltsam gewesen und vielleicht war es genau das, was er heute brauchte. „Wenn‘s denn sein muss“, gab er widerwillig nach und Bhavnas Gesicht strahlte. Nach dem Essen fühlte Gautam sich voll und müde und hatte noch weniger Lust, noch einmal das Haus zu verlassen. Um Bhavna nicht zu enttäuschen, raffte er sich jedoch auf und nahm eine kurze Dusche. Danach fühlte er sich etwas frischer, doch die Motivation ließ weiterhin auf sich warten. Während Bhavna das Bad in Beschlag nahm, trank er zwei Tassen Kaffee und zog sich um. Nachdem sie beide fertig waren, bot Gautam an zu fahren, da er ohnehin keinen Alkohol trinken wollte. Sie fuhren zu Aryan, um ihn, seine Freundin Mallika und zwei seiner Kumpels abzuholen, und anschließend direkt in den Rosengarten. Gautam war nie ein großer Partygänger gewesen, doch hier hatte er vor gut zehn Monaten bei einem seiner seltenen Club-Abende Bhavna kennengelernt. Aus einem versehentlichen Anrempler hatte sich ein angenehmes Gespräch ergeben, bei dem Gautam vor allem Bhavnas offene Art und ihr strahlendes Lächeln aufgefallen waren. Einen Monat später waren sie ein Paar gewesen. Als die kleine Gruppe den größeren der beiden Floors betrat, schlug ihnen Wärme und laute Musik entgegen. Der Raum war bereits gut gefühlt und es bestand kein Zweifel, dass es in spätestens einer Stunde kaum noch ein Durchkommen geben würde. „In der Lounge oben sind zwei Couchen frei. Ich gehe mit Mallika schon mal vor. Bringst du mir bitte einen Mojito mit?“Bhavna musste schreien, um die laute Musik zu übertönen. Gautam nickte und bewegte sich mit Aryan und seinen Kumpels Richtung Bar, während die zwei Frauen sich zur Lounge durchdrängten. Alle anderen bestellten Cocktails oder Longdrinks, doch Gautam begnügte sich mit einem Ginger Ale; Alkohol trank er sehr selten und nur zu besonderen Anlässen. Nachdem sie sich zu Bhavna und Mallika gesellt hatten, verschwanden die beiden erst einmal auf die Toilette. Aryan gab eine seiner unzähligen Geschichten zum Besten und seine zwei Freunde machten ihre Späße. Gautam saß daneben, hörte – soweit es die wummernde Musik zuließ – zu und lieferte die eine oder andere Spitze ab. Als er seinen Blick über die sich tummelnde Menge wandern ließ, fiel ihm plötzlich eine bestimmte tanzende Gestalt ins Auge, die ihn sich an seinem Ginger Ale verschlucken ließ. Er hustete, klopfte sich auf die Brust und schaute noch einmal genauer hin, um sich zu vergewissern. Was zur Hölle machte Hansa hier?! „Alles ok, Kumpel?“, erkundigte sich Aryan und klopfte ihm auf den Rücken. Gautam schaute ihn an, nickte fahrig und wendete seine Aufmerksamkeit wieder Hansa zu. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Er kniff die Augen zusammen und beobachtete sie. Sie war offensichtlich mit ein paar Freunden hier. Wie viele genau konnte er bei dem Getümmel auf der Tanzfläche jedoch nicht ausmachen. Er streckte seinen Hals, um sie besser sehen zu können, doch in dem Moment kamen Bhavna und Mallika von der Toilette zurück und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder ihnen zu. Gautam merkte jedoch schnell, dass ihn das Gespräch seiner Begleiter zunehmend weniger interessierte und dass sein Blick immer wieder zur Tanzfläche abrutschte. Hansa tanzte pausenlos und wirkte äußerst ausgelassen. Mit ihrem Getränk in der Hand und dem breiten Lachen im Gesicht wirkte sie ganz anders als das, was er sonst von ihr gewöhnt war. Schuld daran hatte auch ihr Outfit. Das kurze Kleid und ihre offenen Haare standen in ziemlichem Gegensatz zu ihrer Jeans-und-T-Shirt-mit-Pferdeschwanz-Aufmachung, die sie stets auf Arbeit trug. „Gautam?“ Sein Kopf schnellte herum, als er Bhavnas Stimme hörte und ihre Hand auf seinem Oberschenkel spürte. „Tut mir leid, was?!“ Er schaute verwirrt in die Gesichter seiner Freunde. „Wir wollen tanzen gehen. Kommst du mit?“ „Geht ihr ruhig. Ich halte hier die Stellung.“ Tanzen gehörte nicht gerade zu seinen Stärken und er vermied es, wenn er nicht gerade dazu gezwungen wurde. „Alles klar.“ Bhavna lächelte verständnisvoll und gab ihm einen kurzen Kuss, bevor sie sich mit den anderen in die Menge drängte. Er schaute ihnen hinterher und beobachtete sie eine Weile beim Tanzen, bevor sein Blick unwillkürlich zu Hansa zurückglitt. Sie hatte gerade den Arm um die Schultern eines jungen Mannes gelegt und rief ihm etwas ins Ohr, das beide auflachen ließ. Gautam spürte Ärger in sich aufsteigen. Während er äußerst nervös darauf wartete, dass sie sich dafür entschied, ihm bei der Tagung zu helfen, ging sie feiern, flirtete sorglos mit irgendwelchen Kerlen und schien nicht den Hauch eines schlechten Gewissens zu haben. Er beobachtete, wie sie sich von dem jungen Mann einmal um die eigene Achse wirbeln ließ, um dann in seine Arme zu fallen. Ihre Bewegungen passten nicht zur Musik, doch das schien keinen der beiden zu stören; beide lachten. Als der junge Mann Richtung Bar verschwand, bemerkte Gautam eine von Hansas Freundinnen neben ihr, die sie schon mehrere Male aus dem Büro abgeholt hatte. Alini oder Amithi. Er konnte sich nicht mehr erinnern. Die beiden tanzten unbefangen und Gautam kam nicht umhin festzustellen, dass Hansa sich überraschend gut zur Musik bewegen konnte. Sie konnte nicht nur fast jedes Lied mitsingen, auch ihr Taktgefühl war durchaus beeindruckend. Ihre flüssigen Hüftbewegungen waren beinahe elegant. Als er feststellte, dass er sie anstarrte, fluchte er leise und beschloss, sich noch ein Ginger Ale zu holen. Nachdem er beinahe zwanzig Minuten an der Bar angestanden hatte und zurück zu seinem Platz kam, konnte er Hansa nirgendwo mehr entdecken und sah sie auch den restlichen Abend nicht noch einmal. Die unerwartete Enttäuschung darüber verdrängte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)