Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 51: Eine neue Welt der Gefühle -------------------------------------- Hikari hatte sich mit Louisa in einem Café verabredet. Da sie die Blondine noch nicht sehen konnte suchte sie ein ruhiges Plätzchen, damit sie ungestört miteinander sprechen konnten. Sie wollte Louisa auf den Zahn füllen. Immerhin hatte die Braunhaarige es Iori versprochen. Die Braunhaarige setzte sich und griff nach der Speisekarte. Eigentlich brauchte sie diese nicht. Sie wusste auch so, was sie wollte. Deshalb legte sie diese wieder zur Seite und schaute aus dem Fenster. Als Louisa das Café betrat überkam sie eine Unruhe. Sie wusste, warum Hikari sie sprechen wollte. Schließlich hatte die Ältere schon angedeutet, dass Iori sie um Hilfe gebeten hatte. Was sollte sie Hikari erzählen? Louisa schaute sich kurz um, schnell hatte sie die Freundin ihres Bruders gefunden. Sie atmete noch einmal tief durch. „Hey Kari.“ Hikari löste den Blick von dem Park, als Louisa sie ansprach. Sie stand auf und umarmte die Jüngere herzlich. „Hallo Isa. Setze dich doch. Was magst du trinken?“ „Ein Erdbeershake und du?“ „Ich werde ein Yasmin Tee trinken.“ Beide Frauen setzten sich. Abwartend sah Hikari Louisa in die Augen. Diese blickte sich unsicher um. Nervös knete sie ihre Hände. So unsicher kannte die Ältere die Jüngere gar nicht. Aufmunternd lächelte sie Louisa an. Diese wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als die Bedienung an den Tisch trat. Hikari gab die Bestellung auf, danach wandte sie sich wieder Takerus Schwester zu. „Was ist los mit dir?“ „Ich bin mega aufgeregt.“ „Warum?“ „Ich weiß, warum du mich sprechen wolltest. Außerdem habe ich deinen Streit mit Takeru über mich mitbekommen.“ Hikari musste grinsen. „Isa, wir haben uns nicht gestritten. Takeru und ich hatten eine Diskussion, mehr nicht. Er hat seinen Standpunkt dargestellt, ich meinen.“ „Ich war der Auslöser. Hätte Cody nicht mit dir gesprochen, wäre das gar nicht passiert.“ „Womit wir schon bei dem Grund unseres Treffens sind. Außerdem kannst du dir sicher sein, das dein Bruder und ich genauso ein Gespräch geführt hätten, wenn Takeru mitbekommen hätte, dass du dich für einen Jungen beziehungsweise einen Mann interessiert.“ Hikari machte eine kleine Pause, da die Bedienung ihre Bestellung auf den Tisch stellte, als diese den Tisch verließ fragte die Braunhaarige: „Was ist zwischen Cody und dir?“ Unsicher blickte Louisa aus dem Fenster, bevor sie Hikari in die Augen sah. „Ich kann das nicht verstehen“, gab sie ehrlich zu. Die Braunhaarige seufzte, „Ich frage mal anders: Was empfindest du, wenn du ihn siehst?“ „Das reinste Chaos. Mir ist heiß und kalt gleichzeitig. Mein Herz rast. Ich höre mein Blut rauschen, meine Hände sind schweißnass und mein Hirn hat sich verabschiedet.“ Louisa machte eine kleine Pause bevor sie weitersprach: „Was bedeutet das?“ „Die Antwort musst du selber herausfinden. Ich sage dir dasselbe, was ich Cody auch schon gesagt habe. Denke daran, dass du nach Paris zurückgehen wirst.“ „Und wenn ich hierbleiben möchte?“ „Isa, ich glaube nicht, dass das funktionieren würde. Du kannst deine Zukunft nicht wegwerfen.“ „Das mache ich nicht. Ich würde mir hier eine neue Zukunft aufbauen.“ „Deine Brüder würden nicht zulassen, dass du in Tokio lebst. Selbst wenn die Beiden dem zustimmen würden, deine Eltern leben in Paris und die entscheiden, wo du lebst. Du musst deine Schule beenden und einen Beruf erlernen.“ „Ich weiß, dass du Recht hast. Es war alles so einfach, als ich hier kam. Jetzt ist alles verdammt kompliziert geworden.“ „Wie meinst du das?“ „Ich wollte nur meine Brüder besuchen, weil ich sie vermisst habe. Ich bin mit Takeru aufgewachsen, er war immer an meiner Seite. Auf ihn konnte ich mich immer verlassen. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich. Nicht nur einmal hat er mir meine Grenzen aufgezeigt. Er gab mir den Halt in meinem Leben, als ich es am meisten gebraucht habe. Jetzt lebt er in Tokio. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ihn auch verloren habe. Mit Matt habe ich noch nie so viel Zeit verbracht wie jetzt. Ich habe erkannt, was für ein wunderbarer Bruder er ist. Er würde genau wie Takeru für mich durch die Hölle und wieder zurückgehen. Ich bin stolz darauf, dass die Beiden meine Brüder sind. Cody hat mein Leben auf den Kopf gestellt und auch er lebt in Tokio. Im Umkehrschluss heißt dass, dass ich alleine bin, wenn ich nach Paris zurückgehe, da die drei wichtigsten Männer in meinem Leben hier leben. Ich hätte das Gefühl alle drei verloren zu haben.“ Louisas Stimme war immer leiser und brüchiger geworden. Während sie sprach hatte sie ihre Augen auf ihre Hände gerichtet. Als sie geendet hatte hob sie ihre Augenlider und sah Hikari in die Augen. Die Ältere hatte aufmerksam zugehört und zuckte zusammen, als sie Louisa in die Augen sah. Hikari sah die Traurigkeit, die Zerrissenheit, die Schmerzen und die Qualen, die die Jüngere durchlebte. Am meisten schmerzte sie, dass sie ein verräterisches Glitzern in den blauen Augen sah. Sie kramte kurz in ihrer Handtasche herum und reichte Louisa ein Taschentuch. Diese wischte sich vorsichtig die Tränen von ihrer Wange. „Hast du schon mit Matt und Takeru über deine Gefühle gesprochen?“ „Nein, deswegen sitzen wir hier.“ „Das meine ich nicht. Ich meine, wie du dich fühlst. Was du empfindest, wenn du an deine Brüder denkst. Die Beiden werden dich nicht im Stich lassen, sie lieben dich.“ „Was macht dich da so sicher?“ „Ich bin auch eine kleine Schwester. Matt und Takeru verhalten sich dir gegenüber, wie mein Bruder mir gegenüber. Tai hat zwar einen extremen Beschützerinstinkt was mich betrifft, trotzdem weiß ich, dass er mich liebt. Unsere Brüder wollen einfach, dass wir glücklich sind, weil sie es dann auch sind.“ Louisa hatte ihren Kopf auf die rechte Seite geneigt. Zweifelnd sah sie ihre Gesprächspartnerin an. Hikari hielt den Blickkontakt aufrecht, als sie sprach: „Isa, du bist gerade fünfzehn Jahre alt. Du steckst mitten in der Pubertät. Deine Hormone fahren Achterbahn. Du bist dabei dein ‚Ich‘ zu finden. Es ist klar, dass du dich zeitweise überfordert fühlst, nicht nur was deine Gefühle angeht. Du musst aber über das, was dich beschäftigt reden. Nur dann können dir deine Mitmenschen helfen.“ „Du hörst dich an wie Takeru.“ „Das hängt damit zusammen, dass er mir das gleiche geraten hat, als er gemerkt hat, dass ich mich von ihm zurückgezogen habe als mich etwas belastet hat. Was soll ich sagen, er hat Recht. Noch bist du in Tokio, also spreche mit deinen Brüdern über das was dich bewegt. In Paris sollest du mit deinen Eltern reden. Zusammen werdet ihr – als Familie - eine Lösung finden.“ „Jetzt weiß ich, warum Takeru dich liebt“, lächelte sie die Ältere an. Hikari sah sie fragend an. „Du hast ein Herz aus Gold.“ Eine kurze Pause entstand, bevor die Jüngere weitersprach: „Ich mag ihn.“ „Ich weiß, dass er dich auch mag. Trotzdem musst du an deine Zukunft denken. Weißt du eigentlich schon, was du für einen Beruf erlernen möchtest?“ „Mein Traumberuf ist Fremdsprachenkorrespondentin. Seit dem ich ein kleines Mädchen bin faszinieren mich Sprachen. Eigentlich wollte ich im europäischen Bereich bleiben. Jetzt interessiert mich der asiatische Raum mehr.“ „Das hört sich doch gut an. Jetzt musst du nur das richtige daraus machen.“ Louisa lachte, „Das werde ich machen.“ „Ich habe Takeru dazu gebracht, dass er einem Essen mit Cody und dir zugestimmt hat. Dafür muss ich aber mit ihm auf das Sommerfest gehen.“ „Danke dir Kari. Ich hatte sowieso keine Lust auf so eine steife Firmenfeier.“ Die Braunhaarige sah auf ihre Uhr. „Lass uns gehen. Ich bringe dich noch zur Takerus Wohnung.“ „Bleibst du heute Abend nicht bei ihm?“ „Ich habe noch eine Verabredung mit Matt. Daher komme ich erst später.“ --- „Sag mir, dass das nicht wahr ist.“ Fassungslos sah Yamato Hikari an. Diese verdrehte innerlich die Augen. Eigentlich hatte sie gehofft, dass ihr bester Freund sie unterstützen würde. Jetzt hatte sie das Gefühl auch bei ihm auf Granit zu beißen. Die Braunhaarige straffte ihre Schultern. „Ich habe mit ihr gesprochen. Louisa mag ihn und Cody mag deine Schwester. Takeru hat ihn zum Essen eingeladen um ihn besser kennen zu lernen.“ „Das wird ja immer schöner. Erst sagst du mir, dass sich die Beiden schon öfters getroffen haben. Jetzt will mein Bruder Cody kennen lernen. Was kommt als nächstes? Ein Kuss? Oder mehr?“ „Ähm … Also … Woher soll ich das wissen?“ „Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin. Was hat er mit meiner Schwester angestellt?“ „Woher soll ich wissen, was die zwei getrieben haben?“ „Getrieben? Er hat … Die beiden haben-“ „Matt, an was denkst du schon wieder? Soweit sind sie nicht gegangen.“ „Sag ich ja. Du bist eine schlechte Lügnerin. Was ist zwischen den beiden passiert?“ „Das solltest du Louisa und Cody selber fragen, bevor du ausrastest.“ „Ich raste nicht aus. Cody ist nur einen Kopf kürzer.“ „Matt, es reicht. Deine Schwester ist fünfzehn Jahre alt.“ „Eben, du sagst es Fünfzehn. Cody ist zu alt für sie.“ „Hör doch auf, Matt. Wäre Cody jünger würdest du genauso reagieren. Hat Tai auf dich abgefärbt?“ Yamato schnaubte wütend auf. „Weißt du eigentlich, das Takeru genauso reagiert hat? Was habt ihr mit Louisas Alter? Takeru war vierzehn Jahre alt, als er mit Chloé zusammen kam. Du warst genauso alt, als du deine erste Freundin hattest.“ Hikari warf ihre Hände gen Himmel. „Warum ist es bei Louisa etwas anderes? Bevor du noch irgendetwas sagst, möchte ich dir noch etwas sagen: Ich habe Takeru gesagt, dass du Louisa ihr Glück gönnen würdest, weil du das Beste für deine Schwester möchtest. Das du Cody kennst und daher nichts dagegen hättest, wenn sich die Beiden in einen gewissen Rahmen näher kommen würden. Zum Schluss habe ich ihn gefragt, ob er es möchte, das Louisa mit dem Gefühl das ihr Bruder ihr ihr Glück nicht gönnt nach Paris zurückgehen soll. Wie siehst du das? Jetzt über lege dir in Ruhe eine Antwort, wenn du sie gefunden hast kannst du mich gerne anrufen. Ich muss los. Takeru wartet auf mich.“ Hikari umarmte ihren besten Freund. „Ich weiß jetzt schon, wie du dich entscheiden wirst.“ Schnell drückte sie ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Danach verschwand sie so schnell aus der Tür heraus, dass er ihr nicht antworten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)