Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 29: Wahre Freunde ------------------------- Hikari spürte wie Ken sie schützten in seinen Armen hielt. Dabei strich er ihr beruhigend über ihren Rücken. „Kari, beruhige dich. Danach wirst du mir erzählen was mit dir los ist. So durch den Wind kenne ich dich nicht.“ Er merkte wie sie ihren Kopf schüttelte, sich weiter verkrampfte und ihre feinen Finger stärker in seine Oberarme krallte. „Du weißt, dass ein Team zusammenhält. Wir können nur zusammen eine starke Performance auf das Parkett zaubern. Dieses können wir nur erreichen, wenn wir zusammenhalten, uns vertrauen und beide einen freien Kopf haben. Du warst eben so weit weg mit deinen Gedanken. Du hast zwar super getanzt, hast dich fallen lassen und hattest eine enorme Präsenz. Trotzdem hat diese Tanzweise etwas Gefährliches an sich.“ „Was meinst du mit gefährlich?“ „Normalerweise kenne ich dich in und auswendig, was deine Tanzbewegungen betrifft. So wie du heute getanzt hast kann ich dich nicht einschätzen. Ich kann nur reagieren, falls dir ein Fehler unterlaufen sollte und nicht agieren. Das könnte im schlimmsten Fall zu Verletzungen beiderseits führen. Was ist los? Du bist mehr als unglücklich und Takeru sah aus, als würde er den ganzen Planeten in Schutt und Asche legen.“ Hikari bemerkte, das Ken nicht locker lassen würde. Kurz holte sie Luft, dann begann sie zu erzählen. Traurig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, als sie mit dem Sprechen geendet hatte. „Kari, es kann das sein, was du vermutest. Es kann auch etwas anderes dahinter stecken. Du kannst die Wahrheit nur herausfinden wenn du mit Takeru sprichst.“ „Warum sollte ich das Gespräch mit ihm suchen?“ „Ich habe gesehen, wie er dich während des Tanzabends angesehen hat. Wie ihr miteinander getanzt habt hatte Bände gesprochen. Euren Kuss habe ich auch mitbekommen. Er bedeutet dir viel. Du bist zu Recht verletzt und fühlst dich hintergangen. Takeru scheint es nicht anders zu gehen.“ „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich ihn hintergangen hätte.“ Trotzig hatte Hikari ihr Kinn nach vorne geschoben. Sie sah ihren Tanzpartner herausfordernd an. „Du kannst echt verbohrt sein.“ „Danke, das habe ich heute schon einmal gehört“, schnaubte die Braunhaarige wütend auf. Ken grinste, obwohl er wusste, dass seine Antwort zu einem Streit führen könnte. „Dann wird wohl etwas Wahres dran sein.“ „Da das Training beendet ist werde ich mich jetzt in die Umkleide begeben. Du mein Lieber solltest ganz schnell deinen Mund halten. Sonst handelst du dir eine Menge Ärger ein.“ Wütend nahm sich Hikari ihre leere Wasserflasche und stapfte Richtung Umkleide. --- Kurze Zeit später stand Hikari traurig vor dem Sportzentrum. Sie schloss die Augen und atmete die kühle Abendluft ein. Die junge Frau dachte an das Gespräch mit ihrem Tanzpartner. Ken hatte ihr die Augen geöffnet. Ja, sie fühlte sich verletzt und gedemütigt. Trotzdem musste sie Ken Recht geben. Sie hatte Takeru nicht die Möglichkeit gegeben sich zu erklären. Ihr wurde klar, dass auch sie ihn mit ihrem Verhalten verletzt hatte. Sie überlegte hin und her, dabei bemerkte sie nicht, wie ein junger Mann sich neben sie stellte. Er betrachtete Hikaris Profil. Durch die untergehende Sonne konnte er ihr Gesicht nur erahnen, aber ihr Profil und ihre Körpergestalt kamen ihn sehr vertraut vor. Wütend schüttelte er seinen Kopf und begann das Gespräch: „Chloé was willst du noch hier?“ Hikari zuckte zusammen als sie den Namen von Takerus ehemaliger Freundin hörte. Die Stimme kannte sie nicht, daher beschloss sie den jungen Mann zu ignorieren. Er stemmte seine Hände auf seine Hüften und sprach mit aufgebrachter Stimme weiter: „Findest du es nicht erbärmlich? Erst durchsucht du meine Sachen, nur um herauszufinden, wann Louisa und ich nach Tokio fliegen. Dann suchst du Takeru in seinem Büro auf und ziehst solch eine jämmerliche Show ab. Jetzt stehst du vor dem Sportzentrum und lauerst ihm auf? Hat er dir nicht eindeutig gesagt, dass er dich nicht mehr sehen möchte?“ Als Hikari bemerkte, dass der junge Mann mit ihr sprach wurde es ihr zu bunt. Sie zwang sich zu einem Lächeln als sie sich ihm zuwandte. Sie blickte in braune Augen. Da der junge Mann vor ihr die ganze Zeit auf Französisch gesprochen hatte atmete sie tief durch und antwortete in derselben Sprache: „Guten Abend.“ Hikari verbeugte sich vor dem Fremden. Sie sah ihm in die Augen. „Ich bin mir sicher, dass hier eine Verwechslung vorliegt. Ich kenne Sie nicht. Daher kann ich nicht in Ihren Sachen rumgewühlt haben. Das ich Takeru in seinem Büro aufsuche hat einen einfachen Grund: Er ist ein Kollege von mir, um genau zu sein ist er mein Vorgesetzter. Vielleicht sollte ich mich vorstellen“, kam es ruhig über ihre Lippen. „Mein Name ist Yagami Hikari.“ Sie verbeugte sich wieder kurz vor dem jungen Mann. Er sah sie mit großen Augen an. Verwundert blinzelte er und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Pardon … Ich … habe… Sie … verwechselt. Wie kann so etwas möglich sein?“ „Jean! Wir sollen schon mal vorgehen. Takeru wollte noch einmal in die Tanzschule“, erklang Louisas Stimme. Sie ging auf den Ausgang des Sportzentrums zu. „Sag ihm, dass er dort kein Glück haben wird“, rief er Louisa zu. „Wie kommst du darauf?“ „Weil ich grade einen Geist gesehen habe.“ „Bist du nicht zu alt um an Geister zu glauben? Oder hast du heimlich Sake getrunken?“, amüsierte sich die Jüngere. „Dachte ich auch“, kam es verwirrt von Jean, bevor er weiter sprach: „Nein ich habe kein Sake getrunken. Das Gesöff wurde ich noch nicht einmal im besoffenen Zustand trinken“, kam es angewidert von Jean. Seine Stimmlage ließ Louisa stutzen. „Was ist los mit dir?“ „Ich … Ich …“, stotterte er vor sich her. Louisa trat endlich ins Freie sie blickte den besten Freund ihres Bruders an. Trotz der Abenddämmerung konnte sie erkennen, dass Jean sehr blass war. „Ich mache mir langsam Sorgen um dich, Jean. Du hast wirklich keinen Alkohol getrunken?“ Jean schüttelte seinen Kopf und deutete in Hikaris Richtung. Diese hatte das Gespräch der Beiden aufmerksam verfolgt. Die Braunhaarige musste schmunzeln. Den lockeren Umgang der Franzosen untereinander liebte sie. Die Blondine drehte sich um. Augenblicklich sah sie in die bernsteinfarbenen Augen. Hikari betrachtete die Blondine vor sich. Zwei Jahre hatte sie Louisa nicht gesehen. Die Blondine hatte sich verändert. Der kindliche Körper war dem einer jungen Frau gewichen. Hikari glaubte, dass die Stimme auch ein wenig anders klang. Louisas Augen musterten sie eingehen. An diesen erkannte Hikari Louisa. Ihre Augen erinnerten sie stark an Yamato und Takeru. Kurze Zeit später kreischte Louisa los: „Oh mein Gott! Du bist wirklich meine Hikari.“ Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen fiel die Jüngere der Braunhaarigen um den Hals. „Hallo Louisa, schön dich wiederzusehen“, kam es lächelnd von Hikari. Die Umarmung der Blondine erwiderte die Ältere herzlich. „Kann mir einer erklären, was hier gerade passiert ist?“ Die Stimme von Jean erklang nachdenklich. Louisa erklärte ihm in kurzen Sätzen, wie sie Hikari kennengelernt hatte. Ungläubig sah Jean sie an. „Dir ist nie die Ähnlichkeit zu Chloé aufgefallen?“ „Du bist ein unsensibler Holzklotz. Hat Takerus Verhalten auf dich abgefärbt? Wie du Rindvieh schon mitbekommen hast, versteht und spricht Hikari die französische Sprache. Das letzte was eine Frau hören will ist, dass sie so aussieht wie die ehemalige Freundin ihres Schwarms.“ „Louisa, was zwischen deinem Bruder-“, setzte Hikari zu einer Erklärung an. „Ich weiß, dass geht mich nichts an. Trotzdem solltest du ihm die Möglichkeit geben sich zu erklären. Danach kannst du ihn immer noch zum Mond schießen, wenn du es möchtest.“ Louisa sah ihre Gesprächspartnerin mit großen Augen an. Hikari seufzte auf, diesen Blick hatten wohl alle Geschwister drauf. Es war der Blick, den sie nichts entgegenzusetzen hatte. „Na gut, Takeru bekommt noch eine Chance. Bist du zufrieden Louisa?“ Die Jüngere nickte und nahm Hikari in die Arme. „Danke sehr. Ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst“, flüsterte sie der Älteren ins Ohr. --- Takeru machte sich auf den Weg zum Tanzsaal. Unterweges begegnete er einer jungen Frau mit einem Baby auf dem Arm und ein kleines Mädchen lief neben ihr her. „Papa tanzt bestimmt wieder den Chaoten-Tanz mit mir“, rief die Kleine erfreut. „Dieser Tanz passt auch perfekt zu dir“, lachte ihre Mutter auf. Mutter und Tochter traten auf die Tür der Tanzschule zu. „Sei bitte nicht so laut Suri. Ich weiß nicht, ob das Training von deinem Vater schon beendet ist.“ Bevor Takeru reagieren konnte riss die Frau die Tür zu Tanzschule auf. Dabei fiel ihr ihre Tasche, die sie über der rechten Schulter trug, mit einem lauten Knall auf den Boden. „Mama, das ist laut nicht leise“, beschwerte sich das Mädchen. Ken zuckte bei dem lauten Geräusch zusammen. Als er die piepsige Kinderstimme erkannte musste er schmunzeln. Er ließ die Blätter von der Rumba-Choreographie auf den Tisch sinken. „Ich rate mal: Du bist meine kleine Chaotin mit unseren Kindern.“ Dabei drehte er sich um und ging auf seine Familie zu. „Hey, ich bin keine Chaotin“, verteidigte sich Miyako. Dabei musste sie sich ein Lachen verkneifen, weil sie wusste, dass ihr Mann Recht hatte. Ken ging in die Hocke und umarmte Suri liebevoll. „Hallo mein Schatz“, begrüßte er seine Tochter und gab ihr einen Kuss. „Hallo“, kam es fröhlich von der Kleinen. „Papa, ich möchte den Chaoten-Tanz tanzen. Bitte!“ Ken lachte auf. Seine Tochter konnte nicht die Füße still halten, wenn sie ihn in der Tanzschule besuchte. Das war wohl nicht anders zu erwarten, da dieses kleine Wesen mit knapp zwei Jahren angefangen hatte zu ‚tanzen‘, heute war sie vier und hatte einfach nur Spaß an der Bewegung. Langsam fing sich ihr Taktgefühl an auszuprägen. „Ich mache dir die Musik an und heute versuchst du den Tanz alleine zu tanzen. Ich muss mich nämlich mit deiner Mami unterhalten.“ „Na gut, ich rufe wenn ich nicht weiter weiß.“ „Oder du tanzt das, was dir gerade in deinem hübschen Köpfchen herumschwirrt.“ „Oder ich spiele mit Masaru.“ „Das kannst du auch machen.“ Nachdem Ken seinen Sohn in die Arme genommen hatte und ihn zärtlich über seine Wange strich, beugte er sich seiner Frau entgegen und gab ihr einen Kuss. Sie erwiderte diesen. Schließlich nahm sie Ken das sechs Monate alte Baby aus dem Armen und legte ihn auf die Spieldecke, die sie vorher ausgebreitet hatte. Ken suchte in der Zwischenzeit in seiner Playlist das Lieblingslied seiner Tochter heraus und startete dieses. Sofort ließ Suri alles stehen und fing an zu tanzen, so wie ihr Papa es immer mit ihr tanzte. Ihre Eltern mussten sich ein Lachen verkneifen. „Ken, du siehst sehr nachdenklich aus. Was ist los?“, eröffnete Miyako das Gespräch. „Ich mache mir Sorgen um Kari.“ Danach erzählte er in kurzen Sätzen was sich beim Training ereignet hatte und welchen Rat er Hikari gegeben hatte. „Yolei, sie war mit ihren Gedanken ganz weit weg. So hat sie noch nie getanzt. Sie war so unkonzentriert, dass ich gerade so einen Sturz bei der Hebefigur verhindern konnte. Diese Figur kann Kari normalerweise im Schlaf. So kenne ich sie nicht.“ „Bingo!“, rief Miyako erfreut aus. „Bingo? Ich erzähle dir gerade, wie schlecht es unserer Freundin geht und du sagst ‚Bingo‘?“ Ken sah seine Frau verständnislos an. „Ja, Bingo. Ich hatte Recht mit meiner Vermutung“, kam es lächelnd von seiner Gesprächspartnerin. „Und die wäre?“ „Kari ist verliebt.“ „Wir glauben beide das Gleiche. Ich wünsche ihr, das sie mit Takeru glücklich wird.“ Die Aufrichtigkeit seiner Worte war in der Stimme von Ken herauszuhören. „Weißt du eigentlich wie sehr ich dich liebe?“ Nach dieser Frage zog Ken Miyako in seine Arme und gab ihr einen sanften Kuss. Takeru schloss die Tür zur Tanzschule. Er wollte eigentlich Hikari abholen, aber Miyako war wie ein kleiner Herbststurm an ihm verbeigerauscht. So dass sie mit ihrer Tochter zuerst die Tanzschule erreicht hatte. Unfreiwillig wurde er Zeuge von dem Gespräch des Ehepaares. Sein Bild welches er von Ken hatte, hatte sich nach dieser Begegnung vollkommen verändert. Die Art und Weise, wie Ken mit seiner Familie umging hatte Bände gesprochen. Er konnte praktisch die Liebe, die dieses Paar für einander empfand mit den Händen greifen. Takeru wurde bewusst, dass Ken in Hikari eine sehr gute Freundin sah, die gleichzeitigt seine Tanzpartnerin war. Sein Herz aber gehörte einer anderen. Erleichtert atmete er aus, bevor ihm bewusst wurde wie sein letzter Satz Hikari verletzt haben musste. Takeru seufzte auf und machte sich auf den Weg zu seiner Schwester und seinem besten Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)