Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Bruder und Schwester ------------------------------- Die vierundzwanzigjährige junge Frau zog sich ihre Schuhe an. Sie schloss die Tür zu ihrer Wohnung, die sie kurz nach ihrer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zur Fotografin bezogen hatte. Die Wohnung war nicht groß, reichte für die Zwecke der Braunhaarigen vollkommen aus. Vor einem halben Jahr hatte sie sich von ihrem Freund getrennt. Sie war glücklich mit ihm gewesen. Sie hatte gemerkt, dass das Tüpfelchen auf dem ‚i‘ gefehlt hatte und zog sie einen Schlussstrich unter die zweijährige Beziehung. Die Braunhaarige zog ihren Schlüssel aus dem Türschloss und steckte diesen in ihre Sporthose. Die junge Frau wollte sich mit ihrem Bruder zur gemeinsamen Joggingrunde im Park von Odaiba treffen. Dies machten die Yagami Geschwister regelmäßig. Hikari, sowie ihr großer Bruder Taichi, waren beide sehr sportlich. Sie tanzte über viele Jahre in ihrer Schul-AG und war auch Cheerleaderin gewesen. Ihr Bruder hatte als Kapitän die Fußballmannschaft ihrer Schule angeführt. So wurde er damals regelmäßig von seiner kleinen Schwester bei seinen Fußballspielen angefeuert. „Hey Tai“, begrüßte die Braunhaarige einen jungen Mann, der wie gewohnt an der gleichen Bank auf seine Schwester wartete. Die Haare des jungen Mannes standen in alle Himmelsrichtung ab. Er hatte es aufgegeben Ordnung in das Chaos zu bringen. Der Angesprochene drehte sich in die entsprechende Richtung aus der er die Stimme Hikaris vernahm. Ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht, als er seine Schwester sah. Diese strahlte ihn mit ihren braunen Augen an. Taichi schloss sie in eine innige Umarmung und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Hallo Schwesterchen. Wollen wir loslegen?“ „Gerne doch. Laufen wir unsere übliche Runde?“ Ihr Bruder nickte. Sie liefen in einem gleichmäßigen Tempo los. Taichi könnte, wenn er wollte, Hikari sehr leicht abhängen, was er niemals tat. Er genoß die Zeit mit seiner Schwester. Nach gut einer halben Stunde machten die Geschwister eine Pause. Hikari holte an einen kleinen Stand einen Kaffee für Taichi und einen Tee für sich. Sie nahm die Getränke in die Hand und wollte zu ihrem Bruder gehen, als sie einen unsanften Stoß in ihren Rücken spürte. Hikari kippte sich den Tee über ihren Oberkörper. Sie kam dadurch ins Stolpern und ruderte wie wild mit ihren Armen umher. Sie schloss ihre Augen und bereitete sich auf den unsanften Aufprall auf den Boden vor. ‚Mist, das wird ein blauer Fleck. Typisch Yagami. Verflucht, ist der Tee heiß. Autsch.‘ Der Kaffeebecher flog im hohen Bogen durch die Luft. Die braune Flüssigkeit verließ den Becher und würde sich gleichmäßig in der nahen Umgebung verteilen. Durch die Schwerkraft trat das Trinkgefäß wieder den Weg nach unten an und fiel auf den Kiesboden des Parks. Schnell schüttelte die junge Frau ihre Hände. „Ah!… Heiß! … Heiß!“ Während dieser Aktion stand sie wieder auf und fluchte weiter: „Du verdammter Trottel! Kannst du nicht aufpassen? Ist das so schwer …?“ Sie stockte, als sie die Bescherung sah: Der Kaffee war nicht auf dem Boden gelandet, sondern hatte seine Spuren auf einem grauen Anzug eines Unbekannten hinterlassen. Die Braunhaarige hob ihren Kopf, bis sie in die wütenden Augen des Anzugsträgers blickte. Hikari lief rot an. „Entschuldigen Sie bitte. Sie waren natürlich nicht gemeint. Es … tu-“, kam es kleinlaut von der jungen Frau. „Verdammt nochmal!“, fluchte der junge Mann auf. „Das hoffe ich doch sehr. Sie lassen sich anrempeln, verteilen Ihren Kaffee auf meinen Anzug und ich soll der Trottel sein?“, fragte er aufgebracht nach. Hikari fühlte sich im ersten Moment vor dem Kopf gestoßen. Dann holte sie tief Luft und fing an los zu poltern: „Jetzt bin ich der Trottel? Ich habe hinten keine Augen. Sie etwa? Sagen Sie mal: Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?“ Die junge Frau hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und ihren Kopf zur Seite gelegt. „Das werde ich Ihnen nicht unter die Nase reiben. Ich habe einen wichtigen Termin und schaffe es nicht mehr mich umzuziehen. Wie sieht das aus?“, konterte der Fremde. „Ziehen Sie Ihr Sakko aus. Das kann nicht so schwer sein. Vielleicht sollten Sie noch jemand fragen, der Ihnen die Krawatte bindet. Der Knoten sieht grauenvoll aus. An welcher Schule waren Sie?“ Ihre Stimme hatte einen schnippischen Unterton. „Keine Schule die Sie kennen. Jetzt entschuldigen Sie mich“, sprach ihr Gesprächspartner sarkastisch. Aufgebracht drehte sich der Mann in die andere Richtung und ging. „Eingebildeter Fatzke“, rief sie ihm hinter her. So benahm sich die Braunhaarige Fremden gegenüber nicht oft. Sie war eine ruhige, fast schon schüchterne, junge Frau. Sie brauchte ihre Zeit, um sich an eine neue Situation zu gewöhnen. Durch ihren Beruf als Fotografin lernte sie Selbstbewusstsein, wodurch sie schneller ihre Ideen umzusetzen konnte. Dies war auch bitter nötig gewesen, wenn sie die Prominenten vor der Linse hatte. Allerdings hatte Hikari ihre Arbeitsstelle vor kurzem verloren, da ihr Arbeitsvertrag ausgelaufen war. „Kari, wieso brauchst du so lange?“ Taichi kam besorgt auf seine Schwester zu. Schließlich musste er lachen. „Was ist mit dir passiert? Hast du verlernt, wie man Tee trinkt?“ Das rosafarbene Laufshirt seiner Schwester war mit einem großen Teefleck versehen. „Tai, werde du nicht auch noch frech! Was würdest du sagen, wenn dein Kaffee auf den Anzug eines eingebildeten Vollpfostens gelandet wäre?“, kam es genervt von der Jüngerin. Taichi sah seine Schwester fragend an. Dass sie fremde Leute beleidigte, kannte er nicht von ihr. „Was ist los mit dir?“ Hikari atmete aus. „Ich erzähle es dir.“ Ihr großer Bruder seufzte auf, als sie ihre Erzählung beendet hatte. „Du bist ein kleiner Tollpatsch, Kari.“ „Sagt der Richtige“, konterte Hikari. „Wer hat Mimi vor kurzem den Rotwein über ihr Brautkleid gekippt, nachdem er gestolpert war?“ Die Beiden sahen sich in die Augen und fingen an zu lachen. „Oh, die Schimpftriade habe ich heute noch in den Ohren. Von Arsch mit Ohren bis Zottelfresse war alles dabei. Ich hatte Glück, dass die Feier fast zu Ende war. Das Missgeschick wird Mimi mir wohl für den Rest meines Lebens unter die Nase reiben.“ Tai sah verliebt auf seinen Ringfinger, der seit drei Wochen einen Ehering zierte. Er blinzelte und sah zu seiner Gesprächspartnerin. „Kari, wann hast du eigentlich deinen Vorstellungstermin?“ „Ich habe noch Zeit. Der Termin beginnt um sechzehn Uhr. Trotzdem werde ich mich jetzt auf den Weg machen. Heute Abend rufe ich dich an und berichte dir, wie es gelaufen ist.“ Hikari trat auf ihren Bruder zu, stellte sich auf die Zehnspitzen und gab ihn einen Kuss auf die Wange. --- Hikari war aus dem Badezimmer gekommen. Sie hatte sich ein leichtes Makeup aufgelegt und ein wenig Wimperntusche aufgetragen, dazu trug sie noch einen zart rosafarbenen Lipgloss. Die schulterlagen Haare hatte sie zu einem Franzosenzopf geflochten. Sie überlegte, welches Outfit sie für das Vorstellungsgespräch tragen sollte. Die Braunhaarige wusste, dass bei dem Verlag eine Kleiderordnung bestand. Demnach hatte sie die Wahl einen Hosenanzug oder ein Kostüm zu tragen. Sie entschied sich für ein anthrazitfarbenes Kostüm und einer weißen Bluse. Sie zog sich ihre Sachen an und schnappte sich ihre Fotomappe, sowie ihre Handtasche. Nervös machte sich die Braunhaarige auf den Weg zu ihrem Vorstellungstermin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)