Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Die Entscheidung ------------------------ Frankreich, Paris 2010 Ein blonder junger Mann sah seinen Gegner in die Augen. Dann fing er an zu grinsen. Er spielte den Basketball zwischen den Beinen hindurch und drehte sich im Kreis. Danach startete er einen Sprint, sprang an der Zwei-Punkte-Linie ab und warf den Ball Richtung Korb. Zufrieden stellte er fest, dass er diesen getroffen hatte. „Jean, du lernst es nie. Ich kann dich immer mit dem gleichen Trick ausspielen“, rief der Blonde seinem Freund amüsiert zu. Ein braunhaariger junger Mann sah ihm in die Augen. „Du kannst leicht reden, Takeru. Der Basketball und du seid unzertrennlich. Mich würde es nicht wundern, wenn du irgendwann in der NBA spielen würdest“, lachte Jean auf. Sein Gesprächspartner sah ihn in die Augen. „Das werde ich mit Sicherheit nicht machen. Basketball ist und bleibt ein Hobby von mir. Mehr nicht. Ich wurde an der CELSA angenommen“, informierte Takeru gelassen seinen Freund. Jeans Augen weiteten sich. „Du willst Journalistik an der CESLA studieren?“ Der Blonde legte seine Stirn in Falten. „Warum bist du so überrascht? Meine Mutter ist auch Journalistin. Außerdem habe ich immer deine Aufsätze korrigiert. Dadurch hast du bessere Noten bekommen.“ „Das weiß ich. So war das nicht gemeint. Ich staune, dass du an einer der besten Journalistenschulen aufgenommen wurdest. Die Aufnahmekriterien sind sehr hoch und anspruchsvoll.“ „Was du nicht sagst. Das ist mir gar nicht aufgefallen“, kam es ironisch vom Blonden. „Hast du deine Entscheidung mit Chloé besprochen?“ „Nein, habe ich noch nicht. So wie es jetzt aussieht, wird sie nach Marseille ziehen und dort studieren. Das weißt du, als ihr Bruder, am besten.“ Traurig schauten die blauen Augen Takerus in die Braunen von Jean. Dieser kannte Takeru und Chloé nur als Traumpaar. Die Beiden waren seit fünf Jahren ein Paar. In Anbetracht der Sache, dass sie neunzehn Jahre alt waren, eine sehr lange Zeit. Es macht ihn stutzig, dass sein bester Freund in Paris studieren wollte und seine Freundin in das knapp achthundert Kilometer entfernte Marseille gehen ließ. „Habt ihr eine Krise?“ Überrascht blickte der Braunhaarige seinen Gesprächspartner an. „Noch nicht. Wenn ich ihr sage, dass ich mich für ein Studium in Paris und gegen eines in Marseille entschieden habe schon.“ „Wieso gehst du nicht mit Chloé?“, fragte Jean nach. „Die CELSA hat den besseren Ruf. Es ist hart einen ehrlichen Job in der Branche zu finden. Deswegen möchte ich an der besseren Uni studieren.“ „Ich kann dich verstehen. Bei Chloé bin ich mir nicht sicher. Es kommen schwere Zeiten auf euch zu. Ist dir das klar?“ „Ich bin nicht blöd, Jean“, grummelte Takeru vor sich her. „Ich … Chloé … Sie geht nach Marseille um an einer Uni Medizin zu studieren, die berühmt dafür ist, sehr gute Mediziner auszubilden. Im Grunde macht sie es genauso wie ich. Warum sollte sie meine Entscheidung nicht verstehen?“ „Weil sie Chloé ist und gerne etwas in den falschen Hals bekommt. Ich kenne meine Schwester. Sie wird nicht erfreut sein.“ Jean hatte sich vor seinem Freund aufgebaut und die Arme vor der Brust verschränkt. Diese Pose sah sehr komisch aus, da der Blonde einen Kopf größer als sein Gesprächspartner war. „Denkst du, ich springe vor Freude im Dreieck?“, fragte er nachdenklich. --- „Hast du schon mit Chloé gesprochen?“, fragte Natsuko ihren Sohn. Takeru sah ihr traurig in die Augen. „Nein, sie bereitet sich auf den Umzug vor. Wir sehen uns kaum noch.“ „Takeru, das ist keine Entschuldigung. Chloé hat ein Recht zu erfahren, dass du nicht mit ihr nach Marseille gehst. Du hast dich für Paris entschieden. Du kannst nicht vor deiner eigenen Entscheidung davon laufen.“ „Das habe ich auch nicht vor. Mir machen nur die Konsequenzen Angst.“ „Was meinst du? Seid ihr nicht mehr glücklich zusammen?“ „Wir sind seit fünf Jahren ein Paar, Maman. Ich kenne es nicht anders.“ „Das hört sich nach Routine an, Schatz. Man kann nicht immer den Weg mit dem geringsten Widerstand gehen. Du musst auch lernen, mit Problemen umzugehen und dich ihnen stellen.“ „So wie du? Hast du dich deinen Problemen gestellt, oder bist du weggelaufen?“, kam es sarkastisch vom blonden jungen Mann. „Takeru, dieses Thema hatten wir schon so oft“, seufzte sie auf. „Du kannst meine damalige Situation mit deinem Vater nicht mit deiner Beziehung vergleichen.“ „Das mache ich nicht. Chloé und ich reden über unsere Probleme. Im Gegensatz zur dir und Vater. Ich hatte bis jetzt keine Zeit, mit Chloé über meine Entscheidung zu sprechen. Das ist ein Unterschied. Daher kannst du mir nicht vorwerfen, dass ich vor dem Gespräch mit ihr davonlaufe“, erklang die harte Stimme ihres Sohnes. „Wenn das so ist: Warum redest du nicht mit ihr?“ Nachdenklich blickten die blauen Augen Takerus seine Mutter an. „Vielleicht habe ich Angst. Marseille und Paris liegen an verschiedenen Enden von Frankreich. Mit dem Auto braucht man, für eine Tour ohne Pause, mindestens siebeneinhalb Stunden. Der TGV hält ungünstig, da die Haltestelle am anderen Ende von Marseille liegt, als Chloés Studentenwohnheim. Fliegen können wir uns nicht leisten. Das Studium wird viel Zeit von uns abverlangen. Ich weiß nicht, ob wir das über vier Jahre schaffen werden“, erklärte ihr Sohn traurig. Nachdenklich schaute Natusko ihren Sohn an. „Schatz, ich glaube ihr solltet über mehr reden, als nur Marseille. Ich habe nur eine Frage an dich.“ „Die wäre?“ Seine Mutter kam auf ihn zu und legte eine Hand an seine Wange und sah ihrem Sohn in die Augen. „Wieso hast du Zweifel?“ Er löste sich von ihr und ging an das Fenster. Gedankenverloren beobachtete er den Straßenverkehr. Schließlich drehte er sich wieder um und sah seine Mutter an: „Ich habe keine -“ „Takeru, sei ehrlich dir gegenüber“, kam es auffordernd ihr. „Das bin ich. Ich liebe Chloé. Die Entfernung ist ein Fakt, den wir nicht ausblenden können. Ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren wird“, kam es leise über seine Lippen. „Dann rede endlich mit ihr, bevor es zu spät ist.“ „Das habe ich auch vor, Maman.“ Nachdenklich lag der Blonde auf seinem Bett. Seine Gedanken fuhren mal wieder Achterbahn. Er war sich sicher, dass er seine Freundin liebte. Ihm war auch klar, dass er mit ihr sprechen musste. ‚Was wären, wenn ich doch … Nein, das wäre für meine berufliche Zukunft ein Fehler. Was wäre, wenn ich sie bitten würde … Nein, das kann ich nicht von Chloé verlangen. Sie hat es verdient und ein Recht auf der besseren Uni zu studieren. Was wäre, wenn … Verdammt, das bringt so nichts.‘ So hatte er einen Entschluss gefasst. Takeru griff nach seinem Handy und rief sie an. Nachdem er das Gespräch beendet hatte informierte er seine Mutter, dass er sich mit seiner Freundin in den Tuilerien treffen wollte. --- Takeru ging auf eine schlanke junge Frau mit langen braunen Haaren zu. Die braunen Augen sahen ihn verliebt an. Zärtlich schloss er seine Arme um ihre Körpermitte und gab ihr einen Kuss. „Hallo meine Schönheit“, hauchte er ihr ins Ohr. „Hallo hübscher Mann. Was verschafft mir die Ehre, dich zu sehen?“, kam es keck von Chloé. „Hey, das ist gemein von dir. Du hattest wenig Zeit für mich, nicht umgekehrt.“ „Takeru, das war ein Scherz“, lenkte Chloé ein, als sie in seine vorwurfsvoll blickenden Augen sah. „In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns fast eine Woche nicht gesehen haben, war das ein schlechter Scherz. Ich habe dich vermisst.“ Chloé stellte sich auf ihre Zehenspitzen, legte ihre Arme um seinen Nacken und gab Takeru einen Kuss, den er nur zu gerne erwiderte. Langsam löste sie sich von ihm. „Ich dich auch. Sehe es als einen Test an, wie unsere Beziehung in Zukunft laufen wird“, kam es leise von ihr. „Wie meinst du das?“ Erstaunt über ihre Worte sah er sie an. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit. „Takeru, tue mir bitte einen Gefallen und verkaufe mich nicht für blöd.“ Ihre Stimme hatte sich eine Nuance erhöht und somit verstand er, dass sie sauer war. „Wann wolltest du mir sagen, dass du in Paris bleibst?“ Bei ihrem vorwurfsvollen Blick zuckte Takeru zusammen. Ertappt blickte er in ihre traurigen Augen. „Woher weißt du das?“ Wütend sah Chloé in sein Gesicht. „Habe ich eben nicht gesagt, dass du mich nicht für bescheuert halten sollst?“ Sein Geduldsfaden wurde immer dünner. Trotzdem versuchte Takeru die Nerven zu bewahren. Er kannte seine Freundin. Sie war impulsiv, temperamentvoll und aufbrausend „Nein, du sagtest ‚blöd‘ und das mache ich nicht. Tut mir leid, dass wollte-“ Er versuchte, die Wogen zu glätten. „Takeru, du schaffst es mich auf die Palme zu bringen“, rief sie vorwurfsvoll. „Entschuldigung, das war nicht meine Absicht“, kam es beschwichtigend von ihm. „Wer hat dir gesagt, dass ich hier bleiben möchte? Dein Bruder etwa?“ Seine Stimme klang ungeduldig. Verlegen zupfte sie an ihrer Bluse herum. „Echt jetzt? Jean? Er würde mit mir nie über Dinge reden, die unsere Beziehung betreffen. Das weißt du. Denkst du, ich bin unterbelichtet? Wir kennen uns seit sechs Jahren. Ich glaube, dass ich dich gut genug kenne. Ich bin selber darauf gekommen, dass du an der CELSA studieren möchtest“, pfefferte Chloé ihm wütend entgegen. „Schön, dass du mich so gut kennst“, kam es laut von ihrem Gesprächspartner, „Wie hast du erfahren, dass ich an der CELSA aufgenommen wurde? Ich habe noch nicht einmal meiner Mutter von der Aufnahmeprüfung erzählt.“ Aufgebracht blickten die blauen Augen auf seine Freundin. Diese blickte verlegen zur Seite. Takeru würde ausrasten, wenn sie ihm erzählen würde, wie sie von dem Schreiben der CELSA erfahren hatte. Immerhin mochte er es nicht, wenn man in seinen Sachen rumwühlte. „Als ich das letzte Mal bei dir war, lag das Schreiben auf deinem Schreibtisch. Da war mir klar, dass du in Paris bleibst.“ Leise war ihre Stimme zu hören. Fassungslos sah ihr Freund sie an. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern und er würde ihr die Leviten lesen. Chloé bereitete sich schon auf einen Wutanfall ihres Freundes vor. Doch dieser reagierte völlig anders. „Chloé … ich … Ich wollte …“ Der Blonde fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Er sah kurz zur Seite, bevor er ihr Gesicht in seine Hände nahm. Eindringlich sah er ihr in die Augen. „Chloé, ich liebe dich. Daran wird sich nichts ändern. Es tut mir Leid, dass ich nicht gleich mit dir darüber gesprochen habe.“ Er gab ihr einen sanften Kuss. „Wie soll es mit uns weiter gehen?“, fragte sie ängstlich nach. „Ich hätte einen Vorschlag.“ Ohne auf seine Worte einzugehen fuhr sie fort: „Ich bin nicht bereit …“, zögerlich machte sie eine Pause. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Wollte sie sich wirklich von ihm trennen? Takeru schloss seine Augen bevor er sprach: „Chloé, muss das-“ „… dich … uns …“ Sie holte tief Luft bevor sie weiter sprach: „Wir -“ Der junge Mann wurde ungeduldig. „Man, Chloé, sag es endlich. Spanne mich nicht auf die Folter.“ Kurz schloss sie ihre Augen, öffnete sie wieder und blickte ihn entschlossen an. „Ich hatte genug Zeit, mir zu überlegen, wie es mit uns weiter gehen soll. Ich bin nicht bereit, dich aufzugeben. Marseille liegt nicht am Ende der Welt. Wir haben die Wochenenden und die Semesterferien. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn wir es nicht versucht hätten. Ich würde mich immer fragen: Was wäre wenn? Wie siehst du das?“ Überglücklich schloss Takeru seine Freundin in seine Arme und senkte seinen Kopf. Sie kam ihm auf halben Weg entgegen bis sich ihre Lippen trafen. „Ich sehe es wie du“, flüsterte er, nachdem er den Kuss gelöst hatte. „Das heißt wir werden eine Fernbeziehung führen, oder?“ Sie sah ihn fragend in die blauen Augen. „Ich würde sagen, dass es eine Wochenendbeziehung ist. Das hört sich besser an“, kam es erleichtert von dem jungen Mann. Seine Zweifel die er hatte, verbannte er mit dieser Entscheidung tief in seinen Herzen. Hosted by Animexx e.V. 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