Your Name von TheOnlyOne ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2   Mein Bleistift klappert in kräftigem Stakkato immer wieder gegen die Tischplatte. Immer wieder wechselt mein Blick von meinem PC zu meinem Handy. Noch elf Minuten bis zum Feierabend. Eigentlich sollte das kein Problem sein, aber meine Vorfreude auf Heute Abend ist so groß, dass die Zeit kaum vergehen will. Ich entsperre noch einmal mein Smartphone und betrachte ihre Nachricht.   Frau ohne Namen      22:47   Hanwa Komplex Apartment 216 B Suginami-ku   Komm mich um 19:30 abholen.   Ich starre den Bildschirm nieder. Ich habe ihre Handynummer und ihre Adresse… aber ein Name fehlt mir weiterhin. Und dann plötzlich ploppt die Terminmeldung in meinem Outlook auf. Feierabend! Ich stehe so hastig auf, dass mein Stuhl beinahe zu Boden fällt, doch ich kann ihn noch gerade so greifen. Okay, 17 Uhr! Ich habe also eine anderthalb Stunde mich auf Vordermann zu bringen und nach Suginami-ku zu fahren. Ich greife nach meiner Tasche und sprinte im Eiltempo, bevor noch einer auf die Idee kommt mir noch was in die Hand zu drücken, aus dem Büro. Ich atme tief aus, als ich die gläserne Drehtür hinter mir lasse. Weiter geht’s. Das Glück scheint heute auf meiner Seite zu sein. Ich erwische die frühere Bahn. Auch wenn es nur zwei Minuten Unterschied sind, aber der Zug ist nur halb so voll wie der Nächste.   Zu Hause angekommen, werfe ich meinen Anzug über den Stuhl im Schlafzimmer. Eine Dusche wird wohl wieder alles richten, rede ich mir ein.   . .   „Was? Du kennst seinen Namen nicht mal?“, Sayas Stimme wirkt aufgebracht am Telefon. „Es ist nicht so wie du denkst, Saya-.“, versuche ich sie zu beruhigen. Manchmal kann sie wirklich anstrengend sein. „Achso? Und wie ist es dann?“ „Das…“, beginne ich. „…ich kann‘s dir nicht erklären.“, gestehe ich. Ich höre nur noch ein  lang gezogenes Seufzen. „Wenn ich könnte, würde ich es dir ja erklären. Bitte Saya, vertrau mir einfach.“ „Das letzte Mal als du mich darum gebeten hast, hat ein Komet unser Dorf zerstört… Also gut, ich sollte dir wahrscheinlich einen Vertrauensbonus gewähren. Immerhin leben wir wegen dir noch…“ „Danke. Ein sehr treffender Vergleich.“ „Okay, dann bis nachher.“ „Bis nachher.“ Seufzend lege ich das Telefon zur Seite. 19 Uhr… Ich kann mich wohl kaum noch davor drücken. Ich öffne meinen Kleiderschrank und betrachte das heillose Chaos darin. Ich schiebe einen Kleiderbügel nach dem anderen zur Seite. Es erscheint mir alles irgendwie nicht angemessen. Es ist nur ein Kinobesuch, Mitsuha. Das Licht geht aus und er sieht sowieso nicht mehr was du anhast! Kurz entschlossen greife ich nach einem schlichten Sommerkleid und werfe mir ein dünnes Strickjäckchen über. Ich drehe mich vorm Spiegel zu allen Seite. „Ja… gar nicht übel.“, bestätige ich mich selbst. Ich löse das Kumihimo aus meinem Haar und die einzelnen Strähnen fallen lose herunter. Das wäre doch auch mal was. Aber ich kenne mich selbst. Ohne mein Band würde ich mich irgendwie nackt fühlen. Also flechte ich meine Haare zu einem lockeren Zopf. Im selben Moment höre ich die Klingel.   . .   Kurz stütze ich meine Hände auf die Knie. Ich habe mich echt beeilt, aber ich bin noch pünktlich. Ein hohes Klingeln ertönt als ich den Knopf drücke. Für einen kurzen Augenblick herrscht Stille, aber dann öffnet sich die Tür und ein Mädchen öffnet die Tür. „Eh… ja bitte?“, fragt sie verunsichert. Unsicher reibe ich mir über den Nacken. Das kommt unerwartet. „Ehm… hallo…“, stammele ich. Das auch noch? Wie soll ich ihr erklären wen ich suche, wenn ich nicht mal ihren Namen weiß?! „Wohnt hier eine-?... ich meine bist du-?“ Mein Kopf rattert während ich versuche mich zu erklären. Und dann fällt es mir wieder ein. „Sag, hast du eine ältere Schwester?“ Ihr irritierter Blick wirkt nun vollkommen Gleichgültig. „Achso, klar. Schwesterchen! Es ist für dich.“ Die jüngere Schwester öffnet die Tür und ich sehe wie ihre hübsche Schwester aus einer der Türen kommt. „Hallo.“, begrüßt sie mich. Ihre Stimme ist sanft. „Yotsuha! Schließ bitte die Tür hinter mir ab und wenn irgendwas sein sollte rufst du an, ja?“ Yotsuha? Irgendetwas ist mit diesem Namen. Kenne ich ihn etwa? Kenne ich dieses Mädchen vielleicht sogar? Dann geht die Tür zu und die warme, einladende Wohnung verschwindet aus meinem Blickfeld und holt mich augenblicklich aus meinen Gedanken. „Können wir?“, fragt die junge Frau vor mir. Ich nicke. Und wie bereits gestern, hängt sie sich bei mir ein und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zum Kino. Wir steigen in einen der Shikansen Züge. Sie steht mit dem Rücken zu mir und ich betrachte das fein geflochtene Band in ihren Haaren. Taki,…Taki! Erinnerst du dich nicht? Wer bist du? „Nächster Halt: Yoyoki/ Shinjuku. Ausstieg auf der rechten Seite.“ Taki! Als hätte sie meinen Namen gerufen, schrecke ich aus dem Traum hoch und sehe in die großen, haselnussbraunen Augen meiner Begleitung. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ Sie lacht. „Ich meinte wir müssen aussteigen.“   Vor dem Kino haben sich schon einige Menschentrauben gebildet. Es wird voll werden. Mein Blick fällt auf sie. Fast jede Minute wirft sie einen Blick auf die Uhr. „Wann wollten deine Freunde sich mit uns treffen?“ „Sie müssten eigentlich schon hier sein.“ Erneut geht ihr Blick zum Handy. Eifrig tippen ihre Finger auf dem Touchscreen herum. „Mitshuaaaa! Mitsuha hier sind wir!“ Augenblicklich schreckt sie hoch und ihr Kopf sucht hektisch nach dem Ursprung. Mitsuha… Taki, Taki! Erinnerst du dich nicht? Wer bist du? Mitsuha! Mein Name ist …Mitsuha! Und im Bruchteil einer Sekunde erwacht mein Geist als hätte man eine Reset-Taste gedrückt. Im Eiltempo rauschen sämtliche Geschehnisse an mir vorbei. Die Leere die mich all die Jahre begleitet hat, ist augenblicklich verschwunden. Ich atme erleichtert auf. „Mitsuha.“, flüstere ich. Sie dreht sich zu mir um. „Was?“ „Ja natürlich. Mitsuha! Dein Name ist Mitsuha!“ Meine Stimme wird mit jedem gesprochenen Wort lauter. Ich stürme auf sie zu und nehme sie in meine Arme. „Ich bin es. Taki!“   . .   Taki?... …Taki, du bist da…! Hör zu, Mistuha. Damit wir uns, auch wenn wir wieder aufwachen, nicht vergessen, sollten wir unsere Namen aufschreiben… Ich liebe dich Und plötzlich ist alles wieder da. Er war es! Taki! Der Junge, mit dem ich vor acht Jahren im Traum die Körper getauscht habe. Der Junge, der mich wahrscheinlich besser kennt als ich mich selbst… Der Junge, der mein Leben gerettet hat. „Taki!“, rufe ich voller Erleichterung und drücke mich fest an seine Brust. Ich spüre, wie heiße Tränen sich an die Oberfläche bahnen. Seine Hand streicht beruhigend über mein Haar. „Du kannst mich doch nicht treffen kommen, bevor wir uns kennengelernt haben…Wie soll ich dich denn da erkennen?“ Ein ersticktes Lachen entkommt mir. Ich drücke mich von ihm weg um ihm in die Augen zu sehen. „Dabei wollte ich dir noch sagen: Wo auch immer du auf der Welt bist, ich werde dich noch einmal finden.“ Mein Herz läuft fast über. Was ist nur aus dem unsicheren Jungen von damals geworden? „Eh… Mitsuha?“ Erst jetzt registriere ich Sayaka und Teshi. Hitze steigt in meine Wangen. Haben die Zwei das jetzt alles mitbekommen? Hastig wische ich mir die Tränen aus den Augen und strahle die Beiden glücklich an. Ich ergreife Takis Hand und ziehe ihn unmittelbar neben mich. „Saya, Teshi, das ist Taki.“ „O-kay?!“, geben beide im Kanon zurück. Ja, sie halten mich definitiv für verrückt. Aber das ist egal. Ich fühle mich vollständig. Ein wichtiger Teil von mir ist heute endlich zu mir zurückgekehrt. „Okay, also ich denke wir sollten mal reingehen, oder?“, unterbricht Saya. Taki und ich schenken uns einen vielsagenden Blick. „Ach Saya, weißt du, ich habe doch dummerweise mein Portemonnaie vergessen.“ Was für eine lahme Ausrede. „Na und? Dann zahl mit deinem Handy.“ Natürlich durchschaut sie es. Aber Teshi legt ihr plötzlich die Hände auf die Schultern und schüttelt einfach nur den Kopf.   . .   Der gute alte Teshi… Wir verabschieden uns von den Beiden. Ich greife nach Mitsuhas Hand und ziehe sie mit mir. „Wo gehen wir denn hin?“, fragt Mitsuha, immer noch amüsiert über ihre kindische und gleichzeitig einfallslose Lüge. „Zu mir nach Hause.“, antworte ich knapp. Ich möchte so vieles wissen… Ich wollte noch ein bisschen länger mit dir zusammen sein… Ich will mit dir zusammen sein, und sei es nur für einen kurzen Augenblick. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)