The show must go on von yamimaru ================================================================================ Kapitel 8: Klappe, die Achte ---------------------------- „Yukke, nnnh.“ Tatsuro rekelte sich auf dem gemütlichen Bett, während sein Oberkörper von Yukkes gierigen Küssen und gelegentlichen Bissen förmlich übersät wurde. Seine Erregung prickelte unter seiner Haut und es kostete ihn mehr Selbstbeherrschung, als er sich eingestehen wollte, für den Moment noch ruhig all das zu genießen, was der andere ihm geben wollte. „Ahng.“ Anders als sein Körper war seine Stimme jedoch alles andere als passiv und machte keinerlei Hehl daraus, dass es ihm gefiel, was sein Partner mit ihm anstellte, besonders als er an seinem Bauch noch tiefer glitt. Er spürte der heißen Zunge nach, die komplizierte Muster auf seiner Haut malte, bis ihm aufging, dass Yukke die Konturen seines Schlangen-Tattoos nachzeichnete. Genießend kniff er die Augen zusammen und spürte dem Schauer nach, der seinen Körper erzittern ließ und der sich nur noch verstärkte, als nun Zähne über die dünne Haut seiner Leiste schabten. Aber das Saugen an der Innenseite seines Oberschenkels war es schließlich, welches ihm ein weiteres langgezogenes und nicht gerade leises Stöhnen entlockte. Aus Reflex verkrallte er die Hände in den Laken, zog leicht an ihnen, alles, um noch ein wenig Selbstbeherrschung aufbringen zu können, die ihm Yukke mit seiner nächsten Tat jedoch gnadenlos raubte, als sich der heiße Mund um seine Männlichkeit schloss. „Himmel, so gut“, brabbelte er, ohne sich auch nur im Ansatz Gedanken darüberzumachen, stützte sich mit einem Ellenbogen nach hinten auf und drückte sich nach oben. Für einen langen Moment legte er einfach noch einmal hemmungslos stöhnend den Kopf in den Nacken und drückte den Rücken durch, um die Empfindungen noch besser genießen zu können, bevor er blinzelnd die Augen wieder öffnete und auf Yukke herabsah. Der Anblick, der ihn begrüßte, war mehr als einladend und im Stillen war er tatsächlich froh über das rote Kondom, welches ihm der andere eben noch übergezogen hatte, denn ohne diese, wenn auch hauchdünne Barriere, wäre es mit seiner schwindenden Selbstbeherrschung wohl noch deutlich schlechter gestellt. Keuchend winkelte er eines seiner Beine an, drängte sein Becken leicht der flinken Zunge entgegen, die es sich wohl zur Aufgabe gemacht hatte, ihm systematisch den Verstand zu rauben. Die Finger seiner freien Hand wühlten sich locker in das brünette Haar, hielten seinen Partner an Ort und Stelle, ohne jedoch zu fordernd zu werden.   „Ich liebe es jetzt schon dich so zu hören“, schnurrte Yukke, als er sich eine ganze Weile später von seiner Erregung zurückzog, in der Tatsuro schon die Befürchtung gehegt hatte, all die Stimulation einfach nicht mehr aushalten zu können, und küsste sich in einer prickelnden Spur über seinen Bauch und die Brust nach oben. Sein eigener, schneller Atem mischte sich mit dem Yukkes, bevor er mit einem Seufzen nach den geröteten Lippen haschte und sie vollends für sich vereinnahmte. Himmel, der andere wusste vermutlich gar nicht, wie gut sich all dies hier anfühlte ... Oder vielleicht doch, denn das selbstzufriedene Grinsen, mit dem Tatsuro bedacht wurde, als er die vollen Lippen wieder freigab, sprach Bände. „Du bist ein wahrer Schauspieler, Tatsue.“ Ein Kuss landete auf seiner Nasenspitze, bevor Yukke ihn in die Kissen zurückdrängte und sich über ihn legte. Wieder entrang sich ein genießender Laut seiner Kehle, als er die erhitzte, nackte Haut nun endlich an der kompletten Länge seines Körpers spüren konnte.   „Glaubst du wirklich, ich spiele dir was vor?“ Tatsuro schmunzelte und hob provokant das Becken an. „Alles dein Verdienst.“   „Nnnnh, nein, aber du weißt dich wunderbar in Szene zu setzen, wenn ich das mal so sagen darf.“   „Dir gefällt also, was du siehst?“   „Was ich sehe und was ich höre.“   „Sehr gut.“   Yukkes Lächeln und der feurige Blick aus glänzenden Augen hätten ihm beinahe die Röte auf die Wangen getrieben, würde er sich gerade nicht überaus geschmeichelt fühlen. So haschte er nur noch einmal nach den süchtig machenden Lippen, ließ spielerisch seine Zähne über die Untere schaben, bevor er sich erneut einen leidenschaftlichen Kuss stahl. Mit einem Ruck drehte er sich herum, lag nun auf dem kleineren Mann und umfasste spielerisch seine Handgelenke mit einer Hand, nur um sie über Yukkes Kopf in die Kissen zu drücken. Derart fixiert hätte er ihm beinahe ein  erstes Stöhnen entlockt, hätte sich der andere im letzten Moment nicht auf die Unterlippe gebissen. Tatsuro schnalzte tadelnd mit der Zunge, befreite die so schändlich malträtierte Unterlippe aus ihrem Gefängnis und koste lächelnd über sie.     „Ich seh schon, es ist jetzt eindeutig an der Zeit, dir auch mal ein paar schöne Laute zu entlocken, findest du nicht auch?“ Ohne auf eine Antwort auf seine ohnehin rein rhetorische Frage zu warten, begann Tatsuro nun seinerseits über Yukkes Brust zu kosen. Ganz besonders die dunklen Brustwarzen hatten es ihm angetan, die sich seiner Zunge bereits erregt und verhärtet entgegen reckten. Und anders als eben noch ließen die leisen Lustlaute seines Partners diesmal tatsächlich nicht lange auf sich warten und bescherten ihm nicht zum ersten Mal in dieser Nacht eine wundervolle Gänsehaut, die sich prickelnd ihren Weg zwischen seinen Schulterblättern tiefer suchte. Aber nicht nur sie wusste das Feuer seiner Leidenschaft weiter anzufachen, nein, auch Yukkes Finger, die der Spur der aufgerichteten Härchen folgten und anregend sanft über seinen Rücken kraulten, waren mehr als nur ein bisschen willkommen. Himmel, selbst schmecken tat der andere unwiderstehlich. Leicht salzig war die weiche Haut, aber ebenso haftete ihr etwas Betörendes an, das Tatsuro schlicht und einfach mit Yukke verband. Ein lautes Aufkeuchen ließ ihn schmunzeln, als er seine Zunge in den kleinen Bauchnabel stippte und sogleich war er wieder auf Augenhöhe, um Yukke an seinem Triumph auch optisch teilhaben zu lassen.   „Mmmh, so gefällt mir das“, schnurrte er und küsste ihn flüchtig, mehr spielerisch, bevor er sich zwischen seine gespreizten Beine hockte. Auffordernd streichelte er über Yukkes Oberschenkel, genoss die Erregung des anderen, die sich so deutlich bemerkbar machte und biss sich auf die Unterlippe, um das leise Stöhnen zu unterdrücken, als dieser ohne zu zögern die Beine aufstellte und ihm so noch tiefere Einblicke gewehrte.   „Gleitgel ist in der Schublade“, raunte Yukke mit einem, wie Tatsuro fand, vorfreudigen Funkeln in den Augen. Er folgte dem Fingerzeig und war tatsächlich kurz hin- und her gerissen, ob er der eindeutigen Aufforderung nachkommen oder lieber noch länger diesen herrlichen Anblick genießen wollte. Schlussendlich jedoch siegte seine Ungeduld und mit fahrigen Bewegungen kramte er in der Schublade des Nachttischchens, bis er besagte Tube endlich in der Hand hielt.   Er hatte gerade noch Zeit sich etwas von dem kühlen Gel auf die Finger zu geben und die Tube nachlässig beiseitezulegen, als Yukke ihn auch schon wieder über sich zog. Der andere wirkte herrlich ungeduldig, rekelte sich unter ihm und stöhnte in seinen Mund, als er vorsichtig das zu erkunden begann, wonach es ihm doch so sehr verlangte.   „Spiel nicht mit mir, Tatsue, ich bin nicht aus Zucker.“   Für einen langen Moment suchte er stumm Yukkes Blick, sah jedoch nichts weiter, als dieselbe Leidenschaft, dasselbe Verlangen, welches auch durch seine Adern rauschte. Aber da  sanfte Lächeln, welches die vollen Lippen zierte, war es schlussendlich, welches ihn auch noch seine letzten Bedenken vergessen ließ. Mit einem befreiten Aufstöhnen eroberte er den Körper dieses wundervollen Mannes für sich und verharrte tief in ihm vergraben, um nicht sofort seiner aufgestauten Lust zu erliegen. Yukkes Fingernägel hatten sich in die Haut über seinen Schulterblättern gedrückt und schickten einen kleinen, aber durchaus willkommenen Schmerzimpuls durch seinen Körper. Er selbst hingegen hatte das Gesicht gegen die erhitzte Haut am Hals seines Partners verborgen, atmete Yukkes unverkennbaren Geruch ein und spürte dem schnellen Puls dort nach.   „Alles gut?“, verlangte er zu wissen, als sich der Griff nach einer Weile wieder entspannte und Finger nun erneut zärtlich über seinen Rücken kosten.   „Mmmh, mehr als gut. Beweg dich.“ Kräftige Beine legten sich an seine Hüfte, pressten sich mit Nachdruck gegen ihn und ließen ihn noch tiefer vordringen, was ihnen beiden einen entzückten Laut entlockte. Wieder fragte er sich, ob Yukke überhaupt wusste, welche Wirkung er auf ihn hatte und wie herrlich richtig sich gerade einfach alles anfühlte. Langsam begann er sich zu bewegen, in den willigen Leib zu stoßen und erneut übermannte ihn eine Gänsehaut, als ihm Yukke ein leises, kaum hörbares, „Härter“, ins Ohr raunte. Dieser Aufforderung konnte und wollte er sich nicht widersetzen und während die Spannung in seinem Körper mit jeder Minute mehr anstieg, kam in ihm die Frage auf, ob sich Sex jemals so gut angefühlt hatte. Falls ja, konnte er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, denn selbst mit Nobu war es immer ein Kampf um Dominanz, ein Streicheln verletzten Stolzes gewesen, aber nicht dieses … dieses … unglaublich befreiende Gefühl. Es war, als könnte er in Yukkes Gegenwart nichts falsch machen, als hätte er die Gewissheit, dass der andere ihn nie verurteilen würde, egal was geschah. Ein nahezu berauschendes Gefühl der Freiheit durchströmte ihn, ließ sein Herz wild in seiner Brust flattern.   „Yukke …“, wisperte er und hätte in diesem Moment noch so vieles mehr gesagt, aber im letzten Augenblick siegte doch die Vorsicht und ließ ihn verstummen. Er schalt sich innerlich einen Dummkopf, aber dennoch fuhren seine Emotionen Achterbahn und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte. Seine Empfindungen näherten sich schneller und schneller einem Abgrund, über dessen Rand er sich nur zu gerne fallen lassen wollte und am liebsten hätte er über sich selbst und seine dummen Gedanken gelacht, würde sich alles nicht einfach so unglaublich perfekt anfühlen.   „Tatsue, hnng, so gut.“ Yukke legte ungehemmt aufstöhnend den Kopf in den Nacken und sogleich war er zur Stelle, um die so einladend freigelegte Haut mit Küssen und kleinen Bissen zu übersähen. Tatsuro konnte einfach nicht genug von ihm bekommen, jede Bewegung, jede Berührung zu viel und doch nie genug. Er schob seine Hände unter Yukkes Rücken, hielt ihn an den Schulterblättern und drängte sich so nahe gegen ihn, dass nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen sie gepasst hätte. Immer anstrengender und fahriger wurden seine Bewegungen, immer stärker hielten sie sich aneinander fest, bis sich Yukke mit einem letzten, lauten Stöhnen unter ihm verkrampfte und er die feuchte Hitze seiner Erlösung zwischen ihren Bäuchen spüren konnte. Sein Körper belohnte dieses Gefühl mit ungeduldigem Prickeln und wieder war es der Hals des anderen, in dem seine Zähne tiefe Abdrücke hinterließen, als die Welle seines eigenen Höhepunkts unaufhaltsam näher rückte. Ein-, zweimal trieb er sich noch in diese unglaublich heiße Enge, bevor er sich keuchend seiner Lust ergab.   Eine ganze Weile war lediglich ihr langsam ruhiger werdender Atem in der Stille des Schlafzimmers zu hören, bis er sich leise schnurrend auf seine Ellenbogen erhob, um Yukke wieder ins Gesicht sehen zu können.   „Wehe du fragst mich jetzt, wie du warst“, scherzte dieser grinsend und hob den Kopf an, um ihm einen Kuss auf die Nasenspitze zu hauchen.   „Uh, wieso? Was würde passieren, würde ich dir diese durchaus berechtigte Frage stellen?“   „Dann, mein lieber Tatsuro, wirst du mich mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen.“   „Und ich dachte schon, du würdest mich rausschmeißen.“ Auch auf Tatsuros Lippen schlich sich nun ein überaus zufriedenes Lächeln und er setzte gerade an, um doch noch seine Frage loszuwerden – denn ernsthaft, er würde Yukke doch nur allzu gerne einmal von dieser ominösen anderen Seite kennenlernen – da fand er sich in einem trägen, aber nicht minder willkommenen Kuss wieder. Okay, der andere hatte recht, reden war gerade vollkommen überflüssig.   ~*~   Ein letztes Mal bewegte sich Yukke auf ihm, bevor er sich aller Kraft  beraubt nach vorne sacken ließ, wo er ihn nur zu gerne in seine Arme zog. Tatsuros schneller Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, seine Lungen fühlten sich an, als hätten sie in den letzten Minuten deutlich zu wenig Sauerstoff abbekommen und seine Gliedmaßen waren schwer wie Blei. Aber er hätte keine Sekunde dieser Nacht missen wollen. Nicht die herrlich leidenschaftlichen Momente und auch keinen stillen, gemütlichen Augenblick dazwischen.   „Du bist unglaublich“, schnurrte er dem kleineren Mann ins Ohr und hauchte sanfte Küsse auf das Läppchen.   „Dito.“ Yukke lachte leise und erhob sich, was ihm ein unwilliges Murren entlockte. „Motz nicht, ich kann ja schlecht die ganze Nacht über auf dir sitzen bleiben, oder?“   „Och, warum denn nicht?“ Tatsuro grinste und streckte einladend einen Arm zur Seite aus. Für einen Moment blickte Yukke auf ihn herab, erwiderte sein Grinsen und schmiegte sich dann zufrieden seufzend gegen seine Seite. Tatsue schloss die Augen, zog seinen Partner sogleich näher an sich und wühlte die Nase in die vollkommen zerzausten Haare.   „Mmmh, so lässt es sich leben“, nuschelte Yukke nun ziemlich schläfrig wirkend und am liebsten wäre Tatsuro nun wirklich für den Rest der Nacht genau so liegengeblieben und hätte dem Schlaf nachgegeben, der mit Nachdruck an seinen Augenlidern zupfte, aber irgendwie musste er ja auch noch nach Hause kommen. Träge drehte er den Kopf und versuchte blinzelnd die Uhrzeit auf dem Radiowecker abzulesen, nur um mit einem unhörbaren Seufzen festzustellen, dass sich bereits der Morgen angeschlichen hatte, ohne dass er es bemerkt hätte. Mit den Öffentlichen nach Hause zu fahren stand außer Frage, blieb also nur ein Taxi oder …   „Yukke?“ Nachdenklich begann er über Yukkes Rücken zu kraulen und lächelte, als sein Tun mit einem leisen Brummen und einer deutlich fühlbaren Gänsehaut belohnt wurde.   „Mhmh?“     „Ich hab keinen Bock jetzt noch nachhause zu fahren.“   Mit einem Ruck richtete sich der kleinere Mann auf und blickte ihn derart entgeistert an, als hätte er ihn soeben gefragt, ob er hier einziehen könnte.   „Als würde ich dich mitten in der Nacht noch weglassen, Doofkopf.“   Tatsuro grinste schelmisch und wischte Yukke ein paar seiner zerzausten Ponyfransen aus der Stirn.   „Wieso denn nicht? Sag bloß, du hättest Angst um mich?“   „Nö, ich hätte keine Angst um dich, aber du bist das perfekte Heizkissen und ich wäre ja schön blöd, dich jetzt gehenzulassen.“ Demonstrativ legte sich Yukke wieder so halb auf ihn und streichelte über seine Brust.   „Okay, damit kann ich leben.“   „Ich mag dein Tattoo“, wurde ihm herrlich schläfrig entgegengenuschelt und ein herzhaftes Gähnen kitzelte an seiner Schulter. Tatsuro schmunzelte in sich hinein, sagte jedoch nichts darauf, sondern drückte dem anderen nur noch einen letzten Kuss auf den Scheitel.   „Schlaf gut, Yu-chan.“   ~*~   Tatsuro murrte, als es das schummrige Licht im Schlafzimmer doch noch schaffte ihn aus seinem Schlaf zu reißen. Hatte er gestern vergessen die Rollos herabzulassen oder warum wagte es die Sonne ihn an der Nase zu kitzeln? Brummend drehte er sich etwas mehr von der Lichtquelle fort und vergrub besagtes Näschen in seinem etwas unbequemen, weil seltsam harten Kissen. Komisch, er konnte sich gar nicht daran erinnern, dass er sich eines dieser überaus ergonomischen, aber brettharten Nackenstützkissen zugelegt hatte. Und überhaupt … irgendwie fühlte sich das, worauf er lag, absolut nicht nach einem Polster an, besonders nicht als sich seine Unterlage zu bewegen begann, nur um im nächsten Moment damit anzufangen durch seine Haare zu streicheln. Mh, das war sehr angenehm …   „Yukke“, nuschelte er, als seinem schlaftrunkenen Hirn auch endlich mal auffiel, dass der wirklich heiße Traum von letzter Nacht wohl gar keiner war und er sich tatsächlich noch immer in dem überaus gemütlichen Bett seines Drehpartners befand. Eben jener schnaubte kurz, aber deutlich amüsiert, bevor er damit begann sich unter Tatsuros Gewicht hervor zu schieben. „Nnnh, nicht aufstehen, viel zu bequem, da bleiben.“ Tatsuro machte einem Oktopus Konkurrenz, als er Beine und Arme so gut es ging um den anderen schlang, nur um diesen am Aufstehen zu hindern. Tja, er hatte nun mal ein sehr einnehmendes Wesen, besonders wenn er noch nicht wirklich wach war und an seiner Liegeposition eigentlich auch so schnell nichts ändern wollte.   „Guten Morgen.“ Yukkes Belustigung war nur zu deutlich aus diesen beiden kleinen Worten herauszuhören, auch wenn sich seine Stimme etwas gepresst anhörte. Tatsuro riskierte einen Blick durch nur minimal geöffnete Lider und verbarg sein Grinsen irgendwo zwischen Decke und dem brünetten Schopf, als sich Yukkes beschlagnahmte Lage als wohl nicht sehr bequem entpuppte.   „Morgen.“   „Hast du keine Lust auf Frühstück? Also, bevor du mir noch komplett die Luft abdrückst, meine ich. Tot kocht es sich etwas schlecht.“   Ziemlich widerwillig lockerte Tatsuro seinen Klammergriff, rollte sich auf den Rücken und blinzelte zu Yukke nach oben, der die Gunst der Stunde sogleich genutzt hatte und aufgestanden war.   „Spielverderber“, brummte er, konnte sich ein glückliches Lächeln jedoch nicht verkneifen. Ging doch nichts über einen Morgen danach, an dem alles so normal und ungezwungen erschien. Gerade war er auch wirklich noch nicht wach genug, um an irgendwelche Konsequenzen zu denken und Yukke schien es entweder ähnlich zu gehen oder er war einfach generell unbesorgt. Wie auch immer, ihm sollte es recht sein, besonders als er weiche Lippen auf den seinen spürte und er sich für eine kurze Ewigkeit in diesem süßen Kuss verlieren konnte.   „Wären Eier mit Speck eine gute Entschädigung?“   „Mhmh, Ausnahmsweise.“ Lächelnd drückte er Yukke nochmal seine Lippen auf, bevor er sich demonstrativ auf die Seite drehte und die Decke über seinen Kopf zog. Noch ein bisschen Dösen, das war jetzt genau das Richtige, besonders wenn man den Gedanken an leckeres Futter im Hinterkopf haben konnte.   ~*~   Der Duft frisch gebrühten Kaffees schaffte es schließlich doch Tatsuro aus seinem Deckenkokon hervor und ins Bad zu locken. Eine schnelle Katzenwäsche später schlurfte er also in den Klamotten des Vortags über den Flur und in Yukkes gemütliche Küche. Er gähnte herzhaft und streckte sich ausgiebig, bevor er sich dem lächelnden Gesicht des anderen gegenübersah.   „Na, auch endlich aus dem Bett gefallen?“   „Guten Morgen“, erwiderte er nickend und ebenso lächelnd, schlang seine Arme von hinten um Yukkes Mitte und legte das Kinn auf seiner Schulter ab. „Und was gibt es nun zum Frühstück?“ Die Frage wäre eigentlich überflüssig gewesen, denn in der kleinen Schüssel auf der Arbeitsplatte schwammen bereits einige verquirlte Eier und in der Pfanne auf dem Herd brutzelten Schinkenwürfel, aber hey, er war schließlich der Meister der überflüssigen Fragen.   „Rührei mit Schinken, wie versprochen.“ Yukke arbeitete unbeirrt weiter, hatte nur kurz den Kopf gedreht, um ihm einen Kuss auf die Schläfe zu drücken und hackte nun den frischen Schnittlauch klein. Eine Weile verharrte Tatsuro so, genoss erneut die Nähe des anderen, bevor er sich nach der Kaffeemaschine umsah, vor der bereits zwei große Becher, Milch und Zucker darauf warteten zu einem leckeren Wachmacher kombiniert zu werden.   „Wie trinkst du deinen Kaffee?“, wollte er wissen, während er in eine der Tassen bereits einen Schuss Milch gab, bevor die schwarze Brühe ihren Weg hineinfand.   „Milch und ein Löffel Zucker, bitte.“   Irgendwie hatte er den Eindruck, als würde das glückliche Lächeln heute gar nicht von seinem Gesicht weichen wollen, denn als er Yukke eine Minute später seinen Kaffee überreichte und dieser die Tasse freudig entgegennahm, hatte es sich schon wieder auf seinen Lippen breitgemacht.   „Setz dich doch schon mal.“ Der andere deutete in Richtung des kleinen Esstischs, an dem sie gestern bereits ihr Abendessen genossen hatten. „Die Eier sind gleich fertig.“   Tatsuro folgte dem Fingerzeig und schlürfte genüsslich seinen Kaffee, während er den Blick über die paar Zeitschriften gleiten ließ, die gerade so noch neben dem Toaster Platz gefunden hatten. Eine von ihnen erregte seine Aufmerksamkeit aus dem simplen Grund, weil er sie nicht kannte. Und das sollte etwas heißen, war er doch zu seinen Glanzzeiten mindestens einmal die Woche in so gut wie jedem Boulevardmagazin abgelichtet gewesen.     „Stars im Focus“, las er halblaut und runzelte die Stirn. Irgendwie hörte sich das nach einer typischen Hausfrauenzeitschrift an, was die Tatsache, dass sie ihm so vollkommen unbekannt war, noch kurioser machte. An seinem Kaffee schlürfend schlug er das Magazin auf und begann die Hochglanzseiten zu überfliegen. Nach einigen Sekunden jedoch schon von seinem Tun gelangweilt, wollte er sie gerade wieder zurücklegen, da weiteten sich seine Augen, als er Yukke auf dem Bild erkannte, dass die komplette nächste Seite ausfüllte. Aber nicht nur er war auf der Fotografie zu sehen, nein, auch Tatsuro selbst saß dort, unwissend von einem Paparazzo abgelichtet, in dem gemütlichen Café, in dem sie sich letzte Woche erst zufällig begegnet waren. Er spürte, wie seine Finger zu zittern begannen, als der optische Reiz auch andere Erinnerungen mit sich brachte, die weitaus unschönerer Natur waren. Fest kniff er die Augen zusammen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Ihm war deutlich bewusst, dass es nicht nach dem verwesenden Tierkadaver roch und auch, dass an seiner Wange kein frisches Blut herabrann. Dennoch wischte er sich fahrig über die Stelle, stieß auf die verheilende Wunde und musste den Drang unterdrücken nun panisch aufzuspringen, nur um sich im Badezimmer zu übergeben.   //Ganz ruhig//, versuchte er sich mental gut zuzureden, //du bist in Yukkes Küche, es riecht nach Rührei und es ist alles in Ordnung. Du bist nicht verletzt und dir kann auch keiner etwas antun. Alles gut.// Nur mühsam verlangsamte sich sein schnell gewordener Atem wieder und als er dachte, das Schlimmste überstanden zu haben, richtete er den Blick diesmal auf die Reportage, die das großflächige Bild auf der gegenüberliegenden Seite begleitete. Zur Ablenkung war ihm gerade alles recht, Hauptsache Yukke bekam nicht mit, dass er gerade beinahe einen halben Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Da kam ihm auch das Geschwätz einer Hausfrauenzeitschrift ganz recht, auch wenn es ihn noch immer maßlos irritierte, auf dem Foto abgelichtet zu sein. Aber wenigstens hatte er an dem Tag davon abgesehen seine Vermummung abzunehmen und so würde man ihn vielleicht gar nicht erkennen. Außerdem war der Winkel des Bildes eindeutig so gewählt worden, dass Yukke die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich ziehen würde. Tatsuro lächelte und widerstand dem unsinnigen Verlangen über die Wange seines fotografierten Drehpartners zu streicheln, was ihn jedoch nicht davon abhielt, für einen langen Moment auf die wackelnde Kehrseite des Originals zu gucken. Yukke bewegte sich leicht zu den Klängen aus dem kleinen Radio und sah in seiner Kombination aus einem viel zu großen, grauen T-Shirt und schwarzen Shorts mit Gummibärenmuster einfach nur … zum Anbeißen niedlich aus. Über sich selbst belustigt schnaubte er leise, schüttelte den Kopf und widmete sich dann lieber wieder dem Magazin in seiner Hand.   Wie schon vermutet ging es in dem Interview hauptsächlich um die Arbeiten an Ame no orchestra, was in Tatsuro jedoch die Frage aufkommen ließ, warum man sie mehr oder minder heimlich in dem Café abgelichtet hatte oder besser gesagt, warum gerade dieses Foto das Interview begleitete? Seine Augen suchten die Bildunterschrift und er stockte, als ihm der abgedruckte Name doch überaus bekannt vorkam.   S.E.E.k. stand dort und langsam aber sicher wurde ihm so einiges klar.   „… du kannst mich Seek nennen …“   Der grüne Spargeltarzan, den Yukke damals im Café als seinen Freund vorgestellt hatte, war in Wirklichkeit ein Reporter gewesen. Und vermutlich war sein Drehpartner auch nicht zufällig dort gewesen, um seinen Mango-Frappuccino zu genießen, sondern war mit Seek verabredet, um ein Interview zu geben. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf, welches sich nur zwei Zeilen weiter auch bestätigen sollte.   I: Ame no orchestra entwickelt sich ganz offensichtlich zu einem Meilenstein Ihrer Filmkarriere, aber unsere Leser würde nun auch brennend interessieren, wie sich die Zusammenarbeit mit Ihrem Drehpartner, Iwakami, Tatsuro, gestaltet?   Y: Wir haben ein gutes Arbeitsverhältnis und Tatsuro-san ist ein sehr kreativer und interessanter Mensch. Ein wenig zu exzentrisch für meinen Geschmack *lacht*, aber ich glaube, genau das braucht unser Film.   I: Erzählen Sie uns mehr darüber.   Y: Na ja. (Yukke-san räuspert sich und spielt etwas nervös wirkend mit seinen Fingern.) Um ehrlich zu sein, ist es nicht einfach mit ihm zu drehen.   I: Wie meinen Sie das?   Y: Wir können uns nur selten an das Drehbuch halten, weil er sehr gerne improvisiert und müssen daher auch oft Szenen nachdrehen. Aber, wie schon gesagt, ich denke, es schadet der Produktion nicht. (Yukke-san lächelt.)   I: Hat es Sie anfänglich nicht verwundert, dass eine Filmgröße wie Tatsuro-san plötzlich in einer Indie-Produktion mitwirken wollte?   Y: Oh doch. Als Miya-san (Yaguchi, Masaaki, Produzent und Regisseur von Ame no orchestra) mir davon berichtet hat, war ich entsetzt.   I: Entsetzt? Das müssen Sie uns näher erklären.   Y: Tja, vermutlich jeder hat damals doch die Kontroversen mitbekommen, die die letzte Staffel von WORLD OF DECEPTION begleitet hat, oder?   I: Sie sprechen von der Affaire mit Matsumoto, Nobu, die ihm nachgesagt wurde?   Y: Unter anderem …   Tatsuro fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich und seine Hände zu zittern begannen. In diesem Augenblick kam Yukke mit zwei gefüllten Tellern an den Tisch getreten und stellte diese ab. Noch immer lächelte der andere, noch immer wirkte er so, als wäre das, was dort im Interview geschrieben stand, nichts weiter als eine Farce. Aber nein, nicht das Interview war die Lüge, dieses Lächeln war es. Ihre gemeinsame Nacht war ein Hohn, genau wie Yukkes Fürsorge oder sein Verständnis. Mit Wucht warf er die Zeitschrift mitten auf den hübsch angerichteten Teller und stürmte aus der Küche. Er würde keine Sekunde länger hier bleiben. In seiner Brust stach es und er bekam kaum noch Luft, als er sich nach seinen Schuhen bückte.   „Tatsuro?“ Yukkes verständnislose Stimme drang an seine Ohren, aber er ignorierte sie, zog sich die Jacke über und riss die Tür zum Hausflur auf. „Hey, was ist denn los?“   Er hatte bereits zwei Schritte in Richtung der Treppen gemacht, als Yukke in der Haustür auftauchte. Langsam drehte er sich herum und fixierte den anderen für einen langen Moment, ohne etwas zu sagen. Es waren nicht mal Yukkes Worte, die ihn so erschütterten – er wusste selbst, dass die Medien nach dem Staffel-Ende von WORLD OF DECEPTION kein gutes Haar an ihm gelassen hatten, was also hätte Yukke denken sollen? Nein, es war die Tatsache, dass der andere einfach so über ihn gesprochen hatte, nur um kurz darauf so unwissend und überaus verständnisvoll zu tun, als er ihm am Abend von Nobu und der ganzen Misere erzählt hatte. Yukke hatte das Interview mit keinem Wort erwähnt und hätte es vermutlich auch nie, hätte er es eben nicht zufällig gelesen.   „Wir sollten das hier und jetzt beenden“, hörte er sich sagen, auch wenn sich seine Lippen, sein ganzer Körper kalt und taub anfühlte. „Ich wusste von Anfang an, dass wir uns nicht zu nahe kommen sollten. Du bist ein Kollege und nicht mehr, die letzte Nacht war ein Fehler.“ ER drehte sich herum, doch noch bevor er einen weiteren Schritt hätte gehen können, spürte er Yukkes Hand auf seiner Schulter.   Plötzlich stieg tosende Wut in ihm hoch, als wäre die Berührung ein Stromschlag gewesen, der ihn wieder zum Leben erweckt hatte.   „Fass mich nicht an“, zischte er, während er in einer fließenden Bewegung herumgewirbelt war und Yukkes Hand unsanft fort geschlagen hatte. „Wag es nicht mich noch ein einziges Mal anzufassen!“ Seine Stimme wurde immer lauter und hallte von den kahlen Wänden des Hausflures wieder. „Ich weiß jetzt, was du von mir hältst. Ich hab mich einmal verarschen lassen, Yukke, nochmal passiert mir das nicht. Halt dich in Zukunft gefälligst von mir fern!“   Ohne noch einen einzigen Blick zurück stürmte er die vielen Treppen nach unten und verließ mit einem lauten Knall den Appartementblock. Das leise „Tatsue …“ hatte er bereits nicht mehr gehört.   ~*~   Tatsuro wusste nicht mehr, wie genau er nach Hause gekommen war, nur dass er den ganzen Weg bis zu seiner Wohnung gerannt war. Dementsprechend brannten seine Lungen nun, als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ und am glatten Holz herabrutschte. Keuchend saß er auf dem kalten Fußboden seines Flurs, die Beine an den Körper gezogen und die Arme darübergelegt und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Gott, er war so dumm gewesen. Wie hatte er nur für eine Sekunde glauben können, dass Yukke anders war? Warum hatte er sich von seiner Freundlichkeit täuschen lassen? Noch immer rauschte die Wut heiß durch seine Adern und um ehrlich zu sein, begrüßte er diesen Umstand sogar. Mit Wut konnte er umgehen, Wut war allemal besser als dieses dumpfe, schmerzhafte Gefühl des Verrats, welches knapp unter der brodelnden Schicht in seinem Inneren lauerte.   Er hatte inständig gehofft, sein Bruder wäre, wie so oft in letzter Zeit, bei Miya zu Besuch, aber als er schwere Schritte auf sich zukommen hörte, wusste er, dass seine Hoffnung vergebens war. Mit einem leisen Geräusch wurde die Krücke gegen die Wand gelehnt, bevor Satochis angestrengtes Atmen davon zeugte, dass er sich zu ihm auf den Fußboden setzte. Tatsuro hatte den Kopf auf seine Arme gelegt und spürte nun eine warme Hand, die über seinen Hinterkopf streichelte.   „Willst du reden?“   Ein verneinendes Kopfschütteln.   „Okay.“   Wieder raschelte es, als Sato sich neben ihn hockte und seinen Arm über seine Schultern legte. Wie lange sie schweigend dort saßen, wusste er nicht. Die Zeit schien bedeutungslos, während seine Gedanken rasten und doch zu keinem sinnvollen Ergebnis kamen. Irgendwann hatte er sich ein wenig zur Seite kippen lassen und lehnte nun schwer gegen Satochi. Aber dieser hatte sich mit keiner Silbe beschwert und saß auch jetzt noch immer neben ihm – ein stummer Wächter und der einzige Mensch, der bedingungslos für ihn da war. Plötzlich brannte die Wut nicht mehr nur in seinen Adern, sondern auch hinter seinen geschlossenen Lidern und er drehte den Kopf so, dass er ihn gegen die Brust seines älteren Bruders verbergen konnte.   „Satochi … ich hab einen verdammt großen Fehler gemacht“, nuschelte er, bevor er sich seinen verfluchten Emotionen ergab.     -_-_-_-_-   Oh Mann, dieses Kapitel hat mich echt wieder Nerven gekostet. Ich hoffe mal, Tatsuros Reaktion auf das Interview ist nachvollziehbar und dass mir der Bruch zwischen der vertrauten Zweisamkeit der beiden zu Tatsuros Abgang gelungen ist. Wie immer würde ich mich riesig über Feedback freuen und wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)