[Volatile] - Inception von -Amber- (‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘) ================================================================================ Kapitel 39: Follow you into the dark ------------------------------------ ‚Love of mine, someday you will die But I'll be close behind and I'll follow you into the dark‘ *Arthur* Du liebst mich wirklich, oder? Eames Arme hielten ihn fest umschlungen, Arthur schmiegte sich in sie, genoss den Moment, bevor er sich drehte. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, zusammen mit Worten der Bestätigung. Doch beides erstarb, als er in Toms Gesicht blickte. Kalter Schweiß stand jenem auf der Stirn, die Haut war blass und fahl, die Lippen blutig, die Augen dunkel - wie tot. Er atmet nicht! Er atmet nicht! Er atmet nicht!... Yusufs Gesicht taucht auf, blickt ihn mahnend an. „Er lebt, aber du bist Schuld daran, wenn er doch noch stirbt!!!“ Arthur spürte, wie er in sich zusammensackte, wie er fiel... Ruckartig hob er den Kopf. Blickte sich blinzelnd um. Er saß neben Eames Krankenbett. Sein Nacken schmerzte, er spürte Speichel an seinem Mundwinkel. Sein Kopf pochte. Offenbar war er von den monotonen Geräuschen der Geräte eingeschlafen. Er wischte sich über den Mundwinkel, sammelte sich einen Moment. Der Blick aufs Handy verriet ihm, dass es später Nachmittag war. Fast 30 Stunden war es nun her, seit Yusuf ihm erklärt hatte, dass Tom in einem komatösen Zustand war. Die Fahrt war rasant gewesen. Er war ein guter Autofahrer, zum Glück. Dennoch war es ihm so vorgekommen, als kämen sie viel zu langsam voran. Besonders ab dem Moment, in dem Yusuf von hinten gerufen, er das Gaspedal ganz hinunter gedrückt hatte. Er hatte Yusuf angeschrien, dass er ihn gefälligst wieder zurückbringen solle. Am schlimmsten war letztlich aber das Warten nach der Ankunft gewesen. Denn in dieser halben Stunde hatte er nichts tun können. Er hasste es! Er wusste, dass er nur im Weg stehen würde. Zur Untätigkeit verdammt war er auf und nieder marschiert, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Panisch ob der Möglichkeit, dass Tom nicht wieder zu atmen beginnen könnte. Als der Chemiker endlich zu ihm trat, es ruhiger geworden war, war ein Gedanke ganz klar: „Wenn er tot ist, bin ich dafür verantwortlich.“ Nun, er lebt... Arthur spürte die Erleichterung genauso heftig, wie die Sorge um das ‚Aber‘. „Es ist meine Schuld...“, hatte er gestammelt, nachdem Yusuf ihm erklärt hatte, was geschehen war. Das war seine Strafe für die Unvernunft. Sein Daumen strich über den Rücken der Hand, die kühl und schwer in seiner lag. Sein Blick glitt über das Gesicht, das so friedlich wirkte. Der Anblick dieses reglosen Körpers machte ihn wahnsinnig. Keine Regung, keine Bewegung, nichts. Das EKG zeigte nur selten, dass Tom offenbar dort, wo er sich befand, etwas empfand. Hin und wieder bildete sich Arthur ein, dass die Augen zuckten. Teilweise glaubte er, gespürt zu haben, dass der Körper sich anspannte, dass sich seine Hand verkrampfte. Vermutlich alles nur Wunschdenken. Das Koma, so hatte es ihm Yusuf erklärt, war ein Schutzmechanismus, den Toms Körper aufgrund der Vergiftung, des Stresses, der Gesamtsituation ziemlich effektiv aufgefahren hatte. Arthur wusste, dass das alles seine verfickte Schuld war. ER hätte vernünftig sein müssen. ER hätte dafür sorgen müssen, dass Tom nichts trinkt, dass er mehr schläft, dass er die Rippen nicht damit belastet, ihn auf Kommoden oder sonstwohin zu heben. ER hätte ihn schonen müssen, ihn vor sich selbst beschützen müssen. ER hätte vermutlich zu dem Abend gar nicht zusagen dürfen. Sie hätten nie ausgehen sollen. Die Selbstvorwürfe fraßen ihn auf. Nun saß er schon seit fast 30 Stunden hier, wich kaum von seiner Seite, nur um zu rauchen, um einen Moment Pause zu haben. Yusuf hatte ihn am Morgen zwangsweise nach Hause geschickt, damit er duschen konnte, sich umziehen. Er hatte noch immer das Hemd vom Four Seasons angehabt, auf dem Jackett hatte er Blut entdeckt. Vermutlich von Toms aufgebissener Lippe. Als er schließlich zurückgekehrt war, hatte sich nichts verändert. Die Regungslosigkeit machte ihn rasend. Egal was er versucht hatte - nichts schien Eames zu bewegen. Er hatte zu ihm gesprochen, hatte ihm gesagt, dass er ihn brauchte, dass er zu ihm kommen solle, dass er aufwachen musste. Er hatte ihn versucht zu wecken, hatte ihn verflucht, ihm Vorwürfe gemacht - nichts, reglos. Zumindest hatte der Job reibungslos funktioniert. Der Lieferwagen war ‚entsorgt’ worden. Alle Spuren hoffentlich beseitigt. Jesse hatte den Chip abholen lassen. Als sie telefonierten, war jener guter Dinge gewesen, was den Chip betraf. Auch er machte sich Sorgen um Eames, hatte Arthur gebeten, dass er ihn auf dem Laufenden halten möge. Noch hatte Arthur nicht nachgesehen, ob Geld auf sein inoffizielles Konto transferiert worden war. Auch Nachrichten hatte er noch nicht gelesen oder gesehen. „Hast du eine Ahnung, für wen er das Geld braucht? Mit wem er sich angelegt hat?“ Weder Jesse noch Yusuf wussten es. Tom, der elendige Geheimniswahrer! Warum musst du so viele Geheimnisse haben? Er hätte beharrlicher nachfragen müssen. Sehr genau hatte Arthur noch Toms Gefuchtel mit der Gabel vor Augen, als sie am Sofa beim Essen saßen und er ihm erklärt hatte, wie leicht es gehen würde, sich von den Schulden zu befreien. Die letzte Attacke hatte Arthur deutlich gemacht, dass die Italiener sicher keine Scherze verstanden. Vermutlich hatten sie jetzt schon Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Toms Handy war komplett ausgeschaltet worden vor dem Job. Arthur traute sich nicht, es einzuschalten. Einen Code kannte er ohnehin nicht. Und was wusste er, ob die Italiener es orten würden können. Arthur hob die Hand an seine Wange, schmiegte sich einen Moment an diese schloss die Augen, küsste sie sanft. Ihm musste etwas einfallen. Irgendwie musste er an ihn herankommen. Die Idee, die er letzte Nacht kurz gehabt hatte, drängte sich wieder auf. Arthur hörte Schritte, legte Toms Hand zurück auf das Bett, lehnte sich im Sessel zurück. Als Yusuf hereintrat, blickte er zu ihm. „Was ist deine Einschätzung?“, sagte er seltsam abgeklärt. „Ist er ohne Bewusstsein, oder bei Bewusstsein?“ Er sah Yusuf fragend an. Soweit er wusste, war sich die Forschung unschlüssig, was bei einem Koma der Fall war. Doch wenn Tom bei Bewusstsein wäre, dann würde er vermutlich träumen, oder? Nun, dann gab es auch eine Chance an ihn heranzukommen, oder? ‚The time for sleep is now But it's nothing to cry about 'Cause we'll hold each other soon in the blackest of rooms‘ (https://youtu.be/NDHY1D0tKRA) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)