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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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Breathe you in my dreams

*Arthur*
 

Schließlich fuhr er fort, sich die Dateien von Jesse durchzusehen. Interessant waren vor allem die Termine, die er zu dem Zeitpunkt fand, als die Eltern des CEO gestorben waren. Offenbar ging es um das Erbe, denn es gab erstaunlich viele Anwaltstermine in Philadelphia, schließlich auch Termine mit einem Pflegeheim. Arthurs Neugierde, was ihn dort erwarten würde, wuchs. Und für einen Plan B eigneten sich Familiendramen immer ganz hervorragend.

Von Jobs hörte er nicht viel. Einmal schien er mit jemandem zu diskutieren. Es wurde lauter drüben, aber an der Art der Gesprächsführung merkte man, dass es auf Italienisch war und sich vor allem wirklich nur um ein Telefonat handelte. Dann wurde es wieder ruhig. Arthur war mittlerweile durch die Informationen durch. Jesse hatte ihm grünes Licht gegeben, dass er die Karten manipulieren konnte und überwachen würde, wann Jobs das Zimmer verließ.

Arthur stand auf, packte das MacBook ein und ging kurz ins Bad. Er hatte Jesse angewiesen, ihn am Handy zu kontaktieren, wenn es etwas gab. Als er zurück in den so stillen Raum kehrte, blickte er auf Eames. Vielleicht sollte er sich auch ein wenig ausstrecken, nur ein paar Minuten. Er stellte seinen Timer auf 30 Minuten, dann legte er sich neben den anderen, drehte sich zu ihm und blickte ihn an. Die Gedanken an seine Küche kehrten zurück, an das, was zwischen ihnen passiert war. Dass es so schnell so intensiv wurde, wenn sie mal alleine waren, hätte er nicht gedacht. Hätte er sich mehr wehren sollen, als er ihn um den Schlafplatz gebeten hatte? Vielleicht. Das hätte ihm vermutlich einiges erspart. Und doch bereute er es nicht in dem Maße, wie er es angenommen hätte, wenn er vorher hätte absehen können, was auf ihn zukam. Thomas Eames – sein Kryptonit. Und eigentlich wusste er bis heute nicht, warum das seit der ersten Sekunde so gewesen war. Er ließ ihn schwach werden – nicht nur im negativen Sinne. Nur früher hatte er der Versuchung wiederstehen können. Jetzt hatte er von ihr gekostet.

Er legte seine Hand auf die Schulter des anderen, kuschelte sich etwas an eben diese, dann schloss er die Augen. Nur ein wenig ausschnaufen… Beta-Blocker fuhren nur leider auch den Kreislauf hinunter, senkten die Herzfrequenz. Es war schön, so neben dem anderen zu liegen, es fühlte sich beruhigend an. Müdigkeit befiel ihn, ließ ihn einschlafen.
 

Der Klingelton seines iPhones drang aus sehr weiter Ferne zu ihm, riss ihn aus ungeahnten Tiefen. Verschlafen tastete er nach diesem und merkte, dass es nicht der Timer war, der ging, sondern dass Jesse anrief. Er ging verschlafen hin. „Zeit aufzustehen, ihr Schlafmützen! Er ist gerade aus dem Zimmer gegangen. Ich melde mich, wenn ich sehe, dass er das Hotel verlässt oder sich sonstwo niederlässt.“
 

*Eames*
 

Es war heiß in Mombasa; Arthur war auch da. Er hatte es sich auf dem klapprigen Holzstuhl seiner Dachterrasse gemütlich gemacht und schlurfte einen Margarita. Eine süße Schwarzhaarige, die genauso aussah wie Arthur – ihr Name war Enya – lehnte an dem hölzernen Geländer und genoss die bunte Aussicht. Sie trug ein leichtes, hellrotes Sommerkleid und strahlte.

Er lebte in einem der äußeren Randbezirke – eins der Ghettos. Hier regierte das Gesetz der Straße, nicht die Polizei. Trotzdem fühlte sich Eames hier wohl in seiner Haut; wie ein Fisch im Wasser. Lebendiger, als er sich je in London gefühlt hatte; geschweige denn in den USA, in Italien, Bangkok, Tokyo, oder sonstwo, wo er länger als eine Woche geblieben war. Deswegen kehrte er immer wieder ins heiße Kenia zurück, selbst im Traum.

Er wusste, dass er träumte. Das Bild war zu schön um wahr zu sein und das Gefühl von Familie zu surreal. Trotzdem setzte er sich zu seinem Lover, klaute ihm die Kirsche aus dem Drink und einen Kuss und genoss dann ebenfalls die frühabendliche Sommerbrise.

Gemütlich und warm, so warm. Rotorange umrandet von der untergehenden Sonne.

I breathe you in my dreams…

(https://youtu.be/1nEnenji0PI)
 

Ein eindringlicher Ton ließ ihn abrupt erwachen. Er zuckte merklich zusammen und blinzelte irritiert. Das Gesicht im eindeutigen Missgefallen eines Morgenmuffels verzogen.

Arthur lag neben ihm und fummelte an seinem Telefon herum.

Jesses dumpfe Stimme am Apparat. Er verstand nur die Hälfte...
 

‚.... Schlafmützen! … gerade aus dem...immer gegangen....

… ich melde mich, wenn ich sehe... Hotel verlässt...‘
 

Arthur neben ihm, war ein weitere Faktor, der ihn von Jesses Gelaber ablenkte. Wann war das denn passiert? Vielleicht hatte sein Ausflug ins warme Mombasa einen Auslöser gehabt.
 

»Er meldet sich, wenn er etwas mitbekommt, richtig?«, murmelte er und griff nach Arthur, wie nach einem übergroßen Stofftief.

»Wir haben also noch Zeit...«

Zog ihn eng an sich – kleiner Löffel zu großem Löffel – und blieb einfach liegen. Wenn er wach werden musste, konnte er. Aber er redete sich gerade gern ein, dass das nicht nötig war... kaum zu Ende gedacht, war er schon fast wieder eingeschlafen.
 

*Arthur*
 

Arthur hatte sich zum Telefonieren zur Seite gedreht. Es war mit einem Mal viel kühler um ihn. An Eames gekuschelt war es wärmer gewesen. Jesse hatte aufgelegt, bevor er noch etwas sagen konnte. Er fühlte sich, als habe ihm jemand mit dem Vorschlaghammer eine verpasst. Der Anruf hatte ihn wirklich aus ungewohnten Tiefen geholt. Wann hatte er das letzte Mal so tief geschlafen? Er konnte sich nicht erinnern, es muss Jahre her gewesen sein. Arthur versuchte sich zu strecken, versuchte, wieder in Schwung zu kommen, aber so recht wollte ihm das nicht glücken.

»Er meldet sich, wenn er etwas mitbekommt, richtig?«, hörte er das sonore Brummen des offenbar genauso Verschlafenen hinter sich. Dann spürte er, wie dieser ihn umarmte und zu sich zog. »Wir haben also noch Zeit...«

Arthur verspannte sich, zum einen, weil sie sich bereithalten mussten und jetzt wirklich keine Zeit war, hier im Bett weiter zu kuscheln. Zum anderen aber auch aus Prinzip, wenn Eames ihn mit einem Mal so nahe kam.

„Wir sollten aufstehen“, protestierte er, weil er protestieren musste. Der schwere Arm, der ihn hielt, der viel breitere Körper, der ihn umschloss, der Atem in seinem Nacken, die Wärme – wirklich nachhaltig war sein Widerstand nicht. Die Ruhe, die ihn gerade so tief hatte schlafen lassen, kehrte zurück, eroberte die ohnehin wenigen Bereiche seines Körpers zurück, die willig gewesen wären, aufzustehen. Seine Augen hatten sich geschlossen, ohne dass er es wirklich gemerkt hatte. Tief ausatmend rutschte er tiefer in die Umarmung und legte seinen Arm auf den des anderen, ließ seine Finger zwischen die des anderen gleiten, hielt ihn so. Sein Timer begann zu klingeln, er stoppte das Signal mit der Hand, die das iPhone noch immer hielt. Nur ein paar Minuten, bis Jesse anrief, wollte er diese ungewohnte Ruhe genießen. Die Kraft, die er daraus schöpfte, würde er brauchen können.
 

Es dauerte tatsächlich etwa, bis sich der Hacker wieder meldete. Diesmal war Arthur jedoch schneller wach und auch wirklich fitter. „Und?“, meldete er sich nicht mehr ganz so verschlafen, aber noch immer mit geschlossenen Augen.

Er sitzt bei einem Italiener in der Innenstadt. Ich denke, ihr habt jetzt genug Zeit, das Zimmer in Augenschein zu nehmen. In 5 Minuten schalte ich eine Schleife für die Kameras im Flur, ich schicke eine Nachricht“, berichtete Jesse. „Aye!“ Arthur ließ die Hand sinken, öffnete die Augen. Er lauschte hinter sich. War Eames fit? Er könnte auch allein rübergehen. Aber der Forger kannte sich in manchen Dingen besser aus als er, wenn es darum ging, geheime Verstecke zu finden. Er entließ die Hand des anderen aus seiner. Vorsichtig drehte er sich und blickte Eames an. „Können wir?“, fragte er. „Ich kann auch alleine rüber.“
 

*Eames*
 

Der Schatten im Zimmer war ein wenig gewandert. Das war das erste, dass Eames auffiel, als er die Augen wieder öffnete. Jesse hatte schon wieder angerufen und sie hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Als Arthur sich zu ihm umdrehte verspürte er schon wieder den Drang einfach mit ihm liegen zu bleiben, aber etwas in seinem Hinterkopf begann allmählich Alarm zu schlagen.

Friendly reminder: es geht noch immer um deinen Arsch!

Er verlor sich noch eine unendlich lange Sekunde in den glasigen, dunklen Augen, ehe er sich wieder aufraffte.

»Nein, nein«, murmelte er müde und stemmte sich mit dem Arm in eine sitzende Position. Sein Anzug war nur leicht zerknittert von seinem steinartigen, unbeweglichen Schlaf. Eine weitere Eigenschaft, die er aus seiner Zeit im Dienst hatte.
 

»Ich mach mich nur schnell frisch, dann können wir.«
 

Etwas steif stand er vom Bett auf und verschwand im Bad, wo er sich ein wenig Wasser ins Gesicht spritzte. Er war ein wenig bleich um die Nase, sein Kreislauf musste erst wieder ins Rollen kommen.

Danach stieß er wieder zu seinem Partner.
 

»Dann mal auf ins Gefecht.«
 

*Arthur*
 

Arthur setzte sich seufzend auf, nachdem Eames im Bad verschwunden war. Einen Moment fuhr er sich mit den Händen über das Gesicht. Hatte er gestern nicht noch sich ins Gewissen geredet, dass er Eames nicht trauen sollte? Und jetzt waren sie sich so seltsam nah. Oder vielleicht genau deshalb? Eames wusste mittlerweile Dinge von ihm, die ihn angreifbar machten. Vermutlich suchte er die Nähe, um Sicherheit zu erlangen. Dennoch sollte er in Zukunft solche Situationen meiden. Die Fallhöhe war zu groß und wurde so nur immer größer. Er blickte auf die Uhr. Es war 19:30Uhr, noch keine 24Stunden mit Eames unterwegs und nichts war so wie vorher.

…and the difference is you

Dinah Washingtons Song gestern schien prophetische Ausmaße anzunehmen.

Er stand auf, ging zu seinem Koffer und holte einen Verstärker heraus, den er am Balkon anbrachte. Dann koppelte er ihn mit seinem Handy und einer Wanze, die er in der Suite nebenan versuchen würde anzubringen. Vermutlich hatte Jobs einen Störsender, aber sie konnten es ja mal versuchen.



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