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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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Tokyo Sunrise

*Arthur*
 

Im Arbeitszimmer surrte sein iPhone, als er eintrat. Er griff danach und las die Nachricht, die er bekommen hatte. Kurz zog sich seine Stirn zusammen, dann blickte er auf den Kalender und tippte dann eine Antwort ein. Abschließend speicherte er einen neuen Termin.

"Entschuldige", sagte er knapp und trat dann zu Eames und deutete auf die Pinnwand. "Ich hab alle Infos, die ich bekommen hab, versucht zu strukturieren. Die Zettel mit roter Schrift sind noch offene Punkte." Er ließ dem anderen Zeit, alles anzusehen. "Meine Idee ist, ihn im Hotel beim Gang zu einem Event abzupassen. Vielleicht kann man ihn über den Blutzucker ausschalten. Jesse überprüft, was er auf seinem Handy hat. Vielleicht haben wir Glück und er steuert sein Insulin über eine App."
 

*Eames*
 

Belfast.

Während Arthur auf seinem Handy herumtippte, war Eames in der Mitte des Raumes stehen geblieben. Den Blick unverwandt auf die Uhren gerichtet. Es war schwer für ihn zu beurteilen, was er dabei empfand, aber er bedauerte sehr, dass Alkohol und Somnacin so schlecht zu kombinieren waren.

Er entdeckte sein Gesicht. Eine schmeichelhafte Bleistiftzeichnung, er sah recht jung aus. Leider hatte sie keinen besonderen Platz zwischen den dutzend anderen Skizzen von Personen an Arthurs Wand der Inspiration und Erinnerungen.
 

Dann erst betrachtete er Arthurs Werk, die Pinnwand. Das hatte er von Dom gelernt. Oder Dom von ihm? Schwer zu sagen, aber die Ausarbeitung war exzellent... und Arthur wunderte sich, dass er ausgerechnet zu ihm kam!
 

»Gut.« Der unbeeindruckte Ton der Aussage schmälerte den Erfolg beinahe. Mochte an der irrationalen Wut liegen, die in ihm aufstieg.

Wovor hast du Angst, Arthur?
 

»Sehr gut. Wenn er eine Pumpe hat, sind wir nicht mal unbedingt auf eine App angewiesen. Mit der passendes Ausrüstung kann man diese Dinger auch von außen fernsteuern.«
 

Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und starrte fachmännisch auf die Tafel. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine tiefe Furche gebildet.
 

»Gibt es schon Infos zu Events im Four Seasons, an denen Jobs teilnimmt?«
 

*Arthur*
 

Die Die Körperhaltung wirkte abweisend, sein Blick kritisch. Arthur folgte diesem an die Wand, wo die Uhren hingen, von denen eine bis vor kurzem etwas anderes angezeigt hatte. Er schluckte. Ob jener doch am Vormittag zumindest... Er biss sich leicht auf die Unterlippe und sagte nichts dazu. Sie sollten sich jetzt ohnehin lieber der Pinnwand widmen.

Die Begeisterung des anderen für seine Vorarbeit hielt sich in Grenzen. Na herzlichen Dank auch! Arthur wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht passte. Es machte ihn nervös, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ und so tat, als sei alles bester Ordnung. Er nickte, als Eames erklärte, dass die Insulin-Zufuhr die Schwachstelle war, die man auf die ein oder andere Art würde nutzen können. Jetzt kam es nur auf den passenden Moment an. Und auch in diese Richtung hatte er bereits recherchiert.
 

Unter einem Foto von dem durchaus gutaussehenden Italo-Amerikaner hingen Fotos, die er in den Social Media Netzwerken gefunden hatte. Fotos von Massage-Sessions; Jobs mit einem Mann, einer Frau, mit dem aktuellen CEO in New York. Seine beiden Bodyguards;

"Jobs steht auf Massagen und im Four Seasons wird er das vermutlich in Anspruch nehmen. Das können wir sicher später noch herausfinden. Wenn ich sage, dass er darauf steht, dann meine ich das auch so. Offenbar ist er mal angezeigt worden, weil er angeblich eine Masseurin namens Andrea Guerra sexuell belästigt hat. Die Anzeige wurde aber zurückgezogen.“ Die Italiener hatten ohnehin ein seltsames Rechtssystem.

„Außerdem hat er einen Schulfreund, der in New York wohnt und den er bei seinem letzten Aufenthalt hier besucht hat. Der Freund hat ziemlich viele Fotos von einer Party im Cielo gepostet.“ Er deutete auf das entsprechende Foto.

„Seine Schwester wohnt im ehemaligen Elternhaus in Philadelphia. Wie da die Beziehung ist, weiß ich nicht. Ich hoffe, wenn Jesse mir die Daten vom Handy schickt, dass ich dann ein besseres Bild habe. Die Eltern sind tot. Ich könnte nach Phili fahren und mir das Haus ansehen. Wir brauchen eine Möglichkeit für eine zweite Traumebene, wenn es zu Komplikationen kommt.“ Auf einem der Fotos war eine junge, eher verschlossen wirkende Frau mit einem Labrador-Welpen zu sehen.

„Die beiden Geschäftsessen, die du erwähnt hast, sind zum einen mit Alexander Homes, dem hiesigen CEO, der ihm vermutlich gratulieren will, dass er in Italien den ‚Exceptional Foreign Entrepreneurs – Award‘ gewonnen hat. Der andere Termin ist in einem Golf-Club-House mit keinem geringeren als Gregor Methew, einem der Millionen mit sehr fragwürdigen Geschäften in der Immobillien-Branche gemacht hat und jetzt Gründer von ScamAwareness ist, einem wohltätigen Unternehmen für Betrugsopfer. Dem würde ich auch zu gerne mal auf die Füße treten…“ Er atmete kurz durch, blickte wieder auf die Pinnwand und überlegte, wo er fortfuhr.

„Wie gesagt, wenn Jesse das Handy geknackt hat, weiß ich mehr“, sagte er wieder an Eames gewandt. Er deutete auf die eine Seite der Pinnwand, an die er alle Informationen über das Hotel festgehalten hatte. „Im Grunde wird ein Traum im Hotel das einfachste sein. Es ist ein gewohnter Ort, den ich perfekt in ein Labyrinth verwandeln kann und den er mit Leichtigkeit füllen kann. Ich würde gerne dort zuschlagen. Kommt natürlich darauf an, wie kooperativ dein Kontakt ist und wie schwierig es ein wird, sich Zutritt zu verschaffen. Jesse meinte, er würde sich auch das Sicherheitssystem vornehmen. Vermutlich kann er uns unsichtbar machen. Gut wäre es auch, wenn wir den Chip austauschen. Unter Umständen fällt Jobs das erst auf, wenn er wieder in Italien ist. Die Frage ist nur, welches Szenario du schaffen willst, damit er das Versteck verrät. Er sollte irgendwie in die Notwendigkeit kommen, an seine Daten kommen zu müssen…“ Dafür war aber Eames zuständig und letztlich auch der Profi.
 

*Eames*
 

„Dem würde ich auch zu gerne mal auf die Füße treten…“
 

Er war vielleicht schlecht drauf und sein Magen fühlte sich an, als wäre er mit großen, schweren Steinen gefüllt, aber diese Aussage brachte ihn zum Lächeln. Er schnaufte einen amüsierten Laut dabei. Rechtschaffenes Kerlchen. So war er eben. Eames bewunderte das. Nur war Gerechtigkeit nicht alles was zählte.
 

Mit dem Zeigefinger streichelte er nachdenklich seine Unterlippe, während sein Blick nach wie vor auf der fein verzweigten Pinnwand lag.

»Du hast Recht, wir sollten nach Phili fahren. Wir müssen ihn bei den Eiern haben, falls er misstrauisch wird. Vielleicht finden wir heraus, wie sein Verhältnis zu seiner Schwester ist. Das könnte nützlich sein.«

Unter Umständen könnte man ein Schriftstück von ihr einbringen, um ihn emotional angreifbar zu machen. Das war ein weit verbreiteter Trick beim Dream-Sharing.
 

»Gute Arbeit«, gab er endlich zu, als Arthur geendet hatte. Dabei verpasste er ihm einen lobenden Klaps auf den Rücken, der etwas brutaler herauskam, als geplant. Die Wut war noch nicht verflogen.

Was die Extraktion anbelangte: das würde kommen, da war er sich sicher. Es kam immer. Er musste seinem lieben Mister Fister noch ein bisschen mehr nachstellen, dann würde er ihn perfekt im Traum nachstellen und so an alle wichtigen Informationen kommen. Eine weitere Person zu involvieren war nicht nötig, so weit er beurteilen konnte. Nicht, wenn sie vielleicht sogar Yusuf mit in den Traum nehmen konnten.
 

*Arthur*
 

Es war fast wie in der Schule. Man hatte ein Referat über Quantenphysik gehalten und blickte den Lehrer fragend an, der unverwandt versuchte zu verstehen, was man eigentlich gesagt hatte, bevor er sich dann doch zu einem halbherzigen Lob herabließ, obwohl er einen besseren Vortrag vermutlich nicht mal an der Uni gehört hätte. Er brauchte ja nicht überschwängliche Jubelrufe, weil er seinen Job gemacht hatte, aber irgendeine Reaktion?!

Als Eames endlich den Mund aufbekam, war es so gar nicht das, was er hören wollte. Wir sollten nach Philli fahren.?!? Arthur hob irritiert die Augenbrauen. Der Forger hatte recht, dass Blutsverwandte meist wirklich ein gutes Druckmittel bildeten. Eine Schwester, die scheinbar entführt worden war, motivierte viele dazu, Geheimnisse schneller preis zu geben. Aber letztlich würde es vermutlich reichen, wenn ER alleine fuhr.

Er legte sich gerade Worte zurecht, die nicht zu abweisend waren – Eames schien schließlich irgendwie… angesäuert zu sein, als er einen Schlag auf die Schulter verpasst bekam, dem er allein schon wegen des Muskelkaters in den Schultern gerne nachgab und leicht zur Seite stolperte. Er verzog das Gesicht und legte seine Hand auf die Schulter, diese vorsichtig kreisen lassend, bevor er sich wieder streckte. Zu dieser liebevollen Geste wurde noch ein „Gute Arbeit“ ausgespuckt, dass sich Eames auch gern sonst wohin stecken durfte. Arthur grummelte innerlich.

Er verzog etwas genervt die Lippen, blickte auf die Wand, für die er seinen Schlaf geopfert hatte. Sein Kiefer knirschte, doch er schluckte den aufkommenden Ärger hinunter. Kryptonit!
 

„Bist du mit deinem Muskelprotz denn schon so weit durch, dass du ihn forgen kannst?“, fragte er. „Ansonsten kann ich auch einfach allein nach Philadelphia fahren.“ Drei Stunden Fahrt und ein paar Stunden vor Ort alleine klangen irgendwie verlockend. Einfach vor sich hin zu arbeiten ohne ständig jemanden bei sich zu haben, hatte ihm vorhin wirklich gut getan.

All I need is a little time

To get behind this sun and cast my weight

All I need is a peace of this mind

Then I can celebrate…

(https://youtu.be/mTHjFeXmnHs)
 

*Eames*
 

Tat weh, hu?, dachte er amüsiert und sah zu, wie Arthur durch den Schlag etwas zur Seite schwankte. Den hatte er verdient! - fand er. Eigentlich noch einen.
 

»Nein, das mit Foster dauert noch. Ich wollte ihm heute Nacht folgen, seine Schicht endet um Mitternacht.«

Er hatte wohl recht... wenn Arthur allein fuhr, sparten sie Zeit. Auch wenn er sich die Fahrt irgendwie schön vorgestellt hatte. Nur sie beide; ein kurzer Ausflug; wie Urlaub. Ein paar hitzige Diskussionen waren natürlich vorprogrammiert, aber nichts Schlimmes. Bis morgen würde er seinen Ärger bereits heruntergeschluckt haben, da war er sich sicher. Er neigte zu impulsiven Aktionen, aber er war nicht dumm. Der Job war verdammt wichtig und ihre Krise konnten sie danach immer noch austragen.
 

»Wenn du meinst, fahr allein. Aber nimm keine Tramper mit. Das sind alles Perverse.«

Er zwang sich zu einem Lächeln. Zufrieden war er nicht, aber das musste warten.
 

*Arthur*
 

Hm, der Plan, dass Eames dem Bodyguard folgte, passte gut in ihren Zeitplan hinein. Außer der Tatsache, dass sich Eames vermutlich die Nacht um die Ohren schlagen würde und morgen ohnehin nicht einsatzbereit sein würde. „Klingt gut“, sagte er knapp. Kurz biss er sich auf die Unterlippe. „Vergiss nicht… den Schlüssel mit zu nehmen.“ Sein Blick lag auf dem Foto des Security-Mann und rührte sich da auch nicht weg.

Als Eames ihm dann aber seine Erlaubnis gab, allein nach Jobs Schwester zu schauen, musste er ihn doch anschauen. Ein amüsiertes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Ist gut, Papa“, antwortete er. „Du musst es ja wissen.“

Sein Handy surrte erneut und er blickte darauf. „Jesse scheint erfolgreich gewesen zu sein“, sagte er und überflog die kurze Nachricht, die gleich wieder verschwinden würde. „Aber das schaue ich mir später an, wenn du dem Typen nachstellst. Darf ich dir dann zeigen, was ich im Hotel eingebaut habe?“ Er nickte in Richtung der beiden Liegesessel.
 

*Eames*
 

Er lachte. Er war früher selbst oft getrampt. Zählte sich aber nicht zu besagten Perversen dazu... nur ein klein wenig.

Arthurs wirkte entspannt, das lockerte auch Eames wieder ein wenig auf.
 

Dass Jesse erfolgreich war, quittierte er mit einem Daumen hoch. Bester Mann. Vollkommen durchgeknallt, aber das war OK. Immerhin würde ein gesunder Mensch nicht freiwillig auf Abermillionen Dollar verzichten.
 

»Ich bitte darum«, bestätigte er Arthurs Vorschlag.
 

Während er durch Arthurs Schlafzimmer zurück ins Wohnzimmer ging, um den Koffer zu holen, befreite er sich bereits von seinem Jackett. Er öffnete weitere Knöpfe seines Hemdes, die Ärmel krempelte er bereits hoch für die Infusion. Alles gewohnheitsgemäß. Wenn er dalag, wollte er es bequem haben, um nicht mit unangenehmen Liegefalten oder tauben Gliedmaßen zu erwachen.
 

Den Koffer platzierte er in der Mitte der beiden Sessel, klappte ihn auf und überprüfte den Stand des Somnacins. Dann kniete er sich neben Arthur, der bereits Platz genommen hatte und suchte nach einer Vene an seinem Arm.

»Ist eine Weile her, seit wir allein da drin waren, hm?«
 

*Arthur*
 

Arthur antwortete Jesse kurz und versprach, sich später noch ausführlicher zu melden, während Eames den Koffer holte. Dann entledigte er sich seines Jacketts und knöpfte nur den linken Arm auf, um das Hemd hochzukrempeln. Den rechten verwendete er nie. Schließlich setzte er sich auf einen Sessel. Sein Blick war auf Eames gerichtet, der den Koffer abstellte und öffnete, alles zurechtmachte und sich schließlich ihm zuwandte. Arthur streckte ihm seinen Arm hin. „Mitte, tief“, sagte er leise und aus Gewohnheit, während er die Finger des anderen auf seiner Haut beobachtete. Als er Toms Worte hörte, blickte er auf und sah in die blauen Augen des anderen.

„Da hast du recht“, sagte er leise. „Sechs Jahre, drei Monate und 24Tage.“

Er spürte, wie die Nadel seine Haut durchdrang und Eames den Zugang perfekt legte. Als das Somnacin in seine Venen fließen spürte, lehnte er sich zurück, ohne den Blick von Eames abzuwenden.
 

*Eames*
 

Arthurs Antwort traf ihn unvorbereitet. Seine Mimik verhärtete sich und der uralte Schmerz breitete sich wieder aus. Es gab nichts, was man darauf erwidern könnte. Nicht in ihrer Situation (und damit war nicht gemeint, dass sie gerade dabei waren, einen Traum zu teilen, sondern die Gesamtsituation). Es würde sie wieder an den einen Knackpunkt zurückbringen: Tokyo.

Nüchtern betrachtet führten wahrscheinlich alle Wege zurück dorthin. Zu ihrem Tokyo.
 

Fraglich war jedoch zweierlei: ob Eames es verkraftete, zurückzukehren und sich vielleicht für immer von Arthur zu verabschieden, oder ob Arthur ihm glauben schenken würde. Schließlich konnte er nicht beweisen, dass er damals nur versucht hatte, den Menschen zu beschützen, der ihm am wichtigsten war.

Said a lot of words along the way

I meant them all while we reigned

But shores of love get beaten by the waves

and after it was done I wish I'd saved time

(…)Love is never gone away

It's gonna come around some day

I'll see you again

(https://youtu.be/NFnIuBB9YAo)
 

Er sah zu, wie Arthur einschlief. Atmete schwer.

Dann machte er es sich ebenfalls bequem, stellte den Timer auf 5 Minuten und schloss sich ebenfalls an die Apparatur an.



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