[Volatile] - Inception von -Amber- (‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘) ================================================================================ Kapitel 10: Wait ---------------- a*Arthur* Etwa eine Stunde saß er auf dem Sofa und recherchierte online, dann ging er ins Arbeitszimmer. Als er dieses betrat und nun das Licht gänzlich anschaltete, kehrte die Situation vom Sofa wieder zurück. Eames, der so brav dasaß und sich einschmierte, der USB-Stick aus der Hosentasche, der darin offenbar die ganze Zeit geruht hatte. Das Gefühl, beobachtet worden zu sein. Ob jener doch geschaut hatte? Unbemerkt? Ob er gesehen hatte, was er lieber nicht hätte sehen sollen? Arthur wurde flau im Magen. Noch bevor er sich daranmachte, die Pinwand mit Fakten zu befüllen und die offenen Fragen weiter abzuarbeiten, begann er seine Pinnwand der Erinnerungen danach zu durchsuchen, was ihm seltsam ausgelegt werden könnte. Irgendwie schaffte er es nicht, alle verfänglichen Zeichnungen abzuhängen, aber er hängte sie zumindest so, dass man sie nicht gleich sah. Dann entfernte er die Eintrittskarte der Karaoke-Nacht und stellte die Uhr auf die Uhrzeit in Belfast ein. Erst danach bearbeitete er die Job-Pinwand, an der sie sicher nachher noch arbeiten würden. Das seltsame Gefühl in seinem Magen blieb, und als er später noch in den Central Park ging, um zu rennen (darin endete immer sein Joggen), versuchte er all seine Gedanken wieder in die Spur zu bringen. Der Eames, den er kannte, hätte es sich nicht nehmen lasse, ihn für seine dämlichen Sentimentalitäten aufzuziehen. Er wäre hineingeplatzt und hätte sich darüber lustig gemacht. Aber am vergangenen Abend war ihm nicht nur dieser Eames über den Weg gelaufen. Seltsamerweise hatte er auch einen anderen gesehen. Genau das machte das seltsame Gefühl nicht besser. Erschöpft, aber entspannter, kehrte er schließlich zurück und ging direkt duschen. Dann rief er Jesse an. Es war wirklich ein seltsames Gespräch. „Wie kann man einen Barrakuda gut fangen?“, wurde ihm unvorbereiteter Weise und ohne Begrüßung gegengefragt. Irritiert antwortete er: „Er schnappt nach allem, was glitzert und blinkt?“ Der Mann, der klang, als sei er gerade aus dem Bett geholt wurden, begann zufrieden zu lachen. „Das passt ja wunderbar! Tom sagte schon, dass du ein schlauer Kerl bist. Moment… ich bin noch nicht ganz fit für heute. War `ne lange Nacht… Ich fahr die Systeme hoch.“ Arthur hörte zwar auch die Geräusche von Rechnern im Hintergrund, was er aber viel deutlicher hörte, war die Line, die sich der Junge reinzog und mit einem „Das tut gut.“ Und weiterem Schniefen kommentierte. „So, jetzt bin ich für dich da.“ Der Rest des Gesprächs verlief eigentlich ganz gut. Jesse klang wirklich sehr einsatzfreudig, was Unterstützung betraf. Und für die Idee, die sich in den vergangenen drei Stunden entwickelt hatte, würde er vermutlich ziemlich hilfreich sein können. Besonders, weil er an die aktuellen Baupläne des Four Seasons herankommen konnte. Arthur musste jedoch so oder so noch einen Blick in das Zimmer selbst werfen. Aber dafür musste er sich mit Eames absprechen. Während er also an der Pinnwand herumdokterte, verbesserte sich seine Laune merklich: Musik (eine CD von Ariadne) aufgedreht, Kaffee in der Hand, zwischen MacBook und Pinwand pendelnd, in seiner Welt versunken. (https://youtu.be/vNQdAV4p9OI) *Eames* »As-salam alaykom.«, grüßte er den alten Kollegen, der sich mittlerweile in einem Keller in der South Bronx niedergelassen hatte. Er hatte nur darauf gewartet, dass der Forger vorbeikam, um mit ihm den Plan durchzusprechen und ein paar Anekdoten der vergangenen sechs Jahre ihrer Bekanntschaft heraus zu kramen. Die Geschäfte liefen ganz passabel, aber Mombasa fehlte Yusuf mindestens genauso sehr wie Eames, und sie waren sich einig, dass sie bald zurückkehren mussten. Die Kriminalitätsrate könnte sinken, wenn sie zu lange abwesend bleiben würden und das wäre wohl für beide unvorteilhaft – für Eames noch mehr, als für den Chemiker. Nachdem er sich nun für die kommenden Tage versorgt hatte, machte er sich daran, seine Zielperson aufzuspüren. Seine Schicht begann um 12 und er ging vorher immer ins Studio, das wusste er von Jesse, der den liebenswerten Mr. Foster (laut Jesse „Mister Fister“) vor der Schicht immer ins Planet of Fitness in Harlem ging. Er kannte den Geschäftsführer persönlich und bekam deswegen Rabatt-... Dass man noch auf Kohle achten musste, wenn man für den CEO einer der schwersten Geldunternehmen der Welt arbeitete! Alter Geizhals. Und der Typ war eigenartig. Grobschlächtig, grimmiger Blick, sah älter aus, als er war, wenig Haar, fleischiger Nacken, erinnerte an Jason Statham in schlechten Zeiten – alles in allem: keine Herausforderung für Eames. Leicht zu durchschauen. Er kannte genug solcher Typen. Es folgte eine wunderbare heiße Dusche (obwohl er so gut wie nicht trainiert hatte), in der er Mister Foster noch etwas genauer abcheckte – natürlich mit Sicherheitsabstand. Danach folgte er dem Grobian noch bis zum Four Seasons, wo er seinen Klienten abholen und seinen Kollegen ablösen würde. Irgendwo da oben, in diesem imposanten Luxus-Steinklotz. So ziemlich genau vier Stunden nachdem er von Arthur zuhause abgedampft war, tauchte er wieder dort auf. Heiter pfeifend kam er zur Wohnungstür herein. »Jemand zuhause?«, rief er in waschechtem Sit-com-Ton und ließ Arthurs Schlüssel wieder in die Hosentasche sinken. Er trug einen P.A.S.I.V.-Koffer in der einen, eine Sporttasche und eine weiße Plastiktüte in der anderen Hand. Damit steuerte er auf die Couch zu – seine vorläufige Bleibe – um alles abzustellen. »Ich hab Tagliatelle mitgebracht! Aspargus, mushroom, chicken, whatever you desire, my love.« Schmerzen hatte er dank Yusufs Versorgung keine, daher die schrecklich gute Laune. *Arthur* Eines der Dinge, die Arthur gerne vergaß, während er arbeitete, war: essen. Er war ohnehin nie der große Esser (allein machte es wenig Spaß) und wenn er andere Dinge zu tun hatte, dann konnte es vorkommen, dass er irgendwann Schwierigkeiten mit dem Kreislauf bekam. Er saß mittlerweile wieder an seinem MacBook und versuchte sich schon vorab ein Bild davon zu machen, wie das Zimmer von Jobs wohl aussehen konnte, als er die Tür hörte, die Schritte des anderen. Die CD, die er vorhin angemacht hatte, war mittlerweile verstummt, ohne dass er es gemerkt hatte. Arthur riss sich von seinen Gedanken los. Im Moment kam er kaum weiter, wenn er nicht selbst raus ging, um Dinge zu recherchieren. Aber vorher mussten sie sich besprechen. Daher verließ er sein Arbeitszimmer, hörte bereits im Schlafzimmer Eames erschreckend gute Laune und atmete tief durch. Das flaue Gefühl im Magen regte sich bei den letzten beiden Worten. Aber das war Eames einfach. Das hatte nichts zu bedeuten, es gehörte einfach dazu, wenn man mit ihm zu tun hatte. Vermutlich betitelte er so ohnehin alle. Das hatte er gelernt über die Jahre. Ihm selbst würden solche Worte vermutlich niemals über die Lippen kommen… In diesem Fall überging er sie einfach, hatte viel zu gute Laune ob der Arbeit. „Essen kling gut!“, sagte er und fügte ein My Kryptonite in Gedanken hinzu. Dann betrachtete er mit einem etwas kritischen Blick den Koffer und die Sporttasche, die der andere so selbstverständlich auf dem Sofa abgestellt hatte. Tatsächlich hatte er das Bettzeug des anderen zur Seite geräumt und das Sofa wieder eingefahren. Eigentlich hatten sie eine Abmachung, die – wie es schien – aber vermutlich nicht eingehalten werden würde. Ob Eames den Schlüssel wieder zurückgelegt hatte? Er ärgerte sich noch immer über sich selbst. Als er vorhin Laufen war, hatte er gemerkt, was geschehen war. Leise fluchend war er die Treppe hinuntergestampft und hatte Mrs. Norris, eine sehr ‚aufmerksame‘ Nachbarin etwas verschreckt. Die weiße Tüte war sicher das Essen. Er spürte, dass er verdammt großen Hunger hatte. Gerne hätte er gefragt, warum Eames den Koffer besorgt hatte – und von wem - , aber der Hunger war stärker als seine Neugierde. Er ging an Eames vorbei in die Küche, die er auch noch aufgeräumt hatte, holte zwei Teller und Besteck heraus und stellte sie auf die Theke. „Alles besorgt, was du haben wolltest?“, fragte er nun. „Ich nehme Huhn!“ *Eames* Wie es schien hatte Arthur die Couch und alles drum herum wieder in seinen Urzustand gebracht. Nicht sonderlich einladend und ein klares „Ich stehe zu meinem Wort, du Penner, also stehe auch zu deinem!“ Well, dann hatte er wohl keine Wahl, als sich doch noch ein Zimmer zu nehmen. Vielleicht nahm Yusuf ihn ja auf. Der hatte sicherlich eine Liege frei. Eames folgte seinem Point Man in die Küche und hatte sofort das Bedürfnis, ihm einen Kuss in den Nacken zu drücken. Diese häusliche Geste, die Teller für sie beide aus dem Schrank zu holen, während er das Futter für sie beide besorgt hatte, mochte banal sein, aber hatte etwas Erwärmendes, das ihn an klassische 50er Jahre Schwarzweißfilme erinnerte. … oder es lag einfach an den geilen Pillen. War aber auch egal, da er widerstand und sich stattdessen mit der Tüte an den Tisch setzte. »Alles besorgt. Und du? Irgendwelche neuen Erkenntnisse?« *Arthur* Arthur stellte Teller und Besteck auf den Tisch und ging zurück zum Kühlschrank, um eine Flasche Wasser noch zu holen und zwei Gläser. "Ich habe mit Jesse telefoniert", antwortete er schließlich, als er wieder am Tisch saß und Eames etwas einschenkte. "Interessanter Kerl und bereit, uns bei allem zu unterstützen. Ich denke, er wird uns hilfreich sein." Er kippte sein Essen aus der Plastikschüssel auf seinen Teller. "Danke", sagte er leise und begann die breiten Nudeln aufzudrehen. "Ich zeig dir alles, was ich zusammengetragen habe, nach dem Essen. Ich denke, ich hab ein paar Ideen." Er nahm einen Bissen und kaute. Sehr gutes Essen! Sein Magen dankte es ihm gerade sehr. Kaffee und Zigaretten sind halt doch ein bisschen wenig, vor allem, wenn man sich nicht nur geistig, sondern auch körperlich beanspruchte. "Ich würde gerne nachher ins Four Seasons. Ich muss sein Zimmer sehen. Ich denke, wir sollten das Hotel als Szenerie nehmen. Das hab ich schon einmal konstruiert. Aber ich muss das aktualisieren. Hast du Zeit, mir zu helfen?" Er blickte Eames fragend an. Vieles wäre einfacher, wenn dieser dabei wäre. "Du hast in den Daten einen Kontakt erwähnt, der uns Zugang verschaffen könnte..." *Eames* Eames bediente sich genauso und begann zu Essen. Etwas wehmütig, da die Pasta in Sizilien natürlich weitaus besser schmeckten als vom Straßenimbiss in New York. »Sure«, bestätigte er. Das würde ihm ganz gut in den Kram passen. Sein Kontakt arbeitete im Wellness-Bereich des Hotels und war für ein Bild von Benjamin Franklin immer bereit, etwas für ihn zu tun. »Ich habe einen Koffer besorgt und würde gern danach ein paar Sachen auf Traum-Level mit dir durchgehen.« Er nahm einen Schluck Wasser und beobachtete Arthurs Reaktion über den gläsernen Rand hinweg. Damals hatten sie viel Zeit gemeinsam im Traum verbracht. Abwechselnde Rollen, verschiedene Szenarien. Sie hatten viel zusammen entdeckt. Natürlich hatte er noch mehr durch Cobb erfahren... aber das schmälerte das Erlebnis für Eames nicht. *Arthur* Na das klappte doch ganz gut. Das Rennen hatte ihm gutgetan. Er war gestern unvorbereitet gewesen, als Eames plötzlich neben ihm aufgetaucht und danach nicht wieder gegangen war. So etwas stresste ihn – vor allem, weil es Eames war. Die Zeit, in der Eames weg war, hatte ihm gutgetan, sich mit der neuen Situation besser abzufinden. Eames war da, sie arbeiteten miteinander, er half einem Freund und danach gingen sie wieder getrennte Wege. Nichts, was einen beunruhigen musste. Dass er das Bettzeug zur Seite geräumt hatte, bedeutete auch nicht, dass er ihn wirklich wieder rausschmeißen würde. Er wollte sein Wohnzimmer einfach nur ordentlich haben. Es war nicht böse gemeint… Und jetzt würde er sich darauf konzentrieren, mit Eames so umzugehen, wie man mit ihm vermutlich einfach umgehen musste: nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Nichts zu nah an sich heranlassen. Arthur nickte zufrieden, als ihm zugesichert wurde, dass er ihn begleiten würde. Gerade wenn es um persönliche Räume ging war ein Ortsbesuch verpflichtend. Er aß genüsslich seine Tagliatelle und spürte, dass auch mit Eames Anwesenheit seine gute Laune nicht abriss. Ein gutes Zeichen… Ich habe einen Koffer besorgt und würde gern danach ein paar Sachen auf Traum-Level mit dir durchgehen. Arthur hatte gerade die Gabel in den Mund gesteckt und ließ sich Zeit, sie wieder herauszuziehen. Auch damit hatte er rechnen müssen. Dennoch löste dieser Aspekt gemischte Gefühle in ihm aus. Als sie sich kennengelernt hatten und auch als sie sich auf Tokyo vorbereitet hatten, waren sie viel auf der Traumebene unterwegs gewesen. So konnte man Zeit einsparen, so konnte er am besten konstruieren, so konnte man kreativ werden. Sie hatten zusammen trainiert. Damals war er völlig neu in das Metier gekommen. Er hatte viel experimentiert, hatte tausende Ideen gehabt und ausprobieren müssen. Eames hatte ihn oft begleitet und ihm Feedback gegeben. Denn was Kreativität betraf, war der Brite einfach unschlagbar. Viele Aspekte der Traumkonzeption baute Arthur noch immer auf ihrem Austausch von damals auf. Sie hatten sich inspiriert und sie hatten sich vor allem gut verstanden. Damals hatte er begonnen, dem anderen eine Chance zu geben, auch wenn er lange gezögert hatte, auch wenn er es nie wirklich deutlich gezeigt hatte... Letztlich war er zu lange oder zurecht zu zögernd gewesen – je nachdem, wie man es betrachtete. Arthur hatte im Nachhinein viele „Wenns“ in seinem Kopf herumgewälzt. Doch sie hatten ihn nie weitergebracht. „Können wir machen“, sagte er nun, auch wenn sein Blick noch in einer anderen Ferne war. Damals war es meist Arthurs Unterbewusstsein gewesen, das sie aufgesucht hatten. Damals war es entweder sein Traum gewesen, oder der von Dom oder auch Ariadne. Er war noch nie in Eames Traum gewesen, hatte nie das gesehen, wie jener das architektonische Konstrukt mit Leben füllte. “Grau und kalt!“ – hatte Ariadne geantwortet, als er sie gefragt hatte, wie es war, als sie in jenem Bunker waren, den sie als Krankenstation für Fishers Vater konstruiert hatten. Arthur hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Es hatte ihn verwirrt. Mit Eames verband er Wärme, sonnengebräunte Haut und turbulentes, buntes Leben – wieso füllte sein Unterbewusstsein einen Traum mit Kälte, Schnee und Grau? War es das Szenario, in dem er sich als Soldat am besten zurechtfand? Oder hatte es eine andere Bewandtnis? Oder interpretierte er viel zu viel hinein? Vermutlich letzteres. Aber Dom zog ihn auch immer damit auf, dass seine Träume seine Note trugen. Es lief die Musik, die er gerne hörte, es hingen die Bilder, die er gerne mochte, das Erscheinungsbild war geordnet und klar strukturiert, trug dezente Farben und geometrische Formen. Alles war klar definiert - so wie er eben war, bzw. sich wohlfühlte. Arthur schüttelte den Gedanken ab und blickte nun endlich Eames an. „Können wir machen. Macht vermutlich Sinn, das zu tun, bevor wir dann dem Four Seasons einen Besuch abstatten.“ Er lächelte leicht. „Und es klärt vielleicht Fragen, die ich noch habe.“ Er sah wieder auf den Teller und aß weiter. Dennoch war es lange her, dass sie nur zu zweit sich an den P.A.S.I.V-Koffer angeschlossen haben. Gerade beim letzten Fall war Ariadne oder Dom eigentlich (zum Glück) immer dabei gewesen. *Eames* Irgendwie hatte Eames mit mehr Widerstand gerechnet. Stattdessen bekam er eine recht abwesende, gedanklich ferne Antwort von Arthur. Verdächtig... da arbeitete etwas, das Arthur ganz gern loswerden wollte, aber nicht konnte. Dass es irgendetwas mit ihm zu tun hatte, war leider offensichtlich. »Davor?«, fragte er überrascht, nachdem er großzügig darauf gewartete hatte, dass Arthur seine Aussage zu Ende brachte. Wo auch immer er gerade gewesen war... »Wie du meinst. Wir müssen so wie so öfter rein. Planen, Aufbauen und so.« Er stocherte in seinen Tagliatellen herum. So richtig Appetit hatte er gerade keinen. »Dein, oder mein Traum?« Set your dreams where nobody hides (https://youtu.be/lAwYodrBr2Q) *Arthur* Im Gegensatz zu Eames hatte er richtig Hunger. Sein Teller war fast leer, als er die Frage des anderen vernahm und erstaunt aufblickte. Dass Eames es ihm zur Wahl stellte, war ungewohnt. Aber irgendwie fühlte sich das gut an. Wie schon am vergangenen Abend hatte er das Gefühl, als käme er in den Genuss, eine wesentlich sanftere Seite von Eames sehen zu dürfen. Fast wie damals in manchen Momenten. Einen Augenblick sah er ihn an, wog ab. Wollte er in Eames' Traum? Er schluckte den Bissen hinunter. Er war definitiv neugierig. Aber er hatte auch ein wenig Angst, dass es ihn zu sehr anschließend beschäftigen könnte, was er sehen würde. Wollte er sehen, wie das Unterbewusstsein des anderen Räume füllte? Ja, aber... "Das kommt darauf an, was du mit mir besprechen möchtest", antwortete er. "Wenn du gleich ins Hotel willst, dann lass uns in meinem gehen. Ich habe ein bereits recht konkretes Bild davon. Wenn du mir etwas anderes zeigen willst, dann nehmen wir deinen." Das Sturmgrau, in das er blickte, wirkte irgendwie seltsam verletzlich. Oder bildete er sich das ein? "Alles ok mit dir?", fragte er und blickte kurz auf den noch fast vollen Teller des anderen, dann wieder in seine Augen. *Eames* Es gab tatsächlich Dinge, die er Arthur in seinen Träumen zeigen musste, aber Arthur würde der Träumer des ersten Levels ihrer Mission sein. So viel hatten sie unausgesprochen wohl schon beschlossen. Arthur war der bessere Architekt; detailverliebt und sauber in seinen Strukturen. Wenn sie das Zimmer des Four Seasons nachbauen wollten, war er eindeutig die bessere Wahl. Eames haderte jedoch noch mit sich selbst, ob es wirklich das Hotel sein musste. Es gab ein bis zwei Punkte, die dagegensprachen, aber das würde er mit Arthur noch in Ruhe klären. »Ja, ja, das sind nur Yusufs Pillen«, wehrte er ab und legte schließlich die Gabel ab. Es hatte keinen Zweck. Schade um die Nudeln! »Wir nehmen deinen. Wie ich dich kenne, hast du bereits das Labyrinth vervollständigt.« Dieser alte Streber! »Danach zeig ich dir was in meinem. Wenn du dich traust.« *Arthur* Yusufs Pillen – Arthur hob eine Augenbraue. Der Chemiker war genial, aber die Sachen waren auch heftig. Vermutlich war Eames vor dem Fitnessstudio zu ihm gegangen, um sich aufzuputschen. Wunderbar! Hoffentlich ging das nicht nach hinten los. "Übertreib es nicht mit seiner Hexenküche!", mahnte er und betrachtete noch einen Moment den anderen. Er sollte schauen, dass sich Eames nicht übernahm. Das Gefühl von Fürsorge, das er gestern schon gespürt aber abgetan hatte, meldete sich wieder. Arthur nickte auf den Plan ihres Vorgehens hin und aß seine letzten Bissen. Es war das Vernünftigste. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Gerade wollte er antworten, als Eames noch was nachschob, was ihn leicht lachen ließ. Mit einem Grinsen im Gesicht blickte er Eames an. "Ich mich traue?", fragte er ungläubig nach. Ob Eames Gedanken lesen konnte?! "Zur Not schicke ich dir die Rechnung meines Psychiaters", lachte er und schüttelte den Kopf. "Wird ein netter Kontrast. Meine Hausaufgaben habe ich freilich gemacht. Mal sehen, in welchem Chaos ich bei dir versinke." Tatsächlich hatte er mehr Angst davor zu sehen, welche Art Menschen den anderen beschäftigten, welche Schönheiten den Raum füllten, wem sie begegnen würden - und, ob er sich wirklich warm anziehen musste. *Eames* Er winkte ab mit einem Gesichtsausdruck, der so viel sagte wie "Ich hab alles unter Kontrolle". Soweit er das abschätzte, hatte er das auch. Immerhin waren es nur ein paar starke Schmerzmittel; das Zeug gab‘s sogar in der Apotheke, hatte Yusuf ihm versichert. Arthurs Lachen brachte ihn zum Staunen. Er hatte eigentlich nur einen dummen Witz gemacht; eine lahme Floskel, die in der Regel niemanden beeindruckte. So was wie „Probiere meinen Drink..., wenn du dich traust“ So was Albernes eben. Doch nun begann er sich wirklich Gedanken darum zu machen, was Arthur damit von sich preisgegeben hatte... ob er damit etwas preisgegeben hatte. “Zur Not schicke ich dir die Rechnung meines Psychiaters" Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus, während er fasziniert in das Gesicht seines Gegenübers blickte. Man konnte den Menschen bis vor ein paar Jahren nur bis vor die Stirn blicken... dank Dream-Sharing kam man nun ein bisschen weiter. ...Aber vielleicht war Arthur auch einfach nur ein Großkotz, der sich über Eames vermeintlichen Kleingeist lustig machen wollte. Auch das war eine Möglichkeit, auch wenn er es hasste, so etwas zu denken. »Warst du schon mal auf Mardi Gras? Wenn nicht, wird es ein Schock für dich.« Dann stand er auf und begann abzuräumen. Seine Nudeln landeten postwendend im Müll. *Arthur* Arthur ließ die Versicherung so stehen. Er war nicht Eames Kindermädchen und sie hatten bereits gestern darüber geredete, dass er erwartete, dass der Forger fit war. Mardi Gras? Dieser Faschingsumzug, von dem Ariadne schwärmte und zu dem sie letzte Woche geflogen war? Fasching war so ziemlich das letzte, was Arthur mochte. An zweiter Stelle stand der St. Patricks Day und Halloween... ihm wurde erneut flau im Magen. Die Worte des anderen waren wenig beruhigend. Aber schlimmer war die Neugierde, die geweckt war. Zusammen mit dem Gefühl der ausgleichenden Gerechtigkeit. . Die Teller wurden in der Geschirrspülmaschine geräumt, dann trank er noch ein Glas Wasser. "Dann wollen wir mal", murmelte er und ging vor in sein Reich. Hosted by Animexx e.V. 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