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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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Ain't no rest for the wicked


 

*Eames*
 

Pünktlich um 6:30 a.m. weckten ihn die Schmerzen. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten gehabt einzuschlafen (ein Hoch auf verschreibungspflichtige Betäubungsmittel in Kombination mit Alkohol), aber leider wirkten Oxycodon "akut" nicht lange genug, um ihn seine gewohnten sieben Stunden durchschlafen zu lassen.
 

Der Schmerz zog sich wie ein brennender Draht durch seinen Brustkorb, runter bis zum Hüftgelenk und hoch zur Schulter und zum ehemals gerochenen Schlüsselbein.
 

Ain’t no rest for the wicked, dachte er und stemmte sich schließlich vom Sofa hoch. (https://youtu.be/wBgp5aDH23g)

Ein paar Spritzer Wasser in sein Gesicht in Kombination mit einem mehr oder weniger harmlosen Cocktail aus Medikamenten, brachten den schweren Mann schließlich vollends in die Senkrechte.
 

Er brauchte nicht lang, um sich in Arthurs Küche zurechtzufinden, und so begann er langsam und leise, mit nachlassenden Schmerzen ein beachtliches Frühstück für sie beide zu zaubern (mit den spärlichen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen). Liebe geht ja durch den Magen, oder so ähnlich, ging es Eames durch den Kopf, während er wiedermal "What a difference a day makes" summte, ohne es selbst zu realisieren. Ein Teil von ihm würde immer an der Hoffnung hängen, Arthur für sich zu gewinnen, egal wie schlecht es stand. Schließlich waren sie nicht nur Almost-Lovers, sondern Freunde darüber hinaus.
 

*Arthur*
 

Als sein Handy ihm erklärte, dass es an der Zeit war, aufzustehen, fühlte er sich wie erschlagen. Es hatte gut getan, seinen Kopf von all den Dingen zu befreien, die nun drüben an der Pinnwand hingen. Dennoch hatte er deutlich zu wenig Schlaf bekommen. Müde blieb er liegen, noch nicht wirklich bereit, aufzustehen. Dass er es musste, war ihm klar. Schließlich mussten sie die wenige Zeit, die sie hatten sinnvoll nutzen. Allerdings hatte er gerade noch das Gefühl, als habe nur sein Kopf begriffen, dass es Zeit war auszustehen, während sein gesamter Körper noch schlief.

Arthur richtete sich etwas auf, als er Geräusche hörte. Das konnte nicht sein, oder? Neben den Geräuschen drang auch noch der unverkennbare Geruch von Kaffee bis zu ihm vor. Er schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Als er die Tür zum Wohnzimmer öffnete, war das Sofa leer und die Geräusche von klapperndem Geschirr kamen aus der Küche. Arthur trat leise näher, den in seinen Gedanken versunkenen Eames beobachtend, der vor sich hinsummte und den Tisch deckte, während auf dem Herd Spiegeleier brutzelten. Wer war das?! Und wieso ausgerechnet dieses Lied?! Es war eingemeißelt, dass dieses Lied ihn wirklich IMMER in Zukunft an Thomas Eames erinnern würde.

„Guten Morgen“, sagte er halblaut, um den anderen nicht zu erschrecken. Er hatte seine Hände in die Hosentasche seines Pyjamas gesteckt und betrachtete fasziniert den Frühstückstisch. „Wenn du noch eine Schürze anhättest, würde ich Angst bekommen.“ Ein leises Grinsen konnte er nicht unterdrücken. „Ich geh schnell duschen. Brauche nicht lange…“
 

Und so war es auch. Er fühlte sich schon wesentlich besser, als er schließlich in die Küche kam. Daran könnte man sich tatsächlich gewöhnen. Und doch ließ es auch die Alarmglocken schrillen. Eames machte nichts ohne Grund, oder? Entweder war also sein schlechtes Gewissen, ihn in etwas hineinzuziehen, so groß oder er tat es, weil … warum auch immer. Er setzte sich zu Eames und griff nach der Kaffeetasse. Das wichtigste zuerst.

„Hast du einigermaßen schlafen können?“
 

*Eames*
 

6 Uhr in der Früh war einfach keine Uhrzeit. Dennoch war Eames nicht wirklich überrascht, als Arthur zu ungefähr dieser Zeit im Küchentürrahmen stand und ihm leicht zerknautscht, guten Morgen grüßte.
 

»Ebenfalls, guten Morgen«, erwiderte er und ersparte sich das „darling“ vorerst, das ihm auf der Zunge brannte. Diese Geste hatte schon etwas „Pärchenhaftes“, darüber war sich Eames natürlich sehr bewusst.
 

Er wartete geduldig bis sein Point Man aus dem Bad kam, sauber und frisch duftend. Ein Abbild griechischer Götter am frühen Sonntagmorgen. Ganz seiner Erfahrung als Kellner folgend, servierte er ihm ein paar Spiegeleier (leider hatte er keine Würstchen für ein echtes English breakfast gefunden, dafür ein paar Tomaten).
 

»Exzellent!«, log er heiter strahlend, auf Arthurs Frage hin. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sicherlich noch ein paar Stunden mehr geschlafen. Eingemümmelt in weiche Decken und Kissen und Arthurs herrlichem Eigengeruch.

Er setzte sich ihm gegenüber. Der grandiose Anblick des Central Parks am frühen Morgen erstreckte sich unter ihnen und die Harmonie und der Frieden waren intensiv, beinahe ekelerregend.
 

»Du siehst ein bisschen gerädert aus. Was hat dich wachgehalten, darling?«

Wie war die Arbeit und wie wird das Wetter heute? Das Leben könnte so schön sein. So strukturiert und eintönig und schön.
 

*Arthur*
 

Es war mehr als gruselig, die Spiegeleier serviert zu bekommen. Hatte er das seit er zu Hause ausgezogen war, jemals wieder gehabt? Nicht, dass er wüsste. Wenn, hätte er denjenigen vermutlich einfach vor die Tür gesetzt. Das hier war schon… irgendwie, sehr befremdlich. Nicht, dass es nicht auch schön war. Aber es machte Arthur nervös – das mochte er nicht.

Arthurs Alarmglocken schrillten noch lauter, als Eames ihm ein Exzellent! trällerte, das er ihm nicht abkaufte. Vermutlich hatten die Schmerzen ihn geweckt. Die Tasse an den Lippen, betrachtete er den andren, der ihm gerade Spiegelei und gebratene Tomate hingestellt hatte. Er wollte gerade trinken, als sich ihre Blicke trafen.

»Du siehst ein bisschen gerädert aus. Was hat dich wachgehalten, darling?«

Arthur erstarrte in der Bewegung, musterte das Gesicht des anderen. Da war es wieder – das Wort, mit dem er ihn schon so oft bedacht hatte. Erneut wusste er nicht, wie er dieses zu nehmen hatte. Meist ignorierte er es. Dom hatte er einmal gefragt, ob er Eames seinen Nachnamen verraten habe. Der hatte jedoch verneint. Nun, er nannte Eames auch meist beim Nachnamen. Alle taten das – er stellte sich auch so vor. Wenn er ihn Thomas nannte, dann… Er erinnerte sich an den vergangenen Abend, als er ihn eingecremt hatte. Da hatte er ihn beim Vornamen genannt.

„Ich mag es nicht, wenn du mich so nennst“, sagte er. „Niemand nennt mich so.“ Er hatte diesen Nachnamen zwar nie offiziell abgelegt. Aber in der Arbeit verwendete er einen anderen.
 

*Eames*
 

»Natürlich nicht...«, ein harter Kerl, wie Arthur würde nie einen zulassen, dass sein eigener süßlicher Nachname ihm in die Quere kam. Dennoch hatte Eames ihn bereits so genannt, bevor er überhaupt wusste, dass Arthur tatsächlich so hieß.

Er nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee. Heiß, dampfend, wohltuend. Dabei behielt er Arthur milde amüsiert im Blick.
 

»Also, was hat dich abgehalten? Ich, oder Jobs?«, locker flockig; dann schob er eine mit der Gabel aufgespießte Tomate in seinen Mund und kaute genüsslich.
 

*Arthur*
 

Noch immer die Tasse Kaffee vor den Lippen und noch immer nicht getrunken habend ruhte sein Blick auf dem Gesicht des anderen. Das gefiel ihm hier gerade so gar nicht. Eames war das einfach vollkommen egal, dass er es nicht mochte, wenn er ihn beim Nachnamen – bei diesem Nachnamen nannte. Denn tat er das wirklich? Oder verwendete er das Wort eigentlich ganz anders…

Er biss sich auf die Unterlippe, schürzte die Lippen etwas, die spitze Bemerkung, die sich auf seine Zunge legte, tat gut. Bevor er etwas sagen konnte, schob Eames jedoch die nächste Frechheit hinterher. Da war er wieder, der Eames wie er ihn gewohnt war. Er atmete langsam, aber sehr tief ein. „Das warst natürlich du, Mrs. Darling“, antwortete er mit einem Seufzen in der Stimme. „Wie könnte ich auch schlafen, wenn der Alptraum meiner schlaflosen Nächte im Nebenzimmer liegt!“ Er schnaubte und trank endlich seinen Schluck Kaffee und – so hoffte er – auch den Ärger etwas hinunter, den er empfand.

„Ich habe meine Gedanken sortiert“, sagte er dann und stellte die Tasse ab, um das Essen nicht noch kalt werden zu lassen. Nur nicht provozieren lassen.
 

*Eames*
 

Mrs Darling!

Eames begrüßte die neue Betitelung mit heiterem Lächeln. Als Frau bezeichnet zu werden störte ihn nicht im Geringsten, vor allem nicht, wenn es ihn zu Arthurs „Eheweib“ machte.

Ein Flashback ereilte ihn unverhofft; hatte er Arthur nicht mal versprochen, zu seinem Geburtstag in Natalie Portman zu forgen? Wäre sicherlich mal passiert, hätte er ihn denn noch mal eingeladen...
 

»Alptraum«, wiederholte er, wie ein Fremdwort. Kaute, trank, schnaufte und ein kleines Lachen.
 

»Du hast gleich noch eine Weile dich zu sortieren. Ich muss für ein bis zwei Stunden weg.« Ein paar Besorgungen machen. Dinge regeln. Nichts, was er Arthur wissen lassen wollte - wirklich nicht.
 

»Dann können wir gern damit anfangen, alles in Form zu bringen.«
 

*Arthur*
 

Es gab tatsächlich mal Zeiten, in denen dieser Mann ihn bis in seine Träume verfolgt hatte. Und diese Träume hatten einen herben Beigeschmack hinterlassen, hatten ihn gequält und ihm den Schlaf geraubt. Dem war mittlerweile nicht mehr so. Dass er heute Nacht nicht hatte schlafen können, lag einfach nur am Cappuccino, an diesem Job und daran, dass sie so wenig Zeit hatten. Er hatte das Zeug zu Papier bringen müssen. Arthur nahm ein Toastbrot und aß lustlos ein Stück des Eis. Irgendwie verging ihm gerade der Appetit.

Das Lachen, mit dem Eames seinen kleinen Gegenangriff wegwischte, überging er. Doch als ihm offenbart wurde, dass der Forger gedachte „Besorgungen“ zu machen, blickte er diesen wieder an. Zwei Stunden Ruhe – die sicher vier werden würden – klangen verlockend. Doch das Wort Besorgungen klang nur nach noch mehr Ärger.

Er drehte den Blick wieder auf seinen Teller. Wo sollten sie sich anschließend treffen? Ins Büro konnten sie nicht gehen. Ob Eames seine Sachen mitnehmen würde? Vermutlich würde er auf etwas anderes spekulieren. „WO gedenkst du, dass wir uns nachher treffen?“, fragte er mürrisch – obwohl er die Antwort bereits ahnte - und nahm einen Bissen vom Toastbrot. Leider war es rein rational betrachtet vermutlich aber auch wirklich das Sinnvollste, wenn Eames wieder hierher zurückkam. Vorausgesetzt, er würde seine Kuschelfreunde aus Italien – von denen Arthur schwer ausging - nicht hierher lotsen.
 

*Eames*
 

Wie sehr er doch gehofft hatte, diese Frage zu umgehen. Leider erfolglos. Er musste wirklich um jeden Zentimeter kämpfen.

Er kaute in Ruhe zu Ende und schluckte, bevor er auf die unbegeisterte Frage reagierte:

»Wir wollen es nicht umständlicher machen, als es ist. In dein Büro zu Ariadne möchtest du sicherlich nicht gehen, oder? Meine Wohnung im East Village gibt’s nicht mehr.«, abgebrannt, traurige Geschichte.

»Bleibt nicht allzu viel Auswahl um Informationen vernünftig zusammenzutragen.«

Schade, da hatten sie wohl keine Wahl, als sich wieder bei Arthur zu Hause zu treffen. Na so was!

»Keine Sorge, Arthur. Ich bring bestimmt keinen Dreck mit. Wir wollen doch nicht den schönen Holzboden zerkratzen.«

So oder so. Sinnvoll war es, dass sie blieben, wo sie waren. Und bequem für Eames war es obendrein.
 

*Arthur*
 

In Gedanken ging er alle möglichen Locations durch, die sie hier in New York bereits mal als 'Zentrale' verwendet hatten. Aber im Grunde war das viel zu aufwändig, auf einen dieser Orte zurückzugreifen (sofern sie noch existierten) oder gar einen neuen aufzutun. Die Worte des anderen nahm er nur am Rande war. Aber wohl hörte er diesen leicht ironischen Unterton, der mitschwang. Lustlos stocherte er in seinem Essen herum. Sein Appetit war ihm gründlich vergangen. Würde er Eames jetzt acht Tage bei sich in der Wohnung haben? Nicht, wenn er gut arbeitete und sie schneller fertig werden würden... Ansonsten lautete die Wahrheit wohl: ja, vermutlich.

Bis sie alle Informationen hatten, mussten sie jedoch nicht 24Stunden aufeinandersitzen.

Als der andere endete, schwieg er und schob den Teller von sich. Kaffee würde reichen. Er trank einen Schluck, blickte aus dem Fenster über den eingefrorenen Central Park – es war Februar. Sein Arbeitszimmer - bevor Eames einen Fuß hineinsetzen würde, würde er ein paar Dinge verändern müssen. Vier Stunden (mindestens), bis jener wieder zurück war. Er musste aber auch noch einmal losziehen.

„Ich brauche nachher von dir den Kontakt zu deinem Hacker. Er kommt sicher an manche Informationen schneller als ich“, sagte er nun, ohne auf das Gesagte des anderen einzugehen. Was sollte er auch noch dazu sagen?! „Und du solltest bald damit anfangen, den Bodyguard zu studieren. Ich denke, er ist der Schlüssel zu den Codes. Ich schau, was ich über Jobs Tagesabläufe in den nächsten Tagen herausfinde. Vielleicht wird es aber nötig sein, sein Handy in einem unbeobachteten Moment anzuzapfen. Am einfachsten wird es sein, ihn im Hotel direkt anzugehen. Aber darüber können wir nach deinen Besorgungen sprechen.“ Irgendwie fühlte er sich müde.

Sollte er Eames einen Schlüssel geben? Eames die Möglichkeit geben, sich hier allein aufzuhalten? Auf eines hatte er noch weniger Lust, als auf Eames rund um die Uhr in seiner Wohnung: darauf warten zu müssen, dass jener zurückkehrte – ohne sicher sein zu können, ob er überhaupt wieder auftauchte. Auch wenn es ihm natürlich eigentlich egal sein könnte, wenn der Brite auf ihn irgendwo würde warten müssen.
 

*Eames*
 

Las er da etwas wie Resignation in Arthur? Hatte er es nun doch auf die Spitze getrieben?

Eigentlich war doch bislang alles recht harmlos zwischen ihnen verlaufen, oder? Eames hatte ihn mal wieder überrumpelt und Arthur hatte sich gewunden und gewehrt und war am Ende doch eingeknickt; hatte nachgegeben, weil er „der Klügere“ war. So war es doch eigentlich immer, oder?
 

»Oh, das ist Bestandteil meines Ausflugs. Ich weiß, wo Jobs' Bodyguard in einer Stunde ins Fitnessstudio geht. Und rate mal, wer ihm nach der Dusche das Handtuch reichen wird...«
 

Wahrscheinlich waren zwei Stunden wirklich unrealistisch, aber Eames rechnete gern großzügig zu seinen Gunsten. Blöde Angewohnheit.
 

»Jesses Daten lasse ich dir natürlich hier. Am besten rufst du ihn an. Das Code-Wort für den Fall lautet „Barrakuda“. Damit bekommst du alle Infos, die du brauchst... aber wunder dich nicht. Der Typ ist ein Freak.« Und das war im Grunde keine Beleidigung. Jesse war ein verrücktes Huhn, mit äußerst fragwürdigen Prioritäten, aber er hatte bislang hervorragende Arbeit geleistet. Dieses kleine Drogenproblem stand ihm nur selten im Weg.
 

*Arthur*

"Du? In deinem Zustand ins Fitnessstudio?", fragte Arthur nun doch etwas überrascht. "Sehr glaubwürdig." Wobei der Nachsatz nach anderen Interessen klang, als wirklich zu trainieren. Es klang eher nach Training in der Horizontalen. Und selbst dafür wäre Eames vermutlich nicht fit genug. War das eigentlich auch eine Art der Recherche, durch die Eames das Forgen perfektionierte? Indem er mit den Leuten ins Bett ging?

Er dachte an die Blondine, die jener bei der Inveption in seinem Traum gemimt hatte. Das war gewiss ein Körper, den jener in mehrfacher Hinsicht 'studiert' hatte. "Übernimm dich lieber nicht." Der Gedanke daran ließ ihn erstaunlicher Weise schmunzeln. Wobei? Vermutlich war Eames Kunstwerk in Blau auf seiner Brust auch ein perfektes Lockmittel für fürsorgliche Frauen... er seufzte. Eigentlich könnte es ihm völlig egal sein.
 

Er nickte hinsichtlich des Hackers. Dass die alle einen Sprung in der Schüssel hatten, wusste er nur zu gut. Solange man einigermaßen kommunizieren könnte, war alles gut.

"Ruf an, wenn du fertig bist - auf welche Art auch immer" Er schmunzelte leicht. Seine Stimmung hatte sich im Hinblick darauf, dass Eames definitiv einige Zeit unterwegs sein würde, deutlich gehoben. "Ich bin nachher auch noch weg. Aber gegenüber ist ein guter Afghane." Nein, einen Schlüssel würde er ihm nicht geben. Der war mit dem Handtuch gestorben. Am Ende kam er nach Hause und Eames war nicht allein. Darauf konnte er gut und gerne verzichten.
 

*Eames*
 

Er lachte knapp und rau mit dem typisch überlegenen Unterton. Wenn er sich übernahm, hatte er mit Sicherheit die passende Pille parat, um sich wieder in die Senkrechte zu katapultieren – sein Körper war eine Ruine und solcherlei Behandlungen gewöhnt.

Aber es beruhigte ihn, dass er so etwas wie einen sorgenvollen Unterton in Arthurs Kommentar wahrnahm. Vielleicht war es Einbildung, aber das war in Ordnung. Es war eine schöne Illusion.
 

»Du willst den Schlüssel bei dem Afghanen gegenüber für mich hinterlegen?«, fragte er irritiert, dennoch amüsiert. Dabei kaute er auf seinem Toast herum. Eames ahnte, dass es auf das alte Thema hinauslaufen würde „Wie soll ich dir vertrauen?“ - Zeter; Drama. Aber das war OK. Er hatte einen Fuß in der Tür und so leicht würde er ihn sicher nicht zurückziehen.
 

*Arthur*
 

"Ich hinterlasse niemandem und nirgendwo einen Schlüssel", fuhr er direkt auf. Das stimmte nur zum Teil. Dom hatte einen, sogar seine Mutter. "Und noch weniger habe ich Lust, nachher nach Hause zu kommen und dir hier bei der Handtuchübergabe zuzusehen!"

Arthur biss sich auf die Zunge. Das wiederum war ihm dummerweise herausgerutscht.

Er griff zu seinem Kaffee und trank, ohne den anderen anzuschauen. Fuck! Was dachte der Kerl eigentlich! Er hatte nur eine Nacht hierbleiben wollen. Er konnte froh sein, dass er noch nicht vor die Tür gesetzt worden war.

Arthur knurrte innerlich. Jetzt schmeckte ihm auch der Kaffee nicht mehr. Eine Zigarette täte jetzt gut.

I just wanna be left alone!

(https://youtu.be/h9tfiB-yX7M)
 

*Eames*
 

Eames schmatzte, schluckte, blinzelte. Dann breitete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht aus. So bitter, Arthur.
 

»Kein Grund zur Eifersucht, darling. Der Kerl ist stockhetero und wirklich nicht mein Typ.«
 

Er selbst schlurfte seinen Kaffee voller Genuss. Es war ihm eine sadistische Freude Arthur beim Mauerbau zu zusehen. Das alles passte ihm wirklich gar nicht in den Kram und er drehte und wandte sich so arg er konnte, aber es gelang ihm nicht den Reiter abzuwerfen. Eames nannte es Zwangstherapie. Das würde sie beide wahrscheinlich nur enger zusammenbringen.
 

»Aber wie du meinst, Boss. Ich warte brav beim Afghanen gegenüber«, gestand er schließlich zu. Vermutlich hatte er nachher sowieso Kohldampf. Und zwingen konnte er Arthur ohnehin nicht - so gern er auch würde.
 

*Arthur*
 

Arthur wusste nicht, was ihn mehr ärgerte. Dass Eames ihm unterstellte, eifersüchtig zu sein. Das "darling", von dem er immer noch nicht wusste, wie Eames das meinte. Oder dass er ihm noch unterbreitete, weshalb er NICHT mit dem Typen etwas anfangen konnte und wollte. Es knirschte leicht, als sich seine Kiefer aufeinanderpressten und er mühsam diesen Ärger herunterschluckte. Herrlich auf Eames projizierter Ärger, der eigentlich sich selbst galt.

Aber immerhin schien jener nun zu begreifen, dass er ihm keinen Schlüssel geben würde. Tief atmete er durch und blickte Eames dann mit einem nachsichtigen Lächeln an. "Brav", sagte er dann und stand auf. Er brauchte eine Zigarette.
 

Die kalte Luft auf dem kleinen Balkon erfrischte ihn und schien ihm wieder mehr Luft zum Atmen zu geben. Sein Gesicht fühlte sich in der Kälte seltsam warm an. Tief inhalierte er den Rauch und blickte über den Central Park, der bereits voll Leben war. Er fror, aber das störte ihn nicht.

Diese ganzen Gedanken, die er so gut verschloss, wenn er nicht an Eames denken musste - wieso brachen sie immer so schnell hervor, wenn er ihn sah? Wieso hatte er das nicht besser im Griff? Er sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren: Jobs

Arthur trat an die Tür und öffnete sie ein Stück.

"Hat Jobs eigentlich ein mentales Training absolviert?", fragte er hinein.
 

*Eames*
 

Jaja, leck mich brav am Arsch, dachte Eames und lächelte unvermittelt. Sollte er glauben, was er wollte. Hauptsache er ließ ihn wieder in die Bude und sie machten den Job und dann mal sehen...

Die Hoffnung war mal wiedererwacht, das zu verbessern, was Tokyo damals zerstört hatte. Wie immer, wenn er mehr als einen Augenblick mit Arthur verbrachte. Gottverdammte Reue; ekelerregend.
 

Er sah Arthur hinterher, als er aufstand, um sich eine Zigarette auf dem Balkon zu gönnen, blieb jedoch sitzen, um sein Frühstück in aller Ruhe zu beenden. Die Versuchung war groß, auch noch Arthurs Reste zu verdrücken; diese Tranquilizer machten echt Appetit! Aber er beherrschte sich und vertröstete sich auf eine zweite Tasse Kaffee aus der raffinierten Maschine seines Gastgebers.
 

Rücklinks an die Küchentheke gelehnt, sah er zu seinem Point Man herüber, der ein unverschämt attraktives Bild mit der Zigarette abgab. Da könnte er glatt wieder selbst zum Glimmstängel greifen. Ironischerweise war er nach so ziemlich jedem erdenklichen Stoff mal süchtig gewesen, außer nach Nikotin. Es schmeckte, das war aber auch alles.
 

»Wahrscheinlich nicht. In Italien ist Dream-Sharing nicht besonders in«, antwortete er lapidar. Wahrscheinlich hatte Arthur aus dem Fisher-Job gelernt. Offen gestanden war dieser Vorfall nicht einmal eine Seltenheit, wenn er da an seine Arbeit mit anderen Point Men dachte. Es gehörte wohl zur Berufskrankheit dieser Gesellen, sich in Kleinigkeiten zu verrennen und das große Ganze aus dem Auge zu verlieren. Trotzdem ein Fauxpas für einen Typen wie Arthur. Perfektion war schließlich sein zweiter Vorname.
 

*Arthur*
 

Arthur nickte nachdenklich. War dem so? Vermutlich. Die Südeuropäer hatten eine andere Mentalität. Sie waren direkter und weniger heimtückisch, intrigant. Dream Sharing wurde sicher für andere Dinge verwendet, als sich damit zu bereichern. Damit war Südeuropa vermutlich ein idealer Ort für Eames, sich und sein Leben zu finanzieren. Dieser Information musste er vertrauen. Eames war im Grunde der Experte und er hatte wenig Möglichkeiten, das nachzuprüfen. Dass Fisher damals trainiert war, hatte ihn ordentlich gewurmt und vieles unnötig schwergemacht.

Er drückte die Zigarette im Aschenbecher auf dem kleinen Tisch aus und ging wieder hinein, schloss die Tür hinter sich.

„Weißt du die Zimmernummer von Jobs?“, fragte er dann. „Wenn ich sie weiß, können wir spätestens heute Nachmittag uns die Räumlichkeiten im Hotel ansehen. Ich habe Material, auf das ich zurückgreifen kann. Inwiefern sich seitdem etwas geändert hat, muss ich noch überprüfen.“ Er sollte seinen Kopf auf den Fall konzentrieren und auf nichts anderes. „Hat Jobs einen eigenen Arzt dabei? Wegen der Diabetes und dem Bluthochdruck meine ich…“ Arthur war wieder an den Tisch getreten, legte den Rest des Spiegeleis auf sein angebissenes Toastbrot und aß es nun doch noch im Stehen, während er anfing, den Tisch abzuräumen. Dass das Frühstück, das eigentlich auch hätte gemütlich verlaufen können, vermutlich wegen ihm gepatzt war, war ihm bewusst. So etwas lag ihm nicht. Und schon gar nicht, wenn es unvorbereitet kam. Das hier alles war unvorbereitet und es überforderte ihn.
 

*Eames*
 

Arthurs gestresste Attitüde war kein gutes Zeichen. Am Abend zuvor hatte Eames noch geglaubt er würde alles irgendwie gut verkraften. Er hatte ihm freiwillig die Brust eingecremt! Allein diese intime Geste musste doch irgendwie für sich sprechen. Offensichtlich hatte er die Lage überschätzt.
 

Mit verschlossener Miene, beobachtete er, wie Arthur begann die Teller zu stapeln und sich nebenbei den Toast reinzuzerren.

»Kein Arzt, soweit ich weiß«, murmelte er in deine Tasse und nippte.

Er zog die Stirn kraus und versuchte sich zu erinnern, was er gelesen hatte.
 

»Zimmernummer... Können wir einen Gang runterschalten? Ich hatte bisher noch keine Zeit, alles auswendig zu lernen. Ich hab einen Stick, lass mich an deinen Rechner, dann zieh ich dir alles rüber, bevor ich gehe.«
 

*Arthur*
 

Er spürte den Blick des anderen förmlich in seinem Nacken. Was machte er denn jetzt schon wieder falsch? Eames wollte weg; Arthur musste anfangen zu arbeiten (auch wenn er erst vor wenigen Stunden damit aufgehört hatte); sie hatten beide wenig Zeit; sie wollten den Auftrag möglichst schnell und gut über die Bühne bringen. Warum also dieser bohrende Blick, während er das Frühstück wegräumte und nach Informationen fragte?
 

Können wir einen Gang runterschalten?

Arthur wollte sich gerade umdrehen und die Teller rüber tragen, als er kurz in der Bewegung innehielt und Eames ansah. Einen Gang runterschalten? Ging es nun darum, hier erfolgreich zu sein, oder nicht? Die folgenden Worte klangen zumindest etwas besser. Ein Stick - ein Stick mit Daten! Das klang vielversprechend! Sehr vielversprechend! Er brauchte diese Daten, um gut arbeiten zu können, so viel stand fest – hatte nur einen Haken: sein MacBook stand verkabelt in seinem Arbeitszimmer.

"Haben wir überhaupt schon einen Gang hochgeschaltet?", fragte er zunächst gegen, während seine Gedanken kreisten. "Ich dachte, es geht darum, deinen Arsch zu retten."

Er brauchte diese Daten, damit er die Pinnwand mit Fakten bestücken konnte. Eames schien sich ja nicht einmal die Zimmernummer gemerkt zu haben! Er schüttelte innerlich den Kopf. Bei der Inception war jener mitunter vorbereiteter gewesen. Wie auch immer: Daten auf einem Stick waren gut – aber wie sollte er die Daten einlesen, ohne Eames in sein Arbeitszimmer mitzunehmen? Darin gab es im Moment einfach noch zu viele Dinge, die dieser Chaot und vor allem Trampel lieber nicht sehen sollte. Dinge, die ihm nur irgendwie blöd ausgelegt werden würden, die jenen nur so dazu einladen würden, dämliche Kommentare abzugeben. Sei es der Flyer von der Karaoke-Bar in Tokyo gewesen, in der er eigentlich einmal beschlossen hatte, Eames doch tiefer zu sich vordringen zu lassen, und den er an der Weltkarte zu Tokyo gepinnt hatte. Oder sei es die Zeichnungen an der Wand, zwischen denen vielleicht etwas öfters dieses blöde Gesicht auftauchte. Ganz zu schweigen von der Uhr und all der anderen Kleinigkeiten, die er in dem Raum hatte und die Eames einfach nichts angingen und die er eigentlich in Ruhe verschwinden hatte lassen wollen!

„Ich hol schnell mein MacBook!“, murmelte er möglichst unauffällig und stellte die Teller auf die Anrichte. „Daten klingen gut. Bin gleich wieder da.“ Er hatte den Briten nicht angesehen, während er durch die Küche in Richtung Wohnzimmer ging, dieses durchschritt, um durch sein Schlafzimmer in das Arbeitszimmer zu gehen.

Er sollte sich beeilen, das MacBook von den Kabeln zu befreien.



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