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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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Paradise Circus


 

*Arthur*
 

Zurück am Sofa nahm er wieder seinen Cappuccino in die Hand und setzte sich wie zuvor hin. „Was musst du mir noch mitteilen, damit ich hinterher nicht beende, was diese Typen begonnen haben?“, fragte er nun. „Wer sind diese Arschlöcher – um bei deiner Wortwahl zu bleiben – eigentlich?“
 

*Eames*
 

Anscheinend grinste Eames tatsächlich, als hätte er Geburtstag. Er fühlte sich wohl in Arthurs Bude und sie hatten einen Lauf. Kleine Sticheleien hier und da, waren ja nichts Ungewöhnliches bei ihnen. Eher im Gegenteil.
 

»Deine mütterliche Fürsorge ist höchst wertgeschätzt.«, seufzte er ihm müde hinterher, als er einen Augenblick in die Küche verschwand. Solange legte er die Creme, die ziemlich ungünstig seinem Schritt gelandet war, samt Zeitschrift auf den Beistelltisch neben dem Sofa und schlürfte an seinem Americano. Die Creme musste noch einziehen, daher blieb sein geschundener Oberkörper weiterhin entblößt, als Arthur sich wieder zu ihm gesellte.
 

„Was musst du mir noch mitteilen, damit ich hinterher nicht beende, was diese Typen begonnen haben?“
 

Seine Augenbrauen hoben sich amüsiert. Dies war definitiv nicht die erste Morddrohung, die er von Arthur gehört hatte (es war nicht einmal die erste an diesem Abend!). Sollten die irgendwann aufhören, würde Eames wissen, dass er verkackt hatte.
 

Der Bequemlichkeit halber, zog er nun sein Shirt wieder runter und überschlug erneut seine Beine in gewohnter Weise. Ein feines Räuspern war von ihm zuhören, wie von einem wahren englischen Edelmann, der über eine prekäre Angelegenheit bei einer Ratssitzung sprechen wollte.
 

»Ich habe ein paar Spielbanken... erleichtert. Und diese Jungs sind der Meinung, dass die Kohle ihnen gehört. Tz!« Wieder dieses trockene, sarkastische Lachen. Er teilte die Meinung der besagten Arschlöcher natürlich nicht.

»Sie haben mich in meinem Hotel überrascht und verprügelt.« Als wäre das eine kleine, unangenehme Nebensächlichkeit. War tatsächlich ja auch nicht das erste Mal, dass ihm so etwas passierte.

»Zum Glück haben sie nicht ins Gesicht geschlagen...

Ich hab beschlossen sie zu bezahlen, damit ich weiterhin Urlaub auf Sizilien machen kann.«

Er winkte ab.

»Tut aber auch eigentlich nichts zur Sache, oder?«
 

*Arthur*
 

Konnte der Kerl sich nicht anziehen? Der Film der Salbe glänzte noch auf der braungebrannten Haut. Die Bauchmuskeln waren angespannt, was vermutlich an der Position, sicher aber auch an der Schmerzvermeidung lag. Irgendwer wollte ihn bestrafen. Arthur zwang sich den anderen ins Gesicht zu blicken. Hatte er schon erwähnt, dass er an diesem Abend eigentlich andere Pläne gehabt hatte?

Offenbar bewirkten seine Worte wenigstens, dass jener endlich wieder das Hemd hinunterschob. Was hatte ihn nur geritten?! mütterliche Fürsorge – gut, dass er so weit weg gewesen war. War Eames wirklich so naiv? Dank der Streicheleinheit wusste Arthur jetzt, dass Eames nicht gelogen hatte und die Brüche nicht lebensbedrohlich gesplittert waren oder irgendwelche querstehenden Knochen in Organe stechen konnten. Es hatte sich so angefühlt, als seien die Rippen einigermaßen gerade durchgebrochen und alles war am richtigen Ort und musste ‚nur‘ wieder zusammenwachsen. Auch wenn er kein Fachmann für so etwas war. Letztlich wollte er doch nur sichergehen, dass Eames wirklich einsatzfähig war und blieb. Nur deshalb hatte er diese Aktion überhaupt gemacht!

Die Umstände für die Rippenbrüche offenbarte ihm der Brite nun. Das vermutlich übliche Geschäft für einen Mann wie Eames, der perfekt täuschen konnte, der geschickte Finger hatte, der sich darin wohlfühlte, auf Risiko zu gehen – stets natürlich darauf bedacht, dass er gewann. Schließlich verfügte er über die Kenntnisse, wie man die perfekte Illusion einer perfekten Täuschung heraufbeschwor. Das musste Arthur leider neidlos anerkennen. In gewisser Weise war es beeindruckend, wie Eames agierte, wie er sich bei Jobs einbrachte. In gewisser Weise war er fasziniert davon.

Im Grunde war es ihm auch völlig egal, dass Eames sich bei Spielbanken auf der ganzen Welt bediente und sicher schon einige Städte hatte, in denen er sich besser nicht mehr blicken ließ. Jeder hatte seine Stärken und jeder musste mit diesen das tun, was er konnte. Er stahl auch – Informationen. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen. Umso schlimmer, wenn man es doch tat, denn die Frage war dann, was es nach sich zog und wen man damit hineinzog – in diesem Fall hier: ihn.

Sizilien, Spielbanken, irgendwelche Handlanger, die jemanden verprügeln? Klang ganz nach altehrwürdiger Mafia-Arbeit. Auf seiner Pinwand heftete er die Frage an, ob Jobs bereits von Dream-Sharing wusste und Abwehrstrategien kannte. Noch einmal würde ihm so etwas wie damals bei Fischer nicht passieren – wobei das nur teilweise seine Schuld gewesen war.

Der Schwarzhaarige trank einen Schluck seines Cappuccinos, als er sich fast verschluckte. Eames schätzte sich glücklich, nicht ins Gesicht getroffen worden zu sein? Arthur blickte von seiner inneren Pinwand auf und sah den anderen an. „Ja, welch ein Glück!“, stellte er trocken fest. „Der Typ scheint dich ja in sein Herz geschlossen zu haben. Vermutlich hast du dich vorhin so umgesehen, weil er dir zum Kuscheln Begleitpersonal mitgegeben hat?“ Wobei? Etwas könnte an Eames Aussage nicht passen - die Spitze des einen unteren Zahns fehlte, das wusste er mittlerweile.

Er schüttelte leicht ungläubig den Kopf. „Nein, tut es wirklich nicht“, schloss er nun doch das Thema.Auch wenn er wusste, dass das nicht stimmte.Vermutlich war das der Knackpunkt. Seine dunklen Augen betrachteten das Gesicht seines Gegenübers. Urlaub auf Sizilien Das ganze Leben dieses Mannes war auf ‚Urlaub‘ ausgerichtet, oder? Seine Arbeit diente nur diesem einen Ziel: der immerwährende Urlaub in einem warmen Land auf Kosten anderer. Alkohol, Komfort, Sex, Ruhe, Essen, … Dekadenz und Luxus genießen, ohne sich auch nur um irgendwen und irgendwas zu scheren. Es war ja nicht so, dass er nicht auch gerne mal Urlaub auf Sizilien machen würde... Aber der sähe sicher anders aus, als der, den Eames meinte.

Arthur schüttelte den Gedanken bei Seite und trank noch einen Schluck. Er wurde müde. Aber damit war er nicht allein. Auch Eames wirkte wieder müde. Vielleicht sollten sie schlafen gehen.

„Ist das dann wirklich alles, was ich wissen muss? Zum Beispiel das mit deinem Zahn?“, fragte er daher. „Ansonsten würde ich vorschlagen, wir gehen schlafen. Etwas Schönheitsschlaf wird dir nicht schaden. Ich muss dir noch dein Bettzeug holen…“
 

*Eames*
 

Die Frage, ob diese Jungs ihm „Begleitpersonal“ zum „Kuscheln“ mitgeschickt hatte, beantwortete Arthur sich anschließend selbst: Es spielte keine Rolle - vorerst nicht. Eames verharrte wortlos, zuckte die Schultern, schürzte die Lippen. Er wusste, dass die Mafiosi irgendwo in New York sein mussten (irgendwo in seiner Nähe), aber tatsächlich hatte er bislang nicht das Gefühl gehabt, verfolgt worden zu sein. Arthur hatte eventuell etwas mitbekommen, was seiner Aufmerksamkeit seither entglitten war... Scheiß Spiel. Dennoch behielt sich Eames vor, die Sache anzusprechen, sollte sie seiner Meinung nach gefährlich werden. Er würde Arthur beschützen, wenn nötig, aber er war sich ziemlich sicher, dass dies nicht nötig sein würde.
 

Er winkte ab.

»Mein Mund ist so wie so voll mit Scherben«, schmetterte er die Bedenken bezüglich seines abgebrochenen Zahns ab. Sogar das hatte Arthur bemerkt. Gott wusste, was sonst noch alles... die drei Kilo, die er seit ihrer letzten Begegnung zugenommen hatte? Dass er den Frisör gewechselt hatte? Gruseliger, kleiner Wunderknabe. Er hasste und liebte ihn dafür.
 

»Lass uns einfach schlafen. Wenn mir noch was einfällt, erzähl ich's dir beim Frühstück.«
 

*Arthur*
 

Arthur nickte und stand vom Sofa auf. "Geh ins Bad, ich mach dein Bett", sagte er noch.

'Sein Mund - ein Scherbenhaufen. Wie wahr... Und vermutlich machte das zusammen mit den viel zu schön geschwungenen Lippen das Lächeln des anderen so attraktiv - für Frauen', dachte der Schwarzhaarige während er ins Schlafzimmer ging, um aus dem Schrank Decke und Kissen zu holen, beides zu beziehen, um schließlich mit diesen und einem Leintuch zurück ins Wohnzimmer zu kommen. Er legte die Sachen auf einem Sessel ab und machte sich daran, das Sofa so umzubauen, dass eine größere Liegefläche entstand. Dann bezog er es mit dem Leintuch und legte Decke und Kissen drauf. Er war müde, das merkte er. Die Kaffeetassen stellte er in die Geschirrspülmaschine und trank noch ein Glas Wasser.

Er hörte, dass Eames gerade aus dem Bad kam und ging ihm entgegen. Dort schloss er die Tür hinter sich. Der Geruch nach Duschgel, der so fremd und vertraut gleichermaßen war, erfüllte den Raum. Es war ein ungewohntes Gefühl, Eames hier in seiner Wohnung zu haben. Immerhin benahm jener sich einigermaßen. Keine dummen Kommentare, keine großen Sticheleien. Arthur ging zum Waschbecken. Er sah es nicht gleich, aber etwas irritierte ihn. Er wusch sich das Gesicht, blickte in den Spiegel und griff zu seiner Zahnbürste, als er stutzte. Sein Mund verzog sich verärgert, seine Stirn zog sich zusammen. Dann nahm er die Zahnbürste des anderen aus SEINEM Zahnputzbecher und legte sie daneben. Was fiel diesem Tölpel eigentlich ein!?

Arthur nahm seine Zahnbürste, setzte die allabendliche Prozedur fort und hielt dann wieder kurz inne, trat ein paar Schritte zur Seite und blickte in die Dusche. Das Duschgel des anderen stand neben seinem, geöffnet und vermutlich roch es daher so intensiv danach. Das Gefühl, dass hier gerade was schief lief, breitete sich genüsslich in Arthurs Magen aus. Und der Gedanke, dass Eames nicht vorhatte, morgen hier wirklich wieder das Feld zu räumen, war präsenter denn je.

Arthur schloss den Deckel und versuchte sich wieder etwas zu beruhigen, während er fortfuhr. Seine Bemühungen erhielten jedoch einen herben Dämpfer, als er in den Flur trat und sah, dass an der Garderobe mehr als nur eine Jacke seines Gastes hing.

Mit etwas verkniffenem Gesicht betrat er das Wohnzimmer und baute sich vor Eames, dem das Gästebett offenbar sehr taugte, auf. "Nur, damit wir uns wirklich verstehen", sagte er und kämpfte mit seiner Beherrschung. "Morgen suchst du dir etwas anderes. Es gibt folglich keinen Grund dich überall so auszubreiten, als seist du hier eingezogen."

Damit wandte er sich ab und ging in sein Schlafzimmer. Bevor er die Tür schloss, rang er sich noch ein "Gute Nacht!" ab.
 

It's unfortunate that when we feel a storm

We can roll ourselves over when we're uncomfortable

Oh well, the devil makes us sin

But we like it when we're spinning in his grip

(https://youtu.be/jEgX64n3T7g)
 

*Eames*
 

Abstrakt diese strikten Abläufe, dachte Eames, ging aber wie geheißen ins Bad, um sich schlaffertig zu machen – ein bisschen Kuschen, für allgemeinen Seelenfrieden. Bei den meisten anderen alten Bekannten, hätten sie vielleicht noch eine Flasche Whiskey aufgemacht (Arthur war bestens ausgerüstet was Alkoholika anbelangte, das hatte er gesehen) und die halbe Nacht gequatscht. Vielleicht ein bisschen rumgemacht.

Nicht jedoch mit Arthur. Obwohl es hin und wieder mal besser (oder weniger schlecht) bei ihnen lief, waren sie seit Tokyo nie wieder so zusammengewachsen, wie davor. Und das war das, was noch viel abstrakter war, als diese ganzen routinemäßigen Abläufe hier. Eames war bis zum Kragen emotional involviert und Arthur... eben nicht. Beziehungsweise: er stand sich selbst zu sehr im Weg. Vertrauen, bedeutete Risiko; Kontrollverlust! Das war nichts für ihn und seine fein strukturierte Welt, in der jedes Zahnrad in das nächste griff.

Eames fühlte sich kurz wie ein schwitziger Teenager, den man am Abschlussball sitzen gelassen hatte. Vielleicht würde er sich selbst nochmal an Arthurs Whiskey-Sammlung bedienen, wenn die Lichter aus waren. Irgendwie erwartete Arthur doch, dass er etwas Dummes tat, also was sollte es schon?
 

Die frisch bezogene Schlafstätte war eine Wohltat für seine gejetlaggten und geschundenen Knochen. Er würde schlafen, wie ein Baby. Nicht jedoch ohne sich den Wecker zu stellen...
 

"Nur, damit wir uns wirklich verstehen"....
 

Eames zog die Stirn kraus und sah schläfrig verwirrt zu ihm auf. Verkniff sich auch nicht den obligatorischen Blick auf sein wütend wackelndes Hinterteil, als er sich umdrehte und ins Schlafzimmer stampfte.

Wie zwanghaft konnte man denn sein?, dachte er und lachte leise in sich hinein, nachdem er den Nachtgruß erwidert hatte. Arthur hatte bislang nicht erlebt, wie es war, wenn Eames sich wirklich irgendwo heimisch ausbreitete. Der Gedanke an Arthurs vermeintlich komplett entgleistes Gesicht bei jedem Anblick war grandios.



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