Danke, dass du lebst von Psychoqueen ================================================================================ Kapitel 2: Vorn ist das Licht ----------------------------- Das Knistern des Feuers, war das erste, was sie wahrnahm, als sie aufwachte. Das Feuer und die Schmerzen. Leiste stöhnte sie. Hatte sie sich jemals zuvor so elend gefühlt? Die Braunhaarige wusste es nicht mehr, aber selbst während der Periode fühlte sie sich wohler als jetzt. Mit ihrer Hand fuhr sie sich durchs Haar. Ob ihre Wunden wohl verheilt wären, wenn sie weiter geschlafen und erst zu einem späteren Zeitpunkt ihre Augen geöffnet hätte? Eine schöne Vorstellung, doch wo war sie überhaupt? Hatte sie nicht an einer Expedition teilgenommen? Ihre Lider öffneten sich einen Spalt, doch ihre Sicht war verschwommen. „Wo ist meine Brille?“ Die Braunhaarige wollte sich aufsetzen, als sie plötzlich ein stechender Schmerz durchfuhr. Hanji schrie laut auf. Ihre Hand tastete nach ihrem linken Bein. „Scheiße!“ „Beweg dich nicht. Du bist verletzt.“ Eine vertraute Stimme. „Was du nicht sagst. Gib mir meine Brille!“ „Ts…“Behutsam setzte er ihr die Brille, die sie auf ihren Missionen immer trug, auf. Die Abteilungsführerin drehte ihren Kopf. Sie betrachtete müde den Mann neben sich. Er hatte ein Bein von sich gestreckt und das andere angewinkelt. In seiner Hand hielt er eine dampfende Tasse Tee. Aufmerksam beobachtete er sie. Wie sie vermutet hatte, brannte ein Feuer neben ihnen. Allerdings kein Lagerfeuer. Das Feuer flackerte heiter im Kamin. Wo zum Teufel waren sie? Zuhause? „Woher hast du den Tee?“ Levi legte den Kopf schief. „Gefunden.“ Es wunderte ihn, dass sie gerade diese Frage als erstes stellte. Lag vermutlich daran, dass sie sich den Kopf eingehauen hatte. „Wir leben noch?“ „Scheint so.“ Sie nickte schwach. „Und die anderen?“ „Sind zurück zur Mauer geritten.“ Er nippte an seiner Tasse, hoffte dass sie es alle lebend zurück geschafft hatten. Hanji zog plötzlich scharf die Luft ein. „Mist das hab ich wohl vergeigt.“ Sie kniff ihre Augen zusammen, ob wegen des Schmerzes oder der Wut auf sich selbst wusste sie nicht. Eigentlich war für ihr Team alles gut gelaufen. Sie hatten keine Verluste zu verzeichnen, als Erwin den Rückzug anordnete, doch dann hatte sie dieses Licht in der Ferne gesehen und sich von den anderen abgeseilt. Hanji wollte unbedingt wissen, was es war. Sie galoppierte durch die engen Straßen, bis sie plötzlich ein Titan, welcher in eine Häuserreihe krachte vom Pferd riss. Zu Tode erschrocken flüchtete der Gaul. Sie rieb sich ihren Schmerzenden Hintern, als ein anderer Titan seinen Kopf über ihr senkte und zuschnappen wollte. Doch in letzter Sekunde konnte sie ausweichen und sich mit ihrem 3D Manöver Gear in die Luft katapultieren. Flink schnitt sie seinen Schwachpunkt heraus und landete elegant neben ihm auf dem Boden. „So ein Ärger. Jetzt hab ich auch noch mein Pferd verloren.“ Kurz schweifte ihr Blick durch die Umgebung. Der andere Titan war nicht mehr zu sehen. Wie um sich selbst Mut zu machen nickte sie und sprintete wieder in die Richtung, aus der sie das Licht vernommen hatte. Doch kaum, dass sie um die Ecke gebogen war, sprang ihr wieder ein Titan entgegen und sie wurde gegen die Mauer eines Hauses geschleudert. Hanji war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Bei jedem Blinzeln näherte sich ein Titan der 10 Meter Klasse. Sie fischte eine Signalrakete aus ihrer Jacke und feuerte sie ab. Danach wurde es schwarz um sie herum. Hanji ballte ihre Hände zu Fäusten. Wäre sie nicht so unvorsichtig und neugierig gewesen, wäre das alles nicht passiert. „Tut mir leid.“, murmelte sie leise. „Das war mehr als dumm von mir gewesen.“ „Was ist mit deinem Bein.“, fragte der Kleinere. „Weiß nicht bestimmt gebrochen oder vielleicht auch nur angebrochen.“ Er nickte. „Dann müssen wir es schienen.“ Er stellte den Tee neben sich ab und richtete sich auf. „Lauf nicht weg. Ich bin gleich wieder da.“ Die Angesprochene schnaufte nur leise. „Wie könnte ich?“ Sie hob ihre Hände in die Luft und betrachtete sie andächtig. Levi hatte ihre Wunden alle ordentlich verbunden. Auch die am Kopf. Wem hatte sie nur das Glück zu verdanken, dass in den Häusern noch Verbandszeug zu finden war? Ob sie sonst wohl verblutet wäre? Nein, so etwas hätte Levi nicht zugelassen. Sie waren doch Kameraden. Er beschwerte sich nicht mal, dass sie wegen ihr in dieser misslichen Lage steckten. Das Brummen in ihrem Kopf wurde stärker. Unter diesen Bedingungen fiel es ihr gerade schwer, einen Plan auszuhecken. Hoffentlich hatte Levi eine Idee, wie sie es lebend nach Hause schaffen können. Nach einer Weile kehrte eben dieser wieder. Er hatte zwei Stöcke und noch etwas Verband mitgebracht. Behutsam fixierte er die Schienen an Hanjis linkem Bein. „Nicht perfekt, aber fürs erste sollte es ausreichen.“ „Danke.“ Sie lehnte sich neben Levi gegen die Wand. „Was machen wir jetzt?“ Der Angesprochene atmete hörbar die Luft aus. „Wir nutzen die Nächte, um uns der Mauer zu nähern. Tagsüber verstecken wir uns.“ Er drehte seinen Kopf zu ihr, musterte sie von der Seite. „Heute Nacht setzen wir aus. Du bist noch zu schwach.“ Die Braunhaarige nickte stumm. „Ob die anderen nach uns suchen?“ Nachdenklich betrachtete der Kleinere die Frau neben sich. Auch der stärkste Soldat konnte mal gefressen werden, aber ob Erwin wirklich glaubte, dass zwei seiner besten Soldaten draufgegangen sind? Wo sie doch beide ihren Teams den Befehl zur Gruppe aufzuschließen gegeben hatten? „Bestimmt. Auf Erwins Intuition ist Verlass.“ „Das stimmt.“ Als wäre durch dieses Gespräch jegliche Sorge von ihr gewichen, wurden ihre Lider schwerer, bis sie schließlich wieder in völlige Dunkelheit gehüllt wurde. Ihr Kopf kippte zur Seite und ruhte nun an Levis Schulter. Leise trank er seinen Tee aus, ehe auch er in einen kurzen Schlaf driftete. Am nächsten Morgen saßen die beiden auf dem Dach. Es war verdächtig ruhig um sie herum. Trotzdem wollten sie nicht in dem Haus bleiben, da sie dort leichter von Titanen ergriffen werden konnten. Dem Schwarzhaarigen entging es nicht, dass Hanji wie gebannt zu dem Licht, welches sie beide überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hatte, starrte. Er wusste ganz genau, was in ihr vorging. Hanji wirkte gerade wie ein Buch in dem stand: „Ich will dorthin. Ich will wissen was das ist. Komm lass uns nachsehen.“ Es widerstrebte ihm das Thema anzusprechen. Schließlich war es viel zu gefährlich. Doch was, wenn dort etwas Wichtiges verborgen lag? Konnte es sich die Menschheit leisten, einem Hinweis nicht nachzugehen? „Denk nicht mal daran Brillenschlange.“ Die Angesprochene stützte ihren Kopf auf den Händen ab. „Beim nächsten Mal muss ich Erwin unbedingt fragen, ob wir einen Titanen fangen dürfen.“ „Was?“ Verwundert hob Levi eine Augenbraue. Wovon redete diese Frau eigentlich? „Wenn wir einen fangen, könnten wir sie leichter erforschen. Vielleicht haben sie noch weitere Schwachstellen.“ Auf den Schwarzhaarigen wirkte sie gerade viel zu fröhlich. Außerdem verstand er nicht, wieso sie auf einmal davon redete. „Wie kommst du denn jetzt auf den Scheiß?“ „Du hast doch gesagt, dass ich nicht daran denken soll, also hab ich an etwas anderes gedacht.“ Überlegen grinste sie ihn an. Er schnaufte daraufhin nur. „Hast du noch mehr solcher Ideen?“ Ihr Grinsen wurde noch breiter. „Was hältst du von einer Maschine, die noch schneller ist als ein Pferd oder einer Technologie die es uns ermöglicht, über weit entfernte Orte in Echtzeit miteinander zu kommunizieren?“ Ihm blieb der Mund offen stehen und das passierte sehr selten. „Du bist doch krank.“ „Wenigstens habe ich keinen Reine-Mach-Tick.“ „Ts…“ Der Schwarzhaarige verschränkte die Arme vor der Brust, ließ seine Schulter dabei nach vorn hängen. „Dieses Licht könnte der Anfang von allem Fortschritt sein.“ Hanji schob ihre Brille nach oben. „Stell dir das bloß mal vor, eine Waffe, mit der wir die Titanen besiegen ohne Soldaten dafür zu opfern.“ Ihre Augen funkelten vor Begeisterung und Levi verlor sich einen Augenblick lang in ihnen. Ohne Brille wirkte sie so zierlich, so viel weiblicher. Als wäre sie keine Abnorme. Seine Hände verkrampften. Wie konnte es eine einzelne Frau mit ihren verrückten Träumen nur schaffen, ihn so sehr mitzureißen? „Schön wir gehen jetzt nachsehen.“ Levi erhob sich, zog die jubelnde Furie dabei mit nach oben. „Wir fliegen hin, sehen nach und verschwinden danach sofort wieder. Ist das klar?!“ „Ja, ja.“ Sie winkte ab und schon im nächsten Moment hatte sie ihre Haken abgeschossen, um vorauszueilen. Der Schwarzhaarige schüttelte missbilligend den Kopf ehe er ihr folgte. Eher schlecht, als recht landete Hanji auf einem der Dächer unweit von der Lichtquelle entfernt. Auf dem Bauch liegend spähte sie nach unten. Blickte direkt in das glubschäugige Gesicht eines 5 Meter großen Monsters. „Oh Kacke.“ Der Kamerad, der bis eben auf dem Boden gesessen hatte, stand auf und ragte jetzt über das Dach hinaus. Es wirkte einen Moment so, als ob er sie mustern würde, doch dann schlug er mit seiner Hand auf das Dach ein. Dank ihrer guten Reflexe, hatte die Braunhaarige sich im letzten Moment abgerollt. Auf ihrem Weg Richtung Boden ortete sie noch drei weitere Titanen, die in ihre Richtung marschierten. Kurz vor einem Aufprall, schwang sie sich mittels 3D Manöver auf einen kleinen Titanen in der Nähe. Bevor er nach ihr greifen konnte, tötete sie ihn und nutzte seinen Körper als Sprungbrett, um das nächste Haus zu erreichen. Sie sprang ab, als der Titan am Umkippen war und ergriff eine Regenrinne. Erstaunt darüber, dass diese wirklich ihr Gewicht aushielt, zog sie sich daran hoch. Ihr rechtes Bein war zum Glück noch intakt, sonst hätte sie sich nicht hier hoch quälen können. Nichtsdestotrotz durchzog sie ein stechender Schmerz, als sie auf dem Dach zum Sitzen kam. Merke, Springen mit angebrochenem Bein ist unangenehm. Ein normaler Mensch könnte das wahrscheinlich gar nicht, doch sie war nicht normal. Sie war Teil des Aufklärungstrupps und sie wollte verdammt noch mal zu diesem Licht. Und wo zur Hölle blieb Levi eigentlich? Er war doch direkt hinter ihr gewesen. „Oh!“ In der Ferne sah sie zwei Titanen umstürzen. Damit war die Sachlage klar. Blieb nur noch der große Kollege vor ihr. Hanji visierte seine Stirn an und flog direkt auf ihn zu. Kurz vor seinem Gesicht stieß sie eine größere Menge Gas aus, wodurch sie kopfüber über ihn hinweg schwebte. Als der Titan seinen Kopf drehen wollte, befand sich die Braunhaarige wieder in einer aufrechten Position, wirbelte herum und zerschnitt seinen Nacken in kleine Fetzen. Sie löste die Anker und schoss sie in das Haus, aus dem sie das Licht vernahm. Siegessicher steuerte sie darauf zu. Ihr Grinsen erstarb mit einem Mal. Hanji blickte in das weit geöffnete Maul eines Titanen, der nach oben gesprungen war. Sie schluckte hart. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)