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A New Life

von

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Betrayal

Nun hatte Rebecca also das Blut, jetzt wurde es ernst. Sie musste es einigen Tests unterziehen, und dazu brauchte sie auch noch Proben des Virus, und welche des Antivirus. Zweiteres war kein Problem, an das Antivirus kam die junge Frau problemlos heran, aber für das Virus würde sie Piers Blut abnehmen müssen, und hoffen, dass es in diesem noch stark genug war, um für ihre Tests zu reichen. An die offiziellen Proben würde Rebecca so einfach nicht herankommen, diese waren noch immer sicher verwahrt und nur einer speziellen Gruppe von Wissenschaftlern zugängig, zu denen sie trotz all ihrer Erfahrung leider noch nicht zählte.

Seufzend lehnte sie sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Sie war immer noch müde, auch wenn das Erscheinen von Miss Williams und der Erhalt des Blutes sie für einen kurzen Moment etwas aufgeweckt hatten. Dennoch fehlte ihr Schlaf, und auch der Kaffee war auf Dauer leider keine Lösung, auch wenn er ihr bisher sehr geholfen hatte.

Aber Rebecca musste schlafen, sie musste eine Pause einlegen, auch wenn es ihr nicht gefiel. Das hier war zu wichtig, um Risiken einzugehen. Wenn Rebecca nicht ganz fit und voll und ganz bei der Sache war, konnten ihr schwerwiegende Fehler unterlaufen, und dann schadete sie Piers am Ende eher noch, als dass sie ihm half.

Also öffnete sie die Augen wieder, schloss die Programme am PC und versteckte die Blutprobe an einem sicheren Ort.

Niemand würde einfach so ihre Sachen durchsuchen, solange sie sich nicht zu verdächtig verhielt, aber sicher war sicher. Und sie wollte Miss Williams kein zweites Mal losschicken müssen, um noch eine Probe zu holen. Auch Jake wäre davon kaum begeistert gewesen.

Außerdem hätte das alles unnötig Zeit gekostet. Und Zeit war etwas, das sie nicht hatte, das wusste die Biochemikerin.

Im Moment mochte Piers' Zustand stabil sein, aber das konnte sich auch schnell wieder ändern. Die Tests kosteten ihn Kraft, die er eigentlich nicht hatte, und es machte nicht den Anschein, als würden die Ärzte und Wissenschaftler in naher Zukunft damit aufhören. Es schien, als hätten sie sich vollkommen auf das sich seltsam verhaltende Virus versteift, ohne noch wirklich daran zu denken, dass es hier um das Leben eines jungen Menschen ging.

Wenn Piers starb, weil er hier überfordert wurde, dann würde Rebecca diesen Leuten die Hölle heiß machen, und sie wusste, dass sie das nicht allein würde tun müssen.

Aber sie hoffte sehr, dass es dazu nicht kommen würde. Sie würde alles tun, um es zu verhindern, aber dazu musste sie schneller und besser sein als die anderen Wissenschaftler.

Rebecca wusste, was sie konnte, dass sie wirklich gut war in dem, was sie tat. Aber sie war auch realistisch. Die Anderen wussten ebenfalls, was sie taten, und sie waren viele, sie waren skrupellos und arbeiteten an dieser Sache ohne Rücksicht auf Verluste. Rebecca war klar im Nachteil, trotzdem würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Es ging um zu viel. Um Piers, und auch um Chris, und vor allem darum, das Richtige zu tun. Die B.S.A.A. war da, um Menschen zu helfen, um den Bioterrorismus zu verhindern.

Ihre Soldaten riskierten Tag für Tag ihre Leben, um die Welt sicherer zu machen. Und ein solcher Soldat lag nun hier, nachdem er bereit gewesen war, sein Leben zu geben, um seinen Captain und die Welt zu retten. Man konnte ihn doch jetzt nicht einfach aufgeben, man konnte ihn nicht einfach opfern, das war nicht richtig.

Rebecca wusste, dass jederzeit etwas passieren konnte, und dass man dann würde handeln müssen, Held hin oder her, aber noch war es nicht soweit, noch kämpfte Piers. Und solange er es tat, würde sie es auch tun.
 

Aber so gerne sie auch jede einzelne Sekunde genutzt hätte, musste sie nun eben eine Pause einlegen.

Sie hatte alles aufgeräumt und die Tür zum Labor verschlossen und machte sich auf den Weg zur Garage, wo ihr Wagen stand.

Ein kleiner VW Polo, in einem schönen dunklen Grün, ein Speziallack, den sie sich damals gegönnt hatte, weil er ihr einfach so gut gefallen hatte. Ab und an durfte man sich ja auch mal was gönnen, und Rebecca lebte sonst sehr sparsam. Nicht geizig, ganz im Gegenteil, aber sie brauchte einfach nicht viel, da sie ohnehin die meiste Zeit im Labor verbrachte.

Ihre Wohnung, zu der sie sich nun begab, sah aus wie eine moderne, aber einfache Studentenwohnung. Nur die nötigsten Möbel, ein paar grüne, pflegeleichte Pflanzen, und ein, zwei Bilder, die irgendwelche abstrakten Landschaften zeigten.

Es war ordentlich, wie in einem Möbelhaus, und dennoch wirkte es sehr gemütlich.

Rebecca mochte ihre Wohnung, auch wenn sie nicht gerade riesig war, knappe 50 Quadratmeter. Aber für eine Person reichte das definitiv, vor allem, wenn man hier eh kaum Zeit verbrachte.

Rebecca war meistens nur zum Entspannen oder Schlafen hier.

Manchmal legte sie sich nach der Arbeit aufs Bett, hörte etwas Musik, schloss die Augen und lag eine Weile lang einfach nur da.

Manchmal dachte sie einfach nach, versuchte, im Kopf noch einiges aus dem Labor durchzugehen, bis sie entscheid, dass es nun wirklich genug war, und sie endlich aufhören musste, die Arbeit mit nach Hause zu nehmen.

Ansonsten tat sie hier eigentlich nichts. Sie kochte selten, weil sie bei der B.S.A.A. essen konnte, und selbst das Duschen erledigte sie meistens dort. Nur die Badewanne in ihrer Wohnung nutzte sie ab und an, um zu entspannen.

Vermutlich sah ihre Wohnung deshalb so unbewohnt aus, weil vieles so gut wie unbenutzt war.

Aber verzichten wollte sie auf Dusche und Küche auch nicht. Das sah irgendwie seltsam aus, wie sie fand. Und hin und wieder machte sie sich doch mal eine Dosensuppe warm und machte sich, wenn sie frei hatte, mal ein Rührei zum Frühstück.

Aber wenn Rebecca dann wirklich mal richtigen Urlaub hatte, dann nutzte sie den auch, um mal raus zu kommen, weshalb sie auch dann nicht wirklich lange in ihrer Wohnung war.

Aufgeben wollte sie sie aber auch nicht, auch wenn sie in speziellen Räumlichkeiten der B.S.A.A. hätte unterkommen können.

Aber die junge Frau wollte einfach einen Rückzugsort haben, etwas für den Notfall, einen Ort, an dem sie vollkommen ungestört war und nichts sie an die Arbeit erinnerte.

Rebecca liebte ihren Job, gar keine Frage, aber auch wenn man seine Arbeit liebt, braucht man hin und wieder einfach ein wenig Abstand. Und so war es auch bei der jungen Biochemikerin. Hin und wieder vollkommen abschalten und sich fallen lassen...
 


 


 


 

Und auch Miss Williams hatte sich nach ihrem Besuch im Labor auf den Heimweg gemacht.

Sie hoffte sehr, dass Rebecca nicht doch noch weiterarbeitete, obwohl sie minutenlang auf die Jüngere eingeredet hatte, dass es nichts brachte, sich zu zwingen.

Aber die Blonde konnte Rebecca auch durchaus verstehen.

Auch sie selber wollte so wenig Zeit wie möglich verlieren, bevor noch irgendetwas Schlimmes passierte.

Man musste jede Minute damit rechnen. Piers konnte aufgeben, zusammenbrechen, mutieren... Die Wissenschaftler konnten auf alle möglichen Gedanken kommen. Wenn sie ihn, aus welchen Gründen auch immer, einsperrten, unter Quarantäne setzten, dann kamen sie und Rebecca nicht mehr an ihn heran, und selbst Chris würde seinen Freund dann nicht mehr sehen dürfen.

Und dann konnten sie nichts mehr tun, gar nichts mehr. Nur noch warten, hoffen und beten.

Und dass es soweit kam, mussten sie um jeden Preis verhindern.

Miss Williams selber konnte nur leider nicht viel tun, und das ärgerte sie.

Sie wollte helfen, das wollte sie unbedingt, aber mehr als Kurier für Rebecca spielen konnte sie nicht.

Und auch Chris konnte sie nicht wirklich helfen.

Sie hatte es versucht, bevor sie zu Sherry im Labor aufgebrochen war.

Aber erneut hatte der Soldat abgeblockt. Dass es nichts zu sagen gäbe, hatte er behauptet. Dass er glücklich sei, dass er Piers zurück hatte, und dass er sicher sei, dass nichts passieren würde.

Aber die Blonde hatte es an seinem Blick gesehen, dass er nicht die Wahrheit sagte, dass er Angst hatte.

Und das war ja auch verständlich. Alles andere hätte Miss Williams verwundert.

Chris hatte mit ansehen müssen, wie Piers sich geopfert hatte, dann war er zurückgekehrt, und Chris war überglücklich gewesen, doch dann war Piers zusammengebrochen und erneut beinahe gestorben.

Nun ging es ihm zwar besser, und mit dem Geständnis ihrer beider Gefühle war auch noch einmal eine gewisse Last abgefallen, aber es war noch lange nicht wieder alles gut.

Noch immer schwebte Piers im Grunde in Lebensgefahr.

Das Virus hatte nicht vertrieben werden können, vielleicht war das auch überhaupt nicht mehr möglich.

Es zehrte an seinen Kräften, und wenn nicht bald etwas passierte, würde der junge Soldat den Kampf verlieren.

Alles hing nun allein von Rebecca ab, und Miss Williams selber konnte nur zusehen und abwarten und hoffen, dass die Jüngere den großen Durchbruch schaffte.

Die Blonde glaubte daran, dass musste sie einfach, aber sie wollte auch realistisch bleiben und auf alles vorbereitet sein, was noch kommen konnte.
 


 


 


 

Und genau so ging es auch Chris und Piers. Auch sie konnten nichts anderes tun, als zu warten. Etwas, das Piers gar nicht gefiel. Ja, er war es gewohnt, geduldig zu sein, als Scharfschütze war das mit das Wichtigste. Abwarten, den richtigen Moment abpassen, geduldig sein, auch wenn es Stunden dauern konnte. Aber das hier war etwas Anderes. Hier war er wie ein Gefangener, hier fühlte er sich unwohl, angreifbar, und er musste sich jeden Tag den Tests unterziehen, musste ein bestimmtes Training absolvieren, musste sich Blut abnehmen lassen, und immer endete es gleich: Es gab nichts Neues. Keine Veränderung in seinem Blut, das Virus war da, aber es verhielt sich ruhig. Aber man wollte sichergehen und nichts riskieren. Und so wurde dem jungen Soldaten kaum eine Pause gegönnt, und das machte sich auch bemerkbar.

Auch wenn sein Blut keine Veränderungen zeigte, sein Körper zeigte diese sehr deutlich.

Von Tag zu Tag wurde er müder, schlapper, blasser, deutliche Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, und auch wenn seine Muskeln noch deutlich zu sehen waren, so galt dies mittlerweile auch für seine Rippen.

Piers aß von Tag zu Tag weniger, zwang sich mittlerweile schon einfach nur noch dazu, oder wurde besser gesagt von Chris dazu gezwungen, der langsam aber sicher mit den Nerven am Ende war.

Etwa zwei Wochen waren vergangen, seit der Captain den Jüngeren in dessen Wohnung bewusstlos vorgefunden hatte. Nachdem er ihm seine wahren Gefühle gestanden hatte, hatte Piers sich noch am selben Tag zum ersten Mal den Tests und dem Training unterziehen müssen, um zu sehen, wie genau es nun um ihn stand.

Und von da an war es kontinuierlich mit dem Scharfschützen bergab gegangen.

Anfangs hatte er sich noch zusammengerissen, weil er wusste, dass er keine Wahl hatte, weil er wusste, dass irgendetwas getan werden musste, damit ihm geholfen werden konnte.

Doch mit jedem Tag, der dem ersten folgte, war Piers ruhiger geworden. Er wollte nicht mehr raus, um ein wenig mit Chris spazieren zu gehen, er wollte sich nicht mit Kartenspielen oder dem PC oder Fernseher beschäftigen, um sich die Zeit zu vertreiben, und schließlich, nach knapp zwei Wochen, wollte er nicht einmal mehr reden, bis er letztendlich so weit war, dass er die meiste Zeit über einfach nur noch teilnahmslos da saß und sich nur noch zu den Tests aufraffte, was beinahe schon mechanisch geschah.

Auch den Ärzten war die Veränderung aufgefallen, doch auf Chris' Bitten hin, dem Jungen ein wenig Ruhe zu gönnen, hatten sie nur erwidert, dass dies nicht möglich sei, dass sie endlich ein Ergebnis brauchten, und dass Piers eben noch ein wenig durchhalten musste.

Aber das schien dieser nicht mehr wirklich zu können, denn auch jetzt saß er einfach nur da, den Blick aus dem Fenster gerichtet, und es war nicht zu erkennen, ob er überhaupt etwas wahrnahm.

Chris stand in der Tür des Zimmers, gegen den Türrahmen gelehnt, die Arme verschränkt und die Lippen zusammengepresst.

Was sollte er nur tun? Was konnte er tun? Er fühlte sich so ungewohnt machtlos und hilflos, und er fragte sich, ob er nicht irgendeinen Weg finden konnte, einfach mit Piers zu verschwinden, sich abzusetzen, sich nicht weiter darum zu kümmern, was die B.S.A.A. wollte.

Aber er wusste auch, dass das ein gewaltiges Risiko mit sich führen würde, und dass er damit nicht nur Piers und sich selber in große Gefahr bringen konnte.

Aber was sollte er...
 

"Chris...?"

Der Brünette hob etwas erschrocken den Blick als er aus seinen Gedanken gerissen wurde, seufzte leise und löste seine verschränkten Arme, als er Rebecca neben sich erblickte.

Vom Gesicht her sah diese kaum besser aus als Piers, blass und mit dunklen Ringen unter den Augen.

"Was ist passiert?", fragte Chris erschrocken und runzelte die Stirn, als Rebecca den Blick abwandte und versuchte, ihm auszuweichen.

"Rebecca?"

"Nichts, ich..."

"Rebecca!"

Die Jüngere zuckte bei dem scharfen Ton etwas zusammen und ließ leicht die Schultern hängen.

Sie hatte Chris und Piers nichts von ihren Versuchen sagen wollen, bis sie einen Erfolg erzielt hatte, aber nun schien sie keine Wahl mehr zu haben.

In ihrem momentanen schlaflosen Zustand konnte sie vor Chris vermutlich ohnehin rein gar nichts verbergen.

"Gar nichts ist passiert", erwiderte sie deshalb und hob eine Hand, als Chris sie unterbrechen und ermahnen wollte.

"Ich... ich hab versucht, euch zu helfen, Piers zu helfen. Ich habe mir eine Probe von Jakes Blut geben lassen, und dann habe ich mir noch etwas vom Antivirus genommen. Und Piers... Naja, ihm hatte ich nachts heimlich Blut abgenommen..."

Die Biochemikerin seufzte leise, senkte den Blick und wandte diesen anschließend dem Bett zu, auf dem Piers saß, ohne den Beiden auch nur irgendeine Art der Aufmerksamkeit zu schenken.

"Ich hab alles versucht, Chris, alles. Aber egal, wie lange ich die Daten durchforstet hab, egal, wie lange ich rumgemischt und experimentiert hab... Es hat nichts gebracht, rein gar nichts... Ich bekomme das Virus einfach nicht zu fassen in dem Blut, es lässt sich mit nichts kombinieren, reagiert in keinster Weise... ich... Es tut mir leid."

Rebecca biss sich auf die Lippen und atmete tief durch, um sich ein Schluchzen zu verkneifen.

Fast zwei Wochen lang hatte sie nun Tag und Nacht gearbeitet, um irgendetwas zu erreichen, um Chris und Piers eine erfreuliche Nachricht zu überbringen, und nun war all das umsonst gewesen. Anfangs hatte sie sich ja noch halbwegs regelmäßig Ruhe gegönnt, wenn sie gemerkt hatte, dass es gar nicht mehr ging, doch nach wenigen Tagen hatte sie das aufgegeben und sich größtenteils mit Kaffee und Energy Drinks irgendwie wach gehalten, nur noch geschlafen, wenn sie schon beinahe automatisch umgefallen war. Dennoch war ihre Mühe offensichtlich vergebens gewesen.

Sie konnte nicht länger kämpfen, und offenbar hatte auch Piers selber den Kampf aufgegeben.

Was konnten sie jetzt noch für den jungen Soldaten tun?
 


 


 


 

Sie hatten noch eine Weile dort gestanden, doch irgendwann hatte Chris Rebecca eindringlich gebeten, sich endlich ein wenig richtigen Schlaf zu gönnen, wenigstens ein paar Stunden lang, und nach kurzem Protest hatte die Jüngere schließlich auf ihn gehört. Sie war unglaublich müde, aber auch unglaublich frustriert, weil sie nichts erreicht hatte.

Und jetzt konnten sie rein gar nichts mehr tun, sie waren machtlos. Und sie konnten nur noch zusehen, wie Piers nach und nach dahingerafft wurde, vom Virus, von den Tests, von der Schlaflosigkeit...

Wie lange würde sein geschwächter Körper das noch mitmachen? Wie lange würden Ärzte und Wissenschaftler ihn noch so quälen?

Würden sie irgendwann von alleine aufhören? Musste man sie dazu zwingen? Konnte man das überhaupt?

Das waren all die Fragen, die Rebecca sich selbst jetzt, im Halbschlaf, noch stellte, und Fragen, die auch Chris sich stellte, der noch immer bei Piers im Zimmer war und diesen besorgt betrachtete.

Der junge Soldat wirkte einfach nur noch wie eine Puppe, als säße da nur noch eine seelenlose Hülle.

Und sein Captain fragte sich, was der Hauptauslöser dieses Zustands war. Vermutlich das Virus, aber das Tun der Ärzte und Wissenschaftler trug definitiv dazu bei.

Ihm musste etwas einfallen, irgendetwas. Er konnte nicht länger tatenlos zusehen, wie Piers vor seinen Augen regelrecht das Leben ausgesaugt wurde.

Nicht nach allem, was dieser nun überlebt hatte, nicht, nachdem sie einander endlich gesagt hatten, was sie wirklich empfanden. Das konnte und würde Chris nicht zulassen.

Aber was tun?

Lange hatte er sich mit Rebecca unterhalten, aber auch diese war mit ihrem Latein am Ende. Sie hatte gehofft, auf wissenschaftlicher Ebene etwas tun zu können, etwas zu finden, das die Anderen vielleicht nicht fanden, irgendeinen Weg, Piers endgültig vom Virus zu befreien.

Aber das war ihr nicht gelungen, das Virus in Piers schien einfach nicht greifbar zu sein. Es war erkennbar, blieb es nun auch im Gegensatz zu vorher, aber es schien sich dafür auch komplett an sein Blut angeheftet zu haben, war ein fester Bestandteil dessen geworden und offenbar nur wirklich erkennbar, solange es in seinem Körper war.

Man hätte vermutlich Piers' gesamtes Blut restlos erneuern müssen, und nicht einmal dann wäre sicher gewesen, dass nicht doch noch Reste des Virus übrig blieben.

Und gegen das Antivirus, das der junge Soldat auch jetzt noch jeden Tag erhielt, schien er ohnehin bereits vollkommen immun zu sein. Was anfangs das Virus zumindest noch teilweise zurückgedrängt hatte, hatte jetzt keinerlei Wirkung mehr, führte jetzt nicht einmal mehr zur kleinsten Veränderung in seinem Blut.

Es schien hoffnungslos, und Chris verzweifelte immer mehr, seine Gedanken nahmen Formen an, die er zuvor noch zu vermeiden versucht hatte. Doch so langsam wusste er einfach keinen anderen Ausweg mehr, und Piers so zu sehen sorgte dafür, dass dem Brünetten alle anderen egal waren, wenn er nur seinen Freund und Partner retten konnte.

Es musste irgendeinen Weg geben, und er würde ihn finden.
 

Aber nun klopfte es erst einmal an der Tür, und Chris wandte dieser den Blick zu, als sie sich öffnete, und der Arzt und der Wissenschaftler den Raum betraten, die Piers wie jeden Tag zu den Tests abholen wollten.

Piers, der die ganze Zeit über teilnahmslos auf dem Bett gesessen hatte, zeigte nun erste Regungen und erhob sich wie mechanisch, um auf die beiden Männer zu zu gehen.

Oder... war es mittlerweile eher das Virus, das diesen Körper noch irgendwie handeln ließ? Wie viel Piers war wirklich noch da drin?

"Denken Sie nicht, dass es langsam reicht?", knurrte Chris die beiden Männer an, und er stellte sich zwischen diese und Piers, Letzterem den Rücken zugewandt.

"Sie bringen ihn um, sehen Sie nicht, dass er..."

Doch Chris wurde mit einer herrischen Geste des Wissenschaftlers unterbrochen, während der Arzt Piers am Arm packte und zu sich zog.

"Wir wissen, was wir hier tun, und wir wissen auch, dass Sie von Emotionen geblendet werden, Captain Redfield. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Mr. Nivans keine Gefahr für die Außenwelt darstellt, unsere Aufgabe ist es, das Virus zu erforschen und einzudämmen, wenn wir es schon nicht entfernen können. Bisher zeigt nichts Wirkung, und Sie sollten eher froh sein, dass wir den Patienten aus mangelndem Erfolg bisher nicht einfach getötet haben."

Für einen Moment stockte Chris bei diesen Worten der Atem, und aus Angst und Sorge entwickelte sich eine unbändige Wut.

Ihm war zwar bereits klar gewesen, dass es den Leuten hier schon lange nicht mehr um Piers ging, und auch, dass sie dessen Leben, wenn es nicht mehr anders ging, eigenhändig ein Ende bereiten würden, aber dass sie mittlerweile so herzlos waren, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken klar machten, dass Piers eigentlich längst hätte tot sein sollen, ließ Chris' Emotionen brodeln.

Für die Ärzte und Wissenschaftler war Piers kein Patient mehr, auch wenn der Arzt ihn eben noch so genannt hatte.

Aber man sah es daran, wie er mit dem jungen Mann umging, wie er ihn grob am Arm hielt, als wäre er einfach ein Gefangener, ein Versuchskaninchen, als stecke hinter dieser langsam zerfallenden Fassade nicht einmal mehr ein menschlicher Geist.

Piers' Körper diente nur noch dazu, das Virus zu erforschen, und alles andere spielte keine Rolle mehr. Ob da nun noch echtes Leben drin war oder nicht, schien hier niemanden mehr zu interessieren, solange der junge Soldat sich ruhig verhielt und weder er, noch das Virus in seinem Blut, irgendwie randalierten.

"Ich lasse das nicht zu. Ich lasse nicht zu, dass Sie Piers so zerstören!"

Mittlerweile zitterte Chris vor Wut am ganzen Körper, und es fehlte nicht mehr viel, dann hätte er die beiden Männer einfach angegriffen, sich Piers geschnappt und wäre mit diesem einfach abgehauen. Und tatsächlich wollte der Captain gerade dazu ansetzen, als der Wissenschaftler mit einem Mal erschreckend schnell vorschnellte, eine Spritze hervorzog und diese mit einem gekonnten Handgriff in Chris' Nacken versenkte.

Die Augen des Soldaten weiteten sich vor Schreck, während er mit einer Hand nach der Einstichstelle tastete.

"Es tut mir sehr leid, Captain Redfield, aber wir können nicht riskieren, dass Sie unsere Arbeit zunichte machen. Wenn Sie aufwachen, wird Piers nicht mehr hier sein, und Sie werden ihn nicht finden. Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, nach ihm zu suchen. Das würde weder ihm, noch Ihnen selbst helfen. Es ist vorbei, es ist aus. Piers ist verloren, war es, seit das Virus erneut ausgebrochen ist. Denken Sie an sich selbst und zerstören Sie sich nicht noch Ihre eigene Zukunft..."

Die letzten Worte hatte der Brünette nur noch am Rande mitbekommen, denn das Betäubungsmittel begann, Wirkung zu zeigen, und seine Beine begannen zu zittern, gaben nach, und schließlich sackte Chris einfach in sich zusammen und verlor das Bewusstsein.



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