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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
so weil s so schön war ein weiteres kapitel...
da müssen sich herr trapper und frau großstadt wohl erst noch etwas aneinander gewöhnen. ^^
viel spaß beim lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
hmmm damit der cliffhanger nicht all zu lange andauert. *grinst* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
tach auch, ihr lieben..es gibt (endlich) mal wieder ein neues kapitel. ich hoffe es gefällt. ^^ Komplett anzeigen

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ein neues Leben

"ZWEI völlig unterschiedliche welt und wertevorstellungen, die in der einsamen ödnis svalbards aufeinander prallen werden.
 

ZWEI, die sich unter den harten umweltbedingungen einer grandiosen, sowie gnadenlosen natur finden müssen.
 

ZWEI, die an sich schon aufgrund ihrer verschiedenen lebensvorstellungen nicht zueinander passen können und doch spielt das leben oftmals nicht so, wie man es im augenblick vielleicht gerne hätte oder sich vorgestellt hat...weil es nämlich immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet ganz anders kommt, als gedacht.
 

ach ja und wenn es denn so etwas verflixtes wie SCHICKSAL nicht gäbe...dann ja dann, wäre alles so einfach und in bester ordnung.
 

ein ungewöhnlicher MANN, eine gewöhnliche FRAU und deren außergewöhnliche GESCHICHTE von einer LIEBE, die diese ZWEI vollkommen ungeplant und ebenso unverhofft miteinander verknüpfen wird..."


 

...und ER hat einen namen. EIKSKILD...das ist alles was sie von ihm weiß! UND ihr ist zu diesem zeitpunkt auch nicht klar, dass sie dort unweigerlich auf die liebe ihres lebens stoßen wird! auf deren suche sie schon eine halbe ewigkeit ist, ohne es auch nur ansatzweise ahnen. doch sie ausgerechnet dort am so ziemlich entlegendsten flecken dieser erde zu finden...das ist etwas, womit sie niemals gerechnet hatte....
 

Nordmeer...irgendwo zwischen England und Spitzbergen...


 

Schwankend hob sich der Horizont vor meinen Augen auf und ab...immerzu...seit fünf verdammten Tagen war ich auf diesem Fischtrawler gefangen, wie eine Ratte im Käfig...leise vor mich hin seufzend versuchte ich das permanente Gefühl von Übelkeit zu unterdrücken, das mich unweigerlich sofort befallen hatte als wir auf hoher See waren und sich seither beim besten Willen nicht mehr ausblenden ließ...weder bei Tag noch bei Nacht.
 

Der Seegang war jetzt im Herbst kurz vor dem Winter entsprechend heftig, ich hätte es eigentlich wissen müssen. Das Nordmeer ist rau, nun das hatte ich bereits voraus geahnt..aber gleich so rau? Also das hatte ich als ausgemachte Landratte so in der Härte nun doch nicht ganz erwartet.
 

Verflucht warum hatte ich nur so wenige Reisetabletten gegen Seekrankheit eingepackt? Warum hatte ich überhaupt nur so wenig eingepackt?
 

Zweifelnd fiel mein Blick auf meinen zwanzig Kilo Travelerrucksack, der mein ganzes gegenwärtiges Leben ja meinen gesamten mir noch verbliebenen Besitz beinhaltete und achtlos in einer Ecke meiner Minikabine vor sich hin dümpelte....er harrte der Dinge, die da kommen mögen...ebenso wie ich.
 

Innerlich hatte ich mich vermutlich nicht zum letzten Male, als eine absolute Närrin und eine Verrückte gescholten...
 

Herr im Himmel hilf mir doch...ich musste wahrlich verrückt sein, das wirklich zu tun, was ich vor hatte...aber nun ja, die Midlife crisis verschonte einen in der Regel selten...und verrückte Dinge zu tun, das hatte mich schon immer Zeit meines Lebens ausgezeichnet. Ich war noch nie besonders sesshaft gewesen...mein altes Leben, die Sicherheit und den Comfort hatte ich für etwas aufgegeben, das ich weder kannte, noch mir selbst nicht einmal wirklich erklären konnte.
 

Ein leises Winseln riss mich aus meinen trüben Gedanken, ich hob den Kopf und sah kurz nach der Quelle des Geräusches, das mich unfreiwillig aus meinem Selbstmitleid aufgeschreckt hatte.
 

„Na altes Mädchen, dir gefällt das ganze Geschaukle auf diesem vermalledeiten Fischkutter vermutlich genauso wenig wie mir..ich kanns verstehen. Du hast es bald überstanden und ich hoffentlich auch! Noch zwei Tage..Keira...dann sind wir endlich da. Svalbard, ich kann es kaum noch erwarten!“
 

Meine knapp achtjährige kanadische Schäferhündin hob kurz den Kopf und kläffte leise, auch sie war nicht mehr die Jüngste und so ziemlich das einzige aus meinem alten Leben, dem ich es gestattete mich in mein Neues zu begleiten. Ja mein altes Leben, es lag hinter mir, wie die geschlossenen Seiten eines ausgeschriebenen Tagebuches. Dabei war es nicht einmal so schlecht gewesen, wie ich bei meinen Überlegungen im Nachhinein fest stellte.
 

Ich war eine unabhängige bodenständige Frau mittleren Alters, dazu promovierte Diplompsychologin mit einer recht gut gehenden Praxis in einem der besseren Vororte von London...hatte keine Verpflichtungen konnte tun und lassen was ich wollte. Einen Mann und Kinder gab es keine...mein letzter Liebhaber, ein angesehener Rechtsanwalt wollte keine. Die Beziehung zerbrach letztendlich an meinem unbändigen Freiheitsdrang. Meine komplexe und zuweilen auch recht anstrengende Persönlichkeitsstruktur vertrug daher alles, aber keinen Zwang, schon gar nicht in einer Beziehung zu einem Mann.
 

Ich konnte und wollte mich nicht dauerhaft an einen Mann binden, doch das hatte ich leider erst erkannt als es längst zu spät gewesen war. Besser ausgedrückt musste ich wohl sagen, an eine bestimmte Art von Mann, denn es gab schon druchaus welche, bei denen es ich mir ernsthaft vorstellen konnte "sesshaft" zu werden, doch so einen hatte ich bisher schlicht und ergreifend nicht kennen lernen dürfen.
 

Nun war ich in knapp zwei Wochen achtunddreißig, also kurz vor der Vier mit der Null hinten dran und da hatte es mich einen schönen Nachts einfach so überkommen. Man könnte sagen, die Midlife crisis hatte gnadenlos bei mir zugeschlagen. Ich wollte noch einmal etwas gänzlich verrücktes tun...mein Leben leben, bevor ich ganz eindeutig zu alt dafür wurde.
 

Ich wollte in gewisser Weise noch einmal ganz von vorne anfangen, mein altes Leben abstreifen hinter mir lassen...etwas gänzlich anderes tun. Der unbändigen Abenteuerlust in mir nachgeben, die ich schon so lange verspürte und mir einen lang gehegten Traum erfüllen, bevor ich wie gesagt zu alt dafür wurde und da ich keine Kinder hatte und auch keinen Partner, der mich in London zurück hielt. So tat ich es einfach. Ich musste ja nichts weiter als die Verantwortung für mich und meinen Hund tragen....und so war es beschlossene Sache.
 

Svalbard hieß mein Ziel...ich wollte an der Universität auf Spitzbergen einige Semester Meeresbiologie studieren...als promovierte Doktorantin der Psychologie eigentlich kein größeres Problem...dumm nur, dass die Uni gerade Semesterferien hatte und die neuen Studiengänge erst in einem knappen halben Jahr zum Frühlingsanfang wieder beginnen würden.
 

Doch auch für dieses Problem hatte ich bereits eine adequate Lösung gefunden...die da hieß kurzerhand auf Svalbard überwintern.
 

Nun das zu organisieren war allerdings nicht ganz so einfach gewesen, wie anfangs gedacht...denn es gab kaum Appartments die zu mieten waren und ehrlich gesagt, wollte ich auch nicht ein ganzes halbes Jahr lang irgendwo allein in der Dunkelheit in irgend einem miefigen Kabuff hocken und darauf warten, dass das Licht irgendwann wieder angeknipst wurde, damit ich endlich mit meinem Studium beginnen konnte.
 

Also musste bis dahin eine andere Lösung her und ich hatte sie nach einigen hartnäckigen Recherchen im Internet tatsächlich ausfindig machen können...zudem konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen...die außerdem eine recht interessante Herausforderung für mein altes Ego als Psychologin darstellen würde.
 

Ich war als ich mich über Spitzbergen kundig gemacht hatte, nämlich zufällig auch über einen lokalen Zeitungsartikel der letzten Trapper auf Svalbard gestolpert...den letzten echten „Wikingern“...den letzten echten Nordmännern, die allein in der Wildnis lebten und sich ihren kargen Lebensunterhalt mit dem Fallen stellen und dem Verkauf von seltenen Pelzen verdienten...und genau SO einer hatte schlussendlich nach langem hin und her und einigen zähen Verhandlungen per Post zugestimmt, dass ich bei ihm bleiben durfte...um seine Lebensweise kennen zu lernen und zu studieren.
 

Meine Vermutung lag demnach nahe, dass er dem wohl nur zugestimmt hatte, weil es sich bei mir zweifelsfrei und ganz eindeutig um ein weibliches Wesen handelte, sprich ich war eine Frau...und ER...er war ein Mann und lebte wie ich seine grammatikalisch ziemlich schlecht verständlichen Ausführungen in Englisch verstanden hatte, schon seit geraumer Zeit allein auf dem winzigen Eiland, das sich man höre und staune tatsächlich eine "Insel" nennen durfte.
 

Das hieß für mich jetzt also ein halbes Jahr Exil und zwar über den Winter hinaus bis zum Frühling. Ein halbes Jahr lang absolute polare Dunkelheit...ein halbes Jahr in einer vermutlich nicht eben luxuriösen Unterkunft, bei einem mir vollkommen fremden Mann, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen, geschweige denn gesprochen hatte. Nun ja aber da musste ich jetzt durch, so hatte ich es haben wollen..und das Beste daran war, ich wusste gerade mal nicht mehr als seinen Namen.
 

EIKSKILD...das war alles und in knapp zwei Tagen würde ich auf ihn treffen...endlich.
 

Die gewisse Vorfreude aber auch die latente Furcht davor, sich damit gänzlich einem mir vollkommen fremden Mann auszuliefern...ließen mich daher gewissermaßen ein Wechselbad der Gefühle durchleben aber schlussendlich siegte die reine Neugier auf dieses eigentümlich abgschiedene Leben, das ich zumindest für mich als Experiment betrachtete und in das ich nun einen exklusiven Einblick bekommen würde, wie vermutlich nur wenige andere vor mir.
 

Und was oder besser gesagt WER das war, den ich mir da in meiner unwissenden Dummheit näher kennen zu lernen in den Kopf gesetzt hatte....das sollte ich sehr bald schon am eigenen Leib in Erfahrung bringen.
 

zwei Tage später...auf Spitzbergen (Svalbard)
 

Keira und ich waren nach einer etwas unruhigen Nacht in einem der eher spärlich vertretenen Motels in Longyearbyen auf den Helikopter umgestigen, der Trapper zu dem wir wollten lebte momentan auf einer der geschützten spitzbergischen Inseln auf Barentsøya und anscheinend so weit abseits von irgendwelcher Zivilisation, dass man ihn nicht so ohne weiteres erreichen konnte.
 

Dies war im Grunde nur mit dem Boot oder dem Hubschrauber möglich...und da er offenbar ohnehin eine Lieferung an lebensnotwendigen Grundnahrungsmitteln erwartete, hatte mich der nette und leidlich gutausehende Hubschrauberpilot kurzerhand mit zur Ladung gezählt und mich mitfliegen lassen, was mir glücklicherweise nochmal zweit Tage Anreise auf einem schaukelnden Boot ersparte.
 

Als die Ladung verstaut war, nahmen Pilot und Copilot ihre Plätze ein und packten mich, meine wenige Habe und meinen allein vom Lärm des riesen Ungetüms total verschreckten Hund kurzerhand auf die hinteren Plätze im Heli und wiesen uns an möglichst den Mund während des Fluges zu halten, der dann schon noch etwas mehr als drei Stunden dauern konnte. Da ich außer in gebannter Neugier aus dem Fenster starren und die grandiose Weite der Tundralandschaft unter mir mit meiner Spigelreflexkamera in einmaligen Naturaufnahmen festzuhalten nichts zu tun hatte....wurde ich schließlich irgendwann müde und nickte weg...bis mich ein heftiges Rütteln aus meinem Kurzschlaf hochschrecken ließ.
 

Wir mussten in leichte Turbulenzen gekommen sein, denn den Heli schüttelte es ein paar mal ganz ordentlich durch, aber bis der Pilot ihn endlich abgefangen hatte...war mir kotzelend und nicht nur mir allein, auch mein Hund sah nicht mehr sehr gut aus. Keira war kurz davor sich zu übergeben...aber meine tapfere Schäferhündin hielt sich wacker...und der sorgenvolle Blick des überraschend gutaussehenden, dunkelhaarigen Nordländers mit den eisblauen Augen, der etwa mein Alter haben dürfte und zweifellos sein Copilot war, entschädigte mich derweil für so einiges.
 

Er sprach zudem gut englisch...noch ein absoluter Pluspunkt, der ihn mir auf anhieb überaus sympathisch machte.
 

„Na alles in Ordnung da hinten? Noch alles dran?“ Fragte er mich mit einem freundlichen Lächeln. Ich nickte hastig. „Ja, ja alles okay...noch alles dran...na ja denke ich zumindest!“ Antwortete ich ihm etwas zerknittert, woraufhin er mir das mit einem gutmütigen Lachen quittierte.
 

Als ich dann jedoch die Worte des Piloten aufschnappte, die der ob zufällig oder absichtlich ebenfalls in meiner Landessprache von sich gab, anstatt netterweise in seiner eigenen, ließen mein Herz dann doch so einige Etagen tiefer abrutschen...vordringlich der Meinung wegen, die er offenkundig über meinen „Gastgeber“ vetrat, den er ja unweigerlich kennen musste.
 

„Erik das gibt’s nicht, ist die englisch Frau denn vollkommen von allen guten Geistern verlassen? Auf solche Ideen können doch nur die europäischen Weiber vom Festland kommen..unsere eigenen würden sowas bestimmt nicht tun. Ich sags dir, Eikskild der eigensinnige Hund von einem Trapper, der hat doch schon seit Jahren kein Weib mehr zu Gesicht bekommen, der wird sie zur Begrüßung erstmal ordentlich durchs Bett ziehen, bis sie kaum noch stehen kann...
 

...wetten? Ich schwörs dir Kumpel...aber sowas von!“
 

Ein nicht eben nettes sowie unüberhörbar anzügliches Lachen der beiden Männer folgte, das mir die Hoffnung auf Vernunft und Anständigkeit in dieser Welt gänzlich nahm. Gott auf was hatte ich mich da nur eingelassen? WAS wenn der Kerl dort wirklich nichts weiter als ein widerlich notgeiler Idiot war, der nur darauf gewartet hatte, eine derart naive ahnungslos unbedarfte Frau wie mich in die Finger zu kriegen um..um...??!!!
 

Ääähhh ja, ich wollte es mir im Grunde nicht weiter ausmalen, ehe meine blühende Phantasie gänzlich mit mir durchzugehen drohte. Gott ich musste wahrhaftig verrückt geworden sein...was hatte mich da nur dazu bewogen so dämlich zu sein...um DIESE Tatsache nicht wenigstens ansatzweise in Betracht gezogen zu haben?
 

ER war ein Mann....ein MANN!
 

Und dazu seit Ewigkeiten allein gewesen. Natürlich würde er versuchen wollen, mich so rasch als möglich in sein Bett zu manövrieren...das leuchtete selbst dem dümmsten Pinguin in der Antarktis ein, nur ICH hatte bisher nicht mal eine Sekunde lang einen Gedanken daran verschwendet, bis es mir diese beiden Kerle da so unschön vor Augen führten.
 

Verdammt, wie blöd konnte man eigentlich sein?
 

Mein Herz sank angesichts dieser Erkenntnisse nicht nur in meine Hosen hinein, sondern noch gut eine Etage tiefer, bis in meine Schuhe....weiter konnte es ab da allerdings nicht mehr abrutschen. Wow na wunderbar....da hatte ich mir ja was hübsches eingebrockt. Nun jetzt musste ich diese Suppe wohl oder übel auslöffeln, denn es gab kein Zurück mehr, das wusste ich...zumindest nicht vor dem nächsten Frühling, denn erst da würde der Helikopter zurück kommen und mich von dort wieder abholen.
 

Aber ich hatte drei Dinge die mir Kraft gaben. Meinen Hund...eine Signalpistole gegen Eisbären und notfalls auch handelsübliches Pfefferspray. Damit würde ich mir diesen Kerl von einem Trapper schon irgendwie vom Hals halten können. Na ja, theroretisch jedenfalls. In der Enge seiner Behausung, die mich vermutlich erwartete, sollte sich das sehr wahrscheinlich nicht ganz so einfach gestalten lassen.
 

Aber noch verließ mich der Mut und die Hoffnung nicht ganz und vielleicht war es ja auch nur halb so schlimm, wie ich dachte?! Auch weil mir im Grunde gar nichts anderes übrig blieb als das, klammerte ich mich mit aller Kraft an diese Illusion, in der Vorstellung daran, dass der Trapper vielleicht ja doch nicht SO übel war, wie es mir in meiner überzogenen Ängstlichkeit im Moment im Kopf herum geisterte.
 

Aber da ich in der Enge des Helikopters ohnehin zur Tatenlosigkeit verdonnert war, ließen sich diese trüben Gedanken kaum vertreiben. Jedenfalls nicht, solange ich nichts anderes zu sehen oder hören bekam, das mich davon ablenken konnte.
 

Doch dann..dann warf ich den ersten richtigen Blick auf diese grandiose Landschft unter mir und ein seltsames Hochgefühl erfasste mich, das ich mir nicht erklären konnte. Mein Herz schlug schneller, als ich das Land unter mir sah. In diesem merkwürdig langwelligen weichgezeichneten Licht...dieses endlos weite Land...und ich wusste es sofort, ich hatte mich verliebt....auf den ersten Blick!
 

Etwa eine Stunde später änderte sich die Landschaft des Archipels, das wir gerade überflogen jedoch deutlich. Die beiden Männer sprachen nicht mehr viel miteinander. Im Allgemeinen war es im Heli bis auf das ohrenberäubende Geräusch der Rotoren unangenehm still geworden.
 

Wir kamen jedoch gut voran und damit langsam auch in Sichtweite der Küstenlinie. Die Tundra wurde noch flacher und von allerlei Flechten und Moosen überwuchert. Hie und da gab es verkrüppelte Sträucher..aber mehr und mehr setzte sich die felsige Küste durch, auf der im Sommer wohl Unmengen, ja ganze Kolonien von bodenbrütenden Seevöglen nisten mussten, denn sie war über und über mit ihrem hellem Guano überzogen und man sah auch den einen oder anderen bepelzten Räuber auf silbernen Pfoten durch die Einöde streunen denen der Trapper mit Sicherheit nachstellte.
 

Silberfüchse, die gab es hier also schon mal in ganz ordentlicher Anzahl. Sicher ein ganz lukratives Geschäft für den einsamen Mann, der dieses Leben gänzlich freiwillig auf sich genommen hatte...aus welchen Gründen das auch immer sein mochte.
 

Und endlich kam auch das Ziel meiner Reise in Sicht...es war ein kleiner vorgelagerter Küstenstreifen, an einem der Fjorde, der direkt ins Meer der norwegischen See mündete. Ich sah schon aus der Luft eine erschreckend dürftige kleine Kate, mit sicher nicht mehr als zwei Räumlichkeiten...einen kleinen windschiefen Schuppen für diverse Gerätschaften, das Plumpsklo...und wie als hätte ich es als Frau bereits geahnt, die einzige Waschmöglichkeit weit und breit.
 

Natürlich auch im Freien...wo denn sonst...?
 

Und oh Himmel nicht mehr als drei notdürftig zusammen genagelte Bretterwände, die das Gebilde das sich wohl eine „Dusche“ schimpfen sollte aufrecht hielten.
 

Dann war da noch einen Verschlag für die Schlittenhunde, von denen es wie ich sehen konnte etwa vier Stück gab und natürlich die arktisübliche Vorratskammer in gut fünf Metern Höhe...mit anderen Worten der Freiluftkühlschrank. Dort lagerte er sein Fleisch und den Fisch und sonstige Lebensmittel, die für die herum streifenden Eisbären möglichst unerreichbar bleiben sollten, denn Eisbären gab es auf Svalbard zweifellos, das wusste selbst ich...nicht umsonst hatten sie mir aus diesem Grund die Schreckschusspistole aufgenötigt.
 

Von IHM konnte ich während des Landeanfluges allerdings keine Spur entdecken. Nun vielleicht war er ja gerade unterwegs auf Robben oder auf Fuchsjagd, gewundert hätte es mich jedenfalls nicht. Doch ich sollte alsbald eines besseren belehrt werden. Denn als der Helikopterpilot ganz in der Nähe der kleinen Kate endlich Anstalten machte zur Landung anzusetzen und mir gleichzeitig in charmantestem Englisch klar machte, dass wir nun da sein...kam augenscheinlich Leben in die vermeintlich ausgestorbene Stille des kleinen Eilandes.
 

Ich sah als der Helikopter aufsetzte, wie sich die Türe der Hütte öffnete und sogleich eine Gestalt frei gab...und ich musste glatt zweimal hinsehen, ehe ich überhaupt Begriff wie mir geschah. Wobei ich nahe dran war, beim Anblick dessen was mich da erwartete, in ein hysterisches Lachen zu verfallen, das ich nur mit äußerster Mühe zurück halten konnte.
 

» Na also DER wars jetzt...ganz im Ernst? DAS da war offensichtlich wirklich EIKSKILD?! «
 

Na wie sollte mir so einer wie DER auch nur anhähernd gefährlich werden können?
 

Ich konnte es kaum fassen oder besser gesagt, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Herrjeh, der Mann war ja gut und gerne an die fünf Zentimeter kleiner als ich und ich war schon nicht besonders groß geraten, mit meinem knappen "einmetersiebzig".
 

Also schön, das war er ganz offensichtlich der Trapper, der mutige, einsame Mann des Nordens!
 

Hmm....also ich würde an der Stelle wohl eher, der "ZWERG" des Nordens anmerken wollen, denn die Bezeichnung passte meiner Meinung nach sehr viel eher auf die gedrungene, stämmige Körperbemaßung des fremden Mannes, den ich da vor mir hatte. Aber man(n) oder besser Frau sollte jemanden ja nicht unbedingt nur allein von seinem Äußerlichen her beurteilen und immerhin, ER war hier und das offenbar schon eine geraume Zeit. Also war der Trapper vermutlich zäher, als er auf den ersten Blick für mich wirken mochte.
 

Aber ich konnte es dennoch kaum fassen...
 

....tzeee...einfach nur kurios.
 

Indessen hatte der Hubschrauber aufgesetzt. Die beiden Piloten hatten es offenbar eilig und wollten so schnell als möglich zurück nach Longyearbyen, denn das Wetter sollte sich dem Wetterdienst nach rasch verschlechtern. In diesem Fall luden sie in aller Eile, die noch zusätzlich anzuliefernde Fracht ab, dabei unterhielten sie sich in ihrer Landesprache.
 

Es klang hart und ungewohnt rau für meine Ohren und ich hörte wie ER sie dabei immer wieder in seinem seltsam knurrend barschen Kauderwelsch antrieb...offenbar mochten sie ihn wirklich nicht so besonders, denn der Umgang der Männer untereinander war hartgesotten und nicht eben freundschaftlich, geschweige denn herzlich.
 

Er machte seinem Ruf als Einzelgänger dem Anschein nach alle Ehre.
 

Zögerlich kletterte ich in einem Moment in dem sie abgelenkt waren aus dem immer noch mit laufenden Motoren abgestellten Helikopter heraus und versuchte meine spärliche Habe samt meinem Hund einigermaßen unbeschadet aus dem stählernen Ungetüm zu bekommen. Als ich das geschafft hatte stand ich da, gänzlich unbeachtet von den Männern und hatte die Möglichkeit, ihn mir bei der einmaligen Gelegenheit etwas genauer anzusehen.
 

Die geringe Größe für einen Nordmann war schon mal äußerst Auffällig an ihm, doch das war noch lange nicht alles. Ich schätzte den Mann etwa auf gut Mitte vierzig bis Anfang fünfzig. Seine scharf geschnittenen Gesichtszüge wirkten zerfurcht und markant. Aber sie hatten auch unbestritten männliche Züge, die sein wettergegerbtes Gesicht auf eine seltsame Weise beinahe nordisch edel wirken ließen.
 

Wobei gut die Hälfte von einem kurzen aber dichten dunklen Vollbart überwuchert wurde, der an einigen Stellen auffällige Silberfäden zeigte, die ihn durchzogen. Auch sein Haupthaar war schwarz...aber ebenso wie der Bart bereits von auffälligen Silbersträhnen durchwirkt und noch eine Besonderheit gab es bei diesem Mann.
 

Er trug es lang und zwar bis über die Schulter hinab, lediglich ein schlichter Nackenzopf hielt die, zumindest für einen (modernen) Mann gesehen, ungewöhnlich üppig dunkle Haarpracht gebändigt und ordnungsgemäß zusammengefasst in seinem Nacken.
 

Ich war gelinde ausgedrückt sprachlos.
 

Ich für meinen Teil hatte nämlich ehrlich gesagt eine völlig andere Art von Mann erwartet. Hünenhaft und blond....einen richtigen "Wikinger" eben. Nun all das entsprach aber nun so gar nicht meinem klischeehaften Bild eines echten "Nordmannes" wie aus dem Bilderbuch.
 

Nichts davon bis...ja bis auf seine Körperstatur, die ich dann schon für höchst ungewöhnlich hielt.
 

Für seine geringe Körpergröße betrachtet, war der Mann nämlich ganz ordentlich kräftig geraten. Ich sah, wie sich seine breiten Schultern und die beeindruckend mächtigen Muskelpartien seines Oberkörpers überdeutlich durch das vor Schmutz starrende Hemd abzeichneten und mir weiblichen Wesen gänzlich ungewollt augenblickliche Atemnot bescherten.
 

Uhhh wow...wa..was für ein Bizeps!
 

Nun gut...also, DAS hatte ich jetzt nicht mal im Ansatz erwartet. Aber ER wohl auch nicht, denn just in dem Moment, als ich ihn anstarrte, wie ein Stück Vieh beim Fleischbeschauer, sah er mich....und ich vollkommen perplex, in das wohl faszinierendste Paar blaue Augen, das ich jemals zuvor in meinem Leben zu Gesicht bekommen hatte.
 

Wuschhh....ich wurde vom unglaublichen intesiven Blau dieser Augen geradezu überschwemmt!
 

Großer Gott, dieses dunkle kühle Blau war wie...wie ein frostiger Winterhimmel, so klar und scharf und so eindrücklich nuanciert, dass mir glatt für einen Moment lang der Atem stockte, als ich in dieses Augenpaar blickte. Solche Augen, wie seine hatte ich wahrhaftig noch nie zuvor bei jemandem gesehen, schon gar nicht bei einem anderen Menschen.
 

Am Meisten verwirrte mich an dieser paradoxen Angelegenheit jedoch mein eigener Hund, kaum war Keira nämlich aus dem Helikopter heraus und froh diesem metallenen Ungetüm endlich entkommen zu sein, zeigte meine ansonsten so menschenscheue Schäferhündin gar eigenartige Züge, die sie bis dato noch nie zuvor an der Tag gelegt hatte.
 

Zunächst hielt sie sich dicht bei mir...aber als er näher kam, wohl um mich noch etwas genauer unter die Lupe nehmen zu können...fing sie ganz plötzlich sachte an mit dem Schwanz zu wedeln. Ich war allein deswegen zutiefst verwirrt, aber nicht nur das war es, was mich daran so verwunderte. Nein, es war das leise Fiepen, das einen Augenblick später aus ihrer Kehle kam. Laute, die meine Hündin normalerweise nur bei mir ausstieß...bei mir allein wohlgemerkt.
 

Er bemerkte es aber offensichtlich ebenso, denn ein völlig spontanes sowie absolut umwerfendes Lächeln teilte seine messerscharfen, strengen Gesichtszüge und ließ ihn zu meiner grenzenlosen Verblüffung gleich um ettliche Jahre jünger wirken. Er tat nichts weiter, sondern streckte lediglich seine rechte Hand ein wenig nach ihr aus und Keira löste sich zu meinem größten Erstaunen willig von meiner Seite, wo sie ohne zu zögern auf ihn zulief.
 

Als sie bei ihm angelangt war, legte sie ihre weiche Schnauze vertrauensvoll in diese für einen eher kleinen Mann riesig wirkenden "Pranken", die seine Hände waren.
 

Ich sah ihn abermals lächeln und war mehr als verstört.
 

Die unglaublichen Augen dieses Mannes, sie sahen mich abermals direkt an...ohne jede Spur von Falschheit...so klar wie Gletscherwasser und dunkel, wie die polare Nacht. Diese Nuancen an Blau waren in der Tat ziemlich ungewöhnlich und ich war gelinde ausgedrückt sprachlos, angesichts dieser Entwicklungen...dafür sprach er und zwar zu mir.
 

Seine Stimme hatte ein warmes Klangbild tief und angenehm volluminös, ich mochte seine Stimme vom ersten Moment an, als ich sie vernahm.
 

„Hunde mich im allgemeinen gut leiden mögen, ich ihnen vertrauen...lieber als den Menschen.“
 

Die prompte Begrüßung durch ihn, hatte ich mir dann doch ein wenig anders vorgestellt...ein wenig förmlicher vielleicht?
 

Doch nichts dergleichen passierte, er hielt mir einfach nur schlicht und höflich seine Hand entgegen, eine kräftige gebräunte Hand mit ausgeprägtem breiten Handrücken stark und beeindruckend männlich...jedenfalls für seine an sich doch recht geringe Körpergröße gesehen.
 

Verwirrt ergriff ich sie und bereute es sogleich, denn sein Händedruck war dem eines Knochenbrechers wahrlich nicht unähnlich. Mit einem wimmernden Stöhnen wollte ich sie rasch zurück ziehen, da bemerkte er offenbar von selbst, dass er bei mir als einer Frau wohl etwas zu kräftig zugepackt hatte, denn er lockerte ihn unversehens, mit einem leicht verlegenen Lächeln und zwar glücklicherweise in so weit, dass ich das Blut wieder in meine Hand zurückfließen spüren konnte.
 

In dem Moment wo er das tat, setzte er erneut zu sprechen an, wobei er meine Hand zögerlich frei gab....und mich anstatt dessen dementsprechend interessiert in Augenschein nahm.
 

„Ich seien Eikskild...schön dich kennen lernen. Du tausend Sterne im Gesicht haben...faszinierend, ich noch nie zuvor sowas gesehen haben!“
 

Kam der kurze und etwas seltsame Kauderwelsch aus gebrochenem englisch und norwegisch dabei aus seinem Mund gesprudelt, wovon ich allerdings nur etwa die Hälfte verstand. Zudem war es unter den "Nordmännern" offenbar üblich, die persönliche Anrede zu gebrauchen, denn er sprach mich ganz selbstverständlich mit DU an. Was ich angesichts der Lage mit einem leicht verwirrten Fragezeichen in meinem Kopf zur Kenntnis nahm, dann aber beschloss es als gegeben zu betrachten und die Sache nicht unnötig zu verkomplizieren.
 

Ohne es bewusst zu merken, fuhr ich im Anbetracht dieser mehr als überraschenden Begrüßung verlegen durch meine kurz geschorenen, sorgsam schwarz gefärbten Haare. Sein nettes und sicher nicht geplantes Kompliment an mich in jenem gebrochen Englisch, entlockte mir sogar ein unerwartet amüsiertes Lächeln und DAS obwohl ich das, was er damit eigentlich ansprechen wollte, an sich nicht so besonders an mir mochte.
 

„Oh ach das? Ahhmmm...das...das sind nur Sommersprossen. Ah ja, die haben alle in meiner Familie, das ist an sich nichts besonderes...mein irisches Erbe. Meine Mutter ist Irin gewesen, dort haben das sehr viele Menschen.
 

Sehr angehem Mr. Eikskild...ich bin Lyria...Lyria Greenleav!“
 

Entgegnete ich ihm hiermit ebenfalls entsprechend verlegen.
 

Er sah mich merklich irritiert an, vermutlich hatte er eben nur etwa die Hälfte bis gar nichts von dem verstanden, was ich zu ihm gesagt hatte, tja und ich konnte nun leider kein Norwegisch, sowenig wie er Englisch sprach oder verstand. Seine Englischkenntnisse waren geradezu niederschmetternd...aber immerhin schien er wenigstens das Notwendigste zu verstehen.
 

In diesem Fall ließ die an sich schon spärliche Konversation aufgrund der schlechten Sprachkenntnisse zwischen uns sichtlich zu wünschen übrig. Was das anbelangte, wünschte ich mir in jenem Moment vermutlich nicht zum letzten Mal ein funktionierendes Smartphone...mit Google Translate im Gepäck!
 

Tja aber da ich (leider) keines mitgenommen hatte, würde es damit also das gute alte "Übersetzungsbuch" raus reißen müssen. Da hieß es jetzt wohl erst mal auf beiden Seiten ordentlich fleißig Vokabeln pauken und ansonsten mit Händen und Füßen verständigen, so gut es eben ging.
 

Aber der Winter war lang... sehr lang...
 

Na wunderbar, also DAS hatte ich mir aber auch deutlich anders vorgestellt! Die ganze Sache fing ja schon mal äußerst vielversprechend an....
 

Eine ernüchternde Erkenntnis, die mich ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen ankommen ließ und meine sicherlich mädchenhaft verklärten Vorstellungen von "Wildromantik" unangenehm schmerzhaft zurück in die weitaus weniger rosarot verklärte Realität katapultierten...derer ich mich hier augenscheinlich gegenüber sah.
 

Jetzt, wo ich mein angestrebtes Ziel erreicht hatte, war ich mir alles andere als sicher, ob meine Entscheidung wirklich die Richtige gewesen war!

ein ganzes halbes Jahr?

Das Leben besteht aus zwei Teilen = die Vergangenheit....ein Traum – die Zukunft....ein Wunsch

( "aus arabien")
 

Aber noch bevor wir beide die Gelegenheit hatten, uns in gewisser Weise näher beschnuppern zu können...machte einer der beiden Piloten auf sich aufmerksam. Er sprach Eikskild diesmal jedoch kurzerhand in seiner eigenen Sprache an....ich vermutete es jedenfalls, da ich abermals kein Wort von dem begriff, was die Männer da untereinander sprachen.
 

Zu meinem größten Pech verstand ich nun mal kaum norwegisch...und so nahm ich schlicht an, dass ihm der Pilot wohl klar machen wollte, dass sie aufbrechen und sich sputen mussten, wenn sie noch vor dem schlechten Wetter zurück in Longyearbyen sein wollten. Außerdem wurden die Tage jetzt im Spätherbst rasch kürzer und damit deutlich schneller dämmeriger als gewöhnlich, was obendrein schlechte Flugsicht bedeutete.
 

Die Männer sprachen schnell, ich konnte diesem seltsam kehligen Slang kaum folgen und zudem nicht das Mindeste heraus lesen, um was für ein Thema es sich bei ihrer Unterhaltung wohl handeln mochte...aber dass sie keine Kochrezepte austauschten war mir spätestens ab da klar, als ich den Piloten nach einer merklich ruppigen Antwort des Trappers lachen hörte, der ganz plötzlich ein finsteres Gesicht zog, so als hätten sie ihm eben irgend etwas sehr unangenehmes gesagt..und da fiel mir siedend heiß ein, was der Pilot bei unserem Herflug an seinen Copiloten los gelassen hatte.
 

Augenblicklich wurde mir heiß und kalt zugleich...sie hatten ihn garantiert wegen mir aufgezogen...instinktiv ahnte ich es, als ich den merklich unangenehm berührten aber auch unübersehbar neugierigen Blick sah, mit dem mich der des Mannes streifte, bei dem ich nun ein knappes halbes Jahr leben sollte, so wie ich es mir ja in meinem Wahn ein völlig neues Leben zu beginnen selbst eingebrockt hatte.
 

Mutig zu sein und sich in meiner Persönlichkeit möglichst Selbstbewusst zu zeigen war etwas, das mir spätestens bei dieser Erkenntnis irgendwie vollständig abhanden gekommen war, angesichts dieser Umstände, die ich davor nicht im Ansatz bedacht hatte, wie ich jetzt in der Situation schmerzlich feststellen musste.
 

Mir sank das Herz bei dem Gedanken bei einem wildfremden Mann zu leben erneut bis in die Kniekehlen.....verdammt was hatte ich da nur angestellt?
 

Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
 

Es gab nur noch diesen einen lästigen Gedanken, der mir unangenehm bohrend durch den Kopf hämmerte...denn ansonsten fühlte ich mich wie benommen ja annähernd so, als wäre ich komplett volltrunken.
 

Ich hatte wirklich den Verstand verloren!
 

Ein ganzes halbes Jahr in der absoluten Wildnis Spitzbergens, was zum Teufel hatte mich da nur geritten um so verrückt zu sein?
 

» Lyria du musst wahnsinnig gewesen sein bei der Idee...ein Mann, ein wildfremder Mann und du hast nichts besseres zu tun, als dich ihm ohne irgend eine Möglichkeit der Flucht oder wenigstens des ausweichen könnens direkt vor die Nase zu setzen. Da kannst du nur hoffen, dass er einigermaßen verträglich ist...ansonsten kann das ein verflucht langer Winter werden. «
 

Bei dem Gedanken wurde mir erst richtig schlecht...aber es gab kein Zurück mehr.....denn ich sah mit wachsendem Entsetzen dabei zu, wie Eikskild die beiden Männer höchstpersönlich mit einem herzhaft rauen Fluch auf den Lippen zu ihrem Helikopter eskortierte und nur zwei Minuten später waren sie bereits drin verschwunden und das Geräusch der Rotoren füllte die Luft.
 

Der Luftstrom unter den Rotorblättern riss mich fast von den Beinen und dann mit einem Ruck war das stählere Ungetüm ganz plötzlich abgehoben und entschwand sehr zu meinem Bedauern so außerordentlich schnell dem Boden und damit meinen Blicken, dass ich nicht mal die Gelegnheit gehabt hatte mich zu verabschieden, ja geschweige denn es mir noch einmal anders zu überlegen.
 

Mit wild klopfendem Herzen sah ich ihm nach....bis er in der nahenden Dämmerung verschwand. Ja bis nicht einmal mehr die dunkle Silhouette am Horizont zu sehen war, dann wurde es totenstill um mich herum. Nichts als ein tiefer Seufzer stahl sich aus meiner Brust heraus...“na dann bis zum Frühling“....kam über meine zitternden Lippen, denn da war es mir erst so richtig bewusst geworden...nun saß ich hier tatsächlich fest und zwar bei IHM!
 

Tja da war ich nun auf Barentsøya angekommen...war ganz allein auf mich gestellt und für mich verantwortlich, vielleicht das aller erste mal in meinem Leben, nein um es treffend auszudrücken in meinem neuen Leben!
 

Erschrocken klammerte ich mich angesichts dieser Erkenntnis haltsuchend an meinem Rucksack fest, den ich noch immer in einer Hand hielt und zwischenzeitlich auf dem Boden abgestellt hatte. Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr...also wartete ich ab, was dem wohl folgen würde. War der Kerl wirklich so ein ausgemachter Barbar, wie sie mir hatten glaubhaft weiß machen wollen?
 

Oder war es nur gewesen um mir ganz gehörig Angst zu machen? War Eikskild am Ende ganz in Ordnung und wollte nichts mehr als einfach nur vom Rest der Welt in Ruhe gelassen werden? Ich meine solche Archetypen von Mann sollte es ja irgendwie auch geben...zumindest meiner Erfahrung nach. Einsiedler die ihr Leben lebten, die in gewisser Weise nichts taten als dem Rhythmus der Natur zu folgen...die dieses einsame Leben absichtlich gewählt hatten, um für sich das Optimum oder sagen wir besser den Sinn des Lebens zu finden?
 

Nun irgendwie sah er wenigstens von seinem Typ her schon schwer danach aus...aber was ich daran nicht so ganz verstand war eben die Tatsache, dass er zugestimmt hatte, dass ich bei ihm bleiben durfte...ICH eine Frau. Daraus wurde ich ehrlich gesagt nun nicht so ganz schlau...aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich es vermutlich schon recht bald heraus finden würde.
 

Im Moment beschäftigte mich allerdings ein völlig anderes Problem, nämlich mein Hund!
 

Keira war noch nicht wieder bei mir aufgetaucht...ich sah mich schon deshalb verblüfft nach ihr um und sah anstatt dessen IHN in meine Richtung kommen. Es versetzte mich in jähes Erstaunen. Eine imposante Erscheinung war dieser Mann zweifellos und das trotz seiner nicht all zu ausgeprägten Körpergröße...denn dafür war der Trapper um so breiter gebaut...was mir bei einer zweiten deutlich intensiveren Musterung seinerseits nicht entgangen war.
 

Mein Hund folgte ihm zudem so ungewohnt vertrauensvoll auf dem Fuß, dass ich nicht umhin kam dies als Verrat mir gegenüber zu werten. Ich war sprachlos so etwas tat sie sonst normalerweise nie, schon gar nicht bei einem wildfremden wie ihm. Es war beinahe so als wäre sie läufig...irgend etwas an ihm zog meine Hündin wie magisch an und ich verstand beim besten Willen nicht, woran das wohl liegen mochte?
 

Na ja vielleicht hatte er ja doch noch irgendwo ein verstecktes Robbensteak in der Tasche, um damit bei ihr Eindruck zu schinden? Aber den Gedanken verwarf ich spätestens in dem Augenblick, als er etwa eine Minute später direkt vor mir auftauchte und mich mit seinen ungewöhnlich intensiv blauen Augen interessiert sowie leicht argwöhnisch musterte, ehe er abermals in diesem äußerst eigewilligen Kauderwelsch aus norwegisch und englisch zu sprechen ansetzte.
 

„So, du also die Engländerin?!
 

Du kommen...ich dir zeigen, wo du schlafen werden!“
 

Äähhh ja, also das war eindeutig und männlich charmant in seinem barschen Unterton den ich dabei unweigerlich heraus gehört hatte...alles in allem wirkte er ein wenig unsicher, so als wüsste er nicht so recht, was er jetzt eigentlich mit mir anfangen sollte.
 

Indem spürte ich wie Keira die inzwischen zur Abwechslung endlich wieder zu mir gefunden hatte ihre weiche Schnauze in meine Hand drückte und mir die Hand leckte, so als wollte sie sich bei mir entschuldigen. „Na du Rumtreiberin, hast wohl ein schlechtes Gewissen deinem Frauchen gegenüber? Schäm dich....dem Kerl schon gleich so auf den Leim zu gehen.“ Flüsterte ich ihr leise zu, indem ich mich kurz bückte um ihr liebevoll über ihr seidenweiches hellbeiges Fell zu streicheln, das mich innerlich auf eine merkwürdige Art und Weise beruhigte.
 

Mein Hund mochte ihn jedenfalls auffallend, das ließ sich nachdem was ich gesehen hatte nicht länger leugnen...also konnte er an und für sich kein so übler Kerl sein...wennTiere jemandem vertrauten, dann war er wenigstens ehrlich und zumeist auch ein eher gutmütiger Charakter...soviel also schon mal an Pluspunkten. Jetzt musste ich nur noch mit ihm auskommen...und zwar einen ganzen Winter lang....sehr vielversprechend sah es bisher zwar nicht aus..aber zumindest hatten sich meine ersten Zweifel, dass er mir sogleich an die Wäsche wollte erst einmal zerstreut.
 

Allerdings wusste ich da auch noch nicht, was mir diesbezügliche ein paar Tage danach noch so alles mit ihm blühen sollte.
 

Als ich nach seiner knappen Ansprache an mich jedoch noch immer keinerlei Anstalten machte ihm darauf etwas zu antworten oder wenigstens zu nicken..machte er nochmals einen knappen Schritt auf mich zu...erschrocken wich ich ein Stück zurück, doch er packte nur mit einem kurzen etwas unwilligen Brummen meinen schweren Reiserucksack um ihn sich im Anschluss daran problemlos auf die breiten Schultern gleiten zu lassen..wohl um ihn für mich ins Haus zu tragen ganz wie es sich für einen Gentlemen gehörte.
 

„Ja was nun...du kommen? Du wollen nicht sehen wo du schlafen werden?“
 

Hakte er damit erneut nach...diesmal ein wenig nachdrücklicher. Ich sah ihn an wie das Kaninchen die Schlange und beeilte mich demnach hastig zu nicken.
 

„Ahmm..ja...ja danke ich..ich komme!“
 

Mit diesen Worten machte ich Anstalten ihm zu folgen. Keira wich nicht von meiner Seite als wir uns auf die bein näher kommen immer winziger wirkende Hütte zu gingen, die offensichtlich unsere Hauptunterkunft für die kommenden Monate stellen würde. Er verhielt kein einziges mal sondern ging unbeirrt weiter vor mir her auf das Häuschen zu...als wir auf die Schwelle traten überkam mich ein äußerst eigenartiges Gefühl...eines..als wäre ich zuhause angekommen.
 

Es überfiel mich so heftig und urplötzlich, dass ich mir ein überraschtes leises Keuchen gerade noch so unterdrücken konnte...so etwas wie DAS hatte ich noch nie zuvor gespürt. Noch nie zuvor. Und dann traten wir ein und mich traf erst einmal der Schlag.
 

Mein Gott so viel Chaos hatte ich noch nie zuvor auf einem Haufen gesehen...eindeutig Männerwirtschaft, schoss mir so deutlich durch den Kopf, dass ich beinahe lachen musste, wäre die Aussicht auf das was mich da erwartete nicht so atemberaubend...allerdings nicht gerade im positiven Sinne gesehen.
 

Es gab einen wackligen Küchentisch an dem nicht mehr als vier personen Platz hatten, drei Stühle..in einer der hinteren Ecken, ein schmales Bett gerade mal ausreichend für einen...eine winzige Kochnische, die wohl mittels eines Benzin getriebenen Notstromgenerators in Funktion genommen werden konnte.
 

Dann gab es da noch einige Vorratsschränke die Geschirr und Lebensmittel gleichermaßen wild durcheinander gestapelt enthielten...vordringlich Konserven und noch so einiges an komischen Sachen, die ich nicht kannte in der Wildnis aber wohl ein "must have" darstellten
 

Am Heftigsten aber war war die Unordnung die mir geradezu bildhaft entgegen schlug...meterweise stapelte sich schmutziges Geschirr auf der Spüle, sowie es auch achtlos im ganzen Raum herum stand...ebenso wie Kerzen, eine Gaslaterne und allerlei Bücher...und Zeitschriften Stapelweise.
 

Na immerhin Herr "Hinterwäldler" war wenigstens des Lesens mächtig, das war ja in dem Sinne schon mal als positiv zu bewerten...und gegen dieses ausgemachte Chaos gab es schließlich auch ein Mittel...und zwar putzen, jedenfalls für mich als Frau gesehen, denn wenn ich hier nur eine Minute länger bleiben und mich hier wohl fühlen wollte, so musste es dann doch noch ein wenig „gemütlicher“ werden...zumindest aus meiner Sicht heraus gesehen.
 

Aber gut das war ja in dem Sinne erst der Hauptraum...da kam ja offensichtlich noch mehr...denn da gab es ja auch noch den kleinen Nebenraum, den er bis dato wohl eher als Rumpelkammer genutzt hatte, denn als wir ihn betraten sah ich, dass er erst vor kurzem in Ordnung gebracht wurde, denn er war immerhin frisch gefegt...die ganzen Sachen die Mann in der Wildnis eben so benötigte, waren entweder auf Brettern unter die Decke genagelt oder achtlos in die Ecken gestapelt worden.
 

Aber es gab doch auch einen Lichtblick...in einer Ecke stand ein schmales russisches Feldbett mit dicken warmen Federbetten...oder um genau zu sein, noch einem Schlafsack, der zwar an sich schon angenehmere Tage gesehen hatte, aber immerhin besser als nichts war.
 

Dazu hatte er mir eine Art von Paravent aufgebaut...dass ich wenn ich wollte, die Tücher die an den Wänden aufgehängt waren, wie eine Art von Himmelbett zu ziehen konnte um wenigstens in Ansatz so etwas wie Privatsphäre zu haben und dann waren da noch ein paar leere Bretter über meinem Bett an der Wand angebracht, auf die ich meine persönlichen Sachen legen konnte...wie Wäsche und sonst noch so allerhand Kram den eine Frau eben besaß und auch brauchte.
 

„Sehr schön...da...danke...du hast das gemacht? Extra für mich?“ Fragte ich ihn leise, als er kurz nach mir den kleinen Raum betrat. Der stämmige Mann mit den so eindrücklich dunkelblauen Augen sah mich überrascht an...
 

„Ahh ja..das sein doch nötig gewesen! Wo du sonst schlafen ? Bei mir du sicher kaum schlafen wollen oder?“
 

Ich spürte wie ich leicht errötete...“ähh nein, sicher nicht...danke!“ Antworte ich ihm mit einiges an Nachdruck, wonach er Anstalten machte meinen Rucksack mit einem etwas schiefen Grinsen in eben der Ecke abzustellen, wo ich jetzt mein eigenes Bett hatte.
 

„Du dich einrichten...ich dich jetzt so lange besser alleinlassen. Ich nachher nochmal kommen und nach dir sehen...?!“ Sein Blick war fragend woraufhin ich kurz nickte.
 

„Ähhmm ja das wäre sehr nett...ich...ich komme dann wenn ich fertig bin.“
 

Er wollte schon gehen, doch dann drehte er sich noch mal kurz zu mir um.
 

„Ach ehe ich vergessen...ganz wichtig ich dich noch warnen, du unter keinen Umständen Nachts das Haus verlassen, du verstanden? Egal weshalb! Es hier geben Eisbären, die hier auf das Packeis warten. Du leichter Snack...nur ein Happen und weg! Wenn du mal müssen, dann besser da hinten in den Topf....du kapiert? Oder mich rufen ich haben ein Gewehr...ich dich können begleiten!“
 

Ich sah ihn an als hätte mich soeben der Blitz bei einem größeren Geschäft getroffen....ähhh ja hatte der Mann mir da gerade ganz ungeniert offenbart, dass er mich ähhhh wie war das...aufs Klo begleiten wollte?
 

Ich konnte nicht verhindern, dass ich angesichts dieser erschlagenden Erkenntnis über und über rot anlief.
 

„Ich...ich kann schießen...ich hab eine Schreckschusswaffe!“
 

Ereiferte ich mich daher mit einem entsprechend trotzigen Räuspern in seine Richtung und erntete dafür prompt ein breites Grinsen seinerseits. „Hmm Eisbär sich sehr freuen...Feuerwerk sicher lustig, er haben bestimmt viel Spaß bevor er dich fressen!“
 

War der trockene Kommentar des Mannes, der sich selbst Eikskild nannte, was in meiner eigenen Sprache wohl schlicht nichts anders als "Eichenschild" hieß. Schon ein sehr eigenartiger Name, wie er wohl zu dem gekommen war? Das fragte ich mich in dem Moment in aller Ernsthaftigkeit... allerdings kam ich nicht mehr dazu, mir dahingehend weiter den Kopf zu zerbrechen, denn er war offenbar noch nicht fertig mit mir.
 

„Das sein mein Ernst Englischfrau!“
 

Hakte er nämlich nur eine Sekunde später weiter unbeirrt ein.
 

Ich sah ihn an und seufzte leise...“mein Name ist Lyria ..hast du gehört Eikskild...Lyria!“
 

Er nickte...“ja ich wissen, aber ich wollen dass du verstehen!“
 

Kam es abermals entsprechend nachdrücklich über seine Lippen gesprudelt.
 

„Nun das habe ich ja jetzt getan. Ich verspreche dir, dass ich nicht hinaus gehen werde...zumindest nicht ohne dich, wenn es draußen dunkel ist...zufrieden?"
 

Ich sah ihn durchdringend an, woraufhin er kurz nickte. Das wars dann, mit diesen Worten ließ er mich vorerst allein, damit ich mich etwas einrichten konnte.
 

Die nächsten vier Tage in meiner neuen Wahlheimat verliefen recht unspektakulär...tagsüber war der Trapper so gut wie nie da, er ging recht früh morgens mit seinen Hunden, um sich die Fallen anzusehen die er aufgestellt hatte...während ich mich in der Zwischenzeit um die Hütte kümmerte und mich nützlich machte.
 

Nun ich hatte sie innerhalb kürzester Zeit soweit, dass man sich zumindest gefahrlos im Haus bewegen konnte, ohne andauernd auf irgendwelche Essenreste und sonstigen Unrat zu treten...außerdem reinigte ich Spüle, sowie die kleine Kochnische blitz blank, weil immerhin wollte ich ebenfalls vom Geschirr essen und aus den zwei durchgebeulten Töpfen etwas halbwegs genießbares zaubern können und zwar ohne, dass mir dabei die Speisekarte der letzen Wochen entgegen blinkte.
 

Ich nahm es zudem mit stoischer Ruhe hin, dass er jedes mal darüber meckerte wenn er zurück kam und sagte ich würde ihm Unordnung in sein Leben bringen...die er sich so nicht vorgestellt hatte, womit er zweifelsfrei seine Behausung und deren Zustand meinte, BEVOR ich so mehr oder minder unverhofft bei ihm aufgetaucht war und den doch sehr männlich nachlässig geführten Saustall, den er vermutlich als seine Art von Haushaltsführung verstand, etwas auf "vorderfrau" gebracht hatte.
 

Nun gut, aber ob Mann das dann auch so sehen konnte wie ich, wagte ich angesichts seiner merklich angesäuerten Ansagen an mich ernsthaft zu bezweifeln.
 

Was in seinem brüchigem Englisch bei mir übrigens zuweilen für den einen oder anderen krampfhaft verbissenen Grinser sorgte...denn es war schon sehr niedlich anzuhören, wenn der Kauderwelsch von norwegischen und englischen Vokabeln aus seinem Mund gesprudelt kam...vor allem wenn ER sich aufregte, was da ja definitiv der Fall war.
 

ICH war eine Frau und ich stellte einfach ungefragt sein Leben und gleich noch seine gesamte Bude auf den Kopf.
 

Das Eikskild, das nicht sehr gefiel leuchtete mir zwar ein...aber es war mir in dem Moment eigentlich schnurz egal. Auch WEIL ich dieses Loch, das lediglich aus zwei Räumen und aus nicht mehr als vielleicht geschätzten knapp sechzig Quadratmetern Wohnfläche bestand, hier eben zwangsläufig mitbewohnen musste und mal ehrlich, in dieser Art der äußerst nervtötenden "Messiemanier" des Herrn Trappers, hatte ich nun wirklich nicht vor, den gesamten Winter zu verbringen.
 

Also wenn schon auf engstem Raum zusammen gepfercht, wie die absolut bedauernswerten Legehennen in einer Betterie, dann bitte schön wenigstens halbwegs zivilisiert...zumindest sah ich das so!
 

Die (gemeinsamen) Abende waren dazu auch eher von kurzer Dauer...unterhalten konnten wir uns beide aufgrund der sprachlichen Hürden nicht wirklich viel...so war nur das Nötigste an Konversation zwischen uns möglich...jedenfalls bis wir beide ein bisschen mehr von der jeweils anderen Sprache gelernt haben würden.
 

Eikskild verkroch sich daher oft über einem seiner vielen Bücher und las...was ich ungewöhnlich fand mir aber irgendwie auch gefiel. Er war daran interessiert sich zu bilden...ein Umstand der hier in dieses einsame und entbehrungsreiche Leben zwar nicht so passte aber mir doch irgendwie imponierte.
 

Das Einzige das unseren Kontakt zur Außenwelt darstellte war ein altes Röhrenradio und das ziemlich lädierte Funkgerät...mit dem er ab und an ein paar Nachrichten und Wetterdaten abfragte...und obendrein Kontankt in die Hauptstadt von Svalbard hielt. Nun das war an sich alles nichts aufregendes oder außergewöhnliches...bis, ja bis zu meinem vierten Abend...denn da kam es und zwar völlig unverhofft.
 

Da stand ich nun also nichts davon ahnend, was mich gleich erwarten würde vor dem einzigen, winzigen blinden Spiegel und versuchte mir verweifelt die Zähne zu putzen. Ich hatte meinen dicksten Pyjama ausgepackt und angezogen, dazu noch Mamas selbstgestrickte Norwegersocken und einen von Tante Mollys extradicken Schafwollpullis, um so wenigstens ansatzweise der frischen Nachtluft im Nebenraum vorzubeugen. Mit weniger als das am Leib schlafen war nicht drin, andernfalls würde ich hier im Winter sicherlich erfrieren.
 

Kurz und gut, bis dahin würde ich wohl auch nicht mehr ohne den kleinen Beistellofen auskommen, den er mir vor zwei Tagen netterweise in weiser Voraussicht in meine kleine Nische geschafft hatte, damit ich diesen Winter hoffentlich lebend überstehen würde.
 

Und ganz sicher war der Mann, mit dem ich den nahen Winter auf engstem Raum verbringen durfte, ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Argument. Ihm wollte ich so wenig Sicht auf mich ermöglichen, wie nur irgend machbar...was im Klartext hieß...keinesfalls irgendwelche Begehrlichkeiten wecken, damit er im Zweifelsfall nicht noch auf dumme Ideen kommen würde.
 

Apropos MANN....wenn man vom Teufel spricht...uppsss...da war doch noch was?
 

Verdammmt und zugenäht, denn in meiner weiblich naiven Sichtweise der Welt hatte ich dabei natürlich nicht im Ansatz bedacht, dass er ja irgendwann zwangsläufig auf der Bildfläche erscheinen musste...schon weil es wenig Möglichkeit gab einander auszuweichen und neugierig wie er ganz ohne jeden Zweifel auf mich war, hätte ich es eigentlich wissen müssen.
 

Ich sah somit nur wenig später, wie er am Türrahmen lehnte und mich ganz unverblümt beim Zähne putzen beobachtete. Der Trapper machte dabei ein Gesicht, als hätte er das eine Frau noch nie zuvor in seinem Leben tun sehen...der Blick mit dem er mich ansah war seltsam.
 

Plötzlich löste er sich vom Rahmen und kam in meine Richtung, ich sah dass er noch immer die selben Sachen trug wie die Tage zuvor...also mutmaßte ich, dass er wohl nichts weiter als die Hosenträger abnahm bevor er in sein Bett zu steigen pflegte und das ansonsten so tat wie er war... mit seinem dreckigen Holzfällerhemd und den speckigen Lederhosen und allem...igitt...was für eine abartige Vorstellung.
 

Nun ja gut aber Männer waren da offenbar nicht so zimperlich. Als er näher kam, verhielt ich kurz mit dem Putzen und starrte ihn ziemlich perplex entgegen, auch da ich nicht die geringste Ahnung hatte, was er wohl jetzt noch von mir wollen könnte?
 

Immerhin war es kurz vor dem zu Bett gehen....
 

...und dann kam es auch schon, so plötzlich und vollkommen unvorbereitet, wie zwingend ehrlich, dass mir wahrlich der Atem stockte, zumindest was seine Absichten auf meine Person betraf.
 

„Du so...so schön...du schlafen mit mir....bitte...nur..eimal...nicht mehr! Ich dich danach nie wieder fragen...ich so lange allein...so einsam sein!“
 

Sein Blick mit dem er mich dabei musterte, hatte weder etwas anzügliches noch etwas obszönes...nein ER sprach in diesem Fall einfach nur klar und offen das aus, worin er ein essentielles Bedürfnis für sich sah. Ich war aus seiner Sicht gesehen ganz klar eine Frau....und er...er war ein Mann...und zu allem Überdruss offensichtlich wirklich schon eine nicht unerhebliche Zeit allein.
 

Jedenfalls musste ich das, nachdem was da gerade eben aus seinem Mund gekommen war annehmen, dennoch war ich geschockt angesichts dieser unerwartet unverblümten Ansage an mich.
 

« Ahh..hatte...hatte ich da gerade richtig gehört?!
 

Hatte der Kerl von einem Trapper mich da etwa jetzt wirklich allen Ernstes gefragt, ob ich mit ihm schlafen würde?
 

Mit IHM....auf der Stelle...hier und...und JETZT? »
 

Mir fiel beinahe vor Schreck die Zahnbürste aus der Hand...als ich ihn entsprechend entsetzt anstarrte, doch der Blick in diese intensiv cobalt blauen Augen war seltsam eindrücklich. Er nahm mich ungewollt gefangen und das, obwohl ich alles dafür tat mir diesen Mann weiter vom Hals zu halten, dessen standhafte und ungewöhnlich entschlossene Persönlichkeit mich auf eine Art beeindruckte, wie bei noch keinem anderen Kerl jemals zuvor.
 

„Nicht mal im TRAUM!
 

Trapper schlags dir aus dem Kopf und wenn du der einzige Mann auf der Welt wärst...puhhh sag mal hast du in letzter Zeit eigentlich schon mal an dir gerochen? Geschweige denn, dich mal im Spiegel angesehen? Ich geh nicht mit einem Wildschwein ins Bett...im Leben nicht! Außerdem kennen wir uns jetzt gerade mal vier Tage. Na du hast ja vielleicht Nerven....und keine Zeit zu verlieren oder wie sehe ich das Mann?“ Fuhr ich ihn daraufhin harsch und nicht eben erfreut an, wobei sich meine Augenbrauen unübersehbar kritisch in die Höhe zogen.
 

Aber wenn ich dachte, dass er dementsprechend ungehalten oder wütend auf meine prompte Abfuhr an ihn reagieren würde, dann sollte ich mich in diesem Mann ganz gehörig täuschen, denn er reagierte überraschend gelassen auf meine überdeutliche Ablehnung.
 

„Nun dann nicht, es sein nur eine Frage gewesen mehr nicht! Ich dir zu...wie du sagen...zu...zu schmutzig?“
 

Er sah mich forschend mit seinen eindrücklich blauen Augen an, die mir in jenem Moment einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagten.
 

Da mir im Augenblick nichts anderes übrig blieb um es zu bekräftigen nickte ich entschlossen...“ja ganz eindeutig...viel zu schmutzig!“ Kommentierte ich es im Anschluss daran trocken und reichlich kurz angebunden.
 

Eikskilds Blick fixierte mich weiterhin durchdringend, es war ein Blick, den ich so gar nicht einschätzen oder gar deuten konnte.
 

„Das sein der einzige Grund, dass du es nicht mit mir tun wollen?“
 

Fragte er mich fast sofort danach noch einmal mit gewissem Nachdruck im Unterton, der seiner angenehm tiefen Stimme ein merkwürdig anziehendes Klangbid verlieh.
 

Ich fuhr erwartungsgemäß verwirrt hoch.
 

“NEIN!
 

Oh nein ganz sicher nicht!
 

Ich würde sagen da gibt’s auch noch einige andere, aber das wäre wohl ein nicht unerheblicher Mr. Eikskild und habe ich mich hinsichtlich dessen klar genug ausgedrückt?
 

Keinen Beischlaf in dieser Hütte und unter diesem Dach...und wehe du wagst es mich auch nur ansatzweise und ohne mein Einverständnis anzufassen Mann.
 

Ich schwöre dir, ich hetz dir meinen Hund auf den Pelz...aber so was von. Ist das jetzt soweit bei dir angekommen?“ Hakte ich damit neuerlich glasklar nach, wie ich die Sache zwischen ihm und mir betrachtete. Und das hieß ganz eindeutig, dass ich auf gewisse Intimitäten zwischen uns herzlich gerne verzichten konnte.
 

„Ist es...ich haben verstanden!“
 

War die entsprechende Antwort von ihm, woraufhin er sich langsam undrehte.
 

„Du eine gute Nacht, ich dann jetzt besser gehen!“
 

Kam noch von ihm...und ehe ich einmal durchatmen konnte stand ich allein vor meinem Spiegel und starrte meinem Spiegelbild entgegen, als könne ich nicht fassen, WAS mir da eben wiederfahren war.
 

Ich meine ich schätzte eine gewisse Ehrlichkeit bei meinem Gegenüber...aber gleich so ehrlich?
 

Da hatte Mann mir eben völlig ungeniert unterbreitet, dass er mich als "schön" empfand...zumindest in seinen Augen betrachtet. Und wenn man seinem spontanen Kompliment an mich denn echten Glauben schenken durfte, schon weil Mann damit eigentlich nur eines hatte bezwecken wollen, nämlich mich schnurstrax in sein Bett zu verfrachten?!
 

Ich konnte es schier nicht fassen. Ich meine, ich war bestimmt nicht hässlich...aber eine Schönheit im klassischen Sinne gesehen war ich auch nicht gerade. Und ich hatte sehr wohl begriffen, WAS für Beweggründe da bei IHM in Bezug auf mich zum Tragen gekommen waren.
 

Wenn man es genau nahm, war ich nichts weiter als eine ganz gewöhnliche Frau mittleren Alters, mit dem einen oder anderen Polster auf den Hüften, das vor gut fünf Jahren noch nicht dort zu finden gewesen war...und auch mein Busen war ganz eindeutig nicht mehr so stramm, wie noch mit Anfang bis Mitte dreißig.
 

Das Einzige das ich an mir wirklich mochte, waren meine Augen...ich hatte intensiv grüne Augen...das irische Erbe meiner Mutter. Ja Sommersprossen, grüne Augen und dazu rotes Haar wie ein Feuermelder. Nur gut, dass ich die inzwischen gefärbt hatte. Frauen mit rotem Haar nahm in meiner Brange nämlich leider keiner wirklich ernst.
 

Wir wurden sogar unter der Hand als Hexen und Alchemistinnen verschrieen...dabei wollte ich damals als ich angefangen hatte, nichts weiter als eine seriöse Psychologin sein...das war der Grund weshalb ich mein Haar nach alter Gewohnheit auch heute noch so trug, wie es war...jungenhaft kurz und tiefschwarz gefärbt...damit es nur ja niemand bemerkte.
 

Als ich den Blick vom Spiegel abwandte musste ich leise seufzen.
 

"Tzeee...ja ja schön...im Traum vielleicht? Oh man Mann wo hast du da nur hingeschaut? Auf meine Körbchengröße oder aber doch auf meine all zu hübsch gepolsterte Kehrseite?"
 

Das war es nämlich, was mir ungewollt durch den Kopf schoss, angesichts dieses sicher nicht alltäglichen Kompliments von ihm, das zwar auf eine Art plump und zudem merklich ungelenk gewesen war, mir aber dennoch auf einen nur schwer nachvollziehbare Weise schmeichelte. Eine Tatsache, die ich nur schwerlich ableugnen konnte.
 

Ja auf eine gewisse Art hatte es mir tatsächlich imponiert. Offenbar war Mann doch nicht ganz so "blind", wie ich ihn anfangs eingestuft hatte. Dazu war ich selbst viel zu lange mit keinem Mann mehr zusammen gewesen, schon gar nicht im Bett, als dass ich mich dieses versteckten Angebots an Begehrlichkeit von ihm gänzlich hätte verschließen können.
 

Denn gefallen tat Eikskild mir auf unerklärliche Weise rein äußerlich betrachtet irgendwie schon, das konnte ich nicht bestreiten.
 

Und das trotz seiner geringen Körpergröße, die ihn als nicht unbedingt den größten Mann unter der Sonne auswies und ihn damit auch nicht in mein übliches Beuteschema passen ließ.
 

Normalerweise war das so...wohlgemerkt normalerweise...aber hier war nichts normal...daher konnte ich mir nicht erklären, aus welchem Grund mich ausgerechnet dieser Mann so ungemein faszinierte.
 

Nun gut aber das bedeutete deswegen noch lange nicht, dass ich gezwungen war schon gleich mit ihm ins Bett zu springen, das war nicht meine Art und würde es auch nie sein. Eine meiner Grundregeln an der ich im Übrigen strikt festhielt, war demnach unbestritten jene, dass ich generell nur mit einem Mann schlief, der mir etwas bedeutete und den ich liebte...alles andere war für mich absolut irrrelevant.
 

Allein aus diesem Grund heraus hatte ich ihm diesen Korb gegeben.
 

Ich kannte den Mann jetzt gerade mal knapp vier Tage...und das war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt mir darüber im Klaren zu sein, wie ich denn nun eigentlich gefühlsmäßig zu ihm stand, geschweige denn in irgend einer Weise von so etwas wie von "Liebe" zu sprechen.
 

Ich mochte ihn gut leiden...aber das war momentan auch alles, was ich für diesen mir noch immer völlig fremden Mann an Gefühlsmäßigkeiten aufbrachte.
 

Als ich für meinen Teil lange genug darüber nachgedacht und genug von mir gesehen hatte, verkrümelte ich mich schließlich in meine Schlafnische auf mein altes russisches Feldbett und versuchte in den Schlaf zu finden. Ein Umstand, der angesichts dieser in meinen Augen absolut schrägen Situation leichter gesagt als getan war, denn ich traute IHM noch immer nicht ganz über den Weg.
 

Erst als sich Keira ganz selbstverständlich auf meiner Decke nieder ließ und ihren Kopf an meine Brust schmiegte, um im Schlaf über mich zu wachen, konnte ich endlich los lassen...und irgendwann halbwegs entspannt ins Land der Träume hinüber wechseln.
 

Der nächste Morgen kam schnell...zu schnell für meinen Geschmack, da es in meinem Raum keine Vorhänge gab, sah die polare spätherbstliche Morgensonne schon recht früh zum schmalen Fenster herein. Außerdem war es entsprechend frisch...und so saß ich einige Minuten später mehr oder weniger senkrecht im Bett.
 

Leise gähnend schob ich meinen noch tief schlafenden Hund ein Stück von mir weg und stand auf. Ich versuchte leise zu sein um IHN nicht unnötig zu wecken...falls er wider erwarten noch schlafen sollte. Aber ich wurde schnell eines besseren belehrt, denn er war wie ich es bereits geahnt hatte auch heute eindeutig der Frühaufsteher von uns beiden...und vor allem sollte ich etwas zu Gesicht bekommen, das ich so in der Form wohl so schnell nicht wieder vergessen würde.
 

Ähhh....hatte ich die Dusche eigentlich schon mal erwähnt?
 

Ja genau DIE...denn als ich die Haupthütte betrat war ich allein. Von Eikskild fehlte jeder Spur...aber wie zum Hohn hatte er mir offensichtlich seine schmutzigen Kleider da gelassen. Ich sah sie achtlos auf einem der klapprigen Stühle...das fleckige Holzfellerhemd, das aus meiner Sicht umgehend einer dringenden Grundreinigung bedurfte, sowie die speckige Lederhose samt Gürtel beziehungssweise Hosenträger. Dazu lange dunkelblaue sexy Männerunterhosen, ja sogar seine klobigen dunklen pelzbesetzen Stiefel standen unter dem Stuhl...nur ER war weg...ohne Zweifel und vor allem was mich nur noch mehr wunderte so ganz ohne seine Klamotten?!
 

Nun da war ich angesichts dieser Tatsachen dann nun doch etwas verwirrt...aber das sollte sich gleich ändern, denn kaum war ich wie zufällig an die Eingangstüre der Haupthütte heran getreten und hatte sie der Neugierde halber geöffnet...da bekam ich unfreiwllig zu Gesicht, was mir beinahe den Atem stocken ließ.
 

Wow...ein Kerl völlig im Freien...und dazu noch unter der Freilanddusche...am hellen Morgen und dabei vermutlich sooooo kalt!
 

Na also DAS hatte ich bisher auch noch selten gesehen. Nun gut aber ohne jeden Zweifel machte er das, was in meinen Augen längst überfällig war, er wusch sich und zwar gründlich. Körper, Haare..Bart einfach alles...und er war dazu gerade dabei seinen Revuekörper abzuseifen und merkte so glücklicherweise nicht, dass ich ihn so dreist, wie unverschämt dabei beobachtete.
 

Aber was soll ich sagen, ich konnte so sehr ich es wollte, den Blick nicht mehr von ihm lassen, denn er machte trotz allem eine verflixt gute Figur. Ich hatte damit vermutlich ungewollt einen strammen Männerhintern vor Augen, der sich durchaus sehen lassen konnte und nicht nur das allein. Der ganze Mann war an sich schon sehenswert...breite Schultern, kräftige muskulöse Oberarme...sein etwa schulterlanges dunkles Haar sah ich in diesem intimen Moment offen, als er es wusch.
 

Auch die feinen dunklen Haare auf seiner Brust ließen auf eine ganz ordentliche Menge an Testosteron schließen, die sich außerdem völlig unverschämt sexy weiter hinunter über die verräterische Insel auf seinem Bauchnabel, bis hinunter zu seinen kräftigen und recht stämmigen Oberschenkeln zogen, wo sie sich völlig ungeniert weiter fortsetzten, was Mann so schon äußerst attraktiv machte, jedenfalls was meinen Geschmack betraf.
 

Wahnsinn...ich hatte wahrhaft Atemnot!
 

Hätte ich vorher gewusst, WAS ich da am Abend zuvor abgelehnt hatte, hätte ich es mir wohl glatt noch einmal anders überlegt. Aber jetzt war es zu spät...das Prachtexemplar von einem nordischen Mann war drauf und dran, seine wohl eher unfreiwillige und nur mir zuliebe durch exerzierte Waschaktion zu beenden und Anstalten zu machen, sich umgehend wieder zurück ins Haus zu begeben, um sich anzuziehen.
 

UND er durfte dazu auf keinen Fall merken, dass ich ihn gesehen hatte....auf gar keinen Fall...sonst war ich tot, aber so was von!

nackte Tatsachen...und haarige Argumente

Da stand ich nun also und wusste nicht so recht, was ich denn jetzt machen sollte...ich wollte um jeden Preis verhindern, dass er bemerkte, dass ich ihm dabei zugesehen hatte, wie er sich wusch...egal wie ich es auch anstellen würde.
 

Allerdings blieb mir nicht mehr viel Zeit zum Überlegen übrig, denn er hatte sich bereits gründlich abgewaschen und war dabei, das bei den frischen Außentemperaturen von knapp zehn Grad plus mit Sicherheit eisig kalte Wasser abzustellen, das aus dem knapp fünfzehn Liter Boiler, obendrein nur äußerst spärlich geflossen kam....der zu allem Übel auch noch gänzlich ohne Stromanschluss auskommen musste.
 

Was im Umkehrschluss bedeutete, dass warmes Wasser zum Waschen damit schlicht absoluten Luxus darstellte.
 

SHIT...
 

...ich sah es kommen und mich schon selbst unter diesem altertümlichen Blechungetüm vor mich hin fluchen, denn wenn ich mich ordentlich säubern wollte, war das im Augenblick wohl der einzig legitime Weg das zu tun.
 

Na toll, das waren ja prima Aussichten für die nächsten fünf Monate. Ich war mir angesichts dieser Erkenntnis so sehr schnell sehr sicher, dass ich die nächste Zeit ganz problemlos ohne eine Dusche auskommen konnte...jedenfalls so lange, bis er mir einen Vorhang als Türe oder wenigstens etwas ähnliches gebastelt hatte, um mich irgendwelchen begehrlichen Blicken seinerseits zu entziehen, die mir unweigerlich folgen würden.
 

Immerhin hatte Eikskild mich bereits nach knapp vier Tagen des gegenseitigen kennen lernens gefragt, ob ich mit ihm schlafen wollte...na der Mann hatte anscheinend keine Zeit zu verlieren und war so erstaunlich schnell zum Kern der Sachlage gekommen, dass ich in seinen Augen durchaus eine potenzielle und würdige Kandidatin für so gewisse Betätigungen in der Horizontale darstellen könnte, was damit also im Klartext nichts anderes bedeutete als dass Mann insgeheim hoffte, ich möge möglichst bald mit ihm in ein und das selbe Bett steigen.
 

Wie wunderbar, was für prickelnde Aussichten das für die kommenden Monate waren...nun ja zumindest, wenn Frau irgendwie auf unzivilisierte Barbaren im Wildschweinlook stand, was bei mir jedoch definitiv nicht der Fall war.
 

Herr im Himmel, allein der Gedanke daran mich irgendwie vor ihm ausziehen oder mich ihm nackt präsentieren zu müssen, ließ mich innerlich frösteln. Ich meine bei IHM war das ja etwas völlig anderes. Der Naturbursche von einem Trapper war es ja in gewisser Weise nicht anders gewohnt.
 

Außerdem waren die Nordländer im Allgemeinen nicht so furchtbar prüde wie unsereins, das wusste ich ja bereits...besser gesagt nahm ich es angesichts seiner freizügigen Handlungsweise als selbstverständlich hin, dass das was er da tat, wohl nichts außergewöhnliches darstellen konnte, denn sonst hätte er es nicht getan!
 

Ähhhh...na schön, aber dass er gleich so freizügig und dazu noch vollkommen unbedarft einen auf Nackidei machen würde? Nun also DAS hatte ich beim besten Willen nicht erwartet, schon gar nicht bei DIESEM Mann. Aber offensichtlich war genau DAS im Augenblick der Fall.
 

Ich meine, die Skandinavier saßen zumeist nahezu textilfrei in der Sauna...und ja, ich spreche da von Männlein UND von Weiblein in ein und der selben Räumlichkeit! Zumindest wenn man vom knappen Gebrauch eines Handtuchs zum Bedenken des allernötigsten absah.
 

Also an sich alles kein Problem....wo also lag dann bitte schön meins?
 

Ich sah mich angesichts dieses Gedankens wieder einmal unfreiwillig mit meinem äußerst konservativen ICH konfrontiert.
 

Ich und mich ausziehen vor seinen Augen? Ich als braves wohlerzogenes englisches Mädchen?
 

NIE im Leben! Nicht in tausend Jahren...also DAS war eins was sicher war. Vorher würde ich lieber vier Monate lang ungewaschen bleiben. Das war die Erkenntnis, zu der ich spätestens in diesem Moment mit einhundert prozentiger Sicherheit gelangt war.
 

Aber leider sollte ich nicht mehr all zu lange die Zeit haben, mir dahingehend den Kopf zu zerbrechen, denn ich sah den Herrn Hinterwäldler nur Bruchteile von Sekunden später durch den entstandenen Türspalt hindurch zurück zum Haus kommen.
 

Vollkommen NACKT wohlgemerkt...und das zu allem Überfluss auch noch so, dass es beim besten Willen nicht zu übersehen war, es sei denn man oder besser Frau schloss die Augen, oder drehte sich absichtlich in eine andere Richtung um. Was ich im Anbetracht meiner Neugierde jedoch kaum bis garnicht zuwege brachte...
 

Fuck..verdammt!
 

Eins zu Null für den Mann...der von alledem schlicht nicht das Mindeste ahnte und daher völlig gelassen aber angesichts der frischen Außentemperaturen eiliger als gewöhnlich zurück zu Hütte gelaufen kam.
 

Indem spürte ich mein vor Scham heftig brennendes Gesicht, das in tiefstes Rot getaucht war und ich so sehr ich es auch wollte, nicht von ihm abwenden konnte.
 

Herr im Himmel, kannte der Kerl nicht wenigstens ansatzweise sowas zivilisiertes, wie beispielsweise ein Handtuch oder weshalb in des Gottes Namen, rannte der Nordmann da wie der Allmächtige ihn erschaffen hatte in der Gegend herum?
 

Gut außer mir war ja keiner da, der es hätte sehen können...das war ein Argument, dem selbst ich mich nicht ganz verschließen konnte.
 

Aber verdammt nochmal ICH sah ihn doch...und wie ich ihn sah!
 

Hallelujah, allein das machte mir ganz ordentlich weiche Knie, denn attraktiv war dieses überraschend kräftig muskelpepackte indigene Mannsbild zweifelsohne...das konnte ich beim besten Willen nicht länger leugnen.
 

Jetzt war guter Rat teuer...was..was sollte ich bloß machen?
 

Zurück ins Bett?
 

Auf keinen Fall, das würde er mir nie und nimmer glaubhaft abnehmen. Also blieb mir nur die Flucht nach vorne und zwar im Eiltempo in Richtung der kleinen Kochnische übrig und zwar möglichst ohne, dass er mich dabei hörte oder besser noch sah...das hoffte ich jedenfalls. Mir blieb nicht mal mehr die Zeit für ein hastiges Stoßgebet geschweige denn, den Wasserkessel für eine Tasse Brühkaffee in die Hand zu nehmen, da hörte ich ihn bereits kommen.
 

Meine Hand klammerte sich hilfesuchend an dem Drehknopf für die Herdplatte fest, indem kam er nicht eben leise zur Türe herein....
 

Er fluchte dabei ziemlich deutlich vernehmlich irgend etwas auf norwegisch vor sich hin. Zumindest hörte es sich für mich schwer danach an. Vermutlich war ihm gerade eingefallen, dass er so etwas essentielles wie sein Handtuch oder wenigstens ähnliches zum Bedecken seines Revuekörpers vergessen hatte mit zu seiner Freiluftdusche zu nehmen.
 

Denn der gute Mann kam mir damit leider noch immer so entgegen, wie er soeben aus ihr entstiegen war und das hieß in erster Linie, vollständig entblößt bis auf das dunkle "Fell" den holde Männlichkeit an so einigen Stellen seines Körpers ziemlich ausgeprägt durch die Gegend spazieren trug, inklusive die dichte schwarze Matte auf seinem Haupt!
 

„Oh...Englischfrau..was du denn schon so früh hier machen?“
 

Ertönte es somit nur einen knappen Atemzug später merklich verblüfft hinter meinem Rücken, als er mich registriert hatte.
 

Entsprechend verwirrt fuhr ich herum und sah wieder einmal, in das wohl faszinierendste blaue Augenpaar, in das ich je in meinem Leben geblickt hatte. Zu meiner grenzenlosen Überraschung wirkte der nordische Mann nicht die Spur verlegen. Es war wie ich in etwa vermutet hatte, die Menschen nahmen es was die körperliche Freizügigkeit anbelangte hier im hohen Norden offenbar wirklich nicht ganz soooo genau.
 

„Na.. na was du so erschrocken drein schaun? Ich nur das machen was du sagen! Du sagen ich barbarisch stinken...okay gut, ich mich waschen, dann ich hoffentlich etwas besser riechen für dein empfindliche Nase. Wenn man allein sein, merken man das nicht so...du verstehen? Du mich entschuldigen, ich mein Handtuch irgendwo hingelegt haben...ich es aber sicher gleich finden werden!“
 

Ich fuhr angesichts dieser unerwarteten Ansprache unvermittelt und leicht irritiert zusammen, doch das schien ihn nicht im Mindesten zu verunsichern oder zu stören.
 

Eikskild brach ab und zog die breiten Schultern mit einem dementsprechend entschuldigenden Blick in meine Richtung hoch, wobei er Anstalten machte nicht weiter auf mich zu achten, sondern sich viel eher tatsächlich nach dem gewünschten Stück Stoff umzusehen, nach dem wir uns wohl inzwischen beide insgeheim sehnten...aber vermutlich aus völlig unterschiedlichen Gesichtspunkten heraus. Denn bei mir war es eindeutig das Problem, dass ich langsam aber sicher wirklich mehr als weiche Knie bekam, bei dem was sich mir da so freizügig an Ausblicken, auf diesen in meinen Augen alles andere als unattraktiven Männerkörper bot.
 

„Ähhh ja..ja sicher...ke..kein Problem. Soll..soll ich dir helfen?“
 

War demnach so ziemlich alles, was ich ihm darauf zu antworten in der Lage war.
 

Als mein Blick angesichts dieser nackten Tatsachen jedoch mehr oder minder ungewollt auf die wesentlich tiefer liegenden Regionen zwischen seinen kräftigen Oberschenkeln hin abrutschte, stand ich kurz vor einer neuerlichen Atemnot...
 

AMEN!
 

Das war so ziemlich alles, was mir im Augenblick dazu einfiel. Ein kurzes Stoßgebet himmelwärts half mir da allerdings auch nicht wirklich weiter. Schon gar nicht, als ich bemerkte, in welche äußerst unschickliche Richtung sich meine Gedanken gerade ohne es zu wollen verselbständigten.
 

Verdammt!
 

In seinem Fall hatte es die Natur offenbar außerordentlich gut mit dem an Körpergröße eindeutig zu kurz geratenen nordischen Mann gemeint. Sein „Gemächt“ war jedenfalls nicht davon betroffen worden und damit beim besten Willen nicht länger zu übersehen...und selbst in seinem „Normalzustand“ im wahrsten Sinne des Wortes mächtig beeindruckend.
 

Ja „mächtig“, also DAS war wohl ganz eindeutig die richtige Bezeichnung für seine Männlichkeit.
 

"Thors Hammer" oder "der Göttliche" schossen mir während dessen die neuerlich, spontanen sowie abermals vollkommen ungewollten Gedankenspiele durch den Kopf, die sicherlich alles andere als schicklich waren. Zu meinem grenzenlosen Entsetzen bemerkte ich auch, dass ich im Angesicht dieser geballten Ladung an Testosteron durchdrungener Mannhaftigkeit heftig schlucken musste, wobei ich natürlich prompt die Gesichtsfarbe wechselte.
 

Mein Gott war mir das vielleicht peinlich...ein Feuermelder war vermutlich ein Scheißdreck dagegen.
 

Hilfe ich spürte mir die Hitze regelrecht in den Kopf schießen. Aber bei allem was mir in der Sekunde im Kopf herum schwirren mochte, konnte ich dennoch nicht anders, als diesen Mann weiterhin verwirrt aber zugleich auch mit neugierig wachsender Faszination anzustarren.
 

Es...es war ungefähr wie Schockstarre...so als hätte mir in dem Augenblick einer das Hirn ausgeknipst und vergessen den Schalter wieder auf den gewohnten Modus umzustellen.
 

Eikskild nahm es in seiner beeindruckenden Einzigartigkeit jedoch erstaunlich gelassen, ja in gewisser Weise mit stoischer Ruhe hin...denn er musste es zwangsläufig bemerken. Ich konnte mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er meine neugierig interessierten Blicke wirklich nicht registrierte....dennoch ließ er sich nicht das Geringste anmerken.
 

Der Mann hatte sich was das anbelangte, wirklich erstaunlich gut im Griff...alle Achtung, ich war angesichts dieser Erkenntnis ehrlich veblüfft.
 

„Ahh was? Nein..nein, dass schon gehen...ich es schon irgendwie finden, du uns solange vielleicht einen Kaffee machen können?“
 

Kam damit die prompte Antwort an mich. Ich starrte ihn unterdessen immer noch an, als hätte mich eben der Blitz getroffen.
 

„Klar...k..kei..kein Problem...m..mach ich!“
 

Hörte ich mich ihm darauf wie mechanisch antworten, wobei ich mich schlagartig mit einem Ruck zum Herd herum drehte und insgeheim hoffte, dass er meinen rasenden Herzschlag jetzt hoffentlich nicht hören konnte. Mir zitterten die Knie...aber sowas von. Also SO derart freizügig hatte ich Zeit meines Lebens noch keinen Kerl vor die Linse bekommen, jedenfalls niemals so schnell...und schon gar nicht so unverblümt, wie es bei dem da jetzt der Fall gewesen war.
 

Ach ja aber offenbar tickten die Uhren in diesem Teil der Welt ein wenig anders und die Gemüter der Menschen die dort lebten dem Anschein nach auch. Um das Bild das sich mir bis eben noch geboten hatte schleunigst wieder aus dem Kopf zu bekommen, versuchte ich mich krampfhaft an den ganz banalen alltäglichen Dingen wie Kaffekochen entlang zu hangeln und jede seiner Aktivitäten, die er bei der nicht eben leisen Suche nach seinem Handtuch vollführte tunlichst zu ignorieren.
 

Ich hörte ihn mit irgendwas handtieren, während ich es schließlich und endlich schaffte den Herd in Gang zu bringen und das Wasser im Kessel aufzusetzen. Dabei starrte ich demonstrativ aus dem winzigen Fenster der Küche nach draußen in die Weite der Tundra...um nur ja nichts mehr von ihm zu Gesicht zu bekommen, was ich eigentlich nicht sehen sollte, ja mich im Grunde nicht das Geringste anging.
 

Immerhin hatte ich mit der Aktion in gewisser Weise seine heilige Privatssphäre verletzt....wenn auch völlig ungewollt.
 

Das tat mir ehrlich leid...aber es ließ sich nun mal nicht mehr ändern. Gesehen hatte ich IHN trotzdem und zu meinem aller größten Entsetzen musste ich mehr oder minder ernüchtert fest stellen, dass mir durchaus gefallen hatte, was ich da so unerwartet, wie ebenso unbedarft von ihm vor Augen gehabt hatte.
 

Und auch wenn Mann von meinen Vorstellungen her nicht unbedingt den Erwartungen entsprach, die mir dabei so in den Sinn gekommen waren, hatte er doch so gewisse Vorzüge aufzuweisen...also zumindest rein äußerlich betrachtet und damit auch an meinem eigenen Geschmack was Männer betraf gemessen.
 

Der dunkelhaarige Nordländer von einem "ZwergMann" war rein objektiv betrachtet, sicherlich keine Schönheit im klassischen Sinne gesehen...aber hässlich war ER nun auch wieder nicht. Nein, ich würde sagen, man konnte ihn als durchschnittlich attraktiv durchgehen lassen...und als solches würde ich ihn bewerten.
 

Ja durchschnittlich attraktiv...das war es, was wohl am Besten auf ihn zutraf....aber obwohl?
 

Nachdenklich zogen sich meine Brauen zusammen...als mir in aller realistischer Eindringlichkeit durch den Kopf ging, was ich nicht wahr haben wollte....
 

....dass dieser Mann auf seine eigene Art wirklich gut aussah. Ja dass er etwas an sich hatte, das mich ohne es zu wollen an ihm beeindruckte. Ich wusste nicht was es war...lag es an diesen unglaublich faszinierend blauen Augen...oder waren es doch die ungewöhnlich markant männlich attraktiven Gesichtszüge, die da so deutlich an ihm hervor stachen?
 

Ich konnte es nicht sagen....
 

Kurz darauf hörte ich, wie er zu dem Stuhl kam auf dem er seine Kleider abgelegt hatte...und spätestens da kehrten meine Gedankengänge wieder ins Hier und Jetzt zurück.
 

Dem Anschein nach war er noch damit beschäftigt, sich wieder in den gewünschten „Normalzustand“ zu versetzen. Was ein Glück für mich, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich darüber im Klaren war, was ein neuerlicher Blick auf seine intime Körperlichkeit unter Umständen bewirkt hätte.
 

Während dessen war es mir unter Aufbringen größter Mühe tatsächlich gelungen, den Kaffee für zwei Personen aufzubrühen...extra stark und extra schwarz.
 

Wow....also den hatte ich nach dem Schock jetzt dringend nötig. Erst als ich mir sicher war, dass der Herr Trapper sich wieder in einen halbwegs zivilisierten Zustand versetzt hatte, wagte ich es mich vorsichtig umzudrehen und sah meine Vermutung wenigstens ansatzweise bestätigt.
 

„Ähh der...der Kaffe ist fertig...denke ich!?“
 

War das Einzige was ich zunächst heraus brachte, wobei ich merklich aufatmete, denn inzwischen saß Eikskild zumindest zum Teil mit seinen speckigen Lerderhosen bekleidet am Tisch und starrte mich seinerseits neugierig an.
 

„Warum das haben so lange gedauert? Ich schon lange fertig!“
 

Kam daraufhin der prompte Kommentar an mich, so dass ich nicht umhin kam, ein scharfes entrüstetes Zischen auszustoßen. Na der Mann machte mir vielleicht Spaß, sollte er sich seinen Kaffee doch selber kochen, wenns ihm nicht schnell genug ging...allerdings war diese Überlegung im Augenblick so ziemlich mein kleinstes Problem.
 

Ich war in dem Fall sooooo kurz davor ihm ein merklich gekränktes....
 

» ...na weil mich dein Anblick fast aus den Latschen hat kippen lassen...deshalb! «
 

...entgegen zu schleudern, konnte es mir aber gerade noch so im letzten Moment verkneifen.
 

„Verzeihung der Herr, aber ich habe das Pulver in deiner Art von Ordnungsysthem nicht gleich finden können.“
 

Antwortete ich ihm anstatt dessen versuchsweise gelassen. Wobei ich ein promptes sichtlich amüsiertes Grinsen von ihm erntete und ihn dabei ebenso interessiert in Augenschein zu nehmen gedachte wie er mich. Vordringlich dem Umstand geschuldet, da sein Oberkörper nämlich noch immer nackt war und zu meinem Schrecken eine nur all zu gute Figur abgab...zumindest für meinen Geschmack gesehen.
 

Ich hatte somit beste Sicht auf den Mann der da vor mir saß und blickte demnach ungeniert auf die vielen feinen dunklen Häärchen auf seiner Brust...die mich aus welcher Eingebung heraus auch immer spontan an den Pelz eines Schwarzbären erinnerten und mir insgeheim stark imponierten, angesichts dieser Menge an geballter Männlichkeit.
 

Allerdings fragte ich mich dabei doch etwas irritiert, weshalb Eikskild sein Hemd nicht wieder angezogen hatte?
 

Den eigentlichen Grund weshalb es es nicht getan hatte, sollte ich sogleich erfahren. Er sagte es mir noch im selben Atemzug, in dem ich Anstalten machte, ihm die zerbeulte blecherne Kaffeetasse vor die Nase zu stellen.
 

„Ich möchten, das du mir Haare kurz schneiden..so wie bei Männern deiner Welt!“
 

Kam von Eikskild in jenem norwegisch englischem Kauderwelsch aus seinem Mund heraus gesprudelt, kaum dass ich ihm die Kaffeetasse gereicht hatte.
 

Ich sah ihm angesichts dieser ungewöhnlichen Bitte mehr als verdattert entgegen und fragte mich gleichzeitig, was er wohl damit gemeint haben könnte...“wie die Männer in meiner Welt?“ Ich meine er war ja in dem Sinne auch ein Mann meiner Welt....nur eben rein von seinem Wesen und auch seinem Äußeren her betrachtet deutlich anders.
 

Er entsprach nun mal nicht gerade dem Prototyp aus der zvilisierten Buissneswelt meines vorher gehenden Lebens.
 

Nun gut, aber das spielte ja in dem Sinn auch keine Rollte mehr. Allerdings war ich mir hierbei auch nicht ganz sicher, ob er wirklich die selbe Metapher für die „Mens World“ meiner Vergangenheit in Betracht gezogen hatte wie ich?
 

Irgendwie überkam mich ein so merkwürdiges Gefühl bei dem Satz von ihm, das ich nicht recht einordnen konnte, versuchte es dann aber vehement zu verdrängen und tat es damit lediglich als sprachliches Verständigungsproblem zwischen uns beiden ab.
 

Anstatt dessen antwortete ich ihm sachlich und mit dem entsprechenden Nachdruck.
 

„Ähhh wie war das? Du..du willst, dass ich sie dir abschneide? Ganz kurz? Im Ernst?“
 

Mein Gesicht sprach dahingehend Bände....denn genau DAS wollte ich bestimmt nicht tun. Erstens war mir das eindeutig zu vertraulich und zweitens gefiel mir seine lange dunkle Mähne irgendwie und ich wollte sie ihm schon deswegen nicht absichtlich abschneiden.
 

„Nein...ohhh nein, bestimmt nicht. Schlag dir das mal ganz schnell aus dem Kopf Herr Trapper, das mache ich nicht mit, ganz sicher nicht!“
 

Hakte ich daher mit neuerlicher Entschlossenheit im Unterton nach.
 

Er sah mich daraufhin sichtlich irritiert an.
 

“Und warum nicht, ich dich doch darum bitten?!“
 

Erfolgte die knappe Gegenfrage von ihm überraschend schnell in meine Richtung.
 

„Ich werde es nicht tun, weil ich sie so mag wie sie sind basta. Ich kann sie dir höchstens etwas kürzen wenn du darauf bestehst, obwohl ich in der Hinsicht für nichts garantieren kann, ich bin sicher ein miserabler Frisör. Meine Güte Eikskild, ich kann ja nicht mal meinen Hund richtig scheren!“
 

Antwortete ich ihm abermals unüberhörbar und in aller Nachdrücklichkeit, die ich in dem Moment aufbringen konnte.
 

Apropos mein Hund...wo war der eingentlich abgeblieben?
 

Von Keira fehlte im Augenblick nämlich jede Spur, anscheinend hatte sie es sich noch immer in meinem Bett gemütlich gemacht...was sie an sich eigentlich nicht durfte. Aber in dieser Lage war ich darum ehrlich gesagt nicht so unglücklich, hielt es mir doch ganz eindeutig den Mann vom Leib.
 

Welcher noch so engagierte Mann mochte schon Ambitionen haben, die weibliche Eroberung mit deren Hund teilen zu müssen? Vermutlich die Wenigsten. So hatte ich die vage Hoffnung, dass ihn mir mein Hund erfolgreich vom Hals halten würde, vor allem des Nächtens.
 

Doch viel Zeit um diesen Überlegungen nachzugehen blieb mir nicht mehr, denn sein Kommentar an mich erfolgte prompt und wie erwartet knochentrocken, so wie gewöhnlich.
 

„Du sie mir nur schneiden...nicht mir gleich eine Glatze scheren müssen okay?“
 

„Gut ich habs verstanden. Ich werde versuchen mein Bestes zu geben, aber versprechen kann ich dir nichts Trapper. Ich habe noch nie zuvor jemandem die Haare geschnitten!“
 

Antwortete ich ihm daraufhin mit leicht geschürzten Lippen und erwartungsgemäß sarkastisch, denn ehrlich gesagt war mir das alles andere als geheuer, doch ich hatte offenbar keine andere Wahl, als seiner artig formulierten Bitte an mich nachzukommen.
 

„Oh ich dir vertrauen, du das schon schaffen..ich mir sicher!“
 

Kam sogleich die Entsprechung von ihm, auf die ich nichts mehr zu sagen wusste...geschweigedenn in der Lage war, sie noch irgendwie zu entkräften, angesichts soviel des Vertraunes, das Mann da augenscheinlich in mich setzte.
 

Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen tat ich also worum er mich gebeten hatte.
 

Ich trat mit einem entschlossenen Schritt hinter ihn, nahm die stumpfe Küchenschere in die Hand, die er vor sich auf dem Tisch liegen hatte, während sich meine Finger wie beiläufig in sein dichtes, schwarzes und vom waschen noch leicht feuchtes Haar gruben, das zudem schon an einigen Stellen von feinen silberhellen Strähnen durchzogen waren, die ihm ein überraschend makantes Profil verliehen.
 

Ich zuckte leicht zusammen, denn ich spürte, wie sie unter der sachten Berührung zu kribbeln begannen. Eikskild hatte eine ganz ordentlich beeindruckende Mähne...schön...mit leichten Wellen durchkräuselt und erstaunlich weich. Jedenfalls sehr viel weicher, als es auf den ersten Blick aussah, da konnte Frau schon durchaus neidisch werden.
 

Mein eigenes war lange nicht so voluminös und dick...ich selbst hatte eher feines Haar und bekam obendrein noch Locken wenn sie länger wurden. Ja und dann war meins auch noch NATURROT wie furchtbar. Nicht so ein schönes Goldrot...wie bei den meisten irischstämmigen Frauen, nein meins war dunkel und sah vom Farbton her eher wie ein rostiger Nagel aus. Nicht sehr beeindruckend wie ich fand...aber gut hier ging es nicht um mich, sondern in erster Linie um IHN.
 

Er wollte, dass ich ihm die Haare schnitt. Gut na schön, also ich würde versuchen mein Bestes zu tun mit dem Gerät das er mir dafür eigens zur Verfügung stellte....jener verflixten Küchenschere, die ihn sicher gleich mehr entstellen als irgend einen Nutzen für ihn darstellen würde. Ich ahnte es vage, aber immerhin hatte ich schon mal jemaden in meinem Leben frisiert. Es war in dem Sinne zwar nur eins der beiden Schafe meines Onkels gewesen, das ich geschoren hatte...aber immerhin besser als nichts!
 

Das waren sie also meine Referenzen bezüglich des Jobs als „Barbier“...ob sie ihm genügen würden, wollte ich angesichts dieser Tatsachen lieber nicht genauer in Erfahrung bringen.
 

„Also ich...ähhh fang dann jetzt besser mal an, sonst brauchen wir noch den ganzen Tag dafür..also halt still..okay?“
 

Flüsterte ich leise, dann setzte ich die Schere beherzt an. Ich sah wie die dunklen Strähnen fielen und versuchte so kurz wie möglich anzusetzen, um ihm nicht mehr als die Spitzen zu nehmen, damit ich es ihm möglichst nur bis etwa zum Schultersaum schnitt, was jedoch leichter gesagt als getan war.
 

Die Schnittkante war krumm und schief, weil immer wieder irgendwelche hartnäckige Strähnen draunter hervor blitzten, die bei seiner dichten Mähne einfach kein sauberes Schnittbild abgeben wollte. Dazu hätte er wohl oder Übel zu einem Profi gehen müssen. Aber für meine Verhältnisse war ich zufrieden, als ich meine Schneidekünste etwa eine halbe Stunde später beendete.
 

Immerhin hatte er KEINE Glatze, was ich schon mal als unschätzbaren Fortschritt wertete.
 

Doch zufrieden war Mann mit meinen Haarschneidekünsten in dem Sinne trotzdem noch nicht ganz.
 

"Du haben den Bart zu stutzen vergessen...der auch viel zu lang...!"
 

Kam es so unerwartet und zugleich todernst aus seinem Mund gesprudelt, was mir angesichts der an mich gerichteten Formulierung schier die Augen übergehen ließ.
 

„Ähhh...WAS?
 

Wie..war das?
 

Wie ICH soll dir den Bart schneiden?
 

Herrjeh das funktioniert so nicht...bist du verrückt Eikskild? Das kann ich nicht...mach es gefälligst selbst. Ich bin kein Mann wie du, wie soll ausgerechnet ICH wissen, wie man einen Bart richtig schneidet?“
 

Fluchte ich entsprechend ungehalten vor mich hin und ihm entgegen, als ich ihn das zu mir sagen hörte.
 

Der Trapper sah mich jedoch noch immer bittend und zugleich entsprechend eindringlich an.
 

„Vor dem Spiegel das jedes mal so unpraktisch sein mit dem Stutzen, du wissen, ich mich schier jedes mal schneiden. Ich dich bitten Lyria..nur einmal..das mit den Haaren doch gut geworden!?“
 

Hörte ich ihn mir antworten, was mir sogleich ein spontanes und argwöhnisches Augenbrauen hochziehen bescherte.
 

„Naaa schööönnnn.....gut ich versuchs, aber nur EIN Versuch. Nur ein einziger, wenn der schief geht, wirst du mich nie wieder darum bitten, hast du das verstanden Trapper?“
 

Ließ ich mich schließlich mit einem gottergebenen tiefen Seufzer von ihm erweichen. Was hatte ich schon zu verlieren, außer dass er im schlimmsten Falle für eine Weile aussehen würde wie Omar Scharif?
 

Mit diesen Worten packte ich die Schere erneut und machte mich entschlossen ans Werk, aber auch das war leichter gesagt als getan. Sein Bart war nicht so lang wie die Haare, ich musste entsprechend vorsichtiger sein, den Schnitt genau zu setzen und ihn dabei möglichst nicht noch zu verletzen...immerhin wollte ich ein Blutbad in der Küche ganz gerne vermeiden.
 

Aber wie ich es auch drehte und wendete, ich kam nicht wirklich an den Mann oder besser gesagt an seinen Bart heran.
 

„Ohhh verdammter Mist...ich..ich komme irgendwie nicht so recht ran, dein Kinn ist mir ständig im Weg Trapper!“
 

Hörte ich michsomit immer wieder leise vor mich hin fluchen, als ich weiterhin verzweifelt versuchte ihm den Bart sauber mit der groben Küchenschere zu stutzen und immer wieder irgendwo an ihm hängen blieb, weil ich von vorne nicht recht an den Mann herankam...jedenfalls nicht so, wie ich gerne wollte.
 

Aber noch bevor ich reagieren konnte tat er etwas, womit ich nun überhaupt nie gerechnet hätte.
 

Ich spürte ganz plötzlich, wie sich seine Hände auf meine Hüften legten und er mich unvermittelt an sich heran zog. Ich saß somit schneller auf seinem Schoß, als ich hoppala sagen konnte. Mir blieb angesichts dieser ebenso kühnen, wie äußerst direkten Tatsache glatt die Luft weg, als ich seine Lippen dabei unversehens auch noch so nahe an meinen spürte, dass wir uns fast berührten.
 

....“und besser so?“
 

Fragte er mich leise, wobei er mir tief in die Augen sah.
 

Ich nickte stumm...mehr konnte ich in dem Augenblick nicht tun geschweige denn heraus bringen.
 

„BESSER..aber noch nicht perfekt, also halt still oder du bist bei meinen Künsten die längste Zeit Bartträger gewesen fürchte ich!“
 

Antwortete ich ihm schließlich so standhaft, wie es mir in dem Moment möglich war. Aber ich spürte deutlich, dass meine Lippen heftig zitterten. Da war es wieder...irgend etwas an ihm verwirrte mich zutiefst. Seine unverblümte Art mit den Dingen umzugehen, war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend, wie zugleich beängstigend ehrlich für mich.
 

Das ging mir alles viel zu schnell...ich war kein leichtes Mädchen und wollte auch nicht für eines gehalten werden. Schon gar nicht von IHM, mit dem ich die nächsten Monate auf engstem Raum zu verbringen gezwungen war. Also riss ich mich zusammen und versuchte es mit mehr Standhaftigkeit...aber das war wesentlich leichter gesagt als getan.
 

Er roch äußerst verführerisch nach dem herben Duft von Kernseife und nach frisch gewaschenem Mann....eindeutig zu gut, um den Umstand noch weiter zu ignorieren, wo ich mich gerade im Augenblick befand und vor allem, dass ich schon seit mehr als zwei Jahren keinen Mann mehr so nahe gekommen war...wie das gerade bei ihm der Fall war, geschweige denn einen in meinem Bett gehabt hatte, was ebenfalls einer, wenn auch weitaus weniger schönen Tatsache entsprach.
 

Und um diesem ganzen desaströsen Zustand gewissermaßen die Krone aufzusetzen und damit auch einen gewissen Reiz oder sagen wir wenigstens den Hauch von erotischem Prickeln unter der Haut abzusprechen, war angesichts seiner körperlich gesehen, sicherlich nicht unattraktiven Argumente keinesfalls weiter zu leugnen.
 

Meine nach Zuwendung und Zuneigung ebenfalls stark ausgehungerte Libodo, machte mir damit einen ganz ordentlichen Strich durch die Rechnung....einen, den ich so in der Art und Weise ganz bestimmt NICHT geplant hatte.
 

Wow...Mann war aber auch eine Hammergranate...jedenfalls meiner Nase zufolge, die es leider entgegen all meiner Bemühungen um Neutralität, ungemein anziehend fand wie ER roch.
 

Nun das war ich nicht länger in der Lage zu leugnen und genau DAS war es aber, was mir ehrlich Angst machte, denn ich wollte partout um keinen Preis der Welt zugeben, dass ich aus welchem Grund auch immer, tatsächlich Gefallen an Eikskild fand.
 

Ja mehr noch, ich war durchaus geneigt in Betracht zu ziehen, ihn zukünftig vielleicht doch nicht mehr ganz so sehr die kalte Schulter zu zeigen...jedenfalls was ein gegenseitiges Zusammenleben anbelangte, das sich dadurch auch um einiges angenehmer gestalten konnte. Vor allem was das gemeinsame Auskommen miteinander anbelangte.
 

Hastig versuchte ich mich mittels dieser Gedankengänge im Kopf wieder von ihm zu lösen und wollte aufstehen, schon um meinem diesbezüglich merklich schlechtem Gewissen ein Schnippchen zu schlagen, doch er drückte mich abermals entschlossen nach unten.
 

„Du noch nicht fertig...worauf du warten? Auf die polare Nacht? Oh das können aber noch eine Weile dauern!“ War der neuerliche Kommetar an mich, bei dem er mich mit seinen fesselnden dunkelblauen Augen musterte, dass mir ein Schauer nach dem anderen über den Rücken lief.
 

Ich wusste schlicht nicht, was ich von diesem Mann halten sollte...so einer wie DER war mir noch nie zuvor unter gekommen.

kennenlernen mit Hindernissen

„Nein sicher nicht...ich bin gleich fertig! Halt jetzt still, sonst könnte es schief gehen und das wollen wir vermutlich beide ganz gerne vermeiden!“ Grollte ich ihn entsprechend unwirsch an, den Umstand so gut wie möglich ignorierend, dass ich so plötzlich mir nichts, dir nichts einen mir vollkommen fremden Mann auf dem Schoß saß und das obendrein noch einen Tick zu vertraulich, um es jetzt nicht missverstehen zu können.
 

Doch er reagierte erstaunlich cool auf diese Tatsache, die mir ganz im Gegensatz zu ihm mächtig weiche Knie bescherte...auch weil ich den leichten Druck, den seine kräftigen Oberschenkel unter meinem Gesäß erzeugten dabei schon ziemlich deutlich spürte...was mir vermutlich wesentlich mehr zu schaffen machte als ihm. Ich bemerkte bei der Gelegenheit aber auch sehr deutlich, dass er mich intensiv musterte, so als wollte er meine Reaktionen auf ihn in Erfahrung bringen oder besser noch testen. Doch den Gefallen, Eikskild irgend eine Angriffsfläche von mir zu bieten, nun den würde ich ihm ganz bestimmt nicht frei Haus liefern...also riss ich mich zusammen und tat damit so, als wäre dies das vollkommen Normalste auf der Welt.
 

„Es sein schon gut...du das schaffen Lyria, ich mir völlig sicher!“
 

War einen Moment später die entsprechende Antwort an mich und auf meine Reaktionen, worauf im Anschluss ein etwas unsicheres aber durchaus offenes Lächeln in meine Richtung erfolgte...das so kurz wie es gekommen war, sogleich wieder wie nie dagewesen von seinen markanten Gesichtszügen verschwand. Anscheinend war die Handlung seinerseitens ebenso unvorhersehbar gewesen...denn er wirkte eigentlich nicht so, als hätte er es aus reiner Berechnung heraus getan oder gar geplant...offenbar hatte ihn sein spontaner Übergriff auf mich ebenso sehr überrascht wie mich.
 

Eikskild hatte das nicht tun wollen, es hatte ihn in gewisser Weise einfach überkommen.
 

Der Trapper war meinen Beobachtungen zufolge, die ich bisher von ihm gemacht hatte, ein durch und durch praktisch veranlagter Charakter...Lösungen für Probleme zu finden, war ihm in einer solchen menschenleeren Umgebung wie dieser demnach in Fleisch und Blut über gegangen.
 

Wie also sollte ich ihm deswegen einen Vorwurf machen?
 

Er hatte die Schwierigkeit der Sachlage erkannt und die einzige praktikable Lösung, die ihm dafür in den Sinn gekommen war hieß...so nahe als möglich ran an die Problemzone...die da bedeutete mich ihm also kurzerhand auf den Schoß zu wuchten.
 

Dass es im Nachhinein irgendwie anstößig erscheinen könnte, war ihm vermutlich ebenso wie mir, erst hinterher in den Sinn gekommen, als es dafür definitiv schon zu spät war...denn da saß ich ja bereits auf ihm.
 

„Du müssen keine Angst haben, ich dir bestimmt nichts tun werden...es...ach...ich nicht wissen warum ich das gemacht haben, ich nicht weiter nachgedacht. Du mir verzeihen können?“
 

Kam es in diesem Fall anschließend nochmals überraschend deutlich in meine Richtung. Die unverwechselbare Mischung aus englischen und nordländischen Vokabeln war dabei geradezu umwerfend komisch, ich hatte trotz der unangenehm peinlichen Situation alle Mühe nicht zu grinsen....denn ich spürte intuitiv, dass er es ehrlich meinte.
 

Mit diesen Worten nahm er ganz brav seine Hände von meinen Hüften und legte sie anstatt dessen überraschend entspannt auf den Tisch und um die Kaffeetasse herum, die ich kurz zuvor vor ihn hin gestellt hatte. Ich sah dabei wie seine Augen jeder meiner Bewegungen folgten. Eine gewisse Art der Neugier stand unübersehbar in ihnen geschrieben...ja er war neugierig auf mich...das war es wohl das es am Bezeichnendsten traf.
 

„Schon okay, ich bin dir nicht wirklich böse...aber mach sowas nie wieder Trapper!
 

Niemals wieder, hast du gehört?
 

Ich mag solche Übergriffe auf meine Person egal aus welchen Aspekten heraus nicht übermäßig und ich werds demnach auch nicht bei dir tun. Ich sehe das als geltende Abmachung für die Zukunft zwischen uns an...immerhin leben wir jetzt die nächsten Monate zusammen unter einem Dach. Also bitte zwing mich möglichst nicht dazu, das Pefferspray zu selbstverteidigungs Zwecken heraus auspacken zu wollen..ist das soweit klar?“
 

Entgegnete ich ihm daraufhin betont gelassen.
 

Ich sah wie sich seine Pupillen einen Moment lag verblüfft verengten...doch dann nickte er, einmal nur ganz knapp aber deutlich.
 

„Gut die Abmachung gelten, das für mich in Ordnung sein...ich es werden beherzigen!“ Erfolgte unmittelbar danach, die von mir erwartete Antwort von ihm.
 

Mit einem leisen Stoßseufzer machte ich schließlich Anstalten mich schleunigst wieder von seinem Schoß zu erheben...und möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen, worauf von ihm keinerlei Reaktion mehr erfolgte, mich irgendwie zurück halten zu wollen.
 

„Ich bin fertig...du..du kannst dir das Ergebnis ansehen, wenn du willst!“
 

Sagte ich leise, als ich mit reichlich klopfendem Herzen zu meiner Kaffeetasse griff, um einen tiefen Schluck des extrem starken schwarzen Gebräus zu nehmen, den ich jetzt wirklich nötig hatte.
 

Mit zitternden Fingern stellte ich sie danach hastig auf den wackligen Küchentisch ab.
 

Ich sah ihn unwillkürlich lächeln....wobei es allerdings äußerst schwer zu deuten war. Ich empfand es als eine eigenartige Mischung aus sichtbarer Belustigung und einer gewissen Resignation, die nicht zu übersehen war.
 

„Danke aber das nicht nötig sein..ich wissen, dass ich gut aussehen!“
 

Kam nur den Bruchteil von Sekunden später, die pompte Antwort an mich, die mir wahrlich den Mund offen stehen ließ.
 

» Na also von dir überzeugt bis du ja gar nicht Mann ?! «
 

Schoss es mir just durch den Kopf, bis mir schließlich und endlich in den Sinn kam, dass er mir damit eigentlich nur hatte sagen wollen, dass er mir vertraute...und dass eine Kontrolle meiner Bemühungen in seinen Augen nicht nötig war. Ich hatte ihn aus seiner Sicht heraus nicht verunstaltet...das war alles was für ihn zählte.
 

Es war gewissermaßen seine Art der Dankbarkeit an mich, für den kostenlosen Haarschnitt, dem ich ihm verpasst hatte. Das war es, was er mir hatte mit dem „gut aussehen“ klar machen wollen.
 

Ich räusperte mich hastig. „Oh äh..ja sicher..jetzt kannst du wieder als halbwegs zivilisiert durchgehen und musst keine Leute mehr erschrecken.“ Entgegnete ich ihm den Umständen entsprechend mit einem etwas schrägen Grinsen auf den Lippen.
 

„Welche anderen Leute?“
 

Fragte er mich daraufhin postwendend mit argwöhnisch hochgezogenen Augenbrauen, wobei er zeitgleich Anstalten machte sich wieder in das speckige Holzfällerhemd zu schälen, das noch auf dem Stuhl gelegen und dort einsam vor sich hin stinkend auf ihn gewartet hatte.
 

„Ach das war nur so daher gesagt. Herrgott nochmal, ich weiß auch, dass er hier auf dieser verdammten Insel außer dir und mir weit und breit keine andere Menschenseele gibt!“ Grollte ich ihm angesichts dieser Erkenntnis nicht eben erfreut entgegen.
 

„Oh das so nicht ganz stimmen...einen es hier schon noch geben...meinen Freund.“
 

Er brach kurz ab und versuchte mit einem erneuten Anlauf in sein vergammeltes Hemd zu kommen..als er es beinahe schon drüber gezogen hatte und wieder im Halssaum des Hemdes erschien, machte er weiter...“ja meinen Freund..Yokky. Er auch Trapper aber auf der anderen Seite der Insel leben.
 

Wir uns manchmal zufällig treffen, er mich machmal aber auch hier besuchen“...vervollständigte er den Satz und wollte sich das Hemd dabei gänzlich überziehen.
 

Indem stieß ich einen leisen Seufzer aus und ging entschlossenen Schrittes auf ihn zu...bei ihm angekommen zog ich ohne weitere Umschweife mit einem kräftigen Ruck an seinem ausgefransten und völlig verwaschenen Hemdsaum.
 

„Hey..das Ding stinkt barbarisch nach altem Schweiß und Mief Trapper...los zieh dir ein frisches an...du hast es nötig! Dann kannst du mir herzlich gerne weiter etwas über deinen Freund erzählen!“ Sagte ich ihm im Angesicht dieser Sachlage mit einem solchen Nachdruck in der Stimme, dass er mich verblüfft anstarrte.
 

Dann zog er es ruckartig hoch und unter seine Nase..indem verzogen sich seine markanten Gesichtszüge bereits zu einer sichtlich angewiderten Grimasse.
 

„Uhhh..du haben völlig recht...es riechen furchtbar...ich es zuvor nicht merken!“ War der darauf folgende Kommentar von ihm, der meine demonstrative Bitte nach einem frischen Hemd nur noch verstärkte.
 

„Hmm nun hast du es gemerkt, also bitte tu mir doch den Gefallen und wechsle es, Mann ich muss mit dir spätestens heute Abend wieder in dieser Hütte sitzen...siehst du und mit einem frischen Hemd am Leib würdest du meiner und deiner Nase sicher einen Gefallen tun.“ Bemerkte ich abermals knochentrocken, woraufhin ich ihn plötzlich lachen hörte..es war ein tiefes, dröhnendes aber irgendwie auch sympathisch anziehendes Lachen.
 

„Gut du mich überredet haben...es wirklich sein nötig. Du hier warten, ich gleich wieder da!“ Mit diesen Worten machte er ohne irgend einen Kommentar von mir abzuwarten der mir schon auf der Zunge gelegen hatte auf der Stelle kehrt und verschwand in Richtung seines eigenen Schlaflagers.
 

„Haha sehr witzig du Scherzbold...wo soll ich schon hingehen?“
 

Kam nur einen Augenblick später entsprechend resigniert aus meinem Mund, was er aber zum Glück nicht hören konnte, da er noch immer mit der Suche nach einem frischen Hemd beschäftigt war, wie ich mit einem teilweise amüsierten Grinsen fest stellte.
 

Wenig später hatte er eines gefunden...auch so ein widerliches Teil von Holzfällerkluft. Allerdings nicht ganz so verwaschen, wie das Prachtstück, das er wohl die letzten zwei Monate ununterbrochen am Leib getragen haben musste, jedenfalls der intensiven Geruchsentwicklung nach zu urteilen.
 

Als Eikskild zu mir zurück kam, grinste er über das ganze vollbärtige Gesicht...es hatte irgendwie was von einem kleinen Jungen, der seine unbändige Freude an seinem neuen Spielzeug zum Ausdruck bringen wollte. Wieder mal typisch Mann...kam mir dabei just in den Sinn. Von Klamotten und Mode nicht den geringsten Schimmer...aber gut was wollte ich auch erwarten? Hier am Rande der Arktis würde es sicher keine Modeschau geben und Klamotten besaßen nur einen einzigen Wert und zwar den hoffentlich möglichst strapazierfähig und wärmeisolierend zu sein. Etwas anderes war völlig unerheblich, das hatte ich zwischenzeitlich auch schon begriffen.
 

„Was du sagen? Das besser so?“
 

Fragte er mich einige Sekunden später merklich erleichtert...offenbar fühlte er sich selbst ebenfalls sehr viel wohler in seiner „neuen“ zweiten Haut.
 

Ich nickte nur knapp.
 

„Viel besser...jetzt siehst du wenigstens aus wie ein Mensch und nicht mehr wie ein Wildschein!“ Kommentierte ich diese Ansicht nochmals betont trocken, um nur ja keine Missverständnisse zwischen uns aufkommen zu lassen. Doch er zuckte angesichts meiner Antwort nur kurz mit den breiten Schultern.
 

„Oh danke, ich mich sehr viel besser fühlen Englischfrau, dann ich jetzt gehen und endlich nach meinen Fallen sehen können!“ Entgegnete er mir ebenso trocken, wobei er fast sofort danach seinen nachtschwarzen Kaffe mit einem Zug hinunter stürzte und sich als er das getan hatte, ein nicht eben kleines Stück Trockenfleisch vom Ren zwischen die Zähne schob, auf dem er demonstrativ herum zu kauen anfing.
 

„Hmm das sein mein Frühstück...ich das immer so machen, dann gut...bis nachher! Ich erst aber noch nach den Hunden sehen müssen...die auch was fressen wollen!“ Sagte er zwischen kauen und schlucken zu mir, dass ich ihn kaum verstand...worauf ich ihm am Liebsten eine ordentliche Watsche verpasst hätte, angesichts solcher Manieren einer Frau gegenüber. Aber der Mann war eben sehr lange allein gewesen, was sollte ich ihn dafür verurteilen?
 

Also nickte ich hastig, wobei ich die Brauen jedoch gefährlich weit nach oben zog.
 

„Tu das...ich will sehen, was ich hier solange ausrichten kann“. War mein Kommentar auf seine Ansage.
 

Wenig später war er nachdem er sich seine Ausrüstung für den Tag zusammen gesucht hatte auch schon verschwunden und ich allein mit mir selbst....
 

Der Tag verging nur schleppend. Ich versuchte ihn mit dem gewissenhaften Säubern der Hütte und dem Ausführen meines Hundes um das kleine Häuschen samt Schuppen herum auszufüllen. Die Stunden zogen sich dennoch quälend langsam in der ruhigen Einsamkeit der Tundra dahin. Es war rein landschaftlich gesehen wunderschön...das leuchtende graugrün des Rentiermooses, die bunten Flechten, der weite Himmel grau und klar...all das war atemberaubend, aber für mich als Stadtfrau, die diese absolute Stille nicht gewohnt war trotzdem erschreckend und ungewohnt.
 

Außerdem musste ich auf der Hut sein, er hatte mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass die Bären bald auftauchen würden. Denn jetzt im Herbst begannen sie sich zu sammeln, um auf das Packeis zu warten, damit sie auf die Beringsee hinaus kommen konnten, vordringlich um dort Robben zu jagen, die ihre eigentliche Hauptnahrung darstellten.
 

Als er einige Stunden später in der beginnenden Dämmerung zurück kam, die jetzt jeden Tag ein wenig früher begann, wirkte er nicht sehr zufrieden mit sich. Ich stand vor der Wellblechhütte und sah in meine dicke Daunenjacke gewickelt dabei zu, wie er seine vier Schlittenhunde versorgte, was er im Übrigen sehr gewissenhaft tat...dann kam er zurück zur Hütte. Ich sah ihm die Unzufriedenheit schon von weitem an, die sich über sein von Leben in der freien Natur zerfurchtes Gesicht gebreitet hatte.
 

„Was ist los Trapper, stimmt etwas nicht?“ Fragte ich ihn leise, als er in etwa auf meine Höhe gelangt war. Er räusperte sich und straffte sich danach sichtlich, wobei er kurz die breiten Schultern hochzog.
 

„Ach verdammt..alle ausgelegten Fallen sein leer gewesen...und das Fleisch für die Hunde sein auch fast verfüttert. Ich morgen damit wohl auf Robbenjagd gehen müssen. Du mich dabei gerne können begleiten. Ich Hilfe gut gebrauchen..die Viecher schwierig zu jagen und obendrein schwere Brocken. Ich denken zu zweit wir viel stärker sind!“ War die Antwort von ihm, die ich jetzt eigentlich hatte nicht von ihm hören wollen.
 

Ich schluckte hart.
 

„Was ich und jagen? Bist du irre Trapper...ich kann kein Tier töten.“ Sprudelte es nur einen augenblick später ohne dass ich in irgend einer Weise darüber nachgedacht hatte aus meinem Mund heraus.
 

„Ach ja? Essen können du es aber schon oder?!“ Knurrte er mich darufhin merklich ungehalten an. Ich zuckte erschrocken zusammen, doch indem machte er schon munter weiter noch bevor ich in der Lage war ihm darauf etwas zu antworten.
 

„Ihr Stadtmenschen so fürchterlich verlogen...mich das so anwidern..ihr immer so tun, als sein über Natur so völlig erhaben. Shazra...das gehören nun mal zum Leben dazu! Des einen Sterben ist des anderen Leben..du verstehen? Wovon meine Hunde sollen den Winter über leben.....und wovon dein Hund sollen fressen Englischfrau?"
 

„Ich heiße Lyria...verdammt nochmal und ja ich habs verstanden..okay..okay ich komm ja mit dir mit, wenn du drauf bestehst? Und zufrieden Eikskild?“ Fauchte ich ihm daraufhin nicht eben sehr freundlich entgegen. Ich merkte wie mir der Zorn den Hals hinauf stieg, das gefährliche Funkeln in meinen Augen, das ich schon eine ganze Weile niemandem mehr gegenüber hatte anwenden müssen...das Funkeln das er eben so unverblümt bei mir heraus gefordert hatte.
 

Aber ich sah auch, dass er angesichts meines Verhaltens nicht eben erfreut war. Sein Hals hatte ebenfalls einen hübschen dunklen Rotton angenommen und seine Augen bekamen einen eigenartigen Glanz der mir überhaupt nicht gefiel...er versuchte seinen Zorn zu unterdrücken und knurrte damit nur deutlich hörbar.
 

„Wir das morgen zusammen erledigen! Ich sehen wollen, zu was du taugen. Du hier in Wildnis leben wollen, dann du tun was ich dir sagen..oder du irgendwann tot...so einfach das sein! Naturgesetze sein hart...aber einfach...du es jetzt endlich verstehen?“
 

Und da hatte ich es schlussendlich wirklich verstanden. Er hatte recht und ich wusste, dass er es wusste. Ich zog den Kopf ein und schluckte. Dann gab ich klein bei...schon um die angespannte Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen...der klügere gab nach und der war im Moment eindeutig ICH.
 

„Gut ich habe es vermerkt...wie du willst Eikskild..also werden wir morgen Robben jagen! So und nun wäre es wohl besser wenn wir drinnen weiter diskutieren, denn hier draußen wird es langsam ungemütlich...willst du nichts essen? Ich habe aus den Resten die ich im Haus gefunden habe, was hoffentlich genießbares fabriziert. Eigentlich sollte es ein kleines Dankeschön für die Aufnahme sein...aber jetzt sehe ich es wohl eher als Friedensangebot zwischen uns an.
 

"Und was ist..kommst du?“
 

Ich verstummte wobei ich ihn keinen Moment lang aus den Augen ließ.
 

Er sah mich ebenfalls an...sein Gesichtsausdruck wechselte in etwa zwischen maßlosem Staunen und deutlichem Unmut hin und her und zwar so lange, bis er sich offenbar entschieden hatte zu kooperieren.
 

"Du haben recht, es nichts bringen sich zu streiten..und ich haben tatsächlich großen Hunger!“ Kam es entsprechend kurz angebunden von ihm.
 

„Na dann komm rein...ich weiß nicht wies schmeckt aber immerhin ist es was warmes.
 

Wenig später hatte er seine Ausrüstung verstaut und ich ihn sogar noch dazu gebracht sich die Hände mit Seife zu waschen ehe ich ihm und mir selbst das vor die Nase setzte, was ich am Nachmittag zuvor als warme Mahlzeit fabriziert hatte. Besonders spannend sah es nicht aus...die Mischung war auch etwas gewöhnungsbedürftig, da ich in seinen Vorräten nur noch Dosentunfisch und Dosen Mais gefunden hatte...gut gewürzt mit skandinavischer Fischsoße...und ordentlich Ketchup.
 

Mehr gab es an Gewürzen in diesem Haushalt nämlich nicht aufzufinden. Tapfer wagte er es einen Bissen in dem Mund zu schieben nachdem er äußerst vorsichtig und nachhaltig daran gerochen hatte. Doch kaum im Mund verzog sich seine Mine sichtbar und zwar nicht eben sonderlich erfreut. So ehrlich war Mann was das betraf zweifellos, denn es schmeckte grauenhaft, ich sah es ihm regelrecht an.
 

„Wow man immer sagen, Liebe durch den Magen gehen? Das sein bei dir aber wohl nicht der Fall Lyria. Uhh du echt eine miserable Köchin sein...das schmecken fürchterlich!“
 

Erfolgte damit sogleich der prompte Kommentar in meine Richtung.
 

Mit dem Ergebnis, dass ich ordentlich angesäuert darauf reagierte. Verdammt da hatte ich mich mit dem Fraß abgemüht und wofür das alles?
 

Dem Herrn Trapper schmeckte also nicht was ich für ihn gekocht hatte...na das wurde ja immer besser.
 

„NA DANN NICHT..DANN LASS ES DOCH, DANN ESS ICHS EBEN SELBER!“
 

Fuhr ich ihn somit sichtlich ungehalten an, wobei ich demonstrativ Anstalten machte, mein Essen zu probieren....was ich aber wohl lieber hätte bleiben lassen sollen, wenn ich vernünftig gewesen wäre, was ich aber in meiner gekränkten weiblichen Eitelkeit natürlich nicht war.
 

„Puhh ich brauchen erst mal einen Klaren um das runter spülen“...sagte er jedoch nur schlicht, wobei er rasch aufstand um nach der Schnapsflasche zu fahnden, die er offebar irgendwo im Küchenschrank gebunkert hatte, für schlechte Zeiten oder so ähnlich.
 

Als er sie ein paar Sekunden später gefunden hatte, zog er sie heraus und öffnete routiniert den Verschluss. Er setzte an und nahm einen ordentlichen Zug aus der Pulle..dann grinste er mich breit an, als er mein Gesicht sah, das ich nach dem Genuss meiner eigenen Kochkünste zog.
 

„Oh du offenbar auch einen nötig haben?!“
 

Sagte er mit einem noch etwas breiteren Grinsen in meine Richtung, woraufhin er mir die Flasche gönnerhaft entgegen hielt.
 

„Gib schon her!“
 

Konterte ich knapp, wobei ich ihm die Flasche rasch aus der Hand nahm und ebenfalls zu einem tiefen Zug ansetzte...das Zeug brannte fürchterlich meinen Rachen hinunter, aber es half den widerlichen Geschmack hinunter zu spülen. Er hatte recht, das was ich da gekocht hatte, konnte man wirklich nicht genießen...und insgeheim musste ich dies auch zugeben...wenn ich es auch nicht offen aussprechen würde.
 

„Uhh was n das, etwa Franzbranntwein oder noch besser Spiritus?“ Entkam es mir einen Augenblick später spontan nach dem Genuss des Hochprozentigen, der locker als Grillanzünder durchgegangen wäre, woraufhin ich mich wie zur Bestätigung dessen heftig schüttelte.
 

Er lachte nur belustigt als er es sah.
 

„Nein, das sein russicher Wodka...ein ziemlicher Fusel, aber leider das Einzige, was man hier bekommen können!“
 

Antwortete er mir noch immer sichtlich amüsiert.
 

Ich besah die Flasche mit ganz neuen Interesse.
 

„Ah ha..Wodka also...na ja das Zeug brennt einem zwar den Hals weg..aber es beamt dafür ganz ordentlich...und von innen warm machts auch..vielleicht doch gar nicht so schlecht, wenn ich noch einen Schluck davon nehme, dann lässt sich deine Gesellschaft auch gleich viel besser ertragen Trapper!“
 

Kommentierte ich meine Erkenntnis angesichts meines Schnapskonsums entsprechend sarkastisch...wobei ich prompt noch einmal ansetzte..bevor er mir die Flasche entschlossen aus der Hand zog.
 

„Halt du dich nicht sollen betrinken, das sein gefährlich...kommen ich haben ein bessere Idee..wir etwas spielen können...ich ganz gut, ich dir gerne zeigen..besser als betrunken sein...das nur einen schlechten Kopf geben morgen und ich dich noch zum Jagen brauchen.“
 

Ich sah ihn entgeistert an, doch dann zuckte ich mit den Schultern. „Du hast recht, sich die Sache schön zu saufen bringts wohl nicht wirklich. Na schön..dann zeig mir was du kannst...was willst du spielen..Black Jack oder lieber Poker?“
 

Er sah mich irritiert an.
 

„Ääähh nein..ich haben da eher an Schach gedacht!“ Antwortete er mir ein wenig verunsichert.
 

„Was du spielst Schach Trapper?“ Fuhr mir merklich verwirrt heraus, ich konnte es schier nicht fassen. Soviel an Intelligenzquozienten hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Entsprechend säuerlich wirkte Eikskild auch als er meine Gedankengänge in etwa nachvollzogen hatte.
 

„Ja ich sein ganz gut darin!“ Fuhr er mich daraufhin etwas brüsk an.
 

„Na schön ich auch, also dann lass uns spielen!“
 

Das hätte ich besser nicht zu ihm sagen sollen...der Mann war nämlich gut...jedenfalls sehr viel besser als ich zunächst angenommen hatte. Wir sprachen an diesem Abend nicht mehr viel miteinander was aufgrund unserer sprachlichen Hürden ohnehin nicht leichter wurde...aber die Schachpartie gegen ihn entpuppte sich als absolutes Desaster...zumindest für mich.
 

Er zog mich sowas von ab...meine Königin hatte er in nur neun Zügen Schach matt gesetzt, ehe ich überhaupt begriffen hatte, was seine Strategie war.
 

Ich versuchte ganze dreimal gegen ihn anzukommen, immer mit dem selben absolut niederschmetternden Ergebnis. Eikskild gewann jedes Mal gegen mich.
 

Ich sah ihn fassungslos an, als er mich zum drittenmal in die Knie gezwungen hatte.
 

„Du..du bist richtig gut..alle Achtung, das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht...danke für die spannenden Spiele.“
 

Ich beugte mich zu ihm vor und gab ihm einen spontanen flüchtigen Kuss auf die Wange, gewissermaßen als kleine Annerkennung für seine außerordentlich gut durchdachten Strategien, die mich wirklich beeindruckt hatten...mehr als ich zugeben wollte.
 

Indem sah ich ihn lächeln...es wirkte leicht belustigt..aber auch ein wenig verklärt.
 

„Du dir nichts daraus machen, dass du verloren haben...dann du eben Glück in der Liebe haben...das man nicht sagen so?
 

Pech im Spiel...
 

....und Glück in der Liebe!“
 

Ergänzte ich seinen begonnenen Satz leise.
 

„Ja den Spruch kenne ich Eikskild, aber ich glaube nicht an so was, das ist alles rein illusorischer blanker Unsinn. Es gibt keinen strahlenden Ritter in weißer Rüstung...ich glaube nicht an die verklärte Romantik a la Hollywood...schon lange nicht mehr ich fürchte aus dem Alter bin ich schon lange raus!“ Meine Worte klangen bitter und hart..aber sie entsprachen der Realität...dazu hatte ich eindeutig zu viele negative Erfahrungen in meinem vergangenen Leben gemacht.
 

Er sah mich an...seine Züge waren undurchdringlich dennoch wirkte er auf eine merkwürdige Art zuversichtlich...denn es kam mit Nachdruck aus seiner Kehle, was er mir aus seiner Ansicht heraus sagen wollte.
 

„Das du dürfen nicht sagen..das du auch nicht wissen...das Leben manchmal gehen seltsame Wege...vielleicht auch dein Ritter irgendwann kommen...du ihn nur noch nicht sehen können.“

auf Robbenjagd

„Wie gesagt ich glaube nicht an solchen Schwachsinn, das habe ich mir schon lange abgewöhnt...aber danke der regen Anteilnahme Trapper, selbst wenn es in meinen Augen äußerst unrealistisch klingt. Vielleicht stirbt die Hoffnung darauf, doch irgendwann den richtigen Partner zu finden, der wirklich zu einem passt in den Köpfen der einsamen Kämpfernaturen wie unsereinem als letztes...wer weiß? In meinen Augen und meiner Erfahrung nach an sich zwar blanker Hohn...aber letzten Endes auch eine Frage, die sich wohl nicht so einfach beantworten lässt...schon gar nicht jetzt im Augenblick.
 

Entschuldige aber ich bin sehr müde, ich werde wohl mal besser in mein Bett gehen, immerhin muss ich laut deiner Ansage morgen ja irgendwelche unschuldigen Viecher umbringen...
 

...also dann....gute Nacht!“
 

Mit diesen ehrlichen, wie ungemein harten Worten an ihn erhob ich mich umgehend von meinem Platz der ihm gegenüber lag, woraufhin er mich überrascht anstarrte...ich jedoch im Gegenzug nicht ganz die Antwort von ihm erhielt, die ich jetzt eigentlich erwartet hätte. Er hingegen ließ sich nicht ansatzweise auf das ein, was ICH darüber dachte...und ich konnte überhaupt nicht abschätzen, wie ER diesem Thema generell gegenüber eingestellt war. Aber vielleicht hatte er mich auch nicht verstanden. Kommunikation zwischen uns war ja nun auch nicht ganz so einfach zu gestalten..allein schon wegen der sprachlichen Hürden und dieses Thema war nun nicht wirklich ein einfaches...das musste ich zugeben.
 

Doch wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch nicht näher wissen, denn ER war mir im Grunde eigentlich so ziemlich egal.
 

Und so kam lediglich ein etwas säuerliches..“was du schon schlafen wollen? Du aber schnell müde Englischfrau...“ als prompte Gegenantwort von ihm an mich.
 

Ich nickte indessen nachdrücklich entschlossen.
 

„Hmm ich denke das bin ich, entschuldige mich bitte Eikskild aber ich werde dann jetzt wohl schlafen gehen!“ Setzte ich mit sichtlich gerunzelter Stirn nach, als ich in sein entäuschtes Gesicht sah...offenbar hatte er ernsthaft angenommen, dass ich ihm noch etwas länger Gesellschaft leisten würde. Aber den Gefallen wollte ich ihm ganz bestimmt nicht tun und außerdem war ich wirklich hundemüde, die viele Bewegung an frischer Luft und in der freien Natur war ich nicht gewohnt...daher war das an sich nicht mal gelogen.
 

Ich fühlte mich ernsthaft wie erschlagen und hatte demnach das starke Bedürfnis, mich mal wieder ordentlich auszuschlafen. Was morgen früh aber sicher nicht der Fall sein würde...da ja Robben jagen auf unserem gemeinsamen Skandinavien Adventure Programm stand.
 

Er ließ mich dennoch gehen...ich merkte zwar, dass es ihm nicht so besonders gefiel, dass ich ihn in dem Sinne allein mit sich selbst sitzen ließ..aber er war es ja an sich gewohnt, also schluckte ich mein schlechtes Gewissen hinunter und ging ins Bett, wo sich mein Hund abermals ganz selbstverständlich auf der Schlafsack Decke breit machte, wie um über mich zu wachen. Wobei ich so langsam aber das Gefühl bekam, dass ich wegen Eikskild sicherlich keine Bedenken mehr haben musste.
 

Der Trapper würde mich gewiss nicht gegen meinen Willlen anrühren...so vertrauenswürdig war dieser Mann...ich fühlte es, ohne es bestätigt wissen zu müssen.
 

Eikskild war sicher kein Held des hohen Nordens...aber immerhin eine ehrliche Haut und ein grundanständiger Charakter, auch wenn er sich insgeheim wohl andere Hoffnungen gemacht hatte, was mich als Frau betraf. So akzeptierte er meine Entscheidung doch, wie ich es von ihm erwartet hatte. Trotzdem brauchte ich eine ganze Weile, bis ich endlich einschlafen konnte. Ich hörte ihn wie er nicht lange danach ebenfalls Anstalten machte, sich in sein eigenes Bett zu verkrümeln, wohl auch um eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, die er vermutlich ebenso nötig hatte wie ich.
 

Der nächste Morgen kam viel zu früh, jedenfalls für mich...es war noch nicht einmal richig hell, als ich spürte wie ich von jemandem ziemlich unsanft an der Schulter geschüttelt wurde..wobei mein Hund ein leises bedrohliches Knurren von sich gab...das mich dann noch vollends aufweckte.
 

„Du aufwachen Lyria es längst Zeit...kommen...du schnell aufstehen, wir zu viel Zeit verlieren. Wir auf dem Wasser sein müssen, bevor das Wetter umschlagen und schlechter werden und der Wellengang zu hoch werden.“ Hörte ich ihn leise sprechen, wobei ich das was er zu mir sagte jedoch nur so halb wahr nahm. Ich schreckte verwirrt hoch und setzte mich hastig auf...da sah ich unmittelbar erneut, in das ungewöhnlichste dunkelblaue Augenpaar, das ich jemals zu Gesicht bekommen hatte, wo es mich während dessen interessiert und völlig ungeniert musterte....es war zweifellos jenes das ihm gehörte.
 

Eikskild richtete sich einen Moment später jedoch rasch auf und räusperte sich im Anschluss vernehmlich.
 

„Wir etwas essen und dann gehen, du dich besser beeilen, dein Hund bleiben hier, das sonst viel zu gefährlich. Wir anstatt dessen meine vier Huskys nehmen und das Boot damit an den Strand bringen. Du haben das verstanden?“
 

Ich sah ihn verblüfft an, schiere Begeisterung sah deutlich anders aus, aber was hatte ich denn für eine Wahl?
 

Keine...und das wusste ich auch.
 

„Ich komme...ich ahhh muss mir noch noch etwas über ziehen. Gib mir fünf Minuten...okay?!“ Kommentierte ich seine nicht eben sanften Weckversuche an mich, entsprechend resigniert und merklich unwillig.
 

„Gut, du haben eine Viertelstunde nicht mehr, der Kaffee sein fertig, ich ihn dir auf den Tisch gestellt haben. Ich so lange schon mal gehen und nach den Hunden sehen...sie noch etwas fressen müssen.“ War seine Antwort darauf, die ich mit einem noch völlig übermüdeten Gähnen zur Kenntnis nahm.
 

„Hmm ist schon gut, ich habe verstanden.“ Setzte ich mit einem leisen nicht eben interessierten Brummen nach, wobei ich Anstalten machte, den Vorhang zu zu ziehen, damit ich mich wenigstens halbwegs ungestört anziehen konnte. Doch er wartete gar nicht erst ab, bis ich soweit war. Kaum hatte er mich wach geschüttelt, machte Eikskild auf dem Absatz kehrt, ohne noch länger auf mich zu achten.
 

Ich sah noch kurz verwirrt dabei zu, wie er es haar genauso wie am Vortag machte, was also hieß....Kaffee in sich rein schütten, nochmals das Trockenfleisch samt einem groben Kanten Brot zwischen den Zähnen verschwinden lassen. Seine Ausrüstung zusammen zu packen, die aus einigen Fallen, seinem Gewehr und einem langen Hirschfänger bestand, dann war er schon zur Türe hinaus, noch ehe ich „Donnerwetter“ sagen konnte.
 

„Na der Mann hat s ja mal mächtig eilig!“
 

Murrte ich indessen leise vor mich hin, wobei ich verbissen versuchte mich in meine wärmsten und möglichst wasserdichtesten Outdoorklamotten zu verpacken, die ich besaß.
 

Keira stand derweil vor mir und das schwache Schwanzwedeln zeigte mir sehr deutlich an, dass sie mitkommen wollte. Als ich fertig war, strich ihr sanft über den Rücken.
 

„Das geht nicht, du kannst jetzt nicht mit. Er hat gesagt du darfst nicht. Wir gehen nacher Gassi...versprochen.“ Flüsterte ich ihr dabei leise zu, wobei ich ihr noch einmal liebevoll über den Kopf und die weichen Ohren strich. Mein Hund sah mich mit großen Augen an, das leichte Schwanzwedeln erstarb augenblicklich, die kluge Hündin hatte schnell begriffen, dass ich sie jetzt nicht mitnehmen würde. Mit einem leisen merklich beleidigten Grollen trollte sie sich schließlich in ihre Ecke, die sie sich selbst als ihren Stammplatz auserkoren hatte.
 

Es war eine alte löchrige Wolldecke, die ihr der Trapper als Lagerplatz angeboten hatte. Es war eine von IHM...denn sie roch offenschtlich auch ganz deutlich nach ihm und mein Hund hatte sie ohne weitere Umschweife sofort als sein Eigentum beansprucht. Ich gewann dabei fast den Eindruck, dass meine Hündin irgendwie auf Eikskild stand...denn solche eigenartigen Ambitionen wie diese, hatte sie bisher noch nie bei jemandem gezeigt und schon gar nicht bei einem Mann. Allein aus dem Grund war ich entsprechend überrascht, dass sie es ausgerechnet bei ihm tat. Irgend etwas hatte dieser seltsame Kerl von einem Trapper an sich, das meinen Hund wie magisch anzog, ich wusste nur noch nicht, was es war.
 

Leider hatte ich nicht mehr viel Zeit mir dahingehend Gedanken zu machen oder es heraus zu finden...da ich mich langsam auf den Weg nach draußen machen sollte. So tat ich es ihm nach, kaum dass ich angezogen war. Ich leerte meine Kaffeetasse ebenso schnell und mit nur einem Schluck so wie er, wobei ich das Trockenfleisch allerdings großzügig verschmähte und mich anstatt dessen an dem altbackenen skandinavischen Graubrot vergriff, von dem ich mir eine ordentlich dicke Scheibe abschnitt und sie während dem hinausgehen hastig hinunter schlang.
 

Ich wollte fertig sein, wenn er zurück kam und ich wusste auch, dass ich heute den Tag über vermutlich nicht viel zwischen die Zähne bekommen würde, jedenfalls nicht, bis wir beide erfolgreich gewesen waren, denn auch seine Vorräte an Fleisch waren knapp geworden und wenn wir etwas essen wollten, dann mussten wir zwangsläufig etwas jagbares vor den Gewehrlauf bekommen...selbst wenn es so etwas exotisches wie Robbenfleisch war.
 

Noch während ich kaute, ging ich vor die Türe der Hütte, um meinen Rucksack mit dem Notproviant, der Signalpistole und dem Pfefferspray (gegen die Eisbären selbstverständlich) zu schultern und auf ihn zu warten...doch zu meiner grenzenlosen Überraschung, sah ich ihn bereits die Hunde im Tandemzuggeschirr an den leichten Buggy spannen, bei dem unten vordringlich Reifen aus Gummi als Fortbewegungsmittel dienten...als Pendant zum Schlitten für den Winter.
 

Auch das kleine robuste Schlauchboot mit dem Außenbordmotor, das nicht mehr als zwei Personen verkraftete hatte er bereits auf den Wagen aufgeladen. Wow also er war wirklich flink und äußerst zielstrebig in seinen Planungen und auch deren Umsetzung, das musste man ihm schon neidlos zugestehen.
 

Als er fertig war...sah er sich kurz um, wahrscheinlich um zu prüfen, ob ich inzwischen schon aufgetaucht war. Als der Trapper mich bemerkte gab er mir einen kurzen Wink und auch einen entsprechenden Ruf, dass ich zu ihm kommen solle. Ich sah damit also zu, ihm den Gefallen zu tun und setzte mich im Eiltempo in Bewegung. Als ich wenige Sekunden später beim Geräteschuppen ankam, stand er schon breitbeinig auf dem hinteren Ausleger des Gespanns und sah mir mit sichtbarem Unmut entgegen...seine vier Huskys sprangen vor Ungeduld und Spannung hin und her und zerrten heftig am Geschirr..sie wussten, dass es gleich los gehen würde.
 

„Shazra...wo du so lange bleiben Lyria? Ich die Hunde kaum noch halten können...los du dich da auf den Wagen setzen, wir fort müssen..es sein schon spät!“ War der prompte Empfang an mich, als ich bei ihm ankam. Ich schenkte ihm dafür glatt eins meiner gekonntesten sarkastischsten Lächeln.
 

„Oh entschuldige Trapper, aber ich musste mir noch kurz die Nase pudern, damit ich auch hübsch genug für die Mördershow bin, die mich gleich erwartet...deshalb hat s leider etwas länger gedauert!“
 

War die Antwort die er dafür von mir erhielt, wobei ich Anstalten machte zu tun, was er von mir gefordert hatte. Ich versuchte mich auf den Wagen zu setzen....was mir allerdings nicht gleich auf Anhieb gelang, vordringlich weil die Hunde einen solchen Zug drauf hatten, dass ich alle Mühe hatte, den richtigen Augenblick nicht zu verpassen, sonst würde ich mich nämlich gleich auf den Allerwertesten setzen, anstatt ordnungs gemäß auf dem Buggy platz zu nehmen.
 

Indem bekam ich auch noch seinen Kommentar auf meinen zugegebenermaßen etwas hirnlosen Spruch präsentiert, der es wie zu erwarten in sich hatte. Seine Tonlage war zumindest entsprechend grimmig, sowie auch seine Gesichtsmimik dazu.
 

„Du das lassen und aufhören blöde Witze zu machen Englischfrau, das nicht sehr lustig sein....die Tiere das nicht verdient haben. Du nie vergessen, sie allein bestimmen über dein Schicksal ob du hier in Wildnis überleben können oder ob du sterben müssen. Sie also etwas mehr Respekt verdient haben und jetzt du dich setzen und besser Mund halten...wir müssen los!“
 

Mit einem ruppigen Knurren spürte ich, wie er mich kurz am Arm packte und dann entschlossen und mit ordentlich Schwung auf den Wagen wuchtete....es ging alles so schnell, dass mir keine Zeit zum Antworten blieb...denn kaum saß ich, trieb er die Hunde bereits mit einem raschen bellenden GO an, das wie ein Peitschknall klang. Die Huskys schossen umgehend los wie von einer Sehne geschnellt und ich bekam zum ersten mal in meinem Leben eine Ahnung davon, über was für eine imense Kraft diese außergewöhnlichen Polar Hunde verfügten. Es waren nur vier...aber dennoch zogen sie uns beide samt dem Wagen und dem Boot mühelos über die flache Tundralandschaft.
 

Eikskild hatte kaum seine Position als „Rudelführer“ eingenommen, wo er auch schon seine gesamte Konzentration auf seine Hunde ausrichtete...was bedeutete, dass er mit mir kein Wort mehr sprach. So bleib mir genügend Zeit ihn und auch meine Umgebung etwas eingehender zu beobachten. Ich sah zu, wie geschickt er das Gespann lenkte...und seine Hunde so nur durch elegante Gewichtsverlagerungen und einem gelegentlichen...Gee....Haw..in die gewünschte Richtung laufen ließ. Ihre Zungen hingen ihnen aus dem Hals und schleiften beinahe schon am Boden entlang...aber sie liefen und liefen als sei der Teufel höchstpersönlich hinter ihnen her.
 

Indem wurde die Landschaft um uns herum immer flacher und steiniger...er hatte das Gespann ein wenig nach Norden gelenkt...bis zur Küste mussten es meiner Schätzung nach so etwa vier bis fünf Meilen sein, aber ich konnte mich auch irren....in solchen Dingen war ich noch nie besonders gut gewesen. Der Himmel war klar aber es zeigten sich hie und da einige dicke Wolkenfelder die unter Umständen schon für einen raschen Wetterumschwung sorgen konnten, es sah zwar nicht nach Regen oder Sturm aus...aber hier konnte man sich nie all zu sicher sein. Es zeigte sich kein einziger Sonnenstrahl und entsprechend kalt war es demnach auch. Ich war froh, dass ich mich in weiser Voraussicht so warm angezogen hatte, so musste ich in meiner kauernden Position auf dem Wagen wenigstens nicht frieren.
 

Etwa eine Stunde später kam der Strand endlich in Sicht...gewissermaßen Endspurt..der Trapper feuerte die Hunde noch einmal zum Schnellerlaufen an...da es immer flacher geworden war und am Uferstreifen kaum Steine lagen ging es rasch voran. Bald darauf hatten wir unser Ziel erreicht...den kargen steinigen Strand der Barentsee...natürlich war weit und breit keine einzige Robbe zu sehen, nun ja, das hatte ich in etwa schon fast erwartet, bei meinem unglaublichenTalent für solche Dinge.
 

Ich ahnte, dass ich ihm in der Hinsicht sicher kein Glück bringen würde, aber er hatte darauf bestanden dass ich in begleitete, also war ich hier.
 

Mit einem kurzen bellenden „Whhhuuuu“...ließ er die Hunde langsamer werden und schließlich nahe des Wassers ganz zum Stehen kommen. Nichts durchbrach die einsame Stille der Landschaft, als das laute Hecheln der völlig erschöpften Hunde...das gleichmäßige Rauschen der Wellen und dem gelegentlichen Schrei einiger Möwen, sowie anderer Seevögel, die noch nicht in den Süden fort gezogen waren. Glücklicherweise war der Seegang sehr niedrig, denn ich wusste, dass ich nicht unbedingt zu den seefestesten Personen auf diesem Erdenkreis zählte. Ich war auf dem Trawler bei meiner Anreise nach Svalbard fast vor Übelkeit gestorben und das trotz meiner Reisetabletten...aber hier war ich und nun musste ich auch aufs Boot...das wusste ich.
 

„Wir sein da...du mir können helfen das Boot abladen und ins Wasser bringen.“ Eikskild sah mich an, er hatte die Hunde mit einem knappen Kommando zu hinlegen aufgefordert und in dem Fall auch mich, dass ich mich erheben und ihm gefälligst helfen möge. Ich hörte mich leise und merklich resigniert Seufzen.
 

„Na sicher doch...was hast du geglaubt, etwa dass ich nur Däumchen drehen und dir zusehen würde oder wie?“ Antwortete ich ihm mit einem sichtlich sarkastischen Lächeln auf den Lippen....das ihm ein nicht zu übersehendes Staunen auf die markanten Gesichtszüge malte.
 

„Ähhh..ich nicht wissen, was du denken oder tun wollen Lyria...aber ich dein Hilfe brauchen, das Boot ins Wasser müssen...also du mir helfen?“ War seine Antwort an mich, die demnach etwas brüsk klang.
 

„Jaaa ist ja schon gut...ich helfe dir, aber sich sage dir eins, in solchen Sachen bin ich nicht so sonderlich geschickt. Ahh ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist?“ Meine Augenbrauen hoben sich angesichts dieser Erkenntnis zweifelnd in die Höhe, doch er ignorierte es wie zu erwarten vollständig.
 

Ich sah Eikskild lediglich spontan grinsen. „Oh ich mir sicher sein, du das schaffen...du haben mir auch Haare schneiden...und was ich sollen sagen, das du haben doch ganz gut machen? Also? Ich fest daran glauben du es können..du sein eine starke Frau.“ Kam sogleich der zu erwartende Kommentar von ihm in meine Richtung.
 

„Ja ja jetzt schmier mir noch ein wenig mehr Honig, um den nicht vorhandenen Bart Herr Trapper, dann glaub ich s bald selber noch. Hey ich mutiere hier auf Svalbard sicher noch zu Superwoman und mir wachsen bestimmt auch noch Flügel, bei so viel Zuversicht deinerseits...du wirst es erleben Mann!“ Hielt ich mit einem nicht zu überhörenden Zynismus in der Tonlage dagegen.
 

Dafür erntete ich ein neuerliches amüsiertes Lachen von ihm ...ein schönes tiefes..und sehr ehrliches....eines, das mich in jähes Staunen versetzte...wenn er lachte dann war es für mich so, als würde die Sonne aufgehen. Er hatte eine warme, angenehm volluminöse Stimme...ich mochte sie und ich mochte es auch wenn er lachte. Etwas, das er bisher leider nicht sehr oft getan hatte. Aber um so mehr freute ich mich darüber. Dafür schenkte ich ihm als Belohnung ein schiefes Grinsen, das ebenso ehrlich gemeint war.
 

„Na was ist, worauf wartest du? Ich dachte wir wollen Robben jagen Trapper?“ Sagte ich ihm einen Moment später nachdem ich mich wieder halbwegs gefangen hatte.
 

„Ja du recht haben, das wir tun sollten...kommen du mir helfen, ich dir zeigen was du machen müssen.“
 

Etwas mehr als fünf Minuten später war es ihm und mir unter seiner Anleitung gelungen das kleine Boot vom Wagen zu heben und es ins Wasser zu zerren. Die Hunde ließ er an Ort und Stelle zurück, die würden dort auf uns warten. Als er seine Ausrüstung noch einmal gewissenhaft überprüft hatte...so auch das Gewehr auf seinem Rücken, konnte es also los gehen. Wortlos nahm er in Boot am Heck platz und startete nach einigen anfänglich erfolglosen Versuchen endlich den Außenbordmotor, der das Boot mit einem gemütlichen Tuckern in Bewegung versetzte.
 

„So es los gehen, du jetzt gut aufpassen und immer das tun müssen, was ich sagen Lyria, du mich verstehen? Es sein sehr gefährlich ich nicht wollen, dass dir etwas passieren.“ Ich bemerkte bei diesen Worten, dass er mich sehr aufmerksam ansah...ein eindringlicher und zugleich überraschend sorgenvoller Blick aus seinen dunkelblauen Augen traf mich, der mich heftig schlucken ließ.
 

„Ahhmm ja natürlich...mach ich.“ Entgegnete ich ihm daraufhin rasch und etwas verlegen, sowie merklich kleinlaut. Eikskild lächelte kurz, er wirkte zufrieden und selbstsicher, so als wisse er genau was er tat und auch was er dabei von mir erwartete. „Hmm...gut, das ich wollen von dir hören, das sein sehr vernünftig und jetzt du Augen aufmachen, wir sehen wollen, ob wir nicht doch ein Robbe oder auch Walross zusammen jagen können.“
 

War die denkbar knappe aber überraschend zuversichtliche Antwort darauf, mit der er jedoch schnell wieder verstummte. Ich bekam derweil seine innere Anspannung zu spüren, die ich als Frau bei ihm unterschwellig intuitiv, wahr nahm. Sie wuchs mit jeder Minute mehr auf dieser Nussschale von einem Boot. Es war als würde das Jagfieber auch auf mich übergreifen und das wo ich doch kein Tier töten wollte. Aber seine Ausstrahlung steckte an, ich fühlte diese unterschwellige Spannung, diesen Urinstinkt und den starken Überlebenswillen selbst am eigenen Leib....zumindest im Ansatz und das, obwohl ich als Stadtmensch schon so fürchterlich dafür abgestumpft war.
 

Dennoch irgend etwas in mir wollte sich erinnern...es war ein seltsames Prickeln, das ungewollt nach mir griff und mich unerwartet heftig sich fort riss...mein Urinstinkt meldete sich...und dann...
 

dann ging es los...
 

Ich sah sie wie durch Zufall als erstes, die schmalen eleganten und perfekt an ihre Umgebung angepassten Körper jener Tiere, die wir jagen wollten, ja die im Wasser elegant und so unglaublich schwerelos wirkten, wie Tänzer die ein ewig währendes Ballett einstudiert hatten. Sie schossen durch die Wellen auf der Jagd nach Sardienenschwärmen. Wir hatten uns noch nicht sehr weit vom Ufersaum entfernt, als er sie ebenfalls entdeckte.
 

Hastig richtete er sich auf, wohl um sie besser orten zu können. Ich hörte ihn nur eine Sekunde danach sprechen, er klang merklich erregt...das Jagdfieber hatte ihn dem Anschein nach jetzt ebenfalls so richtig erfasst. Eikskild sah nicht in meine Richtung, als er mit mir sprach...den Blick hatte er anstatt dessen, fest auf seine mögliche Beute gerichtet.
 

„Da sie sein wirklich da..endlich...ithriki...ich haben ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, heute welche zu sehen. Lyria ich versuchen näher ran zu kommen, damit ich eine oder zwei schießen können. Du still sitzen bleiben und mich nicht hindern...verstanden?“ Der Befehlston, mit dem er mich ansprach war zu unmissverständlich, als dass ich ihn hätte nicht begreifen sollen.
 

„Sicher, was soll ich schon tun? Ich sitze hier ja sowieso nur völlig nutzlos herum“. Antwortete ich ihm damit unüberhörbar resigniert über meine von ihm höchstpersönlich verordnete Nutzlosigkeit. Doch in dem Moment sah ihn plötzlich unvermittelt grinsen....“hmm das so nicht ganz stimmen, du haben mir doch Glück gebracht, denn wir ja welche gefunden haben. Jetzt ich sie nur noch erwischen müssen, dann sein alles gut!“
 

War sein Kommentar auf meine Wortäußerung, wobei er jedoch hastig Anstalten machte das Boot näher an die jagende Gruppe von Seelöwen heran zu steuern. Die Tiere ließen sich zu meiner größten Überraschung nicht in ihrem Verhalten beirren, sie flüchteten nicht als das Schlauchboot näher kam. Entweder waren sie an Touristenboote gewöhnt oder aber sie betrachteten uns Menschen nicht als unmittelbare Gefahr...ein fataler Irrtum, wie sich nur einige Minuten später für sie heraus stellen sollte.
 

Kaum war er nahe genug dran, um die kleine Gruppe von etwa zehn Tieren, die zudem nicht weit unter der Oberfläche nach Fischen tauchten, ins Visier zu nehmen, stoppte er den Motor und ließ das Boot weiter treiben....ich sah zu wie der Trapper das Gewehr unmittelbar danach routiniert von seiner Schulter zog und sich ganz nach Jägermanier anstellte auf eine der Robben anzulegen, die unvorsichtig wie sie war dicht an uns beiden vobei schwamm.
 

„Wenn ich sie getroffen, wir schnell sein müssen sie sonst untergehen, dann sie für uns verloren. Du haben gehört Lyria? Wir beide sie müssen schnell ins Boot holen...dazu ich dich brauchen, du also gut aufpassen!“ Kam es dabei nachdrücklich entschlossen aus seinem Mund in meine Richtung gesprudelt, aber noch ehe ich darauf antworten konnte hörte ich den Schuß. Der starke Rückstoß erschütterte das ganze Boot, es wackelte demnach ganz ordentlich. Aber es war ein sauberer Schuß, denn die Robbe rührte sich nicht mehr...offenbar war sie tatsächlich auf der Stelle tot.
 

Der Trapper ließ seine „Donnerbüchse“ sofort sinken....und mir nicht ansatzweise die Zeit, das arme Tier angemessen zu bedauern.
 

„Du kommen schnell..wir jetzt flink sein müssen!“ Rief er mir anstatt dessen mit merklich gehobener Tonlage zu, die auf einen stark angestiegenen Adrenalinspiegel schließen ließ. Ich versuchte rasch hoch zu kommen, um ihm wie befohlen zu Hilfe zu kommen, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung davon hatte, was ich nun eigentlich machen sollte.
 

Wir stürzten so beide gleichzeitig zur Bootkante hin und versuchten die eben erlegte Robbe zu bergen, ehe sie versank. Eikskild erwischte sie schließlich mit etwas Glück an der Brustflosse...während ich versuchte die Schwanzflosse des leblos treibenden Tieres zu erreichen. Ich beugte mich vor und irgendwann griffen meine Hände zunächst in eiskaltes Wasser aber dann spürte ich etwas weiches...es war die Robbe, automatisch griff ich zu.
 

Das heißt ich versuchte verzweifelt sie zu packen und gemeinsam mit ihm über die Bordkante in unser Schlauchboot zu wuchten...was allerdings leichter gesagt als getan war. Mit vereinten Kräften die an schiere Verzweiflung grenzten, stemmten wir uns zu zweit gegen das enorme Gewicht der Robbe, die gut und gerne an die sechzig Kilo wiegen mochte. Es war an sich noch ein Jungtier, aber schon schwer genug um es kaum zu bewältigen...atemlos keuchend und völlig erschöpft von dem ungewohnten Gewicht das da an meinen Armen zerrte, stemmte ich mich hoch auf die Beine, um sie besser ins Boot hieven zu können.
 

Dabei geschah das Unglück...denn als sie ins Boot rutschte und der Trapper das Tier unvermittelt los ließ...verlor ich ungewollt das Gleichgewicht und stürzte mit einem entsetzten Schrei haltlos nach hinten. Ich kippte geradewegs über den Rand..noch ehe er mich aufhalten oder ich mich irgendwie abfangen konnte, war ich bereits ins tödlich kalte Atlantikwasser der Barentsee gefallen.
 

Die Wogen schlugen unversehens über mir zusammen und mit einem unkontrollierten Schrei schluckte ich zu allem Übel einen ordentlichen Schwall eiskaltes Meerwasser. Panik überkam mich. Als ich kurz wieder auftauchte, schrie ich aus Leibeskräften...
 

„Hilf mir ich ertrinke...ich..ich kann nicht mehr!"
 

....kam aus mir heraus und zwar mit allem was meine Lungen noch hergaben. Ich hatte Todesangst, das Wasser hatte meine Kleider sofort zu bleischweren Gewichten werden lassen, die mich unbarmherzig nach unten zu ziehen begannen und das trotz der Schwimmweste die ich am Leib trug. Mein Körper war wie erstarrt, ja ich besaß nicht einmal so viel Geistesgegenwart, um mich wenigstens Arme rudernd über der Wasserlinie zu halten.
 

Ich hörte ihn mir ebenfalls aus vollen Lungen entgegen brüllen...
 

"LYRIA...DU MÜSSEN ÜBER WASSER BLEIBEN...HÖREN DU MICH?! "
 

....er war außer sich vor Entsetzen, denn das war so ziemlich das Einzige, was ich noch von ihm mitbekam, dann wurde es kurzzeitig schwarz vor meinen Augen. Ich war einer Ohnmacht nahe und war mir sicher, dass ich nun sterben musste. Ich trug zwar glücklicherweise noch immer die von ihm kurz vor unserem Ablegen aufgenötigte Schwimmweste...aber das Wasser war eisig, damit verlor ich recht schnell das Bewusstsein, was ich aber wohl auch dem Schock über meinen unerwarteten Sturz zu verdanken hatte.
 

Als ich irgendwann zu mir kam, dachte ich zunächst ich sei schon tot und an der Himmelspforte angelangt, doch dann spürte ich den Druck auf meinen Lippen und den von starken Händen auf meiner Brust, der mir das salzige Meerwasser stoßweise aus den Lungen heraus presste. Ich schlug die Augen auf uns sah zu meinem maßlosen Erstaunen direkt in die des Trappers.
 

Ich fühlte noch kurz den warmen Atem und die unverwechselbare Weicheit anderer Lippen auf meinen, die damit nur ihm gehören konnten...dann waren sie weg und ich erbrach mit einem heftigen Keuchen mehrere schwallartige Atemzüge Ozeanwasser, das direkt aus meinen Lungen geflossen kam. Seltsamerweise überkam mich ein latentes Bedauern, als er sich von mir gelöst hatte, obwohl mir der Sinn dessen warum er es getan hatte, in dem Augenblick schon durchaus bewusst geworden war.
 

Eikskild hatte demnach versucht mich zu beatmen und wiederzubeleben.
 

Und da wurde mir bewusst, dass er mich herausgezogen haben musste. Mir war zwar nicht im Geringsten klar, wie ihm das Kunststück gelungen war, aber ich verdankte diesem einsamen Mann der Wildnis mein Leben...ganz ohne Zweifel. Ohne ihn, wäre ich mit Sicherheit ertrunken oder an dem vielen Salzwasser in meinen Lungen erstickt.
 

Indem hörte ich ihn jedoch schon lauthals in meine Richtung fluchen. Es klang einerseits unüberhörbar zornig und wütend, andererseits aber auch merklich besorgt...was mich angesichts der surrealen Lage in der ich mich im augenblick befand nur noch mehr verwirrte.
 

„Jorggender...du mich noch den letzten Nerv kosten! Du..du wahnsinnig geworden sein? Wie du nur so leichtsinnig ins Wasser fallen können? Englischfrau....du so dumm...ja du so ungeschickt...Stadtmensch! Du wissen, ich dich gerade noch so haben heraus ziehen können, sein froh du damit noch am Leben!“
 

Sein aufgebrachtes Knurren war nicht zu überhören, mit dem er mich entsprechend harsch anfuhr und erst da sah ich, dass er ebenso vollkommen bis auf die Haut durchnässt war wie ich selbst. Eikskild hatte mich tatsächlich direkt aus dem Wasser heraus gezogen und dazu noch selbst sein eigenes Leben riskiert...was für eine unglaubliche physische Leistung, die obendrein eine imense Körperkraft und Kontrolle erforderte, die ich ihm so nie im Leben zugetraut hätte.
 

Aber dieser ungewöhnlich eigenwillige und an Höhe deutlich zu kurz geratene Mann war offenbar immer wieder für Überraschungen aller Art gut.
 

„Danke...ich..ich...danke dir Trapper“ hauchte ich ihm matt entgegen. Viel mehr konnte ich im Augenblick auch nicht aus meiner brennenden Kehle bringen. Ich sah ihn an, sah den Blick, mit dem er mich musterte, der zuerst wütend war, dann aber seltsam weich wurde...ungewöhnlich weich für ihn. Ich spürte wie er unvermittelt die Hand hob und mir eine meiner völlig durchnässten Strähnen spontan und sachte aus der Stirn schob.
 

„Du viel Glück gehabt haben, dass du so nahe am Boot ins Wasser gefallen Lyria, ich dich damit schnell erwischen können. Ich sein sehr froh, dass du noch Leben sein, aber wir jetzt schleunigst müssen zurück. Du und ich sein völlig durchnässt bis auf Haut, wir uns bei der Kälte den Tod holen...selbst wenn wir nicht ertrunken sein.“
 

Noch in dem Moment als er es ungewöhnlich leise und für seine Begriffe sehr sanft zu mir sagte, begann ich selbst zu merken, was er damit meinte. Die komplett vom Wasser vollgesogenen eisigen Kleider zogen mir alle Wärme aus dem Körper, ich fing unvermittelt an zu zittern...es war als wäre alles Leben aus meinem Körper gewichen.
 

„Ich verstehe was du mir sagen willst...iiichhh...iiicchh sp..spüre es...schchhhon.“ Flüsterte ich tonlos mit vor Kälte bebenden Lippen.
 

Ich sah ihn kurz bestätigend nicken. „Wir uns müssen sehr beeilen und sofort zurück fahren...dann du aus diesen Sachen raus und dich schleunigst aufwärmen und ich auch. Ich nicht können riskieren ernsthaft krank werden....es sein unser beider Tod hier in dieser Einsamkeit. Wir uns beide schließlich selbst versorgen müssen.“
 

War die erwartete Antwort von ihm, mit der er hastig Anstalten machte den Motor zu starten....die erfolgreich erlegte Robbe war in dem Moment vollkommen unwichtig geworden. Er fuhr mit dem Boot so schnell in Richtung unseres Buggys zurück, wie der altersschwache Außenborder her gab. Indessen wurde mir immer kälter aber ich konnte nichts dagegen tun..ich hatte weder etwas trockenes noch etwas mit dem ich mich zudecken geschweige denn einwickeln konnte. Also blieb mir nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass wir möglichst rasch zurück zur Hütte kommen würden.
 

Kaum am Strand angekommen scheuchte er mich umgehend aus dem Boot heraus..trotz der eisigen Kälte musste ich ihm helfen alles an unserer Ausrüstug samt der erlegten Beute auf dem Buggy zu verstauen, ehe ich mich selbst auf dem Wagen nieder lassen durfte..was erschöpft wie ich war eher einem Niedersinken als einem Sitzen gleich kam. Auf dem Wagen hatte er wie durch ein Wunder eine notdürftig geflickte Decke, in die ich mich einhüllen konnte, aber das alles half nicht besonders viel...und als wir endlich nach etwa zwanzig Minuten den Rückweg antraten, bei dem er den Hunden ordentlich Tempo machte, war ich doch darüber erstaunt, was für ein außerordentlich zäher Brocken dieser Mann doch war.
 

Ihm musste genauso a......kalt sein wie mir, aber er ließ sich nicht das Geringste anmerken, wo ich ganz im Gegensatz zu ihm bereits hörbar anfing mit den Zähnen zu klappern.
 

Trotzdem dauerte es noch eine ganze Stunde volles Tempo, bevor unsere kleine Hütte auf dem Horizont auftauchte....er trieb die Hunde noch schneller an. Wenig später hatten wir unser momentanes Zuhause endlich erreicht.
 

Kaum angekommen scheuchte er mich umgehend von meinem Platz auf dem Wagen hoch und ins Haus hinein...
 

„Du rein gehen und auf mich warten, du dich können schon mal umziehen! Ich noch kurz Hunde und das Fleisch versorgen müssen...erst dann ich mich um dich kümmern können!“
 

War alles was er zu mir sagte...ich sah ihn verwirrt an, wusste nicht was er noch so wichtiges tun wollte...und schon gar nicht, was ich ihm als großartigen Protest darauf noch erwiedern sollte....was bedeutete, dass mich damit mehr oder minder wiederstandslos von ihm in Richtung der Hütte schieben ließ...auch weil mir inzwischen entsetzlich kalt und zudem klar geworden war, dass er recht hatte.
 

Ich hatte demnach eine ordentliche Unterkühlung aufzuweisen und der konnte nur mit einem angeholfen werden und zwar mit Wärme. Also versuchte ich als aller erstes als ich drin war den Ofen neu anzufeuern..damit der uns ordentlich einheizte...und mir dann hastig die nassen eiskalten Sachen auszuziehen und mich anstatt dessen in warme und trockene Kleidung zu hüllen mit samt meinen Schlafsack als Decke.
 

Aber das half alles nur bedingt, denn ich fror trotzdem noch wie ein Schlosshund...ich setzte mich in meiner Verzweiflung direkt an den Gusseisernen Ofen und wartete dort . Aber trotz alle dem dauerte es noch eine ganze Weile ehe auch er endlich ins Haus herein kam.
 

Allerdings nicht mit leeren Händen, wobei die vom Versorgen unserer gemeinsam erlegten Beute noch deutlich blutverschmiert und schmutzig waren.
 

Eikskild war zudem noch ebenso durchnässt und durchfroren wie ich...aber er verlor zunächst keine Silbe darüber. Ich sah ihm überrascht entgegen, als ich endlich gewahrte mit WAS er zurück ins Haus gekommen war. Eine Zinkwanne war es...und dazu groß genug, dass mindestens einer von uns beiden darin ganz passabel Platz hatte...und da begriff ich was er wollte...ein heißes Bad um sich aufzuwärmen.
 

Na gar nicht dumm die Idee...wenn auch etwas schwierig im Anbetracht der Lage, dass wir sie eventuell beide benutzen wollten...aber wenn dann natürlich hübsch nacheinander.
 

„Wo ich sie sollen hinstellen?“ Fragte er mich, als er meinen ratlosen Gesichtsausdruck bemerkte.
 

„Ich würde sagen in der Nähe des Ofens, da ist es wohl am wärmsten oder?“ Antwortete ich ihm so unbedarft wie möglich, als ich mich halbwegs gefangen hatte. Er sah mich für einen Moment lang forschend an, doch dann nickte er.
 

„Ja du haben recht...da das heiße Wasser so schneller in der Wanne, der Weg sein kurz...gute Idee!“
 

Mit diesen knappen Worten an mich packte er das hässlich zerbeulte Ding von einer Badewanne direkt neben den Ofen und machte dann als er es getan hatte sogleich Anstalten einen großen Kupferkessel den er was weiß ich von wo her organisiert hatte, bis oben hin mit Wasser zu füllen und ihn anschließend auf die Herdplatte des holzbefeuerten Bollerofens zu wuchten.
 

Ich saß in der Nähe und beobachtete mit hörbar klapperenden Zähnen wie er darauf wartete, dass das Wasser endlich kochen würde...als es nach etwa einer knappen halben Stunde heiß genug war, in der wir beide überdies nicht viel miteinander gesprochen hatten...bemerkte er dann ganz plötzlich unvermittelt.
 

„Das Wasser soweit sein...ich es dir in die Wanne geben, dann ich gehen, du können dich aufwärmen...das sein notwendig, du sonst krank werden. Ich dann später nach dir in Wanne gehen wenn du fertig...und das Wasser noch etwas warm. Ich nicht mehr stinken aber mir auch verdammt kalt sein Lyria. Das sein für dich in Ordnung?“
 

War schließlich das was ich da von ihm zu hören bekam, wobei es mich in jähes Staunen versetzte.
 

„Was nein..hör mal du solltest den Anfang machen, du hast mich doch heraus geholt, es wäre viel wichtiger wenn du dich schleunigst aufwärmst als ich Trapper, meinst du nicht?“ Sagte ich schließlich leise auch weil mir die Tatsache daran mich dazu zwangsläufig entblättern zu müssen mehr als unangenehm war. Doch er winkte meinen Einwand wie zu erwarten energisch ab.
 

„Nein du sein die Frau und dir viel mehr kalt...ich können warten, das nicht so schlimm sein, das mir nichts ausmachen!“ Und da wusste ich, dass ich keine Chance hatte ihm zu widersprechen. Er würde darauf bestehen, dass sich den Anfang machte.
 

„Na schön...gut, bevor ich mich von dir hinein prügeln lasse?! Aber sobald das Wasser drin ist verschwindest du solange ich bade. Von mir aus in den Nebenraum oder sonst wo hin, es ist mir egal was du machst, aber du setzt keinen Fuß in diese Stube, solange ich in der Wanne sitze, hast du mich verstanden?“
 

Die Ansage an ihn war deutlich gewesen...wieder erwarten ich sah ihn jedoch ganz plötzlich spontan grinsen.
 

„Oh ich sein weder schwerhörig noch einfältig. Ich haben dich schon beim Erstenmal sehr gut verstanden Lyria. Sicher ich werden so lange nebenan warten. Du mir sagen wenn du fertig sein, dann ich zurück kommen, sein das so in Ordnung?“ War sein trockener Kommentar darauf, wobei er zeitgleich das heiße Wasser von der Ofenplatte nahm und es ohne weitere Umschweife in die Wanne goss.
 

Sie füllte sich etwas weniger als bis knapp unter die Hälfte, dann ging er und holte noch einen halben Kessel kaltes Wasser vom Brunnen herein, um die Temperatur wenigstens etwas anzugleichen und setzte danach noch einmal einen ganzen Kessel kaltes Wasser auf...der dann wohl eindeutig für ihn als Badewasser gedacht war.
 

Als der Trapper das getan hatte, ließ er mich wie abgemacht allein. Ich hörte ihn, wie er in den Nebenraum ging und zwar ohne noch irgendwelche großartigen Kommentare an mich zu richten. Dennoch war mir deutlich mulmig zumute, als ich mich daran machte aus meinen Kleidern zu schälen, damit ich endlich in das warme Wasser konnte, nachdem mein völlig ausgekühlter Körper förmlich danach lechzte.
 

Ich wollte kein Risiko eingehen, da ich ihm nicht traute..also drehte ich der Türe den Rücken zu, als ich es schließlich wagte mich zu entkleiden. So bemerkte ich demnach nicht sofort, dass er mich von seiner Position aus sehr wohl ungeniert beobachten konnte, wenn er das denn wollte...was der ausgemachte Schuft von einem Mann dann ganz offensichtlich auch tat...allerdings nur meine Kehrseite, die ich es beinahe schon voraus ahnend der Türe zugewandt hatte.
 

Aber eben die verfehlte ihre Wirkung nicht, denn ich hörte ihn ganz plötzlich leise aber ziemlich deutlich vor sich hin brummen...“ein hübsch wohlgeratener runder Hintern den du da haben Englischfrau...das müssen man dir wirklich lassen...der mir schon gefallen könnte“.
 

„Hör gefälligst auf damit so frech zu glotzen Mann..oder ich komme rüber und dann bekommst du noch ganz andere Aussichten von mir geboten...das schwör ich dir!“ Fauchte ich wütend in seine Richtung, mich erwartungsgemäß ordentlich darüber ärgernd, wie „Ernst“ er unsere gegenseitige Abmachung denn damit genommen hatte.
 

Aber er war realtiv friedlich, wenn auch mit entsprechend sarkastischem Unterton...bei dem was er mir da einen Moment später entgegnete.
 

„Was du wollen? Sollen das etwa ein Angebot sein? Dann...du müssen wissen, dass ich nur ganz kurz hinsehen haben, nur einmal, rein weil ich neugierig sein Lyria. Du müssen kein Angst vor mir haben, ich dir schon nichts wegschauen werden..und ich werden dich auch nicht "belästigen"...außer du wollen es von selbst!“ Kam somit die prompte Antwort nochmals sehr nachdrücklich und eindeutiger Klarheit in meine Richtung, die mir erst einmal ein säuerliches Grollen entlockte...
 

» Einfaltspinsel....war ja so klar oder? « Fuhr mir dabei unwillkürlich ernüchtert durch den Kopf.
 

„Ja ja wers glaubt und jetzt verschwinde von da, ich will mich in Ruhe aufwärmen, möglichst OHNE dass mir dabei jemand weiter frech auf den blanken Hintern stiert...kapiert?!“ Keifte ich damit neuerlich unüberhörbar ungehalten zurück an den Trapper adressiert.
 

Damit hatte ich endlich meine Ruhe...denn ich hörte ihn, wie er sich zurück zog...dann war ich allein! Jedenfalls dem Gefühl nach...denn ich wusste ja, dass er sich zwangsläufig im Nebenraum aufhalten musste, was sich nun nicht mehr ändern ließ.
 

Ich lehnte mich angesichts dieses Umstandes zurück und genoss so gut ich mich in dieser sichtlich kuriosen Situation eben entspannen konnte, wie das warme Wasser meine eisig unterkühlten Gliedmaßen wieder halbwegs zum Leben erweckte.
 

Das Zittern hörte nach und nach auf und wohlige Wärme breitete sich in meinem Inneren aus....damit unweigerlich auch der Gedanke daran, wem ich das eigentlich zu verdanken hatte.
 

IHM...Eikskild, ohne ihn wäre ich sicher nicht hier, geschweige denn am Leben, bei dem was mir da an dummen Missgeschick widerfahren war. Diese Erkenntnis war mir mehr als klar geworden. An sich sollte ich mich bei ihm bedanken, das war wohl das Mindeste, was ich tun konnte...aber im Augenblick interessierte ich mich eigentlich nur für mich selbst.
 

Jetzt wo mein Körper so langsam wieder aufgetaut war, spürte ich eine Welle der Erschöpfung, die sich gänzlich über meine bleischweren Glieder hinweg wälzte...ich war so erschlagen, dass ich nicht sicher war überhaupt noch gerade stehen zu können. Ich riss mich jedoch zusammen, biss mir auf die Zähne und versuchte mich nachdem ich zu dem Entschluss gelangt war, ich hätte mich nun lange genug aufgewärmt aus der Wanne zu erheben.
 

Und erstarrte jäh auf meinem Platz...verdammt...verflucht und zugenäht, wie zum Teufel sollte ich aus dieser verflixten Badewanne kommen ohne irgend etwas um mich anständig zu bedecken...geschweige denn mich mit etwas abzutrocknen? Der Mann hatte zwar ganz Gentlemen like dafür gesorgt, dass ich mich wieder zum Reich der Lebenden zählen konnte, nicht aber dafür, dass ich es auch angemessen tun konnnte, also ohne dass ich mich ihm hier als die Venus von Botticelli präsentieren musste...
 

...was also sollte ich tun?
 

Ich dachte kurz nach, wusste aber, dass es keinen Sinn machte mich darüber aufzuregen...also kam ich zu einem Entschluss.
 

„Ich bin fertig Trapper..ich...ich möchte jetzt gerne aus der Wanne raus...vielen dank und du kannst sie jetzt gerne haben...aber erst wenn du so nett wärst, mir vielleicht auch noch ein Handtuch zum Abtrocknen zu geben?“
 

Ich hatte all meinen verbliebenen Mut zusammen genommen bei dieser Anfrage an ihn, die zugleich meine enorme Unsicherheit zeigte...denn ich wusste ja nicht, wie er darauf reagieren würde.
 

„Oh ich haben tatsächlich das Handtuch vergessen?! Das mir leid tun Lyria ich nicht mehr daran denken bei dem ganzen Ärger den wir haben...aber keine Sorge ich dir eins bringen werden du warten und einfach so lange sitzen bleiben.“
 

Kam die prompte Gegenantwort darauf aus dem Nebenraum, bei der mir beinahe der Atem stockte. Verdammt der Mann wollte mir jetzt wirklich allen ernstes ein Handtuch bringen? Na und bei der Gelegenheit doch gleich mal einen verstohlenen Blick auf das naive Frauenzimmer riskieren...das in der absolut beschissendsten Lage war, die Mann sich in seinem Hirn vorstellen konnte.
 

Aber noch bevor ich den unschönen Gedanken zu ende bringen konnte, hörte ich ihn bereits kommen.
 

Ich machte mich so klein wie ich konnte, um ihm so wenig wie möglich Sicht auf mich zu gewähren aber zu meinem grenzenlosen Erstaunen bemerkte ich, dass er sich sehr anständig darum bemühte möglichst nicht in meine Richtung zu blicken..jedenfalls nicht so offensichtlich.
 

Im Gegenteil er sah seitlich an mir vorbei, den Blick höflich starr auf die Außenwand der Hütte gerichtet, als er auf mich zukam.
 

„Ich nicht hinsehen, ich es dir versprechen. Ich wissen, dass du das nicht wollen Lyria.“ Sagte er dabei leise aber sehr deutlich vernehmlich. Ich seufzte gottergeben...“na sicher ich weiß, dass du das tun wirst...du bist ja ein anständiger Kerl nicht wahr?!“ Entgegnete ich ihm somit betont gelassen, so wie ich es im Grunde meinte und es Mann gegenüber auch aussprach.
 

Indem hörte ich ihn spontan lachen, als er auf mich zukam, zusammen mit dem großen Handtuch das er, wo auch immer her organisiert hatte und wohl etwas ähnliches, wie Saunatuch oder so etwas in der Art darstellen sollte, jedenfalls war es groß genug, damit mich komplett darin einwickeln konnte.
 

„Ich es dir versprechen, ich mein Wort halten!“
 

Hakte er prompt hörbar energisch in meine Richtung nach.
 

Mit diesen Worten und gefühlte zwei Sekunden später stand er mit samt dem Handtuch vor mir. Eikskild hatte den Blick wie abgemacht noch immer gänzlich in eine andere Richtung abgewandt...so dass ich zu dem Entschluss gelangte, realtiv gefahrlos aus der Wanne zu kommen. Ich stand damit also so rasch auf, wie es mein angeschlagener Zustand erlaubte und wollte ihm das Handtuch abnehmen, damit ich mich darin einwickeln konnte.
 

In dem Augenblick spürte ich jedoch schon, wie er es mir ohne hinzusehen sachte um die Schultern legte und ich umgehend danach versuchte mich darin einzuwickeln. Aber noch während ich das tat merkte ich, wie mir die Beine vor Erschöpfung einfach versagten. Ich war im Begriff haltlos zu fallen....doch er hatte es offenbar bemerkt, denn der Trapper fing mich überraschend geistesgegenwärtig oder besser gesagt reflexartig auf.
 

Ich spürte, wie ich mich anstatt dessen ganz plötzlich unvermittelt von ihm fest gehalten und obendrein in seinen muskulösen Armen wieder fand. Mit einer Leichtigkeit, die mich zutiefst erstaunte, hob er mich so schnell und gleichzeitig geschickt aus der Wanne heraus und auf seine Arme.
 

Mit samt dem Handtuch und allem trug er mich gleich darauf in Richtung meines Bettes, noch bevor ich..“na aber hallo“ sagen konnte. Alles was ich in dem Moment zustande brachte, war ihn maßlos erstaunt und mit halb offenen Mund anzustarren....schon allein seiner imensen Körperkraft wegen, denn ich war ja nicht gerade eine der „drei Grazien von Rom“ und damit sicher auch nicht sooo leicht zu stemmen, wie das bei ihm aber den Anschein machte.
 

Außerdem verwirrte mich seine Nähe...ich konnte ihn spüren....ein seltsames Prickeln lief mir den Rücken hinunter, als er mich so vertraulich nahe berührte...es war eines, das ich mir schlicht nicht erklären konnte.
 

Ich sah dabei in seine Augen, diese faszinierend blauen Augen, die in einem seltsamen geheimnisvollen Licht leuchteten, wie ich es bei noch keinem Mann jemals zuvor gesehen hatte. Mein Blick blieb an seinem dichten schwarzen Haarschopf hängen, den er wie üblich im Nacken zusammengefasst trug, doch hatten sich einige der Strähnen vorwitzig aus seinem Nackenzopf gestohlen, die ihm jetzt ganz offen in die hohe Stirn fielen.
 

Ich beobachtete es mit dem merkwürdig intensiven Impuls, ihm die aus den Gesicht streichen zu wollen, riss mich angesichts dieser eigenartigen Empfindungen und Gedankenspielen energisch zusammen.
 

Es erschreckte mich entsetzlich...so viel Interesse an diesem mir völlig fremden Mann zu zeigen, der mir eigentlich völlig gleichgültig sein sollte...ich war ja in dem Sinne ja nicht mehr als nur sein „Gast auf Zeit“.
 

Aber selbst wenn er mein Verhalten bemerkte, ließ er sich dennoch nichts weiter anmerken...ich fühlte nur, wie er sich mein zusätzliches Gewicht einmal energisch auf seinen Armen zurecht rückte, damit es ihm leichter fiel mich zu tragen. Alles weitere schien er völlig zu ignorieren, denn als er mich ansprach wirkte er überraschend entspannt und zugleich betont gleichmütig, was seine Handlung anbelangte, der ich ja nun mehr schlecht ausweichen konnte.
 

„Ich dich jetzt besser in dein Bett bringen du total erschöpft sein. Du dich aufwärmen und schlafen müssen, dann du dich morgen sicher besser fühlen!“
 

War sein Kommentar dazu...kurz präzise und absolut bestechend realistisch.
 

So wie der ganze Mann es eben war, es zeigte sein gesamtes Verhalten an, das ich zwischenzeitlich nun auch schon bei ihm kennen lernen durfte. Eikskild war nur schwer einzuschätzen, das war wohl unbestritten seine heraus stechendste Eigenschaft...von noch so einigen anderen ganz zu schweigen, die es wie es aussah.....ebenfalls in sich hatten.

allerlei Ärgernisse

Ohne weitere Umschweife zu machen oder sich etwas anmerken zu lassen, trug er mich schweigend aber doch merklich vorsichtig zu meinem Schlaflager, wo er mich anschließend sachte absetzte und auf die Bettkante gleiten ließ. Er sah mich kurz forschend an, es war ein lediglich angedeutetes Lächeln, das seine eher schmalen aber markant, gezogenen Lippen teilte. Kaum dass er mich abgesetzt hatte, ging Eikskild sofort danach auf die gewohnt respektvolle Distanz, die in der Regel zwischen uns herrschte und die im Normalfall auch keiner von uns beiden irgendwie anzutasten wagte.
 

„Ich dich allein lassen Lyria. Du dich ausruhen müssen, daher du jetzt schlafen. Ich denken, wir morgen weiter sehen und ich sehr hoffen, dass dein unfreiwilliges Abenteuer keine Folgen haben werden. Ich jetzt besser gehen, denn auch ich möchten mich noch aufwärmen. Es sein verdammt kalt gewesen, dich da aus dem Wasser holen, du mir das glauben können!“
 

Ich für meinen Teil sah den Trapper sichtlich verwirrt an, dessen gelinde gesagt katastrophalen Sprachkenntnisse noch immer keine erheblich nennenswerten Fortschritte gemacht hatten..ihm zu antworten sah ich mich in dem Moment kaum in der Lage, so nickte ich nur schwach. Aber dann gelang es mir doch noch den Mund auf zu bekommen, wohl auch, weil er vermutlich eine von mir erwartete.
 

„Ja ich verstehe, sicher ich denke, du solltest dich besser schleunigst aufwärmen, es wäre wohl nicht sehr erfreulich, wenn ausgerechnet du wegen diesem dummen Unfall von mir krank werden würdest. Das täte mir sehr leid. Ich meine, du hast dein Leben für mich riskiert….dafür möchte ich dir aufrichtig danken, es war etwas, dass Andere vielleicht nicht getan hätten oder jedenfalls nicht so selbstverständlich und ohne zu zögern. Danke schön Trapper. Ich bin nicht so naiv, um nicht zu wissen, dass ich dir viel zu verdanken habe und ich hoffe sehr, dass du es in unser beide Interesse ohne Schaden zu nehmen überstehst.“
 

Das was ich ihm da geantwortet hatte, war meine aufrichtige Meinung und mein voller Ernst, ich schämte mich auch nicht, ihm dies so offen zu sagen….denn es entsprach ja eindeutig der Wahrheit, denn ohne ihn und seine Hilfe, wäre ich hier auf diesem einsamen Flecken Erde wirklich aufgeschmissen und das wussten wir im Grunde beide.
 

Ich sah ihn spontan lächeln, als sich unsere Blicke für einen Moment lang offen und zugleich neugierig kreuzten.
 

„Ich dir für diese ehrlichen Worte danken Lyria...ich es haben aber auch so gern getan, doch ich jetzt werden gehen. Wir uns morgen sehen. Du dich dringend ausruhen müssen.“
 

Mit diesen Worten machte er umgehend auf dem Absatz kehrt und ohne noch auf mich zu achten ging er in den Nebenraum, wo ich ihn nur wenige Sekunden später mit dem Kessel hantieren hören konnte, der erfreulicher Weise dafür sorgte, dass auch der Trapper noch einen ordentlichen Schwung warmes Badewasser abbekommen würde, um sich daran zu erwärmen. Als er es eingegossen hatte, hörte ich mehr oder minder unfreiwillig dabei zu, wie er seine Kleider ablegte.
 

Da war das leichte, unüberhörbare Klimpern seiner Gürtelschnalle...das unverwechselbare leise Geräusch das, das Ausziehen einer Hose verursacht und auch jenes, das schwere, klobige Stiefel auf einem Holzfußboden hinterlassen, wenn sie dort abgestellt werden.
 

Allein die Vorstellung daran, den mir um etliche Jahre älteren nordischen Mann mit dem schwarzen schon leicht angegrauten Haarschopf noch einmal so unbedarft zu Gesicht bekommen zu können, wie an dem Tag, als er sich für meine Augen ungewollt freizügig unter der Dusche gewaschen hatte...allein der beflügelte meine Phantasie aufs Heftigste. Ich wusste insgeheim jedoch genau, dass ich es nicht wagen würde, ihn noch einmal so unverblümt und dazu obendrein mit voller Absicht anzustarren, als wäre er der noch einzig lebendige Mann auf dieser schönen Welt.
 

Schon gar nicht jetzt, auch wenn die Vorstellung daran, in meinem an Zuneigung und Liebe, sowie dem simplen Bedürfnis, von wenigstens annähernd ausgelebter Sexualität, über Jahre hinweg völlig ausgehungerten Verstand vielleicht noch so verlockend sein mochte.
 

Und so musste ich mir aus einem vollkommen unerklärlichen Grund wohl oder übel erneut eingestehen, dass Mann mir auf eine gewisse Art imponierte und irgendwie gefiel ER mir schon auch, obwohl ich nicht wusste weshalb das der Fall war. Denn eigentlich entsprach der Trapper nicht im Geringsten meinem Männertyp, den ich bisher bevorzugt hatte. Die waren in der Regel nämlich alle durch die Bank blond und von der Körperstatur her eher groß und sehr schlank gewesen…allein deswegen hatten sie also schon rein äußerlich gesehen, das komplette Gegenteil von ihm dargestellt.
 

Und dennoch, irgend etwas an Eikskild wollte mich mit aller Gewalt dazu antreiben, dem mir an sich völlig absurd erscheinenden Wunsch nach seiner Nähe nachzugeben, den ich nicht im Ansatz verstehen konnte. Ich musste mich schlussendlich mit aller Gewalt dazu zwingen, nicht aufzustehen und ihm heimlich nach zu spionieren. Vor allem, als ich einige Augenblicke später deutlich mitbekam, dass auch er sich nun endlich mehr als verdient im warmen Wasser unserer provisorischen Badewanne nieder gelassen hatte.
 

Aber in dem Moment als ich hörte, wie er sich im Waschzuber hinsetzte, um sich mit einem leisen aber durchaus zufriedenen Brummen zurück zu lehnen, mit dem er das warme Wasser verdient genießen durfte, verstand ich es endlich...da wusste ich wenigstens ansatzweise, warum ausgerechnet ER mich so beeindruckte.
 

Es hatte an sich nichts oder nur sehr wenig mit seinem Äußeren zu schaffen. Nein, ich war offenbar langsam aber unaufhaltsam im Begriff, seinem aufrichtigen und grundehrlichen Wesen Vertrauen zu schenken und dazu auch noch seinem allzu spröden Nordmanns Charme zu erliegen.
 

Das also war der Grund...jetzt hatte ich es endlich verstanden.
 

Ich mochte ihn…so simpel war die Erklärung.
 

Ein Mann mit Rückgrat, der noch die dazu nötige Courage besaß, so wie er, nun einen solchen Mann, hatte es in meinem vorherigen Leben zumeist selten gegeben. Ich besaß nämlich leider ein untrügliches Talent dafür, mir grundsätzlich immer die falschen Männer anzulachen...aber so was von.
 

Allein daher kannte ich so etwas wie ehrliche Aufrichtigkeit, Mut und die nötige Kraft um Verantwortung für sich selbst und andere tragen zu können, so gut wie gar nicht von den Männern mit denen ich in der Regel zu tun gehabt hatte oder mit denen ich zusammen gewesen war. Dazu kam angesichts dieser Erfahrungen erschwerend hinzu, dass mir jemandem anderem als mir selbst zu vertrauen, Zeit meines Lebens schon immer äußerst schwer gefallen war.
 

Ich nannte dies insgeheim angeborenes Misstrauen...
 

„Hilf dir selbst Mädchen, dann wird dir geholfen“...war somit stets meine Devise gewesen und ausgerechnet jetzt, in dieser schwierigen Lebenssituation auf ihn angewiesen zu sein...auf IHN diesen brummigen und an sich wenig gefälligen Kerl von einem Trapper, das fiel mir einerseits ungeheuer schwer.
 

Andererseits aber gab es mir eine völlig neue Art von Gefühl und zwar das, das jemand da ist, auf dem an sich verlassen kann, wenn s denn drauf ankommt. Dies hatte er mir ja jetzt schon einmal mehr mit der ungewollten Rettungsaktion auf See bewiesen und genau DAS war es, was mir die notwendige Sicherheit gab.
 

Ich konnte ihm bedingungslos Vertrauen schenken..und mehr wollte ich auch gar nicht. Es war eine verdammt lange Zeit, die wir beide gezwungenermaßen miteinander verbringen würden, schon aus dem Grund war es wahrscheinlich unerlässlich, sich gegenseitig zu vertrauen.
 

Dass ich es nun endlich verstanden hatte, wertete ich als großen Vorteil, denn es würde unser beider Zusammenleben vielleicht in Zukunft etwas einfacher gestalten. Ich nahm mir insgeheim vor, nicht mehr gar so fürchterlich brüsk zu ihm zu sein….wobei ich mir diese Art der Abwehrreaktionen auf unangenehme Situationen über die Jahre hinweg erfolgreich antrainiert hatte...vor allem, wenn ich mir die Menschen vom Hals halten wollte, konnte ich es mit dieser Taktik hervorragend umsetzen.
 

Doch da es bei ihm ohnehin nicht so viel Wirkung zeigte, wie ich anfangs angenommen hatte, nahm ich mir damit also vor, in Zukunft etwas netter zu ihm zu sein. Gut, aber ob ich das, was ich mir da vorgenommen hatte, auch so einfach schaffen konnte, hing wohl auch noch maßgeblich von seinem Verhalten mir gegenüber ab. Nun ja, aber das wollte ich dann doch besser auf mich zukommen lassen.
 

Weiter als damit sollte ich mit meinen allzu verworrenen Gedankengängen allerdings nicht mehr kommen..erstens weil ich mich körperlich tatsächlich wie erschlagen fühlte und zweitens weil meine Hündin Keira inzwischen vor meinem Bett aufgetaucht war und mir mit leisem Winseln, sowie leichtem Schwanzwedeln anzeigen wollte, dass sie heute noch nicht einmal so richtig Hunde freundlich draußen gewesen war, wenigstens um ihr Geschäft zu verrichten.
 

Ich wusste aber auch, dass ich selbst dazu nicht mehr in der Lage war...ich fiel ja so schon mehr oder minder von alleine um und ich spürte es mit jeder Sekunde deutlicher und deutlicher werden, wehrte mich jedoch innerlich vehement dem Gefühl der Schwäche weiter nachzugeben, bis ich es schlussendlich doch irgendwann einsehen musste.
 

„Keira meine Süße, oh ich kann nicht mit dir raus...ich bin so müde….ich fühl mich furchtbar...verzeih mir“..flüsterte ich meinem Hund schließlich leise entschuldigend entgegen, wobei ich mich herzlich gerne erschöpft wie ich war, zurück auf mein Bett sinken ließ und hastig unter die warme Schlafsack Daunendecke schlüpfte, weil ich merkte, dass ich wieder unkontrolliert zu zittern begann.
 

Keira stupste mich indessen noch ein paar mal ungeduldig mit ihrer Schnauze an, wobei sie mich mit ihren treuen braunen Hundeaugen bittend ansah. Ich versuchte sie beruhigend zu streicheln, doch es gelang mir nur mehr schleppend...“geh..geh und sag s ihm...er wird dich raus lassen...ganz bestimmt wird er das tun...ich weiß er ist ein guter Kerl“….flüsterte ich ihr dabei leise entgegen, während ich ihre weichen Ohren sanft durch meine Handflächen gleiten ließ und mich dabei prompt hinlegen musste, weil ich mich mit einem mal alles andere als gut fühlte.
 

Mir war eiskalt und ich ahnte schon, was das in etwa bedeuten konnte, doch ich versuchte es abermals zu verdrängen…
 

Keira hingegen trollte sich irgendwann, nachdem sie gemerkt hatte, dass ich sie bestimmt nicht mehr raus lassen würde. Also machte sie sich schließlich zögernd davon, in Richtung der Hauptstube unserer kleinen Hütte, wo der Trapper sich noch immer dem vermutlich äußerst seltenen Luxus von warmen Wasser hingab und ich ihn dabei zu meiner außerordentlichen Verblüffung in seiner etwas kehlig klingenden Sprache leise singen hören konnte.
 

Es waren wohl ausnahmslos nordische Lieder und Sagen, denn sie klangen wehmütig von einer seltsamen Trauer um den Verlust von Heimat erfüllt...und seine schöne tiefe und glasklare Stimme ließen sie somit noch eindrucksvoller und wehmütiger klingen, so dass sie mit ungewollt tief unter die Haut gingen, obwohl sie ganz sicher nicht für meine Ohren bestimmt waren, das wusste ich.
 

Seine Heimatsprache war seltsam, ich hatte wie so oft den Eindruck, sie noch nie zuvor gehört zu haben. Vor allem in diesen mir gänzlich unbekannten Liedern, kam dieser Umstand noch mehr zum tragen, als ich es ohnehin schon im Gespür hatte. Norwegisch war wirklich eine äußerst merkwürdige Sprache, sie klang manchmal so, als hatte sie zwei vollkommen unterschiedliche und verschiedene Klangbilder.
 

Das konnte ich nicht so recht nachvollziehen...doch noch als ich in meinem Dämmerzustand darüber nach zu grübeln versuchte, hörte ich ganz plötzlich etwas völlig anderes….
 

„Hey du das lassen...ich nicht sein dein Abendessen. Los gehen weg...ich schließlich sein schon gewaschen!“
 

Kam es ganz plötzlich etwas überrascht sowie merklich belustigt aus dem Nebenraum, mit dem ich annahm, dass mein Hund genau das getan hatte, was ich ihm geraten hatte. Keira war daher Eikskild anstatt mir auf den Pelz gerückt...und sie konnte in solchen Sachen obendrein sehr nachdrücklich werden, wenn sie etwas durchzusetzen versuchte. Nun ja und raus zu kommen, um wenigstens noch ihr tägliches Geschäft zu machen, war etwas sehr Nachdrückliches….zweifellos.
 

Außerdem wusste ich inzwischen auch, dass sie ihn mochte...also hatte mein Hund vermutlich recht aufdringlich versucht, seine vollständige Aufmerksamkeit zu erlangen, indem sie ihm während der Trapper noch in der Wanne saß ein wenig näher zu kommen versuchte...was man ihr ja irgendwie nicht verdenken konnte.
 

Ein kurzes beherztes Bellen ihrerseits folgte, das meinen Verdacht nur noch bestätigte. Aber anstatt dessen, dass er böse wurde, wie ich jetzt eigentlich vermutet hatte, erfolgte ein knappes aber sichtlich amüsiertes, sowie herzhaftes Lachen, das ohne jeden Zweifel von ihm kam...dem unverzüglich das plätschernde Geräusch von Wasser folgte, das immer dann jemand machte, der sich zügig aus einer Wanne erhob, um dann im Anschluss aus ihr heraus zu steigen.
 

Dem nicht genug, folgte kaum, dass er die Wanne verlassen und sich vielleicht noch ein Handtuch hatte greifen können, bereits eine neuerliche Angriffsattacke meines Hundes auf ihn...die sich sogleich in einem leicht unwilligen, sowie abermals hörbar belustigten Unterton seinerseits abzeichnete…
 

„Gehen weg von mir du elendiger Plagegeist von einem Hund. Shazra...ich dich ja noch raus lassen und du mich auch nicht immer gleich ablecken müssen...uhh Mahal das sein ja lästig. Los..ab mit dir auf dein Platz, bis ich fertig sein!“
 

War somit der darauf folgende und wie zu erwarte trockene Befehl an meine Hündin, die dem offensichtlich Folge zu leisten gedachte, denn ich konnte hören wie sie sich schließlich mit einem leisen Brummeln auf ihren Platz trollte, auf dem sie tatsächlich geduldig ausharrte, bis er sich wieder angezogen hatte, was auch mir nicht entgangen war.
 

Doch irgendwann kam die Dunkelheit über mich und ich spürte nicht einmal mehr, wie mich die Müdigkeit und die bleierne Schwere meiner geschundenen und dazu noch unterkühlt gewesenen Glieder völlig dahin raffte….
 

….in dieser Nacht kam das Fieber...es war hoch...ich glühte wie ein Backofen….und ohne es zu merken, wälzte ich mich so im Fieberwahn stöhnend und unruhig in meinem Bett hin und her...solange bis ich ihn, der aus irgend einem unerfindlichen Grund nur leicht geschlafen hatte weckte.
 

Er tat ohne zu zögern für mich das, was andere an seiner Stelle vermutlich nicht so ohne weiteres für jemanden Fremden getan hätten. Er versuchte mein Fieber zu senken, von dem ich nicht wusste, dass ich es hatte, denn ich kam nicht einmal zur Besinnung...bis zum nächsten Morgen nicht.
 

Im Morgengrauen weckte mich unbändiger Durst. Ich fühlte mich schrecklich, mir war heiß und ich merkte, dass ich heftig schwitzte, meine Haare klebten in wirren Strähnen an meiner Stirn. Mir war dermaßen schlecht und ich fühlte mich zum Übermaß so, als hätte mich ein Panzer überrollt. Ich spürte, dass es mir sehr schlecht ging und das ich sicher alles andere als gesund war, aber dass ich hohes Fieber hatte, wollte ich mir noch immer nicht eingestehen.
 

Als ich die Augen aufschlug, wollte ich mich sofort danach aufsetzen...doch ich hatte kaum den Kopf ein wenig angehoben, drehte sich alles in schwarzen Flecken vor meinen Augen...ich ließ ihn mit einem leisen Keuchen sofort wieder in meine Kissen zurück sinken.
 

„Halt du besser liegen bleiben. Lyria du hohes Fieber haben...du können jetzt nicht aufstehen. Das wären töricht und dumm. Es dich das Leben kosten können. Ich versucht haben, es etwas zu senken, doch es nicht so recht anschlagen, dein Körper es wollen offensichtlich alleine nieder kämpfen. Du dich daher schonen müssen...du viel trinken und schlafen. Ich immer wieder werden nach dir sehen. Du dir keine Gedanken machen...ich schon viele gesehen, die Wundfieber und noch schlimmeres haben, ich denken du nicht daran sterben müssen. Aber dennoch sein große Vorsicht geboten, ich es dir befehlen, du im Bett bleiben, ich es dir sagen...du haben mich gehört?“
 

Ertönte eine Männerstimme ziemlich dicht an meinem Kopf..eine die ich zweifellos kannte….es war seine! Verblüfft drehte ich den Kopf in die besagte Richtung und sah ihm gewissermaßen direkt in die Augen, Eikskild saß an meinem Bett...ich hatte es bis dahin nicht einmal bemerkt, dabei spürte ich, wie seine kräftigen Hände etwas von meiner glühenden Stirn nahmen, um es gegen etwas kühles, feuchtes auszutauschen.
 

Dabei blieb mein Blick unwillkürlich an seinem hängen, der Blick in diese mir vollkommen unergründlich dunkelblauen Augen war äußerst verwirrend, denn er zeigte eine latente Besorgnis, aber auch eine unbändige Neugier...in ihnen, die mich überraschte. War es die Neugier an mir...oder nur allgemein?
 

Ich wusste es ehrlich gesagt nicht...und doch, dieser Blick.
 

Das dunkle Blau seiner Augen, es war ungewöhnlich selten und erschreckend zugleich...ungewollt fing es mich ein, doch als er bemerkte, dass ich versuchte ihn oder besser noch sein Wesen durch sie zu ergründen, verschloss sich das Fenster in seine Seele unverzüglich, das bis dahin offen gewesen war und in das ich für einen Moment hatte unverhüllt wie durch einen Spiegel blicken können.
 

Ich sah so seine unendliche Einsamkeit...seine Standhaftigkeit, aber auch den unbändigen Wunsch nach einer verlorenen Heimat, die ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte, denn er hatte doch in gewissem Sinne eine.
 

Ich meine ER war doch hier zu Hause, an diesem Flecken Erde auf Svalbard. Was also hatte er verloren, das ihm so überaus wichtig erschien und damit mehr als offensichtlich in seinen Augen abzulesen gewesen war...wenn auch nur für den Bruchteil von Sekunden, an denen Eikskild es mir gestattet hatte?
 

WAS war es, das er verloren hatte?
 

Eine Frage die mich gleichermaßen faszinierte, wie zutiefst erschreckte. Ich hatte demnach etwas gesehen, was er mir hatte nicht zeigen wollen und das wusste sowohl er, wie auch ich und so taten wir das Einzige, das in dieser Situation möglich war....wir schwiegen es beide tot.
 

„Ich weiß dass ich Fieber habe...und es tut mir leid...schon wieder musst du dich um mich kümmern Trapper, also langsam wird es zu Gewohnheit wie mir scheint?“ Flüsterte ich ihm schließlich leise mit einem sichtlich matten Lächeln entgegen, wobei ich ihm noch einmal direkt in die Augen sah. Er wich meinem Blick wider erwarten nicht aus...ein kurzes, schmales Lächeln teilte seine markanten Züge, ehe er mir antwortete.
 

„Das ich auch schon bemerkt haben, aber es nicht schlimm sein Lyria. Du wissen müssen, ich sein schon ein sehr lange Zeit allein gewesen, ich sein daher froh, dass jemand da sein mit dem ich reden können, so wie du. Es mir nichts ausmachen...ich werden auch gerne nach dir sehen, solange du so krank sein. Ich aber nicht die ganze Zeit bei dir bleiben können, denn ich auch noch andere Pflichten haben...dein Hund versorgen, der immer mit hinaus wollen...meine Fallen und die Jagd...wir ja von irgend etwas leben müssen, wenn der Winter kommen, was jetzt nicht mehr lange dauern.“
 

Er sah mich an...ich bemerkte die Sorge und die Ernsthaftigkeit die aus seinem strengen Gesicht, vordringlich aber aus seinen Augen sprach...ich spürte, dass er mich mochte...ich wusste nicht weshalb aber es war so, ich konnte es fühlen.
 

„Danke..ich..ich weiß gar nicht was ich dir sagen soll Eikskild. Du bist so freundlich zu mir und beschützt mich obendrein auch noch vor allem, was da draußen an Gefährlichkeiten herum läuft. Das habe ich wenn wir ehrlich sind gar nicht verdient Trapper. Ich bin zum Dank dafür ein absolutes launenhaftes Ekel zu dir...ohhh es tut mir unendlich leid, dass ich zeitweise so garstig zu dir gewesen bin...kannst du mir das verzeihen?“
 

Ich konnte ihn dabei nicht ansehen, als ich ihm das sagte und ich spürte zu allem Überfluss auch noch wie mir die Verlegenheitsröte heftig ins Gesicht schoss, mehr noch als das Fieber….es war sicherlich dumm von mir in diesem Zustand.
 

Vielleicht hielt er es für reine Einbildung oder irgendwelche Phantastereien über das, was ich ihm da eben gesagt hatte...aber es musste aus mir heraus. Ich wollte ehrlich zu ihm sein...soweit klar im Kopf war ich dann schon noch, sogar selbst auf die Gefahr hin, dass er es jetzt nicht ernst nehmen würde was ich zu ihm gesagt hatte.
 

Doch ich hatte mich gewaltig in diesem Mann getäuscht, der zwar rein äußerlich vom Körpermaß her betrachtet sicher nicht der Größte unter der Sonne war, aber dafür ein um so beeindruckend sympathisches und obendrein noch überraschend gutmütiges Gemüt verfügte.
 

Ich spürte wie er seine linke Hand hob und mir anschließend sachte eine meiner längeren Pony Strähnen sanft, aus der Stirn strich, die sich vorwitzig unter dem kühlen Tuch heraus gestohlen hatte und mich prompt blinzeln ließ, weil sie mir zu meinem Ärgernis direkt bis übers Auge gerutscht war.
 

Er wirkte dabei eigenartig entspannt...ja fast schon zärtlich. Doch ganz plötzlich sah ich wie der Trapper unwillkürlich stutzte und sich seine Fingerspitzen fast sofort danach in meinen Haarschopf bis zum Ansatz hin verirrten...wo er kurz verharrte, ehe er sie wegzog, als hätte er sich daran verbrannt.
 

„Oh es sein in Wahrheit ja rot und gar nicht schwarz, wie ich bisher denken...das sein ja sehr interessant“..konnte ich ihn verblüfft und dazu sehr leise flüstern hören, so dass ich das was er sagte gerade noch so verstehen konnte...aber noch bevor ich mich in der Lage sah im darauf etwas zu antworten, fuhr er bereits in einer ganz normalen Tonlage fort, die dieses mal eindeutig in meine Richtung abzielte.
 

„Ich dich gut verstehen können, dass du so sein Lyria. Du haben anfangs große Furcht vor mir und vor dem was dich hier bei mir erwarten. Das du haben nicht wissen können...ich hätten ja auch gut ein übler Bursche sein können, der dir als eine Frau ständig nachsteigen wollen. Das also sein völlig normal wie du reagieren, ich haben sogar damit rechnen, dass du so sein. Aber du kein Angst haben müssen, ich sein ein grundanständiger Mann, ich so etwas bestimmt nicht tun werden….es sei denn die Frau mich auch wollen, dann sein das etwas völlig anderes. Ich eine Frau aber nur dann nehmen, wenn sie mich aufrichtig mögen...und ich sie...dann und nur dann sein es auch schön...also das ich jedenfalls meinen.“
 

Ich merkte, dass ich angesichts dieser deutlich klaren Worte ungewollt schlucken musste...er hatte die Wahrheit gesprochen, ungeschminkt und erschreckend ehrlich, so wie er nun einmal von seinem Wesen her war. Damit konnte ich nicht mehr tun, als es ihm mit einem schwachen Nicken meiner seitens zu bestätigen.
 

Dennoch oder gerade deshalb konnte ich noch immer nicht wirklich verstehen, weshalb er mich schon gleich am vierten Tag gefragt hatte, ob ich mit ihm ins Bett steigen wollte...das ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Nicht nachdem was er mir eben gesagt hatte...aber vielleicht musste ich das auch gar nicht verstehen...es war ohnehin Vergangenheit, die zwar nicht gerade zu einem sehr erfreulichen näheren Kennenlernen geführt hatte..aber an sich auch keinen größeren Schaden erzeugt hatte, weil ich ihm jetzt wo ich ihn besser kannte immerhin etwas mehr über den Weg zu trauen bereit war.
 

„Ist schon gut...ich habe es verstanden. Ahmm..Trapper kannst du mir einen Gefallen tun bitte ich..ich habe großen Durst...ich würde gerne etwas trinken.“
 

Hörte ich mich somit selbst sehr leise in seine Richtung flüstern, denn es war wirklich so, innerlich hatte ich das eigenartige schwammige Gefühl gänzlich in Flammen zu stehen...vielleicht sogar im doppelten Sinne gesehen, aber dessen war ich mir nicht sicher. Doch soviel wusste ich, dass das Fieber noch nicht so weit gesunken war, um einen anderen Grund dafür verantwortlich machen zu können.
 

Mir war heiß und kalt zugleich….aber sehr zu meinem Erstaunen antwortete er mir nur einen Augenblick später freundlich.
 

„Ich dir gleich etwas bringen...du einen Moment warten. Ich dir haben einen Tee gekocht aus Weidenrinde, die es hier manchmal in zwergwüchsiger Form geben. Das schmecken zwar ganz widerlich, so wie russischer Wodka in etwa aber es gut das Fieber senken können... ich gleich wieder kommen.“
 

Mit diesen Worten stand er unverzüglich auf, um mir im Nebenraum den Tee zu besorgen, den er eigens für mich fabriziert hatte. Sagen wir ich hoffte innerlich schwer, dass er wusste was er da tat und mir nicht noch versehentlich irgendwelche Naturdrogen verabreichen würde, die mir das Gehirn gänzlich aus dem Schädel pusteten. Geschweige denn, das Zeugs so widerwärtig schmecken würde, wie das, was ich ihm vor ein paar Tagen einmal als gutgemeinte warme aber leider gänzlich verpfuschte Mahlzeit vorgesetzt hatte...na hoffentlich war Mann jetzt nicht nachtragend.
 

Aber meine Sorge sollte sich als völlig unbegründet erweisen, denn als er nach etwa zwei Minuten wieder kam, hielt Eikskild eine Tasse in seiner kräftigen und leicht gebräunten Hand, die ganz eindeutig nach Tee roch...wenn auch nach einem sehr ekelhaften, denn allein der Geruch war schon abstoßend. Aber wie hieß es doch so schön, wenn man krank war, galt es manchmal eben den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben, wie es der Volksmund so schön nannte.
 

Er balancierte sie geschickt an mein Bett, ohne auch nur den kleinsten Tropfen zu verschütten, während sein markant strenges Gesicht ein äußerst zufriedenes Lächeln zierte, das auch mich trotz meines elenden Zustandes lächeln ließ. Kaum war er bei mir angekommen, spürte ich wie er sich erneut ganz selbstverständlich an den Bettrand setzte…
 

„So du das jetzt trinken müssen, dann es dir bald besser gehen!“ Sagte er dabei mit einem gut gemeinten Zwinkern. Ich sah in zweifelnd an, wobei ich mich aufzurichten versuchte, damit ich es leichter trinken konnte...aber das war völlige Fehlanzeige...ich kam einfach nicht hoch, wie ich es auch anstellen wollte. Mein fiebrig matschiger Kopf ließ es einfach nicht zu.
 

„Es...es tut mir leid, aber ich fürchte ich kann mich nicht aufrichten, dann wird mir schlecht.“ Murrte ich so leise und nicht eben begeistert in seine Richtung...woraufhin ich ein prompt amüsiertes wie gutmütiges Lächeln von ihm erntete
 

„Oh das sein nicht weiter schlimm, warten ich dir helfen.“ Kam so schnell aus ihm heraus gesprudelt, noch ehe ich irgendwie weiter etwas dazu sagen konnte...und noch bevor ich überhaupt auf ihn reagieren konnte...merkte ich, wie Eikskild sich ganz nahe zu mir herunter beugte und er dann anschließend leicht einen Arm unter meinen Kopf schob, der ihm wohl als Stütze dienen sollte, damit ich besser trinken konnte, mit der anderen Hand hielt er mir unmissverständlich den Ekeltee unter die Nase…
 

„So du jetzt trinken können...das sein gut so oder?“
 

Ich legte den Kopf leicht nach hinten, um ihm direkt in die Augen zu blicken, auch weil seine jetzt genau über meinen waren. Doch das war es nicht, was mich davon abhielt, den Tee meine völlig ausgedörrte Kehle hinunter zu würgen oder ihm auch nur irgend einen Ton als Antwort geben zu können.
 

Gott allmächtiger im Himmel...ich hatte urplötzlich nämlich erneut seinen für mich diesesmal sehr deutlich wahrzunehmenden Eigengeruch in der Nase, als er mir unversehens so nahe kam, um mir den Tee einzuflößen. Sein männlich dominanter Duft, verschlug mir im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht die Sprache und nicht nur die allein…
 

Ich hatte den Trapper davor zwar schon einmal gerochen, aber es da lange nicht so intensiv empfunden, wie JETZT.....auch weil wir uns bisher nur einmal so nahe gekommen waren, wie just in diesem Augenblick. Doch dort war er quasi frisch geduscht gewesen...sein unverwechselbarer Eigengeruch damit vermutlich durch das intensive Waschen abgeschwächt worden.
 

Aber jetzt..jetzt hatte ich IHN noch wesentlich intensiver in der Nase…wahrscheinlich weil er sich gestern Abend nicht mehr extra abgeseift hatte.
 

Ich war mehr als verwirrt darüber, wie verflucht gut so ein Kerl eigentlich riechen konnte...ich kam mir in etwa vor wie einer der frühen Urzeitmenschen, auch weil ausgerechnet ICH ihn so ungemein intensiv wahr nahm, wie es mir noch nie zuvor im Leben passiert war. Keiner meiner Männer hatte einen solch atemberaubend anziehenden Duft an sich gehabt wie der, der nicht mal im Ansatz so etwas wie ein Deodorant oder gar irgendwelches Parfum verwendete.
 

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb warf sein Eigengeruch mich nahezu gänzlich um...und zwar durchaus im positiven Sinne betrachtet. Dazu kam, dass Eikskild zur Abwechslung den Nackenzopf gelöst hatte und seine schöne, dichte Mähne damit offen trug...etwas was mir vorhin irgendwie gar nicht aufgefallen war.
 

Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich kurz die Augen schloss, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes einzuatmen...mich diesem trotz meiner miesen gesundheitlichen Lage seltsam prickelnden Gefühl hinzugeben und wenn es nur für einen Moment war.
 

Zu verlockend geisterte mir sein verführerischer Duft vor der Nase herum, der einerseits eine verwirrend metallische Note von erzhaltiger Erde und dazu leichte Essenzen von Moschus verströmte...stark gepaart mit den herben Komponenten von frischem Harz, wie man es zuweilen auch auf Kiefern oder Fichten finden konnte. Ein ganz leichter femininer Zug von wilden Bergblumen schwang lediglich als eine feine Nuance darin mit.
 

All das zusammen ergab eine Duftnote seiner ureigenen Schweiß Zusammensetzung ab, die mich geradezu aus den Latschen kippen lassen könnte, wenn ich denn nicht schon liegen würde.
 

Ich konnte es nicht fassen, dass ich das nicht schon zu Anfang bemerkt hatte und ich konnte auch nicht fassen, was es für eine fatale Wirkung auf mich erzielte. Ja auf MICH...die hier eigentlich nichts weiter, als hatte überwintern wollen und zwar völlig ohne irgend einen Hintergedanken...schon gar nicht wegen eines Mannes.
 

Noch weniger konnte ich fassen, jemals einen Mann gerochen zu haben, wie DIESEN...ausgerechnet DEN, der mir da ganz unbedarft meinen Tee einzuflößen gedachte und sich nicht das geringste an Gedanken dazu machte...was ICH wohl von diesem durchaus gutgemeinten, aber für mich derartig desaströsen Unterfangen halten mochte.
 

„Du riechst gut Trapper...weißt du das eigentlich? Ich..ich meine jetzt, wo du endlich mal gründlich gewaschen bist. Das solltest du des öfteren machen...mir würde es jedenfalls gefallen.“
 

Hörte ich mich zu meinem grenzenlosen Erstaunen zu ihm sagen, als ich ein paar kleine Schlucke des widerlich bitteren Gebräus das sich Tee nannte, erfolgreich meine Kehle hinunter gewürgt hatte.
 

Er nahm die Tasse von meinen Lippen und lehnte sich leicht zurück, ließ mich aber nicht los...dabei fiel seine dichte Mähne zurück auf seine Schultern und legte seine markanten Gesichtszüge frei...zumindest die, die nicht unmittelbar von seinem dunklen Vollbart überwuchert wurden. Wir sahen uns an...und ich spürte, dass ich ungewollt abermals errötete, zum Glück aber nicht mehr so heftig wie vorhin.
 

„Ach so ja? Du das wirklich finden? Dann ich das wohl häufiger tun sollten?“ Hörte ich ihn mir darauf gelassen antworten, wobei ich den überraschten und leicht skeptischen Unterton in seiner Stimme allerdings sehr deutlich heraus hörte, den seine offenkundige Verblüffung über meine Andeutung nicht länger überdecken konnte.
 

„Das solltest du wohl tun!“ Entgegnete ich ihm somit ein wenig kurz angebunden, woraufhin ich ihn plötzlich unvermittelt lächeln sah.
 

„Hmm...also das mir noch keine Frau gesagt haben, solange ich leben. Zuerst sie zu mir sagen, ich furchtbar für sie stinken und dann nur einen oder zwei Tage später sie ihre Meinung plötzlich ändern und sagen, ich für sie gut riechen. Ganz ehrlich, du wirklich wissen was du wollen Englischfrau?“
 

War der trockene, sowie bestechend ehrliche Kommentar des Trappers, der daraufhin an mich folgte.
 

Und ich musste wenn auch ungern zugeben, dass er recht hatte...ich wusste wirklich nicht was ich wollte...oder besser noch wen?

leichte Komplikationen

I once had a true love and I loved him so well. I loved him far better than my tongue can tell (aus Éire - Irland)

Also versuchte ich eine halbwegs vernünftige Antwort zu finden, die ihn zufrieden stellen konnte...
 

„Leider hast du damit nicht unrecht, offenbar weiß ich wirklich nicht so genau, was ich im Augenblick vom Leben erwarte. Weißt du Trapper, ich..ich wollte mich verändern...mein altes Leben abstreifen und hinter mir zurück lassen, ungefähr so, wie man einen alten Pulli ablegt.
 

Aber ich sehe ein, dass so gewisse Dinge nicht so einfach sind, wie ich bisher angenommen hatte und so manches an alten Verhaltensweisen und Gewohnheiten nicht so leicht loswerde, so sehr ich mich auch darum bemühe. Sich selbst kann man eben nun mal nicht so einfach abstreifen...egal wo man auch hingeht und wenn es das Ende der Welt ist fürchte ich.
 

Kannst du das verstehen? Ich..ich will noch etwas erleben und etwas sinnvolles tun, bevor ich zu alt dafür werde. Ich bin sozusagen schon über dem Zenit...viel Zeit bleibt mir also nicht mehr, das ist mit ein Grund, weshalb ich hier auf Spitzbergen nochmal ganz von vorne anfangen wollte….aber...was ist mit dir?
 

Weshalb bist du hier Trapper? Aus welchem Umstand heraus hat es dich eigentlich hier her verschlagen, in diese Einsamkeit...und sag mir jetzt nur nicht, dass er deine volle Absicht war?“
 

Eikskild sah mich an, er wirkte dabei nicht im mindesten überrascht angesichts meiner Frage an ihn und auch über das, was ich ihm zu meiner Person gesagt hatte...irgendwie wurde ich das dumpfe Gefühl nicht los, dass er längst seine eigenen Schlüsse daraus gezogen hatte, was mein so plötzliches Auftauchen hier bei ihm betraf.
 

„Weshalb ich hier ausgerechnet auf Barentsøya im Naturreservat leben? Ich können dir das nicht sagen Lyria. Du mir das verzeihen, aber das sein etwas, worüber ich nicht sprechen wollen...auch nicht mit dir! Du dich jetzt besser ausruhen...dein Fieber sein noch sehr hoch..ich den Hund raus lassen und ich auch noch nach meinen eigenen sehen müssen. Ich werden dich daher allein lassen...wir sehen uns nachher. Du dringend schlafen müssen, dann es dir sicher bald wieder besser gehen...ich es dir versprechen!“
 

Die Antwort von ihm war eindeutig...ich merkte es an seinem in sich verschlossenen Gesichtsausdruck, mit dem er mich dabei musterte...also beließ ich es dabei und forschte nicht weiter nach, auch wenn ich innerlich vor Neugierde, weshalb es ihn hier her verschlagen haben könnte beinahe verbrannte.
 

Und so beherrschte ich mich, indem ich lediglich schwach nickte….
 

„Wirst du denn wieder kommen?“ Fragte ich ihn im Anschluss daran doch noch leise…es war meine starke Verunsicherung und meine Angst, die unüberhörbar aus diesen Worten sprach. Ich konnte den kräftig untersetzen Mann mit dem leicht angerauten schwarzen Haarschopf mit einem mal ebenso leise lachen hören.
 

„Sicher sobald ich fertig sein...ich dich schon nicht im Stich lassen werden, du mich im Augenblick brauchen, das mir schon bewusst ist.“ Entgegnete er mir daraufhin entsprechend belustigt.
 

Ich seufzte leise worauf ich abermals schwach nickte. „Ist gut, dann werde ich versuchen etwas zu schlafen!“ Sagte ich dann...aber es klang nicht halb so entschlossen, wie ich es gerne gehabt hätte.
 

„Tu das...ich später werden wieder nach dir sehen!“ Antwortete er mir ebenso knapp, wobei er Anstalten machte, sich von meiner Bettkante zu erheben und sich nahezu lautlos zurück zu ziehen. Ich hörte ihn noch kurz, neues Holz im Kachelofen nachlegen und dann leise nach meinem Hund rufen, der ihm sofort mit einem entsprechend kurzen Kläffen bereitwillig nach draußen folgte…
 

Minuten später war ich mit mir allein.
 

Als ich wieder aufwachte war es draußen bereits dunkel...ich fühlte mich zwar etwas besser...aber immer noch ziemlich schlapp. Das Fieber war dem Anschein nach etwas gesunken...wie lange ich geschlafen hatte, wusste ich nicht. Aus der Stube vernahm ich leise Geräusche, die verdächtig nach dem altersschwachen Röhrenradio klangen..irgend ein skandinavischer Sender, der nordische Folklore brachte, immer wieder von den Nachrichten des Tages durchbrochen...sonst war es vollkommen still im Raum….
 

„Eikskild...bist du..bist du da?“
 

Meine Stimme klang so verloren, wie ich mich im Augenblick fühlte. Das leise Brummen, das ich einige Sekunden später als Antwort erhielt...ließ mir Zentner schwere Brocken haufenweise vom Herzen purzeln...meine Güte war ich vielleicht froh diese Stimme zu hören...etwas, was ich mir bis dato hatte nur schwerlich vorstellen können.
 

„Was sein...du mich brauchen Lyria?“ Konnte ich ihn plötzlich in aller Deutlichkeit aus dem Nebenraum vernehmen.
 

„Ahmmm ja...es tut mir leid...aber ich..ich müsste mal ganz dringend...und..und ich habe Durst wie ein Fisch...kann ich…?“ Setzte ich entsprechend peinlich berührt an..doch da wurde ich bereits jäh unterbrochen…
 

„Ich kommen...du nicht allein da raus können, es schon dunkel und wir nicht wissen, ob die Bären schon da sein!“
 

War somit die Antwort von ihm, die ich in etwa erwartet hatte...bisher hatte ich es tunlichst vermeiden in der Dunkelheit auf die ach so gemütliche Frischluft Toilette zu gehen, auch weil er es mir anfangs ausdrücklich gesagt hatte. Aber jetzt blieb mir nichts anderes übrig, wollte ich nicht ausgerechnet mit den Nachttopf vorlieb nehmen...und pinkeln musste ich mal ganz dringend, sagen wir so, der widerliche Weidenrindentee den er mir zuvor eingeflößt hatte, der wollte dringend wieder aus mir heraus.
 

Ich hörte es kurz rumpeln und nur Sekunden später erschien Mann, mit Mantel Decke und Gewehr im Anschlag auf der Bildfläche…
 

„Ähh was..was willst du denn damit? Ich bin kein Bär, wenn ich das anmerken darf. Hilfe, also wen willst du damit bitte schön erschießen?!“ Fragte ich ihn sichtlich verwirrt, als ich ihn in meine Richtung kommen sah.
 

„Das ich schon wissen...wobei manchmal ich dich liebend gern damit verwechseln wollen, vor allem wenn du so dumme Fragen stellen Englischfrau. Was du machen, wenn draußen ein Polarbär ums Haus streichen..du ihn vielleicht tot schreien? Also du aufhören solche Fragen an mich zu stellen, wir das Gewehr brauchen, so einfach das seien. So und jetzt ich dich nach draußen bringen werden...den Rest du dann schaffen wohl sicherlich allein!“ War der entsprechende Kommentar an mich..kurz, knapp und knochentrocken, typisch Mann eben.
 

„Iiichhh und und wie..willst…? Setzte ich noch sichtlich verwirrt an, doch da war er schon bei mir angelangt...ich merkte wie er sich an den Bettrand setzte mich kurzerhand aber trotzdem sachte aufrichtete wobei er mir fürsorglich bemüht die dicke Wolldecke um die Schultern legte...um mich dann anschließend geschickt gänzlich von meinem Lager hochzuziehen und als ich auf wackligen Beinen vor ihm stand, kurzerhand auf seine kräftigen Arme zu wuchten, denn augenscheinlich hatte er vor mich zu tragen…und so fand ich mich noch ehe ich etwas sagen konnte, nur eine Sekunde später in seinen Armen wieder...die er im Übrigen nicht faul und natürlich gänzlich ungefragt unter meine Hüften, sowie meine Arme geschoben und mich dann einfach hochgehoben hatte.
 

Als ich ihn verwirrt wie ich war ansah..bemerkte ich just das schiefe und merklich amüsierte Grinsen, das sich dabei auf seine markanten Züge geschlichen hatte und ihn im Augenblick in etwa wie einen Schuljungen wirken ließen, der einen Streich aushecken wollte.
 

„Ich kann laufen, lass mich runter Eikskild!“ War meine Antwort an ihn..die zudem nicht eben begeistert klang.
 

„Nichts da...ich dich tragen, du noch viel zu schwach sein...keine Widerrede oder ich sehr böse auf dich werden Lyria und ich nicht glauben, dass du das riskieren wollen!“ Knurrte er mir mit einem mal unmissverständlich entgegen, wobei er mich mit entsprechend nachdrücklichem Blick ansah, bei dem ich sofort wusste, dass Widerstand zwecklos sein würde...so gut kannte ich ihn mittlerweile schon.
 

„Guuutttt..na schöönnnn….dann machs doch, wenn dus nicht lassen kannst, was soll ich tun, dich vielleicht erschießen Mann? Wie kann man nur so ausgesprochen Dickköpfig sein. Ist ja kein Wunder, dass du allein lebst...das hält ja kaum jemand aus...was für ein Fell braucht man eigentlich für dich Trapper?“
 

Die Frage war mein voller Ernst...so einen Mann wie ihn hatte ich bis dato noch nie kennen gelernt. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, dass er mir nichts als helfen wollte...aber irgendwie wurde ich trotzdem das eigenartige Gefühl nicht los, das das nicht der einzige Grund war…

erst mal wieder gesund werden....

Ich hatte allerdings kaum die Gelegenheit, mir meine Gedanken diesbezüglich noch weiter durch den Kopf zu schieben, denn er tat tatsächlich das, was er mir angedroht hatte.
 

Eikskild brachte mich, nachdem er mich auf seine kräftigen Arme gewuchtet und ordentlich zurechtgerückt hatte, auf direktem Wege nach draußen...aber nicht, ohne meinen Kommentar an ihn, noch in die entsprechenden Worte zu kleiden.
 

„Du es erfasst haben Lyria...bei mir man brauchen in der Regel tatsächlich ein dickes Fell. Ich es gewohnt sein, meine Entscheidungen allein für mich zu treffen...immer und zu jeder Zeit. Du wissen müssen, das sein in dieser einsamen Wildnis stets mein Lebensversicherung gewesen. Du deshalb nicht wütend auf mich sein...ich dir nur helfen wollen, das sicher keine böse Absicht von mir. Das was ich tun, haben zumeist auch einen triftigen Grund.
 

Du das verstehen können?“
 

Er sah mir direkt ins Gesicht, der Blick seiner eindrücklichen und so ungewöhnlich dunklen blauen Augen, wirkte einerseits forschend aber andererseits auch versöhnlich...und ich ahnte, dass er sich wirklich größte Mühe gab, mir gegenüber möglichst umgänglich zu erscheinen...wenn das in meinen Augen vielleicht auch nicht immer gleich so wirkte oder bei mir ankam, wie er es meinte.
 

Ich hörte mich demnach selbst leise seufzen, ehe ich ihm darauf etwas entgegnete, was einer Entschuldigung schon sehr nahe kam. „Sicher ich verstehe schon...es war nicht so gemeint. Verzeih, dass ich das eben zu dir gesagt habe Eikskild...ich..ich wollte dich gewiss nicht kränken.“
 

Antwortete ich ihm schließlich merklich zurückhaltend, woraufhin ich prompt ein kurzes aber durchaus amüsiertes Lächeln von ihm erntete. „Dein Entschuldigung sein angenommen. Ich spüren, dass du sie ehrlich meinen. Du dir keine Gedanken mehr machen müssen Lyria...ich es schon längst wieder vergessen haben.“ Kommentierte er es schließlich überraschend gelassen. Mit diesen eindeutigen sowie offenen Worten, waren wir unweigerlich draußen vor der Türe angelangt. Es war bereits stockdunkel und merklich kalt geworden. Mich fröstelte trotz meiner Decke, die er mir kurz zuvor vorsorglich um die Schultern gelegt hatte...und das ziemlich deutlich spürbar.
 

Mit ein paar langen und vergleichsweise trittsicheren Schritten gelangte er zielstrebig zu dem, von mir angestrebten Objekt, jedoch nicht ohne sich vorher gewissenhaft umgesehen zu haben, ob sich den irgendwelche ungebetenen Gäste in Form eines Bären oder ähnlichem Getier ums Haus herum trieben.
 

Doch die Luft war zum Glück rein, weit und breit kein Eisbär in Sicht- oder noch besser Hörweite.
 

„Ich dich jetzt runter lassen und hier auf dich warten werden...den Rest du hoffentlich allein schaffen?“
 

Erfolgte die Antwort an mich, die da prompt über seine bärtigen Lippen gestolpert kam, wenn sie auch ein wenig schroff anmutete, wobei Eikskild mich zeitgleich absetzen wollte, im Zuge dessen aber doch erstaunlich vorsichtig mit mir umging. Wohl weil ich in seinen Augen krank war und damit eindeutig hilfsbedürftig wirkte. Ein wahrer (Nord) Mann eben. Auf seine ganz spezielle Weise unnahbar edelmütig und doch heldenhaft ehrlich...diese Erkenntnis was ihn und seine damit verbundene, raubeinig anmutende Persönlichkeit betraf, hatte ich in der Zwischenzeit jetzt bereits mehrfach gewonnen.
 

Womit er zweifelsfrei ein Mann mit einer äußerst rauen harten Schale war, die mir aber zu meinem größten Erstaunen mehr und mehr zu gefallen begann...je länger ich damit zu tun hatte. Denn eine harte Schale barg in ihrem Inneren zumeist einen großen Schatz...einen oftmals wahrhaft köstlich weichen Kern, der sich lohnte von ihm zu kosten....nun ja, zumindest in der Natur.
 

Ob das bei ihm ebenso der Fall war? Tja, das konnte ich angesichts der Sachlage, dass ich ihn jetzt gerademal ein paar Tage kannte nur raten?
 

Aber wert war es allemal es heraus zu finden....ich wollte diese Nuss knacken....dazu hatte Mann mein Interesse und meine Neugier längst geweckt...schon allein, was den schroffen und zugleich so grundehrlichen Charme dieses Kerls anbelangte, den ich mir da auf den Hals geladen hatte...oder aber er mich auf seinen?
 

Dahingehehnd war ich mir nun nicht mehr ganz so sicher. Eines war mir inzwischen jedoch überdeutlich klar geworden...langweilig würde dieser lange Winter auf keinen Fall werden, nicht mit ihm als Gesellschaft.
 

Der Trapper war wirklich äußerst vorsichtig, als er mich einen knappen Atemzug später endlich auf meine eigenen Beine abstellte. Ich strauchelte dennoch kurz, als er mich auf dem Boden abgesetzt hatte...meine Knie waren nämlich deutlich weicher als angenommen. Es dauerte so einige Augenblicke, ehe ich mich kräftemäßig endlich soweit im Griff hatte, um selbst auf meinen eigenen Beinen stehen zu können, wobei ich mich allerdings entsprechend verkrampft an ihm fest hielt.
 

„Ähh...ja..ja danke kein Problem, das kriege ich denke ich ganz gut alleine hin. Bleibst du...bleibst du hier?“
 

Ich merkte wie mir im Anbetracht dieser doch recht eindeutigen Frage, das Blut heiß in die Wangen schoss und auch wenn er mich in dem Kabuff, das sich so schön „Frischlufttoilette“ nannte nicht sehen konnte...taub war Mann mit ziemlicher Bestimmtheit nicht!
 

Das wusste er...und das wusste ich.
 

Und so sah ich ihn was das betraf, sogleich gewissenhaft und in aller Ernsthaftigkeit nicken.
 

„Sicher...du doch bestimmt nicht als Bärenfutter enden wollen oder?“
 

Kommentierte er meine etwas unsichere Frage damit erwartungsgemäß trocken und dazu absolut ungerührt, so als obe es das selbstverständlichste wauf der ganzen Welt wäre.
 

» ihhhh...verdammt, ich wusste es....womit hab ich das bloß verdient? Ohwwww...kann der Mann zur Abwechslung nicht vielleicht jemand anders auf die Nerven gehen?! «
 

Eine Frage die ich mir sicherlich nicht zum letzen Mal stellte, dessen war ich mir ziemlich sicher und so erfolgte einen Herzschlag später die entsprechende Antwort an ihn.
 

„Ahmm....wow....wie..wie ungemein prickelnd diese Aussicht Herr Trapper. Sag kannst du..kannst du nicht wenigstens ein bisschen mehr Abstand halten? Wie soll ich deiner Meinung nach in der mehr als dürftigen Bretterbüchse pinkeln können, wenn du direkt daneben stehst und mir dabei zuhörst Mann? Das..das ziemt sich nicht...hat mir das denn nicht beigebracht? Wo hast du deinen Anstand gelernt..oder gibt es das bei dir überhaupt?“
 

Ließ ich die Gegenantwort an ihn ebenfalls entsprechend ehrlich und nicht minder brüskiert los.
 

Alles was ich von Eikskild dafür erntete, war ein seinerseits höchst amüsiertes Lachen..tief und warm...eigentlich schön, aber ich merkte trotzdem in aller Deutlichkeit, dass MANN mich in dem Moment auslachte...aber so was von.
 

„Du meinen, ich noch nie so etwas erlebt haben...wie das bei dir sein? Was haben das denn deine Meinung nach bitte schön mit Anstand zu tun? Du mir sagen...sein bei dir pinkeln etwa soooo anders als bei mir oder...oder einem Anderen? Wie ich das jetzt verstehen sollen...du es mir sagen Lyria?!“
 

Bekam ich die Antwort von ihm prompt und obendrein noch äußerst treffsicher um die Ohren gepfeffert.
 

Ich fuhr nach diesem erwartungsgemäß nüchternen Kommentars des Trappers merklich angesäuert und weiblich pikiert hoch.
 

„NEIN...sicher NICHT!
 

Aber das schickt sich nun mal nicht. Das...das ist Privatsache...kapiert, das geht dich nun mal nichts an. Du bist ein Mann und ich eine Frau..na und die pinkeln ja für gewöhnlich nicht umsonst getrennt..oder?“
 

Wies ich ihn, wie um es zu bekräftigen abermals nicht eben erfreut zurecht und ich konnte ihn nur etwa einen Atemzug später leise aber dennoch deutlich resigniert seufzen hören, als ich verstummt war.
 

“Menschenfrau...was das sollen? Oh du machen aber einen Aufstand wegen so eine dumme Kleinigkeit. Du stellen dich gefälligst nicht so an Lyria! Ich nicht hinhören werden, ich es dir versprechen und jetzt du machen endlich, es sein nämlich verdammt kalt hier draußen.
 

Los...du schon längst könnten fertig sein!“
 

Mit diesen Worten trat er tatsächlich ein paar Schritte von mir fort und weiter ins Abseits, wonach sein Schatten unmittelbar mit der bläulichen Dunkelheit verschwamm die uns beide umgab und ihn damit gänzlich unsichtbar für mich werden ließ.
 

„Ich hier und in deine Nähe bleiben...also worauf du noch warten? Das so jetzt besser sein, jetzt wo du mich nicht mehr sehen können?“ War die entsprechende Gegenfrage an mich, als ich noch immer keinerlei Anstalten machte, mich endlich in Bewegung zu setzen, oder ihm darauf zu antworten.
 

Ich konnte es indessen kaum fassen…
 

» Na der Kerl hat ja vielleicht Nerven...geht s denn noch? Sag hat der Mann noch alle Nadeln an der Tanne? »
 

Eine in meinen Augen durchaus berechtigte Frage, die mir in dem Moment jedoch mehr oder minder ungewollt durch den Kopf schoss. Ich wollte angesichts dessen abermals zu vehementem Protest in seine Richtung ansetzen, wusste jedoch bereits im Voraus, dass es keinen Zweck haben würde, also seufzte ich gottergeben und sagte dann leise und merklich gedehnt in die Richtung in der ich ihn vermutete…
 

„Aallllssoooooo….guuuttttt….ich geh ja schon...gib mir drei Minuten Trapper….nur drei Minuten!“
 

So schnell war ich wohl noch nie in meinem ganzen Leben mit dem Pinkeln fertig geworden, wie da. Allein die Tatsache zu wissen, einen unfreiwilligen Zuhörer dabei zu haben, ließ mich den widerlichen Rindenekeltee geradezu im Eiltempo los werden. Kaum drin in der Büchse...war ich auch schon wieder dran mich anzuziehen, um die zugige und im wahrsten Sinne des Wortes arschkalte Bretterbude hinter mir zu lassen...selbst dem unschönen Umstand geschuldet, dass ich mich noch immer beschissen matschig und eindeutig fiebrig fühlte.
 

Doch als ich die Türe wenige Sekunden später wieder öffnete...lehnte ER prompt wie zum Trotz mit einem entsprechend breiten und leicht anzüglichen Grinsen an der Außenwand und sah mir forschend, sowie merklich neugierig entgegen.
 

„Na das gehen ja verflixt schnell bei dir...du immer so flott?“ Kommentierte der Herr Trapper seine Erkenntnis an mich unterdessen sichtlich belustigt.
 

„Blöde Frage Mann...geht dich das was an?“
 

Fauchte ich ihm schon deshalb nicht sehr erfreut entgegen, weil er mich wieder eimal zu seinem eigenen Vergnügen auf den Arm genommen hatte und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes, dieser elende Schuft...dem ich trotzdem nicht wirklich böse sein konnte und das Allerbeste daran war, dass ich nicht einmal so recht wusste, weshalb das so war?!
 

„Hmm ich denken schon...ich dich hier draußen ja schlecht allein lassen können, solange du nicht richtig mit einem Gewehr umgehen können Englischfrau. Nun ich nehmen an, ich es dir so bald als möglich zeigen müssen, wie du richtig schießen lernen können. Wir sogleich damit anfangen, wenn du wieder gesund sein, dann du allein gehen können und mich nicht immer dazu brauchen!“
 

Erfolgte seine Antwort an mich, die mir unzweifelhaft klar machte, wie gottverdammt verlassen und verloren ich ohne ihn sein würde...wenn ich denn nicht schleunigst lernte, mich in dieser ungastlichen und unwirklichen Umgebung zurecht zu finden und einige (überlebenswichtige) Dinge dazu zu lernen.
 

Denn sollte ihm etwas zustoßen oder er sich durch einem dummen Zufall heraus verletzen, sowie krank werden, wie das jetzt bei mir der Fall war...dann war ich ernsthaft im A…..ganz ohne jeden Zweifel und das wusste ich, so gut wie er.
 

Zu meiner grenzenlosen Überraschung lachte er erneut und merklich belustigt bevor er unmittelbar danach fortfuhr.
 

„Und nein du haben völlig recht...das was du tun mich wirklich nichts angehen. Aber du jetzt kommen, wir besser wieder hineingehen, du noch nicht wieder gesund sein und es hier draußen sehr kalt...komm ich dich wieder hinein bringen.“
 

War somit die zu erwartende Antwort an mich, die mir zwar abermals nicht besonders gefiel...mir aber schon recht deutlich machte, wie sehr ich im Augenblick auf ihn angewiesen war. Also ließ ich es zu, dass er mich noch einmal auf seine starken Arme wuchtete, um mich dem selben Prozedere folgend wieder hinein verfrachtete, so wie wir beide kurz zuvor vor die Türe gelangt waren.
 

Drinnen angekommen, brachte er mich umgehend zurück in mein angenehm warm anheimelndes Bett, wobei er mich kurz verließ, um mir noch einmal etwas von dem widerlichen fiebersenkenden Gebräu zu bringen, das er mir abermals aufzunötigen gedachte. Im Zuge dessen brachte er mir auch eine Kleinigkeit essbares...vermutlich auch deshalb, damit ich kräftemäßig nicht völlig auszehrte. Ich hatte momentan zwar nicht die Spur von Hunger, würgte aber die Scheibe Brot und etwas was nach Instand Brühe aussah und irgendwie auch verdächtig danach roch tapfer hinunter, wobei ich ihm anschließend leise dankte.
 

Dann schlief ich...sehr viel und sehr lange, mein Körper brauchte den Schlaf offenbar dringen um wieder gesund zu werden. So vergingen annähernd drei Tage, die immer von den selben Abläufen geprägt waren. Die sich nur im Wesentlichen darin unterschieden, dass er als er bemerkte, dass es mir langsam besser zu gehen schien, die Abstände in denen er nach mir sah und sich um mich kümmerte deutlich verlängerte.
 

Mir war schon durchaus klar, dass er sich irgendwann auch um seine Fallen kümmern musste...die Pelze mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente, fingen sich ja schließlich nicht von alleine, das leuchtete selbst mir ein und so nahm ich es mit stoischer Gelassenheit hin, denn jagen war er auch schon gegangen, als ich noch gesund gewesen war. Es war sein Alltag und das musste ich wenn ich bei ihm leben wollte schlichtweg akzeptieren. Ich konnte nicht erwarten, dass er den lieben langen Tag bei mir sitzen und "Händchen" halten konnte, das wäre einfach vermessen gewesen.
 

Also ließ ich ihn gehen.
 

Abends wenn er vom Fallen auslegen zurück kam und Zeit hatte, leistete er mir oft Gesellschaft...allerdings konnten wir uns sprachlich noch immer nicht so viel mehr verständigen und es ging so sehr schleppend voran. Aber ich fing an, mich in seiner Gegenwart mehr und mehr wohl zu fühlen...er strahlte so eine gewisse Art von Ruhe aus, die seltsam beruhigend auf mich wirkte...und dazu ein unbändiges Selbstvertrauen, was ich bei einem Mann noch nie zuvor so in der Intension wahr genommen hatte, wie bei ihm.
 

Ich empfand seine Gegenwart als überraschend angenehm...auch wenn er oftmals nicht besonders viel sprach, sondern einfach nur da saß und in seinen Büchern las, oder auch einfach nur dem Programm im Radio lauschte. Und es war damit auch eine der eher seltenen Gelegenheiten, an denen ich ihn beobachten konnte, vordringlich weil ich nach seinem strengen Reglement noch immer die meiste Zeit im Bett verbringen durfte und so massig Zeit hatte…
 

Ich beobachtete ihn somit immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass er es nicht gleich bemerken würde. Am Häufigsten sah ich ihm jedoch dabei zu, wie gewissenhaft er sich um meinen Hund kümmerte...für den ich jetzt ja selber nicht wirklich da sein konnte, weil es mir selbst echt mies ging. Meine clevere Hündin ließ sich unterdessen in regelmäßigen Abständen bevor sie abends zu mir ins Bett kam, um mich als lebendige Wärmflasche zu wärmen unter seinem Stuhl nieder, auf dem er saß und lag wie selbstverständlich an seinen Füßen, um sich damit ihre täglichen Streicheleinheiten bei ihm abzuholen, die dann durchaus von ihm erhielt.
 

Am ersten Tag hatte er leise gelacht, als er spürte, wie sich sich so heimlich an ihn heran geschlichen hatte...während ich, die es zufällig beobachtet hatte, beinahe nicht fassen konnte, was sie da tat, denn so etwas machte mein Hund normalerweise nicht..schon gar nicht bei einem Fremden wie ihm.
 

Aber diese Art von Zuneigung, die sie ihm damit entgegen brachte, grenzte in meinen Augen beinahe schon an Liebe.
 

Sie ließ sich zudem völlig problemlos von ihm hinter den Ohren kraulen und auch so wich sie ihm kaum noch von der Seite, lediglich wenn sie das schlechte Gewissen all zu sehr plagte, kam sie zu mir...um mir zu zeigen, dass sie ihr Frauchen noch nicht gänzlich vergessen hatte. Ich war nahe dran wirklich eifersüchtig auf den Mann zu werden, der mir ohne es zu wissen und vermutlich ohne es wirklich zu wollen, meinen Hund abspenstig machte.
 

Aber ich verzieh ihm großzügig, denn Keira war im Moment gut bei ihm aufgehoben, jedenfalls besser als es mir möglich gewesen wäre, mich um sie zu kümmern und mir war sehr viel lieber die beiden mochten sich leiden, als anders herum, denn das wäre für ein Zusammenleben auf so engem Raum vermutlich auch nicht sehr förderlich gewesen.
 

So vergingen die Tage….
 

...doch bis ich mich wieder in soweit wiederhergestellt fühlte, dass ich aufstehen konnte dauerte es ganze eine Weile.
 

Erst nach etwa vier Tagen strenger Bettruhe ließ der Trapper mich endlich aufstehen...inzwischen war ich so gut wie fieberfrei...wenn auch noch etwas schwach auf den Beinen und so vergingen noch einmal knapp vier Tage bis ich gesundheitlich wieder gänzlich genesen war, dass es mir wirklich gut ging und ich von meinem Krank sein kaum noch etwas merkte.
 

Inzwischen vertrugen Eikskild und ich uns etwas besser, auch weil ich so dringend auf ihn angewiesen gewesen war...ein Umstand den ich nicht länger von der Hand weisen konnte. Dazu gab ich mir größte Mühe, ihm und seiner stark von Entbehrungen und damit unweigerlich verbundener Enthaltsamkeit geprägten Lebensweise mehr Verständnis entgegen zu bringen, auch wenn es mir als einer Großstädterin noch immer nicht so leicht fiel.
 

Zu unterschiedlich waren unsere Sichtweisen was das anbelangte. Ich war eine Frau und dazu noch aus der Stadt...wie also sollte ich DAS, was er da tat wirklich nachvollziehen können?
 

Es fiel mir nach wie vor unendlich schwer….aber es war zumindest ein Anfang!

unerwartete Überraschungen

Die Tage auf der Insel im Nationalpark des eisigen Nordpolarmeeres vergingen in einer eigenartigen unwirklichen Gleichmütigkeit, die mich innerlich mehr und mehr beunruhigte...auch weil ich dieses von dem immerwährend gleichen Abläufen geprägte Leben nicht gewohnt war, dem ich mich jetzt gezwungenermaßen unterwerfen musste.
 

Seit ich wieder gesund war, was inzwischen schon seit mehr als einer Woche der Fall war, ließ Eikskild mich regelmäßig allein und zwar nahezu den ganzen Tag lang. Ich versuchte mich mit allerlei anderen Dingen zu beschäftigen, solange er mich nicht mitnehmen wollte, wie er es mir angedroht hatte, denn ich hatte beileibe nicht vergessen, dass er mir den Umgang mit dem Gewehr beibringen wollte.
 

Aber im Augenblick schien er dafür schlicht nicht die Zeit zu haben, denn der Trapper ging schon vor dem Morgengrauen außer Haus und kam erst zurück, als es bereits dunkel geworden war...was jetzt da die Tage spürbar schneller kürzer wurden, immer früher der Fall war.
 

Ich sah ihm manchmal dabei zu, wie er seine Pelze ablud, die er in seinen Fallen erbeutet hatte, als er Abends zurück kam. Ansonsten versuchte ich den kleinen Haushalt den wir beide auf so engem Raum bewohnten so gewissenhaft in Ordnung zu halten, wie es in dieser verdammten Einöde eben ging. Ja ich versuchte meine innere Einsamkeit und Langeweile mit putzen und mit meinem Hund spielen zu unterdrücken...denn Keira war so ziemlich mein einziger Lichtblick im Moment.
 

Nach etwa drei Tagen in denen ich nicht wusste, was ich noch tun sollte, um mich irgendwie nützlich zu machen oder wenigstens so lange zu beschäftigen, bis er wieder zurück kam...fing ich an mein Tagebuch wiederzubeleben. Ich hatte jetzt lange nichts mehr geschrieben, schon seit einigen Jahren nicht, aber hier auf Spitzbergen kam es mir seltsam passend vor...und so erzählte ich dem kleinen schwarzen Notizbuch, das ich als wollte es der Zufall in meinem Rucksack mitgebracht hatte, von meinen alltäglichen Sorgen, Ängsten und Nöten...die dieses neue Leben eben so mit sich brachten.
 

Vor allem die, über diesen unmöglichen Mann, mit dem ich jetzt gezwungenermaßen zusammen leben musste…
 

Dabei stellte ich aber irgendwann wie beiläufig über der Datumsangabe jedes nachfolgenden Kapitels fest, dass ich in etwa zwei Tagen Geburtstag haben würde...meinen Achtunddreißigsten um genau zu sein! Prima bisher hatte ich meine Geburtstage, wenn ich sie denn überhaupt feierte, ausschließlich in exklusiven Partys, im Kreise der gesellschaftlich, gehobenen High Society in London gefeiert, die meinem intellektuellen Stand als Akademikerin entsprachen.
 

..und hier?
 

Ich musste mir ein sarkastisches Lachen regelrecht verbeißen...ja hier saß ich gewissermaßen bis zum Hals in der Sch….und dazu noch im wahrsten Sinne des Wortes am A…. der Welt. Und das zu allem Übel ausgerechnet mit einem Mann, der kaum menschliche Manieren und noch weniger soziales Verständnis für eine Frau wie mich besaß.
 

Toll, ein wunderbarer Geburtstag würde das werden, von dem ich mir jetzt schon sicher war, dass ich ihn ihm gegenüber in keiner Silbe erwähnen würde.
 

Leider konnte ich da noch nicht ahnen, wie neugierig dieser Mann doch war. Und dass seine Englischkenntnisse längst nicht so schlecht waren, wie von mir angenommen….zumindest was das Erfassen von geschriebenen Wörtern anbelangte. Denn ich weiß nicht wie, aber er musste durch einen dummen Zufall heraus an mein Tagebuch gekommen sein, das ich am Abend vor meinem Geburtstag wohl unachtsam auf dem Tisch hatte liegen lassen, als ich zu Bett ging.
 

Dass er jedoch so unverfroren war und es tatsächlich lesen würde, hätte ich im Traum nicht angenommen...und doch las der Trapper jede Silbe meines privaten Ichs, die ich bisher darin fest gehalten hatte...meine Beweggründe, wie ich hier her gekommen war und auch weshalb...ja wie ich dieses Leben fand und wie ich im Augenblick gefühlsmäßig zu ihm stand...diesem neugierigen Mistkerl von einem Trapper.
 

Das wusste ich jedoch erst ganz sicher, nachdem ich wenig später eine entsprechend zielsichere Beobachtung machte, von der er eben nur dann wissen konnte, wenn er sich wie insgeheim von mir vermutet, tatsächlich heimlich über mein Tagebuch her gemacht hatte.
 

Er hingegen ließ sich bis dahin nichts davon anmerken, nicht das Geringste...mein Buch lang am nächsten Morgen, als ich kurze Zeit nach ihm in die Stube kam noch genauso „unberührt“ auf dem wackligen Küchentisch, wie ich es zuvor in meiner Nachlässigkeit liegen gelassen hatte.
 

Hastig nahm ich es an mich und ließ es umgehend bei meinen persönlichen Sachen verschwinden. Ich hatte deswegen ein merklich ungutes Gefühl in der Magengegend, so als hätte ich ihm damit ungewollt einen Blick in mein tiefstes Innerstes offenbart, was damit ja leider definitiv der Fall war...
 

Aber dann stellte ich mir einfach vor, dass er aufgrund der schlechten Sprachkenntnisse, selbst wenn er es gelesen haben sollte, sowieso nichts oder bestenfalls nur die Hälfte von dem verstanden haben konnte was ich geschrieben hatte.
 

Das beruhigte mich wenigstens etwas.
 

Dennoch war ich innerlich aufgewühlt...es war mein Geburtstag…mit ein Grund weshalb ich diesem verlogenen Stadtleben entfliehen wollte...ich wurde nicht jünger und allein der Gedanke daran noch einmal etwas sinnvolles zu tun ja etwas zu erleben bevor ich zu alt dafür wurde das war die eigentliche Triebfeder gewesen, warum ich hier her nach Svalbard wollte.
 

Mein Leben noch einmal umkrempeln, ganz von vorne beginnen….DAS war es was ich mir erhofft hatte und ich merkte, dass es sich als Illusion heraus stellte...denn mich selbst hatte ich damit immer im Gepäck. Ja mich selbst konnte ich nicht zurücklassen und damit auch nicht meine fürchterlich konservativen und zuweilen veralteten Ansichten, die dieses freie Leben, das dieser einsame Mann lebte, kaum akzeptieren konnten…
 

Apropos Mann, wo war Eikskild eigentlich abgeblieben?
 

Von ihm fehlte bislang nämlich jede Spur…es war verdächtig still, was mich argwöhnisch aufhorchen ließ.
 

„Eikskild?
 

Hey wo steckst du? Bist du noch da?“
 

Ertappte ich mich einen Atemzug später dabei, zögerlich nach ihm in die stille Morgenluft hinein zu rufen, wobei ich an sich eigentlich auf keine Antwort von ihm hoffte, da ich dachte, dass er mal wieder längst über alle Berge verschwunden war, wie üblich. Doch zu meiner grenzenlosen Verblüffung erhielt ich doch eine von ihm und zwar völlig unerwartet, wie trappermäßig gelassen...als er sie mir gab.
 

„Hmm was du wollen?
 

Ich sein draußen, um nach den Hunden sehen Lyria? Sein was passiert oder weshalb du nach mir rufen?“ Vernahm ich seinen tiefen Bariton etwas undeutlich was bedeutete, dass er tatsächlich draußen bei seinen Hunden war, die er wie jeden Tag gewissenhaft versorgte.
 

„Oh ähhmm...da steckst du ja Trapper. Entschuldige ich..ich dachte schon, du hättest dich wieder mal einfach so aus dem Staub gemacht, wie sonst?!“
 

Grummelte ich angesichts dieser Erkenntnis etwas nörgelig vor mich hin, als ich seine gedämpfte Stimme vernahm, die da von draußen zu mir in die Hütte herein drang.
 

Ich hörte ihn daraufhin unwillkürlich lachen. Es klang belustigt und dazu angenehm warm, so dass es mir ohne es zu wollen einen leichten wohligen Schauer über den Rücken jagte. Oh ich mochte dieses wunderbare Männerlachen...es wärmte mir das Herz...und erinnerte mich dran, dass ich offenbar doch nicht gänzlich allein und verloren auf dieser Welt war.
 

Er war da....das zu wissen ließ mich ungewollt erleichtert aufseufzen. Ja da war ER...dieser unmögliche Kerl von einem Trapper, den ich auf seine ganz eigene Weise zu schätzen begann...mehr als ich es jemals erwartet oder geglaubt hätte. Ein Umstand der mich gleichermaßen beruhigte, wie er mich zugleich auch heftig erschreckte...denn ich hatte mir insgeheim geschworen, mich gefühlsmäßig auf nichts und niemanden einzulassen...schon gar nicht hier auf Svalbard!
 

Noch in diese unerwartet philosophisch anmutenden Gedanken versunken, vernahm ich ihn erneut, als er mir auf meine Frage antwortete.
 

„Nein, ich sein schon noch da, kein Sorge. Ich heute erst später fort müssen. Wir außerdem Besuch bekommen werden. Mein beste Freund Yokky haben mir vorhin als du noch schlafen per Funk ankündigen, dass er heute noch vorbei kommen wollen...du ihn also noch kennen lernen werden!“
 

» Was an meinem Geburtstag...verdammt ausgerechnet...muss das sein? «
 

Schoss es mir angesichts dieser unerwarteten Kunde seitens des Trappers verwirrt durch den Sinn, doch dann fiel mir siedend heiß ein, dass das außer mir ja niemand wissen konnte...also beeilte ich mich ihm rasch zu antworten.
 

„Klingt wirklich mächtig spannend. Hmmm...ist der Kerl etwa auch so ein eigensinniger Eigenbrödler wie du Herr Trapper?“
 

„Nein, Yokky können zuweilen noch viel sturer sein als ich, das können ich dir getrost verraten Lyria.“
 

Vernahm ich seine angenehm tiefe Stimme plötzlich ganz nahe, er war damit offenbar nicht mehr als eine Schrittlänge vom Haus entfernt und im Begriff zu mir herein zu kommen.
 

„Was du nicht sagst...klingt ja ungemein verheißungsvoll. Ich weiß nicht so recht, ob ich mich darüber freuen soll....oder den Mann gerne kennen lernen möchte?! Ich meine ein schwieriger Fall erscheint mir im Augenblick genug an Ärgernissen und genügt mir damit an sich vollkommen. Ich ähhmmm...habe im Moment ehrlich gesagt keinen Bedarf an einem zusätzlichen Dickschädel, wie dem deinen.
 

Du verstehst?!“
 

Konterte ich daher entsprechend unangehem berührt in seine Richtung, wobei ich ihn mit einem leicht sarkastischem Grinsen in Empfang nahm, als er einen Herzschlag später zur Türe herein kam.
 

Ich konnte seine markanten Gesichtszüge im Dämmerdunkel des unbeleuchteten Raumes zwar nicht richtig erkennen. Doch das merkwürdig raubtierhafte Glitzern seiner dunkelblauen Augen entging mir dennoch nicht gänzlich und ich bemerkte während dessen auch, dass er meiner Aussage ihm gegenüber alles andere als zufrieden wirkte. Im Gegenteil ich gewann rasch den Eindruck das sich ihn verärgert und offenbar ziemlich grob vor den Kopf gestoßen hatte.
 

„Woher du das wissen wollen, du ihn doch nicht kennen Lyria. Er sein ein großartiger Freund, ein Mann mit dem ich schon viel erlebt haben...und dem ich obendrein viel zu verdanken haben. Du also nett zu ihm sein werden oder du Ärger mit mir bekommen...das für dich klar genug sein?“
 

Fuhr er mich daraufhin so unerwartet heftig und mit gefährlich grollendem Unterton an, dass ich unwillkürlich erschrocken zusammen fuhr und hart schlucken musste. Ich bemrkte erst jetzt, dass ich einen schweren Fehler begangen hatte, der mir ehrlich leid tat...aber dafür war es wohl zu spät...das Kind war bereits in den Brunnen gefallen, wie man umgangssprachlich so schön sagte.
 

Und so versuchte ich gut zu machen, was sich noch halbwegs kitten ließ.
 

„Ich..ich habe verstanden. Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe...ähhhhmmm...du wirst mich gar nicht sehen Eikskild...versprochen! Ich werde mich heute einfach unsichtbar machen...das wird wohl das Beste sein!“
 

Entgegnete ich ihm einen knappen Atemzug später mit einem solch resignierten und reumütig tiefen Seufzen, das ihm hoffentlich anzeigte, dass ich ihn und seine Beweggründe durchaus verstanden hatte.
 

Woraufhin ich unmittelbar danach schlagartig auf dem Absatz kehrt machte, um mich aus der Gefahrenzone zu retten und mich anstatt dessen lieber meinen allmorgendlichen Kaffee zu widmen, den ich meiner Meinung nach wenigstens an meinem Geburtstag redlich verdient hatte.
 

Und auch, weil ich den Ärger den ich unwissentlich in meiner weiblichen Einfältigkeit provoziert hatte, nicht noch weiter vertiefen wollte...doch da hatte ich mich offenbar gründlich verkalkuliert, denn ER ließ mich nicht…
 

„Du mir sagen können, was du da drin jetzt wollen?
 

Ich dir nämlich sagen müssen, dass du dich besser noch säubern sollten Lyria. Du es zudem nötig haben. Ich meinen nach vier Tagen ohne waschen, du auch nicht gerade nach Rosen duften. Du lange krank gewesen, aber jetzt sein es an der Zeit du dich waschen.
 

Du sehen, ich haben dir extra eine Vorhang hinmachen. Also du kein Angst haben müssen, dass ich dich sehen werden, so wie du mich anfangs sehen haben, als ich mich dort draußen waschen!? Auch wenn du dies natürlich nicht absichtlich machen haben.“
 

Seine Gesichtsmimik war undurchdringlich im Angesicht dieser überdeutlichen Worte an mich und doch konnte ich den leicht belustigten Unterton nicht länger überhören oder gar ignorieren, der da unzweifelhaft in seiner angenehm volluminösen Stimme mitschwang.
 

Er wusste, dass ich ihn beobachtet hatte!!???
 

Ja verflucht noch eins, Eikskild hatte tatsächlich bemerkt, was ich getan hatte, wenn es auch nicht absichtlich gewesen war. Wie auch immer dies möglich gewesen war wusste ich nicht, aber verdammt nochmal ER wusste es!
 

Oh verflucht und zugenäht, ich war tatsächlich am A.......und sooo kurz davor rot anzulaufen, wie das Signalmännchen am Fußgängerüberweg. Trotzdem konnte ich mich was das anbelangte gerade noch rechtzeitig beherrschen, wenn auch nur unter mühsamster Aufbietung sämtlicher weiblicher Selbstkontrolle...was nicht eben leicht war und ich ihm daher dementsprechend lautstark bekundete, schon um damit von mir und meiner offenkundigen Verlegenheit abzulenken.
 

Ein Umstand, der mir allerdings eher schlecht als recht gelang...
 

„Ohhhh...aber sonst geht’s dir noch gut Mann?
 

Sag mal weißt du eigentlich wie a..... kalt es da draußen ist?
 

Nicht mehr als fünf Grad Plus haben wir heute, ja bist du irre? Da..das mache ich nicht..schlag dir das aus dem Kopf Trapper, lieber stinke ich...und ich hab keine Angst das du mir etwas wegstarren könntest, was das anbelangt sind wir zwei nämlich längst quitt...wenn ich dich da an die Aktion mit der Badewanne und meinem Hinterteil erinnern dürfte?!“
 

Fauchte ich ihn dementsprechend biestig und zudem merklich ertappt an, doch ich kam nicht sehr weit mit meinem mädchenhaft trotzigen Protest.
 

„Na für ein Katzenwäsche es schon gehen werden, du dich eben beeilen müssen...alles andere sein mir ehrlich gesagt gleich und ich wissen übrigens wie ein nackte Frau aussehen...du sicherlich nicht die erste und einzige Frau in meine Leben gewesen, damit das ein für allemal klar gestellt sein.
 

So und jetzt du besser gehen. Ich mich solange um das Frühstück kümmern werden.
 

Los worauf du noch warten, warum du dich so anstellen? Das gehören zu diese Leben nun mal dazu, du es freiwillig gewählt haben, also du dich dem fügen müssen..und jetzt du dich waschen gehen, oder ich werden es für dich tun!“
 

Erfolgte die erwartungsgemäß brüske und wenig höfliche Antwort an mich, worauf sich mit einem Mal wieder dieser eigentümlich gefährliche Glanz in seine tiefblauen Augen stahl, der mir mehr und mehr unheimlich wurde, zumal ich ihn vorhin schon einmal an ihm bemerkt hatte.
 

Da ich den Trapper noch immer nicht so recht einschätzen konnte, beeilte ich mich der Aufforderung besser Folge zu leisten, denn ich konnte mir durchaus vorstellen, dass Eikskild mich wie ich war, unter die eiskalte Dusche stellen würde....wenn ich mich jetzt noch weiter dagegen sträubte.
 

„Okay....okay ich geh ja schon...darf ich mir wenigstens noch ein Handtuch zum Abtrocknen holen?“
 

Giftete ich ihn angsichts dieser unerfreulichen Erkenntnis ebenfalls nicht eben nett an.
 

Oh und ich war vielleicht grantig auf ihn...aber sowas von. Er hatte ja keine Ahnung WIE wütend ich war, ich hätte ihm am liebsten den Hals umdrehen mögen...diesem elenden Einfaltspinsel von einem Kerl. Aber es half mir dennoch nichts, denn Mann saß momentan eindeutig am längeren Hebel und das wusste er auch.
 

Eikskild hatte seinen sprichwörtlichen Dickschädel damit wieder einmal höchst erfolgreich gegen mich durchgesetzt. Ich musste mich dem "Schicksal" wohl oder übel ergeben, wenn ich es in dem Augenblick auch nur äußerst widerwillig tat.
 

„Das sein kein Problem denken ich, du werden schon eines finden, das du nehmen können...eins das groß genug für dich sein!“
 

Erfolgte somit der neuerliche unwirsche Kommentar an mich, mit dem er mich einen Moment später einfach kurzerhand vor dem Haus stehen ließ.
 

Mit einem wütenden Fluch auf den Lippen folgte ich ihm einen Atemzug später hinein...suchte dabei lautstak vor mich hin grummelnd, ein halbwegs angemessen passendes Handtuch und schwor mir in nicht weniger als fünf Minuten, gewaschen und angekleidet im Haus zu erscheinen, um dem Herrn Trapper dort ordentlich den Marsch zu blasen, darüber wie ICH die Sache mit dem Waschen mit eisig kaltem Wasser betrachtete....ganz im Gegensatz zu IHM!
 

Nun es gelang mir nicht ganz meinen Vorsatz einzuhalten...immerhin brauchte ich knapp sieben Minuten...ohne Haare waschen versteht sich.
 

Als ich fertig gewaschen und angezogen vor der Türe auftauchte, erschien es mir im Haus seltsam still zu sein.
 

Argwöhnisch zog ich die noch immer sorgsam dunkel gefärbten Brauen hoch.
 

Was in aller Welt sollte das?
 

Ich meine im Normalfall konnte ich wenigstens das nervtötende Uraltradio hören, das irgendwelche skandinavischen Schnulzen schmetterte oder sonst irgend was vor sich hin brabbelte...aber diesmal absolute Fehlanzeige, es war totenstill im Haus.
 

Nicht mal Keiras leises Bellen war zu hören, das mich normalerweise in Empfang nahm.
 

Es war verdächtig still...also nahm ich mir vor so leise und vorsichtig als möglich hinein zu gehen, denn ich traute dieser Stille irgendwie nicht. Aber als ich einige Herzschläge später die Türe langsam öffnete um mich vorsichtig voran zu tasten, sah ich etwas, das mich doch sehr verwunderte.
 

Mein Blick fiel direkt auf den Küchentisch...auf dem eine Kerzen brannte...überrascht ging ich ganz hinein und wollte angesichts meiner Entdeckung meinen Augen nicht trauen.
 

Auf dem wackligen Küchentisch war das schönste Frühstück für mich vorbereitet worden, das ich jemals in meinem Leben bekommen hatte. Selbst zu meinen zahllos vergangenen Geburtstagen, hatte ich meiner Empfindung nach, noch nie etwas schöneres erhalten als das....
 

....ich war ehrlich sprachlos, angesichts dessen was ich da sah.
 

Auf meinem Platz war eine Art Tischtuch und ein sauberer Teller gedeckt worden, auf dem ein Minikuchen lag...irgend was fertig verpacktes mit grellbunter Puderzuckerglasur...eine kleine Kerze steckte darin...aber das war nicht wichtig, allein der Gedanke zählte und dazu lag dort noch eine Tafel Schokolade….dunkle Schokolade, die ich so liebte.
 

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Lyria, du sehen, ich dich nicht vergessen haben. Ahhmm ich hoffen es dir gefallen werden?“
 

Konnte ich seine angenehm warme Stimme mit einem mal leise aus dem Halbdunkel der Hütte vernehmen, wobei ER langsam ins Licht trat, so dass ich ihn sehen konnte. Sein Gesichtsausdruck mit dem er mich musterte war warm und unerwartet weich, ja fast schon liebevoll...Eikskild freute sich offenbar ebenso darüber, dass ihm seine kleine Überraschung für mich geglückt war.
 

„Oh..Ich..ich...das das ist"...ich brach unwillkürlich ab und war tatsächlich nahe dran in Tränen auszubrechen. Ich hätte ihm das niemals zugetraut..ausgerechnet ihm...Eikskild.
 

Diesem Mann, diesem groben Klotz...von einem Kerl.
 

Ich verzieh ihm in dem Moment alles...obwohl ich in etwa ahnte, wie er zu der Information gekommen sein musste, dass ich heute Geburtstag hatte. Aber es war so lieb von ihm gemeint, die Geste die hinter alledem steckte, ließ mich ihm alles verzeihen.
 

Ich meine allein die Tafel Schokolade war ein Schatz, der hier am gefühlten Ende der Welt bestimmt nicht einfach zu beschaffen war und wie er sie her bekommen hatte, war für mich wie ein Wunder. Noch mehr, dass ER sie ausgerechnet mir schenkte...MIR der nervigen Englischfrau aus der Stadt, die nichts konnte und nichts wusste, als ihm noch zusätzlich zur Last zu fallen.
 

Nun DAS beeindruckte mich daher mehr, als ich zugeben wollte und konnte.
 

Ohne zu überlegen stürzte ich daher auf ihn zu und fiel ihm emotional Impulsiv aufgeladen wie ich in dem Augenblick war um den Hals, noch bevor er irgendwie reagieren konnte. Woraufhin ich ihm im Anbetracht dessen einen sachten spontanen Kuss auf die stoppelige Wange hauchte.
 

Einen den wohl nicht nur er allein spürte...auch mich riss das merkwürdige Kribbeln, das er in mir auslöste gefülsmäßig vollkommen mit sich fort.
 

„Danke dir...Trapper, das...das ist mit Abstand das schönste Geschenk, das ich jemals von irgend jemandem bekommen habe. Ich wusste ja gar nicht, dass du so..so....fürsorglich sein kannst?“ Kam während dessen euphorisch aufgekratzt über meine Lippen gesprudelt, noch ehe ich recht darüber nachgedacht hatte, was ich da eigentlich so an hinverbrannt verbalem Bullshit von mir gab.
 

Doch er schien es mir glücklicherweise nicht übel zu nehmen. Anstatt dessen schob Mann mich unmittelbar danach spürbar peinlich berührt von sich fort und ich merkte sofort, dass es ihm sichtlich unangenehm war, dass ich ihm so nahe kam, wenn ich mir den eigentlichen Grund dafür auch nicht so recht erklären konnte.
 

Also ließ ich ihn gewähren, wobei ich ihm jedoch noch ein kurzes dankbares Lächeln schenkte, als ich mich von ihm gelöst hatte und ih anstatt dessen forschend entgegen blickte.
 

„Ich stecken eben voller Überraschungen, das du schon noch merken werden Menschenfrau!“
 

War danach so ziemlich alles, was ich dazu noch von ihm zu hören bekam….aber gerade in dem Moment als ich ihm antworten wollte, konnten wir beide plötzlich eine völlig andere Stimme vernehmen, die nach ihm rief, sie war nicht weit weg und sie gehörte eindeutig einem Mann…
 

„Eikskild?
 

Ich bin es Yokky...bist du da?“
 

Nun DAS war er dann wohl ganz eindeutig, der zweite im Bunde von dem Eikskild gesprochen hatte!
 

Der Trapper, der ihn besuchen wollte. Der Mann, der auf dem merkwüdigen Namen Yokky hörte und ich fragte mich in dem Moment allen Ernstes, ob das so etwas wie sein Spitzname sein mochte...oder ob man(n) denn wirklich einen solchen derart dämlichen Namen besitzen konnte?
 

Gut, aber das würde ich wohl oder übel heraus finden, auch wenn ich bisher kaum ein Wort außer seinem Namen verstanden hatte, da sich auch Yokky ganz eindeutig der üblichen Landessprache bedient hatte, die in diesem Fall also norwegisch war. Nun ja und davon verstand ich gelinde ausgedrückt im Augenblick nichts als Bahnhof.....so wie es Eikskild in etwa mit meiner Muttersprache erging.
 

Wow das waren äußerst verheißungsvolle Aussichten, zumindest was die anstehende Kommunikation zwischen uns dreien anbelangte, denn DIE verstanden sich beide ja anscheinend bestens untereinander, nur ich...ich verstand sie beide nicht.
 

Sehr schön, demnach war ich mächtig gespannt, wie sich dieses klitzekleine Problem wohl beheben lassen würde....und ob es denn überhaupt behoben werden konnte?!

des Trappers Freund

Noch im selben Augenblick in dem der Trapper und ich uns beide, angesichts des unerwartet frühen Besuchs seines bereits von ihm angekündigten Freundes, für eine Sekunde lang überrascht ansahen, wurde die Gestalt eines wahren Hünen im Türrahmen sichtbar, die sich sogleich wie selbstverständlich zu Türe herein schob und uns dabei erneut ansprach.
 

Wobei ich diesmal sogar verstehen konnte was er sagte, denn er tat es freundlicherweise in meiner Sprache.
 

„Ah da seid ihr ja.
 

Na und du musst sicher Lyria sein, freut mich ich bin Yokky.
 

Er hat mir schon von dir erzählt.
 

Eikskild was ist denn mit dir, hat es dir vor Freude mich zu sehen etwa glattwegs die Sprache verschlagen oder störe ich bei was wichtigem?
 

Ich meine, ich kann auch wieder gehen!?“
 

Kam dabei alles auf einmal aus seinem Mund heraus gesprudelt und zwar so rasant, dass wir beide kaum die Zeit hatten angemessen darauf zu reagieren.
 

» „N..nein..bleib doch. Entschuldige, aber ich hatte nur noch nicht so früh mit dir gerechnet. Komm und setz dich, du kommst gerade recht wir...ähmm wollten etwas essen.“ «
 

Entgegnete ihm der Trapper prompt auf norwegisch, so dass ich nur in etwa erahnen konnte, was er ihm geantwortet hatte.
 

Eikskilds markante Gesichtszüge wirkten dabei verwirrt und zugleich zugeknöpft sauertöpfisch wie gewöhnlich. Also gerade so, als ob er sich darüber ärgerte, dass der andere Mann jetzt in eben diesem Augenblick aufgetaucht war. Ausgerechnet jetzt, wo er mir diese eigentlich sehr persönliche Geburtstagsüberraschung machen wollte.
 

Ich bemerkte es, sagte aber vorsichtshalber keinen Ton dazu, sondern setzte anstatt dessen ebenfalls ein freundliches Gesicht auf, dem sogleich eine einladende Geste folgte, während ich dem mir vollkommen fremden Mann höflich zuvorkommend antwortete.
 

„Hallo, äähhmmm... ja ganz richtig vermutet, ich bin Lyria und es ist wie er gesagt hat. Wir würden uns wirklich freuen, wenn sie uns Gesellschaft leisten Herr Yokky. Es kommt ja nicht so häufig vor, dass sich Gäste hier her in diese Abgeschiedenheit verirren.
 

Und Eikskilds Freunde sind auch meine Freunde...richtig?!“
 

Noch während ich ihm das antwortete setzte ich eine fast schon mädchenhaft naive Mine zur Schau....der ein zurückhaltend gewinnendes Lächeln folgte, wobei ich ihn jedoch die ganze Zeit über abwägend im Auge behielt.
 

Der riesenhafte Mann, dessen kräftig imposante Gestalt durchweg muskulös und von harter Arbeit gestählt wirkte, lachte plötzlich schallend und obendrein sehr ausdauernd vor sich hin, ehe er einige Sekunden später endlich in der Lage war, mir darauf etwas entsprechendes zu antworten. Zum großen Glück tat er das abermals in meiner Sprache, die er zu meiner grenzenlosen Verblüffung offenbar weitaus besser und vor allem flüssiger beherrschte, als Eikskild das tat.
 

„Oh bitte, lassen wir das förmliche Gesieze doch stecken, ich mag das nicht so sonderlich. Hier in der Wildnis sagen wir alle DU zueinander Lyria. Also nenn mich in Zukunft bitte einfach nur Yokky, das genügt mir und was die Einlandung zum Essen anbelangt, so nehme ich sie herzliche gerne an, denn ich habe einen Bärenhunger....und das im Wahrsten Sinne des Wortes könnte man sagen.
 

Der Weg hier her war weit und ich bin seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Aber du scheinst dich zwischenzeitlich ja ebenfalls ganz gut eingelebt zu haben, hier bei uns auf Svalbard? Nun sag schon, wie gefällt es dir denn bisher so, in dieser Einsamkeit des Nordpolarkreises?
 

Ja und dazu kommt außerdem noch die unbestreitbare Tatsache, diesem brummig einsilbigen Kerl am Hals zu haben, der normalerweise kaum mehr als drei zusammenhängende Worte spricht, wenn s denn nicht unbedingt sein muss.“
 

Yokkys angenehm sympathisches Grinsen wurde mit einem Mal breit, als es mir so völlig unbedarft aus seinem kantigen Gesicht entgegen lachte. Ich sah die offensichtliche Neugier, die aus seinen zerfurcht tief geschnittenen aber dennoch sehr interessant attraktiv wirkenden Gesichtszügen sprach, vor allem was seinen Freund und mich betraf, die wir da ja gezwungenermaßen beide in der selben Hütte fest saßen und es den gesamten Winter über tun würden....irgend eine Fluchtmöglichkeit völlig ausgeschlossen, schon aufgrund der Insellage, denn Barentsøya war nun mal genau das...eine Insel!
 

Um so interessierter schien er sich über Eikskild und mich Gedanken zu machen und ich sah, dass er den einsilbigen Trapper mit dem schwarzen Haarschopf offenbar wirklich aufrichtig gern hatte, denn sein Gesicht überzog für einen Moment lang ein nachdenklicher Ausdruck, der von seiner ehrlichen Anteilnahme zeugte. Yokky schien sich wirklich ernsthaft dafür zu interessieren wie Eikskild und ich zukünftig miteinander zurecht kommen würden.
 

Ich sah den fremden Mann mit dem wild abstehenden dunkelbraunen Haarschopf, der wahrhaftig einer Mähne glich daraufhin erwartungsgemäß verwirrt an. Er irritierte mich auf eine Weise, die ich mir nicht erklären konnte. Allein der Blick in seine unergründlichen Augen hatte etwas seltsam tierhaftes an sich.
 

Solche Augen wie seine hatte ich zuvor noch niemals im Leben bei irgend einem anderen Lebewesen gesehen. Nicht mal Eikskilds eindrücklich intensiv blaue Augen waren so exotisch in der Farbnuance geraten wie diese. Sie hatten in etwa die Farbe von Bernstein...rötlich golden...und faszinierend einnehmend in ihrem Wesen, das mir zudem gänzlich fremdartig anmutete.
 

„Ich meine behandelt er dich gut?“
 

Fuhr der riesenhafte Mann fort, noch ehe ich zu einer passenden Gegenantwort ansetzen, geschweige denn, meine Gedanken diesbezüglich irgendwie zu ordnen oder zu Ende bringen konnte.
 

Hastig flackerte mein Blick sichtlich nervös zu Eikskild hin, der schon drauf und dran war etwas zu sagen und gerade ansetzen wollte, als ich ihm kurzerhand zuvor kam und Yokkys Fragen an seiner statt beantwortete.
 

Der Trapper hatte offensichtlich nicht alles bis ins Detail verstanden, was wir eben gesprochen hatten, aber das Wesentliche hatte er dem Anschein nach dann wohl doch erfasst. Ich erkannte es an der mürrischen Mine, die sich kurz über sein markant bärtiges Gesicht zog, während ich mit seinem Freund sprach.
 

„Es gefällt mir. Oh und er gibt sich wirklich große Mühe, mehr als NUR drei Worte mit mir zu sprechen und auch sonst ist er ein ganz passabler Gastgeber...und ein..ein netter Kerl...ähhmmm meistens jedenfalls. Wir bemühen uns beide stark darum, miteinander klar zu kommen.
 

Aber ich muss gestehen, dass es weitaus schwerer ist, als ich anfangs erwartet hatte. Ich weiß nicht, wie es mit ihm steht, aber ich habe so meine Probleme, die sprachlichen Hürden...die Einsamkeit...die Weite dieses Landes und dazu meine schreckliche Ungeschicklichkeit in allem, was dieses entbehrungsreiche Leben einem abverlangt.
 

Ähhmmm ja, das macht es alles nicht gerade einfacher für mich, die bisher ein völlig anderes Umfeld gewohnt war. Ich bin jedoch trotz dieser Widrigkeiten gewillt mich dem zu stellen. Aber ich denke, dass es Geduld braucht...viel Geduld und das nicht nur von meiner Seite aus.
 

Ich meine, Eikskild muss es auch wollen und dessen bin ich mir nicht so sicher. Ich...ich bin eine zusätzliche Belastung für ihn...verstehst du?“
 

Ich sah in diesem Augenblick als ich das gesagt hatte nicht zu Yokky, sondern ganz bewusst den Mann an, mit dem ich nun schon beinahe drei Wochen auf Gedeih und Verderb auf engstem Raum in dieser Hütte fest saß. Ich wollte verdammt nochmal endlich in Erfahrung bringen, was er darüber dachte und das hieß für mich auch, eine ehrliche Stellungnahme seinerseits zu bekommen, um notfalls eine entsprechende Entscheidung treffen zu können.
 

Denn Yokky war in dem Sinne meine einzige reelle Chance im Zweifelsfall noch vor dem Beginn des polaren Winters von hier fort und wieder zurück in die Zivilisation zu kommen, denn er konnte mich notfalls in Longyearbyen absetzen, wenn ich ihn darum bitten würde.
 

Eikskild sah mir während ich das gesagt hatte schweigend entgegen. Sein Blick wirkte verschlossen...aber auch eine Spur neugierig forschend...gewissermaßen abschätzend, so als müsste er sich genau überlegen, was er der Aussage von mir denn antworten wollte. Zu meiner grenzenlosen Überraschung setzte er schließlich nicht auf englisch sondern in seiner Landessprache zu einer Antwort an, die offensichtlich nicht mir, sondern dem anderen Mann gelten sollte.
 

Ich spürte intuitiv, dass er nicht wollte, dass ich es verstehen konnte, was er Yokky zu sagen hatte, denn es ging in dieser Botschaft eindeutig um mich...so dumm war selbst ich nicht…
 

» „Wenn du nur wüsstest auf was ich mich damit eingelassen habe alter Freund. Die Menschenfrau ist zeitweise nervtötend...und nichts als nutzloser Ballast!“ Eikskilds Stimme klang wie das Knurren eines wütenden Hundes als er mit ihm sprach.
 

„Ach und weshalb hast du es ihr denn dann überhaupt gestattet, wenn du das schon vorher gewusst hast? Du hättest es ja nicht tun müssen…es hat dich niemand gezwungen, sie bei dir aufzunehmen. Was ist soll ich sie wieder mitnehmen? Ich kann sie gerne in Longyearbyen absetzen, wenn dir das lieber ist?“
 

„Nein...ich...ich…sie sagte es braucht viel Geduld, vielleicht hat sie ja recht…?!“ »
 

Der Trapper brach plötzlich ab, ich konnte ihn leise seufzen hören. Ich sah während dessen in Eikskilds Gesicht, es sprach Bände, ja er wich meinem forschenden Blick sozusagen absichtlich aus. Ich spürte rein instinktiv, dass es um mich gehen musste, ganz eindeutig. Denn Yokky sah plötzlich zu mir und schenkte mir ein spontanes Lächeln, bevor er ihm abermals für mich völlig unverständlichs antwortete. Eine Tatsache, die ich meiner Person gegenüber im Übrigen nicht als besonders höflich empfand, doch es musste wohl seinen Grund haben, denn sonst würde er es nicht tun.
 

» „Ahhh ja sooo….daher weht der Wind, ich verstehe...du magst sie also doch?
 

Weißt du ich habe es dir angesehen alter Freund, schon als ich vorhin zur Türe herein gekommen bin. Tu mir den Gefallen und spar dir die Mühe, es weiterhin abstreiten zu wollen. Allein der Blick, mit dem du mich dabei ansahst...dieser zutiefst ehrliche Blick, der sich just im selben Moment ungewollt fragte, ob sie mich wohl attraktiver finden könnte als dich...genau der hat dich verraten Eichenschild!
 

Vergiss nicht was ich bin und wer ich bin.
 

Meine Sinne täuscht so schnell niemand...schon gar nicht du. Ich habe solche Dinge in der Nase könnte man sagen. Mein lieber Freund, du kannst dahingehend völlig unbesorgt sein. Ihr Interesse und ihre ganze Aufmerksamkeit gilt gewiss nicht mir. Oh nein, es gibt hier auf diesem öden Eiland nur einen Mann dem es gilt und zwar DIR allein.
 

Bist du wirklich so blind und siehst das nicht? Dann ist dir wahrlich nicht mehr zu helfen!
 

Ich fasse es nicht alter Freund.
 

Doch wenn ich mir dich so ansehe, erkenne ich es auf den ersten Blick, dafür kenne ich dich über all die Jahre einfach zu gut.
 

Sie gefällt dir und zwar gänzlich unabhängig davon, dass sie weit und breit das einzige weibliche Wesen darstellt, das nur in irgend einer Weise greifbar wäre.
 

Nein, ich meine sie gefällt dir wirklich!
 

Komm schon gib es zu, du kannst mir in der Hinsicht ohnehin nichts vormachen Eichenschild. Ich sehe es und ich spüre es. Jetzt musst du es mir nur noch bestätigen, dass es so ist, dann fresse ich einen Besen und zwar höchstpersönlich mit Stil und allem drum und dran.
 

Ausgerechnet du...der bisher keine der Frauen von hier haben konnte und wollte....und obendrein weil du dir dafür ja wirklich lange genug Zeit gelassen hast, endlich eine Frau zu finden, die zu dir passen könnte...auch wenn sie nicht von hier ist. Es spielt keine Rolle.
 

Weißt du eigentlich wie viele Jahre du dir dafür Zeit gelassen hast Eichenschild? Hier und ausgerechnet jetzt nach der halben Ewigkeit, die wir nun schon hier sind?
 

Ich kann es kaum glauben, aber es geschehen offenbar doch noch Zeichen und Wunder.
 

Meine Svetlana wird sich halbtot lachen, wenn ich ihr das erzähle.“ »
 

Der Trapper sah den hünenhaften Mann mit dem dunklen Haar und den eigenartig rötlich braun goldenen Augen mit tödlichem Blick an, ehe er sich zu einem neuerlichen Kommentar herab ließ, den ich ebenfalls nicht verstand und der sicherlich auch nicht dazu gedacht war.
 

» „Na und wenn schon...selbst wenn es so wäre, wie du sagst...spielt es trotzdem keine Rolle.
 

Es wäre gänzlich unerheblich, denn sie hat mir bereits zu Anfang deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht unbedingt ihrer Vorstellung von einem Mann entspreche, für den sie sich erwärmen könnte, dabei spielt es für sie keine Rolle von wo her der überhaupt stammt...verstehst du?“ «
 

Der andere Mann sah Eikskild nachdem dieser urplötzlich verstummt war, mit einem merkwürdig forschenden Blick entgegen, den ich nicht deuten konnte, ehe er abermals mit ihm zu sprechen ansetzte. Als die beiden Männer sogleich lautstark miteinander zu diskutieren begannen, verstand ich wieder kein einziges Wort davon, da sie sich noch immer ganz selbstverständlich ihrer gewöhnlichen Umgangssprache bedienten...und doch wurde ich das seltsame Gefühl nicht los, dass es sich um etwas ungemein wichtiges handelte...etwas was ich wohl besser nicht wissen sollte.
 

Aber noch als mir das im Kopf herum ging, konnte ich den hochgewachsenen gutaussehenden Mann mit den eigenartigen Bernstein farbigen Augen neuerlich ansetzen hören.
 

» „Ach was, sag bloß und davon lässt du dich wirklich beeindrucken Eichenschild?
 

Frauen sind zu Beginn immer furchtbar spröde. Sie wollen von uns Männern erobert werden, das liegt in ihrer Natur. Sie sind im Grunde alle so, das hat meiner Meinung nach gar nichts zu sagen. Glaub mir, ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihr Vertrauen bereits gewonnen hast.
 

Na und sooo übel siehst du doch nun auch wieder nicht aus oder?
 

Wart s ab, die kommt schon noch auf den Geschmack. Ich erkenne so etwas oder besser, ich hab s wie gesagt in der Nase...und die hat mich bisher selten getrogen.
 

Sie mag dich, ich kann es riechen...auch wenn sie es selber noch nicht so recht weiß. Siehst du bei Svetlana und mir war das anfangs ähnlich. Aber jetzt sind wir ein Paar und wir haben vor bald zu heiraten. Das ist auch der eigentliche Grund meines Besuchs.
 

Meine hübsch temperamentvolle Russin und ich wir würden uns im Übrigen sehr freuen, wenn ihr beide zu unserer Hochzeit nach Longyearbyen kommen könntet. Es ist zwar noch gut fünf und einhalb Monate bis dahin, aber ich rechne fest mit dir und der Menschenfrau.
 

Was ist, wirst du kommen?“ «
 

Die Männer wechselten ungewöhnlich ernste Blicke während ihres Gesprächs, wobei meine Aufmerksamkeit den gesamten Zeitraum über eher dem Trapper als Yokky galt. Meine Blicke hingen regelrecht an seinen Lippen, ich wollte verdammt nochmal auch verstehen, über was sie da sprachen und um was es hier wohl so wichtiges gehen mochte. Doch die beiden ignorierten mich natürlich auch weiterhin standhaft.
 

In dem Fall konnte ich Eikskild antworten hören, seine tiefe und ansonsten so schöne, warme Stimme klang dabei leicht reserviert...aber auch unerwartet freundlich, als er dem anderen Mann etwas entgegnete.
 

» „Sicher, was hast du gedacht? DAS lasse ich mir wahrlich nicht entgehen. Immerhin hast du mir damals die Haut gerettet, das bin ich dir wohl schuldig. Natürlich werde ich kommen und sie wird wohl ebenfalls mitkommen müssen, ich kann sie ja schlecht allein in der polaren Finsternis zurück lassen…sofern sie wirklich vor hat zu bleiben...wir werden es sehen!“ «
 

„Na das klingt doch gut...ich nehme dich beim Wort Eikskild. In knapp sechs Monaten, wirst du hoffentlich mein Trauzeuge sein, wenn ich in den Hafen der Ehe einlaufe. Svetlana hat nach all dem ganzen Hin und Her endlich eingewilligt...ich kann dir gar nicht sagen wie glücklich ich darüber bin.
 

Ach ja und vergiss nicht Lyria zu diesem freudigen Ereignis mitzubringen und jetzt lass uns es begießen, ich habe nämlich Durst und zwar mächtig großen...um nicht zu sagen einen Bärendurst!
 

So, damit gilt diese Abmachung hoffentlich für alle Anwesenden eingeschlossen dir mein Freund?!"
 

Mit diesen Worten bei denen er wider erwarten zurück in meine Sprache gewechselt hatte, ließ sich der riesenhafte Mann umgehend ächzend auf einem der klapprigen Küchenstühle nieder und zwar ohne auf Eikskilds Antwort zu warten. Anstatt dessen begutachtete er für einen Augenblick lang interessiert die wenigen Gegenstände, die vor ihm auf dem Tisch lagen, wobei er die Geburtstagskerze die inzwischen fast herunter gebrannt war impulsartig ausblies.
 

„Oh was ist das...hat hier heute jemand Geburtstag oder hab ich was wichtiges verpasst?“
 

Setzte er fast sofort danach merklich trocken an.
 

„JA ICH!..Yokky!
 

Ahhh ab..aber Mo..moment mal...habt ihr da gerade eben so ausführlich über eine anstehende Hochzeit diskutiert oder was?“
 

Fuhr ich ihm entsprechend verwirrt, sowie leicht säuerlich dazwischen. Yokky richtete sich etwas auf, wobei er mir völlig gelassen antwortete.
 

“Ach, du hast Geburtstag? Was für ein Zufall, na dann herzlichen Glückwunsch Lyria!“
 

„Du hast meine Frage nicht zufriedenstellend beantwortet..oder besser du hast sie gar nicht beantwortet Yokky!“
 

Versuchte ich abermals nachdrücklich, die noch ausstehende Information aus ihm heraus zu holen. Doch zu meiner größten Überraschung war nicht der Riese sondern ausgerechnet Eikskild derjenige der mir diesmal antwortete. Er klang merklich unterkühlt und nicht eben begeistert angesichts der noch vor ihm liegenden Ereignisse.
 

„Ja er haben von Hochzeit gesprochen Lyria...von seiner eigenen! Du nun zufrieden? Wir sein beide als seine Gäste eingeladen aber erst in fast sechs Monaten, da also noch gut einige Zeit bis dahin vergehen werden!“
 

„Oh ich..ähh wusste nicht...wie heißt sie denn die glückliche Braut?“
 

Entkam es mir abermals entsprechend verblüfft, als ich die Neuigkeiten ebenfalls ansatzweise verdaut hatte.
 

„Svetlana heißt sie! Und sie ist die beste Frau der Welt! Also last uns dieses freudige Ereignis feiern..Eikskild! Sag wo hast du den Wodka gebunkert? Los Kumpel nun rück ihn schon raus...darauf muss angestoßen werden!
 

Hach ja und Lyria feiert wie es der Zufall will, heute auch noch Geburtstag. Also wenn das nicht ein doppelter Grund zum feiern ist, fresse ich glatt einen Besen samt Stil!?
 

Na los Eikskild, worauf wartest du noch?“
 

Kam es prompt und mit einem überbreiten strahlenden Lächeln von dem Mann, der den Trapper locker um mindestens zwei Köpfe an Körpergröße überragte.
 

Der nordische Mann mit dem tiefschwarzen jedoch schon leicht angegrauten Schopf seufzte während dessen leise…
 

„Du dir wirklich sicher, dass dies eine gute Idee sein, sich auf beinahe nüchternen Magen betrinken wollen Yokky?“ Konterte der Trapper daraufhin überraschend vernünftig...und zwar so, dass ich es ebenfalls verstehen konnte.
 

Doch Yokky lachte dröhnend….
 

„Eine sehr gute alter Freund, eine ausgezeichnete...mir ist danach…heute ist ein guter Tag um zu trinken!“

Trinkunterricht oder wie Männer das im Allgemeinen sehen….

„WAS...etwa auf nüchternen Magen? Ja sein du noch ganz richtig im Kopf store Bjørn*? (großer Bär*) Das sein meines Erachtens keine besonders gute Idee. Wir jetzt alle erst etwas essen werden und dann erst auf dein Braut anstoßen Yokky! Du sein damit einverstanden?“
 

Kam es bereits aus dem Trapper heraus gesprudelt, noch ehe sein riesenhafter Freund erneut ansetzen konnte, um dem irgendwie zu widersprechen. Interessanterweise versuchte er es diesmal sogar so, dass ich beide Männer wenigstens halbwegs verstehen konnte. Eikskild hatte sich zwischenzeitlich offenbar dazu entschlossen, in meiner Sprache fortzufahren, auch wenn er diese noch immer nicht so sonderlich gut beherrschte.
 

Yokky indessen sah ihn für einen Moment lang völlig entgeistert an...lachte dann aber ganz plötzlich dröhnend und lauthals los, ehe er meinen Gastgeber abermals mit einem sichtlich forschenden Blick im Auge behielt, bevor er ihn ansprach.
 

„Ha was ist los mit dir Eikskild? Etwa schon genug, bevor wir überhaupt richtig angefangen haben oder wie? Du bist doch sonst nicht so zurückhaltend...was ist denn los mit dir?“
 

Eikskild zuckte kurz verständnislos mit den Schultern...“nun nichts sein los, aber wir haben ein Frau dabei, da sich so was nicht schicken...sich sinnlos betrinken. Ich das jedenfalls nicht tun wollen!“
 

Kommentierte er seine Sicht der Angelegenheit dabei sehr knapp und sehr brüsk in Richtung seines hünenhaften Freundes, mit dem dichten dunkelbraunen Haarschopf. Yokkys Bernstein Augen leuchteten während dessen vor Belustigung regelrecht auf.
 

„Ach was, hast du etwa Angst, dass du dich dann schlecht benimmst oder weshalb sträubst du dich sonst so? Was soll groß passieren...ich meine du wirst sie und mich schon nicht gleich auffressen oder?“
 

Yokky lachte abermals dröhnend, ehe er ihm das zur Antwort gab, wobei er sich gleichzeitig heftig amüsiert auf die Schenkel klopfte.
 

„Hmm ach was, du aber schon, wenn s dumm laufen“...konterte Eikskild fast sofort danach kurz und nicht eben erfreut über den merklich direkten Spruch seines Freundes, den ich sinnbildlich gesehen nicht wirklich verstand.
 

Eikskilds Einwände hatte ich indessen nur zu genau verstanden und so machte ich ebenfalls Anstalten, ihm darauf etwas in meinen Augen passendes zu antworten.
 

„Ahhh...was wegen mir? Oh tut euch nur keinen Zwang an, das macht mir nichts aus. Wenn s euch Spaß macht, könnt ihr euch meinetwegen betrinken, wie ihr lustig seid Männer. Ich meine solange ihr beide dabei anständig bleibt und keine Dummheiten macht...bitte mir ist das gleich. Ihr wärt damit sicher nicht die ersten betrunkenen Männer in meinem Leben.
 

Ich habe schon ganz andere Erfahrungen weg, was das anbelangt. In meinen Kreisen musst du im Übrigen auch als Frau trinkfest sein. Die Schickimicki Partys an die ich mich dunkel zurück erinnere, hatten es zumeist ganz schön in sich…den schweren Kopf am nächsten Morgen inbegriffen. Ach ja und wenn s ganz dumm lief, konnte man da auch schon mal völlig unbekleidet aufwachen, inklusive eines Bettnachbarn, den man bis am Vorabend irgendwie noch nicht so wirklich kannte.“
 

Eikskild sah mich an wie vom Blitz getroffen, als ich den Satz unbedacht und ebenso unverblümt an ihn und Yokky los gelassen hatte.
 

„Wa...du das etwa auch haben machen? Wirklich sein das dein Ernst? Mit eine völlig fremde Mann in deine Bett?“
 

Ich grinste ihn daraufhin breit an, schon um ihn etwas damit aufzuziehen, weil ich in etwa ahnte, was sein Problem war und demnach nur zu genau verstanden hatte, was ihm daran nicht so besonders gefiel. Zumal ich mich noch sehr genau an sein eigenes Angebot erinnerte, das Mann mir bereits keine vier Tage nach meiner Ankunft gemacht hatte.
 

„Na was glaubst du denn, sag würdest du mir braven Engländerin so etwas verwerfliches denn zutrauen Trapper? Uhh und was soll das Ganze überhaut, ich bin zu dem Zeitpunkt Single gewesen und das nennt man dann im Übrigen einen One Night Stand zu haben! Also demnach ein zumeist einmaliges Elebnis mit dem nötigen Knalleffekt, bei dem man(n) oder Frau es mal so richtig krachen lässt. Tja da kann so etwas wie das von dem wir gerade sprechen, im Eifer des Gefechts durchaus schon mal vorkommen. Vor allem dann, wenn Mann oder auch Frau in der Regel nicht mehr ganz nüchtern ist und obendrein viel zu lange alleine gelebt hat.“
 

Eikskild fiel fast die Kinnlade herunter angesichts dessen, was ich ihm da gerade so unverhofft offen an meinem voran gegangenen Intimleben eröffnete. Ich sah wie er heftig schluckte und kurzzeitig um Haltung rang. Er wollte schon ansetzen, um mir darauf etwas entsprechendes zu entgegnen...doch da unterbrach ich ihn kurzerhand, auch weil ich den Ärmsten nicht länger am Haken zappeln lassen wollte, den ich klug wie Frau war ausgeworfen hatte, um ihn damit zu ködern und ohne es selbst zu merken, hatte Mann längst an meiner Angel angebissen...
 

„Hey das war NUR ein Scherz okay?!“
 

„Oh man(n) du glaubst einem aber auch alles Trapper. Bist du irre? Ich würde NIEMALS mit einem mir völlig wildfremden Mann ins Bett gehen...nie…!
 

Vollkommen egal, wie extra scharf und verführerisch ER zu dem Zeitpunkt auch immer für mich sein mag! Ich habe meine Grundsatzprinzipien die da wären, dass ich generell nur mit einem Mann schlafe, den ich auch liebe oder wenigstens mag. Schnelle Nummern sind nicht mein Ding und es noch nie gewesen. Aber schön, dass du solchen regen Anteil daran nehmen kannst...offenbar stört s dich ja weit mehr als mich...sag mir wie kommt das Eikskild?“
 

Ich verstummte und sah ihm statt dessen forschend neugierig entgegen, doch die unmittelbare Reaktion darauf kam nicht wie erwartet von ihm, sondern von seinem riesenhaften Freund mit der dunklen Strubbelmähne. Indem mischte sich Yokky nämlich urplötzlich unaufgefordert ein, der bis dato noch nichts dazu gesagt hatte. Der Spruch war entsprechend trocken aber ungleich zielsicher, wie ebenso tödlich treffend, mit dem er in seine Richtung ging.
 

„Na weil er dich mag! Meine Güte kannst du vielleicht Fragen stellen Lyria? Na also dann steh schon auf Mädchen, du sitzt nämlich auf der Leitung und dazu muss man nicht extra Experte auf dem Gebiet sein, um das zu sehen. Er war viel zu lange allein, um weiter zu ignorieren, dass er dich trotz deiner für ihn nervtötenden Ungeschicklichkeit an sich eigentlich ganz passabel findet, auch wenn er dir das wie ich ihn kenne, natürlich nie offen sagen wird.
 

Oder ist doch so mein Bester?“
 

Yokkys Grinsen wurde augenblicklich breit...und sogar einen Tick herausfordernd, mit dem er Eikskild schließlich eindeckte...wobei der offenbar nicht recht wusste, wie ihm geschah, denn er wechselte die Gesichtsfarbe schneller und weit öfter als jedes Ampelmännchen in der Innenstadt von Manhatten das je tun könnte.
 

„Wa..? Sein ihr beiden eigentlich noch ganz bei Trost? Oh...ihr sollen aufhören mit dem Unsinn, das sein alles gar nicht wahr! Ich..ach das sein mir langsam zu dumm“. Knurrte der Trapper mir und ihm einige Sekunden später, entsprechend ungehalten entgegen, als er sich halbwegs gefangen hatte, wobei ich ein wütendes Funkeln seiner an sich so entwaffnend blauen Augen auffing, das ganz entgegen dem was er gesagt hatte, schon deutlich anzeigte..dass er demnach weit verwirrter war, als er zugeben wollte.
 

Noch im gleichen Augenblick als er das gesagt hatte, drehte er sich mit einem Ruck um und machte ein paar lange Schritte zu seinem wackligen Küchenschrank hin, der alle seine geheimen Schätze beinhaltete, wie ich inzwischen auch schon unzweifelhaft fest gestellt hatte. Hieß er machte die mittlere Türe im oberen Schrankfach der uralt Küchenkommode auf, bei der inzwischen schon der hübsch rosafarbige Lack blätterte und förderte einen Moment später oh Wunder, tatsächlich eine völlig unangebrochene neue Flasche russischen Wodka zutage, die er dem anderen Mann kurz darauf mit einem grimmigen Brummen unter die Nase hielt.
 

„Da haben du ihn….und jetzt wir werden trinken, ich wollen sehen, wie viel du vertragen können Yokky!“
 

„Oh na du hast deine Meinung ja schnell geändert Eikskild. Sag was ist los, bist du etwa wütend, nur weil ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe was Lyria betrifft?“ Kommentiere es der andere Mann derweil gutmütig lachend.
 

„Nein, das sein nicht der Grund..bestimmt nicht! Ich einfach nur wollen, dass du aufhören zu denken Yokky...das sein alles!“ Fauchte Eikskild ihn neuerlich wenig freundschaftlich an, wobei er den Schraubverschluss der Flasche mit einem kräftigen Ruck entschlossen abschraubte und sie Yokky damit schlicht nochmals unter die Nase hielt.
 

Der sah ihn mit einem sichtlich skeptischen Blick entgegen sagte jedoch nichts dazu, sondern nahm ihm die Wodkaflasche schließlich schweigend aus der Hand, wonach er sie eine Sekunde später mit einem kurz beherzten „"skål“ an die Lippen setzte und einen ordentlichen Zug aus der Flasche nahm, ehe er sie wieder absetzte.
 

„So und jetzt sein ich dran..!“
 

Eikskilds Augen funkelten noch immer sichtlich zornig, als er die Flasche mit einer eindeutig unwilligen Geste von ihm zurück forderte…und sogleich ebenfalls ruckartig ansetzte, um einen ebenso tiefen Zug aus der Flasche zu tun wie sein Vorgänger.
 

„Wa..was macht ihr denn da? Seid ihr jetzt etwa ganz verrückt geworden? Herrgott im Himmel, da das soll nach Möglichkeit kein Kampftrinken werden Männer..bitte seid doch vernünftig!“ Versuchte ich die beiden Kerle derweil hastig wieder zur Vernunft zu bringen, als ich bemerkte in welche Richtung sich das Ganze langsam aber sicher hochzuschaukeln begann.
 

Doch sie ignorierten mich standhaft und zwar beide….anstatt dessen bekam ich die prompte Antwort auf meinen Einwand und in dem Fall von Eikskild höchstpersönlich.
 

„Oh du fehlen uns noch Lyria..du haben auch noch nicht mit uns auf Yokkys Braut angestoßen!“ Seine tiefe Stimme klang unerbittlich und merklich unterkühlt, als er das zu mir sagte. Mit diesen Worten streckte er mir die Flasche hin, die er noch immer in Händen hielt und sich inzwischen schon verdächtig bis etwa zur Hälfte hin gelehrt hatte.
 

„Ohhww ihr habt ja vielleicht einen Zug drauf Männer, na aber hallo...macht mal halblang, sonst kann s echt böse enden.“ Entkam es mir entsprechend erschrocken, als ich einen kurzen Blick in Eikskilds Gesicht warf und den verdächtigen leicht glasigen Glanz seiner Augen bemerkte, der mir ganz und gar nicht gefiel...der starke Alkoholgehalt im Schnaps fing offenbar an langsam aber sicher seine Wirkung bei ihm zu tun.
 

„Du nicht reden, sondern trinken Englischfrau!“ Raunzte er mich wenige Sekunden später abermals nicht sehr höflich an, als ich nicht gleich reagiert hatte.
 

„Na schön..na schön..aber nur einen Schluck..ich will mich schließlich nicht sinnlos unter den Tisch trinken.“ Konterte ich derweil ebenfalls nicht eben mit Begeisterung, weil mir das Ganze langsam zu dumm wurde.
 

Doch plötzlich hörte ich Yokky lachen lauthals und sichtbar belustigt….“na wenn wir drei sonst nichts besseres zu tun haben als uns zu betrinken...bitte...es gibt weit schlimmeres als DAS….und noch was...Eikskild hör gefälligst damit auf, weiter so brummig dein zu blicken. Meine Güte es gibt keinen Grund dafür. Na komm nun sei wieder friedlich alter Freund. Sag wollten wir nicht eigentlich etwas feiern…meine Verlobung zum Beispiel?“
 

Mit diesen Worten drehte er sich zu seinem Freund dem Trapper um und klopfte ihm im Anschluss daran schließlich einmal mit ordentlich Schmackes auf die Schulter, wonach der andere Mann ihm prompt einen bösen Blick zuwarf.
 

„Das haben du gesagt nicht ich Yokky! Aber bitte ganz wie du wollen….und jetzt geben du die Flasche an Lyria weiter so einfach sie nicht davon kommen wenn wir trinken werden dann alle..also das sein eins was sicher ist!“
 

Der große Mann mit den seltsam bernsteinfarbenen Augen seufzte leise...dann nahm er sie Eikskild mit einem etwas schiefen Grinsen aus der Hand und reichte sie mit einem leichten Kopfnicken an mich weiter. „Na also du hast ihn gehört Lyria, er wird vorher keine Ruhe geben, wenn du der alten Trappertradition nicht wenigstens mit einem Schluck aus der Flasche die Ehre gegeben hast...das gehört dazu, das ist quasi dein Einstand hier bei uns auf Svalbard, mal unabhängig davon, dass du dabei nebenbei auch auf meine Braut anstoßen könntest...ich wäre dir deswegen bestimmt nicht böse.“
 

„Na gut ich mach s...also dann gib das Ding schon her, immerhin weiß ich schon wie der Fusel schmeckt. Er hat ihn mir vor ein paar Tagen schon mal eingeflößt.. als ich..als ich uns beiden was gekocht hatte.“
 

Yokky sah mich verblüfft an, ehe er mir antwortete. „Ach..war s wirklich so schlecht?“ Fragte er mich spontan lachend, wonach er sofort bemerkt hatte worauf ich hinaus wollte.
 

Ich nickte ebenso verlegen grinsend...“hmm ja grauenhaft fürchte ich. Ihm hat s jedenfalls nicht geschmeckt..aber ich muss zugeben, mir selber auch nicht.“
 

„Oh ja dann kann ich es verstehen..aber egal, also immer runter damit. Wenigstens wärmt es von innen...und einen ordentlich klaren Kopf macht es auch!“ War sein Kommentar der darauf folgte.
 

„Ja jedenfalls beim ersten Schluck, bei weiteren bin ich mir da nicht mehr so sicher...entgegnete ich ihm knapp, wobei ich sofort danach ansetzte und ebenfalls einen nicht ganz so tiefen Zug dieses widerlichen Gebräus nahm, wie die beiden Männer. Der Wodka brannte wie Hölle in meinem Rachen..aber ich schaffte es tatsächlich ihn zu schlucken, ohne danach husten zu müssen, eine wahre Meisterleistung angesichts der Stärke dieses Getränks.
 

Als Anerkennung dafür spürte ich wenige Augenblicke später bereits Yokkys Knochen brechendes Schulterklopfen auf meinem Rücken.
 

„Hmm nicht schlecht...trinkfest scheinst du schon mal zu sein Mädchen, aber das musst du hier oben so weit im Norden auch...denn der Winter ist lang...und verdammt dunkel. Na ja egal….wie stehst mit euch? Genehmigen wir uns noch einen kurzen oder war s das jetzt etwa schon?“ Kam die Nachfrage des Riesen nur einen Augenblick später neuerlich und mit nicht weniger an Nachdruck.
 

„Wir noch einen trinken werden, so schnell wir noch nicht fertig sein!“ War demnach die prompte Antwort von Eikskild die darauf wie zu erwarten von ihm kam...allerdings klang er nicht besonders begeistert angesichts dieser Tatsache.

übermäßiger Alkoholkonsum mit etwas eigenartigen Folgen?

Yokky sah Eikskild derweil sichtbar verblüfft entgegen.
 

„Ach wirklich...und ich dachte bis eben noch, dass du dich nicht vorsätzlich betrinken wolltest alter Freund? Was ist los mit dir?“ Fragte er den Trapper angesichts seiner überraschend deutlichen Ansage verwirrt und obendrein entsprechend nachdrücklich.
 

Des Trappers Kommentar erfolgte jedoch sogleich brüsk und spürbar ungehalten auf seinen Ausspruch hin und zwar noch ehe ich in der Lage war, um selbst etwas dazu sagen zu können.
 

„Ja wenn du mir bitte schön erklären wollen, wie ich das machen sollen Yokky? Eine Flasche dazu sicher nicht ausreichend sein. Ich meinen EINE für DREI und außerdem sein die ja nun gleich leer! Wie also sollen ich mich dein Meinung nach betrinken? Was ich langsam aber sicher glauben, dass ich es dringend nötig haben. Du und die Englischfrau kosten mich nämlich noch den letzten Nerv...ich es euch schwören!“
 

Yokky lachte erneut lauthals drauf los.
 

„Na wenn das so ist...dann müsstest du wohl oder übel an deine eisernen Reserven heran gehen und erzähl mir nur nicht wieder, dass du nicht irgendwo noch etwas an Stoff gebunkert hättest. Das würde ich dir in hundert Jahren nicht glauben Freund Eichenschild. Dazu ist der Winter eindeutig zu lang, zu dunkel und zu kalt. Aber du kannst ganz beruhigt sein, ich bin diesmal nicht mit leeren Händen zu dir gekommen, denn ich habe mir so etwas in der Art nämlich schon gedacht.
 

Warte kurz, in meiner Tasche müsste ich demnach noch etwas an Nachschub für dieses außerordentliche Trinkgelage finden lassen, damit es sich wenigstens ansatzweise lohnt. Ganz nüchtern will ich jedenfalls nicht wieder den Rückweg nach Longyearbyen antreten müssen, der ist auch so schon trostlos genug. Ich bin gekommen um mit Freunden zu feiern und um mich ordentlich zu betrinken...also dann lass dich doch nicht so lange bitten, sonst bist du doch auch nicht so zimperlich?!“
 

Der hünenhafte Mann verstummte, wobei er den körperlich wesentlich gedrungenen Trapper aufmerksam musterte, der trotz seiner Kampfansage an ihn noch immer recht unentschlossen wirkte.
 

„Sonst sein ich in der Regel ja auch allein...das du sehr gut wissen Yokky!“ Fuhr ihn der Mann mit dem dunklen Bart und den ungewöhnlich blauen Augen demnach abermals merklich ungehalten an.
 

„Oh also deswegen musst du dir bestimmt keinen Kopf machen Eikskild. Mir ist das so ziemlich egal, wenn du das damit andeuten möchtest, dass ich im Moment hier bei dir bin. Aber das sagte ich dir doch bereits schon einmal...ähhmm immerhin ist es ja dein Brummschädel Eikskild und nicht meiner, den du morgen aushalten und mit dir herum tragen musst, wenn ihr beide noch eine Weile so weitermacht.“ Kommentierte ich seinen Ausspruch von eben somit entsprechend gelassen und betont ruhig, wobei ich mich einfach frecherweise in deren Unterhaltung einmischte ohne dazu vorher von den Männern eingeladen worden zu sein. Doch das störte mich jetzt in dem Moment ehrlich gesagt herzlich wenig.
 

Yokkys überbreites Grinsen traf mich hingegen völlig unvorbereitet...als er es nur Sekunden später in meine Richtung abschoss...es wirkte jedoch sichtlich amüsiert angesichts dessen, was ich ihnen beiden geantwortet hatte.
 

„Gut gesprochen Lyria..also? Was ist? Wollen wir?“
 

Das war sozusagen der Anfang vom Ende…
 

...denn damit sah ich Eikskild zweifelsfrei nicken..und damit willigte er schließlich, wenn auch etwas zögerlich in Yokkys Vorschlag ein...was sie beide aber hätten mal lieber lassen sollen.....denn das was danach kam, würde ich wohl so schnell nicht wieder vergessen.
 

Ja ICH, die von uns dreien eindeutig am Wenigsten trank, schon aus dem Grund weil ich ein deutliches zu viel an Alkohol in der Regel nicht so besonders gut vertrug und mich allein daher vornehm zurück hielt. Dieses zweifelhafte Vergnügen konnten die Männer getrost und gerne für sich alleine haben. Doch ganz ungeschoren sollte ich ihnen dennoch nicht davon kommen….den beiden Wölfen im Schafspelz.
 

Denn als Yokky mir wenig später nochmals einen Schluck aus der inzwischen nahezu vollständig gelehrten ersten Wodkaflasche aufgenötigt hatte und zeitgleich Anstalten machte, um sogleich eine weitere aus den Tiefen seiner Reisetasche ans Tageslicht zu zaubern, da ahnte ich wie übel das noch ausarten konnte….zumal der Riese schon leicht ins Schwanken geriet, was ich eindeutig dem viel zu schnell und in viel zu großen Mengen verabreichten russischen Fusel zuschreiben musste.
 

Etwa eine halbe Stunde später hatten beide Kerle dann auch die zweite Flasche mehr als über die Hälfte gelehrt und man sah ihnen langsam aber sicher überdeutlich an, dass die Männer nun beim besten Willen nicht mehr als halbwegs nüchtern, sondern eher als ausnahmslos angeheitert eingestuft werden konnten...und das war meiner Ansicht nach noch maßlos untertrieben.
 

Wo mir der ungewohnte Alkoholkonsum selbst auch nicht so sonderlich gut bekommen war und deutlich zu schaffen machte, brachte er Yokkys hitziges Temperament nun nahezu zum Überschäumen und erst einmal so richtig in Fahrt gebracht, stand sein an sich schon recht loses Mundwerk überhaupt nicht mehr still.
 

Inzwischen hatte er zwar schon einige deutliche sprachliche Aussetzer, was die weitere Konversation und Koordination anbelangte, aber das störte ihn nicht die Bohne...im Gegenteil...er erzählte Eikskild und mir so ziemlich die Legende vom Pferd und lachte sich dabei regelmäßig über seine eigenen makaberen, polaren Witze über Eisbären und dämliche Touristen, so wie mich krumm...die ich im Übrigen allesamt nicht kapieren konnte und wollte.
 

Ich saß dabei und hatte das dumpfe Gefühl, in einer schlechten Soap gefangen zu sein...denn als auch der Andere, der beiden Kerle dank des übermäßigen Alkoholkonsums schließlich und endlich etwas mehr aufgetaut war, lachten die beiden Männer bald über Sachen, die ich nicht einmal kannte, ja sie im Ansatz verstand. Sie unterhielten sich dabei irgendwann zu allem Überfluss in einer Sprache, die meines Erachtens weder etwas mit Norwegisch oder sonst was an europäischen Sprachen zu tun haben konnte..ich wusste nur, dass ICH DIE noch nie zuvor gehört hatte...egal von woher sie auch kommen mochte!
 

Und ich verstand demnach also nicht mehr als...BAHNHOF!
 

Dabei ging es Konstitutionell sichtlich rasant weiter Berg ab mit ihnen…
 

Beide hatten inzwischen große Mühe ihre Sätze noch halbwegs verständlich über die Lippen zu bringen, je weiter der Tag voran schritt und sie die Wodkaflaschen schließlich und endlich beide bis zum Flaschenboden gelehrt hatten.
 

Doch als Yokky mich, die ich selbst ebenfalls schon nicht mehr ganz zurechnungsfähig war, irgendwann zu allem Überfluss und völlig spontan von meinem Platz hoch riss, nur weil er mit mir zu irgend einem dieser völlig durchgeknallten skandinavischen Heavy Metall Hymnen ala Nightwish oder Apocalyptica tanzen wollte, die sie gerade zufälligerweise im altersschwachen Röhrenradio schmetterten, das bis dato von uns dreien völlig unbeachtet auf dem Tisch gestanden hatte, da reichte es mir und nicht nur mir allein...denn auch der andere Mann reagierte darauf schlagartig, sowie ungewöhnlich säuerlich.
 

„Yokky was das da werden sollen? Du sie los lassen...ich glauben nicht, dass sie das wollen!“ Sagte er merklich unterkühlt, wobei er sichtlich Mühe hatte, die Worte entsprechend klar heraus zu bekommen.
 

Doch sein Gesicht sprach entgegen aller Worte Bände, das er machte als der riesenhafte Mann mich ohne auf ihn zu achten so völlig spontan, wie vollkommen unbedarft berührt hatte. Ich sah es im Gegensatz zu Yokky, Eikskild jedoch überraschend deutlich an, dass es ihm augenscheinlich nicht besonders gefiel, dass er andere Mann mich da so einfach vertraulich anfasste...wenn es sich dabei auch nichts weiter als einen gutmütigen Scherz handelte, das wussten wir beide.
 

Aber wusste Eikskild das auch?
 

Der Riese lachte prompt lauthals los, als er in sein verdrießliches Gesicht sah, das er kurz darauf offenbar doch noch ebenso richtig eingeschätzt hatte, wie ich selbst auch.
 

„Sag was ist los mit dir, etwa so sehr besorgt um deinen Gast? Ach nun stell dich nicht so an mein Freund, ich werde sie dir schon nicht gleich auffressen, du bekommst sie völlig unbeschadet wieder ich verspreche es dir!“
 

Kommentierte er es betont ruhig und überraschend nüchtern…wobei er mich einige Male schwungvoll zum ordentlich hämmernden Beat von Black Metall Rhythmen aus dem altersschwachen Radio um die eigene Achse wirbeln ließ, bis ich nicht mehr so recht wusste wie mir geschah und ich in gewisser Weise tatsächlich kurzzeitig den Boden unter den Füßen verlor...
 

..ein merkwürdig schwebendes Gefühl breitete sich in mir aus, das sich irgendwann völlig unerwartet in einem irren Lachen in mir Bahnen brach..aber ob der übermäßige Alkoholkonsum daran schuld war den ich bis dato genossen hatte...oder die geradezu überwältigende Nähe des „Bären“ von einem Mannsbild, das wusste ich in dem Augenblick nicht mehr so wirklich…eigentlich war es mir auch so ziemlich egal.
 

Irgendwann registrierte ich jedoch nur noch mit wachsender Verwirrung, wie er mich ganz plötzlich mit einem überaus spontanen sowie gekonnten Schlenker unvermittelt dem anderen Mann in die Arme schob, der sich gerade eben von seinem Platz erhoben hatte und demnach ebenso verblüfft darüber wirkte wie ich...als wir uns einander so vertraulich nahe wieder fanden...schon weil der sicher nicht mal ansatzweise vorgehabt hatte mit mir zu tanzen, geschweige denn so direkt und unverblümt auf Tuchfühlung mit mir zu gehen.
 

Entsprechend groß wurden seine Augen auch, als Yokky ihn lediglich aufmunternd angrinste..und mit einer ziemlich eindeutigen Geste zum Handeln auffordern wollte, denn Eikskild verstand so gut wie ich, dass der andere Trapper das mit purer Absicht gemacht hatte.
 

Dem Anschein nach hatte er tatsächlich vor uns irgendwie miteinander zu verkuppeln. Es war damit nicht mehr länger zu verleugnen. Yokky war zwischenzeitlich offenbar zu der seltsamen Meinung gelangt, dass der Polare Winter lange genug dauern würde und je eher wir beide uns näher kamen um so besser….denn dass es passieren würde, wahr wohl seiner Ansicht nach nur noch eine Frage von Zeit.
 

„Na was ist..? Jetzt mach nicht so ein verdrießliches Gesicht Eichenschild...also soooo schlecht tanzt die Englischfrau ja nun auch wieder nicht. Ahh ihr solltet euch nur schleunigst darüber einig werden, wer von euch beiden denn führt...und zwar noch bevor dem Uraltradio vollends die Puste ausgeht!“
 

Das Lachen das darauf folgte war dröhnend und sichtlich amüsiert...offensichtlich fand Yokky seinen Witz äußerst „bärig“ und demnach mords gelungen, woraufhin wir beide die davon betroffen waren jedoch nicht so recht darüber lachen konnten...denn ich spürte, dass es ihm unangenehm war ebenso wie mir.
 

Er sah mich nicht an und spätestens da ahnte ich intuitiv, dass Yokkys aufgestellte Vermutungen wohl nicht ganz so falsch liegen konnten.
 

Eikskild mochte mich tatsächlich...wie und auf welche Art war im Augenblick schwer einzuschätzen, aber allein seine unangenehm berührte Reaktion auf den offensichtlichen Scherz des Hünen ließ indessen kaum mehr eine andere Feststellung zu.
 

Um ihn nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen...handelte ich indessen ebenso spontan. Ich beugte mich vor und gab ihm einen sachten Kuss, auf die von dunklen und silbernen Bartstoppeln über und über überwucherte Wange, wobei ich ihm anschließend ein leises, sowie ebenfalls leicht amüsiertes.
 

„Vielen Dank auch für s gekonnte und ganz Gentleman like auffangen Herr Trapper“...entgegen hauchte.
 

Sein Kopf ruckte in meine Richtung herum, wobei ich merkte, wie Eikskild mich dabei fast sofort im Anschluss los ließ..aber wie zum Trotz spürte ich nur einen Augenblick später, wie sich eine seiner schönen Männerhände plötzlich sachte in meinen dunklen Haaransatz verirrte...und mir dabei ganz spontan eine meiner wirren Strähnen aus der Stirn schob, die sich bei der wilden Herumschwenkerei mit Yokky unfreiwillig aus meinem an sich recht kurzen Haarschopf gelöst hatten.
 

Ich sah in sein Gesicht und da wusste ich es…irgendwie ahnte ich es...und es verwirrte mich zutiefst.
 

Er selbst sagte zunächst kein Wort, doch als er sich nur einige Sekunden später erneut ein Stück zu mir vorbeugte, fühlte ich seine Lippen ganz plötzlich nahe an meinem Ohrläppchen, deren warmer Luftstrom mir mit einem ebenso leisen wie ungemein prickelnden..“gern geschehen, ich dich lassen sicher nicht zu schaden kommen, wenn ich es können verhindern Lyria“….eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagten.
 

Ich fühlte den darauf folgenden Kuss auf meiner Wange nichts weiter als eine schwache Andeutung...war mir nicht einmal sicher ihn überhaupt gespürt zu haben, als der Mann sich nur einen Augenblick später von mir löste und mich dabei energisch ein ganzes Stück weit von sich fort schob. Weit genug um nicht mehr im Ansatz in irgendwelche Verlegenheiten zu kommen, die zwischen uns so sicherlich nicht vorgesehen waren.
 

Mein Blick blieb dennoch ungläubig an ihm hängen, ich wollte es verstehen aber Eikskild war inzwischen wohl zu der Auffassung gelangt, dass er sich im Augenblick lieber von mir fern hielt, anstatt dessen sprach er den anderen Mann noch einmal an, der uns beide inzwischen offenkundig enttäuscht aber nicht weniger neugierig taxierte….und uns damit nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ.
 

Allerdings wirkte Yokky ebenso wie Eikskild inzwischen glücklicherweise wieder um einiges nüchterner...und so bekam ich sogar im Ansatz mit über was sie sich unterhielten….
 

„Yokky...du nicht vergessen...in zwei Wochen sein der Herbst zu Ende und der Winter beginnen dann. Es sein der letzte Vollmond im Herbst die Tag und Nachtgleiche. Wir ihn hier im Volkesmund auch Durinstag...nennen, denn an ihm sterben gewissermaßen das Jahr um nach dem langen Winter wieder ein neues beginnen. Ein neues Leben...im Wandel der Jahreszeiten...leben und sterben, das sein hier ein immerwährender Kreislauf….für alle Lebewesen. Wir uns in dieser Zeit wohl kaum werden sehen können...es sei denn zu dein Hochzeit. Aber die sein ja erst am Ende des Winters…bis dahin sein es noch eine lange Zeit hin, da noch vieles können passieren!"
 

Yokky sah ihn an...ein jungenhaftes Grinsen stahl sich dabei auf seine Lippen, wobei er mir ein spontanes Augenzwinkern schenkte.
 

„Oh sicher ich weiß...aber ich zähle auf dich wenn es soweit ist. Du weißt ja mein Freund ich hatte dabei an dich als mein Trauzeugen gedacht...also wirst du kommen und Lyria mitbringen, das ist im Übrigen keine Bitte sondern eine Feststellung!
 

Gut demnach bleibt sie also hier? Hast du dich nun endlich entschieden, dass sie bleiben soll...oder soll ich sie etwa doch mitnehmen, wenn ich morgen Früh zurück in die Zivilisation gehe um meine eigenen Vorräte aufzufüllen?“
 

Eikskild sah erst mich und dann ihn für einen Moment lang an, seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen, doch dann siegte offenbar seine Courage und so sagte er einen Moment später überraschend klar und nachdrücklich in meine Richtung.
 

„Ich möchten gerne, dass du noch länger bleiben Lyria...und ich so hoffen, dass du das tun auch wollen?“
 

Yokkys Gesichtsausdruck war eindeutig, worauf einer seiner typischen Kommentare erfolgte.
 

„Siehst du Lyria, er kann es doch, na und wenn ihm etwas wichtig ist, bekommt er sogar die Zähne auseinander, wer hätte das gedacht? Schön dann wäre das ja jetzt ein für allemal geklärt, also bleibst du noch hier!“
 

Ich schenkte dem Riesenmann ein unsicheres Lächeln, bevor ihm ihm etwas darauf entgegnen konnte.
 

„Tja sieht wohl ganz danach aus…ich bleibe also noch länger, so wie geplant!“

ein äußerst unschönes Erwachen...

Damit war das entschieden...keiner von uns sprach dieses Thema mehr an..den ganzen Abend lang nicht…
 

Viel mehr waren die beiden Männer damit beschäftigt, tatsächlich das zu tun was sie angedroht hatten, nämlich sich zu betrinken…und wenn dann richtig. Yokky hatte nämlich nicht etwa nur eine Flasche Schnaps in der Tasche...weit gefehlt..denn da kam dann irgendwann am späteren Abend tatsächlich oh Wunder, noch eine zweite zum Vorschein...das Ende vom Lied war, dass beide Männer irgendwann sturzbetrunken waren und ich, die sich nicht völlig sinnlos betrinken wollte, die Lust daran verlor ihnen demnach noch weiter Gesellschaft zu leisten.
 

Ich fühlte mich irgendwann ohnehin vollkommen überflüssig...also verkrümelte ich mich irgendwann dezent einen Abgang auf Französisch machend in mein Feldbett im Nebenraum mehr oder minder unbeachtet von beiden, die ohnehin mehr miteinander oder besser sich selbst beschäftigt waren…als sich mit mir zu unterhalten.
 

Ich hörte sie demnach beide inzwischen schwer nach den richtigen Worten ringend, um noch halbwegs so etwas wie eine sinnvolle Konversation aufrecht zu erhalten, was jedoch immer wieder von Yokkys dröhnendem Lachen durchdrungen wurde...bis mich der immer gleichbleibende Rhythmus ihrer immer mehr ins Stocken geratender Unterhaltung irgendwann in den Schlaf hinüber dämmern ließ…und angenehm einlullte, so dass ich mit Keira im Arm, die sich zwischenzeitlich so wie an jeden Abend zu mir auf mein Bett geschlichen hatte..irgendwann gar nichts mehr von den beiden Kerlen mitbekam...
 

...aufgeweckt wurde ich sehr viel später, dann jedoch allerdings äußerst unschön!
 

Also erstens hatte ich einen ganz ordentlichen Brummschädel zu verzeichnen und zwar völlig entgegen der Tatsache, dass ich meiner Meinung nach im Gegensatz zu den Männern ja nahezu fast nichts getrunken hatte und zweitens weckte mich ohrenbetäubendes Schnarchen und zwar ohne jeden Zweifel das von ZWEI Männern. Hastig schreckte ich hoch...das Schnarchduett war indessen nicht nur laut, sondern zu allem Übel auch noch „Zweistimmig“ und ich hätte sie beide in dem Moment am Liebsten dafür ermorden mögen, ganz gleich welchem von beiden Kerlen ich zuerst habhaft werden konnte.
 

Als ich halbwegs bei Sinnen war, versuchte ich meinen eigenen Brummschädel samt des restlichen Körpers aus dem noch so angenehm warmen Bett zu heben, um ihnen, wenn ich meinen momentanen Mordgelüsten nachgeben wollte, denn ordentlich eins mit der Bratpfanne servieren würde und zwar so, dass sie wenigstens ganz damit aufhörten irgendwelche nervtötenden Geräusche von sich zu geben. Vordringlich weil ich sie beide dann schlicht und ergreifend ins Reich des Tiefschlafs und der Träume versetzt hatte. Bewusstlose schnarchten nämlich nicht, das wusste sogar ich!
 

Ich schob meine Hündin Keria, die nur leicht den Kopf hob und leise fiepte sich ansonsten jedoch nicht von der Stelle rührte, damit vorsichtig etwas auf die Seite und setze mich langsam auf. Oh man dröhnte mir vielleicht der Schädel, also die Glocken von Rom waren dagegen nichts weiter als mickriges Gebimmel in den Ohren und auch mein Magen hatte den gestrigen Abend offenbar nicht so gut verkraftet. Ich hatte da leider so ein latent flaues Gefühl im Bauch, das mir deutlich sagte, dass da unbedingt noch etwas an Mageninhalt hinaus wollte und zwar bald.
 

Als ich mich etwas zusammen genommen und aufrecht hingesetzt hatte sah ich mich um...zunächst sah ich nichts als seltsames Flimmern vor meinen Augen, doch als es nachließ, bemerkte ich dass es noch dunkel im Häuschen des Trappers war, nur die schwelende Glut im Ofen brachte etwas Licht ins Dunkel, die ich von meinem Platz aus hinter der Gläsernen Türe des Ofens erkennen konnte. Der Morgen hatte demnach also noch nicht gedämmert, aber meiner Schätzung nach konnte es nicht mehr lange dauern, denn inzwischen hatte ich ein ganz gutes Gespür für Zeitabläufe entwickelt. Die hier so hoch im Norden obendrein in völlig anderen Bahnen, wie in der restlichen zivilisierten Welt verliefen...vordringlich langsamer, man konnte auch sagen merklich entschleunigter.
 

Hier konnte die Menschen so gut wie nichts aus der Ruhe bringen und auch Eikskild war meiner Beobachtung nach so ein Typ von Mensch...nun ja jedenfalls BEVOR er mich kennen gelernt hatte. Ich raubte ihm, wie er selbst gesagt hatte also definitiv den letzten Nerv? Na schön wenn Mann das so sah, also dann würde ich jetzt unzweifelhaft damit weiter machen und den Herrn der Schöpfung mal schleunigst aus dem Bett zitieren…und zwar per Bratpfanne als Nativ Wecker, denn einen anderen besaß er nämlich schlicht nicht...nicht mal einen Batterie betriebenen.
 

Immerhin warteten heute noch seine Fallen und damit ein ganz ordentliches Stück an Arbeit auf ihn und seinen Brummschädel. Tja aber wer saufen konnte, der konnte auch aufstehen und arbeiten, DAS hatte mir meine irischstämmige Mom jedenfalls schon als Teenager an mütterlichen Weisheiten mit auf meinen weiteren Lebensweg gegeben. Demnach setzte ich meine Füße auf den Boden und schlüpfte anschließend in meine schicken weißen Holländer Pantinen, die mir schon seit geraumer Zeit als Hausschuhe dienten...leise waren die zwar nicht gerade, aber das sollten sie ja auch nicht sein...zumindest für meinen Zwecke gesehen, also den beiden würde ich schon Beine machen, aber so was von.
 

Als ich mich noch kurz versichert hatte, dass ich halbwegs vernünftig in meinen bequemen Jogginghosen und dem ausgewaschenen schwarzen lieblings Schlabberpulli bekleidet war, machte ich mich daran meinen Plan umzusetzen, der da hieß beide Männer aufzuwecken.
 

Gut mit Eikskild würde ich zweifellos anfangen, den kannte ich mittlerweile etwas besser, da war die Gefahr im Affekt von ihm eine gewischt zu bekommen nicht ganz so groß, wie vielleicht bei Yokky, den ich in der Hinsicht so gar nicht einschätzen konnte. Hieß also, ich stand auf und schlich mich in der Dunkelheit der restlichen Wohnstube langsam voran tastend und so leise wie es mir in den Clocks möglich war, zunächst erst einmal in Richtung der Kochnische, um mich Notfalls doch mit der Bratpfanne zu bewaffnen, die ich sozusagen zu meinem Eigenschutz mitzunehmen gedachte.
 

Dabei kam ich mehr oder minder zufällig am Küchentisch vorbei, an dem Eikskilds Freund nach dem ausufernden Trinkgelage der beiden Herren offenbar sein derzeitiges Nachtlager gefunden hatte und zwar dem Anschein nach, so wie ihm der Kopf in seinem Suff auf den Tisch gesunken war. Ich konnte in dem Fall nichts als seine markante Gestalt ausmachen, aber verdammt nochmal, die wirkte im Dunkeln noch weit riesiger, als der Kerl es ohnehin schon war...aber er war es eindeutig, sein Schnarchen war nämlich in etwa so, wie sein unverwechselbares dröhnendes Lachen...und damit beim besten Willen nicht zu überhören.
 

Also versuchte ich mich vorsichtig an ihm vorbei zu quetschen, da ich ja eigentlich zuerst zu Eikskild wollte, um den Trapper vorher aufzuwecken. Doch als ich nahe an dem Nordländer mit dem wilden braunen Haarschopf vorbei kam, erschrak ich mich beinahe zu Tode, denn etwas an ihm machte mich stutzig..sehr stutzig. Ich sah ihn zwar nicht aber ich hörte ihn zweifellos und sein ohrenbetäubendes Schnarchen klang im wahrsten Sinne des Wortes tierisch...damit also gelinde ausgedrückt...laut und wirklich bärenstark.
 

Ich kam mir in dem Moment wahrhaftig vor wie im Zoo. Am eigenen Leibe im Raubtierkäfig eingesperrt, wie ein armes, unglücklich ängstliches Stück Vieh…wohlgemerkt MIT den Bewohnern des selbigen zusammen auf einem Fleck gepfercht, bevor es schlussendlich von ihnen gefressen wird. Ich weiß nicht wie ich es anstellte, aber dabei berührte ich Yokky aus einem dummen Zufall heraus versehentlich...und das was ich da unter meiner Hand fühlte, ließ mich augenblicklich das seltsame Gefühl einer Halluzination erleben. Ja ich hatte in dem Moment wirklich das unbestimmte Gefühl noch immer stockbesoffen zu sein, obwohl ich das gar nicht war….und das wusste ich an sich ganz genau.
 

Ja also verflucht noch eins...WAS war DAS, was ich da fühlte? Ich fasste somit noch einmal vorsichtig an die selbe Stelle um mich zu vergewissern das sich nicht komplett verrückt geworden war und völlig den Vogel abgeschossen hatte indem was ich da gerade dachte. Aber wie ich es auch drehte und wendete ließ sich die Tatsache dennoch nicht verleugnen, dass es sich komisch und so gar nicht nach dem Menschen anfühlte, der da nun eigentlich liegen sollte…denn es war warm...weich und es fühlte sich verdammt nochmal eindeutig nach PELZ an, so in etwa….
 

...wie..wie das Fell eines Tieres?
 

Ja genau DAS war es FELL! Dichtes, weiches Fell…und zwar das eines sehr großen Tieres….
 

Ähh also nun war ich vollkommen durch den Wind...hatte der Mann jetzt etwa noch extra seinen persönlichen Pelzmantel für die kalte Nacht in der Hütte ausgepackt, dass er nicht frieren musste, so ganz allein ohne jemanden der ihn wärmte..oder wie?
 

Ich konnte meine Feststellung nicht fassen...
 

Hastig zog ich die Hand zurück, denn ich war in dem Augenblick mehr als durcheinander. Aber nun war meine Neugier was das anbelangte erst recht geweckt worden. Jetzt wollte ich es also genau wissen. Vor allem, da Yokky sich noch immer nicht rührte, sondern seelenruhig weiter schnarchte und meiner Annahme zufolge, so nicht mal Ansatzweise bemerkte, dass ich ihn angefasst hatte.
 

Den Weg zum Küchenschränkchen kannte ich inzwischen nahezu blind...kaum dort angekommen bewaffnete ich mich also umgehend, mit besagter Bratpfanne, wie gesagt selbstverständlich nur zu meinem Eigenschutz und mit Streichhölzern, sowie einer Kerze. Vordringlich, da hier in der nordischen Pampa Stromausfall ohnehin dauernd an der Tagesordnung stand. Vor allem, wenn der Notstromgenerator mal wieder streikte und demnach also gewiss keine Seltenheit war. Was somit aber auch bedeutete, dass der Trapper sogar über so etwas „modernes“ wie eine Gaslaterne oder auch Kerzenstumpen in Massen verfügte, um nicht ständig im Dunkeln sitzen zu müssen, vor allem im langen polaren Winter.
 

In diesem Fall wusste ich auch was das betraf, wo er seine „Schätze“ in der Regel aufzubewahren pflegte. Die Laterne war jedoch sehr zu meinem Unmut weit und breit nicht aufzufinden, also begnügte ich mich schließlich kurzerhand mit einer Kerze. Ohne weiter darüber nachzudenken zündete ich sie an, mit dem so schön zurecht gelegten Plan in meinem klugen Köpfchen, dass mittels ihrer Leuchtkraft, die kurze Strecke zu Eikskild mühelos zurück zu legen sein müsste.
 

Doch leider weit gefehlt..denn als der schwache Schein, des spärlichen Kerzenlichts den Raum vor mir ausleuchtete, in dem ich mich gerade befand und dabei zufällig auf die Stelle traf, an der ich Yokky zuletzt vermutet hatte...ließ ich sie, als ich zu Gesicht bekam, WAS da an unserem Küchentisch an seiner Stelle schlief mit einem gänzlich ohrenbetäubenden Entsetzensschrei fallen und stürzte haltlos und zu tode erschrocken blindlings zu Eikskilds Bett hin.
 

Mit einem beherzten Satz sprang ich auf die Bettdecke und klammerte mich an dem Nächstbesten fest, was ich zweifelsohne für ihn hielt….
 

….“EIKSKILD...WACH AUF...SOFORT!
 

DA...DA LIEGT EIN...B..B..B..BÄR IN DEINER KÜCHE! MACH WAS TRAPPER...ERSCHIESS IHN...EGAL...ABER MACH WAS! HAST DU GEHÖRT?“ Brüllte ich ihm dabei in eine solch ohrenbetäubenden Lautstärke entgegen, was meine Lungen her gaben so entsetzt war ich über das was ich da gesehen hatte.
 

Der arme Mann fuhr quasi noch aus dem Tiefschlaf gerissen hoch wie von der Tarantel gebissen und packte mich im Affekt reflexartig und erstaunlich schnell sowie ziemlich heftig an beiden Armen, wo er mich umgehend danach hastig zu sich heran zog und ich spürte ihn obendrein auch sehr deutlich zwischen meinen Schenkeln, da ich im Augenblick wenn auch eher ungewollt unzweifelhaft wieder mal auf seinem Schoß saß….
 

...wenn da auch zum Glück noch seine Bettdecke zwischen uns lag, denn es war nicht zu leugnen, dass Mann da so gewisse eindeutige körperliche Reaktionen aufzeigte, die aber wohl weit weniger mit mir, als mit der schlichten Tatsache, dass es noch sehr früh am Morgen war zu tun haben dürften, wo ich sie zweifellos recht deutlich zu spüren bekam.
 

Schon deshalb war es mir megapeinlich und wohl nicht nur mir allein...aber in meinem Schreck hatte ich an alles gedacht, nur nicht an die möglichen Folgen meines Überfallkommandos ganz im Sinne der Kavallerie.
 

Mein Herz klopfte indessen wie wild in der Brust, ich hatte noch immer große Angst und war zudem maßlos verwirrt, ob dem Umstand, in der Küche so ein riesenhaftes Pelzvieh vorgefunden zu haben, das unzweifelhaft große Ähnlichkeit mit dem Yeti oder aber alternativ einem riesenhaften Braunbären aufwies.
 

Aber Eikskild selbst wirkte nicht minder verwirrt, denn auch er hatte ganz offensichtlich nicht mal im TRAUM mit einem solchen Überfall wie meinem gerechnet, mit dem ich ihn eben so unschön aus dem Schlaf gerissen hatte, schon gar nicht nach dieser Nacht...wobei ich ihn mir noch in der selben Sekunde verständlicherweise ebenso emotional lautstark entgegen wettern hören konnte…ohhh und wie er das konnte...seine Stimmlage war demnach unüberhörbar….
 

„SHAZRA LYRIA! JA SEIN DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN WORDEN? DU WECKEN DAS GANZE HAUS AUF MIT DEIN GEZETER! WAS SEIN LOS, WIESO DU MICH ANSPRINGEN WIE WILDE BESTIE? ICH DENKEN DU SEIN EIN RAUBTIER! KHAZAD DU MICH SO ERSCHROCKEN HABEN!“
 

Er klang aufgebracht und die Tonlage steigerte sich noch bis er einmal kurz und heftig durchatmete und danach um einiges ruhiger fortfuhr...
 

„Sein du jetzt völlig irre geworden Englischfrau oder wollen du mir sozusagen einen Bären aufbinden...weil ich in dein Augen zu viel getrunken haben oder was sollen das werden?“ Erfolgte sein Kommentar damit ebenso prompt, wie merklich unwillig in meine Richtung.
 

Ich seufzte leise es klag so resigniert, wie ich mich im Augenblick fühlte.
 

„Ja DAS auch, aber das ist es nicht! Verdammt und zugenäht sag mal, hast du mir eben eigentlich überhaupt zugehört? Ahhh...ahh wa...oder muss ich es dir vielleicht noch extra buchstabieren Trapper?
 

DA VORNE...DA IN DEINER KÜCHE LIEGT EIN WASCHECHTER BÄR UND DER PENNT AN DEINEM KÜCHENTISCH! WAS IST? SIEH GEFÄLLIGST SELBER NACH WENN DU MIR NICHT GLAUBST EIKSKILD! ABER ICH GLAUBE DASS ER SPÄTESTENS JETZT AUFGEWACHT SEIN DÜRFTE BEI DEM GEPLÄRRE VON UNS BEIDEN ODER?!“
 

Fuhr ich ihn abermals mit nicht weniger Zorn im Bauch an. Der Trapper sah mich kurz mit entsprechender Verblüffung an an und dann...dann lachte er, denn ich spürte wie es ihn am ganzen Körper schüttelte.
 

„WAS ein BÄR? Haben du gestern du zu viel getrunken Lyria? Das ich können nicht glauben, du müssen dich irren...das können nicht sein, wo sollen der denn herkommen?“
 

„Wenn ich ihn aber doch mit eigenen Augen gesehen habe?! Verflucht noch eins, dann sieh doch selber nach, wenn du mir nicht glaubst. Da..das Biest schläft trotz unseres Geschrei s noch tief und fest wie s aussieht…..da..geh doch und sieh nach…!“
 

Eikskild sah mich erneut an, er wirkte merklich skeptisch, so als wolle ich ihn auf den Arm nehmen...aber da war noch so ein Blick dabei, den ich beim besten Willen nicht deuten konnte. Furcht...über etwas...ober noch besser wegen etwas ertappt worden zu sein...genau das war es, was sein Blick widerspiegelte. Doch nur für eine Sekunde lang, dann war er wie weggewischt und sein Gesicht wirkte so ausdruckslos wie ich es normalerweise von ihm kannte. Aber noch ehe ich ansetzen konnte um fortzufahren bekam ich die mehr oder minder gewünschte Antwort von ihm.
 

„Hmm also gut...wenn du mich freundlicherweise aufstehen lassen, indem du dich von mir erheben und herunter bewegen, dann können ich das gerne tun um dich zu beruhigen Lyria!“ Mit diesen Worten spürte ich, wie er mich von sich fort zu etwa gleichzeitig von sich herunter schob...so dass ich mich sogleich neben ihm auf seinem Bett wieder fand.
 

„Ohh ich entschuldige...ich..ich wollte nicht…?!“ Stotterte ich ihm dabei mit merklich heißen und vermutlich den Gefühl nach ordentlich geröteten Ohren entgegen.
 

"Was mir so nahe auf den Pelz, rücken weil da deiner Meinung nach ein Bär sein? Oder haben du es nur gemacht weil du mich doch mögen und so nur einen weg finden wollen wie du mir nahe sein können?" Erfolgte sogleich der entsprechend prompte Kommentar an mich.
 

„Oh ich du..du elender Mistkerl…!“ Fuhr ich angesichts seiner Feststellung sichtlich ertappt und dazu wütend über meine eigene Schwäche auf, doch da sah ich sein breites merklich amüsiertes Grinsen, das mir anzeigte, dass er es wohl tatsächlich nicht so gemeint hatte, wie er es gesagt hatte...und doch bleiben angesichts seiner Aussage einige Restzweifel übrig, mit denen ich ihm nicht so ganz glauben schenken wollte, denn ich wusste, dass er mich mochte...mehr als er es sich vermutlich selbst eingestehen konnte.
 

„Du hast ja anscheinend doch so etwas Humor Eikskild..wenn auch einen merklich schrägen. Ja klar sicher, NUR weil du unwiderstehlich bist Mann, was denkst du? Der Bär ist natürlich reine Einbildung gewesen." Konterte ich demnach betont trocken in seine Richtung.
 

Ich hörte ihn leise lachen, es klang belustigt, aber auch ein wenig resigniert.
 

„Hmm...gut und deshalb ich jetzt gehen und nachsehen werden...was da wirklich in mein Küche sein, wollen du mitkommen oder doch lieber hier auf mich warten?“ Hörte ich ihn schließlich etwas brummig vor sich hin grollen.
 

Ich schenkte ihm daraufhin mein aller schönstes Lächeln und sagte dann zu ihm...aber nur wenn du dein Gewehr mitnimmst Eikskild, ansonsten tu ich keinen schritt von der Stelle, aber das ist eins was sicher ist. Lieber frisst er dich, als mich.
 

Der Trapper lachte abermals, diesmal laut und offenkundig erheitert.
 

Gut schön ich es hlen werden..aber ich mir sicher sein wir es nicht brauchen werden...denn da sein KEIN BÄR...haben du gehört? DA SEIN KEIN BÄR...DA SEIN NUR YOKKY..du das sicher nur geträumt haben Lyria!“
 

Noch im selben Moment als er das gesagt hatte sah ich wie er sich von seinem nächtlichen Lager erhob...was war ich froh dass die Bettdecke zwischen uns gewesen war...denn er trug im Augenblick tatsächlich nichts weiter als diese überlangen sexy Männerunterhosen die ungelogen wie ein Strampelanzug aussahen und dazu nichts..hieß also sein Oberkörper war gänzlich frei...nackt um genau zu sein und ich musste mich so was von zusammen reißen um nicht sofort Schnappatmung zu bekommen, angesichts dieser Aussichten auf seinen muskulösen Oberkörper, denn der war zweifelsohne nicht von schlechten Eltern.
 

Aber viel Zeit um ihn zu bewundern ließ Mann mir damit leider nicht mehr. Er stieg nämlich umgehend danach in seine schwarzen klobigen Pelz besetzten Treter und stiefelte dann ohne weiter auf mich zu achten, zielstrebig in Richtung wo er seinen Freund vermutete und ich im Gegensatz zu ihm den Bären. Ich wollte gar nicht mehr so genau wissen wer von uns beiden jetzt eigentlich recht hatte, ich wollte nur nicht, dass ihm am Ende noch etwas schlimmes passierte, indem ihn der Bär anfiel oder so.
 

„S..sei um Himmelswillen bloß vorsichtig...Trapper.“ Hörte ich mich ihm somit leise hinter her flüstern.
 

„Bin ich kein Angst Lyria, ich ihn erschießen wenn einer da sein..ich es dir versprechen!“ Kam die prompte Gegenantwort von ihm mit der er sogleich in Richtung des Küchentischs verschwand, den ich von meinem Platz aus lediglich in Schemen wahr nehmen konnte.
 

„Und?“
 

„WAS und?“
 

„Ist ER da?“
 

„WER?“
 

„Na der BÄR!“
 

„Nein da ist wie ich es dir sagen...NUR Yokky...mein Freund und er schlafen noch. Du können ruhig kommen und dich selber überzeugen...du sehen Gespenster wo keine sein Englischfrau. Hier es nicht spuken, ich glauben eher dir der Alkohol haben gestern Abend nicht gut getan!“ Kommentierte er seine Feststellung an mich schließlich entsprechend trocken.
 

„Wa..äähh na toll...ich soll jetzt spinnen oder wie? Aber das..das kann nicht sein! Ich habe den Bären gesehen ich weiß es, es war KEINE Einbildung!“
 

Fauchte ich ihn nicht jedoch minder entnervt an, wobei ich mich schleunigst in seine Richtung bewegte, um mich selbst davon zu überzeugen. Doch als ich am Tisch an kam, war es so wie Eikskild es mir zuvor gesagt hatte. Da war wirklich NUR Yokky, der den Kopf auf den Tisch gelegt hatte und offenbar noch immer wie ein Murmeltier schlief…
 

...TATSÄCHLICH...war da KEIN Bär weit und breit.
 

Na also langsam glaubte ich wirklich daran Gespenster zu sehen, denn ich war mir nahezu zu einhundert Prozent sicher, dass ich ihn gesehen hatte. Vor nicht einmal fünf Minuten hatte da noch ein Bär am Küchentisch gelehnt und hatte geschlafen...
 

Also irgendwie wurde ich das dumpfe Gefühl nicht los, das Eikskild da gerade versuchte MIR einen Bären aufzubinden...

auch Schießen will gelernt sein

Und wie um es zu bestätigen ging Eikskild ohne weiter auf meine schlotternden Glieder Rücksicht zu nehmen mit einigen überraschend entschlossen wirkenden Schritten zu ihm hin, um den anderen Mann der sich offenbar noch immer im Tiefschlaf befand, ein paar mal kräftig an der Schulter zu rütteln, bis sich selbiger mit einigen unwilligen Seufzern zu rühren begann, um sich dann schließlich nur wenige Augenblicke später umständlich aufzusetzen.
 

Ich sah wie er sich dabei kurz über das bärtige Gesicht und durch seine wilde Haarpracht fuhr, die ihm im Moment wie bei einem Punk wild in alle Richtungen ab stand. Bei dem Anblick musste ich trotz meiner latenten Furcht vor ihm gegen meinen Willen grinsen, denn es sah urkomisch aus, auch wenn mir die übrigen Situation nicht sonderlich gefiel. Vermutlich auch weil Eikskild ihn seltsam eindringlich ansah und prompt wie um mich zu ärgern unversehens mit ihm in der selben Sprache weitermachte, derer sich die beiden Männer bereits am Abend zuvor bedient hatten, ehe ich sie verließ um zu Bett zu gehen.
 

„Bist du gänzlich von allen guten Geistern verlassen worden? Wie in aller Welt kannst du deinen verdammten Rausch mitten im Haus ausschlafen? Verfluchter Bär, sie hat dich gesehen! SHAZRA..weißt du was das heißt? Es heißt, dass SIE es weiß! Ich habe zwar versucht es ihr auszureden oder es wenigstens für pure Einbildung ihres verwirrten Großstadthirns hingestellt…aber alles vergeblich. Sie glaubt mir nicht..ich spüre es...sie ahnt irgendwas. Weißt du was das für dich bedeutet? Es bedeutet, dass du besser verschwindest und zwar bevor dir das nochmal passiert Fellwechsler!“
 

Eikskild s Tonlage klang seltsam aufgebracht als er mit dem anderen Trapper sprach...doch der grinste ihn ganz entgegen der hörbar ruppigen Ansage an ihn nur mit einem merklich schiefen Lächeln auf den bärtigen Lippen an.
 

„Na nun halt aber mal die Luft an Eichenschild wenigstens für einen Moment lang...alles ist gut...im wachen Zustand passiert mir das normalerweise nie. Ich vermute weil ich betrunken war, habe ich mich deshalb nicht ganz im Griff gehabt, sonst hätte ich mich überhaupt nicht zurück verwandelt...und mal ehrlich, schlimmer als dich in den schicken langen Männerunterhosen zu sehen, kann der Anblick für sie ja wohl kaum gewesen sein mein Bester!“
 

Yokkys Grinsen wurde während dessen noch eine Spur breiter, als er ihm geantwortet hatte. Ich konnte zwar keinen Ton von dem verstehen was sie sagten, merkte aber doch, das Eikskilds Laune sich nicht gerade zum Besseren hin anhob, angesichts dessen, was der andere Mann ihm da offenbart haben musste.
 

Der dunkelhaarige Nordmann schnaubte damit abermals hörbar vor sich hin, bevor er im Anschluss daran nicht weniger ungehalten fortfuhr...wo es jedoch abermals in dieser seltsamen kehligen Sprache mündete, die beide offenbar fließend sprechen konnten und auch verstanden...wo ich diese selbst aber weder verstand noch irgendwie anders zuordnen konnte. Nur eins wusste ich genau, es war gewiss alles aber kein Norwegisch!
 

„Es ist mir so ziemlich sch…...egal was du denkst Fellwechsler. Ich will dass du nachher verschwindest und zwar spätestens nach dem Frühstück, ich hab schon genug ärger am Hals mit ihrer ausgemacht weiberhaften Neugier, da brauche ich dich nicht auch noch dazu, um dem weiter Nahrung zu verschaffen...hast du das jetzt endlich kapiert?“
 

Fluchte ihm Eikskild damit abermals heftig und nicht weniger ungehalten entgegen.
 

„Reg dich ab Eichenschild ich hab s ja verstanden...und ich werde nachher gehen, das hatte ich ohnehin vor. Ich muss noch zurück auf s Festland nach Longyearbyen etwas erledigen...das Aufgebot ist noch nicht bestellt und Svetlana reißt mir glatt den Kopf ab, wenn ich das vergessen sollte. Also siehst du, da hast du mich weit schneller los als du denkst und jetzt sollten wir besser mal die Wortwahl wechseln sonst, wird sie wirklich noch misstrauisch, ich glaube nämlich kaum, dass sie den Kauderwelsch verstehen kann, dessen wir uns im Moment bedienen…oder?“
 

Yokky sah den anderen Trapper seltsam eindrücklich an als er mit ihm sprach.. ehe er dem anderen ein aufmunterndes Lächeln schenkte, bevor er einen Moment lang verstummte um sich dann kurz mit der Hand durchs Gesicht zu fahren..wie um den restlichen Nachtschlaf aus den Gliedern zu vertreiben.
 

Ich sah Eikskild indessen ebenfalls mit den breiten Schultern zucken, dann wechselten sie mit einem mal so unerwartet die Sprache, dass ich erschrocken zusammen fuhr weil ich ganz plötzlich verstehen konnte was sie sprachen.
 

„Also ich nehmen dich beim Wort Yokky, nach dem Frühstück sein du verschwunden!“ War demnach alles was ich Eikskild noch zu ihm sagen hörte. Der andere Trapper zuckte unisono mit den mächtigen Schultern und lachte dann lauthals los, ehe er zu einer neuerlichen Antwort ansetzte, nachdem er sich wieder halbwegs beruhigt hatte
 

„Schade und ich dachte, ich könnte meinen Rausch noch ein wenig länger bei dir ausschlafen Eikskild...na dem ist offenbar nicht so…da bin ich wohl einem Irrglauben erlegen..aber ist schon gut, anders habe ich s ja auch nicht verdient, wer saufen kann, kann auch aufstehen.“
 

Er sah mich an und zwinkerte mir nur einen Augenblick danach mit einem gutmütig amüsierten Augenblinzeln zu, bevor er das Wort an mich richtete.
 

„Er hat mir eben erzählt, dass du mich offenbar für einen Bären gehalten hast Lyria. Sag mal bist du ganz sicher, dass du da gestern Abend nicht doch ein wenig zu tief in die Flasche geschaut hast? Oder ist deine Phantasie am Ende mit dir durchgegangen? Ich meine so was ist doch unmöglich, wie sollte das denn gehen? Nun es gibt schon entsprechende Mythen die so etwas erzählen, aber das ist alles abergläubischer Humbug Mädchen. So etwas solltest du auf keinen Fall keinen Glauben schenken! Wir Menschen im Norden sind zuweilen zwar schon etwas seltsam aber so seltsam nun auch wieder nicht, um uns gleich in jemanden anderen zu verwandeln, schon gar nicht in einen ausgewachsenen Bären. Das sind nichts weiter als Schauermärchen für Touristen..also lass dir einen guten Rat von mir geben und dir keinen Bären aufbinden Lyria.“ Kam es anschließend so ungerührt trocken von ihm in meine Richtung dass ich ihn überrascht ansah.
 

„Was ich? Bestimmt nicht! Ich mag vieles sein aber sicher nicht leichtgläubig und ich weiß außerdem genau was ich gesehen habe und was nicht! Ach egal lassen wir das, das führt ohnehin zu nichts. Wie wär s statt dessen mit einem Kaffee? Ich denke den können wir jetzt vermutlich alle nach dem Schreck vertragen.“ Kommentierte ich seine Aussage an mich entsprechend gelassen, woraufhin ich die Unterlippe leicht vorschob, denn ganz zufriedengestellt war ich noch immer nicht.
 

„Yokky lächelte als er es sah. “Hmm eine sehr gute Idee, dagegen hätte ich nichts einzuwenden. Für mich bitte schwarz und stark wenn möglich!“ Konterte er entgegen meinem Vorschlag somit entsprechend trocken.
 

Ich hörte Eikskild leise seufzen, es klang leicht resigniert. „Gut also Kaffee...bitte warum nicht, der helfen wenigstens einigermaßen gegen den Brummschädel!“ Ich musste spontan lachen als ich ihn das sagen hörte.
 

„Ja vor allem gegen deinen eigenen vermutlich...aber entschuldige, dass ich dich vorhin so unschön aus dem Bett geholt habe Trapper, kommt sicher nicht wieder vor...versprochen!“ Sagte ich demnach ebenfalls nachdrücklich entschlossen in seine Richtung, wobei ich gleichzeitig Anstalten machte, mich umgehend in die Richtung der kleinen Kochnische zu begeben, um endlich den Kessel für das Wasser aufzusetzen.
 

Yokky sah mir mit argwöhnisch hochgezogenen Brauen hinterher…“ach was? Was hast du denn mit ihm angestellt, dass der arme Mann nicht mal mehr die Zeit hatte wenigstens noch in seine seine Hosen hinein zu steigen?!“ Kam seine Frage so unverhofft neugierig an mich, dass ich verblüfft stehen blieb.
 

Als ich ihn das zu mir sagen hörte konnte ich nicht anders als losprusten...ich lachte bis mir die Tränen kamen.
 

„Oh ICH? Nichts! Also jedenfalls nicht das ich wüsste, ich bin ihm wohl nur ein wenig zu impulsiv auf den Pelz gerückt, als ich ihn aus dem Schaf geholt habe, das ist schon alles“...
 

„Ja ja ihr beiden mich ruhig auslachen..euch werden das Lachen noch vergehen...und zwar BEIDEN...das ich euch schwören!“
 

Wurden wir ganz plötzlich beide recht unschön unterbrochen. Es war Eikskild dem unsere Unterhaltung demnach sichtlich missfiel, denn ich konnte ihn wenig amüsiert und dazu ziemlich deutlich in unsere Richtung brummen hören, wobei er mit energischen Schritten zu seinem nächtlichen Schlaflager stampfte, um nur einige Augenblicke später MIT seinen speckigen Lederhosen aus dunklem Renleder samt Gürtel den er ebenfalls angelegt hatte wieder zu kommen.
 

In der Zwischenzeit hatte ich es wenigstens geschafft den Kaffee aufzubrühen...sehr schwarz und sehr stark...ich stellte den beiden Männern und mir selbst die einzigen drei Blechtassen hin, die ich in diesem stark reduzierten Männerhaushalt finden konnte, dann setzten wir uns und damit war die Angelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes gegessen.
 

Das Frühstück bestand wie üblich aus Trockenfleisch vom Ren, dem typischen nordischen Brot und diesmal auch den letzten Rest an gesalzenem Fisch den ich finden konnte. Keine unbedingt erfreuliche Mahlzeit für meinen verwöhnten Gaumen und auch für meinen Magen aber ich gewöhnte mich langsam an diese ungewohnt handfestere Kost und die beiden Männer die es gewohnt waren, aßen es sowieso kommentarlos und ohne dabei nur einmal mit der Wimper zu zucken.
 

Nicht lange danach machte Yokky tatsächlich Anstalten uns wieder zu verlassen, so wie er es uns angedeutet hatte. Doch nicht ohne sich wenigstens noch einmal ganz herzlich bei mir zu verabschieden..denn irgendwie mochten wir uns, ich konnte zwar nicht sagen warum, aber ich betrachtete den eigenwilligen Hünen mit dem dröhnenden Lachen und dem wilden braunen Haarschopf als einen äußerst sympathischen neuen Freund, von dem es mir schwer fiel mich zu verabschieden, vor allem weil ich wusste was das bedeutete….
 

...danach würde ich mit IHM wieder allein sein...und zwar für eine sehr sehr lange Zeit!
 

Doch darüber zu jammern half mir auch nicht weiter und so war die Verabschiedung kurz aber herzlich.
 

„Ich muss fort Lyria...und vergiss nicht...er mag zwar ein Eigenbrödler sein aber ein grundanständiger Kerl ist er auch. Spätestens Anfang März will ich euch bei meiner Hochzeit sehen...hast du gehört? Ich zähle da im Übrigen auf euch beide, also wehe er kommt allein, dann wirst du Ärger mit mir bekommen und wenn ich dich persönlich holen kommen müsste um dich zu meiner Braut zu schleppen...sie wird dir gefallen da bin ich ziemlich sicher. Bis dahin gib gut auf dich acht..und lass dich in der Zwischenzeit möglichst nicht von den Eisbären fressen!“ Sein Grinsen war breit, freundschaftlich und gutmütig mit dem er mir das sagte.
 

Woraufhin ich ihm ein leises...“ja wohl eher nicht von Eikskild, anstatt der Bären fressen lassen, lange genug ist der Winter ja dafür“..entgegen brummte, von dem ich hoffte dass ER es jetzt nicht ausgerechnet hören mochte, den er stand nicht weit genug weg, um es am Ende nicht doch irgendwie mitzubekommen. Aber Eikskild der sich inzwischen vollständig bekleidet in einen halbwegs normalen Menschen verwandelt hatte sagte diesbezüglich kein Wort.
 

Der Abschied von Yokky war somit ernst aber freundschaftlich, nachdem er mir eine herzliche sowie heftig atemberaubende Umarmung angedeihen ließ, aus der ich nur einen Augenblick später wieder nach Luft schnappend entlassen wurde, sahen sich die beiden Männer noch einmal kurz an...dann klopften sie sich gegenseitig ein letztes Mal bekräftigend auf die Schultern und Yokky verschwand fast sogleich danach langsam aber sicher unweigerlich in der stillen Weite der Tundra, bis nichts als der Schatten einer Erinnerung an ihn zurück blieb.
 

Als er fort war seufzte ich leise und wollte wieder hinein gehen doch Eikskild hielt mich ganz überraschend davon ab.
 

„Wir heute noch einiges zu erledigen haben Lyria..du dich fertig machen, denn du mich heute begleiten werden, wenn ich die Fallen überprüfen! Außerdem wollen ich dir das Schießen beibringen..es sein höchste Zeit, der Winter stehen vor der Türe. Die Eisbären jetzt kommen werden und du dich allein verteidigen können müssen wenn ich nicht da sein! Haben du gehört? Du jetzt besser deine Sachen holen gehen die du brauchen, wir uns treffen in etwa zehn Minuten am Schuppen. Ich die Hunde noch füttern und anspannen dann wir los fahren werden.“ Waren seine Worte an mich, die keinen weiteren Zweifel daran offen ließen, was mir heute also noch blühen sollte...na toll und das bei meinem dicken Brummschädel.
 

Ich sah ihn demnach an, als hätte mich eben der Blitz getroffen..denn ich wollte jetzt ganz sicher alles aber verdammt nochmal doch nicht unbedingt schon gleich schießen lernen. Aber es half alles nichts und das wusste ich auch, denn allein der Blick den er mir dabei aus seinen dunkelblauen Augen zuwarf machte mir klar dass aller Widerstand nutzlos sein würde...da würde ich nun durch müssen ob ich nun wollte oder nicht.
 

Also zuckte ich kurz mit den Schultern und sagte dann..
 

„Ist gut, ich geh noch meine Daunenjacke holen…!“
 

Das war alles. Knappe zehn Minuten später fand ich mich somit abermals auf dem vierspännigen Buggy wieder, den Eikskild derweil mit den Huskys bespannt hatte...zuerst war ich nicht sonderlich begeistert angesichts der Tatsache, wie ein Sack Kartoffeln von A nach B transportiert zu werden, doch die atemberaubende Schönheit der Tundralandschaft entschädigte mich für so manches.
 

Es war zudem das aller erste Mal dass er mich von sich aus freiwillig mitnahm. Ich sah ihm weiten teils schweigend dabei zu, wie er routiniert von Falle zu Falle fuhr um sie nach Füchsen und anderen gefangenen Pelztieren abzusuchen..diesmal hatte er sogar Glück es waren ihm fünf Silberfüchse in die Fallen gegangen. Mir tat es um die schönen Tiere leid aber ich wusste auch, dass er davon lebte, also blieb nicht viel Sentimentalität übrig um sie lange zu bedauern und so versuchte ich anstatt dessen die Fahrt zu genießen und mir lieber die wunderbare Landschaft anzusehen.
 

Ich nahm mir vor, die endlose Weite die nahezu bis zum Horizont reichte und die sich in den immer gleichen Farbenspielen vor meinen staunenden Augen entlang schob, tief in mein Inneres einzuschließen, als eine Erinnerung an den Sommer, denn bald schon würde hier Nacht herrschen...und zwar vier lange Monate in denen es gänzlich dunkel sein würde.
 

Wir sprachen nicht viel miteinander..bei der Arbeit war er an sich noch wortkarger als sonst. Als Eikskild seine Runde beendet hatte machte er kehrt und ließ die Hunde in Richtung der Hütte zurück laufen, doch etwa eine knappe Meile ehe wir zurück zum Haus kamen ließ er den Buggy schließlich stoppen.
 

Ich setzte mich verblüfft auf da ich bis gerade eben noch völlig in Gedanken versunken gewesen war.
 

„Wa..was machst du? Wieso halten wir hier an?“ Fragte ich ihn demnach merklich verblüfft. Eikskild sprang vom Ausleger und kam zu mir...wortlos griff er schließlich kaum mehr als eine Handbreit neben mir in den Wagen und nahm das Gewehr heraus.
 

„Ich dir kürzlich sagen, dass ich dir das Schießen beibringen wollen..du schon vergessen? Wir hier üben werden, das sein ein guter Platz Lyria..hier du keinen erschießen können außer die Bäume und vielleicht noch das Rentiermoos!“ War dabei der entsprechend knappe Kommentar von ihn an mich.
 

„Ha ha sehr witzig Trapper..ist das dein Ernst?“ Angesichts dieser Eröffnung seinerseits fuhr ich verwirrt und nicht eben begeistert von meinem Platz hoch, doch er fackelte gar nicht lange.
 

Mit einem kurzen brummigen...
 

..“das sein es…!“ Spürte ich, wie er mich etwas ungeschickt an der Hand packte und schließlich energisch hinter sich her zog, bis wir ein gutes Stück vom Wagen Abstand gewonnen hatten. Als wir die Stelle erreicht hatten, zu der er offensichtlich gelangen wollte hielt er unverzüglich an.
 

„So da sein wir..hier ich es dir zeigen…!“ Mit diesen nicht eben informativen Worten zog er die kurzläufige Jagdflinte von der Schulter und drückte sie mir ohne weitere Umschweife zu machen in die Hand.
 

„Ähh..wa..was soll ich damit?“ Fragte ich ihn nicht sehr begeistert als ich das ungewohnte Gewicht des Gewehrs in Händen spürte. „Na schießen was du sonst damit machen sollen!“ Grollte er mich nicht sehr viel kommunikativer an. „Und wie geht das?“ War die prompte Gegenfrage an ihn, da ich wirklich keinen blassen Schimmer davon hatte ,was ich nun mit dem Ding anfangen sollte.
 

Er sah mich entsprechend verblüfft an. „Wa..haben du etwa noch nie ein Gewehr in Händen haben?“ Kam die Antwort fast sofort..er klang etwas ungläubig. Ich zuckte während dessen mit den Schultern. „Na ja jedenfalls nicht so..also was muss ich machen?“ Fragte ich ihn somit entsprechend unsicher..weil ich wirklich nicht wusste was er jetzt von mir erwartete.
 

Ich konnte ihn fast sofort danach merklich ungeduldig seufzen hören, ehe er mich antwortete. „Na du sie hoch nehmen und zielen..wenn du das Ziel finden, dann abdrücken..das sein doch nicht so schwer oder?“
 

Jahaa...für dich vielleicht du Schlaumeier von einem Trapper, du bist es ja gewohnt! Dachte ich derweil wenig amused angesichts seiner schlauen Sprüche die er da an mich los ließ.
 

Also tat ich was sich ohnehin kaum vermeiden ließ...ich nahm das vermalledeite Gewehr hoch und legte schließlich mit einem tiefen Seufzen an...
 

„Nein..nein...NEIN….SHAZRA...du halten es ja völlig falsch! Du müssen es näher an dein Schulter bringen, sonst du den Rückstoß nicht können richtig abfangen…dies sein ein sogenannter Mehrlader oder auch ein Repetierer mit kurzem Lauf...die Wucht werden dich zurück schleudern, wenn du nicht besser acht geben Lyria!“ Fuhr er mich abermals sichtlich ungeduldig an, als ich das Gewehr in seinen Augen noch immer nicht richtig in Händen hielt.
 

Ich hörte ihn nochmals tief seufzen...und noch bevor ich ihm darauf irgend etwas entgegnen konnte spürte ich nur eine Sekunde später bereits, wie er mit einem Mal näher an mich heran kam, so dass er dicht hinter mir stand, wo er seinen Arm ohne zu überlegen einen Moment später spontan um meine Schulter legte und mit der anderen Hand bestrebt war das Gewehr unterhalb meines Schlüsselbeins an der richtigen Stelle zu arretieren. Eikskild war mir in dem Augenblick tatsächlich so nahe, dass ich ihn anhand seiner Körperwärme hinter mir spüren konnte.
 

Inzwischen war ich jedoch mehr als wütend auf ihn schon wegen seiner ständigen Belehrungsversuche die zwar allesamt überraschend geduldig ausfielen mich aber trotzdem wieder zurück in meine wenig geliebten Schulmädchenzeiten versetzten, in denen ich oft gehänselt wurde, schon wegen meiner flammend roten Haare.
 

Ja verflucht noch eins...hielt der Mann mich denn ebenfalls für gänzlich bekloppt oder wie? Immerhin…hatte ich in meinem Leben schon mal ein Gewehr in Händen gehalten zumindest rein theoretisch, na ja oder besser noch praktisch, denn als ich auf Svalbard ankam musste ich schon wegen der Eisbären eine kurze Einweisung in den Lektionen des „richtigen“ Gebrauchs von Schusswaffen über mich ergehen lassen.
 

Viel davon hängen geblieben war dabei nun offensichtlich nicht aber mir hatte es bisher jedenfalls vollkommen genügt.
 

Also versuchte ich ihn mit einem rüden Rempler und einem ebenso zornigen….“verdammt nochmal ich KANN schießen Trapper, zumindest theoretisch gesehen. Also was willst du eigentlich?“ ...wieder los zu werden und ihn so gleichzeitig energisch von mir weg zu drücken.
 

Im selben Moment löste sich völlig unverhofft der Schuss aus dem Gewehr, den ich ganz gewiss nicht hatte abfeuern wollen, schon gar nicht so unprofessionell, wie ich es eben aber zweifelsfrei allen Umständen zum Trotz getan hatte, da ich versehentlich auf den Auslöser am Schaft gekommen war. Die Patrone donnerte direkt in den Stamm der weit und breit einzig vorkommenden und völlig verkrüppelten Bonsai Birke, die hier einsam und verlassen in der Gegend herum stand. Die hatte ich zwar nicht absichtlich treffen wollen...aber der Schuss saß oh Wunder und zwar so sauber, dass ich das dünne Stämmchen glatt in der Mitte gespalten hatte.
 

Doch das war lange nicht das Schlimmste daran...denn der Rückstoß kam in etwa so wie er es mir voraus gesagt hatte völlig unerwartet und so riss es mich von der Wucht nach hinten genau in seine Arme...und da auch er nicht darauf gefasst gewesen war, uns damit beinahe beide von den Füßen. Eikskild konnte dank seiner Geistesgegenwart mich und sich selbst auch gerade noch so abfangen und vor einem Sturz bewahren.
 

Aber kaum hatte er das Gleichgewicht wiedererlangt packte er mich und drehte mich energisch und nicht eben sanft zu sich herum, so dass ich gezwungen war ihn direkt anzusehen.
 

„WAS haben ich eben zu dir sagen Englischfrau? Du sehen ich haben recht gehabt! Oh du Menschenweib sein wahrhaft zu allem zu dumm..und zu ungeschickt. Du es nie lernen werden!“ Fuhr er mich dabei entsprechend zornig an...
 

Spätestens jetzt war eindeutig der Zeitpunkt gekommen an dem es mir reichte...und zwar so was von.
 

Äähhh wie war das? Wie hatte der unverschämte Kerl von einem Trapper mich da gerade genannt? Dumme und ungeschickte Menschenfrau?! Ja tickte der Herr möchte gern Wikinger noch richtig unter seiner dichten schwarzen Hippie Matte? Gut ich war nicht gerade eine Sportskanone was den Umgang mit einem Gewehr anbelangte zugegeben...aber verdammt nochmal….
 

….ICH WAR ALLES ABER SICHER NICHT DUMM!
 

„Sag mal hast du sie noch alle? WER VON UNS BEIDEN WOLLTE DENN, DASS ICH BESSER SCHIESSEN LERNE? DU WARST DAS DOCH TRAPPER ODER ETWA NICHT?“
 

Meine Stimme steigerte sich langsam zur Lautstärke eines ausbrechenden Vulkans hin, ich spürte wie mein zuweilen ausgemacht hitziges Temperament heftig in Wallung geriet.
 

WAS zum Teufel bildete sich dieser Mann eigentlich ein wer er war?
 

Meine Augen funkelten regelrecht vor Wut und ich schrie ihn in dem Moment ungebremst und in einer Lautstärke an, die meine Lungen nur her geben wollte...so zornig war ich auf diesen diesen eigenbrödlerisch brummigen, sowie selbstgefälligen Mistkerl von einem Trapper. Mein Herz raste in meiner Brust und mein Puls schnellte weiter in die Höhe er ließ das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich war normalerweise sicherlich nicht der Typ der sich schnell provozieren ließ aber ER schaffte das ungemein gut...und zwar schon von Beginn an. Irgend etwas hatte dieser Mann an sich, das diese Gefühle in mir erzeugte...von denen ich nicht wusste woher sie kamen.
 

Eikskild selbst sah mir indessen wie vom Donner gerührt entgegen, nicht im mindesten verstehend, was ich nun eigentlich von ihm wollte..und warum ich ihn so heftig emotional anbrüllte. Es war mir an auch egal, ich spürte nichts als meinen Atem, der sich keuchend aus meiner Brust drängte, denn jetzt war ich erst richtig in Fahrt geraten
 

„WEISST DU WAS MANN? DEINE EINSTELLUNG FRAUEN GEGENÜBER IST MEHR ALS ANTIQUIERT, DU...DU MÖCHTEGERN VERSION VON EINEM NORDMANN S WIKINGER!“
 

Fuhr ich indessen weiterhin ungerührt ihn weiter wie von Sinnen anbrüllend fort. Mein ganzer Zorn auf ihn, ja all diese angestauten negativen Gefühle mussten irgendwohin entweichen und so entluden sie sich mit der zerstörerischen Macht eines Gewitters über ihm. So spürte ich in meinem maßlosen Zorn nicht einmal wie er mich mit einem mal völlig unerwartet nicht eben sanft an den Handgelenken packte und mich anschließend ruckartig zu sich heran zog.
 

Ich merkte es erst als es zu spät war...als ich seine Nähe spürte, die mich so urplötzlich überfiel wie ein wildes Raubtier und mir kurz den Atem stocken ließ...wobei ich schlagartig verstummte und ihn anstarrte wie das Kaninchen die Schlange, kurz bevor es gefressen wird.
 

„Du besser vorsichtig sein mit dem was du da zu mir sagen Lyria. Das ich mir nicht bieten lassen, auch nicht von eine Frau wie dir. Ich dich sehr mögen, das sein wahr...aber das ich mir nicht gefallen lassen müssen, du haben mich verstanden?“
 

Hörte ich ihn mir leise aber mit entsprechendem Nachdruck entgegen knurren. Er sah mich an und da war so ein eigentümliches Licht in seinen faszinierend blauen Augen, das mir einen Schauer nach dem anderen über den rücken jagte. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen, so nahe war er mir in dem Augenblick, ich spürte ihn, obwohl der Trapper an sich ein ganzes Stück kleiner als ich war. Doch in dem Moment spielte es keine Rolle mehr...denn er wuchs in meinen Augen um ein vielfaches in der Größe an just in der Sekunde als ich seinen Zorn nahezu körperlich spürte und noch etwas anderes….
 

„Ach ja...tust du nicht? Weshalb wolltest du dann überhaupt dass ich bei dir bleibe, wenn ich dir die ganze Zeit über ja nur auf die Nerven gehe? Und..und wenn ich deiner Meinung nach zu dumm zum schießen bin?
 

Ich meine kann ja auch...wieder…
 

..g e h e n!“
 

Keifte ich ihn dabei abermals stimmgewaltig an, doch sehr viel weiter kam ich mit meinen Ausführungen an ihn nicht mehr…denn bereits im selben Moment fühlte ich wie er mich mit einem neuerlichen energischen Ruck an sich heran zog und nur Bruchteile von Sekunden später schon die feuchte prickelnde wärme seiner spürbar rauen Männerlippen auf meinen…
 

Sein ungestümer Kuss kam ebenso überfallartig, wie vollkommen unverhofft über mich..vor allem in dieser mehr als angespannten und an sich völlig skurrilen Situation, die zwischen uns beiden herrschte.
 

Meine Augen wurden demnach riesig mit denen ich ihn anstarrte, unfähig etwas dagegen zu unternehmen.
 

Ich spürte nichts als die sinnliche Weichheit, die in seinem Kuss lag, denn er war ganz entgegen seines hitzigen Gefühlsausbruchs mir gegenüber unerwartet zartfühlend, wenn auch wenig zurückhaltend mit dem was er da tat…und mit dem ich zweifelsfrei auch spüren konnte, wie sich seine Zunge frech und forschend begehrlich zwischen meine Lippen drängte und meine zum mitmachen auffordern wollte.
 

Oh ja ich konnte ihn fühlen und das nur zu deutlich...
 

...ja ich schmeckte den unverwechselbaren Geschmack von Salz und einer leichten Note nach dunkler Schokolade, die dieser Mann für mich zweifellos hatte. Ich konnte es nicht fassen, der Trapper schmeckte für mich tatsächlich nach Schokolade...verführerisch, sinnlich und obendrein mehr als gefährlich. So etwas irres wie das, hatte ich noch nie zuvor erlebt. Dabei fühlte ich trotz meiner offenkundigen Verwirrung, wie sich seine Arme besitzergreifend um meine Hüften legten und Eikskild mich so noch etwas fester an sich heran zog und ich spürte auch seinen warmen Atem, der sich in einem leisen rauen Keuchen an meinen Lippen brach und mir sagte, dass dies bei aller Liebe kein Traum sein konnte...
 

Dabei entging mir die unvermeidliche und erwartungsgemäß eindeutige, sowie starke körperliche Reaktion des Mannes auf mich eben so wenig, wie sein hitziger Kuss. Der einsame Trapper, der eine solch unendlich lange Zeit allein in der Tundra verbracht hatte…vermutlich eindeutig zu lange, um nicht irgendwann dem Reiz einer für ihn schon durchaus attraktiven Frau zu erliegen, die ich offenbar in dem Moment für ihn darstellte.
 

Hastig versuchte ich ihn ein Stück von mir weg zu drücken, um ihn wieder auf den nötigen Höflichkeit s Abstand zu bringen, denn das ging mir bei allen was mir lieb und teuer war eindeutig alles viel zu schnell. Schon weil ich mich selbst mit wachsendem Entsetzen dabei ertappte, dass ich wirklich soooo kurz davor war ihm meine Arme ebenfalls um den Hals zu schlingen und diesen Kuss mit der selben hitzigen Leidenschaft zu erwidern, wie er mich da gerade eben küsste….doch wenn ich das tun würde, dann gab es kein Zurück mehr für uns beide und das wusste ich…aber soweit war ich gefühlsmäßig einfach noch nicht….jedenfalls noch nicht ganz.
 

Allerdings hatte ich damit kaum Erfolg, mein Verstand wollte in dem Moment nicht so wie ich wollte...aber schließlich war er es, der sich irgendwann von selbst von mir löste, wenn auch äußerst ungern, das fühlte ich mehr als überdeutlich…dabei sah er mich mit einem Blick an, der intensiver und eindringlicher nicht sein könnte. Mir schlotterten angesichts dieses durchschlagenden Erlebnisses regelrecht die Knie, als ich endlich die Sprache wieder fand.
 

„We..weshalb hast du das getan?“ Mit zitternden Lippen war es so ziemlich das Einzige, das ich zu ihm zu sagen imstande war.
 

Ich sah wie er sich kurz aber energisch straffte...im selben Augenblick verschloss sich das Fenster zu seiner Seele, durch das ich für einen kurzen Moment lang hatte hindurch sehen können, bis weit in sein tiefstes Innerstes hinein.
 

In dem ich gesehen hatte, wie sehr er mich wirklich mochte…
 

„Lyria du können mir verzeihen? Ich..das tun mir wirklich sehr leid...es sein nicht wie du denken. Ich das nicht haben absichtlich machen wollen...es..es haben mich einfach so überkommen? Ich es nicht wieder tun werden..ich es dir versprechen.
 

Du wissen ich dich sehr mögen auch..auch wenn du nicht richtig schießen können...und mir zuweilen heftig auf die Nerven gehen….
 

„KLATSCH...!“
 

...in dem Augenblick knallte es, für diesen Spruch hatte ich ihm aus dem Affekt heraus tatsächlich glatt eine wohl eher ungewollt heftige Ohrfeige verpasst.
 

Er sah mich an, als wäre er eben von einem Eisbären geküsst worden….wobei seine Hand unversehens ungläubig zu seiner Wange und eben jener Stelle hin wanderte, der ich eben so unschön eine Erinnerung an das was man im allgemeinen unter Höflichkeit verstand versetzt hatte.
 

„Wa..warum du das getan haben?“ Kam nahezu tonlos aus ihm heraus, ich sah seine Augen entsprechend ungläubig auf mich gerichtet.
 

„WAS? Das fragst du mich noch? Allen ernstes? Ich bin also nichts weiter als eine nichtsnutzige Nervensäge in deinen Augen, die dazu noch zu dumm zum schießen ist? Na wunderbar was für tolle Aussichten...für den kommenden Winter! Aber gefallen tu ich dir schon irgendwie, du norwegischer Mistkerl von einem Macho. Weißt du was du kannst mich mal…und zwar kreuzweise!" Fauchte ich ihm daraufhin entsprechend wütend entgegen.
 

Er sah mich jedoch weiterhinso derart ungläubig an, dass sein verdutztes Gesicht fast schon wieder komisch wirkte und ich sicherlich allein wegen seiner Mimik herzlich hätte darüber lachen können, wäre die Situation nicht so angespannt ernst gewesen.
 

..."was sein bitte schön ein M a c h o? Ich das Wort nicht kennen, ich es noch nie gehört haben?!" Kam die völlig überraschende Gegenfrage von ihm fast sofort danach, wie aus seinem Gewehr geschossen an mich gerichtet, mit der ich jetzt beim besten Willen so gar nichts anfangen konnte.
 

"Du...ähhhmm...du weißt nicht was das ist? Gut dann will ich s dir erklären! Ein selbstgefälliges männliches arrogantes Stinktier, das überdies meint es sei der Nabel der Welt! DAS ist ein Macho...und nun verstanden Trapper?“ Knurrte ich somit nicht weniger zornig vor mich hin und damit auch unmissverständlich in seine Richtung, denn es galt unzweifelhaft ihm.
 

„Ich sein kein Stinktier...damit du es nur wissen Lyria, du besser hüten dein vorlaute Zunge Englischfrau. Ich haben mich bei dir entschuldigt weil..weil ich nicht wissen was in mich gefahren sein. Oh und ich dich bestimmt nicht wieder anrühren werden...da können du sicher sein! Da ich vorher lieber mit ein Eisbär vorlieb nehmen wollen….da ich wenigstens wissen woran ich mit ihm sein!“
 

War die prompte, sowie erwartungsgemäß ruppige Abfuhr, die ich dafür von ihm erhielt und ich wusste auch, dass ich mir die wahrhaftig und zu recht selbst eingebrockt hatte. Denn soooo übel war er was seinen Charakter anbelangte ganz bestimmt nicht, wie ich ihn mir in dem Moment gerne gemacht hätte....aber hergott nochmal, ich war so stinksauer auf ihn, dass ich es nicht wahr haben wollte, dass an sich nicht er, sondern ich selbst diejenige war, die sich von uns beiden schlecht benahm.
 

Ich sah ihn an…mein Blick streifte seinen für einen Augenblick lang...dann lenkte ich mit merklich schlechtem Gewissen ein.
 

„Bitte entschuldige es..es tut mir leid, es war nicht so gemeint..ich weiß du meinst es nur gut und willst mir helfen Eikskild..kannst du..kannst du mir verzeihen?"
 

Er kurz schluckte kurz als er meine Worte vernahm, die tatsächlich so ehrlich gemeint waren, wie ich es zu ihm gesagt hatte, dann erfolgte ein kaum sichtbares Nicken…
 

„Gut ich denken schon….es nichts nützen, wenn wir uns streiten. Wir zwei noch lange genug müssen miteinander auskommen. Es sein schon in Ordnung, ich haben dich verstanden, ich mich sehr bemühen aber es sein nicht einfach, ich lange Zeit gewohnt gewesen ganz allein zu leben..du können das verstehen?“
 

Ich sah ihn an.
 

„Sicher..das verstehe ich..es ist auch nicht einfach für mich. Ääähhmmm ja also was...was hältst du von einem Friedensangebot?“ Mit diesen Worten streckte ich ihm spontan meine Hand entgegen, wobei ich deutlich spüren konnte, dass sie ein wenig zitterte. Doch als er sie schließlich nach kurzem Zögern und einem ebenso leisen „gut also Frieden“ ergriff...bemerkte ich den eigenartigen Schauer den sein kräftiger Händedruck bei mir zurück ließ.
 

Ich wusste..dass ich ihn mochte..und ich wusste auch, dass er mich mochte...aber würde das denn genügen einen ganzen Winter lang miteinander auszukommen? Eine Frage die sich nicht beantworten ließ....schon gar nicht jetzt und in dieser angespannten Situation.
 

Und dahingehend eine Prognose zu wagen, wie sich unser Zusammenleben auf engstem Raum tatsächlich weiter zwischen uns beiden gestalten sollte, nun da gab es an sich eigentlich nur eine Möglichkeit...abwarten und sehen, was die Zeit mit sich bringen würde. Doch sich der naiven Illusion hinzugeben, dass dieser lange Zeitraum gänzlich unbeschadet und ohne irgendwelche Konflikte zwischen uns von statten gehen sollte oder konnte, der gab selbst ich mich als ausgebildete Psychologin nicht hin. Dazu wusste ich, dass wir beide an sich erstens zu lange alleine gelebt hatten und zweitens ganz eindeutig viel zu gefestigte Persönlichkeiten waren, um das zu vermeiden.
 

Zusammenstöße der Art wie dieser, der heute zwischen uns passiert war...waren damit unweigerlich vorprogrammiert...es würde wieder geschehen, es war nur eine Frage von Zeit. Dieser Umstand war zumindest mir bereits jetzt schon sonnenklar, auch wenn ich es nicht wirklich wahr haben wollte. Doch es war auch eine Chance, die man im Leben sicherlich nicht oft bekommt...nämlich die, sich selbst und seine Grenzen besser kennen und akzeptieren zu lernen und damit auch die von anderen Mitbewohnern...so wie beispielsweise seine. Und einander zu respektiere war zumindest ein guter Anfang. Also war das Mindeste, was ich tun konnte, mich bei ihm wenigstens für mein schlechtes Benehmen zu entschuldigen....
 

....alles andere würde sich ohnehin von selbst ergeben!
 

ZEIT dafür hatten wir ja nun genug...vorzugsweise an die vier, knapp fünf Monate die da noch vor uns lagen.

seltsame Fundstücke

Wir beide verloren an diesem Tag kein Wort mehr darüber, was da mitten in der endlosen Weite der Tundra zwischen uns vorgefallen war und auch an keinem Anderen, der darauf folgenden. Keiner von uns wagte es offen anzusprechen, obwohl Eikskild wie auch ich sehr genau wussten, dass die emotionale Beziehung zwischen uns und vor allem der zueinander, langsam aber sicher im Begriff war, sich immer komplizierter zu gestalten….um sie nicht sogar als ausgesprochen schwierig zu bewerten.
 

Der Trapper mochte mich...ich mochte ihn! Dennoch sprachen wir nicht darüber...nicht eine einzige Silbe verloren wir in der Richtung….aber nicht etwa weil uns die gegenseitigen mangelnden Sprachkenntnisse vielleicht daran hinderten, das war nicht der Grund. Nein wir maßen diesem Umstand absichtlich keinerlei Bedeutung bei...weil sich niemand von uns diese Blöße geben mochte, dem Anderen einfach ins Gesicht zu sagen, wie es innerlich gefühlsmäßig um ihn stand.
 

Unser erster Anlauf, was das gegenseitige Kennenlernen anbelangte, war im Kern schon äußerst holperig verlaufen, wie also sollte es da ausgerechnet jetzt einfacher werden? Das genaue Gegenteil war der Fall...je länger wir uns kannten, um so weniger sprachen wir über offen unsere Gefühle und das, was uns an emotionalen Regungen in Wahrheit bewegte. Vielleicht ein großer Fehler aber wir schafften es einfach nicht über unseren Schatten zu springen...jedenfalls momentan noch nicht.
 

Außerdem versuchte sich jeder von uns, so gut wie möglich mit der aktuellen IST Situation zu arrangieren, was bedeutete….den Alltag eben so gut es ging zu meistern.
 

Ich war inzwischen schon mehr als drei Wochen bei ihm...die Tage verliefen damit also in monotoner Gleichmäßigkeit...und den immer aufeinander folgenden Ritualen ab die da hießen, der Trapper ging täglich seine Fallen kontrollieren...nahm mich das eine oder andere Mal mit, um meine geradezu unterirdischen Schießkünste wenigstens etwas abzumildern und wenn er sonst nichts anderes tat, verbrachte Mann seine Zeit in der Regel damit, sich entweder im Geräteschuppen herum zu treiben, um irgend etwas zu reparieren, das es dringend notwendig hatte oder kümmerte sich um seine Tiere, sowie das beschaffen von Nahrungsmitteln, wie Rentierfleisch oder ähnliches.
 

Bei diesen Streifzügen durfte ich ihn allerdings nicht begleiten. Wenn er auf die Jagd ging, wollte Eikskild grundsätzlich alleine sein...vermutlich weil er Angst hatte, ich würde ihm die anvisierte Beute in meiner naiven Ahnungslosigkeit irgendwie vorzeitig in die Flucht schlagen. Das einmalige Erlebnis mit der Robbenjagd hatte ihm da offenbar voll und ganz an Erfahrung mit mir genügt...zumindest vorerst.
 

Ansonsten verbrachten wir die langsam immer länger werdenden Abendstunden zumeist gemeinsam, entweder mit dem gegenseitigen Lernen der jeweiligen Sprache des Anderen oder aber langatmigen Schachpartien, bei denen ich in regelmäßigen Abständen verlor und so bald keine sonderlich große Lust mehr verspürte, mich ständig von ihm über den Tisch ziehen zu lassen. Was damit dann schlicht bedeutete, dass Eikskild oftmals gezwungenermaßen in einem seiner vielen Bücher las oder auch das kleine Radio laufen ließ, damit wir wenigstens etwas von der Welt da draußen und um uns herum mitbekamen.
 

Ich selbst zog mich häufig in meine kleine Nische zurück, wenn ich allein sein wollte oder die täglichen intimen Kuschelmomente mit meinem Hund genoss, der seit wir auf Svalbard angekommen waren noch anhänglicher geworden war.
 

Nun ja, bis auf die nicht zu verleugnende Tatsache, dass Keira sich liebend gerne auch von Eikskild ihre Streicheleinheiten abholte und dem Trapper somit Abends häufig auf den Pelz rückte, indem sie sich einfach vor oder sogar auf seine Füße legte, wenn er am Tisch saß. Mittlerweile war ich nicht einmal mehr eifersüchtig deswegen, so wie am Anfang, in dem ich ihr Verhalten als simples Hintergehen ihres Frauchens gewertet hatte.
 

Nein, ich glaubte nämlich langsam selbst zu begreifen, warum sie ihn so sehr mochte...ich denke es war vermutlich der selbe Grund, weshalb ich ich ihn gern hatte.
 

Eikskild war zweifellos ein brummiger Kerl aber ein liebenswerter, mit harter Schale und einem Herz aus Gold...das spürte mein Hund zweifellos und nicht nur der allein, auch ich hatte das in der Zwischenzeit verstanden, je länger ich ihn kannte.
 

Ich begann bei der Gelegenheit aber allerdings auch zu bemerken, dass sich sein Verhalten mir gegenüber veränderte. Der Trapper wurde spürbar zurückhaltender und einsilbiger und obwohl ich meiner weiblichen Intuition folgend sehr genau ahnte, dass auch er mich gern hatte, versuchte er sich mir nicht mehr aufzudrängen. Nicht ein einziges Mal kamen wir damit auch nur ansatzweise wieder in eine solch verfängliche Situation, wie die zu Beginn, wo er mich kaum dass wir uns kannten einfach so angesprochen hatte, ob ich nicht mit ihm schlafen wollte oder aber es gewagt hatte, mich ungefragt zu küssen.
 

Einerseits war ich froh darüber, weil mir das emotional betrachtet ohnehin alles viel zu schnell mit ihm gegangen war, andererseits aber fand ich es auch schade, dass er sich innerlich so vor mir zurück zog...denn ich begann seine Gesellschaft zu schätzen. Ich verstand es selbst kaum aber seine an sich ruhige und gelassene Art, mit der er seinen Alltag in dieser Ödnis direkt am Polarkreis zu meistern pflegte, genau die ließ mich zu mir selbst finden. Ich begann die Dinge ohne es anfangs bewusst zu merken, dennoch aus seinen Augen heraus zu betrachten und ich musste gestehen, dass ich langsam Gefallen daran finden konnte...wie zielstrebig und nachdrücklich kompromisslos er seine Standpunkte vertrat.
 

Vor allem das karge, stark auf das notwendigste reduzierte Leben in dieser öden Landschaft schien seinen an sich schon ausgeprägten Scharfsinn noch zu verstärken. Eigenwillig war er was seine charakterlichen Wesenszüge betrafen zweifellos, interessanterweise war er aber auch der erste Mann in meinem Leben, bei dem mich das nicht störte, wenn er mir sagte wo s denn lang zu gehen hatte, auch wenn ich mich in typisch weiblicher Manier rein oberflächlich betrachtet, zumeist wenig einsichtig darüber zeigte, so sah ich es innerlich in einem völlig anderen Licht.
 

Ich fing an ihm zu vertrauen...sein ach so nordisch rauer Charme fing an mich auf eine Weise zu faszinieren, die ich mir selbst nicht erklären konnte.
 

Doch eines schönen Tages nach knapp drei Wochen kaum nennenswerter Vorkommnisse zwischen uns beiden, geschah eines Morgens etwas, das seit Yokky fort gegangen war mein lediglich eingeschläfertes Misstrauen ihm gegenüber neuerlich auf den Plan rief, sowie meine weibliche Neugier wieder erweckte..denn ich fand zufällig etwas unter seinen persönlichen Sachen, das ich beim besten Willen noch niemals zuvor so gesehen hatte…etwas, das ich niemals bei diesem Mann erwartet hätte schon gar nicht bei den schlichten Verhältnissen in denen er lebte...
 

und alles fing ganz harmlos an…
 

...es war früh am Morgen und wie üblich war er derjenige von uns beiden der als Erster auf den Beinen war. Ich bemühte mich zwar redlich, morgens früher aus dem Bett zu kommen aber es gelang mir nicht wirklich und so ein Frühaufsteher wie dieser Mann, würde ich ohnehin nie einer werden.
 

Der unverwechselbare Duft von schwarzem Instand Kaffee holte mich schließlich doch schweren Herzens aus der angenehmen Wärme meines Bettes heraus, denn inzwischen merkte nicht nur ich mehr als deutlich, dass der Winter vor der Türe stand, sondern auch der Trapper. Die Temperaturen fielen über Nacht das erste Mal empfindlich ab und es war morgens damit so kalt, dass der Ofen in der Hauptstube die nächtliche Wärme nicht mehr speichern konnte.
 

Hieß im Umkehrschluss, es war morgens...a…..kalt in der kleinen Bretterhütte und zwar in etwa solange, wie der gusseiserne Bollerofen brauchte, um nach dem Anfeuern den Raum wieder einigermaßen behaglich aufzuheizen. Eikskild hatte das freundlicherweise an diesem Tag übernommen und als ich schließlich in meine für diese Wetterverhältnisse hoffentlich ausreichend warmen Funktionsklamotten gehüllt in der Küche erschien, sah ich ihn mir kritisch zweifelnd entgegen blicken.
 

„Was das sollen sein, du dich etwa als Schaf verkleiden wollen? So dick du dich müssen nun auch wieder nicht einpacken Lyria. Der Winter haben ja noch nicht einmal richtig begonnen. Was wollen du denn noch anziehen wenn er da sein?“ Fragte er mich ehrlich verblüfft, als er mich im dicken norwegischen Schafwollstrickpullover aus roter und dunkelblau, weißer Wolle und den dick gefütterten Trekking Hosen in die Stube treten sah.
 

Ich zuckte derweil mit den Schultern. „Hmm weiß nicht...zwei Schichten übereinander vielleicht und noch etwas, ich bin KEIN Schaf hast du verstanden? Es ist mir einfach nur verdammt kalt...basta!“ Kommentierte ich seinen Spruch an mich nicht eben begeistert, wobei ich meine Brauen unwillig in Richtung meines Nasenrückens zog und ihn dabei offensichtlich mit solch säuerlichen Blicken musterte..so dass er glatt zu grinsen anfing, als er es bemerkte. Doch er wurde sehr schnell wieder ernst.
 

"Ja du das noch nicht gewohnt sein..aber das sich bald ändern werden….wenn du lange genug hier es dich nicht mehr so viel ausmachen werden...du sollten vielleicht mehr in mein Banja* ( russische Art der Sauna*) gehen und ordentlich schwitzen, das den Kreislauf anregen und obendrein gegen die Kälte abhärten. Das hier alle so machen….du wissen?" Eikskild sah mir entgegen und ich merkte, dass er mir wirklich nur ernsthaft erklären wollte, was die Gepflogenheiten in diesen eisigen Regionen waren um zu überleben und seine Gesundheit eben entsprechend zu stählen. Aber ich hatte sowieso schon schlechte Laune wegen der unangenehmen Kälte und daher keine Lust, das ohnehin vorbelastete Thema noch zu vertiefen, demnach fiel mein Kommentar an ihn entsprechend aus.
 

„Oh ich WEISS durchaus was eine Sauna ist Herr Trapper...aber da kriegen mich keine zehn Pferde rein, weder mit dir noch ohne dich! Ich verabscheue Schwitzen generell und vor allem NACKT! Also war das für den Herrn Begründung genug?“ Fauchte ich ihn somit nicht besonders nett an, woraufhin ich ein völlig ratloses wie gleichzeitig ungläubiges Gesicht von ihm präsentiert bekam. „Aber das sein gut für dein Körper...und..und es halten dich gesund...das sein hier überlebenswichtig“...setzte er nochmals halbherzig an, doch er kam nicht mehr sehr weit...
 

„Es ist mir ehrlich gesagt egal, wie es wirken mag und das kann schon alles sein...aber ich werde das nicht tun, keine Chance! Wenn du dir in dem mörderheißen Höllenschuppen den Pelz verbrennen willst, herzlich gerne aber ohne mich Trapper...und soweit klar jetzt?“ Unterbrach ich ihn demnach wenig geduldig, wobei ich meine Arme demonstrativ abweisend vor der Brust überschlug und mich im Anschluss daran wortlos der Kaffeetasse zuwandte, die wie üblich auf meinem Platz am Küchentisch stand.
 

Ich sah wie er kurz sichtlich verwirrt die breiten Schultern hob, dann konnte ich ihn bereits antworten hören.
 

„Es sein klar ich es verstanden haben aber du sein dumm Lyria und ich so langsam glauben du MICH nicht verstehen wollen. Aber gut wie du wollen, es sein nicht mein Problem, ich es jedenfalls regelmäßig machen, denn ich es sein gewohnt...aber nicht heute, denn ich haben noch nach den Fallen zu schauen und das Futter für die Hunde müssen ich auch noch auffüllen, daher ich später noch jagen gehen müssen.“ War damit die dementsprechende Antwort des Trappers an mich.
 

Ich fühlte mich zwar mal wieder persönlich von ihm angegriffen, wusste aber, dass er im Grunde völlig recht hatte und streiten wollte ich mich auch nicht schon wieder mit ihm, also entgegnete ich ihm somit für meine Verhältnisse ungewöhnlich gelassen...
 

"Ist gut, ich gehe davon aus, dass du mich solange hier lassen wolltest...dann kann ich ja die Zeit nutzen, um mich noch ein wenig nützlich zu machen und solange alles im Haus in Ordnung bringen. Der Winter ist noch lange genug, in dem wir uns wohl kaum einen Schritt vor die Tür bewegen können und da hätte ich es gerne etwas ordentlicher...oder besser noch "gemütlicher" bedeutet also im Umkehrschluss, dass ich mich daher aufs Sauber machen verlegen werde und zwar gründlich!“ Eikskild sah mich einen Moment lang sichtlich verdutzt an, dann zuckte er abermals kurz mit den breiten Trapperschultern und antwortete mir dann in überraschend humorvollem Unterton, seiner an sich so angenehm tiefen und voll tönenden Stimme.
 

„Nun du offensichtlich tun müssen, was du nicht lassen können Englischfrau...das sein wohl typisch für ein Frau wie du aber du mir wenn möglich nicht alles komplett auf den Kopf stellen. Du wissen..ich mein Haus gerne noch wieder erkennen wollen, wenn ich später zurück kommen.“
 

Sein kurzes sowie merklich vielsagendes Grinsen das darauf folgte, wirkte recht zerknittert, denn ich bemerkte durchaus, dass es ihm im Grunde nicht so besonders gefiel, dass ich schon wieder Ambitionen zeigte, ihm seine heiß geliebte Bude nach meinen Vorstellungen auf den Kopf zu stellen, denn das war es, was sich Frauen in der Regel unter „sauber“ machen vorzustellen pflegten. Dennoch versuchte er es mit Humor zu nehmen...auch wenn es ihm merklich schwer fiel.
 

„Oh keine Sorge, ich werde es dir schon nicht gleich in die Luft jagen Herr Eikskild“...war demnach mein eigener Kommentar an ihn, auf den dieses mal ein äußerst sarkastisches Grinsen meinerseits erfolgte.
 

Ich sah wie die dichten dunklen Augenbrauen fast sofort danach skeptisch in Richtung seines Nasenrückens wanderten und hörte ihn gleichzeitig leise seufzen, doch er hielt sich zurück….
 

„..gut wenn das alles sein, dann ich mich gleich fertig machen, ich wollen nachher fort, ich sonst zu viel Zeit verlieren, es werden jetzt immer früher dunkel“
 

Das war alles, was von ihm noch in dieser Richtung kam, etwa eine halbe Stunde später war ich wieder einmal mit mir und meinem Hund allein. Keira und ich genossen den langen ausgedehnten Spaziergang, den wir beide dank meiner inzwischen etwas besseren Schießkünste und des Trappers Zweitgewehrs etwas weiter in die Tundra der Insel wagen konnten...wenn er mir zuvor auch noch mehrfach eingebläut hatte, das Haus auf keinen Fall ohne zu verlassen.
 

Wussten wir alle beide doch sehr genau aus welchem Grund, denn wir konnten jetzt jederzeit auf einen der großen weißen Polarbären treffen...was ohne entsprechende Waffe an sich lebensgefährlich enden konnte. Nach etwas mehr als drei Stunden kamen mein Hund und ich hungrig und durchgefroren zurück, worauf ich ihr zu fressen gab dann selbst etwas aß und mich anschließend bei einer gemütlichen Tasse Pefferminztee etwas am behaglich aufgeheizten Ofen aufwärmen wollte...
 

...ich sagte wollte, denn dazu kam es leider nicht...denn als ich auf der Suche nach dem Tee, von dem ich wusste dass er ihn besaß und irgendwo hingesteckt hatte, in dem uralt Küchenschränkchen kramte und allerlei nützliches und weniger nützliches zutage beförderte von dem ich die Hälfte der entweder abgelaufenen oder schlicht nicht mehr genießbaren Lebensmittel am Liebsten entsorgen wollte….fiel mir zufällig ein kleines unscheinbares schlichtes dunkelbraunes Holzkästchen in die Hände, das ich in meinem Tran erst einmal völlig harmlos für die Teedose hielt, doch als ich es ganz selbstverständlich öffnete wollte ich meinen Augen nicht trauen.
 

Es war wie ich erwartet hatte kein Tee darin, sondern ein etwa Handteller großer rundlich weißer und in einem ganz eigenen Licht schimmernder Edelstein von unvergleichlicher Erhabenheit..so etwas kostbares und zugleich atemberaubend schönes, wie IHN hatte ich noch nie zuvor gesehen…
 

...dabei schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf.
 

> JA WIE ZUM TEUFEL KAM EIN MANN WIE ER ZU SOLCH EINEM BESITZ? <
 

Ich konnte es kaum fassen und nahm mir ohne jeden Zweifel vor ihn zur Rede zu stellen, wenn er später zurück kommen würde, denn das wollte ich wissen...und zwar ganz genau! Also wer so etwas wie diesen Klunker besaß, war entweder nicht DER, den er in seiner Person vorzugeben gedachte oder aber ein krimineller schlimmer Finger, der das Ding seinem rechtmäßigen Besitzer entwendet hatte und sich vielleicht sogar aus diesem Grund hier am Ende der Welt vor ihm versteckte?
 

Doch das war es eigentlich weniger was mir mein Instinkt über ihn sagte….denn mal ehrlich, ER mochte zwar vieles sein aber nach einem üblen Ganoven sah er mir nun nicht wirklich aus, dafür wirkte er auch von seinem Wesen her viel zu aufrichtig und rechtschaffen…..
 

...aber WER zum Geier war dieser Mann dann?

"Akensten"

Es dauerte wie üblich nahezu den gesamten Tag lang bis er wieder zur Hütte zurück kam…
 

Ich hatte während dessen genug Zeit mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie ich es anstellen wollte..ihm dieses Ding unter die Nase zu halten ohne ihn damit möglichst gleich bei seiner Ankunft zu überfallen…oder aber mir seinen Unmut zuzuziehen, mit dem ich wohl zu rechnen hatte.
 

Also machte ich mich zunächst nützlich...nachdem ich Keira versorgt hatte versuchte ich mich mit putzen abzulenken...doch das gelang mir nur leidlich und zwar in etwa so lange, bis mir die entsprechende Idee kam, wie ich es denn anstellen könnte ihn zur Rede zu stellen und zwar beim Abendessen...das ich heute Abend selbst und höchstpersönlich für uns beide kochen würde.
 

Genau das war die Gelegenheit...denn mit vollem Magen dachte ich mir, würde es seinen ganz sicher folgenden Zorn vielleicht besänftigen können…den ich mir damit unweigerlich aufladen würde.
 

Gesagt getan...ich versuchte also erneut etwas möglichst schmackhaftes und nahrhaftes aus den begrenzen Mitteln die mir zur Verfügung standen zu zaubern...immerhin roch es nicht so schlecht, wie beim ersten Mal. Auch wenn der zweite Anlauf, meiner was das Kochen anbelangte eher unbegabten Bemühungen jetzt nicht unbedingt viel besser aussah. Ich war nicht nur allein für rein weibliche Verhältnisse betrachtet nun nicht gerade eine Granate was das schmackhafte Zubereiten von Lebensmitteln anbelangte....aber das wussten wir ja inzwischen beide! Ich für meinen Teil hoffte insgeheim, ihn damit trotzdem einigermaßen besänftigen zu können...irgendwie jedenfalls.
 

Vielleicht zählten da ja auch meine gut gemeinten Absichten? Aber wenn ich ehrlich war, glaubte ich selbst nicht wirklich daran...doch um sich jetzt noch eine andere Strategie auszudenken war es leider zu spät...
 

Ich war noch nicht sehr lange fertig, als er zurück kam...nicht allein wohlgemerkt, im Gepäck hatte Nordmann nämlich oh Wunder gleich ein ganzes Stück vom Rentierhüftsteak, mitsamt der ordentlich ausladenen Hüfte des riesigen Viehs dran...das er offensichtlich am heutigen Tage per Jagdglück erbeutet hatte. Ohne weiter auf mich zu achten, ließ er das blutige tote Stück Fleisch, mit einem ächzenden Seufzer direkt auf das von mir frisch gewienerte Spülbecken fallen, so dass ich ihm am liebsten den Hals umdrehen würde und zwar noch bevor wir einander überhaupt guten Tag gesagt hatten.
 

Denn erst dann schickte der Trapper sich nämlich an, mich zu registrieren...“ich haben uns das Abendessen besorgt!“ Kommentierte er es schließlich mit einem etwas schiefen aber überbreit belustigten Lächeln in meine Richtung, als er mein Gesicht bemerkte, das ich beim nackten Anblick des toten Tiers zog.
 

„Ja DAS sehe ich Eikskild!“ Antwortete ich ihm wenig amused angesichts der unschönen Tatsache, dass ich die Putzarbeiten nun wieder ganz von vorne beginnen konnte, geschwiegedenn keine Ahnung davon hatte wie ich das Vieh samt seiner Reste je wieder vom Spülstein kratzen sollte.
 

„Du bist leider zu spät Trapper, ich habe uns heute schon was essbares gekocht und wenn du dich freundlicherweise noch kurz bequemen könntest, dir wenigstens die blutigen Pfoten sauber mit Seife zu waschen und dich dann zu mir zu setzen, dann können wir beide sogar gemeinsam essen.
 

Also....was hältst du davon?“
 

Ich sah ihn dabei weiterhin mit durchdringendem Blicken an, mir nicht mit einzigen Atemzug anmerken lassend, dass ich in meiner Pullovertasche noch etwas ganz anderes verborgen hatte, das ich ihm jetzt gleich präsentieren wollte und zwar sobald er sich zu mir an den Tisch gesellt hatte.
 

Der Trapper seufzte derweil leise…
 

„In Ordnung ich haben uns zwar eigentlich das Ren machen wollen aber dann eben morgen. Gut ich noch kurz Hände waschen...dann wir essen können.“ Sagte er dann trotz meines unüberhörbar brüsken Empfangs überraschend geduldig, wobei er gleichzeitig Anstalten machte sich tatsächlich gründlich zu waschen, um im Anschluss daran sogleich zu mir an den klapprigen Küchentisch zu kommen.
 

Als er endlich saß, trat ich wie beiläufig hinter ihn, so als wollte ich ihm das Essen aus der Pfanne auf den Teller geben, legte ihm jedoch anstatt dessen den Stein, den ich zwischenzeitlich aus der Tasche gezogen hatte, direkt auf den leeren Teller, wobei von meiner Seite aus nicht ein Wort fiel.
 

Noch in dem Moment wo Eikskild einen Blick darauf geworfen hatte, was ich ihm da so offenkundig als Überraschung zum Abendessen präsentierte, sprang der Trapper augenblicklich wie von der Tarantel gebissen, mit einem hastigen Satz halb von seinem Platz in die Höhe und drehte sich ebenso rasch zu mir herum.
 

Der Blick der mich dabei aus dem geheimnisvollen, selten tiefen Blau seiner Augen traf, machte mir Angst….um nicht zu sagen große Angst. Mich überfiel erschreckenderweise unmittelbar das eigenartige Gefühl, als wolle der Mann auf mich los gehen und mir netterweise den Hals umdrehen...zum Dank dafür, was ich da eben getan hatte, denn genau SO sah er mich in dem Augenblick in etwa an.
 

„WO haben du IHN her Englischfrau? ICH sagte wo...?!“
 

Fuhr er mich dabei in einer Tonlage an, die mich heftigst schlucken ließ….wobei er gänzlich aufstand, um mir noch einen Schritt näher zu kommen.
 

Zitternd wich ich instinktiv ein Stück vor ihm zurück, denn ich wollte damit nichts anderes erreichen, als diesen wild zornfunkelnden Augen auszuweichen und ihnen so zu entkommen.
 

„Ich ähhh…ja nun...ich wollte mir eigentlich nichts weiter als einen lumpigen Tee aufbrühen, wenn du s genau wissen willst und..und WHAMMMMM...da lag er...in DEINER Teedose Eikskild. Was ist, hast du mich verstanden was ich gesagt habe?
 

In der TEEDOSE!
 

Also was bitte schön kann ich denn dafür, dass du so etwas wertvolles wie DAS, ausgerechnet in der ollen unscheinbaren Holzschachtel im Küchenschrank aufbewahrst? Ich meine woher hätte ich das denn wissen sollen...hmm?“
 

Antwortete ich ihm schließlich eher zögerlich, wenn auch spürbar trotzig und in unüberhörbar vorwurfsvollem Unterton zu meiner Verteidigung, denn ich war inzwischen mehr als unsicher, ob es denn wirklich richtig gewesen war, den Trapper damit zu konfrontieren.
 

Mittlerweile fragte ich mich allen Ernstes, ob es nicht schlauer gewesen wäre, den Klunker lieber wieder an seinen Platz verschwinden lassen und zwar ohne Eikskild zu sagen, was ich da gewissermaßen zufällig, sowie in flagranti in seinem Schrank aufgestöbert hatte. Denn allein schon, wie der Mann mich auch weiterhin aus seinen eigenartig intensiv leuchtenden blauen Augen fixierte, ließ mich regelrecht schaudern.
 

„So so du sagen, du ihn also beim Suchen nach dem Tee gefunden haben?!“ Wiederholte er meine Aussage fast sofort seltsam misstrauisch, wobei sich seine Brauen gefährlich weit nach unten in Richtung seines Nasenrückens zu ziehen begannen.
 

„Das habe ich, weshalb sollte ich dich anlügen? Ich meine was hätte ich denn davon? Glaubst du etwa ich hätte ihn dir ausgerechnet jetzt zurück geben wollen, wenn ich denn insgeheim die Absicht hegte, ihn dir zu entwenden? Wäre es denn dann nicht schlauer von mir gewesen, ihn irgendwo klammheimlich verschwinden zu lassen, anstatt ihn dir erst zu zeigen? Mal ehrlich und überhaupt Eikskild, WO hast du IHN denn überhaupt her, wenn man fragen darf? Ich meine die Frage ist durchaus berechtigt, wenn wir uns hier zwar unausgesprochen aber insgeheim doch gegenseitig des lange Finger machen s verdächtigen?!“
 

Fauchte ich ihn dabei wieder mal weiblich starrköpfig entgegen, wobei ich die Unterlippe schürzte...der Kerl ging mir in dem Augenblick nämlich so was von auf die Nerven….der konnte sich seinen Klunker von mir aus getrost und gerne sonst wo hin stecken, von mir aus auch in den Hintern...was interessierte mich das denn, wo das Ding her kam?
 

Im Grunde war es mir gleich...und auch wieder nicht. Meine ungebändigte Neugier, was die geheimnisvolle Herkunft dieses kostbaren Juwels betraf, das allein von der Karat Anzahl her an sich nichts geringerem wie einem superreichen Geschäftsmann oder aber einem Adligen gehören konnte...einem Adligen wie einem Fürsten beispielsweise?!
 

Genau das stachelte meine ohnehin blühende Phantasie noch auf das Heftigste an...aber wie auch immer, diese Neugier konnte zumindest momentan schlicht nicht zufriedenstellend befriedigt werden, denn ich ahnte dunkel, dass er mir DAS bestimmt nicht freiwillig auf die Nase binden würde.
 

Und so war es auch….
 

„Ich haben ihn jedenfalls nicht gestohlen...auch wenn du das jetzt sicher von mir glauben sollten?!“
 

Kam die Antwort prompt und äußerst kurz angebunden über seine bärtigen Lippen geflossen, wobei ich sah, wie er sie anschließend verschloss und sich sein schöner Mund mit den schmalen und auch für einen Mann eher fein gezeichneten Lippenbögen zu einem einzigen harten Strich zusammen presste.
 

ER war wütend und zwar auf mich, ich sah es Eikskild schon an seinem Gesichtsausdruck an. Die Mimik war unmissverständlich und inzwischen kannte ich den Trapper gut genug, um diese unausgesprochenen Anzeichen entsprechend deuten zu können. Doch das beeindruckte mich im Augenblick eher mäßig...
 

„Ah sooo jaaaa? Und woher soll das Ding dann zu dir gekommen sein? Etwa ausgebrütet...nein besser noch als Ei gelegt..oder wie?“ Fuhr ich demnach entsprechend ungerührt in seine Richtung fort.
 

Ich konnte ihn derweil regelrecht vor unterdrücktem Zorn schnauben hören, ehe die darauf folgende Antwort an mich kam.
 

„Ich mich vor dir dafür sicher nicht rechtfertigen müssen Menschenfrau...das können dir völlig einerlei sein, wo der Stein her kommen. Aber wenn es dich beruhigen...es sein ein Erbstück meiner Familie...ein sehr altes….!“
 

Indem stutzte ich kurz. Hatte der Trapper mir ohne es vermutlich selbst zu merken, jetzt wieder diesen seltsamen Beinamen gegeben, wie schon einmal? “Menschenfrau“ Ja..das war es, was ihm dabei über die Lippen gekommen war, aber was bei allen Göttern sollte das? Himmel nochmal, ich wusste selbst, dass ich ein Mensch war, also musste er mich nicht noch extra daran erinnern.
 

Hätte er anstatt dessen nicht lieber sein ach so nettes Kompliment mit der „Englischfrau“ verwenden können? Denn Engländerin war ich ja nun zweifelsfrei auch…
 

….ich verstand langsam die Welt nicht mehr.
 

Der Kerl war zuweilen äußerst merkwürdig, aber ich tat es vorerst und für den Moment schlicht mit seinem Mangel an englisch Sprachkenntnissen ab.
 

„So und das soll ich dir also glauben? Einfach so...ja? Ausgerechnet DIR Mann! Oh und ich vergaß es am Rande beinahe noch zu erwähnen...denn du lebst ja ausgerechnet hier am Arsch der Welt! Und das absichtlich..Eikskild!
 

Ich meine das DING ist gut und gerne mehrere Millionen englische Pfund wert, wenn nicht sogar mehr. So und jetzt würde ich daher noch gerne von dir wissen, wie ein Trapper wie DU, ein ganz normaler einfacher Mann, an so etwas wertvolles kommt und es mir gegenüber schlicht als seinen Familienbesitz abtut! Denn wenn du den Stein nicht gestohlen hast, wie du behauptest...dann kannst du nicht DER sein, den du mir schon die ganze Zeit über vorzugeben weiß machen willst.
 

ALSO WER BIST DU WIRKLICH?
 

Vielleicht doch irgend so ein stinkend reicher Firmenboss, der die Nase voll hat und hier am Arsch der Welt quasi nur den Aussteiger mimt? Ach halt nein oder besser noch Ölscheich. Ich meine du zählst in Dubai sicherlich ein ganzes Fußballfeld von Ölquellen zu deinem persönlichen Besitz?! Hey das wär s doch….hmm bist du vielleicht noch irgendwie zu haben? Ich würde dich glatt nehmen. Ich meine so ein stinkreicher Schnösel, also das hätte schon durchaus was...oder etwa nicht?“
 

Ich sah ihn an, mein Gesicht spiegelte den beißenden Sarkasmus dessen ich mich im Moment bediente geradezu sichtbar wieder...das zuckersüße spöttische Grinsen das meine Lippen dabei umspielte war nahezu tödlich….und ich war außerdem noch lange nicht fertig damit es ihm richtig zu geben….
 

„NEIN JETZT WEISS ICH S…hör zu…..wow ich hab noch ne viel bessere Idee. Halt dich fest Trapper..du...du bist KÖNIG!?
 

Ja genau...irgend so ein möchte gern Herrscher, den sie ins Exil geschickt haben oder der sich aus irgendwelchen Gründen von alleine davon gemacht hat….der Stein ist sozusagen dein Notgroschen ohne den nehmen sich dich nicht wieder zurück..stimmt s?!“
 

Entgegnete ich ihm feixend, mich selbst königlich über meinen Witz amüsierend, den er aber offenbar überhaupt nicht lustig zu finden schien, jedenfalls nach dem sichtlich pikierten und säuerlichen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, den Mann dabei ganz eindeutig machte, doch das war mir eigentlich so ziemlich egal….im Moment jedenfalls.
 

Ich ahnte zu dem Zeitpunkt ja noch nicht einmal im Traum, wie nahe ich damit an der eigentlichen Wahrheit entlang geschrammt war. Ja man konnte Fug und Recht behaupten...dass ich dortmals nicht im Ansatz irgend einen Schimmer davon besaß, WER dieser Mann wirklich war….aber woher hätte ich das auch wissen sollen?
 

Es war einfach zu verrückt um es zu glauben…
 

...und so kam seine Antwort entsprechend brüsk und abweisend in meine Richtung, weil er dieses Thema ganz sicher nicht mehr vertiefen wollte...und das aus gutem Grund, was ich zu diesem Zeitpunkt aber ja nicht wissen konnte.
 

„Was du eigentlich von mir wollen Lyria? Das sein doch alles lächerlich...wie kommen du nur auf solch verrückte Ideen? Ich es dir trotzdem nicht sagen werden und ich es dir auch nicht sagen können, denn DAS gehen dich nichts an! Das sein mein letztes Wort...und jetzt du mich in Ruhe lassen, ich wollen alleine sein!“
 

Das war deutlich...allein die Tonlage machte mir klar, dass ich diesen Wunsch besser zu respektieren hatte, um nicht vollständig mit ihm aneinander zu geraten.
 

Ich sah ihm derweil ehrlich überrascht entgegen, denn damit dass er mir zwecks seiner eigentlichen Herkunft oder der des Edelsteins so gar nichts verraten würde, hatte ich nun doch nicht ganz gerechnet...aber ich hätte es mir eigentlich denken können...denn dass der Mann ein ausgemachter Geheimniskrämer war hatte ich inzwischen schon selber fest gestellt.
 

„Gut ich will respektieren, dass es mich deiner Meinung nach nichts angeht..vorerst jedenfalls…aber bevor einer von uns beiden geht würde mich noch eins interessieren...
 

...sag hat der Klunker da wenigstens auch einen Namen?“ Meine Frage an ihn kam so überraschend wie unverhofft..ich sah es ihm regelrecht an.
 

Er sah mir entsprechend verblüfft entgegen..“äähh wie ein...ein NAMEN..wie du das denn jetzt wieder meinen?“ Antwortete er mir im Anschluss daran so treffend ehrlich, wie unwissend, dass ich nicht umhin kam, ihm zu erklären was ich damit gemeint hatte.
 

„Na jeder berühmte Edelstein ab einer gewissen Größe besitzt einen Namen…sag bloß, du hast noch nie was vom „großen Stern von Afrika“ dem Cullinan Diamanten gehört? Dem größten Schatz der britischen Kronjuwelen?“ Hakte ich damit entsprechend besserwisserisch in seine Richtung ein, wobei ich ihn mit einem etwas überheblich breiten Grinsen im Auge behielt. Doch er schien sich auf dieses Frage und Antwortspiel nicht so recht einlassen zu wollen.
 

„AKENSTEN“...das sein, sein Name Englischfrau! Mehr ich dir darüber nicht sagen können!“
 

Kam der so der erwartungsgemäß knappe brummige Kommentar über seine Lippen geflossen, das war auch schon alles. Mit diesen Worten wollte er Anstalten machen sich nach draußen zu verkrümeln obwohl es inzwischen bereits dunkel geworden war…
 

> So..so Akensten also? <
 

Na ja, das sagte mir jetzt alles herzlich wenig darüber und von so einem Edelstein hatte ich, soweit es mir bewusst war, zuvor auch noch nie in meinemLeben gehört, also konnte der wohl nicht so besonders berühmt gewesen sein...oder vielleicht sogar doch und ICH wusste es nur nicht? Jedenfalls konnte dies auch gut mit einer der Gründe sein, weshalb dieses kostbare Kleinod anscheinend niemand vermisste..obwohl sich ein unscheinbarer Gedanke was ihn und seine Herkunft betraf, dunkel und sehr weit hinten in meinem Hinterkopf zu regen begann, den ich jetzt im Moment jedoch weder fassen noch recht zuordnen konnte.
 

Also schob ich ihn kurzerhand beiseite...irgendwann würde es mir schon wieder einfallen...
 

Genau ebenjene Gedankengänge waren es, die mir während seiner Antwort eher zwar beiläufig durch den Kopf schossen, aber sich doch nicht vollständig verdrängen ließen und das obwohl diese wenigstens im Augenblick an sich mein kleinstes Problem darstellten. Denn viel eher ärgerte ich mich maßlos darüber, dass er mich mal wieder sitzen lassen wollte der feine Herr Trapper und so reagierte ich entsprechend hastig darauf...
 

„Wa..was ist mit dem Abendessen? Hey ich hab mir solche Mühe damit gegeben! Willst du es nicht wenigstens versuchen? Ich verspreche dir, dass ich dich nichts mehr bezüglich dieses Steins fragen werde..ehrlich Eikskild...ich verspreche es dir!“
 

Versuchte ich ihn somit fast schon mit bittender Tonlage zurück zu halten. Mir war zwischenzeitlich wirklich völlig einerlei, WAS dieses Ding vielleicht war oder woher er es hatte. An sich ging es mich ja auch nichts an. Ich wollte einfach nur nicht, dass er jetzt ging und mich schon wieder alleine zurück ließ...ich hatte für heute eindeutig genug von meiner eigenen Gesellschaft. Da war der Mann nun schon den ganzen Tag nicht da gewesen...und jetzt wollte er sich auch noch aus dem Staub machen, nur weil ihm meine Fragen nicht gefallen hatten?
 

Norwegischer Mistkerl also so hatten wir beide sicherlich nicht gewettet...
 

„Du sein ganz miserable Köchin, du es etwa schon vergessen haben?“ Kam die Antwort an mich prompt und merklich sarkastisch, wobei er jedoch mit einem Mal stehen blieb und sich zu mir herum drehte. Ich sah das versöhnlich belustigte Grinsen das seine bärtigen Lippen umspielte und musste ebenfalls spontan lächeln.
 

„Hmm wieso versuchst DU dich dann nicht mal als Smutje Trapper? Wenn du schon so hartnäckig die Meinung vertrittst, dass ich es nicht kann, vielleicht schmeckt das was du fabrizierst ja besser?“ Versuchte ich ihn damit ganz eindeutig aus der Reserve zu locken, was mir zu meinem grenzenlosen Erstaunen offenbar auch gelang.
 

„Oh ich können gut kochen..sicherlich besser als du es glauben und eindeutig besser, als du es tun Lyria.“ War die zu erwartende überraschend selbstsichere Antwort auf meine unterschwellige Herausforderung an ihn.
 

„Also DAS will ich sehen! Die Wette gilt!“ Entgegnete ich ihm nachdrücklich entschlossen, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Er schluckte kurz nickte dann aber mit der selben Entschlusskraft, bevor er etwas dazu sagte.
 

„Gut..ich es tun werden, aber du es probieren müssen...du es mir versprechen?“
 

Ich nickte ebenfalls.
 

„Na klar..ich bin ja so was von gespannt!“ Konterte ich im Anschluss daran breit grinsend.
 

„Worauf warten du dann noch?“ War des Trappers trockener Kommentar auf meine Aussage.
 

„Was etwa JETZT ich..ich dachte das sei ein Scherz?“ Fuhr es mir erwartungsgemäß verblüfft heraus, angesichts der Tatsache, was er vor hatte.
 

„Nein es sein mein Ernst, ich uns jetzt etwas zu Essen machen...dein s du getrost dem Hund füttern können, wenn er es fressen wollen was ich aber nicht glauben.“ Kam die prompte Antwort an mich jedoch nur einen Augenblick später.
 

„Elender Mistkerl!“ Fluchte ich leise woraufhin ich ihm einen leichten knuff auf den Oberarm gab der ihn unvermittelt grinsen ließ.
 

„Was du wollen, ich sagen nur die Wahrheit.“ Entgegnete er mir überraschend gelassen woraufhin er Anstalten machte die Pfanne von dem zu leeren was ich bis vor kurzen darin noch an Inhalt fabriziert hatte und zwar alles in den Hundenapf...um sie anschließend im Spülbecken zu säubern und dann erneut auf der Kochplatte zu platzieren.
 

Meine Blicke folgten ihm neugiereig mit denen ich sah wo er sich seine Sachen für unser gemeinsames Abendessen zusammen suchte..unter anderem frisches Fleisch vom Ren, das er an diesem Abend höchstpersönlich erbeutet und mitgebracht hatte...also dagegen konnte mein Dosenfutter natürlich nicht anstinken, das war ja sonnenklar.
 

Wenig später brutzelte es bereits in der Pfanne vor sich hin und der verführerische Duft von gebratenem Fleisch füllte die kleine Hütte mit einer gewissen Vorfreude auf ein gutes Essen.
 

Ich stand derweil hinter ihm...und konnte es mir nicht gänzlich verkneifen noch ein wenig näher an ihn heran zu rücken, um ihm anschließend neugierig über die Schulter zu blicken…
 

..“wa...was machst du?“
 

Fragte ich ihn dabei völlig harmlos, wobei ich unmittelbar danach ungewollt seinen männlich herben Geruch nach frischem Männerschweiß..würziger Luft und seiner ureigenen seltsam moschusartig erdigen Note auffing, die mir nicht das erste mal gänzlich den Atem stocken ließ.
 

Eikskild hatte für mich einen Duft an sich, der mich anzog wie Motten von einer nächtlichen Lichtquelle angelockt wurden und ihr in die Falle gingen...ebenso unausweichlich wie wiederholt grausam..denn sie folgen ihr immer und immer wieder bis zur vollständigen Erschöpfung...wie gebannt, bis hin zum Tode und in etwa so kam ich mir in seiner Nähe vor, die mich längst ebenso mörderisch zauberhaft eingefangen hatte...wie jene Motten im nächtlichen Licht.
 

In dem drehte er sich zu mir herum und ich sah unversehens in diese faszinierend dunkelblauen Augen, die mir unversehens so nahe gekommen waren, dass ich den dunklen Kranz um seine Iris sehen konnte, der deutlich und tiefblau hervorstach viel dunkler noch, als das intensive Cobaltblau seiner Augen.
 

„Du wollen es versuchen...?“
 

Fragte er mich in seiner seltsamen brüchigen Ausdrucksweise in einem Unterton der mir einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken rieseln ließ...seine Lippen sie waren den meinen in diesem Augenblick so nahe, dass sie sich beinahe berührten. Ich hätte mich nur minimal vorzubeugen brauchen, um sie in jener verführerischen Wärme auf den meinen zu spüren…
 

„Hmm wenn du mich lässt…?“
 

Hauchte ich ihm somit atemlos gespannt entgegen...aber nichts weiter geschah, als dass sich ein eigenartig tiefgründiges Lächeln auf diese schönen Männerlippen stahl, woraufhin er mich kurzerhand ein kleines Stückchen von sich weg schob.
 

„Sicher..wenn du es wollen Lyria?“ War die denkbar knappe Antwort seinerseits darauf.
 

Mit diesen nicht so ganz eindeutigen Worten nahm er ein kleines Stückchen des Fleischs und spießte es ohne zu zögern mit der Gabel auf, die er mir unmittelbar danach entgegen schob, als er sich zu mir umgedreht hatte.
 

„Du es kosten, es dir sicher schmecken werden“...konnte ich ihn dabei leise und sehr nahe an meinem Ohr flüstern hören und ich war mir jetzt nicht so ganz sicher, was er damit eigentlich gemeint hatte? Etwa das Fleisch in der Pfanne vor ihm oder aber doch die all zu verlockende Vorstellung daran, genau dieses mit dem Geschmack seiner Lippen zu tauschen.
 

„Oh ich bin mir sicher, dass es das tun wird.“ Entgegnete ich ihm somit ebenfalls atemlos, wobei ich das an sich mundgerechte Stück vorsichtig mit den Zähnen von den Zinken der Gabel pflückte…um es erst zu kauen und es dann anschließend hinunter zu schlucken.
 

„Hmm das ist gut...sehr gut sogar...“..war alles so ziemlich alles was ich dabei in seine Richtung heraus brachte.
 

Eikskilds Blick folgte während dessen jeder meiner noch so kleinen Gesten und Bewegungen forschend ja beinahe schon begehrlich fragend nach und ich spürte ganz plötzlich, wie sich seine freie Hand in einer eher unscheinbaren Geste frech um meine Hüfte herum stahl, wo sie anschließend sachte über den Stoff meiner Hose strich, um genau dort ein intensiv prickelndes Gefühl unter dem Stoff auf meinem Po zu hinterlassen, wo er mich wie beiläufig berührte...aber ich genau wusste dass es definitiv nicht der Fall war.
 

Ich sah es in seinen Augen, als sich unsere Blicke für einen Moment lang kreuzten.
 

„Du gefallen mir noch immer….mehr denn je….du das nicht schon längst wissen Lyria?“ Konnte ich ihn mit einem Mal leise und sichtlich kurzatmig in meine Richtung flüstern hören, wobei ich spürte wie seine Arme schon im Begriff waren sich um meine Hüften legen zu wollen, ich es aber gerade noch so mit einer unauffälligen Drehung unterbinden konnte.
 

„Ich oh...das..das ist ähhh jetzt etwas unerwartet...ich ich kann nicht...entschuldige Eikskild! Ich mag dich..aber ich kann das nicht...bitte...nicht jetzt..das geht mir zu schnell...viel zu schnell!“
 

Antwortete ich ihm leise und selbst über mich erschrocken, für das was ich dabei gefühlt hatte, als er mich eben so unmissverständlich zu verführen versucht hatte...denn das war es eindeutig gewesen was Mann damit bezweckt hatte…
 

...er wollte mich und ich wusste das.
 

Aber wie um alles in der Welt sollte ich ihm klar machen, dass das alles nicht so einfach war? Ja dass sich innerlich noch nicht dazu bereit war...es vielleicht auch niemals sein würde, obwohl ich ihn ebenfalls sehr gern hatte.
 

Noch als ich das zu ihm sagte, machte ich mich vorsichtig von ihm los und ging schließlich wortlos in den Nebenraum.
 

Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und vergrub mich im Anschluss daran tief in die Decken um allein zu sein...um nachzudenken. Ich war so verwirrt wie noch nie zuvor in meinem Leben. Meine Gefühlswelt hatte sich in nur einer einzigen Minute vollständig auf den Kopf gestellt.
 

Eikskild machte etwas mit mir, das ich nicht mehr steuern geschweige denn kontrollieren konnte und genau DAS machte mir Angst...ich war bisher in der Regel diejenige gewesen die, die Männer um mich herum gerne am langen Band zappeln ließ, die Frau die alles unter Kontrolle hatte...unter anderem auch meine Gefühlswelt.
 

Aber das hier ließ sich nicht mehr kontrollieren…es überrollte mich gewissermaßen mit der Macht eines fahrenden Güterzuges.
 

Alle meine Gefühle spielten komplett verrückt...ich wusste das ich mich längst Hals über Kopf in den nordischen Brummbären von meinem Mann verliebt hatte...spätestens als ich vorhin den zwingenden Wunsch danach verspürte ihn zu küssen, als er mir so nahe gekommen war….da war es mir klar geworden und es gab kein Zurück mehr, ich konnte es nicht länger leugnen auch nicht vor mir selbst!
 

Er ließ mich überdies gehen ohne mich in irgend einer Weise zurück halten zu wollen, so als ob er es intuitiv spüren konnte...wie es in mir aussah und auch was für tief gespaltene Empfindungen ich diesbezüglich hatte.
 

Eikskild versuchte mich an dem Abend nicht zurück zu holen...und am darauf folgenden Morgen verloren wir kein einziges Wort mehr über den voran gegangenen Abend.
 

Nur mir klopfte seit jenem verhängnisvollem Zusammenstoß mit ihm jedes mal das Herz bis zum Hals, wenn der Trapper mir auch nur ansatzweise zu nahe kam. Meine Hände wurden feucht und ich spürte eine Hitze in mir aufsteigen, die mir eindeutig verriet, dass ich mich wie ein junges Mädchen aufführte, das zu allem Überfluss bis über beide Ohren in ihre heimliche Schwärmerei verknallt war…
 

...denn genau so fühlte es sich seither an...jeden beschissenen Tag, den ich gezwungen war länger bei ihm zu bleiben.

noch so allerlei (interessante) Fundsachen...

Die Tage zogen dahin...es war jetzt meiner Schätzung nach inzwischen Ende Oktober geworden. Die Tage wurden deutlich kürzer auf Svalbard und es war bereits der erste Schnee gefallen...allerdings war er nach einer etwas wärmeren Tauwetter Periode mit starkem Fön wieder weggeschmolzen und hatte nichts als schlammig braune Schmutzwasserlachen zurück gelassen...die Eikskild zu meinem größten Unmut, in schönen regelmäßigen Abständen von draußen nach drinnen ins Haus verfrachtete.
 

Vor allem, wenn MANN mit seinen klobigen schwarzen Tretern, die ganze Tundra mit herein brachte. Eine Sache, die ein gewisses Konfliktpotenzial zwischen uns beiden beinhaltete, vordringlich da ICH zumeist bestrebt war, den Dreck doch bitte schön möglichst draußen zu belassen, wo er meiner Meinung nach auch hin gehörte. Mann dies im Gegensatz zu mir jedoch nicht so besonders zu stören schien.
 

Dennoch wurde es nicht nur draußen spürbar ungemütlicher und vor allem eines...deutlich kälter.
 

Auch im Haus spürten wir den Temperatursturz inzwischen überdeutlich..wenn auch nicht im emotionalen Sinne zwischen uns beiden betrachtet, sondern ganz banal und damit rein körperlich gesehen, denn die dünnen Bretterwände isolierten die schneidende Kälte nicht besonders gut, was bedeutete, dass Eikskild zwar tapfer versuchte die Ritzen, durch die es wie Hechtsuppe in die kleine Hütte zog, so gut wie möglich mit irgendwelchen in Pech getränkten Stofffetzen abzudichten und die beiden Bolleröfen möglichst nicht mehr ausgehen zu lassen..es dennoch nicht ganz verhindern konnte, dass wir die deutlich abfallenden Temperaturen im Haus nicht bemerkten.
 

Der kommende Winter war nahe...und er rückte mit jedem Tag ein ganzes Stück näher. Zeit es sich langsam aber sicher gemütlich einzurichten und zwar IM Haus, auch weil es draußen inzwischen alles andere als angenehm war. Die notwendigen „Gassi“ Gänge mit Keira fielen demnach täglich kürzer aus. Erstens weil ich wegen der streunenden Eisbären auf der Insel jetzt immer das Gewehr mitnehmen musste, das ich inzwischen schon ganz ordentlich beherrschen konnte und zweitens, weil mich die unangenehm beißende Kälte nicht gerade dazu einlud, die Nase besonders lange vor die Türe zu stecken.
 

Eikskild ging jedoch unberührt davon nach wie vor seinem Lebensunterhalt der Jagd nach Pelzen nach und wenn nicht dem, dann doch wenigstens der Jagd nach Futter für seine Huskys….die so einiges an Fleisch verdrückten. Die Robbe war derzeit längst von ihm verfüttert worden und so musste ich wohl oder übel mit ran um ihm zu helfen. Mein erstes Rentier erlegte ich so bereits einige Tage später, wenn natürlich auch eher ungewollt. Ich versuchte absichtlich daneben zu zielen, als er mir das Jagdgewehr eines schönen Nachmittags in die Hand drückte und unerbittlich wie ebenso ungerührt zu mir sagte...“diesmal du schießen das Futter für die Hunde Lyria...das sein deine Aufgabe, dein Hund schließlich auch etwas wollen fressen...und der Winter sein verdammt lang!“
 

Damit war es klar.
 

Ich tat ohne zu murren was er sagte...da ich wusste, dass es keinen Sinn haben würde dagegen aufzubegehren oder gar mit ihm darum zu streiten….zielte meiner Meinung nach aber mit voller Absicht vorbei. Dummerweise so schlecht...dass ich zu meinem allergrößten Erstaunen doch traf und zwar diesmal nicht den ohnehin spärlichen Tundrabewuchs..sondern oh Wunder tatsächlich das arme Tier.
 

Glücklicherweise war es auf der Stelle mausetot...und der Trapper ersparte es mir das Ren auch noch an Ort und Stelle ausnehmen zu müssen, denn allein schon der unverwechselbare Gestank nach frischem, warmen Blut und der intensive Wildgeruch genügten mir, um mich beinahe noch herzhaft über die ausgeweideten Innereien zu erbrechen, die Eikskild nutzlos wie sie für uns waren, als Köder für die Fallen der Polarfüchse angedacht hatte.
 

„Uhh was ein bestialischer Gestank…ihhgggitt stinken die Biester eigentlich immer so barbarisch?“
 

Fragte ich ihn schließlich mit sichtbar gerümpfter Nase, als ich mich halbwegs an den intensiven sowie unangenehmen (Wild)Geruch gewöhnt hatte. Eikskild lachte prompt, als er mein angewidertes Gesicht sah.
 

„Oh du dich daran schon noch gewöhnen werden..so sein das eben..das sein die Natur. Leben und Sterben sein hier auf Svalbard eng miteinander verwoben, du dürfen das nie vergessen Lyria. So und du jetzt kommen wir das Ren zurück zur Hütte bringen müssen, bevor es uns noch ein Eisbär streitig machen wollen..da fallen auch für uns beide noch ein schönes Steak ab. Ich mich schon freuen, heute Abend geben es ein ordentliches Stück Fleisch...das sein wahrlich ein Festessen!“ Kommentierte er meine ersten Jagdversuche schließlich entsprechend amüsiert, sowie nicht ohne gewissen Stolz im Unterton...weil er es schließlich höchstpersönlich gewesen war, der mir das Schießen bei gebracht hatte.
 

„Na Hauptsache DU kannst dich darüber freuen Trapper...mir tut das arme Tier einfach nur entsetzlich leid!“ Knurrte ich ihn demnach merklich unwillig an, obwohl ich genau wusste, dass der Lauf der Dinge eben nun mal so war..wie er war. Leben und Sterben lagen hier in der Wildnis sehr eng beieinander...ein Umstand, den ich trotz dass ich es wusste, immer noch nicht so recht verinnerlichen wollte und konnte.
 

Ich konnte ihn leise seufzen hören, als er das Ren gemeinsam mit meiner Hilfe auf den Buggy wuchtete, der jetzt bald dem Schlitten auf seinen immer spärlicher werdenden Erkundungstouren weichen würde. Ich merkte, dass der Trapper mich kurz beobachtete, bevor er ansetzte um mir darauf etwas zu antworten.
 

„Das sein so typisch für Stadtmenschen wie dich...du vollständig vergessen haben, wie die Natur ihre Gesetze machen und auch wie sie sie regeln. Das Ren hätten auch durch den harten Winter sterben können, viele überleben ihn nicht….dann sie sterben auch, so wie jedes Lebewesen es müssen, wenn sein Tag gekommen sein oder es zu schwach zum Überleben sein. Also du aufhören es weiter zu bedauern...das sein völlig unnötig, das Tier sein ja nicht umsonst gestorben. Es erfüllen einen wichtigen Zweck, es halten uns und unsere Tiere am Leben. Du lieber kommen, es werden langsam kalt und ungemütlich, außerdem werden es jetzt bald dunkel, ich wollen zurück sein, ehe die Dämmerung uns überraschen.“
 

Damit war alles gesagt…und ich wusste genau, dass Eikskild recht hatte..so herzlos brutal dies vielleicht für mich geklungen hatte, so war es zweifellos die Wahrheit. Also tat ich was er sagte und schließlich war das Tier nach einigem Schieben und Zerren auf dem Wagen verladen. Wenig später waren wir auf dem Rückweg..der Weg war relativ kurz, da er sich nicht sehr weit in das Innere der Insel hinein gewagt hatte. Zwischenzeitlich hatte ich mich auch an meinen Platz auf dem vorderen Ausleger des Wagens gewöhnt und mich automatisch dort nieder gelassen. Genau zwischen dem all gegenwärtigen Survival - Überlebens Paket des Trappers und dem von uns erbeuteten Tier.
 

Nach etwa einer halben Stunde ohne besondere Vorkommnisse, außer einem unangenehm kaltem Sprühregen kamen wir zur Hütte zurück. Eikskild versorgte wie üblich das erlegte Beutetier, indem er es zu den anderen Fleischvorräten in den etwa fünf Meter hohen „Frischluftkühlschrank“ brachte, wo er im Anschluss daran den Buggy im Geräteschuppen verstaute und schließlich nachdem all dies gewissenhaft erledigt worden war, zu mir ins Haus zurück kam. Ich hatte derweil den Ofen neu befeuert und heißes Wasser für Kaffee aufgesetzt, was sich inzwischen als tägliches Ritual zwischen uns etabliert hatte, um sich wenigstens etwas aufzuwärmen, wenn man direkt von draußen herein kam. Alles in allem gaben wir beide schon ein ganz gut eingespieltes Team ab, von dem jeder von uns beiden genau wusste, was er zu tun hatte.
 

An diesem Abend sprachen wir nicht sonderlich viel miteinander, obwohl er schon einiges an Fortschritten bezüglich seiner Sprachkenntnisse gemacht hatte...es aber zumindest grammatikalisch gesehen noch immer recht abenteuerlich klang, wenn er den Mund aufmachte, um mit mir englisch zu sprechen.
 

Eikskild hatte im Zuge unserer erfolgreichen Beuteaktion abermals für ein ganz annehmbares Abendessen gesorgt, das sicher um einiges besser geschmeckt hatte als meine kläglichen Kochversuche, die ich zwischenzeitlich vollständig eingestellt hatte, da ich ihn und mich nicht noch absichtlich vergiften wollte.
 

Wir saßen zusammen wie wir es gewohnt waren...das altersschwache Radio lief und brabbelte irgend etwas für mich völlig unverständliches auf skandinavisch vor sich hin. Er las wie üblich in seinen verstaubten dicken Büchern und ich versuchte mich wieder einmal an meinem mir inzwischen sehr vertrauten Tagebuch….
 

..bis...ja bis die alte Kiste von einem Radio urplötzlich völlig unverhofft Funken spuckte und dann jäh erstarb, wo es keinen einzigen Mucks mehr als Lebenszeichen von sich gab.
 

Eikskild sah unwillkürlich mit sichtlich verblüffter Mimik von seinem Buch hoch, in dem er bis eben noch gelesen hatte und fluchte dann leise aber völlig ungerührt vor sich hin.“Shazra..der alte Kasten machen einem aber auch nichts als Ärger...das sein jetzt schon das zweite Mal in kurzer Zeit, dass das passieren. Du bringen mir in der Hinsicht offenbar kein Glück Lyria.“ Kam es somit entsprechend kurz angebunden aus dem Trapper in meine Richtung heraus gesprudelt.
 

„Ha ha sehr witzig...sonst noch Probleme? Tzeee...na du macht mir vielleicht Spaß Mann, als ob ICH etwas dafür könnte, dass das dumme Ding andauernd die Grätsche macht. Ich geb dir einen guten Rat, kauf dir einfach ein modernes Digitalradio, wenn du das nächste mal nach Longyearbyen kommst Eikskild, dann hättest du diese Probleme vermutlich nicht mehr. Aber wenn es dich beruhigt, kann ich es mir morgen ja mal in Ruhe ansehen. Ich habe zufällig ein wenig Ahnung von der Materie, mein Dad war begeisterter Radiofan...besonders alte Radios wie dieses hat er sehr gemocht und ich habe ihm früher oft über die Schulter geschaut, wenn er eine dieser Antiquitäten wider ins Leben zurück geholt hat.
 

Was ist, daran interessiert oder nicht?“
 

Eikskild sah mich an...er wirkte leicht zweifelnd, wie zugleich merklich überrascht angesichts meines doch eher unkonventionellen Angebots an ihn. „DU es versuchen wollen...wirklich ernsthaft?“ Antwortete er auf meinen Vorschlag hin, mir das Radio einmal genauer anzusehen entsprechend knapp, wobei er ehrlich verblüfft wirkte...so als ob er mir dies als Frau nicht zutrauen würde.
 

„Ja etwa was dagegen? Ich meine wenn du es besser kannst, bitte sehr, ich lasse dir herzlich gerne den Vortritt. Es sei denn, du willst den kommenden Winter über gänzlich auf etwas Unterhaltung durch die Außenwelt verzichten?!“ Konterte ich damit ebenso unerbittlich streng in seine Richtung, weil genau dieser Umstand mich ungewollt nervte...denn so ungeschickt in Bezug auf Technik war ich nun auch wieder nicht. Ich wusste mir an sich nämlich schon zu helfen, jedenfalls in solchen Dingen war ich schon immer eher praktisch veranlagt gewesen. Ich hatte keine Angst davor mir die Finger schmutzig zu machen oder gar sie mir zu verbrennen...meine Devise, was einen nicht sofort umbrachte, machte einen um so härter.
 

Ein Umstand den ich hier auf Svalbard inzwischen in einer ganz neuen Dimension kennen lernen durfte. Der Trapper sah mich indessen an, als hätte er eben den Yeti höchstpersönlich durch unsere Hütte spazieren sehen...doch dann fing er sich rasch.
 

„Gut ich wollen dir vertrauen, ein Versuch können nicht schaden, wenn du es wagen. Ich wollen es mit eigenen Augen sehen und etwas zum Lachen haben, falls es schief gehen, wie ich es glauben. Das Leben sein hier schließlich schon hart und entbehrungsreich genug...da können etwas Spaß nicht schaden!“ Sagte er demnach vergleichsweise gelassen aber doch mit einem Hauch von Spott in meine Richtung...der unüberhörbar in seiner schönen tiefen Tonlage mitschwang, was mir somit nur schwerlich entging.
 

„Ja du mich auch...ha ha wie ungemein lustig. Ich zeig s dir Mann...drauf kannst du getrost deinen H…...verwetten Einfaltspinsel. Du wirst es sehen..ich schwörs dir!“
 

Fauchte ich ihm entsprechend zornig entgegen, woraufhin ich mich ruckartig von meinem Sitzplatz erhob, mein Tagebuch packte in dem ich bis eben noch geschrieben hatte und ihn umgehend danach sitzen ließ, wobei ich es vorzog lieber mit meiner eigenen Gesellschaft vorlieb zu nehmen...was nichts anderes bedeutete, als dass ich kurzerhand zu Bett ging.
 

Der nächste Morgen kam und damit definitiv auch mein Versprechen mich um das defekte altersschwache Radio zu kümmern, wie ich es ihm am Abend zuvor ach so vollmundig angekündigt hatte. Als ich kurz nach dem Morgengrauen noch immer herzhaft vor mich hin gähnend in Jogginghose und wenig attraktiv modischen Schlabberpulli auf der Bildfläche erschien...war ich wie üblich allein!
 

Von Eikskild fehlte mal wieder wie so oft jede Spur..MANN war nämlich längst unterwegs zu seinen Fallen, so wie an jedem Tag. Also versuchte ich das Beste daraus zu machen, doch der Gedanke der sich mir dabei unwillkürlich aufdrängte, war eben jener, der mir ganz eindeutig sagte, dass ich den Trapper noch früh genug als Dauerzustand am Hals haben würde, vermutlich früher als ihm oder mir lieb sein konnte und damit zwangsläufiger Alltag für uns beide werden würde. Spätestens dann, wenn die polare Dunkelheit und der meterhohe Schnee es nicht mehr zuließ, dass er das Haus längerfristig verlassen konnte, um seine Felle zu erjagen, was jetzt wohl schon sehr bald der Fall sein würde.
 

Also schob ich diese unschönen Überlegungen vorerst beiseite und versorgte im Anschluss daran gewissenhaft meinen Hund mit Futter, der im Übrigen mit schwach wedelndem Schwanz vor mir stand und mich bittend aus großen braunen Hundeaugen ansah. So nach dem Motto...“nun gib mir schon endlich mein Fressen Frauchen!“ Aber erst nachdem Keira ordnungsgemäß versorgt war, kümmerte ich mich um mich selbst und damit um mein leibliches Wohl.
 

Mein Frühstück bestand wie an jedem Tag aus dem üblichen schwarzem Instand Kaffee...und steinhartem Knäckebrot...das ich erst vor einigen Tagen originalverpackt, ganz tief hinten in einem der wackligen Küchenschränke des Trappers gefunden hatte. Zwar war es gerade noch eben so an der Haltbarkeitsgrenze entlang geschrammt und schon allein deswegen nicht mehr eben das Frischeste im Biss. Aber wenigstens war es genießbar und nicht so widerlich in Geschmack und Geruch, wie das getrocknete Rentier Fleisch welches ER in der Regel zu seiner ersten Mahlzeit des Tages auserkoren hatte.
 

Trotzdem kam es mir als Engländerin die Toast, Ham und Eggs, sowie baked Beans zum Frühstück gewohnt gewesen war, wie ein Festmahl vor….doch mein altes Leben war unweigerlich aus und vorbei. Hier bestimmte ein völlig anderer Rhythmus das, was wir zu tun und zu lassen hatten. Was also half es mir noch dem Alten nachzutrauern? Nichts, gar nichts, das war mir, die sich innerlich solange so vehement dagegen gewehrt hatte, mittlerweile auch schon klar geworden.
 

Anstatt dessen sollte ich mich wohl lieber auf das konzentrieren, was mein Leben jetzt an Gegebenheiten für mich bestimmte...denn so hatte ich es für mich entschieden. Zumindest eine gewisse Zeit lang, bis der Winter im März vorbei sein würde.
 

Also würgte ich das trockene Brot hinunter, wo ich es mit ordentlich Kaffee nachspülte..machte anschließend Tasse und Teller sauber, wie es sich gehörte und ging dann daran, mich entsprechend für die kalte Witterung draußen zu wappnen und zwar indem ich meine warmen Outdoor Kleider anzog. Mein Daunenmantel, Wolljacke und Winterstiefel...hatten demnach also längst an der an sich schon äußerst spärlichen Garderobe des Trappers Einzug gehalten.
 

Kurze Zeit später trat ich im ersten Tageslicht einer eher zögerlich weichenden Morgendämmerung mit Gewehr bewaffnet, dicht gefolgt von meinem Hund aus der Türe und machte mich sofort danach umgehend auf den Weg zum Geräteschuppen..wo ich hoffentlich die entsprechenden Ersatzteile finden würde, um dieses uralt Dings wieder in Stand zu setzen.
 

Kaum draußen vor der Türe angelangt, sah ich mich gewissenhaft nach etwaigen unerwünschten Gästen um, wie er es mir in letzter Zeit andauernd eingeschärft hatte...aber es bleib ruhig, weit und breit kein Bär in Sicht...was erst mal ein merklich erleichtertes Aufatmen meinerseits zufolge hatte. Okay mal ehrlich, wer war schon besonders scharf darauf, ausgerechnet ein Rendevouz mit Meister Petz vor der eigenen Haustüre zu haben? Na also ich bestimmt nicht...so tat ich, was er mir eingebläut hatte und sicherte die Umgebung so, wie ich es von ihm gelernt hatte.
 

Die Luft war im Augenblick rein...na was ein Glück!
 

Hastigen Schrittes machte ich mich damit also umgehend daran um schnellstmöglich zum (hoffentlich) sicheren Schuppen zu gelangen. Keira folgte mir weit weniger euphorisch mit hängendem Schwanz und einem beleidigten Kläffen nach, weil sie natürlich völlig selbstverständlich angenommen hatte, dass wir jetzt Gassi gehen würden..was im Augenblick jedoch eine gänzliche Fehlannahme meines Hundes darstellte.
 

Ich sah sie an und sagte dann leise zu ihr...“später Keira...wir gehen nachher, wenn ich es repariert habe. Ich versprech s dir. Nur noch ein bisschen Geduld meine Süße, das hier ist wichtig...meine Ehre steht auf dem Spiel. Dem Kerl werd ich s schon zeigen, ich krieg das hin und wenn es das Letzte ist was ich tue!“ Mit diesen Worten und einem leisen Seufzen kraulte ich sie einen Augenblick lang hinter den weichen Ohren, wo ich im Anschluss daran entschlossen auf die Türe des kleinen schiefen Bretterschuppens zu ging, um sie mit einem entschlossenen Ruck zu öffnen.
 

Ich war bisher noch nicht einmal hier drin gewesen, seit ich hier angekommen war, denn ER hatte mir den Zutritt bisher stets strikt verweigert. Eikskild hatte es mir zwar nicht direkt gesagt oder verboten, aber allein seinem Verhalten nach, war mir schnell klar geworden, dass ein Betreten dieses Schuppens von meiner Seite aus, in den Augen des Trappers unerwünscht war.
 

Ich wusste zwar nicht weshalb das so war, auch weil ich mir nicht im Traum vorstellen konnte, was ER hier drinnen denn so angestrengt an geheimen Schätzen vor mir zu verstecken versuchen sollte. Gut aber wenn ich daran dachte, WAS ich vor kurzem zufällig und dazu völlig unverhofft in seiner Teedose gefunden hatte, war ich mir zwischenzeitlich schon nicht mehr ganz so sicher, hier nicht vielleicht doch noch auf etwas zu stoßen, das einen gewissen Wert darstellte oder wenigstens auf eine andere Art ungewöhnlich erschien.
 

Doch das Erste was mir entgegen schlug als ich die Türe nach innen öffnete und hinein ging war unangenehmes Halbdunkel...und dann so ziemlich die größte Sauerei und Unordnung, die ich jemals in meinem Leben zu Gesicht bekommen hatte!
 

Nichts aber auch nicht ein einziger Quadratmeter in der kleinen Hütte war OHNE irgendwelchen Krempel oder in meinen Augen vollkommen nutzlosen Plunder voll gestellt worden, der sich sogar noch in Massen auf dem Fußboden stapelte.
 

Großer Gott, wie beim Allmächtigen sollte ich HIER denn etwas finden können, das ich als geeignete Ersatzteile zum Reparieren des Radios verwenden konnte? Ich konnte ja schon froh sein, wenn sich wenigstens ansatzweise ein Schraubendreher oder eine Zange finden ließ, um das Gehäuse des Radios zu öffnen, damit ich mir gegebenenfalls ansehen konnte, wo der Fehler lag...oder ob es überhaupt noch zu retten war, was ich zwar nicht annahm, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt.
 

Mit einem tiefen Seufzer holte ich Luft um sie dann ruckartig aus meinen Lungen zu pressen...phhhhhhh...na das war ja mal eine Überraschung, wenn auch nicht unbedingt eine angenehme. Doch davon wollte ich mich nicht schon gleich ins Boxhorn jagen lassen….dafür war ich schon zu weit gegangen. Also versuchte ich es mit Plan B….erst mal die Lage sondieren. Ich versuchte somit weigstens eine kleine Fläche vom Sperrmüll frei zu legen, damit ich irgendwo arbeiten konnte...glücklicherweise fand sich eine alte Kiste unweit von meinem Platz denn besonders viel Bewegugsfreiheit hatte ich da drin nun nicht gerade.
 

Als mir das geglückt war..suchte ich die Petroleumlampe, die der Trapper schlauerweise direkt über mir an der Türschwelle an einen Haken an die Decke gehängt hatte..denn MANN wollte hier drin ja unzweifelhaft ebenfalls etwas sehen, wenn er mal hinein musste...was der Unordnung zufolge allerdings nicht sehr häufig der Fall sein konnte. Als ich sie erfolgreich von der Decke gefischt hatte, versuchte ich sie mittels eines Streicholzes in Gang zu setzen, das ich natürlich gaannnzzz zufällig aus meiner Jackentasche gezaubert hatte...und oh Wunder es wurde tatsächlich Licht!
 

Na also konnte ich jetzt ja wenigstens schon mal erkennen, WO ich mich nun eigentlich im Raum befand. Allerdings trug es wenig dazu bei, meine denkbar schlechte Laune zu heben, denn hier etwas brauchbares zu finden, würde sich im Vergleich in etwa anstellen, wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das waren ja ungemein prickelnde Aussichten.
 

Nun gut, aber was blieb mir anderes übrig, wo ich doch schon mal hier war? Ein Versuch konnte nicht schaden. Was hatte ich denn schon zu verlieren? Ich meine..wenn ich kein geeignetes Werkzeug finden würde, so konnte ich es denn wenigstens getrost und ohne schlechtes Gewissen auf seine absolut Rekord verdächtige Unordnung schieben.
 

Also seufzte ich abermals hörbar, ließ meinen Hund vorsorglich "platz" machen...stellte die Kiste die ich eben erfolgreich erbeutet hatte im Anschluss daran vor mich hin und begann damit mich systematisch in diesem Chaos voran zu tasten, um in jeden noch so kleinen versteckten Winkel nach eben jenen Dingen zu fahnden, die ich benötigte um das alte Radio zu reparieren.
 

Das waren demnach also nichts weniger als eine Zange...diverse Schraubendreher...ein Lötkolben und das zugehörige Zinn...und oder vielleicht sogar den einen oder anderen Kondensator, beziehungsweise eine neue Röhre...denn die überhitzten schon mal ganz gerne in den alten Kisten und dann PUFFF...verglühten sie und starben damit unweigerlich den Hitzetod, was ich bei diesem Radio vermutete.
 

Ich versuchte es mit System indem ich vorne rechts an der Türe anfing um mich dann im Uhrzeigersinn weiter nach links in dem nahezu quadratischen Raum vorzuarbeiten...das ganze Gerümpel das in Kisten und mitten auf dem Boden verstreut herum lag machte es mir nicht eben leichter...ich wühlte in alten Pappschachteln die vermutlich von den diversen Versorgungspaketen des Helikopters herrühren mussten da groß „Smörrebröt“ darauf zu lesen war.
 

Na längerem Suchen hatte ich schließlich Glück..ich fand tatsächlich nahezu alles, was ich benötigte, bis auf die verdammte Ersatzröhre. Alle meine Schätze legte ich gewissenhaft in die Kiste, damit ich nachher alles wieder (möglichst heil) ins Haus transportieren konnte, denn HIER im Schuppen wollte ich mein Glück sicher nicht versuchen um das altersschwache Radio wieder in Stand zu setzen. Das hatte ich spätestens ab da beschlossen, als ich diese megasauerei zu Gesicht bekommen hattte.
 

Wie gesagt, ich fand so ziemlich alles was ich brauchte, bis auf diese verflixte Röhre, doch ich wollte nicht aufgeben..noch nicht! In dem Fall stellte ich den ganzen Haufen Unordnung also noch einmal komplett auf den Kopf und stieß schließlich in einer Ecke ganz hinten in der Hütte auf ein loses Brett im Dielenfußboden, aus dem etwas heraus lugte das verdächtig nach alten Lumpen oder so etwas ähnliches in der Art aussah.
 

Nun also DAS war mir vorhin trotz meiner ersten intensiven Suchaktion dennoch nicht so wirklich ins Auge gestochen. Aber jetzt beim zweiten Hinsehen hatte ich es schlussendlich doch bemerkt. Neugierig ging ich näher ran und kniete mich schließlich auf den Boden direkt vor die lose Diele...mit höchster Präzision und Vorsicht löste ich das Brett und hob es dann etwas an, um darunter zu blicken, denn man konnte ja nie wissen….ich wollte mich a zum einen nicht verletzten und b konnte darunter ja wer weiß nicht was alles zum Vorschein kommen.
 

Aber es sprang mich kein Tier an, wie ich es fast erwartet hatte, noch lag ein verstecktes Ersatzgewehr im Zwischenboden.
 

Nein, es war nichts von alledem. Zutiefst enttäuscht von meiner Entdeckung wollte ich das Brett angesichts dessen, was ich da gefunden hatte schon wieder zurück auf seinen ursprünglichen Platz gleiten lassen, denn es war tatsächlich nichts weiter als ein nachlässig in alte Stofflumpen gehülltes Bündel...bis...ja bis, ich unter dem alten rissigen Stoff etwas glänzen sehen konnte, das mir dann doch verdächtig erschien...goldener Glanz wie von Metall war es nämlich, was ich da schwach in der fahlen Dunkelheit der Ecke zu sehen glaubte.
 

Überrascht legte ich das Dielenbrett beiseite und fasste beherzt zu...ich wollte das Bündel aus dem Spalt ziehen damit ich es mir etwas genauer ansehen konnte und musste im Zuge dessen jedoch verblüfft feststellen, das genau DAS sehr viel schwerer war, als ich es zuvor angenommen hatte.
 

Also was immer ER darin auch versteckt haben mochte...es wog ganz ordentlich und ich musste daher nahezu meine gesamte Körperkraft aufbieten, um es aus der Bodenöffnung heraus zu heben.
 

Als es mir anschließend aufgrund der ungewohnten Schwere mit einem dumpfen KLONG..auf den Boden glitt, war ich sprachlos...den ich hörte leises Klirren und Klimpern wie von Ketten...und das Geräusch von etwas schwerem, das den Boden entlang schrammte.
 

Mit zitternden Fingern zog ich die alten Lumpen die sorgsam um das Bündel gewickelt waren auseinander und wollte meinen Augen nicht trauen, als ich sah...was ich vermutlich nicht sehen sollte..ja was niemand sehen sollte...denn es war offenkundig sein Geheimnis!
 

Das Geheimnis des Trappers und ich hatte es gefunden..wieder völlig ungewollt und rein zufällig..und wieder einen Teil eines Puzzles mehr, das ich mir selbst beim besten Willen nicht mal ansatzweise zusammen setzen konnte, denn dass es etwas mit seinem Leben hier auf Svalbard zu tun haben musste, war mir spätestens ab da klar geworden, als ich es zu Gesicht bekommen hatte.

einige (überraschende) Beobachtungen - 1

DAS was ich da sah, ließ mir beinahe den Atem stocken...denn es waren zweifellos Waffen...keine Gewehre oder so, nein seltsam altertümlich anmutende Waffen.
 

Ich sah ein schönes Schwert mit langer breiter Scheide, ganz ähnlich einem Säbel gebogen, denn nur eine Seite der Klinge war geschärft worden, wo sie in einem kunstvoll sowie sauber verarbeitetem Heft mündete, das am Griff und auf der Klinge selbst mit allerlei seltsamen Runen verziert war...Runen wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte.
 

Dazu lagen vor mir auf dem Boden eine verflucht echt wirkende Streitaxt und ein Bogen, sowie zugehöriger Köcher mit einem knappen Dutzend ebenfalls altertümlich anmutenden Pfeilen...die ebenso gut verarbeitet wirkten wie das Schwert. Doch am Meisten staunte ich über den Kettenpanzer direkt vor mir auf dem Boden, den ich eben schon in Händen gehabt hatte. Er war an manchen Stellen sehr stark beansprucht, um nicht zu sagen mit Gewalt zerstört worden, denn einige der Glieder hatten sich gelöst und griffen nicht mehr sauber ineinander, wo sie deutlich sichtbare Löcher aufwiesen aber er war dennoch in einem erstaunlich guten Zustand und er wirkte ebenso ECHT, wie die übrigen Waffen, die ich da per Zufall gefunden hatte.
 

Denn als ich ihn leicht anhob, um ihn mir noch einmal etwas genauer anzusehen, da merkte ich, dass das Metall trotz des hohen Gewichts erstaunlich leichtgängig wirkte und es schimmerte im Halbdunkel des Schuppens in einem faszinierend edlen Licht….der Farbe nach konnte man fast meinen er sei aus reinem Silber gearbeitet worden. Doch pures Silber war für einen Kettenpanzer A viel zu kostbar und B viel zu nachgiebig, selbst in seiner gehärteten Form, also demnach ein eher schlechter Schutz im Vergleich zu Edelstahl, der deutlich härter war und aus dem die meisten Kettenpanzer des jüngeren Mittelalters gearbeitet worden waren. Das wusste sogar ich, obwohl ich von solchen Sachen ansonsten herzlich wenig Ahnung hatte.
 

Aber wenn das da kein Silber war, was in aller Welt war es denn dann für ein Metall? Oder viel mehr noch hätte ich zu gerne gewusst, WOHER diese so merkwürdig echt wirkenden mittelalterlichen Attribute denn nun eigentlich stammen mochten?
 

War Eikskild am Ende so etwas wie ein Archäologe gewesen, einer der alte Kulturen erforschte und deren Leben nachstellte..bis er am Ende vielleicht keinen rechten Sinn mehr darin gesehen und es aufgegeben hatte, um anstatt dessen lieber hier auf Svalbard sein Leben als Aussteiger und demnach in gewisser Weise als Trapper zu fristen?
 

Also irgendwie konnte ich mir das beim besten Willen nicht so recht vorstellen...nicht bei diesem Mann!
 

Nun aber ihn offen danach zu fragen, das getraute ich mich ehrlich gesagt am Allerwenigsten, denn dann hätte ich ihm ja sagen müssen, was ich da durch Zufall im Geräteschuppen entdeckt hatte. Dieses ETWAS was mich ganz offensichtlich nichts anzugehen hatte. Genauso wenig wie dieser verflixte Edelstein, den ich einige Tage zuvor gefunden hatte...auch der gab mir angesichts dieser Entdeckung neuerliche Rätsel auf, die ich mir nicht erklären konnte.
 

Ich fragte mich im Zuge dieses merkwürdigen Fundes wirklich ernsthaft, wie ausgerechnet ein Mann wie ER an solche ungemein kostbaren Dinge gelangen konnte...denn dass sie das waren, sah man ihnen bereits auf den ersten Blick an.
 

Das waren bei aller Liebe keine billig nachgemachten und massenweise im Internet verscheuerten „FAKE“ Waffen...die sich ein jeder Depp bestellen konnte, um sie sich zu Hause quasi als Trophäen an die Wand zu hängen...oder sie für irgendwelche Cosplay Zwecke zu gebrauchen.
 

NEIN diese hier waren schon echt...unbestritten, das sah sogar ich, die von derlei Dingen nicht die blasseste Ahnung besaß. Ich konnte es beinahe nicht fassen...díe Dinger waren sozusagen als Museumsreif einzustufen. Also WIE in aller Welt hatte ausgerechnet ER sie für seinen privaten Gebrauch oder besser noch als seinen persönlichen Besitz einkassieren können, ohne dass ihn nicht wenigstens die norwegische Regierung wegen Unterschlagung von kulturellem Erbgut angezeigt hatte?
 

Es sei denn….er hatte diese archäologischen Schätze von jemandem geerbt….von wem auch immer?!
 

Ich wusste mir ehrlich gesagt keinen Rat..doch dann wurden meine Spekulationen was das anbelangte immer wilder und deutlich weniger ernst zu nehmen je länger ich diesen irrsinnigen Gedanken nachgab, denn meine Phantasie war langsam aber sicher dran gänzlich mit mir durchzugehen...schon weil ich mir beim besten Willen keine logische Erklärung geben konnte angesichts dessen, auf was ich da so rein zufällig gestoßen war.
 

Vielleicht war einer seiner Vorfahren ja doch ein waschechter Wikinger gewesen, auch wenn der Mann was seine Körpergröße betraf selber herzlich wenig danach aussah, denn eher das Gegenteil war bei ihm ja leider der Fall, was ich für meinen Teil noch immer äußerst bedauerlich fand….in meinen Augen war Eiksild also eher als „Zwerg“ einzustufen denn als ein hochgewachsener edelblütiger Nordmann. Doch noch als mir der Gedanke mehr oder minder zufällig durch den Sinn ging, hatte ich eine plötzliche Blitzeingebung!
 

Na also..was...wäre denn wenn….?
 

Meine plötzliche Idee, die mir dabei so schlagartig durch den Kopf geschossen war...kam mir so abartig bescheuert vor, dass sie beinahe schon ein Körnchen an Wahrheit beinhalten konnte, denn den alten skandinavischen Sagen nach lebten im hohen Norden einst auch Zwerge...die Edda kannte diese Geschichten beispielsweise nur zu gut…
 

...und nun ja….vielleicht stammte ER ja tatsächlich von einem der Zwerge aus den alten Sagen ab? Wer wusste das eigentlich schon so genau? Immerhin möglich sein könnte es ja...die Gene...zeigten sich ja oftmals erst wieder nach zig Generationen…und dass Zwerge nicht gerade die Größen unter der Sonne waren wusste sogar ich, auch wenn ich diese Idee natürlich für absolut hirnrissig einstufte, schon weil ich als Kind nicht an Märchen geglaubt hatte...geschweige denn Geschichten wie Schneewittchen jemals ansatzweise ernst genommen hatte.
 

Na also der Gedanke daran war zugegebenermaßen so blöd, dass ich prompt darüber lachen musste, obwohl mir angesichts meiner misslichen Lage an sich nicht unbedingt danach war. Wenn ich mir auch eingestehen musste, dass Gerüchte über diese Art der „Fabelwesen“ wohl nicht von ungefähr kamen, denn kleinwüchsige Menschen hatte es ja auch schon immer und zu allen Zeiten gegeben und das im Übrigen nicht nur im Norden!
 

Also verwarf ich diesen Gedanken schleunigst und schalt mich kurzerhand eine ausgemachte Närrin und wie ich nur auf solche hirnverbrannte Ideen hatte kommen können...doch spätestens da wurde mir bewusst, dass ich meine Fundstücke so schleunigst als möglich wieder verschwinden lassen musste, wenn ich denn nicht massig Ärger in Form des Trappers bekommen wollte...denn dass ER nicht unbedingt begeistert sein würde wenn er erfuhr, was ich da gefunden hatte, konnte ich mir in etwa an zehn Fingern abzählen.
 

Vor allem da es mich tatsächlich nichts anging und das wusste ich auch, selbst wenn mich die Neugier dahingehend beinahe umbrachte, tat ich dennoch was ich in meinen Augen tun musste...schweren Herzens packte ich die Waffen samt Harnisch also wieder sorgsam in die alten Lumpen ein, wie ich sie gefunden hatte und steckte sie anschließend unter das lose Dielenbrett, das ich sofort danach wieder darüber gleiten ließ, so als ob nichts dergleichen geschehen wäre.
 

Nun war sein so sorgsam gehütetes Geheimnis auch meins...und ich konnte nicht einmal im Ansatz darüber mit ihm sprechen ohne mich an ihn zu verraten. Eine scheiß Situation..um es offen beim Namen zu nennen...aber was blieb mir schon anderes übrig?
 

Gut in dem Fall versuchte ich mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, in dem ich weiter nach der fehlenden Ersatzröhre suchte, die ich eigentlich hatte finden wollen, damit ich dieses vermalledeite Radio irgendwie wieder in Stand setzen konnte...doch die wollte mir den Gefallen erst tun sich von mir finden zu lassen, als ich in meiner Verzweiflung beinahe schon drauf und dran war aufzugeben. Denn als ich Keira befohlen hatte aufzustehen, damit wir diesen Schuppen gemeinsam mit den übrigen Ersatzteilen im Gewahrsam den Rücken zukehren konnten, da sah ich sie...ganz zufällig….mein Hund hatte offensichtlich darauf Platz genommen.
 

Na ganz toll...warum eigentlich immer ICH? Ging mir wieder einmal mehr durch den Kopf als ich das blöde Ding vom Boden klaubte, wo es sich quasi ganz frech direkt vor meinen Augen versteckt hatte, während ich es nicht eben sanft in die Kiste pfefferte...die jetzt (hoffentlich) alle notwendigen Ersatzteile beinhaltete, die ich zur Reparatur des altersschwachen Radios benötigte.
 

Ich packte mir die Kiste unter den Arm, nahm das inzwischen lebensnotwendige Gewehr in die andere Hand und gab Keria den Befehl sich nicht einen Zentimeter von mir fort zu rühren..demnach also bei „Fuß“ zu bleiben..denn ich wusste ja nicht wie es draußen aussah. Und inzwischen konnte sich ein Bär durchaus angeschlichen haben, denn immerhin hatten wir beide eine ganze Weile im Schuppen zugebracht..weitaus mehr als ich eigentlich geplant hatte und so musste ich schon fast Angst haben, dass Eikskild zurück kommen konnte und mich so sehen würde.
 

Doch ich hatte Glück, als ich wenig später den Fuß vor die Türe des Geräteschuppens setzte, wurde ich weder von der Gesellschaft eines Eisbären noch derer von Eikskild überrascht...mein Hund und ich waren allein. Also ließ ich meine Hündin ihre notwendigsten Geschäfte verrichten...denn das war mittlerweile nötig...dann beeilte ich mich schleunigst zurück in die Hütte zu kommen, schon um wenigstens noch ansatzweise mit der wieder Instandsetzung des Radios zu beginnen, um nicht irgend welchen Verdacht auf mich zu lenken, weshalb ich jetzt erst so spät damit begonnen hatte, denn es war mittlerweile kurz vor der Dämmerung...was im Umkehrschluss bedeutete, dass ER tatsächlich bald zurück kommen würde.
 

Und was dann sein würde, wagte ich mir nicht auszumalen...

einige (überraschende) Beobachtungen - 2

Es war so wie ich es vermutet hatte...kaum hatte ich damit begonnen, mich an dem all zu kleinen Küchentisch auszubreiten, damit ich möglichst alle Teile beieinander hatte, die ich für die Reparatur des defekten Radios benötigte kam ER zurück..
 

Ich sah dennoch überrascht auf, als ich ihn an der Tür hörte. Nur einen Moment später war er im Haus...natürlich MIT seinen dreckigen Stiefeln, das war ja so klar...allein dafür hätte ich ihm am Liebsten eigenhändig den Kragen umdrehen mögen, diesem fürchterlich eigensinnigen Eigenbrödler von einem Trapper.
 

Ich sah durch das kleine fast blinde Küchenfenster hinaus und stellte fest, dass es draußen inzwischen nahezu dunkel geworden war, das war mir während ich so konzentriert an der Wiederherstellung des alten Röhrenradios gearbeitet hatte nämlich gar nicht aufgefallen.
 

Ich bemerkte es erst jetzt.
 

„Du kommst heute spät, es ist schon fast finster?!“ Empfing ich ihn demnach ruhig aber dennoch ein wenig vorwurfsvoll angehaucht, als ich ihn einige Minuten später in die Stube eintreten sah, nachdem er seine Ausrüstung und seine vor Dreck starrenden Stiefel sehr zu meiner Freude glücklicherweise draußen in der Garderobe zurück gelassen hatte. Als er eintrat sah er mir spürbar neugierig entgegen, wobei ich unwillkürlich eins dieser etwas undurchschaubaren Lächeln von ihm auffing, das mich auch jetzt nach all der Zeit immer noch verunsicherte und das obwohl ich ihn inzwischen um einiges besser kannte.
 

„Was sein, du mich etwa vermisst haben, oder wieso du mich fragen weshalb ich erst jetzt kommen Lyria?“ Sagte er im Anschluss daran prompt, so als hätte er es geahnt und damit eindeutig einen Tick zu anzüglich und dazu so selbstverständlich, dass ich mich selbst dabei ertappte, dass ich ihm dafür glatt hätte einen saftigen Rempler verpassen mögen. Aber ich beherrschte mich und blieb regungslos sitzen, wobei ich nichts weiter tat als ihn einfach nur anzublicken.
 

Doch so ganz wollte ich mir den merklich anzüglichen Spruch von ihm dann doch nicht gefallen lassen.
 

„Tzeee….ja sicher….ich wollte eigentlich nur wissen, WO du solange abgeblieben bist, nicht mehr und nicht weniger werter Herr.“ Entgegnete ich ihm schließlich mit einer deutlichen Spur von Trotz in der Stimme, woraufhin ich ihn nur noch breiter grinsen sah…
 

„Oh ja, DAS ich an deinem Gesicht gesehen haben Englischfrau!“ Erfolgte sogleich seine amüsierte Antwort an mich, auf die obendrein ein neuerliches belustigtes Grinsen seinerseits folgte, das mich ganz wild machte. Auch weil MANN in einer solchen Seelenruhe daher kam, als wäre er gerade mal im nächsten Supermarkt gewesen und hätte sich neue Socken gekauft...der Einfaltspinsel von einem Trapper.
 

„Ja verflixt und zugenäht...kannst du mir nicht mal eine simple Frage erklären, also nochmal WO in aller Welt warst du Eikskild, weshalb kommst du jetzt erst so spät? Ich..habe mir vielleicht so etwas wie Sorgen um dich gemacht, stell dir vor!“ Fuhr ich ihn damit heftig und zudem noch sehr viel weniger beherrscht an, als ich es eigentlich hatte tun wollen.
 

Er zuckte daraufhin kurz wie ebenso unbeeindruckt mit den markant breiten Schultern.
 

„Ich sein auf der halben Strecke zurück zufällig einem Eisbären begegnet, ich ihn haben erst vertreiben müssen, sonst ich wären schneller gewesen und du nun zufrieden gestellt weil du es wissen?“ Konterte er einen Moment später entsprechend trocken wie ebenso kurz angebunden, woraufhin ich ihn mir fast sofort danach neuerlich und außerdem in aller Seelenruhe entgegen grinsen sah...offenbar fand er es höchst amüsant, dass ich mich in seinen Augen natürlich völlig unnötig darüber aufregte, dass ER auf einen Bären getroffen war.
 

Ich für meinen Teil fuhr jedoch auf der Stelle erschrocken halb von meinem Platz hoch.
 

„WAS? WIE... Eisbär? Sag das nochmal...ist..ist alles in Ordnung mit dir?“ Fragte ich ihn daraufhin ehrlich entsetzt und ebenso angstvoll um ihn besorgt, denn ich wusste genau was mich erwartete, sollte ich hier auf Svalbard den Winter über alleine auf mich gestellt sein und darauf hatte ich beileibe nicht die geringste Lust.
 

Doch ER sah mich nur völlig verständnislos aus seinen faszinierenden dunkelblauen Augen an und sagte dann im Anschluss abermals knochentrocken und unüberhörbar sarkastisch.
 

„Ja was du denn denken Menschenfrau, er mich gefressen haben...oder er haben mich vielleicht zu einem kleinen Tänzchen auffordern wollen? Nein, ich haben den frechen Kerl mit einem Warnschuss vertrieben. Das ich immer so machen, man dürfen sie ja nicht töten..sie stehen hier im Naturschutzgebiet ebenso unter Schutz.
 

Nur im Notfall sein dir das erlaubt. Also du brauchen kein Angst haben Lyria, so nahe sein mir noch kein Bär in all der Zeit gekommen, seit ich hier leben. Bevor mich hier ein Bär fressen, sein ich schon gestorben...lebend mich sicher keiner von denen bekommen werden, das ich können dir versichern!“
 

Das war alles was darauf noch von ihm erfolgte, ehe er sich mit einem knappen Schulterzucken von mir abwandte und Anstalten machte, um sich die Hände kurzerhand wie überraschend gründlich im Waschbecken der kleinen Spüle zu waschen, die Teil der Küche war.
 

„Ha ha sehr witzig...selten so gelacht, lass die dummen Sprüche stecken Eikskild, ich finde den Gedanken an Eisbären hier auf Barentsøya nicht sehr lustig, also hör auf mich damit absichtlich zu ärgern!“ Fauchte ich ihn während dessen nicht eben mit Begeisterung an...woraufhin ich ihn plötzlich ganz offen und dazu laut lachen hörte, er klang unüberhörbar belustigt...und es dauerte einen ganzen Moment, ehe er mir darauf etwas entgegnete.
 

„Was du denn wollen Lyria? Das gehören nun mal dazu. Du werden es nicht ändern können. Also sein es besser, du finden dich damit ab..was glauben du denn, weshalb ich dir das Schießen haben beibringen wollen? Weil es mir besonderen Spaß machen ganz bestimmt nicht...du müssen dich selbst verteidigen können...und das wissen du so gut wie ich! So und jetzt würden ich gerne wissen, wie weit du inzwischen gekommen sein..haben du Erfolg mit dem Radio gehabt?“
 

Er sah mich weiterhin durchdringend an, das dunkle Cobalt Blau seiner Augen leuchtete dabei in einem eigentümlich intensiven Licht...das sich im Schein der Gaslaterne über dem Küchentisch in ihnen spiegelte und ihn seltsam fremdartig und unwirklich auf mich wirken ließ..das erste Mal seit ich ihn kannte, hatte ich dieses eigenartige Gefühl in seiner Gegenwart...es war komisch...mich schauderte unwillkürlich...es war als hätte mich eine vage Vorahnung von etwas gestreift.
 

Ich nickte somit einen Tick zu rasch, um nicht auffällig zu wirken, auch da mir augenblicklich wie der Blitz durch den Kopf schoss, was ich da heute Nachmittag durch Zufall entdeckt hatte. Doch der Trapper schien es nicht zu bemerken. Anstatt dessen sah er mir weiterhin aufmerksam forschend entgegen, woraufhin ich ihm entsprechend angespannt antwortete.
 

„Ich bin fast fertig, ich habe den Fehler tatsächlich finden können...es war die Röhre, wie ich es vermutet hatte. Die Dinger sind ziemlich empfindlich gegen Über - oder Unterspannung...und da hier der Strom andauernd ausfällt beziehungsweise die Spannung wechselt, selbst wenn das Notstromaggregat denn mal zur Abwechslung funktionieren sollte, gefällt das dem Gerät demnach nicht besonders. Dementsprechend oft streikt es auch...also solltest du meinen Rat beherzigen und dir das nächste Mal wenn du in der Stadt bist, lieber ein digitales Batterie betriebenes Radio kaufen, die sind bei weitem nicht so empfindlich. Aber bis dahin wird es seinen Dienst wohl wieder tun...nun das hoffe ich jedenfalls!“
 

Ich sah in lächeln. „Das sein gut..ich haben ehrlich gesagt nicht erwartet, dass du es schaffen werden, um so mehr freuen es mich Lyria!“ War die wohl ehrlich gemeinte Aussage an mich, wobei er mir diesmal ein etwas zerknittertes Lächeln schenkte, das sogar einen Tick verlegen wirkte.
 

„Sehr schön, danke auch für das entgegengebrachte Vertrauen Eikskild!“ Fluchte ich indessen leise und merklich frustriert in seine Richtung, wobei ich Anstalten machte mich wieder ganz meiner bisher begonnenen Arbeit zu widmen..nämlich der Fertigstellung meiner Reparaturarbeiten an dem Oldtimer Radio.
 

Eikskild ließ mich tatsächlich in Ruhe meine Arbeit beenden...als ich wenig später mit einem leisen Seufzer den Lötkolben weglegte und die mir inzwischen von der angestrengten Sicht auf immer den gleichen Fleck schmerzenden Augen rieb...merkte ich ganz plötzlich eine Hand schwer auf meiner Schulter lasten, es war SEINE. Ich spürte den leichten Druck seiner kräftigen Finger an meinem Schulterknochen, wobei er das zwischenzeitlich wieder zusammen gesetzte Radio mit der anderen einfach hochgenommen hatte und aufmerksam begutachtete.
 

„Das haben du gut gemacht Lyria, wenn es jetzt noch funktionieren, sein ich wirklich beeindruckt von dein Fähigkeiten...und ich wollen dir danken...du sehen ich haben etwas auch etwas für dich.“ Sagte er dabei vollkommen ruhig und ungewöhnlich entspannt.
 

Sichtlich von dem überrascht, was er soeben zu mir gesagt hatte, blickte ich hastig zu dem Mann auf, der sich leicht über mich gebeugt hatte und mich jetzt mit einem seltsamen Blick musterte, den ich nur schwerlich deuten konnte. Der Trapper stellte das Radio einen Moment später wieder behutsam auf den klapprigen Küchentisch zurück, wobei er die andere Hand unauffällig von meiner Schulter löste...die als sie mich berührt hatte, bei mir ein seltsam kribbelndes Gefühl in der Magengegend hinterließ...eines, das ich normalerweise nur im Zusammenhang mit einer latenten Schwärmerei oder Verliebtheit kannte….
 

> Was...sollte ER wirklich? NEIN..nein das kann nicht sein..Schreck lass nach...nicht jetzt ausgerechnet DER oder..oder etwa doch? Fuhr es mir dabei mit wachsendem Entsetzen durch den Kopf...
 

...wobei ich ihn aus großen Augen ansah, zu verwirrt um sofort darauf zu reagieren...denn mit einem Mal bemerkte ich, wie er seine kräftige Hand kurz in die Tasche seiner speckigen dunklen Lederhose steckte, um sie nur einen Augenblick später wieder heraus zu ziehen und mir als er seine Faust öffnete anschließend vorsichtig etwas in die Hand zu legen, das ich fast sofort danach als etwa Walnuss großes, leichtes und leicht rötlich schimmerndes Etwas mit einer leicht rauen Oberfläche ausmachen konnte.
 

Noch als er dieses ETWAS in meiner Hand ablegte sagte er leise zu mir...
 

...“das ich heute zufällig am Strand gefunden haben und ich möchten es dir gerne schenken. Als kleinen Dank….und ich finden es sehen sicher wunderschön aus zu dein rotes Haar und dein grünen Augen Lyria. Es sein ein Bernstein…der hier sehr selten zu finden sein, ich haben großes Glück gehabt, der Sturm haben ihn sicher an Land gespült. Wenn du mögen, ich können ihn dir gerne in Silber fassen, dann können du den Stein um den Hals tragen, er werden dich vor bösen Dingen beschützen. Man sagen hier bei uns, Bernstein haben magische Fähigkeiten..wenn man ihn tragen, dann können man mit sein Hilfe das Übernatürliche erkennen. Nun das sein sicher nichts weiter als abergläubisches Geschwätz, aber ich finden ihn außergewöhnlich schön, deshalb ich haben ihn dir mitgebracht.“
 

Ich fuhr indessen erschrocken in mir zusammen und schluckte einmal kräftig…als ich ihn das sagen hörte, während ich den Trapper verwirrt anstarrte und im Anschluss daran wenig intelligent fragte.
 

„Ahhh ja wo..wofür habe ich den denn verdient? Das geht nicht, du kannst mir so etwas wertvolles wie DAS nicht einfach schenken...das geht nicht! Ich meine das ist wirklich sehr lieb von dir und es ehrt mich auch...aber ich kann es nicht annehmen Eikskild! Bitte versteh doch, das ziemt sich nicht, wir beide kennen uns ja noch nicht mal richtig..wie also soll das gehen?“ Sagte ich entsprechend hastig und verunsichert zu ihm, wobei ich ihn fast flehend ansah. Es war mir mehr als peinlich, dass ausgerechnet ER mir so etwas intimes wie einen Halbedelstein schenken wollte.
 

Einen Gegenstand den ein Mann normalerweise entweder seiner Frau oder bestenfalls noch seiner Geliebten offerierte, aber ICH war wenn man es genau nahm, für ihn weder das eine noch das andere.
 

Also fragte ich mich wirklich ernsthaft was das sollte...und dann noch das ungewöhnliche Kompliment bezüglich meiner gänzlich ungeliebten roten Haare, die er inzwischen also auch schon bemerkt hatte...da sie unterdessen deutlich und damit nicht mehr länger zu verleugnen in ihrem natürlichen Farbton am Haaransatz nachwuchsen.
 

Aber kaum hatte ich den Mund wieder zu gemacht, um sein durchaus wertvolles, sowie großzügiges Geschenk abzulehnen, da reagierte mein Gegenüber überraschend säuerlich und dazu wenig kompromissbereit auf mich.
 

„Was das sollen Lyria? Du nicht so etwas sagen, das sein unhöflich. Ich wollen, dass du ihn annehmen...das sein doch alles dummes Geschwätz. Ich können im Übrigen verschenken was ich wollen...und ich möchten, dass du ihn bekommen. Es sein mir ein Anliegen, ich dich daher kein zweites Mal mehr darum bitten werden. Also was sein, du wollen ihn tragen? Wenigstens mir zuliebe?“ Hakte er somit merklich unwillig und obendrein sichtbar nachdrücklich in meine Richtung nach, so dass mir fast keine andere Wahl blieb als es anzunehmen.
 

Ich sah ihn ebenso aufmerksam forschend an und blickte während ich das tat, noch immer in diese eigentümlich dunklen Augen, die mich zwischenzeitlich sichtlich zornig anfunkelten...und ich sah in ihnen auch das echte Bedürfnis, mir dies wirklich schenken zu wollen, also gab ich irgendwann schweren Herzens nach…
 

„Na schön..du lässt mich ja vorher doch nicht in Ruhe damit Trapper...dann ähhh vielen Dank auch dafür Eikskild. Ich..ich seh s einfach als eine Art von großzügiger Anerkennung oder auch als Gegenleistung meiner Bemühungen mit dem Radio an..und ja, ich ahmm würde mich sehr darüber freuen, wenn du mir eine Fassung darum machen könntest, dann kann ich ihn tatsächlich um den Hals tragen...er..er ist sehr schön..vielen Dank!“ Kam es so demnach ein wenig zerknittert aus mir heraus sichtlich unsicher weil ich nicht wusste was ich ihm darauf jetzt wirklich sagen sollte.
 

Aber gerade als ich ihm das gesagt hatte, huschte ganz plötzlich ein nie geahntes anziehend warmes Lächeln über seine markanten Züge…eines das mich in jähes Staunen versetzte weil es so offen und ungeahnt ehrlich wirkte, dass ich seltsam berührt davon war.
 

„Gern geschehen, ich haben ihn dir gerne gegeben!“ War die knappe Antwort die darauf erfolgte, mehr sagte er nicht mehr darauf. Mit einem leisen Seufzen legte ich den schönen rötlich braun schimmernden und von Natur aus leicht herzförmig geformten Bernstein zurück auf den Tisch und lächelte ihn ebenfalls ein wenig verlegen an. Er nah ihn mit einem leisen Brummen an sich und sagte dann...“ich ihn dir morgen früh fassen, dann können du ihn morgen Abend zurück haben.“
 

Ich nickte kurz als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte, dann machte ich Anstalten die Sachen wieder gewissenhaft zusammen zu suchen, die ich für die Reparatur des Radios benötigt hatte und sie zurück in die Kiste zu legen, die ich einige Zeit zuvor aus dem Geräteschuppen mitgebracht hatte. Erst da fiel ihm auf, dass die Sachen von dort stammen mussten, denn er stutzte kurz, wenn auch kaum spürbar. Ich sah es dennoch an seinen Gesichtszügen, die sich kurz verhärteten, doch dann fast sofort wieder ebenso ausdruckslos glätteten wie zuvor.
 

„Du mir sagen, woher du die Kiste und die ganzen Sachen haben Lyria?“ War die zu erwartende merklich gestrenge Frage an mich, die sogleich darauf erfolgte. Ich sah ihn nicht an, sagte dann aber jedoch so unbedarft, wie ich es nur fertig brachte. „Oh ja ich ähhh war nur kurz im Geräteschuppen, dort habe ich sie gefunden..irgend etwas musste ich mir ja zusammen suchen oder wie hätte ich das Radio deiner Meinung nach sonst wieder zusammen setzen sollen?“ Ich hob den Blick und sah ihn direkt an.
 

Indem sah ich ihn kurz schlucken und da merkte ich, dass er an haargenau das Selbe dachte wie ich, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, dass ich sein ach so wohl gehütetes Geheimnis inzwischen kannte, doch er reagierte dafür überraschend gelassen.
 

„Sicher du haben recht, ohne das hätten du das Radio wohl nie reparieren können, aber du mir versprechen nie wieder allein dort hinein gehen, dort es unter Umständen gefährlich sein können, wenn du etwas anfassen, wovon du nichts verstehen.“ Ich sah ihn an und schenkte ihm daraufhin mein schönstes, sowie naivstes Lächeln, das ich parat hatte.
 

“Sicher mach ich, versprochen Eikskild“...kommentierte ich es anschließend so unschuldig wie nur möglich, wobei ich mir jedoch dachte…
 

> Ja..ja das hätte ich an deiner Stelle jetzt auch zu mir gesagt, wenn ich unliebsame und neugierige Besucher von dort fern halten wollte….wenn du wüsstest was ich weiß mein Freund..wenn du nur wüsstest..?!
 

An diesem Abend geschah nicht mehr besonders viel außer das ich mich nach dem gemeinsamen Abendessen wieder mal darüber ärgerte wie es dieser Mann doch immer wieder mehr oder minder ungewollt verstand mir meinen Hund abspenstig zu machen...kaum waren wir fertig setzte er sich an seinen üblichen Platz an der Ofenbank wenn er keine Lust hatte zu lesen oder sich zu unterhalten doch heute nahm er das erste mal etwas zur Hand, was ich ihm im Leben nicht zugetraut hätte...ja was er bis dahin noch nie getan hatte.
 

Ich sah ihn sich aus dem Küchenschrank eine altertümliche Pfeife samt Tabak heraus kramen, die er kurzerhand mit einem genüsslichen Brummen zwischen die Zähne klemmte, um sie sich gleich danach, mit dem nötigen Bedacht zu stopfen...wobei sich mein Hund ebenfalls prompt wie zu erwarten als lebendiger Fußwärmer nieder ließ, direkt unter dem Teil der Bank auf dem der Trapper saß und das im Übrigen mitten auf seinen Füßen.
 

Ich konnte es einfach nicht fassen...das gab s doch gar nicht..oder etwa doch?
 

„Da….das ist nicht dein Ernst oder? Du willst dieses widerlich stinkende Teil jetzt wirklich nicht allen Ernstes hier anzünden wollen Eikskild oder?“ Fuhr ich ihn demnach nicht eben begeistert an, schon weil ich den intensiven Geruch von Pfeifentabak nicht ausstehen konnte und auf so engem Raum wie diesen noch weniger. Doch er ignorierte mich schlicht, wobei er mir ungerührt antwortete.
 

„Doch das ich genau JETZT wollen..wenn es dich störe, können du solange gerne draußen warten, bis ich fertig sein!“
 

Damit wusste ich also woran ich war...mit einem entsprechenden Schnauben erhob ich mich.
 

„Gut wie du willst, ich geh dann jetzt jedenfalls ins Bett, na dann viel Spaß noch mit dem ekelhaften Stinkteil!“ Fauchte ich ihn somit abermals recht unwirsch an, wobei ich tatsächlich Anstalten machte, mich in Richtung meines Schlaflagers zurück zu ziehen. Ich pfiff leise um meinen Hund zu mir zu rufen, doch der kam nicht…auch nicht als ich den Pfiff nochmals wiederholt hatte….alles was ich daraufhin vernahm war sein leises amüsiertes Lachen...das mir überdeutlich sagte, dass ich mich nicht weiter darum bemühen sollte...denn sie würde nicht kommen, jedenfalls nicht solange ER noch wach war.
 

...“elende Verräterin!“
 

Fauchte ich leise wobei ich mich wieder einmal darüber ärgerte, dass mein Hund immer häufiger die Nähe des Trappers suchte, als mir lieb sein konnte...und nicht nur das...ich merkte nicht, dass mein Hund ehrlicherweise nur das machte, was ich mir selbst partout nicht eingestehen konnte...nämlich, dass ich ihn ebenfalls mochte!

einige (überraschende) Beobachtungen - 3

Als ich am anderen Morgen recht unschön aus meinen Träumen erwachte, die soweit ich mich daran erinnern konnte, aus unerfindlichen Gründen allesamt irgendwie etwas mit dem Mann zu tun hatten, mit dem ich seit einiger Zeit unter diesem Dach zusammen lebte, war es noch stockdunkel...zu meinem größten Erstaunen waren es leise und zum Teil gänzlich ungewohnte Geräusche, die mich geweckt hatten.
 

Ich hörte zunächst jedoch das leise typisch ungeduldige Brummeln meines Hundes, am Kopfende meines Bettes, der zur Abwechslung mit sachte wedelnder Rute vor mir stand und damit zweifellos vor mir wach geworden war, mit der unmissverständlichen Aufforderung, ihn doch hoffentlich bald für sein Morgengeschäft vor die Türe zu entlassen.
 

Aber es war nicht Keira, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog, denn trotz meiner all morgendlichen Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen, war ich ganz plötzlich hellwach….denn ich hörte IHN...Eikskild!
 

Der Mann war noch nicht fort, wie das um die Zeit zumeist schon der Fall war...nein er war noch da, ein Umstand der mich merklich verwirrte, schon weil er so selten war und er tat obendrein etwas, was ich jetzt nicht wirklich von ihm erwartet hätte, mal abgesehen von dem eher nicht so angenehmen Erlebnis mit der Pfeife von gestern Abend.
 

Zu meiner Verblüffung hörte ich ihn nämlich singen...leise und überraschend melodisch. Ich konnte wieder einmal keins der Worte verstehen, die er dabei von sich gab...aber sie klangen angenehm melodiös...und ungewöhnlich klar, seine unverwechselbare tiefe Stimme war warm und voll tönend wie der Klang eines gut gestimmten Instrumentes...ja seine Stimme hatte interessanterweise vom Volumen her etwas von einem Tenor an sich...aber weitaus tiefer...einfach schön, um es schlicht beim Namen zu nennen.
 

Es gefiel mir ihn singen zu hören...fasziniert davon verfolgte ich seine vermutlich eher ungeplant spontane Gesangseinlage, ohne mich dabei bemerkbar zu machen. Er war beschäftigt...aber mit was genau der Trapper sich da gerade beschäftigte, konnte ich nicht erfassen, vordringlich deshalb weil ich ihn im anderen Raum nicht sehen konnte...dennoch tat er etwas, wobei er sich zweifelsfrei die Zeit mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen zu vertreiben gedachte.
 

Keira die mir weiterhin demonstrativ ihre feuchte Hundeschnauze aufs Kopfkissen drückte und mich dabei schon fast vorwurfsvoll anschaute, weil ihr Frauchen ihr den Gefallen aufzustehen einfach nicht tun wollte...gab plötzlich einen leisen entrüsteten Kläffer von sich...wobei sie sich mit einem auffordernden Schwanzwedeln vor mich hinsetzte...und sobald sie saß, nochmals mit aufgestellten Ohren bellte...und zwar so, dass es beileibe nicht länger zu überhören war.
 

„Schhhttt...Keira sei doch still...du erschreckst ihn ja!“ Zischte ich sie daraufhin selbst zutiefst erschrocken und zugleich tadelnd an...weil sie mich eben so unverhofft laut angebellt hatte und es kam wie es kommen musste, der Trapper war augenblicklich verstummt, als er das auffordernde Bellen meines Hundes vernommen hatte.
 

> Wie schade...das war s dann wohl schon oder wie? Ich weiß nicht weshalb aber seine markant tiefe Stimme übt auf mich seinen ganz eigenen Reiz von Anziehung aus...den ich mir nicht erklären kann. <
 

Fuhr mir dabei just im selben Moment schlagartig als einen kurzen Gedankenblitz durch den Kopf. Denn das ein Mann eine derart erotische Stimme haben konnte, wollte sich mir einfach nicht erschließen...aber es war so, seine wirkte auf mich nahezu wie hypnotisch. Ja man konnte zu recht behaupten, dass ich mich zwischenzeitlich in diese Stimme verliebt hatte...aber wohl leider allem Anschein nach nicht nur in die allein...
 

„Siehst du jetzt hat er aufgehört...das hast du nun davon!“ War somit das Resultat meines neuerlichen Tadels an Keira, mit dem ich zwar leise aber nicht sehr begeistert in ihre Richtung fortfuhr, wo mich mein kluger Hund jedoch aus seinen großen braunen Augen heraus bittend ansah...denn SIE wollte ja nichts weiter von mir als jetzt endlich raus vor die Türe zu kommen...warum wollte ICH das nur nicht verstehen?
 

Mit einem leisen ergebenen Seufzer auf den Lippen, wollte ich mich, als ich es schlussendlich doch registriert hatte aus meinem Bett erheben, um ihrem eindeutigen, sowie drängenden Wunsch nachzukommen...da sah ich IHN ganz plötzlich den Kopf zur Türe in den Nebenraum herein strecken, wo er mir mit einem breiten sowie sichtlich amüsierten Grinsen entgegen sah.
 

„Ach was...du eigentlich immer andere Leute heimlich bei ihren morgendlichen Gesängen belauschen wollen Englischfrau?“ War dabei die knappe, sowie leicht anzügliche Bemerkung, die dabei sogleich als Morgengruß an mich erfolgte.
 

„Wie wäre es denn erst mal mit einem anständigen „Guten Morgen“ Trapper...und oh entschuldige bitte werter Herr, aber ich wusste ja nicht, dass dies verboten ist?! Weißt du was Eikskild? Dann halt so früh am Morgen der Einfachheit halber doch vorsorglich den Mund, vor allem wenn du es nicht riskieren möchtest, dass man dir irgendwie zuhören könnte..oder?“
 

Fauchte ich ihn daher entsprechend brüskiert an...schon weil ER mich ungewollt schon wieder bei etwas ertappt hatte, was mir sichtlich unangenehm war und auch wenn es weiterhin unausgesprochen zwischen uns im Raum lag, so hatte ich langsam aber sicher doch das dumpfe Gefühl, dass er es unbewusst spürte…
 

Der Trapper bemerkte wohl auf eine mir völlig unklare Art und Weise, dass ich langsam aber sicher anfing, mich für ihn zu interessieren...ich meine richtig zu interessieren…
 

Der Mann hatte aber auch etwas an sich, dass es einer Frau äußerst schwer machte, sich dem auf die Dauer langfristig erfolgreich zu entziehen. Es war so eine gewisse Weise von latenter Attraktivität, die selbst seiner geringen Körpergröße keinen Abbruch tat...im Gegenteil seine Anziehungskraft wuchs gewissermaßen täglich weiter an.
 

„Nun das sein auch nicht verboten, du haben mich wieder falsch verstanden..ich haben dich nur ein wenig damit aufziehen wollen...Lyria und warum du eigentlich immer gleich so...so wie eine wütende Katze auf mich reagieren, die mir die Augen auskratzen wollen? Ich haben doch bloß einen kleinen Scherz machen?!“ War somit die prompte Antwort, die ich dabei von ihm als eindeutige Botschaft erhielt.
 

Ich, die dazu gerade im Begriff war, mich endlich von meinem nächtlichen Lager zu erheben, sah ihm damit wie soeben vom Blitz erschlagen entgegen.
 

„Ähhhh...WA...was ein Scherz? Meinst du das Ernst? Es..es tut mir ehrlich leid, wenn du das jetzt so aufgefasst haben solltest, das war sicher nicht beabsichtigt Eikskild. Aber ich fand das im Gegensatz zu dir eben nicht besonders lustig und wenn du es ehrlich wissen willst, du nordisch brummiges Mannsbild! Ja stell dir vor, ich mag deine Stimme….und ich mag es auch, wenn du singst. War das jetzt deutlich genug? So nun weißt du s also, freu dich und mach ruhig damit weiter, deine geschmacklosen Späße mit mir zu treiben, vielleicht hilft s dir ja…für deinen….?“
 

Fauchte ich ihm damit nicht eben freundlich entgegen, aber noch während ich weiter wütend vor mich hin wetterte, hatte ich ihn ganz plötzlich so schnell vor mir stehen...dass ich kaum darauf reagieren konnte.
 

Ich spürte derart perplex, wie sich seine kräftigen Arme nur einen Augenblick später bereits spontan zu beiden Seiten um meine Taille schlossen und er mich dabei gleichzeitig schwungvoll nahe an sich heran zog...so dicht, dass wir uns unweigerlich berühren mussten.
 

Dabei sah MANN mir tief in die Augen...eindeutig einen Tick zu tief, um die Botschaft an mich nicht zu verstehen, die unterschwellig aber doch ziemlich eindeutig darin mitschwang. So in etwa wie..ich mag dich und du gefällst mir, also warum zierst du dich noch so...nun komm schon...und es war dabei so ein Blick in seinen anziehend dunkelblauen Augen, der mir augenblicklich weiche Knie bescherte. Was sich dann aber in der Realität doch nicht ganz so einfach gestaltete, schon weil ER ja ein gutes Stück kleiner war als ich...aber das störte IHN der das nicht bedacht hatte offenbar trotzdem nicht die Bohne.
 

Ich hingegen starrte vollkommen sprachlos in diese Augen und war von ihnen wie paralysiert...
 

Im Zuge dessen, hörte ich auch das unverwechselbare leise kehlige Brummen aus seiner Brust mit dem er mir auf meinen merklich brüsken Spruch antwortete. „So dir gefallen meine Stimme...und..wie ich sie benutzen...ja Lyria? Ich meinen du mögen es also, wenn ich etwas singen?“
 

War die nicht ganz unerwartete Gegenfrage an mich, wobei ich ihn auch weiterhin in etwa anstarrte, wie das Kaninchen die Schlange, kurz vor dem gefressen werden...gänzlich unfähig mich zu rühren und dazu brachte ich nichts als ein schwaches Nicken zustande.
 

„Hmm ja ich..ich denke schon…!?“ Konnte ich mich ihm dann doch noch etwas entgegen stottern hören...völlig verunsichert von soviel ungewohnter Nähe. Und dann zu allem Übel auch noch die eines Mannes, den ich ungemein attraktiv zu finden begann...ein Desaster...aber ich hielt mich standhaft...aufrecht.
 

>Jetzt nur nicht schwächeln Mädchen..sonst hat er dich vollends durchschaut! Dachte ich dabei reichlich verstört, das war aber leider so ziemlich alles was ich angesichts der Umstände von diesem Mann im Arm gehalten zu werden noch denken konnte, während ich ihm sozusagen von "Angesicht zu Angesicht" gegenüber stand.
 

Jetzt fehlte eigentlich nur noch, dass er noch einmal versuchen wollte mich so dreist zu küssen, wie er es vor kurzem in der Tundra schon einmal gewagt hatte...aber den Gefallen tat er mir dieses mal wiederum nicht…vielleicht schon deshalb nicht, weil ich es insgeheim sogar von ihm erwartet hatte.
 

„Das ich finden sehr schön...ich freuen mich ehrlich darüber, wenn du aufrichtig zu mir sein, du mir einen Grund nennen weshalb ich sollen das lächerlich finden...?“
 

Sagte er anstatt dessen leise zu mir, wobei ich mir jetzt nicht so ganz sicher war, ob ich darüber froh sein sollte, dass er es nicht versucht hatte oder doch ein wenig enttäuscht? Zu meinem Entsetzen merkte ich, dass ein seltsam latentes Gefühl von Enttäuschung in mir aufzukeimen begann, das mich erschrak und zwar mehr noch als Wissen darum, dass er mir eindeutig viel zu nahe gekommen war, um das noch als schicklich einzustufen.
 

Eikskild der elende Schuft hatte es tatsächlich gewagt diesen Übergriff auf mich zu starten, ohne zu wissen oder zu ahnen, wie ich darauf nun eigentlich reagieren würde...aber da ich ihn mochte, beschloss ich nicht ganz so harsch mit ihm ins Gericht zu gehen, so versuchte ich ihn anstatt dessen lediglich so elegant und unbedarft wie möglich wieder los zu werden.
 

Was so zwangsläufig in einem sichtlich peinlich berührten von mir weg zu schieben mündete, damit wir wieder auf den nötigen Höflichkeitsabstand kamen.
 

Er ließ es ohne jedweden Widerstand geschehen, fast so als ob er es erwartet hatte. Aber erst dabei fiel mir auf, dass sein Oberkörper bis zum Gürtelansatz hin vollständig unbekleidet war. Also entweder hatte er sich vollends anziehen oder aber waschen wollen, wobei ich ihn offenbar unterbrochen hatte….da ich aber eben bei unserer kurzen Tuchfühlung noch den Hauch von Restfeuchtigkeit auf seiner nackten Haut gefühlt hatte, schloss ich auf das Letztere...also damit zweifelsfrei auf das sich waschen, was wir bei den Nachttemperaturen seit neusten beide im Übrigen freiwillig ins Innere der Hütte hinein verlegt hatten.
 

Wenn da auch nur die sogenannte „Katzenwäsche“ am kleinen Waschbecken in der Küche statt fand, die wir so einigermaßen bewältigen konnten, ohne uns ständig gegenseitig auf den Nerv zu gehen.
 

Ich sah ihn an...spürte mir die Hitze meines Blutes ins Gesicht schießen, unaufhaltsam sowie unübersehbar…
 

„Ich weiß nicht, was du meinst...ich..ich bin immer ehrlich..und..und du, was ist mit dir? Weißt du unverschämt bist du gar nicht oder wie darf ich das hier deuten Trapper? Sag weshalb hast du das eben gemacht Eikskild? Willst du mich absichtlich ärgern?“ Fauchte ich ihn entsprechend abweisend an, um wieder an der nötigen Haltung zu gewinnen...wobei ich ihn jedoch nicht eine Sekunde aus den Augen ließ.
 

Er reagierte dabei jedoch überraschend gelassen ja fast schon belustigt, als er mir darauf etwas entgegnete...wobei er jedoch nicht versuchte sich mir erneut zu nähern, sondern den sogenannten „Sicherheits“ Abstand zwischen uns einhielt.
 

„Was sollen ich gemacht haben? Ich haben dir lediglich sagen, dass ich es schön finden, wenn du ehrlich zu mir sein..auch was dein Gefühle anbelangen. Ich wissen, dass du mich mögen Lyria.“ Kam es indessen entsprechend selbstsicher aus ihm heraus und in meine Richtung. Er wollte, dass ich seine Botschaft verstand, daran konnte es keinen Zweifel mehr geben.
 

„Ach ist das so? Du hast recht...mögen ja...aber sicher nicht mehr...also bilde dir nur ja nicht ein, dass da mehr sein könnte.“ Fauchte ich ihn daraufhin einen Tick zu kratzbürstig an, um glaubhaft zu wirken..woraufhin ich ihn prompt lächeln sah und damit schlicht selbst fest stellte, dass er es offenbar schon längst begriffen hatte.
 

„Hmm ich schon verstehen...aber bevor du mir jetzt gleich die Augen auskratzen werden, wollen ich dir eigentlich nur noch sagen, dass ich etwas für dich haben.“ Antwortete er mir daraufhin abermals in einer Seelenruhe, die mich verblüfft sprachlos zurück ließ.
 

„Ach..?“ Ich sah ihn mit großen Augen an…mehr brachte ich in dem Moment nicht zustande. Er nickte knapp, wobei er nachdrücklich entschlossen wirkte. „Ja du wollen es sehen?“ War die entsprechende Gegenfrage an mich, auf die ich ebenfalls nichts weiter als schwach nicken konnte, während ich ihn weiterhin verwirrt anstarrte.
 

Mit diesen Worten sah ich ganz plötzlich das in seinen Händen, was er mir bereits gestern Abend offeriert hatte...es war der Bernstein, sein Geschenk an mich, den er dem Anschein nach noch mitten in der vergangenen Nacht in eine schöne, sowie gut gearbeitete zierliche, sowie dezent unauffällige Silberfassung gebracht hatte, denn der schöne herzförmige Anhänger baumelte jetzt unübersehbar an einer langen Silberkette….
 

Überrascht entschlüpfte mir zunächst nichts weiter als ein leises Keuchen. „Ohhh..er...er ist wunderschön...ganz ehrlich, ich bin beeindruckt...“ hauchte ich ihm schließlich nahezu atemlos entgegen, woraufhin ich ihn spontan lächeln sah. „Hmm ja das sein er wohl, so wie du...dürfen ich ihn dir umlegen?“ Fragte er mich leise, wobei mich seine intensiv blauen Augen seltsam fragend fixierten.
 

Ich nickte erneut und gänzlich verdattert angesichts dieses doch sehr eindeutigen und direkten Kompliments an mich...das ich versuchte standhaft zu ignorieren. „Ääähh sicher“…antwortete ich ihm darauf schließlich ein wenig schüchtern, schon weil ich spürte wie es mich merklich verunsicherte. „Na du müssen dann aber schon ein wenig näher kommen, sonst es schwierig werden.“ Sagte er unübersehbar amüsiert zu mir, wobei Eikskild mich mit einem auffordernden Blick taxierte.
 

Ich hörte mich selbst leise seufzen und trat danach einen zögernden Schritt an ihn heran...wobei ich den Kopf leicht neigte. Aber noch als ich spürte, wie er mir im Anschluss daran vorsichtig die schlichte Silberkette um den Hals legte...sah ich etwas…
 

...etwas das mich derart verblüffte, dass mir beinahe die Atemluft stockte.
 

Ich war ihm so nahe, dass ich eine neuerliche und ausgesprochen gute Sicht auf seinen nackten und durchaus muskulös, kräftig geratenen Oberkörper hatte, der mir bereits von Anfang an eine gewisse Atemnot bescherte. Aber erst jetzt in diesem Zusammenhang bemerkte ich etwas, das mir wohl erst jetzt beim zweiten Hinsehen aufgefallen war.
 

Vielleicht auch erst angesichts der kuriosen Umstände, mit dem was ich da ganz zufällig im Geräteschuppen gefunden hatte...denn auf seiner Brust nahe des Herzens, etwa in der Mitte direkt unterhalb des Brustbeins verlief eine deutlich sichtbar ausgeprägte silberne Linie, die auch der dichte dunkle Flaum auf seinem Oberkörper nicht gänzlich verdecken konnte...eine alte Narbe...und eine sehr lange dazu, die ganz eindeutig von einer tiefen aber lange verheilten Verletzung her rühren musste.
 

In meinem Gehirn arbeitete es indessen auf Hochtouren...ja Himmel Herrgott nochmal, wo in aller Welt hatte er die sich denn so unschön eingefangen...und warum war sie mir vorher noch nie aufgefallen?
 

Denn sie sah ehrlich gesagt ganz schön übel aus...und dazu war sie beileibe nicht die Einzige, die er davon getragen hatte, denn als ich ihn so weit mir das möglich war, weiterhin unauffällig begutachtete, fiel mir nämlich auf, dass da noch so einige andere an Armen und seiner Gürtellinie entlang verliefen, die irgendwie auf alte Hieb oder Stichverletzungen schließen ließen und irgendwie so gar nicht nach irgendwelchen zufälligen Unfällen anmuteten?!
 

Ja zur Hölle, WAS hatte dieser Mann in seinem früheren Leben getan?
 

Hatte er am Ende wirklich wie ich es vermutete so einer komischen Gruppe angehört, die das Leben im Altertum nachstellten, um das harte Leben von damals zu demonstrieren oder war er vielleicht sogar doch so etwas wie ein „Stuntman“ gewesen? Ich meine vielleicht war ja so etwas in der Art eines ungewolten "Arbeitsunfalls" vorgefallen, dass ihn letztenendes dazu angehalten hatte, dieses risikoreiche Leben für immer hinter sich zu lassen? Immerhin war dies eine plausible Erklärung dafür, weshalb er was das anbelangte so heftig aussah...denn jetzt wo ich sie durch Zufall entdeckt hatte, sprangen mir die vielen alten Narben an ihm regelrecht ins Auge.
 

Aus einem völlig spontanen Impuls heraus, den ich mir selbst nicht erklären konnte, ertappte ich mich dabei, wie meine Fingerspitzen sich dahin verirrten und der silbernen Linie sachte forschend, sowie ungemein neugierig nachfolgten, indem ich ihn dort schlichtweg ungefragt berührte.
 

Ich hörte ihn leise überrascht, sowie heftig aufkeuchen..
 

"Wa..was...machen du da?“ War seine plötzliche und merklich verwirrte Reaktion, woraufhin ich spürte wie seine Hand hastig nach meiner griff, um sie fest zu halten und mich weiter daran zu hindern, ihn dort so unverfroren zu berühren.
 

Ich hob den Kopf und sah ihn an...ich sah ihm direkt und ohne jede Scheu in diese ungemein faszinierend blauen Augen, die jetzt überraschend verwirrt wirkten..ganz anders als sonst, wo sie zumeist selbstsicher wirkten...nein es war im Augenblick beinahe so, als hätte ich ihn bei etwas ertappt.
 

Ja als hätte ich an etwas gerührt, was mich beim besten Willen nichts anging...an seinem Geheimnis vielleicht? Denn dass er eins hatte...war mir längst klar geworden.
 

„Wo..woher hast du die?“ Fragte ich ihn leise aber doch mit Nachdruck..weil ich mich nicht wieder so einfach von ihm abschütteln lassen wollte...ich wollte wirklich wissen, wie er zu diesen üblen Verwundungen in seiner Vergangenheit gekommen war.
 

Doch seine schlichte Antwort die darauf sogleich erfolgte, war nicht mehr als einige kurze Worte, woraufhin er mich unerbittlich sowie gänzlich verschlossen musterte...es war mir, als wäre das ein vollkommen anderer Mann mit dem ich es jetzt zu tun hatte.
 

„Lyria du mich deswegen besser nicht weiter fragen...das sein ein Unfall gewesen, das aber sein schon lange her...bevor ich hier leben...ich darüber nicht sprechen wollen. Du keine Antwort darauf von mir erwarten!“ Als er mir das geantwortet hatte, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück, wobei er fast sofort schlagartig auf dem Absatz kehrt machte und zurück in den Nebenraum ging ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen.
 

Ich blieb sprachlos verwirrt zurück, mit der nagenden Erkenntnis, versehentlich an etwas gerührt zu haben, an das besser hätte nicht gerührt werden sollen...an einem schmerzlichen Stück seiner Vergangenheit, die mich weder etwas anging..noch an der er mich teilhaben lassen wollte…

seinem Geheimnis auf der Spur?

Eikskild verlor indessen keine unnötige Silbe mehr darüber, was sich eben zwischen uns beiden abgespielt hatte, hartnäckiges Schweigen machte sich anstatt dessen zwischen uns breit, als er sich so plötzlich von mir zurück zog, um sich vollständig anzuziehen und sich dann für die nächste Ausfahrt mit den Hunden fertig zu machen, mit denen er nach seinen Fallen sehen würde.
 

Das gemeinsame Frühstück fiel entsprechend wortkarg aus...ich bemerkte nur, dass er mich weiterhin aufmerksam beobachtete und mich die gesamte Zeit über nicht eine Sekunde aus den Augen ließ...ansonsten hatte ich das Gefühl, dass er gänzlich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt schien. Als er dem täglichen Ritual von sich der Witterung gemäß anzuziehen, sowie der üblichen Portion an schwarzem Kaffee einzuverleiben folgte sprach ich ihn kurz an...und zwar noch bevor er Anstalten machte, sich wie üblich Hals über Kopf und ohne ein weiteres Wort des Abschieds aus dem Staub zu machen.
 

„Halt...wo willst du hin Eikskild? Es ist ja beinahe noch dunkel. Warte doch noch ein wenig, es wird sicher bald hell, dann kannst du die Fallen doch viel besser finden..oder etwa nicht?“ Fuhr es damit entsprechend ängstlich, sowie stark um Versöhnlichkeit bemüht aus mir heraus, auch da ich ihn nicht so gehen lassen wollte, denn ich ahnte dunkel, dass ich einen großen Fehler begangen hatte.
 

Es tat mir aufrichtig leid und ich wollte es so gesehen wieder gut machen...wir saßen gezwungenermaßen schließlich beide noch lange genug im selben Boot und damit zwangsläufig aufeinander, da wollte ich es nicht auf einen offenen Disput zwischen uns ankommen lassen. Sagen wir, es war so ziemlich das Letzte was ich riskieren wollte...sich wegen nichts zu zanken oder einander böse zu sein, half ja in diesem Sinne auch nicht weiter...weder ihm noch mir.
 

Interessanterweise schien er das sogar zu begreifen, denn ich sah ihn ganz plötzlich lächeln...es war sichtlich verhalten aber durchaus amüsiert...und es wirkte versöhnlich, als er es an mich richtete.
 

„Was du wissen doch, dass ich fort müssen Lyria. Die Fallen müssen kontrolliert werden, wir bekommen heute noch einen Wintersturm. Den Ersten dieses Jahr, der uns damit unmittelbar ins Haus stehen werden. Ich haben es vorhin im Radio hören. Außerdem haben es mir die Station in Longyearbyen per Funk melden, ich mich wollen beeilen, dass ich schnell zurück kommen, ehe er uns heute Nachmittag einholen..dann ich können ohnehin ein oder zwei Tage nicht mehr aus dem Haus und ich sein gezwungen hier zu bleiben.“
 

War schließlich das, was ich von ihm zu hören bekam, woraufhin ich leise seufzte, schon weil ich begriffen hatte, dass ich ihn nicht würde aufhalten können.
 

„Na schön...aber du wirst gut auf dich acht geben da draußen..versprichst du mir das?“ Entgegnete ich ihm entsprechend barsch, woraufhin ich ihn leise lachen hörte.
 

„Sicher ich es dir versprechen Lyria, du dir keine Sorgen machen müssen. Bisher ich doch noch immer wieder zurück zu dir gekommen sein..oder etwa nicht?“ Ergänzte er meine Ansage an ihn mit einem entsprechend amüsiert breiten Grinsen in meine Richtung, woraufhin ich ihm am Liebsten eine ordentliche Portion vom übrig gebliebenen Rentierhüftsteak in den Rachen schieben wollte, nur damit er endlich aufhörte mich weiter so unverfroren anzüglich anzugrinsen.
 

Doch irgendwann schien er genug davon zu haben mich absichtlich zu ärgern, denn ich sah wie er seine dicke Felljacke, samt russischer Pelzmütze und die beiden klobigen schwarzen pelzbesetzen Treter in die Hand nahm, sich des weiteren sein Gewehr sowie den Patronengürtel vom Garderobenhaken griff und dann umgehend Anstalten machte, das Haus zur Eingangstüre hinaus zu verlassen.
 

„Ich werden jetzt gehen..bis später, du besser nicht auf mich warten!“ Konnte ich ihn gerade noch so knapp wie entsprechend kurz angebunden in meine Richtung vernehmen, dann war MANN wieder einmal fort, wie vom eisigen Steppenwind verweht.
 

„Schön viel Spaß auch und bis später norwegischer Mistkerl!“ Fauchte ich ihm entsprechend unwillig hinterher, angesichts der beschissenen Tatsache, schon wieder von ihm allein gelassen worden zu sein.
 

Es war wie verhext...warum zum Teufel nahm er mich seit Neustem nicht mehr mit...seit einigen Tagen ließ er mich absichtlich zurück. Bisher hatte er mich wenigstens auf die Jagd mitgenommen, schon damit ich meine noch immer merklich bescheidenen Schießkünste etwas besser optimieren konnte. Aber nicht mal das schien mir der Mann noch an Abwechslung zu gönnen. Ich saß hier fest wie in einem Gefängnis und langsam begriff ich auch was es bedeutete, gewissermaßen allein am Ende der Welt fest zu sitzen, vor allem jetzt wo langsam aber sicher der Winter und damit die lange eisige Dunkelheit der polaren Finsternis Einzug hielt.
 

Noch etwa drei Wochen dann war es soweit, dann würde die Sonne den Horizont bis etwa Mitte März gar nicht mehr überschreiten...es war jetzt Anfang November...die polare Dunkelheit rückte damit unaufhaltsam näher und so auch das beklemmende Gefühl in ihr gefangen zu sein.
 

Yokky hatte so recht damit gehabt, ich wusste nicht mal Ansatzweise auf was ich mich da eingelassen hatte...und nun war es zu spät. Jetzt würde ich sie ertragen müssen und damit auch die Tatsache IHN unablässig rund um die Uhr am Hals zu haben...IHN den einsamen Mann, den ich noch immer nicht wirklich einschätzen konnte; der für mich ein Rätsel darstellte, schon weil er ein offenkundiges Geheimnis besaß...
 

..:eines dem ich unbedingt auf den Grund gehen wollte. Ich musste wissen, auf was ich mich da eingelassen hatte. Vor allem was diesen Mann betraf, auf den ich hier am Arsch der Welt auf Gedeih und Verderb angewiesen war!
 

Wenig später sollte ich allerdings durch Zufall auf etwas stoßen, das etwas mehr Licht ins Dunkel meiner wilden Spekulationen zu seiner Person bringen würde...etwas, mit dem ich nun gar nicht gerechnet hatte.
 

Um mir die Zeit zu vertreiben die ich ja nun nachdem er fort war, zur genüge übrig hatte, machte ich das Beste daraus, indem ich mir meinen Hund und das Zweitgewehr schnappte, das er mir freundlicherweise da gelassen hatte und so kurzerhand einen Abstecher in die umliegende Tundra wagte, als es hell genug geworden war, um annähernd gefahrlos einen Fuß vor die Türe zu setzen.
 

Ich trieb mich den ganzen Vormittag lang an der frischen Luft herum...versuchte meinem Hund und meinem obendrein merklich schlechten Gewissen was Eikskild betraf den nötigen Auslauf zu verschaffen, indem ich Keira ein ganz ordentliches Stück weit in die karge Steppenlandschaft der nordischen Tundra hin ausführte….und meinen Hund sowie der Vielzahl an Gedanken die dabei in meinem Kopf herum schwirrten einfach freien Lauf ließ, wohin sie gerade wollten.
 

Ich genoss die frische Luft die eindeutig nach Schnee roch und mir eisig rote Wangen bescherte in vollen Zügen, obwohl ich ansonsten eher nicht fror, auch da ich glücklicherweise vorsorglich meine extra dicke Winter Outdoor Jacke übergezogen hatte, die ich inzwischen gerne freiwillig am am Leib trug...den hier waren so etwas wie modische Accessoires gänzlich fehl am Platze, das wusste sogar ich.
 

Ich hielt die Nase in die eisige schneeschwangere Luft und versuchte mit meiner Spiegelreflexkamera ein paar begeistert spektakuläre Landschaftsaufnahmen als spätere Andenken dieser grandios kargen Landschaft einzufangen, die mich umgab...da sah ich weit weg ganz plötzlich zwei etwa halbstarke Eisbären in der Tundra auftauchen, die zwar kurz witternd in meine Richtung blickten, sich dann aber doch lieber trollten und mich glücklicherweise nicht extra dazu nötigten, das vorsorglich von mir mitgenommene Gewehr zu meiner eigenen Sicherheit benutzen zu müssen.
 

Ich wusste nicht wie weit ich mich von der Hütte entfernt hatte, denn ich hatte nicht extra darauf geachtet..das kleine GPS Gerät das ich schon bei meiner Anreise vorsorglich im Rucksack mitgenommen hatte um mich in dieser Ödnis gesetztenfalls nicht vollständig zu verlaufen zeigte mir die gewünschten Koordinaten an..in der die Hütte zu liegen schien, die ich jetzt nachdem ich mich so weit von ihr entfernt hatte, selbst in dieser flachen Steppenlandschaft nicht mehr sehen konnte, auch da sie hinterhalb der steilen Küste hin angrenzte..und so trotz ihrer geologisch niedrigen Lage nahe des Meeresspiegels doch ein Stück weit zum Inneren der Insel hin anstieg.
 

Ich rief meinen Hund zu mir, der frei herum lief und da und dort schnupperte und munter dabei war sämtliche pseudo Sträucher in seiner Umgebung zu beglücken..Keira kam wenig später mit einem etwas vorwurfsvollen Bellen zu mir, wo ich sie kurz Platz machen ließ schon um den Gehorsam von ihr einzufordern...doch als ich sie ablegte und mich kurz umdrehte um mich zu orientieren, sah ich in der leicht ansteigenden Steppenlandschaft ganz in der Nähe so etwas wie eine kleine Senke die zu einem leichten Talgrund hin abzufallen schien...und dort bewegte sich ganz eindeutig etwas...oder viel mehr bewegte sich dort ganz eindeutig JEMAND!
 

Und dieser Jemand war zweifelsfrei ein Mensch so wie ich, denn ich konnte es an den dafür typischen Bewegungsabläufen erkennen, wo mich die Person die sich dort unten befand aber offenbar noch nicht bemerkt hatte, trotz dass ich so offensichtlich sichtbar auf der kleinen Anhöhe stand. Doch als ich begriff WAS oder besser WEN ich da durch puren Zufall entdeckt hatte oder vielmehr zu Gesicht bekam, blieb mir zunächst erst mal vor Verblüffung der Mund offen stehen, denn es war niemand anderer als ER...Eikskild!
 

Ja es war ohne jeden Zweifel der Trapper.
 

Also dazu brauchte ich beileibe keinen Feldstecher mehr um das fest zu stellen, denn ich erkannte seine markante Statur auch so und ohne jeden Zweifel, schon weil der Buggy mit den Huskys ganz in seiner Nähe stand. Ich fragte mich nur weshalb er mich mit voller Absicht angelogen hatte, denn DAS sah beim besten Willen nach allem aber nicht nach der Kontrolle seiner Fallen aus...und was immer er hier in dieser Abgeschiedenheit trieb, so war es etwas, von dem er nicht wollte, dass ich oder jemand anderer davon wusste geschweige denn es je in Erfahrung bringen sollte.
 

Das spürte ich intuitiv...
 

Ich starrte so derart perplex mit offenem Mund in die Richtung, in der ich ihn dort unten stehen sah...unfähig mich von der Stelle zu rühren oder mich diesem faszinierenden Schauspiel zu entziehen.
 

...und dann..dann fing er an!

WER bist du (wirklich) Eikskild?

Das was meine Augen dort unten erblickten, als ich zugleich neugierig fasziniert in die kleine Senke hinunter sah, ließ mich wie paralysiert erstarren…
 

...das Licht, der bereits sehr tief stehenden Spätherbstsonne, die heute noch einmal so heraus gekommen war, wie um sich ein letztes Mal zu verabschieden, bevor der Winter sie komplett verschlucken würde, malte dabei im Kontrast dazu geradeso, als wollte sie sich dagegen wehren, rot goldene Ornamente aus Sonnenstrahlen auf den schlichten aber doch solide gearbeiteten Kettenpanzer, die den Mann der ihn trug, in einem Licht erstrahlen ließ, wie einen der lang vergessenen Könige aus uralten Zeiten.
 

Ich war gelinde ausgedrückt sprachlos als ich es sah...
 

...denn es war haargenau der Harnisch, den ich vor einem knappen Tag durch Zufall in Eikskilds klapprigen Lagerschuppen entdeckt hatte. Ich war mir vollkommen sicher, ja genau DAS war das Ding, was Mann da gerade eben und ohne jeden Zweifel am Leibe trug...und zwar wie zu erwarten maßgeschneidert auf seine darin unübersehbar maskulin gedrungen anmutende Körperstatur.
 

Man konnte sagen, dass der Harnisch, den ER da an hatte, nahezu perfekt an des Trappers kräftig untersetzter und in dem massiv gearbeiteten Kettenpanzer obendrein noch sehr muskulös wirkenden Gestalt saß und ihn so noch um einiges imposanter wirken ließ, als er es von seiner ganzen Art her wie er sich verhielt oder beispielsweise mir gegenüber auftrat, ohnehin schon vermittelte. Dabei spielte es nicht die geringste Rolle, dass er was seine „Größe“ anbelangte, etwa gut fünf bis zehn Zentimeter kleiner war als ich selbst, denn ich nahm es das erste Mal seit ich ihn kannte nicht bewusst wahr...allein seine Ausstrahlung war es, die diese Senke mit seiner beeindruckenden Persönlichkeit füllte, die mir den Atem stocken ließ.
 

Dieser Mann hatte ohne zu übertreiben etwas hoch herrschaftliches an sich. Da war etwas an ihm, was jemanden durchaus dazu verleitete, seinem Willen zu folgen auch ohne, dass er es extra einfordern musste. Es war diese Art von natürlicher Autorität und Würde, die ihn so ungemein interessant für mich machte.
 

Und das tat der Trapper von Anfang an in einer Selbstverständlichkeit, die mich wirklich nachdenklich stimmte, denn einen solchen Mann wie ihn, hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben so in dieser ausgeprägt, charakterlich verankerten Willensstärke kennen gelernt, wie das bei ihm der Fall war.
 

Doch das war noch lange nicht alles...dies war erst der Anfang...denn ich sah gebannt dabei zu, wie er sich kurz, sowie äußerst zielstrebig in Richtung seines Wagens bewegte, um dort etwas zu holen..und es war ganz gewiss nicht sein Gewehr, wie zunächst von mir vermutet!
 

NEIN...es waren als hätte ich es erwartet, tatsächlich die beiden altertümlichen Waffen, die ich gestern zusammen mit dem Harnisch entdeckt hatte….das kunstvoll gearbeitete Schwert und die schwere Streitaxt, die ich aufgrund ihres enormen Gewichtes hatte kaum anheben können. Ich fragte mich noch kurz, WAS in aller Welt er damit wohl vorhaben könnte? Nun also Rüben hacken oder den Boden umpflügen wohl ganz bestimmt nicht. Zweifellos etwas, was in dem Moment wohl am Wenigsten auf ihn zutraf...das war mir schon klar...aber dann während ich noch darüber nachdachte wurde es mir nur den Bruchteil von Sekunden später bewusst, spätestens als ich dabei zusah, wie geübt und zugleich selbstverständlich er damit Stellung bezog.
 

Eikskild hatte offensichtlich vor damit zu arbeiten...also eine Art von Trainingsprogramm zu absolvieren. Schon allein seine ausgefeilte Beintechnik und die Art und Weise, wie routiniert er dabei wirkte, als er sich mit den beiden trotz ihres fortgeschrittenen Alters, brandgefährlich anmutenden Artefakten seines umfangreichen Waffenarsenals zu seinem angestrebten Ausgangspunkt bewegte, sagte mir mein weiblicher Instinkt, dass es sich hierbei sicherlich nicht um seine erste Übungseinheit handeln konnte...ganz bestimmt nicht!
 

Todsicher!
 

Also diese Waffen hatte ER mit nahezu einhundert prozentiger Wahrscheinlichkeit schon des öfteren in der Hand gehabt und mir blieb indessen nur übrig, mich völlig verwirrt zu fragen….
 

WARUM zum Geier? Oder besser gesagt, WOZU in des Dreiteufels Namen brauchte ein „moderner“ Mann wie ER, Kenntnisse im Umgang mit solch altertümlichen Waffen?
 

Ja Himmel Herrgott noch eins...WEN in aller Welt wollte er denn damit bekämpfen? Oder war es tatsächlich nichts weiter als ein „durchgeknallt, ausgefallenes“ Hobby des Trappers? Hegte Eikskild vielleicht doch eine gewisse Leidenschaft für längst vergangene Zeitalter und die damit verbundene altertümliche Lebensweise, so in etwa wie die der Wikinger oder so? War er früher ursprünglich wirklich Archäologe gewesen...ein Spätaussteiger sozusagen?
 

Ich wusste es nicht...und so zerbrach ich mir weiter den Kopf darüber….bis mir zwar keine passendere Antwort darauf einfiel, mir irgendwann aber siedend heiß bewusst wurde, dass wenn er jetzt durch einen dummen Zufall heraus auch nur einen Moment lang nach oben und in meine Richtung blickte, er mich problemlos auf meinem Aussichtsposten würde sehen können...was er bisher glücklicherweise jedoch noch nicht getan hatte.
 

Das bedeutete also, dass ich mich schleunigst unsichtbar machen musste, wenn ich nicht wollte, dass der Trapper mich sah...in dem Fall ließ ich mich gerade so auf dem kargen Tundra Boden nieder, wo ich gestanden hatte und legte mich somit vorsichtig in das weiche Rentiermoos und zwar so, dass ich ihn gut im Blick hatte, er mich aber hoffentlich nicht sehen konnte.
 

Keira fiepte leise, als ich mich so direkt neben ihr lang machte aber ich gab ihr dabei fast sofort das lautlose das Kommando sich nicht zu rühren und so lag sie still….gerade so wie ich…
 

...und das keine Sekunde zu früh, denn in dem Moment begann er mit seinen Übungen!
 

Ich beobachtete ihn fasziniert, wie er Stellung bezog...kurz stehen blieb, wobei Eikskild den Kopf etwas senkte, wie um inne zu halten und in sich zu gehen...ja sich dabei gewissermaßen voll auf das zu konzentrieren was er vor hatte. Indem sah ich ihn zweimal kräftig durchatmen...um im Anschluss daran mit einem markerschütternden Schrei, der mir durch sämtliche Knochen fuhr erstaunlich gewandt herum zu wirbeln, so dass die beiden schweren Waffen in seinen Händen, die Luft in einem scharfen sirrenden Laut durchschnitten, den ich hören konnte und das, obwohl ich an sich genügend Sicherheitsabstand zu ihm hatte.
 

Ich hörte mich selbst erschrocken schlucken und meinen Mund augenblicklich trocken werden, angesichts dessen, was sich mir da an Schauspiel bot. Mir blieb regelrecht die Spucke weg...hingerissen, wie zugleich zutiefst verwirrt hing ich wie hypnotisch gebannt an IHM und dem was er da machte fest.
 

Man konnte sagen ich bekam so etwas wie Angst vor ihm...denn DAS war eindeutig nicht DER Mann den ich kannte und in einer Hütte zusammen lebte. Und DIESER hier, war schon gar nicht der Kerl, der ach so harmlos tat, wie er es mich stets glauben machen wollte.
 

DAS was ich da sah, sprach eine völlig andere Sprache! Eine die mir gänzlich unbekannt war...aber eine, die mich wie magisch anzog, selbst in meiner größten Angst, mich hier in etwas zu verrennen, das mich unter Umständen nicht nur mein Herz, meinen Verstand sondern auch meine Vernunft kosten konnte.
 

Ich begann zu begreifen, dass ich genau dies anfing in Betracht zu ziehen...ja dieses Risiko bewusst auf mich zu nehmen, denn ER war es wert, das spürte ich intuitiv. Meine weibliche Intuition manövrierte mich sozusagen mit voller Absicht weit über die Klippe hinaus...so als sei ich ein todesmutiger Lemming..nur dass mir gänzlich die Angst vor dem freien Fall fehlte, weil ich hoffte, ich würde vorher aufgefangen...vielleicht sogar von IHM!
 

Ich erkannte diese Art seiner mir völlig fremden „Sprache“ an jenen faszinierend geschmeidigen Bewegungen, die der Trapper scheinbar einem festgelegten für mich jedoch gänzlich unsichtbaren Muster folgen ließ. Diese waren routiniert und wirkten erfahrungsgemäß eingespielt, wie als ob der Mann ganz genau wüsste, mit welcher Finte er welche Gefahr abwehren musste oder auch einen möglichen Gegner selbst gefahrlos angreifen konnte…wenn er einen raschen Ausfallschritt nach vorne machte, wo er die beiden Waffen in elegant wirkenden Bewegungsabläufen wie selbstverständlich folgen ließ..um sie zu händeln, als wögen sie nichts mehr als einige Pfund. Wo ich aber ganz genau wusste, wie schwer sie in Wirklichkeit waren, auch da ich sie ja schon selbst angehoben hatte.
 

So staunte ich abermals über die enorme Körperkraft dieses ungewöhnlichen Mannes, die eine solche Leistung zweifellos erforderte..und war mehr als verblüfft darüber, wie scheinbar schwerelos seine fließenden Bewegungen trotz dieses enormen Gewichts doch an ihm wirkten...beinahe schon „übermenschlich“ schoss es mir für den Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf...doch dann war der merkwürdige Gedanke fort, so schnell wie er gekommen war und mich übermannte abermals die Neugier auf ihn.
 

Es war mir anstatt dessen beinahe so, als beherrsche Eikskild die Finten blind, die er ebenso gekonnt wie geschmeidig ausführte, dass sich mir wieder die seltsam bohrende Frage stellte, WAS zu Teufel dieser Mann früher wohl gemacht haben mochte...bevor er hier her nach Svalbard gekommen war?
 

Die beiden messerscharfen Klingen von Axt und Schwert durchschnitten die Luft indessen so leicht wie Schweizer Käse….und ich war heilfroh, dass es keinen echten Gegner gab, dem er damit hätte auf den Pelz rücken können, denn ich war mir längst nicht mehr sicher, wie ein echter Kampf mit einem realen Widersacher ausgehen mochte...zumal der Trapper wirkliche echte Ahnung von diesen beiden Museumsreifen Artefakten zu haben schien.
 

DAS also war sein Geheimnis...diese Dinge aus seinem „früheren“ Leben von denen ich offensichtlich nichts wissen durfte...und ich fragte mich so nicht zu ersten Mal weshalb? Sicher es war reiner Zufall gewesen, dass ich ausgerechnet jetzt und gerade hier auf ihn getroffen war und er wusste ja auch nicht, dass ich hier war. An sich war Eikskild vorsichtig gewesen, die Hütte lag ein ganz ordentliches Stück weit weg von diesem Platz….aber warum hatte er mir gesagt, er wolle die Fallen kontrollieren und war anstatt dessen hier her gekommen, wo ER etwas völlig anderes machte?
 

Aus welchem Grund sollte er mich absichtlich anlügen? Das wollte mir auch weiterhin nicht in den Kopf...aber ich konnte ihn diesbezüglich ja auch kaum fragen...denn ich wusste, was ich mir einhandeln würde, wenn ich mich ihm jetzt zu erkennen geben würde...und davor hatte ich ehrlich gesagt mächtig Muffensausen.
 

Allein der Gedanke daran, unter Umständen vielleicht nähere Bekanntschaft mit dem scharfen Stahl der Schwertklinge zu machen, ließ mich weiter in meinem Versteck ausharren in der Hoffnung das ER sich vor mir auf den Rückweg machen würde, so dass mein Hund und ich uns ungesehen von dort verziehen konnten.
 

Doch den Gefallen tat er mir vorerst leider nicht...im Gegenteil!
 

Eikskild kämpfte sich weiter unverändert hartnäckig durch die Eiseskälte der winterlichen Tundra, bis ich den Schweiß unter seinem Harnisch in sichtbaren Dampfwolken aufsteigen sehen konnte, die in der kalten Luft geradeso wie Nebelschwaden kondensierten und es war mir dabei beinahe so, als müsse ER im wahrsten Sinne des Wortes Dampf ablassen…
 

Ich hörte den Mann leise etwas in „seiner“ eigenen Sprache vor sich hin brummen, woraufhin er einige Augenblicke später Axt und Schwert direkt an Ort und Stelle fallen ließ, sich den schweren Harnisch samt alles darunter liegende mit einem Rutsch ungeduldig über den Kopf zog und mit einem unwilligen Knurren kurzerhand achtlos auf die Seite warf. Nur um mit jetzt für mich überdeutlich sichtbar gewordenen gänzlich nacktem Oberkörper abermals zu seinen beiden Waffen zu greifen, um sie wie selbstverständlich aufzuheben und weiter mit den für ihn sicherlich massiv kraftraubenden Übungen fort zu fahren, als ob nichts gewesen wäre.
 

Ich hingegen die es von meinem Versteck aus sehen konnte, war nahe dran zu hyperventilieren...schon allein, weil ich jetzt eine ausgesprochen gute Aussicht auf diesen absolut atemberaubend muskulösen Männerkörper hatte, bei dem ich nahezu jeden Muskel unter der leicht gebräunten Haut hervor treten sehen konnte, wenn er die schweren Waffen geradewegs so durch die Luft schwang, als wären sie Federgewichte und nicht kiloschwere Stahlwaffen.
 

Es dauerte eine ganze Weile bis er sich so verausgabt hatte, dass ich ihn keuchend inne halten und die Waffen kurz senken sah, wo er sich mit einer für ihn typischen energischen Geste den Schweiß aus Gesicht und Stirn wischte, in der seine lange schwarze Haarpracht inzwischen ebenfalls in feuchten Strähnen klebte, die sich während seiner Übungen von ihm unbemerkt aus dem strengen Nackenzopf gelöst hatten und ihm nun in all ihrer dunklen Schönheit mit dem Ansatz seiner darin sichtbar werdenden Silberfäden offen über die mächtig breiten Schultern fiel.
 

Ich bemerkte überrascht, dass etwas heftig zu klopfen begann und es dauerte etwas bis ich begriff, dass es sich dabei ganz offensichtlich um mein eigenes Herz handelte. Ja ich stellte erneut mit stetig wachsendem Entsetzen fest, dass mir der Mann gefiel...und das nicht nur ein bisschen...nein so richtig...und das war eindeutig das Schlimmste daran!
 

Als es langsam anfing a…..kalt zu werden und ich so etwa gefühlte zwei oder drei Stunden lang auf meinem Platz ausgeharrt hatte, wo ich zwischenzeitlich auch alle Mühe hatte, meinen mittlerweile höchst unruhigen Hund halbwegs ruhig zu stellen... da fiel ihm endlich ein, dass er offenbar genug trainiert hatte...die Sonne stand inzwischen schon recht tief es musste später Nachmittag sein.
 

Eikskild der zu meiner grenzenlosen Verblüffung jetzt um einiges ausgeglichener wirkte, fing an seine Waffen und alles andere zusammen zu packen. Inzwischen trug er auch wieder seine Kleider am Leib, was es mir um einiges einfacher machte..schon wegen der Atemnot, die mir dieser Mann jedes mal in einer solch verfänglichen Lage bescherte wie in dieser und das leider mehr denn je...obwohl er es nicht mal wusste.
 

Ich war gelinde ausgedrückt verzweifelt...denn mir war inzwischen sonnenklar geworden, dass ich ihn mochte, ich meine richtig mochte und auch, dass er es umgekehrt bei mir tat, aber ich wollte nichts überstürzen und am Ende etwas beginnen, von dem ich genau wusste, dass es kaum von Bestand sein würde. Dazu waren wir beide einfach zu verschieden, um zusammen zu passen...und doch...irgendwie war da so ein gewisser Reiz an ihm, der ganz tief in mir sagte…
 

> Verdammt warum tust du nicht einfach, was hast du schon zu verlieren? Lyria du magst ihn doch…riskiers einfach!
 

Aber dann kam mir mein Verstand in die Quere, der mir ganz klar sagte…
 

> ...der Winter ist lang, tu jetzt nichts unüberlegtes, es gibt keinerlei Möglichkeit sich dem irgendwie zu entziehen. Lass es lieber...ihr seid da drin in dieser Hütte wie festgenagelt, wenn das schief geht, ist das schlimmer als Knast im Schwulen Pensionat, wo man(n) es besser tunlichst unterlassen sollte sich zu bücken, nur um die herunter gefallene Seife aufzuheben. <
 

Also DAS wollte ich wahrhaftig nicht erleben ganz gleich, wie sehr ich ihn nun mochte!
 

Als ich noch kurz darüber nachdachte, was ich jetzt als nächstes tun sollte..bemerkte ich, dass er nahezu fertig war und zusammen gepackt hatte...gerade so im Begriff die Sachen zu seinem Hundegespann zu bringen, um hoffentlich zur Hütte zurück zu fahren, wo ich ihn nachher vermutlich treffen würde.
 

Also fasste ich den folgenschweren Entschluss, mich heimlich davon zu stehlen, sobald er die Sachen eingeladen hatte und auf den Wagen gestiegen war…
 

..leider ein totaler Reinfall, denn gerade als ich den Punkt abgepasst hatte, indem er aufgestiegen war und los fahren wollte, stand ich rasch auf und war im Begriff mich nach hinten weggeduckt davon zu schleichen, damit er mich nicht noch zufällig entdecken würde.
 

Aber genau in dem Augenblick drehte er sich dummerweise in meine Richtung um, wie um die Umgebung noch einmal zu sichern...beinahe so, als hätte er meine Anwesenheit oder zumindest die eines anderen Lebewesens intuitiv gespürt...oder gar geahnt…
 

Keira die inzwischen kaum noch zu bändigen war, weil sie genau merkte, dass es endlich nach Hause ging, gab ein kurzes aber beherztes Kläffen von sich, dass er einfach hören musste, schon weil es in in der stillen Weite der Tundra in der man kaum mehr als den immerwährenden Wind hörte, beinahe wie ein Echo wirkte.
 

Ich zuckte ebenso erschrocken zusammen, als ich sie so unvermittelt laut bellen hörte...aber es war schon zu spät...denn so sah er mich...mir entging das kurze überraschte Aufblitzen seiner Augen nicht, als er meinen Schemen auftauchen und sogleich wieder verschwinden sah, mit dem ich auch meinen Hund packte und mit mir hinunter zog, weil ich mich geistesgegenwärtig wieder hatte hinfallen lassen.
 

Mit bis zum Hals klopfendem Herzen lag ich still und wartete darauf, dass er zu mir kommen würde, um nachzusehen ob ihn seine Sinne nicht getrogen hatten, schon weil ich genau wusste, dass er etwas gesehen hatte…
 

...nämlich MICH um genau zu sein, aber er kam nicht!
 

Nach einer Weile stand ich auf und sah mich vorsichtig um...aber ER war fort, ebenso schnell und lautlos, wie ein Trug Gebilde verschwunden und ich war mir nicht ganz sicher, ob das was ich da eben erlebt hatte, Wirklichkeit oder aber vielleicht doch nur ein Gebilde meiner lebhaften Phantasie gewesen war?
 

Ich seufzte leise, rief meinen Hund zu mir und machte mich schließlich schweren Herzens auf den nicht so kurzen Weg zur Hütte zurück, auch weil es langsam zu dämmern anfing...und ich mir außerdem nicht sicher war, WAS mich dort nun erwarten würde….

....verloren und wiedergefunden

Ich wusste im Augenblick nur eines...ER war fort und ICH stand hier, inmitten der Pampa!
 

Was in diesem Fall bedeutete...dass ich allein und völlig auf mich selbst gestellt war. Denn Eikskild hatte es offensichtlich nicht für notwendig befunden nachzuprüfen, was oder besser wen er da eigentlich gesehen hatte? Es war ihm so wie ich das auffasste, schlicht und einfach egal gewesen...ob es sich seiner Ansicht nach um pure Einbildung oder doch um die Tatsache gehandelt hatte, dass er tatsächlich jemanden entdeckt hatte, der da nicht hingehörte, so wie mich zum Beispiel. Ein Umstand der mich zwar angesichts seiner sonstigen Vorsichtsmaßnahmen schon etwas verwunderte...aber vielleicht hatte er ja auch einfach nicht gesehen werden wollen?
 

Auch das eine durchaus einleuchtende Erkenntnis, die nicht gänzlich auszuschließen war. Gut aber das löste mein momentanes Problem auch nicht wirklich...was sollte ich tun? Vor allem wenn er bemerkte dass ICH nicht, wie von ihm gedacht in der Hütte auf ihn wartete, sondern einfach verschwunden war...würde er sich demnach zwei und zwei zusammen reimen können? Also das hoffte ich nun so ziemlich als allerletztes, in meiner bescheidenen Lage. Allein der Gedanke daran, brachte meinen Magen dazu, sich noch mal zu überlegen, was ich heute eigentlich so alles an Essbarem zu mir genommen hatte….was mir im Augenblick alles andere als gut tat und mir kurzerhand ein heftiges Magengrimmen bescherte.
 

Als ich mich einigermaßen beruhigt und es endlich aufgehört hatte, wie wild in meinem Magen zu rumoren, beschloss ich so gut es eben ging zu versuchen, den Rückweg zur Hütte selbst zu finden, die ich mit Eikskild bewohnte. Die Kapuze meiner dicken Daunenjacke tief ins Gesicht gezogen setzte ich mich also umgehend in Bewegung, die mir im Übrigen gut tat, denn ich bemerkte nicht zum ersten Mal, dass es heute wirklich empfindlich kalt geworden war.
 

Ich fühlte angesichts dieser Erkenntnis erneut deutliches Unbehagen in mir aufsteigen, denn erstens weil es langsam aber sicher dämmerte und zweitens, weil das nicht mehr ganz neue GPS Gerät, das ich bei mir hatte, in der eisigen Kälte die sicherlich allein daher rührte, dass es Schnee geben sollte anfing so seine „Sperenzchen“ mit mir gänzlich „Unwissenden“ aufzuführen…
 

Hieß also im übertragenen Sinn es streikte immer wieder, beinahe als wäre es mit mir beleidigt, was aber wohl doch eher ziemlich eindeutig an einer viel zu schwachen Batterie lag, mit der das altertümliche Gerät ausgestattet war und bei dieser a…Kälte einfach nicht mehr richtig klar kam.
 

Verdammt, warum hatte ich die nicht vorher überprüft, wenn das GPS jetzt ausfiel, würde ich hier draußen in der auf die Dämmerung folgenden Nacht im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals im Schnee sitzen. Aber so was von, dessen war ich sicher. Es würde mich weder jemand finden noch mir helfen können, wenn ich mich in dieser trostlosen Ödnis verlief. Was ich zu allem Überfluss auch noch so mutmaßte, denn ich kannte meinen Orientierungssinn nur zu gut...und der war nicht eben der Beste um es beim Namen zu nennen.
 

Verflixt und zugenäht...warum hatte ich nicht auf meine Vernunft gehört und war anstatt dessen bei der Hütte geblieben, so wie Eikskild es mir an sich oft genug angeschafft hatte? Aber nein Madame Lyria musste ja mal wieder ihren gehörigen Dickschädel durchsetzen und auf eigene Faust in die Tundra losziehen. So und das hatte ich jetzt offensichtlich davon, ich war im besten Sinne dabei mich hier in der mir völlig fremden Umgebung wirklich ernsthaft zu verlaufen….was im Umkehrschluss aber auch bedeutete, dass ER mich ganz offensichtlich um einiges besser einzuschätzen wusste, als ich mich selbst, das wurde mir einmal mehr in aller Deutlichkeit klar.
 

Aber was half mir das? Im Augenblick gar nichts um ehrlich zu sein. Also stapfte ich tapfer in die Richtung weiter, die mir das immer deutlicher streikende Gerät angab und mir mein „gesunder Menschenverstand“ vorgab.
 

Meinen Hund fasste ich während dessen fester an der Leine, schon damit ich Keira in diesem trostlosen Einerlei an Landschaft, das sich vor meinen Augen langsam in gleichförmige Düsternis zu tauchen begann, nicht auch noch verlor. Meine Hündin kläffte ab und an leise, so als wollte sie mir sagen „Frauchen das ist aber der falsche Weg“ doch ich ignorierte ihr Gebell sowie ihr winselndes Betteln standhaft und versuchte anstatt dessen den Rückweg mittels des schwächelnden GPS Senders zu finden.
 

Irgendwann gab der jedoch nicht mehr als ein zusammenhangloses Brummen von sich und die Koordinaten denen ich folgte wurden dunkel, so wie der gesamte Monitor den kleinen Gerätes.
 

„OH FUCK..! WARUM EIGENTLICH IMMER ICH?“
 

Fluchte ich lauthals aufgebracht und ebenso verzweifelt vor mich hin. Denn eins war mir inzwischen sonnenklar geworden, jetzt saß ich tatsächlich knietief in der Sch….oder nein besser gesagt in der Tundra UND wie ich mich da aus diesem Schlamassel wieder heraus winden wollte, war mir ehrlich gesagt im Augenblick völlig schleierhaft.
 

Und dann fing es zu allem Überfluss auch noch an zu schneien...ich sah die ersten dicken Flocken aus watteweichen grauen Wolken fallen. Fasziniert wie zugleich erschrocken folgen meine Augen jeder fallenden Schneeflocke, die aussahen wie zarte Sternengebilde geformt aus reinem Eis...riesig und wunderschön silbrig schimmernd...aber ich wusste auch was das für mich bedeutete...es bedeutete ganz einfach, dass wenn ich nicht bald schleunigst ins Warme kommen würde, hier heute Nacht in der Tundra schlimmstenfalls erfrieren konnte...kalt genug war es dazu jedenfalls schon mal.
 

Ich begann langsam aber sicher in Panik zu verfallen...denn es begann um mich herum weiterhin unaufhaltsam dunkel zu werden. Um nicht gänzlich panisch zu werden, zwang ich mich zur Vernunft und dazu genau zu Überlegen, was ich tun sollte. Ich wusste, dass ich in Bewegung bleiben musste, um nicht zu unterkühlen….und so versuchte ich in meiner Verzweiflung rein instinktiv den letzten Koordinaten des Geräts zu folgen. Die Richtung stimmte so einigermaßen. Allerdings wusste ich nicht, ob ich in diese Richtung weiterlaufen musste oder sie irgendwann ändern sollte, um den richtigen Weg zur Hütte zurück zu finden.
 

Als ich etwa gefühlte zwei Stunden lang durch die immer dunkler werdende Tundra stampfte...das Gewehr mittlerweile nahezu pausenlos im Anschlag, weil ich quasi an jeder Senke die ich auf meinem vermeintlichen Rückweg durchqueren musste, einen Eisbären vermutete, von dem ich nicht unbedingt gefressen werden wollte. Natürlich war außer mir niemand da...ich war weit und breit allein in dieser verfluchten Tundra.
 

Irgendwann übermannte mich die Verzweiflung vollständig und ich begann vor Wut und vor Zorn auf mich selbst und meine bodenlose Dummheit los zu heulen wie ein Schlosshund..ich hielt kurz an, weil ich mir die Tränen aus dem Gesicht wischen wollte, als mein Hund, den ich mittlerweile unter Aufbietung all meiner verbliebenen Kraftreserven hinter mir her zerren musste, weil er sich partout weigerte weiterzulaufen, sich ganz plötzlich mit einem solchen Schwung los riss, dass mir die Leine prompt aus den Händen glitt, während Keira laut bellend davon lief.
 

Ich schrie mir während dessen beinahe die Lunge aus dem Hals, als ich ihr hinterher brüllte, doch sie hörte nicht mehr auf mich...Sekunden später sah ich meine Hündin in der fahlen Dunkelheit verschwinden und sie kam auch nicht zurück...spätestens jetzt war ich vollständig aufgeschmissen!
 

Alles fluchen, heulen und Zähneknirschen über meinen treulosen Hund, der mich in dieser beschissenen Situation jetzt auch noch so böse im Stich ließ nützte mir nichts...und es begann jetzt erst richtig zu schneien. Die Flocken fielen so dicht, dass ich quasi die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte..damit war ich an einem Punkt angelangt, an dem mir langsam aber sicher so ziemlich alles egal wurde.
 

Niedergeschlagen ließ ich mich an Ort und Stelle auf den Boden sinken und begann haltlos vor mich hin zu schluchzen...die Angst vor dem Erfrieren in dieser Kälte oder eventuell sogar von einem Eisbären gefressen zu werden übermannte mich mit eisigen Klauen..so mutig allem zu trotzen war ich längst nicht...und inzwischen hatte ich auch begriffen, dass das ein ganz mieser Einfall gewesen war, ausgerechnet HIER auf Svalbard überwintern zu wollen.
 

Herr im Himmel...wie hatte ich nur auf diese absolut bescheuerte Schnapsidee kommen können?
 

Ich wusste es nicht...ja ich wusste nicht einmal mehr, wie lange ich so da gesessen hatte...aber mein Instinkt sagte mir irgendwann, dass ich nicht so einfach sitzen bleiben durfte, denn sonst würde ich unweigerlich erfrieren.
 

Heftig schniefend versuchte ich schließlich aufzustehen, um meine allerletzten Kräfte zu mobilisieren...mein Überlebenswille versuchte mich noch einmal energisch in die Höhe zu treiben, doch es ging nicht mehr, leise wimmernd sank ich zurück auf den Boden. Ich saß wie ein Häuflein elend auf dem Schnee der inzwischen schon einige Zentimeter hoch gefallen war. Ich spürte meine Hände nicht mehr, sie waren eiskalt. Natürlich hatte ich dumme Gans meine Handschuhe in der Hütte vergessen, als ich vor ein paar Stunden von dort aufgebrochen war.
 

Die Tränen der Verzweiflung rannen mir in heißen Spuren über die Wangen, das war auch so ziemlich das Einzige, was ich an mir noch als wärmend empfand...mittlerweile fühlte ich mich nämlich zum Eisblock erstarrt. Laut schniefend versuchte ich wenigstens mein Gewehr so einigermaßen einsatzfähig zu halten...es war mein einziger Schutz...und das wusste ich.
 

Es ging eine ganze Weile so, bis ich ganz plötzlich Geräusche in der lautlosen Stille der Tundra vernahm, die mein eigenes nicht eben leises Schluchzen ganz eindeutig übertönten….es war Hundegebell...ohne jeden Zweifel..und es kam näher!“
 

Hastig versuchte ich aufzustehen und laut zu rufen, um auf mich aufmerksam zu machen...da ich vermutete, dass mein Hund irgendwie doch zu mir zurück finden würde...aber ich bekam keinen einzigen Ton aus meiner Kehle heraus...und dann..dann hörte ich IHN…
 

EIKSKILD, ich konnte ihn nach mir rufen hören.
 

„Lyria...LYRIA! WO SEIN DU..KÖNNEN DU MICH HÖREN? BITTE...WENN DU DA SEIN, DANN DU ES MIR SAGEN!“
 

Konnte ich seine vertraute tiefe Stimme ganz plötzlich in der Nähe vernehmen, wo sie die bedrohliche Stille der Tundra mit einiges an Nachdruck und Lautstärke durchbrach..und nie in meinem ganzen Leben war ich froher gewesen eine Stimme zu hören wie diese...SEINE Stimme…diese schöne unverwechselbare, angenehme Männerstimme.
 

„Ich bin hier!“ Konnte ich mich ihm selbst entgegen krächzen hören...“Hier..Eikskild….Hilfe ich bin hier!“ Doch so sehr ich mich auch anstrengte, wollte nicht mehr aus meiner Kehle als kommen als ein zaghaftes Flehen. Die Angst und Verzweiflung, dass er mich vielleicht nicht hören konnte, hemmte mich..sie saß im Augenblick einfach zu tief..
 

Doch dann fasste ich all meine verbliebene Kraft zusammen und gab einen heftigen lauten Schrei von mir.
 

„HIER..ich bin HIER...EIKSKILD!“
 

Schrie ich abermals, was meine Lunge hergab..es war so, als hätte ich mich mit einem Schlag von dem Schock befreit, der mich hemmte. Mehr ging nicht, dann brach ich heftig schluchzend in die Knie. Es dauerte während dessen keine zwei Minuten, bis ich das laute Bellen hören konnte, das stetig näher kam...und dann wurde ich von einem weißen Bündel umgerannt, dass mich wie ein stürmischer Wirbelwind ansprang und mir dabei das Gesicht ableckte...KEIRA!
 

MEIN HUND!
 

Und da begriff ich erst, was sie da eigentlich für mich getan hatte. Meine treue Hündin war wie es aussah offenbar Schnurstrax zur Hütte zurück gelaufen und hatte ihm tatsächlich den Weg zu mir gezeigt...damit der Trapper mich finden konnte. Was für ein kluger Hund..unfassbar aber mein Hund hatte mir damit tatsächlich ganz eindeutig das Leben gerettet.
 

Ich war erneut den Tränen nahe…
 

“Keira mein braves altes Mädchen...du hast ihn geholt...du hast ihn tatsächlich zu mir geführt. Du bist der beste Hund der Welt“..hörte ich mich ihr einen Moment später selbst emotional aufgewühlt, sowie sichtlich erleichtert entgegen schluchzen, mit dem ich sie umarmte, wobei Keira immer noch laut winselnd versuchte mir das Gesicht abzulecken…so als wollte sie mich damit beruhigen.
 

Nur wenige Sekunden später kam ER..mit den übrigen Huskys. Eikskild hielt den Wagen knapp neben mir an. Ich blickte verwirrt und verängstigt zu ihm hoch und sah, wie er mit einem Satz vom Buggy sprang und dann umgehend zu mir kam...ich sah kurz in sein markantes Gesicht..es war grau vor Sorge...und ich sah auch den unbändigen Zorn auf mich, der unübersehbar darin zu lesen war.
 

Aber da war doch die grenzenlose Erleichterung mich unverletzt vorzufinden, die darin überwog und noch ehe ich etwas sagen oder überhaupt reagieren konnte, packte er mich und zog mich nicht eben sanft hoch auf die Beine und in seine Arme. Ich spürte entsprechend verblüfft, wie er mich kurz aber ungewöhnlich emotional an sich drückte...und da übermannte mich die so unwirklich anmutende Situation vollständig, derer ich mich selbst ungewollt ausgesetzt hatte.
 

Ich hielt mich während dessen an ihm fest als müsste ich ertrinken….so froh war ich ihn in diesem einzigartig kostbaren Augenblick zu sehen und zu spüren.
 

„Khazad...da sein du ja...Lyria. Ich mir solche Sorgen um dich gemacht haben...wo sein du gewesen? Weshalb du nicht in der Hütte auf mich warten? Warum du können nie auf mich hören?“ Konnte ich ihn mir dabei sichtlich erleichtert und ebenso verärgert entgegen grummeln hören.
 

Ich sah ihn während dessen einfach nur an...nicht imstande ihm darauf etwas zu antworten. Ich blickte nur unversehens in diese für mich unvergleichlich faszinierenden blauen Augen und wurde von einer Welle der Dankbarkeit überschwemmt...aus einem völlig spontanen Impuls heraus schlang ich meine Arme um ihn und lehnte mich vertrauensvoll an ihm an…mehr wollte ich in dem Moment auch gar nicht als einfach nur festgehalten zu werden und mich in Sicherheit zu fühlen.
 

Es war ein unbeschreibliches Gefühl vor allem weil es von ihm ausging...er wirkte trotz aller Sorge die er um mich ausgestanden haben musste ungewöhnlich standhaft...und in sich ruhend...in etwa wie ein Fels in der Brandung, das war es was seine Gegenwart mir vermittelte und dafür war ich ihm unendlich dankbar, aber nicht nur dafür allein...
 

„Danke, dass du gekommen bist….ich hätte nicht gewusst was ich tun sollte...ich hatte solche furchtbare Angst, nicht mehr zurück zur Hütte zu finden.“ Flüsterte ich ihm dabei leise entgegen. Es klang sichtlich kleinlaut und entsprechend schuldbewusst. Indem spürte ich wie Eikskild versuchte sich von mir zu lösen und mich ein wenig von sich fort zu schieben...wobei ich bemerkte, dass er mir in die Augen sehen wollte.
 

„Das ich gerne getan haben...aber du so etwas unvernünftiges wie das nie wieder tun...du es mir hoch und heilig versprechen Lyria. Du ja nicht ahnen, was für Sorgen ich mir um dich machen. Ich denken du sein längst von Eisbär gefressen worden. Aber dein Hund sein wirklich klug gewesen, er haben mich dazu zwingen ihm zu folgen, als ich anfangen nach dir suchen. Er haben mich packen und glatt am Hosenbein aus dem Haus ziehen“...erfolgte der neuerliche entsprechend brummige Kommentar seinerseits, mit dem er mich auch weiterhin forschend ansah.
 

„Gehen es dir wirklich gut? Fragte er mich fast sofort darauf weiter energisch aus, als er kurz mit sorgenvollem Blick in mein tränenüberströmtes und vom Weinen geschwollenes Gesicht sah...er wirkte ehrlich besorgt um mich und mein momentanes Wohlergehen.
 

„Es..es geht schon wieder...mir..mir ist nur verflucht kalt....aber jetzt bist du ja da...dem Himmel sei Dank!“ Antwortete ich ihm somit sichtlich erleichtert aber mit unüberhörbar klappernden Zähnen. Wobei ich ihm, als er kurz den Kopf zur Seite drehte, um nach seinen Hunden zu sehen, weil die inzwischen unruhig zu winseln begonnen hatten...einen hastigen Kuss auf die kratzige Wange drücken wollte, gewissermaßen als Dank dafür, dass er mich in dieser fürchterlichen Lage nicht im Stich gelassen hatte.
 

Dummerweise drehte der Trapper sich just im selben Moment als ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte jedoch unversehens wieder zu mir um und ich traf so nicht wie geplant seine Wange...IHN dafür aber prompt mitten auf den Mund. Ich sah entsprechend erschrocken in seine Augen und wie sie mich einen Augenblick lang ebenso derart verblüfft anstarrten, doch dann konnte ich das belustigte Aufflackern erkennen, das sich in ihnen spiegelte, als er spontan Anstalten machte meinen eher ungewollten Vorstoß überraschend sanft aber doch in aller Entschlossenheit zu erwidern.
 

Ich konnte ihn spüren...da war dieses leise seltsam sonore Grollen das aus seiner Kehle drängte, als sich seine Lippen an meine schmiegten...für einen Moment nur aber doch so heftig, dass er mir regelrecht den Atem nahm. Schon einmal hatte ich diesen Geschmack auf den Lippen gehabt...seinen unvergleichlichen Geschmack, der mir fast sofort wieder ungewollt weiche Knie machte, als ich ihn so nahe fühlte wie nur einmal zuvor, als er es gewagt hatte mich von sich aus zu küssen.
 

Nur dieses Mal ließ ich es zu...es war wie in einem Traum, meine Arme schlangen sich wie von selbst um seinen Hals und ich war es die diesmal ganz eindeutig geneigt war weiter zu gehen, als ich es mir bisher selbst zugestehen wollte. Erst als ich merkte, dass sich seine kräftigen Männerhände unversehens auf meine Hüften verirrt hatten und er mich dabei nahe an sich heran zog, als er meinen eher zögernden Kuss mit einer Leidenschaftlichkeit erwiderte, die mir geradewegs sämtliche Lichter ausgehen ließ...kam ich wieder halbwegs zu klarem Verstand.
 

Mit sanftem Nachdruck versuchte ich mich von ihm zu lösen, obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte..aber ich musste es tun...das zwischen uns beiden war eindeutig schon viel zu weit gegangen. Sehr viel weiter, als ich es eigentlich überhaupt hatte zulassen wollen...und ich wollte ihn nicht kränken, aber ich musste ihn dennoch schleunigst wieder auf Abstand bringen, denn ich war mir längst nicht sicher, was ICH dann tun würde. Ich traute mir selbst nicht länger über den Weg..und noch weniger ihm, von dem ich wusste, wie sehr er mich mochte.
 

„Eikskild...sollten..wir nicht besser zurück zur Hütte fahren...mir..mir ist kalt...bitte...kommst du?“ Flüsterte ich ihm so versuchsweise vorsichtig und leise entgegen, als ich mich schließlich Nachdrücklich von ihm löste, was er mir dabei lediglich mit einem ebenso leisen kehligen Brummen beantwortete.
 

„Hmmm...du haben natürlich vollkommen recht...wir wohl besser zurück fahren sollten.“ Er rückte dabei unversehens ein Stück von mir ab, ich sah ihn an und obwohl er ein gutes Stück kleiner war als ich, empfand ich diesen Umstand inzwischen längst als völlig irrelevant...schlicht gesagt, es war mir egal. Ich sah nur das eigentümlich bläuliche Flackern in seinen Augen...das in der Finsternis hell wie Sternenlicht glänzte und mir ungewollt klar machte, dass ER ganz im Gegensatz zu mir offenbar in der Dunkelheit sehen konnte...etwas, das mich an diesem Mann mittlerweile auch nicht mehr sonderlich verwunderte.
 

Irgend etwas an ihm war anders, als an jedem anderen Mann den ich bisher kennen gelernt hatte und ich war sicher, dass sich mir sein Geheimnis früher oder später eröffnen würde. Ich zweifelte nicht eine Minute mehr daran, dass ich es vielleicht würde überhaupt nicht in Erfahrung bringen können...nein ich wusste einfach, dass er es mir irgendwann von selbst sagen würde...dann wenn er bereit dazu war.
 

„Lass uns gehen!“ War im Augenblick jedoch alles was er noch zu mir sagte, wobei er mich ungewöhnlich behutsam an der Hand nahm und zum Wagen brachte...wenig später waren wir bei der Hütte angelangt...und ich war heilfroh, dieses äußerst unschöne Abenteuer ohne größere Blessuren überstanden zu haben.
 

Doch was in der Hütte noch so alles auf mich an Überraschungen warten könnte, daran hatte ich inzwischen keinen Gedanken mehr verschwendet.

Geständnisse die keine sind

Als wir an der Hütte angekommen waren ließ er mich vom Wagen absteigen, jedoch nicht ohne mir vorher noch zu sagen, was ich jetzt seiner Meinung nach zu tun hatte.
 

„Du besser schon hinein gehen, dich aufwärmen Lyria, du es zweifellos nötig haben...ein heißer Kaffee uns beiden sicher auch nicht schaden können, ich versorgen nur schnell die Hunde und den Buggy, dann ich werden nachkommen.“ Unterbreitete er mir zwar in seiner üblichen ruhigen und zuweilen auch behäbigen Art zu sprechen oder etwas zu artikulieren, aber ich wusste in dem Moment als er es sagte, dass es im Grunde ein Befehl an mich war. Eikskild erwartete stillschweigend, dass ich das tun würde, was er mir gewissermaßen durch die „Blume“ befohlen hatte. Weshalb er das wollte, leuchtete mir zwar nicht so ganz ein, aber da ich mich tatsächlich vollständig unterkühlt fühlte, machte ich widerstandslos, was er von mir verlangte, wobei er mich umgehend stehen ließ und anstatt dessen Anstalten machte, sich um seine Hunde zu kümmern, wie er es mir angekündigt hatte.
 

Als ich einige Minuten später ins Warme getreten war und meine dicke Daunenjacke an den dafür vorgesehenen Haken im Vorraum gehängt hatte, sah ich mich um...es lag noch alles so wie er und ich es verlassen hatte...nun ja zumindest auf den ersten Blick betrachtet, denn als ich einige Augenblicke später auch meine pelzgefütterten Winterstiefel gegen meine „Indoorschuhe“ getauscht hatte und im Begriff war die „gemeinsame Wohnstube zu betreten, schon um uns beiden den wohl überfälligen und wohlverdienten Kaffee aufzubrühen, um den er mich gebeten hatte. Da fiel mein Blick zwangsläufig auf den klapprigen altersschwachen Tisch der dort nahe der kleinen Küchenzeile stand, welchen wir beide ansonsten im Normalfall eigentlich als unseren Esstisch oder auch für eine gemeinsame Partie Schach nutzten.
 

Doch JETZT sah ich etwas darauf liegen, das mir unvermittelt den Atem stocken ließ.
 

Es waren ohne jeden Zweifel, die beiden altertümlich anmutenden Waffen...mit denen ich ihn am Nachmittag zufällig hatte hantieren sehen, Eikskild hatte offenbar keine Zeit mehr gehabt, sie wieder heimlich im Geräteschuppen verschwinden zu lassen, wie vermutlich von ihm geplant. Anstatt dessen hatte mein Hund ihn überrascht und dementsprechend überstürzt auch dem Haus gelotst, um nach mir zu suchen. Also waren sie beide einfach da liegen geblieben, wo er sie praktischerweise abgelegt hatte, als er sich beeilen musste.
 

Überrascht ging ich näher, ja ich fühlte mich geradezu wie magisch von ihnen angezogen. Ein einziges Mal nur, wollte ich sie nochmals von Nahem betrachten...mir noch ganz genau einmal ansehen, wie außergewöhnlich sauber und fachkundig sie verarbeitet schienen. Ein Umstand den ich faszinierend fand, schon weil sie authentisch und damit sehr antiquiert wirkten. Ohne es bewusst zu bemerken, lenkten sich meine Schritte somit unversehens direkt an den Tisch, wo meine Hand wie von selbst, neugierig unbedarft nach dem schweren, kostbar mit Gold unterlegten Heft der Schwertklinge griff...ich sie etwas anhob und mit den Fingerspitzen behutsam über den Rücken der säbelartig geschmiedeten Klinge strich, der Runen überzogen und an einer Seite abgestumpft worden war…
 

Sie schimmerte mir dabei in einem seltsam silbrig glänzenden Licht entgegen, als wäre sie irgendwie….lebendig…?! Ja so als wollte sie nicht, dass ICH sie berührte, denn ich war schließlich nicht ihr Meister und so sah ich auch einen kurzen, aber dennoch deutlich sichtbaren bläulichen Schimmer über den blitzblank geputzten Stahl huschen, als wollte er mir dies unausgesprochen bestätigen.
 

“Du sie besser wieder hinlegen, sie dir vielleicht gefährlich werden können, sie es nämlich nicht sehr mögen, wenn Fremde sie in die Hand nehmen!“
 

Konnte ich urplötzlich eine leise Stimme direkt hinter mir vernehmen...es war keine andere als SEINE! Warm und volltönend klar, aber auch wenig begeistert, mich mit diesem wertvollen Artefakt in Händen vorzufinden. Ich entnahm allein schon seinem missbilligenden Tonfall, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn ich sie denn nicht berührt hätte und ich hatte auf einmal das eigenartig unbestimmte Gefühl...als hätte ich mich eben ungefragt an seiner Geliebten vergriffen..zumindest wenn ich ein Kerl wie er gewesen wäre...denn genau SO hatte er geklungen.
 

Augenblicklich ließ ich sie mit einem unüberhörbaren „KLONG“ entsprechend unsanft zurück auf den Tisch fallen wobei ich einen lauten und entsprechend spitzen erschrockenen Schrei ausstieß, den ich hatte ihn nicht kommen hören...zum Teufel ich wusste nicht WIE er das schaffen konnte, aber er hatte sich mir so lautlos genähert, dass ich ihn beim Besten Willen nicht kommen hörte.
 

„IIKKSSSS...ja Himmel...Ar…...und Donnerwetter hast du mich vielleicht erschreckt! Verdammt Eikskild...wage es nie wieder, dich so an mich heran zu schleichen, wenn du nicht riskieren willst, dass ich einen Herzinfarkt kriege!“ Fuhr ich ihn dementsprechend wütend und erschrocken zugleich an, als ich mich ruckartig zu ihm herum drehte. Der Trapper stand nicht mehr als zwei Schrittlängen hinter mir...und ich verstummte augenblicklich angesichts seines Gesichtsausdrucks den er machte, als er mich das Schwert in Händen halten gesehen hatte, denn so schnell konnte selbst er seine Mimik nicht unter Kontrolle bringen geschweige denn sie ändern.
 

Ich sah das gefährlich blaue Funkeln überdeutlich in seinen Augen aufblitzen...das mir seinen Unmut darüber ungeschminkt offenbarte. Ja ich hatte offensichtlich eine unsichtbare Grenze überschritten….das spürte ich. Er sagte zunächst nichts...Eikskild war zudem auf direktem Wege so ins Haus herein gekommen, wie er nach mir gesucht hatte und zwar in voller Montur...Pelzjacke, Mütze, Fäustlinge und die mit schwarzem Fell besetzten Stiefel...und so sah ich ihm mit staunend offenen Mund entgegen wie er, die besagten Kleidungsstücke langsam und bedächtig nacheinander ablegte.
 

Aber als der dunkelhaarige Nordmann schlussendlich als letztes die schwere, dick gefütterte Pelzjacke auszog, konnte ich mir einen scharfen zischenden Laut der Verblüffung beim besten Willen nicht länger verbeißen...denn ER trug darunter nicht etwa NUR eins seiner typisch speckig karierten Alltags Holzfällerhemden, wie ich es angenommen hatte. NEIN...völlige Fehlanzeige, denn Mann trug anstatt dessen tatsächlich nichts anderes als den Harnisch auf dem Leib, mit dem ich ihn heute Nachmittag hatte trainieren sehen...wobei er mir in dem fahlen Halbdunkel das momentan in der Hütte vorherrschte, in einem eigenartig unwirklich rötlich goldenen Licht entgegen schimmerte.
 

Als der Trapper sich noch immer ohne etwas zu sagen bewegte, um die anderen Kleidungsstücke die er getragen hatte kurzerhand behutsam über einen der nahen Küchenstühle zu legen, waren seine Bewegungen von einer solch für ihn gänzlich ungewohnten majestätischen Eleganz und Erhabenheit, dass mir regelrecht der Atem stockte..dieser nordische Mann war wahrlich nicht der Größte im Wuchs, aber etwas war an ihm, dass einen unwillkürlich ungewollt Ehrfurcht einflößte. Er hatte, so blöd es vielleicht im ersten Augenblick klingen mochte, tatsächlich etwas königliches an sich, das nur schwer zu erklären oder auch zu greifen, geschweige denn in Worte zu fassen war…
 

..aber es war da...und er bemerkte zweifellos, dass ich ihn während dessen wie zur Salzsäule erstarrt anblickte.
 

„Was du mich so entsetzt anschauen Lyria? Ich wissen doch längst, dass du es gewesen sein, die mich sehen, als ich vorhin mit meinen Waffen haben üben? Es sein doch so...oder etwa nicht? Du es nicht abstreiten, ich es wissen...ich haben deinen Hund hören, wie er bellen!“ Vernahm ich den Trapper ganz plötzlich unversehens und überraschend ungeduldig drängend in meine Richtung, wobei er mir forschend in die Augen blickte...ein Blick von dem ich mich sofort wie paralysiert fühlte. ER hatte es gewusst..natürlich wie hatte ich nur so naiv sein können, anzunehmen er hätte mich nicht bemerkt?
 

„Was willst du jetzt von mir hören? JA ich bin es gewesen...ich habe dich zufällig dort gesehen...als ich mit Keira spazieren gegangen bin….und verdammt nochmal JA ich habe mich auch gefragt, WAS du da wohl getrieben hast Trapper? Ich meine WAS ist das da alles..? Oder vielleicht sollte ich dich besser fragen...woher du diese ungemein authentisch wirkenden kostbaren Artefakte hast Eikskild? Sag mir die Wahrheit..bist du Archäologe oder so etwas von dem ich vielleicht nichts wissen darf?“ Entgegnete ich ihm somit mindestens ebenso ungeduldig und nicht minder säuerlich..schon weil ich mir ziemlich verarscht von ihm vorkam.
 

Doch da sah ich den eigenartig schmerzlichen Zug über sein markantes Gesicht huschen….der mir sofort klar machte, dass ich es HEUTE gewiss nicht in Erfahrung bringen würde.
 

„Ich es dir jetzt nicht sagen können..Lyria bitte, du mich damit nicht weiter bedrängen...wenn die richtige Zeit kommen, dann ich werden es dir anvertrauen...aber du mich bis dahin nicht mehr danach fragen...das sein meine Bedingung. Ich wollen nicht mehr darüber reden..du es mir versprechen?“ Waren seine merklich ausweichenden Antworten an mich...die ich im Augenblick wenig informativ und noch weniger als zufriedenstellend in meinen Augen erachtete..aber was blieb mir schon groß anderes übrig, als es zu akzeptieren..vorerst jedenfalls.
 

Und so tat ich es ihm dann auch kund.
 

Ich hörte mich leise seufzen und sagte dann...“na schön, ganz wie du willst Trapper, ich bin einverstanden..was bleibt mir auch anderes übrig? Ich kann dich ja schlecht dazu zwingen oder? Außerdem wäre es schön, wenn du es mir eines Tages freiwillig anvertrauen möchtest. Ich kann warten..der Winter ist ja noch lange genug dafür...da werden wir beide noch viel Zeit haben uns besser kennen zu lernen!?“
 

Er sah mich daraufhin mit einem seltsamen Blick an, aus dem ich nicht schlau wurde...“das ich auch denken...wir uns so ganz sicher noch besser kennen lernen!“ Hörte ich ihn mir darauf antworten, wobei ich fast meinte einen gewissen Anflug von Spott beziehungsweise Sarkasmus aus seiner angenehm männlich tiefen Stimme heraus hören zu können.
 

Damit war das Thema für ihn beendet...

ein unerwartet heftiges "Blitzgewitter mit ordentlichem Donnerwetter"

Ich bemerkte wohl, dass der Trapper mich während er mich so durchdringend taxierte zu einer Reaktion zwingen wollte. Doch ich ließ ihn abblitzen, absichtlich und in dem vollen Bewusstsein, dass dies nicht eben nett war, tat ich ihm den Gefallen dennoch nicht, auch nur ansatzweise nochmals darauf zu reagieren.
 

» So nicht Freundchen... «
 

….war somit alles, was mir dabei durch den Kopf schoss, als ich den geradezu fesselnden Blick, seiner intensiv dunkelblauen Augen aufmerksam forschend auf mir ruhen sah.
 

» ….so ganz bestimmt nicht! Und schon gar nicht mit mir, das hast du dir so gedacht mein Bester, dazu musst du schon etwas früher aufstehen...wenn du MICH ködern willst?! «
 

Fuhr es mir dahingehend abermals wenig amused durch den Sinn, als ich in sein Gesicht blickte, das in jenem kurzen Augenblick spöttisch und unnahbar zugleich wirkte und mir nicht den Ansatz von dem verraten wollte, was MANN nun eigentlich wirklich dachte.
 

Allerdings sollte ich das nur einen Moment später bereits in Erfahrung bringen...und zwar alles andere als von mir erwartet. Ich hatte mir den Gedanken noch nicht im Ganzen durch den Kopf geschoben, als ich ihn mit einem Mal unüberhörbar deutlich in meine Richtung vernehmen konnte…denn Eikskild wollte dem Anschein nach einfach (noch) nicht locker lassen.
 

„Lyria DAS was du da heute gemacht haben, sein wirklich nicht sehr klug gewesen! Du allein aus dem Haus gegangen und dann noch weit in Tundra hinein...zu weit dafür, dass du dich darin nicht sehr gut auskennen. Du wirklich großes Glück, dass du ein so klugen Hund haben, er mich finden und zu dir bringen..allein ich dich vielleicht nicht hätten finden können. Du so etwas was unvernünftiges nie wieder tun! Ich dich sonst nicht zurück hohlen können, wenn ich dich nicht wiederfinden, dann du werden das auch nicht überleben in polarem Winter, der schon bald beginnen.
 

Du mir das versprechen, ich mir müssen sonst große Sorgen um dich machen. Ich dann auch nicht gehen und nach meinen Fallen sehen können. Was sollen ich dann essen? Ja was sollen mein Hunde essen...wenn ich nichts tun können, wenn ich dich nicht mehr allein lassen dürfen, damit du mir keine Dummheiten machen?! Du mir sagen von was ich leben sollen? Dir können das egal sein, du mich im Frühling wieder verlassen..aber ich bleiben HIER...es sein mein Existenz.
 

Haben du das jetzt verstanden Englischfrau?!“
 

Hörte ich den Trapper entsprechend entschlossen und auch ein wenig befehlend, sowie mit unüberhörbarem Unmut im Unterton in meine Richtung grollen und ich sah durchaus ein, dass ich ihm ganz ordentliche Sorgen bereitet hatte und auch, dass er natürlich völlig Recht mit dem hatte...was die Sache mit dem Allein bleiben betraf, vor allem wenn ich mich all zu weit in die mir gänzlich fremde Tundra hinaus wagte.
 

Dennoch wollte ich nicht sofort klein bei geben...und so stieg ich ungewollt doch auf seinen nicht sehr gut verstecken Vorwurf an mich ein.
 

„Ich verstehe nicht; warum du daraus jetzt so eine große Sache machst Eikskild? Ich meine immerhin ist doch alles gut gegangen und dich danke dir auch sehr dafür, dass du mich zurück geholt hast. Ich..ich ähhh...weiß es durchaus zu schätzen, was du für mich riskiert hast Trapper. Aber wenn DU nicht so einfach mir nichts dir nichts hinaus in die Pampa verschwunden wärst und ständig so geheimnisvoll tun würdest, was deine bescheuerten Waffen anbelangt, dann hätte mich das vermutlich nicht mal die Bohne gekratzt. Aber weißt du, wir Frauen sind nun mal so. Neugier ist eine Charaktereigenschaft, die euch Männern vielleicht gänzlich und grundsätzlich fehlen mag...aber WIR gehen den Dingen nun mal gerne auf den Grund.
 

Also ICH mache das jedenfalls in der Regel so!
 

Gut, du willst mir dein Geheimnis nicht anvertrauen...ist okay, das kann ich sogar nachvollziehen, schon weil wir beide uns dafür vermutlich wirklich noch nicht gut genug kennen...und ich habe auch verstanden, dass es echt Scheiße und vor allem verdammt gefährlich von mir war, dass ich allein in die Tundra gegangen bin, ohne dir vorher Bescheid zu sagen. Aber verflucht nochmal, hör endlich auf damit, mich ständig wie einen Vollidioten behandeln zu wollen. Ich mag als Großstädterin naiv und in deinen Augen entsprechend einfältig sein...das will ich ja gar nicht mal abstreiten...aber SO blöd wie du mich verkaufen willst, bin ich dann (glücklicherweise) doch nicht!
 

Ich sehe doch, dass du vehement etwas vor mir zu verbergen versuchst...oder für wie dumm hältst du mich eigentlich Trapper?“
 

Fuhr es so ebenfalls nicht sehr erfreut aus mir heraus...wobei ich mich ruckartig herum und von ihm weg drehte, um mich endlich in Richtung der Küche zu begeben, wo ich das Wasser für den Kaffee aufsetzen wollte, um den er mich gebeten hatte, schon weil ich den jetzt selbst dringend nötig hatte auf den Schock...und das am besten einen mit ordentlich „Schuss“.
 

Ich war somit jedoch noch nicht ganz am Gasherd angelangt, da spürte ich seine Hand mit einem mal schwer auf meiner Schulter lasten...wo er mich anfasste und gleichzeitig versuchte mit sanfter Gewalt und einer überraschenden Vehemenz zu sich herum zu drehend das sich ihn ansehen musste, ob ich wollte oder nicht...er zwang mich dazu.
 

Ich sah in diesem Fall nur einen Bruchteil von Sekunden später in jene so eindrücklich dunkelblauen Augen des nordischen Mannes, die mir ein einem seltsam unwirklichen Licht entgegen schimmerten. Ich konnte keinen Zorn oder dass er irgendwie böse auf mich war darin erkennen...nein, ich sah nichts weiter als eine große Traurigkeit…und noch viel mehr jene erschreckende Einsamkeit, die mich noch weit mehr verwirrte als wenn er wirklich wütend auf mich gewesen wäre.
 

Das war etwas, was ich nur schwer einschätzen und begreifen konnte und damit vernahm ich seine schöne tiefe Stimme, die leise und ungewöhnlich eindringlich klang, als er mir schließlich antwortete.
 

„Lyria WAS du eigentlich von mir halten? Ich wissen, dass du mir nicht glauben werden, wenn ich dir sagen, dass ich das gar nicht von dir denken...du sein ganz bestimmt nicht dumm. Nein im...im Gegenteil....du sein vielleicht manchmal ein wenig unbeholfen und noch etwas ungeschickt...aber das sein mir gleich, du es werden schon noch lernen und ich wollen, dass du wissen...dass ich...dich sehr mögen!“
 

Er brach unvermittelt ab...Eikskild war mir dabei so nahe, dass ich seinen warmen Atem leicht stockend auf meinen Lippen fühlen konnte...ich starrte ihn verwirrt an...wusste nicht wie ich auf ihn reagieren sollte...ich sah erneut in das wohl blauste Augenpaar, das ich jemals in meinem Leben gesehen hatte...spürte den dazugehörigen Mann, der für mich so verdammt gut roch….und sich dazu zu allem Übel auch noch so anfühlte.
 

Ich spürte ihn so nahe...viel zu nahe für meinen Geschmack und Verstand, der sich prompt anstellte, als würde nichts als nur noch heiße Luft in meinem Schädel existieren…nichts mehr war übrig, als der alleinige Gedanke an ihn...Eikskild! Ich war soooo nahe dran, ihn mir einfach zu greifen und in meine Arme zu ziehen...nur um ihn noch näher bei mir zu spüren, um mir vielleicht auch darüber klar zu werden, dass ich mich längst nicht mehr unter Kontrolle hatte, was meine Gefühlswelt anbelangte...die ich, zumindest was ihn betraf im Augenblick kaum mehr noch vernünftig steuern konnte.
 

Doch wenn ich das jetzt tun würde….gäbe es kein Zurück mehr für uns beide und das war einfach nicht fair...weder ihm gegenüber noch mir selbst.
 

Ich würde nicht bleiben und das wusste ich...spätestens wenn der Frühling kam, würde ich wieder von hier fort gehen...und damit auch von IHM. Also tat ich es nicht..ich gab dem übermächtigen Impuls, ihn in meine Arme schließen zu wollen nicht nach...noch dem, dass ich dem durchaus attraktiven Nordmann jetzt am Liebsten einen Kuss hätte geben wollen und zwar einen RICHTIGEN! Aber dennoch merkte ich, wie sich meine eine Hand wie zum Trotz spontan in den dichten schwarz silbernen Haarschopf seines Nackens verirrte, wo ich mir den etwa schulterlangen Zopf vorsichtig ja zärtlich beiläufig durch die Finger gleiten ließ...während sich die andere aber völlig ferngesteuert auf die Kettenglieder seines Harnischs auf der muskulös breiten Brust des Trappers legte....
 

.…verwirrt hielt ich inne und mir stockte unwillkürlich der Atem, als ich dem gewahr wurde was ich da eigentlich tat...als ich spürte, was sich da unter meiner inzwischen merklich zitternden Hand befand...
 

ER war warm...ja ich hatte beinahe die Empfindung, als wäre er lebendig auf seiner nackten Haut...als hätte der Harnisch eine äußerst merkwürdige Art von Eigenleben eingehaucht bekommen...denn ich sah den geheimnisvoll rötlich goldenen Schimmer des Metalls, das sich in meinen Augen spiegelte.
 

Plötzlich hatte ich fremde Bilder vor Augen...Gedankenfetzen, die nicht meine waren. Ich hatte augenblicklich das eigenartige Gefühl, sie durch jemandes anderen Augen zu sehen….vielleicht gar durch SEINE?
 

Ich sah Flammen lodern...mannshoch und alles war von dichten Rauschwaden durchzoge, die in einen nächtlichen Himmel stiegen, der mir fremd war. Glühend rote Lohe stieg um mich herum auf. Ich fühlte die Hitze des Feuers...konnte den beißend stechenden Geruch des damit einher gehenden Qualms regelrecht riechen..
 

...und dann waren da diese Stimmen…angstvoll...und wütend zugleich…fremde Stimmen, die nach mir zu rufen schienen...
 

„Mahal...Inkhith id-utrâd igritu zû! Uslukh! Smaug ai menu! Du-bekâr!
 

Khazad!“
 

Es waren eben diese Worte, die ich einen Augenblick lang überdeutlich einem Echo gleich, beängstigend real in meinem Kopf widerhallen hörte...seltsam fremd und geheimnisvoll surreal…
 

...ich schüttelte mich, versuchte die Vision mit Vehemenz wieder abzuschütteln, die mich ungewollt mit sich fort gerissen hatte, als ich ihn berührte. Aber in dem Moment, wo er nach meiner Hand griff um sie zu lösen, war en sie so schnell fort, wie sie gekommen waren. Ich sah ihn an, sah den erschrocken verwirrten Blick, mit dem er mich anstarrte, gerade so, als ob er es auch gespürt oder besser noch gesehen hatte...ebenso wie ICH!
 

Aber noch bevor ich in der Lage war ansatzweise überhaupt irgend etwas zu tun...merkte ich, wie er nach mir griff. Er zog mich so überraschend schwungvoll in seine Arme, dass ich nicht mehr reagieren konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte, indem fühlte ich seine Lippen bereits rau und besitzergreifend leidenschaftlich auf meinen...
 

...und als ich ihn so spontan handeln sah, ertappte ich mich entsetzt dabei, dass ich selbst im Begriff war seinen Kuss ebenso leidenschaftlich zu erwidern….und ich tat es einfach...konnte es nicht mehr steuern. Mein Körper tat in der Hinsicht schon lange nicht mehr DAS, was mir mein Verstand eigentlich gebieten wollte.
 

Als er mich einige Augenblicke wieder von sich fort schob und ich alle Mühe hatte, meine heftig zitternden Knie wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen, die dieser Mann in schönen regelmäßigen Abständen bei mir auslöste, war ich kaum noch in der Lage einigermaßen gerade zu stehen…
 

„Ohh..Shazra...das..das mir sehr leid tun. Lyria...ich...es haben mich so überkommen…du mir glauben müssen..ich..haben das nicht wollen…wirklich!“
 

Sprudelte ganz plötzlich alles auf einmal aus ihm heraus, wo ich den Trapper für mich gänzlich überraschend konfus und ungewohnt durcheinander erlebte, wie noch niemals zuvor...seit ich ihn kannte. IHN der mir in seinem Verhalten gegenüber zumeist so überlegt und kontrolliert angemutet hatte...genau ER sah mich in dem Moment völlig desorientiert an, sein Blick wirkte dabei zutiefst erschrocken, so als würde er sich vor sich und dem was er getan hatte selbst fürchten.
 

Ich sah, wie er sich mit einer Hand entsprechend abrupt durch den dunklen Haarschopf strich und dann hastig vor mir zurück wich, so als hätte er sich an mir verbrannt. Noch ohne eine weitere Reaktion von mir abzuwarten, fuhr er unvermittelt auf dem Absatz herum und verschwand umgehend in dem kleinen Nebenraum der normalerweise mein Reich darstellte…
 

...ich stand derweil da wie vom Donner gerührt.
 

„Ich..so warte doch Eikskild...es war doch nichts, bitte bleib doch hier!“ Hörte ich mich ihm leise und ebenso eindringlich verwirrt hinterher rufen, doch es kam keine Reaktion...also ließ ich ihn in Ruhe...
 

Ich wusste, dass er alleine sein wollte, dass ich ihn offenbar mehr aus der Fassung gebracht hatte, als gut für ihn war und damit verflixt noch mal auch für mich selbst. Eine Beziehung zwischen uns konnte keine Zukunft haben und so war es besser, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen...aber das war angesichts dieser verzwickten Umstände leichter gesagt als getan. Hatten er und ich uns dahingehend nicht schon eindeutig viel zu weit auf das dünne Eis hinaus gewagt..um darin jetzt nicht einzubrechen?
 

Ich wusste es nicht, also nahm ich mir vor, ihn vorerst nicht mehr darauf anzusprechen, wenn er wieder zu mir zurück kommen würde….das war besser so für MICH und für IHN!
 

Mit einem leisen Seufzer begab ich mich einen Moment später also an den Herd, um endlich den Kaffee zu kochen, den ich ja eigentlich schon lange hätte aufbrühen wollen. Ich hörte dabei weiter nichts als das leise Klimpern der schweren Kettenglieder des Harnischs, die mir verrieten, dass er seine Sachen ablegte und sich offenbar umzog. Als er dann schließlich etwa eine Viertelstunde später tatsächlich wieder zu mir in den Raum trat, sah ich meine Vermutung bestätigt. Der Trapper trug wieder seine üblichen Kleidungsstücke. Schweigend und merklich verlegen trat er auf mich zu, wo ich den Harnisch über seinem Arm liegen sah...er kam zum Tisch und nahm ohne ein Wort zu verlieren, die beiden Waffen an sich..
 

...“ich sie jetzt wohl nicht mehr im Schuppen vor dir verstecken müssen, wenn du mir hoch und heilig versprechend, dass du sie nicht wieder anrühren wirst Lyria?“ Sein Blick an mich war dabei eindringlich und forschend zugleich. Ich sah ihm mit einem zögernden Lächeln entgegen, wobei ich rasch nickte.
 

„Sicher..ich verspreche es dir...du kannst unbesorgt sein Eikskild!“ Entgegnete ich ihm im Anschluss daran hörbar belegt...denn auch ich hatte die Situation von eben noch nicht vollständig verdaut.
 

Aber er ging schon wieder darüber hinweg, als sei nichts gewesen, indem er seine Waffen samt Harnisch auf dem klapprigen Brettergestell im Nebenraum deponierte, wo er sie in die alten Lumpen gehüllt wieder gänzlich unkenntlich gemacht hatte und sie so nicht weiter an ihrem „neuen“ Platz auffielen.
 

Kaum hatte Eikskild das getan, kam er zu mir...er sah mich an..ein neuerliches sowie leicht verlegenes Lächeln schlich sich auf seinen schönen Mund mit den markant gezeichneten schmalen Linien seiner Lippen, die mich vor nicht mal fünf Minuten so unerwartet emotional und leidenschaftlich geküsst hatten...dass mir die Versuchung mehr davon spüren zu wollen, beim besten Willen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Vor allem, als sich mein Blick erneut wie hypnotisch angezogen darauf ausrichtete.
 

Aber ich hatte auch verstanden, dass er es nicht vorsätzlich getan hatte...es war offenbar mehr eine Art von Gefühlsregung gewesen, die ihn so spontan und heftig mit sich fort gerissen hatte, denn ich wusste ja, dass er mich mochte...und er war so lange alleine gewesen. Wer konnte es ihm somit verdenken? Es fiel ihm dem Anschein nach zusehends schwerer, mich weiterhin komplett als ein weibliches Wesen zu ignorieren…das war mir zwischenzeitlich klar geworden.
 

Ich sagte dennoch nichts, als er kurz darauf auf mich zukam. Lediglich ein leises Seufzen drang aus meiner Brust, wo ich ihm anstatt dessen, einen Becher heißen schwarzen Kaffee in die Hand drückte, den er dankbar mit einem neuerlichen zögernden Lächeln annahm...damit war das Thema tatsächlich vom Tisch und im wahrsten Sinne des Wortes zwischen uns gegessen, denn keiner von uns beiden verlor dahingehend noch eine Silbe...
 

...viel mehr setzten wir uns beide einen Augenblick später schweigend an den Bollerofen und starrten in die Flammen. Wir tranken den starken Kaffee und genossen insgeheim, ohne es uns extra gegenseitig sagen zu müssen, die Gesellschaft des Anderen, einfach indem er da war...das genügte uns schon.
 

Niemand von uns beiden wollte an diesem denkwürdigen Abend allein sein…
 

..dem Abend an dem unsere Emotionen uns beiden endlich ganz offen gezeigt hatten, WAS der Wirklichkeit entsprach und was nicht...nur leider wollte es noch immer keiner von uns so recht wahr haben.
 

Weder ER noch ICH!

eine tierisch unerfreuliche Gesellschaft 1

An diesem Abend und auch in den nächsten Tagen sprachen wir nicht mehr viel darüber, was uns emotional bewegte.
 

Eikskild wich mir anstatt dessen spürbar aus...ich merkte es daran, wie er sich mir gegenüber verhielt. Er war so gradlinig und respektvoll wie immer, aber zumeist verschwand er fluchtartig außer Haus, wenn ich auch nur ansatzweise auf der Bildfläche erschien....so als wollte der Trapper jeglicher Art der Kommunikation und vor allem der Konfrontation mit mir absichtlich aus dem Weg gehen.
 

Für ihn war somit zweifellos die beste Lösung sich schleunigst in Richtung seiner Fallen zu verkrümeln, um zu kontrollieren ob sie noch „Beute“ enthielten...denn damit musste er sich nicht mit mir abgeben.
 

Allerdings wurde es kaum noch hell...weder am Morgen noch den ganzen Tag über, die Sonne schob sich gerade noch in so weit mit einem schalen Streifen über den Horizont, dass ihr letztes sterbendes Licht alles um sich herum in ein seltsam unwirklich anmutendes düsteres Grau tauchte….in dem sich nun nicht mehr viel erkennen ließ.
 

Schon gar nicht die trostlose Umgebung, die mich langsam aber sicher depressiv werden ließ..ständig diese Ödnis vor Augen zu haben, hob meine miese Stimmung nicht unbedingt an, dabei hatte der Winter ja noch nicht einmal richtig begonnen.
 

Und so fragte ich mich, wie es wohl sein würde, wenn sich die Sonne überhaupt nicht mehr blicken ließ und das für sage und schreibe knapp drei bis vier Monate? Eine wahre Horrorvorstellung, die ich erst jetzt, wo es fast soweit war, erst so richtig realisierte. Aber es half alles nichts, ich hatte es so gewollt, also musste ich es durchstehen koste es was es wolle.
 

Um mich in der Zeit in der er fort war zu beschäftigen..kümmerte ich mich gewissenhaft um unsere gemeinsame Behausung und die Vorratslagerung, von der ich inzwischen um einiges mehr verstand wie zu Beginn, als ich kam..was im Klartext so viel bedeutete, dass ich das Fleisch versorgte, das er von seinen verschiedenen Streifzügen mitbrachte..wobei ich jedoch nicht so genau wissen wollte, WAS es war, das ich da an Tierkadaver in die entsprechenden Portionen zerlegte und auf den Vorratsspeicher schaffte...aber es war ja auch nicht für uns, sondern überwiegend für die Hunde vorgesehen, die allesamt etwas zu fressen haben wollten.
 

Dennoch war es ein ekelhaftes blutiges Geschäft...das aber doch getan werden musste. Und da ich mittlerweile begriffen hatte, dass nichts..von nichts kommt...also dass man hier in der Wildnis durchaus seinen Hintern bewegen und etwas tun musste, wollte man überleben...so fiel es mir lange nicht mehr so schwer mich zu überwinden, wie am Anfang.
 

Um in Übung zu bleiben nahm ich mir außerdem regelmäßig die alte Winchester vor, die Eikskild mir aus Longyearbeyen besorgt und als Übungsgewehr anvertraut hatte...mit der ich meine Schießübungen brav wie Mann es von mir erwartete nahe des Hauses absolvierte. Aber zumeist erst dann, wenn der Trapper nicht anwesend war...was bedeutete, dass ich meinen wachsenden Frust zumeist an den alten Bretterpfosten der ohnehin dürftigen Umzäunung ausließ, die ich mit allerlei alten Blechdosen und sogar einer alten ausgedienten Pelzmütze von IHM präpariert hatte, wobei ich der sogar ein Gesicht verpasste, das ich mit weißer Kreide auf den Zaun malte und mir vorstellte es wäre SEINS...so sauer war ich zwischenzeitlich auf ihn...diesen elenden Feigling von einem Trapper, der mir ständig mit irgend einer Ausrede auswich...und das immer dann, wenn ich ihn stellen und ernsthaft mit ihm reden wollte und zwar über UNS...und wie das noch den ganzen Winter lang so weitergehen sollte…
 

Aber wie ich es auch anstellte, hatte ich keine Chance auch nur ansatzweise an ihn heran zu kommen...Eikskild blockte alles an Annäherungsversuchen meinerseits höflich aber entschieden ab...und ich spürte intuitiv, dass er es genau deshalb tat, weil er wusste, dass ich im Frühling fort gehen und ihn hier allein zurück lassen würde. Er wollte gefühlsmäßig nichts in mich investieren, das er vielleicht bereuen könnte oder ihm am Ende so schmerzen würde, dass es ihm beinahe das Herz brach…
 

...das verstand ich sogar...ja ich verstand es nur zu gut...denn es erging mir ähnlich, wie ihm. Ich hatte angefangen mehr in dem schweigsamen nordischen Mann zu sehen, als gut für mich war...und wollte es dennoch noch immer nicht wirklich wahr haben.
 

Aber an diesem Tag, der so unscheinbar wie alle anderen zuvor begonnen hatte, sollte uns dies jedoch zu unser beider Verhängnis alles einholen….weitere Ausflüchte schier unmöglich….
 

Es war einer der wenigen klaren Tage Ende Oktober, an dem die Sonne sich noch einmal mit letzter Kraft über den Horizont schob und mir das trübsinnige Gemüt erwärmte...Eikskild hatte sich wie jeden anderen Tag zuvor längst im Morgengrauen aus dem Staub gemacht, um wie üblich seine Fallen zu kontrollieren...ich war mit Keira allein, also alles war wie immer.
 

Nachdem ich mich gewissenhaft um die Vorbereitung des Futters für die fünf Hunde gekümmert und meine Schießübungen absolviert hatte, die inzwischen immer besser wurden und außerdem so ziemlich die einzige Abwechslung in dieser öden Langeweile boten...ging ich umgehend zurück zum Haus, denn heute hatte ich andere Pläne als sonst.
 

Der Trapper hatte am Abend zuvor mehr oder minder zufällig ein uraltes schwarz weiß Fernsehgerät samt Antenne im Geräteschuppen ausgegraben...vermutlich weil er dachte, ich bräuchte jetzt wo der Winter kam ein wenig mehr an „Unterhaltung“...die er mir schlicht nicht bieten konnte oder wollte.
 

Das bedeutete im Umkehrschluss, ich war durchaus versucht entsprechenden Empfang für das uralt Fernsehgerät zu erlangen. Dazu musste die Fernsehantenne aber erst einmal auf s Dach der Blechhütte gelangen, andernfalls würde vollkommene Funkstille herrschen...denn ohne Antenne, kein Fernsehprogramm...das war wenigstens mir vollkommen klar. Die ja von diesen Dingen nun auch nicht unbedingt das Vollprofiwissen eines Fachmanns auf diesem Gebiet hatte….dennoch wusste ich noch aus den Zeiten vor dem Kabelfernsehen, dass mein Dad früher öfter über das heimatliche Dach unseres Hauses geturnt war, um die Antenne für den Fernseher wieder entsprechend auszurichten, vor allem wenn es den einen oder anderen ordentlichen Orkan gegeben hatte.
 

In dem Fall versuchte ich mich also als Handwerker..ich schnappte mir das sperrige Ding und wuchtete es unter einigem Ächzen und Stöhnen auf das nicht unbedingt vertrauenerweckend wirkende Dach unserer Unterkunft, wo ich es schließlich unter einigem Fluchen bei dem ich mir mit dem Hammer mindestens drei mal ordentlich auf den Daumen drosch an einen der drei Dachbalken nagelte, die selbiges wohl tragen und zusammen halten sollten.
 

Als ich es geschafft hatte, versuchte ich die Antenne auszurichten, musste aber feststellen, dass dies allein völlig unmöglich war.
 

Dazu benötigte ich ob es mir nun gefiel oder nicht den Trapper, denn einer von uns beiden musste im Haus vor dem altersschwachen Gerät prüfen, in welcher Himmelsrichtung das verdammte Bild denn so klar wurde, das man etwas vom Programm erkennen konnte und nicht etwa andauernd Ameisenrennen auf der Mattscheibe hatte.
 

Also erst mal völlige Fehlanzeige..ich war gefrustet...aber so was von...aber das war noch längst nicht alles was mir an diesem Nachmittag an Problemen bevorstehen sollte, von denen ich jetzt noch nichts ahnte.
 

Merklich frustriert stieg ich also wieder vom Dach hinunter...und zwar OHNE Antenne, denn die ließ ich der Einfachheit halber an Ort und Stelle hängen. Es war inzwischen später Nachmittag geworden und es dämmerte bereits...doch anstatt wieder ins Haus hinein zu gehen, wie ich es hätte tun sollen, wenn ich denn vernünftig gewesen wäre und mitgedacht hätte...entschied ich anders.
 

Ich stampfte anstatt dessen nicht besonders gutgelaunt in Richtung des Bretterverschlags, der unsere Fleischvorräte möglichst vor dem Übergriff eines Eisbären schützen sollte...kurz gesagt führte mich der Weg zu unserem „polaren Frischluftkühlschrank“ der im Augenblick noch die heutigen Futterportionen enthielt die ich einige Stunden davor für die Hunde vorbereitet und anschließend wieder in einem entsprechend großen Eimer per Flaschenzug in gut fünf Metern Höhe über mir deponiert hatte…
 

...dabei hatte ich dummerweise eins nicht bedacht...nämlich, dass ich jetzt im nahen Winter durchaus Gesellschaft bekommen konnte, die mir sicherlich nicht besonders wohl gesonnen war, sprich die mir durchaus gefährlich werden konnte.
 

Auf die Idee, dass sich ein Eisbär ausgerechnet direkt in der Nähe aufhielt und sich damit auch um unsere Hütte herum treiben könnte, war ich nicht mal im Traum gekommen, ja ich hatte das bis dato völlig ausgeblendet…
 

….gewissermaßen verdrängt…bis jetzt!
 

Denn noch als ich quasi auf dem Weg zum Holzverschlag war, auf den auch eine Treppe führte damit man etwas komfortabler an seine Vorräte gelangen konnte...da hörte ich bereits das verräterische Brummen im Nacken, das eigentlich nur eines bedeuten konnte…und zwar...
 

….EISBÄR!
 

Und DAS ganz in meiner Nähe! Ja um genau zu sein direkt hinter mir!
 

FUCK...und nochmal FUCK! Und ich blöde Kuh hatte auch noch nachlässig wie ich gewesen war...ausgerechnet das lebensrettende Gewehr in der Hütte liegen lassen, als ich vorhin auf das Dach gestiegen war um die Antenne zu montieren.
 

Mein GOTT...wie beschränkt konnte man eigentlich sein?
 

Hastig fuhr ich herum..und keinen Moment zu früh...denn ich sah ihn bereits kommen…

..ein kapitales Männchen das gut und gerne an die 800 Kilo wiegen mochte…
 

...und er hatte mich bereits gewittert!

eine tierisch unerfreuliche Gesellschaft 2

Ich war vor Schreck wie gelähmt, wusste nicht was ich tun sollte...ich starrte dem riesigen Eisbärmännchen entgegen und war unfähig zu reagieren...aber in dem Augenblick als der Bär neugierig näher kam und sich damit unweigerlich in meine Richtung bewegte...stürzte ein hellbrauner Wirbelwind an mir vorbei und direkt wild kläffend auf den Bären zu...
 

....es war niemand geringerer als mein eigener Hund!
 

Keira die ich zum Glück eher zufällig mit hinaus vor das Haus genommen hatte, musste intuitiv die Gefahr spüren, die von diesem unerwünschten Eindringling für mich ausging..und da sie ihr Territorium verteidigen wollte, zögerte sie nicht lange sich dem Bären entgegen zu stellen, obwohl sie genau merkte, dass er deutlich eine Nummer zu groß für sie war...so verschaffte sie mir trotzdem die Zeit die ich benötigte, um mein Gehirn wieder einzuschalten und endlich angemessen zu reagieren.
 

Sie war klug..sie sprang solange um ihn herum während sie ihn ankläffte, bleib jedoch stets außer Reichweite seiner Tatzen..mit denen der Bär immer wieder zornig brummend nach ihr schlug, wenn sie ihm zu nahe kam. Das gab mir die Möglichkeit zur Flucht und so nahm ich die Beine in die Hand und lief ohne zu überlegen direkt auf den Vorratsturm zu...bei dem ich knapp zwei Sekunden später ankam...ich glaube so schnell war ich in meinem Leben noch niemals bestrebt gewesen irgendwelche Treppenstufen hinauf zu kommen wie dort.
 

Ich hatte sie jedoch noch nicht einmal zur Hälfte bezwungen, da hatte der Bär genug von meinem aufdringlichen Hund und schüttelte Keira in etwa ab, wie Bär sich eine zornige Biene aus dem Pelz tu schütteln pflegte….wobei er sich witternd auf die Hinterbeine aufstellte, um besser orten zu können, von wo aus ihm mein Geruch oder besser der unserer Fleischvorräte für unsere Hunde intensiv und damit unwiderstehlich in die Nase stach..denn das war es, was ihn zweifellos angezogen und zu uns geführt hatte.
 

Mir wurde Himmelangst, als ich sah wie er sich wieder gemächlich auf seine Pfoten gleiten ließ und anschließend auf mich zu getrottet kam ohne noch von meinem bellenden Hund Notiz zu nehmen, der inzwischen schon beinahe verzweifelt klang. Aber noch in dem Moment als ich mich schleunigst ganz nach oben geflüchtet hatte damit er mich möglichst nicht erreichen würde hörte ich neuerliches Gebell..aber es war nicht das von Keira...es waren Eikskilds Hunde...und er war es damit auch, den ich ohne jeden Zweifel zurück kommen hörte.
 

Schiere Erleichterung überflutete mich...vordringlich da der Bär unruhig unter mir herum strich und sich immer wieder zu seiner beeindruckenden Größe von knapp dreieinhalb Metern aufrichtete, wo er seine Vordertatzen an die Balken legte und versuchte sich daran empor zu stemmen....was ihm bei seinem Gewicht sicher nicht leicht fiel doch die heftigen Erschütterungen die es verursachte, machten mir Angst, als er immer wieder mit seinem ganzen Gewicht von knapp achthundert Kilo und einer entsprechenden Wucht dahinter gegen die Balken krachte, die dabei bedrohlich zu schwanken begannen. Ich wusste nicht was ich tun sollte...aber mehr als ein völlig verschrecktes Kreischen meinerseits war beim besten Willen nicht mehr drin, als ich den Turm schwanken spürte, so in etwa als würde ein Hurrikan direkt darüber hinweg ziehen.
 

Aber noch in dem Moment als ich mir den Kopf darüber zerbrach, ob der Bär den Vorratsturm wohl gleich in seine Einzelteile zerlegen würde und mich am Besten noch mit dazu, kam endlich der Buggy des Trappers in Sichtweite. Er ließ die Huskys nicht das Geringste von meiner prikären Lage ahnend in gemächlichem Tempo in Richtung der Hütte zurück laufen. Ich konnte es von meiner Position aus bestens sehen. Außerdem hatte er offenbar einige Felle erbeutet, die ganz vorne im Wagen lagen. Doch als er nahe genug heran war, dass er mich von dort oben aus sehen konnte, bemerkte ich das verwirrte Gesicht, das er machte als er mich dort oben stehen sah…
 

„PASS AUF EIKSKILD DA IST EIN BÄR...HAST DU GEHÖRT EIN BÄR!“
 

….schrie ihm aus Leibeskräften und entsprechend panisch entgegen, als er nahe genug heran war. Aber der Trapper hatte mich offensichtlich nicht verstanden, denn der völlig ratlose Gesichtsausdruck, den Mann an den Tag legte, als er mich sah sprach Bände.
 

Er registrierte es demnach erst, als es zu spät und er schon zu nahe heran gekommen war, um noch angemessen zu reagieren, denn es war ausgerechnet Keira, die ihn darauf aufmerksam machte, dass wir einen ungebetenen Gast hatten, indem ihm mein Hund völlig außer sich entgegen sprang und bellte, als wären sämtliche Bären des Polarkreises hinter ihr her.
 

Da endlich sah er den Bären selbst...
 

Eikskild reagierte jedoch trotzdem überraschend schnell und geistesgegenwärtig...ich sah ihn wie er sein Gewehr packte, das vor ihm auf dem Buggy lag, es hastig hoch riss und noch während der Wagen weiterfuhr einen direkten Warnschuss abfeuerte, der dem Bären unmittelbar an der Nase vorbei pfiff...
 

Der Bär erschrak, denn allein der laute Knall der Büchse war ohrenbetäubend...was das verschreckte Tier fast sofort Fersengeld geben ließ.
 

Doch so schnell war ein Eisbär...der unbestrittene König der Tundra nicht vertrieben, er lief zunächst lediglich ein Stück vom Turm for, wo er nahe der Hütte noch einmal stehen blieb und anhielt, wobei er sich sichernd umsah..so als wollte er nicht glauben, was ihm da eben widerfahren war.
 

Indem kam Eikskild samt dem Wagen bei mir an. Ich sah ihn hastig anhalten und elegant abspringen….wobei er dem Bären abermals einen Warnschuss mit dem Gewehr hinter her jagte, der ebenfalls ganz nahe neben ihm einschlug...so dass das Tier erneut erschrocken zusammenzuckte, doch leider nicht nur dieser....sondern auch seine Hunde.
 

Denn Eikskild war noch nicht ganz bei mir oben auf dem Turm angelangt..sah ich die vier Huskys einen regelrechten Satz machen und mit samt dem Wagen davonjagen...mit dem sie unaufhaltsam in Richtung der Tundra verschwanden…
 

„HALT...HALT...SHAZRA...MENU KHAZAD....IHR SOLLEN HIER BLEIBEN...VERDAMMT!“
 

Hörte ich ihn aufgebracht und entsetzt zugleich hinter seinen vier Hunden hinter her brüllen, doch es war längst zu spät, sie waren fort. Ich konnte sie zwar noch sehen, aber es gab keine Möglichkeit mehr den Wagen samt Hunde zu stoppen….das war ein Desaster, ich wusste es, noch ehe er es mir sagen musste.
 

Schuldbewusst zog ich daher den Kopf ein, als er nur einen Augenblick später mit zornig verzogenem hochrotem Gesicht bei mir auftauchte und ich ihn schnauben hörte, wie eine Dampflokomotive.
 

„LYRIA SEIN DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN, VERLASSEN DU MIR KÖNNEN VERRATEN WAS DU HIER MACHEN?“ Fuhr er mich somit entsprechend aufgebracht an, als er mich zu Gesicht bekam.
 

„ES TUT MIR LEID..ICH..ICH WOLLTE DAS NICHT EIKSKILD..HÖRST DU, ES TUT MIR EHRLICH LEID?!“
 

Rief ich ihm entsprechend kleinlaut entgegen, wobei ich mich ihm jedoch völlig verängstigt und kopflos in die Arme warf, wo ich mich haltsuchend an ihm festklammerte, so dass der um etwa einen knappen halben Kopf kürzere nordische Mann mir anhand dieses spontanen Überfalls an ihn vollständig verdattert entgegen starrte.
 

„Ähhh...was du da machen? Ich glauben du können mich jetzt ruhig wieder los lassen Lyria. Eisbären zum Glück nicht klettern können und du dich ja schon selbst gerettet haben. Außerdem geben er ja schon Fersengeld wie du sehen. Also was du dich so an mich klammern? Er dich sicher nicht mehr fressen wollen, dem die Lust daran gehörig vergangen sein!"
 

Antwortete er mir ungerührt, wie ebenso ungehalten, worauf ich in sein Gesicht sah das angespannt aber dennoch leicht belustigt wirkte, angesichts meiner für ihn nicht ganz nachvollziehbaren Panik vor dem Eisbären.
 

„Haha sehr witzig....erzähl mir was neues Trapper. Weißt du, ich finde das nämlich überhaupt nicht komisch, der Bär vielleicht nicht mehr..aber du schon wer weiß? Vor allem wenn ich mir deine miesepetrige Laune so anschaue!“ Keuchte ich ihm daher nicht minder patzig entgegen.
 

„Ach und woher ICH die wohl haben! Können du dir das vielleicht annähernd vorstellen Lyria? Man dich einmal allein lassen und du dich ständig in Schwierigkeiten bringen Gordul*..das sein doch nicht normal Menschenfrau...ich..(ich mit dir noch mal verzweifeln!“)*
 

Hörte ich ihn einen Moment später nicht weniger aufgebracht in meine Richtung fluchen, wobei mich sein zorniger Blick nahezu aufspießte.
 

Ich war verwirrt, verängstigt und verzweifelt. Auch weil ich genau wusste, dass ich daran ganz allein die Schuld hatte, dass seine Hunde fort waren, weil er gezwungen gewesen war den Bären zu verjagen, was ja eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre. Denn hätte ich mein eigenes Gewehr ordnungsgemäß mitgenommen, wie er es mir schon zig mal eingebläut hatte, wäre dies niemals geschehen.
 

...“und..und was machen wir jetzt?“ Meine Stimme klang kleinlaut und unüberhörbar schuldbewusst, wobei ich versuchte wenigstens ansatzweise seinem Gewitterblick stand zu halten.
 

Er sah mich weiterhin ungnädig an.
 

„Was wir schon tun sollen? Wir nichts tun können, als abwarten bis der Bär sich ganz verziehen haben und wenn er fort sein, dann wir werden die Hunde suchen, die wir im Augenblick nur hoffen können wiederzufinden.“
 

Eikskilds zorniger Blick nagelte mich während der mir dies entgegnete regelrecht fest.
 

„Warum du das Gewehr nicht mitgenommen, wie ich es dir angeschafft haben? Dann du hätten mich gar nicht erst brauchen. Shazra* (verdammt/ still jetzt*) jetzt sein alle mein Hunde fort...allein wegen dein Nachlässigkeit Menschenfrau!“ Fuhr er mich neuerlich nicht eben amused angesichts dieser unschönen Tatsache an.
 

„Na DAS sagt ja gerade der Richtige..DU lässt mich ja ständig allein….und...und was kann ich denn dafür, dass du den Wagen mit den Hunden nicht statt dessen direkt in den Schuppen in Sicherheit gebracht hast?“ Konterte ich entsprechend ungehalten und wütend, weil ich mich von ihm ungerecht behandelt fühlte...und mein schlechtes Gewissen sehr deutlich spürte, das mir sagte dass ich diesmal wirklich Mist gebaut hatte...auch wenn ich es natürlich nicht eingestehen konnte...aber er ließ sich davon ohnehin nicht im Mindesten beeindrucken.
 

Der Trapper schnaubte indessen ebenfalls hörbar, wobei er mich unsanft von sich fort schob, ehe er mir antwortete.
 

„Ich haben es eben verdammt eilig gehabt. Wie hätten ich das denn dein Meinung nach tun sollen? Du den verdammten Bären am Hals haben...ach oder ich ihn dir hätten etwa allein überlassen sollen...damit er dich am Besten gleich fressen?!
 

Lyria ich haben denken du wenigstens so schlau und ein Gewehr mitnehmen, wie ich es dir beibringen, aber leider sein das nicht der Fall gewesen, das dich nochmal das Leben kosten können...und es mich jetzt mein Hunde gekostet haben. Du jetzt nur hoffen können, dass wir sie bald wieder finden..denn das wir werden jetzt tun und zwar sofort!“

wer suchet der findet vielleicht auch...aber WAS?

„Was wie war das eben?! Bist du jetzt gänzlich irre geworden Eikskild? Das ist nicht dein Ernst oder? Du willst wirklich ernsthaft mit MIR in die Tundra, um deine Hunde zu suchen? Das ist ja wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen...genauso lange, wie ebenso unmöglich...und es wird zu allem Überfluss schon bald dunkel werden. Meinst du nicht, dass wir lieber noch etwas warten sollten? Ich..ich meine vielleicht kommen sie ja von ganz alleine zurück...ahhh..zum Beispiel wenn sie der Hunger nach Hause treibt oder so?“
 

Versuchte ich ihm diese in meinen Augen eindeutige Schnapsidee hastig mit einem ebenso verwirrten, wie gleichzeitig resignierten Schulterzucken auszureden. Doch alles was ich darauf erntete, war ein entsprechend unwilliger Blick des Trappers und ein noch säuerlicheres Grummeln...ehe er sich dazu herab ließ mir zu antworten.
 

„Was du wollen Lyria? Die Hunde von alleine nicht werden zurück kommen...jedenfalls nicht so bald und schon gar nicht, bevor es dunkel werden. Ich es aber nicht riskieren können sie verlieren, sie sein immerhin das was mein Überleben hier absichern, wenn der Winter kommen. Du haben mit Schuld daran, dass sie fort sein, also das Mindeste was du tun können, sein mir zu helfen sie wieder zu finden. Wir werden dein Hund nehmen. Er die anderen riechen können. Keira werden gute Chancen haben sie zu finden, sie haben eine feine Nase...zumindest viel besser als unsere denken ich.
 

Du deine Sachen holen und kommen, wir gehen sobald du dein Gewehr und deine warmen Kleider geholt haben!“
 

Kam der knappe und erwartungsgemäß brüske, wie ebenso kompromisslose Befehl an mich, der mir ohne jeden Zweifel verriet, dass ich nicht die geringste Chance hatte, ihm zu widersprechen, ja jede Art des Weigerns zwecklos war, wenn er es sich in seinen ausgemachten Dickschädel gesetzt hatte, dass ich ihn begleiten sollte. Ich wusste, er würde mich notfalls sogar eigenhändig durch die Tundra schleppen, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Kräftig genug um das zu tun, war dieses viel zu klein geratene Kraftpaket von einem Mann allemal...das ahnte ich, ohne dass er etwas dergleichen in Worte fassen musste.
 

Also seufzte ich tief..straffte mich und sagte dann wenig begeistert….
 

„Okay du hast gewonnen Eikskild….und mich quasi überredet. Also schön, warte noch kurz ich geh mein Gewehr holen und meine warmen Klamotten...bin gleich wieder da!“
 

Mit diesen Worten und ohne einen weiteren Kommentar von ihm abzuwarten, bewegte ich mich schleunigst vom Turm herunter, aber natürlich nicht bevor ich ganz sicher war, dass der Bär sich wirklich wieder gänzlich in die Tundre hinaus verzogen hatte. Dann rannte ich schnurstrax zur Hütte und ging hinein, um meine Sachen zu holen.
 

Nach etwa fünf Minuten war ich fertig angezogen und hatte Gewehr, sowie Rucksack mit einer Flasche Wasser und ein paar getrockneten Müsliriegeln, sowie etwas trockenes Brot und ein paar Nüssen, die ich durch Zufall noch ganz hinten im Küchenschrank gefunden hatte in der Hand und wollte zu ihm zurück.
 

Doch dann fiel mir ein, dass diese Suche unter Umständen auch sehr viel mehr an Zeit in Anspruch nehmen konnte, als mir und ihm vielleicht lieb sein würde und dafür wollte ich zweifelsohne gerüstet sein. Und noch einmal so dumm und unvorbereitet mitten in die polare Tundra zu laufen, wie ich es bereits einmal getan hatte, nun ja also diesen Fehler würde ich sicherlich kein zweites Mal mehr begehen.
 

In diesem Fall ließ ich den Rucksack noch einmal sinken und rannte zurück in mein „Schlafgemach“...und kam kurz darauf mit alle dem an Zeug zurück, was ich meiner Meinung nach für einen längeren Aufenthalt in der Wildnis als (überlebens)wichtig befand.
 

Ich packte somit für den Notfall auch den kleinen Kompass ein, den mir die Verkäuferin des kleinen Tante Emma Ladens in Longyearbyen als Zugabe für meinen „Großeinkauf“ geschenkt hatte. Zusätzlich noch...ein Feuerzeug, eine Rolle Spezialpapier für dringende Geschäfte, meinen Schlafsack, eine aufblasbare doppelte Isomatte, die Wodkaflasche, ein Messer und das Verbandszeug, das ich als erste Hilfe Sanitätspackung dabei hatte, denn man konnte ja nie wissen, wie schnell wir die Hunde finden würden?! Das konnte wenn es dumm kam, wie schon gesagt gut und gerne auch die ganze Nacht oder sogar länger dauern. Und dafür wollte ich zweifellos gerüstet sein!
 

Als ich so bis obenhin vollgepackt zu ihm zurück kam, sah ich wie sich seine dunklen Brauen merklich anhoben, wo sie sich dann umgehend argwöhnisch in Richtung seines Nasenrückens zusammen schoben.
 

„Ähh..wo du hin gehen wollen...auf ein Polar Expedition oder wie?“ Empfing er mich somit entsprechend sarkastisch, wobei ich ihn belustigt in meine Richtung feixen sah...diesen möchte gern Mistkerl von einem Einsiedler.
 

„Pahh...ja ..ja tön du nur ruhig Trapper, du wirst es schon sehen. Also ICH schlafe heute Nacht jedenfalls NICHT auf dem steinharten und eiskalten Boden, sollten wir deine verdammten Hunde nicht so schnell wieder finden, wie du es die vielleicht denkst HERR EIKSKILD!“ Fauchte ich ihn in diesem Fall nicht minder patzig an....als ich sein unübersehbar belustigtes Gesicht sah, das er dabei zog, mitsamt seinem Grinsen, das ich ihm am Liebsten direkt zurück in den Hals stecken wollte.
 

Er machte sich über mich lustig....über mich, die ungeschickte Frau aus der Stadt...die nichts wusste und nichts konnte...zumindest was dieses entbehrungsreiche Leben hier in dieser Abgeschiedenheit anbelangte....aber dem nervtötenden Einfaltspinsel von einem Trapper würde das Lachen sicher noch sehr bald vergehen, nämlich genau dann, wenn wir seine Hunde nicht so schnell finden würden wie er sich das dachte. Dann saß Mann nämlich (mindestens) bis zum Hals in der Sch…..ähhh...Patsche und nicht ich. Ich wollte ihm unbedingt zeigen, dass ich nicht so nutzlos war wie er glaubte und hatte meiner Ansicht nach für meine Bedürfnisse das Notwendigste zum Überleben in meinen Rucksack gepackt und was ER heute Nacht tun würde wusste ich nicht...aber im Augenblick war mir das an sich theoretisch gesehen eigentlich so ziemlich gleich.
 

EIGENTLICH..!
 

Denn ich der Praxis sah die Sache ein paar Stunden später leider ganz anders aus, wie ich es noch in Erfahrung bringen würde, im Augenblick davon allerdings nicht den geringsten Schimmer hatte. Als das geklärt war und Eikskild noch einen so überaus „netten“ Spruch von wegen...ob ich denn das "ein Mann Survival Set"eingepackt hätte...an mich los gelassen hatte, bequemte Mann sich endlich dazu sich in Bewegung zu setzen, woraufhin ich ihm mit einem säuerlichen Grummeln folgte.
 

Darauf gab ich ihm keine Antwort, das war schlicht unter meinem Niveau...sollte ER sich doch ruhig über mich lustig machen, er würde schon sehen, was er davon hatte.
 

Wir liefen beide somit schweigend und hintereinander her, in genau die Richtung los, in der Eikskild und ich die Hunde hatten am Horizont verschwinden sehen. Keira sprang derweil hechelnd und schwanzwedelnd neben mir her...so viel Freude hatte sie daran endlich mal wieder (richtig) Gassi zu gehen und nicht nur einfach vor die Türe zum Geschäfte verrichten gelassen zu werden.
 

Ich wollte sie schon rügen und zu mir bei Fuß zu holen..als ich den dunkelhaarigen Nordmann leise nach ihr rufen hörte. Sofort stellte sie die Ohren auf und lief völlig selbstverständlich zu ihm hin, wo sie ihm ihre feuchtkalte Nase genau so, wie sie es auch bei mir immer zu tun pflegte, vertrauensvoll in die Hand schob und ihn dabei begeistert ableckte.
 

Mittlerweile wunderte ich mich hierbei über gar nichts mehr…
 

...WAS dieser Mann mit ihr speziell gemacht oder angestellt hatte, wusste ich zwar nicht, aber mein Hund war eindeutig in ihn verliebt...aber so was von!
 

Noch als ich das dachte, hörte ich ihn leise mit ihr sprechen..sanfte Worte, die er ihr in einer mir völlig fremden Sprache entgegen raunte und ich sah auch, wie er sie dabei liebevoll streichelte und hinter den Ohren kraulte, dann gab er ihr einen kurzen Befehl und sie tat tatsächlich genau das, was er mir zuvor Prophezeit hatte.
 

Keira senkte den Kopf und damit die feine Hundenase auf den Boden...und folgte so der Spur, die sie da ganz offensichtlich gefunden hatte, mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit nach, wobei sie einmal kurz den Kopf hob und Eikskild ankläffte, der ihr abermals leise etwas zurief, das ich jedoch nicht verstehen konnte...dann lief sie wie an einer Schnur gezogen vor uns her.
 

„Möchtest du mir bitte schön verraten, WAS du mit meinem Hund angestellt hast Eikskild?“ Fragte ich ihn einen Moment später entsprechend angesäuert, als er Anstalten machte ihr sozusagen auf dem Fuß zu folgen. Der Trapper blieb unvermittelt stehen und drehte sich ruckartig zu mir herum. Ich sah den verblüfften Gesichtsausdruck auf seinen scharf geschnittenen markanten Gesichtszügen, der mich ehrlich fragend anblickte.
 

„Ich dich nicht verstehen können Lyria? Was du von mir wollen..was ich mit ihr gemacht haben sollen?“ Kam die erwartungsgemäß unverständige Frage von ihm an mich. Ich seufzte und brummelte ihm dann nicht sehr kompromissfreudig entgegen.
 

„Na sie ist MEIN Hund..aber sie hört zum Teil besser auf DICH..als auf MICH...verstehst du? Nun ja und das will einfach nicht in meinem Kopf hinein. Verdammt man könnte fast annehmen sie steht auf dich Trapper...aber das habe ich dir soweit ich weiß glaube ich schon mal angedeutet...oder nicht?“ Grollte ich ihn somit wenig erfreut an. Doch ganz plötzlich sah ich ihn grinsen, es kam so schnell, wie ebenso unerwartet.
 

„Lyria, dein Hund haben eben eine außerordentlich gute Geschmack...sie wissen, dass ich ein ganz passable Partie sein“...
 

...“ganz im Gegensatz zu dir?“ Willst du damit jetzt sicherlich andeuten. Unterbrach ich ihn hierbei entschlossen und merklich rüde, woraufhin ich ihn jedoch nur noch breiter grinsen sah.
 

„Oh also DAS haben ICH jetzt nicht gesagt Lyria..sondern DU!“ Kommentierte er es prompt ebenso knochentrocken, wie amüsiert in meine Richtung, wobei er sich wieder umdrehte und sich ohne noch einen weiteren Kommentar von mir abzuwarten wieder entschlossen in Bewegung setzte.
 

„Ja ja sicher du machomäßiges indigenes Mannsbild, du bist sicherlich ein ganz toller Hengst...Verzeihung, der Herr, dass ich das bisher nur noch nicht bemerkt habe!“
 

Fuhr ich ihn hingegen von hinten entsprechend aufgebracht an...schon weil ich mich auf eine merkwürdige Art und Weise von ihm ertappt fühlte, denn wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war...war ja genau dies mein Problem. Ich fand nämlich durchaus, dass ER ein überaus attraktives Prachtexemplar von Mann war das mir gefiel...und das leider viel zu gut, um es weiterhin so penetrant abzuleugnen, wie ich es bisher tat, nur um ihn mir erfolgreich vom Hals zu halten.
 

Indem hörte ich ihn jedoch fast schon explosionsartig los prusten...woraufhin ein dröhnendes Lachen seinerseits erfolgte...er hatte mich zweifelsohne gehört, obwohl ich eigentlich nicht so laut fluchen wollte..aber ich hatte es einfach nicht schlucken können...und so schloss ich kurzerhand zu ihm auf, der sich vor Lachen regelrecht schüttelte.
 

„Ohhh...das sein wirklich eine außerordentlich gute Scherz gewesen Lyria?! Ich haben selten so etwas in Bezug auf mein Person vernommen. Sie haben mir ja schon alle möglichen Namen gegeben...gute, wie auch schlechte...aber als ein "Hengst" sie haben mich bisher noch niemals bezeichnen…als DAS sein im Abstand das Beste, dass ich jemals von jemandem hören...und dann auch noch von eine Frau. Ich mir wohl etwas darauf einbilden können..oder? Du mich finden also offenbar doch nicht so abstoßend, wie ich bisher denken?"
 

Konnte ich ihn direkt vor mir regelrecht nach Atemluft japsen hören, wobei er sich noch immer kaum wieder einkriegen konnte...dieser elende Einfaltspinsel von einem Trapper.
 

„Ja sicher dir wird das Lachen schon noch vergehen mein Bester...das schwöre ich dir...sehr bald schon...du..du scharfer...HENGST!“
 

Fauchte ich derweil leise und stark darauf bedacht, dass er mich nicht noch einmal hören konnte vor mich hin. Oh ich war so wütend auf ihn und noch viel mehr auf mich selbst, vor allem darüber, dass ich so etwas in der Art überhaupt an ihn los gelassen hatte...jetzt würde er sich sonst was darauf einbilden...schon allein seiner Aussage zufolge, die er da eben an mich getätigt hatte.
 

„Bild dir von mir aus ein was du willst Trapper, nur lass mich gefälligst damit in Ruhe, denk dir deinen Teil, ich werd mir meinen denken, so und jetzt will ich darüber nicht mehr reden, wenn s recht ist Eikskild! Ist das klar?!“ Fuhr ich ihn daraufhin abermals weiblich zickig und noch weniger nett an..und zwar absichtlich, schon um nicht im Geringsten irgendwelche Zweifel daran aufkommen zu lassen, WIE ich im Moment wirklich zu diesem Thema stand, was das ohnehin deutlich angespannte Verhältnis zwischen und betraf.
 

„Gut...gut es sein ja schon gut..ich haben dich durchaus verstanden Menschenfrau, du dich nicht mehr so darüber aufregen müssen, ich haben es ja schon begriffen. Du mich nicht wollen?! Nun...das sein wirklich sehr schade...aber ich es verstehen können. Wir nicht mehr darüber reden werden, ich es dir versprechen!“
 

Erfolgte die Antwort von ihm prompt, mit der er sich unmittelbar darauf wieder in Bewegung setzte, um endlich der Spur zu folgen die uns mein Hund zweifelsohne anzeigte.
 

Das war es gewesen, viel mehr sprachen wir nicht mehr miteinander, der unschöne und eher peinliche Vorfall legte ein unangenehm betretenes Schweigen zwischen uns...eines, das weder er noch ich so richtig brechen mochte. Wir liefen mittlerweile nebeneinander her...und hatten schon eine ganz ordentliche Strecke hinter uns gebracht, aber noch immer kam der Buggy samt seiner Hunde nicht in Sicht.
 

Ich wusste nicht, wie lange wir schon gelaufen waren, doch es musste meiner Schätzung nach mindestens schon an die zwei Stunden oder sogar mehr sein..denn es wurde langsam dunkel...und ich meine damit richtig DUNKEL!
 

In etwa so stockfinster wie in einem Kuhhintern..und das dann auch noch am Arsch der Welt!
 

Na toll, so was in der Art hatte ich mir ja schon immer zum glücklich sein gewünscht. Mit einem Mann allein mitten durch die unwegsame Pampa zu latschen nur um dessen verloren gegangene Hunde samt Wagen wieder zu beschaffen.
 

Klasse...tolle Idee...ganz Super...dabei waren weder von den blöden Huskys noch von seinem Buggy irgend etwas in Sicht. Meine Befürchtung von Vorhin bestätigte sich damit langsam aber sicher zu erschreckend ernüchternder Realität...also wenn wir sie nun nicht bald finden würden, war es zu dunkel, um weiter nach ihnen zu suchen. Aber verdammt nochmal auch eindeutig zu finster, um wieder rechtzeitig zurück zur Hütte zu kommen und was das bedeutete...ahnte ich bereits „Dunkel“.
 

Ich saß mit IHM zusammen hier fest...inmitten der Tundra und zweifelsfrei mit nur EINER Isomatte und EINEM Schlafsack...und immer wenn ich zählte, kam ich stets auf ZWEI!
 

Auf IHN und auf MICH!
 

Schöner Shit...was das hieß konnte ich mir daher in etwa an zwei Fingern abzählen! Das bedeutete unbestritten teilen, wenn wir beide nicht in dieser Schweinekälte erfrieren wollten, die uns heute Nacht zweifelsohne erwartete. Denn dass der Trapper jetzt umkehren würde, wo es gerade eben noch möglich war...daran dachte ich nicht mal im Traum. Mann kehrte sicher erst um, wenn er seine Hunde gefunden hatte und keinen Schritt vorher, auch wenn das vermutlich wesentlich vernünftiger gewesen wäre, so wusste ich, dass es an seinem ausgeprägten Dickkopf scheitern würde..also fragte ich ihn erst gar nicht.
 

Also dessen war ich mir auch so ganz sicher!
 

Na das waren doch gar wunderbare Aussichten. Camping im Freien..mindestens hunderttausend hungrige Eisbären um uns herum und dann zu allem Überfluss ein wildromantisches Date bei Nacht mit Eikskild zusammen eingerollt in EINEM Schlafsack, als ein leckerer Burrito für Eisbbären.
 

Also SO hatte ich mir das ganz bestimmt NICHT vorgestellt, ich wollte nämlich weder als eisgekühlter Eisbärsnack noch als liebestolle Eskimorolle für den Trapper enden...oder besser noch mit ihm, musste ich da ja eigentlich der Wahrheit halber anfügen.
 

Holy Shit..wenn das mal nicht ins Auge gehen würde...ich sah es schon kommen. Gott bewahre...DAS konnte ja nur schief gehen…oder?
 

Etwas in der Art und noch so allerlei andere Schreckensbilder malte ich mir in meinen wildesten Phantasien aus...wenn...ja WENN wir seine Hunde nicht rechtzeitig finden würden, worauf ich jedoch ehrlich gesagt alle Hoffnung von Minute zu Minute mehr schwinden sah.
 

Ich glaubte inzwischen nicht mehr daran…..jedenfalls nicht mehr heute Nacht!

...(kleine) Meinungsverschiedenheiten

Und noch als mir diese Gedanken in etwa im Kopf herum schwirrten und langsam Gestalt anzunehmen begannen, bemerkte ich wie er kurz anhielt und sich zu mit hin drehte...ich blieb ebenfalls stehen und sah ihn verwirrt an.
 

„Ist was...stimmt etwa was nicht?“ Fragte ich ihn, als ich seine kritisch zusammen gezogenen Augenbrauen in der fahlen Finsternis der nahen Dämmerung bemerkte, die sich unmittelbar danach gebildet hatten. Eikskild zuckte kurz mit den breiten Schultern und dann kam von ihm in etwa genau DAS, was ich bereits im voraus geahnt hatte.
 

„Es langsam dunkel werden und ich denken, wir die Hunde viel früher finden...aber sie sehr schnell und weiter gelaufen als ich es glauben. Verdammt das ich nicht berechnet haben. Das mich zutiefst beunruhigen!“
 

...“ach und was bedeutet das jetzt für UNS?“ Unterbrach ich ihn nur einen Moment später mit ebenso kritisch zusammen gezogenen Brauen, wobei ich ihn keinen Moment lang aus den Augen ließ.
 

Der Trapper wirkte das erste Mal seit ich ihn kannte merklich unsicher, so als wüsste er nicht so recht, wie er jetzt als nächstes vorgehen oder weiter machen sollte..offenbar hatte er wirklich nicht damit gerechnet, dass wir beide so lange dafür brauchen würden nach den Hunden und dem verloren gegangenen Wagen zu suchen, wo von beiden nach wie vor noch immer jede Spur fehlte.
 

Und so sah ich, wie er seine Schultern neuerlich straffte, ehe er zu einer Entscheidung gelangte, die er mir umgehend danach mitteilte, ob ich es nun wollte oder nicht. Das war Mann völlig gleich. Eikskild sagte mir damit nur einen Augenblick später bereits ungerührt, wie ER die momentane Situation sah und auch was er diesbezüglich dachte.
 

„Wir jetzt nicht umkehren werden, wir sein auf der richtigen Spur..aber es sein in nicht mehr als ein halbe Stunde zu dunkel um ihr weiter zu folgen...und wir auch nicht mehr umkehren können, dazu sein wir zu weit von unserer Hütte fort. Wir uns werden wohl oder übel einen Platz suchen müssen an dem wir die Nacht zubringen können...damit wir gleich morgen früh weiter nach den Hunden suchen können.“
 

Ich blickte ihm entgegen, als hätte mich soeben der Blitz erschlagen.
 

„ÄHHH...WAS? DU WILLST WIRKLICH ALLEN ERNSTES IM FREIEN NÄCHTIGEN? NICHT MIT MIR, DU SPINNST JA TRAPPER! NUR ÜBER MEINE LEICHE!“
 

Fuhr ich ihn daraufhin erwartungsgemäß stimmgewaltig und mächtig angesäuert an. Ooohhh...ich wusste es einfach der Mann hatte echt nicht mehr alle Nadeln an der Tanne! Ja klar MITTEN im FREIEN....wieso eigentlich nicht? Warum hatte ich das nicht schon geahnt? Allmächtiger hilf mir, ich konnte es nicht fassen..er..er meinte es wirklich ernst?! Der Mann hatte sie ja wie schon gesagt nicht mehr alle unter dem Pony..zumindest dachte ich das von ihm.
 

Doch ER sah mich zu allem Überfluss nur völlig verständnislos an….
 

„Was du haben Lyria..du doch fast an alles gedacht haben was wir heute Nacht brauchen...also wo sein dein Problem?“ Antwortete er mir nur einen Moment später entsprechend unverständig und vollkommen gelassen.
 

Ich hingegen sah augenblicklich...ROT!
 

„WO MEIN PROBLEM LIEGT EIKSKILD?
 

NA DAS HÄTTEST DU WOHL GERNE! JA KAPIERST DU´S NICHT...ODER WILLST DU ES NICHT VERSTEHEN MANN?! ICH STEIG GANZ BESTIMMT NICHT MIT DIR IN EINEN SCHLAFSACK! SOWEIT KLAR JETZT?!“ Fuhr ich abermals aufgebracht wie von der Tarantel gebissen hoch, als ich ihn das sagen hörte…
 

Und da hatte er es offenbar endlich begriffen worauf ich hinaus wollte, denn plötzlich sah ich ihn kurz grinsen, ehe er mir antwortete.
 

„Lyria wer haben behaupten, dass du ihn mit mir teilen müssen? ICH? Nein ich haben bestimmt nichts dergleichen sagen..oder? Also ich mich bisher nicht daran erinnern können! Außerdem wir hier noch nicht gleich übernachten wollen, der Platz sein dafür nicht gut. Wir beide einen besseren finden müssen UND wir brauchen ein Feuer, sonst sein es viel zu kalt...auch wenn der Winter noch nicht ganz da sein, so können wir nicht ohne bleiben. Also du mir helfen ein halbwegs geschützte Stelle in ein Mulde oder etwas ähnliches suchen und dann wir werden dort anhalten und ein Feuer machen! Schon wegen der Eisbären“
 

Kam die prompte Antwort an mich….wobei er ungewöhnlich konzentriert wirkte...er meinte es tatsächlich so, wie er es sagte...das war mir augenblicklich klar geworden.
 

„Du...du bist verrückt....ja vollkommen durchgeknallt und so was von ausgetickt Kerl! Na toll Freiluftcamping mit Aussicht auf das polare Nordlicht...das wollte ich doch schon immer mal machen!“ War daher so ziemlich alles was mir zunächst erst einmal über die zitternden Lippen kam, als ich realisierte, dass der Trapper es wirklich ernst meinte.
 

Doch er dachte das sich es tatsächlich ernst gemeint hatte denn er sagte nur trocken. „Oh ja ich denken das du heute Nacht sogar sehen können...denn es werden ein sternklare Nacht geben!“
 

„DAS war ein WITZ...HA..HA..ich lach mich kaputt Idiot und deine Kommentare kannst du dir getrost und gerne sonst wo hin stecken verdammt nochmal, du hast sie ja nicht mehr alle!“
 

Fauchte ich ihm erneut entsprechend gelaunt entgegen, als ich merkte wie ernst es ihm damit war, denn ich verspürte nicht die geringste Lust darauf mich von einem Eisbären als kleinen Happen zwischendurch verspeisen zu lassen...ganz EGAL was ER auch behauptete. Ich für meinen Teil war mir ganz sicher, dass die Tundra voll von diesen mordgierigen Biestern war, die nur darauf aus waren mich arme unschuldige Frau mit Haut und Haar aufzufressen!
 

Aber Eikskild zuckte nur neuerlich mit den Schultern und sagte dann völlig unbeteiligt..“na dann du bleiben hier..MIR sein das gleich! Du schon sehen was du von dein Eigensinn haben werden Menschenfrau. Ich werden jetzt jedenfalls weitergehen, bis ich ein geeigneten Lagerplatz oder mein Hunde gefunden haben.“
 

„Na dann geh doch….UND WORAUF WARTEST DU NOCH? LOS….LASS MICH DOCH EINFACH HIER?! MISTKERL!“
 

Schrie ich ihn völlig hysterisch und außer mir vor Angst und vor Zorn an...wobei ich heftig mit dem Fuß aufstampfte..ich kam mir in etwa selbst vor wie eine Vierjährige die unbedingt ihren Kopf durchsetzen will..aber das war mir in dem Augenblick eigentlich sch….egal.
 

Ich hatte so eine derartige Wut auf ihn im Bauch, dass ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte.
 

Aber mit einem mal..machte ER etwas, mit dem ich nun gar nicht gerechnet hätte...ich spürte wie der Trapper zwei energische Schritte auf mich zutrat, mich unversehens an der Hand packte und mich einfach wortlos aber mit sanfter Gewalt hinter sich herzog…
 

...ich war von seiner spontanen Handlung so derart perplex, dass ich weder reagieren noch etwas dazu sagen konnte..ja ich ließ es einfach geschehen und folgte ihm so einfach widerstandslos nach.
 

Alles was ein paar Minuten später von mir erfolgte war ein resigniertes Seufzen…
 

„Weißt du Trapper? Du bist mit Abstand so ziemlich das sturste Mannsbild das mir jemals im Leben begegnet ist!“ Knurrte ich ihm als Retoure leise entgegen woraufhin ich ihn mir leise antworten hörte…
 

..du sein kein bisschen besser als ich..dass du es nur wissen Lyria!“ Damit wusste ich es..denn leider war ER auch ganz und gar nicht auf den Mund gefallen wie ich inzwischen unangenehm berührt fest stellen musste, jetzt wo er meine Sprache so halbwegs im Ansatz beherrschte.
 

Aber alles Gezanke und Gezeter half weder ihm noch mir weiter..und wir wussten an sich beide, dass wir zwangsläufig aufeinander angewiesen waren und auch dass wir wohl oder übel zusammen arbeiten mussten, wollten wir die sicherlich nicht gerade gemütliche Nacht in der Wildnis überleben...

UND auf der Suche nach einem (geeigneten) Lagerplatz

Eikskild sprach nicht mehr viel mit mir...irgendwann ließ er mich von selbst los, wo ich ein knappes Stück hinter ihm her ging...während ich versuchte mit den eher kurz geratenen, aber trotzdem weitgreifenden forschen Schritten des Trappers mitzuhalten. Was jedoch längst nicht so leicht ging, wie ich zunächst dachte und ich damit sehr schnell ganz gehörig außer Atem geriet, schon weil ich völlig unsportlich wie ich war, kaum eine vernünftige Chance hatte, diesem zähen und äußerst ausdauernden Nordländer auch nur ansatzweise die Stirn zu bieten. Geschweige denn, mich seinem Tempo anpassen zu können, mit dem er unbeirrt der Spur nachfolgte, die der Buggy mit den Hunden ganz offensichtlich genommen hatte und Keira ihm nach wie vor ohne davon abzuweichen weiter den Weg zeigte.
 

Aber so hatte ich wenigstens genug Zeit um darüber nachzudenken, WAS ich da vorhin eigentlich so Stimmgewaltig ungeschminkt an Vorurteilen und völlig hergeholten Unterstellungen an ihn los gelassen hatte?!
 

Jetzt im Nachhinein schalt ich mich dafür als eine wahrhaftig dämliche und unbeherrschte Kuh...weil ich genau wusste, dass es ungerechtfertigt und einfach nur vollkommen unsachlich und dumm von mir gewesen war, was ich dem armen Mann da eigentlich anzuhängen versucht hatte.
 

>Als ob ER dir wirklich an die Wäsche wollte….HIER...in dieser Saukälte und überhaupt?! Ohhh..ja klar...du spinnst ja völlig Lyria!
 

Fuhr es mir dabei unangenehm berührt und von einem merklich schlechten Gewissen behaftet durch den Kopf.
 

Aber zu meiner Verteidigung musste ich mir auch eingestehen, dass mein Verstand schon eine ganze Weile nicht mehr besonders zuverlässig DAS tat, worauf ich mich sonst hatte eigentlich immer verlassen können...nämlich zuerst einmal alles an Gesichtspunkten gründlich abzuwägen und erst DANN zu agieren beziehungsweise zu reagieren.
 

Doch seit ich hier auf Svalbard gelandet war, wurde ich den üblen Verdacht nicht mehr los, dass mir genau diese ansonsten so nützliche wie eiserne Verhaltensregel vollständig abhanden gekommen war...und ich hatte nicht die geringste Ahnung weshalb?!
 

Rationell gesehen konnte ich es mir jedenfalls kaum erklären.
 

Obwohl ich es mir beinahe denken konnte...denn dass ER zwangsläufig damit zu tun hatte, wollte ich noch immer nicht wirklich wahr haben. Also ignorierte ich diese Tatsache standhaft und redete mir anstatt dessen allerlei anderes dummes Zeug ein...was natürlich völliger Schwachsinn war...aber es beruhigte mich und die in meinen Augen derart abwegige Vorstellung daran, mich ausgerechnet in DIESEN chaotisch liebenswerten Nordmann verliebt zu haben ungemein.
 

NEIN..ich war bestimmt NICHT in ihn verliebt und damit basta!
 

Zugegeben, ich mochte ihn irgendwie...er war auf seine Art ja ein netter und charakterlich aufrichtiger, gradliniger Kerl, der wenn er wollte, durchaus sympathisch sein konnte...aber das war s dann auch.
 

Das zumindest versuchte ich mir weiterhin konsequent einzureden...mit mehr oder minder vielversprechendem Erfolg. Denn meine Knie wurden trotzdem noch butterweich, wenn er mir auch nur ansatzweise zu nahe kam...und genau das war es, was mich daran am Allermeisten ärgerte. Unbewusst ahnte ich, dass ich mich selbst belog...doch das half mir in der Situation auch nicht wirklich weiter.
 

Ich wusste nicht was ich tun sollte...ich wollte nicht bleiben auf keinen Fall...im Frühling würde ich auf alle Fälle fortgehen. Also machte es keinerlei Sinn, mich näher mit ihm einzulassen, um ihm oder mir das Herz zu brechen...denn das würde unweigerlich geschehen, wenn ich es darauf ankommen ließ...und das wollte ich um jeden Preis vermeiden.
 

Also war ich unbeherrscht, ungerecht und nur in allen erdenklichen Varianten launisch biestig zu ihm...um mir den Mann weiterhin erfolgreich vom Hals zu halten...denn SO konnte er mich ja unmöglich gern haben. Das war jedenfalls meine Hoffnung und auch meine Strategie...leider hatte ich dabei nicht bedacht, dass Eikskild lange nicht so dumm war, wie ich angenommen hatte, um dieses von mir vorsätzlich abgezogene Schauspiel nicht längst zu durchschauen…
 

….denn ER war im Gegensatz zu mir immer ehrlich und authentisch, was seine Gefühlswelt mir gegenüber anbelangte. Das machte mir nur noch mehr Kopfzerbrechen...denn ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
 

Und der Winter kam ja in dem Sinn erst noch auf uns zu…
 

Ich ertappte mich bei einem heftigen Schlucken und einem ungewollt forschenden Blick auf den körperlich gedrungenen und überaus kräftig untersetzen Nordmann, der von all dem nichts ahnend vor mir her ging und sich immer wieder bückte, wie um den Weg und die Spuren zu prüfen, die vor ihm lagen. Sein schwarzer dichter Haarschopf, schimmerte fahl bläulich im sterbenden Tageslicht, die Dämmerung verschluckte jede unserer Bewegungen und auch unsere beiden Gestalten immer deutlicher...was den Klos in meinem Hals, den ich schon seit Anfang an mit mir herum trug, nur noch verstärkte.
 

Doch mit einem Mal blieb der Trapper unvermittelt stehen..ich sah, wie er sich abermals an einem niedrigen Bäumchen des spärlichen Tundrabewuchses bückte, um einen abgestorbenen Ast aufzuheben und auch noch einen abzubrechen, der nur noch lose am Bäumchen hing.
 

„Wa..was..machst du da?“ Fragte ich ihn leise und entsprechend ratlos, als ich ebenfalls neben ihm anhielt und ihn dabei mit großen Augen ansah. Er lächelte mir spontan entgegen, es wirkte jedoch ein wenig gequält...
 

„Ich versuchen Feuerholz für heute Nacht aufzutreiben, so lange es noch hell genug dafür sein und wir etwas sehen können. Wenn du totes Holz auf unserem Weg finden, dann du es aufheben Lyria wir jeden Ast benötigen, den wir kriegen können...denn es werden verdammt kalt heute Nacht.“
 

Mit diesen Worten kramte er aus den Tiefen seiner Taschen ein dickeres Stück Schnur oder eine Art Seil, mit dem er die beiden Scheite, die er gefunden hatte geschickt zusammen band und bündelte, ehe er sie sich auf den Rücken gleiten ließ, um sie zu einem ihm geeignet erscheinenden Lagerplatz mitzunehmen.
 

„Ich..ähhh...okay?! Gut, das habe ich begriffen!“ Antwortete ich ihm daraufhin entsprechend verdattert, wobei er jedoch keinerlei Anstalten machte stehen zu bleiben oder sich intensiver mit mir abzugeben. Nachdem er das noch äußerst dürftige Holzbündel energisch geschultert hatte, drehte er sich einfach um und ging mit Keira weiter den unwegsamen Weg durch niedriges Gestrüpp und Flechten entlang, den er zuvor schon unbeirrbar eingeschlagen hatte.
 

Leise seufzend folgte ich ihm entsprechend resigniert nach, wobei ich tunlichst darauf achtete genau das zu machen, was er mir aufgetragen hatte...ebenso wie er selbst. Jedes noch so kleine Stückchen das nach Holz oder etwas annähernd brennbarem aussah, das wir beide unterwegs fanden, wanderte somit umgehend in Eikskilds kleines Bündel auf seinem Rücken, das sich inzwischen glücklicherweise um einiges vergrößert hatte...wenn vermutlich auch noch nicht genug, um für die ganze Nacht auszureichen.
 

Aber es war dennoch besser als nichts…
 

..so ging es eine geraume Zeit bis es schließlich eindeutig zu dunkel wurde um dem Weg noch weiter zu folgen.
 

Der Trapper blieb ganz plötzlich unvermittelt stehen...drehte sich um und sah mich kurz an, dann sagte er mit seiner üblich festen und leicht befehlsmäßigen Tonlage. „Es sein soweit, wir nicht mehr weiter können. Wir unsere Suche nach meine Hunde für heute abbrechen und uns anstatt dessen ein vernünftiges Lager suchen müssen. Du kommen und mir helfen Lyria...ich dich brauchen. Du hier in nahe Umgebung Ausschau halten, nach eine Mulde oder größere Bodenvertiefung, die wir als Lagerplatz nutzen können..sie werden uns als Wind und Kälteschutz dienen müssen. So werden ich es auch machen...wer zuerst eine gefunden haben, holen den Anderen her, aber du in mein Rufweite bleiben, ich dich nicht schon wieder verlieren wollen, du haben das verstanden Englischfrau?“
 

Ich sah mir seine Augen während dieser klaren Worte im schwindenden Dämmerlicht streng entgegen funkeln und beeilte mich schon deshalb hastig zu nicken.
 

„Ohh ja..ja sicher, in Rufweite, ich habe verstanden. Jeder sucht nach einem geeigneten Lagerplatz. Alles klar mach ich Eikskild.“ Antwortete ich ihm tapfer, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht wirklich davon überzeugt war im Ansatz so etwas zu finden...
 

„Ähh..kann ich..kann ich nicht wenigstens den Hund haben? So als..als Schutz..meine ich?“ Hakte ich noch einmal mit einem sichtlich verlegenen Grinsen nach, als er Anstalten machte, sich in die mir entgegen gesetzte Richtung in Bewegung zu setzen. Ich hörte ihn leise, wie ungemein belustigt lachen. „Wenn du meinen, dass du dich dann besser fühlen, bitte Lyria..es sein im Übrigen ja auch dein Hund, nicht meiner?!“ Kam einen Moment später die entsprechende Antwort von ihm an mich, wobei er mir die Leine meiner Hündin umgehend in die Hand drückte.
 

Er war vorsichtig aber doch beeilte er sich sie schleunigst los zu werden, das merkte ich an dem, wie er die Hand rasch fort zog, um mich nach Möglichkeit nicht mehr berühren zu müssen, als nötig. Dann war er fort...er drehte sich um und ließ mich einfach stehen. Ich sah ihn in die mir entgegen gesetzte Richtung laufen...und tat schließlich auch das, was er von mir gefordert hatte. Ich sah mich nach einem Lagerplatz um...wenn auch mit wenig Hoffnung, den vor dem Dunkel werden, tatsächlich zu finden.
 

Wenig später hörte ich den Trapper nach mir rufen...ich selbst hatte nichts passendes entdecken können, das seinen Bedürfnissen auch nur im Ansatz entgegen kam...also forderte ich Keira hastig auf, mir bei Fuß zu folgen und rannte fast in die Richtung, aus der ich seinen leisen Ruf vernommen hatte. Ein fataler Fehler, wie ich sehr schnell feststellte, denn ich machte mich beinahe noch auf dem unwegsamen Boden lang, der von allerlei Ranken, Farnen und Moosen, sowie unzähligen kleineren und größeren Felsbrocken überzogen war und somit eine Stolperfalle nach der anderen bildete, die ich in der Dämmerung kaum mehr sehen konnte.
 

Was bedeutete, dass ich mich gerade noch so abfing und umgehend dazu zwang langsam zu gehen. Kurze Zeit später war ich bei ihm angelangt, ich konnte lediglich noch seinen gedrungenen Schemen in der fahlen Finsternis ausmachen, die sich über die Tundra gelegt hatte.
 

Aber offensichtlich hatte seine Suche weitaus mehr Erfolg gehabt als meine...der Platz sah wesentlich besser aus als ich dachte oder selbst einen hätte finden können. Eikskild hatte zielstrebig wie er war, tatsächlich eine Art von kleiner Mulde ausfindig gemacht, so wie er es beabsichtigt hatte...eine Mulde, die zu allen Seiten hin tiefer und damit zweifellos geschützter als die übrige Tundra lag...auch wuchsen dort ein paar verkrüppelte Bäumchen ganz in der Nähe, deren trockenes Holz den doch noch immer sehr kläglichen Bestand unseres Feuerholzvorrates sehr willkommen aufstocken würde.
 

Clever..echt clever das musste man ihm schon lassen, der Trapper hatte offensichtlich eine ausgesprochen gute Nase dafür sich in der Wildnis durchzuschlagen...das stellte ich mehr als verblüfft fest, als ich den kleinen geschützten Platz zu Gesicht bekam….der zwar nicht eben luxuriös aber doch vertrauen erweckend wirkte.
 

Jedenfalls sehr viel besser, als direkt irgendwo mitten in der Pampa auf dem Präsentierteller nächtigen zu müssen. Na immerhin...besser als nichts! Dennoch graute mir vor dieser Nacht...nicht so sehr wegen der bevorstehenden Kälte...sondern viel eher vor dem Wissen gänzlich auf IHN angewiesen zu sein.

polares Licht und Übernachtung mit nur EINEM Schlafsack für ZWEI

Als ich bei Eikskild angelangt war, sah er Keira und mir einen kurzen Augenblick lang nachdenklich entgegen...so als müsse er erst noch überlegen, WAS er mir samt meinem Hund an Aufgaben übertragen wollte, die ich vielleicht ordnungsgemäß erfüllen konnte, ohne dass es dabei schon wieder ins komplette Chaos münden würde.
 

Kaum stand ich vor ihm, merkte ich, wie er sich straffte und mich dann direkt taxierte, ehe er sprach.
 

„Lyria...wir beide heute Nacht hier an diesem Platz bleiben müssen...du mir helfen...ich dich brauchen, wir werden unsere Schlafplatz mit Moos und trockenem Gras aufpolstern, damit die Kälte von Boden nicht so abstrahlen können und dann werden du deine Isomatte und deinen Schlafsack darauf legen. Wir außerdem ein Feuer anzünden müssen, um das werden aber ich mich wohl besser kümmern. Du suchen mir so lange Gras und Moos zusammen und schichten es unten am Grund der Mulde unter deine Lagerplatz….dann wir können wenigstens beide gemeinsam am Feuer sitzen.
 

Haben du das verstanden!?“
 

Er verstummte und sah mich anstatt dessen einen Moment lang fragend an…wobei ich versuchte seinem intensiven Blick stand zu halten, der mich streng und mit einer überraschenden Ernsthaftigkeit musterte.
 

Also so wie ich den Trapper eben verstanden hatte, wollte Eikskild den steinigen Boden mit wärme isolierendem Material, wie beispielsweise trockenem Gras und Flechten unterfüttern, damit uns die unangenehme Bodenkälte nicht so ungehindert in die Glieder kriechen konnte. Eine durchaus clevere Idee des Nordmannes und sicherlich eine, die sogar Erfolg versprach.
 

Natürlich hatte ich seine Überlegungen diesbezüglich begriffen und konnte sie sogar ohne weiteres nachvollziehen. Ich war ja nicht gänzlich auf den Kopf gefallen...wenn ich mich in letzter Zeit auch recht häufig so anstellte, als wäre ich es.
 

„Ähhh sicher Eikskild..so schwer kann es ja nicht sein! Also du kümmerst dich um das Feuer und ich mich um den Lagerplatz...ja?! Was heißt, dass sich die Aufgabenstellung dahingehend mal wieder ganz typisch hübsch Klischee mäßig nach den Geschlechtern trennt.
 

Also du sein der Mann, du machen das Feuer und ich sein die Frau, ich kümmern mich um den Schlafplatz...comprende?!“
 

Antwortete ich ihm somit breit grinsend...und zur Abwechslung mal ehrlich amüsiert, weil ich die Vorstellung daran irgendwie urkomisch fand. Denn wenn man es genau nahm, waren wir beide wohl doch noch nicht weit genug vom „Neandertaler“ entfernt, um diese Sache irgendwie anderweitig zu regeln. Er aber hatte offenbar nicht die Bohne von dem verstanden, was ich nun eigentlich von ihm wollte, denn der Trapper sah mich nur völlig entgeistert und entsprechend ratlos an…
 

„Uhhhh...wie? Was sollen das denn jetzt werden Lyria?“ Kam seine prompte Anfrage erwartungsgemäß verwirrt und wenig erfreut an mich, woraufhin ich abermals spontan lachen musste, als ich das durchweg mürrische Gesicht sah, das MANN dabei zog.
 

„Ach vergiss es einfach, das war ein Scherz...wenn auch ein echt blöder...zugegeben! Weißt du was Eikskild? Mach du das Feuer und ich kümmere mich einfach um den Rest okay?“ Entgegnete ich ihm schließlich mit einem leicht resignierten Seufzer...merklich enttäuscht darüber, dass der Nordländer meinem zuweilen echt schrägen Humor mal wieder nicht im Ansatz hatte folgen können.
 

Ich sah ihn daraufhin reichlich irritiert nicken...doch für mehr blieb uns ohnehin keine Zeit mehr...denn die lief uns beiden langsam aber sicher unaufhaltsam davon, es wurde merklich dunkler und das sah nicht nur Eikskild allein so. Also beeilten wir uns beide lieber, das was wir uns vorgenommen hatten, wenigstens insoweit zu bewerkstelligen, ehe es tatsächlich zu finster dafür geworden war.
 

So nahm ich schleunigst meinen Rucksack vom Rücken und stellte ihn unten am Boden der Mulde ab...damit der Trapper im Zweifelsfall besser an die Sachen heran kam, die er zum Feuer machen benötigte.
 

Hieß im Umkehrschluss mein Feuerzeug und den Wodka, von dem er übrigens einen ordentlichen Schluck dazu missbrauchte als unfreiwilliger „Grillanzünder“ zu fungieren...womit er das noch leicht feuchte Holz einfach kurzerhand übergoss, das er zwischenzeitlich fuchsschlau aufgestapelt hatte. Jedoch so, dass es sich nur an den jeweiligen Enden berührte und so nach Bedarf nachgeschoben werden konnte...damit die Flamme nicht erlosch und so gleichzeitig Brennholz gespart wurde..so in etwa wie auch indigene Völker früher Feuer gemacht hatten.
 

Ein äußerst raffinierter Trick des nordischen Mannes, den er sich offenbar irgendwo abgeschaut haben musste....alt aber wirksam...das musste ich ihm schon neidlos zugestehen. Der Trapper war gewiss alles aber nicht dumm...das begriff ich an dieser Stelle einmal mehr, wobei der Mann in meiner Vorstellungswelt immer deutlicher an Achtung und Respekt gewann...schon weil ER sich wirklich nahezu in jeder Lage zu helfen wusste. Selbst im übelsten Schlamassel behielt er stets die Nerven und handelte strategisch überlegt, das imponierte mir unbewusst ungemein...denn so einen Mann hatte ich bisher noch nie zuvor kennen lernen dürfen.
 

Aber damit hatte es sich trotzdem noch nicht ganz...denn ich war inzwischen ebenfalls nahezu fertig und hatte so ziemlich alles an trockenem Tundragras, Renntiermoos und Flechten zusammen gerafft, das ich in unserer Umgebung auf die Schnelle hatte finden können. Ich versuchte alles auf dem Boden der Mulde zu verteilen und so gut es eben ging zu einem dichten Polster aufzustapeln..was jedoch nicht so leicht war, schon weil es lange nicht so viel an Material gab, wie ich gerne gehabt hätte.
 

Aber es genügte Eikskild offenbar, denn er packte ohne weitere Umschweife Isomatte samt Schlafsack aus meinem Rucksack aus und breitete beides anschließend direkt über das leidlich dicke Polster aus Gras und Moos...wobei er gewissenhaft mit den Händen nachprüfte ob es, wenn wir uns beide gleich darauf nieder lassen würden, denn an Ort und Stelle blieb.
 

Doch anscheinend hatte ich ganz ordentliche Arbeit geleistet, denn der Trapper wirkte durchaus zufrieden mit sich und mit mir, als er sich einige Sekunden später wieder erhob...wobei ich ihn mir zur Abwechslung ungewöhnlich amüsiert entgegen grinsen sah.
 

„Ich müssen sagen, das haben du gut gemacht Lyria. Offenbar du doch zu etwas zu gebrauchen?! Also Betten machen können du jedenfalls schon mal auffallend gut Englischfrau. Du wissen, ich suchen im Übrigen noch immer eine die meins dauerhaft mit mir teilen wollen?!
 

Na was sein...du wirklich kein Interesse daran haben? Ich würden dich sofort nehmen…!“
 

Kam es entsprechend belustigt, sowie überraschend schlagfertig von ihm in mein Richtung, wobei ich den eindeutig zu kurz geratenen dunkelhaarigen Nordländer leise lachen hörte.
 

Es sollte bestimmt eine Art von Scherz sein...das hatte ich schon durchaus verstanden...aber die merkwürdige Tonlage, die sich während dessen darunter gelegt hatte und eigenartig resigniert darin mitschwang..die machte mich dann doch ein wenig stutzig. Denn sooo lustig wie ER es mir so derart offensichtlich unter die Nase zu reiben versuchte, war die Sachlage nämlich schon lange nicht mehr....vor allem nicht für IHN, der offenbar ernsthaft daran interessiert war, eine dauerhafte Gefährtin für sich zu finden, die dieses abgeschiedene und entbehrungsreiche Leben tatsächlich mit ihm teilen wollte.
 

> Verdammt er..er würde sogar MICH nehmen, wenn sich denn keine bessere fand, die daran ernsthaftes Interesse zeigen würde?! Gott wie schrecklich einsam musste dieser man(n) sich denn wirklich fühlen, um einer Frau wie MIR solch eine Option zu offenbaren?
 

Ich fühlte mich fürchterlich….mein schlechtes Gewissen machte mir diesbezüglich heftig zu schaffen, schon weil ich es wusste, ich ihn ja auf eine nicht fassbare Art und Weise mochte...und er mir schon deshalb unendlich leid tat und damit alles andere als egal war. Ich war tatsächlich nahe dran ihn trösten zu wollen...verbiss es mir aber im letzten Augenblick, schon um ihm keine weitere Angriffsfläche zu bieten..denn ICH war eindeutig die falsche Frau für dieses Unterfangen.
 

Ich hatte auf keinen Fall vor hier auf Svalbard zu bleiben und das wusste ER so gut wie ICH!
 

Also ging ich zunächst nicht im Ansatz darauf ein, sondern machte anstatt dessen Anstalten mich ruckartig zu straffen und mich im Anschluss daran zu meinem Rucksack zu begeben…doch dann hielt ich es nicht länger aus.
 

„Na also DAS glaube ich dir sofort Mann, ganz ehrlich! Ich meine in Ermangelung irgendwelcher anderer weiblicher Mitbewohner, musst du ja zwangsläufig mit mir vorlieb nehmen oder etwa nicht? Aber hey, ich wäre keine sonderlich gute Wahl glaub mir, du solltest dir dahingehend lieber keine Hoffnungen machen Eikskild.“
 

Konnte ich mich ihm somit einige Augenblicke später leise aber ungewöhnlich entschlossen antworten hören. Woraufhin er mich entsprechend überrascht ansah...ich merke es, obwohl der Trapper versuchte es rasch zu unterdrücken. Aber offenbar hatte er es weitaus ehrlicher gemeint, als er es zugeben wollte. Ich hingegen konnte es drehen und wenden wie ich es wollte, aber ich sah einfach, dass er mich mochte...ich sah es an eben jenem Ausdruck seiner klaren blauen Augen, mit dem er mich dabei so merkwürdig forschend musterte.
 

Hastig wandte ich mich von ihm ab, denn ich spürte mich feuerrot werden und selbst äußerst hart schlucken.
 

Gott im Himmel...meine Knie wurden weich wie Butter...war das da eben etwa wirklich so etwas wie ein verstecktes Liebesgeständnis seinerseits gewesen, das er da an mich los gelassen hatte? Ich konnte es nicht fassen...das gab s doch gar nicht oder?
 

Was machte dieser Mann nur mit mir?
 

Ich wusste im Augenblick nur eines und das sehr genau...ich wollte ihn ganz bestimmt auf keinen Fall so nahe an mich heran lassen, um das heraus zu finden..auf gar keinen!
 

Doch das sollte sich heute Nacht weitaus schwieriger gestalten, als ich mir das gedacht hatte, denn zwangsläufig waren wir dazu gezwungen enger zusammen zu rücken, schon um der unangenehmen Nachtkälte erfolgreich zu trotzen….
 

….wie nahe das dann jedoch letzten Endes ausfiel..nun also DAS hätte ich im Traum nicht angenommen!
 

Wenig später saßen wir also beide äußerst wachsam und entsprechend angespannt nebeneinander auf der notdürftigen Schlafgelegenheit, die wir miteinander zu teilen gezwungen waren...nahe genug um einander nicht versehentlich zu berühren aber doch eindeutig zu nahe, um die angenehme Wärme des anderen Körpers nebenan nicht doch unbewusst zu spüren, die beruhigend und anziehend auf ihn, wie auch auf mich wirkte.
 

Doch keiner von uns beiden wagte es, die künstlich aufrecht erhaltene Distanz zwischen uns zu verringern…
 

Um die beiderseits spürbar unangenehme Situation vorerst erfolgreich zu überbrücken taten wir das, was uns als richtig erschien und da wir beide langsam ordentlich Hunger hatten, war ich heilfroh wenigstens ansatzweise etwas essbares in meinem Rucksack eingepackt zu haben. Es war nicht viel aber besser als nichts und so aßen wir etwas von den mitgebrachten Nüssen und den abgepackten Energieriegeln, von denen uns jeweils zwei pro Nase genügen mussten, denn viel mehr an Proviant hatte ich nicht mitgenommen….
 

Aber als ich ihn ansah und merkte, wie missmutig er drein blickte, weil er ganz offensichtlich noch mächtig Hunger verspürte und er ja auch ein Mann war, der deutlich mehr vertragen konnte als ich, gab ich ihm freiwillig meinen zweiten Riegel ab, den er erst nicht annehmen wollte...ich ihn ihm den dann aber gewissermaßen aufnötigte, mit der überaus überzeugenden Androhung, dass ich kein einziges Wort mehr mit ihm sprechen würde, wenn er den jetzt nicht sofort aufaß.
 

Also tat er es...wenn auch äußerst widerwillig, wobei er danach jedoch um einiges zufriedener wirkte...und ich nicht mehr das Problem mit einem äußerst missgelaunten hungrigen Mann im Nacken zu lösen hatte...jedenfalls vorerst nicht. Was morgen früh sein würde, stand im Augenblick noch auf einem völlig anderen Blatt geschrieben.
 

Wenig später kramte er dann wie als ob es der Teufel wollte noch einmal die bereits halbleere Wodkaflasche aus den Tiefen meines Rucksacks heraus die ich eigentlich NUR zu Zwecken der Desinfektion im Falle einer Verwundung oder ähnliches mitgenommen hatte, nicht aber um mich damit absichtlich zu betrinken…schon gar nicht hier inmitten der Wildnis und ohne ein vernünftiges Dach über dem Kopf.
 

Auf so eine „Schnaps“Idee konnte ja eigentlich nur ein Mann kommen..aber ER hatte offensichtlich gar nicht vor sich sinnlos zu betrinken...denn der Trapper nahm nachdem er fertig gegessen hatte die Flasche zur Hand und sagte dann ungewöhnlich ernsthaft zu mir…
 

„Das geben schön warm von innen, wir haben beide eine ganze Nacht vor uns, du nehmen eine Schluck Lyria..aber nicht zu viel...dann werden ich etwas davon trinken...wir es uns gut einteilen müssen, die Nacht sein noch verdammt lang.“
 

Mit diesen Worten hielt er mir die Flasche mit einem auffordernden etwas schiefen Grinsen unter die Nase, woraufhin ich sie ihm mit einem leisen Seufzen abnahm und sie dann umgehend mit einem knappen...
 

„Cheers!“
 

….an die Lippen setzte und einen kräftigen Schluck des russischen Fusels nahm, schon um mich über diese reichlich beschissene Situation hinweg zu trösten, in der ich mich befand und sie mir gewissermaßen „schön“ zu trinken..denn ich wusste, dass mir die Dosis an sich schon genügte um einen entsprechenden Effekt zu erzielen..ich vertrug ja ohnehin nicht sonderlich viel.
 

Also bemerkte ich, kaum dass ich den Schnaps geschluckt hatte bereits dessen fatal berauschende Wirkung,als er mir den Rachen hinunter brannte. Was bedeutete, dass sich ein merkwürdig angenehm schwebendes Gefühl in meinen Gliedern auszubreiten begann und mich mehr und mehr meiner realen Umgebung zu entrücken schien.
 

Ein beseeltes Grinsen legte sich auf mein Gesicht...und dann...dann lachte ich....einfach so und hörbar albern drauf los. Ich wusste nicht mal weshalb ich das tat, aber ich fand es plötzlich enorm witzig mit IHM da inmitten der Pampa zu sitzen...quasi am A…..der Welt.
 

Ein Umstand den der Trapper offensichtlich nicht so ganz nachvollziehen konnte, denn er sah mich entsprechend verwirrt an, als ich ihm die Flasche schließlich mit einem reichlich beschwingten…
 

„Na los du auch Eikskild...schließlich will ich mich hier am Arsch der Welt nicht allein besaufen!“
 

In die Hand drückte, woraufhin er sie mir prompt mit einem leisen aber dennoch deutlich vernehmlichen...“oh ich denken du haben eindeutig genug für heute Menschenfrau“..hastig entzog um sie seinerseits mit einem entsprechend tiefen Schluck anzusetzen um sie dann wieder ordnungsgemäß zu verschließen und dann in meinem Rucksack verschwinden zu lassen..nur für alle Fälle, dass ich nicht doch auf dumme Gedanken kam und mich am Ende noch sinnlos betrinken würde.
 

Er aber reagierte im Gegensatz zu mir lange nicht so heftig auf den Wodka, wie ich...vermutlich auch, weil Mann weitaus mehr an Körpergewicht besaß und der Alkohol ihm daher nicht sofort in den Kopf stieg und er auch deutlich mehr gegessen hatte als ich und sowieso um einiges trinkfester war...denn Eikskild ließ sich nicht das Geringste anmerken noch wirkte er von seinem Verhalten her irgendwie anders als sonst.
 

Im Gegenteil er setzte sich zu mir ans Feuer, als ob nichts dergleichen vorgefallen wäre, wobei er mich entsprechend aufmerksam im Auge behielt und ich ihn hin und wieder belustigt vor sich hin grinsen sah...als er mich schweigend beobachtete der, der ungewohnte Alkoholkonsum weitaus mehr zu schaffen machte als gewollt, wenn es durchaus auch etwas für sich hatte.
 

Denn es senkte die innere Hemmschwelle deutlich ab und ich begann insgeheim über Dinge im Zusammenhang mit IHM nachzudenken, die ich im vollkommen nüchternen Zustand wohl niemals auch nur ansatzweise zugelassen hätte....ganz bestimmt nicht!
 

So war jeder von uns eine Zeit lang mit sich selbst und seinen eigenen Gedanken beschäftigt...
 

Eikskild wirkte angesichts der angespannten Situation in der wir uns befanden sichtlich alarmiert und obendrein emotional aufgewühlt. Der Trapper hatte sein Gewehr jederzeit griffbereit über die Oberschenkel gelegt und starrte schweigend und merkwürdig der Welt entrückt in den inzwischen nachtdunklen Himmel über uns...auf dem die Aurora Borealis...also die Polarlichter in ihren wunderschönen magischen Lichtern zu tanzen begonnen hatten.
 

Der polare Himmel über uns erglühte in magischem Grün und leichten bläulichen Schattierungen wie eine Perlenhalskette aneinander gereiht.
 

Überirdisch...magisch...es war ein kosmisch atemberaubendes Schauspiel...eines dem wir uns beide kaum entziehen konnten. Er genauso wenig wie ich, wobei es Eikskild weitaus weniger fremd war wie mir. Ich beobachtete ihn...versuchte es heimlich zu tun, damit er es möglichst nicht bemerkte...was längst nicht so leicht war wie gedacht...aber irgendwie gelang es mir ihn verstohlen zu mustern, ohne dass es ihm weiter auffiel und er es sofort bemerkte.
 

Ja da saß ich nun also...mächtig angetrunken im Vollchaos meines neuen Lebens...und dem meiner aktuellen Gefühlswelt. Mein altes Leben war unweigerlich Vergangenheit...eine der ich allerdings auch nicht wirklich nachtrauerte.
 

Ich hatte mir immer nichts weiter als einen Mann gewünscht, der mich liebte..einen, der gut zu mir war. Einen Mann von „Welt“ sozusagen....gutaussehend, gebildet, humorvoll...all diese ach so tollen Charaktereigenschaften, gewissermaßen einen total „Überflieger“...einer der es zu etwas gebracht hatte. Einen Mann, der auch meinen eigenen Status auf ein völlig neues Niveau anheben konnte.
 

Meine Familie waren zeitlebens einfache Leute gewesen, nett und durchaus gebildet...aber nichts besonderes und so wollte ich stets zu den „besseren Kreisen“ gehören. Dafür hatte ich beinahe alles geopfert, selbst die Aussicht einmal eigenen Nachwuchs zu haben...denn mein Ex der ach so erfolgreiche Rechtsanwalt wollte keine Kinder...und so hatte ich mich gänzlich in meine Karriere gestürzt, um darüber nicht nachdenken zu müssen..im vollen Bewusstsein darüber WAS ich dafür zu opfern bereit war.
 

Tja da saß ich nun also und sah vom ungewohnt übermäßigen Genuss des Wodkas reichlich beschwipst in den sternklaren Himmel hinauf, in dem sich die Milchstraße in tausenden von Sternen übergossen abzeichnete und in leuchtenden Farben erglühte..wie ein übergroßes Glühwürmchen…
 

….ja das alles hatte ich wirklich geopfert..und wofür eigentlich? Das fragte ich mich just in dem Moment reichlich niedergeschlagen und nicht gerade überglücklich.
 

Hatte ich es etwa für die schlichte Erkenntnis das nichts im Leben perfekt war getan? Ja dass, das Leben selbst die Herausforderung war, die es zu meistern galt...und auch, dass Liebe etwas war, das man sich nicht erkaufen konnte....ebenso wenig wie denjenigen, der sie einem schenkte?!
 

Denn LIEBE war eine selbstlose und gänzlich freiwillige Geste...eine, die ich bisher so gut wie noch nie von jemandem erfahren geschweige denn ehrlich gemeint gespürt hatte...selbst bei all meinen Männern, die ich bis dato gehabt hatte nicht...und die nun unwiderruflich meiner wenig erbaulichen Vergangenheit angehörten.
 

Nein einen „Traumprinzen“ den hatte ich ja nun wahrhaftig nicht bekommen...aber wollte ich SO einen denn überhaupt noch haben?
 

So einen Mr. (aalglatt Schmalzlocke) Perfekt?!
 

Wieder irgend so einen arroganten selbstverliebten Banker Fuzzi oder eiskalt abgebrühten Rechtsanwaltsschnösel, der eigentlich nur sich selbst wirklich mochte und viel zu häufig NUR mit dem lästigen Anhängsel in seinem Schritt dachte und das wenn s drauf ankam den lieben langen Tag?! Wollte ich mir so etwas in der Art wirklich noch einmal antun...ja wollte ich so einen Kerl wirklich noch einmal haben?
 

Und in dem Augenblick wusste ich es...
 

NEIN...SO einen wollte ich ganz bestimmt nicht wieder haben...nie mehr wieder…..vorher wollte ich lieber allein leben!
 

Ich sah angesichts dieser Erkenntnis kurz zu IHM hinüber...und fragte mich im vollen Bewusstsein des seltsam kribbelnden Gefühls in meinem Bauch..das mich dabei ungewollt überkam mehr als überrascht, WAS ich denn anstatt dessen bekommen hatte? Ja was ich noch vom Leben erwarten konnte? Immerhin war ich inzwischen knapp unter der vierzig angelangt...und auf die vermeintlich große Liebe zu warten, nun ja die Illusion hatte ich ehrlich gesagt schon lange über Bord geworfen…
 

...ja aber was genau hatte ich denn nun bekommen? Hier und jetzt..am Ende der Welt?
 

Ich musste unwillkürlich lächeln...als ich es erkannte.
 

IHN hatte ich bekommen..EIKSKILD!
 

Genau DEN Mann den ich im Grunde nicht haben wollte...der an sich überhaupt nicht zu meinen Vorstellungen eines „Supermannes“ passte oder das hieß eigentlich doch...eigentlich wollte ich ihn schon….aber er war eben so gar nicht DER, der in mein bisheriges Weltbild passen wollte.
 

ER war gewiss alles aber kein Gentlemen und auch nicht Lugiano Pavarotti...geschweige denn ein Kunstexperte per Se, wie ich mir meine „Traum“männer bisher immer im meiner Phantasie vorgestellt hatte. Na und einen beruhigend dicken Geldbeutel besaß dieser Mann da ja nun gewiss auch nicht unbedingt…
 

Nein, der wortkarge Nordländer der da neben mir saß, besaß ja wenn ich ehrlich war nicht mal das Minimum an Status, dass sich eine Frau wünschte und erhoffte, um sich ansatzweise mit einem wie IHM auf das verrückte Abenteuer Liebesbeziehung geschweige denn der Gründung einer eigenen Familie einzulassen.
 

Ja genau...ein Habenichts wie DER war nun nicht gerade die erste Wahl einer Frau, da konnte er noch so gutaussehend sein...zumeist siegte beim weiblichen Geschlecht dann doch der Verstand oder wenigstens die Raffinesse...sich ein Kind von irgend einem richtig scharfen Hengst machen zu lassen, um es dann anschließend dem braven ewig(unglücklich)verliebten Studentenfreund aus alten Unizeiten als das „eigene“ unterzujubeln.
 

Oh ja so gewissenlos konnten Weibchen zuweilen durchaus sein, wenn es um das Überleben oder den Vorteil für die eigene „Brut“ ging und das übrigens nicht nur die im Reich der Tiere..auch menschliche Frauen waren da oftmals keinen Deut besser, als ihre tierischen Verwandten.
 

Aber zu denen zählte ich nun mal nicht...das war auch nicht meine Intension. Ich war gewiss NICHT auf der Suche nach einem geeigneten „Erzeuger“ meiner geheimen Kinderwünsche..für die ich ja nun an sich ohnehin schon reichlich spät dran war, wenn man es denn recht bedachte.
 

Nein ich war eigentlich eher auf der Suche nach mir selbst...und na ja vielleicht schon auch ansatzweise nach einem Mann, den ich gern haben konnte und er auch mich wirklich genauso mochte wie ich war, leicht verschroben manchmal nervtötend zickig und eigensinnig aber auch ehrlich, treu und anschmiegsam, wenn ich denn den Richtigen gefunden hatte..
 

...ja WENN….aber hatte ich das denn?
 

Ich wusste es nicht…..ich wusste es wirklich nicht….
 

Und dann...dann hörte ich ihn plötzlich…noch als ich darüber nachdachte und so beinahe sofort entsprechend verwirrt aus meinen Gedankengängen hoch fuhr...
 

Der nordische Mann setzte völlig unvermittelt an….ich sah seine Augen in der rötlichen Glut des Feuers leuchten, tiefgründig und dunkel, ebenso wie seine angenehm warme Stimme klang, als er so unverhofft zu singen ansetzte, leise aber doch so ungemein packend und fremdartig fesselnd.
 

Für unsere Heimat, ein Lied das widerhallt,

Und all jene die uns finden werden die Melodie kennen.
 

Manches Volk vergessen wir nie,

Manchen verzeihen wir nicht,

Haben noch nicht unsere Fluchtat gesehen,

Wir werden kämpfen, solange wir leben.
 

Schaut auf den versteckten Pfad,

Geebnet zum einsamen Berg,

Reiten wir in den aufziehenden Sturm,

Bis wir unser lang vergessenes Gold erhalten.
 

Wir müssen erwachen, den Schmerz ertragen,

Um unser Lied für Herz und Seele zu finden.
 

Es war wieder jene seltsame Sprache, von der ich mir sicher war, sie noch nie zuvor im Leben gehört zu haben. Jene Sprache, die beim besten Willen kein Norwegisch sein konnte..jene eigentümliche Sprache, die ich bereits einmal vernommen hatte...in Worten, die mir ungewollt Angst einflößten...als ich seinen Harnisch wie zufällig berührte…
 

...es war die Sprache einer Welt, die mir gänzlich fremd und doch irgendwie vertraut wirkte!
 

Völlig fasziniert und davon gefangen lauschte ich seinem seltsam kehlig klingenden Gesang, der mich gänzlich unverhofft in andere Sphären versetzte. Ich sah unwillkürlich Bilder vor meinem inneren Auge entstehen aus den Tiefen meiner Seele empor steigen. Bilder von einem einzelnen Berg dessen Gipfel feurig glänzend im Morgenrot einer anderen Welt auftauchte..ich sah rotglühendes Feuer...den Atem eines Drachens...und einen Mann..einen Mann der jenen Harnisch trug, den ich berührt hatte.
 

Einen Mann den ich nur schemenhaft erahnte...und ich sah ihn vor einem Thron stehen....einem über dessen Stirnseite nichts weiter, als ein einzelner Edelstein erstrahlte, ein kostbarer weißer Stein von unvergleichlicher Schönheit, von einem inneren magischen Licht erhellt...einen Stein, den ich schon einmal gesehen hatte...ich wusste nur nicht mehr wo das gewesen war.
 

Ich erschrak, es verunsicherte mich zutiefst..als ich ihn diese fremdartigen Worte singen hörte, doch es war als hätte er es ebenfalls gespürt, denn er schwieg plötzlich. Ich sah wie sein Blick hart und ungewöhnlich unnahbar an meinem hängen blieb..der Ausdruck seiner Augen ließ mich unwillkürlich frösteln.
 

Ich wusste es...ich wusste, dass ich ungewollt etwas aus seiner Vergangenheit gesehen hatte...etwas, das er mir sicherlich nicht hatte freiwillig preis geben wollen und doch war es einfach so gekommen...als hätte es so geschehen müssen.
 

Urplötzlich befiel mich ein mehrkwürdiges Gefühl...ja ich fühlte mich fast schon genötigt, ihm ebenfalls etwas anvertrauen zu wollen...etwas sehr persönliches, etwas das mich betraf...etwas, das ich noch niemals jemandem über mich erzählt hatte...schon gar keinem Fremden wie IHM zum Beispiel...und doch verspürte ich das eigenartige Bedürfnis, als müsse ich mich für etwas revangieren...und da kam mir die Angelegenheit mit dem Eisbären erneut in den Sinn und eine in meinen Augen äußerst passende Geschichte dazu...
 

"Eikskild?
 

Ahmm..darf ich dir etwas erzählen? Ich meine etwas sehr persönliches? Etwas von dem du vermutlich denken wirst, dass ich komplett irre bin, weil ich es dir anvertraue. Ich nun ja, das mag jetzt vielleicht wirklich total verrückt klingen und die sache mit dem Eisbär von vorhin hat mich gewissermaßen wieder daran erinnert....aber als ich noch ein ganz junges Mädchen war, wollte ich immer mal auf einem Eisbären reiten, es war mein größter Wunsch, weil ich sie so stark und unbeugsam hielt.
 

Sie waren für mich schon immer die Könige der Arktis..so wie den Bären aus meinem Lieblingsbuch, das ich damals nahezu auswendig konnte….sein Name war Iorek Byrnison...und er war ein Panzereisbär.
 

Komisch in dieser Geschichte hatten alle Menschen eine Art von Dämon, der untrennbar mit ihnen verbunden war, so als wäre er ein Teil ihrer Seele. Ich glaube wenn es so etwas geben würde, dann wäre meiner sicher ein Hund gewesen...so wie Keira vermutlich, die ohne jeden Zweifel meine gute Seele ist. Ich glaube einen treueren Freund kann man sich nicht wünschen, als einen Hund. Sie hat mir wieder den Hintern gerettet als der Bär kam...das ist etwas, was wohl kaum ein anderer Mensch für einen tun würde. Sie hat es getan und das ohne jeden Vorbehalt...aus diesem Grund wäre sie mein Dämon oder besser Seelenfreund, wenn ich mir einen aussuchen könnte.
 

Ich meine außer dir natürlich Eikskild..du hast deinen Hintern für mich ebenso riskiert….wieder einmal und das beileibe auch nicht zum ersten Mal, das ist mir schon durchaus bewusst und ich habe es eigentlich gar nicht verdient…so zickig und dumm, wie ich mich dir gegenüber bisher verhalten habe.
 

Und jetzt..jetzt sind zu allem Überfluss auch noch deine Hunde fort und es ist ganz allein meine Schuld! Es tut mir so unendlich leid Eikskild...ich..wollte das wirklich nicht, das musst du mir glauben. Weißt du ich..ich mag dich wirklich. Du bist ein herzensguter Mann und ein liebenswerter Kerl dazu...du hast so etwas ungeschicktes und launisches wie MICH ganz sicher nicht verdient…
 

...das..ähhh wollte ich dir gerne noch gesagt haben. Ich hoffe, du kannst mir meine ausgemachte Dummheit irgendwann einmal verzeihen?!“
 

Ich sah ihn an und merkte, dass ich entsprechend verlegen deswegen war, denn es fiel mir sicher nicht leicht, das so offen zu zugeben. Schon gar nicht, angesichts der Tatsache, dass ich einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begannen hatte. Doch ironischerweise lächelte der Trapper nur leicht als er mich das sagen hörte..es war eins jener seltenen schönen und warmen Lächeln, die ich so sehr an ihm mochte.
 

„Ohh ich verstehen das Lyria und ich es dir verzeihen werden...ich wissen ja, dass du es nicht absichtlich getan haben...und dass dein furchtbare Ungeschicklichkeit einfach etwas sein, was du noch lernen müssen abzulegen...dann du sein aber eine schönen Tag eine ganz brauchbare Trapper.
 

Ehrlich!
 

Ich das vollkommen im Ernst meinen! Dann du können dein Leben hier ohne weiteres fristen und ich dich vielleicht anstellen als meine Lehrling, aber nur wenn du es wollen?!“
 

Ich sah ihn entsprechend verdattert an, als er das abermals so völlig unverblümt und in einer Ernsthaftigkeit an mich los gelassen hatte, die mich ehrlich verblüffte.
 

„Äääähhh….du machst Witze oder Eikskild?“ Fragte ich ihn erwartungsgemäß verunsichert, doch ich konnte ihn daraufhin neuerlich lachen hören. Leise aber ungemein amüsiert.
 

„Hmmm so schwer von Begriff du zuweilen gar nicht sein, wie du es mir immer weiß machen wollen Menschenfrau?! Ja ich haben diesmal tatsächlich scherzen...natürlich haben ich das Lyria. Aber wenn ich ganz ehrlich zu dir sein sollen auch wieder nicht...denn ich mögen dich wirklich!“
 

Mit diesen Worten sah er mir einen Moment lang tief in die Augen eindeutig einen Tick zu tief um nicht zu bemerken, WAS da wirklich in ihm vor sich gehen musste. Ich bemerkte den seltsamen Glanz des Feuers in ihnen, der mir abermals beinahe den Boden unter den Füßen weg zog. Seine Augen sie waren so..so tiefgründig….so faszinierend anziehend...und intensiv, dass ich wahrhaftig Mühe hatte, mich ihnen wieder erfolgreich zu entziehen.
 

Indem hörte ich ihn mir abermals antworten…
 

„Du wissen es übrigens eine schöne Vorstellung sein...von dem was du mir da eben erzählt haben in dein Geschichte von dem Eisbären Lyria. Ich meinen, wenn ich es auch etwas befremdlich finden...nun ja aber wenn es so etwas wirklich geben, wie einen Seelenverwandten...eine Art von Dämon, an den du gebunden sein, dann denken ich, hätten meiner vermutlich eine Art von Drachen gewesen sein können. Denn ich wissen, dass diese Tiere...unbeugsam und gefährlich sein….aber das sein ja nur eine Geschichte...oder nicht?
 

So und jetzt komm, es sein schon sehr spät, du sollten jetzt besser schlafen, ich werden für uns beide Nachtwache halten und aufpassen, wir morgen früh die Hunde finden müssen. Ich können hier ohnehin nicht schlafen...denn immer wenn ich dich ansehen, dann ich an diese Eisbär denken müssen. Also das haben du wirklich ganz prima hinbekommen Lyria, ich das jetzt vermutlich für den Rest meines Lebens so sehen und zwar immer dann, wenn ich dich anschauen.“
 

Eikskild klang während dieser Worte zwar belustigt..aber ich ahnte, dass er es im Grunde ernst meinte. Er machte sich wirkliche Sorgen um mich. Ich sah ihn an...blickte noch einmal in diese, im schwachen Lichtschein des Feuers beinahe nachtdunkel anmutenden, intensiv blauen Augen dieses Mannes und seufzte im Anschluss daran leise, denn ich wusste, dass er recht hatte.
 

Aber ich sah ihn auch neben mir sitzen...sah, dass ihm eindeutig kalt war, trotz seiner gefütterten Kleidung, denn das würde sich heute Nacht wohl trotz des kleinen Feuers kaum vermeiden lassen…
 

….und fasste somit kurzerhand einen Entschluss....einen, den ich hoffentlich nicht gleich bereuen würde.
 

Aber nein, ich würde diesen armen Mann gewiss nicht noch länger in der Kälte sitzen lassen, damit er wegen meiner bodenlosen Dummheit beinahe erfror, während ich mich gemütlich in meinen warmen polaren Outdoor Schlafsack hinein kuschelte, den ich mir einige Stunden zuvor nicht ohne Grund eingepackt hatte und der zum Glück Temperaturen von mehr als 20 Grad unter Null verkraften konnte.
 

Also sagte ich leise und so nahezu kaum vernehmlich zu ihm…
 

„Na komm schon rein...der Schlafsack ist auch groß genug für uns beide...wenn wir uns nicht zu sehr breit machen. Aber deine Stiefel bleiben draußen...und wehe, du lässt deine Finger nicht brav bei dir Herr Trapper, dann setzt s was…ich schwör s!“
 

Ich sah ihm noch während ich das sagte auffordernd entgegen und hob die Decke dabei ein wenig an. Sein dermaßen verdatterter Gesichtsausdruck der darauf erfolgte, war mein spontanes Angebot jedoch allemal wert und ich hätte Eikskild glatt dafür küssen mögen...so schnucklig sah er aus...als seine Augen dahingehend immer größer und größer wurden.
 

„Ähhh...wa…da..das sein dein Ernst? Wirklich..Lyria?!“ Fragte er mich nur einen Moment später entsprechend verwirrt und ungläubig, da er es offenbar kaum glauben wollte, was ich ihm da eben so unverhofft an Optionen unterbreitet hatte.
 

„Ja das ist mein Ernst WIRKLICH Herr Trapper! Also komm, ich mache dir das Angebot gewiss kein zweites Mal mehr Eikskild...was ist oder willst du anstatt dessen lieber in der Kälte sitzen bleiben?“ Kommentierte ich seine merklich irritierte Anfrage derweil ungerührt.
 

Woraufhin ich ihn hastig mit den Kopf schütteln sah...
 

"Nein...dann ich schon lieber im Warmen sein...und..mit dir es sein obendrein ein echtes Erlebnis...das können du mir ehrlich glauben!“ Konterte er unüberhörbar verblüfft in meine Richtung, als er sich und seine Gesichtsmimik ein paar Sekunden später wieder halbwegs unter Kontrolle hatte.
 

Ich sah ihn an und musste spontan lachen, als ich ihn das sagen hörte.
 

„Na also DAS nehme ich dir ab und zwar unbesehen!“

...unter Sternenlicht

Das war alles was ich noch zu ihm sagen konnte...denn ich sah dem Trapper nur einen Moment später dabei zu, wie er das Gewehr mit einem Ruck entschlossen von seinem Schoß hoch nahm, um sich dann ebenso rasch in die Senkrechte zu erheben und es mir im Anschluss daran wortlos aber unmissverständlich in die Hand zu drücken...wobei er tatsächlich Anstalten machte sich umgehend danach, seiner schweren klobigen Pelztreter zu entledigen, die gänzlich von schwarzem Fell überzogen waren und mit Lederriemen geschnürt wurden, wo sie am Rand von allerlei seltsamen alten Mustern und Einkerbungen im dunklen und robusten Leder geschmückt waren.
 

Solche antiquierten Stiefel wie seine hatte ich zuvor auch noch nirgendwo gesehen….das war vermutlich die Svalbard Holzfällermode von vor zwanzig Jahren oder so...jedenfalls sahen sie schon schwer mitgenommen und gebraucht aus. Aber aus irgend einem Grund mochte Mann sich offenbar nicht so recht davon trennen...denn ein paar moderne Thermostiefel hätten ihm vermutlich wesentlich bessere Dienste geleistet in der a….Kälte hier mitten am Polarkreis.
 

Ich vermied es jedoch irgend einen Ton darüber zu verlieren, weil ich dunkel ahnte, dass er ohne jeden Zweifel an diesen hässlichen Dingern hing, ansonsten würde er sie vermutlich nicht schon so lange mit oder in diesem Fall besser gesagt AN sich herum tragen….schon gar nicht, als das so ziemlich einzige paar Stiefel, dass dieser Mann offenbar besaß.
 

Anstatt dessen nahm ich mich wie von ihm erwartet seiner Büchse an und hielt sie würdevoll, wie ebenso wachsam in Händen, denn ich wusste, dass es kein Spaß war und es durchaus einen Grund gab, weshalb Eikskild sie griffbereit hatte, die Eisbären von Svalbard waren längst nicht mehr nur ein Gerücht für mich, denn ich hatte heute ja bereits schon einmal unschöne Bekanntschaft mit so einem wenig niedlichen „Teddy Bärchen“ gemacht, das mir gleich ans Leder wollte, wenn es mich denn erwischt hätte.
 

Der Trapper sah mich jedoch merkwürdig forschend an, als ich ihm schließlich mit einem leisen Seufzer das Gewehr abnahm, damit er sich endlich seine Stiefel ausziehen konnte...
 

„Da du es haben und gut darauf acht geben...die Bären sein beileibe kein Spaß Lyria. Ich hoffen, dass du das jetzt verstanden haben!“ Konnte ich ihn dabei leise und eindringlich in meine Richtung brummen hören, als er sich daran machte die schweren Stiefel abzulegen, wo er sie einige Minuten später etwas unschlüssig in Händen hielt und mich entsprechend unsicher ansah…
 

...frei nach dem Motto...“und was sollen ich jetzt damit machen?“ Aber er sprach es wider erwarten nicht laut aus, also ergriff ich erneut die Initiative und forderte ihn abermals auf sich mir und meiner halbwegs gemütlichen Schlafgelegenheit für diese Nacht anzuschließen.
 

„Na nun komm schon her...aber die hässlichen Dinger darfst du getrost draußen lassen Trapper...die haben hierbei keinen freien Eintritt.“ Sagte ich so leicht verlegen grinsend zu ihm, mit der unterschwelligen Aufforderung noch ein wenig näher zu kommen. Er sah mich an, zog dann eine seiner dunklen Brauen kritisch fragend nach oben, ließ seine Stiefel dann aber prompt an Ort und Stelle fallen, woraufhin er im Anschluss daran mit einem ebenso belustigten Lächeln zu mir kam, wobei er mir das Gewehr wieder sanft aber doch mit Nachdruck aus der Hand und an sich nahm.
 

„Gut die können eine Nacht ohne mich sicher ganz gut auskommen, ich denken es ihnen nicht schaden werden, wenn sie frische Luft bekommen..und was mein Gewehr anbelangen sein es wohl besser, wenn ich es heute Nacht bei mir haben zu unsere Verteidigung, denn ich werden bestimmt nicht einschlafen, bei dir sein ich mir da jedoch nicht so sicher.“ Sagte er leise aber unmissverständlich, wobei er sich direkt neben mir auf dem Boden nieder ließ...um ebenfalls schleunigst unter die warme Decke meines Schlafsacks zu schlüpfen, der ja eigentlich nur für einen allein dimensioniert war….was dem Nordländer mit dem dunklen Schopf im Anschluss daran, aber überraschend geschickt auszugleichen gelang.
 

Da saßen wir also und sahen uns unübersehbar peinlich berührt an...bemüht uns so wenig wie möglich in die Quere zu kommen, was aufgrund der Enge, der an sich nur für eine Person ausgelegten Schlafgelegenheit allerdings sehr viel schwerer war, als anfangs gedacht. Denn wir waren uns so nahe, dass ich seine Körperwärme unweigerlich spüren konnte…und nicht nur das, da war zu allem Übel ja auch sein unverwechselbarer Duft, der mir unverschämt deutlich und verführerisch vor der Nase herum schwebte, als er mir unfreiwillig so nahe kam...dass ich sogar die Lichtreflexionen unseres kleinen Feuers in seinen faszinierend blauen Augen schimmern sah.
 

Ich erschrak nicht wenig, als ich den wachsamen Blick auf mir ruhen spürte, mit dem er zuerst mich bedachte und sich anschließend wachsam alarmiert umsah…etwas was ihm nicht verborgen blieb.
 

„Ahhh...Lyria weshalb du mich so ansehen? Ich müssen doch Wache halten wegen der..der Bären?!“ Kommentierte er meinen skeptischen Blick in seine Richtung, der daraufhin prompt nachfolgte.
 

„Hmm...ich verstehe also NUR wegen der Bären...richtig?“ Antwortete ich ihm unschuldig, ja fast schon ein wenig provokant, woraufhin er mich ernsthaft verwirrt ansah.
 

„Ähh ja der Bären wegen...natürlich...warum ich das denn sonst machen sollen?“ Kam die erwartungsgemäß ehrliche, wie völlig unverständige Antwort des dunkelhaarigen nordischen Mannes, der dabei unübersehbar unbehaglich wirkte.
 

Ich schenkte ihm zur Beruhigung eins meiner schönsten und zugleich naivsten Lächeln.
 

„Ja sicher allein der Bären wegen. Wie konnte ich das nur wieder missverstehen...und hast du denn keine Angst, dass ich dir heute Nacht nicht vielleicht zu nahe auf den Pelz rücken könnte Herr Eikskild? Ich meine immerhin bin ich kein Bär...sondern eine Frau?!“ Hakte ich daraufhin neuerlich, sowie leicht provokativ angehaucht in seine Richtung nach, wobei ich ihm tief in die Augen sah und meine Hand spontan auf den Fellkragen seiner Jacke legte, wo ich meine Fingerspitzen sanft daran entlang nach unten wandern ließ..bis ich merkte, dass sich seine plötzlich über meine legte und sie fest hielt.
 

Sein Blick war nur schwer zu deuten, ebenso wie sein Gesichtsausdruck, der seltsam undurchdringlich auf mich wirkte, aber als ich ihn mir einen Moment später antworten hörte, meinte ich, dass seine angenehm tiefe Stimme lange nicht so fest und kontrolliert klang, wie ich es sonst von ihm gewohnt war.
 

„Nein ich haben kein Angst, dass du das tun werden Lyria, aber das wissen du sicher selbst am Besten. Du mir bestimmt nicht zu nahe kommen werden, jedenfalls nicht freiwillig. Ich wissen es doch, dass du mich dafür nicht genug mögen“...sagte er leise, wobei er allerdings unüberhörbar sarkastisch klang.
 

Ich sah ihn daraufhin verblüfft und seltsam getroffen an...und wusste nicht einmal wieso? Aber es traf mich und es traf mich ungemein hart, was er da zu mir sagte. Auch weil ich längst ahnte, dass dieser Umstand bereits auf dem besten Wege war, sich in eine Richtung hin zu verändern, die ich schlicht nicht wahr haben wollte.
 

„Ach und woher willst du das wissen? Du hast es noch nicht mal versucht!“ Fuhr ich schon deswegen entsprechend impulsiv empört hoch...mir gefiel trotz meiner provokativen Wortwahl zufolge nämlich ganz und gar nicht, in welche Richtung meine Gefühle und mein Verstand sich hinsichtlich des Trappers mehr und mehr zu bewegen begann.
 

Er sah mir im Gegensatz dazu jedoch vollkommen ruhig entgegen...er wirkte beherrscht, ja sogar ungewöhnlich selbstsicher. „Oh doch das haben ich einmal, du es schon wieder vergessen haben? Einmal am Anfang haben ich dich etwas fragen, was mir da sehr ernst gewesen sein. Aber du haben mich abgelehnt. Du es noch wissen, du haben zu mir sagen ich stinken und du mit einem...ähh wie heißen das Wort..noch gleich? Wilde Schwein?...nicht in ein Bett steigen wollen."
 

„Es heißt WILDSCHWEIN...Eikskild...nicht wilde Schwein“...unterbrach ich ihn leise und merklich unangenehm berührt, aufgrund dessen was er mir da gerade offenbarte. Eine Tatsache die ich gerne längst verdrängt hätte. Doch er sah mich nur weiterhin unverwandt an...es war ihm todernst damit, das wusste ich, sonst hätte er es mir gegenüber nicht noch einmal erwähnt.
 

„Daher ich mir sicher sein...es werden keine weitere Gelegenheit mehr geben, dass ich dich können vom Gegenteil überzeugen, dass ich eine guter Mann für dich sein...und..und vielleicht auch eine gute Liebhaber hätten für dich sein können. Ich meinen, wenn du es hätten wenigstens einmal mit mir versuchen wollen?!“
 

Fuhr er jedoch ungerührt und so derart unterschwellig resigniert fort, dass mir beinahe der Atem stockte… ich konnte es kaum fassen und sah ihn aus entsprechend großen Augen heraus an.
 

„Ääähhh WA...willst du...willst du mir damit etwa ein...ein Angebot machen?“ Fragte ich ihn kaum vernehmlich, so perplex war ich angesichts dessen, was da eben aus seinem Mund gekommen war, wobei ich ihn weiterhin völlig verstört ansah. Eikskild schüttelte jedoch sofort heftig den Kopf.
 

„Nein...sicher nicht….das ich bestimmt nicht so haben meinen, wie du vielleicht glauben, so dumm selbst ich nicht sein. Ich wissen doch, dass du mich nicht wollen...zumindest nicht so und in deine Bett schon gar nicht! Das haben du mir selber sagen!“
 

„Ach was, dafür liegst du aber auffallend dreist mitten drin, in meinem Bett meine ich Herr Trapper...oder sehe ich das falsch?“
 

Konterte ich daraufhin knochentrocken mit einem extra schiefen Lächeln in seine Richtung, schon weil mir das Thema langsam aber sicher unangenehm wurde. Ich wusste worauf er hinaus wollte und ich wusste auch, dass mir seine Nähe immer heftiger zu schaffen machte. Er roch so unglaublich gut...und ich spürte seinen warmen starken Körper, der mir eindeutig viel zu nahe, war um die nahezu magische Anziehungskraft die er für mich ausstrahlte weiterhin zu ignorieren...aber ich wollte nicht und ich konnte nicht.
 

Indem hörte ich ihn lachen...es war spontan und warm…aber es klang belegt...
 

„Ja also das ich sehen auch...aber es sein nicht so, wie es sein könnten...wenn du es zulassen würden mich vielleicht doch etwas mögen?“ Hörte ich ihn mir einen Augenblick später als er sich wieder gefangen hatte antworten.
 

„Nein sicher nicht, aber besser nicht...ich will nicht...ich..ich will dir nicht weh tun...Eikskild“...fing ich schon fast verzweifelt an ihm zu widersprechen, wobei er mich jedoch ganz plötzlich merkwürdig nachdrücklich unterbrach...und ich seine Hand dabei sanft und überraschend warm auf meiner fühlen konnte.
 

„Nein du sagen nichts mehr...ich verstehen es...du nicht wollen, dass du dich in eine Mann verlieben, der dir können keine Perspektive bieten. Du sehen, ich haben nichts mehr als das hier...diese Leben..meine Unabhängigkeit...und mein Einsamkeit...das können ich dir schenken, so wie meine Herz...aber mehr es nicht sein.
 

Und das sein wie ich vermuten bei weitem nicht genug, dich zu bewegen dass du bei mir bleiben wollen oder können. Das wissen ich sehr gut Lyria...aber ich mögen dich dennoch sehr...und das sollen du auch ruhig wissen. Ich können es verkraften...wenn du nein sagen, ich haben schon viel schlimmeres in meine Leben verkraften müssen, als eine Korb von eine Frau zu bekommen...das du mir glauben können.
 

Wenn es auch schwer sein...ich das Alleinsein so satt haben und ich manchmal wünschen, es geben jemanden der sein Leben mit mir teilen wollen...das sein doch eine nicht zu große Wunsch...oder?
 

Sein ich damit etwa anmaßend...oder verlangen ich zu viel...?“
 

Sein Blick traf unwillkürlich auf meinen, als er das sagte...ich musste schlucken...es tat mir so unendlich leid…nein ER tat mir so unendlich leid, denn ich fühlte es...ich spürte diese Einsamkeit fast körperlich und trotzdem konnte ich nicht über meinen Schatten springen...dazu war ich (noch) nicht bereit...
 

„Nein das ist es gewiss nicht...aber ich..ich kann nicht...ich bin die falsche Frau dafür….bitte frag mich das nie wieder Eikskild?!“
 

BITTE!
 

Versprich es mir..!“

...und auf der Suche nach sein(d)er Vergangenheit

„Ich können dir das nicht versprechen Lyria...es mir leid tun aber der Winter sein lang. Du sehen, ich werden es versuchen...doch es versprechen? Nein, das können ich nicht und dass ich dich mögen, sein in meine Augen nichts schlimmes?! Aber ich werden mein Bestes geben es respektieren, dass du mich nicht haben wollen!“
 

Mit diesen einfachen aber klaren Worten wollte er sich hastig und spürbar unangenehm berührt von mir abwenden und sich somit nicht nur innerlich vor mir zurück zu ziehen...aber so einfach ließ ihn dann doch nicht ganz davon kommen. Ich sah, wie er sein Gewehr energisch am Schaft packte, als wollte er es noch einmal „pro forma“ überprüfen, damit er sich nicht intensiver mit mir auseinander setzen musste...doch ich ließ es darauf ankommen und forcierte es sogar. Indem sich meine Hand vorsichtig aber nachdrücklich auf die Brust des Trappers verirrte..direkt mittig legte ich sie ihm an den Saum, da wo ich den dichten Pelzkragen seiner gefütterten Jacke spürte.
 

Ich sah ihn daraufhin überrascht zu mir herum fahren und mich mehr als verwirrt anstarren…
 

...während ich mich krampfhaft um Beherrschung bemühte und mich innerlich regelrecht zur Ruhe zwang…denn mein Herz schlug mir bis zum Hals hinauf, bei dem was ich im Augenblick selbst fühlte...und ich ihn dazu noch fragen wollte, war mir unbestritten klar, dass ich gleich an ein Thema rühren würde, das an sich tabu für mich war...und trotzdem wollte ich es genauer wissen, also wagte ich es ihn darauf anzusprechen….
 

„So wie du es sagst, habe ich das nicht gemeint. Das musst du mir glauben. Ich ähhmm..mag dich Eikskild...das..das ist es nicht...aber es geht nicht. Verstehst du? Ich kann nicht! Bitte..darf ich dich etwas anderes fragen...ich..ich meine etwas sehr persönliches? Etwas, das mich schon eine ganze Weile über beschäftigt?!“
 

Hauchte ich ihm einen Moment später abermals merklich verunsichert entgegen, ohne ihn dabei anzusehen, denn ich spürte die irritierten Blicke des Trappers auf mir ruhen, mit denen er mich auch weiterhin aufmerksam taxierte.
 

„Sag mir...weshalb hast du diesen altmodischen Brustpanzer eigentlich überhaupt getragen? Dieses unheimliche Ding...das mir so furchtbare Angst einjagt. Was befürchtest du hier denn so entsetzliches, das kommen sollte, um sich ausgerechnet ein derart altmodisches Kettenhemd zu seinem Schutz anzuziehen? Fürchtest du dich etwa vor den Eisbären...besser gesagt vor deren Zähnen und Klauen? Oder ist es tatsächlich nichts weiter als ein alter Brauch...etwas, dass dich an früher erinnert, an dein vorheriges Leben?“
 

Hakte ich schließlich leise aber auch ein wenig ungeduldig nach, als ich nicht gleich eine passende Antwort darauf erhielt...sondern anstatt dessen noch einmal einen weiteren verblüfften Blick von ihm erntete.
 

„Das werden du nicht verstehen….nein das können du nicht verstehen! Ich können darüber nicht sprechen Lyria, ich haben ein Versprechen gegeben, ein heiliges Versprechen. Es mir sehr leid tun, aber dies sein etwas aus mein Vergangenheit...etwas was du richtig erraten haben, aber ich dürfen es dir dennoch nicht sagen. Ich haben es dereinst bei mein Ehre geschworen!“ Vernahm ich Eikskilds angenehm tiefe Stimme einige Augenblicke später ungewöhnlich ernsthaft und eindringlich, als er mir antwortete. Es platzte regelrecht und mit einiges an Nachdruck aus ihm heraus...offenbar wollte der Nordmann mir um keinen Preis der Welt anvertrauen, WAS da wirklich alles an Geheimnissen bezüglich seines vergangenen Lebens in ihm steckte, die seine Person betrafen.
 

Verstehen konnte ich es zwar nicht so recht, weil ich es merkwürdig fand, so einen Aufstand um etwas zu machen, was schon lange Vergangenheit war...aber ich sah dabei wie zufällig in seine Augen, die mir ungewöhnlich hell, in der fahlen Dunkelheit, unter dem klaren Himmelszelt der Tundra entgegen leuchteten. Ich sah aber auch in ihnen, dass ich keine Chance haben würde, mehr aus ihm heraus zu bekommen, als das was er eben zu mir gesagt hatte.
 

„Das sehe ich ja durchaus ein...aber weißt du, etwas war dennoch seltsam...denn ich habe etwas gespürt, als ich das Ding zufällig berührt hatte und das hat mich zutiefst erschreckt. Ich habe so etwas in der Art noch nie zuvor gefühlt oder erlebt Trapper!“ Fuhr ich daraufhin merklich verunsichert und zugleich ungeduldig fort...von seinen flüchtig, ausweichenden Ausführungen alles andere als zufrieden gestellt. Aber ich ahnte dunkel, dass dies im Augenblick so ziemlich alles war, was ich darüber noch in Erfahrung bringen würde und nicht bereits selbst schon erraten hatte.
 

„Du willst es mir also nicht sagen, warum ich diese seltsamen Bilder in meinem Kopf gesehen habe? Bilder die so täuschend echt und damit beängstigend realistisch waren, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist?!“ Fragte ich ihn somit entsprechend resigniert.
 

Er schüttelte wie zu meiner Bestätigung heftig den Kopf...“nein das können ich nicht! Ich haben es versprochen. Ich dich somit nur bitten können es zu akzeptieren...das was du da gesehen haben, war eine Teil meiner Vergangenheit...ein unglaublich schmerzlicher Lyria, aber ich können nicht mit dir darüber sprechen, du das verstehen? Du mich nicht weiter bedrängen, ich dich bitten Menschenfrau. Vielleicht kommen irgendwann der Tag, an dem ich es dir sagen können...aber jetzt gehen es nicht!“
 

„Ja bis ich eine alte klapprige Schachtel geworden bin vermutlich“..fluchte ich noch während er das sagte leise aber recht deutlich vernehmlich vor mich hin, was ihm ein schmales amüsiertes Lächeln entlockte...das trotz allem ein wenig zu gequält wirkte, um nicht selbst zu begreifen, wie ernst es ihm wirklich damit sein musste.
 

„Ich sein sehr froh, dass du es akzeptieren werden Lyria!“ Hörte ich ihn mir daraufhin leise, sowie seltsam abweisend antworten, wobei mir nichts mehr anderes übrig blieb, als es tatsächlich zu respektieren.
 

Natürlich würde ich hinsichtlich dessen kein Wort mehr verlieren, wenn er es nicht wollte...geschweige denn ihn noch einmal danach fragen, aber dennoch blieb die latente Neugier darauf WAS ich da gesehen und gehört hatte bestehen. Entgegen aller Vernunft und Rationalität, machte es mir ein merkwürdiges Bauchgefühl, gegen das ich mich nicht erwehren konnte und mich auch weiterhin im Geheimen darüber nachgrübeln ließ.
 

Ich hätte einfach zu gerne gewusst, WAS ich da eigentlich wirklich von seinem früheren Leben gesehen hatte...oder ob es tatsächlich nichts weiter als nur reine Einbildung meiner völlig überreizten Nerven gewesen war, wie ich es annahm?!
 

Ich wusste es nicht, aber er sprach es auch nicht mehr an. Viel mehr merkte ich, wie er sich ein Stück vorbeugte und dabei noch einmal versuchte das spärliche Brennholz für die Nacht in der kleinen Feuerstelle nachzuschieben, damit es möglichst nicht ausgehen würde. Als er das getan hatte, schnappte er sich wortlos meinen Rucksack, den er vorsorglich ganz nahe bei uns abgestellt hatte, um anschließend noch einmal in seinen Tiefen zu wühlen...
 

….und wieder beförderte der Trapper die „Wunder“ Flasche Hochprozentiges zutage.
 

„So..da in Flasche sein noch ein gute Schluck Wodka für jeden von uns. Dann sein es fürchten ich aufgebraucht. Aber es geben schön warm von innen. Es sein besser wenn du dann versuchen etwas zu schlafen Lyria. Ich werden für uns beide Wache halten. Wir das Feuer ohnehin nicht ausgehen lassen sollten wegen der Eisbären. Sie fürchten das Feuer...aber nicht genug, dass sie nicht trotzdem näher kommen würden. Ich also sehr wachsam sein müssen heute Nacht!“ War kurz darauf so ziemlich die Antwort, die auf mein merklich ratloses sowie verdattertes Gesicht erfolgte, das ihm während seines ganzen Tuns entgegen sah.
 

„Oh gut verstanden, ich..ich versuche es...aber versprechen kann ich dir nichts Eikskild.“ Entgegnete ich ihm einen Moment später versuchsweise gelassen, als ich mich halbwegs gefangen hatte...wobei ich schließlich noch einmal einen tiefen Schluck aus der Flasche nahm, als er mir die einige Sekunden später mit einem auffordernden Brummen unter die Nase hielt und zwar nachdem er selbst schon einen ordentlichen Zug daraus getan hatte.
 

Dann versuchte ich tatsächlich zu befolgen was er mir geraten hatte...ich gab sie ihm mit einem verlegenen Lächeln zurück und versuchte anstatt dessen etwas zu schlafen, auch weil es in der Zwischenzeit schon recht spät geworden war. Ich schlüpfte also noch ein Stück tiefer in den Schlafsack und war bestrebt es mir so gut es eben ging gemütlich zu machen...aber da der Trapper noch immer wachsam halb aufgerichtet neben mir lag um den Überblick zu behalten, war das tatsächlich nicht so einfach, wie gedacht.
 

Aber irgendwann lag ich auf dem Rücken, den Rucksack als Kopfkissen und meinen Hund, der mir als lebendig wärmende Heizdecke diente und sich zu meiner Freude dicht neben mich gekuschelt hatte. Und so starrte ich schweigend in den nachtdunklen Sternenhimmel über mir, der nur von der gelegentlichen hell aufblitzenden Korona der ständig wechselnden Polarlichter überzogen wurde.
 

Eikskild bleib während dessen wie schon erwähnt halb liegend halb aufrecht den Kopf in die Hand gestützt mit der Büchse auf seinem Schoß neben mir im Schlafsack. Der Trapper sprach keinen Ton mehr, ich sah ihn lediglich stumm ins Feuer starren und fragte mich, was ihm wohl im Kopf herumgehen mochte, denn er wirkte ungewöhnlich nachdenklich und in sich gekehrt.
 

Aber irgendwann übermannte mich der Schlaf und ich nickte trotz meiner nicht ganz unbegründeten Angst vor irgendwelchen gefährlichen Raubtieren ein, die mich hätten hier so ohne weiteres fressen können...denn der Alkohol tat seine schläfrige Wirkung, die er längst klammheimlich und unbemerkt in mir entfaltet hatte. Auch da ich es nicht gewohnt war zu trinken, selbst so geringe Mengen machten mir inzwischen ganz ordentlich zu schaffen...aber das bemerkte ich nicht mehr.
 

Mir fielen die Augen zu und ich döste schließlich ein. Es war halbwegs warm und ich spürte die angenehm vertraute Körperwärme der anderen beiden Lebewesen in meiner Nähe und so entspannte sich mein Körper wider erwarten, dass ich tatsächlich schlafen konnte...auch weil ich dem Mann neben mir vertraute, weil ich wusste, dass er auf mich acht geben würde. Er hatte es mir hoch und heilig versprochen mich zu beschützen und das würde er auch tun. Dazu vertraute ich instinktiv darauf, dass mein Hund nahende Gefahren rechtzeitig wittern und uns beide hoffentlich warnen würde.
 

Ich sah so nicht den seltsam wehmütigen und beinahe schon schmerzerfüllten Blick mit dem er mich musterte, als er Anstalten machte sich ein wenig zu strecken und so die Liegeposition zu wechseln, damit ihm nicht die Arme einschliefen. Er richtete sich vorsichtig auf, um mich nicht unnötig aufzuschrecken...oder zu wecken und als er sich etwas über mich beugte, um über mich hinweg auch in die andere Richtung blicken zu können, aus der eine mögliche Gefahr in Form eines Bären für uns beide kommen konnte, so musste es wohl der unfreiwillige Auslöser dafür gewesen sein, was danach geschah....
 

Als ich unwillkürlich aus dem all zu kurzen Nachtschlaf hoch schreckte, spürte ich völlig irritierend und verwirrt, die Wärme eines anderen Körpers nahe an meinem. Ich fühlte das leichte Kitzeln von weichen Bartstoppeln auf meiner Wange und die zarte, ja vorsichtige Berührung rauer Lippen auf meiner Stirn...und dann begriff ich es schlagartig...denn da war sein Atem, der mir beruhigend sinnlich und angenehm warm ins Gesicht blies...und ich hörte auch das leise, zärtliche Brummen, das aus seiner Kehle drang...mit dem er mich wohl völlig spontan küsste...denn ein Kuss war es ohne jeden Zweifel, den ich da von ihm erhielt...
 

Er hatte aber offensichtlich noch nicht bemerkt, dass er mich damit ungewollt aufgeweckt hatte…
 

...ich überlegte kurz, was ich tun sollte und da gab es an sich nicht so viele Möglichkeiten.
 

Eine war sicherlich mich weiterhin schlafend zu stellen und hoffen, dass er es irgendwann von selbst sein lassen und sich wieder zurück ziehen würde? Eine andere war zweifellos, dass ich ihn jetzt gleich darauf ansprach?! Dann aber wusste ich, dass ich seine zögerliche und so ungemein schöne Annäherung sofort und unweigerlich für immer zerstören würde...denn ich stellte mehr als überrascht fest, dass es mir auf eine Art schon durchaus gefiel, so innig und sinnlich von ihm geküsst zu werden...
 

...und dann entschied letzten Endes mein Bauch und nicht mein Verstand, ich ließ meine Augen geschlossen, schob meine Arme jedoch von ihm unbemerkt und äußerst vorsichtig aus dem Schlafsack heraus, um sie ihm einige Momente später sanft um den Hals zu legen, während ich mich selbst fast wie in Trance fühlte als ich es tat...so sehr verlangte mein Herz danach ihm zu zeigen, dass meine Worte was das ihn ebenfalls zu mögen, nicht nur sinnfreie leere Floskeln gewesen waren...auch wenn ich mir sicher war, dass es völlig falsch war was ich da tat...denn ich säte ganz eindeutig Hoffnung wo keine sein durfte...weder für mich noch für ihn.
 

Indem merkte ich wie er kurz über mir erstarrte und seine Lippen sich von meiner Stirn lösten...er wirkte ertappt...war drauf und dran sich hastig zurück zu ziehen...doch in dem Moment ließ ich meine Hände sachte und zögernd in seine dichte Mähne gleiten und flüsterte ihm leise entgegen…
 

„Also wenn du mich hier schon so klammheimlich im Schlaf überfällst, würde ich es schön finden, wenn du s wenigstens an der dafür vorgesehenen Stelle tun würdest, du durchtriebener Schuft von einem Trapper.“
 

Noch als ich ihm das sagte, spürte ich wie er sich leicht von mir löste. Der nordische Mann sah mir direkt in die Augen, soweit es im fahlen Lichtschein den kleinen Feuers überhaupt möglich war und dennoch sah ich den leisen Hoffnungsschimmer darin aufglimmen, der eigentlich nicht sein durfte.
 

„Wa...ähmm..wollen du das denn überhaupt? Ich es tun mir leid, du haben sagen, dass du nicht wollen, dass ich mich dir so annähern Lyria. Ich nicht wissen was in mich gefahren sein...ich..es..es haben mich einfach so überkommen. “ Kam es unterdessen entsprechend rau und spürbar emotional aus seiner Kehle heraus in meine Richtung gestolpert. Eikskild wirkte ehrlich verwirrt und obendrein gefühlsmäßig vollkommen durcheinander...dass ich es ihm wirklich abnahm.
 

Aber ich hatte zwischenzeitlich längst einen eigenen Entschluss gefasst.
 

„Und warum versuchst du es nicht einfach, dann weißt du s?!“ Antwortete ich ihm darauf mit nicht weniger belegter Tonlage...das war alles...noch einmal musste ich ihn nicht mehr überzeugen oder dazu einladen…zu tun, was in seinen Augen wohl längst überfällig erschien.
 

Nur einen Augenblick später fühlte ich seine Lippen auf meinen...warm, rau und sinnlich baten sie ein wenig stürmisch und mit einer solch unbändigen Leidenschaft um Einlass, die mir geradezu den Boden unter den Füßen fort riss. Mein Herz schlug mir bis zum Hals...als ich mich ohne weiter nachzuzdenken auf diesen Mann einließ, den ich emotional betrachtet wirklich anfing gern zu haben...ja mehr noch, ich war offensichtlich drauf und dran mich ernsthaft in ihn zu verlieben..auch wenn ich das bewusst nicht wahr haben wollte...aber ohh mein Gott ich fühlte ihn so nahe wie noch nie...erregte Hitze lag spürbar in der Luft und er küsste mich, wie ich wohl noch nie von irgendeinem Mann geküsst worden war.
 

Leidenschaftlich kopflos und immer fordernder wurde das, was sich da zwischen uns beiden abspielte...ich hörte sein leises durchaus angetanes Keuchen, das sich in meiner Kehle brach und mich selbst...die sich an ihm festhielt als müsste sie ertrinken.
 

Unbewusst zog ich ihn immer näher an mich heran, spürte ihn zwischen meinen Schenkeln, denn er schob sich über mich…so nahe fühlte ich ihn..und auch eine starke körperliche Erregung, die so kaum mehr zu leugnen war. Ich merkte wie er mich festhielt und mit einem Mal schwungvoll herumdrehte, so dass ich mehr oder minder spontan unter ihm zum Liegen kam.
 

Der Trapper war über mir, ich spürte wie mich seine dunkle Mähne vorwitzig im Gesicht kitzelte und da waren auch seine kräftigen Männerhände, die sich neben meiner Brust abstützen und ich würde wohl niemals den den Blick vergessen, mit dem er mir dabei in die Augen sah, als er sich einen Augenblick später sanft über mich beugte um mich erneut zu küssen…
 

...doch spätestens da gelangte ich schlagartig wieder zu Verstand, denn das würde eindeutig zu weit führen, wenn ich dem jetzt nicht schleunigst Einhalt gebieten würde, das wusste ich….und schlafen, das wollte ich nicht mit ihm...auf keinen Fall, nicht hier und nicht jetzt...ganz gleich wie sehr ich ihn auch mochte.
 

Ich hatte mir selbst etwas geschworen und wenn er schon nicht mehr vernünftig sein konnte, weil er mich zu gern hatte, so musste ich wenigstens diejenige von uns beiden sein, die ihre Sinne beisammen hielt, auch wenn es mir innerlich noch so schwer fiel.
 

„Nein..hör auf..bitte...das..das führt zu weit...Eikskild das geht nicht, das wissen wir beide.
 

Bitte!“
 

Ich sah ihn an und er verstand...obwohl es ihm insgeheim extrem schwer fallen musste, so ließ er sich schließlich doch mit einem kurzen Nicken und einem sichtlich enttäuschten Grollen neben mich gleiten...wo er mich mit leicht vorwurfsvollem Blick ansah. Ich hob meine Hand und strich ihm eine seiner dunklen Strähnen sanft aus der Stirn...wobei ich seinem Blick versuchsweise stand zu halten versuchte.
 

„Danke...Eikskild, dass du es verstehst!“ Hauchte ich ihm dabei leise entgegen.
 

„Ich weiß, dass du ein herzensguter Kerl bist...und ich mag dich...sehr sogar, aber es geht zu weit...viel zu weit. Ich kann das nicht tun, ich will dich nicht vorsätzlich verletzen...und mich dazu. Ich werde im Frühling nicht bleiben und es macht so sicher keinen Sinn sich emotional in etwas zu verlieren, das einem früher oder später das Herz bricht. Lieber nicht...es war schön...aber dabei sollten wir es besser belassen und vernünftig sein!“ Fuhr ich tonlos mit merklich schlechtem Gewissen in seine Richtung fort, auch weil ich wusste, das sich ihn inzwischen mehr als deutlich anlog.
 

Denn ich war wie schon gesagt längst auf dem besten Wege mich wirklich ernsthaft in ihn zu verlieben...und diese Erkenntnis war die Schlimmste überhaupt für mich….
 

...dabei hatte der Winter ja noch nicht einmal richtig begonnen.
 

Wie sollte das zwischen uns noch weitergehen? Konflikte waren so ja unweigerlich unabwendbar...ich hatte es schon zu Anfang dunkel geahnt...aber dass ich tatsächlich mit einem Mann zusammen zu leben gezwungen war, der mehr als nur Freundschaft für mich empfand und das Ganze auch noch auf so engem Raum machte das Ganze brisanter, als ich es mir je vorzustellen gewagt hatte.
 

Und so fragte ich mich wie würde er meine Entscheidung wohl aufnehmen würde?

...wissen was man wirklich will?!

In dem Moment hörte ich ihn mir leise aber merklich enttäuscht entgegen brummen.
 

„Menschenfrau du wissen was du da tun? Mal du mir zu verstehen geben, dass du mich mögen und dann wieder nicht...wissen du eigentlich überhaupt was du wollen?“ Kam seine Ansicht der Sachlage somit zu recht resigniert und wenig begeistert aus ihm heraus in meine Richtung adressiert, was ich einerseits voll verstehen konnte.
 

Ich war ja selbst so durcheinander, dass ich langsam gar nichts mehr wusste...und ich sah so nur noch, wie er sich von mir weg drehen wollte, um sich wieder hinzulegen...also handelte ich mehr oder minder intuitiv...
 

„Ja..ja...nein...verzeih mir. Ich..oh verdammt, ich fürchte ich weiß langsam gar nicht mehr was ich will...Eikskild. Bitte hab Geduld mit mir...ich kann dir darauf keine allgemeingültige Antwort geben...ich verstehe ja selber nicht was ich eigentlich wirklich will?! Mit einem simplen Ja oder Nein wäre es nicht abgetan...du..du bringst mich völlig aus dem Gleichgewicht verstehst du das? Ich kann dir darauf im Augenblick nicht antworten, selbst wenn ich es wollte.
 

Verzeih mir...es tut mir so leid...!“
 

Antwortete ich ihm leise ohne ihn dabei anzusehen...ich war extrem verunsichert, mehr als jemals zuvor in meinem ganzen Leben und ich wollte gewiss nicht, dass er es mir auch noch ansah. Meine gesamte Vorstellungswelt war dabei auf dem besten Wege sich gänzlich auf den Kopf zu stellen. Ich war eigentlich gekommen, um hier auf Barentsøya nicht mehr als einen lumpigen Winter zu überstehen....mein eigentliches Leben sollte ja im kommenden Frühling an der Universität von Svalbard mit einen Neubeginn starten, denn ich wollte mir noch einmal selbst etwas beweisen..und ganz bestimmt nicht hier an diesem von Gott verlassenen Flecken Erde fest sitzen, was ich unweigerlich tun würde wenn ich bei ihm bliebe.
 

Aber genau das war es, was da tief in mir drinnen immer mehr an mir zu zerren und unterbewusst zu arbeiten begann….die Erkenntnis darüber, dass ich vielleicht genau aus diesem Grund hier her nach Spitzbergen gekommen war und nicht wegen diesem an sich völlig unnützen Studium….aber ich konnte es mir selbst nicht eingestehen...ich war noch nicht bereit dazu...also versuchte ich es zu verdrängen.
 

Was mir natürlich nur bedingt gelang, schon meines schlechten Gewissens wegen, das ich ihm gegenüber eindeutig an den Tag legte.
 

„Bitte ich...ich weiß nicht was ich tun soll...was erwartest du denn von mir?“ Fuhr ich so entsprechend unsicher in seine Richtung fort, wobei ich den Kopf hob um ihn diesmal anzusehen. Ich merkte, dass er meinen Blick suchte und als wir uns schließlich ansahen, spürten wir beide, wie verunsichert wir wirklich waren...denn er war längst nicht so souverän wie sonst. Der Trapper wirkte genauso verwirrt wie ich...aber er hatte sich dennoch deutlich besser im Griff als ich…
 

„Wenn du mich schon so fragen, dann werden ich es dir sagen….und ich erwarten von dir gewiss nicht, dass du mich lieben müssen. Ich erwarten aber, dass du mich und mein Gefühle respektieren können Lyria...und ich wünschen mir nicht mehr, als dass du mich irgendwann so sehen können wie ich bin...mehr es nicht sein, dass ich von dir verlangen können und wollen, so lange wir hier zusammen leben müssen.“ Konnte ich ihn mir daraufhin leise antworten hören...wobei er mich nachdrücklich forschend ansah.
 

Ich senkte den Blick etwas und nickte dann zögerlich. „Ich verstehe...und ich werde mir alle Mühe geben, dir keinen Ärger mehr zu machen Eikskild...verzeih mir, wenn ich dir unnötigen Kummer gemacht haben sollte, da..das war sicher nicht meine Absicht.“ Hörte ich mich ihm im Anschluss daran leise und merklich verunsichert antworten, was ihm ein kurzes grimmiges Grollen entlockte.
 

„Du schon endlich aufhören mit dem Unsinn...das uns beiden auch nicht weiterhelfen werden. Wir haben getan, was wir getan haben, wir es dabei belassen werden und jetzt sein es gut...ich wollen nicht, dass wir uns deswegen gegenseitig das Leben schwer machen. Wir es schon schaffen werden, den Winter über miteinander auszukommen...ich sein fest davon überzeugt Lyria. So und jetzt sollten du wirklich schlafen, die Nacht sein fast vorbei und wir bald schon wieder aufbrechen müssen. Du versuchen wenigstens noch etwas auszuruhen..und aufhören zu grübeln, denn das ohnehin zu nichts führen werden!?“ War die entsprechende Antwort, die ich einen Moment später von ihm erhielt und genau wusste, dass er sie sehr ernst meinte.
 

Der Trapper wirkte gefasst und wieder so kontrolliert vernünftig wie gewohnt...nichts deutete auch nur im Geringsten darauf hin, was da vorhin zwischen uns vorgefallen war. Er ließ sich nicht mehr Ansatzweise etwas davon anmerken. Also nahm ich mir vor, es ihm gleich zu tun und es einfach zu übergehen. Ich seufzte leise und machte dann Anstalten mich tatsächlich noch einmal in den Schlafsack zu kuscheln, um den versäumten Nachtschlaf nachzuholen, soweit das überhaupt möglich war.
 

Er blickte mir entgegen und ich sah ihn dabei ein wenig zerknittert vor sich hin lächeln...es wirkte ungewöhnlich gefasst und um einiges weniger emotional, wie ich es von ihm erwartet hatte...wo er mir mit einem Mal jedoch ganz pragmatisch gesehen und völlig spontan beide Arme entgegen streckte.
 

„Es sein verflucht kalt heute Nacht..na du kommen schon her, ich werden dich ein wenig wärmen...dann es gehen sicher besser mit dem Einschlafen. Du kein Angst haben müssen..ich werden nicht mehr von dir verlangen...ich es dir versprechen.“ Noch als er das zu mir sagte, wurde sein sonst so strenges Gesicht von tausend kleiner Lachfältchen überzogen, die ihn so unendlich sympathisch wirken ließen, dass ich nicht anders konnte, als sein warmherziges Angebot anzunehmen.
 

Ich seufzte abermals, wo ein “na das weiß ich doch“ im Anschluss daran leise über meine Lippen gehuscht kam, während ich mich tatsächlich auf sein Angebot einließ und mich wenn auch etwas zögernd in seine Arme hinein kuschelte.
 

Ich spürte fast sofort seine beruhigende Wärme, den gleichmäßigen Herzschlag, als ich ihm meinen Kopf vertrauensvoll auf die Brust legte und sich meine Hände schließlich ohne es bewusst zu steuern oder gar zu merken mit seinen zu einer Einheit verflochten…
 

Wir sprachen kein Wort mehr in dieser Nacht...schweigend genossen wir die Nähe des Anderen ohne irgend einen Hintergedanken und waren beide einfach nur dankbar, nicht alleine sein zu müssen, unter diesem grandiosen Nachthimmel...der unser einem die Winzigkeit unserer Existenz einmal mehr vor Augen führte. Wie klein waren wir doch, im Angesicht dieses unendlichen Universums, das sich über unseren Köpfen spannte...und uns in der Erkenntnis zurück ließ, nichts mehr als nur winzige Sandkörner im Meer einer Wüste zu sein.
 

Ich schaffte es wider erwarten sogar, mich im beruhigenden Bewusstsein seiner Nähe treiben zu lassen und schlief schließlich irgendwann wie von selbst in seine Arme gekuschelt ein…wohl wissend, dass er gut auf mich acht geben würde. Aber auch in dem Bewusstsein...sich immer stärker zu ihm hingezogen zu fühlen und doch zu wissen...dass es an sich keine Zukunft haben dürfte.

ungemütliche Entdeckungen...oder Morgenstund hat Gold im Mund?!

Als ich am anderen Tag in aller Frühe nicht eben zärtlich von der frostigen Kälte wach geküsst wurde, war es bereits hell, der Morgen graute..und ich sah die Sonne so noch einmal flach am Horizont entlang kriechen und ihre letzten Strahlen wie zum Abschiedsgruß in die niedrige Senke hinab senden, in der wir beide zwangsläufig noch immer eng aneinander gekuschelt, die mehr oder minder ungemütliche Nacht miteinander verbracht hatten. Ich wusste, dass die wenigen Tage an denen es noch einmal hell wurde langsam gezählt waren...bald würde sie gar nicht mehr über den Horizont kommen und dann herrschte für dreieinhalb lange Monate totale polare Finsternis. Kein besonders schöner Gedanke aber ich versuchte mich schon mal daran zu gewöhnen….da ich es ja doch nicht ändern konnte.
 

Als ich wach war, hob ich den Kopf ein wenig an und versuchte meinen Nebenmann ausfindig zu machen...Eikskild, den ich zwar nicht sehen, wohl aber spüren konnte….da er ja zwangsläufig noch immer den selben Schlafsack mit mir teilte.
 

Er war wach, ich wusste es, aber er bewegte sich trotzdem nicht, so als wollte er die innige Vertrautheit der vergangenen Nacht und deren Nähe zueinander nicht unnötig zerstören, geschweige denn mich vorzeitig aufwecken. Anstatt dessen hatte der Trapper seine Arme wärmend und zugleich ungewohnt besitzergreifend um mich herum gelegt aber doch so, dass er mit der einen Hand seine Flinte griffbereit liegen hatte und er sie im Zweifelsfall nur noch zu greifen brauchte, denn sie lag gewissermaßen direkt neben mir.
 

In diesem Fall konnte ich den Mann hinter mir nicht sehen, ihn aber wohl in der so allseits beliebten „Löffelchenstellung“ spüren...und zwar so eindeutig, dass ich fast sofort ahnte, WAS ich da rein zufällig betrachtet körperlich so direkt und damit sehr nah an meinem Gesäß von ihm fühlte..und es war gewiss NICHT nur allein einer seiner beiden ungemein kräftig stämmigen Oberschenkel.
 

Oohh...WOW...ich musste mich so was von zusammen nehmen, um nicht unversehens Feuerwehrmännchen an der Fußgänger Ampelanlage zu spielen. Verdammter Hammer Mann..also die morgendliche Wasserlatte hätte der Trapper meines Erachtens doch auch getrost wo anders hin parken können...oder?
 

>Verflixt...warum eigentlich immer ich?<
 

Fuhr es mir somit wenig amused durch den Sinn...als ich die äußerst dringliche Sachlage von Seiten des Kerls halbwegs realistisch analysiert hatte. ER aber bemerkte von meinen unschönen Erkenntnissen die ihn betrafen offenbar nichts..oder wenn doch, so ließ er sich davon jedenfalls nicht mal Ansatzweise aus der Ruhe bringen...oder sich angesichts seiner misslichen Lage etwas anmerken. Also so locker wie ER würde ich, die Angelegenheit auch gerne sehen können, aber ich als Frau konnte das irgendwie nicht so recht nachvollziehen.
 

Und so konnte ich mir ein leises...und etwas unwilliges…
 

„Ey Mann...kannst du DEN nicht mal zur Abwechslung irgendwo anders hin parken? Ich weiß es lässt sich kaum vermeiden, so früh am Morgen, aber wenn schon, dann wäre ich dir sehr verbunden, wenn ich dein „Ding“ wenigstens nicht die ganze Zeit über im Kreuz hätte?!“
 

...kaum verkneifen, das ich unversehens an ihn los ließ, wobei ich jedoch einen, unerwartet schlagfertigen Konter von ihm erhielt, der mich ehrlich verblüffte.
 

„Oh guten Morgen, schön dass du auch schon wach sein Lyria. Ich haben dich sehr deutlich vernommen und wollen dir sagen, dass ich das sehr gerne und mit Freuden tun würden. Aber es sein verflucht eng hier zu zweit in eine Schlafsack und wo sollen ich mich denn deine Meinung nach hin umdrehen...du es mir vielleicht sagen können? Ich es nämlich nicht wissen! Also dann, können du und ich eigentlich nur noch in ein Richtung und die heißen...hochstapeln?!“ Konnte ich ihn somit fast sofort leise und entsprechend belustigt in meine Richtung brummen hören, wobei ich versuchte mich umgehend zu ihm umzudrehen, so dass ich ihn wenigstens ansehen konnte, was mir jedoch aufgrund der Enge nicht so gelingen wollte wie beabsichtigt….aber irgendwann sah ich doch in diese dunklen blauen Augen, die mich sichtlich amüsiert fixierten. Offenbar fand Mann es durchaus amüsant, wobei ich dies weder teilen, noch wirklich nachvollziehen konnte und so lediglich ein knappes...
 

„Ha ha sehr lustig Scherzkeks...raus jetzt...und wohin du dich zum Erleichtern verkrümeln willst, ist mir eigentlich so ziemlich Wurst aber mach s endlich Mann. Wenn möglich aber, bitte bevor meine Blase geplatzt ist. Weißt du, ich ähhh...muss nämlich auch mal und zwar dringend der Herr!“
 

...aus mir heraus und ihm damit nicht gerade erfreut entgegen grollte.
 

Indem hörte ich ihn leise seufzen und mir mit einem...“na also schön...du haben recht Lyria..ich gehen ja schon. Du hier auf mich warten, ich sein gleich wieder da...dann können du gehen...einverstanden?“...zur Güte antworten, das er als Angebot so meinte wie er es gesagt hatte.
 

Alles was er darauf von mir erntete war ein kurzes leicht entrüstetes Schnauben…
 

„Ohhhh ja sicher...wo soll ich auch schon hin..hier am Arsch der Welt? Bitte nach dir...Eikskild und sieh bloß zu, dass du dich entsprechend beeilst...es ist dringlich..also zumindest was mich betrifft!“
 

Etwa fünf Minuten später war das geklärt...der Trapper hatte sich ganz klar als Erster irgendwohin außerhalb meiner Sichtweite verkrümelt aber nicht bevor wir uns versichert hatten, tatsächlich alleine zu sein...danach folgte ich, die sich ebenfalls irgendwohin ein Stück weiter mitten in die Tundra verzog, um den Wodka vom Vorabend wieder los zu werden. Nun ja und mit Eisbär als unfreiwilligem Zuschauer beim Frischluftpinkeln hätte vermutlich weder ER noch ICH es als besonders spaßig empfunden...aber es war auch so nicht besonders erfreulich, schon der unangenehm niedrigen Außentemperaturen wegen, denn im Gegensatz zu ihm musste ich leider wesentlich mehr auspacken, das in der (Sau)kälte Schaden nehmen konnte und so beeilte ich mich entsprechend schnell fertig zu werden.
 

Als ich schließlich schon deswegen nicht besonders euphorisch gestimmt zu ihm zurück gefunden hatte, war Mann trotz der frühen Stunde überraschend gut gelaunt und dazu erstaunlich produktiv...denn ich hörte ihn bereits leise Bruchstücke einer Melodie von sich hin summen, die mir vage bekannt vorkam...während er gleichzeitig versuchte, das kleine Feuer mit dem kläglich verbliebenen Rest des nächtlichen Brennholzes in Gang zu bringen.
 

Es aber dabei doch, wie durch Magie geschafft hatte, wenigstens zwei Becher des schwarzen Instandkaffees herzuzaubern, der vermutlich auch aus den Tiefen meines Rucksacks entstammte, ich da aber ganz bestimmt nicht selbst hinein gepackt hatte und ich wusste auch nicht, wie er dort hineingekommen sein mochte.
 

Vielleicht hatte Eikskild schon im Voraus geahnt, dass so etwas passieren konnte und entsprechend vorgesorgt…
 

...von denen er mir schließlich einen der beiden Kaffeebecher mit einem kurzen aufmunternden Zwinkern in die Hände drückte, als ich zurück kam und dankbar von ihm entgegen nahm.
 

Der Kaffee war stark, heiß und vertrieb so die Morgenkälte sehr viel besser, als ich angenommen hatte, während ich in kleinen Schlucken daran nippte, um mir nicht die Lippen zu verbrennen. Ich betrachtete den Mann neben mir einen Moment lang, wie er ebenfalls vorsichtig einen Schluck von seinem Kaffee nahm und dabei weiterhin aufmerksam die Umgebung im Blick behielt.
 

Nichts deutete mehr darauf hin, was am Abend davor zwischen uns beiden gewesen war, nicht das Geringste..und ich ahnte dunkel, dass er es vorerst auch dabei belassen wollte. Und so sagte ich hinsichtlich dessen keinen Ton mehr zu ihm, sondern akzeptierte seine Entscheidung, weiterhin so zu tun, als sei alles beim Alten geblieben und nichts hätte sich in irgend einer Weise zwischen uns verändert, obwohl wir beide insgeheim spürten, dass dies längst eine Illusion war, der wir uns da hingaben.
 

Nach einem kurzen wenig sättigenden und schweigsamen Frühstück, das aus den Resten an Nüssen und jeweils einem Müsliriegel pro Nase bestand...raffte er sich schließlich entschlossen auf, um das nahezu herunter gebrannte Feuer mit den Resten des Wassers zu löschen, das noch in der Flasche war, dann steckte er sie in den Rucksack und schulterte ihn, wobei er mich auffordernd ansah, als er das getan hatte.
 

Keira hatte während der ganzen Zeit kaum einen Mucks von sich gegeben und brav neben mir Platz gemacht, obwohl ich wusste dass auch mein Hund Hunger haben musste..jetzt aber sprang sie auf und bellte mich kurz aber entsprechend auffordernd an. Ich strich ihr beschwichtigend über den Kopf und die weichen Ohren..
 

„Hey meine Süße, ich weiß ja du hast Hunger...aber je schneller du die anderen Hunde findest, um so schneller gibt’s was zu fressen für dich...und hoffentlich auch etwas vernünftiges zwischen die Zähne für uns, hast du gehört? Du muss sie finden!“
 

Mit diesen eindringlichen Worten sah ich zu Eikskild, der neben mir stand und mich ansah..sein Blick war seltsam unnahbar ja fast schon, als wäre er Äonen weit von mir entfernt, doch dann zuckte er kurz mit den bereiten Schultern und sagte dann...“das haben du gut gesagt, dann komm lassen uns gehen, wenn wir die Hunde finden wollen, wir heute vielleicht noch lange suchen müssen, bis wir sie finden Lyria."
 

Er verstummte und sah mich an, wobei er mir ganz plötzlich spontan eine Hand entgegen streckte…
 

...ich nickte überrascht, wo mir ein spontanes....“oh ahh danke, aber wäre das jetzt nicht eigentlich dein Part an sie gewesen oder?“ Entkam und ich ihm die Leine auffordernd entgegen hielt. Aber er ergriff wider erwarten nicht die Leine sondern meine Hand und zog mich schließlich nachdrücklich mit sanfter Gewalt mit sich fort, wobei ich ihn kurz grinsen sah.
 

"Nein das haben du viel besser machen als ich!" War alles was ich darauf als Antwort von ihm bekam. Keira sprang während dessen mit der Nase am Boden voraus, wo ich sie schließlich los ließ, damit sie die Spur sofern vorhanden besser finden konnte.
 

Der Trapper und ich kamen in dem straffen Marschtempo hinter ihr bald ordentlich ins schwitzen, obwohl es ein klarer Tag war und die Sonne so gut wie keine Wärme mehr abgab. Ich schwitzte trotz der Kälte in meinen dicken Sachen...und der Trapper ließ mir kaum Zeit für eine Rast oder um zu verschnaufen. Rastlos trieb er mich an, wobei er meine Hand nicht los ließ und mich den ganzen Vormittag über energisch weiter durch die Tundra schleppte und zwar solange bis ich irgendwann die Geduld verlor…
 

„Oh bitte, ich kann nicht mehr weiter Eikskild..lass mich wenigstens einmal kurz verschnaufen. Sieh mal Keira hängt die Zunge ja auch schon aus dem Hals, wenn du so weiter machst, schaffe ich überhaupt keinen Schritt mehr vorwärts, dann...denn bleib ich einfach hier sitzen.“
 

Grummelte ich ihm unüberhörbar säuerlich entgegen...und erwartete schon halb eine entsprechende Rüge von ihm, doch da hörten wie beide plötzlich etwas...ein Geräusch! Es war nicht so nahe, dass wie es identifizieren konnten aber doch nahe genug, um etwas zu hören...
 

Auch mein Hund stellte die Ohren und mit einem mal rannte sie bellend los, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her...irgend etwas hatte sie zweifelsfrei entdeckt.
 

Eikskild sah mich kurz an, als wollte er mich auffordern ihm zu folgen...ich hatte jedoch bereits verstanden und nickte nur ….und dann rannten wir ihr beide wie auf Kommando hinterher um sie ja nicht aus den Augen zu verlieren. Als sie fast außer Sichtweite war, liefen wir völlig außer Atem eine deutlich spürbare Anhöhe hinauf, in der sich die Tundra ein gutes Stück überhalb des Meeresspiegels weiter nach oben hin fortsetzte...und am Scheitel der kleinen Anhöhe angekommen..fanden wir Keira…
 

UND...tatsächlich den Buggy und Eikskilds Hunde und zwar alle vier...unverletzt!
 

Seine strengen Züge hellten sich schlagartig auf, ja es war beinahe als ginge die Sonne auf...so sah ich ihm die Freude darüber an, seine Hunde samt dem Wagen gesund und munter wiedergefunden zu haben. Der Buggy hatte sich mit dem Hundegeschirr zufällig in einigen niedrigen Stechginsterbüschen am kargen Tundraboden verfangen und den Lauf der Hunde damit zwangsläufig gestoppt. So unfreiwillig im dichten Gebüsch verfangen, konnten sie nicht mehr weiter...was unser Glück war, sonst hätten wir sie in der Weite der Tundra vielleicht nie wieder gefunden.
 

„Da sein sie Lyria...du sehen es? Da sein sie...und alle ganz heil...oh ich sein so froh!“ Hörte ich ihn mir freudig entgegen rufen, wobei sich über sein markantes Gesicht wohl eins der schönsten Lächeln legte, das ich je an ihm gesehen hatte...eines das mein Herz unwiderruflich und für immer zum Schmelzen brachte…das war vermutlich der Augenblick, in dem ich mich ohne es zu selbst wirklich zu begreifen in ihn verliebte...allein der gesamte Ausdruck seiner Augen, dieses Strahlen in ihnen, die Freude...das ließ mich ihn in einem völlig anderen Licht sehen als bisher.
 

Der Trapper war gewiss nicht der Typ von Mann, der eine Frau quasi sofort im Sturm eroberte oder ihr das Herz stahl...aber wenn man oder besser Frau seine charakterlichen Vorzüge erst einmal erkannt hatte, so wogen sie weit tiefer als jedes oberflächliche Sichtbild von irgendwelchen unwichtigen Äußerlichkeiten.. Manieren...oder kulturell gebildeten Hirngespinsten...die man sich sonst so unter einem geeigneten Partner für sich vorstellen mochte...nein ER war anders ganz anders...aber spätestens da hatte ich es endlich erkannt.
 

Allerdings wollte ich es mir nicht offen eingestehen, denn ich hatte Angst davor etwas zu verlieren, das mir außerordentlich wichtig war...etwas, was ich zu diesem Zeitpunkt einfach (noch) nicht aufgeben konnte oder zumindest glaubte ich das.
 

Und so sah ich ihm völlig von meinen eigenen Gefühlen übermannt dabei zu wie er sich um seine Huskys kümmerte, die vor Freude an ihm hochsprangen als er nachsah, ob sich sich nicht vielleicht doch irgendwie am Wagen verletzt hätten...oder sich die Pfoten wund gelaufen hatten. Ich sah wie er sie alle liebevoll streichelte und ihnen auf den Rücken klopfte...als er sie alle vier der Reihe nach untersuchte.
 

„Meine gute Hunde...sie alle meine Freunde...wenn sie weg gewesen sein, ich das hätten wirklich nur schwer verkraften können. Können du das verstehen Lyria?“ Hörte ich ihn plötzlich in meine Richtung sprechen, wobei er sich aufrichtete und mich seltsam forschend anblickte.
 

Ich nickte kurz und ein wenig verlegen. „Das kann ich nachvollziehen...ich hänge auch sehr an ihr. Keira ist für mich mehr als nur irgend ein Tier..sie ist mein Freund und ich ammm...liebe sie sehr. Ich denke ich kann dich daher gut verstehen Eikskild. Sie sind mehr als deine Freunde, sie sind deine Lebensversicherung hier in dieser Einöde...und ich war so dumm und habe das nicht verstanden, es tut mir wirklich leid."
 

Ich sah ihn kurz lächeln, als ich ihm das entgegnete.
 

„Da haben du wohl recht...das sein sie wohl meine vier Huskys.“ Wir sahen uns an und ich musste ebenfalls spontan lächeln...als ich ihn das sagen hörte.
 

„Sag mal...haben deine Hunde eigentlich auch so was wie Namen Eikskild?“ Fragte ich ihn einen Moment später mit neu erwecktem Interesse an seinen vier Hunden, die jetzt allesamt schwanzwedelnd vor uns saßen und uns erwartungsvoll ansahen, ob dem was jetzt kommen sollte. Der Trapper zuckte jedoch kurz mit den mächtig breiten Schultern und zeigte dabei wie beiläufig auf einen der Hunde mit schwarzweißem Fell und eindringlich leuchtend blauen Augen.
 

„Hmm ja haben sie..das hier sein Dis...mein Leithündin…sie sein die Beste Hündin auf ganze Welt“ Er drehte sich um und zeigte dabei auf zwei der anderen Hunde, der eine dunkelbraun, der andere nahezu weiß mit ein wenig grau im Fell...die alle beide die selben eigenartig blauen Augen der Hündin aufwiesen...“und das hier sein ihr beiden Söhne Kili und Fili.“
 

Dabei drehte sich Eikskild halb herum und zeigte am Schluss noch auf den Letzten der Vier, ein ungewöhnlich kräftiger und komplett schwarzer Husky...mit riesigen Pfoten...“so und der alte Kerl hier sein mein bester Freund, er heißen Dwalin. Er sein der Vater der beiden, er mich noch nie im Stich lassen haben.“ Kam es somit entsprechend überzeugt aus dem Mann neben mir heraus, der ungemein stolz auf seine Hunde wirkte. Die im Übrigen alle vier gut gepflegt waren. Er gab acht auf seine Tiere, das war etwas dass ich sehr an ihm mochte...denn es bedeutete, dass er Verantwortung für etwas übernehmen und sie auch tragen konnte...eine nicht zu unterschätzende Qualität bei einem Mann wie ihm.
 

„Deine Hunde sind deine Freunde, gut kann ich verstehen...ja aber hast du auch Familie...irgendwo...oder bist du hier wirklich ganz allein? Ich..ich meine"… stotterte ich ihm erneut entgegen, ermutigt von seiner bisher ungewohnt bereitwilligen Auskunft über sich selbst...aber damit war es kaum, dass diese Frage über meine Lippen gekommen war, fast sofort vorbei.
 

Er sah mich an und ich sah eindeutig, dass ich die falsche Frage gestellt hatte. „Hast du denn Familie Eikskild?“ Fing ich jedoch trotzdem noch einmal ganz bewusst in seine Richtung an, da ich mich davon nicht einschüchtern lassen wollte.
 

Er sah mich an und der Blick war schmerzhafter als alles was ich bei ihm je gesehen hatte...“ja haben ich...ein Schwester und zwei Neffen, die ich sehr lieben!“ War die knappe und merklich brüske Antwort.
 

Ich fragte ihn mehr als verblüfft. „Ach hast du? Und..und siehst du sie denn wenigstens manchmal?“ Eiksild reagierte wie zu erwarten verschlossen und wenig kooperativ. „Nein sie sehr sehr weit fort von hier leben...ich sie lange..lange Zeit nicht mehr gesehen haben! Ich sie alle drei sehr vermissen...wie mein Heimat auch!“ Sagte er in einer Tonlage zu mir, die mir fast den Mut nahm um weiterzusprechen.
 

„Und..und warum geht du sie dann nicht einfach mal besuchen? Ich meine sie würden sich vielleicht darüber freuen..oder?“ Sagte ich sehr leise zu ihm wobei ich ihn verwirrt ansah. Er erwiderte meinen Blick und sah mir forschend entgegen, aber er wirkte dabei seltsamerweise, als wäre ein eben noch offenes Tor urplötzlich ins Schloss gefallen.
 

„Das nicht gehen...ich es nicht können, selbst wenn ich es wollen...sie sein von mir getrennt...vielleicht für immer!“

Tag der Erkenntnis

„Ich...aber...ich dachte?“...unterbrach ich ihn entsprechend überrascht, als ich ihn das zu mir sagen hörte. Eikskild straffte sich und urplötzlich wirkte er noch unnahbarer als sonst, wenn ihm etwas gegen den Strich ging…
 

„WAS aber Lyria? Ich haben dir doch eben erklären, dass ich sie nicht sehen können...das müssen dir genügen, mehr können ich dazu nicht sagen!“
 

Fuhr der Trapper mich daraufhin so harsch und unterkühlt an..wobei ich einen seltsam wild lodernden Blick aus diesen eisig klaren dunkelblauen Augen auffing, der mir sofort unmissverständlich klar machte, dass ich diesbezüglich keine weiteren Fragen mehr an ihn zu stellen hatte.
 

Wenn Eikskild tatsächlich so etwas wie eine Familie besaß, so wollte er gewiss nicht darüber sprechen und schon gar nicht mit MIR, die im Grunde immer noch eine Fremde für ihn war...weshalb sollte er mir so ohne weiteres vertrauen..nur..weil er mich auf irgend eine mir völlig unerklärliche Art mochte oder mich vielleicht besonders gut leiden konnte?
 

Ich wusste, dass das nicht genügte um mir anzuvertrauen, was wirklich in ihm vorgehen mochte...was er wirklich dachte und was ihn emotional bewegte. Dazu verschloss er es so sorgsam wie einen kostbar gehüteten Schatz vor mir und sperrte es tief in sein einsames wundes Herz hinein, das mich ohne es zu wissen längst im Sturm erobert hatte…
 

...ja ich liebte diesen oftmals so einsilbig anmutenden eigenbrödlerischen Mann auf meine Weise und hatte dennoch nicht die geringste Ahnung davon, dass dies längst zu einer Tatsache geworden war...die außer uns beiden sehr wahrscheinlich so ziemlich jeder andere Mensch um uns herum hätte wahr nehmen oder fest stellen können, der Augen im Kopf besaß und vielleicht auch greifbar in der Nähe gewesen wäre.
 

Nur wir beide waren vollkommen blind auf diesem Auge und konnten es nicht sehen, selbst wenn wir es gewollt hätten...oder sagen wir besser, ER sah es vermutlich schon irgendwie..nur ICH...ich wollte es weder sehen, noch wahr haben….zumindest zu jenem Zeitpunkt, an dem der lange kalte Winter eigentlich gerade erst begonnen hatte, uns bis aufs Knochenmark zu prüfen und unsere Grenzen bei weitem noch nicht vollständig ausgelotet worden waren oder in wie weit sie dieser enormen emotionalen Belastung überhaupt stand halten konnten, der sie auf so engem Raum unterlagen.
 

Denn es gab keine Fluchtpunkte mehr, wenn der polare Winter erst einmal mit voller Macht einsetzen würde….und er kam, wir spürten es beide bis ins Mark hinein und zwar nicht erst seit gestern...er lag bereits wie ein dunkler Vorbote des Schicksals über uns und lachte uns hämisch mitten ins Gesicht.
 

Doch ich schob all diese beileibe nicht unwichtigen Gedanken und Überlegungen, die sich mir inzwischen immer häufiger aufdrängten und mich zum Nachdenken zwingen wollten weit von mir und versuchte mir statt dessen, weiterhin krampfhaft etwas vor zu machen, was zwar nicht der Tatsache entsprach, mir aber wohl ein weitaus besseres Gewissen verschaffte…
 

...das einer Unwissenden, für die ich mich angesichts meiner naiven Vorstellungswelt, was die Gestaltung meines weiteren Lebensweges anbelangte auch weiterhin hielt.
 

Noch als Eikskild den Mund nicht wieder ganz zugemacht hatte, antwortete ich ihm somit also in etwa eben so unterkühlt und brüsk…
 

„Weißt du was? Sollte ich irgendwann noch einmal in meinem Leben in die Verlegenheit kommen, dich je wieder etwas privates fragen zu wollen, dann darfst du mich getrost übers Knie legen, wie eine Vierjährige...versprochen Trapper!“
 

Meine Stimme triefte nur so vor offenkundig liebenswürdigem Sarkasmus, den ich ihm da entgegen brachte..schon weil ich mich ohne es recht erklären zu können verletzt und abgelehnt von ihm fühlte. Aber als ich seinen Blick sah den er mir nur einen Augenblick später zuwarf, verstand ich plötzlich, dass ich mich ihm gegenüber nicht nur schlecht sondern auch völlig kindisch benommen hatte...denn er war ernst und tieftraurig.
 

Der Trapper trauerte offenbar um etwas, das ich weder sehen noch spüren konnte und es auch nicht durfte...und sein Verlust saß tief..tiefer als alles, was ich jemals in meinem Leben als verloren geglaubt hatte.
 

Eikskild sah mich einen Moment lang durchdringend an...bevor er mir schließlich überraschend gefasst und mit einiges an Bedacht antwortete.
 

„Du sollten dir besser überlegen WAS du dir da wünschen Lyria? Es könnten nämlich gut sein, dass ich dich beim Wort nehmen werden, wenn du mir solche eindeutige Angebote machen, wie diese!?“ Hörte ich ihn mir hinsichtlich dessen mit beinahe gleichgültiger Stimmlage antworten, wobei er keine Mine verzog.
 

Ich wusste es war nichts weiter, als die verdiente Retoure für meinen hirnlosen Spruch von eben..also beließ ich es dabei und sagte anstatt dessen leise…
 

„Manche Wünsche sollten wohl besser unausgesprochen bleiben, wer weiß schon was sie uns in Zukunft bringen mögen!? Aber komm wir sollten zusehen dass wir nach Hause kommen Eikskild, langsam wird es ungemütlich hier draußen findest du nicht?“
 

Der Trapper gab mir darauf keine direkte Antwort, ich sah ihn lediglich kurz nicken, wobei er mir mit einer knappen Geste bedeutete, dass ich zu ihm kommen sollte und so sah ich Minuten später wie er den Buggy mit wenigen geübten Handgriffen wieder flott machte, um ihn dann noch einmal gänzlich neu mit den Hunden einzuspannen.
 

Meinen eigenen Hund ließ er diesesmal jedoch ganz entgegen meiner Erwartungen mit im Geschirr laufen und zwar zu meiner größten Verblüffung direkt als Leithund an der Spitze..den Platz den normalerweise seine eigene Hündin „Dis“ einnahm….doch überraschenderweise verweigerte sich Keria dem Geschirr nicht mal ansatzweise, als er es ihr mit ruhigen Worten und vielen zärtlichen Streicheleinheiten überstreifte…während er seiner eigenen Huskyhündin den Platz rechts hinter ihr im Gespann gab...direkt neben dem altehrwürdigen Kempen den er den merkwürdigen Namen"Dwalin" gegeben hatte.
 

Doch als der Trapper wenig später wieder hochkam sah er mich kurz an…sein Blick hatte dabei etwas eigenartig melancholisches an sich, etwas das ich nur schwer deuten konnte...
 

...“SIE sein eine Hund in dem das wilde Wesen der Tundra sich zeigen...deine Hündin nehmen es an, als sein sie eigens dafür geboren worden...du es ganz sicher wissen, dass sie in eine vorherige Leben keine Schlittenhund gewesen sein?“ Sagte er mit einem Mal völlig unvermittelt und in einer Ernsthaftigkeit zu mir, die mir regelrecht den Mund offen stehen ließ...
 

Ich sah ihn zuerst völlig verdattert an doch dann lachte ich lauthals los aber es klang merklich verunsichert und er spürte es...denn ich konnte nicht glauben, was er da eben zu mir gesagt hatte.
 

Sprach der Mann mir gegenüber etwa allen Ernstes von nichts geringerem als dem Schicksal?
 

Ich konnte es nicht fassen….
 

„NEIN..ich glaube nicht an solchen ausgemachten Unsinn von Wiedergeburt und Schicksal Trapper...das ist etwas für Träumer! Ich bin Realist genug um zu wissen, dass unser Leben von nichts wunderbar Übersinnlichem geleitet wird...nicht einmal wenn wir in den Himmel blicken, um für den Bruchteil von Nanosekunden dem wunderbaren Klang des Universums zu lauschen!
 

...wir sind nichts als winzige Sandkörner im Getriebe der Unendlichkeit….was also sollte Anteil nehmen wollen...an unserem Schicksal?“
 

Entgegnete ich ihm merklich verwirrt und doch in seiner solchen Überzeugung, dass ich ihn leise seufzen hörte als ich ihm antwortete.
 

"Das glauben du…..aber vielleicht sein da mehr als du jetzt sehen können Menschenfrau? Ich wissen von Dingen, die du niemals werden verstehen können. Oh ich haben so viel gesehen in meinem Leben...mehr als du es je ahnen können und ich wissen, dass es Mächte zwischen Himmel und Erde geben, die weit stärker sein, als du es dir vorstellen Lyria!“
 

Ich sah ihn mir während dieser Worte ungewöhnlich ernsthaft entgegenblicken wobei seine streng zerfurchten aber auch edel geschnittenen Gesichtszüge für eine Sekunde lang seltsam verklärt wirkten, so als könne er tatsächlich Dinge sehen oder wahr nehmen die ich nicht einmal ansatzweise erahnte.
 

Verwirrt starrte ich ihn angesichts solch ungewohnt philosophischer Ausführungen an, unfähig ihm darauf eine Antwort zu geben, die auch nur halbwegs angemessen gewesen wäre. Was hätte ich ihm daraufhin auch schon sagen sollen?
 

Denn DAS war zweifellos eine Sache des eigenen Glaubens...UND eine der völlig unterschiedlichen Ansichten, die wir beide vertraten...darüber konnte es keine Einigung geben und ich glaube er erwartete auch keine von mir...zumindest nicht ernsthaft.
 

ER war in meinen Augen ein hoffnungsloser Träumer und ich ein Realist...was also konnte es für Hoffnung für uns beide geben, die nicht an unseren völlig unterschiedlichen Weltbildern zerbrechen würde?
 

Ich wusste es nicht und so blieb mir nichts als die nackte Erkenntnis darüber ihn sanft aber mit Nachdruck bei der Hand zu nehmen...
 

„Komm lass uns besser zurück fahren Eikskild..die Hunde haben Hunger...und wir beide auch“…
 

Komm lass uns nach Hause fahren!“

polare Nacht

>An diesem Tag hatte ich nicht ansatzweise einen Gedanken daran verschwendet, WAS ich da eigentlich zu Eikskild gesagt hatte….“nach Hause fahren“ hatte ich ihm spontan geantwortet, ohne näher darüber nachzudenken, wo ich ihm anstatt dessen hätte sagen müssen, dass wir „zurück zur Hütte fahren sollten“...denn das, wäre in meinen Augen die einzig richtige Antwort gewesen…
 

….aber ich hatte unbewusst ebenjene Worte verwendet, die mich auch an den darauf folgenden Tagen gedanklich regelrecht verfolgten und so musste ich immer wieder daran denken…
 

...“nach Hause!“
 

Ja genau DAS war es gewesen, das ich ohne jeden Zweifel zu ihm gesagt hatte und ich fragte mich, angstvoll und mit stetig wachsender innerlicher Unruhe, was das wohl zu bedeuten hatte? Ja weshalb ich mir eigentlich überhaupt den Kopf wegen solch einem unsinnig, belanglosen Ausspruch zerbrach, der da so unüberlegt über meine Lippen gekommen war…
 

...aber ich konnte mir keinen Reim darauf machen, bis auf den Einen, bei dem ich spürte, dass ich mich langsam und schleichend wohl zu fühlen begann und das ausgerechnet in einer solch armseligen Bretterbude, in die ich unter normalen Umständen vermutlich nicht einmal ansatzweise einen Fuß gesetzt hätte...und ich ahnte auch, dass es nicht nur allein den gegebenen Umständen geschuldet war, sondern dass der Mann, der darin lebte maßgeblich daran beteiligt sein musste.
 

Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich jenes merkwürdig unterschwellige Gefühl zu verspüren endlich irgendwo angekommen zu sein und auch wenn sich mein Verstand immer noch vehement dagegen zu sträuben versuchte, hatte ich in meinem Herzen den Platz, nach dem ich solange vergebens gesucht hatte offenbar schon gefunden...wenn ich es auch nicht sehen wollte…denn noch war die Zeit nicht reif...
 

Ja an diesem Tag kamen wir zur Hütte des Trappers zurück...
 

….und dann kam ER….der Winter hieß und er kam mit aller Macht, wobei ihm im Zuge dessen die beängstigend dauerhafte Dunkelheit der polaren Nacht folgte, vor der ich mich so fürchtete und wohl nicht nur ich allein, denn sie ging einem zweifellos aufs Gemüt!
 

Die darauf folgenden und von Schwermut durchzogenen Tage fühlten sich schier endlos an, was die dadurch zwangsläufig aufkommende „schlechte Laune“ fast greifbar in der Luft machte. Gefangen auf engstem Raum ohne jedes Tageslicht...das war JETZT genau die Horrorvorstellung, die ich bei meiner Planung zuvor mehr als grundlegend unterschätzt hatte.
 

Ich hatte bis dato schlichtweg ALLES an dieser Art zu leben unterschätzt...und jetzt war sie drauf und dran mir das Genick zu brechen...und nicht nur das...
 

….ich hatte mir schlicht und ergreifend einfach nicht vorstellen können, was mich da erwarten würde. Nun bekam ich den ersten Vorgeschmack davon und der war alles andere als angenehm oder besonders heldenhaft romantisch verklärt!
 

NEIN, ich begann langsam aber sicher zu begreifen, was das nun eigentlich in Wahrheit bedeutete, denn dieser Zustand würde noch mindestens drei Monate lang andauern, ehe die Sonne sich wieder am Horizont zeigte. Bis dahin war ich vermutlich in tiefste Depressionen verfallen und wünschte mir, ich möge doch irgendwo in der Karibik am Strand unter Palmen liegen, bei angenehm moderaten 30 Grad im Schatten und mit einem kühlen Cocktail in Händen.
 

Aber nein, anstatt dessen saß ICH hier am A...der Welt in vollständiger Dunkelheit und eisiger Kälte mit einem Mann unter einem Dach zusammen, den ich gerade erst mal richtig kennen zu lernen begann…
 

….also soviel an Alkohol, den ich dafür benötigt hätte und wir ohnehin nicht zur Hand hatten, konnte mir diesen Umstand im Wesentlichen auch nicht schmackhafter machen.
 

Ich war nahe dran am Verzweifeln...
 

Ja Eikskild und ich waren an dem besagten Tag, an dem wir seinen Wagen und die Hunde wieder gefunden hatten, tatsächlich völlig unbehelligt und unbeschadet zurück zur Hütte gelangt. Wir waren demnach weder auf einen der großen Eisbären, noch sonst auf irgend eine lebendige Seele in diesem trostlos leeren Land gestoßen.
 

Dieses Ereignis lag inzwischen mehr als zwei Wochen zurück..und inzwischen war es Anfang Dezember geworden, was bedeutete dass damit nicht nur die eisige Dunkelheit sondern auch der Schnee unerbittlich auf das Land im hohen Norden fiel.
 

Teilweise schneite es sogar einen knappen halben Meter Schnee in weniger als fünf Stunden, wenn ein Blizzard über die Barentsee tobte, was nun eigentlich ständig der Fall war, denn mit dem Winter kamen die Stürme und wir waren so beide gezwungen uns (außer für dringende Geschäfte) überwiegend in des Trappers nicht eben komfortabler Behausung aufzuhalten...was natürlich dazu führte, dass dies nicht immer Konfliktfrei ablief. Vor allem wenn das Brennholz knapp wurde und einer von uns beiden hinaus musste, um für Nachschub zu sorgen. Mittlerweile knobelten wir darum...außer es musste Holz gehackt und zu Scheiten für den alten „Bollerofen“ klein gemacht werden….denn das war eindeutig „MÄNNERARBEIT“...die ich dem Trapper nur zu gerne überließ.
 

Mir genügte es an und für sich schon, dass ich zum Holz holen und aufs Klo vor die Türe musste, wenn es stürmte und schneite. Ansonsten war ich ganz froh wenn ich drinnen bleiben konnte, freiwillig brachten mich ohnehin keine zehn Pferde vor die Türe, außer mein Hund musste kurz raus...ebenfalls zum Pinkeln und seine übrigen Geschäfte zu erledigen...das war dann im Wesentlichen auch schon alles.
 

Was aber im Umkehrschluss bedeutete, dass es damit kaum eine Gelegenheit gab sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Die aufgezwungene Nähe zwischen uns beiden machte indessen nicht nur mir zu schaffen...auch IHM! Wenn er es mir gegenüber auch nicht offen ansprach, so spürte ich es trotzdem unterschwellig an seinem Verhalten.
 

Eikskild war an sich so schon nicht unbedingt der gesprächigste Mann unter der Sonne...aber wenn wir uns mal wieder wegen Nichtigkeiten in der Wolle hatten, sprach er nahezu gar nichts mehr mit mir, sondern zog es vor, sich anstatt dessen lieber in eine seiner stillen Ecken zu verkriechen und sich hinter seinen Büchern zu verschanzen…so als würden sie ihm als imaginärer Schutzschild vor meinem inzwischen merklich angestauten Frust dienen und doch wussten wir beide, dass dies nichts weiter als reine Illusion war.
 

Denn wir konnten einander im Grunde nicht entkommen….außer der Sturm legte sich, dann verließ er fast fluchtartig die Hütte, um entweder ein ausgedehntes „Schwitzbad“ in seiner Banja zu nehmen oder aber doch noch einige seiner Fallen aufzustellen, die ihm jetzt um die Jahreszeit denkbar dürftige Beute einbrachten, aber trotzdem besser als nichts waren. Die Hoffnung darauf war das, was ihn antrieb und ihn so lange an diesem rauen Ort hatte ausharren lassen.
 

Außerdem versuchte er trotz eisiger Kälte und ständiger Dunkelheit essbares an Fleischvorräten für die fünf Hunde und auch für uns beide zu beschaffen. Was ihm wieder erwarten und entgegen meiner Meinung sogar besser gelang, als ich annahm. Frisches Fleisch war bei dem ganzen „Konservenfutter“ auf das wir uns zwangsläufig einstellen mussten daher eine mehr als willkommene Abwechslung.
 

Zwei Tage später hatte sich das Wetter wieder etwas gebessert, wenigstens stürmte es nicht mehr, wenn es auch stockdunkel und entsprechend eisig kalt blieb. Eikskild hatte die letzten Tage immer wieder mit dem Funkgerät Kontakt mit Longyearbyen gehalten und sich bei der lokalen Wetterstation dort wichtige Informationen eingeholt, wie sich das Wetter die kommenden Tage über entwickeln würde...und es zweifelsfrei als annehmbar und vor allem „sturmfrei“ eingestuft.
 

Denn als er mich an dem Morgen während unseres gemeinsamen Frühstücks kurz ansah, merkte ich ihm die Erleichterung darüber dass er endlich wieder nach draußen konnte, um nach seinen Fallen zu sehen direkt an.
 

Was ich dann einige Augenblicke später auch prompt so von ihm vernahm, wobei er gleichzeitig Anstalten machte sich umgehend von seinem Platz zu erheben, auf dem er bis eben noch gesessen hatte, um seinen (nacht)schwarzen Kaffee samt das übliche allmorgendliche „Tundrafrühstück“ bestehend aus getrocknetem Ren und etwas trockenem Brot in Windeseile in sich hinein zu schaufeln. Ein Umstand, an den ich mich wohl niemals ganz gewöhnen konnte, denn ich mochte kein Trockenfleisch und würde es vermutlich auch niemals als besonders schmackhaft empfinden.
 

So war der Trapper eindeutig der Erste von uns beiden der so früh am Morgen Anstalten machte Konversation zu betreiben, wenigstens um mir zu unterbreiten, wie seine Pläne für diesen und die kommenden paar Tage aussahen, in denen das Wetter so „ruhig“ wie jetzt bleiben würde.
 

So vernahm ich seine angenehm melodiös warme und tiefe Stimme ein wenig steif und entsprechend trocken als er mich ansprach.
 

„Ich werden heute und die nächsten Tage meine Fallen aufstellen und kontrollieren und außerdem versuchen uns Nahrung zu beschaffen. Vielleicht ich können mit viel Glück ein Ren oder ein junges Walross schießen...dann wir haben Fleisch genug für die nächsten Wochen. Aber ich wollen nicht, dass du mitkommen. Das sein für ein Frau wie dich zu gefährlich, du sein mein Gast und ich haben mir selber etwas schwören, denn ich ganz gewiss nicht wollen, dass dir etwas zustoßen. Aus diesem Grund du bleiben besser hier. Aber ich würden deine Hund gerne mitnehmen...ich denken es können ihr nicht schaden, sie brauchen Bewegung und frische Luft so wie ich und meine andere Hunde auch.
 

Sein du damit einverstanden Lyria?!“ Eikskild sah mich dabei so eigentümlich durchdringend und zugleich bittend an, dass ich nicht umhin kam, ihm trotz meiner leichten Missbilligung, dass er mich allein und in meinen Augen „schutzlos“ im Haus sitzen lassen wollte, die Zustimmung zu geben, dass er Keira von mir aus mitnehmen durfte. Andererseits fiel mir siedend heiß ein, dass ER sich dann ja zwangsläufig für eine nicht unerhebliche Zeit vom Acker machen würde...und das konnte mir nach dem ständigen aufeinander hocken der letzten Vierzehntage an sich nur recht sein...und ein wenig „Abstand“ voneinander konnte dazu gewiss auch nicht schaden.
 

Wer wusste denn schon so genau, wie sich das Wetter weiterhin entwickeln würde?
 

Niemand!
 

Richtig….und damit war es unter diesen Umständen vielleicht die letzte Gelegenheit noch einmal so etwas wie eine ungestörte Privatsphäre genießen zu können...vielleicht die allerletzte bis zum nächsten Frühling?!
 

„Ja mach das, ich denke ein wenig Bewegung kann ihr sicherlich nicht schaden.“ Sagte ich somit in aller Seelenruhe zu ihm, wobei ich ihm direkt in die Augen blickte. Eikskild jedoch reagierte entsprechend irritiert auf meine Reaktion, mit der er so wohl nicht gerechnet hatte.
 

„Ahh was, du sein nicht böse auf mich, weil ich gehen und dich allein lassen wollen Lyria?“ Fragte er mich dahingehend also fast sofort mit ehrlich verblüfften Unterton in der Stimmlage, wo ich es ihm regelrecht anhören konnte, was er dachte. Und unwillkürlich musste ich ihm innerlich recht geben..weil eigentlich war ich zuweilen schon eine rechte Meckerziege und damit manchmal wirklich unausstehlich. Ich konnte es ihm wahrlich nicht verdenken, dass er gedacht hatte, ich würde mich bei ihm beschweren und in deswegen schelten wollen.
 

Doch so merkte ich lediglich wie sich ein schmales, amüsiertes Lächeln über mein Gesicht zog und ich dem Trapper somit ehrlich vergnügt und gönnerhaft entgegnete.
 

„Nein geh du ruhig...ist schon okay Eikskild, ich kann ja inzwischen ganz gut auf mich aufpassen denke ich. Sofern du mir eins der Gewehre da lässt und nimm die Nervensäge von einem Hund mit, Keira wird vermutlich ganz froh sein, wenn sie mal wieder raus an die Luft darf.“ Ich sah ihm völlig ruhig und gelassen entgegen, wobei er die dunklen Brauen kurz und erwartungsgemäß argwöhnisch zusammen zog, doch als ich ihn spontan angrinste, verflüchtigte sich der bis dahin sichtbar angespannte strenge Zug um seine Mundwinkel augenblicklich und der Trapper wirkte zum ersten Mal seit langem ausgeglichen entspannt.
 

Er freute sich offenbar wirklich darüber, dass ich ihm nicht (schon wieder) vorwarf mich entgegen aller Vernunft allein im Haus zurück zu lassen….was ja so inzwischen auch nicht mehr ganz der Wahrheit entsprach, hatten wir in letzter Zweit doch wahrhaftig genug der intensiven Gesellschaft aneinander gehabt.
 

Und so verschwand der nordische Mann wenig später auch wenig überraschend zügig um sich mit Freuden seinen eigenen Angelegenheiten zu widmen, wobei es ihm tatsächlich gelang meinen Hund von seinem Vorhaben zu überzeugen, sich von ihm inzwischen nicht mehr vor den Wagen, sondern des Trappers Hundeschlitten spannen zu lassen.
 

Damit war ich...endlich allein!
 

Ich wusste vor lauter Erleichterung zunächst gar nicht wie mir geschah...waren wir doch knapp zweieinhalb Wochen lang ununterbrochen „aufeinander“ gesessen...und so konnte ich mein Glück kaum fassen, endlich wieder annähernd so etwas wie Privatsphäre genießen zu dürfen...ohne einen Mann vor der Nase oder im Nacken zu haben, der sich zwar alle Mühe gab, möglichst umgänglich zu erscheinen, einen dann aber doch auf irgend eine Art und Weise nicht mehr aus den Augen ließ, wenn auch mehr oder minder unfreiwillig und damit zwangsläufig den momentanen Umständen unterworfen.
 

Dennoch Mann blieb Mann...und mit einem auf so engem Raum zusammen zu leben, mit dem man nicht zwangsläufig auch das Bett teilte, war demnach alles andere als einfach und eine ständige Gratwanderung. Aber das hatte ich mir ja schon im Voraus denken können.
 

Nun gut, dass es nicht einfach werden würde hatte ich gewusst..aber dass ER sich im Nachhinein als eine solch schwierig zu knackende Nuss für mich herausstellen sollte, das hatte ich grundlegend unterschätzt….denn ich sah zum Einen sehr wohl die begehrlichen Blicke die mir folgten, wenn er sich unbeobachtet fühlte, wusste ich ja, dass er mich mochte und mehr noch...eine Geste, ja ein einziger entsprechend auffordernder Blick von mir würde genügen, dass ich vermutlich nicht mehr wüsste, wie mir geschah.
 

Eikskild würde mich im wahrsten Sinne des Wortes überkommen wie eine Naturgewalt….schon seines stürmischen Temperaments wegen, das er ständig so vehement im Zaum und unter Kontrolle zu halten versuchte.
 

Allein das spürte ich unterschwellig sehr genau an ihm, das musste Mann mir nicht noch extra unterbreiten...dazu hatte der Trapper eindeutig viel zu lange ohne eine Frau gelebt. Also so unbedarft naiv, um das nicht wenigstens annähernd zu begreifen war selbst ich nicht mehr und aufgrund dieses Wissens hatte ich nach unserem letzten Zusammenstoß in der Tundra bisher tunlichst darauf geachtet, ihm nicht mehr in irgend einer Weise Avancen zu machen, die ich hinterher bereuen könnte...denn sonst würde ich mich vermutlich schneller in seinem Bett wieder finden, als ich es mir in meinen wildesten Phantasien auszumalen vermochte, die ich trotz aller Vernunft und Beherrschtheit längst schon nicht mehr vollständig verleugnen konnte.
 

Der Trapper war zweifelsfrei nicht unattraktiv auf seine ganz eigene Weise...gewiss nicht...
 

Aber nein DAS kam nicht in die Tüte...auf keinen Fall, vorher würde ich es mir zwangsläufig selber besorgen. Verdammter Shit ich war ja nicht wahnsinnig mich auch noch mit so einem wie IHM einzulassen?! Nein mein Leben war so schon genug aus dem Ruder gelaufen und ihm Frühling war ich mir zu nahezu einhundert Prozent sicher, dass es wieder in die richtigen Bahnen finden würde, wenn ich erst einmal mein Studium auf Svalbard begonnen hatte.
 

Oh heilige Mutter Gottes...was dachte ich da eigentlich? Ich konnte es nicht fassen...machte ich mir wirklich allen ernstes jetzt schon Gedanken darüber wie ICH...mit...mit IHM? Um des Himmels Willen...also das musste ich unterbinden und zwar sofort! Solch unschickliche Gedanken durfte ich mir nicht einmal vorstellen….geschweige denn jemals Realität werden lassen…
 

Um mich davon abzulenken und hoffentlich in weitaus weniger brisante Gedankengänge zu manövrieren beschloss ich damit also zunächst mich nützlich zu machen, was im Umkehrschluss nichts anderes hieß….als Bude auf den Kopf stellen und zwar gründlich, um sie entsprechend auf Vordermann zu bringen. Ich musste demnach die vielleicht einmalige Gelegenheit nutzen, wenn ER nicht da war, um die kleine Hütte nach meinen Vorstellungen zu säubern und in Ordnung zu bringen.
 

Das Ergebnis das ich nach etwa vier Stunden harter Arbeit und viel fluchen s und schwitzen s vorweisen konnte war durchaus annehmbar...zumindest was meinen Geschmack betraf. Die Küche war blitzblank gewienert...ich hatte im Haus für eine gewisse „Grundordnung“ gesorgt und den Boden sogar nass aufgewischt..fehlte jetzt nur noch etwas warmes Wasser um einiges an meiner verschmutzten Wäsche zu waschen...wobei eins oder zwei seiner Hemden und seine so erotisch langen Männer Unterhosen einer Säuberung gewiss auch nicht gänzlich abgeneigt waren.
 

Bedeutete also dass ich Wasser im Kessel aufsetzte, um die Wäsche zu waschen...was Dank meiner (großen) Tube Reisewaschmittels für Handwäsche um einiges leichter zu bewerkstelligen war, als wenn ich die gesamte Wäsche NUR mit Seife und warmen Wassers hätte waschen müssen. Irgendwann war auch das erledigt und die nasse Wäsche hing sauber quer unter dem Dachbalken und durch den Wohnraum gespannt, damit sie trocknen konnte.
 

Ich aber war inzwischen kurz vor dem „Knock out“..den ich mir mit meiner mehr oder minder unsinnigen Putzaktion selber verschafft hatte und daher nur noch bestrebt mich auszuruhen und wenigstens etwas zu entspannen. Außerdem fiel mir auf, dass mir ebenso wie der Wäsche eine gewisse Grundreinigung nicht schaden konnte...denn außer Katzenwäsche war seit meinem letzten „Badetag“ kaum mehr Gelegenheit gewesen mich allein und vor allen Dingen richtig zu säubern, geschweige denn mir wenigstens die Haare vernünftig zu waschen und da ich meinen eigenen Körpergeruch inzwischen schon gewohnt war hatte ich es auch nicht so bemerkt.
 

Aber jetzt hatte ich nach dem schweißtreibenden Geschäft mit der Putzaktion festgestellt, dass ich stank und zwar ganz ordentlich...zumindest was meine eigenen Nase anbelangte. Also packte ich die Gelegenheit beim Schopf allein zu sein und mich damit kurzerhand in die Zinkwanne, die Eikskilt dem Himmel sei dank seit dem letzten Mal nicht wieder zurück in den Geräteschuppen gebracht hatte.
 

Ausreichend warmes Wasser hatte ich noch vom Wäschewaschen übrig und der Zuber war auch da…
 

>also warum nicht?
 

...dachte ich, was konnte es schon schaden sich mal wieder gründlich abzuwaschen.
 

Vor allem allein…
 

...und so zelebrierte ich die schiere Vorfreude eines warmen Bades für mich schließlich in aller sinnlichen Genüsslichkeit, in dem ich den Ofen noch einmal richtig anfeuerte, mir heißes Wasser machte...einige Kerzen anzündete, die ich um die Wanne herum aufstellte und mir zu guter Letzt das alte Radio schnappte, das ich vor kurzem repariert hatte, um während meines wohl verdienten Bades noch ein wenig angenehm gechillte Musik zu genießen.
 

Das allerdings stelle sich als nicht ganz so einfach heraus wie gedacht einen „geeigneten“ Sender zu finden der auch solche spielte, die mir gefiel. Aber irgendwann hatte ich auch diesen gefunden und auf eine mir angenehme aber nicht zu leise Lautstärke eingestellt.
 

Dann besorgte ich mir noch einen heißen Tee und schließlich legte ich mir ein großes sauberes Handtuch bereit und meine Kleider ab, um mich im wohlverdienten Bad zu säubern und zu entspannen. Und so lang ich irgendwann lauthals vor mich hin singend in der Zinkwanne und genoss das warme Wasser in vollen Zügen, das ich obendrein mit einer ordentlichen Menge meines Duschbades versehen hatte, so dass es entsprechend schäumte.
 

Was ich dabei allerdings nicht bemerkte war die dumme Tatsache, dass ich irgendwann nicht mehr alleine war...da es jetzt immer dunkel war, hatte ich mein Gefühl für Zeit vollkommen verloren...und so nicht bemerkt, dass meine Aktivitäten mehrere Stunden in Anspruch genommen hatten...was im Umkehrschluss bedeutete, dass ER irgendwann durchgefroren und erwartungsgemäß hungrig wieder auf der Bildfläche auftauchen würde.
 

Ich hatte den Mann mit dem ich hier lebte schlichtweg einfach vollständig ausgeblendet und damit vergessen.
 

Ich bemerkte ihn schon deshalb nicht weil ich ihn zweifellos im Rücken hatte...als ich aufstand um mich abzutrocknen und dann rasch aus der Wanne heraus zu steigen. Ich merkte es erst an dem eigenartig unterschwelligen Prickeln im Nacken, bei dem ich mich fühlte als würde ich beobachtet werden. Als ich hastig aufstand um nach dem Handtuch zu greifen, damit ich mich darin einwickeln konnte, drehte ich mich halb um...da...und erst da, fiel mein Blick wie zufällig zur Türe hin und mir bleib nahezu der Mund offen stehen als ich IHN dort stehen sah...reglos..stumm...wie versteinert...
 

Ich sah auch wie er sich ganz plötzlich straffte...nahe dran einfach zu mir zu kommen, um mich zu berühren. Der Trapper fing sich im letzten Moment und blieb stehen...so konnte ich das leise überraschte sowie merklich erregte Keuchen überdeutlich hören, das sich dabei ungewollt aus seiner Kehle löste und mich allein ihn so zu sehen zutiefst verunsicherte.
 

Ich wusste nicht wie lange er schon da gestanden hatte...aber ich wusste, dass es ganz eindeutig lange genug gewesen war um DAS zu sehen…um ALLES von mir zu sehen...um zu sehen was er nicht sehen sollte!
 

Meinen vollständig entblößten Körper...
 

„UND hat es sich wenigstens gelohnt...?“ Fauchte ich ihn demnach heftig empört an, als ich mich hastig in mein Badehandtuch gewickelt hatte und nicht nur innerlich wutschnaubend aus der Wanne heraus stieg.
 

Ich sah ihn schlucken...kurz und ein zwei mal sehr hart...dann nickte er plötzlich…er wirkte überraschend selbstbewusst, beinahe eine Spur trotzig aber doch auch von einem Hauch schlechten Gewissens berührt...denn er wusste, dass er etwas getan hatte, was sich an sich nicht gehörte.
 

Er hätte mich nicht gegen meinen Willen ansehen dürfen, zumindest nicht vollständig entblößt, denn ich war weder seine Geliebte noch seine Frau…
 

ABER...
 

...ganz tief hinten in meinem Kopf regte sich mit einem Mal der inzwischen lange verschüttete Gedanke daran, was mir anfangs unfreiwillig mit ihm wiederfahren war...denn wenn ich es genau nahm, hatte sich dieser Umstand zwischen uns ja schon einmal ergeben, gewisserweise in der Umkehr. Was bedeutete, dass ich ihn schon einmal SO gesehen hatte wie er mich jetzt sah, also vollständig ohne seine Kleider. Das war zweifelsohne nach der spontanen Waschaktion unter seiner Freiluftdusche gewesen.
 

Weshalb also regte ich mich eigentlich so künstlich darüber auf? Damit waren wir sozusagen quitt...und trotzdem fiel es mir unendlich schwer, es einfach so zu akzeptieren...
 

Zu allem Überfluss entnahm ich in seiner schönen tiefen Stimme nicht die geringste emotionale Regung als er mich einen Augenblick später erneut sprach.
 

Sie wirkte gefasst und überraschend überzeugt...
 

„Du sein für mich eine sehr schöne Frau..ich es dir haben schon einmal gesagt Lyria, du es nur vergessen haben! Was können ich denn dafür, wenn du nicht daran denken, dass du hier nicht allein leben? Du hätten doch wissen müssen, dass ich irgendwann wieder zurück kommen werden...oder etwa nicht?!“
 

Hörte ich ihn mir leise und betont gefasst antworten, als ich ihn noch immer mit meinen Blicken aufspießte wie ein Spanferkel, das gleich auf den Grill kommen sollte..wobei ich insgeheim natürlich genau wusste, dass er Recht hatte und so schon aus lauter Frustration dessen, so blöd gewesen zu sein, um das zu vergessen, beinahe Stechschritt an ihm vorbei wollte, um in den kleinen Nebenraum zu kommen, damit ich mich wieder ankleiden konnte.
 

Doch als ich gerade im Begriff war mich wenig begeistert an ihm vorbei zu drängen, das lange Badetuch dabei noch immer fest um mich geschlungen und mit zitternden Händen festhaltend spürte ich ganz plötzlich wie sich seine Hände sanft aber doch mit Nachdruck auf meine nackten Schultern legten und er mich so daran hinderte, an ihm vor bei zu kommen. Ich spürte wie der Trapper mich zu sich hin umdrehte, dass ich gezwungen war ihn anzusehen und ich fühlte plötzlich so unverhofft das heiße Prickeln meiner Haut unter seiner Berührung und was sie in mir auslöste, dass ich vor Verwirrung darüber, das ich es als so intensiv empfand heftig erschrocken aufkeuchen musste.
 

Eikskild sagte nichts...starrte mich nur ebenso verwirrt an, wie ich ihn ansah. Ich konnte nicht sprechen, so wenig wie er...wir wussten es beide in diesem kurzen Augenblick des Erkennens...und doch wagte es keiner auszusprechen. Es fiel kein weiteres Wort zwischen uns...ich fühlte nur wie er mich ungewöhnlich besitzergreifend in seine starken Arme zog. Einen Augenblick lang dachte ich wirklich, der Trapper würde mich küssen wollen, so nahe spürte ich ihn, seine Körperwärme, seine Nähe….den warmen Atem, der sich an meinem Hals brach und dort leicht ins Stocken geriet.
 

Doch dann schob er mich ganz plötzlich energisch von sich fort…
 

„Ich haben mir kürzlich etwas geschworen...du entschuldigen mich. Lyria es mir sehr leid tun, dass ich nichts gesagt oder mich bemerkbar gemacht haben, das sein sicher nicht in Ordnung gewesen. Ich hätten dich nicht so offen anstarren und in diese Lage bringen dürfen...können du mir das noch einmal verzeihen?“ Hörte ich ihn mir mit einem Mal ungewöhnlich entschlossen und mit Nachdruck antworten.
 

Ich nickte völlig verdattert angesichts dieser seltsam einsichtigen Reaktionen des Mannes, der insgeheim vermutlich nichts lieber tun würde als mich davon zu überzeugen, ihn doch endlich als den Mann zu sehen oder anzuerkennen, der er nur zu gerne für mich wäre….
 

Und wenn ich ehrlich war konnte ER ja auch gar nichts dafür, es war ganz allein meine Schuld, dass ich so unachtsam gewesen war den Umstand völlig auszublenden nicht alleine zu sein und es war eben jene Tatsache gewesen, dass ich ihn nicht kommen gehört hatte, die ich mir selber nicht verzeihen wollte.
 

Denn Eikskild war vorhin vermutlich nicht einmal so besonders leise zur Türe herein gekommen, die ich ohne darauf zu achten im Rücken gehabt hatte, schon weil er nicht mal ansatzweise ahnte, was ich da während seiner Abwesenheit getan hatte.
 

Ich hätte es eigentlich schon an dem ordentlichen Schwall kalter Luft merken müssen...und an dem unachtsamen Gepolter, das er beim Eintreten in den kleinen „Flur“ verursacht hatte, aber ich hatte das alles überhört und das alte Radio dafür eindeutig einen Tick zu laut gestellt wobei ich selbst kräftig am vor mich hin trällern gewesen war, dass ich ihn nicht kommen hören konnte, selbst wenn ich damit gerechnet hätte.
 

Und doch war Mann schlussendlich so dreist gewesen, sich nicht im Ansatz bemerkbar zu machen und mich vorzuwarnen. Nein ER hatte es offenbar nicht für notwendig befunden und mich damit sozusagen absichtlich in diese „Falle“ tappen lassen...eine die ich als furchtbar peinlich und dazu noch fürchterlich emotional aufwühlend empfand und zwar nicht nur für mich allein…
 

Oh ja ich wusste es, denn ich hatte den hungrigen Blick gesehen mit dem er mich angestarrt hatte….unfähig die Augen auch nur ansatzweise abzuwenden…
 

Nur zu gut hatte ich ihn gesehen und verstanden. Der Mann wollte mich und doch wusste er, dass er mich nicht begehren durfte...noch mich haben konnte. Ich hatte es ihm ja letzten Endes überdeutlich zu verstehen gegeben. Und doch war ich selbst zutiefst entsetzt darüber wie bereitwillig ich es zugelassen hätte mich seinen starken Armen und seiner sinnlichen Leidenschaftlichkeit zu überlassen...
 

Hätte dieser begehrliche Blick von ihm nur noch einen Augenblick länger angedauert...nur noch einen Augenblick länger, dann wäre es um meine so mühsam gewahrte Selbstbeherrschung vollständig geschehen gewesen und wo wir beide dann gelandet wären, wurde mir dabei nur all zu klar.
 

Der Weg in sein oder mein Bett wäre damit wohl der unvermeidliche Schritt gewesen, den wir hinterher sehr wahrscheinlich schwer bereut hätten.
 

Doch zu meinem größten Entsetzen begann genau dieser Gedanke mich unbewusst immer mehr zu beschäftigen….die Vorstellung daran ihn lieben zu können war lange nicht mehr so abwegig, wie ich es mir selbst weiß machen wollte und ganz tief in meinem Inneren, in meinen intimsten Träumen wusste ich längst, dass es sich ein Teil von mir insgeheim sogar wünschte dies zu tun.
 

Aber das durfte ich nicht zulassen, das würde ihm das Herz brechen und mir dazu...wenn ich mich mit ihm einließ musste ich hundertprozentig sicher sein, dass ich bei ihm bleiben wollte um mit ihm zu leben, denn sonst hatte das ganze kein Zukunft und da ich das nicht wusste....da ich im Augenblick überhaupt nicht mehr wusste, was ich eigentlich wollte, versuchte ich einfach nur intuitiv mich möglichst nicht an diesen Mann zu verlieren...den Mann, den ich wenn ich bei ihm blieb wirklich von ganzem Herzen aufrichtig lieben wollte.
 

Und dahingehend musste ich mir wenn ich das tat wirklich vollkommen sicher sein…
 

...und solange ich das nicht war, gebot ich mir selbst nicht etwas zu tun, was hinterher einen unvermeidlichen Scherbenhaufen hinterlassen würde….das hatte ich während meiner vergangenen Beziehungen bereits einmal zu oft am eigenen Leib erlebt.
 

DAS wollte ich daher auf keinen Fall noch einmal erleben! Nicht noch einmal...

..und ihre (emotionalen) Tücken

An diesem Abend hegte ich angesichts dieser unangenehm angespannten Situation jedenfalls ein nicht besonders großes Interesse daran ihm freiwillig Gesellschaft zu leisten...ich wusste, dass es nicht sonderlich nett oder höflich war, ihn allein in der „Wohnstube“ sitzen zu lassen...aber ich wusste auch, dass es besser sein würde, wenn wir uns vorerst aus dem Weg gingen, so gut es eben möglich war.
 

Was also hieß, dass ich mich wieder anzog, mir anschließend etwas essbares in der Küche beschaffte und mich dann ohne noch weiter von ihm Notiz zu nehmen in Begleitung meines Hundes auf meine Koje fallen ließ, um den ganzen restlichen Abend mit meinem Tagebuch zu verbringen und um etwas zu lesen...wenn ich mich auf den Inhalt meines hochvergeistigten Romans auch nicht recht konzentrieren konnte, weil meine Gedanken immer wieder zu ihm hin abdrifteten. Ich musste entgegen meinen Willen immer wieder an Eikskild denken...an den Mann, der dort allein in der Stube saß und sich vermutlich ebenso den Kopf darüber zerbrach, wie das nur mit uns beiden weitergehen sollte?!
 

Er, der es vermutlich ebenso wenig wusste wie ich...
 

...und damit bemerkte ich schließlich auch, wie ich mich tatsächlich bei dem Gedanken ertappte darüber nachzudenken, was sein würde wenn ich es tat...wenn ich es tatsächlich zulassen würde, mich in ihn zu verlieben...nein, wenn ich zuließe dieses GEFÜHL, das ich immer deutlicher zu spüren begann auch wirklich ernsthaft zu LEBEN und verdrängte diesen Gedanken irgendwann merklich ernüchtert und obendrein zutiefst erschrocken überhaupt über so etwas abwegiges wie DAS nachgedacht zu haben.
 

Ja über etwas, was weder sein durfte, noch sein konnte….diese Option existierte einfach nicht in meiner beschränkten kleinbürgerlichen Vorstellungswelt, denn ich war hier an sich nichts weiter als ein Gast auf Zeit...nicht mehr und nicht weniger….
 

...aber was sind schon kindlich unreife Vorstellungen entgegen solch starker Emotionen wie die, die mich seit einiger Zeit gegen meinen Willen beschäftigten. Emotionen und Gefühle, die ganz eindeutig mit Eikskild zu tun hatten, auch wenn ich es weiterhin nicht wirklich wahr haben wollte.
 

Die schiere Ernüchterung darüber, dass Herz und Verstand längst nicht immer einer Meinung sein müssen und es auch nicht sein können, sollte mich allerdings einige Tage später bitterböse einholen….
 

Etwa drei Tage später war es soweit...die Dunkelheit hatte sich längst dauerhaft auf das Land am Polarkreis gesenkt. Die Nordlichter tanzten in allen Farben am Himmel und beleuchteten die Szenerie in einem unwirklichen Licht...immerhin war der Himmel klar geblieben und es gab am „Morgen“ als wir aufwachten zur Abwechslung mal keinen Schneesturm.
 

Wobei das Eikskild im Übrigen auch nicht sonderlich zu stören schien, denn der Trapper ging trotzdem dick in seine Winterkleidung eingepackt raus, um wie üblich nach seinen Fallen zu sehen...ganz gleich bei welchem Wetter, wenn auch längst nicht mehr so regelmäßig wie noch im Spätherbst.
 

Heute war so ein Tag, er war schon seit dem frühen Morgen unterwegs und so hatte ich ihn mehrere Stunden lang nicht gesehen...doch jetzt sah ich als ich zufällig aus dem Fenster blickte den Schlitten des Trappers zurück kommen...das Licht der kleinen Gaslaterne die er mitgenommen hatte schien einsam wie ein nackter Strohhalm in der immerwährenden Dunkelheit und hatte mich letzten Endes darauf aufmerksam werden lassen.
 

Außerdem hatte der Trapper wie es seit einiger Zeit immer öfter der Fall war Keira mitgenommen...und so wollte ich nachsehen ob alles in Ordnung mit ihr war, denn immerhin war sie kein reinrassiger Schlittenhund, sondern nur ein einfacher Schäferhund. Somit lief ich zur Garderobe stieg eilig in meine dicken gefütterten Fellstiefel hinein und schlüpfte noch im Hinausgehen in meine warme Daunenjacke, die ich während des Verlassens der Hütte gewissenhaft zu machte. Ich zog meine Mütze rasch über den Kopf und lief ihm jedoch nicht ohne mich noch kurz zuvor aufmerksam vergewissert zu haben dass kein Bär in der Nähe war entgegen.
 

Der Trapper machte Anstalten den Schlitten genau vor mir zu stoppen und ich bekam so eine ganz ordentliche Ladung des aufwirbelnden Pulverschnees ab...als er entsprechend schwungvoll bremste und die völlig erschöpften und hechelnden Hunde anhalten ließ. Keira bellte einmal kurz als sie mich sah und wollte schon an mir hoch springen, als ich neben ihr stehen blieb, doch sie war so fertig, dass ihr das nicht gelang...ich sah sie nur hecheln und die Zunge hing ihr dabei schier bis zum Boden hinunter.
 

„Bist du jetzt ganz wahnsinnig geworden Trapper? Ja Himmel A..... und Zwirn, wie kannst du die Hunde so überanstrengen...wie kannst du MEINEN Hund so überanstrengen Eikskild?!“ Fuhr ich ihn zur Begrüßung erst einmal entsprechend aufgebracht an, wobei mein Zeigefinger vorwurfsvoll wie eine Lanze direkt in Richtung meines völlig erschöpften Hundes schnellte und ich den Nordmann dabei mit Blicken beinahe aufspießte, so zornig war ich in dem Moment auf ihn...und ich schwor mir just in diesem Augenblick, ihm meinen Hund gewiss niemals wieder freiwillig anzuvertrauen.
 

Doch Eikskild sah mir überraschend gelassen entgegen...er sprang geschickt vom Ausleger des Schlittens und zog im Anschluss daran ein dickes Bündel weißer Felle herunter, wobei er mir mehr oder minder beiläufig antwortete…
 

„Du können stolz auf deine Hund sein Lyria..sie haben heute an die 30 Meilen geschafft. Ich haben leider eine größere Runde machen müssen, als ich es planen. Die äußeren Fallen haben ich vor einigen Tagen vergessen zu kontrollieren und ich haben dazu noch einen Bär sehen, ihm haben ich lieber nicht zu nahe kommen wollen. Daher ich haben den Umweg machen müssen. Siehst du Keira haben es gut gemacht..also was du von mir wollen? Du lieber stolz auf sie sein!“
 

Entgegnete er mir derweil in stoischer Ruhe, wobei er sich nicht von seiner Arbeit abbringen ließ...was bedeutete, dass er zunächst einmal die Felle in Richtung des Schuppens schaffte und dann damit begann, die Hunde aus dem Schlittengeschirr zu lösen, wo er sie an ihren Stammplatz im Schuppen brachte und ihnen ihre tägliche Ration an Fleisch verfütterte, während ich ihm vor Kälte bibbernd dabei zusah.
 

Mein Hund war der letzte den er aus dem Geschirr heraus holte...dabei sah ich, wie Eikskild sie liebevoll streichelte und ihr kräftig den Rücken klopfte..er sprach beruhigend mit ihr, wobei sie die gutgemeinten Streicheleinheiten freudig über sich ergehen ließ, ja sogar kurz bellte, als er sie endlich los ließ, damit sie zu mir laufen konnte.
 

Keira schmiegte ihre weiche Schnauze noch einmal kurz in seine Hand und löste sie dann, wobei sie schnurstrax zu mir kam um mich endlich zu begrüßen. Sie wirkte noch immer erschöpft..aber irgendwie hatte mein Hund sich seither auch verändert...ihr Fell glänzte mehr und sie war auch von ihrer ganzen Statur her kräftiger muskulöser geworden und das trotz des Winters...ebenso wie sich ein gewisser Hauch von Wildnis in ihrem Blick bemerkbar zu machen schien, den sie vorher nicht gehabt hatte...ich musste plötzlich an seine Anmerkung denken..an den Tag, an dem er mich gefragt hatte, ob sie in ihrem früheren Leben vielleicht ein Schlittenhund gewesen sein mochte?
 

Unwillkürlich musste ich darüber schmunzeln und das entgegen meinem Willen...der eigentlich noch immer stinksauer auf ihn sein wollte...es aber doch nicht ganz schaffte.
 

Dieser Mann war schon so ein Unikat....also das musste man ihm zweifelsfrei lassen. Irgendwie konnte ich ihm nicht lange böse sein..ganz gleich, wie sehr er mich zuweilen auf die Palme brachte.
 

Doch was darauf folgen sollte, das hatte weder er noch ich wirklich berechnet...geschweige denn beabsichtigt.

..und ihre (emotionalen) Tücken - 2

Als Eikskild wenig später Hunde samt seine erbeuteten Felle wie üblich gewissenhaft versorgt hatte, kam er zu mir, wobei er mir forschend entgegen sah und dann nicht laut, aber doch entsprechend nachdrücklich zu sprechen ansetzte.
 

„Ich sein sehr müde, es waren heute ein langer Tag...und er sein auch anstrengend gewesen. Ich denken, ich werden noch mein Schwitzhütte anheizen. Ich spüren alle mein Knochen im Leib...da werden ein wenig entspannen gewiss nicht schaden. Die Wärme tun gut in der Kälte und abhärten werden es mich obendrein. Du sollten es versuchen Lyria, für dich es sicher auch gut sein, du bestimmt weniger krank werden, wenn du mein Banja benutzen. Ich es nicht verstehen können, weshalb du dich bisher so dagegen sträuben?!“ Hörte ich ihn ruhig aber mit seiner typisch entschlossenen Art und Weise sprechen und musste unwillkürlich schlucken, als ich diese Worte von ihm vernahm.
 

Na der Mann hatte ja vielleicht Nerven...war das sein Ernst? Er fragte mich tatsächlich, weshalb ich nicht mit in seine „rituelle“ Schwitzhütte wollte? Na dreimal durfte er raten warum das wohl so war…?
 

Also mit IHM ganz sicher nicht zur selben Zeit...und schon gar nicht, ohne irgend was am Leib...auf keinen Fall!
 

Entsprechend verwirrt starrte ich ihn des unmittelbaren Gefühls wegen gerade ein Déjà-vu zu erleben an...es war sozusagen die Fortsetzung eines Gesprächs, das wir beide bereits ganz zu Anfang schon einmal geführt hatten und ich hatte ihm dort schon angekündigt, dass ich sicherlich keinen Fuß breit mit ihm zusammen in seine indigene Polarkreis Sauna setzen würde, schon gar nicht vollständig „entblättert“..wie er das in der Regel zu gerne machte, wenn er allein war.
 

„Bist du irre geworden? Wenn du das machen willst bitte sehr, herzlich gerne Eikskild, aber ICH geh da bestimmt nicht rein...jedenfalls nicht zusammen mit DIR!“ Antwortete ich ihm schon deshalb mit in demonstrativer Abwehrhaltung vor der Brust überschlagenen Armen, wobei ich ihn mit unerbittlichem Gewitterblick taxierte.
 

Doch ER verstand offensichtlich nichts als Bahnhof und sah mir so erwartungsgemäß verdattert entgegen. Mann war sich darüber augenscheinlich gar nicht im Klaren, weshalb ich mich so echauffierte und dagegen sträubte...was er mir im Anschluss daran dann auch genau so offerierte, wie er es dachte.
 

„Du es mir sagen...was sein daran jetzt bitte so schlimm? Ich dich schon nicht gleich fressen werden...ich sein kein Eisbär, auch wenn ich manchmal wie einer für dich wirken mögen und du müssen dich wirklich nicht so anstellen Lyria! Aber gut, wenn du nicht wollen, dann nicht, dann gehen ich eben allein!“ Hakte er nach einem tiefen hörbar resignierten Grollen entsprechend unverständig nach, wobei er leicht den Kopf schüttelte...als könne er nicht glauben, was ich ihm da geantwortet hatte.
 

„Nichts..nichts ist so schlimm..verdammt...aber ich will nicht! Herrgott nochmal, geht das in deinen verflixten Dickschädel denn nicht rein Trapper?!“ Fauchte ich ihn schon aus dem Grund nicht sonderlich begeistert an..weil es mir ehrlich gesagt tierisch auf den Nerv ging, ihm immer alles erklären zu müssen..UND dass ich gewiss nicht NACKT mit einem MANN in der Sauna sitzen wollte, den ich zu allem Überfluss ungemein attraktiv fand und dazu noch sehr gerne mochte, hätte ihm eigentlich von selbst einleuchten müssen...tat es aber nicht.
 

Also half ich abermals entsprechend ungehalten nach...
 

„Weißt du was...mach doch was du willst, aber lass mich einfach in Ruhe damit. Ich hab dir gesagt, wie ich die Sache sehe Eikskild und basta….geh und setz dich da meinetwegen rein, wenn s denn solchen Spaß macht, im eigenen Saft zu schmoren wie ein Rollbraten. Aber bleib mir um des Himmels Willen mit diesem Folterinstrument von einer Sauna vom Hals. Was sind das da drin...mindestens an die hundert Grad oder was? Willst du etwa absichtlich riskieren, dass ich einen Hitzschlag kriege oder wie darf ich das verstehen? Nie und nimmer, das ist mir viel zu heiß..und überhaupt...NICHT mit DIR! Ist das soweit klar jetzt?!“ Fuhr ich somit neuerlich nicht eben kompromissbereiter in seine Richtung fort..wo ich von ihm ein kurzes aber sichtbar unverständiges Schulterzucken erhielt und er im Anschluss daran entsprechend trocken antwortete.
 

„Dann eben nicht...ich werden dich sicher nicht zu deine Glück zwingen, aber ich werden jetzt jedenfalls gehen und mein Banja anheizen. Du können es dir ja solange überlegen ob du es nicht doch versuchen wollen. Ich versprechen dir, ich werden nicht mit dir rein gehen, wenn du es nicht wollen. Wir das auch nacheinander machen können...das sein das kleinste Problem denken ich.“ Kommentierte er meinen entrüsteten Ausruf von eben somit vergleichsweise gelassen, wobei er tatsächlich Anstalten machte, sich in Richtung der Russischen Banja zu bewegen, um den kleinen gusseisernen Ofen in ihrem Inneren anzuheizen.
 

„Bitte wie du willst, tu dir nur keinen Zwang an Eikskild. Aber ich geh jetzt wieder ins Haus, mir reicht s nämlich, es ist mir auch so schon kalt genug!“ Entgegnete ich ihm während dessen nochmals nachdrücklich standhaft und dann tat ich auch, was ich gesagt hatte...ich drehte mich um, pfiff leise aber demonstrativ nach meinem Hund, der sich derweil um die Hütte herum trieb um (hoffentlich) seine Geschäfte zu verrichten, damit ich später nicht nochmal wegen ihm raus musste und ging als er kurz darauf zu mir gelaufen kam ohne ein weiteres Wort zu verlieren wieder ins Haus zurück.
 

Drinnen angekommen zog ich meine Sachen aus und verkrümelte mich umgehend auf die warme Ofenbank in der Wohnstube, wo mein Hund sich unaufgefordert zu meinen Füßen nieder ließ und ich mich mit angewinkelten Beinen hinsetzte wo ich anschließend schweigend ins Feuer starrte...denn ich wollte nachdenken…Zeit genug hatte ich ja dafür...denn es würde sicher dauern bis ER wieder kam.
 

Ja und ER war es dann auch der mich gedanklich wieder einmal mehr beschäftigte als er eigentlich sollte und mir gut tat. Herrje ich verstand einfach nicht WAS es war, das mich so an ihm verwirrte...ich begriff nicht, was es war, dass mich so heftig auf ihn reagieren ließ?
 

Ja ich verstand einfach nicht...dass es dem schlichten Umstand geschuldet war, ihn zu mögen...IHN weitaus mehr zu mögen, als ich sollte und es in meinen Augen tun durfte.
 

Als der Trapper kurze Zeit darauf ebenfalls in die Hütte kam, streifte er Stiefel und Jacke ab und warf beides achtlos in die ihm nächste Ecke im Flur, dann kam er direkt zu mir in die Stube, blieb jedoch ein gutes Stück abwartend vor mir stehen. Ich hob den Kopf und sah ihm leicht verwirrt entgegen, weil ich nicht wusste, was er jetzt schon wieder von mir wollte. Ein kurzes Lächeln zog sich während dessen über seine markant schmalen Lippen, mit dem er mich aufmerksam musterte.
 

„Der Ofen sein jetzt heiß genug denken ich...ich werden gleich nach draußen gehen. Du wollen es nicht doch einmal versuchen Lyria? Ich würden mich wirklich freuen, wenn du es tun!“ Hörte ich ihn einige Augenblicke später ein wenig steif nachfragen, während ich sehr genau spürte, dass es ihm ernst damit war aber er sich nicht noch einmal eine Abfuhr von mir einhandeln wollte.
 

Entgegen meiner Überzeugung, hörte ich mich zu meiner größten Überraschung leise seufzen..ehe ich ihm entsprechend unwillig antwortete..“was ist, lässt du mich dann wenigstens endlich in Ruhe, wenn ich es tue Trapper?“ Mein Blick blieb fest und merklich streng an seinem hängen, wobei ich in seinen Augen eine gewisse Belustigung aufglimmen sehen konnte…ehe sein Gesicht wieder so ausdruckslos wie zuvor wirkte.
 

„Sicher ich es dir versprechen werden Lyria. Du können es mir ruhig glauben!“ Konnte ich ihn mir einen Moment später erwartungsgemäß selbstsicher und nachdrücklich antworten hören.
 

Ich seufzte abermals leise…
 

„Na schön...na schön..ich werd s dir zuliebe versuchen Eikskild...aber wehe es geht schief, ich sag s dir das bereust du Mann..ganz ehrlich!“ Kommentierte ich seine Überredungsversuche indessen abermals wenig kompromissbereit. Indem sah ich ihn spontan lächeln...es war eines dieser sympathisch jungenhaften Lächeln, die ich so an ihm mochte und leider nur so selten zu sehen bekam.
 

„Gut dann du kommen..wir gehen, ich es dir zeigen werden!“ Setzte er jedoch unversehens und entsprechend knapp in meine Richtung an, woraufhin ich ihn verwirrt anstarrte. „Ähhhh hast du..hast du vorhin nicht gesagt, dass wir getrennt in die Banja gehen?!“ Entfuhr es mir dabei derart verdattert, dass er prompt zu lachen anfing. Ein tiefes dröhnendes und mehr als amüsiertes Lachen...war es was da so unversehens aus ihm heraus brach.
 

„Ach haben ich das gesagt? Tatsächlich? Oh ich glauben das müssen wohl ein Irrtum gewesen sein….wie du sollen das denn allein machen? Du haben ja kein Ahnung davon...oder wissen du etwa wie man ein Aufguss machen? Ich dir sagen, du müssen kein Angst vor mir haben Lyria, ich werden dir nichts tun, ich sein nicht bissig und wenn es dir wohler sein, dann du können von mir aus dein Handtuch anlassen. Ich werden dir schon nichts wegschauen, ich wissen wie ein Frau aussehen, du sein gewiss nicht die Erste in mein Leben.“ Erntete ich daraufhin prompt den erwartungsgemäß trockenen Kommentar des Trappers, den ich beinahe erwartet hatte.
 

„Na schön überredet, aber wehe du benimmst dich nicht, dann war das, ganz sicher das erste und letzte Mal Eikskild!“ Fauchte ich ihm leise aber entschlossen entgegen, woraufhin ich ihn merklich belustigt nicken sah.
 

„Ist gut, ich es schon verstanden haben und jetzt du kommen lassen uns gehen..und vergessen bloß dein Handtuch nicht, sonst ich auch meinen Spaß haben werden.“ Konterte er neuerlich überraschend schlagfertig, wobei ein spontanes wie sichtbar breites Grinsen über seine markant geschnittenen Gesichtszüge huschte und ihn um so vieles jünger wirken ließ, als er es vermutlich sein musste…es wirkte anziehend und ließ ihn ungewöhnlich attraktiv erscheinen….etwas das ich bisher absichtlich nicht an ihm hatte sehen wollen.
 

„Elender Einfaltspinsel!“ Fluchte ich säuerlich leise vor mich hin, als ich in Richtung meiner Schlafstätte abzog um mein Handtuch zu organisieren...denn DEN Spaß wollte ich ihm um keinen Preis der Welt gönnen ohne es dazustehen, wie das ja leider schon einmal der Fall gewesen war.
 

Kurz darauf waren wir beide wieder angezogen und mit seiner Büchse bewaffnet auf dem Weg zu seiner Schwitzhütte, die er neben den Geräteschuppen aufgestellt hatte. Das Ding war gewiss nicht groß...aber es genügte dennoch für zwei und besaß sogar noch den Luxus eines kleinen Vorraums, in dem man sich aus und wieder ankleiden konnte.
 

Kaum drinnen angekommen verschloss er sorgsam die Außentüre und stellte sein Gewehr in die Ecke. Mir schlug die Hitze indessen schon so heftig entgegen, dass es mir beinahe den Atem raubte...puhhh na das konnte ja noch heiter werden. Als er sich kurz darauf zu mir umdrehte sahen wir uns einen Moment lang an...im Halbdunkel des Vorraumes glitzerten seine blauen Augen in einem merkwürdig unwirklichen Glanz der mich verunsicherte.
 

„Ähhh ja und wie geht’s jetzt weiter, wie hast du dir es jetzt in etwa vorgestellt, wie wir das mit dem „nacheinander“ rein gehen anstellen sollen?“ Fragte ich ihn demnach entsprechend unsicher. Er zuckte kurz mit den breiten Schultern. „Oh das sein nicht schwer, dafür geben es ein Lösung. Ich werden den Anfang machen und du dich einfach nach mir ausziehen, wenn ich drin sein und dann werden du nach kommen..so einfach sein das!“ Kommentierte er meine Frage so derart unbekümmert, dass ich nicht umhin kam einmal kräftig schlucken zu müssen.
 

„Oh schön und DU ziehst dich aus..hier und..und jetzt? Ich...ich meine direkt VOR mir? Macht dir das denn gar nichts aus?!“ Hörte ich mich ihm mit plötzlich sehr trockenem Mund fragen, nahe dran zu krächzen wie ein alter Rabe..Gott wie peinlich war DAS denn?
 

Er schüttelte jedoch demonstrativ den Kopf. „NEIN das machen mir nichts aus, weil du dich natürlich solange umdrehen werden, du sein ja ein hochanständige Frau oder?“ Kam der entsprechende Konter in meine Richtung..den ich so in der Form jetzt eigentlich nicht von ihm erwartet hatte.
 

Ein heftiges Räuspern war daher zunächst das einzige Resultat seiner glasklaren Ansage an mich.
 

„Ohhhh...ääähh ja natürlich..selbstverständlich Eikskild, klar mach ich!“ Vernahm ich meine merklich angespannt wirkende Stimme schließlich rau und unüberhörbar peinlich berührt in seine Richtung krächzen, was ihm ein leises belustigtes Lachen entlockte.
 

„Gut das haben ich mir schon denken. So und du dich jetzt bitte umdrehen werden, ich wollen nämlich anfangen!“ Entgegnete er mir daraufhin nachdrücklich entschlossen, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Indem spürte ich zur selben Zeit wie mir die Hitze schlagartig ins Gesicht stieg und ich sozusagen ruckartig auf dem Absatz kehrt machte, um anstatt dessen in Richtung der Bretterwand zu starren, während er tatsächlich Anstalten machte sich vollständig zu entkleiden.
 

Ich sah nichts..aber allein der Umstand zu wissen, dass der durchaus ansehnliche Mann mit dem du in einem Raum bist gleich völlig nackt sein wird, allein DER ließ mir heiß und kalt werden. Heilige Mamamia...ich wusste es ja, ich hatte ihn ja ganz zu Anfang schon einmal ganz „ohne“ gesehen...und der nordische Mann mit dem auffallend dichten dunklen Haar und Bart war gewiss alles andere als unattraktiv.
 

Und noch in dem Moment als ich hörte, wie er seine Gürtelschnalle öffnete, um praktischerweise aus seinen Hosen heraus zu steigen, geisterten mir ganz plötzlich ebenso ungewollt, wie ungerufen allerhand unschickliche Gedanken durch den Kopf, die mir ordentliche Hitzewallungen bescherten...bei denen ich inständig hoffte er möge es nicht bemerken.
 

Ich hätte nie im Leben gedacht was es mir an Selbstbeherrschung kosten würde, dem Impuls sich umdrehen und ihn mir noch einmal anzusehen nicht nachzugeben, sondern ruhig stehen zu bleiben, bis er es mir erlaubte sich wieder zu ihm umzudrehen. Innerlich biss ich krampfhaft auf die Zähne und merkte wie mein Pulsschlag sich unwillkürlich verhundertfachte….Gott der Mann wusste ja gar nicht WAS er mir da eigentlich abverlangte.
 

Ich war nahe dran zu hyperventilieren..auch weil es schon im Vorraum unerträglich heiß wurde...und das gewiss nicht nur allein der Hitze wegen. Aber irgendwann war auch das überwunden. Weniger als zwei Minuten später hörte ich ihn leise sprechen.
 

„Ich sein fertig, ich gehen jetzt rein, dann können du dich ausziehen und nachkommen!“
 

Ich merkte wie ich leise seufzend nickte.
 

„Ist gut...machen wir es so!“
 

Aber noch in dem Augenblick in dem ich mich wieder umdrehte hörte ich bereits die fensterlose Türe sich öffnen und wieder schließen, dann war ich allein im Raum. Er war in die eigentliche Sauna gewechselt und so beeilte ich mich schleunigst aus meinen Kleidern zu kommen, nur um ihm ja keine Gelegenheit zu geben, irgendwelche Dummheiten anzustellen. Etwa eine halbe Minute später stand ich vor Nervosität zitternd in mein übergroßes Badehandtuch gewickelt vor der Türe und haderte mit mir…
 

...sollte ich hinein gehen oder sollte ich es lieber nicht tun?
 

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dafür es zu riskieren..was sollte schon großartig schief gehen? Ja was sollte schon schief gehen?
 

Genau das war es was mir dabei durch den Kopf schoss…

im(wechsel)Bad der Gefühle

….und dann tat ich es. Ich öffnete die Türe und trat mit sichtbar gestrafften Schultern, entschlossen um Haltung bemüht ein.
 

Das Erste was mir entgegen schlug, war eine nahezu unerträgliche Hitze, die verdammte Banja musste tatsächlich an die hundert Grad haben...zumindest gefühlt...und da behaupte einer noch...so hoch im Norden wäre es immer kalt. Ja klar sicher, der so etwas von sich gab war gewiss auch noch nie in einem solchen Folterinstrument wie dem dem des Trappers gesessen…
 

...uhhh wow, mir brach schon direkt an der Türe der Schweiß aus jeder Pore meiner Haut aus...da hatte ich noch kaum einen Fuß hinein gesetzt. Ich wusste nur zu gut, dass ich lange nicht so hitzeresistent wie ER war und dazu kam ja noch erschwerend die Tatsache hinzu, dass ich hier drin zum Einen nicht allein und zum Anderen solche Temperaturen nicht mal ansatzweise gewohnt war.
 

„Du können die Türe ruhig wieder hinter dir zu machen, du lassen sonst die ganze Wärme nach draußen Lyria!“ Ließ sich seine angenehm tiefe Stimme mit einem Mal unversehens in meine Richtung vernehmen, als ich herein gekommen war und entsprechend unsicher an der noch immer einen Spaltbreit geöffneten Türe stehen blieb, nicht wissend was mich jetzt erwarten würde oder was ich tun sollte.
 

Doch erst als er mich darauf ansprach ließ ich sie hastig ins Schloss fallen, als hätte ich mich daran verbrannt.
 

Verwirrt und verunsichert sah ich mich um…der Raum um mich herum war klein und nur von schwachem rötlichen Schein zweier Gaslaternen beleuchtet. So etwas wie Elektrizität, eindeutig völlige Fehlanzeige, denn so etwas gab es hier nicht...aber woher sollte sie auch kommen, hier soweit im Nirgendwo? Irgendwie musste der Trapper sich ja behelfen, wenn er etwas in dem Schuppen sehen wollte. Also war das so ziemlich die einzige Lichtquelle weit und breit, die den Raum zudem in ein merkwürdig schummeriges Licht tauchte.
 

Dazu gab es auch wie in einer gewöhnlichen Sauna einen hölzernen Bretterboden und zwei Bänke auf der linken Seite, die direkt übereinander angebracht waren...während auf der anderen Seite der Hütte, der typische Saunaofen mit den heißen Steinen stand, die inzwischen schon fast glühten, so heiß waren sie…
 

...und dann sah ich ihn da sitzen, in einer derartigen Seelenruhe, dass ich unwillkürlich schlucken musste. Der Mann wirkte obendrein völlig gelassen auf mich...und nein, natürlich war er nicht vollkommen „entblättert“, wie ich es jetzt insgeheim halb von ihm gefürchtet und erwartet hatte. Nein, Eikskild trug dieses mal ganz anständig ein Handtuch um die Hüften geschlungen, was mich schlagartig und damit entsprechend erleichtert aufatmen ließ.
 

Oh mein Gott, IHN noch einmal ganz ohne alles zu sehen, hätte ich vermutlich nicht überlebt...jedenfalls nicht ohne mich dabei vollständig zum Idioten zu degradieren.
 

Aber der Kelch war damit glücklicherweise an mir vorüber gegangen…
 

„Wa..was soll ich denn jetzt machen Eikskild?“ Fragte ich ihn nachdem ich meine trockenen Lippen kurz befeuchtet hatte leise und mit hörbar verwirrtem Unterton. Er sah mir entgegen, wobei ich den neugierig interessierten Blick schon durchaus registrierte, mit dem er mich dabei einen Moment lang ganz direkt musterte.
 

„Na du sollten dich besser hin setzen aber nicht zu mir nach oben auf mein Bank..sondern auf die unten...dort sein es lange nicht so heiß. Ich denken das werden dir für den Anfang erst einmal genügen...du bleiben besser nicht länger als zehn Minuten, wenn du es solange aushalten können..dann sollten du dich draußen abkühlen.“ Vernahm ich fast sofort danach seinen prompten Kommentar an mich, wobei ich ihn erwartungsgemäß verdattert anstarrte..ehe ich überhaupt in der Lage war, ihm darauf etwas zu entgegnen.
 

„Ah ja okay...na wenn du das sagst wird’s wohl stimmen? Dann werde ich das mal tun Herr Trapper und deinen Rat befolgen….du gestattest doch?!“
 

Kam es somit entsprechend ernüchtert, und dennoch mit einem leichten aber unüberhörbaren Anflug von Sarkasmus über meine Lippen gestolpert, wobei ich Anstalten machte mich gleichzeitig betont zugeknöpft auf die untere Bank zu setzen...damit er hoffentlich nicht zu viel von mir zu sehen bekam.
 

Was nichts anderes bedeutete, als dass ich mir die Art von Peinlichkeit lieber ersparen wollte und ihm dazu. Ich wusste ja nicht mal im Ansatz ob ich ihm überhaupt gefiel...ich meine er mochte mich, das wusste ich ja aber...war das wirklich ausschlaggebend? Spielte es nicht doch auch eine nicht unerhebliche Rolle, wie attraktiv einem sein Gegenüber erschien? Und ich hatte ehrlich gesagt, nicht die geringste Vorstellung davon, wie er mich eigentlich sah...ober besser ich ahnte etwas...aber das war auch schon alles.
 

Das war alles keine Gewissheit und so hielt ich mich entsprechend bedeckt….ich wollte mir keine Blöße geben, auf keinen Fall vor ihm...nicht schon wieder, das eine Mal hatte mir völlig genügt.
 

Als ich mich schließlich zögernd hingesetzt hatte, wagte ich es mich ein wenig genauer umzusehen. Ich saß so auf der Bank, dass ich mich an der Rückwand zum Ausgang hin vorsichtig anlehnen konnte und den Raum zugleich vorsorglich im Auge hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl mit ihm hier zu sein...SO wie wir waren...nicht mehr als mit einem Handtuch bedeckt darunter vollständig unbekleidet. Ich fühlte mich unwohl...irgendwie schutzlos, der Situation ausgeliefert und doch war es auch ein eigenartig aufregendes Gefühl von Euphorie, das mich urplötzlich und völlig ungewollt überkam, als ich dessen gewahr wurde.
 

Es war mir, als hätte ich tausende von Flugzeugen verschluckt, die ununterbrochen in meinem Bauch Saltos fliegen würden….es war der Gedanke an etwas, das ich lange nicht mehr verspürt hatte...ja es war der Hauch von erotischem Prickeln...die Nähe eines Mannes zu spüren, der mir auf eine unerklärliche Art gefiel und den ich dazu inzwischen sehr gerne mochte... genau die war es auch, die mich zutiefst verunsicherte.
 

Verstohlen wagte ich es ihn aus den Augenwinkeln heraus zu beobachten…wo ich mir zu meinem Unmut selbst eingestehen musste, dass ich seltsamerweise neugierig auf ihn war...auf IHN...den Trapper.
 

Eikskild hatte es sich in der Zwischenzeit ohne noch weiter von mir Notiz zu nehmen auf der oberen Etage gemütlich gemacht und sich der Länge nach, in meine Richtung nach unten hin ausgestreckt. Was nichts anderes bedeutete, als dass er mit einem leisen Seufzer die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt hatte, beide Hände dahinter verschränkt und seine nicht so langen aber ungemein muskulös stämmigen Beine jetzt kurzerhand ausgestreckt auf dem Rand meiner Bank ruhten.
 

Der ganze Mann wirkte entspannt und ungewöhnlich gelöst, beinahe als wollte er meditieren...er war so in sich ruhend, wie ich ihn bisher selten erlebt hatte.
 

Eikskild genoss die wohltuende Wärme und die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlte offensichtlich in vollen Zügen und so war da nichts weiter als das leise Knistern und Knacken der brennenden Holzscheite im Ofen zu hören...da wir beide im Augenblick kein Wort miteinander sprachen. Ich wollte das Schweigen auch nicht vorsätzlich brechen und da ich im Moment nichts anderes zu tun hatte als zu schwitzen und höflich den Mund zu halten, beobachtete ich ihn jetzt da er weiter die Augen geschlossen hielt bei der Gelegenheit einmal ganz ungeniert wie zugleich mädchenhaft verstohlen…
 

...und was ich sah ließ mir den Atem stocken...ja meinen Puls nicht nur allein der Hitze wegen heftig nach oben schnellen. Oh nein...der dunkelhaarige Kerl der da direkt über mir nichts von meinen verworrenen Gedankengängen ahnend auf seiner Bank saß, hatte schon so etwas an sich, dass man ihm seinen rauen Charme und gewissen Sexappeal sicherlich nicht absprechen konnte.
 

Indem bemerkte ich es selbst…
 

HILFE...er gefiel mir wirklich...verdammt und zugenäht...was sollte das?
 

Ich sah ihn an...sah den muskulösen Brustkorb mit den breiten Schultern und den unzähligen feinen dunklen Härchen darauf, die sich bis zu seiner Gürtellinie hin zogen und auch noch sehr viel weiter darunter, woran ich im Augenblick gar nicht zu denken wagte, als ich mit Entsetzen bemerkte, in welche Richtung sich meine Gedanken so langsam aber sicher zu bewegen begannen.
 

Und doch hatte ich das unmittelbare Gefühl als würde sich mein Blick geradezu an ihm fest brennen...denn ich konnte meine Augen nicht von ihm abwenden. Dieser ungemein männlich ausgeprägte Körperbau des nordischen Mannes war auf seine Art schon beeindruckend stattlich geraten...trotz seiner eher geringen Größe...aber allein schon sein ausgeprägter Bizeps und die für einen Mann wohlgestalteten stämmigen Beine mit dem dunklen Flaum darauf den ich so ungemein erotisch fand….alles das machte mir ungewollt Atemnot.
 

Gott Allmächtiger...ich hatte offensichtlich schon viel zu lange keinen mehr im Bett gehabt...um schon wegen so was an sich völlig harmlosen auf solche Gedanken zu kommen. Ich kam mir in etwa vor wie ein hungriges Raubtier das sabbernd vor einem saftigen Braten saß, den es aber nicht fressen durfte. Ja verdammt nochmal aber wenn ich ihn mir so ansah...wenn ich seine markanten aber zugleich auch fein gezeichneten Gesichtszüge ansah und seine für einen Mann eher schmalen aber schön geformten Lippenbögen betrachtete...war ich nahe dran, mir zu wünschen ich möge nicht so verdammt prüde und so Moral Apostel mäßig unterwegs sein und könnte das Ganze etwas lockerer betrachten und einfach tun was mein Körper und mein Herz mir schon eine ganze Weile suggestierten und unmissverständlich klar machen wollten…
 

...nämlich dass ich IHN begehrte!
 

Ja irgend etwas völlig unerklärliches in mir wollte diesen Mann haben...um jeden Preis. Diese Erkenntnis überkam mich so klar, wie selten eine andere in meinem Leben. Ich hatte jetzt dazu auch noch mehr oder minder zufällig seinen Geruch wahr genommen, der mir so ungemein verführerisch vor der Nase herum schwebte...den unverwechselbaren Duft von frischem Männerschweiß...mit dieser für ihn eigenartig erdig moschusartigen Note, die mir wieder einmal weiche Knie bescherte..
 

....und doch sagte mein Verstand ganz eindeutig NEIN!
 

<> Auf keinen Fall wirst du mit ihm ins Bett steigen und wenn er dir noch so gut gefällt. Es ist nichts als eine Illusion, nichts als Drang..als blinder Trieb...du hast schon viel zu lange keinen mehr gehabt, daran wird es liegen und nur daran...und so billig wirst du dich ihm gewiss nicht verkaufen...wenn muss da eindeutig mehr sein als NUR allein das blanke Verlangen nach simpler körperlicher Befriedigung.
 

Du hast es dir vor nicht all zu langer Zeit geschworen...nur mit einem Mann den du auch wirklich liebst...und nur mit ihm.
 

Also denk daran Lyria..denk daran, NUR mit dem, den du auch liebst….!
 

Ich ertappte mich indem ich heftig schlucken musste…und wandte hastig meinen Blick ab.
 

Ja was nun? Ich fragte mich ernsthaft verzweifelt, was das alles zu bedeuten hatte.
 

Liebte ich ihn denn? Ich meine so, wie ich es tun sollte...um zu wissen, dass ich bei ihm bleiben wollte...liebte ich ihn dafür tatsächlich genug...um dies Opfer für ihn bringen zu können?!
 

Ich wusste es nicht….
 

...war es denn nicht viel mehr als die schnöde Tatsache von biologischen Prozessen, die einer gegenseitigen Anziehung entsprachen, die nur zwei so völlig der körperlichen Zuneigung entwöhnte Menschen füreinander empfinden konnten wie wir. Die so sehr danach hungerten irgendwie in ihrer Einsamkeit gesehen zu werden und sich nichts mehr wünschten, als dass sie vom anderen durch seine zärtliche Zuwendung geheilt würden? War das nicht die Erkenntnis, die erschreckend realistische Illusion einer Farce derer ich mich da in meiner unbedarften Naivität hingab?
 

Oder waren diese seltsam zwiespältigen Gefühle tatsächlich echt...und nicht nur ich empfand dies so, sondern auch ER?
 

Nun das würde ich wahrscheinlich niemals in Erfahrung bringen, solange ich es nicht wagen würde den Trapper darauf anzusprechen und das war im Augenblick jedoch so ziemlich das Allerletzte das ich tun wollte. Mir diese Blöße zu geben war einfach nicht drin...das wagte ich schlicht und ergreifend nicht...und so saß ich stumm da und zwang mich in eine andere Richtung zu sehen, um mir diese Gedanken möglichst rasch wieder aus dem Kopf zu schlagen, die hier an dieser Stelle keinen Platz hatten.
 

Ich schloss die Augen und versuchte ganz ruhig zu atmen...mich nur auf mich selbst zu konzentrieren die unerträgliche Hitze im Raum auszublenden und mich dadurch hoffentlich auf andere Gedanken zu bringen...
 

...doch dann vernahm ich etwas ungewöhnliches..etwas das mich just aus meinen Überlegungen aufschreckte...Worte...waren es...fremde Worte...leise geflüstert drangen sie über Lippen die gewiss nicht meine waren.
 

Erschrocken öffnete ich hastig die Augen und sah zu ihm hoch, der noch immer in der selben entspannten Position über mir saß. Er hatte seine Augen inzwischen wieder geöffnet..doch sie starrten blicklos ins Weite...wirkten dabei als wären sie weit..weit fort und weilten im Moment in Gedanken an einem völlig anderen Ort. Ich sah diesen der Welt völlig entrücken Blick an ihm, der mich unendlich verwirrte...und da waren diese Worte..die ich im Ansatz sogar verstand...teilweise aber auch in jene seltsame Sprache mündeten, die ich von ihm kannte aber deren Sinn nicht erfassen konnte, schon weil deren Sprachmelodie rau, hart und damit so unendlich fremd für mich klang.
 

„Du-bekâr! Azog Urus d’zun hrokar Rukhsul menu. Hier sein ich allein...gefangen in dieser Welt, durch dich...Natu yamez natu...was werden die Zukunft bringen?“
 

(Zu den Waffen! Azog Feuer über dich, du heimtückischer Sohn eines Orks...hier bin ich allein...gefangen in dieser Welt, durch dich...gestern ist Vergangenheit...was wird die Zukunft bringen?)
 

Ich schob es auf die unerträgliche Hitze um uns herum..wagte es aber nicht mich bemerkbar zu machen...obwohl ich wusste dass diese Worte gewiss nicht für meine Ohren bestimmt gewesen waren und doch fragte ich mich voller entsetzen WAS das wohl zu bedeuten haben mochte.
 

Ich begann langsam zu begreifen, dass der Trapper einst von jemandem bedroht worden sein musste...ja dass er vielleicht sogar vor ihm geflohen war…? Aber was konnte dieser jemand von einem einfachen Trapper wie ihm wollen? Das war es, was ich ich nicht verstehen konnte...oder war er am Ende gar nicht DAS, was er mir die ganze Zeit über weiß machen wollte?
 

Aber noch bevor ich mich in irgend einer Weise bemerkbar machen oder etwas sagen konnte, sah ich wie er plötzlich erschrocken von seinem Platz auf der Bank über mir hochfuhr und sich seltsam ertappt ja fast schon beunruhigt umsah….dann fiel sein suchender Blick auf mich.
 

Er wirkte verwirrt und leicht verunsichert...
 

„Ohh du sein es nur..ha..haben ich eben etwas zu dir gesagt...Lyria?“ Fragte er mich etwas brüsk, wobei ich ihn kurz verlegen mit seiner Hand durch die schwarze dichte Mähne streichen sah...was ihm einen Moment lang den Ausdruck eines jungen noch völlig unbedarften Mannes verlieh... ein ungewohnter Ausdruck an ihm, aber einer der mir durchaus gefiel..auch da der Trapper im Schnitt aufgrund seiner strengen Gesichtszüge zumeist sehr viel älter wirkte, als er es vielleicht sogar sein mochte.
 

„Du? Aaahhhh...nnn..nein..nein, nicht dass ich wüsste…Eikskild?!“ Stotterte ich ihm entsprechend verlegen und alles andere als wahrheitsgemäß entgegen, aber ich wusste wenn ich ihm sagte, dass er eben etwas von sich gegeben hatte, was er offenbar selbst nicht einmal wusste, würde ihm das bestimmt nicht sonderlich gefallen. Also log ich ihn absichtlich an, auch wenn mir klar war, dass dies keine besonders gute Option darstellte.
 

Ich schwieg in dem Bewusstsein nicht an etwas rühren zu wollen oder dürfen, was mich in Grunde nichts anging...auch wenn ich es vielleicht nur zu gerne gewusst hätte, so war es doch seine Entscheidung wenn er mit mir darüber sprechen wollte oder aber auch nicht. Und so sah ich ihm mit einem etwas verlegenen Lächeln entgegen, wobei ich Anstalten machte die Position zu wechseln, um mich anders hinzusetzen.
 

Es war wie ein Weckruf für ihn..denn als er mich ansah hatte er es plötzlich sehr eilig von dort oben herunter und nach draußen zu kommen, dabei war die von ihm vorgegebene Zeit noch nicht einmal annähernd um, zumindest meinem Gefühl nach zu urteilen.
 

„Ich fürchten, dass ich es da oben auf mein Platz etwas übertrieben haben mit dem Schwitzen...ich werden mich besser abkühlen gehen...wollen du noch warten oder mitkommen?" Fragte er mich dabei überraschend gefasst und ich sah seinen Blick dabei so bittend auf mir ruhen, dass ich nur schlecht nein sagen konnte und außerdem genügte es mir in diesem Folterinstrument von einer Sauna langsam aber sicher ebenso wie ihm.
 

In dem Fall hörte ich mich leise seufzen und ihm dann antworten…
 

„Oh sicher..warum nicht? Eine kleine Abkühlung kann uns beiden bestimmt nicht schaden bei der Abartshitze in dem Ding!“
 

Das war alles, wenige Sekunden später machten wir beide somit also Anstalten, die Schwitzhütte hinter uns zu lassen, um uns im Schnee abzukühlen und den Kreislauf auf höchste Touren zu bringen, der ja eigentlich NUR unser Immunsystem stärken und unsere Muskulatur halbwegs entspannen sollte.
 

Aber es kam anders...ganz anders als gedacht…etwas geschah, was eine gewisse „Abkühlung“ unserer hitzigen Gemüter unerlässlich machen sollte….

...fang mich wenn du kannst

"catch me if you can"
 

Eikskild verließ die Schwitzhütte nahezu fluchtartig..so eilig hatte er es plötzlich nach draußen zu gelangen...und ich folgte ihm, wenn auch weitaus langsamer…
 

Als ich schließlich mit bloßen Füßen im Schnee stand und die Kälte an meinen nackten Fußsohlen hoch kriechen spürte, wurde mir erst bewusst, wie heiß es dort drinnen geworden war. Ich sah die Dampfwolken von meinem Körper in der eisig kalten, polaren Luft aufsteigen und wunderte mich darüber, warum es mir überhaupt nichts ausmachte, dass es um mich herum so verdammt kalt war?
 

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und bückte mich, um etwas Schnee aufzuheben, damit ich mich damit einreiben konnte. Natürlich ohne mich dafür extra zu entblößen. Arme und Beine würden mir da völlig genügen..ich wollte es ganz bestimmt nicht so machen wie er..und mich bei Gott auch noch halbnackt im Schnee wälzen, um mich entsprechend abzukühlen.
 

Apropos ER...wo war der Trapper eigentlich abgeblieben?
 

Ich sah ihn nämlich nirgends!
 

Doch plötzlich traf mich etwas...unerwartet hart und ziemlich direkt mittig, auf mein gut gepolstertes Hinterteil. Hastig und erschrocken griff ich nach hinten, wo mich das Geschoss eben so unvorbereitet getroffen hatte…
 

...urrkksss..eiskalt..und es tat dazu auch noch ordentlich weh.
 

Was war das?
 

Verwirrt wollte ich mich schon umwenden um nachzusehen, doch da traf mich bereits die nächste Ladung. Diesmal vorne im Gesicht und wenn die auch nicht so weh tat, so war sie doch eisig und nass..und spätestens da war es mir klar…
 

SCHNEEBALL...und das mitten auf die "Zwölf!"
 

Verflixt und zugenäht, der Kerl bewarf mich doch allen ernstes eigenhändig dreist mit Schneebällen.
 

“EIIKKKSSKKILLTTTTTT….DU SCHUFT...DU ELENDER SCHUFT VON EINEM KERL….NA WARTE!”
 

Kreischte ich ihm somit in den höchsten Tönen entgegen und das obendrein nicht besonders erfreut genau in die Richtung, in der ich ihn vermutete. Irgendwo in Deckung hinter einem der von ihm höchstpersönlich aufgetürmten Schneehäufen, die äußerst zahlreich um die Hütte des Trappers herum lagen.
 

Noch im selben Moment als mir das entsprechend missbilligend entkam, hörte ich ihn bereits lachen. Ein lautes und zugleich gutmütiges, wie ungemein belustigtes Lachen war es, das da so erheitert aus seiner Kehle drang.
 

Uhhh...ja allein dafür hätte ich ihn am Liebsten eigenhändig erwürgen mögen..den elenden Einfaltspinsel von einem Trapper.
 

“Was sein mit dir los? Du seit neustem etwa wasserscheu geworden sein Lyria?” Konnte ich ihn erneut und damit direkt hinter mir, mit zutiefst befriedigtem Unterton sticheln hören.
 

Na also ER schien das offenbar ungemein lustig zu finden…
 

...ich allerdings weitaus weniger, da es eindeutig auf meine Kosten ging und ich ja gewissermaßen das Opfer war. Also so war das ja schon mal nicht geplant...da war eine Revange fällig...aber so was von.
 

“Oh du...du Mistkerl, wenn ich dich in die Finger kriege, warts nur ab, dann kannst du aber was erleben. Wie kannst du es wagen? Nimm dich bloß in acht, meine Rache wird fürchterlich sein!”
 

Schrie ich ihm somit entsprechend angriffslustig entgegen oder wenigstens in die Richtung, aus der ich dachte, dass seine im Übrigen sehr gut gezielten, eisigen Geschosse geflogen kamen.
 

Und ich sollte recht behalten, nur einen Moment später erwischte er mich abermals, diesmal mitten auf die Brust, so dass ich beinahe noch das Handtuch hätte fallen lassen.
 

Jetzt packte mich erst so richtig der Zorn. Ich nahm es, steckte mir die beiden Hälften eng an der Brust miteinander verknotet sorgfältig unter den oberen Rand, so dass es (hoffentlich) nicht gleich wieder von selber herunter rutschte und dann..bückte ich mich und hob ebenfalls eine ordentliche Ladung Schnee auf, die ich mit den Händen zu einer festen Kugel formte.
 

Was er konnte, das konnte ich schon lange...und ich dachte in meinem Eifer ihn zu kriegen so gar nicht daran lieber vorsorglich in Deckung zu gehen, sondern versuchte es gewissermaßen selber mit einem Frontalangriff.
 

Hieß also, ich lief in die Richtung in der ich ihn vermutete, um ihm den Schneeball wenn möglich richtig deftig um die Ohren zu pfeffern und zwar zur Strafe am Liebsten mitten auf die Zwölf. Aber das war nicht so leicht wie gedacht, denn der Trapper war auf der Hut und ich konnte ihn neuerlich entsprechend amüsiert in meine Richtung witzeln hören, als mich der nächste Schneeball auf die Hüfte traf, der dieses mal wirklich weh tat.
 

“Was sein du so langsam Menschenfrau? Du mich so ja nie kriegen in dem Schneckentempo. Los du kommen her, ich werden nicht weglaufen, du mich ja sowieso nicht treffen können. Darauf ich glatt mein Hintern verwetten, bei dein miserablen Schießkünsten!” Fuhr er wiederum höchst amüsiert und sogar einen Tick spöttisch hinter seinem Schneehaufen fort, als wollte er mich damit absichtlich provozieren.
 

Der Mann legte es anscheinend ganz offen darauf an, mich aus der Reserve zu locken.
 

Na schön also das konnte er haben!
 

”Pass auf was du sagst, es könnte nämlich gefährlich für dich werden, wenn du deinen Hintern verwettest Mann!” Grollte ich ihm schon daher weitaus weniger amüsiert entgegen, wobei ich mich daran machte umgehend zum Gegenangriff über zu gehen. Ich wartete kurz, dann stürzte ich plötzlich ohne jede Vorwarnug um den Haufen herum, zielte und traf den mehr oder minder überrumpelten Trapper eigentlich eher ungewollt...aber dafür mitten ins Gesicht.
 

Es sah zum Schießen aus..überall alles voller Schnee. Der ganze Mann sah aus, wie ein über und über mit Puderzucker begossener Plumpudding, mit all dem Schnee im Haar und Bart...und ich konnte einfach nichts anderes tun als lachen.
 

Ja ich lachte mich beinahe schief, als ich ihn da so bedröppelt stehen sah, unfähig sich vom Fleck zu rühren. Doch ich hatte nicht mit seiner Wendigkeit gerechnet, denn ganz plötzlich fuhr er wie von der Tarantel gebissen herum, bückte sich kurz und hob eine ordentliche Ladung Schnee auf.
 

Hilfe..ich ahnte bereits, was da gleich an Unheil über mich herein brechen sollte.
 

“Oh oh..nicht doch, das machst du nicht. Nein..das machst du doch nicht mit mir Eikskild oder?” Fuhr es mir entsprechend erschrocken heraus, aber ich sah ihn noch im Hochkommen grinsen...und zwar bis über beide Ohren.
 

“Was werden ich nicht tun? Du nehmen dich besser in acht, wenn ich dich kriegen Lyria, dann sein du dran, ich es dir schwören. Das schreien geradezu nach Rache!” Hörte ich ihn mir leise grollend antworten.
 

Er meinte es allem Anschein nach tatsächlich ernst...und das war auch schon alles, indem merkte ich nämlich, wie er sich im Übrigen äußerst flink in meine Richtung bewegte, um mich mit dem Schnee einzuseifen, den er eigens für diesen Zweck aufgehoben hatte. Ich wartete somit gar nicht erst ab, sondern rannte davon, so schnell es mein Handtuch denn zuließ und meine Beine es barfuß überhaupt hergaben.
 

“Dafür musst du mich aber erst mal kriegen! Was ist..fang mich doch, wenn du kannst Trapper!”
 

Spöttelte ich dieses Mal lauthals lachend in seine Richtung, wobei ich versuchte mich hurtig hinter einem der zahlreichen Schneehäufen in Deckung zu bringen und zu verschanzen, damit ich ihn mir mit Schneebällen vom Hals halten konnte.
 

Aber weit gefehlt, der Mann war natürlich weitaus schneller als ich gedacht hatte und holte mich noch in dem Moment ein, als ich gerade um den Haufen herum laufen wollte. Er erwischte mich im vollen Lauf am rechten Arm, wo er rasch zupackte und mich kraftvoll zu sich zurück zog. Durch die imense Wucht die darin lag, prallte ich ungewollt zurück und direkt gegen ihn. Der heftige Aufprall auf den wir in dem Moment nicht gefasst waren, riss uns beide regelrecht von den Füßen und nur einen Augenblick später, fand ich mich auf dem Boden wieder…
 

...immerhin ICH war weich gelandet! Ich lag im Schneehaufen...tief eingesunken durch mein Gewicht und seins, denn er war ungebremst wie ebenso überrascht direkt auf mir gelandet.
 

Als wir beide uns etwas gefangen hatten und ich wieder halbwegs ansprechbar war, nach dem ersten Schreck merkte ich jedoch erst so richtig, was das im eigentlichen Sinne bedeutete.
 

Mein Handtuch war komplett verrutscht, ich war damit zu meinem blanken Entsetzen bis hinunter zur Hüfte splitterfasernackt und ich spürte ihn...seinen warmen Körper direkt über mir auf meinem und das dummerweise auch noch direkt zwischen meinen Schenkeln.
 

Einzig und allein der unvorsichtige Sturz war daran Schuld, dass wir so ungünstig übereinander gestolpert und gefallen waren.
 

Er war mir jedoch so nahe..dass ich seinen warmen Atem leicht stockend an meinem Hals spüren konnte. Eikskilds Gewicht drückte mich dazu unfreiwillig immer noch etwas tiefer in den Schnee hinein. Aber irgendwann merkte ich, wie er sich leicht aufzurichten versuchte, um mich anzusehen. In der Dunkelheit um uns herum konnte ich seine Gesichtszüge jedoch nur schemenhaft erkennen und doch sah ich das eigenartig faszinierende Glitzern, seiner jetzt fast schwarz wirkenden Augen über mir, als er zu mir sprach. Aber seine Stimme klang beiweitem nicht mehr so kontrolliert und souverän wie üblich, denn ich bemerkte den irritierten Unterton und das Zögern das in ihr mitschwang sehr genau.
 

“Es..es tun mir leid Lyria..das..das sein mit Sicherheit kein Absicht gewesen?!” Hörte ich ihn mir damit beinahe atemlos entgegen flüstern. Seine Lippen zitterten kaum merklich als er sprach. Ich konnte es zwar nicht sehen...aber ich spürte es intuitiv. Die wilde Erregung, die nicht nur mich erfasst hatte, ihm so nahe zu sein..genau die machte offenbar nicht nur mir allein so heftig zu schaffen.
 

“Ähhh..da..das macht nichts, es ist ja nichts passiert. Es..es war nicht mehr als ein dummes Missgeschick...oder?!” Versuchte ich es hingegen möglichst locker zu überspielen, aber auch ich konnte ein leichtes Zittern in der Stimme nicht ganz unterdrücken, wobei ich ihm möglichst standhaft in die Augen zu sehen versuchte.
 

In dem Moment merkte ich, wie er sich spontan über mich beugte...wie er mir ganz nahe kam. Er sagte nichts und dennnoch wusste ich genau, was er tun wollte...und ja beim Allmächtigen, ich fühlte ihn...seine rauen Fingerspitzen, die zart fast schon schüchtern über meine nackte Brust streiften. Die unbändige Hitze unter der Haut, die von ihm auszugehen schien...das Leben, die lebendige Kraft seiner Mannhaftigkeit pulsierte heiß und stark zwischen meinen Schenkeln.
 

Herr Jesus...ich fühlte diesen Mann so nahe und so intensiv, dass es mir unwillkürlich heftig begehrlich bis tief in den Unterleib hinein fuhr und ich wusste in dem Moment nur zu gut, WAS ich da von ihm fühlte, denn auch bei Eikskild hatte der Sturz kurzeitig sowie ebenso unfreiwillig das bisher so züchtig um die Hüften geschlungene Handtuch nach oben hin verrutschen lassen, was angesichts der prekären Lage wohl kaum zu vermeiden gewesen sein dürfte.
 

Doch als er beinahe über mir war um mich zu küssen...ich seinen hitzigen Atem schon verführerisch warm auf meinen Lippen spürte...richtete er sich mit einem Mal urplötzlich ruckartig auf...
 

Ein rauer herzhafter Fluch war alles, was im Anschluss daran heftig aus seiner Kehle drang..und mich zutiefst verwirrt unter ihm zurück ließ, denn noch im selben Moment rappelte er sich hastig auf...
 

“KHAZAD AI MENU!
 

Verdammt wie können ich nur so dumm sein..so nachlässig sein? Ich haben überhaupt keinen Gedanken mehr an das Gewehr verschwenden. Es sein noch drin Lyria...was wir denn tun würden, wenn jetzt ein Eisbär daher kommen, wenn wir so unvorsichtig sein?!”
 

Hörte ich ihn dabei sichtlich erregt und zugleich alarmiert aufgebracht vor sich hin wettern.
 

Ich seufzte derweil merklich entäuscht und rapelte mich ebenfalls auf, wobei mir augenblicklich wie ebenso ungerufen ein Gedanke durch den Kopf schoss, den er jetzt besser nicht mitbekam...
 

> Dann mein lieber Eikskild hätten wir uns jetzt beide vermutlich gleich zu tode gevögelt...wären aber wenigstens verdammt glücklich gestorben!”
 

Dachte ich in der Sekunde reichlich ernüchtert, denn ich wusste ebensogut wie er, wie nahe dran wir gewesen waren, genau DAS ins Auge zu fassen. Es hätte tatsächlich nicht mehr viel gefehlt und ich hätte es ihn tun lassen, denn in dem Moment hatte mein Verstand sich völlig verabschiedet...und mein Körper sprach ohnehin schon eine ganze Weile eine völlig andere Sprache, als mein Verstand.
 

Aber die Gelegenheit war unwiederbringlich vertan...einzig und allein die Vernunft und seine Eingebung hatte dies eben verhindert…
 

Ich stand auf, zog mein Handtuch wieder in die dafür vorgesehene Position klopfte mir den Schnee ab und sagte leise…
 

“Ich denke das ist ein triftiges Argument und eine Gefahr, die man wohl lieber nicht unterschätzen sollte Eikskild. Besser wir gehen rein, um es nicht noch absichtlich zu provozieren...man kann ja nie wissen wo sich die Biester überall herum treiben?!”
 

Noch als ich das zu ihm sagte, sah ich ihn knapp und etwas unsicher nicken.
 

“Du haben Recht...du sollten besser in Hütte zurück gehen. Ich werden nochmal ein oder zwei Durchgänge machen, dann ich werden auch nachkommen und diesmal ich werden daran denken, nicht wieder ohne Gewehr hinaus zu gehen.”
 

Hörte ich ihn mir damit erwartunsgegemäß trocken und überraschend ernüchtert antworten.
 

Der Trapper sah mir einen Augenblick lang merkwürdig forschend entgegen und ich spürte, dass er offenbar noch etwas ganz anderes zu mir sagen wollte. aber dann zuckte er nur kurz mit den breiten Schultern und machte anstatt dessen Anstalten zurück zur Schwitzhütte zu gehen.
 

Ich sah ihm nach, verwirrt und innerlich zutiefst aufgewühlt. Fragte mich ernsthaft, was das denn jetzt gewesen war...und warum ich so überzogen heftig auf ihn reagiert hatte?
 

Ich meine im Grunde war ja nichts weiter passiert…gar nichts weiter...
 

...aber?
 

Ich wandte mich leise seufzend in Richtung der Hütte ab.
 

Aber!
 

Genau dieses ABER ließ mich nicht los, als ich schließlich ins Haus ging um mich wieder anzukleiden.
 

Als er irgendwann nach mehr als zwei Stunden zurück kam, verloren wir beide kein Wort mehr darüber was da vorhin zwischen uns beiden vorgefallen war...und versuchten anstatt dessen dieses ungemein prickelnd erotische Erlebnis das uns da beiden miteinander wiederfahren war, mit merklich schlechtem Gewissen zu überspielen.
 

Und trotzdem wusste jeder von uns nur zu gut...sollte sich so etwas derartiges wie das noch einmal wiederholen, würde wohl weder er noch ich die Kraft haben um NEIN sagen zu können….ganz gleich was unser Verstand und unsere Vernunft uns dazu auch riet.
 

Dazu war diese merkwürdige Anziehungskraft zwischen ihm und mir viel zu stark, wenn ich sie auch mit aller Vehemenz zu ignorieren versuchte, was mir langsam aber sicher immer weniger gelang.
 

Und was Eikskild betraf so war ich mir fast hundertprozentig sicher, dass ER es schon lange wusste….

eine (vollkommen) unerwartete Begegnung

Wir beide verloren kaum mehr ein Wort über den Vorfall während unseres mehr oder minder unfreiwilligen Zusammentreffens nach dem für uns beide so peinlich endenden Saunagangs und doch lag es greifbar in der Luft, denn auch ohne dass es einer von uns aussprach, war es ihm und mir klar geworden, dass wir emotional längst stärker aneinander gebunden waren, als uns das lieb sein konnte...nein um genau zu sein, als es MIR lieb sein konnte, denn ich blieb steif und fest dabei, mir auch weiterhin einzureden, dass ich ihn im Frühling hier zurück lassen würde...dass ich zu unser beider Wohl gehen musste...auch wenn mir mein Herz längst etwas ganz anderes sagen wollte, als mein Verstand.
 

So vergingen einige Tage an denen wir es tunlichst vermieden hatten, einander so gut es eben ging in die Quere zu kommen und jeder sich soweit zurück gezogen hatte, wie es in diesen beengten Verhältnissen wie den unseren eben möglich war. Ich hatte mich wieder über mein Tagebuch her gemacht und alles fein säuberlich vermerkt, was mich beschäftigte und auch was mich gefühlsmäßig bewegte.
 

Meinem Tagebuch gegenüber konnte ich wenigstens ehrlich sein...es würde mich bestimmt nicht für irgend etwas verurteilen und so vertraute ich mich dem an, was ich offen gesagt anderweitig für völlig unmöglich hielt. Ich beichtete dem toten Gegenstand aus weißen Blättern und Linien, dass ich mich längst in Eikskild verliebt hatte...ja dort und nur dort gelang es mir, meinem Inneren ehrlich das Herz auszuschütten und das auszusprechen, was mich insgeheim so stark beschäftigte.
 

Es war eine Tatsache und ich wusste es...ja ich war in ihn verliebt...und das bis über die Ohrenspitzen hinweg...so sehr, dass mein Herz bis zum Hals hinauf schlug, wenn er mir auch nur ansatzweise zu nahe kam.
 

Und so gab es nur einen einzigen Weg, ich musste ihn mir vom Hals halten, koste es was es wollte. Er sollte es nicht sehen...ich wollte nicht, dass er es irgendwie erfuhr…denn dann würde ich niemals mehr den Mut aufbringen, ihn im Frühling zu verlassen...auch das wusste ich. Ich versuchte es zunächst mit barscher Höflichkeit doch es führte zu nichts, als dass wir uns andauernd in die Haare bekamen und teilweise heftig stritten, solange bis der Trapper wieder einmal seine Hunde und meinen Hund nahm um in die schneebedeckte frostige Weite der Tundra zu „flüchten“ wenn es ihm reichte.
 

Also änderte ich meine Strategie indem ich zwar nett zu ihm war, aber deutlich auf Distanz blieb.
 

Bis auf die paar wenigen gelegentlichen Schachpartien bei denen wir gegeneinander antraten, die aber noch immer viel zu häufig zu seinen Gunsten ausfielen und so nicht sonderlich viel Begeisterung bei mir hinterließen, weil sie mir seine überragenden Fähigkeiten als Stratege und auch seine überraschend hohe Intelligenz demonstrierten...die ich bisher nur bei sehr wenig Männern in meinem Umfeld hatte erleben dürfen.
 

Aber sie boten uns beiden doch auch die seltene Gelegenheit, dass wir uns weitestgehend ungezwungen miteinander unterhalten konnten und ich staunte dabei nicht schlecht darüber, wie emsig und clever er sich meinen Wortschatz weiter aneignete und dazu lernte.
 

Und eins konnte ich mit Sicherheit sagen...Eikskild lernte verdammt schnell..bald war er bis auf den noch immer fürchterlich schiefen und zum Teil immer noch katastrophalen Satzbau durchaus in der Lage, auch deutlich schwierigere Sachthemen meiner Sprache zu erfassen und zu verstehen, beziehungsweise es auch in die entsprechenden Worte zu fassen, die für ein echtes Gespräch zwischen uns nötig waren.
 

So versuchte ich mich beispielsweise ansatzweise über Politik und dem Weltgeschehen mit ihm zu unterhalten, weil ich wissen wollte, was MANN so von der Welt um sich herum hielt...und es waren zum Teil sehr aufschlussreiche und interessante Unterhaltungen, die wir beide dabei führten. Der Trapper war ein kluger weitsichtiger Mann, mit dem Herz auf dem rechten Fleck...das hatte ich inzwischen mehr als deutlich begriffen...und er imponierte mir...allein mit seinem eisernen Willen, diesem öden Flecken Erde allen Widrigkeiten der Natur zu trotzen..und das ohne jede Hilfe, ganz allein. Denn wenn ich fort war, würde er es unzweifelhaft wieder sein..und der nächste Winter würde kommen...ganz sicher!
 

Allein das war es, was mir Hochachtung vor ihm ab rang, die ich am Anfang nicht mal ansatzweise verstanden hatte..ich hatte nicht verstanden, was das hieß ein solches Leben zu fristen, wie er das tat. Aber jetzt nach der Zeit in der ich bei ihm war, konnte ich es sehr viel besser nachvollziehen und musste den Mann schon dafür bewundern, denn aus einem solch zähen Holz wie er war sicher nicht jeder geschnitzt..dazu musste man(n) meiner Meinung nach geboren werden...
 

Heute war wieder einer dieser Abende an dem wir schon länger als zwei Stunden vor dem Schachbrett brüteten um zu versuchen, den anderen in die Knie zu zwingen und (hoffentlich) Matt zu setzen...ich hatte meinen nächsten Zug bereits getan und meinen schwarzen Läufer in „Feindesgebiet“ vorrücken lassen. Eikskild der mir am Küchentisch gegenüber saß, war an diesem Abend ungewöhnlich schweigsam und ich bemerkte irgendwann den seltsam abwesend wirkenden Glanz in seinen blauen Augen, die mir im Halbdunkel des Raumes in einem eigenartig fahlen Licht entgegen schimmerten.
 

Der Trapper hatte das markante Gesicht schwer in die Hände gestützt und machte den Eindruck als wäre er gedanklich Äonen weit fort…
 

„Du bist am Zug..was ist...willst du hier übernachten oder was?“ Kommentierte ich meinen nicht unriskanten Zug mit einem herausfordernden Grinsen in seine Richtung, doch er sprang nicht darauf an...im Gegenteil ich sah ihn mit einem mal unvermittelt wie aus einem Traum hoch schrecken.
 

„WAS? Was haben du gesagt Lyria? Oh du mir verzeihen, ich haben dir eben nicht zuhören...ich sein wohl ganz in Gedanken versunken.“ Hörte ich ihm mir plötzlich sehr leise aber ungewöhnlich eindringlich antworten wobei sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen schob und mir einen seltenen Blick auf seine makellos weißen Zahnreihen verschaffte...die mich verwirrt aufmerken ließen.
 

„Ja DAS sehe ich! Was ist los mit dir...willst du dich etwa schon geschlagen geben?“ Hakte ich damit nicht weniger provokativ in seine Richtung nach..doch ich merkte nur wie er mich plötzlich völlig entgeistert anstarrte...ehe er sich ruckartig aufrichtete und hastig die Hände vom Tisch nahm...wobei er unbeabsichtigt die Figuren umstieß die haltlos zu Boden kullerten…
 

Doch der Trapper achtete nicht darauf, sein Blick war unterdessen weiterhin starr zur Türe hin gerichtet..so als würde er gleich jemanden erwarten..obwohl das nicht sein konnte...denn es hatte sich niemand angekündigt und das Wetter war im Augenblick ebenfalls eindeutig zu schlecht um vom Festland herüber zu fliegen..selbst mit dem robusten russischen Uralt Helikopter, der nahezu unverwüstlich war.
 

Und dennoch vernahm ich seine tiefe Stimme auf einmal so zuversichtlich und nachdrücklich, so als wüsste der Trapper etwas, das ich nicht wissen konnte...
 

„Es kommen jemand...ich können einen Motorschlitten hören…er sein bald da!“ Konnte ich den merkwürdig alarmierten Tonfall so klar und deutlich von ihm hören, dass es mich unvermittelt stutzig machte. Ich fuhr damit ebenso verwirrt von meinem Platz hoch, denn ich hatte bisher nichts dergleichen vernommen.
 

„Ach echt? Und warum höre…?“
 

« ...ICH dann nichts? »
 

Hatte ich noch zu ihm sagen wollen, doch da war es schon zu spät, denn da hatte ich bereits das Geräusch vernommen, dass er offensichtlich weitaus früher vor mir wahrgenommen hatte.
 

Denn noch In dem Moment als diese Worte meine Lippen verließen, hörte ich das typische Aufheulen eines Motors in der Ferne, das von draußen zu uns herein drang, ebenso deutlich wie er es gehört haben musste.
 

Er hatte recht..da kam wirklich jemand...und zwar ganz eindeutig in unsere Richtung...und ja es klang tatsächlich unverwechselbar nach einem Motorschlitten.
 

Noch bevor es mir gelungen war meine Fassung halbwegs wieder zu erlangen, war Eikskild schon auf den Beinen und mit vier großen Schritten beinahe an der Türe angelangt..ich sah ihn mit zwei geschmeidigen Bewegungen nach seinem warmen Pelzmantel und zugleich nach seinem Gewehr greifen..dann war er auch schon draußen vor der Tür.
 

Eilig riss ich meine dicke Daunenjacke von der Garderobe und folgte ihm, wenn auch weitaus weniger geschmeidig, da mir der Schreck noch in den Gliedern saß und ich zudem in meine Jacke schlüpfen musste, die er selbst schon am Leib trug. Wie schnell er das geschafft hatte in seinen Mantel zu kommen, blieb mir bis dato allerdings ein Rätsel. Doch da zog der immer schneller näher kommende Motorschlitten bereits all meine Aufmerksamkeit auf sich und ich sah auch, wie angespannt Eikskild wirkte, der nur eine Schrittlänge vor mir stand und dem Gefährt entgegen blickte.
 

„Ein Glück es sein nur einer...ein Fahrer Lyria..nicht mehr!“ Hörte ich ihn mir leise aber eindeutig warnend entgegen flüstern. Ich nickte indessen knapp. „Vielleicht ist es ja Yokky?“ Antwortete ich ihm einen Augenblick später halbherzig, schon weil mir da sehr deutlich klar wurde, dass es nie und nimmer der hochgewachsene Trapper mit der wilden Mähne sein konnte..denn dieser da der auf dem Motorschlitten saß, war allein von der Körperstatur wesentlich kleiner...viel kleiner als der gutgelaunte, hünenhafte Freund des Trappers um genau zu sein.
 

Eikskild drehte sich ganz plötzlich halb zu mir um…
 

„NEIN..das sein gewiss nicht Yokky, das hätten ich schon längst bemerkt. Es sein eindeutig ein Fremder, du daher besser vorsichtig sein, ich nicht wissen was er von uns wollen?! Vielleicht sein es auch nur ein Tourist der sich aus dummen Zufall hier her verirrt haben..aber wir es nicht sicher wissen. Du bleiben so lange besser hinter mir, bis wir es wissen. Ich werden ihn ansprechen..haben du das verstanden?“ Hörte ich seine tiefe Stimme eindringlich befehlend in meine Richtung dringen...und ich sah so auch die Sorge in seinen Augen, er war sich nicht sicher was da auf uns zukam...vielleicht das erste Mal überhaupt seit ich ihn kannte und so nickte ich nur knapp.
 

„Klar ich habe verstanden...natürlich, du hast das Gewehr Eikskild und nicht ich..aber sei trotzdem vorsichtig hörst du?“ Konnte ich mich ihm betont um Gelassenheit bemüht antworten hören...alles was ich darauf von ihm erntete war ein leises kurz angebundenes Grollen, das tief aus seiner Kehle drang, dann war der Fremde auf seinem Motorschlitten nahezu in Sichtweite.
 

Er fuhr weiter in höchster Geschwindigkeit auf die Hütte zu und bremste erst ab, als er uns beide unmittelbar vor der halbgeöffneten Türe stehen sah, aus der Licht fiel und die Dunkelheit in angenehmer Sicherheit durchdrang. Es war eiskalt, der Fahrer des Schlittens war dick in warme Outdoorkleidung eingepackt und hatte Kopf und Gesicht durch Kapuze über der Mütze, sowie dicke Schals geschützt...dass man beim besten Willen nicht auf Anhieb erkennen konnte, ob es sich hierbei um einen Mann oder eine Frau handeln könnte.
 

Erst als er ganz nahe war, bremste er und stellte den Motor ab..soweit ich es sehen konnte, war er unbewaffnet..aber das konnte durchaus täuschen, denn sein Gewehr könnte er auch auf dem Schlitten abgelegt haben.
 

Eikskild sah ihm während dessen weiterhin angespannt und höchst alarmiert entgegen, ich bemerkte es daran, wie er sich straffte schon bereit den Fremden anzusprechen der inzwischen abgestiegen war und mit großen Schritten durch den tiefen Schnee watend auf uns zu gestapft kam...bisher hatte er noch keinen Ton gesagt, ehe er nicht in Hörweite war.
 

Doch als ich einen Augenblick lang in das Gesicht des Trappers sah, mit dem er sich halb zu mir herum drehte..als ich sah, wie das blanke Entsetzen, sowie nackte Ungläubigkeit nach ihm griff...die ihn beim Anblick des Fremden sämtliche Farbe im Gesicht zu rauben schien und Eikskild weiß wie ein Laken werden ließ, genau der Anblick erschreckte mich zutiefst und eine gewisse Vorahnung beschlich mich…ohne es genauer erfassen zu können.
 

Er musste ihn kennen...DEN der da auf uns zukam...ja irgendwie kannte Eikskild diesen Fremden...und ich hörte ihn auch hastig etwas vor sich hin murmeln…doch seine Stimme klang nahezu tonlos, als er zu sich selbst sprach.
 

„Mahal..so wie er sich bewegen...ich kennen es...ich wissen es..aber er können es nicht sein...oder doch? Ab..aber das sein einfach nicht möglich..?!“
 

Indem war der Fremde so nahe gekommen, dass er nicht mehr als ein Stück vor uns an der Hütte anhielt...er sah uns entgegen und hob die flachen Hände in seinen übergroßen Fäustlingen beide zum Gruß, wobei er im Anschluss daran rasch Kapuze und Schal vom Gesicht fort zog, damit man ihn erkennen konnte.
 

Ich sah somit ganz plötzlich in das offene Gesicht eines noch jungen Mannes, mit dunklem Dreitagebart und langem dunkelbraunem Haar, sowie ebensolchen eindringlich dunkelbraunen Augen..mit dem er uns beiden ein ebenso überraschtes wie kurzes verlegenes Lächeln schenkte.
 

Aber noch bevor er etwas sagen konnte, hörte ich Eikskild auf eineml heftig und entsprechend erregt in die Stille keuchen...
 

“Khazad ai menu...Mahal….KILI…du bist es wirklich!”
 

Ich sah bei diesem Satz des Trappers noch den letzten kläglichen Rest an Farbe aus seinem Gesicht weichen und merkte, dass er beinahe sein Gewehr fallen ließ und kurz davor war zu straucheln…
 

“Gamut manun Irak’adad...gamatu yenet menu”… sagte der junge Mann leise, als fiele ihm das Sprechen ebenso schwer und ich sah zutiefst verblüfft dabei zu, wie er mit einem Mal eilig auf den Trapper zulief, wo er ihm ganz plötzlich um den Hals fiel…
 

"Mein Junge....hörte ich Eikskild leise keuchen...oh Schöpfer, mein Junge...das träume ich doch nur? Bitte sag mir, dass das kein Traum ist!”

Kili

Ich sah wie der junge Mann mit dem dunklen Haarschopf sich mit einem fast schon zärtlichen Lächeln von ihm los zu machen versuchte..in dem er ihm etwas entgegnete, das ich (mal wieder) nicht verstehen konnte, aber ich vermutete, dass der junge Mann dieser eigenartigen Sprache ebenfalls mächtig war, die Eikskild da zuweilen mehr oder minder ungewollt von sich zu geben pflegte.
 

“Irak’adad* (Onkel*) es ist kein Traum...ich bin hier..in Fleisch und Blut vor deinen Augen! Endlich habe ich dich gefunden...ich bin so froh..ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin, dich endlich aufgestöbert zu haben, hier am Ende der Welt und nach all der unendlich langen Zeit des Suchens. Mahal...das wird Fili wahrlich überglücklich machen!”
 

Eikskild sah den jungen, Mann verwirrt an...wobei ihm abermals ein nahezu tonloses Keuchen entkam.
 

“WAS..ahhh Fili? ER ist auch hier...etwa auf Svalbard?! Wo ist er..wo hast du ihn gelassen? Wieso hast du ihn nicht gleich mitgebracht?” Der dunkelhaarige junge Mann, der dem Trapper an äußerlichen Merkmalen tatsächlich so ähnlich war, dass man die Familienähnlichkeit eindeutig erkennen konnte, blickte ihn weiterhin forschend an, ehe er ihm etwas antwortete, was ich, die es noch immer nicht verstanden hatte, schlicht als Frage wertete..denn ich sah es Eikskilds merklich irritiertem Gesicht regelrecht an.
 

Der fremde Mann zuckte wohl schon deshalb etwas betreten mit den Schultern, bevor er erneut in dieser merkwürdigen Sprache ansetzte.
 

“Ahhh..alles zu seiner Zeit Onkel Thorin...ich wollte zuerst ganz sicher gehen, dass meine Vermutung richtig war, außerdem ist er im Moment aus persönlichen Gründen verhindert…könnte man sagen.
 

Aber….?!”
 

Indem richtete er den intensiven Blick seiner dunklen schokoladenbraunen Augen kurz in meine Richtung, während er dabei jedoch ganz ruhig weiter mit Eikskild sprach…
 

“WER ist das “Irak’adad*..ist sie etwa..?!”
 

Eikskild s Hals nahm daraufhin schlagartig einen unübersehbaren dunklen Rotton an, der mir ganz eindeutig verriet, dass sie im Augenblick wohl über mich sprechen mussten.
 

“WAS..meine Âzyungâl" (Geliebte*)?! Ist es DAS was du mich fragen willst Neffe?” Ich hörte Eikskilds tiefe Stimme die ihm wie beiläufig antwortete, wobei er jedoch alles andere als entspannt klang..als er sichtlich unwillig in Richtung des deutlich jüngeren Mannes fortfuhr.
 

“Nein, ich muss dich entäuschen, das ist Lyria...mein..mein Gast! Wir ähhhmm...sie wollte eigentlich nur den Winter über bleiben, um über das Leben zu schreiben, das Trapper hier in dieser Einsamkeit auf Svalbard führen. Ich habe ihr nach einigem hin und her angeboten, dass sie eine Saison bleiben kann um sich selbst davon zu überzeugen….das ist eigentlich schon alles, seither ist sie hier bei mir!”
 

Der junge Mann zog mit einem Mall völlig unangekündigt die dunklen Brauen nach oben..wobei er sichtlich amüsiert wirkte.
 

“Ach wirklich?! Mir scheint es aber...dass du offenbar nicht so abgeneigt wärst, wenn sie zufällig noch länger bliebe? Ich sehe es dir an Onkel..du magst sie, du brauchst es erst gar nicht weiter zu leugnen, man siehts dir an und wenn man dich so gut kennt wie ich dich kenne, dann zweimal würde ich sagen. Nun ja wie auch immer finde ich jedenfalls, dass sie ganz nett aussieht...deine Lyria…Überwinterungsgast oder was auch immer sie für dich ist!?”
 

Indem schob er sich plötzlich spontan an dem noch immer merklich verdattert wirkenden Eikskild vorbei und kam völlig unbefangen in meine Richtung, wobei er mich zu meiner grenzenlosen Überraschung in nahezu'formvollendetem'Englisch ansprach und auch begrüßte, in dem er mir ganz einfach locker die Hand entgegen streckte.
 

“Wir sollten nicht so derart unhöflich sein Onkel, denn dein “Winter”gast kann uns so sicherlich nicht verstehen. ..oder?” Ich sah ihn mir kurz belustigt entgegen zwinkern, ehe er gänzlich unefangen fortfuhr.
 

“Ich bin Tho..ähh Eikskilds jüngster Neffe...freut mich dich kennen zu lernen, du musst dann also Lyria sein..nicht?” Konnte ich ihn dabei angenehm entspannt in meine und Eikskilds Richtung antworten hören. Und so nahm ich seine Hand mit einer etwas verlegenen Geste in meine, woraufhin ich spürte, wie sie mit festem Druck aufrichtig und kräftig von ihm geschüttelt wurde.
 

“Ich ahhmmm...ja das bin ich wohl….freut mich ….?!” Setzte ich indessen etwas unsicher in seine Richtung an..schon weil ich nicht recht wusste, wie ich jetzt eigentlich auf ihn reagieren sollte?
 

Plötzlich lächelte er jedoch, denn er hatte mich längst verstanden.
 

“Oh..entschuldige bitte ich vergaß...KILI...ich heiße Kili...und ER hier ist ohne Zweifel mein Onkel, den ich zu meinem größten Bedauern eine sehr sehr lange Zeit nicht mehr gesehen habe. Verzeih daher auch die für dich sicher komplett unverständliche Unterhaltung in unserer Heimatsprache, ich hatte nämlich nicht angenommen, ihn hier nicht allein anzutreffen Lyria. Würde es dich sehr stören, wenn wir hinein gehen könnten..hier draußen wird es nämlich langsam richtig ungemütlich?!”
 

Ich sah ihm einen Augenblick lang ehrlich verwirrt entgegen, bis ich verstand worauf er mit dieser Frage an mich hinaus wollte.
 

“Ohh ähh nein..nein sicher nicht, ich habe das ja gar nicht zu entscheiden..ich bin hier ebenfalls nur Gast!” Meine Augen richteten sich entsprechend unsicher auf Eikskild, der im Augenblick noch gar nichts dazu gesagt hatte..doch dann konnte ich ihn mit seiner angenehm tiefen Stimme sprechen hören.
 

“Nein du haben recht mein Junge..es sein wirklich verdammt kalt hir draußen...kommen lassen uns schleunigst ins Haus gehen, da sein es wärmer. Da können wir uns besser unterhalten.”
 

Mit diesen Worten sah ich, wie Eikskild dem jungen Mann der im übrigen kaum Größer als er selbst war den Arm spontan um die Schultern legte und ihn kurz aber herzlich drückte. Es war dem gefühlsmäßig sonst eher zurückhaltenden Trapper deutlich anzusehen, wie innerlich aufgewühlt er im Augenblick war.

Ich glaubte zu verstehen, dass alleine die Tatsache den längst verschollen geglaubten geliebten “Menschen” wieder zu sehen, einen so harten Mann wie ihn emotional ziemlich mitnehmen musste, vor allem wenn man(n) gedacht hatte, das könne vielleicht sogar nie mehr wieder geschehen.
 

Das war etwas, das gut nach zu vollziehen war und ich freute mich um so mehr für Eikskild….er war wirklich ein prima Kerl und hatte es in meinen Augen mehr als verdient seine Familie wieder zu finden...was sich im Augenblick also tatsäclich zu bewahrheiten schien.
 

Wenig später waren wir drei somit in der kleinen Küche und um den klapprigen Tisch herum versammelt, wobei Kili neben Eikskild saß, während ich uns in der Zwischenzeit einen Kaffee kochte und die Männer miteinander sprechen ließ, ohne mich zunächst großartig in ihr Gespräch einzumischen. Das sie rasch und in jenem eigenartig kehlig rauen Akzent sprachen, denn ich wusste ja, dass sie sich nur zu gerne in ihrer “eigenen”Sprache unterhalten wollten. Schon weil Eikskild die natürlich wesentlich besser verstand und beherrschte als meine und so nicht immer auf mich Rücksicht nehmen musste und ich ahnte auch dunkel, dass der junge Mann darauf brannte, seinem lange vermissten Onkel sicherlich alles das zu erzählen, was er unterdessen erlebt hatte, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
 

All das ging besser ohne mich..das spürte ich intuitiv.
 

Daher stellte ich ihnen als ich mit Kaffee kochen fertig war, das extra starke schwarze Gebräu mit einem freundlichen Lächeln auf den Tisch direkt vor sie ihn und sagte zu den beiden als sie mich dabei etwas verwirrt ansahen..
 

...”oh macht euch wegen mir nur keinen Kopf Männer, ich versteh durchaus, dass ihr ungestört reden wollt. Wisst ihr, ich werde mich da an die Ofenbank hinsetzen und so lage etwas lesen...wenn ihr fertig seid mit euren privaten Gesprächen, die mich ohnehin nichts angehen, dann können wir uns ja gerne noch ein wenig zu dritt unterhalten, wenn ihr Lust dazu habt?!”
 

“Eikskilds Blick streifte noch während ich ihnen das sagte unmittelbar danach meinen. Ganz überraschend war seiner dabei warm und wirkte sogar meinem Empfinden nach dankbar.
 

“Ich wissen das zu schätzen Lyria danke, dass du das verstehen...und du sein wirklich nicht böse auf mich, wenn wir so sprechen, dass du uns nicht verstehen können? Ich meinen es fallen mir tatsächlich um einiges leichter in mein vertrauter Heimatsprache zu sprechen…ich..!”
 

Er wollte noch etwas hinzufügen, doch ich unterbrach ihn hastig...indem ich, da ich zufällig immer noch vor ihm stand, mich bückte um ihm meine Fingerspitzen der rechten Hand sanft auf die Lippen zu legen, um ihn damit zum Verstummen zu bringen. Der Trapper sah mich hinsichtlich dessen völlig verdattert an, als er meine Fingerspitzen warm und leicht rau auf seinen Lippen fühlen konnte. Ich merkte es ihm an..doch dann nahm ich sie fort und hauchte ihm anstatt dessen einen sachten Kuss auf die kratzige Wange.
 

“Ich habe es verstanden..mach dir keine Sorgen, das ist völlig okay für mich!” Entgegnete ich ihm ruhig als ich mich wieder von ihm gelöst hatte und Kili dabei ein belustigtes Zwinkern zukommen ließ, woraufhin der prompt zu grinsen anfing. Der junge Mann hatte wohl längst begriffen, WAS da zwischen uns abging und dass Eikskild und ich uns wohl weitaus mehr zu sagen hatten und uns mochten, als ein jeder von uns beiden offen zuzugeben bereit war.
 

Ich fühlte wie sich des Trappers Hand unwillkürlich auf meine legte, als ich mich wieder aufrichtete um zur Ofenbbank zu gehen und ich den leichten aber ungleich dankbaren Druck seiner warmen kräftigen Hände auf meinen spürte, wobei er mir ein leises...”ich danken dir”...entgegen flüsterte.
 

Ich merkte wie sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen verirrte...denn ich hatte das Richtige getan.
 

“Ich geh dann jetzt und werde so lange was lesen...wenn ihr fertig seid, könnt ihr mir ja Bescheid sagen!”
 

Ließ ich mich somit einen Moment später mit einem kurzen Nicken in ihre Richtung vernehmen, dann setzte ich mich ein Stück weiter weg auf die kleine Ofenbank, schnappte mir eins meiner Bücher und wollte zumindest pro forma anfangen darin zu lesen...dennoch die Neugier auf das, was sie sich da wohl zu erzählen haben mochten siegte und war eindeutig zu groß, als dass ich es geschafft hätte mich dem gänzlich zu entziehen und so beobachtete ich beide Männer verstohlen aus dem Augenwinkel heraus und in der Hoffnung, vielleicht doch noch den einen oder anderen interessanten Sachverhalt ihres mehr oder minder intimen Gesprächs aufzuschnappen.

Fragen über Fragen

Die beiden sahen mir kurz prüfend entgegen, als wollten sie sich versichern, dass ich ihnen kaum noch meine Aufmerksamkeit schenkte, damit sie endlich das tun konnten, wonach ihnen im Moment zweifellos am meisten der Sinn stand...nämlich sich möglichst ungestört in ihrer eigenen Heimatsprache auszutauschen...und das taten sie dann auch, kaum dass ich auf der Ofenbank platz genommen hatte.
 

Ich sah wie sich Eikskilds dunkle Brauen leicht skeptisch hoben, als er das Wort einen Moment später erneut an seinen Neffen richtete...
 

“Kili..wo ist dein Bruder und was mich noch viel dringlicher beschäftigt als das, ist die Frage, wie ihr hier her gelangt seid? WAS macht ihr hier in dieser Welt? Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet aber euch beide noch einmal wieder zu sehen bestimmt nicht...zumindest nicht in diesem Leben mein Junge!”
 

Der junge Mann mit dem nahezu identisch dunklen Haar wie das von seinem Onkel schluckte hart...ich sah, dass er nach Worten rang. Eiskild musste ihn etwas sehr persönliches oder aber etwas sehr unangenehmes gefragt haben...soviel bekam sogar ich mit, die von diesem intimen Gespräch an sich nur Bahnhof verstand.
 

“Onkel...ich sehe deine Verwirrung und sie ist sicher berechtigt...ich will im Augenblick angsichts unseres weiblichen Gastes nur soviel Preis geben, dass Gandalf uns dir hinterher geschickt hatte Thorin. Er wusste, dass wir in unserer eigenen Welt ebenso wie du keine Chance haben würden diese schwerwiegenden Verwundungen zu überleben...deshalb hat er es wohl getan.
 

Er hat es getan, um uns zu retten...und zwar ohne, dass weder du noch wir es wissen konnten, denn als Beorn dich hier her brachte, warst du ohne Bewusstsein ebenso wie wir…Gandalf hat es getan, obwohl er zweifellos wusste, dass dies eine Fahrkarte ohne Widerkehr sein würde..denn wir können nicht zurück...das weißt du vermutlich so gut wie wir!
 

Weshalb uns das Dimensionsportal aber zu völlig unterschiedlichen Plätzen brachte wissen wir bis heute nicht. Tatsache ist nur, dass ihr beide, du und Beorn durch des Zauberers geniale Kräfte hierher gelangt seid, Fili und ich aber vermutlich durch puren Zufall auf der völlig andere Seite dieser Welt in der Antarktis landeten.
 

Wir waren beide nach der Schlacht lebensgefährlich verletzt, als wir in der Antarktis ankamen...dem Tode sicher näher als dem Leben..nur durch reines Glück fanden uns in der Nähe einer Polarstation australische und amerikanische Wissenschaftler, die dort Experimente machten und irgendwelche Nachforschungen in bezug auf die klimatischen Veränderungen ihrer Welt anstellten...sie retteten uns das Leben, in dem sie uns in eine der wenigen russischen Hospitalstationen der Eiswüste Antarktis brachten.
 

Niemand wollte näheres von uns wissen...sie hielten uns lediglich für zwei irre Extremsportler...oder Archäologen..die so dumm gewesen waren sich dieser tödlichen Eiswüste gandenlos auszusetzen...und niemand zweifelte nach unserem langsamen wieder Gesunden an unseren völlig stümperhaften Erklärungsversuchen bis auf die beiden australischen Schwestern, die uns dort beide schwer verwundet vor gefunden hatten Onkel.
 

Die eine ist im Übrigen Meeresbiologin, die andere Klimaforscherin….und die beiden ließen nicht locker..weil...weil sie uns auf irgend eine Art mochten. Vielleicht lag es auch daran, dass sie uns das Leben gerettet hatten, aber diese beiden menschlichen Frauen wollten es genau wissen…so genau, dass wir ihnen schließlich irgendwann sagen mussten...wer wir sind und woher wir kommen!”
 

Ich konnte Eikskild plötzlich lauthals in die Richtung seines Neffen wettern hören.
 

“WAS ihr..ihr habt es ihnen also allen Ernstes verraten..und..und was ist dann geschehen?”
 

Kili zuckte leicht zusammen, doch seine Stimme klang versuchsweise beschwichtigend, als er seinem für mich merklich erregten Onkel antwortete, wovon ich selbstredend wie üblich keinen Schimmer hatte.
 

“Beruhige dich Thorin..lass es mich mal so ausdrücken, wir mussten uns zwangsläufig langfristig mit den hiesigen Gegebenheiten arrangieren Onkel, was bedeutet...dass wir inzwischen eine Familie haben und zwar..beide.
 

Thalia und Siri, sie sind die beiden Schwestern die vor Jahren nicht locker ließen."
 

Ich sah Kili kurz lächeln, ehe er in Eikskilds Richtung fortfuhr..wobei dem sämtliche Gesichtszüge entgleisten..irgend etwas musste vorgefallen sein, was IHM ganz und gar nicht zusagte und doch unterbrach er Kili kein einziges mal.
 

“Siehst du Onkel, meine Frau Thalia und mein Sohn Ferin leben im Moment in Australien am anderen Ende dieser Welt...ebenso wie Filis Frau Siri und seine Tochter Rahni. Wir..wir beide sind nur hier her gekommen weil wir nach dir gesucht haben Onkel….und glücklicherweise haben wir dich auch gefunden…Fili war sich nicht sicher...er war es der dich hier mehr oder minder durch Zufall aufgestöbert hat!"
 

Eikskilds Gesicht wirkte noch immer bestürzt und aschfahl, als ich ihn weiterhin mit forschendem Blick im Auge behielt ...der junge Mann musste ihm da so einige Dinge offenbart haben, die ihm ganz schön zu schaffen machten..aber er versuchte dennoch seine Würde zu bewahren und Herrr der Sachlage zu bleiben..wenn es ihm auch weitaus schwerer viel als gedacht, während sie sich miteinander auseinander setzten...was mich indessen nur noch neugieriger werden ließ...schon Eikskilds verwirrtem Gesicht wegen, das mich einfach zu brennend interessierte als DAS einfach zu ignorieren..auch wenn ich noch immer nichts von dem verstehen konnte, was sie sprachen.
 

Indem konnte ich den Trapper neuerlich in Richtung seines Neffens ansetzen hören.
 

“WAS aber wieso? Shazra sag mir aus welchem Grund ihr dort hin in die Antarktis geschickt wurdet? Hier und nur hier in der Arktis besteht die Möglichkeit überhaupt jemals zurück zu kehren nach Mittelerde. Hier ist der einzige Dimensions Übergang..wisst ihr das denn nicht? Das Portal ist hier….und NUR hier!”
 

Kili schüttelte mit einem Mal heftig mit dem Kopf.
 

“Nein wir wussten nichts...im Gegenteil wir haben beide Jahre lang nach dir gesucht und dich nicht finden können. Wir ahnten dass du hier sein musst..aber erst die Annonce der Frau im Internet hat uns auf deine Spur gebracht, deshalb hat es so lange gedauert..wir dachten du seist längst tot Onkel...nur durch puren Zufall haben wir dich hier in der Arktis finden können.
 

Es war uns nur durch “Yokkys” Aufgebot zu seiner Hochzeit im Internet möglich, weil er mit der Tochter eines reichen Russen liiert ist...ja es war sein Aufgebot, mit dem er seine “neuen” und alten Freunde informieren wollte...genau DAS hat ihn uns finden lassen. Fili hatte ihn eines Abends vor einigen Wochen zufällig während der Suche nach dir im Internet entdeckt und erkannt…aber erst als wir ihn persönlich kontaktiert hatten wussten wir es sicher Onkel Thorin.
 

Ja und dann kam noch die zufällige Recherche von "deiner" Lyria dazu ..die ebenfalls durch Zufall nach dir gesucht hatte...oder besser nach Trappern muss ich wohl sagen. Sie hatte in ihrem kürzlich veröffentlichten Internetbericht geschrieben, dass sich einer bei ihr gemeldet hatte..einer mit dem merkwürdigen Namen “Eikskild”...da wurden wir beide stutzig…denn “Eichenschild ist gewiss kein gewöhnlicher Name..auch nicht so hoch im Norden und schon gar nicht in der Arktis.
 

Onkel ich werde morgen früh erst noch einmal nach Lonyearbyen zu meinem Bruder zurück kehren müssen, wo ich ihm da glücklicherweise mit Freuden berichten kann, dass du noch lebst.
 

Erst danach werden wir sehen was wir tun können oder wie es weiter geht. Wir sind im Übrigen auch zu Yokkys Hochzeit Anfang März eingeladen worden..aber bis dahin müssen wir uns erst noch beraten…oder klar werden was wir wollen. Niemand von uns weiß im Moment so recht wie es weitergehen soll….immerhin haben wir beide eigene Familien...unsere Frauen und Kinder...ich will eigentlich nicht fort von hier...aber wenn wir es müssen...dann...
 

...ach ich weiß nicht...wir werden es sehen!”
 

Kili sah etwas nachdenklich in meine Richtung..ehe er noch einmal mit Eikskild sprach, das ich ebenso wenig verstehen konnte, wie den Rest ihrer Unterhaltung.
 

...”weißt du Onkel ich dachte wirklich sie wäre...?!”
 

“WAS...etwa mein Weib?
 

Ohh NEIN gewiss nicht..aber man könnte sagen ich “arbeite” daran. Daher auch kein unnötiges Wort zu ihr, bis ich ganz sicher bin, dass sie mich so lieben könnte, wie es unser Geheimnis von ihr erfordern und sie es verkraften müsste, verstehst du mich Kili? Ich will nicht, dass sie es erfährt, wenn ich mir nicht ganz sicher bin!”
 

Kili lächelte indessen etwas zerknittert in die Richtung seines Onkels, den ich gerade sehr deutlich wie ebenso ungehalten vor sich hin grummelnd vernommen hatte, wobei er sich noch immer keine sonderliche Mühe gab wenigstens ansatzweise verständlich zu sprechen...jedenfalls für MICH.
 

Aber das hatte ich ja bereits vorher gewusst..anstatt dessen war es Kili, der sich noch einmal anschickte Eikskild etwas entsprechendes in seiner eigenen Sprache zu antworten.
 

“Na ja du hast lange hier gelebt, wer hätte es dir verübelt wenn du dir eine menschliche Frau gesucht hättest die auch deine Âzyungâl sein könnte...dazu müsste sie ja nicht zwingend einer der Unseren sein..oder? Ich hatte es fast angenommen sie wäre es bereits und ich würde es dir jedenfalls wünschen Onkel..sie sieht wirklich sehr nett aus und ich glaube du hast sie schon fast “überzeugt”, wenn ich mich nicht vollkommen täusche.
 

Ich würde sagen ihr Blick verrät sie..sie mag dich….sogar sehr...dessen bin ich mir ziemlich sicher!”
 

“Ach was du nicht alles siehst mein Junge...aber ich lasse es dich herzlich gerne wissen, wenn es soweit ist, dass ich selber weiß was ich will...oder besser noch sie..denn es liegt an ihr nicht an mir..verstehst du?”
 

Konnte ich den Trapper seinem Neffen für mich noch immer unverständlich in Worten leise aber doch mit einer eigenartigen Nachdrücklichkeit entgegen brummen hören..
 

Über irgend etwas hatten die beiden Männer gesprochen das eindeutig mit mir zu tun hatte...das spürte ich intuitiv…
 

Es war um UNS gegangen um den Trapper und MICH..das hatte ich schon verstanden, so naiv war selbst ich nicht...aber keiner von beiden Männern ließ sich dahin gehend nur das Geringste anmerken.

Mitwinterfreuden und Leiden?

Wenig später hatten beide Männer ihre mehr oder weniger „intime“ Unterhaltung beendet, wobei Eikskild emotional gesehen noch immer merklich aufgewühlt wirkte...das was der Jüngere ihm gesagt haben musste, beschäftigte den Trapper offensichtlich stark, wenn er sich auch mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln an Beherrschung und Selbstdisziplin darum bemühte, es sich möglichst nicht anmerken zu lassen, so fiel es ihm doch ungemein schwer.
 

Etwas „lockerer“ wurde der Trapper hinsichtlich dessen erst, als wir drei uns ein „gemütliches“ Abendessen zu Gemüte geführt und es dazu mit einigen klaren Wodkas in den Rachen hinunter gespült hatten. Also vordringlich die bedien Männer, denn ich hielt mich auch dieses Mal eher vornehm im Hintergrund und hatte mir nicht mehr als einen der Schnäpse in „Trinkwasserglasgröße“ verabreicht.
 

Das genügte mir bereits um auf Betriebstemperatur zu kommen...was hieß, dass dies ein durchaus vergnüglicher Abend zu werden versprach. Alles in allem war es das dann auch..als beide Männer ein wenig mehr an „Stoff“ intus hatten, so dass sich ihre Zungen angenehm gesellig lockerten sah ich die Familienähnlichkeit zwischen ihnen nur noch deutlicher hervortreten..DENN die beiden Eikskildschen Scherzbolde konnten sich exakt über die gleichen Witze amüsieren und so halb (tot)lachen, für die ICH als Frau nur mehr ein müdes Lächeln übrig hatte.
 

Ich sah den dunkelhaarigen Nordmann auf einmal in einem ganz neuen Licht...SO glücklich und entspannt gelöst, wie ungemein temperamentvoll und gesprächig hatte ich diesen Mann noch nie zuvor erlebt.
 

Ich sah das lebhafte Glänzen in seinen Augen, die ehrliche Freude und die große Zuneigung die aus ihnen sprach, wenn er mit dem jungen Mann lachte und so einige seiner derben „Wikingerscherze“ machte die ich manchmal schon als höchst grenzwertig empfand.
 

Aber gut um mich und meine Person ging es an diesem Abend mit Sicherheit am Allerwenigsten, ich war nichts als eine hoffentlich „nette“ Randerscheinung und das war auch gut so..ich ließ den beiden ihren Spaß und zog mich irgendwann nach zwei bis drei Stunden höflich auf mein Schlaflager zurück, wo ich die Männer herzlich gerne sich selbst und ihrem feuchtfröhlichen Zechgelage überließ schon im Voraus ahnend, dass der kommende Morgen für beide vermutlich nicht so besonders erfreulich beginnen würde...was sich dann auch bestätigte.
 

WIE und WANN die beiden Männer s letztendlich ins Bett gekommen waren, hatte ich nicht mehr mitbekommen...sicher war ich nur, dass es als ich aufstand noch nicht so besonders lange her sein konnte...da die Glut im Ofen noch glimmte..ein untrügliches Zeichen dafür, dass Eikskild noch einmal sehr spät nachgeheizt haben musste. Aber das schärfste an der Angelegenheit war zweifellos DAS Bild vor Augen zu haben, das sich mir dabei bot, als ich früh am Morgen raus musste, weil mich meine volle Blase heftig drückte und mich nach Erleichterung anflehte..auch ein mehr oder minder angenehmes Resultat meines vorabendlichen Alkoholkonsums.
 

Ich musste wirklich ernsthaft an mich halten, um nicht augenblicklich in wieherndes Gelächter auszubrechen..also wenn ich irgend einen Gedanken darüber verschwendet haben sollte WIE und vor allen Dingen WO unser spontaner Überraschungsgast denn eigentlich nächtigen sollte, so wurde diese Frage sehr schnell und vor allem sehr unorthodox beantwortet….
 

….da lagen sie nämlich...BEIDE!
 

...und zwar ungelogen in Eikskilds knappen neunzig auf einen Meter achtzig Bett! Wow..ich musste glatt zweimal hinsehen, um es wirklich als das abzuspeichern, was sich mir da augenscheinlich bot.
 

Beide Männer übereinander gestapelt und irgendwie auch in ungewollt inniger Umarmung miteinander verknäult gaben somit wahrlich ein Bild für die Götter ab und damit nicht genug, schnarchten sie in gewisser Weise um die Wette...und sich dabei rücksichtslos und in voller Inbrunst gegenseitig ins Ohr, was aber keinen von beiden Kerlen sonderlich zu stören schien. Die einzige Person in diesem Raum, die davon einen Hörsturz davon zu tragen drohte, war mal wieder ausnahmslos ICH, die arme unschuldige Frau, die als Einzige nicht stockbesoffen in der Gegend herum schnarchte, um so die wilden Tiere von der Hütte fern zu halten….oder wie sollte ich diesen zumindest für meine Ohren abartigen Zustand infernalischen Lärms der beiden Männer denn jetzt sonst bewerten?!
 

Ich zuckte kurz mit den Schultern und wollte mich schon daran machen, endlich nach draußen zu gehen weil ich mal dringendst "Pippi" machen musste..aber irgendwie konnte ich mich von diesem faszinierend schrägen Bild nicht losreißen.
 

Eikskild hatte dazu nämlich lediglich seine super sexy Hosenträger abgeschnallt, war aber ansonsten wie sein Neffe auch, in voller Montur im Vollrausch auf das für zwei ausgewachsene Männer sicher nicht eben komfortable und äußerst spärliche nächtliche Lager gesunken, was aber keinen von beiden weiter zu stören schien, da sie derzeit offensichtlich noch stark mit ihrem „Rausch ausschlafen“ beschäftigt waren.
 

Ich sah den Älteren dabei kurz aufwachen und halbseiden zu Bewusstsein kommen, wobei er leise seufzend im Halbschlaf nach dem Jüngeren griff und sich ihn unbewusst und ohne es recht zu merken zu schnappen und kurzerhand als Kopfkissen zu missbrauchen versuchte, nur um einen Augenblick später wieder in den Tiefschlaf zurück zu sinken.
 

Eikskilds Kopf mit seiner dunklen Mähne, die sich im Schlaf unbemerkt aus seinem ansonsten zumeist strengen Nackenzopf gelöst hatte, lag somit auf der Brust seines Neffen und strahlte ein seltenes Bild der inneren Ruhe aus. Dieser sonst so unnahbar strenge Mann wirkte trotz seines heftigen Rausches vollkommen entspannt...und bot damit einen mehr als ungewöhnlichen Anblick.
 

Mochte es an Kili liegen, über dessen Auftauchen sich der Trapper so gefreut hatte oder aber an dem Umstand, dass er unbewusst bemerkte, dass er nicht alleine war, als er kurz wach wurde und ich ihn so leise und kaum vernehmlich etwas in seinen dunklen Bart brummen hören konnte, was sich zum Einen sehr verdächtig nach einem mir durchaus bekannten Namen und einem leisen Seufzer angehört hatte...zum Anderen aber auch komplette Einbildung meinerseits sein konnte, die sich das vielleicht nur mit aller Macht wünschte.
 

Ich wusste es nicht...aber es war mir in dem Moment auch völlig gleich. Ich wusste nur, dass die beiden da ein Bild abgaben, das zumindest ICH nicht so schnell wieder in meinem Leben vergessen würde. Ich wollte mich schon abwenden, um mich jetzt endlich mal auf s Örtchen nach draußen zu verkrümeln..als ich merkte, wie sich meine Schritte anstatt dessen zögernd und ganz entgegen meinem Willen in die völlig andere Richtung lenkten..nämlich hin zu den beiden tief schlafenden Männern.
 

Bei beiden angekommen sah ich auf sie herab und ertappte mich bei einem belustigten Grinsen.
 

„Na euren Schädel möchte ich nachher besser nicht mit mir spazieren tragen müssen Männers“...flüsterte ich ihnen dabei kaum hörbar aber sichtlich amüsiert entgegen, wobei ich den Älteren der beiden Männer, dessen Gesicht im Moment als einziges von beiden aus dem Körperknäul sichtbar geworden war neugierig und interessiert beobachtete.
 

Ich wollte seine markanten Gesichtskonturen studieren..wollte ihn betrachten, wollte sehen WAS mich an diesem Mann so ungemein faszinierte. Aber dann ertappte ich mich dabei, wie ich mich kurz bückte und ihm eine seiner dunkeln Strähnen die ihm im Schlaf unbemerkt in die hohe Stirn gefallen war, mit einer zärtlichen Geste aus ihr fort und anstatt dessen wieder sachte zurück hinter eins seiner beiden übrigens nicht so ganz kleinen Ohren zu streifen..wobei ich mich ganz spontan noch ein Stück weiter vorbeugte, um ihn im Anschluss daran sanft auf die Stirn zu küssen.
 

Es war etwas, das ich just in diesem Moment tun wollte, ja beinahe schon zwanghaft tun musste….und ich wusste noch nicht einmal weshalb?!
 

Ich hörte ihn im Tiefschlaf spontan ein leises wohliges Brummen ausstoßen..er hatte es offenbar gespürt..aber er schlief glücklicherweise weiter wie ein Stein.
 

Gott wie peinlich wäre es mir gewesen, wenn er DAS jetzt mitbekommen hätte?!
 

Hastig richtete ich mich wieder auf schleunigst bestrebt das Weite zu suchen und mich anstatt dessen aufs „Frischluftklo“ zu verkrümeln...was mit ziemlicher Sicherheit im Augenblick die bessere Wahl war. Nicht nur was mich und meine eigenen Bedürfnisse anbelangte, auch in seiner Hinsicht bestimmt nicht der dümmste Entschluss...denn ich war mir noch immer nicht sicher was ich wollte und so war es meiner Ansicht nach besser, wenn ER nichts davon mitbekam.
 

Etwa knappe drei Stunden später kam endlich so langsam wieder so etwas wie Leben in die beiden „Schnapsleichen“….was sich zunächst mit einem total verkaterten Stöhnen aus zwei unterschiedlichen Kehlen bemerkbar machte.
 

„Uhhh ich werden das sicherlich nie wieder tun...mit dir trinken sein wahrlich tödlich Neffe!“
 

Es war zweifelsfrei Eikskild der als erster von beiden Männern versuchte sich mit einem heftigen Keuchen wieder in die Senkrechte zu verfrachten.
 

„Hat wer behauptet? Niemand hat dir angeschafft den ganzen Wodka leer zu machen Onkel?!“
 

Ließ sich der jüngere der beiden Männer nur einige Augenblicke später mit einem ebenso schmerzhaft gequälten Stöhnen vernehmen wobei er ebenfalls bestrebt war sich möglichst rasch von seinem mehr oder minder unfreiwilligen Schlaflager zu erheben. Ich stand inzwischen längst am Gasofen und hatte Kaffee für uns gekocht und war dran ihnen eine ordentliche Portion von den Resten des Rentierfleisches, das Eikskild und ich erlegt hatten in die Pfanne zu verfrachten und als „Steak“ zu braten..wobei ich ihnen mit einem breiten Grinsen entgegen blickte, als ich die merklich zerknirschten Gesichter von beiden direkt vor mir auftauchen sah.
 

„Na Männer alles noch dran? Ihr seht aus, als könntet ihr beide ein vernünftiges Frühstück vertragen?!“ Kommentierte ich meine Feststellung entsprechend amüsiert in ihre Richtung.
 

Indem kam der Trapper etwas schwerfällig aber auch als Erster von beiden in die Höhe, wobei er sich noch leicht schwankend abmühte das Gleichgewicht zu halten. „Das sein ja nett gemeint..aber ich können noch nichts essen. Mir sich sonst der Magen herum drehen fürchten ich...wollen du mich etwa absichtlich foltern Lyria?“ Konnte ich ihn mir dabei entsprechend kleinlaut und wenig begeistert antworten hören. Ein gutmütiges Lachen meinerseits war die Belohnung seiner Konversationsbemühungen was mich anbelangte.
 

„Kein Mitleid wenn ich bitten darf, wenn ihr beide euch so übel zurichtet seid ihr selbst Schuld.“ Setzte ich einige Augenblicks später an als ich mich wieder etwas gefangen hatte.
 

„Lyria komm schon, sei nicht so streng mit ihm...es war nicht seine Schuld, ich habe ihn mehr oder minder dazu angestiftet...die Wiedersehensfreude du verstehst?“ Konnte ich Kili leise in meine Richtung brummen hören, wobei auch er stark darum bemüht war, seinen Brummschädel endlich wieder in die Senkrechte zu verfrachten.
 

„Ich verstehe…! Aber mal ehrlich, deshalb hättet ihr euch noch lange nicht SO zurichten müssen?!“ Hakte ich indessen wenig verständig nach.
 

Indem sah ich Kili herzlich lachen, ehe er mir etwas entgegnete das überraschend nüchtern, sowie reichlich trocken klang, als er es an mich los ließ. „Wieso..es war doch sicher lustig, zumindest für dich...uns beide stockbesoffene Kerle zusammen im selben Bett, die sich gegenseitig die Ohren voll schnarchen...das muss ein verdammt idiotisches Bild abgegeben haben?!“
 

Ich hörte mich angesichts dieser trockenen Feststellung des Jüngeren erneut los lachen.
 

„Muss ich zugeben…wo du recht hast…? Ihr beide saht echt hinreißend aus...fast wie ein altes Ehepaar!“ Kommentierte ich es ebenso trocken, wobei ich zwei der drei Kaffeetassen demonstrativ auf dem klapprigen Küchentisch abstellte.
 

„Kommt setzt euch...wenn ihr etwas davon getrunken habt geht es euch sicher bald schon wieder besser!“
 

Als Kili sich kurz darauf gemeinsam mit seinem Onkel und mir an den Tisch gesetzt hatte und sich seine Hände um die Tasse schlossen, während er einen tiefen Schluck von dem starken schwarzen Gebräu meines Instandkaffees nahm, sah ich das kurze Lächeln über seine Züge huschen, mit dem er etwas zu seinem Onkel sagte, was ich nicht so ganz verstand..obwohl ich seine Worte wenigstens vom Sinn her schon durchaus erfassen konnte.
 

„Das würde ich echt vermissen.....“Irak’adad…..du etwa nicht?“
 

Kili verstummte ich konnte ihn leise seufzen hören. Indem war Eikskild derjenige der beiden Männer, der unvermittelt das Wort ergriff.
 

„Sicher mir würde es ebenso ergehen….aber nicht nur deswegen, ich können dich auf ein Art schon verstehen?! Wie lange werden du bleiben?“
 

Kili schreckte auf, wobei er nochmals einen tiefen Schluck aus dem Kaffeebecher nahm und sich dann hungrig über eines der trockenen runden Knäckebrote dick mit Butter bestrichen her machte (was im Übrigen alles war, was wir an Proviant noch übrig hatten) ehe er sich seinem Onkel zuwandte und ihm erneut etwas darauf antwortete.
 

"Der Hubschrauber holt mich heute wieder ab...den Motorschlitten kann ich vorerst hier lassen, das war so abgemacht. Ich muss zurück aufs Festland nach Spitzbergen. Fili wartet in Longyearbyen auf mich…wir ähhmmm müssen unsere Familien nachholen. Bis zur Hochzeit von Yokky bleibt uns nicht mehr viel Zeit, noch knapp zwei Monate...und in knapp anderthalb Wochen ist Weihnachten...bis dahin wollen wir zurück in Australien sein.
 

Aber wir kommen wieder, jetzt wissen wir ja wo du steckst...also Irak’adad du kannst dich wohl kaum so gut verstecken, das wir dich nicht finden könnten!”
 

Eikslikd lächelte, es wirkte ein wenig zerknirscht. “Vermissen du sie nicht wenigstens ab und an?” Brach es mit einem mal völlig unvermittelt und unerwartet aus dem dunkelhaarigen Nordländer heraus. Kili stutze leicht, als er Eikskilds verhärmtes Gesicht dazu sah. “WER Onkel? WEN soll ich denn vermissen?” Fragte er ihn im Anschluss daran ein wenig schärfer als er es vermutlich gewollt hatte. Doch die Antwort die von seinem Onkel darauf erfolgte schien ihn ungewöhnlich hart zu treffen.
 

“Dein Amad Kili?”
 

Der junge Mann mit dem dunkelbraunen knapp bis in den Nacken reichenden Haarschopf schluckte heftig.
 

“Onkel das ist nicht fair...du weißt genau, dass wir sie ebenso sehr vermissen wie du...aber es lässt sich nicht ändern..jedenfalls nicht im Augenblick!” Mit diesen Worten straffte er sich und die Unterhaltung war mit einem Schlag beendet...vermutlich auch weil ich mit am Tisch saß. Ich spürte intuitiv, dass sie dieses Thema schon wegen mir nicht weiter vertiefen wollten.

Mitwinterfreuden und Leiden -2

Eikskild und Kili hatten auch so nicht mehr viel Gelegenheit sich über diese oder andere Dinge auszutauschen, denn kurze Zeit später konnten wir in der Stille der polaren Dunkelheit das bereits von ihm angekündigte vertraute Geräusch von Rotorblättern eines Helikopters vernehmen, das den beiden Männern sagte, dass die Zeit des vorläufigen Abschiednehmens gekommen war.
 

Kili musste wieder fort, zurück in die Zivilisation zu seinem Bruder und zu ihren beiden Familien. Er hatte es Eikskild bereits schonend beigebracht und es war glücklicherweise auch kein endgültiger Abschied. Die Männer würden sich vermutlich spätestens an Yokkys Hochzeit wieder sehen...ein Umstand, der es dem Trapper etwas leichter machte, ihn wieder gehen zu lassen.
 

Dennoch merkte ich, dass es ihm nach all der langen Zeit des Bangens und Hoffens unendlich schwer fiel, den jungen Mann seiner Wege ziehen zu lassen...ich sah es daran, wie er ihm einige nicht wenige gute Ratschläge erteilte, während er ihn dabei mehrmals aufmunternd und kräftig auf die Schultern klopfte und als wir drei dann endlich draußen vor der Hütte angelangt waren, wo der Helikopter zwischenzeitlich zur Landung ansetze sah ich, wie Eikskild Kili in eine kurze aber sichtlich emotional heftige Umarmung zog, wo beide sich kurz aber sehr vertraut und innig gegenseitig mit der Stirn berührten und sich etwas in ihrer Sprache zuflüsterten, das ich wie üblich nicht verstehen konnte.
 

Dieses Bild war so eindrücklich für mich wie selten etwas, das ich zuvor gesehen hatte, denn ich sah wie sehr er diesen jungen Mann liebte...der genauso gut sein eigener Sohn hätte sein können und nicht nur der seiner Schwester.
 

„Du geben solange gut auf dein Bruder acht KILI..du es mir versprechen werden?! Ich wollen euch beide gesund wieder sehen...du es nicht vergessen, an Yokkys hohen Festtag sein es soweit. Ich es bis dahin kaum noch erwarten können.“ Eikskild verstummte, wobei er sich von ihm löste, so jedoch nur sehr zögernd von ihm abließ...ich konnte sehen, wie er ihm noch einmal kurz seine Hand auf den Arm legte und dem jungen Mann damit noch einmal zuversichtlich bekräftigend klar machte, dass er ihn bestimmt nicht vergessen würde.
 

Kili schenkte ihm während dessen ein kurzes aber dennoch ebenso ungewöhnlich liebevolles Lächeln. „Natürlich, ich werde es sicher nicht vergessen Onkel...du kannst auf mich zählen...immer! Du hast ja keine Ahnung wie sehr Fili sich darüber freuen wird...wir kommen zurück, ich verspreche es dir!“
 

Mit diesen Worten drehte sich Kili hastig um und sprang ohne sich noch einmal nach uns beiden umzusehen in den wartenden Helikopter...es war als wollte er damit vermeiden, dass sein Onkel sah wie schwer auch ihm das verfrühte Abschied nehmen fiel.
 

Doch als Eikskild und ich schon darauf warteten, dass der Helikopter abhob, um Kili wieder zurück aufs Festland zu bringen, öffnete sich plötzlich unverhofft die Türe des Copiloten...und der junge dunkelhaarige Mann, der mich damals zusammen mit seinem Kollegen vor knapp drei Monaten hier her gebracht hatte, sprang dick vermummt in eine leuchtend orange Daunenjacke heraus und kam umgehend zu uns beiden gehastet.
 

Ich konnte ihn kurz mit dem Trapper verhandeln hören, wobei der mit einem Mal seltsam überrascht wirkte…
 

Eikskild drehte sich kurz zu mir um und ich sah in seine strengen Gesichtszüge, die in dem Moment ehrlich verwirrt wirkten, als er mich ansprach.
 

„Lyria du mir helfen müssen...sie haben Fracht für uns mitbringen. Seltsam, dabei ich gar nichts angefordert haben?! Ich nicht wissen woher die kommen...aber er sagen, es sein zwei große Paketladungen an Lebensmittel und noch einigen anderen Sachen für uns dabei und ich brauchen dich, um es hinein zu schaffen...kommen du?!“
 

Er sah kurz zum Copiloten hinüber, der inzwischen wieder zurück zum hinteren Frachtraum des Helis gespurtet und derzeit schon dabei war, die beiden nicht gerade kleinen Pakete auszuladen, die er dem Trapper kurz zuvor angekündigt hatte. Er grinste uns beiden kurz aber unübersehbar anzüglich entgegen und ich wollte ehrlich gesagt lieber nicht so genau wissen, was da wohl in seinem Kopf vor sich gehen mochte. Ich sah zu ihm hinüber und seufzte leise, ehe ich dem nordischen Mann bei dem ich im Augenblick gewissermaßen für „umsonst“ wohnen durfte etwas darauf antwortete.
 

„Natürlich...Eikskild ich werde dich das ganze Zeugs doch sicher nicht allein schleppen lassen.“
 

Etwa fünf Minuten später waren die beiden riesigen Rakete in die kleine Hütte verfrachtet und der kurze und nicht ganz schmerzfreie Abschied von Kili bereits wieder Vergangenheit, denn der Heli war längst fort auf dem Weg nach Longyearbyen und wir beide zweifellos wieder mit unser beider Gesellschaft allein. Als wir unsere Klamotten an die dafür vorgesehenen Stellen an der kleinen Garderobe verstaut hatten, standen wir beide nun mit vollkommen ratlosen Gesichtern vor den beiden nicht gerade kleinen Paketen und sahen uns entsprechend verwirrt an.
 

„Haben du…irgend ein Ahnung..woher das alles kommen?“ Setze er dabei reichlich verblüfft in meine Richtung an, woraufhin ich hastig den Kopf schüttelte.
 

„WAS? Nein ich nicht, hast du…etwa?!“ Konterte ich dabei ebenfalls verwirrt aber doch nachdrücklich, woraufhin ER prompt heftig den Kopf schüttelte.
 

„Nein ich haben ganz sicher nichts angefordert!“ Antwortete er mir nur eine Sekunde später ebenso energisch. Ich sah in abermals reichlich verblüfft an..ehe ich neuerlich den Mund aufmachte.
 

„Aahh..ab..aber wer dann? Wer hat was für uns angefordert...wer weiß denn überhaupt, dass wir hier sind?“ Stolperte es so schließlich wenig geistreich aus mir heraus..bis..ja bis mir ein Geistesblitz kam...den ich umgehend an jemanden los werden musste und zwar an IHN...an Eikskild!
 

„Ehrlich Lyria ich es nicht wi….“ setzte der Trapper noch einmal merklich argwöhnisch und verunsichert in meine Richtung an..doch er kam nicht mehr sehr weit...denn ich unterbrach ihn mit einem Mal mit einem höchst entschlossenen und hastigen..
 

„YOKKY….ich bin todsicher dass er es war. ER hat uns die Sachen geschickt! WER sollte so was denn sonst machen wenn nicht ER? Dein Kumpel weiß so ziemlich als Einziger, dass wir hier am A...der Welt fest sitzen. Vielleicht wollte er einfach nur, dass es uns gut geht..immerhin sind wir beide hier allein, so nahe am Polarkreis?“
 

Kommentierte ich es somit ein wenig überzogen euphorisch..schon weil ich mich wirklich darüber freute, endlich mal wieder etwas „auspacken“ zu dürfen und wenn es sich bloß um so was banales wie ein Paket handelte...denn dabei eventuell auch an den Mann zu denken, der da nichts von meinen anzüglichen Gedanken ahnend neben mir stand..verkniff ich mir tunlichst, wobei ich bei DEM vermutlich auch irgendwann nicht mehr länger nein sagen könnte...das wusste ich nur zu gut.
 

Die Option IHN irgendwann in meinem Leben nochmal „auspacken“ zu dürfen, brachte meine Fantasie so derart in Fahrt, dass ich alle Mühe hatte, wirklich ernsthaft bei der Sache zu bleiben.
 

„Na noch wir haben es nicht sehen was drin sein, du also nicht wissen können was in diese beiden Pakete sein?!“ Brummte ER indessen unverkennbar Eikskild typisch trocken vor sich hin, woraufhin ich unwillkürlich grinsen musste und mir so einen gewissen anzüglichen Kommentar an ihn nicht ganz verkneifen konnte.
 

„So so..was glaubst du denn sollte ER uns schon so schlimmes geschickt haben….irgendwelches „Erwachsenenspielzeug“ vielleicht? Damit es uns beiden bloß nicht langweilig wird?!“
 

Doch Eikskild sah mich völlig verdattert an, ehe er mir darauf etwas antworten konnte...seinem gesicht nach zu urteilen verstand er von dem was ich da an ihn los gelassen hatte wohl nur „Bahnhof.“
 

„Äähhh was...was sein das "Erwachsenenspielzeug"...ich haben nämlich kein Ahnung wovon du da reden oder was du damit jetzt genau meinen Lyria!?“
 

Ich atmete derweil heftig ein und wieder aus, ehe ich ihm darauf antworten konnte, während ich mir das Hirn dabei fieberhaft zermarterte, ihm jetzt bloß um alles in der Welt nicht zu verraten, worauf ich da in meiner puren Dummheit angespielt hatte. Heilige Maria Mutter Gottes….denn dann wusste ER mit ziemlicher Sicherheit, WAS da wirklich los war und so verkniff mir mir alles in dieser Richtung krampfhaft, wobei ich dem Mann so harmlos wie möglich zu antworten versuchte.
 

„Puhhh oh gut..gut ist nicht so wichtig, da hast du wohl nichts verpasst mein Lieber!“
 

Eikskild sah mir kurz irritiert entgegen, doch dann zuckte er die breiten Schultern und machte dann Anstalten sich die beiden nicht so kleinen „Päckchen“ aus der Nähe anzusehen beziehungsweise sie mittels eines scharfen Hirschfänger Messers zu öffnen und dann dem Inhalt auf den Grund zu gehen.

Mitwinterfreuden und Leiden -3

Da ich mindestens ebenso begierig darauf war wie der Trapper zu erfahren, WAS sich da wohl so alles in diesen ominösen Paketen verbergen mochte, rührte ich mich nicht von der Stelle und schon gar nicht von seiner Seite, als Mann einige Augenblicke später die Paketlaschen, die extrem gut mit Klebeband fixiert waren zunächst an einem Paket und dann am anderen, etwas kleineren Exemplar aufschlitzte, um den Inhalt anschließend interessiert in Augenschein zu nehmen...
 

...doch WAS da so alles heraus und zum Vorschein kommen sollte, mit dem hätten wir beide im Leben nicht gerechnet….
 

Als erstes beförderte ER einen „Sixpack“ ans Tageslicht!
 

Allerdings handelte es sich hierbei um kein Bier oder (s)einen gut durchtrainierten „Waschbrettbauch“ wie man hätte vielleicht annehmen können, oder es sich als Frau eventuell sogar gewünscht hätte. Nein völlige Fehlanzeige...denn anstatt dessen waren es nicht weniger, als sechs Halbliterflaschen dieses Höllenzeugs, das sich die drei Männer, die ich während meiner Anwesenheit hier am Polarkreis kennen lernen durfte, jetzt ja schon mehrfach hinter die Binde gekippt hatten.
 

Natürlich meinte ich damit nichts anderes, als den verflixten Wodka, was auch sonst?!
 

Shit kamen diese „harten“ Kerle hier in der Wildnis eigentlich auch mal annähernd ohne das Mittel aus, dass ihnen vermutlich nicht nur allein das Hirn aus dem Schädel brannte, wenn sie es in rauen Mengen konsumiert hatten, sondern außerdem noch starke Auswirkungen auf ihre „Manneskraft“ zeigte...denn waren sie erst mal (stock)besoffen, wollte und konnte sich keiner mehr unnötigerweise bewegen...egal in welchem Zusammenhang.
 

»Fuck verdammter...scheiß auf den beschissenen Suff….und wiedermal typisch Mann.«
 

Ging mir dabei merklich ernüchtert durch den Kopf. Schon allein weil MIR eben schon wieder einmal unfreiwillig in den Sinn gekommen war, was ich wohl nur zu gerne mit dem Mann in dieser Hütte tun würde….es mir aber wie üblich nicht eingestehen konnte.
 

Na ja und vielleicht war Yokky ja der selben Ansicht gelangt wie ich, dass der Winter auch so noch lange genug andauern würde...als dass wir beide uns andauernd gegenseitig „nüchtern“ ertragen müssten und könnten. Ich konnte mir sonst keinen rechten Reim darauf machen, weshalb er Eikskild und mir ausgerechnet sechs Pullen an diesem „hochprozentigen“ Teufelszeug geschickt haben sollte, das jedem der es in zu großen Mengen zu sich nahm...ausnahmslos das Hirn und obendrein noch den Verstand ausknipste...aber so was von!
 

Also sechs Flaschen Schnaps, das waren schon so eine gehörige Kampfansage….an wen und aus welchem Grund wollte ich dabei lieber nicht so genau wissen.
 

Ich sah kurz in Eikskilds Gesicht, als er die Flaschen ans Tageslicht beförderte...es spiegelte sich darin unwillkürlich eine höchst interessante Mischung aus ungläubigem Erstaunen, peinlich berührter Ablehnung aber auch einer gewissen Vorfreude...denn so ganz wollte Mann dann offenbar doch nicht OHNE sein geliebtes Allheilmittel gegen schlechte Laune auskommen?! Zumindest hatte ich den entsprechenden Eindruck, als ich seine Mimik beobachtete, mit der er den Karton in dem sich die Flaschen befanden vorsichtig, ja fast schon ehrfürchtig neben sich abstellte...was natürlich wie erwartet wortlos geschah.
 

Er verlor keine einzige Silbe an mich, als er den Wodka in seiner ganzen Verderben bringenden Pracht und Herrlichkeit ausgepackt hatte...vermutlich weil Mann genau wusste, WAS ich dazu sagen würde. Aber auch ich verkniff mir jeglichen Kommentar...denn es hatte sowieso keinen Sinn, sich deswegen mit ihm in die Wolle zu bekommen, denn ER würde dieses Teufelszeug bestimmt bei nächster Gelegenheit vernichten wollen. Nämlich spätestens dann, wenn ich ihm in naher Zukunft noch deutlich mehr auf den Zeiger ging, wie ich es vermutlich ohnehin schon tat.
 

Aber gut dieses nette „Präsent“ das wir unserer Vermutung nach Eikskilds eigenwilligen Trapperfreundes zu verdanken hatten, war noch lange nicht alles an schrägen „Aufmerksamkeiten“, die Yokky uns beiden da offensichtlich anlässlich des kurz bevorstehenden „Mitwinterfestes“ bescheren wollte. Was wir beide dann einige Augenblicke später auch so fest stellen sollten…wobei ich den dunkelhaarigen nordischen Mann mit leicht hochgezogenen Augenbrauen ermunterte, doch mit dem Auspacken weiter zu machen.
 

„Da ist sicher noch mehr an tollen „Überraschungen“ für uns beide drin, was ist willst du s dir nicht ansehen?“ Sagte ich so mit unüberhörbar neugierigem Unterton zu ihm, wobei ich beide Schachteln nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ.
 

Ich konnte ihn daraufhin prompt erwartungsgemäß einsilbig und entsprechend unwillig in meine Richtung brummen hören….
 

„Das wissen ich selber...Lyria! Ich machen da ja schon...also du lassen mich in Ruhe..du nerven mich und zwar ganz gehörig.“
 

Mit diesen eindeutigen Worten und einem darauf folgenden tiefen Seufzer machte Eikskild sich umgehend daran, mit dem fortzufahren, womit er eben begonnen hatte, während ich mich stark darum bemühte lieber den Mund zu halten...was im Augenblick vermutlich auch besser für mich war.
 

Kurz darauf kamen damit also zum Vorschein…
 

….ein ganzer geräucherter Schinken vom iberischen Schwein, der im Allgemeinen als eine besondere Delikatesse galt. Na immerhin ein nett gemeintes Präsent, das musste man Yokky schon lassen. Dann packte Eikskild noch zwei Dosen schwedischen „Surströmming“ aus, der anders ausgedrückt auch hinreichend als „Stinkefisch“ bekannt war und mich schon allein beim heraus holen aus dem Paket würgte...als ich der Verpackung ansichtig wurde.
 

Na also DEN konnte Mann liebend gerne dann genießen, wenn ich im Frühling wieder ausgezogen war aber so was von...ich wusste nur zu genau WAS das für eine Waffe war, wenn man unliebsame Gäste los werden wollte. Also diesen besonders fermentierten Fisch konnte man und sollte man möglichst NICHT in geschlossenen Räumen öffnen...sonst würde man das kaum überleben, zumindest wenn man keine schwedischen Nasen besaß.
 

Des weiteren holte Eikskild im Anschluss daran noch zwei Tetrapacks an haltbarem „Rührei“...drei Dosen an eingelegten englischen Bohnen und Würstchen..und noch so allerlei anderer essbarer Kuriositäten ans „Tageslicht“, die ich lieber nicht weiter ausführen wollte, denn eins davon waren ganz unbestritten noch so etwas, wie französische „Schnecken“ im eigenen Saft und Knoblauchsoße.
 

Uuuhhh igitttt...ich wusste nicht, dass man so was widerliches wirklich essen geschweige denn „genießen“ konnte?! Und ich hatte auch keine Ahnung davon, WAS Yokky damit nun hatte bezwecken wollen, aber er tat sein Bestes mir gründlich den Appetit zu verderben, wobei die meisten Lebensmittel die Eikskild noch so aus dem Paket heraus holte, an sich schon ganz okay waren.
 

Zum guten Schluss kramte der Trapper tief unten aus dem deutlich größeren Paket noch vier Paar neue wollene Männerstricksocken, einen dunkelroten Wollpulli mit Norweger Muster heraus, der allein aufgrund der deutlichen Größenunterschiede eigentlich nur für Eikskild bestimmt sein konnte.
 

Dann waren da noch zwei nagelneue dieser absolut hässlichen unsexy dunkelblauen Männerunterhosen, die Mann ungelogen bis zu den Knöcheln reichten...und fast gaaannnzzzzz unten noch ein kleines sorgfältig in dünne Klarsichtfolie eingeschlagenes Päckchen, sowie ein zusammen steckbarer künstlicher Christbaum samt Schmuck und Lichterkette und tada...drei Tafeln dunkler Zartbitterschokolade, die mir den Tag retteten und mich dem Mann, der sie uns geschickt hatte, imaginär um den Hals fallen und ihm mindestens tausend mal danken ließ.
 

Dann waren die beiden Pakete (leider) weitestgehend leer und unsere beiden Gesichter auch nicht eben schlauer, was wir mit dem ollen Kram denn nun eigentlich anstellen sollten…weil alles auf einmal aufessen ging ja eher schlecht als recht?!
 

Hieß im Klartext, wir mussten die Vorräte an sich irgendwo möglichst sinnvoll verstauen...doch so ganz fertig mit auspacken waren wir ja nun noch nicht wirklich...da war ja noch das kleine geheimnisvolle Päckchen mit der Klarsichtfolie auf das wohl nicht nur ich allein extrem neugierig war...aber wieder war ich es, die den Trapper noch einmal gezielt darauf ansprach.
 

„Hey was ist denn mit dem komischen Päckchen mit der Klarsichtfolie Eikskild? Das hast du noch gar nicht aufgemacht und ich würde mich ehrlich gesagt nach all dem was dein Kumpel uns bisher geschickt hat schwer wundern, wenn der Scherzbold uns damit noch etwas sinnvolles zukommen ließe?!
 

Vielleicht solltest du besser mal nachsehen was drin ist?
 

Oder was meinst du?!“
 

Versuchte ich Eikskild damit zu ermuntern und zu überzeugen, sich doch wenigstens noch kurz diesem kuriosen Päckchen zu widmen, das vermutlich als eine Art „Mitwinterpräsent“ für uns beide gedacht sein sollte, denn ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen, weshalb es sonst noch einmal extra verpackt worden war.
 

Der Trapper zuckte indessen entsprechend gleichmütig mit seinen mächtig breiten Schultern…
 

„...wenn es dich glücklich machen, werden ich es aufmachen und für dich nachsehen Lyria. Aber ich glauben ehrlich gesagt kaum, dass da wirklich etwas wichtiges drin sein können.“
 

War die darauf folgende Antwort an mich, wobei er tatsächlich Anstalten machte die Folie mittels seines Hirschfängers weiter vorsichtig aufzuschlitzen, damit er an den Inhalt heran kam.
 

Das Erste, das ihm dabei unabsichtlich vor die Füße fiel, als er das Päckchen kurz anhob, um es sich etwas näher anzusehen war eine Art „Glückwunschkarte“, die eine handgeschriebene Nachricht erhielt...dann löste sich die Klarsichtfolie gänzlich und ein weiches, schwarzes ETWAS glitt ihm unversehens durch die Hände, das er völlig verblüfft und reflexartig fing, um es so am weiter Herunterfallen zu hindern.
 

„Ahhh was sollen das denn sein...ein...eine Putzlappen etwa?“ Grollte er dabei etwas unwillig vor sich hin, als er dieses ominöse ETWAS einen Augenblick später hoch hielt, um es sich abermals etwas genauer anzusehen...doch dann stockte nicht nur ihm allein der Atem, als er sah, WAS er da nun eigentlich in Händen hielt...und nein, es war ganz sicher alles, aber bestimmt kein Putzlappen, den er da unwissentlich ausgepackt hatte.
 

Tja und um genau zu sein handelte es sich hierbei nämlich um ZWEI zusammen gehörende Teile...von denen das eine ohne jeden Zweifel ein durchaus reizvolles Negligee aus durchscheinender schwarzer Satinspitze war...das andere aber einen äußerst knappen halbdurchsichtigen Tangaslip im schwarzer Pantherlook darstelle, der aber mal eindeutig NICHT für die eher breiten Hüften einer Frau bestimmt sein konnte!
 

Mir entgleisten schlagartig sämtliche Gesichtszüge, als ich für meinen Teil natürlich sofort erkannt hatte, was ER da in seinen Händen hielt, ohne den Zweck davon selbst so wirklich zu begreifen...denn sein Gesicht wirkte zwar verwirrt aber noch lange nicht so peinlich berührt wie meins...und ohh Gott ich war tatsächlich nah dran anzulaufen wie ein Feuermelder...denn ich hatte schon genau verstanden, worauf dieser elende Halunke von einem Trapper hatte anspielen wollen?!
 

Yokky legte es offenbar stark darauf an uns beide verkuppeln zu wollen und damit wohl möglich noch auf eine Art „doppelte Hochzeit“ zu spekulieren, oder wie sollte ICH das jetzt verstehen dürfen? Bei solchen eindeutigen und „anzüglichen“ Geschenken an Eikskild und an MICH?!
 

»Ha ha..was ein Scherzkeks, na der Kerl hat doch echt nicht mehr alle Nadeln an der Tanne!
 

Fuhr es mir dabei unmittelbar und wenig amused durch den Kopf, als ich den dunkelhaarigen nordischen Mann völlig ratlos mit den beiden hübsch „freizügigen“ und äußerst knapp ausfallenden Bekleidungsstücken stehen sah, auf die diese Bezeichnung wirklich kaum mehr zutraf und er sich obendrein so gar keinen rechten Reim machen konnte...zu welchem Zweck sie wohl dienen mochten.
 

In dem drehte er sich ebenfalls zu mir um...seine Gesichtszüge waren dabei mürrisch und deutlich irritiert...man konnte ihm anmerken, dass es ihn mächtig nervte nicht zu wissen, WAS er mit dem ollen „Putzlappen“ in seinen Händen denn jetzt eigentlich anstellen sollte?!
 

Ich sah ihm todernst entgegen, stark darum bemüht die deutlich angeknackste Fassung weiter zu wahren und nicht anstatt dessen in wieherndes Gelächter auszubrechen...an dem ich wirklich extrem nahe vorbeischrammte und mich krampfhaft zusammen reißen musste, es möglichst nicht zu tun.
 

„Mal ehrlich Eikskild..du hast keinen Schimmer davon, was Yokky dir da eigentlich geschickt hat oder?!“ Entgegnete ich ihm anstatt dessen trocken und schwer um Haltung bemüht.
 

Er schüttelte prompt den Kopf und brummte säuerlich…
 

„Was woher sollen ich denn wissen, WAS für einen unnützen Lappen Yokky mir da schicken? Mit dem können ich ja nicht mal den Ofen anfeuern!“
 

Das war genug ...ich konnte mich angesichts dieser äußerst interessanten „Feststellung“ seitens des Trappers nicht mehr länger beherrschen und brach augenblicklich in schallendes Gelächter aus, was ihn natürlich nur noch mehr irritierte.
 

„Was sein los weshalb lachen du Lyria, was sein daran jetzt bitte so lustig?“ Konnte ich ihn mir nur einen Augenblick später wenig begeistert entgegen grollen hören...doch ich war inzwischen nahe dran vor Lachen in die Knie zu brechen. Mir rannen schon die Tränen über das Gesicht...und wenn er mir in dem Moment auch wirklich leid tat...so konnte ich MANN in seiner ahnungslosen Naivität diesmal nicht wirklich bedauern.
 

„DAS mein lieber Eikskild sollte sicher KEIN Putzlappen sein, also da bin ich mir ziemlich sicher. DAS DA...ist meiner Ansicht nach etwas, das man anziehen kann und zwar dann, wenn man SEX mit jemandem haben will, den man mag oder der einem gefällt. Es sollte einen vermutlich attraktiver für den Partner machen...und das, was du da in deinen Händen hältst Herr Trapper, sollte eigentlich ein sexy Nachthemdchen für die Lady und ein hübsch scharfer Slip für den Mann von Welt sein...und wenn ich es nicht vollkommen missverstanden habe, damit ganz eindeutig für UNS!“
 

Und jetzt endlich begriffen der Herr? Ich hoffe ich war deutlich genug was das anbelangt! Vielleicht solltest du lieber mal nachsehen, was der Scherzbold uns in dem netten Briefchen dazu zu sagen hat, das dabei lag?!“
 

Das Gesicht das ich dabei von ihm präsentiert bekam entschädigte mich für so einiges in der letzten Zeit...er hob die Sachen mit einem ungläubigen Grollen hoch und besah sie sich mit ganz neuem Interesse...jetzt wo er endlich verstanden hatte, worum es hier im eigentlichen Sinne ging.
 

„So was ziehen man wirklich an, wenn man mit..mit jemandem…?! Er brach unmittelbar ab und schluckte hart, ich merkte ihm deutlich an, dass es ihm unangenehm war..wobei er die Reizwäsche sinken und dann unmittelbar zurück auf den Boden gleiten ließ.
 

Ich nickte während dessen knapp..“ja man kann es anziehen, wenn man mit jemandem Liebe machen will...manche turnt es offensichtlich mächtig an und es soll den Partner interessanter machen, ach...was weiß ich denn was die Leute so in ihren Betten treiben, ich versteh nur nicht, warum er ausgerechnet UNS das Zeugs geschickt hat?
 

Er sah mich an, sein Blick war dabei jedoch nur schwer zu deuten...“ich denken ich wissen es schon warum er das machen!“
 

War der einzige Kommentar von ihm der daraufhin erfolgte. Noch als er mir das antwortete bückte er sich und hob die handgeschriebene Karte vom Boden auf und klappte sie auf...wobei er die einzelnen Zeilen hastig überflog. Alles was dabei zunächst aus ihm heraus kam war ein deutlich grimmiges Brummen, doch dann straffte er sich sichtbar und war offenbar geneigt, mich ebenfalls an dessen Inhalt teilhaben zu lassen.
 

„Es sein tatsächlich alles von Yokky. Er haben es uns schicken...und er lassen uns herzlich grüßen und wünschen uns beiden ein hoffentlich schönes Mitwinterfest...und dazu noch viel Spaß mit unseren „besonderen“ Geschenken...der Mistkerl...na der haben ja echt Sinn für Humor..ich fragen mich bloß, warum ich darüber nicht wirklich lachen können?!
 

Ach aber bevor ich es vergessen zu sagen, es sein noch mal eine offizielle Einladung zu sein Hochzeit für uns BEIDE mit dabei...er schreiben mir, dass er und sein Verlobte sich wirklich darauf freuen, wenn wir dabei sein könnten und er wollen mich dazu gerne als sein Trauzeugen haben. Also werden wir ihn im März sehen, wenn nichts dazwischen kommen?!“
 

Eikskild verstummte damit unvermittelt, ich hörte ihn anstatt dessen leise seufzen...er schüttelte langsam den Kopf, wobei ich ihn ganz plötzlich entsprechend ungehalten vor sich hin brummen hörte.
 

„Ich verstehen das einfach nicht...das sein doch nicht lustig gewesen...warum er tun so etwas mit uns?“
 

„Vielleicht weil er es gut gemeint hat..ich kann mir vorstellen, dass er dem Glück von dem er im Moment geradezu überschäumt auch bei anderen ein wenig auf die Sprünge helfen wollte...meinst du nicht?“
 

Hörte ich mich ihm einen Moment später leise darauf antworten...ich wollte Eikskild noch sagen...dass Yokyy eben sehr gut wusste, dass wir beide uns wirklich gerne mochten..doch das verkniff ich mir vorsorglich...denn ich wollte nicht absichtlich irgendwelche Hoffnungen wecken, denen ich dann eventuell nicht gerecht werden konnte.
 

Der Trapper sah zu mir und nickte knapp...dabei drang ein tiefer resignierter Seufzer aus seiner Brust.
 

„Gut das haben ich ja im Ansatz verstanden...aber was wir jetzt mit dem ganzen Zeugs eigentlich anstellen sollen?“ Sein markantes Gesicht sprach dahingehend Bände...dass ich mir ein amüsiertes Lächeln kaum verkneifen konnte.
 

„Na also ich würde vorschlagen wir verstauen erst mal alles bei unseren Vorratssachen und dann sehen wir weiter... zumindest würde ICH das so machen!“ War meine entsprechende Antwort an ihn wobei ich ihn unwillkürlich nicken sah.
 

„Du haben recht, so wir es machen werden!“
 

Ich seufzte kurz und nickte dann ebenfalls.
 

„So machen wir s..also dann komm!“
 

Das war alles, was wir noch an Worten verloren, schließlich räumten wir als inzwischen gut eingespieltes Team schweigend und effizient die ganzen Lebensmittel ordentlich dahin wo sie Platz fanden und wir leichten Zugang dazu hatten.
 

Den noch nicht zusammen „gebastelten“ Christbaum verstauten wir dazu vorerst achtlos in irgend einer der Ecken, denn Weihnachten war erst in gut anderthalb Wochen...bis dahin hatte das Ganze also noch etwas Zeit.
 

Blieben am Schluss also nur noch die besagte „Einladungskarte“ und die beiden mehr oder minder peinlichen „Scherzartikel“ übrig, von denen der Trapper sein s wortlos und mit entsprechenden Gesicht in den Tiefen einer seiner beiden Hosentaschen verschwinden ließ, mir meins im Anschluss daran eben so wortlos in die Hand drückte um sich dann umgehend, ja fast schon fluchtartig nach draußen zu seinen Hunden zu verkrümeln, als er sich in seine übliche winterliche „Outdoormontur“ verpackt hatte.
 

Ich stand während dessen da und besah das schwarze und ehrlich gesagt nicht ganz soooooo unreizvolle und hübsche Ding in meinen Händen, das überraschenderweise genau meine „Körbchengröße“ und sonstigen Maße getroffen hatte...wobei ich ebenfalls nicht so recht wusste, was ich davon eigentlich halten sollte….schließlich ließ ich es irgendwo zwischen meiner übrigen Unterwäsche verschwinden, um vorerst keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden…

ein weihnachtliches Mitwinterfest, das es in sich hat

Die beiden kommenden anderthalb Wochen bis Weihnachten...also "Mitwinter" um ganz genau zu sein, verliefen so weitest gehend unspektakulär.
 

Weder ER noch ich hatten nochmal ein unnötiges Wort wegen der „Pakete“ und deren teilweise recht grenzwertigen Inhalte verloren, die Yokky uns zweifellos als kleine Aufmunterungen vom stupiden Alltagstrott zugedacht hatte.
 

Während Eikskild jetzt nur mehr selten die Hütte verließ, um nach Polarfüchsen Ausschau zu halten, blieben wir die meiste Zeit im warmen Haus, wo er überwiegend damit beschäftigt war, seine Sachen zu reparieren, die er notwendigerweise dann brauchte, wenn er im Frühling wider seine Fallen aufstellen wollte oder wenn er das nicht tat, verschanzte Mann sich regelmäßig hinter seinen Büchern und las…
 

Ich bemerkte sehr wohl, dass er bei der Gelegenheit versuchte meine Sprache noch intensiver zu verinnerlichen, was ihm sicherlich nicht leicht fiel...aber er mühte sich wirklich ernsthaft damit ab und das musste ich ihm sehr hoch anrechnen...denn meine Fortschritte was den norwegischen Sprachgebrauch anbelangte, waren dagegen immer noch geradezu unterirdisch geblieben.
 

Ich hingegen versuchte mich anderweitig zu beschäftigen und schrieb weiter wie verbissen an meinem „Tagebuch“ oder kümmerte mich um die Sauberkeit in der Hütte, sowie um meinen Hund, der jetzt wo Eikskild nicht mehr so regelmäßig in die Tundra hinausfuhr (außer er musste es wegen seinen Fallen tun oder aber um Fleisch für die Hunde zu jagen) deutlich weniger Bewegung bekam als bisher.
 

Abends saßen der Trapper und ich in der Regel zusammen...wir sahen manchmal den einen oder anderen mehr oder minder „sinnfreien“ Film in der altersschwachen Glotzkiste an, die immer mal wieder schwächelte indem sie sich einfach weigerte ein vernünftiges Bild zu erzeugen. Als dann spielten wir Schach wenn uns all zu langweilig wurde, was ER sehr zu meinem Unmut auch jetzt noch deutlich besser beherrschte als ich...und manchmal waren es auch Karten...denn ich hatte ihm zwischenzeitlich Poker beigebracht, ein Spiel das ich zur Abwechslung mal ganz gut konnte und nicht immer ER schon von vorne herein gewann, so wie das bei seinem „Lieblingsstrategiespiel“ zumeist der Fall war.
 

Die dunklen Tage zogen sich damit schier endlos dahin und so war es eines schönen Morgens, der von mir völlig unerwartete aber unmissverständliche Geruch von gebratenem Schinken und von Rührei, der mich mit dem angenehmen Duft der durch das ganze Haus zog, flux aus meinem Bett heraus lockte...und entsprechend überrascht setzte ich mich auf.
 

Also das war etwas, das ich hier ehrlich gesagt noch nie zuvor gerochen hatte...hmmm lecker...unwillkürlich fing mein Magen an zu knurren und auch mein Hund, der wie üblich neben mir genächtigt hatte winselte leise, als ich Anstalten machte mich noch völlig verschlafen und entsprechender Sturmfrisur in die Senkrechte zu heben.
 

Von Eikskild war indessen keine Spur zu entdecken, aber ich hörte das leise monotone singsang Geräusch des alten Röhrenradios in der Küche, das zweifelsfrei Brocken von „Last Christmas, I gave you my Heart“...vor sich hin trällerte...und damit auch ein leises melodisches Brummen, das ganz eindeutig von IHM stammen musste, wenn ich mich jetzt nicht gänzlich verhört hatte.
 

»Was in aller Welt macht der Kerl da eigentlich?!
 

Fragte ich mich verwirrt, als ich schließlich entschlossen aufstand um mich wenigstens halbwegs zu restaurieren, bevor ich mich in den Nebenraum und zu dem Mann begeben wollte, mit dem ich ja nun schon seit einiger Zeit in diesem „Haus“ zusammen wohnte.
 

Ich kam indessen zu dem Schluss, dass er wohl beides tat nämlich singen UND irgend etwas essbares fabrizieren, dessen unvergleichlichen Geruch ja inzwischen überdeutlich in der Nase hatte.
 

Hastig schob ich meinen Hund ein Stück weg, damit ich an ihr vorbei kam...dann tastete ich nach meinen Hausschuhen..in die ich, als ich sie gefunden hatte rasch hinein schlüpfte..schon weil es so früh am Morgen noch nicht besonders warm im Haus war.
 

Als ich wenig später in meiner kleinen provisorischen Waschnische vor dem fast blinden Spiegel stand und mich darin begutachtete befand ich, dass ich mal wieder dringend einen Haarschnitt notwendig hätte. Inzwischen waren sie ganz ordentlich gewachsen und das durchgehend gefärbte Schwarz hatte sich mittlerweile mit meinem „Echthaarton“ vermengt, der am Ansatz unübersehbar dunkelrot nach gewachsen war. Ich sah für meinen Geschmack etwas zu sehr wie ein schwarz und rot gestreiftes Zebra aus...meiner Ansicht nach war eine Nachkorrektur meiner Haarfarbe damit irgendwann unvermeidlich...und eigentlich überfällig, was sich im Moment jedoch nur schwerlich bewerkstelligen ließ, schon da ich so etwas lapidares, wie eine Tönung hier schlicht nicht zur Hand hatte.
 

Wer hätte auch daran denken sollen, sich hier quasi am Ende der Welt Gedanken um seine Frisur oder sein übrigens Aussehen zu machen? Also ich hatte es um ehrlich zu sein einfach vergessen, als ich vor knapp vier Monaten meinen „Travelerrucksack“ gepackt hatte um mein „neues“ Leben zu beginnen.
 

In diesem Fall musste ich wohl oder übel weiterhin mit meinem „Streifenhörnchen Look“ vorlieb nehmen, auch wenn es mir selber nicht besonders gefiel.
 

Ich hatte keine Ahnung was Eikskild davon halten mochte, der es ja inzwischen auch nicht mehr länger übersehen konnte, dass die schwarzhaarige Frau, die da vor knapp drei Monaten bei ihm angekommen war, sich oh Wunder ganz plötzlich und eindeutig in eine „rothaarige“ gewandelt hatte. Denn der Trapper hatte diesbezüglich noch keinen einzigen Ton darüber verloren...vielleicht war ihm so was aber auch schlicht und einfach egal?!
 

Männer achteten auf solche Kleinigkeiten in der Regel ja eher weniger...und ER, der Herr "Hinterwäldler" sehr wahrscheinlich noch viel weniger, zumindest vermutete ich es aufgrund der ausbleibenden Reaktionen Seitens des Mannes, mit dem ich ja nun schon seit längerem unter einem Dach zusammen zu leben gezwungen war.
 

Und dennoch...interessiert hätte es mich ja schon irgendwie....gerade weil es mittlerweile kaum noch zu übersehen war, dass ich zwischenzeitlich zum "Chipmunk" mutiert war. Ich hätte wirklich zu gerne gewusst, was Eikskild wohl darüber dachte...auch wenn ich nicht einmal recht wusste weshalb?!
 

Um mich davon abzulenken bürstete ich meinen inzwischen schon deutlich erkennbaren rötlich, schwarzen Schopf energisch und sorgsam, bis ich so ziemlich jeden Knoten daraus entfernt hatte, wusch mich im Anschluss daran mit dem Waschlappen an den wichtigsten Körperteilen gründlich ab (schon weil ich es meiner Nase nach dringend notwendig hatte) und putzte mir anschließend fein säuberlich die Zähne.
 

Dann schlurfte ich noch merklich verschlafent zurück zu meinem „Schrankersatz“ um mir zur Feier des Tages, denn vermutlich hatten wir inzwischen den „Heiligen Abend“ angepeilt...so etwas wie frische Unterwäsche zu genehmigen. Denn auch das war mal wieder dringend nötig, wie ich zumindest geruchstechnisch gesehen an der Wäsche fest stellte, die ich im Moment noch am Leib trug.
 

» Uuhhwww....ja, also die hatte es wahrlich notwendig, mal wieder gewechselt zu werden. «
 

Mehr oder minder schlaftrunken untersuchte ich den ganzen Wäschestapel, um (hoffentlich noch) etwas möglichst brauchbares und vielleicht sogar frisch gewaschenes darin zu finden? Noch als ich meine gesamte Aufmerksamkeit darauf ausrichtete, mich für den heutigen "Feiertag" angemessen einzukleiden, fiel mir wie durch Zufall eben jenes nette Dinges vor die Nase, das ich vor knapp zwei Wochen geschenkt bekommen und bis dahin völlig vergessen oder besser gesagt (absichtich) ausgeblendet hatte.
 

Überrascht zog ich es heraus und wog es einen Moment lang abschätzend in der Hand. Es fühlte sich ungewöhnlich gut an und noch ehe ich wirklich darüber nachgedacht hatte, fasste ich einen spontanen Entschluss…
 

...wenn vermutlich auch einen nicht so sonderlich intelligenten, aber das war mir in dem Moment ehrlich gesagt völlig einerlei....
 

….denn genau DAS Ding würde ich heute zur Feier des Tages tragen!
 

Drunter selbstverständlich...und ER musste um des Himmels Willen davon nicht das Geringste in Erfahrung bringen...es genügte mir völlig zu wissen, dass ICH es quasi zur "Feier des Tages" trug.
 

Wow...allein die Vorstellung, so etwas hübsches und ungemein erotisches, wie dieses neckische Spitzenhemdchen mal wieder auf der nackten Haut zu spüren, gefiel mir irgendwie. Es hatte so etwas latent verruchtes an sich, ja einen merkwürdigen Reiz, dem ich mich beim besten Willen nicht gänzlich entziehen konnte und wollte….und so dachte ich nicht mehr weiter darüber nach.
 

Ich nahm es einfach und schlüpfte schließlich mit einem eigenartig unterschwelligen Prickeln im Nacken hinein, wo ich verblüfft fest stellte, dass Yokky offensichtlich wirklich über ein recht gesundes Augenmaß verfügen musste, denn es passte mir wie angegossen und selbst der mit schwarzen Spitzen besetzte Brusteierteil saß perfekt, um es mal so banal auszudrücken.
 

Als ich es angezogen hatte, suchte ich mir noch einen dazu passenden schwarzen Slip, der ganz eindeutig ein wenig zu knapp dafür ausfiel, dass ich eigentlich gar nichts entsprechendes „geplant“ hatte..aber gut sei s drum, der passte wenigstens zum Gesamteindruck meines Outfits und nur das zählte für mich im Augenblick.
 

Nachdem ich fertig war, schälte ich mich anschließend schweren Herzens in meine Alltagskluft hinein, bestehend aus Thermohose..Langarmshirt und dickem Wollpulli..sowie zwei Paar Socken und meinen üblichen Hüttenschuhen. Ich fühlte mich seltsam zu wissen..dass ich „drunter“ etwas trug, das ganz eindeutig etwas mit Erotik und der Kunst der Verführung eines Mannes zu tun hatte, auch wenn man es auf den ersten Blick natürlich nicht sehen konnte, so machte es etwas mit mir, was mir insgeheim weiche Knie bescherte.
 

Gott wie verrückt oder besser ausgedrückt „notgeil“ war ich eigentlich, dass ich so etwas irres wie das tat..ja überhaupt in Erwägung gezogen hatte?! Der Trapper musste mich ja zwangsläufig für völlig durchgeknallt halten..aber ich konnte nicht anders...ER hatte dafür eindeutig schon viel zu viel meines ansonsten so realitätsgebundenen Verstandes für sich eingenommen..und ich wusste auch, dass ich diese selbst gezogene Barriere in naher Zukunft immer schwerer aufrecht erhalten konnte. Es war wohl nur noch eine Frage von Zeit, denn ganz tief unten in meinem Unterbewusstsein war mir längst klar geworden, ich dass ich mich wirklich ernsthaft in ihn verliebt hatte.
 

Mittels dieses Wissens und somit entsprechend „präpariert“ hatte ich schließlich den Mut ihm unter die Augen zu treten, wenn sich das komische Gefühl auch nicht ganz abschütteln ließ, das ich dabei empfand, als ich noch einmal prüfend über meine Klamotten strich, um mich zu vergewissern, dass man(n) auch wirklich nichts von meinem kleinen aber feinen „Geheimnis“ sehen konnte.
 

Eikskild war erwartungsgemäß in der Nähe, denn ich hatte ihn ja vorhin schon mehr oder minder unterschwellig wahr genommen, dennoch konnte ich mir ein überraschtes...“ohhh hey was machst du denn da?“ ob der Tatsache ihn direkt am Herd vorzufinden, nicht gänzlich verkneifen, als ich ihn an diesem doch recht ungewöhnlichem Ort stehen und mit Pfanne und „Bratschaufel“ hantieren sah.
 

Außerdem bemerkte ich fast sofort, dass MANN heute rein optisch gesehen irgendwie „anders“ aussah als sonst….ein Blick genügte mir, um das fest zu stellen.
 

Der Trapper trug ein offensichtlich sauberes und niet nagelneues dunkelblaues Flanellhemd, dazu mal nicht schon wieder seine üblichen „Specklederhosen“ sondern eine aus robustem schwarzem Jeansstoff oder etwas ähnlichem...es war ebenfalls eine Art von Arbeitshose..aber eine lange nicht so abgearbeitete und heruntergekommene wie seine „Lederhose“ die er normalerweise andauernd am Hintern spazieren trug.
 

Das Ganze wurde obendrein noch von einem schmucklosen dunkelbraunen Ledergürtel mit einer ungewöhnlich schönen einfach verarbeiteten Silberschließe an Ort und Stelle gehalten wohin es gehörte UND er trug seine Haare dazu irgendwie anders als sonst...die sich zwischenzeitlich auch schon wieder etwas von meinem radikal Haarschnitt mit der Küchenschere erholt hatten.
 

Eikskild hatte sich zur Feier des „Mitwinter Tages“ offenbar ganz nach nordischer Wikinger Tradition einen Teil seiner schönen „Langhaarpracht“ zu einem schlichten Nackenzopf zusammen gefasst...wobei der größte Teil jedoch offen blieb...aber das, was mich am Meisten daran verwunderte war eben der Umstand, dass er auf der rechten und der linken Seite der Schläfen einen schmalen geflochtenen Zopf trug, der mit einem einzelnen kunstvollen silbernen „Bead“ geschmückt war und davon zusammen gehalten wurde.
 

Mir bleib beinahe der Mund offen stehen...der helle Wahnsinn, ich hätte nie angenommen, dass ihm dieses ungewöhnliche Outfit so derart gut zu Gesicht stehen könnte.
 

Aber der schwarzhaarige Nordmann sah darin einfach umwerfend aus...das königsblaue Hemd harmonierte so ungewöhnlich schön mit dem intensiven Blau seiner Augen, dass ich ganz weiche Knie davon bekam. Verwirrt und ein wenig argwöhnisch fragte ich mich insgeheim jedoch schon, weshalb ER sich wohl so in Schale geworfen haben mochte?!
 

War es etwa wegen dem Feiertag heute...oder hatte es gar noch einen ganz anderen Grund?
 

Ich wusste es nicht und so kam zunächst nichts als ein merklich verlegenes und etwas belustigtes...

„ooohhhh wow habe ich irgendwas wichtiges verpasst oder hast du vor mich heute etwa noch groß auszuführen Herr Eikskild?“...aus mir heraus, wobei ich ihm eins meiner nettesten Lächeln schenkte...was er zu meinem größten Erstaunen überraschend amüsiert erwiderte.
 

„Nein..wo sollen wir dein Meinung nach hingehen, du wollen doch nicht etwa das Tanzbein mit eine Eisbär oder eine Rentier schwingen Lyria? Heute sein Mitwinter...ein besonderes Fest und ich wollen dass wir einen schönen Tag haben, daher ich heute meine besten Sachen angezogen, das sein der Grund.“ Kam somit die ganz unbedarfte Feststellung Seitens des Mannes, die mich dann doch etwas verlegen machte, als ich beinahe reflexartig an mir hinunter sah und peinlich berührt fest stellte, dass ich zumindest oberflächlich betrachtet gewiss NICHT für einen derartigen Festtag gerüstet war.
 

„Ohh..okay ich habe verstanden...ähhhmmm dann sollte ich wohl auch besser...?“ Fragte ich ihn daher mit einem verlegenen Grinsen...wobei ich ganz eindeutig auf meine Thermohosen und den dicken und nicht gerade „Dress Code“ entsprechenden, sowie wenig erotischen Wollpulli anspielte.
 

Doch er schüttelte rasch den Kopf, ehe er mir gelassen antwortete. “Nein dein Sachen sein vollkommen in Ordnung, du immer anständig angezogen Lyria, nicht so wie ich das sein, du können es ruhig anlassen!“
 

Ich schenkte ihm daraufhin ein neuerliches etwas unsicheres Lächeln...“puhh oh gut weißt du, das wäre auch nicht einfach geworden, ich hab nicht mal ein hübsches Kleid oder so was dabei...ich hatte nämlich nicht angenommen, dass ich hier für so etwas Verwendung finden könnte. Ich hoffe du bist mir deswegen nicht böse?!“ Eikskild sah mich erwartungsgemäß verblüfft an, als ich ihm das gesagt hatte.
 

„Was ich dir deswegen böse sein? Ach wo denken du hin...das sein doch nicht wichtig...wichtig sein nur, dass wir beide heute einen schönen Tag haben werden oder was meinen du?“ Antwortete er mir einen Moment später ungewöhnlich nachdrücklich und entschlossen...wobei er mir fragend entgegen blickte.
 

Ich schenkte ihm dafür ein kurzes aufmunterndes Grinsen, ehe ich ebenfalls entschlossen nickte. „Du hast recht..ich denke das ist ein zutreffendes Argument..also womit fangen wir an?“
 

Ich hörte ihn daraufhin leise lachen…
 

„Was halten du von eine vernünftige Frühstück? Ich haben schon mal Schinken und Yokkys komisches „Rührei“ antesten...es sein gar nicht mal so schlecht. Ich denken es werden sogar ganz gut schmecken...wollen du es versuchen?“ Fragte er mich ungewohnt aufgeräumt, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
 

Ich sah ihm während dessen ebenfalls lächelnd entgegen.
 

„Hmm herzlich gerne, es riecht wunderbar...danke, dass du dir die Mühe gemacht hast Eikskild, das freut mich wirklich.“
 

Ich konnte seinen Blick abermals für einen kurzen Moment auffangen, er wirkte ehrlich überrascht ..“oh das haben ich gern getan, denn ich ja auch etwas essen wollen und ich meinen du kennen deine Kochkünste selber am Besten Lyria?!“ War im Anschluss daran sein entsprechend trockener Kommentar, den ich darauf von ihm erhielt.
 

Er entlockte mir ein neuerliches herzliches Lachen.“Oohhh ja da könntest du recht haben Trapper...wenn du erreichen willst, dass ich ganz bestimmt jemanden in die Flucht schlagen soll, dann lässt du mich etwas für ihn kochen, das wirkt fast immer!“ Konterte ich im Anschluss daran ebenfalls gutgelaunt, wobei ich Anstalten machte mich zu ihm in die kleine Küche zu begeben, um mich dann umgehend bei ihm am Tisch nieder zu lassen.
 

Ein Mann der wie er überraschend gut und dazu noch lecker kochen konnte, war schon etwas, das mich durchaus beeindruckte..denn das war etwas, das ich selber nun wirklich nicht mal ansatzweise zustande brachte. Mit Töpfen und Pfannen stand ich schon seit meiner Jungend auf Kriegsfuß aber bisher hatte ich es nicht sonderlich vermisst, noch diese Fähigkeit jemals wirklich benötigt...und jetzt gab es IHN...er konnte es, na was ein Glück für mich, sonst wäre ich hier vermutlich schon längst verhungert.
 

Aber das war sicher nicht der einzige Grund weshalb mich dieser Mann so ungemein interessierte...und faszinierte...oh nein, da gab es noch so einige andere, die ich zwischenzeitlich an ihm erleben durfte und einer war sicher auch der, dass er mir von Anfang an gefallen hatte…
 

...der Trapper war ein ausgesprochen attraktiver Mann und ich würde lügen, wenn ich mir nicht wenigstens das offen eingestand...wobei ich es aber weiterhin hartnäckig zu ignorieren versuchte.
 

Da saßen wir nun also und ließen uns das ungewohnt „königliche“ Frühstück schmecken...und zur Abwechslung herrschte zwischen uns beiden so etwas wie Waffenruhe, ja im Gegenteil es war eine ungewöhnlich gelöste und entspannte Atmosphäre, die Eikskild und ich in vollen Zügen genossen...ich brachte es sogar fertig ansatzweise über seine typischen Trapperwitze zu lachen...und mich an dem schönen Essen und dem Zusammensein mit ihm auf eine Art zu erfreuen, die ich mir hätte niemals vorstellen ja in irgend einer Weise eingestehen können.
 

Und ich merkte auch, dass es ihm augenscheinlich nicht viel anders erging. Eikskild war so anders als sonst...weniger raubauzig...viel aufmerksamer...und vor allem gesprächiger...das war wohl eindeutig das Auffälligste an diesem seltsamen Tag….der noch so einiges an Überraschungen für uns bereit halten sollte, die wir uns wohl SO hätten niemals träumen lassen.

ein weihnachtliches "MWF", das es in sich hat - 2

„ein besonderes Geschenk“
 

Als wir gegessen und die Küche in überraschend gut eingespielter Teamarbeit wieder in Ordnung gebracht hatten...beschlossen wir es uns den restlichen Tag über gemütlich zu machen…wobei daraus erst mal nichts wurde...denn als sich Eikskild wenig später des weihnachtlichen Präsent s seines Freundes in Form des künstlichen Christbaums annehmen wollte, um den aus der Ecke mitten in den Wohnraum zu verfrachten um ihn dort zusammen zu basteln und ordnungsgemäß aufzustellen...wie es sich für den heutigen „heiligen“ Tag gehörte, so endete das mehr oder minder in einem vollständigen Desaster.
 

Mann war nach einigen gescheiterten Versuchen den Baum zu einem Stück zusammen zu stecken und die Lichterkette halbwegs passend dran zu drapieren nämlich soooo kurz davor die Geduld zu verlieren und seine Fassung gleich dazu..was hieß, dass er in etwa so rot anlief wie das Signalmännchen in der Fußgängerampel und obendrein entsprechend lauthals vor sich hin fluchte was das Zeug hielt, so dass mir wahrlich hören und sehen verging.
 

Ich fürchtete, dass er den künstlichen Baum in seinem Frust direkt zu „Kleinholz“ verarbeiten würde, wenn ich jetzt nicht umgehend einschritt...was ich dann auch vorsichtshalber tat, um zu retten was noch zu retten war.
 

„Halt..halt...du machst es doch kaputt. Hör auf Eikskild..komm lass mich es mal versuchen...vielleicht kann ich ja eher etwas ausrichten?!“ Ging ich somit rasch zur Güte beschwichtigend dazwischen, wobei ich ihm eine meiner Hände beruhigend auf den Arm legte. Ich hörte ihn dabei erneut unwillig vor sich hin schnauben, doch er stand widerstandslos auf und ließ mich schließlich an den völlig missratenen Christbaum heran treten…
 

„Na..gut wenn du meinen, dass du es besser können als ich Englischfrau?“ Hörte ich ihn dabei leise und entsprechend ungehalten in meine Richtung knurren.
 

„Nein das meine ich nicht Eikskild, ich glaube ich verfüge nur einfach über etwas mehr Geduld als du.“ Antwortete ich ihm daraufhin betont ruhig wobei ich ihm eins meiner nettesten Lächeln schenkte. Das seine Wirkung offensichtlich nicht verfehlte, denn seine durchweg mürrische Mine begann sich wenigstens ansatzweise wider zu glätten...und zeigte mir seine an sich schönen gradlinigen Gesichtszüge damit um einiges entspannter.
 

„Okay lass es mich mal versuchen...vielleicht hab ich einfach nur mehr Geduld für so was.“ Setzte ich somit nochmals mit einem neuerlichen vorsichtigen Lächeln an. Eikskild nickte knapp, wobei er mir Platz machte...aber mit demonstrativ überkreuzten Armen hinter mir stehen bleib, um jeden meiner „Arbeitsschritte“ zu begutachten.
 

Zu meinem Glück funktionierte die Sache bei mir weitaus besser als bei ihm, mochte es daran liegen, dass ich mehr Geduld besaß wie er mir die Gebrauchsanleitung ordnungsgemäß zu Gemüte zu führen und präzise nach deren Anweisungen zu handeln oder aber einfach, dass ich mehr Fingerspitzengefühl besaß als Mann...jedenfalls hatte ich es nach gut zwanzig Minuten geschafft. Der Baum stand im Ständer gerade, genauso wie er stehen sollte und sogar die dazu gehörige bunte Lichterkette tat ihren Dienst einwandfrei.
 

Als ich es geschafft hatte drehte ich mich mit einem zugegebenermaßen etwas süffisanten Grinsen zu ihm um, wo er noch immer schweigend hinter mir stand und das Ergebnis meiner Bemühungen skeptisch begutachtete.
 

„Also DAS hätten ich auch noch fertig gebracht!“ War schließlich wie zu erwarten das Einzige an Kommentar, das ER für meine kolossale Leistung den heutigen Weihnachts- beziehungsweise Mitwintertag zu retten übrig hatte.
 

„Ein schlichtes DANKE Lyria hätte mir genügt, Herr Trapper.“ Entgegnete ich ihm daraufhin entsprechend angesäuert...wobei ich mir einen Teil des beiliegenden Christbaumschmucks schnappte und nicht eben sanft an den dafür vorgesehen Zweigen des künstlichen Baums drapierte, so dass die Nadeln schließlich wie bei einem explodierten Streifenhörnchen in alle Richtungen abstanden.
 

Eikskild hatte aber offenbar bemerkt, dass er sich mit diesem Spruch meinen Unmut zugezogen hatte, denn ganz plötzlich spürte ich seine Hand sachte und etwas zögernd auf meiner Schulter, wobei ich mich überrascht zu ihm herum drehte. Er sah mir mit einem seltsamen Ausdruck entgegen den ich nur schwerlich deuten konnte...doch das was dabei aus seinem Mund kam überraschte mich dann doch.
 

„Es tun mir sehr leid Lyria, ich haben schon sehen, dass du es gut machen haben..es mich nur ärgern dass es ausgerechnet ein Frau besser können als ich, das sein alles gewesen, können du mir das nachsehen?“
 

Ich sah ihm verblüfft entgegen...denn damit hatte ich jetzt wirklich und wahrhaftig am Allerwenigsten gerechnet.
 

„Ich ähhh...oh ja klar kein Problem, wegen so einer dummen Kleinigkeit wollen wir beide uns doch ohnehin nicht streiten oder?“ Entgegnete ich ihm daraufhin schwer um Harmonie bemüht da ich mich wirklich nicht mit ihm streiten wollte. Ich sah ihn kurz lächeln...es wirkte ein wenig zerknittert aber doch ehrlich.
 

"Ich haben schon verstanden was du mir damit sagen wollen Lyria...und ich sehen es auch so, es lohnen sich nicht sich wegen so etwas unwichtigem zu zanken.“
 

Mit diesen Worten drehte er sich um und machte Anstalten sich umgehend in seine Outdoorkluft zu schälen...wobei ich ihn entsprechend verblüfft beobachtete.
 

» Hmmm….hatte ich ihn jetzt unfreiwillig in die Flucht geschlagen oder wie? «
 

„Ähhh wo..wo willst du hin hab ich..hab ich was falsches gesagt?“ Fragte ich ihn entsprechend verdattert als er sich kurz herum drehte um sich auch das Gewehr vom Haken zu fischen das wie üblich griffbereit an der Garderobe hing. Doch er schüttelte vehement den Kopf. „Nein...es sein alles in Ordnung, ich wollen nur kurz nach den Hunden sehen ich müssen sie noch füttern...dann ich kommen zurück..du können dir in der Zeit ja schon mal überlegen, was wir zwei heute noch miteinander anstellen können?“ Das unübersehbare breite Grinsen, das sich während seiner Worte an mich kurz über seine markanten Gesichtszüge zog war schwer zu deuten, doch ich hätte schwören können, dass ein unterschwellig anzüglicher Grundtenor darin mitschwang, den ich von ihm so in der Form bisher nicht gewohnt gewesen war.
 

„Was meinst du damit?“ Grollte ich ihm somit entsprechend unwirsch hinterher, als Eikskild sich zur Türe hinaus verkrümelte. Er zuckte jedoch nur mit den breiten Schultern, wobei ein knappes..“das können du dir selber denken wie du wollen“...erfolgte, dann war er fort. Ich stand indessen da und starrte ihm fassungslos hinterher und die Türe an, während ich mich wirklich ernsthaft fragte, WAS ich da jetzt ganz offensichtlich verpasst hatte? Aber von IHM würde ich darauf ohnehin keine vernünftige Antwort erhalten, auch das war mir in dem Moment bereits sonnenklar.
 

Also versuchte ich es anstatt dessen standhaft zu ignorieren…
 

Etwa eine halbe Stunde später kam der Trapper zurück...wobei er sich wie gewöhnlich auszog und alles an seinen Klamotten achtlos in die Ecke in der Garderobe pfefferte, wo es liegen blieb, wie es eben lag.
 

„Eikskild, willst du nicht wenigstens deine Stiefel rein holen? Die sind doch sonst eiskalt, wenn du sie das nächste Mal anziehen musst!“
 

Kommentierte ich sein Tun mit leicht argwöhnisch hochgezogenen Brauen, wobei mir der typisch feuchtkalte Schwall eisiger Polarluft entgegen schlug, den er unweigerlich von draußen mit herein gebracht hatte….ich sah die feinen Perlen an Wassertropfen in seinem schwarzen Vollbart glitzern, die noch vor ein paar Minuten pures Eis gewesen sein mussten..und ihn schon damit unfreiwillig ein Aussehen nach geheimnisvollen Abenteurer verliehen, wobei er selbst achtlos zum Flureingang herein gestampft kam und ich von ihm zunächst nichts weiter als ein unwilliges Brummen erhielt.
 

„Ich werden es nachher tun...damit du mir nicht auf die Nerven gehen Lyria...und was haben du dir in der Zwischenzeit überlegt?“
 

Ich sah ihn derart verblüfft an, dass mir fast der Mund offen stehen blieb. „Was? Willst DU MICH tatsächlich ernsthaft fragen, was wir jetzt noch machen sollen, um den beschissenen und ach so „heiligen“ Tag ansatzweise sinnvoll miteinander zu verbringen. Ist das dein Ernst?“ Ich war angesichts dieser Ansage von ihm so verdattert, dass ich irgendwie gar nichts weiter denken konnte….doch ich sah wie er bereits mit den Schultern zuckte.
 

„So in etwa haben ich mir das eigentlich denken Lyyria!“ Kam es entsprechend gelassen von ihm…an mich.
 

„Ach ja ist ja toll...schön, dass du mir die Entscheidung überlässt Eikskild. Na gut also wenn wir schon dabei sind uns über das weitere Programm den Kopf zu zerbrechen, dann würde ich für gute Musik...ein schönes Essen für zwei….und einen netten Film im Abendprogramm plädieren. Was hältst du davon?“ War meine entsprechend kurz angebundene Antwort an ihn.
 

Doch Eikskild nickte wieder erwarten sachte. „Weißt du, das seine eine gute Idee Lyria. Ich sein einverstanden...wir beide nachher etwas schönes essen werden..dabei wir das Abendkonzert im Radio hören und dann wir werden sehen, was es heute Abend im Fernsehen geben…
 

..aber..ich werden das Abendessen übernehmen, wenn du nichts dagegen haben?!“
 

Ich schüttelte fast automatisch den Kopf, ehe ich ihm folgendes entgegnete. „Ohhh nein sicher nicht, du kennst meine Kochkünste...mach du das lieber wenn du nicht riskieren willst es den Hunden zu füttern?!“
 

Daraufhin sah ich ihn amüsiert grinsen.
 

„Das sein abgemacht...ich werden mich nachher um das Abendessen kümmern und du solange den Mitwinterbaum fertig schmücken können, dann haben wir beide unseren Teil für diese Abend beigetragen...was meinen du?“ War im Anschluss daran der überraschend vernünftige Vorschlag von ihm.
 

Ich zuckte kurz bekräftigend mit den Schultern. „Gut klingt vernünftig...du kochst und sich schmücke solange den Baum fertig..alles klar Arbeitsteilung, die durchaus einleuchtet.“
 

Kommentierte ich es ebenfalls betont gelassen...
 

So verging der Tag wenn auch etwas schleppend…dennoch hatte jeder von uns etwas zu tun. Während er sich bemühte ein schönes Abendessen für uns beide zu zaubern, schmückte ich den Baum mit viel Liebe und Hingabe bis er mir gefiel...na und ihm hoffentlich auch.
 

Inzwischen war es später Nachmittag geworden...und der Abend rückte unweigerlich immer näher….und damit auch die Überraschung die ich im Zusammenhang damit erleben sollte mit der ich in keinster Weise gerechnet hatte...
 

Wir beide saßen eine weile später gemeinsam am liebevoll gedeckten Tisch mit sauberem Geschirr und Besteck..sogar zwei sauberen Stoffservietten...und einem köstlichen Abendessen bestehend aus nicht anders zu erwarten Fleisch in rauen Mengen...diesmal jedoch kein Rentier sondern zur Abwechslung mal ein pfundiges Steak von der Robbe und Bratkartoffeln aus der Dose (von Yokky) und rote Beetesalat...ebenfalls aus der Dose...aber mit allerlei anderen Zutaten aufgepimpt..alles in allem schmeckte es wirklich gut...zumindest was meinen (nicht sehr verwöhnten) Gaumen anbelangte...und wir waren gerade so fast fertig mit dem Essen da merkte ich unwillkürlich auf, weil ich etwas im Radio vernahm, das mich interessierte und wir beide hatten nebenher laufen lassen, damit wir wenigstens etwas lebendiges wie Musik spürten, das uns etwas die Laune anheben sollte.
 

Der Radiomann sezte wieder einmal zu quatschen an, aber erst als ich merkte WAS er da so von sich gab hörte ich genauer hin….
 

„Halli hallo hallöchen....hier ist euer Ole Thorsøn mit dem Weihnachtsprogramm...sooo meine lieben Zuhörer und Hörerinnen…euer ganz persönliches Wunschkonzert steht heute für die kommenden zwei Stunden an und beginnen wollen wir gleich mit einem ganz besonderen Wunsch, der uns heute morgen bereits ganz früh per Funk erreicht hat.
 

Das hier ist eigens für unseren einsamen Trapper auf Barentstøya für Eikskild, der es sich heute morgen ganz früh extra bei uns für die eine Frau gewünscht hat, die er sehr gerne mag und es ihr auf diese Weise gerne sagen möchte.
 

Na dann viel Glück nach Barentstøya…Herzensbrecher...und extra für Lyria...ein Happy Christmas..und das Lied…“the Power of Love“ von Frankie goes to Hollywood. Ein echter Oldie...ja gewissermaßen ein Klassier, aber ein sehr schöner muss man schon sagen…
 

...na also dann viel Spaß Leute und euch allen weiterhin einen schönen besinnlichen Weihnachtsabend.“
 

Der Radiosprecher verstummte..und dann..dann kam es tatsächlich…
 

Als ich die ersten Klänge dieses Liedes vernahm war ich wie in in einer anderen Welt...mit so etwas wundervollen hätte ich nie gerechnet..niemals...ich saß da und starrte ihn mit offenen Mund an.
 

» Ich schütze dich vor der „Kralle aus dem Dunkeln“

Halte die Vampire von deinem Eingang fern.

Es fühlt sich an wie ein Feuer –

Ich liebe dich so sehr.

Träume sind wie Engel:

Sie halten das Böse im Zaum.

Liebe ist das Licht, das die Finsternis verscheucht.

Ich liebe dich so sehr.

Läutere deine Seele und setze alles auf Liebe!

Die Macht der Liebe ist eine Kraft aus dem Himmel,

Die meine Seele reinigt.

Brenne nur weiter, Verlangen!

Liebe läutert die Seele mit feurigen Zungen.

Setze alles auf Liebe!

Ich schütze dich vor der Kralle aus dem Dunkeln

Halte die Vampire von deinem Eingang fern.

Ich bin bei dir, wenn es dir schlecht geht

Mit meiner unsterblichen, dem Tod trotzenden Liebe für dich.

Neid und Mißgunst werden sich gegen sich selbst kehren.

Gib dich der Schönheit hin,

dem prickelnden Gefühl der Liebe,

den Blumen, Perlen, schönen Mädchen...

Liebe ist eine Energie, die in meinem Inneren braust.

Dieses Mal werden wir über alles erhaben sein –

Liebende verflechten sich auf göttliche Art und Weise.

Liebe ist eine Gefahr, ein Genuss.

Liebe ist echt – der einzig wahre Schatz.

Die Macht der Liebe ist eine Kraft aus dem Himmel –

eine weiße Taube, die sich zum Himmel emporschwingt…
 

Das Lied war vorbei die letzten Klänge verklungen und ich saß noch immer wie vom Blitz getroffen da..konnte es nicht fassen und schon gar nicht glauben..
 

...“da..das hast du für mich gemacht..du du hast es dir wirklich extra für MICH gewünscht?
 

Kam es schon deswegen ziemlich verwirrt aus mir heraus gestolpert.
 

Doch er nickte nur kurz, wobei er jetzt sehr verlegen wirkte..und dabei ein solch anziehend sympathisches Bild abgab, dass ich ihn dafür am Liebsten einfach nur küssen wollte...und das tat ich dann auch einen Augenblick später. Ich war ohnehin schon ziemlich von der Rolle, was das anbelangte...meine Hemmungen verabschiedeten sich damit immer mehr und ich wollte wenigstens einmal in meinem Leben meinen spontanen Gefühlen nachgeben.
 

Also erhob ich mich wenn schon auch ein wenig unsicher von meinem Platz...und beugte mich über den wackligen Küchentisch zu ihm hin..wobei ich ihm einen zarten Kuss auf die Wange drückte und ihm ein leises...
 

….“ich danke dir von ganzem Herzen für das wunderbare Geschenk Eikskild, so ein schönes wie das von dir habe ich wirklich noch nie in meinem Leben bekommen“...entgegen hauchte.
 

Er drehte sich ein wenig mehr zu mir um als ich mich wieder von ihm gelöst hatte..dabei spürte ich wie sich eine seiner starken Hände spontan und sehr sachte in meinen Nacken legte und sie im Anschluss daran vorsichtig durch mein Haar fuhr...wobei ich ihn mir überraschend melancholisch gestimmt antworten hörte, doch nicht das, was ich jetzt vielleicht erwartet hätte..sondern etwas völlig anderes.
 

„Wissen du ich haben es irgendwie die ganze Zeit über annehmen, dass es rot sein...man können es jetzt ganz deutlich sehen...ich mögen dein Haar so viel lieber und es passen auch viel besser zu dir Lyria..das müssen du mir glauben. Du sagen es mir..warum du haben es überhaupt absichtlich verstecken?
 

Dein wunderschön rotes Haar...es gefallen mir!“
 

Und noch als er das zu mir sagte...spürte ich, wie er mich sachte an sich heran zog...ich fühlte seinen sanften Kuss auf meinen Lippen brennen...warm und verführerisch zärtlich aber nicht aufdringlich…
 

Einen Moment später löste er sich von mir wenn auch nur zögernd...“das mit dem Wunsch haben ich gern für dich getan..Lyria...ich wissen, dass du Musik sehr gerne mögen“..sagte er dabei mit leicht belegtem Unterton, der nicht zu überhören war.
 

Ich schenkte ihm dafür eins meiner schönsten und zugleich verlegendsten Lächeln…
 

„Ach ja? Ist das so?
 

..und...und den Titel für den Wunschsong für mich hast du natürlich auch selbst ausgesucht?!“
 

Plötzlich sah ich ihn grinsen…
 

„Nein ich haben dem Mann in der Radiostation nur sagen, dass er ein gefühlvolles auswählen sollen, eins für die Frau die ich sehr gerne mögen.“ War schließlich sein entsprechend verlegener Kommentar darauf.
 

„Der hat einen guten Geschmack, das kannst du ihm von mir aus gerne ausrichten Eikskild!“ Entgegnete ich ihm trocken..wobei ich meine Hand jedoch weiterhin zart an seiner Wange entlang streifen ließ…
 

Ich hörte das leise stoßweise Atmen und auch das leichte Zittern, das in seiner tiefen warmen Stimme lag, als er mir abermals antwortete.
 

„Ich haben so gehofft, dass du das sagen werden...ich haben es sehr ernst damit meinen...was ich dir damit haben eigentlich sagen wollen!“
 

ich sah im aufmerksam forschend und sehr direkt entgegen..wobei ich meine Fingerspitzen von seiner Wange löste.
 

„Ich auch...ich habe es auch sehr ernst gemeint!“ Antwortete ich ihm daraufhin ruhig...während ich mich vorbeugte und ihn dabei noch einmal zärtlich auf die kratzig bärtige Wange küsste.
 

Ich konnte das leichte Grinsen regelrecht spüren, mit dem sich seine markanten Gesichtszüge unmittelbar danach verzogen…
 

“Puhh ich glauben ich brauchen erst mal etwas starkes. Du mich nämlich ganz schön aus der Fassung bringen Menschenfrau...was halten du damit also erst mal von einem kleinen Drink? Heute sein Mitwinter...da wir beide uns denken ich schon mal einen zur Feier des Tages genehmigen können?!“
 

Sein Blick war unübersehbar verlegen und zugleich fragend auf mich gerichtet..und schon weil ich Eikskild nicht vorsätzlich kränken wollte nickte ich, wenn auch etwas zögernd. Ich mochte Wodka einfach nicht leiden, aber in Ermangelung eines anderen alkoholischen Getränks, blieb mir wohl nichts anderes übrig als mit dem üblen „Schnäpschen“ in Trinkwasserglas Größe zur Feier des Tages mit ihm „anzustoßen“...und wenn es nach ihm ginge, vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes betrachtet, wobei ich nicht intensiver darüber nachdenken wollte, inwiefern man(n) das etwas anzügliche Wortspiel auch leicht missverstehen konnte.
 

Mt einem knappen „Skøl“….zwang ich mich somit schleunigst an etwas weniger unanständig zweideutiges zu denken und schüttete ihn schließlich hastig hinunter, um es hinter mich zu bringen, nachdem er ihn uns beide eingegossen hatte, nicht s ahnend, was mir an diesem Abend noch so alles an Überraschungen im Zusammenhang mit diesem Teufelszeugs und dem Mann mit dem ich da zwangsläufig in einer Hütte zusammen saß blühen sollte.

ein weihnachtliches Mitwinterfest, das es in sich hat - 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mitwintermorgen mit Hund und einem fetten "Kater"

Das Erste das ich bemerkte als ich irgendwann wieder zu mir kam, war ein angenehm warmes Gefühl, das mich durchströmte. Es war das schöne Gefühl, einen anderen Körper neben mir zu spüren...schlaftrunken schlang ich meine Arme fest um ihn herum, wo ich ihn unbewusst noch näher an mich heran zog..dabei kitzelte mich etwas weiches, haariges im Gesicht…
 

“Hhhmmm du könntest ruhig mal wieder ne ordentliche Rasur vertagen mein lieber Eikskild, weißt du das?”
 

Brummelte ich dabei leise vor mich hin….doch in dem Moment fühlte ich bereits eine feuchtwarme Zunge, die mir über das ganze Gesicht schlabberte und roch dabei so ziemlich den schlechtesten Atem meines Lebens…
 

….schlagartig war ich wach!!
 

Uhhhhmmmm...Keira?!
 

“UHHHHH…..IGITTTTT...iiggggiittttt...bähhh lass das...böser Hund...geh weg!”
 

Hastig schob ich sie von mir fort und riss dabei entsetzt die Augen auf...schon weil ich so schockiert darüber war, jetzt nicht das vorgefunden zu haben, was ich eigentlich erwartet oder wenigstens gehofft hatte, denn natürlich war es nicht ER, wie ich es mir im Halbschlaf so schön eingebildet hatte, sondern niemand anderer als mein HUND!
 

Keira dankte mir meine rüde Ablehung indessen mit einem leisen beleidigten Brummeln, wobei sie von mir weg robbte, um sich im Anschluss daran von unserem mittlerweile dauerhaften gemeinsamen Schlaflager zu erheben und dann wie ich es halb vermutete in Richtung Nebenraum zu trotten, wo sie es vermutlich bei Eikskild versuchen würde, sich ihre Streicheleinheiten abzuholen, die ich ihr im Augenblick so unschön verwehrt hatte.
 

Aber mir war ganz ehrlich gesagt immer noch speiübel. Ich fühlte mich im Augenblick gelinde ausgedrückt noch immer (kotz)elend und in etwa wie schon mal gestorben und wiederbelebt. So gelang es mir nur sehr langsam und zögerlich mich wenigstens halbwegs in die Sekrechte zu verfrachten. Wobei ich mir ein schmerzhaftes Stöhnen nicht gänzlich verkneifen konnte…und mir dabei den heftigen Brummschädel halten musste...der sich nach dem raschen Emporheben, wie ein Karussell im Kreis um mich herum drehte.
 

Wow also den Kater, den hatte ich wirklich redlich verdient…!
 

Mein Kreislauf fuhr indessen noch immer Achtebahn mit mir und ich merkte, wie mir wieder schlecht wurde….wie blöd war ich eigentlich gewesen, so etwas hirnloses zu tun wie das?
 

Schlagartig erinnerte ich mich daran, was da gestern Abend vorgefallen war und zwar so ziemlich in allen schönen und weniger schönen Details, was mir anschließend einen merklich resignierten Seufzer über die Lippen trieb, schon weil ich ganz genau wusste, was ich da angestellt hatte.
 

Vor allem was den Mann betraf, mit dem ich im Moment in ein und der selben Hütte fest saß…mit Eikskild...Gott der arme Kerl er tat mir unendlich Leid. Ich war wirklich sowas von idiotisch gewesen. Er musste ja sonst was von mir denken...und ich konnte es ihm nicht mal übel nehmen, denn ich war ganz allein selber Schuld an meiner Misere.
 

Indem vernahm ich noch als ich mir darüber den Kopf zerbrach leise Schritte, die ganz eindeutig in meine Richtung kamen...und ich kannte sie…es waren SEINE.
 

“Ahhhh sein du etwa wieder unter den Lebenden angekommen Lyria?” Hörte ich ihn mir leise zur Begrüßung entgegen murmeln. Ich sah auf und stellte fest, dass er es tatsächlich war…wie vermutet.
 

“Ohhwww...ich ahhh...weiß nicht so recht, irgendwie habe ich im Moment eher nicht so das Gefühl?!” Entgegnete ich ihm daraufhin mit einem ehrlich verlegenen Lächeln auf den Lippen.
 

“Nun dann bleiben du lieber noch liegen..hier ich haben etwas für dich dann gehen es dir sicher bald besser…!”
 

Mit diesen Worten drückte er mir eine der Blechtassen in die Hand, ich hob sie hoch und roch daran. Der Duft der mir unmittelbar danach in die Nase strömte verreit mir, dass es sich dabei um Kaffee handelte schwarz und sehr stark. Mit etwas abwesendem Blick hob ich sie an den Mund und nahm einen vorsichtigen Schluck, des starken heißen Gebräus, ehe ich sie wieder absetze und ihn etwas unsicher anlächelte.
 

"Das ist lieb von dir...ich..ähhh danke….wo...womit hab ich den denn verdient?" Fragte ich ihn sichtlich verlegen, woraufhin ich ihn verhalten in meine Richtung lächeln sah, ehe er mir antwortete.
 

“Oh ich haben es gern getan, du es nach dem Abend wirklich nötig haben. Ich wissen, dass Kaffee da gut helfen. Es sein nicht mein erstes Mal, an dem ich sehen, wie jemand zuviel trinken...mehr als er vertragen. Du sehen es als Geste, dass ich dir helfen wollen.”
 

Ich merkte wie er sich spontan vorbeugte und fühlte nur einen Augenblick später einen flüchtigen Kuss auf meiner Stirn, nachdem er sich wieder aufrichtete und mir im Anschluss daran ein aufmunterndes Lächeln schenkte.
 

Spürbar verunsichert zog ich meine Decke derweil mit einer Hand intuitiv weiter nach oben, denn ich wusste, dass ich noch immer das neckische Teil von gestern Abend am Leib hatte...und es war mir unendlich peinlich. Ich wollte auf keinen Fall, dass er mich noch einmal SO sah...so..so billig...wie eine von der Straße und so hielt ihn dabei fast schon verzweifelt mit der anderen an seiner Hand fest, als er sich von mir lösen wollte.
 

“Es tut mir so leid...wegen gestern hörst du mich? Es ist nicht deine Schuld gewesen, das musst du mir glauben. Ich hab es verbockt...ganz allein!” Flüsterte ich ihm dabei atemlos und entsprechend eindringlich entgegen, denn es tat mir wirklich leid..und ich wollte dass er es wusste.
 

Der Trapper richtete sich davon jedoch gänzlich unberührt auf und sich sah während dessen das seltsam unnahbare Aufflackern seiner Augen, das ich in dem Moment irgendwie nicht so recht zu deuten wusste…es aber fast schon ahnte. Denn ich bemerkte sehr wohl, wie er sich innerlich vor mir zurück zog.
 

“Nun...vielleicht sein es besser so gewesen! Es sein nicht gut, sich so einfach von sein Gefühlen mitreißen zu lassen. Wir besser vernünftig sein sollten. Du dir kein Vorwürfe mehr deswegen machen. Wir es einfach vergessen werden, so als wären es nie passiert Lyria.
 

Ich haben inzwischen ein Entscheidung für mich gefällt. Wenn du wirklich wissen was du wollen, dann du es mir sagen...oder es mir zeigen. Ich werden sie akzeptieren, ganz gleich wie sie ausfallen mögen..sein das für dich so akzeptabel?”
 

Ich sah ihn an und seufzte leise...denn ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Das was ihm gestern Abend mit mir passirt war könnte man in so ziemlich jede Richtung deuten...das Bedürfnis nicht allein sein zu wollen...das Bedüfnis nach körperlicher Nähe...oder gar nach nichts weiter als nach dem simplen Bedürfnis nach wieder einmal ausgelebter Sexualität! All das konnte man da problemlos hinein interpretieren….
 

...aber war es wirklich ehrlich gewesen?
 

Ich konnte jetzt ehrlich gesagt selbst nicht mehr mit letzter Sicherheit sagen...was mich da gestern verleitet hatte zu tun was ich getan hatte, mich ihm nämlich in meiner derart kopflosen Einfältigkeit regelrecht an den Hals zu werfen, nur um den armen Mann dann wie einen totalen Vollidioten stehen zu lassen, auch wenn es natürlich nicht meine Absicht gewesen war.
 

Aber ich verstand ihn auf eine Art nur zu gut...er erwartete demnach also von mir, dass ich mich wirklich ernsthaft damit auseinander setzte, was ich wirklich wollte...ehe ich eine endgültige Entscheidung traf...eine, die unser beider Leben dann unweigerlich für immer verändern würde, ganz gleich wie sie am Ende denn ausfallen sollte.
 

“Ich habe dich verstanden...ich werde es dich wissen lassen, wenn ich so weit bin Eikskild.” Flüsterte ich ihm leise und mit merklich belegter Stimme entgegen, wobei ich spürte wie er meine Hand sanft aber eher beiläufig drückte, ehe er sich von mir löste.
 

“Dann werden ich jetzt gehen und dich besser allein lassen. Du müssen dich noch etwas erholen. Du sehen furchtbar aus Lyria. Ich werden heute hinaus fahren...du dich also nicht wundern müssen, wenn ich nachher nicht da sein.”
 

Das wars...mehr an Worten verloren weder er, noch ich über die mehr als peinliche Situation von gestern Abend.
 

Aber ich spürte dabei auch, dass sie auf eine mir unerklärliche Weise etwas zwischen uns zerbrochen hatte. Ich wusste dass er mich noch immer mochte….aber ich fühlte auch, dass er mit Sicherheit nicht noch einmal von sich aus kommen würde. So weit wie das gestern Abend zwischen uns gegangen war, würde er es nicht mehr zulassen. Zumindest nicht, bervor ich mir nicht völlig im klaren darüber war, wie es wirklich mit uns beiden weitergehen sollte.
 

Das musste ich respektieren….wenn er mir wirklich etwas bedeutete, so musste ich diese Bedingungen wohl oder übel akzeptieren.
 

Und ich sah auch ein, dass es anderweitig keinen Sinn machte. Dieses dumme hin und her...mal will ich und mal wider nicht, wenn ich gestern auch wirklich nichts dafür konnte, dass es alles so verdammt blöd gelaufen war...so hatte er doch nicht unrecht damit, was er mir auf seine Art und Weise klipp und klar zu verstehen gegeben hatte.
 

Er würde sich gefühlsmäßig nicht mehr so an der Nase herum führen lassen...egal von wem.
 

Und so beschloss ich an diesem Morgen ihn vorerst in Ruhe zu lassen und mir erst einmal selbst klar zu machen wie es letztenendes weitergehen sollte?! Noch waren es gut zweieinhalb Monate bis zu Yokkys Hochzeit, da hatte ich noch genügend Zeit um nachzudenken.
 

Die weiteren Tage nach Mitwinter liefen im Grunde gleich ab, wie alle anderen davor, mit nur einem Unterschied, Eikskild distanzierte sich emotional gesehen auffällig und sehr deutlich von mir. Wir sprachen ganz normal miteinander und er war auch so hilfsbereit wie immer, aber irgend etwas war trotzdem anders, als ich es gewohnt war.
 

Die innige Vertrautheit die da zwischen uns geherrscht hatte, hatte ernsthaften Schaden genommen. Ich spürte seine herbe Enttäuschung nahezu körperlich, die ihn wie einen Schutzschild umgab und mir ein zunehmend schlechtes Gewissen machte. Aber ich konnte trotzdem nicht über meinen Schatten springen und ihn noch einmal um Verzeihung bitten, für meine bodenlose Dummheit.
 

Also ließ ich es vorerst so stehen und versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren.
 

Sylvester kam...und ging…
 

An diesem Abernd achteten wir beide tunlichst darauf, nicht einen tropfen Alkohol zu trinken...wir gingen uns nicht aus dem Weg aber wir waren auch nicht sonderlich erpicht darauf, ihn noch einmal so zu erleben wie den Mitwinterabend.
 

Also machte am Ende doch jeder etwas für sich…
 

...er las, während ich missmutig in den Fernseher hinein starrte und mich nicht einmal das angstrengt komödiantische Fernsehprogramm zum Lachen bringen konnte. Die Stimmung war merklich angespannt und irgendwie unterschwellig gedrückt, die zwischen uns beiden herrschte.
 

Doch als wir beide schließlich genau um Mitternacht in unsere dicken Winterjacken gemummt von der Türe standen und zusammen in den nächtlichen Himmel blickten, wo die wunderbaren magisch schimmernden Lichter der Polarnacht ihr einzigartiges Feuerwerk in roten, blauen und grünen Lichtern nur für uns beide allein abbrannte. Da wagte ich es schüchtern nach seiner Hand zu greifen und mich vorsichtig ein wenig näher an ihn zu lehnen.
 

Er zuckte kurz zusammen, wohl weil er es nicht unbedingt erwartet hatte, aber er stieß mich doch auch nicht weg…
 

“Ist es nicht wunderbar? So etwas wunderschönes habe ich noch nie gesehen, wie das.” Flüsterte ich ihm dabei atemlos mit Tränen in den Augen entgegen.
 

Ekskild drehte sich ganz überraschend halb zu mir herum, wobei ich spürte wie er mir seinen Arm sachte um mich legte und mich nur kurz aber doch behutsam in eine Umarmung zog…wo er mich einen Moment lang fest an sich drückte.
 

“Ja es sein atemberaubend, ich haben es noch nie zuvor so schön gesehen...wie heute nacht mit dir.”
 

Hörte ich ihn mir dabei ebenso ergriffen und leise entgegen flüstern. Wir sahen uns an und mussten beide spontan lächeln. Indem beugte er sich vor und gab mir einen sachten Kuss auf die Stirn.
 

“Ich wünschen dir ein frohes neues Jahr Lyria...und ich hoffen, dass scih all dein Hoffnungen und Träume erfüllen werden, so wie du es dir wünschen!”
 

Hörte ich ihm mir abermals sehr sanft entgegen flüstern, als er sich wieder von mir gelöst hatte. Ich hielt seine Hand fest und drückte sie...wobei ich mich tiefer in seinen Arm schmiegte.
 

“Das wünsche ich dir auch, du bist so ein guter und liebenswerter Mann. Du hast all das schöne verdient”…
 

...ich brach ab, mir stockte der Atem ich konnte nicht mehr weiter sprechen, bittere Tränen brannten in meinen Augen und noch bevor er etwas dazu sagen konnte, löste ich mich von ihm und ging rasch zurück ins warme Haus. Denn ich wollte nicht, dass er es sah.
 

Was war da nur über mich gekommen, was hatte ich ihm da nur gesagt?
 

Mein verwirrtes Herz spielte gänzlich verrückt...ich wollte ja..aber ich konnte es nicht tun..das war alles nicht so einfach...längst nicht so einfach wie anfangs von mir angenommen. Wenn ich gewusst hätte, auf was ich mich da einlassen würde, ich hätte es nie getan...oder?
 

Oder vielleicht sogar doch...in vollem Bewusstsein? Ich wusste es nicht...ich wusste nicht, was ich tun sollte.
 

Als er wenig später ebenfalls herein kam, sah ich ihn seltsam abwesend und mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen seine Wintersachen ausziehen und an die Garderobe hängen...doch als er dann zu mir kam, war es verschwunden. Seine markanten Gesichtszüge wirkten so unbeeindruckt wie üblich und er ließ sich zudem nicht das Geringste anmerken, was er dachte.
 

Die Zeit verging indessen nur schleppend langsam…
 

Der Januar war kalt und schneebeladen unter den heftigen Winterstürmen. er zwang ihn die ersten beiden Wochen komplett im Haus zu bleiben...bis auf die Fütterungszeiten seiner Hunde und das kurze vor die Türe hinaus lassen meines Hundes, bleiben wir zumeist im warmen Haus. Erst mitte Januar ließen die Stürme in soweit nach...dass er wieder hinaus fahren und nach seinen Fuchsfallen sehen konnte, um sie zu bestücken und hoffentlich noch einmal Polarfüchse zu fangen, denn bisher sah seine Beute wirklich schlecht aus...er musste es tun ob er wollte oder nicht, wenn er hier auf Barenstôya bleiben und überleben wollte.
 

Ich sah ihn an diesem Tag, es war der vierzehnte Januar mit einem merkwürdig unguten Gefühl in meiner Magengrube mit dem Schlitten hinaus fahren...ein seltsam latentes Gespür von Angst erfasste mich dabei...eines, das ich mir nicht erklären konnte. Ich wollte nicht dass er fort ging...aber er musste es tun, es war sein “Job”.
 

Ich wartete Stunden um Stunden ab, doch er kam nicht zu mir zurück. Die vereinbarte Zeit in der er zurück kommen wollte, war längst um mehr als vier Stunden überschritten und ich bekam es langsam wirklich mit der Angst zu tun…schon, da er bisher immer pünktlich zu mir zurück gekommen war.
 

Was, wenn ihm da draußen etwas schlimmes zugestoßen war?
 

Mir wurde schlagartig schlecht...was sollte ich bloß tun?

noch mehr (ungebetene) Gäste

Völlig kopflos rannte ich vor die Türe hinaus…
 

Ich wollte nachsehen, ob der Schlitten nicht doch irgendwo in der Dunkelheit am Horizont auftauchen würde...doch er kam nicht. Mit stetik anwachsender Panik lief ich zurück ins Haus. Ich musste mich am Riemen reißen und überlegen, wie es weiter gehen sollte...und vor allem, wie ich weiter vorgehen wollte.
 

Mir war schlecht...ich meine so richtig schlecht, schon weil mir die Hilflostigkeit und mein Unvermögen hier allein für mich sorgen zu können oder gar zu wissen, was ich in einem solchen Fall zu tun hatte, erneut schonungslos bewusst wurde. Ich war wirklich zu gar nichts nutze...der arme Mann, vielleicht lag er ja irgendwo schwer verletzt da draußen? Vielleicht war er auch schon tot?
 

Oh Gott, das durfte ich mir gar nicht erst vorstellen, das war einfach nicht wahr. Er hatte sich schlicht und einfach verspätet..ja er würde bestimmt bald kommen….ganz bestimmt….oder?
 

Mir wurde bei diesen Gedanken heiß und kalt zugleich und ich fühlte mich entsetzlich nutzlos.
 

Ausgerechnet heute musste dies passieren. Verdammt sie hatten für heute Nacht auch noch eine massive Wetterverschlechterung vorher gesagt. Ich wusste es deshalb, weil Eikskild es heute morgen am Funkgerät abgehört hatte, wie er es an jedem Morgen machte, bevor er los fuhr. Die Wetterstation in Lonyearbyen hatte es ihm durchgegeben, deshalb wollte er spätestens Nachmittags um drei wieder da sein. Jetzt war es bereits kurz vor sieben und ich war mit den Nerven komplett am Ende, denn ich wusste, dass ich völlig auf mich allein gestellt war. Der Helikopter würde nicht kommen, selbst wenn ich ihn per Funk rufen würde. Die angekündigte Wetterverschlechterung machte dies unmöglich...
 

Ich beschloss trotzdem nach ihm zu suchen, was sollte ich auch schon anderes machen? Abzuwarten und nichts zu tun, war auch keine bessere Option. Ich wusste, dies war blanker Wahnsinn aber tatenlos in der Hütte zu sitzen, war auch keine bessere Idee. Also packte ich meinen „Survival Rucksack“ erneut gewissenhaft und entsprechend eilig zusammen, wie ich es schon einmal getan hatte und vermummte mich anschließend so dick, wie nur irgend möglich in meine dicksten Outdoor Klamotten. Als ich das getan hatte, suchte ich in aller Schnelle noch ein paar Ersatzbatterien für das GPS Gerät zusammen, die ich einlegte und hoffte, dass es jetzt wenigstens ansatzweise funktionieren möge...dann bewaffnete ich mich mit dem Ersatzgewehr und rief nach meinen Hund, den er mir heute glücklicherweise auf meine Bitte hin da gelassen hatte.
 

Keira stand so keine Sekunde später mit hechelnder Zuge bei Fuß, als könnte sie spüren, worauf es ankam.
 

Ich würde nach ihm suchen...ganz gleich und wenn es mich da draußen das Leben kosten sollte. Ich würde ihn nicht im Stich lassen. Er würde für mich das Gleiche tun, das wusste ich, das war ich ihm einfach schuldig...ich liebte diesen Mann und ich würde ihn gewiss nicht im Stich lassen. In dem Moment stand es mir so klar vor Augen wie mir noch nie etwas in meinem Leben klar gewesen war….ja ich liebte ihn und ich würde alles in meiner Macht stehende für ihn tun, um ihn zu finden. Ich hatte den Motorschlitten noch da, den Kili uns dankenswerter Weise zurück gelassen hatte. Also standen die Chancen ganz gut. Einmal hatte der Trapper mich ganz zu Anfang zum Jagen auf eine seiner Touren mitgenommen...ich hatte noch eine ungefähre Ahnung davon, in welche Richtung ich fahren musste, um nach ihm zu suchen.
 

Da würde ich anfangen….genau da. Ich meine irgendwo musste ich es ja tun, in der Hoffnung, dass er heute keine andere Strecke genommen hatte als gewöhnlich.
 

Indem sah ich meinen Hund noch einmal kurz aber entsprechend eindringlich an.
 

„Wir beide werden ihn jetzt zusammen suchen gehen, du hilfst mir doch, nicht wahr mein altes Mädchen? Ich brauche dich...hilf mir bitte...du kannst ihn finden, ich weiß es!“
 

Das war alles was ich zu ihr sagte, während ich entschlossen Rucksack und Gewehr schulterte um nach draußen zu gehen. Vor der Türe angekommen verschloss ich sie sorgsam, schon um keinem herum streifenden Eisbären eine unverhoffte Einladung zu einer Audienz in unserem Heim zu gewähren...dann wendete ich mich rasch um und wollte mit Keira zum Schuppen, um den Motorschlitten zu holen. Als ich mich herum drehte um den Weg dorthin einzuschlagen, spürte ich plötzlich etwas kaltes auf meinem Gesicht...weiche Flocken...die sachte, flauschig weich um mich herum nieder fielen.
 

Der angekündigte Schneesturm...das waren die ersten Vorboten. Er kam, wie sie es voraus gesagt hatten.
 

Ich musste mich beeilen, wenn ich ihn finden wollte, bevor der Sturm richtig los brechen würde, dann hatte ich nämlich keinerlei Chancen mehr, dann war Eikskild gänzlich auf sich allein gestellt. Eilig rappelte ich mich auf und rannte beinahe im Stechschritt in Richtung des Geräteschuppens.
 

Indem vernahm ich plötzlich ein schwaches Geräusch...ja es klang unverwechselbar wie ein schwaches klimpern feiner Glöckchen oder etwas ähnlichem, das durch die nächtliche Stille drang…
 

….SEIN SCHLITTEN...das war er, ganz eindeutig!
 

Ich hörte ihn ohne jeden Zweifel kommen.
 

Hastig fuhr ich auf dem Absatz herum. Ich wollte sehen ob ich mich nicht getäuscht hatte, ja ob mich meine Sinne in meiner Angst um ihn wirklich genarrt hatten..aber da sah ich tatsächlich einen schwachen schemenhaften Umriss aus der Dunkelheit auftauchen. Es war wirklich Eikskilds Schlitten. Die Steine in meinem Herzen lösten sich geradezu Lawinenweise, aber dann fiel mir auf, dass der Schlitten nur äußerst langsam und ungewohnt gemächlich in meine Richtung gezockelt kam...er fuhr kaum mehr als Schritttempo...und das war wirklich ungewöhnlich für ihn.
 

Außerdem konnte ich den Trapper nirgends sehen...weder auf dem Ausleger...noch sonst wo. Aber es war zugegebenermaßen auch dunkel und damit eine sehr schlechte Sicht, dennoch oder gerade deswegen erfasste mich die Angst unerwartet heftig...mein Herz krampfte sich erneut in sich zusammen. Da musste etwas geschehen sein, sonst würde der Schlitten viel schneller fahren. Allein die Hunde hatten ja schon den unbändigen Drang nach Hause zu kommen und zogen im Normalfall mit letzter Kraft am Geschirr…
 

..nicht aber heute.
 

Spätestens da hielt mich nichts mehr auf meinem Platz, ich rannte ihm von grenzenloser Panik erfüllt entgegen….
 

„EIKSKILD...EIKSKILD...wo bist du?!“
 

Atemlos entsetzt stürzte ich weiter auf den Schlitten zu, der langsam in meine Richtung gefahren kam…
 

..keine Antwort!
 

Doch dann hörte ich unvermittelt ein leises schmerzvolles Stöhnen, das vom hinteren Ausleger kam. Ohne nachzudenken stellte ich mich den Hunden in den Weg, um sie anzuhalten, während ich fast automatisch nach dem Geschirr von „Dwalin“ griff, um ihn zu stoppen. Erst da sah ich in welch bedauernswertem Zustand die Hunde waren...allesamt hatten sie Bisswunden aufzuweisen...wenn auch nur oberflächliche, soweit ich es beurteilen konnte, dennoch war ihr Fell an einigen Stellen blutig gebissen worden...keinen der vier Schlittenhunde hatte es verschont, was immer sie auch angegriffen haben mochte.
 

„EIKSKILD!“
 

Mit jenem rauen entsetzten Keuchen in der Kehle ließ ich den Leithund augenblicklich los, den ich gestoppt hatte und lief nach hinten zum Ausleger, wo ich ihn gehört hatte...und tatsächlich hatte ich ihn schlicht deshalb nicht sehen können, weil er sich vollkommen in sich zusammen gekrümmt am Schlitten festhielt und ich ihn somit schlicht nichts weiter als mit einem heftig Stöhnen in der Brust hören konnte.
 

„Was ist mit dir? Bist du verletzt? Eikskild...was…was ist los?“
 

Mit diesem zutiefst entsetzt angsterfüllten Ruf war ich keine Sekunde später bei ihm angelangt. Behutsam griff ich nach ihm...wollte ihn berühren...und da sah ich es selbst, der Mann sah nicht besser aus als seine Hunde. Ich konnte das Blut sehen, das sich in dunklen feuchten Flecken auf seinen Kleidern verteilte und wusste nicht recht, ob es nun das von seinen Hunden oder aber sein eigenes war...wobei ich es aufgrund seiner Schmerzen stark vermutete.
 

Noch in dem Moment hörte ich ihn mir rau und nahezu mit letzter Kraft entgegen keuchen…
 

„Lyria...du sein da. Mahal...ich sein so froh, dass ich es geschafft haben zurück zu kommen. Ich brauchen dein Hilfe...es sein Wölfe gewesen. Ein ganzes Rudel...mindestens zwölf Tiere und sie sein sehr hungrig gewesen, sie haben den Schlitten sofort angegriffen. Mein Hunde….sie haben sie als „leichte“ Beute wittern...du verstehen? Ich haben sie zwar vertreiben können...aber ich sein dummerweise einmal unachtsam gewesen, so haben mich zwei erwischt. Ich sein von den beiden Leitwölfen gebissen worden. Ich nicht wissen wie schlimm es sein aber ich haben wohl viel Blut verloren, ich fühlen mich furchtbar. Ich möchten dich deshalb darum bitten, ob du dich um die Hunde kümmern...können du das für mich tun?“
 

Seine tiefe Stimme klang brüchig und fast schon verzweifelt, als ich ihn dies zu mir sagen hörte. Ich merkte wie er sich noch als er mir das entgegen keuchte, hastig aufrichten wollte, nur um dann mit einem schmerzhaften Stöhnen wieder jäh in sich zusammen zu zucken, als er mir auftrug das für ihn zu erledigen.
 

„Gut das kann ich tun...aber ERST werde ich DICH hinein bringen und mir ansehen, was sie mit dir angerichtet haben!“ Antwortete ich ihm entschlossen...schon weil der Trapper ganz eindeutig das war, was in dem Moment absoluten Vorrang für mich hatte.
 

Er versuchte jedoch verzweifelt nach meiner Hand zu greifen...um mir klar zu machen, wie wichtig es ihm erschien, dass seine Tiere als Erstes ordentlich versorgt wurden.
 

„Nein..nein die Hunde sein wichtiger als ich...sie sein mein Leben..verstehen du mich nicht?“
 

Ich schluckte heftig und merkte wie ich einen Moment lang um Fassung bemüht durchatmete, doch dann widersprach ich ihm entschlossen und mit einer Vehemenz, die mich selbst an mir überraschte.
 

„NEIN...DU bist im Augenblick das eindeutig Wichtigste für mich Eikskild! Ich werde mich zuerst um DICH kümmern und erst dann kommen die Hunde dran und je eher ich dich hinein gebracht und es mir angesehen habe, um so schneller kann ich etwas für deine Hunde tun. Ich werde dich jetzt hineinbringen..und in der Zwischenzeit, in der ich die Hunde kurz abschirre und in den Schuppen bringe, damit sie vorerst in Sicherheit sind, wirst du alles entfernen was störend ist, wenn ich mir ansehen soll, was diese verdammten Biester mit dir angerichtet haben..also?
 

Wie sieht s aus...bist du mit dem Vorschlag einverstanden?“
 

Es war das erste Mal in meinem Leben, in dem meine Tonlage keinerlei Widerrede zuließ und ich überhaupt den Mut aufbrachte ihm zu widersprechen. Aber ich musste so entschlossen geklungen haben, dass er es widerstandslos akzeptierte, denn zu meinem grenzenlosen Erstaunen nickte der Trapper schweigend und streckte mir anstatt dessen den Arm entgegen, damit er sich auf mich abstützen konnte.
 

Nur mit größter Mühe gelang es mir den deutlich schweren Mann zu stemmen um ihn anschließend ins Haus hinein zu befördern...wir kamen aufgrund seiner spürbar schmerzhaften Verwundungen nur schleppend vorwärts, aber irgendwann hatte ich es geschafft und ihn direkt so wie er war, auf die kleine Bank vor dem Ofen verfrachtet, damit er sich aufwärmen und wenigstens noch halbwegs das ablegen konnte was ohnehin herunter musste, wenn ich ihn nachher verarzten sollte.
 

Mit einem sanften Kuss auf die Stirn ließ ich ihn anschließend allein, um mich wie versprochen um die Hunde zu kümmern. Ich drehte mich noch einmal rasch zu ihm um, ehe ich das Haus verließ.
 

„Ich gehe jetzt kurz nach den Hunden sehen, ich bin gleich wieder da...versprich mir solange wach zu bleiben und tu was ich dir gesagt habe. Leg wenn es geht schon mal alles ab, was unnötig ist, dann kann ich es mir nachher gleich ansehen ohne noch mehr Zeit zu verlieren. Du hast ohnehin schon viel Blut verloren wie es scheint.
 

Also bis gleich, ich beeile mich!“
 

Mit diesen Worten rannte ich ohne noch eine Antwort von ihm abzuwarten wieder nach draußen, um den Schlitten samt Hunde gewissenhaft zu versorgen. Dwalin ließ es sehr zu meiner Überraschung anstandslos zu, dass ich ihn am Zuggeschirr packte und in Richtung des Schuppens zerrte, in dem Eikskild seine Hunde untergebracht hatte. Dabei sah ich mich rasch und gewissenhaft um, denn mit Eisbären hatte ich jetzt mitten im Winter immer zu rechnen, doch es war weit und breit nichts in Sicht.
 

Als ich mit den Hunden und dem Schlitten am Schuppen angelangt war, war ich bereits schweißgebadet….aber ich gab nicht auf.
 

Hastig schirrte ich die Hunde ab und streichelte jeden einzelnen von ihnen noch einmal vorsichtig und liebevoll, auch um nach zu sehen, wie schlimm sie verletzt worden waren. Doch es schienen bei allen tatsächlich nur oberflächliche Bisse zu sein...nichts schlimmes also, das ließ mich unwillkürlich erleichtert aufatmen, denn ich hatte von solchen Dingen einfach zu wenig Ahnung. Ich war ja kein Veterinär...aber das gab mir doch Hoffnung, dass wenigstens sie es glimpflich überstehen würden.
 

Eikskild sah da offensichtlich sehr viel schlechter aus….apropos Eikskild...ich musste mich beeilen. Also gab ich ihnen frisches Wasser zu saufen und etwas vom Trockenfleisch zu fressen, damit sie sich nach dem unschönen Erlebnis wenigstens stärken konnten...dann ließ ich sie allein, ich schloss den Schuppen ab und rannte wie von allen Höllenhunden getrieben zurück zum Haus.
 

Kaum wenige Minuten später drinnen angekommen...schälte ich mich in aller Hast aus meinen Winterklamotten heraus und lief zu ihm zurück in die Stube...ich sah ihn auf der Ofenbank sitzen aber er wirkte alles andere als gesund…
 

Immerhin hatte der Trapper wenigstens getan, um was ich ihn gebeten hatte und sich solange ich draußen gewesen war, um die Hunde zu versorgen, schon mal aus all seinen unnützen Kleidungsstücken geschält, die er der Kälte wegen am Leib getragen hatte.
 

Er trug somit nur mehr noch sein Hemd und Hosen..auch seine Stiefel hatte er schon mal vorsorglich ausgezogen. Aber es schien ihn nahezu alle verbliebene Kraft gekostet zu haben, denn ich sah ihn in sich zusammen gesunken und leise stöhnend am Feuer sitzen, schwer darum bemüht nicht einfach umzufallen. Er schwankte leicht und griff sich mit einer Hand sowie merklich schmerzhaft verzerrter Mimik an die Innenseite seines rechten Oberschenkels...und noch als er das tat, sah ich ebenfalls das Blut darunter hervor sickern. Dunkel und in feuchten Flecken hatte es die schlichte Arbeitshose aus schwerem, dunklem Leinenstoff, die er heute zufällig der robusten Lederhose vorgezogen hatte durchtränkt…und breitete sich unaufhaltsam weiter aus.
 

»Verdammt hätte er die nervige „Specklederhose“ angehabt, die er sonst immer an sich hat, dann hätten ihn die Biester vielleicht nicht so heftig erwischen können?!«
 

Schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf als ich zu ihm hin lief.
 

Ich berührte ihn Sachte an der Schulter...wobei er hastig erschrocken hoch fuhr. Er sah mich direkt an, aber sein Blick wirkte in dem Moment merkwürdig verschleiert...als wäre er weit..weit fort von hier. Das tiefe Blau seiner Augen war kraftlos und wirkte eigenartig leer…
 

„Ich habe die Hunde versorgt, wie du es wolltest. Du musst dir deswegen keine Sorgen mehr machen. Es geht ihnen gut..besser als dir Eikskild. Bitte lass mich sehen was los ist...bitte..ich will versuchen dir zu helfen, wenn ich kann!“ Hörte ich mich ihm selbst atemlos entgegen keuchen, wobei ich ihn abermals sanft berührte und ihn somit zwang mich dabei anzusehen.
 

Er sah zu mir auf...wobei sich seine Hand widerstandslos von dem dunklen Fleck auf seinem Oberschenkel hob, so dass ich sehen konnte, was da Sache war...was mir just indem Augenblick als ich es zu Gesicht bekam, ein neuerliches entsetztes Keuchen entlockte. Eines das ich mir auch ihm zuliebe beim besten Willen nicht mehr verkneifen konnte.
 

„Oh Gott“...entkam es mir angesichts dessen, was ich da sah, wobei sich meine Handfläche erschrocken vor mein Gesicht verirrte.
 

„Es sehen schlimm aus nicht wahr?“ Hörte ich Eikskild mir dabei erwartungsgemäß gefasst und sehr leise entgegen flüstern.
 

Ich nickte zögernd, wobei ich meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte...obwohl sich mir ein geradezu schreckliches Bild bot.
 

Ich nahm meine Hand nur äußerst zögerlich herunter...
 

„Ja ich befürchte es ist eine tiefe, klaffende Bisswunde. Der verdammte Mistköter, hat dir offensichtlich glatt einen ganzen brocken Fleisch aus dem Oberschenkel gebissen.“ Kam es entsprechend entsetzt aus mir heraus.
 

„Das haben ich auch merken...sie mich aber leider nicht nur da erwischt haben fürchten ich.“ Entgegnete er mir abermals leise und ungewöhnlich kraftlos, wobei ich seinem Blick langsam folgte und bemerkte, dass offenbar auch sein rechter Oberarm in Mitleidenschaft gezogen worden war und einen tiefen Biss aufwies, der aber doch nicht ganz so schlimm aussah, wie der an seinem Bein.
 

„Na die haben dich ja ganz schön übel zugerichtet….gut siehst du aus Trapper...in etwa wie Schweizer Käse.“
 

Spöttelte ich zynisch und wenig belustigt vor mich hin, als ich es fest stellte. Nur um mich selbst zu beruhigen, denn es war alles andere als angenehm, was sich mir da als Anblick bot.
 

Eikskild lachte unvermittelt es klang bitter...und ungleich wütend..er war wütend auf sich selbst, dass er so leichtsinnig gewesen war, aber das half uns jetzt auch nicht weiter wir mussten etwas unternehmen und zwar rasch..
 

„Und genau deshalb werden du es jetzt zusammen nähen Lyria." Hörte ich ihn mir entsprechend nachdrücklich antworten.
 

„Na was, denkst du etwa ich werde dich so lassen wie du bist? Oh nein, da hast du falsch gedacht. Ich denke ich werde dich wohl oder übel irgendwie zusammen flicken müssen, denn SO kann ich dich ja schlecht lassen oder? Die Bisswunden müssen ganz egal wie wir es auch anstellen versorgt werden und da ich im Augenblick kaum eine Möglichkeit sehe dich mit dem Helikopter nach Longyearbyen ins Krankenhaus zu schaffen, werde ich mein Glück selbst versuchen müssen.“ Antwortete ich ihm daraufhin denkbar trocken, wie wenig begeistert, angesichts dieser Umstände die mir da blühten. Dagegen war die Rasur und das bisschen Haare schneiden ja glatt Kindergeburtstag gewesen.
 

Eikskild sah mich entsprechend zweifelnd an…
 

„Und haben du schon mal etwas wie das machen? Ich meinen, haben du schon mal etwas zunähen?“
 

Ich zuckte angesichts dieser berechtigten Frage an mich unschlüssig mit den Schultern, denn mir war alles andere als wohl bei dem Gedanken, was ich gleich tun musste.
 

„Höchstens mal ne alte Jeans geflickt...ich bin denkbar ungeschickt in solchen Sachen. Aber ich werde versuchen mein Bestes zu geben...auch wenn es mich nicht unbedingt in Begeisterungsstürme versetzt, das kannst du mir glauben!“

...unschöner Zusammenstoß mit Folgen

Das Gesicht des Trappers sprach sichtbare Bände, als ich meine denkbar motivierende Ansage an ihn los gelassen hatte. Ich sah wie seine Gesichtszüge lang und länger wurden. „Du machen mir Spaß Lyria, sollen das etwa eine schlechte Scherz sein?“ Fragte er mich einen Moment später dementsprechend verwirrt.
 

Ich lächelte ihn indessen gewinnend an. „Nun ja nein, eigentlich hatte ich das durchaus ernst gemeint Eikskild. Aber mir wird wohl kaum etwas anderes übrig bleiben als es zu versuchen, wenn du nicht riskieren möchtest, dir eine Infektion oder gar schlimmeres einzuhandeln. Du darfst froh sein, dass der Biss nicht die Hauptarterie getroffen hat, denn dann wärst du vermutlich schon verblutet oder wenigstens nahe dran.“ Entgegnete ich ihm daraufhin mit einem tiefen Seufzen, während ich ihn genau im Auge behielt, um seine Reaktionen darauf abzuschätzen.
 

Doch dem Mann vor mir war es wohl langsam so ziemlich gleich, was ich anstellen würde ihm behilflich zu sein...Hauptsache ich tat überhaupt irgend etwas.
 

Indem hörte ich ihn seinerseits tief und entsprechend geräuschvoll einatmen. „Du haben recht, wir es versuchen werden. Ich wissen auch, dass wir die nächsten drei oder vier Tage nicht nach Longyearbyen kommen können, ich haben es heute Morgen selber hören, als ich mit der Station sprechen. Der aufziehende Schneesturm werden das nicht zulassen, das sein mir schon bewusst, wir uns damit eben allein helfen müssen...werden du das schaffen?“
 

Sein Blick fixierte mich scharf und durchdringend, als wollte er seinerseits abschätzen wie ich darauf reagieren würde.
 

Ich zuckte jedoch nur kurz mit den Schultern und antwortete ihm anschließend leise...“habe ich eine andere Wahl?“
 

Er schüttelte den Kopf. „Nein..ich fürchten nein!“
 

Das entlockte mir ein schiefes Grinsen. „Siehst du das wusste ich...und hey ich wollte schon immer mal ne schicke Trapper Patchworkdecke nähen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch sie dabei möglichst effektiv wieder zu einem Stück zusammen zu setzen.“ Versuchte ich es anschließend auf die humorvolle Art zu entschärfen, doch es rang ihm nicht mehr als ein müdes Lächeln ab.
 

„Du sein ja sehr witzig Lyria...wollen du dein Energie nicht lieber darauf verwenden endlich anzufangen?“ Kam so die prompte Antwort an mich, die mir augenblicklich vor Schreck sämtliche Gesichtszüge entgleisen ließ.
 

„Was gleich?!“
 

Quiekte ich in etwa wie eine Maus, die soeben der Katze in die Falle gegangen war, ob des Wissens dass ich von solchen Dingen absolut null Ahnung hatte. Entsprechend groß war meine Angst etwas falsch zu machen oder es komplett zu versemmeln. Doch es sollte mir keine andere Wahl bleiben es wenigstens zu versuchen...das wusste ich in dem Moment als er mich ansah. Sein Blick war so durchdringend und streng, dass ich spürte wie mir die Hitze unmittelbar peinlich berührt ins Gesicht schoss und ich knallrot wurde.
 

„Ja sicher worauf wollen du noch warten? Ich wissen, das du das schaffen werden. Ich vertrauen dir.“ War die neuerliche denkbar knappe Antwort von ihm an mich, die mich schließlich tief seufzen ließ.
 

„Na schön, ich werde es dir zuliebe versuchen, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich das kann...okay?“ Ich sah ihn verzweifelt an, wobei ich kurz verstummte, ehe es mir gelang meine Stimme halbwegs wieder zu finden.
 

„Ich hab schlicht und ergreifend eine scheiß Angst zu versagen...ich..ich habe noch nie so etwas tun müssen...verstehst du? Ich will dir nicht weh tun!“ Flüsterte ich ihm einige Augenblicke tonlos und mit bebenden Lippen entgegen, doch sein Blick war unerbittlich.
 

„Das wissen ich...aber wenn du ruhig bleiben und tun was ich dir sagen, werden du es schaffen. Ich sein mir ganz sicher. Bitte Lyria ich brauchen dich, du sein eine Frau, deine Hände sein in solchen Sachen geschickter als meine...und ich haben sicher mehr als genug damit zu tun mir die Schmerzen zu verbeißen, denn es werden sicher nicht sehr spaßig werden.“ Hörte ich ihn mir schließlich entsprechend eindringlich resigniert antworten und ich wusste, dass er es Ernst meinte.
 

Damit gab es kein Zurück mehr, ich musste es tun, ganz gleich was daraus entstand, ob ich denn versagen würde oder es mir gelang...es lag jetzt allein in meinen Händen.
 

Ich nickte, hörte mich anschließend noch einmal tief einatmen, um ihn dann direkt in die Augen zu blicken.
 

„Okay...dann los. Wo hast du den Erste Hilfe Kasten? Ich meine wenn du hoffentlich so etwas wie das im Haus hast Trapper, sonst wird es mehr als denkbar unangenehm werden.“
 

Noch als ich ihn das fragte, hörte ich ihn erleichtert aufatmen.
 

„Er sein unter meinem Bett...denken ich, ich haben ihn schon lange nicht mehr brauchen.“ Kam die erwartungsgemäße Information an mich so nur einen Augenblick später.
 

„Na dann kannst du nur hoffen, dass du noch genug Verbandszeug hast, von steril ganz zu schweigen.“ Kommentierte ich es derweil denkbar trocken...doch dann fiel mir ganz plötzlich etwas ein...
 

Moment mal…?! Ich hatte doch ebenfalls einen eingepackt...in Lonyearbyen im Survivalshop.
 

Dort hatte die Verkäuferin mir das Ding geradezu aufgenötigt und zwar mit dem notwendigsten Zubehör an Medikamenten für die Wildnis. So wie beispielsweise Kohle- und Schmerztabletten, sowie diverse Mittelchen gegen Durchfall und Kreislaufprobleme. Allerdings war ich mir nicht sicher ob auch ein Breitbandantibiotikum dabei war, denn das hatte ich nun wirklich nicht explizit überprüft. Aber wer rechnete auch schon damit, für so etwas wie DAS überhaupt irgend eine Verwendung finden zu müssen. Aber vielleicht hatte ich ja Glück und es waren wenigstens genügend sterile Verbandspäckchen und Mullbinden dabei, denn die würde ich zweifellos brauchen, sonst konnte ich mir am Ende noch eins seiner sauberen Hemden in Streifen schneiden und das war ganz bestimmt keine besonders prickelnde Aussicht.
 

„Ääähh warte mal mir fällt da was ein, bin gleich wieder da“…keuchte ich hastig in seine Richtung, dann fuhr ich augenblicklich auf dem Absatz herum und stürzte zu meinem Rucksack hin. Dort angekommen wühlte ich solange in dessen Tiefen, bis ich gefunden hatte was ich suchte. Mein Nähzeug und den Erste Hilfe Kasten den ich besaß. Ich packte alles und kam umgehend zu ihm zurück, wobei ich es ihm wortlos in die Hände drückte und noch einmal postwendend kehrt machte, um nach dem Verbandskasten zu suchen, den MANN unter seinem Bett im „Reich der Dämonen“ hatte verschwinden lassen, in der vagen Hoffnung ihn vielleicht nie mehr wieder sehen zu müssen...was diesmal wohl eindeutig und im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose...oder sollte ich besser sagen ins Bein gegangen war?!
 

Nur drei Minuten später hatte ich das Ding tatsächlich entdeckt. Es war eine alte rostige Blechkiste, die halb verdeckt unter alten Zeitungen steckte und ich wollte meinen Augen nicht trauen auch einem so hübsch erotischen Heftchen mit einigen doch sehr freizügigen jungen Damen in entsprechend eindeutigen Posen, dass mir beinahe der Atem stockte.
 

»Uhhh wieder mal typisch Kerl, die nackten Weiber ganz pragmatisch direkt unterm Bett bunkern.« Fuhr es mir angesichts dieser Entdeckungen unwillkürlich belustigt durch den Kopf, als ich es mit spitzen Fingern von der Kiste herunter pflückte und dabei lieber nicht genauer wissen wollte, wozu ihm das wohl gedient haben mochte.
 

Aber ganz gleich wie oder weshalb es dahin gekommen war wo es nun mal lag, hatte ich im Moment andere Probleme, als mich darüber zu echauffieren, dass ein denkbar einsamer Mann wie er eben auch so seine Bedürfnisse hatte, die irgendwie gestillt sein wollten. Mit dieser schlichten Erkenntnis schob ich das Thema diskret auf Eis und schnappte mir anstatt dessen die Kiste und zog sie heraus.
 

Ohne mir irgend etwas davon anmerken zu lassen, was ich da rein zufällig gesehen hatte, lief ich zu ihm zurück...doch es war, als hätte ich es mir unfreiwillig auf die Stirn tätowiert. Denn als ich zu ihm zurück kam, um ihm das zweite Erste Hilfe Kit zu bringen merkte ich, wie der Trapper kurz schluckte und meinen Blick suchte, wobei er leicht peinlich berührt wirkte.
 

„Ich hoffen, du werden jetzt nicht schlecht von mir denken?!“ Das war alles, mehr sagte er nicht, wobei ich den ernsten fast schon bitteren Gesichtsausdruck auffing, der dabei auf seinen markanten aber inzwischen deutlich blassen Zügen sichtbar wurde und so beschloss ich es nicht weiter zu thematisieren, denn ich wusste genau, was er in dem Moment dachte und auch was mir dabei durch den Kopf ging.
 

„Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst Eikskild, aber ich würde niemals schlecht von dir denken. Weißt du ich mag dich und zwar so wie du bist...und das will ICH dir damit sagen. Also vergiss es, was auch immer du damit andeuten wolltest.
 

Es ist mir gleich!
 

So und jetzt werden wir beide sehen, WAS wir anstatt dessen tun können, um dich wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen.“ Hörte ich mich entschlossen und überraschend energisch antworten, wobei ich den Trapper ganz offen und direkt ins Gesicht blickte und es mir gelang ihm dabei sogar ein zuversichtliches Lächeln zu schenken.
 

Ich sah Eikskild mir kurz und entsprechend dankbar entgegen lächeln, ehe er noch einmal ansetzte, was schon etwas zuversichtlicher und deutlich entspannter klang.
 

„Hmm...gut ich haben das verstanden, aber du müssen dich später auch noch um die Hunde kümmern, das können ich leider nicht selber tun fürchten ich. Du sehen ihre Wunden sollten auch versorgt werden. Sie sich sonst böse entzünden können. Ich haben irgendwo in meine Schrank in der Küche noch ein Dose „Blauspray“ und etwas zum Einreiben das verhindern, dass es sich entzünden können. Yokky haben es mir letztes Jahr aus Longyearbyen mitbringen...werden du das für mich tun?“
 

Kam somit noch einmal die ungewöhnlich eindringliche Botschaft von ihm, die mich abermals an erster Stelle darum bat mich um seine Hunde zu kümmern. Daran sah ich, wie wichtig ihm seine Tiere waren und wie sehr er an ihnen hing.
 

„Natürlich das mache ich Eikskild, aber zuerst werde ich mich um DICH kümmern. Du bist wichtiger und jetzt los, wir haben ohnehin schon zu viel Zeit vertan.“ Kommentierte ich seine Anfrage an mich daher ruhig aber mit Nachdruck, denn ich musste langsam handeln...während wir uns hier beide weiter mit Diskutieren die Zeit vertrödelten ging es ihm nämlich nicht besser...im Gegenteil, es würde eher noch schlimmer werden, also war alles Gerede müßig…ich musste anfangen.
 

Ohne noch einen eventuellen Protest von ihm abzuwarten, der ganz überraschend ausblieb überbrückte ich mit einem neuerlichen tiefen Seufzer die Distanz zu ihm und blieb direkt vor ihm stehen. Er sah zu mir auf und wirkte das erste Mal seit ich ihn kannte alles andere als gefestigt...ich sah seinen blassen Gesichtszügen an, dass er große Schmerzen haben musste und das er sich vor dem fürchtete, was er mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten hatte. Das bedeutete im Umkehrschluss auch, dass ich nichts oder nur sehr wenig hatte, um es ihm zu erleichtern...örtliche Betäubung Fehlanzeige, das hätten sie vielleicht im Krankenhaus in Longyearbyen machen können, um die Wunde ordnungsgemäß zu versorgen und gegebenenfalls zu nähen.
 

Aber ich musste improvisieren...und so blieb mir nichts anderes übrig. Ich kniete mich vor Eikskild hin und legte ihm meine Hände kurz auf seine, wo ich sie leicht drückte und ihn dabei eindringlich ansah.
 

„Das wird schon wieder...zusammen schaffen wir das.“ Flüsterte ich ihm kaum hörbar entgegen, woraufhin ich ihn abermals schwach lächeln sah. Er nickte kurz und ich zog meine Hände eilig fort, um mich anstatt dessen mit großer Sorgfalt und Konzentration den Gerätschaften zu widmen, die ich für den Eingriff oder besser die anliegende Wundversorgung benötigen würde.
 

Mit merklich zitternden Fingern öffnete ich die beiden Verbandskästen und sah mir alles genau an, was darin zu finden war...Einmalhandschuhe..sterile Mullbinden...Verbandspäckchen...eine Flasche mit Mercuchrom, bei dem es sich offenbar um ein Desinfektionsmittel handelte, das ich noch vage aus meiner Kindheit kannte und ebenfalls aus meinem Kasten gezogen hatte. Als da waren da noch eine Verbandsschere und Verbandspflaster..also schon mal eine ganz gute Basis. Fehlte nur noch eine Nadel und Faden...die hatte ich glücklicherweise in meinem Reisenähzeug mitgebracht, das ich weiß ich nicht weshalb mitgenommen hatte...und jetzt wenn nötig seinen Zweck erfüllen sollte. Allerdings nicht so wie von mir angedacht.
 

Als ich alles heraus genommen und fein säuberlich neben ihm auf die Bank gelegt hatte...hörte ich ihn mir leise entgegen flüstern. „Du müssen es alles noch desinfizieren...und ich glauben ich brauchen etwas für mein Nerven.“ Mittlerweile hatten seine markanten Gesichtszüge schon Aufgrund des Blutverlusts ein deutlich sichtbares Leichenblass angenommen und so sah ich ihn mitleidig an und lächelte...“na klar warte...ich geh s dir holen“. Mit diesen Worten sprang ich auf und lief eilig in die Küche...besorgte mir bei der Gelegenheit noch kurz eine saubere Schüssel und natürlich auch das, nachdem er ganz eindeutig verlangt hatte...die Wodkaflasche!
 

Als ich sie ihm ein paar Sekunden später in die Hand drückte, sah ich ihn eindringlich an, ehe ich ihm meine Meinung sagte. „Aber hey, du sollst dich damit nicht betrinken...hast du gehört? Nur einen Schluck für die Nerven okay? Du musst bei klarem Verstand bleiben, ich brauche deine Hilfe.“
 

Eikskild grollte indessen leise in meine Richtung. „Sicher ich sein ja nicht dumm...denken du ich werden mich betrinken? Nein...ich wollen nur, dass es nicht so höllisch weh tun, das sein alles...und jetzt werden du anfangen!“
 

Damit hatte er mich zurück in die brutale Realität geschleudert vor der ich mich so fürchtete...aber ich hatte keine Wahl.
 

Wortlos kniete ich erneut vor ihm nieder und sah mir das Dilemma an...sein verletztes rechtes Bein das noch immer in der zerfetzten Hose fest steckte, die deutlich mit feuchten dunklen Blutflecken durchtränkt war. Ich überlegte einen Moment lang angestrengt, wie ich die wohl am besten entfernen sollte, ohne ihm noch mehr an Schmerzen zu bereiten, wie der arme Mann sie ohnehin schon haben musste und dann hatte ich ganz plötzlich die zündende Idee…
 

Ich nahm die Verbandsschere in die Hand und setzte sie kurzerhand unten am Hosenbein des verletzten Beins an. Er sah mich einen Augenblick lang entsprechend verwirrt an sagte jedoch wider erwarten keinen Ton. Aber allein der verblüffte Gesichtsausdruck den ich dafür von ihm bekam ließ mich kurz grinsen und ihm mit einem leicht sarkastischen Unterton kund tun, was ich im Augenblick darüber dachte.
 

„Das gute Stück ist ohnehin hinüber, daraus kannst du besten Falls noch Putzlappen machen Eikskild. Ich muss dich da raus holen oder willst du sie dir lieber direkt über den Hintern herunter quälen?“
 

Ein kurzes aber heftiges Kopfschütteln bestätige meine Annahme und so setzte ich schließlich beherzt an.
 

Ich schnitt sie ihm erst an der Außenkante entlang vorsichtig der Länge nach oben hin bis zum Hosenbund auf, was ich im Anschluss daran auch mit der anderen Seite seiner Hose machte, wobei ich dann über zwei schöne identische Stücke an kaputten Beinteilen verfügte. Dann machte ich das selbe an der Innenseite, wobei ich jedoch tunlichst darauf achtete den Schritt auszusparen und nur bis etwa zur verletzten Stelle zu schneiden, damit hatte ich die Hose so gut wie unten, auf eine sehr unkonventionelle Art zwar aber viele andere Möglichkeiten sie halbwegs sinnvoll herunter zu bekommen blieben mir ja ehrlich gesagt auch nicht übrig.
 

Etwa fünf Minuten später hatte ich den Trapper somit lediglich noch in seinen langen Unterhosen vor mir sitzen...mit einem denkbar verkniffenen Gesichtsausdruck und ich ahnte in etwa auch weshalb. Aber das war ein Problem, bei dem ich ihm jetzt auch nicht mehr helfen konnte, da musste Mann jetzt schlichtweg durch.
 

Ohne weiter darauf einzugehen um es nicht noch unangenehmer für ihn zu machen setzte ich mit der Schere noch einmal an, um mit dem Hosenbein der verletzten Seite auf die selbe Weise zu verfahren, bis ich an der verwundeten Stelle angelangt war...vorsichtig setzte ich die Schere ab und seufzte leise.
 

„Hör zu Trapper, ich muss da ran kommen um es zu säubern, das kann jetzt etwas unangenehm werden, wird es gehen?!“ Ich sah ihn wieder direkt und eindringlich an, als ich ihm das sagte...und ihn dabei ganz überraschend eilig nicken.
 

„Du werden schon wissen was du da tun müssen Lyria.“ War seine denkbar knappe Antwort an mich, die ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen von ihm erhielt, wobei ich obendrein noch einmal vorsichtig ansetzte, um so auch noch den Rest des zerrissenen Stoffs seiner Hose zu entfernen. Ich musste ihn dabei bis knapp unterhalb des Schritts, also schlicht gesagt das obere Drittel des Oberschenkels frei legen, um den Biss fachgerecht versorgen zu können.
 

Als ich die Schere schließlich aus der Hand legte, hörte ich ihn erleichtert aufatmen. Doch das war ja an sich nur der Auftakt gewesen, denn jetzt musste ich mir ansehen, wie schlimm es wirklich war.
 

„Ich werde jetzt versuchen den restlichen Stoff von der Wunde zu entfernen...ich bin so vorsichtig wie ich nur kann, ich verspreche es dir.“ Flüstere ich ihm dabei leise mit vor Nervosität bebenden Lippen entgegen, wobei ich mir die Handschuhe über streifte, schon um keinen zusätzlichen Schmutz in die Wunde zu bringen.
 

Eikskild stöhne indessen leise...“gut ich sein bereit, du können anfangen.“
 

Ich merkte wie ich ebenfalls hart schluckte, doch dann leerte ich meinen Kopf mental und konzentrierte mich ganz auf das, was ich zu tun hatte. Mit zitternden Fingern klappte ich die zerschnittenen Stoffteile übervorsichtig auseinander und versuchte die vom Blut verklebten Stofffetzen, die noch an der Wunde klebten zu lösen. Eine äußerst schmerzhafte Prozedur, denn ich hörte ihn das eine oder andere heftige Keuchen unterdrücken, mit dem seine Zähne unwillkürlich aufeinander bissen.
 

Doch dann hatte ich auch das geschafft….und die ganze Misere gewissermaßen „offen“ gelegt. Aber im Zuge dessen sah ich auch, dass es glücklicherweise nicht ganz so schlimm war, wie ich es anfangs eingeschätzt hatte. Das viele Blut und die zerrissene Hose hatten es weitaus übler aussehen lassen, als es letztendlich wirklich war. Ein Umstand der mir die Felsbrocken Lawinenweise vom Herzen purzeln ließ.
 

„Ohhh gut, dem Himmel sei dank Eikskild, es ist offenbar weit weniger dramatisch als ich anfangs dachte. Das was da heraus hing war deine zerrissene Hose und nicht dein halbes Bein. Die Biester haben dir dein Fell dem Anschein nach doch nicht so heftig über die Ohren gezogen. Es ist ein ganz ordentlicher Biss, aber sie haben dir nichts heraus gebissen, wie ich erst dachte. Es blutet trotzdem noch immer ganz schön übel, um einen leichten Druckverband werden wir so wohl nicht herum kommen. Ich weiß auch nicht ob es sinnvoll ist es zu nähen. Denn wenn auch nachdem ich es nachher desinfiziert habe noch Keime in der Wunde bleiben sollten wird es sich verschlimmern. Vielleicht wäre es besser, es erst einmal ohne nähen zu versuchen?“ Sagte ich merklich zweifelnd zu ihm, als ich es entsprechend kritisch begutachtet hatte, denn ich war mir nicht sicher was ich jetzt tun sollte.
 

Doch er schüttelte energisch den Kopf...“nein wenn du es rechtzeitig versäumen, dann können du es gar nicht mehr nähen. Wir werden es versuchen. Ich müssen ohnehin nach Longyearbyen sobald es das Wetter zulassen und danach im Hospital sehen lassen oder wissen du, ob die Viecher nicht so etwas wie Tollwut haben?“ Sein Blick war von Schmerzen verhangen aber trotzdem unerbittlich mit dem er mich im Anschluss daran taxierte, als er mir das entgegnete.
 

Ich schluckte unmittelbar als ich es hörte. Verdammt..schöne Sch….daran hatte ich ehrlich gesagt als allerletztes gedacht, aber er hatte natürlich völlig recht, was wenn sie tatsächlich krank gewesen waren?!
 

Das Einzige was mir dazu einfiel war der Gedanke an ein Antibiotikum, das ich weder im einen noch im anderen Verbandskasten gefunden hatte, um das würde er auf keinen Fall herum kommen. Aber das hatte ich nicht...zumindest nicht hier. Eine antibiotische Salbe für die Hunde ja gut okay, das hatte er mir gesagt, dass er das hatte aber es genügte bei weitem nicht. Er musste es in Form von Tabletten oder sogar in flüssiger Form gesetzt bekommen und damit konnte ich nun beim besten Willen nicht aufwarten...das hatte ich einfach nicht hier. Also blieb mir nichts anderes übrig als ihn so gut wie möglich zu versorgen, bis ich den Helikopter rufen konnte und das waren im schlechtesten Fall drei Tage oder sogar noch mehr als das.
 

Was das hieß konnte ich mir an fünf Fingern abzählen...da würde ihm selbst die beste Desinfektion der Wunde nicht mehr helfen, wenn er Pech hatte. Wundstarrkrampf oder aber eine Blutvergiftung war die wesentlich größere Gefahr, als die von ihm befürchtete Tollwut...vor allem wenn er keine intakte Tetanusimpfung besaß, was ich fast vermutete.
 

Und das war es was mir richtig Angst machte, denn ich wollte ihn ganz bestimmt nicht verlieren, schon gar nicht an so etwas dummes wie eine Wundinfektion...und so war mir völlig klar, dass ich ihn früher oder später nach Longyearbyen ins Hospital schaffen musste...ganz gleich wie.
 

Aber zuerst musste ich ihn selbst so gut wie irgend möglich versorgen...und das war die unangenehme Aufgabe, die ich jetzt gleich im Anschluss zu bewältigen hatte!

unschöner Zusammenstoß mit Folgen -2

Also versuchte ich trotz meiner Angst zu versagen das zu machen, was er von mir verlangt hatte...ich sah den Trapper an und fragte ihn unsicher.
 

„Und was tun wir jetzt?“
 

Eikskild seufzte leise...“jetzt werden du versuchen, es so gut es gehen zu desinfizieren und dann werden du es nähen Lyria und wenn du das Bein fertig haben, werden du das gleiche an meine Arm machen, sofern es nötig sein. Aber das wir werden sehen, wenn es soweit sein. Zuerst sollten du dich um die größere Wunde kümmern.“ War seine knappe befehlsgewohnte Anweisung, mit der er mir erneut fest und entschlossen in die Augen blickte.
 

Ich nickte leicht und merkte wie ich abermals heftig schluckte...doch dann versuchte ich mich zu konzentrieren und das zu tun, was er mir gesagt hatte. Ich nahm das Mercuchrom in die Hand und träufelte zunächst etwas von der orangeroten Flüssigkeit auf einen sterilen Wundverband, den man normalerweise zum Abdecken einer Wunde benutzte. Damit versuchte ich die Ränder so vorsichtig wie möglich zu reinigen, ohne ihm dabei noch zusätzliche Schmerzen zu verursachen.
 

Leider war das kaum zu vermeiden und ich merkte, wie er immer wieder kurz zusammen zuckte, doch er gab wieder erwarten keinen Laut von sich. Als mir das gelungen war, hob ich die verletzten Wundränder übervorsichtig an so gut es eben ging und ließ die rötliche Desinfektionsflüssigkeit über die gesamte Wunde laufen, bis alles davon bedeckt wurde...dieses mal hatte er sich jedoch nicht mehr so gut im Griff. Ich hörte ihn heftig aufstöhnen und instinktiv zurück zucken, doch er riss sich zusammen und atmete hörbar aus, als ich das Mittel schließlich absetzte.
 

„Entschuldige Eikskild aber es musste sein, das weißt du so gut wie ich. Wow das Zeug brennt wohl ganz schön was?“ Fragte ich ihn leise wobei ich ihn mitfühlend ansah, denn ich spürte seine Schmerzen förmlich am eigenen Leib und merkte, wie es mir dabei krampfartig den Magen zusammen zog. Er tat mir so unendlich leid, aber ich musste tun, was er verlangt hatte. Wenn ich es nicht genug desinfizierte, würden die Keime die in der Wunde verblieben alles an Hoffnung auf eine unkomplizierte Heilung zunichte machen und so konnte ich ihn mir leise aber ungewöhnlich sarkastisch antworten hören.
 

„Ich kennen durchaus schöneres, das ich mir vorstellen können, als von dieses Höllenzeug gefoltert zu werden, aber es müssen nun mal sein und wenn du damit fertig sein es zu desinfizieren, dann sollten du es jetzt nähen.“
 

Ich suchte seinen Blick, während er mit mir sprach und als er meinem einen Augenblick später begegnete sagte ich zu ihm. „Nimm lieber erst mal einen Schluck zur Stärkung, denn das wird gewiss nicht schöner werden. Ich fürchte das war erst der Anfang. Soll ich dir etwas besorgen an dem du dich fest halten kannst, wenn der Schmerz zu heftig werden sollte?“
 

Eikslikd schüttelte jedoch unerwartet vehement den Kopf, ehe ich ihn mir entsprechend unwillig entgegen knurren hörte.
 

„Das sein lieb gemeint aber ich brauchen nichts, es werden schon gehen, ich sein nicht zimperlich.“
 

...“ja aber wenn du dich bewegst, könnte ich dich unnötig verletzen Eikskild!“ Unterbrach ich ihn ebenso heftig, doch er schüttelte erneut energisch seinen Kopf.
 

„Nein ich werden das schaffen Lyria, ich haben schon weitaus übleres ausgehalten als das, du können mir das glauben. Ich werden still halten, ich versprechen es dir.“
 

Ich sah ihn noch während er mir dies entgegnete zweifelnd an, nickte im Anschluss daran jedoch bekräftigend, schon weil ich ihm seinen Stolz und seinen Mut nicht anzweifeln wollte, mit dem er dieser äußerst unschönen Situation begegnete. Seine Entschlossenheit und sein Wille dem zu trotzen beeindruckte mich ungewollt mehr denn je an ihm. Er war mit Sicherheit der ungewöhnlichste Mann dem ich jemals in meinem Leben begegnet war. Vielleicht hatte ich mich auch aus diesem Grund ausgerechnet in ihn verliebt. Ich wusste es nicht aber mir blieb auch nicht die Zeit, noch länger darüber nachzugrübeln, denn ich hatte jetzt wahrlich andere Sorgen.
 

„Gut ich nehme dich beim Wort..also dann versuche ich mein Bestes.“
 

Mit diesen Worten drückte ich ihm zuerst die Wodkaflasche in die Hand, um mich im Anschluss daran Nadel und Faden zu widmen…
 

„Irgend eine bestimmte Farbe?“ Fragte ich ihn mit einem etwas schiefen Grinsen, als ich im ein paar Sekunden später die umfangreiche Farbpalette meines „Reisenähkästchens“ unter die Nase hielt. Er lächelte gequält. „Meine Pelz sein es vermutlich gleich welchen Faden du nehmen werden. Hauptsache er sein danach wieder an eine Stück!“ Konterte er dabei überraschend gelassen...ja beinahe belustigt in meine Richtung. Ich lächelte ihn zuversichtlich an. „Dann werde ich „schwarz“ nehmen...das sieht man wenigstens gut.“ Antwortete ich ihm ebenso betont locker, schon weil ich wusste was ihm jetzt noch blühen sollte.
 

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln konzentrierte ich mich anschließend darauf Nadel und Faden entsprechend zu desinfizieren bevor ich ihm damit gewissermaßen ans Leder gehen musste. Meine Nähkünste waren so schon nicht die Besten, aber so etwas wie das hatte ich ganz bestimmt noch nie zuvor tun müssen. Entsprechend nervös war ich auch, als ich mich ihm schließlich mit Nadel und Faden in Händen zuwandte.
 

„Bist du dir wirklich sicher, dass ICH das machen soll?“ Fragte ich ihn noch einmal unsicher und mit wachsender Nervosität...doch er nickte abermals energisch.
 

„Ich sein mir ganz sicher...fang an!“ Das war alles, mehr sagte er nicht mehr, doch ich sah ihn die Flasche nur einen Moment später tatsächlich ansetzen und einen ganz ordentlichen Schluck davon nehmen, ehe er sie mit einem tiefen Seufzer absetzte und wieder verschloss, um sie im Anschluss daran sorgsam neben sich abzustellen.
 

»Also gut...na dann wollen wir mal.«
 

Schoss mir durch denn Sinn als ich ihn dabei beobachtete und merkte wie ich entschlossen einatmete, während ich versuchte mich auf s wesentliche zu konzentrieren. Jetzt kam es ganz auf meine Geschicklichkeit an und so legte sich meine linke Hand vorsichtig auf seinen Oberschenkel, um die Wundränder optimal zusammen zu bringen, damit ich sie anschließend vernähen konnte.
 

Das war das Schlimmste was ich jemals in meinem Leben tun musste...ganz ehrlich...für mich war es die reinste Folter mitzuerleben, wie ich jemandem den ich sehr gern hatte solche Schmerzen bereiten musste, die sich nicht vermeiden ließen, nur weil es keine Möglichkeit gab sie irgendwie vernünftig zu betäuben.
 

Als ich den ersten Stich gesetzt hatte, hörte zwar meine Hand auf zu zittern, aber mein Herz blutete...denn ich sah ihn leichenblass werden und ich hätte nicht gedacht, dass er noch weißer im Gesicht werden konnte, als er es ohnehin schon war. Eikskild versuchte sich während der gesamten Prozedur trotzdem tapfer jeden Laut zu verbeißen...aber die Wunde war nicht klein und ich war gezwungen viele Stiche zu setzen, die ihn schlussendlich dann doch mehrmals an den Rand seiner Selbstbeherrschung brachten.
 

Mehr als einmal war ich gezwungen abzusetzen und er kurz davor einen heftigen unkontrollierten Schmerzensschrei auszustoßen, was schlussendlich in in einem unterdrückten Keuchen mündete, mit dem er unter meiner Hand regelrecht zusammen fuhr, während ich weiterhin so vorsichtig wie nur irgend möglich versuchte das sensible Fleisch wieder zu einem Stück zusammen zu setzen.
 

Ich konnte seine Zähne laut aufeinander knirschen hören, als ich in der Mitte anlangte, die eindeutig am empfindlichsten war und beeilte mich fertig zu werden. Schon weil ich es selbst kaum noch aushielt ihn so leiden zu sehen. Ich sah ihm den Schweiß in kleinen silbernen Bächen über das Gesicht laufen und sein dunkles Haar klebte ihm mittlerweile in feuchten Strähnen in der Stirn...aber irgendwann hatte ich es dann doch geschafft.
 

Erschöpft setze ich ab und hörte ihn dabei mehr als erleichtert aufstöhnen…
 

„Ohhwww...das sein sogar weitaus besser als mit eine Frau zu schlafen, wenn der Schmerz wieder nachlassen, das können du mir glauben Lyria.“ Hörte ich ihn nur einen Moment später trocken und merklich sarkastisch in meine Richtung ansetzen.
 

„Scherzkeks...du musst es ja wissen!“ Kommentierte ich es ebenso trocken, wobei ich ihn forschend ansah und schließlich zögernd eine Hand hob, um ihm von einem merkwürdigen Impuls getrieben eine seiner dunklen Strähnen aus der verschwitzten Stirn zu streichen.
 

„Bist du da ganz sicher?“ Hörte ich mich ihm dabei entgegen flüstern und ich wusste, dass ich es so meinte, wie es mehr oder minder unkontrolliert aus mir heraus drängte.
 

Ich merkte wie sich seine Hand ebenfalls langsam hob und sich anschließend sachte auf meine Wange legte, wobei ich spürten konnte dass sie dabei leicht zitterte und ich wusste nicht ob es am hohen Blutverlust oder aber an der Zuneigung lag, die er mir damit unverkennbar entgegen brachte. Denn ich hörte ihn mir dabei leise antworten.
 

„Es geben nichts vergleichbares, wenn man sich aufrichtig und von seine ganze Herz lieben, das denken ich wissen du so gut wie ich. Das was ich da eben zu dir sagen, sein natürlich eine dumme Scherz gewesen. Aber wirklich zu lieben bedeuten auch, dass es sehr schmerzen können...mehr als man oftmals denken. Sehen ich das etwa falsch?“
 

Der Blick seiner blauen Augen war so wie ich ihn noch nie gesehen hatte als er das zu mir sagte. Es verschlug mir regelrecht den Atem. Dieser Blick der mich da so unvermittelt fest hielt war deutlich von großen Schmerzen gezeichnet aber es war eine mir bis dahin völlig unbekannte Weichheit in ihm, die mich bis tief in meine Seele hinein erschütterte.
 

„Nein du hast vollkommen recht, es gibt nichts vergleichbares denke ich.“ Flüsterte ich abermals tonlos in seine Richtung, wobei ich ihm tief in die Augen sah...denn ich wollte wissen ob nur ich allein fühlen konnte was er damit sagen wollte. Aber ich sah es in dem Moment als sich unsere Blicke begegneten...und da wusste ich es, ganz gleich was kommen würde, denn ich war längst an einem Punkt angelangt an dem es wenigstens für mich keine Umkehr mehr gab.
 

Wenn er mich jemals von sich aus fragen würde ob ich bei ihm bleiben wollte, dann wusste ich was ich ihm sagen würde…
 

»..ja...ich möchte so gerne bleiben wenn ich kann, weil ich dich aufrichtig und von ganzem Herzen liebe Eikskild. «
 

Das war es was ich just in diesem Augenblick erkannt hatte. Aber ich wagte es nicht offen auszusprechen, denn es war nicht allein meine Entscheidung sondern seine, solange würde ich darauf warten, denn ich wusste dass er sich selbst ganz sicher sein musste, dass er mich wirklich haben wollte. Für irgendwelche dummen Gefühlsspielereien war diese Hütte auf die Dauer einfach zu klein...und nur wenn er sich darüber bewusst war sie dauerhaft mit mir teilen zu wollen, konnte es überhaupt eine Zukunft für uns beide geben.
 

Also schwieg ich und versuchte seinen forschenden Blicken stand zu halten mit denen er mich anschließend musterte, so als würde er selbst über etwas in der Art nachdenken wie ich in diesem Moment. Doch auch er sagte kein Wort mehr….ich sah nur wie er anstatt dessen kurz die Augen schloss und seine Mimik sich anspannte. Er hatte große Schmerzen, ich sah es ihm an. Dabei war es noch nicht überstanden, denn ich hatte erst das Notwendigste geschafft.
 

„Ich werde die Wunde jetzt vorsichtig verbinden wenn es dir recht ist und dann sehe ich mir den Arm an, damit wir dich endlich ins Bett bringen können, denn du siehst gelinde ausgedrückt sch…..aus wenn ich dir das an der Stelle so offen sagen darf mein lieber Eikskild!“ Kommentierte ich meine Feststellung an ihn entsprechend sarkastisch.
 

Daraufhin hörte ich ihn leise lachen...“sicher das glauben ich dir sogar aufs Wort.“ Bekräftigte er mein freundliches Kompliment an ihn vergleichsweise humorvoll, wobei ich ihn anschließend leise aufstöhnen hörte als er versuchte sich etwas aufzurichten und so die Sitzposition zu wechseln.
 

„Hey was machst du denn? Bleib bloß sitzen Mann...es kann die Wundränder wieder aufreißen, wenn es noch nicht ordentlich verbunden ist.“
 

Versuchte ich ihn mit einer hastigen und etwas unüberlegten Geste wieder auf seinen Platz zurück zu drücken. Meine Hände packten ohne nachzudenken zu, um ihn dabei fest zu halten. Die eine am Arm, die andere aber intuitiv an seinem gesunden Oberschenkel und leider ohne es zu wollen oder gar zu sehen auch ein gutes Stück oberhalb an einer Stelle, wo sie im Normalfall niemals etwas zu suchen gehabt hätte.
 

Ich spürte es selbst, noch ehe ich seine überraschte Reaktion die fast sofort darauf erfolgte am eigenen Leib zu spüren bekam. Ich versuchte sie eiligst zurück zu ziehen, doch es war zu spät...mit hochrotem Gesicht wollte ich zurück weichen, aber das war schlicht unmöglich.
 

„Ohhh...ich..ich das tut mir leid...ich wollte wirklich nicht…?!“
 

Hörte ich mich ihm noch ehrlich erschrocken entgegen keuchen, doch dann fühlte ich seine Lippen schon auf meinen, warm überraschend weich und mit einem unüberhörbaren leisen Grollen in der Brust, mit dem er sie mir regelrecht aufzwang.
 

Sein gesunder Arm hatte sich besitzergreifend und vergleichsweise blitzartig um meine Taille gelegt, wobei ich spürte, wie er mich mit dem verletzten und dem Gesunden vorsichtig aber doch mit Nachdruck näher an sich heran zog. Ich war zuerst so perplex, dass ich erst mal gar nicht darauf reagieren konnte, außer ihn mit riesigen Augen anzustarren. Doch dann begann mein Verstand langsam aber sicher ebenso auszusetzen wie seiner und ich merkte, wie sich meine Arme beinahe automatisch und wie von selbst um seinen Hals schlangen und ich seinen heftig emotional aufgeladenen Kuss mit der gleichen intensiven Leidenschaftlichkeit erwiderte, wie er mich in dem Moment küsste.
 

Mein Gott ich war wie von Sinnen...hörte und spürte nichts mehr als das erregte Keuchen, das sich in unseren beiden Kehlen brach und mit dem wir beide in etwa übereinander her fielen wie die wilden Wölfe vor kurzem noch über ihn.
 

Doch irgendwann setzte mein Verstand wieder ein und seiner offenbar auch...denn ich konnte fühlen wie er mich vorsichtig ein wenig von sich fort schob...und ich nur einen Augenblick später das wohl schönste und zärtlichste Lächeln von ihm erhielt, das dieser Mann vermutlich jemals an irgendwen verschenkt hatte.
 

„Ich haben es genau sehen, das haben du geplant. Na du geben es schon zu Lyria. Ich wissen es doch längst, dass du mich unwiderstehlich finden.“ Kam nur einen Moment später der wohl nicht ganz ernst gemeinte und entsprechend amüsierte Kommentar darauf, wobei abermals ein belustigtes Grinsen seinerseits erfolgte.
 

Ich sah ihn derweil völlig entgeistert an.
 

„Ja sicher du Schuft...natürlich, von dir überzeugt bist du gar nicht oder?! Weißt du ich hab im Moment ja nichts anderes zu tun als dich anzüglich anzugrabschen Herr Trapper. Na und so schlecht kann es dir was das anbelangt wohl kaum gehen, wenn du das noch fertig bringst oder wie sehe ich das?“ Hörte ich mich ihm entsprechend entrüstet antworten, wobei ich ihn keinen Moment lang aus den Augen ließ.
 

Doch es war dieses nahezu unwiderstehliches Lächeln, das sich bis in seine unvergleichlich blauen Augen zog und mich erneut weich werden und ihm anschließend mit einer liebevollen Geste über das erschöpfte und deutlich von Schmerzen gezeichnete Gesicht streicheln ließ.
 

Nur einen Augenblick später fühlte ich seine Hand auf meiner.
 

„Ich haben nur das getan, was ich schon sehr lange haben tun wollen...und dazu sein es nie zu spät. Was wissen du schon, was die Zukunft uns bringen werden Lyria? Du können schon bald für immer fort sein...ich haben das hier gewiss nicht planen. Es sein einfach passiert und ich hoffen, dass du mir deswegen nicht böse sein werden?!“
 

Ich sah ihn entsprechend verblüfft an, als ich ihn mir das antworten hörte.
 

„Was ich und dir böse sein? Bist du irre? Sag mal merkst du eigentlich nicht was du für eine Wirkung auf mich hast Eikskild? Du rüttelst mehr als nur ein bisschen an meinen Grundfesten und an meiner Überzeugung. Es ist weitaus schlimmer als jeder Gewittersturm und ich weiß derzeit nicht einmal wohin er mich treibt...mein Herz sagt ja, mein Verstand sagt nein. Also was soll ich dir darauf jetzt für eine Antwort geben?“ Entgegnete ich ihm daraufhin entsprechend emotional und wahrheitsgemäß, so wie ich es in dem Augenblick empfand.
 

Ich hörte ihn leise seufzen. „Ich erwarten keine Antwort von dir...wenn du sie mir geben wollen, wenn du bereit dazu sein, dann genügen es mir. Lyria ich können warten...nein ich haben sehr lange auf dich warten...es kommen jetzt auf eine paar Wochen mehr oder weniger gewiss nicht mehr an. Du werden die richtige Entscheidung treffen wenn es soweit sein...das wissen ich.“ Kam daraufhin die überraschend geduldige Erkenntnis von ihm, die mich nicht unter Druck setzen aber doch irgendwann eine Entscheidung von mir haben wollte.
 

Ich spürte wie sich meine Lippen verkrampften und heftig zu zittern begannen...die Angst holte mich unbarmherzig ein…
 

„Ich glaube ich sollte mir jetzt besser mal deinen Arm ansehen...und die Wunde an Bein noch ordentlich versorgen...ich glaube das ist im Augenblick weitaus wichtiger, als irgendwelche unüberlegten Gefühlsduseleien!“ Antwortete ich ihm ruhig und betont nüchtern, wobei ich es jedoch nicht wagte ihm direkt in die Augen zu sehen.
 

Ich hörte ihn abermals leise seufzen.
 

„Vielleicht haben du recht, wir das besser lassen sollten. Es führen im Moment ohnehin zu nichts als dass wir uns deswegen streiten werden und das möchten ich gerne vermeiden.“ Konnte ich ihn mir daraufhin leicht resigniert antworten hören aber ich merkte auch, wie sich seine Hand kurz und sehr vorsichtig auf meinen Arm legte und er mich mit sanfter Gewalt dazu zwang ihn anzusehen. Ich spürte den dicken Klos in meinem Hals und das heftige Schlucken, mit dem ich seinem weichen fast schon zärtlichen Blick begegnete, der mich an ihm weitaus mehr verwirrte als alles andere bisher.
 

Und so nickte ich schwach…
 

...“du hast recht Eikskild. Es...es tut mir leid.“
 

Ich fühlte, dass ich nicht mehr weiter sprechen konnte, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Also wandte ich mich rasch von ihm ab, damit er es nicht sah..wobei ich versuchte mich anstatt dessen auf den Verband zu konzentrieren, den ich ihm ja eigentlich hatte anlegen wollen.
 

Meine Finger zitterten, als ich das sterile Päckchen mit den Mullbinden aufriss, das den leichten Druckverband auf der Wunde fixieren sollte, damit die Blutung gestoppt werden würde...denn es suppte noch immer etwas Blut aus der Wunde heraus, wenn auch lange nicht mehr so viel wie zu Beginn.
 

Als ich ihn anschließend verband sprachen wir beide kaum ein Wort miteinander. Beide waren wir viel zu aufgewühlt angesichts dieser heftigen und überfallartigen Emotionen, die uns offensichtlich beide in einen Zustand gebracht hatten, den wir kaum noch in der Lage waren gemäß unseres Verstandes zu steuern.
 

Wenn es noch eine Weile so weiter ging, würde ich ernsthaft an meinem Verstand zweifeln müssen und ich wusste, dass es ihm ähnlich erging wie mir. Wir wussten dass wir uns mochten....ja längst weitaus mehr als das und genau das war des Pudels Kern an der Angelegenheit.

unschöner Zusammenstoß mit Folgen - 3

Als ich sein Bein endlich ordnungsgemäß versorgt und verbunden hatte, war ich bereits in meinem eignen Schweiß gebadet. Den heftigen Adrenalinschub den ich dabei in meinem eigenen Körper hatte ableisten müssen, spürte ich noch all zu deutlich in meinen Knochen oder sollte ich besser sagen in meinen Nervenbahnen?
 

Doch ich war noch lange nicht fertig, denn da war ja auch noch sein rechter Oberarm, den es ebenfalls erwischt hatte. Von dem langen vor ihm auf dem Boden knie`n war ich schon völlig verspannt, doch ich gab nicht auf. Also versuchte ich mein Gewicht etwas zu verlagern, um meine Position etwas angenehmer zu gestalten, dann sah ich ihm erneut ins Gesicht.
 

Er suchte meinen Blick...und noch ehe ich etwas sagen konnte setzte er bereits an.
 

„Ich wissen es schon, du müssen mir nichts mehr sagen, meine Arm, der sein wohl als nächstes dran?“ Ein schiefes und merklich zerknirschtes Lächeln breitete sich dabei auf seinem mittlerweile stark vor Erschöpfung gezeichneten Gesicht aus, was nicht länger zu übersehen war, der hohe Blutverlust zeigte langsam seine fatale Wirkung.
 

„Richtig...und den werde ich mir jetzt ansehen, wenn es dir recht ist?“ Entgegnete ich ihm ruhig, wobei ich ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Er nickte kurz. „Gut, wir es werden so machen, wie mit meine Bein. Das sein vermutlich die beste Lösung.“ Kommentierte er es dabei knapp. Ich seufzte indessen leise als ich es hörte.
 

„Genau so werden wir es machen. Also rutsch ein wenig rüber, dann kann ich mir deinen Arm ansehen.“ Waren meine Worte an ihn, mit denen ich ihn aufforderte es mich ansehen zu lassen.
 

Eikskild drehte sich halb von mir weg, so dass ich die Außenseite seines rechten Oberarms direkt vor mir hatte. Die schwere Daunenjacke war an der Stelle sichtbar zerfetzt...die musste runter, sonst konnte ich ihn nicht versorgen.
 

„Die müssen wir zuerst ausziehen, sonst kannst du die wegwerfen, wenn ich sie dir zerschneide. Wirst du das schaffen?“ Fragte ich ihn zögernd und mit sichtbar gerunzelter Stirn, als ich die aktuelle Situation analysiert hatte. Eikskild zuckte kurz erschrocken zusammen als er es hörte...doch dann sagte er.
 

„Wir es versuchen werden sie ohne zu schneiden ausziehen, wenn du mir helfen müssten es eigentlich gehen.“
 

„Gut so hatte ich mir das in etwa vorgestellt. Wenn du erst mit dem gesunden Arm aus der Jacke schlüpfst, müsste sich der Verletze sicher leichter heraus lösen lassen. Ich werde versuchen dabei so vorsichtig wie möglich zu sein und wenn wir das geschafft haben, ist das Schlimmste so ziemlich überstanden. Mit dem Hemd werde ich am Besten so verfahren wie zuvor mit deinen Hosen..dann hast du zwar zwei Garnituren weniger an Klamotten zum Anziehen, dafür aber auch deutlich weniger Schmerzen. Ist das so okay für dich?!“ Fragte ich ihn dabei so konzentriert und sachlich wie irgend machbar.
 

Der Trapper war jedoch offensichtlich schon lange an einem Punkt angelangt an dem ihm so ziemlich alles einerlei geworden war, denn er antwortete mir nur völlig erschöpft.
 

„Das sein eine gute Plan, ich denken das werden funktionieren.“
 

Etwa fünf Minuten später war es mir tatsächlich gelungen, seinen verletzten Arm weitest gehend schmerzfrei aus seinen Sachen heraus zu schälen, indem ich das gleiche Verfahren wie bei seinen Arbeitshosen angewandt hatte. Er zuckte zwar ein paarmal sichtbar in sich zusammen, hielt sich aber ansonsten tapfer und ohne auch nur einen Ton von sich zu geben.
 

Als ich den rechten Oberarm endlich frei gelegt hatte, war ich so erleichtert wie noch nie in meinem Leben...da hatten ihn die Wölfe zwar auch ganz ordentlich in sein Fleisch „gezwickt“..aber die Bisswunde sah bei weitem nicht so übel aus wie die an seinem Bein, was im Klartext bedeutete, diese würde ich nicht auch noch zusammen nähen müssen. Na was ein Glück für mich UND für ihn, denn noch eine solche Prozedur hätte ihn vermutlich vollständig an den Rand seiner physischen Kräfte gebracht.
 

Aber bei dieser würde glücklicherweise ein ordentliche Desinfektion und ein sauberer Wundverband genügen, denn die Wundränder waren lange nicht so übel ausgerissen worden wie am Bein. Die dicke und mit Daunen gefütterte Jacke hatte ihn da offensichtlich weitaus besser geschützt.
 

Wir sahen uns einen Moment lang an und wussten, dass jeder von uns genau das Gleiche dachte.
 

„Du darfst dich glücklich schätzen, dass ich da die Nadel nicht nochmal auspacken muss...diesmal hätte ich aus Dekorationszwecken übrigens den „schweinchenrosa“ Faden genommen, dass du s nur weißt Trapper!“ Entgegnete ich ihm im Anschluss daran mit einem aufmunternden Grinsen in seine Richtung, was ihm jedoch nur ein unwilliges Grollen entlockte.
 

„Ja machen du dich nur lustig über mich Lyria. Ich haben es auch nicht besser verdient in meine Dummheit, mich von diese Rudel so verprügeln lassen...ich hätten sie sehen müssen. Aber ich sein zu unachtsam gewesen, das hätten mich beinah mein Hunde gekostet und meine Pelz dazu. Also ich werden dein Spott klaglos ertragen, ich haben ihn zweifellos verdient.“ Hörte ich ihn mir daraufhin überraschend resigniert antworten.
 

„Red keinen Stuss Mann, was soll das Eikskild? Weißt du eigentlich wie froh ich bin, dich an einem Stück zurück bekommen zu haben? Du weißt genau, dass ich ohne dich vollkommen aufgeschmissen wäre in dieser Ödnis. Du bist ein mutiger und willensstarker Mann. Andere hätten das vielleicht viel weniger gut gemeistert als du..also hör auf damit weiter solchen verdammten Unsinn zu schwätzen. Ich bin so froh, dass du noch lebst.
 

So und jetzt würde ich es gerne desinfizieren. Also halt still oder das Höllenzeug brennt noch schlimmer als es muss!“
 

Fuhr ich ihn einen Moment später nachdem er verstummt war daher ein wenig zu emotional aufgeladen an, schon weil ich verflucht nochmal wirklich eine scheiß Angst um ihn gehabt hatte und sie noch hatte...ich wollte es mir nur nicht so offen anmerken lassen.
 

Aber er sah es mir nach..und registrierte es lediglich in einem leisen kehligen Lachen.
 

„Ah ich sehen, du haben dein gute Laune schon wieder zurück erlangt Menschenfrau?!“
 

Kam die gutmütige Retoure einige Sekunden danach in einer stoischen Ruhe, die mich nahezu an den Rande des Wahnsinns brachte, schon weil mir die Nerven durchzugehen drohten. Aber als ich mich mit zitternden Fingern daran machte den Verband anzulegen, nachdem ich die Wunde zuvor abermals mit dem Mercuchrom desinfiziert hatte...da spürte ich plötzlich seine gesunde Hand leicht auf meinem Arm.
 

„Lyria was machen du dir solche Sorgen um mich? Das werden schon wieder...du müssen kein Angst haben. Ich sein weitaus zäher als ich vielleicht aussehen mögen. Das bißchen mich schon nicht gleich umwerfen werden. Ich versprechen es dir, du werden es sehen. Ich sein bestimmt bald wieder in Ordnung.“
 

Indem sah ich ihn an...ich hatte seine Worte gehört, doch meine Sorge um ihn hatten sie nicht tilgen können, eher das Gegenteil war der Fall, denn ich wusste, dass wir keinerlei Antibiotika im Haus hatten...und das brauchte er damit er die Erreger, die mit ziemlicher Sicherheit trotz der gewissenhaften Desinfektion in der Wunde geblieben waren, wirklich erfolgreich nieder kämpfen konnte.
 

Und so sah er mehr oder minder ungewollt den verängstigten und schmerzlichen Zug um einen Mundwinkel, den er aufmerksam musterte, als ich ihm nicht sofort darauf antwortete.
 

„Hast du denn keine Angst, es könnte sich eventuell doch irgendwie entzünden?“ Fragte ich ihn schließlich leise und entsprechend zögernd. Er sah mich weiterhin forschend an, sein Blick war dabei nur schwer zu deuten.
 

„Sicher haben ich das..aber was sollen ich tun? Wir es abwarten müssen und hoffen, dass der Schneesturm nicht zu lange dauern werden. Nur dann wir können vielleicht den Helikopter rufen und nach Longyearbyen fliegen um Medizin zu besorgen…
 

...wenn die dir dann noch hilft!“ Unterbrach ich ihn abermals leise und sah Eikskild daraufhin blass werden.
 

„Wir es sehen werden...wenn es soweit sein. Ich sein guten Mutes, dass wir es auch ohne schaffen werden.“ Entgegnete er mir daraufhin überraschend gleichmütig...ja fast schon so, als wollte er mich absichtlich nicht beunruhigen wollen, was natürlich genau das Gegenteil bei mir erreichte.
 

„Dein Wort in Gottes Ohren Herr Eikskild, ich glaub dir nicht einen Satz davon...aber wir warten es erst einmal ab.“ Seufzte ich schließlich gottergeben, wobei ich mich im Anschluss daran noch einmal damit befasste seinen Verband ebenso gewissenhaft zu überprüfen, wie den zuvor an seinem Bein.
 

Als ich fertig war, ließ ich mich mit einem erleichterten Keuchen zurück auf die Knie sinken und atmete sichtbar auf.
 

„Puhhh…endlich fertig. Jetzt können wir dich erst mal in dein Bett schaffen, damit du dich ausruhen kannst und ich werde mich solange um die Hunde kümmern. Die benötigen zweifelsfrei auch noch eine Krankenschwester. Aber dann brauche ich wohl erst mal selber eine kurze Pause, bevor ich noch vor Erschöpfung aus den Latschen kippe.
 

Also Krankenschwester spielen ist echt verdammt anstrengend, das wollte ich nur mal so am Rande erwähnt haben.“
 

Kommentierte ich es mit einem etwas resignierten Grinsen, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Eikskild atmete ebenso sichtbar auf wie ich, wobei er sich kurz straffte um seiner völlig verkrampften Haltung wenigstens etwas entgegen zu wirken. Doch dann hörte ich ihn mir bereits leise antworten.
 

„Ich danken dir, dass du das für mich getan haben Lyria und ich wissen sehr wohl, dass, ich es allein bei weitem nicht so gut oder gar nicht geschafft hätten. Du sein mein Rettung und dazu sehr mutig gewesen..das werden ich dir nicht vergessen.“
 

Mit diesen Worten merkte ich wie er sich kurz vorbeugte und er mir anschließend einen sachten Kuss auf die Wange hauchte. Ich spürte die hitzige verlegene Röte auf meine Wangen schießen, dort wo seine Lippen meine Haut berührt hatten und auch wie sich meine Hand dort hin verirrte...wobei ich ihn überrascht anstarrte.
 

„Wo..wofür war der denn? Ich habe es auch so gern für dich getan...ich meine...ich“...fuhr es dabei unversehens aus mir heraus, doch ich sah ihn nur lächeln. Es war wieder eins dieser undurchschaubaren aber weichen Lachen, die ich so an ihm mochte.
 

„Das wissen ich, es sein nur ein kleines Dankeschön, ich hoffen es haben dich nicht zu sehr verunsichern?!“ Antwortete er mir noch immer lächelnd, wobei ich seine gesunde Hand warm und beruhigend auf meinem Arm spürte.
 

Hastig stand ich auf…
 

..“komm ich werde dich jetzt besser in dein Bett bringen, du musst erschöpft sein.“
 

Stotterte ich ihm dabei unüberhörbar verlegen entgegen. Doch er lachte nur...und das trotz seiner immensen Schmerzen. Aber nachdem ich das gesagt hatte, machte er nur Sekunden später bereits Anstalten sich von seinem Platz auf der Ofenbank zu erheben. Es gelang ihm mehr recht als schlecht, also bot ich mich ihm mit wortloser Geste als Stütze an...wobei ich mich neben ihn stellte und seinen gesunden Arm anschließend entschlossen über meine Schulter legte.
 

Der Trapper sah mich kurz an, es war ein seltsames belustigtes Flackern in seinen Augen, das mich dabei traf, ehe er sich doch noch dazu herab ließ, es mit einem kurzen Spruch zu kommentieren.
 

...“wollen du nicht doch mitkommen und mir Gesellschaft leisen? Ich sein schon viel zu lange allein gewesen.“ Hörte ich ihn schließlich ganz ruhig, ja fast schon mit leicht bitterem Unterton in meine Richtung flüstern.
 

„Hmm das hättest du sicher gerne mein Lieber, ich weiß schon, aber du sollst gesund werden und möglichst nicht an irgendwelche Betätigungen in der Horizontale denken. Verdammt Mann, wie oft muss ich dir das eigentlich noch klar machen?“ Konterte ich indessen streng, wobei ich ihn nicht eben mit Begeisterung musterte. Doch ihn schien das nicht so wirklich zu stören, denn er legte bereits nach.
 

„Aber es sicher schneller heilen werden, wenn du bei mir sein?!“ Kam somit der neuerliche und sicher nicht ganz ernst gemeinte Kommentar an mich.
 

„Denkst du vielleicht! Du könntest im Moment doch nicht mal wenn du es wolltest Eikskild. Was soll die gnadenlose Selbstüberschätzung also bringen?“ Antwortete ich ihm daher leicht spöttelnd. Doch er sah mich auch weiterhin vollkommen ruhig an.
 

„Haben ich dir etwa sagen, dass ich JETZT mit dir schlafen wollen?“ Kam es im Anschluss daran so überraschend resigniert und trocken von ihm in meine Richtung, dass ich verwirrt zurück zuckte.
 

„Ähhh nun nein, eigentlich nicht direkt...aber ich..?“ Hörte ich mich ihm verblüfft erwidern, doch er ließ mich nicht aussprechen.
 

„Ich haben mir lediglich nichts weiter als etwas Aufmerksamkeit und eventuell noch ein wenig Zärtlichkeit von dir wünschen...sein das etwa zu viel verlangt?“ Eikskilds Blick nagelte meinen damit unerbittlich fest und ich spürte, dass er mich unversehens bei etwas ertappt hatte, das mit seinen Erwartungen oder momentanen Bedürfnissen herzlich wenig zu tun hatte und das es sich im Gegensatz dazu ganz allein in meinem Kopf abgespielt hatte...mal wieder!
 

„Ich es..es tut mir leid, ich wollte dir ganz bestimmt nichts unterstellen.“ Konnte ich mich ihm so selbst entsprechend verlegen und mit merklich schlechtem Gewissen antworten hören.
 

„Das sein schon in Ordnung, ich sein dir deswegen nicht böse, ich wissen wie du es meinen. Aber wollen du mir jetzt helfen mich endlich in meine Bett zu bringen?“ Hörte ich ihn mir daraufhin überraschend sanft antworten.
 

Ich beeilte mich rasch zu nicken….“ähhh sicher, mach ich gerne.“
 

Nur ein paar Minuten später lag er in seinem Bett, wobei ich ihm zuvor noch zwei meiner stärksten Schmerztaletten einflöste, ehe mich im Anschluss daran nur höchst ungern von ihm löste. Ich hatte Angst, wusste nicht wie es jetzt weiter gehen würde...aber dann versuchte ich mich daran zu erinnern, was er zu mir gesagt hatte und so verabschiedete ich mich schließlich mit einem zarten auf seine Stirn gehauchten Kuss von ihm, um mich anstatt dessen endlich um seine Hunde zu kümmern.
 

Das war noch eine weitaus weniger schöne Prozedur als bei Eikskild selbst.
 

Erstens weil sie mich nicht so gut kannten und ich „Dwalin“ erst mit etwas zu fressen bestechen musste, damit er ich überhaupt an sich heran ließ. Aber da ich zweifellos nach meinem Hund roch den sie kannten und auch nach Eikskild vertrauten sie mir schließlich in soweit, dass ich wenigstens ihre Wunden halbwegs vernünftig mit dem Blauspray und der antibakteriellen Salbe versorgen und verbinden konnte.
 

Wir würden auf die Schnelle zwar keine Freunde werden, aber sie respektierten mich und merkten, dass ich ihnen helfen wollte. Also gab ich ihnen noch einmal frisches Wasser und eine Ration des Trockenfutters der Notration zu fressen, dann machte ich mich schleunigst zurück auf den Weg ins Haus zu Eikskild.
 

Doch als ich zurück kam schlief er bereits tief und fest...die Erschöpfung hatte ihn buchstäblich nieder gestreckt. Ich hörte ihn leise schnarchen und machte somit das Beste daraus indem ich auch schlafen ging, nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen hatte.
 

Wusste ich doch nicht wann und wie ich wieder dazu kommen würde.
 

Eine Einschätzung die mich nicht trügen sollte.

am seidenen Faden...

Die ersten beiden Tage ging es Eikskild noch verhältnismäßig gut...er konnte wenigstens Zeitweise aufstehen und dem Notwendigsten seiner normalen Grundbedürfnisse, wie essen und mit meiner Hilfe auch kurz raus auf die Toilette nachgehen. Ich versorgte ihn so gut ich konnte, half ihm, verband seine Wunden neu und leistete ihm Gesellschaft, wenn ich mich nicht gerade um die Hunde oder den kleinen Haushalt in dieser Hütte kümmern musste.
 

Ich hörte ihn mir dann immer entsprechend Trapper mäßig kurz angebunden entgegen Brummen.
 

„Es gehen mir doch gut, warum du mich nur ständig bemuttern wollen Lyria?“
 

Aber das blieb leider nicht lange so...
 

Denn dann kam das Fieber, so wie ich es beinahe befürchtet hatte...er begann zu fiebern. Erst war es nur leicht erhöhte Temperatur und er klagte dabei vermehrt über heftige Schmerzen in seinem Bein an der verwundete Stelle. Es war auch der Tag an dem er kaum noch Appetit verspürte, was an sich ungewöhnlich für ihn war, der sonst ganz ordentliche Portionen vertilgen konnte, wenn ihm danach war. Aber nein er wollte weder essen noch trinken, sondern nur noch schlafen und in der dritten Nacht kam es dann mit voller Wucht, denn ab dort stieg es stetig an.
 

Ganz gleich was ich auch versuchte um es auf ein erträgliches Maß herunter zu drücken stieg es dennoch kontinuierlich immer und immer höher...auf fast 40 Grad an und nichts half mehr, obwohl ich es mit Schmerztabletten sowie Großmutters alten Hausmittelchen, wie kalten Wadenwickeln versuchte, die ich ihm in regelmäßigen Abständen um seine Beine legte.
 

Es war als würde sein Körper in Flammen stehen denn Eikskild begann regelrecht von innen heraus zu glühen.
 

Es ging ihm schrecklich elend und ich sah hilflos dabei zu wie das Fieber in ihm wütete. Er schwitzte so heftig, dass ich gezwungen war ihm mehrfach die dicken Decken weg zu nehmen, um ihm wenigstens etwas an Linderung zu verschaffen. Es waren eben jene Decken in die ich ihn in der am Morgen doch empfindlich kalten Hütte gepackt hatte, damit sich seine Körpertemperatur wenigstens im Ansatz von alleine regeln konnte.
 

Doch als das Fieber am Abend des dritten Tages so hoch stieg, dass er fast auf gar nichts mehr reagierte, da bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Ich wusste, dass es an der üblen Beinwunde liegen musste, denn ich hatte sie gesehen, als ich sie ihm neu verbunden hatte.
 

Sie hatte begonnen von innen heraus zu eitern und ich sah auch die Rötungen, die sich mit einem feinen Strich unter seiner Haut an der verwundeten Stelle abzuzeichnen begannen. Ich befürchtete eine beginnende Blutvergiftung und wenn ich ihn nicht schleunigst in ein Krankenhaus brachte, dann würde ihm vermutlich bald gar nichts mehr helfen können. Sein Immunsystem war dem Ansturm der Bakterien im Wolfsspeichel nicht mehr gewachsen, die mangels von wirksamen Antibiotika um sie zu bekämpfen und trotz der Desinfektion massenhaft in seinen Blutkreislauf gelangt waren.
 

Die Zeit wurde knapp und mir war nichts bewusster als das...allerdings tobte seit annähernd drei Tagen und Nächten ohne Unterlass ein Blizzard, der es mächtig in sich hatte. Die Flocken fielen so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sah und ich selbst kaum noch in der Lage war den Schuppen zu finden, in dem die Hunde untergebracht waren, die ich ja auch noch zu versorgen hatte. Denn der Sturm blies gefühlt mindestens mit Windstärke elf, das fast schon Orkanstärke war und in heftigen Böen zusätzlich an der schäbigen Hütte rüttelte und damit alles, was nicht niet und nagelfest war schepperte und wackelte, dass es einem wirklich Himmelangst werden konnte.
 

In diesen einsamen Nächten an denen ich aus Angst ihn auch nur für kurze Zeit aus den Augen zu lassen fast gänzlich ohne Schlaf oder wenn dann nur mit sehr wenig davon auskommen musste, war ich innerlich wie in Trance schon allein aus Furcht davor, ich wäre im Notfall nicht zur Stelle.
 

In jenen Nächten spürte ich es zum ersten Mal in meinem Leben wie es war, einer Naturgewalt hilflos ausgeliefert zu sein.
 

Und nicht nur das..auch die Tatsache zu wissen, dass du dem Menschen von dem du weißt, dass er das Wichtigste für dich ist und du den Mann, den du über alles liebst verlieren könntest, nur weil niemand kommen kann um ihn und dich aus dieser schrecklich ungewissen Situation befreien. Das ist etwas, das einem direkt unter die Haut geht und dich nahezu verzweifeln lässt, weil du nicht mehr weißt, was du tun kannst um es zu verhindern.
 

Ich saß mit wachsender Verzweiflung an seinem Bett und sah ihn leiden...hörte ihn im Schlaf immer wieder vor Schmerzen laut aufstöhnen...auch da er kaum noch zu sich kam. Es schnitt mir tief ins Herz, den Mann den ich mehr als alles jemals zuvor in meinem Leben liebte, wollte ich bei Gott nicht verlieren...schon gar nichts so auf diese Weise.
 

Doch diese Endgültigkeit die unausgesprochen in der Luft lag schnürte mir regelrecht den Atem ab. Ich war zutiefst niedergeschlagen und hilflos...was sollte ich nur tun? Hier war niemand mehr...ich war vollkommen mit mir allein und auf mich gestellt!
 

Eikskild war schon längst nicht mehr in der Lage mir zu helfen oder überhaupt noch irgend eine Entscheidung zu treffen. Ich konnte schon froh sein, wenn er wenigstens noch ansatzweise zu sich kam und in kurzen klaren Momenten ansprechbar war, was aber allerdings kaum noch der Fall war. Seine Pulsfrequenz hatte sich inzwischen ebenfalls stark erhöht...und auch seine Atmung ging mehr und mehr unregelmäßig. Noch ein untrügliches Anzeichen, dass es ihm gesundheitlich verdammt schlecht gehen musste.
 

Also war ich gezwungen etwas zu unternehmen oder wenigstens alles zu versuchen ihn zu retten, wenn nur irgend möglich...und das schnellstens...ich spürte instinktiv, dass jede Minute zählte.
 

In dem Augenblick hatte ich glücklicherweise die zündende Idee...die Notrufstation in Longyearbyen!
 

Ich musste versuchen Hilfe her zu bekommen um jeden Preis und das auch noch so rasch als irgend machbar, denn in seinem Zustand war Eikskild alles andere als über den Landweg transportfähig, selbst wenn ich es eigenhändig versucht hätte ihn mit mittels des Motorschlittens den Kili bei uns beiden zurück gelassen hatte über die zugefrorene Beringsee zu bringen. Er würde mir unterwegs vermutlich irgendwann vollständig kollabieren, denn dazu war es eindeutig zu kalt und zu weit, das war mir bewusst und damit keine Option.
 

Uns konnte damit jetzt eigentlich nur noch der schnellstmögliche Abtransport durch den Helikopter helfen. Was bedeutete, dass ich genau den noch einmal anfordern musste. Ich hatte es vor zwei Tagen schon einmal versucht, als es dem Trapper noch weitaus besser ging, war dabei aber von der Station mit der Nachricht, dass das Wetter zu schlecht zum fliegen sei erst einmal vertröstet worden.
 

Aber jetzt standen ganz eindeutig Leben auf dem Spiel...ich durfte nicht mehr länger warten, wenn ich ihn retten wollte. Hastig erhob ich mich von meinem Stuhl auf dem ich bis jetzt an seinem Bett gesessen hatte..ich spürte die eigene Erschöpfung die mich fast straucheln ließ, als ich aufstand. Ich war am Rande meiner körperlichen Kräfte angelangt. Der permanente Schlafmangel, die Angst um ihn und auch das, was ich dahingehend an eigenen Bedürfnissen an essen und trinken zurück gestellt hatte, machte sich jetzt gnadenlos bemerkbar und so dauerte es einen Moment lang, bis ich mich in so weit gefangen hatte, dass ich zum Funkgerät hin laufen konnte.
 

Innerlich dankte ich dem Trapper bei allen Göttern dafür, dass er mir einmal gezeigt hatte, wie man damit umgehen musste...nur für den Fall der Fälle, der nun unweigerlich eingetreten war.
 

Hastig riss ich das kleine Sprechmodul des amplitudenmodulierten Transceivers aus der Verankerung und bedankte mich abermals stumm, dass Eikskild zudem so schlau gewesen war, mir die Sendefrequenz auszuschreiben, auf der ich die Notrufstation in Longyearbyen anfunken konnte.
 

Ich drehte am Sendeknopf bis ich die entsprechende Frequenz von 117,975 bis 137 MHz eingestellt hatte, es knackte und rauschte kurz doch dann konnte ich die Station in Longyearbyen hören und drückte eilig den Knopf am Sprechmodul…
 

„MAYDAY..MAYDAY bitte kommen. Können Sie mich hören? Hier Bodenstation 221 auf Barentsøya!“
 

Meine Stimme überschlug sich fast als ich die Worte spürbar hysterisch in das Walkytalky brüllte…dann ließ ich den Knopf los und wartete darauf, dass ich hoffentlich gleich eine Antwort erhalten würde.

am seidenen Faden (oder zwischen Leben und Tod) - 2

Ich hatte den Knopf gefühlt noch nicht ganz los gelassen, als ich auch schon eine tiefe und recht locker klingende Männerstimme durch den Lautsprecher des Funkgeräts am anderen Ende der „Leitung“ vernahm.
 

„Hallo hier Bodenstation in Longyearbyen Erik Olesøn am Sprechfunk...was gibt’s denn Barentsøya? Ist alles in Ordnung bei euch wie geht’s Eikskild?“
 

Das monotone Rauschen das unweigerlich mit der Rückfrage an mich mitgeklungen hatte verstummte augenblicklich und ich wusste, dass ich dran war ihm zu antworten. Ich erinnerte mich vage an den Namen, den ich schon einmal gehört hatte. Es handelte sich bei meinem Gegenüber offensichtlich um den jungen dunkelhaarigen Nordländer mit den eisblauen Augen, der mich im Oktober mit dem anderen Piloten zusammen hier her ins Reservat auf die Insel geflogen hatte.
 

„Hallo Erik..ich ähh...bin die Frau, die Sie gemeinsam mit ihrem Kollegen zu Beginn des Herbstes auf Barentsøya zu Eikskild geflogen haben. Erinnern sie sich...Lyria Greenleav? Ich hatte Longearbyen vor zwei Tagen schon einmal angefunkt, wurde da aber vertröstet wegen der Schlechtwetterlage. Hören Sie Erik, es geht ihm verdammt schlecht. Eikskild ist wie schon gesagt von Wölfen angefallen und übel zugerichtet worden...sein Zustand ist mittlerweile lebensbedrohlich. Er hat sich eine üble Infektion zugezogen und ist zudem kaum noch ansprechbar. Wenn Sie ihn nicht sofort evakuieren und einen Helikopter für ihn schicken, wird er das sehr wahrscheinlich nicht überleben. Ich kann an der Stelle nichts mehr für ihn tun..ich bin mit meinen körperlichen Kräften und meinem Wissen am Ende. Ich flehe Sie an Mann, es steht wirklich schlecht um ihn. Bitte, er muss schnellst möglich in ein Hospital und das am Besten gestern schon, verstehen Sie mich Erik?
 

Sonst wird er sterben…!“
 

Die letzten Worte wollten kaum noch aus mir heraus, so entsetzt hörte ich meine eigene Stimme in den Transceiver keuchen.
 

Es folgte daraufhin wie zu erwarten kurzzeitige Stille am anderen Ende der Leitung...ehe ich das vertraute Knacken vernahm, mit dem sich die Verbindung zu mir erneut aufbaute.
 

„Ich verstehe...das klingt sehr ernst Lyria, sind Sie wirklich sicher? Ich meine wir können nicht einfach zu Ihnen auf Verdacht kommen..das wäre zu teuer, das können auch Sie sich nicht leisten. Sind Sie sich also ganz sicher, dass es keinen anderen Weg mehr gibt?“ Hörte ich ihn eindringlich am anderen Ende fragen, ehe er die Verbindung abermals unterbrach.
 

„Ich bin mir ganz sicher...verdammt noch mal...glauben Sie etwa, dass ich mir einen Scherz mit Ihnen erlaube oder wie soll ich das jetzt verstehen junger Mann!“ Brüllte ich ungeduldig und nahezu panisch in das Sprachmodul, als ich ihm nur eine Sekunde später nicht eben nett darauf antwortete.
 

Kaum hatte ich den Knopf los gelassen, vernahm ich sein leicht verlegenes Räuspern am anderen Ende der Leitung.
 

„Ähh nun nein...ich nehme ihrem Wortlaut zufolge an, dass Sie uns offenbar sie Wahrheit sagen Lady. Gut passen Sie auf Lyria...die Wetterlage beruhigt sich glücklicherweise langsam. Der Sturm flaut nach und nach ab und ich denke wir können in etwa drei Stunden starten. Bis dahin soll der Wind laut Wetterdienst so stark nachlassen, dass der Helikopter es wagen kann zu ihnen über die See bis zur Insel zu fliegen. Es sind ca.120 Seemeilen...also wird es dauern bis wir da sind.
 

Machen sie so lange alles bereit zum Abtransport und packen Sie bitte jetzt schon alles notwendige zusammen, was Eikskild und Sie brauchen werden, die Zeit drängt. Wir können vor Ort nicht lange warten, da wir nicht wissen wie sich das Wetter weiterhin gestaltet. Es kann auch sehr schnell wieder umschlagen. Also sein Sie gerüstet, wenn wir bei Ihnen eintreffen. Wir werden Sie außerdem beide mit nach Longyearbyen nehmen. Der Trapper muss sofort ins Hospital, wenn es stimmt was Sie sagen Lyria und Sie können als Touristin ohnehin allein nicht auf Barentsøya in der Hütte bleiben, das wäre viel zu gefährlich...schon allein der Eisbären wegen.
 

Wir wollen nichts riskieren“...knack...die Verbindung brach unwillkürlich ab.
 

„ABER WAS IST MIT DEN HUNDEN, DIE KANN ICH DOCH NICHT ALLEIN ZURÜCK LASSEN?!“
 

Keuchte ich ihm hastig und entsprechend lautstark erschrocken in das Gerät, sobald ich wieder auf Sendung war und er mich hören konnte.
 

Knack...die Verbindung unterbrach erneut…
 

„Was Hunde, wovon in aller Welt sprechen Sie da überhaupt Lyria?“ Hakte Erik indessen völlig verwirrt und fassungslos nach, als ich den Knopf zum Sprachmodul endlich wieder los gelassen hatte.
 

„Na Eikskilds vier Huskys und mein eigener Hund...davon spreche ich Mann! Wollen Sie jetzt etwa von mir erwarten, dass ich die armen Tiere einfach so ihrem Schicksal überlasse?“ Fuhr ich nicht minder erregt fort, als sich die Verbindung auf die Hauptinsel von Svalbard wieder aufgebaut hatte.
 

Doch da kam bereits die entsprechend hastige Rückantwort von Erik Olesøn.
 

„Ähhh warten Sie Lyria..einen Moment noch...ich habe da so eine Idee...ist vielleicht etwas verrückt könnte aber gehen...einen Augenblick noch….bitte!!“
 

Indem konnte ich hören wie er den Sprechknopf los ließ und hastig auf norwegisch mit einem Kollegen debattierte, der offenbar ganz in der Nähe war und unser Gespräch unweigerlich mitgehört haben musste.
 

Nur etwa fünf Sekunden später als sie fertig waren erfolgte die Rückantwort an mich.
 

„Lyria? Hören Sie...wir werden mit dem großen Frachthubschrauber kommen. Es gibt außerdem Transportboxen in der Quarantänestation für zu nahe an den Siedlungen herum streunende Eisbären am Rande von Lonyearbyen. Die für die Jungtiere werden wir mitbringen und die Hunde für den Abtransport dort hinein sperren. Machen Sie sich also keine Sorgen deswegen. Ich habe außerdem eben mit dem zuständigen Tierarzt der Station gesprochen. Sie können Eikskilds Huskys vorerst dort unterbringen. Die Station hat noch ein paar leere Käfige übrig, dort sind die Hunde gut aufgehoben, bis es Eikskild wieder besser geht...und noch etwas, der zuständige Notarzt wird den Flug begleiten, dem können Sie dann alles weitere erklären was nötig ist...bis in ein paar Stunden, wir sehen uns da!“
 

Longyearbyen Ende!“
 

Das Funkgerät verstummte augenblicklich mit einem lauten Knacken.
 

„Ich habe verstanden Longyearbyen...over and out!“
 

Hörte ich mich noch ein letztes Mal unendlich erleichtert und kraftlos antworten...dann warf ich das Sprechmodul wie ferngesteuert zurück auf das Regal in dem der Transceiver stand.
 

Noch im selben Atemzug machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte regelrecht zu meinem Platz hin und ohne weiter darüber nachzudenken stopfte ich intuitiv alles was ich dachte das brauchbar sein könnte an meinen Sachen in den Traveler Rucksack hinein..inklusive meiner persönlichen Papíere, der Scheckkarte und des wenigen Bargeldes das ich noch besaß.
 

» Sicher ist sicher.
 

Fuhr es mit dabei ein wenig unwohl durch den Kopf, denn ich wusste ja nicht wo ich in Longyearbyen untergebracht werden würde oder schlicht so lange wohnen sollte? Doch das war jetzt wohl erst einmal mein kleinstes Problem, das es zu lösen galt, denn kaum hatte ich das erledigt, machte ich mich umgehend daran auch Eikskilds Sachen einzupacken.
 

Ich fand zu diesem Zweck in seinem Kleiderschrank eine nicht besonders moderne aber dafür recht komfortable dunkle Ledertasche, die mit ungewöhnlichen Mustern und Ornamenten bestickt war und eine ausnahmslos schöne sowie prunkvoll gearbeitete Messing Schnalle hatte, die einem sofort ins Auge stach...diese Tasche war etwas ganz besonderes.
 

In sie packte ich schließlich ohne zu zögern alles das ein, was ich an nützlichen Sachen fand, die ihm gehörten...alles nötige an sauberer Wäsche zum Wechseln, wobei ich nicht ansatzweise so etwas wie einen halbwegs vernünftigen Pyjama finden konnte..denn außer seinen verflixten langen unsexy Strampelanzügen schien Mann im Allgemeinen über so etwas irgendwie nicht zu verfügen. Doch damit nicht genug..packte ich auch seine Winterjacke und Stiefel dazu und eben alles was ich sonst noch wichtig fand.
 

Kaum damit fertig geworden merkte ich, dass ich mittlerweile ganz schön ins Schwitzen geraten war...aber dann fiel mir ganz plötzlich sieden heiß noch etwas ungemein wichtiges ein und zwar, dass wir die Hütte ja unweigerlich für einen längeren Zeitraum verlassen würden...es würde also niemand mehr da sein um darauf aufzupassen...und wer wusste schon für wie lange?
 

Indem erinnerte ich mich erschrocken daran, dass es da ja noch so ein paar Dinge gab, die für den Trapper mehr als alles andere zählten, ja die ihm überaus kostbar waren.
 

Ich dachte da beispielsweise an den Harnisch..seine Waffen und diesen komischen weißen Stein in seiner Kaffeedose. Alles das war für eventuelle Diebe gefundenes Fressen, wenn ich sie völlig schutzlos zurück lassen würde. Also machte ich mich daran auch diese Dinge ordnungsgemäß zu versorgen..ich holte die Waffen aus ihrem jetzigen Versteck in der Hütte heraus und bereute diese Idee nur einige Augenblicke später bereits angesichts der verfluchten Schwere, die sie für mich aufwiesen und so kaum für mich als schwache Frau zu stemmen waren.
 

Aber ich brachte es dennoch wieder erwarten irgendwie fertig sie allesamt wieder unter dem losen Bodenbrett im Schuppen zu verstauen..inklusive Eikskilds übrigen Gewehren. Wovon ich nur ein einziges für mich zurück behielt, auch da ich mich in Longyearbyen ja auch irgendwie auf den Straßen bewegen musste und dort möglichst keine weitere Bekanntschaft mit einem Bären mehr machen wollte. Einmal hatte mir dahingehend völlig genügt...ein weiteres mal brauchte ich eine solch intensive Begegnung gewiss nicht mehr, schon gar nicht unbewaffnet.
 

Zum guten Schluss holte ich noch rasch die Kaffeedose aus dem Küchenkasten und vergewisserte mich, dass der kostbare Stein noch darin lag. Dann legte ich sie zu den übrigen Sachen und verschloss die Bodendielen gewissenhaft, wo ich sie mit allerlei an altem Gerümpel tarnte, so dass es nicht weiter auffallen konnte. Also dafür musste Mann mir aber mehr als dankbar sein..soviel war jetzt schon sicher!
 

Als ich das endlich erfolgreich hinter mich gebracht hatte hastete ich weiter zum Schuppen in dem die Hunde untergebracht waren. Ich gab ihnen allen zu fressen und zu saufen, damit wenigstens das erledigt war, wenn der Hubschrauber kam. Dann bekamen alle fünf noch eine kurze Streicheleinheit ehe ich mich schweren Herzens zurück ins Haus begab, um endlich wieder nach Eikskild zu sehen.
 

Um alle Aufgaben zu erledigen hatte ich etwa knappe anderthalb Stunden gebraucht...und jetzt saß ich gewissermaßen im Schweiße meines eigenen Angesichts an seinem Bett und versuchte ihm vorsichtig von den Resten des aufgebrühten Kräutertees einzuflößen, wobei er kaum noch etwas davon schluckte, aber interessanterweise gerade so als ob er es intuitiv ahnen würde kurzzeitig zu sich kam.
 

Er sah mir dabei mit fiebrig glänzenden Augen entgegen und wollte ansetzen etwas zu sagen, doch ich legte ihm zärtlich die Fingerspitzen auf den Mund und hielt ihn mit sanftem Nachdruck zurück.
 

„Schhhhh...sag jetzt nichts...das strengt dich viel zu sehr an. Der Helikopter kommt bald, ich habe ihn zum Glück endlich her rufen können. Wir bringen dich von hier weg in ein Krankenhaus in Lonyearbyen. Alles wird gut...hörst du? Du hast es fast überstanden Eikskild. Bitte du darfst jetzt nur nicht aufgeben. Sie sind bald da, du musst nur noch eine Weile durchhalten...dann haben wir es geschafft. Ich werde dich bestimmt nicht allein lassen, ich verspreche es dir!“
 

Ich spürte wie er seine Hand hob und mit schwachem Widerstand versuchte meine von sich fort zu schieben.
 

„Was sein mit den Hunden...wir sie können doch nicht hier allein zurück lassen?“ Konnte ich ihn mir nur einen Moment später als es ihm gelungen war kaum vernehmbar entgegen flüstern hören. Ich sah ihn an und schenkte ihm dafür ein spontanes und liebevolles Lächeln.
 

„Mach dir keine Sorgen um die Hunde Eikskild, wir werden sie einfach mitnehmen. Erik Olesøn hatte eine glänzende Idee, die Piloten haben Transportboxen aufgetrieben in denen sie normalerweise die Störenfriede von Eisbären packen und in die Quarantänestation verfrachten, wenn sie im Herbst zu früh auf Svalbard auftauchen.“ Antwortete ich ihm leise, wobei ich den Trapper eindringlich ansah.
 

„Sein das dein Ernst?“ Hörte ich ihn mir erschöpft aber trotzdem nicht gerade mit Begeisterung entgegen grollen.
 

„Ja das ist mein Ernst, es ist die einzige Möglichkeit und das wissen wir beide. Ich kann von der Verwaltung des Nationalparks aus nicht alleine hier auf der Insel bleiben. Sie lassen mich nicht ohne dich...also müssen die Hunde und ich zwangsläufig mit dir mit...so einfach ist das, du sturer Kerl von einem nordischen Mannsbild und jetzt gib endlich Ruhe und sieh lieber zu, dass du dich nicht so aufregst denn es schadet dir nur. Ruh dich lieber aus...ich bitte dich und vertrau mir nur ein einziges Mal. Ich regele das schon, es wird ihnen nichts geschehen oder glaubst du vielleicht ich ließe es zu, dass sie Keira und die anderen Hunde schlecht behandeln würden?“ Schnaubte ich ihm somit ebenso ungehalten entgegen, woraufhin ich ihn plötzlich schwach nicken sah.
 

„Ich wissen, dass du es gut machen und ich werden dir vertrauen Lyria. Du sollen auch wissen dass ich dir für alles danken, was du für mich getan haben“...
 

…..Eikskilds Stimme erstarb urplötzlich unter dem lauten Geräusch von sich schnell nähernden Rotorblättern und dem damit verbundenen unverwechselbaren Lärm.
 

Ich sah ihn an...dann schrie ich vor Erleichterung und Glückseligkeit alles aus mir heraus.
 

„Der Helikopter...oh Gott sie sind da...sie sind endlich gekommen!“

...am seidenen Faden oder zwischen Leben und Tod? - 3

Nur einige Augenblicke später war er tatsächlich so nahe, dass man die Motorengeräusche des Helikopters vernehmen konnte.
 

„Du sollten besser gehen und sie in Empfang nehmen.“ Hörte ich ihn mir leise und merklich erschöpft entgegen keuchen, wobei er spontan nach meiner Hand griff und ich spüren konnte, wie er sie mit sanftem Nachdruck in seiner hielt, so als wollte er sie nie wieder los lassen. Ich nickte während dessen langsam.
 

„Du hast recht, ich bin gleich wieder da, also geh solange besser nirgendwohin Trapper.“ Entgegnete ich ihm daher betont gefasst, wobei ich mich vorsichtig aus seiner Umklammerung löste und seine Hand sanft zurück auf die Decke legte..auch da ich wusste, dass ich jetzt gehen musste, um mich um die Rettungsmannschaft zu kümmern und sie gegebenenfalls auch entsprechend einzuweisen.
 

Mit diesen leicht spaßhaft aufmunternd gemeinten Worten gab ich ihm einen raschen und liebevoll zarten Kuss auf die Stirn, dann machte ich mich gleich nachdem ich mich von ihm gelöst hatte im Eiltempo daran in Richtung der Türe zu kommen. Aber ich war noch nicht ansatzweise in meine Jacke hinein geschlüpft, als sie sich bereits öffnete und zwei Männer ebenfalls im Laufschritt hintereinander herein gestürzt kamen…
 

..an ihren orange farbigen Neon Jacken sah ich, dass es sich offensichtlich um den diensthabenden Notarzt und seinen Sanitäter handeln musste, der ihn begleitete. Beide waren überaus kräftige Männer mittleren Alters und richtige Nordmänner, damit also unübersehbar groß und blond...wobei der Arzt eine Matte mitten im Gesicht trug, die jeden Heavy Metall Freak glatt vor Neid erblassen lassen könnte und nicht nur das, auch sein Haupthaar war ungelogen so lang und dicht, dass er auch das zu einem Nackenzopf gebunden tragen musste, damit es ihm während der Arbeit an seinen Patienten nicht im Weg war.
 

Ich sah entsprechend überrascht in ein Veilchenblaues Augenpaar und vernahm dabei ein hastiges…
 

„Wo ist Eikskild?“ Das mit dem entsprechend nordischen Akzent ein wenig hart klang.
 

„Ähhh..da..da..da hinten in seinem Bett, wo soll er denn sonst sein?“ Stotterte ich dem Doktor somit erwartungsgemäß verwirrt entgegen, doch der achtete gar nicht mehr weiter auf mich, sondern gab seinem Sanitäter ein knappes Zeichen, dass er ihm umgehend folgen sollte.
 

Die beiden Männer machten einige lange Schritte an mir vorbei und begaben sich direkt zu ihrem Patienten im hinteren Teil der Hütte...der offenbar erneut das Bewusstsein verloren hatte, denn ich hörte Eikskild nicht mehr antworten, als der Arzt ihn nur einige Sekunden später versuchte auf Norwegisch anzusprechen.
 

Ohne weiter auf die Männer zu achten, die sicherlich auch ohne mich wussten wie sie ihre Arbeit zu verrichten hatten, packte ich derweil hastig alles das zusammen, was mit dem Trapper und mir mit nach Svalbard mitfliegen sollte und zog mich als ich das erledigt hatte rasch an, da ich annahm, dass ich den beiden Piloten helfen musste, die Hunde zu versorgen. Denn allein die Vorstellung davon „Dwalin“ irgendwie freiwillig in einen der Käfige zu bugsieren, bereitete mir mächtiges Kopfzerbrechen. Es war schier unmöglich diesen unglaublich dickköpfigen Hund gegen seinen Willen überhaupt irgendwo hin zu bringen wo er nicht wollte.
 

Als ich so nur einige Sekunden später mit Gewehr und Gaslaterne bewaffnet nach draußen kam, bließ mir der eisige Polarwind der noch immer Schnee in sich trug scharf und böig ins Gesicht...allerdings lange nicht mehr so heftig, wie noch heute Morgen, als ich bei den Hunden war, um sie zu versorgen.
 

Ich sah mich aufmerksam suchend nach dem Piloten um und konnte im Zuge dessen tatsächlich jemanden in meine Richtung kommen sehen...eine hünenhafte Gestalt, dick vermummt in eine klassische Daunenjacke und mit Polarfuchs gefütterter russischer Fliegerpelzmütze.
 

Es konnte zu meinem größten Erstaunen und allein den körperlichen Ausmaßen nach zufolge niemand anderer als Yokky sein...kein anderer Mann den ich kannte war so groß und so breit wie dieser eine. Die Rettungsmannschaft musste ihn demnach irgendwie verständigt haben. Einen anderen Grund weshalb er ausgerechnet jetzt und so unverhofft hier aufgetaucht war konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
 

Indem war er jedoch schon fast bei mir angelangt.
 

„Mein Gott Yokky..wa..was machst du denn hier?“
 

Konnte ich mich ihm somit entsprechend tonlos aber über und über erleichtert entgegen flüstern hören. Er kam mit zwei raschen und für seine enorme Körpergröße riesenhaften Schritten auf mich zu und nahm mich anschließend fest in seine Arme, wo er mich ebenfalls erleichtert an sich drückte, ehe er mich aus dieser angenehmen Geborgenheit seiner Arme entließ und wieder wegschob, damit er mich ansehen konnte, wobei der Trapper mich fast sofort danach ansprach und ich ohne jeden Zweifel hören konnte, wie angespannt und sorgenvoll seine tiefe Stimme dabei klang.
 

„Lyria Mädchen...dem Schöpfer sei dank ist dir wenigstens nichts passiert. Ich hatte schon das Schlimmste angenommen. Dieser alte Sturkopf von einem Einsiedlerkrebs. Immer muss Eikskild sich in solche Schwierigkeiten bringen. Er sollte den Winter über einfach nicht mehr in der Hütte bleiben. Ich habe mich mit ihm deswegen schon oft genug gezankt, aber dieser verdammte dickköpfige Mann will ja nicht auf mich hören. Das wäre wirklich das erste Mal das er das täte. Verdammt ich kann dir nur sagen welch ein Glück er hatte, dass ich gerade zufällig in Longyearbyen war, um meine eigenen Vorräte aufzufrischen und noch ein paar letzte Vorbereitungen für die Hochzeit in gut sechs Wochen zu treffen.
 

Dort ist mir Erik rein zufällig auf dem Weg zum Hangar wo die beiden Helikopter des Ortes untergebracht sind über den Weg gelaufen und er hat mir gesagt wohin sie wollen und auch weshalb.
 

Nun ja und da musste ich einfach mitkommen. Ich kann meinen besten Freund doch nicht einfach im Stich lassen...allein schon der Hunde wegen. Ich werde Erik helfen sie sicher in den Käfigen zu versorgen...wenn du damit einverstanden bist?“
 

Yokky verstummte wobei er mich weiterhin forschend anblickte. Gott was war ich innerlich heilfroh darüber dieses Angebot von ihm annehmen zu können, denn allein der Gedanke daran, dass ICH Dwalin und den anderen Hunden das antun sollte, hatte mich echt ernsthaft fertig gemacht. Jetzt konnte ich diese denkbar unangenehme Aufgabe also getrost jemandem anderen überlassen und musste wenigstens in der Hinsicht kein schlechtes Gewissen mehr haben.
 

Zumal ich Yokky blind vertraute...wenn ER nicht in der Lage war mit Eikskilds Hunden entsprechend vernünftig und feinfühlig umzugehen, wie es die Situation erforderte...dann niemand! Außerdem war da MEIN Hund ja auch noch. Ich hatte Keira der Einfachheit halber zu den anderen in den Schuppen getan...aber allein die Vorstellung daran sie in einem Käfig gesperrt von mir weg zu geben machte mir heftige Magenschmerzen.
 

„Kann ich denn nicht wenigstens meinen eigenen Hund bei mir behalten? Bitte bringt sie nicht in die Quarantänestation...ich will sie nicht weggeben.“ Hörte ich mich Yokky somit verzweifelt entgegen keuchen.
 

Er sah mich an und nickte dann mitfühlend, ehe er mir darauf etwas entgegnete.
 

„Beruhige dich Lyria...ich weiß wie dir im Augenblick zumute sein muss. Keira ist für dich sicherlich mehr als nur ein Hund, sie ist dein Freund. Aber ich kann dir trotzdem nichts versprechen. Sieh doch, du musst doch erst mal wissen, wo du untergebracht werden kannst und dann können wir weiter sehen..okay? Sei vernünftig...und selbst wenn es so wäre. Ihr wird es dort gut gehen, ich kenne die Pfleger und den Tierarzt der Station. Die sind sehr gute Leute und haben ein großes Herz für alle Tiere, ich verspreche es dir. So und jetzt geh lieber wieder rein. Erik und ich, wir beide kümmern uns um die Hunde und schaffen sie wohlbehalten in den Frachtraum...das wird etwa eine gute Viertelstunde dauern...sag das Svensøn ja?!“
 

„Ähhh..Svensøn? Ab..aber wer ist..da..?“ Stotterte ich dem hünenhaften Trapper noch immer entsprechend verwirrt entgegen, woraufhin er mich kurzerhand unterbrach.
 

„Der Notarzt Lyria…der Notarzt!“ Antwortete er mir ruhig und betont souverän, wobei er zeitgleich Anstalten machte mich bei den Schultern zu fassen, mich umzudrehen und dann mit sanftem Nachdruck wieder in Richtung der Trapperhütte zurück zu schieben.
 

„Na geh schon...kümmer du dich lieber mal um Eikskild und um eure Sachen, die ihr brauchen werdet. Wir sollten besser nichts vergessen, denn wir können später nicht noch einmal umkehren. Ihr werdet also so schnell nicht wieder zurück kommen fürchte ich, zumindest nicht ehe er über den Berg ist und das kann so wie Erik es mir geschildert hat wohl etwas länger dauern. Aber hey du musst keine Angst haben, er ist zäher als er aussieht...glaub mir ich weiß das. Der Mann hat schon weitaus schlimmeres überstanden, als das zarte „Wolfsküsschen“ das er sich da so unverhofft eingefangen hat...ich versprech s dir!“
 

„Das ist mir klar Herr Yokky und du musst mich deswegen nicht extra daran erinnern...aber ich habe trotzdem Angst um ihn!“ Konterte ich mit einem resignierten Lächeln auf den Lippen, ehe ich erneut auf dem Absatz kehrt machte und rasch zurück zur Hütte lief, während Yokky sich mit einem entsprechend amüsierten Lachen aufmachte, dem Copiloten behilflich zu sein, der die denkbar undankbare Aufgabe übernommen hatte, die Hunde in die Käfige einzusperren, damit sie im Anschluss daran ordnungsgemäß verladen werden konnten.
 

Ich klammerte die Hunde damit dankbar aus, indem sie sie einfach wesentlich geübteren Händen überließ als den meinen. Außerdem war meine Aufgabe ganz klar der Trapper. Eikskild galt meine volle Aufmerksamkeit und sonst niemandem...wenigstens das war ich ihm schuldig.
 

Kaum drinnen angekommen ließ ich meine Jacke achtlos an der Garderobe zurück und lief zu den beiden Männern, die noch immer mit ihm zugange waren.
 

„Wie..wie geht es ihm?“ Fragte ich den Arzt ängstlich besorgt, als ich bei ihnen angelangt war.
 

Svensøn sah kurz von seinem Patienten auf. „Nicht gut, mehr kann ich Ihnen im Moment nicht sagen. Eikskild muss so schnell wie möglich nach Longyearbyen und ins Hospital...sein Zustand ist soweit ich das beurteilen kann kritisch. Ich bekomme ihn nicht mehr zu Bewusstsein und das gefällt mir überhaupt nicht.“ Hörte ich ihn mir mit unüberhörbar sorgenvollem Unterton antworten, wobei er sich jedoch nur eine Sekunde später seinem Sanitäter Kollegen zuwendete und mich völlig ignorierte.
 

„Ole..mach dich bereit und hol mir schon mal die Liege rein...wir werden ihn da jetzt rauf packen und dann in den Heli schaffen, bis dahin müssten Yokky und Erik ebenfalls mit den Hunden soweit sein.“
 

Der Arzt blickte während dessen an mir vorbei und seinen Kollegen eindringlich an...der nickte prompt und rannte dann fast im Laufschritt hinaus, um zu tun, was ihm der Notarzt angeschafft hatte.
 

Ich hatte somit genügend Zeit, mir den Mann den ich liebte noch einmal genauer anzusehen...da lag er auf seiner Pritsche..schweißnass geschwitzt vom hohen Fieber das noch immer unbarmherzig in ihm wütete. Das noch dunkle aber bereits von vielen Silbersträhnen durchzogene Haar klebte ihm feucht in der Stirn. Überall Infusionsnadeln in seinen Armen und die langen Schläuche der dazugehörigen Infusionen dazu...schrecklich..er war so..so ungewohnt bleich und auch seine schönen markant gezeichneten Gesichtszüge wirkten gespenstisch eingefallen beinahe schon wie bei einem Toten.
 

All das wirkte wie in einem schlechten Traum und doch wusste ich genau, dass ich nicht träumte..nein es war grausame Wirklichkeit. Aber es war auch das quentchen an Hoffnung das mir blieb...denn sie waren schließlich her gekommen um ihn zu retten!
 

„Ach ja, ehe ich es vergesse, ich soll ihnen übrigens noch sagen, dass Yokky und Erik in knapp einer Viertelstunde mit den Hunden soweit sein werden, dass wir wieder zurück fliegen können.“
 

Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, mich von Eikskild abzuwenden um dem Doktor zu sagen, was Yokky mir eben aufgetragen hatte. Die darauf folgende Reaktion des Arztes beruhigte mich jedoch nur bedingt.
 

Svensøn sah mich einen Moment lang durchdringend an, ehe er mir antwortete.
 

„Gut...das ist eine Ansage, so in etwa hatte ich mir das auch vorgestellt. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Eikskild muss wenn Ole mit der Liege zurück kommt so schnell wie möglich in den Heli und dann schleunigst in ein Krankenhaus. Er braucht dringend eine Blutwäsche und die Beinwunde muss neu und steril versorgt werden...sonst stirbt er an der Blutvergiftung oder aber am Wundbrand. Ich habe ihm zwar vorsorglich eine Tollwut - und Tetanusimpfung verpasst, aber es ist schon reichlich spät dafür. Den auftretenden Symptomen nach ist er noch nie gegen Wundbrand geimpft worden...gut aber wir werden es sehen. So etwas ähnliches wie das hatten wir ja schon einmal mit ihm, wenn es auch schon verdammt lange her ist.
 

Noch bevor ich die Möglichkeit dazu bekam ihn zu fragen, was er damit jetzt eigentlich gemeint hatte, wurde die Türe erneut mit Karacho aufgerissen und der Sanitäter kehrte mitsamt der Rolliege zurück, die den Trapper in den Frachthubschrauber abtransportieren sollte.
 

Nur zwei Sekunden später hatten ihn die beiden kräftigen und routinierten Männer bereits auf die Liege gewuchtet und ihn ordnungsgemäß versorgt. Svensøn sah mich an und sagte noch als sie ihn im Laufschritt samt der Liege hinaus schafften.
 

„Beeilen sie sich besser und holen sie solange alles was sie brauchen Lyria, wir fliegen sofort zurück nach Svalbard sobald die Hunde eingeladen sind!“
 

Dann waren sie auch schon fort und zur Türe hinaus.
 

Ich zuckte kurz ratlos mit den Schultern, tat dann aber umgehend das, was er mir geraten hatte. Eiligst raffte ich so meinen eigenen Rucksack, das Gewehr...sowie Eikskilds persönliche Sachen samt seiner Ledertasche, Jacke und Stiefel an mich, um es alles nach draußen zu schaffen. Ich vergewisserte mich anschließend noch kurz gewissenhaft, dass alles an „explosiven“ Sachen aus war, dass Gas und Kachelofen...ebenso die Kochstelle abgedreht war, denn die Bude musste nicht unbedingt in die Luft fliegen, wenn wir nicht mehr da waren..immerhin brauchte der Trapper sein Domizil ja sehr wahrscheinlich noch länger.
 

Als ich das getan hatte, packte ich mir alles auf die Schultern und schloss die Hütte hinter mir zu...mit einem tiefen Seufzer ließ ich den Schlüssel in meine Jackentasche gleiten und lief hastig in Richtung des großen Frachthelikopters, der nur einige Meter hinter der Hütte mit laufenden Motoren vom Piloten am Boden gehalten wurde. Die beiden riesigen Rotorblätter des Hubschraubers bewegten sich im Moment zwar nur äußerst träge aber doch schnell genug um vom Abwind fast umgerissen zu werden.
 

Ich war kaum am Helikopter angelangt, da sprang mir Yokky bereits entgegen, um mir mein Gepäck abzunehmen...er musste sich dabei mächtig gegen den Wind stemmen um nicht umgerissen zu werden, denn der Pilot zog zunehmend an Geschwindigkeit an.
 

„Komm schon Lyria beeil dich, wir haben alles!“ Hörte ich ihn mir dabei ungeduldig entgegen brüllen.
 

„Sind die Hunde sicher verladen worden? Fragte ich ihn ängstlich erschrocken als ich hastig hinter ihm her hechtete um weitaus weniger geschickt in die seitliche Schiebetüre des Helikopters zu gelangen, aus der Erik mir freundlicherweise die Hand entgegen streckte, um mich hinein zu ziehen.
 

Yokky war direkt hinter mir…
 

„Ja wir haben alle ohne Probleme verladen können. Sogar der alte Kempe hat keinen größeren Ärger gemacht. Er wusste wohl was auf dem Spiel steht, also mach dir keine Sorgen es ist alles gut gegangen, sie sind alle fünf sicher verladen...und jetzt komm!“
 

Mit diesen Worten schob er mich nachdrücklich weiter ins Innere hinein und sprang dann rasch hinterher, wobei er kaum dass er drinnen war sofort mit Schwung die Türe zuzog.
 

Noch im selben Moment hob der Helikopter bereits ruckartig vom Boden ab…
 

Ich lag kurz keuchend und nach Atem ringend still...bis ich spürte wie mich jemand behutsam aufrichtete und mich anschließend zu sich auf eine der Bänke zog die an den Seitenwänden angebracht worden waren. Ich spürte wie mein Herz raste, Adrenalin pumpte das Blut beängstigend rasant durch meinen ganzen in völlige Aufruhr geratenen Körper...mein Pulsschlag war ausnahmslos in schwindelerregende Höhen gepusht worden, denn es war alles so schnell gegangen...zu schnell für mich und diese ungewisse Situation und doch überfiel mich die Angst nachdem wie es weitergehen sollte und wie ER all das überstehen sollte mit jedem neuen Atemzug heftiger denn je.
 

Denn ich sah ihn...sie hatten Eikskild in der extra dafür vorgesehenen fest geschweißten Transportvorrichtung fixiert...und Svensøn hatte ihn bereits zusätzlich zu den Infusionen intubieren müssen. Es sah verdammt nochmal denkbar schlecht für ihn aus. Auch weil ich mit eigenen Ohren hören konnte, wie der Rettungsarzt routiniert und emotionslos nüchtern Longyearbyen für die bevorstehende Notoperation vom Helikopter aus informierte und alles mit stoischer Ruhe vorbereitete.
 

„Hallo Tamina könnt ihr mich hören? Hier Flug 3 8 15...bitte kommen!“ Rief der Arzt die Station auf Svalbard.
 

„Hallo Flug 3 8 15...Thøre was gibt es?“ Antwortete die Bodenstation in Longyearbyen ihm nur einige Sekunden später ruhig.
 

„Schalt mich durch ins Hospital...ich muss augenblicklich mit Freya sprechen, hör zu wir sind mit einen Code sieben beta Omega im Anflug auf Longyearyen..hast du mich gehört? Also schalt mich um in die Zentrale im Hospital..sofort!“ Drang Svensøns Stimme eindringlich in den Transceiver des Helikopters, als er das Sprachmodul kurzzeitig dem Copiloten Erik Olesøn aus der Hand nahm um selbst mit der Bodenstation zu sprechen.
 

Die reagierte indessen sofort.
 

„Geht klar Thøre einen Augenblick noch…warte kurz...ich hab s gleich..!“ Es folgte ein kurzes Rauschen und heftiges Knacken...dann war Longyearbyen samt Tamina fort und eine andere Frauenstimme ließ sich anstatt dessen souverän und sachlich am anderen Ende der Leitung vernehmen.
 

„Hier Notruf 3 8 15...Freya Andersøn, was gibt’s denn Thøre?“
 

„Freya...wir haben einen Code sieben beta Omega...männlich...weiß...etwa an die 175 bis 180 Pfund schwer. Alter schätzungsweise fünfundvierzig bis fünfzig! Alles bereit machen für eine Notoperation, wir nehmen Saal zwei..der ist im Moment nicht belegt...hast du mich verstanden Freya?“ Gab Svensøn die Angaben seines Patienten derweil wie mechanisch gesteuert an die im Augenblick diensthabende Ärztin im Hospital weiter.
 

„Klar und deutlich..gib uns zehn Minuten und der OP ist bereit. Sagtest du männlich, weiß und etwa an die fünfzig? Du hast da aber nicht zufällig ausgerechnet Eikskild im Helikopter liegen?“ Erfolgte die Antwort an ihn nur eine Sekunde später sachlich nüchtern.
 

„Roger haben verstanden...und Freya was deine Frage betrifft? Ich fürchte genau DEN haben wir hier...also macht euch bereit wir kommen. In etwa zehn Minuten sind wir mit ihm da und du wirst mir assistieren!
 

Okay das wars vorerst...
 

...Over an Out!“
 

„Alesøn hast du das gehört? Gib Gas...sie warten auf uns!“
 

Svensøns klare kühl routinierte Stimme klang wie ein Peitschenknall durch die angespannte Ruhe im Helikopter...nichts als das monotone Geräusch der Rotorblätter durchschnitt die Stille.
 

Yokky und sich sahen uns während dessen kurz an….ich musste hart schlucken, denn wir wussten beide, dass wir in dem Moment genau das selbe dachten...
 

...hoffentlich kommen sie nicht zu spät!

...um Haaresbreite?!

Der Flug dauerte für mich in meiner quälenden Angst um Eikskild eine gefühlte Ewigkeit.
 

Ich nahm nahezu nichts mehr um mich herum wahr, ja spürte kaum die wohltuende Nähe, die Yokkys Arm beschützend um mich gelegt hatte, um mich zu beruhigen. Seine leisen und gleichzeitig beschwichtigenden Worte an mich kamen dabei einem Mantra gleich, das sich immerwährend im Sinne einer Perlenkette ähnlich, Perle um Perle in einer Reihe auffädelte und die Worte dabei im monotonen Gleichklang seiner Stimme wiederholte…
 

„Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut werden. Er ist weitaus zäher als du vielleicht denkst...er wird es überstehen. Du wirst es sehen, wir sind bald da Lyria. Nicht mehr lange...du musst ihnen vertrauen, sie wissen was sie tun und sie haben ihn schon einmal in noch einem weitaus schlechteren Zustand wieder hinbekommen.
 

Ich weiß das, nichts weiß ich so gut wie das Lyria...vertrau mir…mach dir keine Sorgen Kleines..alles wird gut werden!“
 

Überrascht fuhr ich aus meiner bisher verzweifelt anhaltenden Lethargie auf und machte mich eilig von Yokky los, indem ich seinen Arm ohne es zu merken automatisch weg schob, den er noch immer beruhigend um mich gelegt hatte, auch um mich auf dem Sitz zu halten und wohl auch in der weisen Voraussicht, dass ich dem Arzt wohlmöglich nicht noch unnötig in die Quere kam.
 

„WAS..was sagst du da? Er war schon mal so übel verletzt..und…und er war deswegen im Hospital? War das etwa die merkwürdige Angelegenheit mit der eigenartig langgezogenen Narbe auf seiner Brust, bei der er mir partout nicht verraten wollte, wie er sich die zugezogen hatte?
 

Ist es DAS….los sag schon Yokky!?“
 

Ich sah den hochgewachsenen Mann mit der hellbraunen Mähne forschend und fast schon verzweifelt an, wobei der jedoch mit einem Mal ganz langsam nickte. Was meinen Verdacht also nur noch mehr erhärtete, denn ich hatte dieses schmerzliche Attribut an Eikskilds Vergangenheit jetzt schon mehrfach mit eigenen Augen zu Gesicht bekommen.
 

„Das ist richtig, es war die Sache mit der Narbe. Aber wenn dir Eikskild bisher nicht gesagt hat woher er sie hat und weshalb, steht es mir gewiss nicht zu es dir zu sagen. Das ist seine eigene Angelegenheit. Ich habe ihm mein Wort gegeben es niemals zu verraten...zumindest nicht ohne sein ausdrückliches Einverständnis und schon gar nicht gegen seinen Willen!“ Antwortete mir Yokkys Stimme ruhig aber mit Nachdruck so dass ich wusste, das mich wiederholtes Nachhaken an ihn auch nicht weiter bringen würde, denn er wollte es mir nicht sagen...und das war quasi eine Art von ungeschriebenem Trappergesetz in seinen Augen und zwar eines, das ich als Fremde ausnahmslos zu respektieren hatte.
 

Ich sah Yokky aufgrund dieser unschönen Tatsache grimmig an…denn es gefiel mir so gar nicht, was er da an mich los ließ, auch wenn ich es in etwa schon geahnt hatte.
 

„Ja nimm du ihn nur weiterhin brav in Schutz diesen verdammten Sturkopf von einem Trapper. Immer diese verflucht lästige Geheimniskrämerei mit euch beiden. Herrgott ihr Kerle tut ja gerade so, als sei es eine alte Kriegsverletzung von ihm oder wenigstens so was in der Art. Ich meine wo immer Eikskild sie auch herhaben mag..vielleicht war er ja mal in der Fremdenlegion oder so?!“
 

Und schon allein als ich sehen konnte, wie Yokky bei meiner sicherlich nicht gänzlich ungewöhnlichen Feststellung urplötzlich in sich zusammen zuckte, da merkte ich, dass meine mehr als weit hergeholte Vermutung offensichtlich ein winziges Körnchen an Wahrheit beinhalten musste...denn seine Mine verschloss sich sofort sorgsam und er wirkte seltsam schuldbewusst, so als hätte er mir schon zu viel verraten. Obwohl er doch noch gar nichts wirklich konkretes an Informationen heraus gelassen hatte….mit denen ich hätte etwas anfangen können.
 

„Ach so ist das...gut bitte, ich verstehe! Es ist also Eikskild s Sache sagst du? Gut, na dann kannst du jetzt ja nur hoffen, dass er es dieses Mal auch überleben wird, denn sonst erfährt es nämlich bald gar niemand mehr!“
 

Hakte ich entsprechend sarkastisch und wütend nach, wobei ich den Hünen mit dem dichten braunen Haarschopf wütend musterte. Aber noch bevor Yokky etwas dazu zu seiner Verteidigung sagen konnte, wurden wir von Olesøn dem Copiloten per Bordfunk mehr oder minder freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns nun im unmittelbaren Anflug auf Longyearbyen befanden.
 

Demnach waren es nicht mehr als noch knapp fünf Minuten bis zur Landung auf dem Landeplatz direkt vor dem Hospital.
 

Svensøn und der Sanitäter waren beide während dessen noch immer voll und ganz mit Eikskild beschäftigt. Ich sah den Notarzt routiniert weitere Infusionen legen und sämtliche Vital Funktionen des Mannes prüfen, der ohne jegliches Bewusstsein auf dieser Pritsche lag und alles das ohne irgend eine sichtbare körperliche noch geistige Regung über sich ergehen ließ.
 

Ein Zustand den ich von ihm bisher so gar nicht kannte….von IHM, diesen extrem willensstarken Mann mit der unbändigen und eisernen Stärke dem entbehrungsreichen Leben in der Tundra zu trotzen und hier am Ende der Welt zu überleben. Das war etwas, das mich nur noch mehr ängstigte...diese Art der Hilflosigkeit, die mich unbarmherzig mit sich fort riss, machte es nahezu unerträglich für mich. Ich merkte nicht einmal, dass ich vor Verzweiflung zu schluchzen begonnen hatte...dass mir die Tränen heiß und in salzigen Bächen über die Wangen hinunter rannen.
 

Erst als Svensøn sich kurz von ihm löste und mich anstatt dessen vorsichtig am Arm berührte, um mich auf sich aufmerksam zu machen...da schreckte ich unvermittelt aus meiner Verzweiflung auf.
 

„Hören Sie Lyria, wenn wir gleich landen bleiben Sie bitte noch kurz an ihrem Platz. Lassen Sie uns erst unsere Arbeit tun junge Frau...es muss jetzt sehr schnell gehen, wenn wir ihn gleich sobald wir gelandet sind in den OP geschafft haben können Sie uns meinetwegen folgen. Die Stationsschwester wird sich gerne um Sie kümmern. Fragen sie einfach nach Luisê Svartlêse...sie ist die gute Seele dieses Hospitals...sie hat immer ein offenes Ohr für alle, ob Patienten oder deren Angehörige. Sie werden in guten Händen sein...das verspreche ich Ihnen und Ihr Freund ist ja auch noch da oder ist es nicht so Yokky?“
 

Der Arzt sah den riesigen Mann, der den Arm erneut tröstend um mich gelegt hatte um mich besser stützen zu können eindringlich an, woraufhin der hastig nickte.
 

„Natürlich..keine Sache..ich..ich bleibe selbstverständlich solange wie du mich brauchst Lyria!“
 

Mit diesen Worten und ohne noch eine Antwort von mir zu erwarten drehte sich der Arzt umgehend wieder zu seinem Patienten um, wobei er in knappen Sätzen mit seinem Sanitäter verhandelte, der Eikskild im Anschluss daran noch einmal auf seiner Notfallpritsche fester zurrte, damit sie nicht samt ihrem Patienten unbeabsichtigt in Bewegung geraten konnte...denn es war soweit…
 

Ich konnte den Piloten bereits mit der Bodenstation um die Landeerlaubnis verhandeln hören und nur zwei Sekunden später kam die entsprechende Information an den diensthabenden Notarzt.
 

„Svensøn wir landen jetzt...seht euch vor, es könnte etwas holprig werden, denn es gibt nach dem Sturm noch leichte Aufwinde nahe am Boden...haltet euch besser fest!“
 

Wieder erwarten gelang es dem Piloten jedoch den Frachthubschrauber weitaus sanfter auf dem Platz vor dem Hospital aufzusetzen, wie angenommen. Einige Sekunden später hatte der Helikopter bereits mit laufenden Motoren die momentane „Parkposition“ eingenommen, wobei sich dessen Rotorblätter nur noch träge im Kreis bewegten.
 

Doch kaum auf dem Boden lösten Svensøn und sein Sanitäter rasch und äußerst routiniert sämtliche Verankerungen der Liege und als Olesøn die Schiebetür geöffnet hatte schoben sie ihn beide mit vereinten Kräften zügig in Richtung der Ausgangsluke.
 

Draußen angekommen wurden sie bereits in Empfang genommen, denn ich konnte es durch die zerkratzten Plexiglasfenster des Helikopters sehen. Es waren drei Männer und eine ziemlich klein geratene Frau in weißen Kitteln, die Eikskild mit einem Rutsch gemeinsam mit samt seiner Unterlage aus der Notfall Liege heraus in ein Krankenhaus Rollbett verfrachteten, um anschließend im Laufschritt in Richtung des OP`Saal aus meinem Blickfeld zu entschwinden.
 

Ich sprang auf...und wollte umgehend hinterher, doch Yokky hielt mich mit sanfter Gewalt zurück.
 

„Halt warte noch Lyria...willst du dich nicht wenigstens noch kurz von deinen vierbeinigen Freunden verabschieden, ehe sie die beiden Piloten jetzt gleich im Anschluss in die Quarantänestation verfrachten wie es abgemacht war? Nun ja….du wirst sie denke ich eine Weile nicht mehr wieder sehen...zumindest nicht solange es Eikskild so schlecht geht.“
 

Ich schreckte unversehens hoch…
 

„KEIRA!“
 

Natürlich, er hatte vollkommen recht, meine Hündin hatte ich in all der Aufregung bisher völlig vergessen und auch an die anderen vier Huskys keinen Gedanken mehr verschwendet.
 

„Du hast recht, ich will mich noch kurz verabschieden...wenigstens das haben sie alle fünf verdient. Mein Gott die armen Hunde, am Liebsten würde ich ihnen das ersparen aber ich kann mich jetzt nicht um sie kümmern, Eikskild geht in dem Fall einfach vor. Ich denke das werden sie mir wohl hoffentlich nicht all zu übel nehmen?!“
 

Yokky lächelte…
 

„Oh ich bin sicher sie werden es verstehen. Tiere sind weitaus klüger und haben ein besseres Gespür für derartige Dinge, als man vielleicht annehmen möchte. Sie werden dir deswegen bestimmt nicht böse sein...also was ist?
 

Kommst du?“
 

Er sah mich mit einem gutmütigen Lächeln an, das mir unendlich gut tat und mich ungemein aufrichtete.
 

„Ja ich komme...einen Augenblick noch.“
 

Mit diesen Worten kletterte ich von meinem Sitz und im Anschluss daran hastig zur Frachtluke hinaus, kaum draußen angekommen nahm mich Olesøn bereits im Empfang.
 

„Lyria wir fliegen Eikskilds Hunde jetzt zur Station hinaus vor die Stadt..ich dachte Sie wollten sich vielleicht noch einmal kurz vergewissern, dass alles mit ihnen in Ordnung ist?“
 

Ich nickte knapp, als ich ihn das sagen hörte.
 

„Ja danke Erik..ich würde sie gerne noch einmal kurz sehen, bis ich sie von dort wieder zurück holen kann, wird es wohl eine Weile dauern.“ Entgegnete ich ihm daraufhin leise, wobei er ebenfalls verständnisvoll nickte.
 

„Kommen sie..ich mach ihnen den Frachtraum auf.“ Mit diesen Worten forderte er mich auf ihm zu folgen. Etwa zwei Sekunden später waren wir dort...Erik öffnete die Klappe zum Frachtraum in der die Hunde verstaut waren und das vertraute tiefe und raue bellen von Dwalin war das erste das mir entgegen schlug...die Hunde waren alle fünf aufgeregt ich konnte es sehen..sie sprangen an den Gitterstäben hoch als sie mich sahen und fingen an zu bellen...Keira war mir am nächsten..hastig streckte ich die Hand aus, um sie durch die Gitterstäbe zu streicheln. Ihr Blick war vorwurfsvoll auf mich gerichtet, als sie sich in sowiet beruhigt hatte, dass ich sie am Nacken kraulen konnte.
 

Ich beugte mich nahe zu ihr vor..."verzeih mir mein altes Mädchen, ich werd s wieder gut machen sobald ich dich von dort weg holen kann, werde ich dich zu mir holen...aber im Augenblick braucht Eikskild mich dringender. Du wärst doch auch furchtbar traurig, wenn er nicht mehr da wäre oder?" Flüsterte ich ihr leise entgegen, wobei ich sie noch einmal beruhigend über den Rücken fuhr und es war als verstünde sie mich, denn sie bellte nicht mehr sondern sah mich nur mit schief gelegtem Kopf aus ihren braunen Hundeaugen aufmerksam an.
 

Ich gab ihr daraufhin einen sanften Klaps auf den Rücken und kraulte sie noch einmal ausgiebig hinter den Ohren...dann bekamen auch die anderen vier Huskys noch ein paar kurze Streicheleinheiten..doch in war in Gedanken bereits längst bei Eikskild im OP Saal angekommen.
 

Erik sah es mir wohl an...denn er legte mir mitfühlend die Hand auf die Schulter..
 

„Es tut mir leid aber wir sollten langsam mal los, die Station wartet. Wir müssen die Hunde dort abliefern.“ Hörte ich ihn mir dabei mit einem entschuldigendem Brummen antworten, woraufhin ich hastig nickte.
 

„Sicher ich verstehe...aber bitte geben Sie gut acht auf die Hunde...sie sind seine Familie und auch meine.“ Entgegnete ich ihm leise wobei ich einen tiefen Seufzer nicht ganz verhindern konnte.
 

Erik lächelte spontan, als er mich hörte...“das werden wir keine Angst ich verspreche es!“ War die denkbar einfache Feststellung seinerseits, mit der er die Frachtraumluke sorgsam wieder verschloss und mich dann energisch in Richtung des Hospitals beiseite schob.
 

Mit einem letzten wehmütigen Blick auf meinen geliebten Hund und dessen vierbeinige Leidensgenossen gab ich Erik Olesøn hastig die Hand. Das leise aber nachdrückliche...“danke Erik aber ich..ich muss jetzt zu Eikskild“..das darauf an ihn erfolgte nahm er eigentlich nur noch am Rande wahr, denn er war bereits auf dem Sprung, ebenso wie ich.
 

Noch im selben Moment drehte ich mich um und ohne noch auf ihn oder sonst irgendwen zu achten spurtete ich anschließend im Eiltempo in Richtung Eingang des Hospitals. Kaum drinnen angekommen schlug mir bereits der vertraute Geruch nach Desinfektionsmitteln und Kamillentee entgegen der von einem unterschwelligen Essensdunst typischer Krankenhausschonkost geschwängert war, der irgendwie nach Kohlroulade roch.
 

Puhhh..ich mochte solche Orte wie diesen nicht wirklich...aber ich Augenblick ging es nicht um mich sondern um Eikskild. Hastig sah ich mich um..als ich mich orientiert hatte und den denkbar spartanisch eingerichteten Informationsschalter gefunden hatte lief ich rasch darauf zu nur um fest zu stellen, dass er nicht besetzt war..anstatt dessen kam mir eine mittelgroße rundliche Frau vielleicht Ende dreißig entgegen, die ihres weißen Kittels zufolge augenscheinlich zum Krankenhauspersonal gehören musste.
 

Aber noch bevor ich ihr etwas entgegen rufen und sie fragen konnte hatte sie mich bereits erreicht.
 

„Hallo Sie müssen Lyria sein, der unser hochgeschätzter Trapperfreund Eikskild sein Leben verdankt, denn sie haben ihn schon auf dem OP Tisch liegen...noch länger hätte es wohl nicht mehr dauern dürfen. Ach übrigens ich bin Luisê, die gute Seele hier im Haus. Na kommen Sie, ich bringe Sie zum Wartesaal, denn es wird vermutlich länger dauern, bis die Ärzte ihn wieder vom Tisch herunter lassen können.
 

Eikskild sah ziemlich übel aus, was ich so von Svensøn gehört habe. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen, ihr Freund ist in fähigen Händen. Unser momentanes Chirurgen Team ist das Beste, das wir jemals in Longjearbyen hatten. Thøre Svensøn und Freya Andersøn haben ihn schon mal hinbekommen und da sah er noch weitaus übler aus kann ich Ihnen sagen.“
 

„Ach ja, na das tröstet mich jetzt aber nicht wirklich.“ Entgegnete ich ihr matt, wobei ich ihr ein entsprechend resigniertes Lächeln schenkte. Doch Luisê ließ sich davon nicht im Mindesten beirren...sie legte mir ihre Hand begütigend auf den Arm und sagte dann aufmunternd.
 

"Na kommen Sie Kopf hoch, das wird schon wieder. Ich bringe Sie zum Warteraum, wenn Sie fertig sind dürfen Sie ihn sehen...und wer weiß, vielleicht wacht er ja sogar auf? Wäre es nicht tröstlich zu wissen, dass er dann jemanden sieht der ihm vertraut ist..und den er mag?“
 

Ich sah sie überrascht an und errötete angesichts dieser Erkenntnis prompt bis unter die Haarwurzeln, doch sie lachte nur gutmütig, wobei sie mich schließlich mit sanfter Gewalt vor sich herschob.
 

„Wissen Sie, Sie müssen sich deswegen gewiss nicht schämen, dass sie ihn mögen. Ganz im Gegenteil...er hat es meiner Ansicht nach längst verdient gemocht zu werden, lange genug hat es dafür mit seinem Einsiedlerleben ja gedauert wie mir scheint. Sehen Sie, er ist zwar zuweilen ein wenig verschroben aber im Grunde ein feiner Kerl mit dem Herzen am rechten Fleck.
 

„Ich weiß...flüsterte ich nahezu lautlos...er hat ein Herz aus Gold und allein dafür liebe ich ihn.“
 

Luisê lächelte erneut nachsichtig. „Ich bin sicher, dass er das weiß! Sie haben ihm mit ihrer beherzten Hartnäckigkeit vermutlich das Leben gerettet...das sagt sehr viel über jemanden aus. Sie sind sehr mutig gewesen und haben viel für ihn riskiert...ich bin mir ziemlich sicher, dass er Ihnen das niemals vergessen wird!“
 

Ich sah sie lange an...nachdenklich zogen sich meine Brauen zusammen, während ich mich dabei insgeheim fragte, was sie mir damit wohl sagen wollte?!
 

Kaum verstummt, brachte sie mich im Anschluss daran jedoch zügig und ohne weitere Unterbrechungen zum Wartesaal vor den OP Räumen in denen ich Yokkys unverwechselbare riesenhafte Gestalt bereits in einem der für ihn viel zu klein wirkenden Stühle sitzen sehen konnte, auf denen Eikskilds Freund inzwischen Platz genommen hatte.
 

Mit einem sichtlich erleichterten Lächeln eilte ich auf ihn zu...wo ich ihm spontan um den Hals fiel.
 

„Danke dass du noch geblieben bist“...hörte ich mich ihm unter Tränen entgegen schluchzen, während er mich fest an sich drückte.
 

„Das war doch klar, dass ich dich jetzt nicht allein lasse Lyria.“
 

Mit diesen Worten löste er mich vorsichtig von mir und setzte mich unauffällig neben sich, wo er mir dezent eins seiner riesigen Schnupftücher aus der Hosentasche reichte, in das ich mich erst einmal geräuschvoll schnäuzte...ehe wir von Luisê die noch immer anwesend war beide einen dampfenden Becher voll schwarzem Kaffee in die Hände gedrückt bekamen, den sie zwischenzeitlich aus dem Schwestern Bereitschaftszimmer besorgt hatte.
 

„Das weckt wenigstens etwas die Lebensgeister während des langen Wartens, das kann nämlich noch eine ganze Weile dauern…!“
 

Ich wusste es, wir hatten noch eine verdammt lange Nacht vor uns und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Halbgötter in "weiß"

Meine Vermutung sollte sich nur all zu bald bestätigen….sie hatten ihn umgehend auf den OP Tisch gewuchtet und brauchten fast die halbe Nacht lang, um ihn allein was seinen weiterhin stark abfallenden Kreislauf betraf halbwegs stabil zu halten....denn er kollabierte immer wieder und Eikskild war so mehr als nur einmal nahe dran einen Herzstillstand zu erleiden.
 

Tatsächlich war Svensøn somit gezwungen den Defibrillator zu benutzen, den man sogar noch in den Warteräumen vor dem OP Saal hören konnte, denn das durchdringende hohe, piepende Geräusch das er während des gesamten Aufladeprozesses von sich gab und den der anschließenden Schockwelle die durch den Körper des Trappers jagte um sein Herz wieder in einem regelmäßigem Rhythmus anzustoßen, war beim besten Willen weder für Yokky noch für mich noch länger zu ertragen.
 

Mehr als einmal ertappte ich mich bei einem entsetzten Aufschrei, als ich sie hörte, wie sie dort drinnen lediglich durch eine gläsern patinierte Türe von mir getrennt um sein Leben kämpften...das nurmehr noch an einem seidenen Faden hing.
 

Yokky nahm mich ohne es selbst bewusst zu bemerken schon automatisch in seine Arme und hielt mich fest. Ich konnte ihn dabei leise mit mir sprechen hören. Seine angenehm warme Stimme wirkte beruhigend aber ich registrierte eigentlich gar nicht wirklich, was er mir da überhaupt erzählte. Immer wieder tauchte zwischendrin auch die gute Seele Luisê mit einem heißen Kaffee und Decken auf….ja sogar ein paar sehr lieb gemeinte belegte Sandwiches mit frischem Räucherlachs brachte sie uns beiden...wobei die aber nur Yokky dankbar annahm, denn ich selbst brachte keinen einzigen Bissen hinunter.
 

Meine Gedanken waren viel zu sehr mit IHM beschäftigt...mit Eikskild….ich hatte solch panische Angst um ihn, dass ich fast um den Verstand kam...ja ich spürte nicht einmal, dass sich meine Fingernägel blutig in meine Handflächen gruben als ich sie zu Fäusten ballte, während ich mitbekam, wie Svensøn Eikskilds leblosen, mit Schmerz - und Betäubungsmitteln bis zum Anschlag voll gepumpten Körper mit dem Elektroschocker malträtierte. Ich war in einem Zustand ähnlich einem Schock versetzt worden, der erst dann wieder nachließ, als ich hörte wie die Maschine die seine Herzfrequenzen überwachen sollte wieder einsetzte und glücklicherweise kräftig und regelmäßig auszuschlagen begann.
 

Erst da wurde mir klar, wie sehr er um sein Leben rang...und erst da wusste ich, dass seine Zeit noch nicht gekommen war...
 

ER wollte unbedingt leben….dafür kämpfte sein Körper mit aller ihm verbliebenen Kraft, genau das war es, das mir just in dem Moment bewusst wurde. Ich war so geflasht von dieser Erkenntnis, dass ich umgehend in Tränen ausbrach...und mich schluchzend dabei ertappte wie ich nach ihm rief...ohne auch nur ansatzweise wahr zu nehmen, dass er mich gar nicht hören konnte, selbst wenn er es gewollt hätte...
 

„Halt durch...bleib bei mir...bitte….geh nicht...ich bin hier ich warte auf dich!“
 

Meine eigene Stimme bebte als dies kaum verständlich über meine Lippen drang. Worte die ich selbst nicht einmal bewusst wahr nahm, noch deren Sinn erfassen konnte in meinem emotional desolaten Zustand, der mich vollkommen verwirrt zurück ließ. Doch Yokky spürte es intuitiv….ihm war schnell klar, was da in mir vor sich gehen musste und so vernahm ich seine tiefe Stimme einige Augenblicke später sanft aber dennoch nachdrücklich.
 

„Er wird es schaffen...ich bin mir sicher. Eikskild ist keiner der leichtfertig aufgibt, er hat schon schlimmeres durchgestanden...glaube mir, er schafft es Lyria!“
 

Meine Hände krallten sich Schutz suchend an ihm fest, als er mich in seinen Armen hielt.
 

„Ach das sagst du doch jetzt nur so, um mich zu beruhigen?!“ Schniefte ich dabei tränenüberströmt in sein Hemd, das irgendwie ein wenig nach nassem Hund roch.
 

„Nein tue ich nicht...ich bin überzeugt, dass sie ihn nicht sterben lassen werden. Diesem Ärzteteam ist es vor sehr langer Zeit schon einmal gelungen es zu verhindern...vertrau ihnen, sie wissen genau was sie tun.“ Kam unmittelbar darauf die sehr bestimmte Antwort an mich, die mir sagte, dass Eikskilds bester Freund davon wirklich überzeugt war, was er eben zu mir gesagt hatte.
 

Ich löste mich von ihm und sah zu ihm auf. Yokky s verständnisvolles Lächeln, das mich dabei mitten ins Herz traf und die zarte, fast schon behutsame Geste, mit der er anschließend meine Tränen aus dem Gesicht wischte, war mehr als nur ein lapidarer Freundschaftsdienst an Eikskild.
 

Yokky mochte mich und er wusste auch sehr genau, wie es in meinem Herzen aussah, was Eikskild betraf...aber er erwähnte es in keiner einzigen Silbe und schon daher war dieser Mann etwas selten kostbares und damit ein ganz besonderer Freund für ihn und für mich.
 

„Danke für dein unendliches Vertrauen...und deinen unerschütterlichen Mut in deinen Freund...er hat es wahrlich nötig“...hauchte ich somit merklich beschämt in seine Richtung, doch er zuckte nur kurz mit den breiten Schultern, ehe er mir ruhig antwortete.
 

„Ich kenne ihn nun schon seit einer halben Ewigkeit Lyria, siehst du ich weiß für wen er kämpft und glaube mir wenn ich dir sage, dass er es nicht nur für sich allein tut. Es gibt etwas wofür es sich lohnt….und mehr als das...er liebt dich und das von ganzem Herzen.
 

Meinst du nicht, dass dies ein triftiger Grund ist?“
 

Yokky sah mich während er das sagte nachdrücklich forschend mit seinen merkwürdig hellen Bernsteinaugen an...doch noch bevor ich ihm darauf etwas antworten konnte, wurde die Türe zum OP Saal plötzlich erneut schwungvoll aufgestoßen und das Ärzteteam Svensøn und Andersøn erschien von oben bis unten mit Blut verschmiert aber auch mit sichtlich erleichterten Gesichtern auf der Bildfläche.
 

Hastig sprangen wir beide von unseren Sitzen hoch...mein Herz raste...ich fühlte es hart in meiner Brust schlagen, doch der Notarzt kam bereits ohne weitere Umschweife zu machen direkt zu uns beiden. Als der Arzt in mein verängstigtes Gesicht sah, zog sich ein kurzes leicht angespannt wirkendes Lächeln über seine Mundwinkel, ehe er sprach.
 

„Ich kann sagen dass das gerade noch mal so gut gegangen ist. Eikskild lebt dank unserer Fachkenntnisse noch und wir sind soeben mit ihm fertig geworden. Seine Wunden sind jetzt ordnungsgemäß versorgt und er kann auf die Intensivstation verlegt werden. Die nette Patchwork Arbeit am Oberschenkel die sie ihm da verpasst haben Lyria, die hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Wissen Sie Blutvergiftung ist beileibe kein Spaß...wie in aller Welt sind Sie nur auf die Schnapsidee gekommen junge Frau?!“
 

Svensøn musterte mich während seiner Worte an mich so durchdringend, als wollte er mich regelrecht röntgen. Doch ich war angesichts dieser Informationen seinerseits so perplex, dass ich zunächst erst gar nicht wusste was ich ihm antworten sollte.
 

„Was..ich? Hey nein, das...das war seine Idee…verdammt nochmal“...versuchte ich mich indessen vehement heraus zu reden, aber der Notarzt seufzte lediglich leise, ehe er mir etwas darauf entgegnete.
 

„Es ist jetzt wohl nicht mehr wichtig, wessen Idee es gewesen ist. Jedenfalls war sie aus meiner Sicht heraus nicht besonders klug gewählt. Eikskild hat verfluchtes Glück gehabt, nur ein paar Stunden später hätten wir nichts mehr für ihn tun können. So und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss zu meinem Patienten zurück. Sie können ihn von mir aus nachher auf der Intensivstation besuchen wenn Sie das wollen Lyria. Ich denke es spricht nichts dagegen und wird ihm zudem gut tun, wenn er in der Aufwachphase nicht allein ist.
 

Allerdings kann das noch dauern, es geht ihm nach der Sepsis nicht sonderlich gut und es ist daher nicht gesagt, dass er sofort aufwacht. Es kann unter Umständen Tage oder sogar bis zu einer Woche dauern, bis er wieder zu sich kommt. Sein Körper hat nach der Blutvergiftung einen heftigen Schock erlitten...das muss er erst noch verkraften. Ein Glück nur, dass der Mann eine solch robuste Konstitution besitzt, ein anderer als er hätte das sehr wahrscheinlich nicht überlebt.
 

Sie entschuldigen mich...ich ähhh muss zurück?!“
 

Mit diesen Worten und einem kurzen Nicken verschwand Svensøn wieder zurück in den Operationssaal, um nur einige Augenblicke später mit Eikskild, samt Sanitäter und OP Schwester wieder auf der Bildfläche zu erscheinen, die beide das Rollbett in dem er lag in Richtung der Ausgangstüre schoben. Als sie an uns vorbei kamen hielt mich nichts mehr auf meinem Sitz...der kurze Blick in sein Gesicht, dem man die Tortur die er durchgemacht hatte noch deutlich ansah, ließ mich erschrocken aufstöhnen….
 

„...Eikskild?!“
 

Hörte ich mich ihm somit leise und sichtlich durcheinander entgegen flüstern, doch es erfolgte verständlicherweise keinerlei Reaktion von ihm, denn der Trapper war ja noch immer ohne Bewusstsein.
 

Die junge Schwester der man das Inuit Blut von ihrer ethnischen Volksgruppierung her deutlich ansah lächelte mich freundlich an, als sie ihn an mir vorbeischob.
 

„Sie können gerne mitkommen wenn Sie möchten, wir bringen ihn jetzt auf die für ihn vorgesehene Station.“ Sagte sie dabei so vollkommen ruhig, dass ich erleichtert aufatmete und nickte.
 

Hastig sah ich mich einen Moment später nach Yokky um, doch der nickte ebenfalls kurz, bevor er erneut zu sprechen ansetzte.
 

„Geh ruhig, ich werde hier solange auf dich warten. Bring ihn auf seine Station und dann komm zurück. Wir sollten dir noch eine passende Unterkunft beschaffen. Du kannst ja schlecht die ganze Zeit hier im Hospital verbringen oder?
 

Ich habe vorhin bereits mit Lalê telefoniert, das ist eine gute Freundin von mir. Sie hat ein kleines Motel ganz in der Nähe, bei ihr werden wir übrigens auch meine Hochzeit feiern und wie es der Zufall will, hat sie im Augenblick ein kleines Doppelzimmer frei. Du kannst also solange dort bleiben, wie es nötig ist. Ich bringe dich nachher hin, dann geht es schneller und einfacher zu finden ist es auch...was hältst du von dem Vorschlag?!“
 

Über mein erschöpftes Gesicht zog sich ein freudiges Lächeln. „Oh das klingt ganz wunderbar, du bist ein wahrer Goldschatz Yokky...ich hoffe deine Svetlana weiß, was sie an dir hat. Danke, dass du das hier alles für mich tust.“
 

Beeilte ich mich ihm zu antworten, doch er lachte nur und winkte sichtlich verlegen ab. „Oh nun ja, ich denke das weiß sie sehr genau...und ich mache es gern. Eikskild ist mein Freund, demnach bist du also meine Freundin und ich muss wohl nicht extra betonen, dass seine Freunde auch meine sind. Ja mehr noch, ich denke du weißt sehr gut, was er für dich empfindet...und wer weiß, vielleicht gehörst du ja bald schon zur Familie?!“ Sah ich ihn mir plötzlich sehr direkt und mit einem breiten gutmütigen Grinsen mitten im Gesicht antworten.
 

„Also erst mal muss er das Desaster hier lebend überstehen...und DANN können wir beide uns gerne noch einmal dahingehend unterhalten, WAS du da so zwischen ihm und mir gesehen haben willst mein Freund!“ Konterte ich daraufhin so spröde, dass er prompt in ein herzliches Lachen verfiel.
 

„Sehr genau, du hast es erfasst, das werden wir zu gegebener Zeit tun und diese nette Unterhaltung fortsetzen. Aber jetzt geh besser, ich glaube die Schwester will zurück auf die Station mit ihm!“ Antwortete er mir anschließend ruhig und sehr gelassen, wobei er Anstalten machte mich energisch in Richtung der Krankenschwester zu schieben, damit sie mich endlich mitnehmen konnte.
 

Mit einem tiefen Seufzer tat ich schließlich was er sagte und so ging ich mit dem Pflegepersonal. Sie brachten Eikskild auf die Intensivstation, die im Moment bis auf ihn als einzigen Patienten leer war...mein Glück, denn so störte ich niemanden und konnte bei ihm bleiben, um ihm wenigstens noch einmal kurz die Hand zu halten und ihm, wo ich schon mal dabei war zum Abschied noch einen schnellen aber zärtlichen Kuss auf die Stirn zu drücken, mit dem ich mich kurzzeitig und sichtlich ungern von ihm löste. Vordringlich da ich mir ja noch eine vorübergehende Bleibe beschaffen musste, die ich Dank Yokky zum Einen sehr günstig und zum Anderen direkt in der Nähe des Hospitals haben konnte.
 

Wenige Minuten später waren Yokky und ich also beide im Laufschritt in Richtung des kleinen Motels unterwegs, das auf den ach so klingenden Namen » til beruset Isbjørn « also Übersetzt «zum betrunkenen Eisbären» hörte.
 

Was für ein ausgesprochen ausgefallener Name, der offenbar schon alles über dieses «besondere» Etablissement aussagte, das ich meiner Erinnerung zufolge im Übrigen schon einmal kurzzeitig nach meiner Ankunft im Herbst in Longyearbyen bewohnt hatte.
 

Gut mir war es schlussendlich einerlei, wie und weshalb das Motel ausgerechnet zu diesem seltsamen Namen gekommen war. In erster Linie zählte für mich nur eines und das hieß ein Dach über dem Kopf zu haben und das zudem möglichst nahe am Krankenhaus, denn ich wusste ja nicht wie lange ich gezwungen war zu bleiben.
 

Zumindest schon mal so lange bis es Eikskild besser ging und das konnte unter Umständen dauern...immerhin hatte es den Trapper wirklich übel erwischt. Also gab ich mich dahingehend keinen Illusionen hin, noch vor Yokkys Hochzeit wieder zurück in die kleine Hütte auf Barentsøya zu kommen.
 

Ich konnte ja schon froh sein, wenn er es schaffte bis zur Hochzeit wieder halbwegs auf die Beine zu kommen und mir war in dem Moment vollkommen klar geworden, dass ich auf jeden Fall solange bei ihm bleiben würde, bis es ihm wieder gut ging...ganz gleich wie lange es dauern mochte.
 

Ich würde ihn gewiss nicht im Stich lassen....

allerlei merkwürdig(e) phantastische Geständnisse

Am Motel angekommen stellte ich mit wenig Überraschung fest, dass ich hier tatsächlich schon einmal bei meiner Ankunft auf Svalbard für die Dauer von zwei Nächten abgestiegen war, ehe mich die beiden einheimischen Männer mit dem Helikopter nach Barentsøya zu Eikskild geflogen hatten.
 

Es war nett und sehr heimelig im typischen skandinavischen Stil mit viel hellem Nadelholz und in schlichten Nuancierungen von verschiedenen Rottönen eingerichtet...an die Besitzerin konnte ich mich noch so vage erinnern...eine junge Frau von knapp unter dreißig Jahren mit langem blondem Rastalook und sehr..sehr ökologischer Einstellung zum Leben.
 

Lalê Valdredsdøtter hieß sie und dem Namen nach zu urteilen offenbar Schwedin, die es wohl mehr oder minder zufällig hier her nach Longyearbyen geweht hatte. Vermutlich eines Mannes wegen...von dem allerdings zumindest im Augenblick keine Spur zu sehen war.
 

Die zu erledigenden Formalitäten fielen zu meiner grenzenlosen Erleichterung ungewohnt kurz aus...ich musste noch einmal ein einseitiges Formular bestehend aus überwiegend norwegischen Hyroglyphen ausfüllen mit dem ich ihr meine Identität, samt der unvermeidlichen Vorlage meines Reisepasses bestätigte und dass ich obendrein lequide also «flüssig» war.
 

Jedenfalls was meinen momentanen Kontostand betraf, dann händigte sie mir mit einem gewinnenden Lächeln...und dem freundlichen Hinweis auf keine «unangekündigten» Männerbesuche in ihrem Hotel die zugehörigen Schlüssel aus...bei dem es sich oh Wunder und wie es der Zufall wollte, tatsächlich um ein kleines gemütliches Dopelzimmer mit zusätzlicher recht geräumiger Schlafcouch für den üblichen Familienzuwachs handelte...wie ich wenig später bei der ersten Sichtung des Etablissements ernüchtert fest stellte.
 

Zunächst aber nagelte sie Yokky und mich am Thresen fest und zwar mit dem üblichen «Begrüßungstrunk» der unter Nordländern an sich völlig normal und somit gängige Praxis war, wenn man sich irgendwo zu einem geselligen «Zusammensein» traf...und so konnten wir ihr erst nach knapp zwei Runden der extra heftigen Rachenputzer entkommen, die sie uns mit Unschuldsmine aufnötigte...wobei sie den Hünen überaus charmant nach dem Tagesgeschehen auszufragen versuchte.
 

«Mein Bester was hat dich denn so unverhofft hier her verschlagen...die Hochzeit ist doch erst in knapp sechs Wochen?»
 

Yokky lächelte kurz...ehe er ihr auf seine für ihn so bezeichnende trockene Art antwortete.
 

«Das stimmt auffallend liebste Lalê, aber leider konnte unser guter Eikskild offenbar nicht mehr so lange warten. Der elende Höllenhund von einem Trapper hat sich mal wieder aufs Übelste zugerichtet...wir mussten ihn somit gezwungenermaßen per Luftfracht ins Hospital schaffen.
 

Ein Rudel hungriger Wölfe, die es auf seine Hunde angesehen hatten sind Schuld daran. Leider war der gute Eikskild dazwischen..bis die Biester nämlich gemerkt hatten, dass Trapper dummerweise nicht so besonders gut schmeckt, war es schon zu spät. Sie haben ihn zumindest teilweise tanciert wie ein hübsch zurecht geschnittenes Robbensteak...sehr dumm...aber leider Tatsache.
 

Im Augenblick liegt er also noch auf der Intensivstation...die Ärzte konnten ihn gerade noch so wieder zusammen flicken. Man kann ohne zu übertreiben sagen, dass er momentan eher eine frappierende Ähnlichkeit mit einer Patchworkdecke aufweist, denn derer eines getandenen Kerls....aber er wird es wohl überleben denke ich.
 

Ach ehe ich es vergesse...darf ich vorstellen...das ist übrigens Lyria»..
 

..»die leicht exentrische Engländerin, die unbedingt zu ihm auf Barentsøya wollte, um dort zu überwintern?! Ich weiß...wir kennen uns bereits Yokky.» Wurde er mit einem hörbar amüsierten aber auch leicht gefriergetrockneten Lachen unterbrochen, mit dem sie mich aufmerksam musterte, ehe sie unbeirrt fortfuhr.
 

«Willkommen in Longyearbyen....ich hoffe, dass es dir hier gefallen wird...und wie lange willst du bleiben Lyria?» War so der durchaus ehrlich gemeinte aber merklich verhaltene Willkommensgruß an mich, der mir allein schon der Tonlage wegen latentes Unbehagen bereitete, das ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte.
 

Ich sah sie daraufhin entsprechend irritiert an, bevor ich in der Lage war ihr darauf zu antworten.
 

«Mindestens solange bis es Eikskild wieder gut geht...ich..ich»....
 

Verwirrt brach ich ab, was hätte ich ihr in dem Zusammenhang auch an weiteren Erklärungen abgeben sollen?!
 

Etwa dass ich ihn liebte...dass ich ihn in dieser beschissenen Situation gewiss alles aber nicht im Stich lassen wollte?
 

Das hörte sich selbst in meinen Augen so lächerlich und so dermaßen bescheuert an, dass ich es kaum glauben konnte...also verstummte ich betreten..ich konnte nicht weitersprechen, selbst wenn ich gewollt hätte.
 

Doch sie begriff die Zusammenhänge offenbar auch ohne, dass ich ihr sagen musste, was ich in Wahrheit für den Trapper empfand.
 

«So ist das also...hat der einsame Wolf nach all den Jahren also doch noch eine gefunden, die für ihn und ihre Liebe kämpfen will? Du musst mir nichts sagen, ich kenne ihn gut.....zu gut...und ich weiß drchaus um seinen überaus gewinnend rauen Charme, dem wir Frauen nur zu gerne verfallen können. Allerdings hatte er bisher keine erhört, die er nur annähernd in seiner Hütte dulden wollte...keine andere...bis auf DICH.
 

Ich war schon ziemlich überrascht als ich von dir bei deinem ersten Aufenthalt erfuhr, dass er es ausgerechnet dir zugestehen wollte...dir der Engländerin...aber so ist es wohl. Du liebst ihn, man sieht es...und ich hoffe für dich, dass er dich nicht entäuschen wird, dass er es wert ist für ihn zu kämpfen. Wünschen wir ihm also, dass er überlebt um den Hoffnungen die du in ihn gesetzt hast gerecht zu werden...ich hoffe es um deinetwillen!» Kam es von ihr mit einem mal merkwürdig distanziert und mit neuerlich hörbar bitterem Unterton in der Stimme aus ihrem Mund gestolpert.
 

Ich sah Lalê abermals verblüfft an, denn der eigenartige Unterton mit dem sie die Worte an mich richtete irritierte mich sichtlich...schon weil ich ihn mir nicht im Ansatz erklären konnte.
 

«Ääähh ja danke...ich..ich...wir werden sehen»...fuhr es mir indessen wenig geistreich und ebenso bruchstückhaft heraus, weil ich in dem Moment nicht recht wusste, was ich zu ihr sagen sollte.
 

Als Yokky und ich etwa fünf Minuten später alleine waren und er mich höflich zuvorkommend auf mein Zimmer begleitete damit ich mich häuslich einrichten konnte..ehe ich zurück ins Hospital kehren wollte, da erfuhr ich von ihm den Grund für ihre eigenartige Reaktion.
 

«Nimm es ihr nicht übel...den kleinen Anflug von Eifersucht. Weißt du, sie war mal sehr in den Trapper verliebt...es ist jetzt schon einige Jahre her, da wollte Lalê ihn mit allen Mitteln für sich gewinnen. Aber Eikskild hat sich damals nicht im Mindesten für sie oder gar für irgend eine andere Frau interessiert...sehr zu ihrem größten Leidwesen. Schon deshalb konnte sie es kaum fassen, dass er es jetzt vor kurzem zugelassen hat...eine Frau zu sich kommen zu lassen und dann noch eine völlig Fremde...und zwar genau genommen DICH.
 

Mittlerweile hat sie es über die Jahre hinweg verwunden, sie ist inzwischen glücklich mit Erik Olesøn verheiratet...aber ihren Worten zufolge nagt es unterschwellig doch noch ziemlich an ihr, von Eikskild verschmäht worden zu sein...nur um sich jetzt an eine wie dich zu verschwenden...eine einfältige fremde Insulanerin. Das ist es was sich vermutlich im Moment in ihrem Inneren abspielt...deshalb verhält sie sich dir gegenüber so merkwürdig.
 

Lalê wird es dich sicher nicht wieder spüren lassen, dazu ist sie zu stolz...dazu liebt sie Erik zu sehr, aber glücklich ist sie darüber Eikskild ausgerechnet an dich verloren zu haben gewiss nicht und dazu kommt noch die in ihren Augen gescheiterte Hoffnung, er möge niemals eine andere Frau wählen, wenn schon nicht sie.
 

Das zu verkraften fällt sicher jeder Frau schwer, die einmal abgelehnt worden ist von dem Mann den sie geliebt hat. Also geh ihr vorerst besser aus dem Weg...wenn ich dir einen guten Rat geben darf...zumindest solange bis sie sich vollständig damit abgefunden hat.»
 

Ich sah ihn verunsichert an...»oh ich..ich verstehe...das tut mir sehr leid für sie...aber ich konnte doch nichts dafür. Ich konnte ja nicht mal ansatzweise ahnen, dass er es MIR gewähren würde....ausgerechnet mir...der ungeschickten Großstädterin, die von alle den Dingen nicht die geringste Vorstellung hatte, was das Leben hier von einem fordern kann?!»
 

Yokky sah mich derweil mit einem gutmütig breiten Grinsen an.
 

«Nun das weiß ICH...und das weiß mittlerweile auch ER. Das genügt würde ich sagen, bis auf die kleine nicht zu unterschätzende Tatsache, dass DU es jetzt auch weißt. Du hast wirklich verdammt schnell dazu gelernt in der kurzen Zeit Mädchen, ich bin sehr stolz auf dich und Eikskild wäre es mit ziemlicher Sicherheit auch wenn er es denn könnte, aber ich fürchte der Mann hat im Augenblick wahrlich genug mit sich selbst zu tun, um wieder der Alte zu werden und auf die Beine zu kommen.
 

Und mach dir um des Himmels Willen keine unnötigen Sorgen um Lalê, die kriegt sich früher oder später schon wieder ein und sie ist im Übrigen ein prima Kumpel. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen, du kannst ihr in allem vertrauen...deshalb wollte ich meine Hochzeit auch unbedingt hier in Longyearbyen bei ihr feiern.»
 

Yokky lächelte mich noch einmal freundschaftlich an, als er verstummte.
 

Ich merkte wie ich heftig schlucken musste...
 

...»wie..wie lange wirst du noch bleiben?»
 

Der Riese mit den bernstenfarbenen Augen zuckte kurz seine mächtigen Schultern.
 

«Ich denke meine Aufgabe ist im Augenblick so gut wie erfüllt. Eikskild ist in Sicherheit gebracht. Du bist hier ebenfalls sicher und sogar halbwegs komfortabel untergebracht...also werde ich wieder verschwinden. Ich habe noch einiges zu erledigen vor der Hochzeit, außerdem wartet meine Svetlana auf mich..und was soll ich sagen, meine Braut ist nicht die geduldigste Frau. Ein Rasseweib ganz ohne Frage...slavisches Temperament ohne Ende...aber manchmal auch sehr unerbittlich...und....

eifersüchtig...du verstehst?»
 

Yokky sah mich mit einem entschuldigenden Grinsen an als er mir geantwortet hatte, woraufhin ich ebenfalls herzlich lachen musste.
 

«Ich verstehe...ein «Rasseweib»...so ist das also?! Na dann ist es wohl besser, wenn du sie nicht mehr länger warten lässt, deine Svetlana, ich denke ich komme desweiteren allein klar. Wir sind hier ja nicht am Ende der Welt. Ich habe immerhin ein Dach über dem Kopf...und es gibt hier einiges an Möglichkeiten sich mit Essen und noch so allem was man zum Leben braucht zu verpflegen. Also mach dir keine Sorgen um mich, ich werde die Sache schon schaukeln...und ich gebe dir natürlich sofort Bescheid wenn sich mit Eikskilds Zustand etwas verändern sollte, ganz gleich in welche Richtung auch immer, ich verspreche es dir.»
 

Ich sah ihn daraufhin nur noch breiter grinsen. «Na das möchte ich doch meinen, denn das wäre wohl das Mindeste, was ich von dir an regelmäßigen Informationen erwarten könnte meine liebe Lyria. Lalê verfügt im Übrigen über ein funktionstüchtiges Telefon und meine Nummer.
 

So und jetzt werde ich besser mal gehen...es wird langsam Zeit...»
 

Mit diesen Worten stand er unvermittelt von seinem Stuhl auf in dem er eben noch in meinem kleinen Zimmerchen gesessen hatte und zog mich zu einer kurzen aber herzlichen Umarmung an seine breite Brust.
 

Ich hörte ihn dabei leise flüstern...»wir bleiben in Kontakt und noch etwas, gib gut acht auf dich Mädchen...denk stets an die Eisbären. Heißt im Klartext geh niemals ohne eine Schreckschusswaffe auf die Straße, selbst im Zentrum von Longyearbyen nicht, hast du gehört?! Eikskild könnte mir das nie verzeihen, wenn dir ausgerechnet deswegen etwas geschehen würde.»
 

Indem löste er sich von mir....ich sah ihn mit einem entschlossenen Nicken an, bevor ich ihm mit einigem Nachdruck lebewohl sagte.
 

«Versprochen...ich werde gut auf mich acht geben...und jetzt...geh Yokky!»
 

Etwa eine Stunde später nachdem Eikskilds bester Freund gegangen war und ich mich in meiner vorläufigen Bleibe wenigstens warm geduscht, frisch umgezogen und eine Kleinigkeit gegessen hatte, war ich schon wieder auf dem Weg zurück ins Hospital.
 

Ich war nicht im Ansatz müde, obwohl ich es nach dem ganzen Stress eigentlich sein sollte...aber die ständige Sorge um den Mann den ich liebte, hielt mich wohl ganz automatisch aufrecht auf den Beinen. Ich nahm so nicht einmal mehr am Rande wahr, dass mein Körper längst an seiner Leistungsgrenze angelangt war und bald schon seinen Dienst versagen würde.
 

Im Moment hatte ich schlicht ganz andere Probleme zu lösen, die da Eikskild hießen.
 

Als ich kurz darauf in Hospital zurück gekehrt war, ließ man mich zu meiner grenzenlosen Verwirrung ohne weiteres zu ihm auf die Intensivstation, auf der sie ihn sofort nach der OP «zwischengeparkt» hatten...denn auf eine «normale» Station konnten und wollten sie ihn vorerst noch nicht verlegen, da sein allgemeiner Zustand als zu kritisch zu bewerten war, wie Schwester Luisê es mir freudlicherweise bereitwillig erklärte, als sie mich auf dem Weg zu seinem Zimmer abfing, in das sie ihn derzeit verfrachtet hatten.
 

«Ahh Miss Lyria, sie sind es...warten sie bitte, sie müssen zuerst noch kurz ihre Hände desinfizieren, bevor sie zu ihm rein dürfen. Verzeihung aber so sind die Vorschriften...sie verstehen?!» Hörte ich sie mir freundlich aber bestimmt entgegnen..wobei sie dezent auf den Handspender mit Sterillium deutete, der am Waschbecken hing und auf dieser Station offenbar zum unerlässlichen Interieur zählte.
 

Hastig machte ich also einen Satz zum Waschbecken hin, um die notwendige Prozedur hinter mich zu bringen, ohne die ich sein Zimmer nicht betreten durfte. Als ich das erledigt hatte ließ Luisê mich endlich mit einem aufmunternden Lächeln und dem sachten Hinweis eintreten, sie würde vorsorglich in der Nähe bleiben, nur für den Fall dass ich sie benötigen würde.
 

Ich konnte mir im Moment zwar nicht vorstellen weshalb...aber gut zu wissen, dass es diese Option wenigstens gab.
 

Ich hielt für eine Sekunde lang die Luft an und dann...dann war ich endlich drinnen angelangt...

allerlei merkwürdig(e) phantastische Geständnisse - 2


 

Skies are black and blue, i'm thinking about you....here in the calm after the storm.

( Lyrics - the Common Linnets)

Der typische Geruch von Desinfektionsmitteln schlug mir unangenehm stechend entgegen, als ich den Raum betrat...es war das Erste, das meine ohnehin schon völlig überreizten Sinne entsprechend wahr nahmen. Als ich mich an das seichte Licht gewöhnt hatte, das im ganzen Raum vorherrschte bemerkte ich, dass sie ihn alleine im Zimmer untergebracht hatten…da lag er bleich und bewegungslos inmitten von piepsenden und blinkenden Maschinen eingeschlossen, die jede irgend etwas wichtiges an Überwachungsfunktionen an seinem Körper zu tun hatte…
 

...Herzfrequenz Überwachung...Blutdruck messen….Atmung kontrollieren...und und und!
 

Ich sah ihn an und spürte wie sich mein Herz schmerzhaft verängstigt in der Brust zusammen zog...er sah schlecht aus...wie dem Sensenmann noch mal eben von der Schippe entsprungen. Gerade so wirkte dieses merkwürdig surreale Bild auf meinen ohnehin schon sehr überspannten Gemütszustand, das der Mann in dem sterilen Bett mit den unnatürlich weißen Laken für mich abgab….und ich war so was von erleichtert, dass ich die OP hatte nicht mitansehen müssen.
 

Es genügte mir zu wissen, dass es ihnen gelungen war ihn zu retten...vorerst jedenfalls, allein das zählte für mich. Denn von einem Gesundheitszustand konnte noch lange nicht die Rede sein..erst einmal durfte man schon froh sein, wenn er das Bewusstsein wieder erlangen würde...was noch in den Sternen stand.
 

Der Arzt hatte gesagt es könnte Tage, im schlimmsten Fall sogar Wochen dauern nach der Sepsis und ich hoffte so inständig, dass die ansonsten nicht tot zu kriegende Rossnatur des Trappers im vielleicht helfen würde, schneller als von uns allen erwartet wieder auf die Beine zu kommen.
 

Aber das war alles nichts weiter als ein Strohhalm an den ich mich verzweifelt fest klammerte und das wusste ich auch...ich konnte im Moment ohnehin nichts anderes tun als abzuwarten und sehen, wie es sich entwickeln würde.
 

Unschlüssig wagte ich mich näher an sein Bett heran..ich wusste nicht so recht was ich machen sollte. Eigentlich wollte ich gerne bei ihm sein...seine Hand halten, die beruhigende Wärme fühlen, die von ihm ausging...mich vergewissern, dass er noch immer da war.
 

Aber schickte sich das denn überhaupt?
 

Ich war in dem Sinne ja weder seine Frau, noch seine Geliebte…
 

» Das bist du nicht...noch nicht! «
 

Fuhr es mir plötzlich unvermittelt und überraschend heftig durch den Kopf.
 

Ja aber wenn es nach mir ginge, würde sich dieser Zustand lieber heute als morgen ändern...und doch haderte ich insgeheim mit der Vorstellung, ob es wirklich richtig war, was ich da tun wollte?!
 

„Worauf warten Sie denn noch, wollten Sie ihm nicht Gesellschaft leisten? Ich denke es wird ihm gut tun, wenn sie seine Hand nehmen und sie ein wenig fest halten. Das hilft den meisten unserer Patienten...und auch ihren Angehörigen...glauben Sie mir!“
 

Erschrocken fuhr ich herum und blickte unmittelbar danach in das gutmütig lächelnde Gesicht der freundlichen Schwester, die mich bereits Stunden zuvor in Empfang genommen hatte und jetzt mit einem auffordernden Nicken in Eikskilds Richtung lozen wollte.
 

„Aber..ich..ich bin ja nicht mal mit ihm verwandt...darf ich das denn überhaupt machen?“ Entkam es mir während dessen entsprechend schuldbewusst.
 

Luisê lächelte daraufhin verschmitzt….“und wen bitte schön interessiert das hier am Ende der Welt? Wenn ihm Ihre Anwesenheit gut tut, wird das ganz bestimmt niemanden zu kratzen haben ob Sie das nun dürfen oder nicht Lyria. Es geht doch um IHN und dass er hoffentlich bald wieder gesund wird oder sehe ich das etwa falsch?!“
 

Erfolgte sogleich die prompte Antwort von ihr an mich, die ich jetzt nicht unbedingt erwartet hätte...aber durchaus nachvollziehen konnte, denn Schwester Luisê hatte vollkommen recht...es ging allein um Eikskilds Gesundheit und nur das zählte unter dem Strich.
 

„Danke..Sie haben Recht Schwester, ich sollte mir darüber wohl nicht länger den Kopf zerbrechen.“ Antwortete ich ihr betreten mit einem zögernd schüchternen Lächeln auf das sie überraschend energisch reagierte.
 

„Nein, das sollten Sie wirklich nicht Lyria! Sie müssen sich keine Sorgen machen, das was Sie tun ist schon richtig so. Ich bin eigentlich nur kurz vorbei gekommen weil ich Ihnen sagen wollte, dass ich in der Nähe bleibe...für den Fall dass Sie mich brauchen sollten. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er schon so schnell aufwachen wird.“ Mit diesen Worten und einem aufmunternden Zwinkern zog sie sich diskret wieder zurück und schloss leise die Türe hinter sich….einen Moment später war ich wieder allein.
 

Allein mit ihm...allein mit mir und meinen Gedanken….allein mit dem eigenartigen Gefühl von Furcht und versteckter Hoffnung in der Magengrube, das sich beim besten Willen nicht vertreiben ließ.
 

Also nahm ich allen Mut zusammen, ich hörte mich einmal tief ein und wieder ausatmen...dann wagte ich es mich seinem Bett zu nähern. Ich nahm den Stuhl der verloren in der Ecke stand und stellte ihn nach kurzem Zögern an sein Bett...dann setzte ich mich zu ihm hin...so dass ich ihm ins Gesicht blicken konnte.
 

Aufmerksam forschend beobachtete ich den dunkelhaarigen Mann vor mir, in dessen Leben ich vor kurzem so unverhofft hinein gestolpert war ohne auch nur ansatzweise zu ahnen, wie viel er mir noch einmal bedeuten könnte.
 

Der Trapper war noch immer ohne Bewusstsein...seine Mimik war ausdruckslos im ungesund bleichen Weiß seiner Gesichtszüge und ich konnte keinerlei Regung darin erkennen, als ich mich nicht eben leise zu ihm setzte...als ich saß betrachtete ich ihn eine Weile. Versuchte jede noch so kleine Muskelzuckung in seinem Gesicht zu ergründen...sah den kalten Schweiß auf der Stirn...der seine markanten Gesichtszüge mit feuchten Strähnen seiner dunklen Haare umrahmte und ihn in diesem seltsam komatösen Bewusstseinszustand noch unnatürlicher wirken ließ als ohnehin schon.
 

Er tat mir unendlich leid...und doch dauerte etwas, bis ich es endlich wagte schüchtern nach seiner Hand zu greifen, die bewegungslos auf der Bettdecke lag..um sie behutsam in meine eigene zu schließen. Die Kälte die mich traf erschrak mich zutiefst...und ich zuckte unwillkürlich zurück….doch dann...dann merkte ich, wie sie sich unbewusst in meine schmiegte..vielleicht war es nur Einbildung aber ich fühlte deutlich den Hauch von Wärme durch sie hindurch strömen...das machte mir wieder Mut...und so hielt ich sie ganz fest in meiner.
 

Mit der Überzeugung sie nie wieder los lassen zu wollen...
 

„Ich lass dich nicht allein...ich verspreche es dir“...hörte ich meine Lippen tonlos flüstern, wobei ich die andere freie Hand hob und ihm eine der verschwitzen Strähnen sachte mit den Fingerspitzen aus der Stirn strich...einem spontanen Impuls folgend, der ihm meine Zuneigung auf eine Art zeigen sollte die grundehrlich und aufrichtig gemeint war.
 

Ja ich wusste schon lange dass ich ihn liebte...es weiterhin zu leugnen war sinnlos geworden...und so ertappte ich mich dabei, wie ich mich irgendwann vorbeugte und ihm mit einem etwas unsicheren…
 

….“ich bin hier...hörst du mich? Ich werde bei dir bleiben“...einen sanften Kuss auf die Wange hauchte, ehe ich mich erschrocken über mich selbst rasch zurück auf meinen Stuhl sinken ließ und mich dann darauf beschränkte lieber weiterhin mit ihm „Händchen“ zu halten.
 

So verging Stunde um Stunde zähflüssigem Nichtstun s, in der ich zu nichts als untätigem Warten verdammt war...dem Warten darauf, dass er endlich aus diesem Koma ähnlichen Zustand aufwachen würde….aber den Gefallen wollte Eikskild mir partout nicht tun.
 

Anstatt dessen merkte ich, wie ich irgendwann mitten in der Nacht vom eigenen Schlaf übermannt und so vermutlich unbemerkt auf ihn gesunken...plötzlich heftig erschrocken hoch fuhr, etwas hatte mich aus dem Tiefschlaf aufgeweckt...etwas vollkommen unerwartetes.
 

Verwirrt und noch völlig schlaftrunken sah ich mich um...doch ich war wie halb erwartet immer noch gänzlich allein mit Eikskild….
 

….aber dann, dann hörte ich es…
 

...das kehlige schmerzhafte Stöhnen..tief und vibrierend. In einer Tonlage wie ich sie noch niemals zuvor vernommen hatte.
 

Es war als käme es aus dem Boden selbst...ähnlich einem Erdbeben...bis ich gewahrte, dass das eigenartige Grollen von ihm ausging. Eikskild selbst war es, der dieses merkwürdig qualvolle Stöhnen ausstieß, so als würde er tödliche Schmerzen erleiden müssen…
 

Er war definitiv nicht bei Bewusstsein..ich sah es an seinen Pupillen, die sich hinter geschlossenen Lidern im Rhythmus des REM Schlafs..also der Tiefschlafphase ähnlich heftig hin und her bewegten. Der Trapper musste träumen..und zwar sehr intensiv….aber fast sofort stellte sich mir dabei die Frage nach dem WAS?
 

Was in aller Welt war das...was ihn solche schrecklichen Laute ausstoßen ließ...einem waidwunden Tier ähnlich?! Es hörte sich furchtbar an, in mir krampfte sich alles zusammen…inklusive meines Magens...augenblicklich war mir schlecht und ich bekam es regelrecht mit der Angst zu tun.
 

Beim Allmächtigen...das konnte doch nicht nur ein Albtraum sein...nein...es musste etwas sein, das er selbst erlebt hatte.
 

Sein Unterbewusstsein arbeitete in diesem Zustand nämlich gewissermaßen auf Hochtouren...es verarbeitete Dinge, die er bewusst nicht zuließ oder sogar verdrängte..vielleicht sogar Dinge die seine Vergangenheit betrafen, von der er partout nicht mit mir hatte sprechen wollen?!
 

Und dann kam es nur Sekunden später so als wollte es mir meinen üblen Verdacht bestätigen…
 

„KHAZAD...ifridi bekar Kharâm…nê ikrid Rukhsul.

(Zwerge...zu den Waffen Brüder...traue niemals einem Ork)

Ich sehe dich...Azog...komm...ich warte auf dich Schänder...ich fürchte den Tod nicht!“

Ahhh..bei Mahal das Schwert….das Schwert...meine Brust...es durchdringt alles..Fleisch und Knochen...das ist das Ende!“

Vater ich komme...sieh mich an...ich komme…!“
 

Die Stimme die das aussprach war deutlich hörbar in der Stille die sie durchdrang...aber sie wirkte seltsam unnatürlich..so als sei sie weit weit fort....in etwa wie eine tiefe Glocke, deren voll tönend klarer Klang in vibrierend starkem Basston alles um sie herum durchdrang...selbst bis tief unter die Haarwurzeln spürte ich die Gänsehaut; die mich dabei ungewollt überkam.
 

Es dauerte eine ganze Weile bis ich endlich begriffen hatte dass ER es war...der da sprach...es war ohne jeden Zweifel Eikskild...und was kurioseste an der Angelegenheit war zweifellos, dass ich ihn diesmal sogar verstand.
 

Ich wusste nicht ob er wieder in dieser merkwürdig fremdartig kehligen Sprache sprach...ob sie schlicht ins Englische hinüber gewechselt war oder aber ob ich selbst direkt in diesen seltsamen Sog gezogen wurde, der mich mit aller Macht an sich gebunden hielt...ich wusste nur, dass ich dieses mal jedes Wort verstand was er sagte...wirklich jedes…
 

...und wieder überkam mich in seiner Gegenwart jenes merkwürdige Gefühl von Déjà-vu. Da war jene eiskalte Gänsehaut die mir neuerlich und zutiefst entsetzt über den Rücken hinunter fuhr, denn ich wusste, dass ich etwas ähnliches schon einmal gesehen oder besser gehört hatte….vor kurzem in der Banja...als der Trapper und ich das Schwitzbad genommen hatten...da hatte ich ihn so etwas ähnliches schon einmal sagen hören…
 

Und in jenem Augenblick da erkannte ich die Zusammenhänge plötzlich...es ging um Leben und Tod...das was er dort erlebt hatte musste ihn beinahe das Leben gekostet haben. Das war es also...eins seiner vielen Geheimnisse aus der Vergangenheit.
 

Die breite Narbe auf seiner Brust...sie stammte ganz eindeutig von dort, wo auch immer er einst her gekommen war...jetzt...ja jetzt hatte ich es endlich verstanden!“

..zurück under den Lebenden?!

Ja...es ging ohne jeden Zweifel um Leben oder Tod und zwar um...SEINS!
 

An dem Ort, von dem er einst herkam, war er beinahe gestorben und nur das Schicksal oder besser ausgedrückt, der Zufall allein musste ihn davor bewahrt haben…
 

...oder hatte am Ende doch Yokky etwas damit zu tun? War es etwa Yokkys tiefer Freundschaft zu Eikskild zu verdanken gewesen, dass der Trapper immer noch lebte? Dass er das, was er da unwissentlich über sich und damit auch an seiner Vergangenheit preis gegeben hatte, überhaupt überleben konnte?
 

Ich wusste nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, wie es damals zugegangen war und was dort wirklich geschehen sein mochte. Ja ich konnte es lediglich erahnen und doch sagte mir ein unbestimmtes Gefühl tief in meinem Inneren, dass ich der Wahrheit offenbar weitaus näher auf die Spur gekommen sein musste, als ich vielleicht annahm.
 

Aber dabei blieb es auch...bei meinen Vermutungen!
 

Jedenfalls solange, bis irgend einer der beiden Männer, die offensichtlich darin verwickelt gewesen waren, mir etwas darüber sagen wollten und so lange es der Eine nicht tat und der Andere nicht konnte….solange musste ich wohl oder übel weiterhin die „Unwissende“ mimen.
 

Tage vergingen...ja eine ganze Woche, aber der Trapper wollte und wollte einfach nicht aus seinem eigenartig komatösen Zustand aufwachen.
 

Es war fast so, als habe er sich vorsätzlich in diesen merkwürdig und von der Außenwelt gänzlich abgeschotteten „Schutzraum“ tief in seinem Inneren geflüchtet...ohne Bewusstsein...ohne Verstand, so als würde er sich der Realität absichtlich entziehen wollen...als wäre dies nichts, als ein nicht enden wollender Traum.
 

Ich blieb bei ihm so gut ich konnte, nur wenn mich die Erschöpfung vollständig zu übermannen drohte, ging ich in die kleine Pension und legte mich widerwillig ein paar wenige Stunden hin, um zu schlafen….oder um wenigstens so zu tun. Es gelang mir mehr schlecht als recht, da meine Gedanken ohnehin nur endlos um das eine kreisten...um IHN….um den Mann, den ich liebte.
 

Wenn ich in den letzten Monaten etwas über mich selbst gelernt hatte dann das...es hatte lange gedauert um es zu begreifen oder wirklich wahr haben zu wollen. Ich hatte viel Zeit gebraucht meine eigene Gefühlswelt zu ergründen und sie zu verstehen, daher hatte ich mich dieser schlichten Erkenntnis sehr lange verweigert….aber jetzt war ich mir so sicher, wie noch nie in meinem Leben.
 

Schon aus diesem Grund wollte ich den Moment in dem er bereit war wieder aufzuwachen, um keinen Preis dieser Welt verpassen...und so saß ich in den endlosen Stunden in denen ich wach war, nahezu ununterbrochen an seinem Bett, nur von kurzen „Pinkelpausen“ unterbrochen...und um ab und an einen kleinen Happen zu essen.
 

Ich war übermüdet und Mental völlig am Ende...und wenn ich die sympathische Schwester Luisê nicht gehabt hätte, die ihn betreute und sich dabei wirklich rührend darum bemühte, auch mich immer wieder zu bestärken und aufzubauen, wäre ich sehr wahrscheinlich früher oder später verzweifelt.
 

Denn rein körperlich betrachtet ging es Eikskild längst besser. Die Antibiotika und die Schmerzmittel mit denen die Ärzte ihn aufgrund der Sepsis, bis zum Bereich des Möglichen voll gepumpt hatten, zeigten langsam ihre Wirkung und ließen seinen Genesungsprozess zum Glück durchaus positiv voran schreiten...es ging damit stetig „Bergauf“, eigentlich schon seit dem dritten Tag nach der Operation.
 

Aber das war eben nur die eine Seite der Medaille…denn der Körper allein war nicht alles. Auch das seelische Gleichgewicht wollte wieder hergestellt sein und war daher ebenso ausschlaggebend und wichtig, um wieder ganz gesund zu werden.
 

Doch bei ihm lag im Moment weder Geist noch Körper miteinander im Einklang….deshalb „wollte oder konnte“ Eikskild nicht aufwachen...zuerst musste er wieder in den harmonischen Gleichklang beider Kräfte zurück finden, erst dann würde es ihm gelingen, davon war ich überzeugt.
 

Das war die zugegebenermaßen etwas hoch gegriffene Erkenntnis zu der ich gelangt war. Eine anderweitige und halbwegs logische Erklärung dafür konnte ich nicht finden und so musste sie mir genügen...bis sie mir die Ärzte entweder bestätigen oder gänzlich verwerfen würden.
 

Ich hörte ihn während der gesamten Zeit, in der ich wie ein Schatten meiner Selbst neben seinem Bett saß und darauf wartete, dass er endlich wieder zu sich kommen möge, nur noch ein weiteres Mal diese eigenartige Sprache benutzen.
 

Es war die zweite Nacht nach der OP und ich verstand bei dem merkwürdigen Kauderwelsch, den er erneut und ohne es zu merken an seine Umwelt (in dem Fall schon wieder mich) los ließ….gelinde ausgedrückt...nichts weiter als „Bahnhof“!
 

Diesmal konnte ich tatsächlich kein Wort von dem verstehen, was er sagte...aber es klang beängstigend und äußerst beunruhigend, denn seine Atmung beschleunigte sich auch dieses mal ungewöhnlich heftig und man sah die körperliche fast schon panikartige Reaktion darauf überdeutlich.
 

Es wurde mir nahezu reflexartig klar als ich es sah…
 

Eikskild fürchtete sich offensichtlich vor etwas...aber vor WAS?
 

Oder sollte ich nicht vielleicht doch besser fragen vor WEM? Denn auch das lag durchaus im Bereich des Möglichen!
 

Allein der Umstand, das nicht heraus zu finden und ihm demnach auch nicht helfen zu können, frustrierte mich nur noch mehr, schon weil ich wirklich gerne gewusst hätte, was es damit auf sich haben mochte.
 

Aber immerhin gab es den einen Lichtblick seiner voranschreitenden körperlichen Genesung.
 

Die Medikamente und die sogenannte Zwangsernährung, die er seit knapp zwei Tagen durch allerlei Schläuche und Infusionen erhielt, zeigten erste Fortschritte...wenn auch nur geringe. Dennoch war Eikskild lange nicht mehr so unnatürlich blass und er wirkte auch wieder etwas kräftiger, obwohl er zuvor einiges an seinem Eigengewicht eingebüßt hatte...ein paar Kilos an Muskelmasse war der sonst so gestandene nordische Mann damit schon unfreiwillig los geworden.
 

Der Krankheitszustand zehrte körperlich an ihm..man sah es deutlich, wenn man ihn wie ich gut kannte.
 

Und so machte ich mir weiterhin Sorgen, obwohl ich wusste, dass es ihm bereits viel besser als noch vor einer knappen Woche ging.
 

Schwester Luisê kümmerte sich wirklich vorbildlich um ihn...und auch um mich.
 

Sie sah häufig einfach nur auf ein kurzes Schwätzchen mit mir vorbei, wenn sie auf der Station arbeitete. Das munterte mich wenigstens etwas auf, denn ich fühlte mich einsam..unendlich einsam. Ich hatte nach der ganzen Zeit, in der ich so eng mit jemandem auf einem Fleck zusammen gelebt hatte, wie mit Eikskild, niemanden mehr zum reden und ich vermisste somit nicht nur oh „Wunder“ den ach so brummigen Nordmann, sondern auch meinen Hund.
 

Ja mir fehlte mein Hund und zwar ganz eindeutig. Ich war noch nie solange von meiner über alles geliebten Schäferhündin getrennt gewesen und ich fragte mich wirklich ehrlich darum besorgt, wie es den Hunden in der Eisbären Quarantänestation wohl ergehen mochte? Ob sie denn gut genug versorgt wurden? Ja und ob man wenigstens ab und an nach ihnen sah, damit sie ohne den sonst gewohnten Auslauf nicht ganz verrückt wurden?
 

Und in einem Punkt war ich mir absolut todsicher, dass ich sobald Eiksklid sich wieder einigermaßen erholt hatte, wenigstens meinen eigenen Hund von dort fort holen wollte. Die einzig realistische Einschätzung meines Plans, die mir übrig blieb. Denn alle fünf Hunde von dort weg zu holen, das war schlicht ein Ding der Unmöglichkeit, da ich sie ja schlecht alle in das kleine Zimmerchen meiner Pension zusammen einsperren konnte...und Eikskilds Huskys, das ja auch nicht gewohnt waren.
 

Aber meine Keria war nun mal kein Zwingerhund...und ich wusste, wie sehr sie darunter leiden würde eingesperrt zu sein und so machte mir nicht nur der Gedanke an Eikskilds wackeligen Gesundheitszustand mächtig zu schaffen, (für den ich an sich ja gar nichts konnte) sondern auch noch zu allem Überfluss der an meinen Hund.
 

Na toll, als ob ich nicht schon genug Gewissensbisse deswegen hatte, sie gegen meinen Willen in fremde Hände weg geben zu müssen, dachte ich jetzt auch noch permanent daran, was für ein schreckliches „Frauchen“ ich doch war...ohh Gott mein armer Hund!
 

Ich litt quasi körperlich unter meinem schlechten Gewissen.
 

Zumindest immer dann, wenn ich mir nicht gerade den Kopf darüber zerbrach, wie es mir denn gelingen konnte Eikskild wieder aus diesem desaströsen Zustand heraus zu holen. Das war nämlich mein nächstes Problem...mein Kerl, der da verdammt nochmal keinerlei Anstalten machte, sich endlich wieder unter die „Lebenden“ zu begeben.
 

Wenn doch wenigstens Yokky ab und an mal vorbei käme und sich blicken ließe, damit ich ihm mein sorgenvolles Herz ausschütten konnte...so wie wir es eigentlich ausgemacht hatten. Aber nein, der Hühne von einem Trapper war seit dem Tag, an dem wir Eikskild gemeinsam in s Hospital eingeliefert hatten, nicht wieder auf der Bildfläche erschienen...geschweige denn, per Telefon erreichbar. Von wegen Lalê hatte seine Nummer, ha dass ich nicht lache….wenn unter der keiner erreichbar war, was nützte die einem dann schon?
 

Sehr wahrscheinlich war er voll der Hochzeitsvorbereitungen und seine Svetlana hatte ihn deswegen mal ganz ordentlich ins „Korsett“ geschnürt, worum man Yokky sicherlich nicht beneiden musste. Daher nahm ich es ihm nicht übel, obwohl ich schon etwas ärgerlich darüber war, dass er es nicht mal für nötig befand, wenigstens an sein „bescheidenes“ Smartphone ran zu gehen, wo ich es zwischenzeitlich schon mehrfach versucht hatte ihn zu erreichen.
 

Ich seufzte leise...“ja ja die Frauen, das war ja so was von vorhersehbar“...seine Braut verlangte dem Ärmsten im Augenblick vermutlich so einiges an Geduld und Nerven ab und Hochzeiten waren nun mal nervige Angelegenheiten, das wusste sogar ich, obwohl ich dieses Theater bisher tunlichst vermieden hatte...jedenfalls was mich selbst betraf.
 

Heiraten? Ich? Nein...auf keinen Fall, ganz bestimmt nicht...nie!
 

Also das wusste ich mit ziemlicher Sicherheit und bisher war der Mann der dafür eventuell in Frage gekommen wäre nie ernsthaft zur Debatte gestanden. Ich hatte den richtigen Kandidaten bisher schlicht und ergreifend nicht kennengelernt. Aber um ganz ehrlich zu sein hatte ich in der Beziehung auch nichts vermisst...zumindest bis jetzt!
 

Doch seit ich den Trapper kennen und auch lieben gelernt hatte, war ich mir längst nicht mehr so sicher was ich wirklich wollte….
 

..ein plötzliches Geräusch ließ mich unsanft aus meiner Gedankenwelt aufschrecken und
 

„PLOPP“
 

...zerbarst sie in tausend schillernden Seifenblasen.
 

Ich sah sie vor meinen inneren Augen noch entschweben, da war ich bereits wieder in der Realität angelangt. Es war der Arzt der mich so mitleidslos aus meinem traumähnlichen Halbschlaf gerissen hatte, in dem mir so allerlei wirre Sachen durch den Sinn gegangen waren.
 

Es war ganz eindeutig Svensøn...ich erkennte es an der mir inzwischen vertrauten tiefen und so merkwürdig beruhigenden Stimmlage, wenn er sprach. Das lag wohl daran, dass er auch Notarzt war.
 

Der Mann musste so etwas wie konzentrierte Ruhe, intravenös in sich aufgesogen haben und sie immer nach Bedarf an seine Patienten oder deren Angehörige abgeben können. Denn immer wenn er auftauchte, ging es mir schon sehr viel besser. Ich fühlte mich zuversichtlicher und deutlich entspannter als sonst und dass er in Begleitung von Schwester Luisê in Ekskilds Zimmer auftauchte bedeutete schlicht, dass es offensichtlich Zeit für die tägliche Visite war.
 

Er ließ mich in der Regel bleiben, wo ich mich zum Ausgleich dezent im Hintergrund hielt um ihn und die Schwester nicht bei der Arbeit zu stören.
 

Die letzten Tage hatte er die Medikamentenvergabe und den allgemeinen Zustand des Trappers kontrolliert und die Schwester freundlich aber mit Nachdruck angewiesen, die Verbände regelmäßig zu wechseln….
 

...heute aber war er zu meiner grenzenlosen Überraschung allein aufgetaucht...von Schwester Luisê war weit und breit keine Spur zu entdecken, anstatt dessen sprach er mich fast sofort an, als er mich bemerkte.
 

„Ah Miss Greenleav, mein Gott Sie sind ja immer noch hier, sagen Sie schlafen Sie eigentlich nie? Sie sehen schlecht aus junge Frau. Ich sage Ihnen, Sie brauchen dringend Ruhe. Sie müssten sich meiner Meinung nach mal ordentlich ausschlafen, das ist ein ärztlicher Rat und wenn sie ihn nicht bald befolgen, verordne ich es ihnen mit ärztlichem Nachdruck junge Frau...haben Sie das gehört? Es hilft Eikskild sicher nicht, wenn Sie irgendwann vor Erschöpfung zusammen klappen. Wissen Sie es geht ihm schon deutlich besser, die Wunden beginnen langsam ab zu heilen und was das Aufwachen anbelangt...nun ja da müssen wir eben abwarten, bis es soweit ist.“
 

Svensøn machte noch während dieser Worte Anstalten Eikskilds Verbände zu kontrollieren, die Geräte zu überprüfen und nachzusehen, ob mit den Infusionen noch alles in Ordnung war, dann wollte er wieder gehen...doch ich hielt ihn noch zurück.
 

Ich wagte es, ihn mit spürbar klopfendem Herzen noch einmal genauer danach zu fragen, was er mir bereits im Helikopter anvertraut hatte. Es ging mir dabei einzig und allein, um die Angelegenheit mit den schlimmen Verletzungen, die der Trapper vor Jahren davon getragen hatte und von Svensøn behandelt worden waren.
 

Es war mir wieder eingefallen, als ich bemerkte wie der Blick des Arztes, wie zufällig für einen Moment lang nachdenklich zu dieser Stelle geschweift war, die jetzt unsichtbar unter dem sauberen Hemd verborgen lag, das sie ihm zwischenzeitlich angezogen hatten.
 

„Dr. Svensøn...bitte ich muss es wissen, können Sie mir nicht sagen, was damals vorgefallen ist und wie schlimm es um ihn stand? Ich..ich meine, was für eine Art von Verletzung er davon getragen hatte? Es stimmt doch, dass Sie und Ihr Team ihn damals eingeliefert bekamen oder? Ich bitte Sie, ich..ich habe ihn zufällig davon sprechen gehört, aber es waren nichts als einige vage Fragmente und es beschäftigt mich...ich habe Angst, dass ihn dies noch immer verfolgen könnte, was immer es auch gewesen sein mag.“
 

Svensøn sah mich kurz an...ich merkte dass er überlegte doch dann nickte er…
 

"Ich glaube nicht, dass sie sich Sorgen um ihn machen müssen...die alten Wunden sind lange verheilt...zumindest körperlich gesehen. Aber ich muss zugeben, dass es merkwürdige Umstände waren als ich ihn damals auf den OP Tisch bekam. Das ist jetzt inzwischen viele Jahre her und ich war selbst noch ein ganz junger Arzt...ich hatte die Chirurgie gerade erst als Chefchirurg von meinem Vorgänger übernommen, der kein anderer als mein eigener Vater war und mir zum Glück mit seiner altgedienten Erfahrung zur Seite stand.
 

Eikskild sah schrecklich aus...er war schon halb tot...als sie ihn mir auf den OP Tisch wuchteten. Der andere hatte ihn zu uns ins Hospital gebracht...sein Freund Yokky. Es war mitten im Winter gewesen, ein übler Schneesturm tobte und keiner der Einwohner kannte sie, noch wussten wir, woher sie so plötzlich gekommen waren? Sie beide trugen seltsam altertümliche, aber aufwendig verarbeitete Kleidung am Leib, solche wie diese hatte ich noch nie zuvor gesehen und der dunkelhaarige Riese sprach eine Sprache, die wir nicht mal im Ansatz verstanden.
 

Wir dachten erst, sie wären vielleicht so etwas wie „Zigeuner“ oder ähnliches...aber die gab es in Norwegen schlicht nicht. Auch Sami konnten sie nicht sein, denn dafür entsprachen beide von ihrer ethnischen Erscheinung her nicht genug dem Bild, das wir in der Regel von unseren eigenen Ureinwohnern haben.
 

Yokky lernte unsere Sprache erst viel später, ebenso wie Eikskild...keiner von uns weiß bis heute, wo die beiden her gekommen sind, noch wo sie vorher gelebt haben, sie haben nie wieder davon gesprochen. Ich weiß nur, dass Eikskilds Verwundungen ganz eindeutig von altertümlichen Waffen her rühren mussten, mein Vater war damals völlig aus dem Häuschen, als er es bemerkte.
 

Die Wunde auf seiner Brust muss eine Schwertklinge oder ähnliches gerissen haben, denn sie hatte sein Brustbein und die Lunge komplett durchbohrt. Es ist einer guten Portion an Glück und einzig und allein dem chirurgischen Geschick meines Vaters zu verdanken, dass er heute noch am Leben ist.
 

Aber es war längst nicht alles, was uns an den merkwürdigen Umständen seines Auftauchens verwunderte und beunruhigte...ich sagte Ihnen ja bereits, dass ich ihn schon einmal auf dem Tisch liegen hatte Lyria und ich weiß auch nicht, wie nahe Sie beide sich schon gekommen sein mögen...aber ich werde ihnen jetzt etwas wichtiges anvertrauen...etwas, dass ich bisher noch niemandem gesagt habe.
 

Eikskild s Statur unterscheidet sich von allem, was ich jemals an anatomischen Besonderheiten gesehen habe. Ich will damit sagen, dass sie mit denen von gewöhnlichen Menschen keinerlei Ähnlichkeit besitzen. Eikskilds geringe Größe ist es nicht allein...seine Proportionen stimmen so gesehen nicht mit dem anderer Menschen überein, sein Schwerpunkt liegt viel tiefer...die kurzen Beine im Verhältnis zu Hüfte und Oberkörper habe ich so noch bei niemandem außer ihm gesehen.
 

DAS ist es, was mich beschäftigt...mehr denn je, da ich ihn wieder einmal auf dem Tisch liegen hatte.
 

Ich kann verstehen, dass Sie das beunruhigt, das würde es mich auch, wenn ich nicht wüsste WER oder besser noch WAS dieser Mann ist, mit dem ich es zu tun habe und dass er ein Geheimnis besitzt, nun das vermute wohl nicht nur ich allein. Ich hoffe für Sie, dass er eines Tages gewillt ist es ihnen zu offenbaren...schon der starken Gefühle wegen, die Sie für ihn hegen...und wenn ich mich nicht ganz irre, er wohl auch für Sie Lyria.
 

Bitte sagen Sie niemandem, was ich Ihnen anvertraut habe, denn es würde Eikskild mehr schaden als dass es nützt. Ich weiß nicht was oder wer er ist, aber ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass der Trapper irgendwelchen unangenehmen Fragen ausgesetzt wird, wenn er wieder aufwachen sollte. Er ist ganz gleich was seine ethnische Herkunft anbelangt, ein anständiger und mutiger Mann...wir alle schätzen seine Ehrlichkeit und seine Standhaftigkeit. Andere hätten schon längst aufgegeben, was er dort alles an Strapazen auf Barentsøya auf sich nimmt, nur um zu überleben.
 

Das ist meiner Meinung nach schon eine gewisse Hochachtung wert...meinen Sie nicht auch?!“
 

Svensøn verstummte mit einem mal so rasch, wie er angesetzt hatte und ich sah den aufmerksamen Blick, mit dem er Eikskild noch einmal musterte, ehe er ihn ab und in meine Richtung wendete.
 

Erst da fiel es mir selbst wie Schuppen von den Augen. Oh mein Gott, der Arzt hatte völlig recht...es war mir bisher nie aufgefallen oder wenn, dann hatte ich es lediglich mit einem eher unterschwelligen Gefühl registriert, dass mich irgend etwas störte, aber ich wusste nicht was.
 

Eikskild s Körpermaße entsprachen tatsächlich nicht dem eines gewöhnlichen Mannes...das hätte ich eigentlich schon viel früher erkennen müssen. Aber ich hatte es nicht bemerkt und viel mehr noch beschäftigte mich jetzt die Frage, was das wohl zu bedeuten hatte?
 

„Ich verspreche es Ihnen Dr. Svensøn...ich werde niemandem ein Sterbenswort von dem sagen, was sie mir da eben anvertraut haben. Hilfe, ich bin doch nicht verrückt, dem Mann absichtlich Schaden zu fügen zu wollen, den ich liebe. Also da können Sie getrost versichert sein, dass ich das ganz sicher nicht tun werde!
 

Sie haben mein Ehrenwort darauf!“ Ich sah dem Arzt fest in die Augen, als ich ihm das antwortete und merkte, dass sein Blick einen Moment lang prüfend auf meinem Ruhte, dann lächelte er plötzlich und nickte.
 

„Gut das freut mich, ich werde jetzt gehen. Die anderen Patienten warten noch auf ihre Visite, wir sehen uns, geben Sie derweil gut auf ihn acht...bis später!“
 

Mit diesen Worten, war er so fix zur Türe hinaus verschwunden, dass ich ihm kaum noch ein hastiges..“bis später“..hinter her murmeln konnte, da war ich schon wieder mit Eiskild allein.
 

Ein seltsames Gefühl überkam mich als ich ihn ansah...so unter all den Schläuchen begraben.
 

WER in aller Welt war dieser Mann, der mein Herz für sich erobert hatte? Ich fragte mich verwirrt, weshalb ich so wenig über ihn wusste und das, wo wir doch so viel Zeit auf engstem Raum miteinander verbracht hatten.
 

Ich stand wie von einem inneren Impuls getrieben langsam von meinem Stuhl auf und beugte mich sachte vor, wo ich ihm im Anschluss daran einen zarten Kuss auf den Mund gab.
 

Als ich mich von ihm löste, flüsterte ich atemlos und kaum hörbar…
 

„Bitte, wach endlich auf. Komm zurück zu mir, ich warte auf dich. Bitte Eikskild, es ist mir völlig gleich, wer oder was auch immer du sein magst. Ich liebe dich, so wie du bist und von wo du auch immer her gekommen sein solltest?!
 

Es spielt keine Rolle mehr.
 

Jedenfalls nicht für mich!
 

Ich hätte es niemals geglaubt, aber du bist zum absolut wichtigsten Grund in meinem Leben geworden, für den es sich lohnt zu kämpfen.
 

Also bitte...kämpfe für dich Liebster...und vielleicht auch ein wenig für mich?!
 

Hörst du...gib nicht auf, denn da wartet jemand auf dich!“
 

Mit diesen Worten löste ich mich leise seufzend von ihm und wollte mich schon umwenden, damit ich mich wieder zurück an sein Bett setzen konnte.
 

Da hörte ich es plötzlich…leise und kaum vernehmlich...aber es war dennoch da!
 

..“du...du sein ja noch hier?
 

L Y R I A ..H?“
 

Schlagartig fuhr ich halb herum als ich gewahrte, was ich da eben in aller Deutlichkeit vernommen hatte. Die gesprochenen Worte hatten brüchig und noch sehr zögerlich geklungen, aber ich erkannte das warme Timbre sofort...die sie ausgestoßen hatte..
 

...es war sein s...Eikskild s!
 

Demnach war er wach...ENDLICH…lange genug hatte es gedauert.
 

Innerlich fielen mir so tonnenweise die Steine vom Herzen. Ich war in diesem Augenblick mehr als froh seine Stimme zu hören, es gab für mich nichts schöneres.
 

„Ähhmm...wo..wo sollte ich deiner Meinung nach denn sonst sein, wenn nicht hier bei dir?“
 

Antwortete ich ihm somit langsam, wobei ich mich gleichzeitig zu ihm herum drehte...und tatsächlich sah ich einen Moment später seit einer gefühlt unendlichen Zeit zum ersten mal wieder in dieses eindrücklich blaue Augenpaar, das mich seinerseits verwirrt und ein wenig überrascht anstarrte.
 

„Ich haben denken du sein lange fort. Du haben mich herbringen in diese Hospital und dann du gehen. Was halten dich hier?“
 

Konnte ich ihn somit verstandesmäßig noch immer etwas...“vernebelt“ wirkend vernehmen, auch da er gerade erst wieder zu sich gekommen war.
 

„Na du kannst einem vielleicht Fragen stellen Mann? Glaubst du allen ernstes, ich gebe so schnell klein bei? Ich lasse niemandem im Stich, wenn es hart auf hart kommt...und du bist mir alles aber ganz sicher nicht egal. Ich denke das solltest du mittlerweile verstanden haben.
 

Ich..ich mag dich Eikskild...du...du bist mein Freund, ja mein Lebensretter. Was für ein Mensch wäre ich also, wenn ich dich hier einfach zurück zu lassen würde? Du bedeutest mir doch etwas...und noch etwas, seine Freunde lässt man nicht im Stich. Yokky war auch hier und hat mir geholfen, er sieht das denke ich ganz genauso!“
 

Der Trapper sah mich forschend an….
 

„N u r...Freundschaft, sein das wirklich alles, was du für mich empfinden? Oh nun ja, dafür sein du aber verdammt hartnäckig Lyria?!“
 

Konnte ich ihn mir etwas gedehnt und betont nüchtern antworten hören, wobei ich genau wusste, worauf er jetzt im eigentlichen Sinne anspielte...vermutlich schon allein deshalb, weil er meine Worte gehört haben musste, die ich ihm sagte, kurz bevor er mich auf sich aufmerksam gemacht hatte…er wusste es.
 

Ich merkte noch im selben Augenblick, wie ich angesichts dieser Erkenntnis dunkelrot anlief.
 

„Elender Mistkerl, du weißt denke ich SEHR genau, dass das wohl NICHT der einzige Grund ist, weshalb ich noch hier bin...Herr Trapper!“ Konterte ich daraufhin merklich betreten, wobei ich ihm jedoch kaum in die Augen blicken konnte.
 

Eikskild sah mich indessen durchdringend an, so als wollte er mich vollständig durchleuchten.
 

„Ach nein...sein das wirklich nicht der einzige Grund?“ Kam es schließlich abermals in absichtlich unbeteiligter Tonlage von ihm, so dass ich unwillkürlich nach Luft schnappen musste...dieser durchtriebene Schuft, er legte es tatsächlich darauf an.
 

„Du willst es hören, hab ich recht?“
 

Entgegnete ich ihm demnach trocken und entsprechend kurz angebunden, woraufhin ich ihn beinahe wie erwartet nicken sah. Er wirkte entschlossen und so erfolgte dann auch die äußerst nachdrückliche Antwort in meine Richtung.
 

„Ja, ich wollen es endlich hören und zwar aus deinem Mund Lyria!“
 

War in diesem Fall also die ehrliche, wie denkbar einfache Antwort darauf.
 

„Ich bin noch hier weil...weil…?“
 

Ich kam einfach nicht mehr weiter, die Worte wollten nicht mehr aus meiner Kehle heraus, ganz gleich wie sehr ich sie auch heraus zu würgen versuchte, steckten sie fest...wie eine Maus in der Mausefalle.
 

„...weil du mich lieben...das sein der Grund!
 

Ich müssen gestehen, dass ich dich eben haben sprechen hören, bei dem was du zu mir sagen. Aber ich...ich wollten es endlich aufrichtig und ehrlich von dir hören.“
 

Half er mir schließlich abermals entsprechend trocken auf die Sprünge.
 

Ich sah ihn an und nickte dann mit einem äußerst verlegenen Grinsen.
 

„So ist es wohl, ich befürchte dass, genau das der Grund ist, weshalb ich immer noch hier bin?!“ Kommentierte ich es schließlich entsprechend unsicher.
 

Ich sah ihn daraufhin lächeln. Es war eins dieser seltenen, eins jener spontanen und ungemein anziehenden Lächeln, die sein ganzes Gesicht erstrahlen ließen, bis hin zu seinen Augen. Ja es war eins dieser absolut atemberaubenden Lächeln, die ich so sehr an ihm liebte.
 

„Aber das wissen ich doch längst“ Hörte ich ihn mir im Anschluss daran leise und sehr sanft antworten.
 

„Ach ja? Du wusstest das also…? Na da wusstest du ja mehr als ich!“
 

Gab ich ihm leicht sarkastisch zu Antwort, woraufhin ich ihn abermals breit grinsen sah. Eikskild wirkte ungemein zufrieden mit sich und der Welt...so als wäre endlich eine lange erhofft und erwartete gute Nachricht für ihn eingetroffen. Und in diesem Sinne war es das auch, denn ich hatte es ihm gegenüber endlich offen zugegeben.
 

Indem spürte ich bereits wie seine Hand spontan nach der Knopfleiste meiner Bluse griff und er mich im Anschluss daran überraschend energisch zu sich heran zog...zumindest für seinen noch immer etwas desolaten Zustand gesehen.
 

Aber noch ehe ich irgendwie reagieren konnte, sah ich ihn immer näher kommen und nur einen Augenblick später fühlte ich bereits die raue Wärme seiner Lippen auf meinen...der unerwartet zarte und doch so ungleich fordernde Kuss, der darauf erfolgte brachte mich nahezu augenblicklich vollständig aus dem Gleichgewicht.
 

Ich merkte nur noch, wie ich meine Augen schloss, wie meine Hände sich zärtlich zu beiden Seiten unter seinen Kopf schoben und sich dabei verlangend in sein schwarzes Haar gruben, während ich es einfach geschehen ließ und das ohne mich wie üblich zu kontrollieren, ohne mich ständig einen Narren zu heißen, für das was ich da mit ihm tun wollte.
 

Nein, ich ließ es dieses Gefühl einfach zu und es fühlte sich verdammt gut an. Es war das Beste, das ich jemals in meinem Leben erlebt hatte. Dieser spontane Kuss von ihm, den ich mit der selben zärtlichen Hingabe an ihn erwiderte, wie er sie mir ohne darüber nachzudenken schenkte.
 

Es war eine Art von Hingabe, die mich vor mir selbst erschreckte, denn normalerweise war ich nicht spontan. Normalerweise war ich jemand der gerne alles im Griff hatte, der alles um sich herum kontrollieren wollte...der eine gewisse Sicherheit benötigte…
 

...und ich warf es in diesem Augenblick vollständig über Bord...und zwar für ihn...für Eikskild, den Mann den ich von ganzem Herzen liebte!
 

Als er sich wieder von mir löste, sah ich ihn an, als wäre ich betrunken. Sämtliche Glückshormone hatten mein Gehirn komplett Reiz überflutet angesichts der überbordenden Gefühle, die ich in seiner Gegenwart verspürte.
 

Was das anbelangte, bemerkte ich nicht einmal mehr im Ansatz, dass ich ihm antwortete...ja ich wusste hinterher schlicht nicht einmal mehr, was ich ihm darauf gesagt hatte.
 

„Ich bin noch hier, weil ich dich liebe...Eikskild!“
 

Mehr war es wohl nicht, was da so unreflektiert über meine Lippen gesprudelt kam. Aber es genügte ihm offensichtlich, denn ich sah ihn lächeln….und das zudem merklich amüsiert.
 

„Das war es, was ich von dir haben hören wollen Lyria. Jetzt sein ich zufrieden, denn jetzt wissen ich es ganz sicher.“
 

Antwortete er mir schließlich leise, als wir beide schon der Vernunft wegen wieder voneinander ab ließen...wenn auch nur äußerst widerwillig, wobei ich wirklich alle Mühe hatte, mich und meine derart durcheinander gewürfelte Gefühlswelt wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen und er seinen frisch wiederhergestellten Geisteszustand zu wahren, was für uns beide zumindest im Augenblick eine nicht zu unterschätzenden Herausforderung darstellte.
 

Ich lächelte ihn an...“ach ja wirklich nur das? Oder kommt da etwa noch mehr?“ Hakte ich daraufhin ein wenig zögerlich und verwirrt nach.
 

Eikslkild sah mich überraschend ernst an….“nein das sein alles, das genügen doch oder etwa nicht?“ Entgegnete er mir nur eine Sekunde später im vollen Brustton der Überzeugung.
 

„Vorerst du elender Schuft von einem Trapper! Mein Gott, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es dir wieder besser geht. Du hast ja keine Ahnung, was für Ängste ich deinetwegen ausgestanden habe!“ Grollte ich ihm daraufhin entsprechend verlegen entgegen.
 

Er sah mir lange und intensiv in die Augen…
 

„Oh doch, das wissen ich sehr genau. Ich können es spüren und das sein das schönste Geschenk, was du mir hätten je machen können, denn du sein bei mir geblieben, auch als es schlimm um mich gestanden haben und dafür wollen ich dir von Herzen danken Lyria!
 

Ich wissen, dass du mich wirklich aufrichtig lieben, denn ein andere Frau hätten das bestimmt nicht für mich auf sich nehmen!"

WAS zum Geier ist ein...Azog?

Ich starrte ihn völlig verblüfft an, als ich ihn das zu mir sagen hörte.
 

„Eikskild..ich..ich...ach sag so etwas nicht, hörst du? Sicher hätte das jeder für dich getan. Es war doch nichts besonderes...ich will nicht, dass du so etwas denkst. Ich mag dich wirklich sehr gern, das ist richtig, aber deshalb habe ich es nicht getan. Ich habe es getan, weil es richtig und notwendig gewesen ist. Du wärst mit Sicherheit gestorben, wenn ich dich nicht hier her gebracht hätte.
 

Das ist es was zählt, alles andere ist unwichtig.“
 

Versuchte ich fast sofort danach energisch abzuwiegeln, um mir meine offenkundige Verlegenheit hoffentlich nicht auch noch anmerken zu lassen, die seine Worte bei mir hervor gerufen hatten. Natürlich freuten sie mich...ich fühlte es ja auch...aber es war trotzdem ein seltsames Gefühl, an das ich mich wohl erst noch gewöhnen musste. Vor allem, dass ich ihm offen gestanden hatte, was ich für ihn empfand….denn so war das eigentlich nicht geplant gewesen, jedenfalls nicht gleich so Hals über Kopf und planlos, wie es jetzt letzten Endes geschehen war.
 

„Das sehen du vielleicht so Lyria. Ich aber sehen es mit den Augen von meine eigene Volk und das, sein sehr traditionsgebunden, was das anbelangen.“ Antwortete er mir daraufhin prompt und dazu ungewöhnlich ernsthaft.
 

„Dein Volk? Ach was...na da bin ich aber sehr erstaunt und bei welcher ethnischen Gruppierung möchtest du dich da denn bitte schön angesiedelt sehen Herr Eikskild? Etwa bei der, der modernen Wikinger...vielleicht, oder doch lieber als einer der Nordmänner, zu denen beispielsweise auch die „Samen“ zählen?!“
 

Fragte ich ihn mit leicht skeptisch zusammen gezogenen Brauen, wobei sich meine Stimme etwas hob und einen gewissen Hauch von Sarkasmus im Unterton nicht mehr verhindern konnte.
 

Er schüttelte jedoch sofort energisch den Kopf.
 

“Nein, das meinen ich nicht, ich meinten keins dieser Völker. Ich gehen in deinen Augen höchstwahrscheinlich sogar als Norweger durch, als einer der hier einheimischen Männer...aber ich sagen dir, dass ich das nicht sein!“ Entgegnete er mir ungewöhnlich nachdrücklich, aber gleichsam einsilbig, so dass ich mir selber zusammen reinen konnte, was der Herr Trapper damit jetzt wohl wieder gemeint haben könnte?!
 

„So und WAS bist du bitte schön dann, wenn du KEIN Norweger bist Eikskild?“
 

Hakte ich indessen ehrlich verblüfft und ebenso neugierig nach, obwohl ich schon so einiges ahnte. Denn, dass dieser Mann ein Geheimnis hatte, wusste ich ja schon eine ganze Weile. Nur welches? Das galt es herauszufinden und dass es etwas damit zu tun hatte, von woher er eines schönen Tages gekommen war, lag wohl auf der Hand.
 

„Das können ich dir nicht sagen Lyria...noch nicht, aber ich werden es tun, wenn die Zeit dafür reif sein. Noch sein es nicht soweit und ich möchten dich bitten, mich bis dahin nicht wieder danach zu fragen.“
 

War die knappe und spürbar unbehagliche Antwort seinerseits, die mir eines sofort klar machte und zwar, dass ich nicht weiter nachzuhaken brauchte. Er würde es mir nicht sagen, ganz gleich wie sehr ich ihn auch darum bitten würde.
 

„Ach...nein...ist dieses Land wo du her kommst, etwa das, was dich diese absolut merkwürdig bekloppte Sprache sprechen lässt, die kein normaler Mensch verstehen kann?“ Fuhr es mir daraufhin unvermittelt zynisch und säuerlich heraus...obwohl ich es eigentlich hatte schlucken wollen.
 

Eikskild reagierte jedoch prompt, denn ich sah ihn mir daraufhin ehrlich erschrocken entgegen starren.
 

„Kein Mensch von hier können sie verstehen, das sein richtig, aber mein Sprache als irrsinnig zu bezeichnen, sein nicht sehr nett Lyria.“ Setzte er entsprechend nachdrücklich an, doch ich machte eine ungeduldige Bewegung mit der Hand, wobei ich ihn kurzerhand unterbrach.
 

„Ach aber Yokky versteht sie...warum? Sag mir Trapper, weshalb er dich verstehen kann?“ Fuhr ich ihn weiterhin erregt an, denn es behagte mir nicht sonderlich, immer nur mit „Halbwahrheiten“ abgespeist zu werden.
 

„Er kommen aus dem selben Land wie ich Lyria..wie auch Kili und Fili mein beiden Neffen. Es sein eins, das sehr, sehr weit fort von hier liegen...und nein, wir sein alle kein Norweger, wenn wir vielleicht auch so wirken mögen.“ Setzte er seine wenig zufriedenstellenden und spürbar dünnwandigen Erklärungsversuche derweil ungerührt in meine Richtung fort, solange bis ich ihn mit einer neuerlichen und völlig unerwarteten Frage konfrontierte, die ihn gänzlich aus der Fassung zu bringen schien.
 

„Wer oder besser WAS ist dieser AZOG...Eikskild?“
 

Unterbrach ich ihn nämlich ganz plötzlich unvermittelt.
 

Ich hörte ihn fast sofort als ich das gesagt hatte, entsetzt aufstöhnen.
 

„Wo...woher haben du diesen Namen? Lyria..ich wollen es wissen!
 

WOHER?“
 

Er war nahe dran laut zu werden und mich anzuschreien..ich merkte, wie sehr er darum rang, nicht die vollständig die Beherrschung zu verlieren...was sicherlich auch seinem noch immer nicht besonders gutem Zustand geschuldet sein mochte.
 

„Du hast ihn mir selbst verraten, als du im Delirium völlig wirres Zeug von dir gegeben hast. Niemand sonst hat gehört, was du da gesagt hast. Aber ich...ich habe diesen Namen gehört…und ich will wissen, wer das ist und weshalb du dich so entsetzt und angsterfüllt angehört hast, als du ihn aussprachst?!
 

Was hat er dir angetan, dass du diesen Namen mit einer solchen Furcht aussprichst Eikskild?“
 

Meine Stimme war nicht mehr als ein tonloses Flüstern, als ich ihn dies fragte, wobei ich ihn keine Sekunde lang aus den Augen ließ. Ich merkte, dass er mir ausweichen wollte. Ich sah es just in jenem Moment, als er sich innerlich vor mir zurück zog und seinen Blick abwandte.
 

„Ich wollen nicht darüber mit dir reden Lyria..nein viel mehr können ich es dir nicht sagen. Jedenfalls noch nicht und jetzt lassen du mich besser in Ruhe und hören auf mich weiter danach zu fragen. Ich sein erschöpft, du sehen es selbst, ich fühlen mich noch nicht so gut. Ich sein ja gerade erst wieder aufgewacht. Das sein sicher nicht sehr förderlich für mein Genesung, wenn du mich weiter so bedrängen!“
 

Hörte ich ihn mir daraufhin entsprechend brummig und dazu wenig kooperativ entgegen murren, doch auch ich ließ nicht locker zudem war ich ebenfalls leicht angesäuert immer so von ihm „abgespeist“ zu werden, entsprechend trocken erfolgte meine Antwort an ihn.
 

„Das war ja so klar...Mistkerl, so machst du es doch immer, wenn du dich aus der Affäre ziehen und keine vernünftigen Antworten geben willst Herr Trapper. Aber gut sei s drum, ich akzeptiere es und werde dich nicht weiter bedrängen. Wenn du es mir sagen willst, wirst du es schon tun und bis dahin ist die Idee, dich auszuruhen, damit du wieder auf die Beine kommst, sicher nicht die Schlechteste.
 

Immerhin ist in weniger als fünf Wochen die Trauung deines besten Freundes und du solltest als sein Trauzeuge bis dort hin hoffentlich wieder halbwegs auf den Beinen sein. Ich glaube nicht, dass Yokky dich da aus der Pflicht entlässt und es gut fände, wenn er dich zu allem Überfluss auch noch zum Altar tragen müsste Eikskild. Also streng dich an mit dem Gesund werden…denn nicht nur er wünscht sich das, ich wäre daran nämlich auch nicht uninteressiert. Weißt du, deine Hütte wartet auf dich...und damit irgendwie auch auf mich.
 

Zumindest habe ich noch einige meiner Besitztümer in der Eile dort zurück gelassen, die mir gehören und die hätte ich gerne wieder, wenn s denn recht ist...außerdem…
 

Fing ich neuerlich an...doch er unterbrach mich plötzlich überraschend energisch.
 

„Die Hütte...oh Mahal...die Hunde, haben du die Hunde etwa bei meine Hütte zurück gelassen Lyria?“
 

Seine sonst so tiefe warme Stimme nahm augenblicklich einen verzweifelten Unterton an, als er mich das fragte...wobei er mich forschend musterte.
 

„Für was für einen Unmenschen hältst du mich eigentlich Eikskild? Natürlich nicht...aber ich konnte sie auch nicht bei mir behalten, nicht mal Keira, denn ich musste mich anstatt dessen ja in erster Linie um dich kümmern. Aber du kannst unbesorgt sein, sie sind gut in der Quarantäne Station für die Eisbären untergebracht und versorgt worden. Der zuständige Tierarzt hat mir versichert, dass es ihnen dort gut geht und zwar allen...ich hab zwischenzeitlich mal kurz mit ihm telefoniert, schon damit ich es dir sagen kann für den Fall, dass du aufwachen würdest, was du ja inzwischen getan hast Mann.“
 

Kommentierte ich seine Anfrage an mich demnach so gelassen, wie nur möglich. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen um seine Hunde machen musste, denn es war nicht nötig...denen ging es ziemlich gut, deutlich besser als ihm, wenn man das mal so banal ausdrücken wollte.
 

Eikskild sah mich einen Moment später ganz direkt an, an in seinem Blick lag tiefe und aufrichtig empfundene Dankbarkeit...ich sah es in dem jetzt sehr weich und warm wirkenden tiefen Blau seiner Augen.
 

„Das haben du wirklich sehr gut gemacht Lyria...du haben ja kein Ahnung, wie glücklich du mich damit machen, mein Hunde sein lange Zeit mein Familie gewesen...alles was ich haben..
 

Er brach ab, ich merkte, wie seine Stimme brüchig wurde..und der Trapper nach Worten suchte.
 

„Ach das weiß ich doch, schon daher habe ich es getan..für dich...ich habe fest gestellt, dass ich für dich zwischenzeitlich deutlich weiter gehen würde, als ich mir es hätte jemals vorstellen können...und du weißt vermutlich auch warum?!“
 

Versuchte ich somit hastig abzulenken, wobei ich ihm meine Hand spontan auf den Arm legte und ihn sanft drückte. Es sollte zuversichtlich wirken und ihm meine Zuneigung bekunden, was seine Wirkung offenbar nicht verfehlte, denn er sah mich an und sagte dann mit ruhiger und ungewöhnlich nachdrücklicher Stimmlage.
 

„Weil du mich lieben..ja ich wissen es und es sein ein wunderbares Gefühl Lyria. Ich ähhmm..mögen es sehr. Du müssen wissen, ich haben noch niemals solche starken Empfindungen für eine Frau gehabt, wie für dich. Du sein die erste Frau in meine Leben, bei der ich es so fühlen können…
 

...aber…?!“
 

Er wollte weiter sprechen, doch ich hielt ihn mit sanftem Nachdruck davon ab...weil der Drang ihn für diese unvergleichlich schönen Worte küssen zu wollen, übermächtig in mir aufbegehrte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals...ich spürte sie...diese leidenschaftliche Hitze in meinem Blut. Ja ich wusste, wie es ihm im Augenblick erging, denn ich liebte ihn ebenso sehr. Am Liebsten hätte ich mich ihm an den Hals geworfen, aber das tat eine wohlerzogene Frau wie ich nicht und außerdem ging es ihm ja noch nicht so besonders, daher wäre diese Aktion vermutlich eher kontraproduktiv gewesen…also ließ ich es sein und versuchte mich anstatt dessen zur Selbstbeherrschung zu zwingen.
 

Ihn aber nochmals küssen...das konnte ich und das tat ich im Anschluss daran auch…ohne darüber nachzudenken, ich tat es einfach so...zärtlich und mit der selben bedingungslosen Hingabe wie vorhin schon einmal. Wir sahen uns an...jeder von uns beiden wusste es...jeder von uns beiden verstand, was im Anderen vor sich gehen musste...es war das schönste und aufregendste Gefühl von alle dem, was ich jemals gefühlt hatte.
 

Die Vielzahl an bunten Schmetterlingen in meinem Bauch begannen zu fliegen...das war das Wunderbarste überhaupt. Der zarte Faden einer wirklich echten körperlichen Zärtlichkeit war zwischen uns geknüpft worden. Was weiter folgen würde, überließen wir getrost und gerne dem Zufall...oder besser ausgedrückt dem Schicksal?
 

Wie auch immer man es nennen mochte, war es so ziemlich das Grandioseste überhaupt, dass einem im Leben widerfahren konnte. Die eine Liebe zu finden, die einen wahrhaftig und gänzlich die Bodenhaftung unter den Füßen nahm….die einen im wahrsten Sinne des Wortes „abheben“ ließ!
 

Das gab es nicht sehr oft und bei mir noch nie zuvor in der Art intensiven Ausprägung wie bei ihm. Ich war wie von Sinnen…meine Gefühlswelt hatte mich quasi ohne Zwischenstopp in den siebten Himmel katapultiert und das vor allem ohne, dass ich es selbst merkte….es kostete mich daher wirklich einiges an Beherrschung mich wieder von ihm zu lösen.
 

Das beiderseits atemlose Keuchen mit dem wir nur einige Sekunden später nach Luft zu schnappen versuchten..ließ uns unvermittelt lachen…
 

„Hmmm wollen du absichtlich riskieren, dass ich auch noch eine Herzinfarkt bekommen, dann sollten du das was du da eben tun haben nochmal wiederholen?!“ Hörte ich ihn mir mit einem entsprechend amüsierten Grinsen entgegen halten, als er mich ein Stück von sich fort schob und mich forschend ansah.
 

Ich lächelte ihn an, küsste ihn zart auf die Stirn und hielt im Anschluss daran sanft dagegen.
 

„Mitnichten, also das würde ich um keinen Preis der Welt riskieren wollen Herr Trapper, in dem Fall wirst du dich ab jetzt wohl mit weniger intensiven „Zuneigungsbezeugungen“ zufrieden geben müssen mein Lieber.“
 

War die entsprechende Antwort die er darauf von mir erhielt. Ich konnte ihn leise lachen hören, ehe er mir etwas entgegnete.
 

„Das haben ich mir fast denken...schade, es haben mir nämlich sehr gefallen, aber wir sollten es besser nicht übertreiben?!“
 

Da hast du wohl recht!“ Konterte ich knapp, wobei ich ihn aufmerksam musterte...er wirkte noch immer leicht blass..aber deutlich gefestigter als bisher...etwas das mich innerlich erleichtert aufatmen ließ.
 

Eikskild beobachtete mich ich sah wie sich sein dunklen Brauen mit einem mal leicht in Richtung seines Nasenrückens schoben..eine Geste die er immer dann machte wenn er über etwas nachdachte...indem kam es auch schon ziemlich überraschend, wie nachdrücklich aus ihm heraus gesprudelt.
 

„Lyria...du hören mir zu...ich haben eben über etwas nachdenken. Wir haben doch eben über die Hunde sprechen und ich finden, du sollten wenigstens deine Hund von der Station weg holen. Mir gehen es schon viel besser, du müssen kein Angst mehr haben, dass du mich verlieren werden und Keria sein keine Zwinger Hund. Sie leiden noch viel mehr als mein Hunde das tun...du sollten sie zu dir holen. Am Besten sobald es dir möglich sein...werden du mir das versprechen?!“
 

Er sah mich an und ich spürte wie seine Hand spontan und überraschend kräftigem Druck nach meiner griff wo sie mich fest hielt..sein Blick war dabei eindringlich auf mich gerichtet.
 

„Wenn...wenn du sagst, dass es möglich ist Eikskild? Da..dann werde ich sie zurück holen. Aber was ist solange mit deinen Huskys?“ Stotterte ich ihm während dessen entsprechend verwirrt entgegen.
 

Eikskild seufzte leise.
 

„Was sollen mit ihnen sein, die werden es überleben. Wir sie zurück holen werden, wenn es mir wieder gut gehen und wir in mein Hütte zurück kehren, bis dahin sein sie dort sehr gut aufgehoben. Ich sorgen mich nicht mehr sehr um sie...sie es warm haben und sie bekommen sicher eine gute Futter...was also wollen ich mehr?
 

Im Augenblick es ihnen vermutlich besser gehen als mir…?!“ Konnte ich ihn mir daraufhin überraschend belustigt entgegen brummen hören.
 

„Hrrrrmmmm...!“
 

Ein leises aber kräftiges Räuspern ließ uns überrascht aufblicken...und unsere vertrauliche „Händchen halte Position“ kurzzeitig unterbrechen, indem wir hastig erschrocken auseinander fuhren.
 

Eikskild ließ meine Hand impulsartig los...zog sie aber nicht zurück, sondern ließ sie locker neben meiner liegen. Er wollte sich nicht verstecken, also tat ich es auch nicht…wenn wir schon zueinander stehen wollten, dann auch in der letzten Konsequenz.
 

Es war (natürlich) Luisê...Eikskilds nette Pflegerin, die mit einem überrascht erfreuten Lächeln, ein paar der üblichen belegten Sandwiches für mich und eigentlich einen neuen Infusion s Beutel für Eikskild im Gepäck hatte.
 

Aber als sie ihn endlich wach und so offenkundig „putzmunter“ vorfand, wirkte sie tatsächlich kurz verblüfft...schien sich dann aber ehrlich darüber zu freuen, dass er aufgewacht war.
 

„So einen schönen guten Morgen Herr Eikskild. Na endlich wieder unter den Lebenden? Das wurde ja auch langsam Zeit! Du hast es ihr nicht gerade leicht gemacht. Also noch länger hätte es nicht mehr dauern dürfen, ehe sie dir an deinem Bett vor Übermüdung zusammen gebrochen wäre...mein Lieber.
 

Wie geht es dir?!“

...wenn das Herz spricht

Ich würden sagen, den Umständen entsprechend Schwester Luisê!“
 

Konnte ich ihn ihr innerhalb des Bruchteils einer Sekunde erwartungsgemäß brummig antworten hören, wobei sich seine dunklen Brauen kurz in Richtung seines Nasenrückens zogen und ihn nicht unbedingt besonders erfreut wirken ließen. Doch als ihm die Schwester ein aufmunterndes Grinsen schenkte, hoben sie sich in ihre ursprüngliche Position zurück und förderten sogar ein kurzes, wie ebenso unerwartetes Lächeln zutage.
 

„Das wird schon wieder Ekskild, du hast wirklich großes Glück gehabt, dass Lyria so umsichtig und mutig gehandelt hat und dich kurzerhand vom Luftrettungspersonal in die Klinik verfrachten ließ. Ohne sie wäre dieses Abenteuer vermutlich weitaus weniger schön verlaufen...dafür kannst du dich gerne bei ihr bedanken. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Ließ die Krankenschwester abermals gutgelaunt verlauten, wobei sie mit einigen energischen Schritten an sein Bett heran trat und beinahe schon demonstrativ damit begann, die Instrumente, sowie sämtliche Infusionsnadeln und Schläuche zu überprüfen, mit denen der dunkelhaarige Nordmann ja noch immer unfreiwillig „gespickt“ worden war und das übrigens ohne noch einen eventuellen Gegenprotest von ihm abzuwarten, der prompt einen Augenblick später erfolgte.
 

„Das wissen ich selber, aber danke, dass du mich noch einmal extra drauf hinweisen...ich hätten es ja vielleicht vergessen können? Ich sein froh, solch umsichtige Pflege zu bekommen Schwester Luisê, du müssen mich seit letztem Mal wirklich sehr vermisst haben, oder sehen ich das falsch?“ Konnten wir ihn beide abermals entsprechend unwirsch in ihre Richtung grollen hören, wobei sich seine markanten Züge erneut verfinsterten.
 

Doch sein grimmiges Gesicht entlockte ihr lediglich ein spontanes, wie ebenso amüsiertes Lachen...seine zwischenzeitlich nicht zu übersehende Gewittermine schien sie ansonsten nicht weiter zu beeindrucken.
 

„Sicher du brummiger Kerl von einem Trapper und wie ich dich vermisst habe, ich kann dir gar nicht sagen wie! Solche ungemein grantigen Mannsbilder wie dich, verputze ich normalerweise locker reihenweise zum Frühstück mein Lieber...oder was hast du gedacht? Erst die tägliche Prozedur der Ganzkörperwaschaktionen und dann holt der „Schwesterndrache“, die eiskalte Bettpfanne raus, ehe der Patient mit der Schnabeltasse gefoltert wird….also was ist, soll ich mit den Erläuterungen meiner täglichen Pflichten noch weiter fort fahren?“ Konterte sie noch immer grinsend, während sie ihm ein belustigtes Augenzwinkern kredenzte, woraufhin sie der Trapper maßlos verblüfft anstarrte, als wollte er nicht glauben, was sie ihm da eben gesagt hatte.
 

Auch mir entlockte es mehr oder minder ungewollt ein überaus erheitertes Lachen….
 

„Na da kannst du aber froh sein, dass der Schwesterndrache dich bisher noch nicht aufgefressen hat Eikskild!“ Prustete es demnach lautstark aus mir heraus, während Luisê und ich einige vielsagende Blicke wechselten, die der Mann dem sie galten, mit einigem Argwohn zur Kenntnis nahm, als er sie ebenfalls registrierte.
 

„Hggrrrrr...Frauen! Ihr beiden können mich mal sonst wo hin. Gehen und ärgern ihr zwei einen anderen armen Kerl und lassen mich zufrieden mit eure derben Späße. Ich finden das überhaupt nicht komisch!“
 

War die neuerlich zu erwartende Reaktion, die daraufhin von ihm erfolgte, wobei der Trapper uns abermals einen denkbar wütenden Blick zukommen ließ und sich dann mit einem grimmigen Grollen tiefer in seine Kissen grub, um uns mit der in seinen Augen wohlverdienten Verachtung zu strafen.
 

Indem lenkte ich ein...wobei er von der Schwester ein neuerlich amüsiertes Lachen erntete, mit dem sie ihre Arbeit in geübten Handgriffen beendete und uns beide danach umgehend mit einem gutmütigen Zwinkern allein ließ, um sich dem Nächsten ihrer sicherlich zahlreich zu versorgenden Patienten zu widmen.
 

„Sie hat es doch nur gut gemeint...hey nicht böse sein, wir alle wollen doch nur, dass du bald wieder ganz gesund wirst Eikskild. Jeder von uns wünscht sich nichts weiter, als dass es dir gut geht, will das denn nicht in deinen Dickschädel?“ Flüsterte ich ihm während dessen leise und um einen versöhnlichen Ton bemüht entgegen, wobei ich ihm mit einer zärtlichen Geste über die Wange strich und ihm dabei fest in die Augen sah.
 

Indem hörte ich ihm leise seufzen und der Ausdruck seiner tiefblauen Augen wurde weich…
 

„Du haben recht, ich wissen es ja selber...sie haben sich sicherlich nur Sorgen machen so wie du, das können ich verstehen. Aber ich mögen es nicht sehr, wenn mich jemand bevormunden wollen. Ich haben diese Frau noch nicht vergessen, auch wenn es schon lange her sein, dass wir uns das letzte mal sehen haben. Diese Schwester Luisê sein zuweilen ein richtiges Biest. Sie mich oft plagen mit dem Aufstehen..aber ich müssen auch zugeben, dass sie und Svensøn mich damals wieder gut und sehr schnell auf die Beine bringen haben, schneller als ich es denken.“ Konnte ich ihn mir mit einem leicht resignierten Grinsen antworten hören, wobei ich die spontane Berührung seiner Hand auf meiner spürte, die sie mit einer ebensolchen zarten Geste fest halten wollte.
 

„Na siehst du..alle wollen nur dein Bestes und das bedeutet, dass du dich jetzt besser ausruhen solltest, du bist gerade erst wieder aufgewacht und ganz gewiss noch nicht wieder zu deiner Bestform gelangt Eikskild, denn das braucht Zeit. Also gib sie dir und auch mir...ich möchte keine Angst um dich haben müssen und ein Rückfall wäre so kurz vor der Hochzeit deines Freundes wohl alles andere als erfreulich oder?“ Antwortete ich ihm sanft, wobei ich mich vorbeugte und ihm einen sachten Kuss auf die kratzige Wange hauchte.
 

„Ich werden mich bemühen…!“
 

Konnte ich ihn während dessen leise in meine Richtung brummen hören, wobei ich die leichten Vibrationen die seine tiefe Stimme dabei erzeugten unter meinen Lippen spürte.
 

Es entlockte mir ein schwaches Grinsen…
 

„Hmm wie schön, dass ich dich doch noch davon überzeugen konnte vernünftig zu sein...Herr Trapper. So und jetzt werde ich dich alleine lassen, damit du dich erholen und wieder zu Kräften kommen kannst. Außerdem benötige ich endlich auch mal so etwas eine ordentliche Mütze voll Schlaf, du weißt ja gar nicht was du mir in den letzten Tagen alles abverlangt hast mein Lieber?!“ Flüsterte ich ihm daraufhin leise als Antwort entgegen, wobei ich ihm anschließend nochmal einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte.
 

Noch als ich mich von ihm löste um ihm noch einmal in die Augen zu blicken, vernahm ich seinen tiefen Bariton bereits ungewöhnlich sanft und zudem noch ausgesprochen kooperativ...ein Umstand den ich von ihm sonst nicht gewohnt war...um so mehr verblüffte es mich es aus seinem Mund zu hören.
 

„Das ahnen ich sehr wohl Lyria..und ich versprechen dir, dass ich keinen Ärger machen und auf die Schwester hören werden, wenn du es wollen, auch wenn es mir sicher nicht immer gefallen.“

Er verstummte und sah mich forschend an seine Mine wirkte ernst und ich spürte wie er noch einmal kurz nach meiner Hand griff...als wollte er sich seiner rauen Art nach unbeholfen dafür bedanken was ich für ihn getan hatte, denn das war ihm inzwischen schon sehr wohl bewusst geworden.
 

Ich lächelte ihn liebevoll an...“schlaf jetzt ein bisschen...ich werde heute Abend noch mal nach dir sehen...versprochen. Aber zuerst habe ich noch etwas wichtiges zu erledigen.“ Antwortete ich ihm während dessen ruhig.
 

Er sah mich an und lächelte ebenfalls, wenn es zum Teil auch noch etwas zerknittert wirkte.
 

„Du müssen deinen Hund noch holen.“ Konnte ich ihn noch einmal leise n meine Richtung grollen hören.
 

„Genau das hatte ich vor...du kennst mich offenbar besser als ich mich selbst.“ Sagte ich lächelnd wobei ich Anstalten machte mich von ihm zu lösen und das Zimmer zu verlassen um das zu tun, was ich mir vorgenommen hatte.
 

Ja ich wollte meinen Hund aus diesem Eisbärengefängnis heraus holen und zwar umgehend. Bevor ich ging drehte ich mich noch einmal kurz nach ihm um, wir sahen uns einen Moment lang schweigend an...doch ich konnte auch das helle unsterbliche Licht in seinen schönen blauen Augen sehen, das unendlich glücklich wirkte…
 

...endlich...schien es mir zu sagen...endlich hast du es gewagt über dich selbst hinaus zu wachsen, um meinetwillen, allein dafür liebe ich dich Lyria!
 

Ein schöneres Geschenk hätten sie mir wahrlich nicht machen können, als diesen wunderbaren wie unendlich zärtlichen Ausdruck den ich darin erblickte....und er galt mir...mir ganz allein!
 

Jetzt konnte ich ruhigen Herzens gehen, denn ich wusste, dass das Schlimmste überstanden war.

..wieder gesund werden hat so seine (kleinen) Tücken

derweil bei Lyria.....
 

Ich hatte das Hospital gerade eben durch den Haupteingang mit dem Gedanken an meinen Hund hinter mir gelassen, den ich vor der Rückkehr ins Motel noch aus seiner unfreiwilligen Quarantäne zu befreien gedachte, als mein Handy plötzlich völlig unverhofft klingelte.
 

Leise seufzend zog ich es aus der Tasche und sah aufs Display...
 

» Yokky «.
 

...wer auch sonst, das war ja so klar oder?
 

Grummelnd nahm ich das Gespräch an.
 

„Hi wie schön, du lebst auch noch? Weißt du eigentlich, wie oft ich zwischenzeitlich versucht habe, dich zu erreichen?“ Grollte ich daher nicht eben freundlich in den Hörer, als ich auf der anderen Seite ein etwas gequetschtes…
 

„Hallo Lyria...ich bin s“…
 

….und ein ebenso schuldbewusstes…
 

….„sorry, dass ich mich erst jetzt melden konnte, aber...aber Svetlana hat mich jetzt so kurz vor der Hochzeit völlig vereinnahmt“….
 

...von dem hünenhaften Mann vernahm, der zweifellos Eikskilds bester Freund war.
 

„Ja DAS sehe oder besser höre ich mein Lieber. Okay...ich will nicht so sein, wir haben alle unser Päckchen zu tragen und deins ist im Moment sehr wahrscheinlich, das weitaus stressigere als meins.“ War somit mein etwas reservierter Kommentar an den hochgewachsenen Trapper, mit der dichten braunen Mähne, dessen angenehm tiefe Stimme, ich erneut aus meinem Mobiltelefon heraus antworten hörte.
 

„Ja, es tut mir aufrichtig leid, ich hätte mich schon viel früher bei dir gemeldet...aber du weißt ja, wie Frauen so sind, vor allem wenn es um solche Dinge, wie das Heiraten geht!“
 

„Ach ja weiß ich das? Und wie sind wir denn so?“ Konterte ich ein wenig verschnupft, angesichts dieser Antwort an mich, die ich irgendwie so gar nicht auf mich selbst beziehen wollte, da ich noch nie zuvor verheiratet gewesen war und auf diese Erfahrung demnach nicht wirklich zurück greifen konnte.
 

„Oh verdammt Lyria, du weißt genau, was ich damit meine?! Tschuldige, ich ähhmmm hatte dich ganz bestimmt nicht absichtlich kränken wollen...bitte verzeih mir. So und jetzt sag schon, wie gehts ihm. Ist alles in Ordnung mit ihm...lebt er überhaupt noch?“ War des Trappers prompte Nachfrage an mich, die für meinen Geschmack herzlich wenig schuldbewusst klag...aber ich beließ es dabei, vorerst zumindest.
 

Anstatt dessen antwortete ich ihm ebenfalls nordisch herzlich….
 

„Schön, dass dich das interessiert Yokky, aber ich meine, dass du dich davon mal lieber selbst überzeugen solltest. Ich glaube, er würde sich sehr freuen, dich zu sehen...und zwar nicht erst an deiner Hochzeit. Und ja, es geht im schon besser, er ist inzwischen aufgewacht, ich war gerade bei ihm und gehe jetzt meinen Hund aus der Quarantänestation zurück holen, in die ich ihn zwangsläufig verfrachten musste.“
 

Ich konnte den braunhaarigen Trapper mit den hellen Bernsteinaugen auf der anderen Seite kurz und scharf ausatmen hören, ehe er mir etwas entgegnete.
 

„Also gut...du hast vermutlich recht, aber vor Ende Februar komme ich nicht nach Longyearbyen zurück. Ich sage dir rechtzeitig Bescheid, wenn ich vor Ort bin, dann treffen wir uns bei Eikskild...du hast mein Wort darauf Lyria!“
 

„Na das will ich schwer für dich hoffen...und wehe du brichst es, ich werde ihm diese Nachricht höchstpersönlich unterbreiten, darauf kannst du dich verlassen. Er ist dein bester Freund, also ist es das Mindeste, dich mal bei ihm blicken zu lassen...und zwar noch bevor du an den Traualtar zu treten gedenkst.“ Drohte ich ihm wenig erbaut, angesichts seiner lapidaren Versprechungen an mich. Doch Yokky versprach mir abermals hoch und heilig zu kommen…und zwar pünktlich!
 

Sekunden später wurde das Gespräch zwischen uns rasch beendet. Er hatte fast sofort mit einem äußerst hastigem Abschiedsgruß aufgelegt, da seine Zukünftige zwischenzeitlich wieder aus der Umkleidekabine im Brautmoden Geschäft aufgetaucht war, das beide meiner Vermutung nach zwecks passender Bekleidung zur bevorstehenden Eheschließung aufgesucht hatten.
 

Und ganz offensichtlich war ER auch schon passend für den „Bund fürs Leben“ eingekleidet worden...denn Yokky hatte kurz zuvor wesentlich entspannter gewirkt, ehe seine geliebte Svetlana wieder auf der Bildfläche erschienen war. Nun ja wie auch immer, ich hatte in Moment jedenfalls völlig andere Sorgen, als nach passenden Hochzeitsgewändern für mich Ausschau zu halten.
 

Ich warf somit einen eiligen Blick auf meine Armbanduhr…
 

»Fuck«
 

...schon fast siebzehn Uhr, die Station schloss ihre Tore spätestens um halb sechs.
 

Wie sollte ich es schaffen, da noch halbwegs pünktlich zu kommen? In dem Fall war guter Rat teuer. Ich sah mich hilfesuchend um, es herrschte noch immer polare Dunkelheit um mich herum und als wäre dem nicht genug, dichtes Schneegestöber, in dem man die Hand kaum vor Augen sah. Nicht gerade einladend, jetzt noch durch halb Lonyearbyen zu latschen, um meinen Hund zu holen..aber was tat man nicht alles für seine vierbeinigen Lieblinge und just in dem Moment, als ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich das alles bewerkstelligen sollte, durchzuckte mich ein spontaner Geistesblitz.
 

Vor dem Nachbarhaus direkt neben dem Hospital, hatte einer der Einwohner dieser kleinen Stadt inmitten der „Eiswüste“ Svalbards sein Schneemobil geparkt...und da fiel es mir quasi wie Schuppen von den Augen. Ich konnte mir sicherlich eins bei Thør Olavsøn ausleihen, er war Eriks älterer Cousin und vermietete diese Dinger unter anderen Gefährten an diverse Touristen, für geführte Rundfahrten und „Eisbär Watching“ auf der Hauptinsel des Archipels von Spitzbergen, das ja aus mehreren Inseln bestand.
 

Ich befand meine Eingebung, als die grandiose Intelligenzleistung des Jahrhunderts, denn mit dem Schneemobil würde ich Ruck zuck an der Station sein, konnte Keira dort raus holen und war im Handumdrehen gerade rechtzeitig vor „Besuchsende“ wieder im Hospital bei Eikskild, wie ich es ihm versprochen hatte.
 

Da gab es nur einen Haken an der Sache, an Schlaf war da nämlich abermals nicht zu denken. Nun gut, den musste ich dann wohl etwas später nachholen...dafür hatte ich ja schließlich noch die ganze Nacht Zeit.
 

Gesagt, getan…!
 

So trollte ich mich also im Eilschritt in Richtung Thørs Haus, um mir einen der Motorschlitten zu besorgen. Jedoch nicht ohne meine Umgebung weiterhin sorgsam im Auge zu behalten...es war dunkel und ich war Mutterseelen allein auf der Straße unterwegs. Wie gesagt jetzt im Winter konnten zu jeder Tages und Nachtzeit Eisbären in Longjearbyen auftauchen und das problemlos mitten im Ort. So umklammerte ich ängstlich meine Schreckschusspistole, die ich vorsorglich in meine Jackentasche gesteckt und zu der man mir obendrein geraten hatte, sie stets bei mir zu tragen.
 

Nur Minuten später war ich quasi im Laufschritt bei Thør s kleinem Laden angelangt, die Verhandlungen mit ihm waren schnell angeschlossen und gestalteten sich als erfreulich unkompliziert. Er gab mir schließlich ohne lange Vorreden oder Belehrungen eins der neuen Modelle, das leicht zu handhaben...also gewissermaßen «frauentauglich» war und außerdem eine Vorrichtung für einen kleinen Anhänger besaß, denn irgendwo musste ich meinen Hund ja unterbringen, wenn ich ihn zu meinem Motel schaffen wollte.
 

Kaum ausgehändigt warf ich den Motorschlitten an, mit dem ich mittlerweile ganz gut gelernt hatte umzugehen, seit ich in Longyearbyen angekommen war und zum kleinen Lebensmittelladen mitten im Ort keinen halben Kilometer durchs gesamte Dorf latschen wollte, vor allem mit dem eventuellen Gefahrenpotenzials eines Eisbären im Nacken.
 

Ohne noch weiter auf Thør zu achten gab ich Gas und brauste was der Schlitten samt Anhänger an Höchstgeschwindigkeit hergab, in Richtung der Quarantäne Station davon. Etwa zehn Minuten später war ich vor Ort...gerade noch rechtzeitig, wie ich nach einem neuerlichen Blick auf meine Armbanduhr fest stellte.
 

Hastig klingelte ich am Hauptportal, woraufhin es mir einige Sekunden später ein junger Mann mit einem etwas mürrischen, sowie entsprechend unläubigen Gesicht öffnte.
 

«Ja was gibt es denn...ähh haben sie einen Termin?» War die prompte Anfrage an mich, noch bevor er mir überhaupt «guten Tag» gesagt hatte. Ich straffte mich...»God Dag junger Mann, nein den habe ich leider nicht, aber ich bin hier, weil ich gerne meinen Hund sehen oder besser nach Hause hohlen möchte. Wissen sie ich spreche hier von einem von Eikskilds Hunden, die sie hier zur Verwahrung haben.» Sagte ich anschließend ein wenig reserviert zu ihm, woraufhin er mich erwartungsgemäß verblüfft anstarrte.
 

«Ahh SIE sind das...die englische Frau mit dem Helikopter, den sie für Eikskild angefordert hat?!» Antwortete er mir mit einem etwas schiefen und merkwürdig anzüglichen Grinsen, das ich nicht so recht deuten konnte.
 

«Sie haben es erfasst, genau die bin ich...und was ist jetzt, kann ich meinen Hund nun sehen oder nicht?» Fuhr ich daher ungerührt fort, wobei ich es geflissentlich ignorierte.
 

Er zuckte fast sofort danach mit den Schultern. »Na gut kommen sie rein...wir haben zwar gleich Schichtwechsel, aber ich denke, dass es wohl in Ordnung ist, wenn ich sie noch herein lasse, ehe wir schließen. Wollen sie alle fünf Hunde mitnehmen?»
 

Ich schüttelte hastig den Kopf, noch während ich mich unauffällig an ihm in Richtung Eingang vorbei schob.
 

«Nein, vorerst nur einen und zwar meinen eigenen Hund. Eikskild liegt noch immer im Hospital, es geht ihm momentan nicht so besonders und wir können uns daher nicht gut genug um alle kümmern, wie sie es notwendig hätten. Sie müssen verstehen, dass ich derzeit wohl kaum fünf ausgewachsene Hunde in meinem Motelzimmer unterbringen kann. Der Besitzerin dürfte wohl schon einer von ihnen vollkommen genügen...daher will ich vorerst nur die Schäferhündin mitnehmen, denn die gehört zu mir.»
 

Der junge Tierarzt sah mich dementsprechend verwirrt an, nachdem ich ihm mein Anliegen geschildert hatte, doch dann nickte er überraschend verständnisvoll.
 

«Das leuchtet ein..also nur die Schäferhündin?»
 

«Ja bitte nur die Schäferhündin...ich hoffe doch, dass sie in Ordnung ist?» Antwortete ich ihm mit besorgtem Unterton, doch er hob begütiegend die Hände.
 

«Ja ja, alles in okay mit ihr, die Fünf sind gut untergebracht. Allerdings gab es ein kleines Platzproblem...die Käfige sind zur Zeit ziemlich voll mit allerlei Problembären und so mussten wir alle fünf Hunde in einem Gemeinschaftszwinger unterbrigen. Aber keine Angst er ist groß genug, die Hunde haben dort genügend Platz.»
 

Ich sah ihn noch als er mir das antwortete, wie vom Blitz getroffen an.
 

«Ähh guter Mann, sie wissen aber schon...dass sie da drei Rüden mit zwei Hündinnen zusammen gesperrt haben...und meine außerdem soooo kurz davor war läufig zu werden?»
 

Der junge Tierarzt wechselte kurz die Gesichtsfarbe, von leichblass auf purpurrot.
 

«Wa..oh tatsächlich?» Kam es anschließend reichlich betreten aus ihm heraus, wobei er krampfhaft versuchte meinem bohrenden Blick auszuweichen.
 

«OH...tatsächlich!
 

Glauben sie allen Ernstes, ich erzähle ihnen Geschichten oder wie?!»
 

Fuhr ich ihn entsprechend hitzig an, ob der Tatsache, vielleicht eine von irgendeinem der drei Rüden gedeckte Hündin in Empfang nehmen zu dürfen, die dem Trapper gehörten.
 

» Na toll, auch das noch! Prima, als ob ich nicht schon genug Probleme hätte....da ist die Patchworkfamile ja fast perfekt oder? Eikskild lacht sich garantiert krumm und schief, wenn er das erfährt....aber so was von! «
 

In meinem Kopf geisterten diesbezüglich die übelsten Horrorszenairen herum, die ich beim besten Willen nicht abstellen konnte.
 

«Wehe ihnen, sollte sich einer dieser drei Bastarde an ihr vergriffen haben...mein Freund das überleben sie nicht, ich schwör s ihnen...das ist ja mehr als unverantwortlich!» Fuhr ich daher nicht minder aufgebracht fort, allein der verdammten Tatsache geschuldet, dass dies wirklich passiert sein könnte, auch wenn ich natürlich inständig hoffte, dass es nicht der Fall sein möge.
 

Der Tierarzt erbleichte abermals.
 

«Nein..nein ich versichere ihnen, dass da nichts dergeichen vorgefallen ist!» Beeilte er sich anschließend betont rasch zu antworten, wobei er noch etwas blasser um die Nase wurde, was mich beinahe zu einem amüsierten Grinsen verleitet hätte, wenn ich nicht so überaus zornig gewesen wäre, ob dieser bodenlosen Nachlässigkeit...und das zu allem Überfluss auch noch in so etwas wie einer «Tierauffangstation».
 

«Wir werden ja sehen...ihr Wort in Gottes Ohr! Und was ist jetzt, kann ich meinen Hund jetzt sehen oder nicht?» Kommentierte ich seine Aussage an mich daher dementsprechend trocken, wobei ich ihn auffordernd anblickte.
 

Er reagierte überraschender Weise sofort.
 

«Ja sicher kommen sie, ich bringe sie hin. «
 

Das wars, kurz und knapp...drei Minuten später standen wir in einer großen Halle in der etwa zehn große Käfige untergebracht waren, in denen sich gefühlt so ziemlich alle Eisbären Svalbards tummelten...und in der hintersten Ecke war ein entsprechend kleinerer...vermutlich für junge Eisbären gedacht.
 

In dem waren tatsächlich alle Hunde auf einem Haufen zusammen gesperrt. Sie wirkten auf den ersten Blick friedlich und unerwartet entspannt und das trotz der vielen Eisbären um sie herum, so als wüssten sie, dass sie in ihrem Käfig realtiv sicher waren. Alle fünf Hunde lagen zudem eng aneinander gekuschelt, um sich gegenseitig zu wärmen, denn wirklich warm war es in dieser zugigen Halle nicht unbedingt.
 

Als ich leise an den Käfig heran trat...hob Keira als einzige der Fünf schläfrig den Kopf, um zu sehen welcher Eindingling sich da so unerwartet an sie heran geschlichen hatte...es dauerte keine Sekunde ehe sie mich erkannte.
 

Noch während ich sie leise bei ihrem Namen rief, war sie bereits auf den Beinen und auch die anderen vier Hunde hoben erwartungsvoll den Kopf. In dem Moment taten sie mir wirklich ehrlich leid, denn ich wusste, dass ich sie noch nicht mitnehmen durfte...und das trotz der schändlichen Taten, die die drei Rüden da eventuell an meiner über alles geliebten Keira verübt haben konnten...oder besser gesagt einer von ihnen...denn nur einer kam dafür ja wirklich in Frage, wenn es denn so sein sollte.
 

Keira war sofort auf den Beinen...allerdings kam ein eher verhaltenes Schwanzwedeln von ihr, das mir deutlich anzeigte, dass sie sauer auf mich war...und das vermutlich zurecht. Denn ich hatte sie einfach wegsperren lassen, wir beide waren überhaupt das erste Mal seit ich sie als Welpe bekommen hatte, so lange voneinder getrennt gewesen.
 

Indem bückte ich mich und legte meine Hand sachte an die Gitterstäbe, dass sie daran schnüffeln konnte. Eikskids Hunde nahmen mich eher beiläufig wahr und machten keine sonderlich großen Freudensprünge, als sie mich erkannten....warum auch ich, war ja auch nicht ER.
 

Schon aus diesem Grund konzentrierte ich mich daher lieber auf meinen eigenen Hund.
 

«Hey meine Süße ich weiß, dein Frauchen hat dich im Stich gelassen...aber sieh mal ich bin doch da...komm schon...Keira...nicht sauer sein.» Flüsterte ich ihr lockend und betont versöhnlich entgegen, als das Wedeln noch immer verhältnismäßig verhalten ausfiel und sie mich anstatt dessen nur einmal und unüberhörbar vorwurfsvoll ankläffte.
 

Indem öffnte der junge Mann den Käfig um sie zu mir heraus zu lassen...was sich als nicht ganz so einfach gestaltete, da auch Eikskilds Hunde heraus wollten. Doch es gelang ihm, wenn auch mit einiger Mühe und unter dem Aufbieten seines ganzen Könnens, allein meinen Hund aus dem Käfig heraus zu manövrieren.
 

Gleich darauf stand sie vor mir...ich kniete mich hin und öffnete schweigend meine Arme...damit war die «Schmollstunde» schlagartig beendet. Mein Hund stürzte auf mich zu und leckte mir winselnd Gesicht und Hals und das solange, bis ich sie lachend weg schob und sie unserem üblichen Ritual folgenden zärtlich durchkrauelte, bis sie genug der Streicheleinheiten hatte und ich dabei sehr ernüchtert fest stellte, dass mein Hund völlig ungewohnt und dazu heftigen Mundgeruch aufwieß.
 

«Igitt du hast vielleicht einen Atem...gott Mädchen, was haben die dir da bloß zu fressen gegeben?» Stellte ich mit einem unerfreulichen Seitenblick auf den jungen Tierarzt fest.
 

Doch der sah mich ganz unschuldig an.
 

«Was wollen sie gute Frau, die Hunde bekommen bei uns nur das beste und gesündeste Futter, Es gibt frischen Fisch....und ab und zu auch Rentier. Nur die Bären bekommen nichts zu fressen, wenn sie hier im von den Einheimischen liebevoll genannten «Eisbärknast» brummen, denen soll es hier nämlich nicht zu gut gefallen, sonst kommen sie immer wieder zurück und genau das, wollen wir um jeden Preis vermeiden.»
 

Gut damit war das geklärt....an solches Futter wie dieses, war sie längst gewöhnt. Bei Eikskild hatte sie auch nichts großartig anderes zu fressen bekommen, allerdings war mir die Tatsache, dass dies offenbar einen so derat üblen Atem verursachen konnte, bisher nicht aufgefallen...aber das war im Moment wohl das kleinste meiner Probleme.
 

Erst mal war ich heilfroh, sie wieder zu haben und auch, dass sie nicht all zu beleidigt mit mir war, weil ich sie so im Stich gelassen hatte und das ausgerechnet auch noch wegen Eikskild. Aber ihn mochte sie ebenfalls sehr, also würde sie es mir nicht mehr lange übel nehmen...allerspätestens nach einem «Trostleckerli» in Form eines Kauknochens, der überdies gut für ihre Zähne war.
 

Etwa zehn Minuten später nachdem ich alle notwendigen Abmeldeformalitäten ausgefüllt und die Futterrationen für die Hunde ordnungsgemäß bezahlt hatte, ließ der Arzt uns hinaus.
 

Ich ließ Keira auf dem Anhänger Platz machen und fuhr so schnell ich konnte zurück nach Longjearbyen.....denn die Besuchszeit im Krankenhaus war gleich vorbei. Also musste ich mich beeilen, wenn ich den Trapper noch einmal kurz sehen wollte, bevor ich mich ins Motel zu meinem inzwischen redlich verdienten Nachtschlaf zurück ziehen konnte.
 

Ich kam gerade noch rechtzeitig, bevor sie die Türen schlossen.
 

Meinen Hund nahm ich kurzerhand mit ins Gebäude hinein. Der Infoschalter war um die Zeit (zum Glück) nicht mehr besetzt..also konnte sie auch keiner der Pfleger sehen. Ich wusste sehr wohl, dass der Hund im Krankenhaus nichts zu suchen hatte...aber allein ließ ich sie ganz sicher nicht draußen vor der Türe, nicht bei dem Eisbärenaufkommen. Also legte ich sie wohl wissend, dass sie nicht mit ins Eikskilds Zimmer durfte vor seiner Türe ab und ließ sie dort unter einem der hässlich gelben «Wartezimmerstühle» auf dem Flur platz machen, was sie auch ganz brav über sich ergehen ließ.
 

Dann lugte ich vorsichtig durch den Türspalt um zu sehen, ob Eikslid schon schlief...
 

Nein...den Gefallen tat er mir natürlich nicht. Er saß anstatt dessen, wie halb von mir erwartet aufrecht im Bett...und grollte irgendetwas unverständliches vor sich hin, während er ungeduldig an einem der Infusionsschläuche in seinem Arm herum fummelte.
 

«Du sollst das lassen! Herrgott Mann..haben sie dir nicht gesagt, dass sie dich gesund machen wollen? Also, dann lass gefälligst den Schlauch drin Eikskild!» Knurrte ich ihn zur Begrüßung erst einmal säuerlich an, während ich entsprechend lautstark in sein Zimmer eintrat.
 

Er sah verblüfft auf, wobei sich seine Züge kurz verfinsterten, doch dann erkannte er mich.
 

«Es tun aber weh...ich spüren die Nadel innen in mein Handgelenk pieksen, das sein unangenehem und es drücken mich...verdammt!» Konnte ich ihn mir daraufhin nicht weniger ungehalten engegen grollen hören.
 

Ich seufzte leise. »Okay, dann sag das der Schwester, sie kann dir die Nadel verlegen...aber lass in Gottes Namen die Finger von dir...weg....!» Indem war ich bei ihm angelangt und versuchte ihn davon abzuhalten weiter an sich herum zu machen. Er sah mich an...einen Augenblick lang wirkte er tatsächlich zornig...doch dann gab er nach.
 

«Na also schön, du haben mich überredet. Ich werden es Schwester Luise sagen, wenn sich nachher noch einmal vor der Nachtruhe kommen, um nach dem Rechten zu sehen. Ahhmm...und was machen du hier überhaupt noch, ich haben annehmen, dass du erst morgen wieder vorbeikommen werden Lyria?»
 

«Tja offensichtlich kann man dich ja kaum alleine lassen Eikskild, da du sonst allerlei vollkommen unnötigen Unfug mit dir anstellst oder wie darf ich deine unvernünftige Handlungsweise von eben sonst verstehen?!» Fuhr ich erneut ungerührt streng in seine Richtung fort, wobei ich ihn nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ.
 

Ich erwartete halb, dass er sauer auf mich sein würde, doch ich sah ihn anstatt dessen spontan lächeln...
 

«Hmmm...dann hätten du ja nichts, worüber du dir Sorgen machen könnten?» Konnte ich ihn mir nur einige Augenblicke später leise und sehr sanft antworten hören.
 

«Ja sicher DAS hättest du wohl gerne...Herr Trapper!»
 

Grollte ich ihm zärtlich entgegen, wobei ich mich sachte vorbeugte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte.
 

«Ja das hätten ich gerne...ich können gar nicht mehr genug davon bekommen!»
 

Hörte ich ihn mir daraufhin noch kurz und sehr undeutlich antworten, denn ich spürte seine Lippen bereits überdeutlich unter meinen...und genau dieses prickelnde Gefühl bis über beide Ohren in ihn verliebt zu sein...war einfach zu wundervoll und romantisch, um es schon wieder so schnell zu unterbrechen...wie es uns der «Anstand» eigentlich geboten hätte.
 

Es dauerte daher eine ganze Weile, ehe wir beide entsprechend atemlos voneinander abließen.
 

«Elender Schuft...du weißt ganz genau, wie du mir den Kopf verdrehen musst, damit ich nicht mehr klar denken kann. Das schickt sich nicht in der Öffentlichkeit...dass du s nur weißt. Also schäm dich...eine unschuldige Frau so schamlos zu verführen!»
 

Flüsterte ich ihm lächelnd entgegen, als ich mich nur äußerst zögrend wieder von ihm lösen konnte.
 

Indem sah ich ihn mir dabei tief in die Augen blicken.
 

«Was ich? Ich tun so etwas? Niemals...da müssen du dich aber irren!»
 

Kam der erwartungsgemäße amüsierte Konter von ihm nur einen Moment später...der mit einem ebenso breiten Grinsen in meine Richtung erfolgte.
 

Ich wusste spätestens in diesem Augenblick, dass ich so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben war...endlich hatte ich verstanden worauf es wirklich im Leben ankam.
 

Ich hatte den Begriff von «Glück» verstanden...meinem ganz persönlichen Glück, denn dass er maßgeblich damit zu tn hatte, musste ich mir nicht mehr extra klar machen, das hatte ich schon lange zuvor begriffen!

Wiedersehen macht Freu(n)de ^^

Wir sahen uns an, woraufhin ich abermals spontan grinsen musste….
 

„Na das sieht dir wieder mal ähnlich, den gänzlich Unschuldigen zu spielen Eikskild, aber ich habe dich längst durchschaut….du durchtriebener Schuft von einem Trapper. Meinst du wirklich, ich wüsste nicht, dass du lange nicht so harmlos bist, wie du mir immer weiß machen willst?“
 

Antwortete ich ihm fast sofort danach lachend, als ich sein Gesicht sah das er dabei zog. Die Grimasse war einfach zu köstlich. Eikskilds Unschuld s Mine per se, die er mir bei der Gelegenheit präsentierte.
 

Ich hätte ihn dafür glatt nochmal knutschen mögen...aber das ließ ich dann doch lieber bleiben, vor allem als ich wieder einmal Stations Arzt samt Schwester zur abendlichen Visite nahen hörte….sie waren nämlich bereits im Nebenzimmer angelangt.
 

Die Wände waren hier im Hospital (leider) sehr dünn...man bekam somit problemlos mit, welcher der Patienten ein gewisses „Schnarchproblem“ besaß oder welcher von ihnen im Tiefschlaf unterbewusst mit seinen Mitmenschen so seine ganz eigene Art von „Unterhaltungen“ pflegte. Und das unter Umständen so lange, bis man sich ihn davon vollkommen entnervt am Allerliebsten an sein Bett gefesselt und geknebelt vorstellen wollte.
 

Eikskild war beispielsweise so einer, der im Schlaf zuweilen mit sich selbst sprach...das wusste ich, denn ich hatte ihn jetzt schon mehrfach gehört, also lebte er nicht ganz ungefährlich, zumindest was die Toleranz seiner übrigen Mitpatienten in den benachbarten Zimmern betraf.
 

Noch während ich mir den Gedanken mit einiges an Belustigung durch den kopf schob, fiel mir plötzlich siedend heiß ein, dass mein Hund ja immer noch draußen im Flur unter dem Stuhl lag.
 

Oh oh..das konnte richtig Ärger geben. Verdammt da war guter Rat teuer. Wohin also so schnell mit ihr...bevor Arzt samt Schwester hier auftauchen würden?
 

Ich sah erschrocken zu Eikskild hin, der wohl den selben Gedanken wie ich gefasst hatte.
 

„Keira sein noch vor der Türe...das werden vermutlich Ärger geben.“ Hörte ich ihn mir somit entsprechend besorgt antworten.
 

„Da stimme ich dir ausnahmsweise zu..und jetzt? Was machen wir denn jetzt?!“ Hakte ich nur einen Moment später ebenfalls alarmiert nach, wobei ich kurz mit den Schultern zuckte und ihn völlig ratlos ansah.
 

Ich hätte mit meinem Hund eigentlich sofort aus dem Krankenhaus verschwinden müssen, das war mir schon klar...aber irgendwie mochte ich mich noch nicht so recht von Eikskild trennen….die Nacht allein in meinem Bett im Motel war dafür ganz eindeutig noch lang genug.
 

Er schien das wohl intuitiv zu ahnen, denn plötzlich verzogen sich seine Mundwinkel zu einem sichtlich amüsierten Lächeln….
 

„Wenn du schnell genug sein, dann können du sie unter meine Bett verstecken...du stellen dich einfach vor sie, dann werden sie sie nicht sehen. Keira müssen nur still sein...meinen du sie schaffen das?“
 

Ich sah ihn angesichts dieses Vorschlags an mich entsprechend verdattert an...“ähhh...du du willst sie wirklich in dein Zimmer hinein schmuggeln, bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“
 

Wieder sah ich ihn breit grinsen.
 

„Oh ich finden, dass das eine sehr gute Idee sein...ich wollen sie außerdem gerne sehen und so können wir es machen, ohne dass die Schwester oder der Arzt es erfahren müssen. Die haben solche Angst, dass mich irgendwelche "Baktereien" niederstrecken könnten. Aber ich fürchten mich nicht vor so kleine Dinger….ich fürchten nur Orks...und die geben es hier nicht.
 

Also...müssen du dich beeilen Lyria, wenn du sie noch holen wollen?!“
 

Ich blickte ihn wie vom Blitz getroffen an und wollte ihn noch völlig verdattert fragen, was denn jetzt bitte schön „ORKS“ für eine merkwürdige Art von Krankheitserregern sein sollten? Denn von denen hatte ich bis dato nämlich noch nie gehört. Doch die Zeit blieb mir dafür schlicht nicht übrig, wenn wir unser kleines „illegales“ Vorhaben noch ausführen wollten, bevor Arzt und Schwester hier auftauchen würden.
 

Also ließ ich Eikskild, Eikskild sein und spurtete anstatt dessen rasch zur Türe hin…
 

Keine zwei Sekunden später war sie bereits ins Zimmer hinein und blindlings an mir vorbei gestürmt...denn sie hatte ihren Trapper natürlich längst gerochen...und so stürzte sich mein Hund umgehend auf Eikskild, der sich ihrer Freudenanstürme kaum mehr erwehren konnte….
 

..allerdings keine Sekunde zur früh. Denn die Türe zum Nebenzimmer öffnete sich bereits und der Arzt und die Schwester traten heraus und prompt in Richtung von Eikskilds Zimmer.
 

Ich seufzte kurz und tief…
 

„Echt schlimmer wie die Kinder...die zwei! Still jetzt..alle beide und du runter unter das Bett, na wird s bald? Keira komm...geh schön an deinen Platz!“
 

Grollte ich den beiden somit rasch und alarmierend entgegen, wobei ich hastig mit der Hand wedelte um Eikskild zu warnen, dass sie bereits im Anmarsch waren….
 

Er gab ihr derweil nichts weiter als einen kurzen geflüsterten Befehl,auf den hin sie sich augenblicklich unter sein Bett trollte, wo mein Hund brav platz machte, als wäre nichts gewesen.
 

Also ich war in dem Moment wirklich sprachlos...auf mich hörte sie zwar auch...aber auf IHN war sie derart fixiert, dass ich mir schon so meine Gedanken machte...was an diesem Mann dran sein konnte, das meinen Hund so magisch anzog? Denn sie folgte ihm fast besser als mir und das nagte schon ziemlich an meinem Stolz, schließlich war ich ihr Frauchen….sie war immerhin mein Hund und nicht seiner.
 

Gut, aber auf der anderen Seite konnte ich so gesehen wirklich froh sein, dass sie ihn so gerne mochte. Er war der Mann, der da so unversehens und unerwartet in meinem Leben aufgetaucht war und zumindest meinem Gefühl nach zu urteilen, so schnell wohl auch nicht wieder daraus verschwinden würde. Dessen war ich mir zwischenzeitlich ziemlich sicher...mein Hund würde sich mit ihm also wohl oder übel arrangieren müssen, um so besser wenn sie sich miteinander verstanden und sich gegenseitig akzeptieren konnten.
 

Noch als ich darüber nachdachte, tauchten Arzt und Schwester wie erwartet auf der Bildfläche auf. Eikskild und ich tauschten einen raschen Blick...wobei ich versuchte mich so unauffällig wie möglich zu positionieren, dass meine Beine meinen Hund unter dem Bett kaschierten, der sich glücklicherweise regungslos still verhielt.
 

Aber es war als würde Svensøn etwas ahnen...er warf während der Visite...in der er Eikskild wie üblich streng ermahnte, vorerst noch im Bett zu bleiben...immer wieder unruhige Blicke durch das Zimmer...als würde er nach etwas suchen. Aber auf die Idee, dass sich da ein Hund unter dem steril sauberen Krankenhausbett des Trappers befand kam er glücklicherweise nicht.
 

Eine knappe Viertelstunde später war auch das überstanden...und Keira blieb von Arzt und Schwester unentdeckt, auch da sie tatsächlich völlig regungslos und still ausgeharrt hatte. Das war der Zeitpunkt an dem es besser war von dort zu verschwinden.
 

Ich ließ meinen Hund ausgiebig von Eikskild Abschied nehmen, da die beiden sich vermutlich eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen würden, bis der Trapper das Hospital wieder verlassen durfte. Im Anschluss daran verabschiedete ich mich von ihm mit einem kurzen aber zärtlichen Kuss, der uns beiden vorerst genügen musste...denn bis zum nächsten Tag war es noch seeehhhhrrrrr lang hin.
 

An diesem Abend lag ich lange in der nostalgischen siebziger Jahre Badewanne im kleinen aber urgemütlichen Bad meines Zimmerchens und grübelte darüber nach...wie mein Leben nun eigentlich weitergehen sollte...aber irgendwie gelangte ich trotz, dass ich Eikskild inzwischen wirklich sehr gerne hatte zu keinem rechten Entschluss. Es war als würde mich etwas daran hindern wollen mich blindlings in dieses Abenteuer zu verrennen...obwohl ich bereits mitten drin war und es vermutlich nur noch immer nicht wahr haben wollte.
 

Nach gefühlt zwei Stunden stieg ich zwischenzeitlich völlig verschrumpelt aus dem inzwischen nur noch lauwarmen Wasser heraus wickelte mich in mein großes weiches Badetuch und kuschelte mich in mein gemütliches Doppelbett...wo ich die Ruhe und die Wärme in vollen Zügen genoss und irgendwann ohne es zu merken tatsächlich einschlief.
 

Ich kam erst spät am anderen Morgen wieder zu mir...und fühlte mich deutlich besser und vor allem entspannter. Die ordentliche Mütze voll Schlaf hatte ich demnach offenbar wirklich nötig gehabt.
 

So vergingen die weiteren Tage wie im Flug...und Yokkys Hochzeit rückte immer näher.
 

Mittlerweile war die letzte Februarwoche angebrochen…
 

….und...inzwischen war viel geschehen...
 

Eikskilds Genesung war zwischenzeitlich weitaus besser voran geschritten, als ich es mir auch nur im Traum hätte vorstellen können und das, obwohl er zweimal versucht hatte, sich alles an Schläuchen heraus zu rupfen, das da noch in ihm steckte und dazu unerlaubt das Bett verlassen wollte, obwohl es ihm der Arzt vehement untersagt hatte.
 

Einmal war es ihm tatsächlich gelungen unentdeckt aus seinem Zimmer zu „verschwinden“ ehe ihn Schwester Luisê, die ihn auf dem Weg nach draußen zufällig entdeckt und somit wieder freundlich aber sehr bestimmt in sein Bett zurück eskortieren konnte.
 

Ich verbrachte indessen soviel Zeit mit ihm wie möglich, vor allem, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war mich um meinen eigenen Hund oder aber um die Huskys zu kümmern, die ich nicht auch noch die ganze Zeit über in der Station lassen wollte und so wenigstens mal abwechselnd zum „Gassi“ gehen aus dem Eisbärknast erlöste, in dem sie ja noch immer unfreiwillig fest saßen.
 

Wenn ich die Zeit bei Eikskild verachte, versuchte ich sie sinnvoll zu nutzen und ihm soviel wie möglich von meiner Sprache bei zu bringen..denn sein Englisch war noch immer nicht sonderlich prickelnd. Wir unterhielten uns daher so oft es ging in meiner Sprache und genossen die raren Stunden der Zweisamkeit am Tag, die uns beiden für uns allein blieben.
 

Manchmal spielten wir Schach...seit es ihm gesundheitlich besser ging, genoss er die Partien mit mir in vollen Zügen und freute sich wie ein kleiner Junge, wenn er mich schon nach kurzer Zeit „Matt“ setzte, denn ich verlor noch immer haushoch gegen ihn. Schon daher war ich nicht so sonderlich erpicht darauf, mich ständig von ihm abziehen zu lassen.
 

Aber an einem Tag geschah dann endlich das, was Eikskilds bester Freund mir hoch und heilig versprochen hatte…
 

Yokky war endlich nach Longyearbyen zurück gekommen und wie immer völlig unangekündigt im Hospital aufgetaucht...außerhalb der Besuchszeit versteht sich. Aber das war Eikskild in dem Moment natürlich herzlich egal...er freute sich ehrlich und aufrichtig darüber, dass Yokky nach ihm sah, so wie er es angekündigt hatte.

ein vertrauliches Gespräch unter "alten" Freunden

Eikskild war zwischenzeitlich tatsächlich wieder soweit genesen, dass er das Hospital in knapp einer Woche, verlassen durfte...allerdings nur mit ausdrücklicher Ermahnung des Arztes, sich vorerst noch zu schonen.
 

Also sozusagen gerade recht zu Yokkys Hochzeit...ja es ging ihm zu meinem grenzenlosen Erstaunen bereits wieder so gut, dass er eine Zeitlang aus seinem Bett aufstehen konnte, wenn es ihn körperlich jedoch noch deutlich mehr ermüdete, als er es vor mir zugeben wollte.
 

Typisch Mann...ich musste ihn schon deshalb immer wieder mit sanftem Nachdruck ermahnen, sich nur ja nicht zu überanstrengen, auch weil er bis zur Hochzeit seines Trapperkollegen unbedingt soweit wieder hergestellt sein wollte, dass er den freudigen Anlass auch wirklich in vollen Zügen genießen konnte….so wie es sich für eine in seinen Augen „zünftige“ Hochzeit eben gehörte.
 

An diesem Tag aber war des Trappers bester Freund völlig unverhofft auf der Bildfläche erschienen. Es war der Samstag der letzten Februarwoche und er war da, genau so, wie Yokky es mir versprochen hatte. Am darauffolgenden Samstag würde die Trauung in der kleinen aber durchaus romantisch anmutenden Kirche in Longyearbyen statt finden, die eine ganz eigene sakrale Stimmung ausstrahlte, also gerade recht für heiratswillige, wie den hünenhaften Trapper mit seiner äußerst temperamentvollen Russin.
 

Das Aufgebot war bereits lange zuvor bestellt worden und alle Gäste längst eingeladen...also würde Yokky am kommenden Samstag tatsächlich Nägel mit Köpfen machen können, sofern er das wirklich wollte.
 

Die beiden Nordmänner saßen demnach völlig entspannt zusammen in Eikskilds kleinem Einzelzimmer. Eikskild in seinem Bett, Yokky auf einem der beiden altersschwachen Stühle, die langen Beine locker über die Tischplatte des kleinen Klapptisches gelegt...wobei der Flachmann des Trappers mit den bernsteinfarbenen Augen bereits zweimal die Runde gemacht hatte, aus dem es zudem verdächtig nach Wodka roch...und zumindest die beiden Männer bestens gelaunt miteinander diskutieren ließ, während ich mich vornehm im Hintergrund hielt und mehr zuhörte als mich in ihr angeregtes Gespräch einzumischen.
 

Schon da sie sich seit geraumer Zeit in jener Sprache unterhielten, von der ich kaum mehr als die Hälfte von dem erahnte, was sie sagten...weil sie sich mal wieder ihrer „Muttersprache“ bedienten.
 

Offenbar wollten sie wenigstens teilweise vermeiden, dass ich verstand, was sie miteinander sprachen...vermutlich weil es um mich ging. Ich wusste es nicht sicher, aber der Blick den Yokky mir dabei zweimal zugeworfen hatte, erhärtete meinen Verdacht.
 

Indem hörte ich Eikskild erneut ansetzen...
 

„Beorn..darf ich dich etwas persönliches fragen?“
 

Der Blick des Trappers war aufmerksam und eindringlich auf den anderen Mann gerichtet, als er mit ihm sprach...und wieder war es diese merkwürdige Sprache, von der ich kein Wort verstand. Gut aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, dass es Dinge gab, die mich einfach nichts anzugehen hatten, selbst wenn sie eventuell sogar mit mir zu tun hatten.
 

Doch noch ehe ich meine Gedankengänge in dieser Richtung fortsetzen konnte, wollte Yokky bereits zu einer Antwort ansetzen. Ich für meinen Teil hatte jedoch keine Lust mehr den dummen „Dritten“ oder besser gesagt das dritte Rad am Wagen zu spielen..also fasste ich kurzerhand einen Entschluss und schaltete mich hastig dazwischen.
 

„Ähhmm...nehmt es mir nicht übel Männer aber hierbei störe ich doch nur. Wisst ihr was, ich gehe mal kurz in die Cafeteria und hole uns drei was vernünftiges zu trinken...von dem Krankenhaustee kriege ich langsam aber sicher so merkwürdige Anwandlungen, die ich nicht besonders erbaulich finde.“ Entgegnete ich ihnen daher eilig...wobei ich allerdings an etwas ganz anderes dachte!
 

» Tja wer weiß schon so genau, was die da so alles zusammenbrauen? Iigiiiittttt...vielleicht nehmen die hier ja das Rentierpippi von den abgedrehten Karibus, die sich so allerhand an Fliegenpilzen in der Tundra einverleibt hatten?
 

We fly so high...oder wie war das noch gleich?! «
 

Allein der Gedanke daran ließ mich prompt drauf los kichern, wie einen total bescheuerten Teenager...doch dann zwang ich mich umgehend dazu, wieder zum Kern der Sachlage zurück zu kehren. Sprich, mich den Männern zuzuwenden, um sie ganz ernsthaft danach zu befragen, ob ich ihnen denn ebenfalls etwas von dort mitbringen sollte.
 

„Also Jungs, wie sieht s aus, was möchtet ihr haben...ich nehme derzeit noch Bestellungen entgegen?“
 

Die beiden Männer starrten mich indessen völlig verdattert an, so als müssten sie sich meinen Vorschlag erst noch kurz durch sämtliche Gehirnwindungen schieben. Schließlich war Yokky der Erste der beiden Kerle, der entsprechend auf meinen Vorschlag reagierte und mir in absolut flüssigem Englisch antwortete, auf das er in Bruchteilen von Sekunden völlig problemlos umgeschwenkt hatte.
 

„Ahmm..ja..ja klingt gut...danke...also wenn du mir einen Pott schwarzen Kaffee mitbringen könntest, wäre ich sehr dankbar Lyria….nur Kaffee nicht mehr."
 

Ich sah ihn an und nickte kurz, dann wanderte mein Blick langsam zu Eikskild hinüber.
 

„Gut, also schwarzer Kaffee...hab ich gespeichert...und du, was kann ich dir gutes tun mein Lieber?“ Fragte ich ihn dabei leise. Er lächelte prompt eins dieser seltenen, wunderbar sympathischen Lächeln, die ich so an ihm mochte.
 

„Das Gleiche für mich bitte...du wissen doch, dass ich meinen Kaffee am Liebsten schwarz trinken, Lyria.“
 

War daraufhin die entsprechende Antwort an mich. Ich erwiderte sein warmes Lächeln ebenfalls kurz, ehe ich ihm erneut antwortete. „Ich weiß, aber du hättest dich ja auch mal für etwas anderes entscheiden können und ich wollte lediglich höflich sein und nichts weiter....Herr Eikskild.“
 

Er lachte…es klang amüsiert und wunderbar gelöst...ebenfalls eine seltene Angelegenheit, bei diesem sonst eher wortkargen und dazu ausgesprochen eingenbrödlerischen Mann.
 

„Na das sein aber sehr aufmerksam von dir...ich danken dir Lyria, aber ich wollen nur Kaffee, das genügen mir vollkommen.“
 

Damit war alles Wesentliche gesagt. Ich grinste beide Männer breit an, ehe ich gewissermaßen direkt auf dem Absatz kehrt machte und aus dem Zimmer verschwand. Wo sie ihr begonnenes Gespräch fortsetzen, kaum dass ich den Raum verlassen hatte...und ich nicht mehr als noch ein paar Satzbrocken aufschnappte.
 

„Hmmm....wo waren wir doch noch gleich stehen geblieben?
 

Ach ja...sag, was wolltest du mich denn fragen?“
 

Hakte Yokky abermals an dem Punkt ein, an dem sie offenbar damit begonnen hatten und der hünenhafte Trapper bei der Gelegenheit erneut in deren "Muttersprache" umschwenkte.
 

Dann verstand ich nichts mehr, da ich inzwischen außer Hörweite gelangt war....aber ich war mir sicher, dass dieses Gespräch ein hochinteressantes abgeben würde und mich fuchste es demnach gewaltig, dass ich nicht ein Wort davon verstehen konnte und auch nicht dazu „eingeladen“ worden war.
 

Als ich nach etwa zehn Minuten mit drei dampfenden Bechern schwarzen Kaffees zurück kam, waren sie noch immer intensiv in ihr (Männer)Gespräch vertieft….und merkten nicht einmal, dass ich wieder da war.
 

„Sag weiß Svetlana eigentlich woher du wirklich kommst und WAS du bist?“
 

Der Mann, der sich selbst Yokky nannte, sah plötzlich überrascht auf und für einen Moment zu mir, denn er hatte mich vorher weder wahrgenommen, geschweige denn bemerkt. Eikskild musste ihn demnach etwas völlig unerwartetes gefragt haben, ich konnte es seiner verblüfften Mimik entnehmen...nein noch besser fühlen, denn es lag regelrecht spürbar in der Luft!
 

Doch noch bevor ich den Mund aufmachen konnte, um zu fragen was los war, antwortete er ihm bereits.
 

„NEIN...weshalb sollte ich sie damit absichtlich verunsichern? Die Aussicht nach Hause zu kommen ist für uns beide schon seit Ewigkeiten in etwa genauso so gering, als einen Sechser im Lotto zu haben. Nein mein alter Freund, ich habe es ihr bewusst verschwiegen.
 

Sag, warum fragst du mich das ausgerechnet jetzt Herr Zwerg?“
 

Der große Mann straffte sich sichtbar, nachdem er verstummt war. Eikskild indessen seufzte leise, bevor er darauf entsprechend reagierte, wobei ich mit meinen Kaffeebechern in der Hand dastand und ihnen dabei ziemlich „bedröppelt“ aus der Wäsche entgegen guckte.
 

Doch der hünenhafte Trapper hatte es inzwischen bemerkt und nahm sie mir schweigend aber mit einem breiten Grinsen ab, wobei er einen davon umgehend an Eikskild weiterreichte, während der ihm mit einem etwas merkwürdigen Seitenblick auf mich antwortete.
 

„Ach nur so...ich bin mir nicht sicher. Ich..ich dachte du hättest ihr wenigstens die Wahrheit über dich gesagt. Ich meine sie würde sie verdienen, findest du nicht?“
 

Der große Mann lachte leise...“nun wenn sie klug genug ist, kommt sie irgendwann eines schönen Tages ganz von selbst darauf, dass ihr Gatte zuweilen des Nachts als riesiger schwarzer Bär um das Haus streicht...extra drauf stoßen muss ich sie angesichts dieses Umstandes wohl eher nicht. Sie liebt mich genug, um selbst das zu verkraften, wenn sie es heraus finden sollte, davon bin ich überzeugt!“
 

„Und was ist, wenn wir eines Tages doch zurückkehren sollten...ich meine wenn sich das Tor wieder erwarten doch für uns öffnen sollte?
 

Wirst du sie dann mitnehmen?“
 

„Wen...Svetlana?
 

Sicher doch...wenn sie es möchte? Sie ist in ein paar Tagen mein Weib Thorin...ganz gleich aus welcher Welt sie stammen mag. Es gibt nichts, was sie und mich je wieder trennen kann, nur der Tod allein vermag das. Natürlich würde ich sie nach Arda mitnehmen...wie kannst du mich so etwas fragen?“
 

Der Trapper sah den anderen Mann forschend an, ehe er ihm erneut antwortete.
 

„Es war nur so ein Gedanke...es..es beschäftigt mich. Beorn ich ähhh...möchte dir gerne etwas anvertrauen, ich meine etwas sehr persönliches.“
 

„Sicher, um was geht es denn?“
 

Der Mann mit dem dichten braunen Schopf wirkte merklich überrascht..ich sah es daran wie er Eikskild plötzlich sehr aufmerksam in s Auge fasste. Der Trapper musste ihn abermals etwas völlig unerwartetes gefragt haben, man konnte es an seinem Gesicht sehen. Ich verstand die beiden noch immer nicht wirklich besser, aber allein ihre Gesichtsmimik war während dieses Gesprächs mehr als spannend...denn es ging anscheinend um etwas sehr wichtiges.
 

Indem antwortete ihm Eikskild wiederum im selben Wortlaut und wie zum Trotz so, dass ich nur ja nichts davon verstehen konnte.
 

Verdammt und zugenäht...langsam nervte es mich aber kolossal, dass ich dieser Unterhaltung nicht folgen konnte und auch nicht dazu eingeladen war, dies zu tun...aber es nützte mir nichts, denn die beiden Männer ignorierten mich auch weiterhin höchst erfolgreich.
 

„Um eine Frau...Beorn..es geht, wenn du es genau wissen willst, um eine FRAU und zwar um eine ganz bestimmte!
 

Ich...ähhhmm...um genau zu sein wollte ich damit sagen, dass ich kürzlich von einer Frau geträumt habe...und..und ich denke, dass es in meinem Traum um Lyria ging.
 

Ich glaube ich habe von ihr geträumt….nein, eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass er sich um sie gehandelt haben muss. Ich sage dir, es war ein außergewöhnlich intensiver Traum, von dieser Frau mit dem rotem Haar. Ich hatte ihn ein paar mal direkt nacheinander und zwar sehr eindrücklich, kurz bevor Lyria hier durch Zufall bei mir aufgetaucht ist.
 

Und jetzt ist es wieder geschehen, vor etwa zwei Nächten. Verstehst du? Es..es war haargenau der selbe Traum. Ich konnte ihr Gesicht zwar nicht klar sehen...aber ich war mir absolut sicher, dass sie die eine ist...MEINE EINE.. Die Frau die es für einen Mann meines Volkes nur einmal in seinem Leben gibt...die, mit der er den Bund eingehen will...genau diese eine...und ICH habe sie in meinen Träumen gesehen.
 

Eigenartig nicht?
 

Ich meine ausgerechnet jetzt….wo SIE hier aufgetaucht ist. Beorn mein Freund...du...du siehst mich ja plötzlich so seltsam an. Was ist...glaubst du mir das etwa nicht...Hautwechsler?“
 

Der Mann mit dem dichten braunen Schopf stutzte kurz. Man sah ihm überdeutlich an, dass er ehrlich verblüfft über dessen Frage wirkte, ehe er dem Trapper etwas darauf antworten konnte, das ich wiederum nicht verstand.
 

Eikskild aber offenbar sehr wohl...
 

„Wo sie WAS für dich ist Eichenschild?!
 

Oh, ich habe dich sehr gut gehört...aber sag, was empfindest du für sie? Was empfindest du für Lyria, denn das wüsste ich wirklich zugerne. Vor allem wenn ausgerechnet DU von einer Frau träumst Thorin?! Allein diese Tatsache finde ich äußerst bemerkenswert und klingt aus deinem Mund um ehrlich zu sein, mehr als phantastisch.
 

Du der ewige Einsiedler…der bisher doch nie eine Frau haben wollte!
 

Du hast ja nicht mal ansatzweise daran gedacht...denk an Lalê, die hätte dich damals nur zu gerne genommen. Aber gut, ich meine, wenn ich so lange allein gelebt hätte wie du, würde mich das wahrlich auch nicht mehr wirklich wundern.
 

Ich frage mich eigentlich schon die ganze Zeit über, wie du das nur so lange aushalten konntest Thorin? Ich an deiner Stelle wäre wohl schon nahe dran verrückt zu werden. Niemand von uns ist auf die Dauer für das Leben in absoluter Einsamkeit gemacht worden, auch du nicht….selbst wenn er noch ein solch zäher Hund ist, wie du Eichenschild!
 

Also finde es heraus...ich denke sie wartet darauf...und das schon ziemlich lange. Weiß sie eigentlich, dass du sie liebst?!"
 

Der andere Trapper nickte plötzlich heftig mit den Kopf, nur um ihn im Anschluss darauf ebeneso energisch zu schütteln. Ehe er ihm auf das, was Yokky gesagt hatte überraschend erregt und wieder völlig unverständlich antwortete. Zumindest für mich, denn bis auf meinen Namen, der während ihrer Unterhaltung fiel, verstand ich wie üblich wiedermal nur "Bahnhof".
 

Woraus ich intuitiv schloss, dass ich ein durchaus ein triftiger Grund ihres Gesprächs sein musste, was mir in dem Moment jedoch auch nicht wirklich weiterhalf, weil ich mir verflixt nochmal keinen Reim darauf machen konnte, weshalb das der Fall war?!
 

Indem setzte Eikskild jedoch erneut zu sprechen an.
 

„Verdammt Beorn, was willst du denn jetzt von mir hören?
 

JA ich liebe sie, aber es war nichts weiter als ein Traum...nur ein dummer Traum verstehst du? Eines weiß ich jedoch ganz sicher und das ist eben jene nicht unwesentliche Tatsache, dass Lyrias Haar ist mit irgend einer Art von künstlicher Farbe von ihr verändert wurde, damit es schwarz wirkt. In Wirklichkeit aber hat sie rotes Haar...und zwar sehr dunkles. Es..es kommt inzwischen deutlich zum Vorschein, man sieht es an ihrem Haaransatz!“
 

Yokky wirkte angesichts der Worte des Trappers merklich perplex, bevor es nahe zu explosionsartig aus ihm heraus sprudelte.
 

„Also könnte sie es durchaus sein? Ich meine die Frau aus deinem Traum? Vielleicht war es ja eine Art von Vorsehung?
 

So etwas soll es nämlich tatsächlich geben Herr Zwerg...ich...!“
 

Eikskild sah ihn seinerseits seltsam ratlos an, bevor er ihn plötzlich energisch unterbrach.
 

„Bist du sicher? Meinst du sie...sie könnte es wirklich sein...mein Gegenstück...meine EINE? Beim allmächtigen Schöpfer, ich kann das nicht glauben, es wäre mehr als das Schicksal uns jemals zugestehen würde...meinst du nicht?
 

Aber im Hinblick dessen, dass es vielleicht wirklich so sein könnte, ist mir deutlich klar geworden, dass sie manchmal zwar absolut nervtötend sein kann und das so ziemlich in jeglicher Hinsicht gesehen. Doch sie ist auch alles das, was ich mir von einer Frau jemals wünschen könnte, treu loyal und absolut liebenswert auf ihre zuweilen ausgeprägt eigensinnige Art...und ich liebe sie aufrichtig, ganz gleich ob sie mir nun vom Schicksal als mein Gegenstück bestimmt sein mag oder nicht.
 

Und noch eines kann ich dir mit Bestimmtheit sagen Beorn, ich habe nicht die geringste Ahnung, ob sie wirklich die Frau aus meinen Träumen sein könnte...aber ich will die Hoffnung daran nicht aufgeben, schon um vielleicht eine Chance zu haben, nicht den Rest meines Lebens in dieser Welt allein fristen zu müssen. Ich sage dir, dass dies auch nicht unbedingt DAS ist, was ich mir vorgestellt habe.
 

Weißt du, ich mag sie von ganzem Herzen, ich kann dir nicht einmal sagen weshalb das so ist, aber ich...ich liebe sie wirklich.“
 

Yokky grinste ihn abermals breit an und dann kam wohl etwas, was Eikskild ziemlich verwirrte und offenbar noch weniger erwartet hatte, denn ich konnte es deutlich an seiner nicht zu übersehenden, perplexen Gesichtsmimik ablesen, als der andere Mann ihm etwas entgegnete.
 

„Ach was und warum sagst du ihr das dann nicht endlich? Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen, da hast du dich am Ende allem Anschein nach tatsächlich in sie verliebt?! Aber DAS wundert mich jetzt ehrlich gesagt nicht wirklich Eichenschild.
 

Deine Menschenfrau ist clever und ein ganz passables Mädchen ist sie obendrein....auch rein äußerlich gesehen, ich meine jedenfalls für eine Frau diesseits des Tores. Ein anderes Weib, das deinen Vorstellungen in etwa gleich käme, wirst du hier wohl kaum mehr finden können, denn leider gibt es hier auf dieser Seite der Welt, die wir mit ihnen teilen keine Zwerginnen, die für dich in Frage kämen mein lieber Freund.
 

Also nimm die, die du haben kannst oder lass es sein. Aber wenn ich dir einen guten Rat geben darf Thorin...dann vertrau deinem Instinkt und nur einmal deinem Bauchgefühl.
 

Wenn es im Zweifelsfall da drin kribbelt, nur ein klein wenig, dann kannst du dir ziemlich sicher sein, dass sie die Richtige für dich ist. Glaub mir, so habe ich es mit Svetlana auch gehalten...und sie ist, wie du sehr gut weißt, eben so wenig eine meines Volkes, trotzdem werde ich sie zu meiner Frau nehmen, weil ich sie liebe...verstehst du mich?
 

Ich würde auch keine andere Frau mehr wollen als sie. Also hör auf mich, lässt du Lyria wieder fort gehen, ohne es je für dich heraus gefunden zu haben, was du wirklich willst, dann wirst du dir ewig Vorwürfe deswegen machen…
 

...ich schwör s dir mein Freund, so wird es sein und nicht anders. Lass sie nicht gehen, bevor du es nicht sicher weißt. Hör auf mich Thorin, wenn du sie wirklich liebst, dann wirst du es tun!“
 

Der hünenhafte Trapper verstummte, wobei er Eikskild mit einem seltsam strengen Blick taxierte...auf den ihm der Angesprochene nur einen Wimpernschlag später hastig antwortete.
 

"Aber verdammt...ich habe es ihr doch schon gesagt Yokky, sie weiß es! Mahal...sie weiß es doch längst. Ich habe vor ihr deswegen schon oft genug die "Hosen" herunter gelassen. Nochmal werde ich es sicher nicht mehr tun.
 

Es liegt jetzt allein an ihr, Lyria muss sich entscheiden, ob sie bei mir bleiben oder gehen will!“
 

Die Männer verstummten plötzlich, wobei sich ein seltsam nachdenklicher Gesichtsausdruck auf beide Gesichter legte. Indem setzte Yokky etwa eine Sekunde danach seinen Flachmann an, den er bis jetzt noch immer in Händen gehalten hatte und stürzte den noch verbliebenen Inhalt der Flasche mit einem herzhaften „"Skål“ in einem Zug hinunter.
 

„Uhhh...ich glaube der musste schleunigst weg, bevor er schlecht wird und die Schwester das „böse“ Fläschchen zu Gesicht bekommt“.
 

Ergänzte er mit einem schiefen Grinsen und diesmal auch so, dass ich ihn verstehen konnte. Denn sein Englisch auf das er jetzt kurzerhand wieder umschwenkte, war noch immer deutlich besser, als das von Eikskild, obwohl der inzwischen ebenfalls enorme sprachliche Fortschritte gemacht hatte.
 

Ich sah ihn während dessen jedoch völlig entgeistert, sowie ungläubig an, auch da ich noch immer nicht ganz „geschluckt“ hatte, über WAS die beiden Männer da thematisch gesehen wohl gerade eben gesprochen haben mochten.
 

In dem Fall kam es nur einen Moment später und zwar unüberhörbar….
 

„Also bitte, die werten Herren…über was für ein enorm wichtiges Thema habt ihr beide euch denn eben unterhalten, dass ich es nicht mithören durfte Yokky? Ich hätte gerne eine Erklärung und zwar eine halbwegs glaubhafte, wenn möglich!“
 

Kommentierte ich meinen Unmut darüber demnach merklich unterkühlt.
 

„Private Männergespräche Lyria, es hätte dich zutiefst gelangweilt, denn es war sozusagen geschäftlicher Natur...ich schwöre es.“
 

Erfolgte die denkbar trockene Antwort von Yokky an mich nur einen Moment später, wobei er mich jedoch so unschuldig und harmlos angrinste, dass der Argwohn sozusagen schon zwanghaft weiter in mir aufkeimte.
 

Meine Brauen zogen sich unterdessen gefährlich nahe zusammen, ehe ich explosionsartig loslegte, was nach dem für mich absolut ungewohnten Alkoholkonsum nicht verwunderte, dem ich mich zwischenzeitlich schon mit zwei ordentlich tiefen Schlucken in Form von Yokkys extra starkem Wodka hingegeben hatte.
 

Der Alkohol brachte mein an sich schon hitziges Temperament erst so richtig in Fahrt, entsprechend unwillig unterbrach ich ihn daraufhin einfach….
 

....“ah ja geschäftlich?!
 

WAS etwa hier im Krankenhaus?
 

Ja sicher...und DAS soll ich ihm und dir etwa allen ernstes unbesehen abnehmen? Dann bist du noch verlogener als ER...denn ich habe meinen Namen vernommen und zwar sehr deutlich!
 

Also was hat dieser elende Sturkopf von einem Trapper über mich gesagt...los was? Ich will s wissen! Spuck s aus Yokky! Sag bloß noch, er hat dir erzählt, wie nutzlos und dämlich ich mich die ganze Zeit über angestellt habe, seit ich hier angekommen bin? Ja und...und dass ich sogar zu blöd dazu bin, vernünftig zu schießen und eine Robbe anständig in ein Boot zu schaffen, ohne ins Wasser zu fallen...und mich dabei selbst zu ersäufen?
 

Waren es etwa solche Sachen, die er dir über mich gesagt hat?!“
 

Fuhr ich mich entsprechend hitzig in Rage geredet fort...doch Yokky starrte mir nur völlig verdattert an, unfähig mir etwas darauf zu entgegnen...und es dauerte daher etwas länger bis er wieder in der Lage war mir zu antworten.
 

„Ach was, hast du das denn getan...echt wahr? Davon hat er gar nichts gesagt...nicht ein Wort!
 

Und du bist wirklich rein gefallen….ins Meer?“
 

Hakte Yokky merklich überrascht nach, als er sich wieder halbwegs gefangen hatte. Die Frage war ebenso spontan, wie unüberlegt verblüfft aus seinem Mund gesprudelt, noch ehe er wirklich ernsthaft darüber nachgedacht hatte.
 

„Ja na und, bin ich...ich lebe noch, das siehst du ja.“ Schnappte ich derweil grantig in seine Richtung, wobei ich ihn entsprechend säuerlich anstarrte.
 

Er sah mich jedoch weiterhin mit großen Augen und ehrlich verdattert an, bis er zufällig Eikskilds denkbar entnervten Gesichtsausdruck auffing, der ihm deutlich sagte, dass das offenbar eine ausgesprochen dämliche Antwort an mich gewesen war.
 

Also reagierte er erwartungsgemäß hastig, indem er erneut ansetzte.
 

„NEIN...nein..das war es nicht...nichts von alledem, beruhige dich Lyria. Eikskild hat eigentlich viel mehr verlauten lassen, dass er dich überhaupt nicht einfältig findet. Ganz im Gegenteil, Lyria er mag dich...sehr sogar. Mehr als du vielleicht ahnst. Verdammt sag mal bist du wirklich so blind Mädchen!? Na also dann will ich dir jetzt mal etwas sagen...etwas sehr wichtiges!
 

Sieh ihn an...sieh dir diesen Mann gut an und dann sag mir, was du siehst. Ich erwarte zudem eine ehrliche Antwort von dir Lyria!“
 

War die treffende Antwort an mich, die ich von Eikskilds Freund bekam aber wie üblich wieder nicht wahr haben wollte. Ich blickte ihn angesichts dieser Offenbarung wie vom Blitz erschlagen an, denn ich wusste es in dem Moment als mein Blick den von Eikskild traf...der zwischenzeitlich ebenfalls sehr eindeutig begriffen hatte, um was es hier im eigentlichen Sinne ging.
 

„Ähh….wa..was...das hast du ihm tatsächlich ganz offen gesagt, dass du MICH magst? Tatsächlich, hast...hast du das wirklich getan Eikskild?“
 

Stotterte ich ihm somit entsprechend perplex und verunsichert entgegen, wobei ich zur Abwechslung mal des Trappers besten Freund entgeistert anstarrte..und da sah ich den Blick an ihm, den Yokky gemeint hatte….den Blick den ich sehr wahrscheinlich schon lange hätte verstehen müssen.
 

„Genau DAS haben ich getan und ich sagen ihm auch, dass ich dich lieben...was sein, wollen du diesbezüglich noch mehr von mir hören Lyria?!“
 

Eikskild sah mich nachdem er das gesagt hatte nachdrücklich und ganz direkt an, wobei mein Blick für einen Augenblick verwirrt zu Yokky hin wanderte der mir seinerseits merkwürdig forschend entgegen sah, denn er verstand uns beide recht gut. Dafür reichte seine Art von Einfühlungsvermögen was den Trapper und mich betraf durchaus aus.
 

Dennoch schwieg er, offensichtlich hatte er nicht vor, sich in unser in emotionaler Hinsicht gesehen längst überfälliges Gespräch einzumischen. In dem Moment zog Eikskild meine Aufmerksamkeit abermals auf sich, auch weil genau DIE Antwort an mich erfolgte, die ich in der derartigen Offenheit jetzt nicht wirklich von ihm erwartet hatte.
 

„Nennen du mir einen Grund, weshalb ich diesbezüglich die Unwahrheit sagen sollen…nur einen Einzigen?!“
 

Konterte er im Anschluss daran erwartungsgemäß knapp und abermals überraschend treffend, wobei er mich nicht aus den Augen ließ.
 

„Na vielleicht weil dir die Aussicht darauf, den kläglichen Rest der Zeit, die uns beiden noch bis zum Beginn des Frühlings bleibt, mit mir zu verbringen, als doch nicht so prickelnd erscheint!?“
 

Fuhr ich Eikskild dafür wie aus der Pistole geschossen, aber auch merklich ängstlich an, denn ich war zutiefst verunsichert, was das anbelangte und das ließ ich ihn hinsichtlich dessen auch deutlich spüren.
 

Aber noch bevor er mir darauf antworten konnte, mischte sich unverhofft der Hüne mit dem dunkelbraunen Haarschopf und den seltsamen rötlich braun glänzenden Augen ein, die im Gegenlicht wie leuchtender Bernstein wirkten.
 

Er grinste uns beide wie zum Trotz überbreit und merklich amüsiert an.
 

„Ähhhmmmm....na ja also, sehr leicht zu zu vertrauen scheinst du dir ja selbst nicht gerade Lyria. Zumindest was deine Herzensangelegenheiten und Gefühle angeht. Meiner Meinung nach ist nämlich genau das Gegenteil der Fall. So wie ich ihn verstanden habe, möchte Eikskild wenn es nach ihm geht gerne, dass du bei ihm bleibst und zwar nicht nur bis zum nahen Frühling. Also ich denke, er möchte nicht, dass du überhaupt wieder von ihm fort gehst...und wenn es anders wäre, würde mich das schon sehr wundern.
 

Aber ich meine im Zweifelsfall könntest du nach der Hochzeit immer noch bei Svetlana und mir in Longyearbyen bleiben, sollten sich deine Zweifel was ihn anbelangt nicht gänzlich zerstreuen lassen. Du kannst natürlich aber auch wieder mit ihm in seine Hütte zurück, wenn er nach der Hochzeit dorthin geht…..überlege es dir...und überlege es dir gut.“
 

Mit diesen Worten sah er zu Eikskild hin dessen Mimik unbewegt blieb, wobei er mich mit seltsam forschenden, ja fast schon unnahbar resigniert anmutenden Blick taxierte.
 

Indem straffte ich mich, wobei ich ihm direkt in die Augen sah…
 

„Ist das wahr, was er sagt?“
 

Ich sah ihn daraufhin nicken….
 

„Er sprechen die Wahrheit Lyria. Ich wollen nicht, dass du fort gehen, sonst hätten ich es dir nicht so sagen.
 

JA...
 

...ich lieben dich wirklich, aber das wissen du doch längst.
 

Deine Herz haben meine schon lange sagen, was wahrhaftig zwischen uns sein. Starke Gefühle wie Liebe können man eine Zeit lang verleugnen, aber nicht für ewig.“

der Tag des Lichts

»
 

Als Yokky irgendwann gegangen war, sprachen wir in keiner Silbe mehr an, was sich da zwischen uns ereignet hatte...schon gar nicht, was er mir an diesem Tag einmal mehr so offen und ehrlich gestanden hatte.
 

Wir wussten es beide längst und so nötigte ich ihn nicht mehr dazu, es noch einmal zu wiederholen.
 

Einige Tage später am Ende der Woche war es dann endlich soweit.
 

Svensøn war einverstanden, Eikskild meiner fürsorglichen Obhut zu übergeben und damit durfte er das Hospital nach etlichen Wochen des mehr oder minder freiwilligen Aufenthalts unter Vorbehalt verlassen...aber nicht, bevor ich dem Oberarzt versprochen hatte, ein besonderes Auge auf ihn zu haben und den Arzt sofort zu verständigen, wenn sich Eikskilds gesundheitlicher Zustand wieder erwarten noch einmal verschlechtern sollte.
 

Nachdem ich dem Chefarzt des Hospitals all das hoch und heilig zugesichert hatte...durften wir endlich von dort verschwinden!
 

Aber wir konnten nicht gehen, ohne uns noch gebührend von allen verabschiedet zu haben...vor allem Schwester Luisê und deren unermüdlichen Optimismus hatte ich inzwischen sehr ins Herz geschlossen...die würde mir wirklich fehlen.
 

Eikskild vermutlich weitaus weniger, das wusste ich..da er sich mit ihr des öfteren in die Haare bekommen hatte. Vor allem was den Fortlauf seiner weiteren Genesung anbelangte, wo die beiden längst nicht immer einer Meinung gewesen waren...aber ich wusste auch, dass auch er sie mochte und ihr zutiefst dankbar war, dass sie sich so gewissenhaft um ihn gekümmert hatte, wenn er es ihr auch nicht so offen zeigen konnte.
 

Das war nun mal nicht seine Art...inzwischen kannte ich ihn zu gut, um es mit Gewalt von ihm zu erzwingen. Also ließ ich ihn in Ruhe und ihm seinen Willen und packte anstatt dessen schweigend die paar persönlichen Habseligkeiten ein, die ihn während seines langen Krankenhausaufenthaltes begleitet hatten, während er sich derweil merklich verlegen mit meinem Hund abgab, den ich kurzerhand mitgenommen hatte. Schon weil ich wusste, wie sehr es ihn freuen würde meine treue Schäferhündin wieder zu sehen.
 

Keira war zudem ein guter Grund, seine Verlegenheit zu überspielen, dem Arzt und der Schwester jetzt wohl oder Übel Lebewohl sagen zu müssen...aber er tat es dann doch...wenn auch gewohnt knorrig kurz angebunden.
 

Ein beherzt kräftiger Handschlag für den Arzt und ein äußerst trapperhaft charmanter Spruch in Richtung des netten „Schwesterndrachen“ wie er sie insgeheim genannt hatte, das war alles...nur Sekunden später standen wir beide im langen Neonschein beleuchteten einsamen Flur des Hospitals.
 

ENDLICH....ich konnte es kaum fassen, denn ich wusste ja schon gar nicht mehr wie es war, mir nicht ständig Sorgen um diesen Mann machen zu müssen!
 

»
 

„Komm lass uns gehen...die frische Luft wird dir gut tun Herr Eikskild! Du warst jetzt lange genug hier eingesperrt!“
 

Ich sah den dunkelhaarigen nordischen Mann mit einem aufmunternden Lächeln an, während ich seine kunstvoll verarbeitete Ledertasche mit einem beherzten Seufzer schulterte, in der seine paar persönlichen Habseligkeiten untergebracht waren, die der Trapper während seines längeren Krankenhausaufenthalts benötigt hatte.
 

Er nahm meinen Hund am Halsband und lächelte mich einen Augenblick lang sichtlich erleichtert an, ehe er mir darauf eine Antwort gab, die unerwartet direkt ausfiel.
 

„Du haben recht...lassen uns beide schleunigst von hier verschwinden. Ich sein es wirklich leid und ich denken auch, dass ich hier viel zu lange Zeit haben zubringen müssen. Es sein so viel Zeit gewesen, dass es mir für den Rest meines Lebens genügen!“
 

Seine Aussage zauberte mir ein neuerlich amüsiertes Lächeln auf die Lippen, mit dem ich mich zu ihm umdrehte und ihm meine Hand auffordernd entgegen streckte, denn ich konnte es ihm nachfühlen. Ich verstand ihn nur zu gut, dass er nach der langen Zeit seines Aufenthalts im Hotel „Hospital“, die Nase wirklich gestrichen voll haben dürfte. Vordringlich, was Ärzte, die Krankenhaus typischen Gerüche und besonders das gewöhnungsbedürftige Essen anbelangte.
 

Dass er all diese wenig erfreulichen „Dinge“ nach Möglichkeit so schnell nicht mehr wiedersehen wollte, leuchtete daher durchaus ein.
 

Eikskild griff mit der freien Hand schweigend und ohne den geringsten Ansatz eines Zögerns nach meiner. Ich konnte seine Hand in ihr fühlen, rau..ungewöhnlich kräftig, von vielen Schwielen überzogen, hielt sie meine vertrauensvoll fest von seiner umschlossen.
 

Unwillkürlich musste ich noch etwas breiter grinsen….ich fühlte mich in dem Augenblick in etwa wie ein bis über beide Ohren verknallter Teenager, der mit seinen Schwarm das erste mal „Händchen“ hält. Irgendwie fand ich es ja schon echt süß von ihm, mir diese Art der Vertraulichkeit so völlig selbstverständlich zuzugestehen.
 

Er sah mich wirklich als seine Freundin an...als einen Menschen dem er sein uneingeschränktes Vertrauen schenkte...ein Umstand der mich innerlich sehr berührte. Ich fand es wunderbar zu sehen, wie sehr er mir zugetan war, was seine Gefühlswelt anbelangte. Es erzeugte ein ungemein warmes und prickelndes Kribbeln in meiner Magengrube….eines, das mich mit einer unendlichen Freude und dem Zustand vollkommener Zufriedenheit, sowie absoluter Glückseligkeit erfüllte, wie ich sie in meinem Leben bisher nur selten erfahren hatte….
 

Ich war verliebt...bis über beide Ohrenspitzen...und das wirklich und wahrhaftig in diesen nordisch charmanten Kerl, der obendrein eine derartige faszinierende Anziehungskraft auf mich ausübte, die ich bis dato noch immer nicht gänzlich verstehen konnte.
 

„Sooo….der Herr...wie sieht s aus, halten wir beiden Hübschen also mal wieder brav Händchen?Ähhhmmm...ja, so langsam scheint das ja irgendwie zur Gewohnheit zu werden oder was meinst du?“
 

Entgegnete ich ihm schließlich entsprechend schelmisch und mädchenhaft amüsiert, wobei sich ein unübersehbar verlegenes Lächeln und ein nicht zu übersehender Anflug von hitziger Röte über mein Gesicht zog. Doch Mann sah mich während dessen nur völlig unverständig an.
 

Dabei antwortete er mir erwartungsgemäß trocken, wie ich es von ihm gewohnt war….
 

„Was haben du Lyria? ICH finden das überhaupt nicht schlimm. Also ich könnten mich sehr gut daran gewöhnen, dein Hand fest zu halten. Ich würden sie gerne nehmen, wenn du sie mir anvertrauen wollten?!“
 

Konnte ich seine männlich, rustikale und dazu sehr ernst gemeinte Antwort, einige Sekunden später deutlich von ihm vernehmen.Von der ich ziemlich genau erahnte, wie wichtig ihm das war, was er mir da im übertragenen Sinne zu verstehen gegeben hatte.
 

Ja ER würde mich tatsächlich und in aller Ernsthaftigkeit nehmen wollen und zwar als sein „Weib“, denn nichts anderes war es, was der Trapper damit quasi durch die „Blume“ hatte ausdrücken wollen.
 

„Schon klar...das WEISS ich ja alles, aber gewöhn dich vorerst lieber nicht zu sehr daran Herr Eikskild, denn spätestens im Motel werden sich unsere Wege wieder trennen, zumindest was unser beider Zimmeraufteilung anbelangt. Derartige Vertraulichkeiten sind dort nämlich nicht so sonderlich erwünscht. Immerhin haben wir beide ja auch nicht gerade die Hochzeitslounge gebucht, die ist derzeit leider schon belegt und dreimal darfst du raten von wem?!“
 

Entgegnete ich ihm daher nicht minder nachdrücklich...wobei ich ihn kurz ins Auge fasste und ihm anschließend einen hastigen, aber durchaus zärtlich gemeinten Kuss auf die kratzige Wange drückte. Die schönste Belohnung die ich prompt dafür von ihm erhielt...war ein ehrlich überraschten Seufzer, mit dem er mich noch ein wenig näher an sich heran und in seine Arme zog, um mich für einen Moment lang ganz fest an sich zu drücken. Ich fühlte seine Körperlichkeit so nahe und es gab mir das beruhigende Gefühl von Geborgenheit...eines das ich schon eine sehr lange Zeit nicht mehr verspürt hatte, schon gar nicht bei einem Mann. Und so genoss ich es solange es dauerte, bis er mich wieder frei gab indem er mich anschließend noch zart auf die Stirn küsste…
 

...Es werden mir zwar sehr schwer fallen...aber ich denken, dass ich mich wohl soweit beherrschen können!“
 

Konnte ich ihn im Anschluss daran mit einem denkbar belustigten Grinsen antworten hören. Aber noch während wir beide uns diesem mehr oder minder verliebt emotionalen Geplänkel hingaben, hatten wir ohne es bewusst zu bemerken den gläsernen Vorbau des Hospitals erreicht…
 

...urplötzlich blieb der Trapper wie angenagelt stehen…woraufhin ich beinahe in ihn hinein gelaufen wäre und mich daher gerade noch so abfangen konnte, als ich es bemerkte.
 

„Ohhhh...Lyria...du schauen...sehen du auch, was ich da sehen?“
 

Er drehte sich kurz zu mir um und ich sah zunächst nicht mehr, als das vollkommen verzückte Leuchten in seinen faszinierend blauen Augen…doch dann...dann begriff ich endlich auch, was er damit gemeint haben musste, als ich meinen Blick kurz von ihm löste und anstatt dessen hinaus blickte….
 

« LICHT! »
 

Er meinte das Licht.
 

Ich sah den leichten rötlichen Schein…mit dem die neu geborene Frühlingssonne gerade so über den Horizont entlang streifte. Nicht mehr als eine Vorahnung dessen, was bald folgen würde...aber ein wunderbarer Hoffnungsschimmer.
 

Es war als würde ich neu geboren...nach den vielen Monaten absolute Dunkelheit endlich das erste Mal wieder Licht. Ein verheißungsvoller erster Schimmer…..von Wärme...und der Wiedergeburt des Lebens...das langsam aber unaufhaltsam nach Longyearbyen zurück kehren würde.
 

Ohne zu überlegen ließ ich die Tasche fallen und ihm fast sofort danach stürmisch um den Hals.
 

"Ohhh Eikskild...das LICHT...es kommt zurück...oh es ist so wunderbar..ja ich sehe es...ich bin überwältigt!“
 

Er sah mich daraufhin ein wenig verwirrt an.
 

„Du finden das wirklich? Sein es nicht der Zeitpunkt, an dem du mich wieder verlassen wollten…?!“
 

Ich ließ ihn los und merkte dass ich hart schluckte.
 

„Das habe ich dir zu Beginn gesagt als ich zu dir kam, das ist richtig. Aber im Moment weiß ich ehrlich gesagt gar nichts mehr...ich weiß nicht was ich will. Außerdem hatte ich Yokky versprochen bei seiner Hochzeit dabei zu sein. Denkst du wirklich, ich lasse ich da alleine hingehen und den ganzen Spaß ohne mich zu haben?
 

Nie im Leben Mann….ganz gleich was kommen mag. DAS werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen!“
 

Indem betrachtete ich ihn ängstlich forschend an und bemerkte den zweifelnden und fast schon melancholisch anmutenden Ausdruck auf seinem männlich markanten Zügen dabei durchaus...was es mich nicht mehr länger aushalten ließ und dazu zwang etwas zu unternehmen.
 

Ich nahm seine Hand sanft in meine...und drehte mich so zu ihm hin, dass ich ihm direkt in die Augen blicken konnte.
 

Dann beugte ich mich vor und küsste ihn zärtlich auf den Mund...ohne darüber nachzudenken...und mit allem Gefühl, das ich für diesen Mann empfand. Als ich mich einige Sekunden später wieder zögerlich von ihm löste flüsterte ich ihm leise entgegen….
 

„Ich liebe dich doch...Dummkopf und soooo schnell wie du jetzt vielleicht glaubst, wirst du mich damit sicherlich nicht wieder los.
 

DAS ist ein Versprechen mein Lieber Eikskild!
 

Ein vorläufiges jedenfalls...und ein dazu absolut ehrlich gemeintes!“

der Tag des Lichts - 2

Der Trapper musterte mich mit einem seltsam entrückten Gesichtsausdruck, den ich nur schwerlich einschätzen konnte, ehe er mir darauf eine Antwort gab.
 

„Das hoffen ich, denn ich haben mich sehr darauf gefreut zusammen mit dir auf diese Hochzeit zu gehen. Yokky es mir nie verzeihen werden, wenn ich dich nicht mitbringen. Ich wollen nicht, dass du fort gehst...und ich haben es auch so verstanden, dass du deine endgültige Entscheidung noch nicht getroffen haben. So haben ich also noch alle Chancen, dich davon zu überzeugen, dass du bei mir bleiben werden?!“
 

Er verstummte und ich bemerkte den etwas schrägen aber unübersehbar hoffnungsvollen Blick, den er mir dabei zuwarf, ehe ein plötzliches und sichtlich amüsiertes Grinsen über seine markanten Gesichtszüge huschte, wobei er mir nur einen Moment später bereits ein entsprechend belustigtes Zwinkern aus seinen faszinierend blauen Augen schenkte, das mich wieder einmal völlig sprachlos zurück ließ und ich somit nichts weiter tun konnte, als ihn völlig verblüfft anzustarren.
 

Und das so lange, bis ich mich wenigstens halbwegs wieder gefangen und unter Kontrolle hatte, dass ich ihm darauf etwas ansatzweise vernünftiges erwidern konnte.
 

„Das hast du vollkommen richtig erkannt, so in etwa hatte ich es eben durchblicken lassen mein Lieber. Noch ist die Entscheidung darüber was ich tun will nicht endgültig gefallen...es kommt ganz auf dich und deinen absolut umwerfenden „Trapper Charme“ an Herr Eikskild!“
 

Antwortete ich ihm mit einem neckischen Lächeln...das ihn ein wenig aufziehen sollte und nicht so ganz ernst gemeint war.
 

Meine Ansage an ihn allerdings schon...ich wollte, dass er es wusste...ja das er begriff, dass ich ihn wirklich liebte, aber dies nicht unbedingt der alleinige Garant dafür sein konnte, mich für ein Bleiben in dieser „Ödnis“ zu entscheiden.
 

Denn dieses karge Leben am Existenz Minimum verlangte einem so ziemlich alles an Einfallsreichtum und Mut ab, was man sich nur vorstellen konnte. Daher wollte ich mir wirklich zu mehr als einhundert Prozent sicher sein, dass ich den Widrigkeiten, die hier auf mich warten würden wirklich gewachsen war. Denn nur die Liebe allein konnte diesen Anforderungen ganz sicher nicht gerecht werden...das wusste ich inzwischen so gut wie er.
 

„Na also der müssten dich aber doch eigentlich schon längst überzeugt haben!?“ Hörte ich ihn mir daraufhin nur einen Moment später gewohnt trocken antworten.
 

Es entlockte mir abermals ein spontanes Lachen und ich musste mich kurz räuspern, ehe ich darauf etwas sagen konnte.
 

„Nun ja, wenn es NUR allein nach deinem betörenden Charme gegangen wäre, hätte ich mir das aber noch einmal gut überlegt...am Anfang jedenfalls...da hat der mich nämlich nicht gerade vom Hocker gerissen Mann und ich bin der Meinung, dass du das an dieser Stelle wenigstens zur Kenntnis nehmen solltest!“
 

Kommentierte ich seine Antwort daher betont nachdrücklich, wobei ich ihn mit einem etwas skeptischen Blick musterte.
 

„Was?! Ich haben dich bislang doch überzeugen können zu bleiben...das sprechen doch eindeutig für mein Qualitäten, und Durchhaltevermögen!
 

Wären ich und du sonst noch hier?“
 

Konnte ich ihn demnach überraschend schnell wie ebenso unverdrossen in meine Richtung brummen hören, wobei er mich mit seinen dunkelblauen Augen taxierte und mir einen Blick schenkte den ich wiederum nicht so wirklich deuten konnte.
 

Aber noch bevor ich eine entsprechende Antwort nachlegen konnte und das, obwohl ich bereits den Mund aufgeklappt hatte, um das zu tun und sich meine Brauen dabei skeptisch zusammen gezogen hatten, fuhr er bereits vollkommen unbeeindruckt dieser Tatsachen im selben Tonfall fort..
 

„Du sehen, ich leben schon viele viele Jahre so und ich sein noch nicht gestorben...im Gegenteil, ich haben es lieben lernen. Diese Einsamkeit, die Ruhe und diese lebendige Stille sein nirgendwo so überwältigend wie hier auf Svalbard.
 

Auf dieser Welt werden du das nie wieder so finden wie hier bei mir...sehen du nicht die Farben, sehen du nicht dieses unvergleichliche weite Land Lyria? Es haben nach dir rufen...so lange schon, warum wollen du es noch immer nicht hören?!“
 

Er sah mich abermals auf diese merkwürdige Weise an, die mich heftig schlucken ließ, denn ich wusste intuitiv dass er Recht hatte. Insgeheim spürte ich es längst...in gewisser Hinsicht wusste ich, dass es der Wahrheit entsprach.
 

Ja dieses Land wie auch der Mann der darin lebte hatte nach mir gerufen…ich wusste bis dahin nur nicht, dass ich seinem Ruf gefolgt war. Und so fiel meine Antwort an ihn auch entsprechend unsicher und dazu nicht eben erfreut aus.
 

„Ich habe es ja gesehen...und ich habe es gehört, das ist es ja, was mich daran so verwirrt...verstehst du nicht? Ich habe entsetzliche Angst davor mich in dieser Weite zu verlieren, nicht mehr zu wissen wer ich bin….und was ich will!
 

Das ist es wovor ich mich fürchte...ich fürchte mich nicht vor dir...ich liebe dich, nichts würde ich mehr mit Freuden tun als dem einfach nachzugeben..aber ich kann nicht so einfach...
 

..vielleicht ist die Zeit noch nicht reif dafür….
 

..vielleicht?!“
 

ich spürte wie er den rechten Arm ganz plötzlich behutsam um mich legte und mich beschützend in eine innige Umarmung zog...er sprach dabei kein Wort und ich ließ es einen Moment lang zu, nur dazustehen meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen und mit ihm gemeinsam aus der Fensterverglasung nach draußen zu blicken, auf das, was vielleicht einmal so etwas wie unsere gemeinsame Zukunft werden könnte.
 

Doch dann hörte ich ihn mit einem mal doch leise zu sprechen ansetzen….
 

„Komm lassen uns gehen Lyria. Es sein schon spät...ich wollen nicht, dass du Angst haben müssen schon gar nicht vor deine Zukunft. Lassen uns beide nicht mehr darüber reden..jedenfalls nicht heute. Das wir werden ein anderes mal tun...das haben noch ein wenig Zeit.“
 

Ich spürte den zarten aber doch entschlossenen Kuss, den er mir im Anschluss daran auf die Stirn drückte, ehe er mich mit einem leisen Seufzer von mir löste um mich so dazu aufzufordern seinem sanften Drängen zu folgen.
 

Ich wusste, dass wir hier nicht ewig stehen bleiben und unseren Zukunftsträumen und Sehnsüchten nachhängen konnten auch wenn der Blick in diese wunderbare scheinbar „neugeborene“ Welt des Lichtes noch zu verlockend gewesen wäre.
 

Ja ich hatte verdammt nochmal eine scheiß Angst, weil ich nicht so recht wusste, was ich wollte...und in meinen Augen war sie somit alles andere als unbegründet. Aber wie sagte meine Mutter immer so schön treffend?
 

Das Leben ist kein Ponyhof...und wer nicht wagt der gewinnt auch nichts..nicht mal an (Lebens)Erfahrung!
 

Also war ich, obwohl ich mich innerlich noch immer fürchtete wie ein Teenager vor seiner ersten längerfristigen Beziehung, durchaus gewillt, es dennoch auf einen ernsthaften Versuch ankommen zu lassen….
 

Aber wie sich das gestalten sollte….so mit IHM...und mit MIR...war mir schlicht und ergreifend ein Rätsel und hatte ich nicht die geringste Ahnung, was da sonst noch so alles auf mich zukommen würde, aber das war in dem Moment auch nicht wichtig.
 

Es zählte im Augenblick nur eins….wir hatten gelernt einander ehrlich zu vertrauen!
 

Wenn dieser lange Weg den wir bis hier her miteinander gegangen waren eines bewirkt hatte, dann DAS….ein halbes Jahr auf so engem Raum wie seine Hütte war eine verflucht lange Zeit sich kennen zu lernen...ich meine sich richtig kennen zu lernen und nicht nur so oberflächlich, wie das sonst so oft der Fall war.
 

Nein ich wusste um seine Stärken und auch um seine Schwächen, ebenso wie er um meine...und dies allein war es worauf es wirklich ankam.
 

LIEBE so wie unsere war demnach nicht nur irgend so ein hohles Versprechen, wie es eine dieser zumeist wie Pilze aus dem Boden sprießenden bescheuerten Partneragenturen zu Hauf versprachen.
 

Nein sie war gewachsen und damit tief in uns beiden verwurzelt...sie war echt und sie fühlte sich verflixt gut an...wenn auch noch immer etwas fremd...aber doch hoffnungsvoll, so als könnte sie wirklich längerfristig von Bestand sein...jedenfalls was es das, was ich mir insgeheim wünschte.
 

Ich wusste nicht ob ich jetzt schon in der Lage war es zuzulassen...aber ich wusste auch, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte eine Entscheidung für oder gegen dieses einsame Leben mit ihm zu treffen, das damit unweigerlich auf mich warten würde.
 

Ich konnte es nicht mehr länger hinauszögern….der Tag der Hochzeit würde zumindest was mich anbelangte der Tag der Entscheidung sein...irgendwie ahnte ich, dass Eikskild sie von mir erwartete und das zu Recht, obwohl er es mir gegenüber nicht offen aussprach.

Unterkunftsbeschaffenheiten auf Nordländisch

Ich sah ihn an...wobei sich ein leiser Seufzer angesichts dieser allerlei beunruhigend verwirrenden Gedankengänge aus meiner Brust löste, ehe ich in der Lage war, ihm die erwartete Antwort zu geben.
 

„Ist gut, lass uns besser schleunigst verschwinden, hier können wir ja schlecht übernachten. Ich vermute mal, dass die Betten hier im „Hotel Hospital“ jetzt anderweitig ausgebucht werden, seit du kein gesteigertes Bedürfnis mehr danach hast, deren Gastfreundschaft unbedingt länger als nötig zu strapazieren und zu beanspruchen Herr Trapper.“
 

Für diese mehr oder minder treffende Aussage erntete ich von Eikskild prompt ein leises, aber ungemein belustigtes und angenehm tiefes Männerlachen, das mir unwillkürlich einen wohlig prickelnden Wärmeschauer über den Rücken rieseln ließ.
 

Ohhwww ja, ich mochte das für mich so einzigartig, anziehend wirkende Lachen des Mannes, mit dem ich mich emotional gesehen bereits mehr verbunden fühlte, als ich es mir selbst eingestehen konnte…
 

…..und wie ich es mochte, auch wenn ich es zu meinem Leidwesen eher selten zu hören bekam, so war es doch etwas, dass mich einmal mehr daran erinnerte, weshalb ich bis jetzt auf diesem Eisklumpen von einer Insel geblieben war und DAS bei diesen abartigen Witterungsverhältnissen, die in meinen Augen nach alle dem, was ich bisher erfahren hatte absolut „Guinness Buch Rekord“ reif waren.
 

Um genau zu sein, sollte ich der Ehrlichkeit halber vielleicht noch anmerken, was der „wahre Grund“ war, weshalb ich trotz der eisigen Temperaturen und den Unmengen von Schnee noch immer hier auf Svalbard ausharrte...denn, dass es allein an Eikskild lag und ER mal abgesehen vom scheußlich kalten Winterwetter, so ziemlich DER Grund gewesen war, warum ich die norwegische Insel an der Grenze zum Nordpolarmeer noch nicht wieder fluchtartig verlassen hatte, konnte ich beim besten Willen nicht mehr länger leugnen.
 

ER allein war der Grund und niemand sonst….zumindest war mir das überdeutlich klar geworden, nachdem ich begriffen hatte, dass es daran liegen musste, dass ich mich entgegen aller Erwartungen tatsächlich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Denn jeder halbwegs normale Mensch würde so etwas sicherlich nicht tun.
 

Da musste man schon von so etwas wie Liebe sprechen, sich mit einem völlig fremden Mann knapp sechs Monate in tiefster polarer Dunkelheit und bei a….kalten Temperaturen unter Null, sowie mit viel Eis und Schnee, in eine nicht mal fünfzig Quadratmeter große und äußerst zugige Hütte zu setzen, aus der es zum Einen kaum ein Entkommen gab und zum Anderen auch kaum Möglichkeiten bot, sich auch nur ansatzweise anderweitig aus dem Weg zu gehen, da man zumeist ans Innere gefesselt war, wenn man keinen gesteigerten Wert darin sah, sich im Freien grundlos den Hintern abzufrieren.
 

Und noch während der Trapper sich so ungemein köstlich über meinen nicht besonders gelungenen Witz zu amüsieren schien, spürte ich, wie sich meine Hand entschlossen an seiner festhielt, während wir gemeinsam Anstalten machten, das „Schreckensgespenst“ Krankenhaus endlich hinter uns zu lassen.
 

Dieses Kapitel war für die Zukunft hoffentlich ein für allemal abgeschlossen...zumindest was mich anbelangte, war mein Bedarf an Desinfektionsmittel und deren äußerst einprägsame Duftnote für alle Zeiten gedeckt!
 

Draußen angekommen hieß uns das örtliche „Empfangskomitee“ also demnach ein eisig kalter Nordwind erst einmal gewohnt nordisch rau und wie gewöhnlich ordentlich von Neuschnee geschwängert willkommen. Nichts anderes hatte ich in dieser unwirtlichen Umgebung erwartet...wenn auch der erste hoffnungsvolle Streifen an rötlichem Sonnenlicht über den Horizont gekrochen war, herrschte doch noch immer der Winter vor...und entsprechend unerfreulich war es unter freiem Himmel dann auch.
 

Eindeutig zu kalt um sich freiwillig länger als irgend notwendig draußen aufzuhalten. Wir sprachen daher nicht mehr, als das Notwendigste. Jeder von uns beiden war irgendwie bestrebt, sich noch tiefer in seine warmen Wintersachen zu verkriechen, da sich der frostige Wind nach dem langen „Zwangsurlaub“ im geheizten Krankenhaus wie ein Kälteschock entpuppte.
 

Selbst für den sonst so ungemein hartgesottenen Trapper...der sich angesichts des langen Krankenhausaufenthalts der Kälte entwöhnt, erwartungsgemäß wortkarg von mir in Richtung meines Schneemobils bugsieren und ohne den Anflug eines Protestes hinter mir nieder ließ, als ich mich gesetzt hatte und mittlerweile schon recht geübt den Motor meines Schneemobils startete.
 

Ich drückte ihm mit einem etwas schiefen Lächeln mein Gewehr in die Hand, das sich ebenfalls zu einem für mich gewohnten Alltagsgegenstand etabliert hatte, ehe ich das Gefährt auf Kufen in Richtung des kleinen Motels in Bewegung setzte, das Lalê Olesøn die Frau von Erik, meinem Retter in der Not führte und damit auch dessen Eigentümerin war.
 

Angesichts der Informationen, die ich kürzlich erst von Yokky bekommen hatte, was Lalês ehemalige Ambitionen in Bezug auf „meinen Trapper“ anbelangten, war es mir schon etwas flau im Magen, ob des Wissens, mit Eikskild ausgerechnet in diesem Etablissement nächtigen zu müssen.
 

Vor allem da ich nicht wusste, wie das neuerliche Zusammentreffen der beiden verlaufen könnte, zumal Eikskild ihre zarten Annäherungsversuche damals offensichtlich abgewiesen oder besser gesagt gar nicht erst „erhört“ haben wollte.
 

So zumindest hatte Yokky es mir geschildert.
 

In diesem Fall versuchte ich den leicht nagenden Hintergedanken, der sich zu meinem Leidwesen schwer nach einer äußerst unbehaglich rasenden Eifersucht anfühlte zu ignorieren und mir anstatt dessen einzureden, dass das ja nun schon eine halbe Ewigkeit zurück lag. Lalê obendrein in der Zwischenzeit glücklich verheiratet war und ich somit keinerlei Ängste haben musste, dass ihn mir eine andere Frau auch nur ansatzweise abspenstig machen könnte.
 

Zumindest nicht nachdem, was er mir vor nicht einmal zehn Minuten selbst gestanden hatte….hoffentlich...denn das, würde weder mein Herz noch mein weiblicher Stolz, in irgend einer Weise verkraften können.
 

Nein, nicht nachdem, was ich zwischenzeitlich schon an derartig intensiven und emotionalen Empfindungen in diesen Mann hinein investiert hatte.
 

Ich liebte ihn in aller Aufrichtigkeit und so sehr, dass es fast schon schmerzte..und wollte ihn daher auf gar keinen Fall teilen müssen, nicht in diesem Leben und schon gar nicht mit einer anderen Frau. Mal abgesehen von Eikskilds jüngerer Schwester, aber das war ja auch etwas völlig anderes.
 

So stieg ich wenig später mit merklich zittrigen Beinen vom Schlitten herunter, als wir beim „Drunken ICE Bär“ angekommen waren.
 

Eikskild folgte mir unmittelbar mit einem leisen und unüberhörbar unwilligen Brummen nach, das mich entsprechend überrascht zu ihm herum drehen ließ und ich den fragenden Blick nicht unterdrücken konnte, der mir dabei wohl mehr als offensichtlich ins Gesicht geschrieben stand.
 

Der Trapper hatte meine Reaktion zwangsläufig bemerkt und ließ sich entgegen meiner Erwartungen sogar zu einer, wenn auch eher kurz angebundenen Antwort an mich herab.
 

„Ich kennen diesen Laden, ich sein schon mal hier gewesen, aber das sein lange her.“
 

Er zuckte unschlüssig mit den Schultern, wobei sein Mund augenblicklich wieder zuschnappte, wie eine Mausefalle, in die eine ahnungslose Maus hinein getappt war.
 

„Ach ja?“
 

Die Worte verließen meine Lippen, noch ehe ich sie hätte aufhalten können, wobei sich meine Brauen jedoch wenig verwundert in die Höhe hoben, während ich ihn abwartend taxierte.
 

Eikskild wirkte mit einem mal merklich verlegen. Ich sah wie er die Hand hob, um sich unmittelbar und ohne es selbst zu registrieren am Bart zu kratzen, der mittlerweile wieder an beachtlicher Länge gewonnen hatte und dringend auf ein „zivilisiertes“ Maß zurück gestutzt gehörte, zumindest was meinen Geschmack an männlich moderner „Bartmode“ betraf.
 

Die unbewusste Geste, mit der er mir seine offenkundige Verlegenheit signalisierte, war mir damit alles andere als unbekannt. Ich kannte ihn mittlerweile zu gut, um zu wissen, dass er es immer dann machte, wenn er nicht recht wusste, wie er mir etwas besonders „unangenehmes“ beibringen musste.
 

Und dann kam auch schon, was ich bereits unterschwellig erwartet hatte.
 

„Ich..kennen diese Frau, der das Motel gehören. Lalê..sein ihr Name, na ja und sie..ähhh..haben sich mal für mich interessieren...du wissen schon, was ich damit sagen wollen?! Ohh….aber das sein schon lange her und ich haben es außerdem nie erwidern.“ Hörte ich ihn mir demnach ein wenig atemlos und unüberhörbar eilig antworten, so als wollte er das für ihn sichtlich unangenehme Geständnis schleunigst hinter sich bringen.
 

„Ach...und WAS willst du mir damit jetzt sagen?“
 

Meine Stimme klang auch so, als hätte ich es bereits erwartet und damit merklich misstrauischer, als ich eigentlich zugeben wollte...nachdem mir der Satz einfach so und völlig ungewollt heraus gerutscht war, wobei ich den Mann vor mir weiterhin fragend anblickte.
 

Eikskild beeilte sich schon deshalb entsprechend rasch mir zu antworten, denn ich spürte wie peinlich ihm dieses Thema war, das einen gewissen Teil seiner Vergangenheit betraf, der mich eigentlich wenn man es genau nahm, nichts aber auch gar anzugehen hatte.
 

Und trotzdem traf mich die Erkenntnis, dass da vielleicht doch „mehr“ gewesen sein könnte, unerwartet hart in sämtliche Eingeweide, die sich abermals zu einem schmerzhaften Knoten verkrampften, der mir kurzzeitig die Luft zum atmen nahm.
 

„Lyria ich wollen dir damit eigentlich nur sagen, dass du dir keine Gedanken machen müssen, es sein ein Stück aus mein Vergangenheit und es sein zudem eine halbe Ewigkeit her...ich haben es nie erwidern...ich schwören es dir. Dass sie mich mich mehr mögen als ich sie, dafür konnten ich nichts, wir haben uns darauf einigen Freunde zu bleiben und mehr nicht. Ich wollen, dass du das wissen, bevor wir dort hineingehen, denn ich wissen nicht wie sie auf mich reagieren werden, wenn sie mich nach so lange Zeit wiedersehen.“
 

Eikskild war zunächst stehen geblieben, doch nun machte er zwei rasche Schritte auf mich zu, wobei ich merkte, dass er spontan aber dennoch beherzt nach meiner Hand griff, wie um mich mittels dieser unbedarft sanften Geste der Nähe davon überzeugen zu wollen, ihm doch endlich zu vertrauen.
 

Ich hörte mich daraufhin selbst tief und krampfartig ausatmen, indem sich die Luft aus meinen Lungen heraus presste...und mir das Herz für einen Moment lang spürbar heftig bis zur Halsschlagader hinauf pochte, doch dann ließ ich es zu, dass er meine Hand in seine nahm und er mich für einen Moment lang ganz nahe an sich heran zog.
 

Schlagartig schnappte ich nach Luft und atmete sichtlich erleichtert ein...es war wie eine Offenbarung. Ich fühlte seinen warmen Atem beruhigend auf meiner von der Kälte völlig überreizten Haut und dann war es, als würde etwas in mir abschmelzen...jegliches Misstrauen floss mit meiner Angst ihn doch noch zu verlieren dahin.
 

Es war als würde diese schlichte Geste der Zuneigung von ihm mich mit der Zuversicht und dem Mut erfüllen, den ich im Augenblick mehr als dringlich benötigte, um mich gleich dem Unvermeidlichen zu stellen, wenn wir hinein gehen würden….in die für mich sprichwörtliche „Höhle des Löwen.“
 

Und so nickte ich zunächst nur leicht...ehe ich ihm darauf überhaupt etwas antworten konnte.
 

„Ich denke ich habe die Botschaft verstanden und ich danke dir dafür, du warst sehr ehrlich zu mir Eikskild. Dabei habe ich darauf nicht den geringsten Anspruch, wenn man es genau nehmen will, denn DAS was vor mir gewesen ist, ist unwichtig, es zählt nur das Hier und das Jetzt...oder nicht?“
 

Indem hörte ich ihn leise lachen...“oh ja, ich denken, ich werden dich da beim Wort nehmen Lyria...das Hier und das Jetzt, zählen und nur das. Genau das sein es, was ich dir haben schon vor einer Weile klar machen wollen. Ich sein sehr froh, dass du es jetzt endlich verstanden haben.“
 

Mit diesen Worten merkte ich, wie er sich langsam aber entschlossen in Bewegung setzte, um sich gemeinsam mit mir auf die Türe zuzubewegen, die wir in nicht mal einem Atemzug öffnen würden, um sofort danach ins Warme einzutreten und ganz egal was uns dort erwartete...wir waren zusammen und nur das allein zählte in diesem Augenblick.
 

„Ach na sieh mal einer an Eikskild...lange nicht gesehen! Na da scheint ausgerechnet SIE es also geschafft zu haben, dich aus deiner geliebten Hütte heraus zu treiben?
 

Wer hätte das gedacht?!“
 

Die helle Stimme die uns da entgegen schlug und erwartungsgemäß leicht „verschnupft“ in Empfang nahm als wir eintraten, gehörte tatsächlich niemand anderem als Lalê!
 

Es war wie erwartet ihre sehr direkte und unverblümte Art, mit der sie den Mann konfrontierte, den sie allem Anschein nach einmal sehr geliebt hatte.
 

Und auch wenn es schon ewige Zeiten her sein mochte, so hörte man angesichts ihres angespannten Untertons deutlich heraus, dass sie die Ansicht des Trappers nur bedingt zu teilen schien, dass sie beide sich hier lediglich als „alte Freunde“ gegenüber standen.
 

SIE hatte ihm das offenbar nie wirklich ganz verziehen, ihre Annäherungsversuche damals nicht erhört zu haben, auch wenn sie es sich jetzt nicht oder nur ganz schwach anmerken ließ.
 

„Du hast wirklich Mut nach unserem letzten Aufeinandertreffen hier tatsächlich so unbedarft bei mir aufzukreuzen, das muss man dir lassen Trapper. Ich hätte nie gedacht, dass es der Engländerin gelingt dich tatsächlich hier her ins Motel zu schaffen.
 

Aber hier bist du...und du siehst echt beschissen aus, wenn ich das so am Rande anmerken dürfte! Also ich würde sagen wir sind demnach quitt mein Lieber...die arme Engländerin weiß offenbar noch gar nicht so recht, WAS sie sich da mit dir an wahrhaftigem Ärger aufgehalst hat...oder Eichenschild?!“
 

Die schöne nordische Frau mit den eisblauen Augen verstummte, wobei sie den Trapper seltsam wissend taxierte...während dieser ihr entsprechend verblüfft entgegen starrte..bar jeder Antwort, die ihm vermutlich schon auf der Zunge gelegen hatte. Irgend etwas an diesen Worten schien ihn tatsächlich so aus dem Konzept zu bringen, dass es ihm nicht gelang ihr darauf etwas zu entgegnen. So starrten sich beide weiterhin schweigend an….wobei die unterschwellige Anspannung deutlich im Raum zu spüren war.
 

Ich wusste zwar nicht, was Lalê nun ganz genau mit dieser für mich völlig unverständlichen Ansage an den Trapper bezwecken wollte, dennoch oder gerade deswegen verfehlte es seine Wirkung bei ihm nicht...was mich noch mehr überraschte, als ich es ohnehin schon war. Denn kaum hatte er seine Fassung wieder gewonnen...vernahm ich seine angenehm tiefe Stimme, die überdies alles andere als entspannt klang.
 

„Was wollen du damit andeuten Lalê Olesøn? Du wissen nichts über mich...gar nichts!“
 

Konnte ich ihn somit sehr deutlich vernehmlich und dazu noch unmissverständlich aufgebracht in ihre Richtung knurren hören, worauf die nordische Frau ihm vollkommen unbeeindruckt und süßlich breit entgegen lächelte.
 

„Oh ich denke DU und ICH wissen beide ziemlich genau, was ich damit gemeint habe mein Lieber?! Aber sei s drum, ich möchte die Ärmste nicht noch mehr verunsichern. Sie wird es wohl schon noch selbst heraus finden….das arme unwissende Ding. Aber gut lassen wir das, denn es führt ohnehin zu nichts, als dass wir uns weiterhin sinnlos streiten werden. Es ist wohl besser die Vergangenheit ruhen zu lassen…außerdem wollt ihr vermutlich, dass ich euch eure beiden Unterkünfte zeige?!“
 

Ich sah Lalê verwirrt an..
 

„Ab..aber ich habe doch schon ein Zimmer!“ Stolperte es demnach nur einen Moment später entsprechend verwirrt aus mir heraus.
 

„Stimmt, das hattest du Lyria!
 

Leider bin ich für Yokkys Hochzeit bis auf das letzte Zimmer ausgebucht...und du musst daher umziehen. Da Eikskild und du es ja schon gewohnt seid, auf engstem Raum miteinander auszukommen, gebe ich euch deshalb übergangsweise die kleine Familiensuite.
 

Das ist ein Zimmer, das mit einem kleinen Nebenraum samt Bett für den Familiennachwuchs und Nasszelle verbunden ist, die jedoch je nach Bedarf durch eine faltbare Schiebetür voneinander abgetrennt werden kann, wenn man das denn so haben möchte.
 

Also muss keiner von euch beiden Angst haben, dass ihr euch den Platz um das „einzige“ Bett streitig machen müsstet, denn ein jeder bekommt sein eigenes, sofern ihr nicht darum knobeln wollt, welches denn das bequemere von beiden ist. Ihr könnt sie ja von mir aus beide herzlich gerne wahlweise der Reihe nach „probe“ liegen, was zum Glück aber nicht mein Problem! Ist“
 

Lalês Stimme troff während dessen geradezu über vor Liebenswürdigkeit und kaum verhohlenem Spott.
 

Ich sah ihr deutlich an, wie sehr sie diesen kleinen „Racheakt“ an ihm und mir in vollen Zügen genoss. Wobei ich bereits ahnte, dass ihr Zimmerproblem zwecks Yokkys bevor stehender Hochzeit samt anreisender Hochzeitsgesellschaft an Freunden und Verwandten der Braut, wohl nicht der alleinige Hauptgrund gewesen war, weshalb sie mich aus meinem Zimmer ausquartiert und anstatt dessen, mit ihm in die „Besenabstellkammer“ ihres Motels sperrte, denn nichts anderes war dieser Raum, ich wusste es, noch bevor ich ihn zu Gesicht bekommen hatte.
 

„Ich will aber nicht ausziehen...mein Zimmer war so schön und so groß, viel Platz ganz für mich allein!“
 

Begann ich demnach erwartungsgemäß lautstark zu protestieren, doch Lalê schien gar nicht mehr zuzuhören...ich hatte meine Chancen es zu verhindern damit eindeutig vertan.
 

„Papperlapapp...ich brauche die größeren Zimmer für die anderen Gäste...und für das Brautpaar. Du hattest leider ohne es zu wissen, die Hochzeit s Suite des Hauses genossen meine liebe Lyria. In der wird ab morgen aber das zukünftige Ehepaar nächtigen….das ist so abgemacht gewesen. Yokky hatte sie bereits lange vor dir gebucht.
 

Tja, so sieht s aus, also entweder ihr beiden nehmt es, oder ihr schlaft von mir aus auch vor dem Haus. Sucht es euch aus und macht meinetwegen was ihr wollt!“
 

Eikskild sah sie lange und forschend an, ehe er zu sprechen ansetzte.
 

„So können du es mir heimzahlen ohne auch nur einen Finger rühren zu müssen, ich haben das schon verstanden. Aber warum müssen du das Lyria antun, die können doch nun wirklich nichts dafür, was damals mit dir und mir gewesen sein?!“
 

„Ach was, vielleicht wird die Engländerin mir dafür noch dankbar sein, dass ich euch dieses Zimmer gegeben habe. Ihr beide seid es ja augenscheinlich gewohnt, wie die Sardinen in der Büchse aufeinander zu sitzen, nach allem was man so hört. Also tu gefälligst nicht so scheinheilig brüskiert, als ob sie denn nicht schon längst in deinem Bett liegen würde Eikskild!“ Fuhr sie ihm mit einem mal so derart heftig dazwischen, dass er sie ehrlich überrascht anstarrte.
 

„Ach so ist das? Ich verstehen, du glauben also tatsächlich wir schlafen miteinander? Sein das etwa der Grund, weshalb du uns dieses ungastliche Zimmer geben wollen?“
 

Seine Antwort an die nordische Frau fiel dementsprechend verblüfft und offenkundig ungläubig aus.
 

„Nein tue ich nicht...aber die Gedanken sind bekanntlich frei. Ich kann mir denken was ich will...und ihr nehmt jetzt dieses verdammte Zimmer oder ihr lasst es, ganz wie es euch beliebt. Aber entscheidet euch und zwar schnell, ansonsten könnte es durchaus sein, dass auch das noch wegen der Hochzeit ausgebucht ist.
 

Anfragen hätte ich diesbezüglich jedenfalls genug und die werde ich nutzen….wenn ihr es nicht haben wollt!“
 

„Nein...nein schon gut, wir..wir nehmen es…
 

...oder das tun wir doch Eikskild?“
 

Hörte ich mich ihr angesichts dieser unschönen „Offenbarung“ eilig antworten, nachdem ihre barsche Ansage mehr als informativ damit drohte, uns im Zweifelsfall auch einfach so an die Luft und vor die Türe zu setzen, wenn wir uns nicht kooperativ zeigten und nahmen, was sie uns als Alternative anbot.
 

Nun ja also, an die Luft gesetzt zu werden, das war im Augenblick so ziemlich das Letzte, was ich wollte. Ich blickte zu ihm hin, wobei ich ihn langsam nicken sah…
 

...“was bleiben uns auch anderes übrig? Nach dieses überaus charmante Angebot der Besitzerin?!“
 

Konnte ich ihn somit mit einem leisen Seufzer in meine Richtung brummen hören...er klang alles andere als amused, aber was hatten wir für eine Wahl?
 

Keine...und das wussten wir beide auch!
 

In diesem Fall nahm uns Lalê beim Wort und sogleich die sprichwörtlichen „Zügel“ in die Hand.
 

„Gut das klingt doch sehr vernünftig...und jetzt würde ich euch gerne eure Suite zeigen, wenn es denn genehm ist, denn ich bekomme heute Abend noch einige Übernachtungsgäste dazu und Zeit ist Geld….also?
 

Was ist?“
 

Ihr strenger Blick blieb unerbittlich, wie ebenso fragend an uns beiden hängen, wobei der Trapper sich schließlich erbarmte ihr darauf zu antworten.
 

„Tu was du nicht lassen können Lalê!“ Konnte ich ihn ihr somit erwartungsgemäß resigniert entgegen grollen hören, wobei er ihr höflich den Vortritt ließ, mit dem sie sich sogleich in Bewegung setzte und zielstrebig mit energischem Schritt voran in Richtung des ersten Stocks zuhielt...so dass wir wirklich Mühe hatten, ihr zu folgen. Auch da der Trapper noch nicht so rasch hinter der resoluten Nordländerin her kam, wie er konditionell gesehen vielleicht gerne gehabt hätte.
 

Schnaufend und fast völlig außer Atem gelangten wir schließlich alle drei bis zum Ende des zweiten Stockwerkes...wo sie an der hintersten Türe, des nicht ganz so kurz geratenen Flurs anhielt, wie ich vielleicht erwartet hätte.
 

Die attraktive Nordländerin mit den Eisblauen Augen sah uns einen Moment lang abwägend entgegen...dann schloss sie das Zimmer das dahinter lag auf und trat mit einem energischen Schritt ein, während wir beide einen kurzen Blick wechselten und ihr im Anschluss daran schweigend folgten.
 

Ich hatte den Eindruck, als würde mich gleich der Schlag treffen, als ich das „Zimmerchen“ zu Gesicht bekam, das A deutlich kleiner als mein bisheriges Domizil war und B vermutlich das letzte mal Ende der sechziger Jahre eine umfassende Renovierung erlebt haben dürfte. Zumindest was das innen liegende Mobiliar betraf.
 

Ach du grüne Neune….na das war ja was...dunkelbraune Schelllackmöbel samt Tapete in tannengrüner und dunkellila Kreistapeten Optik, wie sie Anfang der siebziger Jahre üblich gewesen waren. Das schmale Bettgestell aus goldenen Messingrohren hatte zudem auch schon bessere Tage gesehen, das da sein Dasein einsam in einer Ecke fristete.
 

Okay also DAS Zimmer dürfte damit wohl schon eine geraume Zeit lang nicht mehr benutzt worden sein!
 

Ich wollte angesichts dieser Erkenntnis gar nicht genauer wissen, wie der „Anbau“ für die Kids denn aussehen mochte, der direkt im Anschluss daran angrenzte.
 

Aber auch den erbarmungswürdigen Anblick ersparte uns die geschäftige Eigentümerin des drunken Icebärs nicht...indem sie uns beide nachdrücklich aufforderte ihr zu folgen.
 

Im sogenannten „Nebenraum“ angekommen fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf...mal ganz abgesehen von der abscheulichen Biene Maya Kindertapete gab es tatsächlich keine weitere Wand, oder sonstige Vorrichtung, die Toilette und Dusche vom Schlafraum abtrennten. Es wirkte in etwa, als hätte man die nicht eben komfortable Schlafcouch für die Kids, mitten ins nicht wirklich vorhandene „Badezimmer“ in die Ecke abgestellt und dort vergessen.
 

Oh wow, da brachte ja das „Örtchen“ des Trappers noch mehr an Privatsphäre mit sich.
 

Wunderbar...ich war begeistert!
 

„Hier sollen wir wirklich schlafen?“
 

Eikskilds tiefe Stimme klang mindestens ebenso so bestürzt, wie ich mich innerlich fühlte. Es war ihm einfach so heraus gerutscht und ich sah dabei auch, wie es krampfhaft hinter seiner Stirn arbeitete...ihm gefiel das angedachte Domizil demnach ebenso wenig wie mir.
 

„Wenn du ein besseres Angebot hast Trapper, dann kannst du es herzlich gerne in Anspruch nehmen. Aber ja, so in etwa sieht es aus...hier werdet ihr die nächsten paar Tage schlafen, sofern ihr nicht lieber VOR dem Haus nächtigen wollt?!“
 

Erfolgte Lalês unerbittliche Antwort fast sofort auf die sichtlich entsetzte Reaktion des Trappers.
 

„Komm lass uns das Beste daraus machen Eikskild. Mir gefällt es hier auch nicht, aber wir haben nichts besseres in Aussicht und es ist ja nur für drei oder vier Tage…das schaffen wir schon irgendwie?!“
 

Versuchte ich ihn indessen leise zu beschwichtigen und mir das blöde Zimmer selbst schön zu reden.
 

Indem hörte ich ihn bereits leise seufzen.
 

„Mahal meine beste Freund wissen gar nicht, was er mir damit alles abverlangen. Ich finden das überhaupt nicht lustig. Aber gut, ich denken, es werden schon gehen….irgendwie...so wie du sagen. Wir beide sein bisher auch ganz gut zurecht gekommen. In der Hütte auf Barentsoya haben wir einander auch nicht viel mehr aus dem Weg gehen können.“
 

„Ja aber da war die Toilette wenigstens draußen VOR der Türe und nicht mitten im Raum!“ Schloss ich mit einem sarkastischen Grinsen, woraufhin er mir ein ebenso zerknittertes Lächeln schenkte.
 

„Stimmt da haben du auffallend recht!“ Kommentierte er es anschließend ebenso trocken wie ich.
 

Damit war alles gesagt, was es diesbezüglich zu sagen gab.
 

Lalê ließ uns fast sofort danach allein, in dem sie das Etablissement fast schon fluchtartig verließ, während ich das eigenartige Gefühl dabei nicht los wurde, dass es sie sichtlich amüsierte, uns in dieser unübersehbar nervtötenden Situation zurück lassen zu können, aus der es kaum Ausweichmöglichkeiten zu geben schien.
 

„Okay also schön...ich geh dann besser mal zusammenpacken und meinen Hund aus meinem alten Zimmer holen, den wir ja dankenswerter Weise auch noch mit in dieses elende „Loch“ sperren müssen...in das sie uns so überaus zuvorkommend hinein gesteckt hat.“
 

Setzte ich einige Augenblicke später entsprechend resigniert an, wobei ich kurz zu Eikskild sah, der noch immer wie zur Salzsäule erstarrt an seinem Platz stand und sich in etwa umblickte, als würde er gerade einen sehr schlechten Traum erleben.
 

„Hmm das sollten du wohl tun, bevor sie dir deine Sachen noch vor die Türe stellen Lyria. Ich trauen Lalê diesbezüglich so langsam alles zu...und ich werden mich in der Zwischenzeit schon mal einrichten, so gut es mir möglich sein!“
 

Entgegnete er mir kurz darauf betont gelassen, wobei er sich sogar zu einem kurzen aufmunternden Grinsen herab ließ, das ich ihm allerdings nicht wirklich abnahm, weil es gar so „zerquetscht“ wirkte.
 

Ich merkte, wie ich ebenfalls langsam nickte…
 

„Ist gut...bis gleich!“
 

Mit diesen Worten war ich einen Moment später zur Türe hinaus verschwunden und bestrebt in mein bisheriges Zimmer zu kommen und meine Sachen zusammen zu suchen, bevor sie wirklich noch auf die Idee kam, mich vorzeitig vor die Türe zu setzen. Aber sie hatte gesagt sie würde das Zimmer erst am nächsten Tag an das Hochzeitspaar vergeben, also musste sie mir die Zeit schon noch lassen die ich brauchte, um meinen persönlichen Kram, samt Hund ordnungsgemäß zusammen zu packen.
 

Etwas mehr als eine Stunde später kam ich mit Sack und Pack zurück in unser „neues“ gemeinsames Domizil.
 

Als ich die Türe öffnete, um meinen für dieses kurzzeitige Unterfangen deutlich zu groß geratenen Travelerrucksack hinein zu wuchten, drängte sich mein Hund prompt hastig an mir vorbei und ins Zimmer hinein...wo ich anschließend ihr freudig Kläffen vernahm, mit dem sie den Trapper begrüßte.
 

„Hmmm ich wünschte du hättet mich mal so überschwänglich begrüßt, als ich dich aus dem Zwinger in der Station befreit hab, undankbares Weib.“
 

Hörte ich mich selbst ein wenig „verschnupft“ vor mich hin brummen, angesichts der Reaktionen die Eikskild irgendwie immer bei meinem Hund hervor zu rufen schien, obwohl er an sich gar nichts dafür konnte.
 

Als ich mich einen Moment später höchstpersönlich, samt meinem Gepäck zur Türe hinein verfrachtet hatte, staunte ich nicht schlecht...er hatte sich bereits „häuslich“ eingerichtet und meinen Hund mit einem von einem Ohr zum Anderen reichenden breiten Grinsen in Empfang genommen, wobei ich unschwer erkennen konnte, dass sie sich von ihm genüsslich hinter den Ohren kraulen ließ...etwas was normalerweise nur ich allein machen durfte.
 

Elende Verräterin!“
 

Knurrte ich ihr leise entgegen, wobei ich ihm anschließend ein ebenso gutmütiges breites Lächeln schenkte.
 

„Du weißt offenkundig schon, wie du es anstellen musst, um reihenweise Frauenherzen zu betören Herr Trapper?!“ Schloss ich meine Feststellung trocken, wobei ich ihn plötzlich lachen hörte...jenes angenehm tiefe Lachen, das aus seiner Brust drang.
 

„Hmm da sein ich mir nicht so sicher wie du es denken, aber bei deine Hund funktioniert das offenbar ziemlich gut...wissen du eigentlich schon, dass sie bald Junge bekommen werden?!“
 

„Ähhhh...wa...WAS?
 

NEIN!
 

Bist du dir sicher?“
 

Ich verschluckte mich angesichts dieser überraschenden Erkenntnis beinahe an meiner eigenen Spucke.
 

Er nickte langsam, wobei er sich nachdenklich am Kinn kratzte.
 

„Ich haben lange genug selber Hunde haben um es zu erkennen...in einige Monate werden sie einen Wurf Welpen haben und ich wagen zu behaupten, dass sie Dwalin wohl allesamt ziemlich ähnlich sehen werden. Er haben deine Keira schon sehr gerne mögen und sich gut mit ihr verstehen, bevor sie läufig gewesen sein...das wussten ich, daher denken ich, dass nur er als der Vater in Frage kommen werden. Er hätten die beiden jüngeren Rüden ohnehin nie zum Zug kommen lassen, solange er mit ihr zusammen im Zwinger gewesen sein.
 

Ich sah ihn an wie vom Donner gerührt…
 

„Na das sind ja tolle Aussichten….anstatt einem Hund bekomme ich jetzt noch ein paar weitere gratis dazu. Wenn ich den Bastard in die Finger kriege kastriere ich ihn eigenhändig, ich schwör s dir Eikskild, das..das geht doch nicht?!“
 

Eikskild blickte mir mit einem merkwürdig nachdenklichen Blick entgegen….ehe er mir eine Antwort gab, die ich so nicht von ihm erwartet hätte.
 

„Oh doch du sehen es ja, dass es gehen. Du fragen besser mal deine Hund, wie sie das finden? Sie werden das erste Mal in ihre Leben eine Mutter sein, wollen du ihr das für immer verwehren, nur weil es dir vielleicht zu unbequem sein?“
 

Er sah mich auch nach dieser Antwort weiterhin forschend ja fast schon fragend an...und da begriff ich es selbst.
 

„Nein du hast völlig recht...es ist wohl nur natürlich, dass sie dieses essentielle Bedürfnis danach hat für Nachwuchs zu sorgen...so wie wir im Grunde alle. Wer weiß wozu es gut ist. Ich werde Dwalin nicht einen Kopf kürzer machen, ich verspreche es dir, auch wenn ich im Augenblick nicht übel Lust dazu hätte...dieser elende Schuft von einem Köter, wie konnte er nur?!
 

Aber gut, wir haben vermutlich noch ganz andere Probleme als diese...oder Herr Trapper?“

Ich sah ihn einen Moment lang nachdrücklich an, wobei ich seinen überraschten Blick auffing aber noch bevor er mir darauf etwas antworten konnte, legte ich bereits nach..und zwar just bei dem Thema, das Lalê vorhin zwar angeschnitten, aber nicht fortgeführt und damit unweigerlich meine angeborene, weibliche Neugierde auf den Plan gerufen hatte.
 

„Was hat sie vorhin eigentlich damit gemeint Eikskild? Die Sache mit dem...“wir wissen beide wovon ich spreche!“
 

„Ich möchte zu gerne wissen, was sie mit dem „armen unwissenden Ding“ andeuten wollte. Was denn...von WAS für einer Art von Ärger weiß ich angeblich nichts, der dich betrifft mein Lieber? Los rück gefälligst raus mit der Sprache, vorher werde ich sowieso keine Ruhe geben, das schwöre ich dir...großes Indianerehrenwort!“
 

Meine Stimme klang eindringlich und entsprechend misstrauisch, denn irgend etwas das sich verdächtig nach einer laut heulenden Alarmsirene in meinem Hinterkopf anfühlte wollte mir sagen, dass er mir dahingehend zwar die Wahrheit aber dennoch längst nicht alles gesagt hatte, was ich wissen sollte..ehe wir vorhin so unschön vom eigentlichen Thema abgekommen waren.
 

Allein der Gedanke schmeckte mir nicht...ganz und gar nicht.
 

Aber noch bevor ich in dieser Richtung nach bohren konnte, fuhr er mir plötzlich dazwischen und zwar sehr hastig...etwas zu hastig für meinen Geschmack und dafür, dass er mich damit offenkundig von seiner „Harmlosigkeit“ überzeugen wollte.
 

„Es sein nichts...nichts was du denken...du vergessen es, sie haben vorhin nur dummes Zeug geredet. Lalê haben dich nur verunsichern wollen, das sein alles gewesen Lyria. Du geben besser nichts auf ihre Sprüche, sie wollen sich damit doch nur an mir rächen, das sein alles. Wirklich, du müssen dir keine Sorgen machen, mit mir sein alles in Ordnung, und ich versprechen dir, dass ich dir keinen Ärger machen werden.“
 

„Ach nicht mehr als sonst auch, wolltest du mir damit andeuten oder wie?“ Entgegnete ich ihm daraufhin trocken und wenig überzeugt.
 

Dafür erntete ich prompt ein schiefes Lächeln…
 

….“nicht mehr als sonst!“
 

War der beinahe zu erwartende Kommentar, der daraufhin umgehend an mich erfolgte. Das entlockte mir ein nicht so leises, dafür aber merklich resigniertes Seufzen, bevor ich ihm ebenfalls etwas darauf antworten konnte.
 

„Na bravo, vielen Dank auch der Herr, das kann ja heiter werden. Ich glaube nämlich langsam, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung davon habe, was ich mir da wirklich mit dir eingebrockt habe Herr Eikskild?!“
 

„Haben du nicht? Oh ich denken du wissen es sehr gut...besser als du es selbst von dir annehmen.“
 

Konterte er daraufhin überraschend schlagfertig und mit einem solch atemberaubend jungenhaften Grinsen, das mir fast den Atem nahm.
 

„Du bist ein Schuft, nichts als ein elender, manipulativ Holzhacker Charme versprühender Schuft, der sich erst in ahnungslose Frauenherzen schleicht und sich dann ernsthaft darüber wundert, wenn er eine mit dem „verbalen“ Nudelholz übergebraten bekommt, weil die Damenwelt inzwischen längst Lunte gerochen hat, worauf deine ach so strategisch gut überlegte Taktik denn im Allgemeinen abzielt?“
 

Fluchte ich ihm in dem Fall nicht eben zurückhaltend entgegen, um meinem angestauten Frust endlich Luft zu machen.
 

Doch was staunte ich da nicht schlecht, als ich nur einen Moment später die dafür rechtmäßige Strafe in Form einer entsprechenden Antwort von ihm erhielt, die meiner typisch weiblichen Schimpftirade in nichts nachstand und mich mindestens ebenso raffiniert, wie absolut schlagfertig in die Schranken wies.
 

„Das wissen ich Amrâlimê...ich meinen, dass ich ein elender Schuft sein, dafür haben du mich ja auch so in deine Herz geschlossen, oder irren ich mich da etwa?!“
 

Kam es angesichts meiner Ansage an ihn nicht minder trocken aus ihm heraus, wobei er mich anschließend nochmals mit einem ebenso breiten, wie sichtlich amüsierten Grinsen bedachte, das dieser Mann durchaus ernst zu meinen schien.
 

„Ach eingebildet bist du gar nicht oder wie...?
 

Mann!“
 

Fuhr es mir daher nicht minder säuerlich heraus, angesichts dieser völlig übersteigerten Selbstwahrnehmung des Mannes, den ich da vor mir stehen hatte.
 

„Nein, eingebildet sein ich tatsächlich nicht...ich wissen doch längst, dass du mich auch so unwiderstehlich finden Lyria, das haben ich also nicht notwendig.“
 

War der knappe, wie bestechend wahrheitsgemäße Kommentar von ihm an mich, mit dem er seinen Arm um mich legte und mich mit einem ebenso ehrlichen, wie ungemein attraktiv erotischem Männergrinsen bedachte, dem ich nur äußerst schwerlich widerstehen konnte.
 

„Ach nun kommen schon Lyria, du müssen nicht schon wieder deine Krallen an mir wetzen, das sein ungerecht, das haben ich auch nicht verdient. Sehen du es nicht? Ich arme Mann sein schon ganz zerschunden...ich können es dir gerne zeigen, wenn du wollen?!“
 

Noch im gleichen Moment als er das zu mir sagte, machte er tatsächlich Anstalten sein Hemd zu packen um es sich nicht nur allein symbolisch über den Kopf zu ziehen...damit er mir seine natürlich nicht vorhandenen Schrammen in voller Pracht zeigen konnte, die ich seinem schönen und dazu unübersehbar ausgeprägt muskelbepackten Männeroberkörper „imaginär“ zugefügt haben sollte….und die allem „Spaß“ zum Trotz dort tatsächlich ganz real vorhanden waren.
 

Denn dass er über einige tiefe Narben verfügte, die sich ganz eindeutig NICHT durch seinen kürzlichen Krankenhausaufenthalt erklären ließen, war demnach auch eine nicht zu leugnende Tatsache, die sich bei viel gutem Willen nicht von der Hand weisen ließ.
 

Der spontan anzügliche Spruch seinerseits hätte mich damit eigentlich nur noch mehr auf die Palme bringen müssen, anstatt dessen entlockte er mir ein herzhaftes und halbwegs gelöstes Lachen, denn irgendwie brachte ich es nicht fertig mich noch länger über ihn und seine ach so typisch männlich selbstsicheren Antworten aufzuregen.
 

„Nein lass gut sein, ich glaube es dir auch so...du Ärmster. Was habe ich boshaftes Weib dir damit nur schlimmes angetan. Hmmm...vielleicht sollte ich mich der übelsten Kratzer annehmen, um ihnen die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen?!“ Entgegnete ich ihm einen Augenblick später ebenso anzüglich amüsiert, wobei es wirklich scherzhaft gemeint war...jedenfalls aus meiner Sicht heraus gesehen.
 

Ein hoffnungsvolles wie gleichermaßen belustigtes Leuchten stahl sich entgegen meiner eher scherzhaft gemeinten Aussage nur einen Wimpernschlag später erschreckend realistisch in seine faszinierend dunkelblauen Augen, so dass mir ganz schwummerig zumute wurde, als ich es bemerkte, denn ich wusste, was er dachte auch ohne, dass er es direkt aussprach.
 

„Wollen du, dass ich dich beim Wort nehmen werden, damit du es nachprüfen können?
 

Jetzt sofort!“
 

Hörte ich ihn mir mit plötzlich merklich belegt rauer Stimme antworten, die überdeutlich auf seinen momentanen Gemütszustand schließen ließ...entsprechend hastig beeilte ich mich damit, dem entschlossen entgegen zu wirken.
 

„Was? Ahhh..nein..nein...das war nur ein Scherz. Hast du das denn nicht begriffen? Ein Scherz...verstehst du?
 

Ein Scherz und nichts weiter!“
 

War meine Antwort an ihn, die im Unterton einen Tick zu unsicher geriet, um wirklich glaubwürdig zu wirken...trotzdem hatte er verstanden, was ich ihm hatte sagen wollen, denn er ging nicht weiter darauf ein.
 

„Ah ja ich verstehen schon, wir sollten besser schlafen gehen, es sein ein langer Tag gewesen und ich sein müde“….konnte ich ihn mir demnach ein wenig kratzig aber trotzdem entschlossen antworten hören, so als wollte er das Thema tatsächlich nicht weiter vertiefen.
 

„Ja das sollten wir wohl...du hast recht. Gute Nacht Eikskild schlaf gut“...beeilte ich mich ihm somit hastig zu antworten, wobei ich mich vorbeugte um ihn einen sanften Kuss auf die Wange zu hauchen...doch sehr weit kam ich nicht, denn er hatte meine Absichten bemerkt und meinen Plan insofern zunichte gemacht, indem er mir zuvor kam und sich so zu mir umdrehte, dass sich unsere Lippen anstatt seiner spürbar kratzigen Wange trafen...
 

...ein entsprechend leidenschaftlich glühender Kuss war das Ergebnis dessen, was unser beider Bemühungen dem Anderen so nahe wir nur irgend möglich zu kommen anbelangte, der mir außerdem prompt eine hitzige Röte auf beide Wangen trieb und im Anschluss daran, nicht nur mich allein, derart atemlos zurück weichen ließ, als wir uns eine gefühlte Ewigkeit später nur äußerst zögernd voneinander lösten…
 

….“ich wünschen dir eine gute Nacht! Ich hoffen du träumen etwas schönes, ich werden es jedenfalls tun.“
 

Hörte ich ihn mir leise und entsprechend zärtlich entgegen flüstern, wobei er jedoch Anstalten machte sich ganz wie erwartet, anständig in Richtung seines Schlafgemachs zu begeben....sprich s sich also brav in die winzige „Besenkammer die an meinen Raum angrenzte zu verziehen. Inklusive der „Nasszelle“, samt dem vermutlich nicht so „stillen Örtchen“ das sich ebenfalls darin befand und wohl noch so einiges an Peinlichkeiten für alle Beteiligten beinhalten würde.
 

Hieß im Klartext schlicht...ihn und mich!
 

Denn es gab zu meinem Entsetzen eindeutig kaum irgendwelche Auswahlmöglichkeiten, was die wenig intime Nutzung eben jenes „Örtchens“ betraf...und ich fragte mich angesichts dessen wirklich ernsthaft, was die Betreiber dieses Etablissements sich dabei in des Gottes Namen wohl gedacht haben mochten?
 

Also sehr wahrscheinlich nicht besonders viel, dessen konnte ich mir aufgrund einer solchen Zimmergestaltung nicht wirklich vorstellen. Ich meine ich war ja inzwischen schon so einiges gewohnt, was das Zusammenleben mit einem anderen Menschen auf engstem Raum betraf...aber das?
 

Das war in meinen Augen echt der Knüller...ich hätte nie im Traum angenommen, dass Lalê uns so etwas tatsächlich zumuten würde. Doch sie tat es hemmungslos und bei aller Liebe, hatte ich mein ganzes Leben lang solche architektonischen Wunderwerke von „Wohnraumdesign“ noch nicht zu Gesicht bekommen.
 

Diese mehr als abenteuerliche Raumgestaltung war gewissermaßen die Krönung all der absonderlichen Dinge die ich bisher mit Eikskild erleben durfte..und das Beste daran war ganz eindeutig, dass ER diesmal nicht das Geringste dafür konnte noch etwas damit zu tun hatte, ebenso wenig wie ich.
 

Wir beide waren lediglich die beiden „Dummen“ die es mal wieder hammerhart getroffen hatte, wie üblich!
 

Na toll, nicht mal bei seinem privaten „Geschäft“ hatte man hier seine Ruhe oder wenigstens im Ansatz das Gefühl weder von jemandem gehört noch gesehen werden zu können!
 

Nein...es war fast wie im Kino...wenn einer von uns auf dem „Thron“ saß, bekam es der Andere mangels nicht vorhandener Wände und ohh man höre und staune....sogar so etwas simplen wie einer Türe demnach auf alle Fälle ungefiltert mit, ob er das nun wollte oder nicht.
 

Echt super Aussichten...oder?
 

Eins war mir mit größter Wahrscheinlichkeit jetzt schon klar, hier würde ich freiwillig nicht auch nur einen einzigen Tropfen „Pippi“ los werden können, solange ER mit mir in einem Raum anwesend war. Vorher würde sich meine Blase irgendwann vermutlich von ganz allein entleeren und ich mir damit sehr wahrscheinlich in die Hose pinkeln. Aber das würde ich sogar in freudig Kauf nehmen, bevor ich mich auch nur im Ansatz vor seinen Augen auf der Toilette nieder ließ.
 

Auf keinen Fall...niemals….also DAS ging ja mal gar nicht!
 

Wow was für ungemein spannende Aussichten dies doch für die kommenden paar Tage werden würden?!
 

Ich war schon allein deswegen schwer gespannt, wie Eikskild wohl mit der gewiss nicht unproblematischen Angelegenheit umgehen würde?
 

Aber gut, ER sah das zumeist ja ohnehin deutlich entspannter als ich...man siehe da nur die Anfrage, die nicht mal ganz am vierten Tag von ihm an mich gekommen war, wo er so derart unverblümt hatte wissen wollen, ob und wann ich denn gewillt wäre, endlich mit ihm zu schlafen?!
 

Nun ja, da könnte man vielleicht sagen typisch Mann…immer auf ein eventuell lohnendes „Schäferstündchen“ aus.
 

Aber ganz so banal einfach gestrickt, wie es den Anschein haben mochte, war diese Angelegenheit dann auch wieder nicht zu bewerten, denn inzwischen musste ich mir eingestehen, dass ich an diesem Punkt angelangt, mittlerweile durchaus in Erwägung zu ziehen bereit war, das vor nicht mal sechs Monaten von mir als völlig unmöglich abgelehnte Angebot seinerseits, doch noch in die Tat umzusetzen.
 

Und das, wenn ich ehrlich sein wollte, lieber heute als morgen...wenn ich denn den verdammtem Mumm dazu hätte, es zu tun.
 

Aber ich war immer noch eine überängstliche und dumme Gans, die nicht recht wusste was sie wollte und sich obendrein nicht eingestehen konnte, dass sie verdammt nochmal scharf wie eine Rasierklinge auf den Kerl war, mit dem sie bis vor kurzem auf engstem Raum zusammen leben gezwungen gewesen war.
 

Hatte es nicht vielleicht daran gelegen?
 

Ich meine der plötzliche Sinneswandel, der mich da so ungefragt überkommen hatte?
 

Ich wusste es nicht….
 

Holy Shit, ich wusste eigentlich nur noch, dass ich den Mann den ich liebte, nur zu gerne in meinem Bett haben wollte...wenn...ja wenn mir da nicht meine allgegenwärtigen verfluchten Moral und Wertvorstellungen einen verdammten Strich durch die Rechnung machen würden und ich mich endlich traute es zu wagen.
 

Noch war ich nicht an diesem besagten Punkt X angelangt….NOCH...aber wer wusste denn schon, wie lange ich dafür noch brauchen würde?

Erinnerungen an Vergangenes?!

Angesichts dieser nahezu erdrückenden Erkenntnisse, gelang es mir kaum mehr, als ihm ein ebenso liebevolles, wie zugleich schüchternes...“ich..ich ammm...wünsche dir auch eine gute Nacht“ zu entgegnen.
 

Aber erst nachdem ich mich vernehmlich geräuspert hatte, um den lästigen Frosch in meinem Hals wieder los zu werden, der da so urplötzlich und völlig uneingeladen hinein gehüpft war, war ich gerade noch so dazu in der Lage, ihm ein noch leiseres...“schlaf gut Eikskild, wir sehen uns dann äämm…morgen früh?“….entgegen zu hauchen.
 

Mit dem der Trapper tatsächlich, wie nicht anders von mir erwartet, seinem männlich „ritterlichen“ Verständnis von Sitte und Anstand, prompt entsprechend energisch auf dem Absatz kehrt machte, um sich im Anschluss daran, mit einem auffallend undurchsichtig rätselhaften Grinsen auf den Lippen, in Richtung seiner eigenen Schlafstätte zu begeben.
 

Zu allem Überfluss tat Mann es zudem, ohne mich dabei noch einmal eines weiteren Blickes zu würdigen, wobei ihm meine sonst so treue Hündin, wie als wollte sie mich indirekt dafür bestrafen, Eikskild ganz entgegen meines tiefsten inneren Wunsches trotzdem abgewiesen zu haben, direkt auf dem Fuß in sein Schlafgemach folgte.
 

Mir blieb in dem Fall also nicht anderes übrig, als mich mit einem dementsprechenden verwirrten Schulterzucken in Richtung meiner eigenen Lagerstätte abzuwenden, wobei ich mich zugleich mit meiner spürbar wachsender Frustration, als auch meinem verflucht schweren Rucksack abmühte, den ich schließlich ächzend, wahllos in eine der beiden Zimmerecken nahe meines Bettpfosten verfrachtete, wo ich ihn zunächst achtlos liegen ließ und anstatt dessen, leise nach meinem Hund pfiff…schon weil ich es nicht ertragen konnte, von ihr so derart mit Missachtung gestraft zu werden.
 

« Na das wird ja immer besser….mein Hund diese elendigliche Zicke bezieht offen Stellung zum Feind und fällt mir damit wieder mal in den Rücken.
 

Grrr...ich fasse es nicht…das gibt’s nicht!
 

Wie kann sie nur….? »
 

Fuhr es mir gegen meinem Willen unwillig angesäuert durch den Sinn, bis ich mich zutiefst erschrocken dabei ertappte und mich fast sofort dazu zwang an etwas anderes zu denken und verflucht nochmal vernünftig zu sein, auch wenn mir das in dem Moment extrem schwer fiel...
 

..und so kam sie schließlich einige Sekunden später, wie ich es bereits vermutet hatte tatsächlich, merklich deprimiert mit eingekniffenen Schwanz und damit nur äußerst zögerlich angeschlichen, während sie sich deutlich Zeit ließ und sich dabei immer wieder nach dem winzig kleinen „Kabuff“ umsah, in dem sich mein Herzbube heute Nacht entgegen seiner vermutungs gemäßen und insgeheim gehegten Erwartungen zur Ruhe betten sollte.
 

Und zwar allein!
 

Aber wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, für meinen Geschmack eindeutig viel zu weit fort von mir….und meinen verkrampften „kleine Mädchen Moralitäten“, die ich mir in meiner Dummheit selbst auferlegt hatte…..
 

...verdammter BULL SHIT!
 

Tja aber da half alles halbgare Gejammere nicht weiter….so und nicht anders hatte ich es ihm doch höchstpersönlich zur Auflage gemacht und er hatte demnach nur das getan, was ich im Grunde nicht anders von einem Ehrenmann wie ihm erwartet hatte, nämlich meinen Entschluss allein in meinem Bett nächtigen zu wollen zu respektieren…
 

….vorerst jedenfalls!
 

Ich seufzte leise und es klang in dem Moment deutlich resignierter, als eigentlich beabsichtigt.
 

» Jahhh….so nah und doch so fern und wie sagt das alte Sprichwort da doch so schön?
 

Wie gewonnen, so zerronnen!
 

Eine absolute Binsenweisheit...bei der ich mir anhand meiner eigenen Blödheit die Haare raufen könnte.
 

Aber so hast du ja selbst so gewollt Lyria und das ist auch gut so. Du wolltest was die Sache mit den Liebesangelegenheiten zwischen ihm und dir anbelangt auf Nummer sicher gehen und nichts übereilen, damit du nur ja nichts „dummes“ anstellen kannst.
 

Aber andererseits...? Hey...wer weiß denn schon so genau, was die kommenden Tage noch so alles mit sich bringen könnten?
 

Hmmm...vielleicht ja doch…..?!
 

Ach was...nein.
 

NEIN, schlag dir das aus dem Kopf Lyria. Sei um Gottes Willen nur einmal vernünftig Mädchen...du machst es sonst nur noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.
 

Lass die Finger von ihm, ehe du nicht wirklich weißt, was du willst! «
 

Das und noch einiges mehr ging mir an meinen eigenen übertrieben vorsichtigen Ratschlägen und Gedanken durch den Kopf, von denen ich inzwischen längst selbst überzeugt war, dass ich ihnen schon bald nicht mehr gerecht werden konnte. Vor allem, als ich den Mann, den ich von ganzem Herzen liebte, nebenan quasi nur durch eine Schiebetüre getrennt, leise vor sich hin werkeln hörte.
 

Offensichtlich war er derzeit betont geschäftig an der Arbeit, seine geringe Habe, die nicht s weiter als aus ein paar seiner abgetragenen Klamotten, mit fast zwanghaft anmutender archetypisch männlicher Note an modischem Geschmack und einigen seiner Waschutensilien bestand, von seinem Rucksack in eins der spärlichen Regale zu packen und so verdächtig unbeteiligt zu tun, als würde er meine Anwesenheit auf der anderen Seite der Schiebetüre nicht weiter bemerken.
 

Was sicherlich nicht der gegenwärtigen Ausgangslage entsprach und das wussten wir beide, ohne es auch nur ansatzweise wörtlich in den Mund genommen zu haben.
 

An diesem Abend gingen der Trapper und ich aufgrund dieser Umstände bereits sehr früh schlafen, jeder für sich allein wohlgemerkt...schon deshalb, weil uns der morgige Tag einiges an Verpflichtungen abverlangen würde.
 

Ein triftiger Grund hierfür waren sicherlich das Wissen, um die unzähligen Hochzeitsvorbereitungen, die noch getroffen werden mussten und auch wegen des unweigerlichen aufeinander Treffens von Trauzeugen und dem angehenden Brautpaar, das damit noch ausstand.
 

Ebenso wie das von Eikskilds beiden Neffen, sofern Kili Wort gehalten hatte und zusammen mit seinem Bruder und ihren beiden Familien auf dem Hochzeitsfest von Yokky, wie angekündigt erscheinen würde.
 

Zudem mussten wir beide uns noch um eine angemessene Garderobe für die bevor stehende Trauung von Yokky und Svetlana bemühen...da weder die des Trappers, noch meine eigene für einen solchen festlichen Anlass ausgerüstet war...was schlicht hieß, dass weder er noch ich irgend etwas passendes an Abendgarderobe mitgebracht hatte, die diesen anspruchsvollen Ansprüchen gerecht werden konnte.
 

Also würden wir uns zwangsläufig neu einkleiden müssen, wenn der ungemein sturköpfige Nordländer nicht in seinen ollen „Specklederhosen“ und ich zu allem Überfluss in meinen gefütterten Thermo Outdoorklamotten in der kleinen Kapelle von Longyearbyen auflaufen wollten. Was sicherlich so einiges an diversen Peinlichkeiten nach sich ziehen könnte...das wäre dann aber vermutlich auch nicht mehr viel schlimmer, als beispielsweise splitterfasernackt vor der hochherrschaftlichen Hochzeitsgesellschaft zu erscheinen.
 

Gut aber DAS Risiko wollte ICH nun ganz gewiss NICHT eingehen und der Herr Trapper sicherlich eben so wenig wie ich, auch wenn ihm in dieser Hinsicht so einiges zuzutrauen war, wie ich ja bereits vor nicht all zu langer Zeit am eigenen Leib erfahren durfte.
 

Wir hatten demnach also gar keine andere Wahl, als unsere beiden Revue Körper morgen in aller „herrgotts“ Frühe aus dem Bett zu heben und in eine der sicherlich nicht üppig gestreuten, wie hoffentlich unseren Zwecken entsprechenden halbwegs brauchbaren Läden zu verfrachten, um dort nach passender Bekleidung Ausschau zu halten, die dem festlichen Anlass einer Hochzeit genügen und uns zudem vor den erschreckend realistisch gezeichneten Peinlichkeiten meiner lebhaften Phantasie bewahren würde.
 

Tolle Aussichten wie ich fand…
 

….und dazu so ziemlich die letzten bewussten Gedankengänge, die mich noch unangenehm eindringlich beschäftigten, ehe ich irgendwann dann doch in einen unerwartet tiefen und traumlosen Schlaf hinüber dämmerte.
 

Einige Stunden später.....
 

Sie schien groß, eine junge Frau…schlank mit kastanienbraunem Haar, in das sich ein seidiger Schimmer von tiefem dunklen Rot mengte. Ihr Haar fiel lang und offen über ihre schmalen Schultern bis zur Hüfte hinab und doch vermochte es die merkwürdig spitzen Ohren die daraus hervor lugten kaum zu verdecken.
 

Ihre langen feingliedrigen Arme umschlangen zeitgleich schützend, den zierlichen Körper eines Neugeborenen...das sie ängstlich an sich drückte.
 

Eine fremde Sonne stand tief am Horizont, es war wohl die Stunde der Abenddämmerung.
 

Ich sah atemlos versunken und in meiner Betrachtung dieser seltsamen Szenerie regelrecht gefangen dabei zu, wie sie blutrot hinab sank und die Umrisse von Mutter und Kind, dabei in unwirklichem Schein erstrahlen ließ.
 

Ein letztes kurzes Aufleuchten vor dem Unvermeidlichen. Gierig verschluckt, vom zahnlosen Schlund des Erdbodens, in dem sie direkt zu verschwinden schien...ehe die kommende Dunkelheit, alles im samtigen Schleier der Nacht und deren magisch, nur von leisen raschelnden Geräuschen durchbrochenen Stille verhüllen würde.
 

Die Luft war drückend schwül..und roch würzig, nach etwas, das vielleicht der Duft des wilden dunklen Waldes sein mochte, an dessen Saum sie stand und wehmütig zurück auf die langsam hinter ihr hinab sinkende Sonne blickte.
 

Ein so eindrücklicher Ausdruck lag auf ihren schmalen und fein gezeichneten Gesichtszügen, dass es mir eiskalt den Rücken hinunter lief...ja ich sah jenen Ausdruck in ihren dunklen Augen, der auf eine versteckte Furcht schließen lassen konnte.
 

Etwas lag in der Luft...ETWAS, das sich doch nicht greifen lassen wollte...und dann wusste ich es
 

ANGST!
 

Ja sie fürchtete sich…
 

...aber wovor?
 

Und dann sah ich auch IHN!
 

An ihrer Seite sah ich einen Mann von der Statur her in etwa so wie Eikskild stehen...aber ER war blond und auch nicht ganz so muskulös, wie der Mann den ich aus meinem anderen Leben jenseits dieser Wirklichkeit kannte.
 

Aber dennoch war die Ähnlichkeit seiner gesamten Körperlichkeit beinahe haargenau so, wie die des Trappers….
 

...ein Zufall?
 

Oder gar Absicht?
 

Sollte ich das hier sehen oder besser gesagt gab es da etwas, das mich auf das, bis dahin tief in mir verborgene Wissen mit aller Macht stoßen wollte?
 

Mich überkam was das anbelangte, nämlich mit einem Mal das eigenartig ungute Gefühl, unfreiwillig Zeuge von etwas zu werden, das nur mich allein betraf…
 

...mich und SIE!
 

Denn ich spürte unvermittelt, als würde es mir just in dem Moment bewusst werden, dass ich Teil dieser Geschichte war, wenn ich sie auch nur mit den Augen eines Beobachters wahr nahm.
 

Ich spürte instinktiv, dass beide auf der Flucht vor etwas sein mussten...vor etwas wahrlich schrecklichem, einem bitteren Schicksal das ihnen offenbar bevor stand und vor dem sie beide somit unweigerlich zu fliehen versuchten.
 

Indem konnte ich mit einem Mal die leise aber voll tönende angenehm tiefe Stimme des Mannes vernehmen, so als hätte er zu mir gesprochen, doch ich wusste im selben Augenblick, dass er SIE meinte!
 

»
 

„KOMM!
 

Wir müssen fort von hier Amrâlimê….komm mit mir. Vertrau mir...sie werden es niemals dulden oder gar verzeihen, was wir getan haben. Wenn du mich liebst, dann musst du mit mir gehen, ganz gleich wie sehr du dich davor auch fürchten magst.
 

Es ist unsre einzige Möglichkeit auf ein Leben ohne Angst vor Verfolgung. Der Zauberer hat es für uns getan Riella...für uns und unser Kind. Und jetzt komm, in unserer Welt werden wir niemals sicher sein...aber dort auf der anderen Seite, in IHRER Welt dort sind wir es.
 

ER hat es mir versprochen...ich fürchte mich auch Givashel...aber hier fürchte ich mich mehr!
 

Viel mehr!
 

Khazad...nun komm schon, sonst finden sie uns und dann ist es zu spät!“ In seiner schönen tiefen Stimme schwang der selbe Unterton von Furcht und Resignation mit wie ich in ihren Augen gesehen hatte..und doch...war da etwas...ein winziger Funke...ein Hoffnungsschimmer...
 

Indem konnte ich sie ihm bereits darauf antworten hören.
 

„Ich habe Angst Durin!
 

Werden wir jemals wieder nach Hause kommen?“
 

Ich konnte sehen wie er sie ansah, als sie verstummte. Sein Blick ließ mich abermals frösteln...so verzweifelt und verbittert..und dennoch lag etwas, von einer ungeheuer starken Willenskraft darin verborgen.
 

„Nein und du weißt es so gut wie ich...es wird ein Abschied für immer sein, er kann das Tor nie wieder für uns öffnen. Es gibt kein Zurück, wenn wir es einmal durchschritten haben.
 

Aber dort sind wir sicher und zusammen...für immer“
 

Ich konnte sie lächeln sehen...ein für diese Umstände überraschend vertrauensvoll und zärtliches Lächeln, das ihre Lippen umspielte ehe sie ihm abermals antwortete.
 

„Wenigstens ein Gutes hat dieser Entschluss Liebster, dort werde ich so sterblich sein wie du! Ein Geschenk das uns das Schicksal gemacht hat….der Zauberer hat es mir gesagt….wir werden dort für immer zusammen sein, bis in alle Ewigkeit, denn wir werden diese Welt gemeinsam verlassen, wenn die Zeit gekommen ist.“
 

Das Licht, das ich anschließend sah, das helle Licht kam von einer Art Portal...ich konnte noch den kurzen Blick auf die Gestalt eines alten Mannes erhaschen...es war so etwas wie ein Tor...und dann, dann verschwanden sie tatsächlich beide darin, nur um umgehend danach, einige Sekunden später im Garten meines elterlichen Hauses wieder zu erscheinen.
 

...ausgerechnet im Garten MEINES Elternhauses!
 

WARUM zum Teufel...ausgerechnet dort?
 

Und dann begriff ist etwas...etwas, das ich bis dahin wohl eine lange Zeit verdrängt hatte. «
 

Ein zitternder Schrei durchdringt nächtliche Stille, wie der einen waidwunden Tieres zutiefst verängstigt und entsetzt…


 

...MEINER!
 

>>

Erinnerungen an Vergangenes - 2

Ich spürte wie ich hochfuhr, wie das feuchte Laken nur widerwillig unter meinen Händen nachgab...von meinem eigenen Schweiß durchtränkt, klebte mein Nachthemd an meinem Rücken fest...das inzwischen wieder tiefrot nachgewachsene Haar war feucht und hing mir in wirren Strähnen in die Stirn, die Bilder standen mir so klar und deutlich, wie in den Schädel hinein gehämmert vor Augen.
 

Ein abgehacktes, wie ungleich entsetztes Keuchen fuhr mir angesichts dessen, was ich da eben gesehen hatte aus meiner Kehle heraus und in die nächtliche Stille hinein, während ich zeitgleich versuchte meinen Atem zu beruhigen, der mein Herz in der Brust, wie eine gänzlich außer Kontrolle geratene Maschine hämmern ließ…
 

...ich verstand...ENDLICH!
 

Doch nur einen Moment später fühlte ich mit nahezu kindlicher Erleichterung, dass ich nicht länger allein war.
 

Seine sonst so angenehm volluminöse, warme Stimme klang erschrocken, aber irgendwie auch tröstlich und dazu unendlich vertraut, als er mit einem Mal direkt vor mir an meinem Bett auftauchte, um mich nur einen Augenblick später schon in seinen starken Armen aufzufangen und mich dabei sanft wie ein Kind zu wiegen...das es nach einem schlechten Traum ganz offensichtlich wieder zu beruhigen galt.
 

„Schhtt...du müssen keine Angst mehr haben, ich sein bei dir Lyria. Du können ganz ruhig sein...ich werden bei dir bleiben und dich beschützen ich versprechen es dir.
 

Ich werden nicht fort gehen. Du müssen dich nicht fürchten, es sein nur ein Traum gewesen...nichts weiter als ein schlechter Traum.
 

Wollen du mir nicht sagen, was du gesehen haben, das dich so furchtbar ängstigen?!“
 

Seine eindringlich dunkelblauen Augen sahen im fahlen Schein meiner Nachttischlampe ungewöhnlich liebevoll auf mich herab, wobei er mich weiterhin behutsam in seinen Armen wiegte, während ich mich noch immer hilfesuchend und völlig verstört an ihn klammerte, um nicht aufschluchzen zu müssen, angesichts dessen, was ich da gesehen und gespürt hatte….es war mir dabei so, als hätte ich es soeben selbst erlebt.
 

Nur äußerst zögernd gelang es mir daher, mich ein wenig von ihm zu lösen, wobei sich unsere Blicke trafen, die mich von seiner Seite aus unübersehbar beunruhigt und zugleich unverhohlen neugierig musterten.
 

Ich spürte den unausgesprochenen Wunsch...wusste, dass er wissen wollte, weshalb ich ihn mitten in der Nacht so unschön aus dem Schlaf gebrüllt hatte, denn dass ich das getan hatte, war angesichts der momentanen Umstände wohl mehr als offensichtlich.
 

Immerhin hielt ER mich nicht grundlos im Arm und versuchte gerade mich wieder zu beschwichtigen, denn ich fühlte noch immer sehr deutlich, dass ich am ganzen Körper wie Espenlaub zitterte.
 

Dennoch war ich kaum in der Lage, ihm das Zugeständnis zu machen, nach dem es ihn ganz offenkundig verlangte….ihm damit also anzuvertrauen, was ich da eben in meinem Traum erlebt und gesehen hatte, das mich innerlich aufgewühlt hatte, wie schon lange nichts mehr in meinem Leben.
 

Was das anbelangte brachte ich zunächst kaum mehr als ein leises Räuspern heraus, erst dann war ichdazu fähig ihm darauf eine halbwegs vernünftige Antwort zu geben. Wobei ich nicht verhindern konnte, dass mir ein leichter rötlicher Verlegenheit s Schimmer über den Hals nach oben auf die Wangen kroch.
 

„Ämm...du..du wirst mich sicherlich gleich auslachen, wenn ich dir anvertraue, was ich eben geträumt habe?!“
 

Entgegnete ich Eikskild somit unübersehbar unangenehm berührt, denn jetzt da ich mich in Sicherheit und von ihm beschützt und geborgen wähnte, kam mir dieser mehr als eigenartige Traum wie reine Einbildung meiner zuweilen stark überbordenden Fantasie vor.
 

Doch der Trapper blieb vollkommen ernst und ich sah nur, wie sich eine seiner dichten dunklen Brauen anhob, wobei er mir leise aber sehr eindringlich antwortete.
 

„Ich werden niemals über Träume lachen...ganz gleich, wie lächerlich sie auf den ersten Blick auch wirken mögen. Denn sie können durchaus verborgene Botschaften in sich tragen. Botschaften, die wir vielleicht nicht immer gleich auf Anhieb verstehen können, aber dennoch einen wahren Kern in sich bergen.
 

Ich werden dir jetzt etwas anvertrauen Lyria, etwas das mir sehr wichtig sein und ich wollen, dass du das wissen. Meine Träume sein zuweilen auch nicht sehr schön..aber meine sein ebenfalls keine Einbildungen, sondern Erinnerungen aus einem Leben, das ich lange zuvor gelebt haben, bevor ich auf dich getroffen sein.
 

Ich versprechen dir es ernst zu nehmen, was immer du mir auch erzählen werden...du können mir vertrauen!“
 

Ich schmiegte mich mit einem leisen Seufzen dankbar in seine Arme und genoss die andächtige Stille, die sich zwischen uns ausbreitete. Er strahlte eine solch ungemein ruhige Vertrautheit und Gelassenheit aus, die mir den Mut gab im zu berichten, was ich gesehen hatte, denn es stand mir wie schon erwähnt noch so klar vor Augen, als hätte ich es soeben selbst erlebt.
 

„Nun gut, wenn das so ist?“
 

Ich hob zögernd den Blick bis meine Augen erneut auf seine trafen, der Ausdruck darin war so eindringlich und doch wohlwollend, dass ich meine Angst für einen Moment lang vergaß...
 

Also setzte ich abermals zu sprechen an…
 

„Ich...nun ja, wie soll ich es am Besten ausdrücken? Ich ähhmmm….habe etwas gesehen…etwas das mich zutiefst verwirrt hat.
 

Da, da war so eine Frau“…
 

...begann ich vorsichtig mit meiner Erzählung, doch dann als ich begonnen hatte, war es als wollten die Worte aus mir heraus und sie begannen nur so von meinen Lippen zu sprudeln.
 

„Es gibt da so eine alte Legende in meiner Familie, weißt du, ich stamme von der mütterlichen Seite her nämlich ursprünglich aus Irland...und...und meine Mutter...nun ja, sie hat sie mir einmal ein Familiengeheimnis anvertraut, als ich noch ein ganz junges Mädchen war.
 

Ich weiß von alledem eigentlich nur noch soviel, dass es sich offenbar um eine Art von tragischer Liebesgeschichte gehandelt haben muss.….diese Vorkommnisse sind zudem schon Ewigkeiten her.
 

Ich bin nur so fürchterlich erschrocken, weil die beiden Personen, die ich da in meinem Traum gesehen habe, vermutlich so etwas wie meine Ur...Ur Urgrosßahnen gewesen sein müssen.
 

Ich ammm... nun ja, konnte es irgendwie spüren, es überkam mich ganz plötzlich. Es kam fast einem Blitzschlag gleich und ich begriff just in dem Moment, WAS ich da vor Augen geführt bekam...gewissermaßen, was mir mein Unterbewusstsein damit vermitteln wollte.
 

Siehst du Eikskild, ich wusste sehr lange Zeit nicht, was es mit den beiden Gräbern auf sich hatte, die jenem verwilderten Winkel unseres Gartens nebeneinander liegen...die Steine sind fast schon vollständig verwittert...aber jetzt verstehe ich es...oder zumindest glaube ich das.
 

Dieser...dieser Name?!
 

DURIN…er ist so alt wie meine Familie.
 

Die Söhne, die in unsere Familie geboren wurden erhielten oft diesen ungewöhnlichen Namen...und ich wusste nie weshalb. Außerdem gab es immer seltsame Mutationen, die manche Generation übersprang, um dann ganz plötzlich wieder aufzutauchen. Es wurden Kinder mit eigenartig mutierten und spitz zulaufenden Ohrenenden geboren..kannst du dir das vorstellen?
 

So etwas irres...“die sehen fast so aus wie Elfenohren aus diesen Märchenfilmen, die sie heutzutage andauernd im Fernsehen zeigen“ hat meine Mutter damals spaßhaft zu mir gesagt, was bedeutete, dass ich es ihr zunächst nicht glauben wollte. Aber dann, habe ich es einmal auch mit eigenen Augen auf alten schwarzweiß Fotografien gesehen.
 

Dabei gibt es solchen Schwachsinn doch gar nicht...das ich doch alles reine Einbildung...oder?
 

Pahhh..Mutation...in Irland?
 

Einfach so?
 

Ja klar...na also, wenn das mal kein ausgemachter Stuss ist, den ich dir da erzähle, dann sollte ich glatt einen Besen vertilgen und zwar mit Stumpf und Stil.
 

Ich habe wirklich Schwierigkeiten an solcherlei Dinge zu glauben…
 

...aber...irgendwie….?
 

Ich weiß auch nicht recht, irgend etwas sagt mir, dass da was dran sein muss!
 

Was ist...du siehst so merkwürdig aus...glaubst du mir etwa nicht…?“
 

Ich verstummte kurz, wobei ich ihn einen Moment lang mit argwöhnisch zusammengekniffenen Brauen musterte. Er gab mir keine Antwort und doch dann sah ich, wie er mit einem Mal heftig schluckte...und fast sofort danach den Kopf schüttelte...nur einmal aber entsprechend energisch, wie um es zu bekräftigen.
 

Ein Umstand der mich nur noch mehr dazu anstachelte, ihm bekräftigen zu wollen, dass ich daran glaubte was ich ihm da gerade in meinem dummen Unverstand erzählte. Oh mein Gott, er musste mich für völlig übergeschnappt halten….bei dem was ich da an ihn los ließ.
 

Aber ich war aus einem mir völlig unerfindlichen Grund davon überzeugt, was ich gesagt hatte, denn es war keine Lüge gewesen, ich hatte diese alten Fotografien tatsächlich gesehen.
 

„Ich schwöre dir, dass ich das wirklich erlebt habe, bevor du mich jetzt gleich auslachen und obendrein für komplett verrückt erklären wirst. In diesem Fall kann ich dir nur in aller Ernsthaftigkeit versichern, dass ich dir keinen Scheiß erzähle, nur weil ich dich damit vielleicht insgeheim foppen wollte oder so?!
 

Nein, es ist wahr und zwar alles, was ich zu dir gesagt habe!
 

Aber wie dem auch sei, kann das doch nichts weiter als pure Einbildung sein...oder...oder etwa nicht?“
 

Entgegnete ich ihm somit zutiefst verunsichert, als ich mit meiner so surrealistisch anmutenden Vision meines rätselhaften Traumes geendet hatte.
 

Ich blickte ihn dabei schon beinahe verzweifelt um Zustimmung heischend entgegen. Ich wollte nicht dass er mich für einen kompletten Idioten hielt...für Fantastereien..und Hirngespinste, die ich mir ausgedacht hatte, nur um ihn zum Narren zu halten!
 

Er wich meinem ängstlich forschenden Blick aus, während ich mit furchtsam klopfendem Herzen darauf wartete, ein heiseres Lachen oder gar einen seiner wohlbekannten trockenen Kommentare dazu von ihm zu hören zu bekommen.
 

Doch das genaue Gegenteil war der Fall, denn ganz entgegen meiner eigentlichen Erwartungen, hörte ich ihn nur leise aber hörbar resigniert seufzen, wobei er mich eindringlich betrachtete…und dabei sah ich auch, wie er plötzlich abermals heftig schluckte, ehe er zu einer passenden Antwort an mich ansetzte.
 

Seine tiefe Stimme klang merkwürdig rau und krächzend abgehackt, so als würde ihm schwer fallen es auszusprechen.
 

„Nein Lyria, da irren du dich und zwar gewaltig. Ich haben mir gerade denken, dass es vielleicht ähnlich sein, wie bei mir. Vielleicht sein das, was du da sehen haben wirklich geschehen..und es sein eine Art von Erinnerung...von etwas was du oder jemand in dein Familie vor langer Zeit erlebt haben.
 

Du müssen wissen, dass solche Dinge manchmal tatsächlich über Generationen als unbewusste Begebenheiten weitervererbt werden und erst dann wieder zum Vorschein kommen, wenn sie von Nöten sein.
 

Ich nehmen an, du haben etwas gesehen, was dir etwas wichtiges haben sagen wollen. Ich wissen nicht was und zu welchen Zwecken es dienen könnten, aber irgendwann werden du es vielleicht verstehen.
 

Und doch sein es alles vermutlich reine Einbildung...so wie du es sagen Lyria!
 

Eine Art von Metapher vielleicht?
 

Etwas das dir dein Unterbewusstsein mitteilen wollen, denn so etwas wie Märchenwesen geben es normalerweise nicht, das sein in der Tat völkischer Aberglaube...das können ich dir versichern. Deine Mutter haben dir als Kind sicherlich Märchen erzählt, weil sie dir nicht haben sagen wollen, was in Wirklichkeit mit deine Ahnen geschehen sein.
 

Ich denken, das könnten eine Möglichkeit sein, weshalb du das träumen haben?!“
 

Er verstummte so plötzlich wie er angesetzt hatte...und doch entging mir der eindringliche und überraschend unsichere Blick mit dem er mich dabei taxierte nicht, ich sah was er mir vermutlich nicht hatte zeigen wollen und das verunsicherte mich wiederum zutiefst.
 

„Aber...aber Eikskild ich habe die Grabsteine gesehen, mit eigenen Augen…ist das etwa auch nichts weiter als Einbildung?“
 

Hielt ich somit unüberhörbar entrüstet dagegen, schon weil ich ihm nicht abnehmen wollte, dass meine Mutter mir absichtlich „Märchen“ erzählt haben könnte.
 

Doch er ließ sich davon nicht im Mindesten aus der Ruhe bringen…zumindest wollte er mir das anhand seines Verhaltens zu verstehen geben...ein Umstand der jedoch nur bedingt bei mir funktionierte.
 

„Nun vielleicht haben du reale Begebenheiten mit deinen Träumen verknüpft, so können solche Traumgebilde schon mal entstehen..ich denken du sollten es nicht so furchtbar ernst nehmen oder es gar überbewerten, ein sein nur ein Traum gewesen nicht mehr und nicht weniger!“
 

Entgegnete Eikskild mir daraufhin betont um nüchterne Sachlichkeit bemüht...wohl um mir die Angst vor dem zu nehmen, was ich da gesehen hatte. Etwas das mir angesichts der Ausgangs- und Sachlage allerdings nur leidlich weiterhalf.
 

„Ich weiß es nicht...weshalb habe ich dann ein so mieses Gefühl im Bauch? Warum habe ich dann so eine sch….Angst, so als hätte ich es selbst erlebt?“
 

Konnte ich mich ihn nur einige Augenblicke später noch immer nicht wirklich überzeugt nachfragen hören, woraufhin ich spürte, wie er leicht hilflos mit den breiten Trapperschultern zuckte, ehe er mir antwortete.
 

„Ich wissen es nicht Lyria, aber ich möchten nicht, dass du dich fürchten müssen...ich...ich wollen, dass du dich in Sicherheit fühlen….dafür würden ich alles tun, ich versprechen es dir.“
 

Seine etwas unbeholfene Art mich trösten zu wollen, zauberte mir ein spontanes wie überglückliches Lächeln auf die Lippen.
 

„Danke, du weißt glaube ich gar nicht wie froh ich bin, dass du da bist. Bitte halt mich einfach nur fest bis ich wieder eingeschlafen bin.
 

Bitte Eikskild...ich habe solche Furcht und ich weiß nicht einmal weshalb…?!“
 

Antwortete ich ihm schließlich kaum hörbar, wobei ich mich noch ein wenig tiefer in seine starken Arme schmiegte.
 

„Ich werden bei dir bleiben bis du wieder eingeschlafen sein, du können ganz beruhigt sein Amrâlimê..ich werden dich beschützen….immer, so lange du und ich leben. Ich werden das gerne tun, wenn du es wollen!“
 

Konnte ich ihn mir etwas verlegen entgegen flüstern hören...was mich abermals Lächeln ließ, ehe ich ihn nochmals darum bat bei mir zu bleiben, bis ich wieder eingeschlafen war.
 

„Es tut soooo gut, deine Stimme zu hören....halt mich einfach nur fest..ja?!“
 

Ich hätte eigentlich ganz bewusst registrieren müssen, was er mir damit ehrlicherweise hatte andeuten wollen...aber ich überhörte es geflissentlich...denn ich spürte wie seine Wärme und das angenehme Gefühl der Geborgenheit seiner Arme, die mich in ruhigen und gleichmäßigen Atemzügen langsam aber sicher wieder in den Schlaf hinüber dämmern ließen….
 

..tief und diesmal traumlos…
 

….und in keiner Weise mehr sehend, geschweige denn spürend, was hernach noch weiter geschah, nachdem er mich behutsam und ganz anständig zurück unter meine warme Bettdecke bugsiert hatte, nachdem Eikskild sich aus meinem eisernen Klammergriff hatte befreien können, um kurz darauf selbst wieder in sein eigenes Bett zu steigen.
 

Ich spürte den zärtlichen Kuss nicht mehr, den er mir auf die Stirn drückte und hörte auch nicht mehr das leise von ihm geflüsterte…
 

„Du wissen ja gar nicht, wie nahe du der Wahrheit schon gekommen sein...menu Tâerin. Ich hatten nur niemals denken, dass ein Teil meiner Vorfahren einst den selben Weg nehmen, wie ich es haben zwangsläufig tun müssen um zu überleben.
 

Du sein in diesem Sinne sogar ohne es zu wissen oder auch gewollt zu haben ein Teil von mir...ja gewissermaßen ein Teil von dem, wo ich ursprünglich hergekommen sein. Ich können es kaum fassen, das Schicksal gehen manchmal wirklich seltsame Wege...wer hätten das auch nur im Ansatz ahnen können, als wir uns beide vor kaum mehr als einem halben Jahr begegnet sein?
 

ICH?
 

Ganz gewiss nicht!
 

Sein das nicht ein Grund der Bestätigung mehr, endlich JA zu sagen…
 

...zu uns….oder viel mehr...zu mir?
 

Ich beten zu Mahal darum, dass du endlich wissen was du wirklich wollen...und das hoffentlich schon bald, die Zeit dafür sein fast abgelaufen!“

diverse Unannehmlichkeiten und unerwarteter Familienzuwachs

Als ich am Morgen des anderen Tages erwachte, stellte ich, nachdem ich mich herzhaft gähnend gestreckt hatte, sichtlich ernüchtert fest, dass der zugegebenermaßen enge Platz in meinem Bett neben mir gänzlich leer war. Nicht mal mein eigener Hund hatte zu mir ins kuschelig warme „Bettchen“ zurück gefunden...wirklich schockierend...und das nach Wochen, ja Monaten des gemeinsamen Kampierens in des Trappers einsamer Einsiedlerhütte.
 

Also wirklich, dass sie sich nicht schämte, diese treulose Tomate von einem Hund. Aller höchster Wahrscheinlichkeit nach hatte sich Keira während der Nacht, wieder einmal heimlich zu Eikskild und damit unter seine Bettdecke geschlichen...wundern würde mich das jedenfalls nicht sonderlich, denn dass ich offenkundig allein auf meiner Seite Zimmers aufgewacht war, erhärtete diesen Verdacht nur noch mehr.
 

Es war außerdem stockfinster und das nicht nur in meiner Schlafkammer. Er war sogar so Dunkel, dass man die eigene Hand nicht vor Augen sehen konnte...demnach mutmaßte ich, dass es noch sehr sehr früh am Morgen sein musste. Aber um der ganzen Angelegenheit gerecht zu werden, durfte ich nicht vergessen, dass wir erst ende Februar hatten und so nah am Polarkreis dauerte es verflucht lange, bis der Frühling richtig Einzug halten würde und mit ihm Wärme und Sonnenschein.
 

Die sich noch sichtlich rar machende Sonne, sollte sich vor drei Uhr Nachmittags also nicht am Horizont blicken lassen, wenn sie heute überhaupt zu sehen sein würde, was bei der neuerlichen Schnee trächtigen Wetterlage längst nicht selbstverständlich war….und ich war mir zu allem Übel auch nicht mehr so ganz sicher, dies alles vielleicht doch nur geträumt zu haben, was sich da am Vortag mit Eikskild ereignet hatte?!
 

Vor allem, was den äußerst ungewöhnlichen Umstand betraf, IHN in meinem Bett gehabt zu haben?!
 

Ja IHN...meinen brummigen Trapper!
 

Diese Tatsache entpuppte sich im nicht vorhandenen „Licht“ des neuen Tages, als eine solch unglaubliche Angelegenheit, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Ich wusste obendrein nicht mehr, was ich ihm Zuge meiner verwirrten Albträume, denn so alles über mich offenbart hatte und außerdem war ich ohne jeden Zweifel alleine aufgewacht, also hatte ich mir das alles am Ende vielleicht doch nur alles eingebildet?
 

Ich hatte es schlicht verdrängt....mein Gedächtnis hatte diese mehr oder minder erfreulichen Erinnerungen, die meine Vergangenheit oder aber schlicht alles was den Mann, den ich liebte betraf, der Einfachheit halber komplett aus dem Erinnerungsvermögen gestrichen.
 

Kurzzeitiger total Ausfall der grauen Zellen...mit anderen Worten.
 

Amnesie!
 

Nun das könnte man jedenfalls glauben, zumindest dem unangenehm flauen Gefühl nach zu urteilen, das mich überkam, als ich es entsprechend ernüchtert fest stellte.
 

Schön...auch eine Möglichkeit sich den gegenwärtigen Tatsachen gekonnt zu entziehen.
 

Blieb mir in diesem Fall also nichts weiter übrig, als bei meinem Mitbewohner anzufragen, was sich da vergangene Nacht zugetragen hatte und was ich davon getrost ins Reich der Phantasie verdrängen konnte?!
 

„Hmm…..Eikskild...was ist...schläfst du noch?“
 

Hörte ich mich demnach leise und äußerst vorsichtig in Richtung der Schiebetüre flüstern...denn nach einem hastigen Blick auf meinen Tischwecker, war es gerade mal halb sieben! Also eine ganz und gar unchristliche Zeit.
 

Zumindest was mich als einen notorischen Langschläfer betraf...im Normalfall jedenfalls. Ich war an sich nämlich alles andere als ein Frühaufsteher. Aus welchem Grund ich ausgerechnet heute so früh aufgewacht war, konnte ich mir nicht so recht erklären...Fakt war nur, dass ich wach war und ganz gleich was ich auch an Anstrengungen unternahm, einfach nicht mehr einschlafen konnte.
 

Tja und der Trapper….wie verhielt es sich mit ihm?
 

Darüber brauchte ich mir in meiner gegenwärtigen Lage nicht mehr lange den Kopf zu zerbrechen, denn die Antwort darauf erfolgte sogleich, wenn auch nicht ganz so, wie von mir erwartet.
 

„Jetzt nicht mehr, aber danke der freundlichen Nachfrage Lyria. Ohhh..Khazad was sein denn los, können du dich nicht nochmal hinlegen oder wenigstens eine Weile den Mund halten? Ich sein verdammt müde und ich brauchen meinen Schlaf. Wissen du eigentlich, wie lange ich gestern Nacht noch an deinem Bett sitzen haben, bis du endlich wieder eingeschlafen sein?“
 

Konnte ich ihn mir nur Sekunden später überdeutlich und entsprechend ungehalten aus dem kleinen pseudo Nebenraum entgegen grummeln hören, wobei ich etwa zur selben Zeit bemerkte, wie etwas sehr energisch gegen die wacklige Schiebetüre donnerte, die uns im Normalfall hübsch brav voneinander trennen sollte.
 

Und es war dazu etwas, das sich verdächtig nach des Trappers kleinem „Paradekissen“ anhörte.
 

Shit...das riecht förmlich nach schlechter Laune, aber so was von!
 

Schlagartig war ich wach und saß senkrecht im Bett.
 

“Was, wie war das? Dann habe ich das alles nicht bloß geträumt. Du..du warst tatsächlich an meinem Bett gesessen?“ Hakte ich derweil erwartungsgemäß verwirrt und gleichermaßen überrascht bei ihm nach.
 

„Denken du ich wollen dir eine Bär aufbinden oder wie? Natürlich haben ich das tun, du haben dich ja aufführen, als wollen dir umgehend eine Horde Orks ans Leben. Also so konnten ich dich in diese Zustand ja wohl schlecht allein lassen...oder?“
 

Hörte ich ihn mir nur einen Moment später erneut aus dem stockfinsteren Nebenraum antworten, wobei seine tiefe Stimme unüberhörbar brummig und wenig begeistert klang. Er war anscheinend wirklich auffallend müde...ich merkte es an seinem unterschwellig missgelaunten Tonfall und am tiefen, herzhaften Gähnen das fast sofort darauf erfolgte.
 

„Nn..nein...sicher nicht, alles okay. Hey ich glaub s dir ja...aber was diese verdammtem „Orkse“ betrifft von denen du so gerne sprichst, so sind mir die Kerle oder wer auch immer sie sonst sein mögen, jedenfalls noch nicht persönlich vorgestellt worden. Also bleib mir mit denen gefälligst vom Hals und rück statt dessen lieber mal meinen Hund raus Herr Trapper.
 

Los, ich weiß genau, dass sie bei dir ist...und dir sicherlich schon gehörig auf die Nerven geht, weil sie mal dringend raus zum pinkeln muss.“ Konterte ich angesichts der Umstände entsprechend nachdrücklich in seine Richtung, aber Eikskild blieb mir wie zu erwarten, kaum eine passende Antwort schuldig.
 

„Ich merken es, deine Hund sein gerade dabei zu versuchen, mir das Gesicht mit ihre Zunge zu waschen. Können du etwa im Dunkeln oder durch Wände sehen Lyria..oder woher haben du sonst wissen, dass sie bei mir sein?!“ Vernahm ich die denkbar trockene Antwort seitens des Trappers betont gefasst, die da auf meinen säuerlichen Kommentar erfolgte, den ich kurz zuvor zielgerichtet in seine Richtung abgeschossen hatte.
 

Kaum war der Mann verstummt, seufzte ich hörbar, bevor ich ebenfalls zu einer treffenden Gegenantwort ansetzte.
 

„Nein..aber ich hatte es mir ja fast denken können. Der verdammte Köter steht auf dich, seit dem ersten Tag...kannst du mir vielleicht verraten woran das liegt?“
 

Indem konnte ich ihn plötzlich unerwartet losprusten hören. Es war jenes schöne, tiefe und voll tönende Lachen des Trappers, das mir jedes mal so angenehm warm und prickelnd durch den ganzen Körper fuhr.
 

„Ahh...jetzt verstehen ich es, du sein eifersüchtig auf sie...das sein alles, zumindest machen es den Anschein, so wie du dich mir gegenüber verhalten. Ich wissen nicht woran das liegen, dass deine Hund mich mögen aber bei dir haben es offenbar auch ganz gut wirken...warum du es ihr also übel nehmen?!“
 

Bekam ich prompt eine neuerlich trockene Feststellung seitens des Trappers um die Ohren gepfeffert, die es in sich hatte. Ich war angesichts dieser Antwort so geplättet, dass ich erst einmal tief ein und ausatmen musste, ehe ich etwas dazu sagen konnte.
 

„Ach ja, bild dir darauf nur ja nichts ein...spinnst du? Wovon träumst du eigentlich des Nachts Herr Eikskild?“ Fauchte ich ihm einige Augenblicke später also spürbar ertappt und entsprechend unwillig entgegen, denn das gewiefte Schlitzohr von einem Kerl hatte mal wieder genau erfasst, worum es hier im eigentlichen Sinne ging.
 

Und das schlimmste daran war ebenjene Tatsache, dass er recht hatte, ich musste es wohl oder übel zugeben, ich war eifersüchtig und zwar….auf meinen Hund! Gott bewahre eine schreckliche aber inzwischen nicht länger zu verleugnende Tatsache. Aber noch als mir die erschreckende Erkenntnis durch den Kopf ging, erhielt ich eine weitere Antwort von ihm, mit der ich nun wirklich nicht gerechnet hatte.
 

„Du fragen mich wirklich ernsthaft wovon ich nachts Träumen? Nun wenn du es genau wissen wollen, träumen ich zumeist von dir...und das übrigens schon seit eine ganze Weile!“
 

Konnte ich seinen leisen und offenbar todernsten, wie ebenso ehrlich gemeinten Kommentar durch die fahle Dunkelheit unseres Zimmerchens dringen hören, der mich einen Moment lang sprachlos in der Finsternis zurück ließ.
 

Als ich mich halbwegs gefangen hatte, räusperte ich mich heftig, ehe ich in der Lage war ihm darauf zu antworten.
 

„Lassen wir das, das führt zu nichts, als dass wir uns in Gegebenheiten verstricken, die uns beide nur weiteren Verdruss bereiten Eikskild. Weißt du was, ich habe eine bessere Idee, sieh anstatt dessen lieber zu, dass du Keira umgehend aus deinem Bett heraus und zu mir herüber zitierst. Ich muss mit ihr raus an die Luft, der Hund hat seine Bedürfnisse, so wie jeder von uns."
 

Alles was ich in dem Moment von ihm als Antwort erhielt, war zunächst ein tiefes unwilliges Grollen, mit dem er meinem Hund offenbar sehr nachdrücklich zu verstehen gab, dass er jetzt besser aus seinem Bett verschwinden sollte...
 

"Na schön, na schön...ich machen ja schon. Los Keira du haben es gehört, sie haben dich rufen...du müssen gehen, sonst geben es Ärger mit deine Frauchen!"
 

Nur Sekunden später, sah ich im fahlen Schein den der Digitale Wecker auf meinem Nachttisch aussendete, wie sich ein dunkler Schatten durch den schmalen Spalt in der Falttüre drängte, wobei ich umgehend danach mit einem feuchten Stupser einer kalten Hundenase in meiner Hand begrüßt wurde.
 

„Da ist du ja...elende Verräterin. Schämst du dich eigentlich gar nicht?“ Nahm ich sie leise grummelnd in Empfang, wobei ich ihr jedoch ganz entgegen meiner barschen Begrüßung hingebungsvoll die weichen Hundeohren kraulte.
 

Wie sollte ich ihr ernsthaft böse sein? Das sie ihn liebt, kann ich ihr ja nicht mal verdenken...mir geht es ja nicht anders.
 

Mit einem energischen Seufzer schob ich mich kurz darauf entschlossen aus dem warmen Bett heraus, um nach meinen Kleidern zu fahnden, was sich in der Dunkelheit als ziemlich schwieriges Unterfangen heraus stellte. Dennoch wagte ich es nicht extra das Licht anzumachen. Ich wollte mich nach Möglichkeit ungestört anziehen und auch wenn ich den Mann im Nebenzimmer sehr gerne mochte, so musste er doch nicht gleich alles an Intimsphäre von mir geboten bekommen.
 

Irgendwann war mir auch das gelungen...fehlten nur noch Stiefel und meine dick gefütterten Wintersachen, dann konnte es los gehen.
 

Keira stand augenblicklich bei Fuß, sie ahnte längst was ich vorhatte. Bedeutete schlicht nichts anderes, als kurz Gassi gehen, auch wenn es so früh am Morgen nur vor die Türe des Motels, bis etwa zur nächsten Ecke war.
 

„Okay ich ähhh geh dann mal...bis später, wir treffen uns so etwa in einer halben Stunde beim Frühstück, ich warte unten in der Loge Eikskild. Ist das so in Ordnung für dich?“ Setzte ich abermals entschlossen und deutlich hörbar in seine Richtung an, ehe ich Anstalten machte vor die Türe zu gehen.
 

Kaum fertig gesprochen, schnappte ich mir Jacke und Leine, sowie meine Schreckschusspistole gegen herum stromernde Eisbären und wollte schon los, als die zu erwartende Antwort an mich prompt erfolgte.
 

„Du geben gut auf dich acht da draußen...du wissen, dass immer noch Bären unterwegs sein können.

Versprechen du mir das?“ Vernahm ich seine warme Stimme leise aus der Dunkelheit, die zudem merklich besorgt klang.
 

„Mach ich...aber du hast meine Frage nicht beantwortet Herr Trapper.“ Grollte ich ihm ebenso leise entgegen, wobei ich sein angenehm warmes Lachen abermals deutlich hörbar in der stillen Dunkelheit des kleinen Raumes vernehmen konnte.
 

„Ich werden da sein, in eine halbe Stunde unten im Foyer. Wir sehen uns beim Frühstück und ich werden pünktlich sein.“
 

Das war alles, mehr sprachen wir nicht mehr miteinander, ehe ich ihn schließlich sich selbst überließ und anstatt dessen eilig mit meinem Hund hinaus vor die Türe verschwand, damit der seine morgendlichen Geschäfte erledigen und ich etwas frische Luft schnappen konnte, die meine noch schwer angeschlagenen Lebensgeister hoffentlich etwas auf Vordermann bringen würden.
 

Ich hatte sie wirklich dringen nötig...irgend etwas an diesem Mann machte mich ganz wuschig und mittlerweile war mir auch klar was.
 

OH MEIN GOTT….ich war hoffnungslos in ihn verliebt, dumm nur dass ich ein solch eklatanter Feigling war. Ich redete mir immer noch hartnäckig ein, auf den richtigen Moment zu warten, doch wenn ich noch lange abwartete, würde ich ihn vermutlich verpassen.
 

So in etwa nach dem Motto...und wenn die fünfte Kerze brennt, dann hast du Weihnachten verpennt““...denn genauso begann ich mich innerlich langsam zu fühlen.
 

War das etwa das, was man bei nicht verheirateten Frauen mittleren Alters als „Torschlusspanik“ bezeichnete?
 

Mir blieben nur noch diese paar Tage der Hochzeit übrig, um mich endlich zu entscheiden, das wusste ich und so setzte ich mir ein Zeitlimit...eines über das ich nicht hinausgehen würde, denn dann war es abgelaufen und das wusste ich so gut wie er, der Frühling stand quasi vor der Türe und somit war ich gezwungen eine baldige Entscheidung zu fällen.
 

etwa eine knappe halbe Stunde später….
 

Als ich kurze Zeit darauf mit Keira zum Motel zurück kam, fand ich Eikskild wirklich wie abgemacht im kleinen Frühstückszimmerchen an einem der liebevoll gedeckten Tische sitzend vor...jedoch nicht allein, wie von mir irrtümlich angenommen.
 

Mit wachsend ungutem Gefühl stellte ich fest, dass es sich dabei um Lalê handelte, die bei meinem Trapper stand und sich offensichtlich blendend mit ihm unterhielt. Und ohne es bewusst zu wollen, konnte ich mich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass die nordische Frau mit meinem Kerl zu flirten versuchte und zwar ziemlich auffällig...jedenfalls für meinen Geschmack.
 

Ich bemerkte es an ihrem verlegenen Lachen, ihren leicht geröteten Wangen und die dem Trapper vertraulich zugewandte Körperhaltung der Motelbesitzerin, die mir nicht so sonderlich gefiel.
 

Ja holla die Waldfee, was sollte das denn jetzt werden?
 

Ringelpiez mit anfassen oder wie?
 

Aber ganz bestimmt NICHT mit meinem Kerl...also das konnte sie sich mal getrost sonst wo hin stecken und zwar da, wo die Sonne nie hin scheint.
 

Mit einem entsprechend unwilligen und deutlich vernehmlichen Räuspern machte ich mich bemerkbar, als ich den Raum betrat. Keira folgte mir brav bei Fuß und wedelte nur ein klitze kleines bisschen mit dem Schwanz als sie Eikskild sah…
 

Lalê indessen schoss von Tisch hoch wie eine Sylvester Rakete, als sie mich bemerkte...ich vermutete, dass sie meinen momentanen Gesichtsausdruck richtig interpretiert hatte, denn sie wirkte um der Höflichkeit den Vorzug zu geben wenigstens ansatzweise verlegen.
 

„Guten Morgen die Herrschaften.“
 

Begrüßte ich beide entsprechend barsch und kurz angebunden, wobei ich das amüsierte Grinsen des Trappers auffing, mit dem er mich in Empfang nahm, als ich mich umgehend in Richtung des Tischs begab, an dem er bereits platz genommen hatte.
 

„Oh ich wünschen dir auch eine Gute Morgen liebste Lyria. Was sein du so unentspannt, sein du unterwegs etwa auf eine Eisbär gestoßen?“ Hörte ich ihn mit gutmütigem Spott in meine Richtung brummen, wobei er sich anschließend lachend auf die Schenkel klopfte, offenbar hielt er die ganze Angelegenheit für ungemein spaßig.
 

Ich jedoch deutlich weniger und so ging mein Blick ungewollt und fast schon reflexartig zu Lalê hin...nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber es genügte ihm schon, womit sein amüsiertes Lachen noch lauter durch den kleinen Frühstücksraum dröhnte.
 

„Könnte man so sagen! Und du hör gefälligst auf mich auszulachen Eikskild...ich finde das nämlich überhaupt nicht komisch.“ Entgegnete ich ihm daher entsprechend trocken wobei ich die Motelbesitzerin nicht aus den Augen ließ und sie geradezu mit raubtierhaften Blicken aufspießte, die überdeutlich verrieten was ich gerade dachte.
 

» Finger weg von meinem Kerl...oder du überlebst es nicht, ich schwör s dir du nordische Rentierzüchterbraut. Der Mann gehört mir...und ich teile ihn nicht...schon gar nicht mit dir! «
 

Meine Gedanken mussten überdeutlich in meinem Gesicht ab zu lesen sein, denn ich sah sie plötzlich leicht erröten, wobei sie mich mit einem leisen Räuspern fragte ob ich denn gerne Kaffee zum Frühstück trinken wollte. Ich bejate es mit einem unwilligen Knurren, mit dem ich sie fluchtartig aus dem Raum scheuchte.
 

„Ich trinke meinen Kaffee in der Regel schwarz...Milch ist demnach überflüssig!“
 

Rief ich ihr nicht besonders um Höflichkeit bemüht hinterher, ehe ich mich zu Eikskild an den Tisch setzte. Keira verschwand umgehend unter den Tisch, wobei sie sich wie üblich brav auf des Trappers Füße legte...was er wiederum mit einem belustigten Augenzwinkern kommentierte.
 

„Sag jetzt bloß nichts falsches, oder ich bring dich eigenhändig um!“ Fauchte ich ihm daher nicht übermäßig erfreut entgegen, während ich mich wutschnaubend am Tisch nieder ließ.
 

Er enthielt sich jedoch tatsächlich ganz „Gentlemen like“ jeglichen Kommentars und schob mir anstatt dessen mit einem versöhnlichen Grinsen auf den Lippen, das kleine Körbchen mit den Brötchen entgegen aus dem ich mir wortlos eines heraus nahm und auf meinen Teller legte.
 

„Danke!“ Flüstere ich ihm dabei sichtlich verlegen entgegen.
 

„Gern geschehen.“ Hörte ich ihn mir ebenso leise antworten.
 

Mein inzwischen merklich abgekühltes Gemüt registrierte die zuvorkommende Geste seitens des Trappers, mit einem sichtlich erleichterten innerlichen aufatmen und als Lalê wenig später mit dem Kaffee zurück kam, gelang es mir sogar, ihr ein zögerliches Lächeln als Friedensangebot zu schenken, das sie mit einem ebensolchen quittierte.
 

Wir verloren über die Angelegenheit kein Wort mehr und widmeten uns anstatt dessen beide einem ungewohnt luxuriösen und vorzüglichen gemeinsamen Frühstück...das wir in vollen Zügen genossen, zumindest solange, bis es ganz plötzlich laut und demnach äußerst unromantisch unterbrochen wurde.
 

Die Eingangstüre des kleinen Motels die unserem Frühstücksraum gegenüber lag, wurde nämlich mit einem mal ungestüm und mit Karacho aufgerissen, wobei sich zwei etwa halbwüchsige Kinder von etwa zehn bis zwölf Jahren lautstark lärmend von draußen herein in die angenehme Wärme drängelten.
 

Es waren ein Junge und ein Mädchen...beide bis dato dick eingepackt, zogen sich kaum drinnen angekommen die dicken Mützen vom Kopf, woraufhin ein hellblonder und ein dunkelhaariger Haarschopf mit einem leicht rötlichen Stich zum Vorschein kamen…und nicht nur das, beide Kinder ließen sich nämlich sehr deutlich aus der Vorhalle heraus und zu uns hin vernehmen.
 

„Schneller Adad* Vater* komm schon...Rhani...kann s wie immer nicht abwarten Erste zu sein!“ Der Junge drehte sich in Richtung der Türe um woraufhin das blondgelockte Mädchen lautstark dagegen hielt.
 

„Simmt doch gar nicht Irak’adad* Onkel* Ferin will sich nur wieder wichtig machen….verdammt lass den Blödsinn, Inbul-hibir fundhamâd-ublag* spitzohriger Lembas Fresser*.“
 

„Itkit * Halt den Mund* Rhani...das war nicht fair, ich hab doch gar nichts gemacht!“
 

Die Reaktion die Eikskild auf die Ankunft der beiden fremden Kinder zeigte, hätte verwirrender nicht sein können...jedenfalls was mich betraf.
 

Dem bis dahin vollkommen ahnungslosen Trapper, fiel glatt sein ganzes Marmeladenbrötchen aus der Hand, das er gerade essen wollte und zu allem Überfluss ganz Murphys Gesetz folgend, mit der „Butterseite“ nach unten zurück auf den Teller, als er die beiden Halbwüchsigen miteinander sprechen hörte.
 

Ich sah wie seine Augen dabei immer größer wurden und er mit einem mal wie von der Tarantel gebissen herum und von seinem Sitz hochfuhr.
 

Shazara„* Ruhe*…Naddan!* Kinder*
 

Khazad von wo in aller Welt kommt ihr her?!“
 

Der nicht eben leise Ausspruch fuhr während dessen so hastig und obendrein heftig aus dem Trapper heraus, dass ich nichts anderes tun, als ihn verwirrt anstarren konnte.
 

Doch der dunkelhaarige Junge zuckte im Gegensatz zu mir sichtlich unbeeindruckt mit den schmalen Schultern, wobei er völlig gelassen zu sprechen ansetzte.
 

„Ohhh...ich glaube wir haben ihn gefunden Rhani...von ihm hat Vater gesprochen, das muss unser Onkel Thor...ähhh Eikskild sein?!“
 

Ich konnte noch während der Junge sprach einen Blick in Eikskilds Gesicht erhaschen, vor allem weil der Junge die Worte im selben eigenartigen Kauderwelsch aus englisch und diesem „pseudonorwegisch“ ausstieß, das mich auch an dem Trapper stets so verwundert hatte…
 

Ohne jeden Zweifel sprach dieses Kind ganz offenkundig die selbe Sprache, wie Eikskild…
 

...aber...aber...woher kann er das?
 

Diese Frage stellte ich mir ganz nach Eikskilds entgeisterten Gesichtsausdruck zu urteilen offenbar nicht nur allein.
 

Der verblüffte Trapper wirkte in etwa so, als ob man ihm eben einen heftigen Schlag mit dem Vorschlaghammer verpasst hätte und noch als er schwer darum bemüht mit seiner Fassung rang, öffnete sich die Türe erneut und ein junger Mann etwa mittleren Alters trat in den kleinen Eingagnsbereich des Motels herein...vermutlich der Vater eines der beiden lebhaften Kinder.
 

Aber das war längst nicht alles, als ich beobachtete wie fassungslos Eikskild den Mann anstarrte, als sein Blick auf ihn fiel, glaubte ich vage zu erahnen, wer das wohl sein könnte….denn es war mehr als offensichtlich, dass der Trapper ihn kannte...und zwar gut kannte.
 

Ein tiefes, fast schon schmerzhaftes Stöhnen bahnte sich seinen Weg durch seine Kehle heraus...ehe fast sofort danach ein weiteres nicht minder emotional aufgewühltes Wort aus ihm heraus brach…
 

...sein Name!
 

„Fili?
 

FILI!
 

Du..du bist es wirklich!
 

Menu Nadân (mein Junge) oh Mahal...ich hatte es so gehofft! Sakhmi astû galikh, ( es ist schön dich zu sehen) Irakdashshat!“ (Neffe).

Fili

„Insigin jor kar nur faern."

(So lange Jahre fern der Heimat)
 

Sakhmi astû ya galikh, menu Irakadad“

(Es ist schön auch dich zu sehen, mein Onkel)
 

Als ich die hörbar zitternde Stimme des jungen Mannes vernahm, der Eikskild in Körperbau und Wuchs so unglaublich ähnelte und mit der er seinen lange verschollen geglaubten Onkel warm und sichtlich ergriffen begrüßte, überkam mich ein seltsames Gefühl.
 

Eines, das sich nur schwer deuten ließ...eines das mir sagte, dass ich hier von etwas schier absolut unmöglich geglaubten Zeuge wurde….und dann...dann sah ich vollkommen baff dabei zu, wie Eikskild ganz plötzlich, wie von einer Triebfeder geschnellt vorwärts stürzte, ja wie ihn nichts mehr an seinem ursprünglichen Platz hielt und er dem jungen Mann, mit dem hellen weizenblonden dichten Haarschopf geradewegs entgegen stürmte.
 

Jenem Mann, der ihm so ähnlich sah, als müsste er sein eigener Sohn sein, nur eben ganz in blond...denn auch ihm spross ein solch dichter Vollbart, der wie der des Trappers, das ganze junge Gesicht überwucherte.
 

„FILI...du bist es wirklich….Mahal, ich hatte nicht mehr daran geglaubt!“
 

Hörte ich ihn dabei nochmals hörbar laut und erregt ausstoßen, dann war er bei ihm angelangt und zog den jungen Mann, ungewöhnlich emotional ergriffen in seine Trapper typische Schraubstockumarmung, mit der ich ebenfalls schon Bekanntschaft hatte schließen dürfen.
 

Der junge Mann, der unzweifelhaft auf den gewiss nicht alltäglichen Namen Fili hörte, verschwand somit sichtlich verblüfft, in der freudig „bärigen“ Umarmung seines Onkels, der nicht gewillt schien, ihn so schnell wieder frei zu geben und ihm dazu kräftig auf den Rücken klopfte. Wobei er allerlei „Männer typische“ Grunzlaute der Bekräftigung und wohl auch der offenkundigen Zuneigung gegenüber seines lange nicht gesehenen Neffen ausstieß.
 

Höchst eigenartige Laute im Übrigen...die, die beiden halbwüchsigen Kinder, die das ganze Spektakel mit großen Augen und offenem Mund verfolgten, wahrlich Bauklötze staunen ließ.Und dann kam da ja noch ich und der andere seiner beiden Neffen Kili, die wir beide ebenfalls verwirrt dabei standen und somit entsprechend irritiert wirkten, angesichts solch ungewohnter gefühlsmäßigen Überschwänglichkeit Seitens des Trappers.
 

Na also soooo „aufgekratzt“ hatte ich Eikskild bisher so gut wie noch nie erlebt...interessant, eine gänzlich neue Seite an ihm und dazu eine die mir ausnehmend gut gefiel, denn sie zeigte mir, dass seine zuweilen ziemlich hart wirkende „Nuss“Schale deutliche Risse bekommen hatte und einen sehr viel wärmen und weicheren Kern von ihm zeigte.
 

Ebenjenen, den in so an ihm mochte...nein, den ich an ihm liebte!
 

Das war unbestritten der Mann, in den ich mich verliebt hatte und das nicht ohne Grund, ich hatte von Anfang an intuitiv gespürt, dass unter all diesem rauen nordischen Charme ein gutes Herz versteckt war...eines, das vorbehaltlos und aufrichtig lieben konnte.
 

Dies war zweifelsohne ein ungeschliffenes Juwel von einem Mann und ich hatte diesen Schatz gewissermaßen „geborgen“ und für mich erobern können. Eikskild war demnach ein wenig wie sein riesenhafter Edelstein, den er so überaus sorgsam verborgen in der Teedose in seiner Hütte aufbewahrte. Ein Rohdiamant der wertvoll...ja unbezahlbar war und nur darauf wartete, endlich ans Licht zu dürfen, um in seiner ganzen erlesen kostbaren Herrlichkeit angemessen gewürdigt und geschätzt zu werden.
 

Wow, ich wusste in dem Moment gar nicht wie mir geschah...angesichts solcher tiefschürfenden Erkenntnisse blieb mir beinahe der Mund offen stehen, als ich die ganze Szenerie, die sich da vor meinen Augen abspielte sprachlos beobachtete und mir dabei in der ganzen Tragweite bewusst wurde, worüber ich da eigentlich nachdachte.
 

Indem ließ der Trapper endlich wieder los und der Mann mit dem Namen Fili tauchte um einiges erröteter aus dem ganzen Wust aus Armen und Männerbrust auf..vor allem die Ohren hatten während dessen ein unübersehbares hübsches Signalrot angenommen, das mir ein spontanes Grinsen entlockte. Ein ganz Hübscher war der Blonde schon auch, wie ich fand und seinem älteren Pendant dabei schon ziemlich nahe kam. Vor allem die hübsch verlegen roten Ohren, hatten es mir angetan, also die fand ich ja wirklich all zu niedlich...aber natürlich war das kein Vergleich mit dem Original.
 

Eikskild war schon das, was ich mir unter einem „richtigen“ Kerl vorstellte, also genau meine Kragenweite.
 

Gut aber vielleicht lag es nur schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass ich ohnehin schon bis über beide Ohren in den dunkelhaarigen Trapper verknallt war. In dem Fall sah Frau vermutlich im jeden von ihr Auserwählten, den absolut perfekten Traum(mann) ihres Lebens.
 

So auch ich…
 

...und so dauerte es einen ganzen Augenblick, bis ich endlich wieder in der Lage war, meine gesamte Aufmerksamkeit auf die beiden Männer zu richten, die da unmittelbar vor mir standen und einander sowohl körperlich als auch geistig betrachtet noch immer sehr nahe waren...wenn Fili auch erwartungsgemäß verwirrt versuchte auf etwas mehr „Höflichkeit`s Abstand“ zu kommen, während er seinem Onkel antwortete.
 

„Onkel ich..ähhhmm...schön..schön dich zu sehen, wirklich ich freue mich unendlich. Mahal du hast ja keine Ahnung wie erleichtert ich war, als Kili sagte, dass er dich tatsächlich gefunden hat. Ich wollte unser Glück kaum fassen….oh es ist solange her...eine halbe Ewigkeit.
 

Und jetzt..jetzt sind wir endlich hier.“
 

Eikskild räusperte sich indessen sichtlich ergriffen, ich sah wie eine versteckte Träne über seinen rechten Augenwinkel rann und er hastig versuchte, sie möglichst unauffällig wegzuwischen.
 

„Mir..ähhhh sein da wohl was ins Auge gekommen mein Junge, du verzeihen mir“...stotterte er dabei merklich verwirrt, wobei sich Kili mit einem mal hastig entschlossen ein Stück an mir vorbeischob, um ihn ebenfalls herzlich in die Arme zu schließen.
 

Eikskild ließ sich widerstandslos von dem jüngeren seiner beiden Neffen in den Arm nehmen...wobei ich ihn erneut emotional ergriffen schniefen hörte.
 

„Kili, ich hatten beinahe nicht mehr daran glauben, dass ihr wirklich kommen werden. Es tun so gut, dich wieder zu sehen...Namad Dashat.* Schwestersohn*
 

„Kri hets til tar rem...menu Thanu.“

„Ich hatte es dir doch versprochen...mein König“
 

Konnte ich den jüngeren der beiden Männer mit dem dunklen Haarschopf derweil leise aber nachdrücklich in jener mir völlig fremden Sprache flüstern hören, wobei er seinem Onkel noch einmal aufmunternd fest auf die Schulter klopfte, ehe auch er sich wieder von ihm löste.
 

Beide Männer sahen sich für einen Moment lang mit ernsthafter Mine an...dann lächelten sie und berührten in stummer Übereinstimmung in einer kurzen aber herzlichen Geste einander an der Stirn.
 

So wie man es unter anderem auch bei Naturvölkern als ein Zeichen der emotionalen Verbundenheit unter Männern beobachten konnte. Die Geste strahlte eine solche Ruhe und emotionale Erhabenheit aus, dass niemand es fertig brachte sie zu unterbrechen. Erst als sich beide wieder voneinander gelöst hatten und sich anschließend etwas verlegen voneinander abwandten, wagte es Fili sich wieder zu Wort zu melden.
 

„Onkel ich...oder besser gesagt Kili und ich, möchten dir gerne jemanden vorstellen.“
 

Setzte der Ältere von Eikskilds beiden Neffen erneut an, doch er wurde von seinem Onkel kurzerhand mittels einer knappen Geste unterbrochen, wobei sich der Trapper in Richtung der beiden Kinder umwandte, die er mit einem gutmütigen Grinsen bedachte, woraufhin ihn beide Kids mit einem etwas unbehaglich argwöhnischen Blick begegneten.
 

„Hmm ich nehmen es an, dass du mir deine Baraf* Familie, also deine Yasthûna* Ehefrau und Nâtha* Tochter vorstellen wollen Fili? Oder sein es nicht so?
 

Wo sein dein Weib also...mein Neffe?“
 

Eikskild wandte sich nur einen Moment später zu Kili um.
 

„Und wo sein dein s mein Junge? Du haben mir bei unsere letzte Treffen berichten, dass du eine Frau haben...sein sie denn nicht mitgekommen?“
 

Hakte der Trapper daher entsprechend ungeduldig nach, wobei sein Blick abermals unverhohlen neugierig an den beiden etwa halbwüchsigen Kindern kleben blieb. Kili wollte sich gerade einschalten, als er von der wenig schüchternen Stimme des jungen Mädchens mit dem hellblonden Schopf unterbrochen wurde.
 

„Also wenn du meine und Ferins Mama meinst alter Mann, dann kann ich dich beruhigen, die sind beide noch mal kurz im örtlichen Dorfladen abgetaucht...“auf Sightseeing Tour“ um genau zu sein. Vor allem weil sie wohl irgendwas wichtiges zum Anziehen für diese ominöse Hochzeit besorgen wollten, das sie dem Anschein nach beide zu Hause vergessen haben.
 

Entschuldige Ada...das wollte ich dir schon die ganze Zeit über sagen...aber DER da“…sie zeigte dabei ungeniert auf Eikskild..“hat mich vorhin derart überrumpelt, dass ich es glatt vergessen habe. Sie müssten beide eigentlich innerhalb der nächsten fünf bis zehn Minuten zu uns stoßen!“
 

« Oh appropos Hochzeit...appropos anziehen...verdammt!!
 

Noch während Rhani sprach, dämmerte mir plötzlich schlagartig, dass ich in etwa das selbe Problem, wie die beiden mir im Augenblick gänzlich unbekannten Damen zu verzeichnen hatte, die noch mal eben einen kurzen Abstecher in den hiesigen Dorfladen gemacht hatten, ehe sie ins Hotel kommen würden.
 

Mir fehlte nämlich ebenfalls jegliche passende Garderobe für ein derartig ernsthaftes Event wie diese vermalledeite Hochzeit.
 

Und nicht nur mir allein!
 

Wie ich nur einen Moment später sachlich ernüchtert feststellte, hatte auch mein männlicher Begleiter denkbar schlechte Voraussetzungen was das anbelangte...denn Eikskild war was seine „Ausgehgarderobe“ betraf eben so wenig dafür gerüstet wie ich.
 

Und ER war dazu noch Trauzeuge...
 

Um so unangenehmer wurde mir dieser äußerst nervige Umstand bewusst, als ich dem Mädchen notgedrungen meine Aufmerksamkeit schenkte. «
 

Eikskild geriet derweil einen Moment lang ins Stocken, doch dann konnte ich ihn herzlich amüsiert lachen hören.
 

„Nun auf den Mund fallen sein dein Nâtha jedenfalls nicht Fili.“
 

„Oh nein das ist sie wirklich nicht, sie kommt fürchte ich ganz nach ihrer Großmutter, das kann ich dir sagen!“

Kommentierte es angesprochener vergleichsweise trocken wbei sich ebenfalls ein leicht amüsiertes Lächeln abzuzeichnen begann. Eikskild sah ihn indessen mit leicht hochgezogenen Brauen an.
 

„Hmm welche von beiden du da jetzt meinen?“ Fragte er ihn dabei vorsichtig.
 

Fili lachte leise...“na die väterlicher Seit´s natürlich, welche könnte ich wohl sonst meinen?“ Konterte er abermals amüsiert trocken.
 

„Dis wären sicherlich unendlich stolz auf euch beiden...ich...ich wissen nicht“...stolperte es unterdessen merklich verunsichert und zudem hörbar schmerzvoll aus dem Mann den ich liebte heraus, wobei ich einen kurzen Blick in sein Gesicht erhaschen konnte, das sich zu einer gramvollen Maske verzogen hatte.
 

„Hör auf Onkel...bitte. In unseren Herzen ist sie immer da, wir tragen sie stets bei uns...tief im inneren...ich weiß sehr gut, wie es dir geht. Aber bitte lass uns jetzt nicht davon sprechen, vor allem nicht hier...okay?!“ entgegnete ihm Fili überraschend resolut und nicht weniger schmerzlich...wobei er sich bemühte es sich nicht so sehr anmerken zu lassen.
 

Der Trapper verstand indessen sofort...
 

„Gut du haben natürlich recht Junge ich..ich haben mich vergessen, können du mir das vergeben?“ Setzte er schließlich noch einmal leise in Filis Richtung an.
 

„Ist schon so gut wie vergessen...Onkel. Komm lass uns lieber zusehen ob wir noch etwas zum essen organisieren können, wir sind nach der langen Reise nämlich alle halb am verhungern.
 

Stimmt s nicht Kili?“
 

Versuchte der älteste seiner Neffen die ungute Situation mittels spürbar aufgesetzter Fröhlichkeit zu entschärfen, was ihm jedoch nur so halbwegs gelang...doch der Jüngere kam ihm dabei unversehens, aber vermutlich eher ungewollt zu Hilfe.
 

„Hmm stimmt ja...aber habt ihr beiden Armleuchter bei der ganzen Sache nicht etwas überaus wichtiges vergessen?“
 

Pflichtete angesprochener ihm somit in schrecklicher Ernsthaftigkeit bei, jedoch nicht ohne den Blick dabei demonstrativ auf mich zu richten.
 

Der Trapper reagierte entsprechend verwirrt…
 

„Ääääähhhh wa..was denn?“
 

Indem konnte ich Kili leise und entsprechend resigniert seufzen hören, ehe er einen entschlossenen Schritt in meine Richtung machte und mich anschließend ganz überraschend in eine ehrlich gemeinte, herzlich feste Umarmung zog.
 

„Hallo Lyria mit dem schönen Feuerschopf. Es freut mich ausnehmend dich wiederzusehen. Nun du scheinst meinen Onkel während der Zwischenzeit meines letzten Besuchs außerordentlich gut gepflegt zu haben. Der alte Knabe sieht fabelhaft aus...wie das Leben selbst und damit glatt um hundert Jahre jünger, na also wenn das mal keine Leistung darstellt?!“
 

Konnte ich ihn dabei sichtlich amüsiert in Eikskilds Richtung feixen hören, von dem er zunächst nichts weiter als ein unwilliges Knurren erntete..ehe Kili mich unerhört lässig freigab, um mich im Anschluss daran sehr höflich an seinen älteren Bruder weiter zu reichen, der mich da er mich endlich registriert hatte überaus neugierig inspizierte.
 

Offensichtlich war ich ihm bereits ein Begriff, denn er wirkte nicht sehr überrascht, als er mir schließlich kurzerhand entschlossen die Hand entgegen streckte.
 

„DU bist also Lyria...Kili hat schon viel von dir erzählt. Mein Onkel mag dich ziemlich gern...jetzt kann ich wohl auch verstehen weshalb, du siehst echt nett aus, das gefällt mir.“
 

Hörte ich ihn mir überraschend sympathisch entgegnen, wobei er meine Hand kräftig und damit ebenfalls ganz nach des Trappers Vorbild Schraubstock artig umklammerte, gleich nachdem er sie ergriffen hatte.
 

„Ohhh ich...uhhhh….echt heftiger Händedruck..freut mich sehr...Fili. Ich ähh...ja bin also Lyria.
 

DIE Lyria genauer gesagt und wie es den Anschein hat, bin ich hier ja bereits bestens bekannt..obwohl ich bisher ehrlich gesagt keinen blassen Dunst von des Trappers übriger Familie habe und außer Kili noch niemanden kennen lernen durfte. Ich ähhmmm...daher freut es mich ganz besonders, endlich auch den übrigen Rest an Eikskilds zu begrüßen?!“
 

Beeilte ich mich demnach also höflich diskret zu antworten wobei ich sein spontanes ehrliches Lachen jedoch mit einem kurzen sowie breiten Grinsen erwiderte, ehe ich mich glücklicherweise wieder aus diesem Schraubstockgriff lösen konnte.
 

Eikskild stand dabei und begutachtete sie Szenerie schweigend mit leicht zusammen gezogenen Brauen...erst als die beiden jungen Männer mich wieder frei gegeben hatten, machte er Anstalten ebenfalls etwas dazu zu sagen.
 

„Es sein schön, dass wir uns nun alle kennen lernen haben und ich wissen ja nicht wie es euch gehen, aber freudige Wiedersehen machen einen echt hungrig. Ich glauben ich könnten jetzt eine ganze Wal verdrücken?!“
 

„Na dann geh voraus Onkel und besorg uns schon mal den Wal...ach und sei doch so gut und nimm diese beiden halbstarken Nervensägen mit, wir beide kommen nach, sobald wir unsere holden Eheweiber draußen eingesammelt haben, ich denke wir haben einander noch so einiges zu berichten.“
 

Setzte Fili mit einem ehrlich amüsierten Lachen nach, wobei er Kili hastig am Arm packte und umgehend in Richtung der Ausgangstüre schob..offensichtlich hatte er tatsächlich vor nach ihren beiden besseren Hälften zu fahnden, die noch immer nirgends in Sicht waren.
 

Na auf diese beiden „besonderen“ Frauenpersönlichkeiten war offenbar nicht nur ich allein gespannt...Eikskild wirkte ebenfalls denkbar neugierig, riss sich jedoch zusammen und seufzte anstatt dessen hörbar. Ehe er zu einer neuerlichen Antwort ansetzte.
 

„Gut...wir warten auf euch, aber nicht zu lange. Ihr beeilen euch also besser. Sonst werden ich den Wal ganz allein aufessen.“ War der denkbar knappe Kommentar des Trappers, der darauf prompt folgte.
 

„Also das würde ich dir glatt noch zutrauen Onkel Thorin.“ Konnte ich Kili noch im Hinausgehen leise aber dennoch deutlich vernehmlich flüstern hören...
 

» Onkel...THORIN?
 

Hmm….ich dachte bis dato sein Name wäre Eikskild….wa..was sollte das denn nun werden?
 

Hatte ich da etwa was wichtiges verpasst?! <<

.....gestatten, die Damen Blacksmith - Vilisøn

Aber noch bevor ich das Vergnügen hatte, dieser für mich an sich hochinteressanten Frage weiter auf den Grund gehen zu können, tauchten zum Einen ganz unverhofft die bisher mit ihrer Abwesenheit glänzenden Ehefrauen, der beiden jungen Männer aus Eikskilds Familie auf und zum Anderen, setzten die Männer tatsächlich in die Tat um, was sie zuvor angekündigt hatten.
 

Alle drei ließen sich somit noch einmal in aller Ruhe am Frühstückstisch nieder, wobei ihnen die beiden Kids ebenfalls, so als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, Gesellschaft leisteten.
 

Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, vor allem was die beiden Frauen betraf, die auf ihre spezielle Art ebenso ungewöhnlich wie Eikskilds Neffen erschienen und dann noch darüber, was die enorme Aufnahme an Nahrungsmitteln innerhalb kürzester Zeit betraf die, die Männer da gemeinsam an den Tag legten.
 

Der Wahnsinn, ich hatte nicht im Traum angenommen, dass so etwas überhaupt möglich war und konnte es daher kaum fassen. Aber die Männer in dieser Familie verfügten offensichtlich alle über einen mächtig gesunden Appetit und verputzen in Windeseile ratzeputz alles, was sich da noch an Essbarem auf dem Tisch befand...und damit unbestreitbar ihre Mägen füllte.
 

Ich kam mir in etwa so wie bei einer „Raubtierfütterung“ mit ausgehungerten Großkatzen vor.
 

Doch das mit Abstand Schärfste an der ganzen Angelegenheit war, dass die beiden Halbwüchsigen, die ebenfalls außerordentlich gut mit den erwachsenen Männern mithielten, es ihnen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken gleichtaten. Ja selbst das eher zierlich anmutende Mädchen konnte Mengen an Essbarem aufnehmen, die mir ehrlich gesagt den Atem stocken ließen...wow...wirklich beeindruckend.
 

Ich meine mir war Eikskilds „gesunder“ Appetit nicht gänzlich neu...aber DAS, was sich hier vor meinen Augen abspielte, versetzte sogar mich in sprachlos verblüffte Ratlosigkeit. Ich stand mich demnach recht unbehaglich und dazu auch noch völlig fehl am Platze fühlend dabei und beobachtete mit offenem Mund, was da also so alles an Nahrungsmitteln im Kollektiv in die Mägen der Familie Eikskild hinein verschwand...und das war wahrlich nicht wenig.
 

Noch ungewöhnlicher und demnach spannender waren allerdings die beiden Frauen von Eikskilds Neffen. Die meines Wissens Schwestern waren, sich in der Hinsicht aber bis auf die annähernd selbe Körpergröße nicht im Geringsten ähnlich sahen.
 

Im Gegenteil, sie hätten unterschiedlicher nicht sein können, ich stellte dies sofort fest, nachdem ich die Gelegenheit bekam, sie etwas genauer in Augenschein zu nehmen, nachdem sie ihre dicken Jacken abgelegt hatten und umgehend zu uns kamen, als sie ihre Männer samt ihres Nachwuchses ausfindig gemacht hatten.
 

Doch wo die eine Schwester rothaarig wie ein Feuermelder war, hatte die andere schwarzes Haar so dunkel wie die Königin der Nacht. Ihre Gesichtszüge ähnelten einander aufgrund ihrer familiären Verbindung zwar schon, dennoch wirkten sie vom Typ her völlig unterschiedlich. Das Einzige, was bei beiden Schwestern annähernd gleich kam, waren die Farbe ihrer Augen.
 

Beide Frauen hatten intensiv hellgrüne Augen, die einen leichten Graustich aufwiesen, der ihren Blick klar und auf eine seltsame Weise alles durchdringend wirken ließ.
 

Die beiden waren die Art von Frau, die man in etwa als eine klassische Schönheit bezeichnen konnte...nicht perfekt…..nein das gewiss nicht, dazu waren die Rothaarige etwas zu mollig, die dunkelhaarige Schwester einen Tick zu mager geraten, aber allem zum Trotz hatten sie etwas von einer gewissen Leichtigkeit an sich, dass ihre natürliche Anmut unterstrich und sie zudem ungemein sympathisch wirken ließ.
 

Mir gefielen die beiden ungleichen „Damen“ jedenfalls auf Anhieb, auch wenn beide Frauen zu meinem grenzenlosen Erstaunen in etwa gute zehn Zentimeter kürzer als ich über dem Erdboden aufragten, was mir etwas ungewöhnlich vorkam. Vordringlich deshalb, da ich an sich ja auch schon nicht besonders groß geraten war.
 

Ich nahm an, dass es eine genetische Besonderheit haben musste, weshalb die beiden körperlich betrachtet nicht sehr groß geworden waren. Und wenn man es genau nahm, so waren ihre beiden Männer in diesem Sinne ja auch nicht unbedingt die „Größten“ unter der Sonne.
 

Doch erst als ich intensiver über meine Beobachtung nachdachte fiel mir auf, dass alle drei Männer dieser Familie miteinander verglichen wirklich auffallend „kurz“ über dem Erdboden aufragten...nicht nur Eikskild wirkte von seiner Statur her gedrungen und dafür überaus kräftig, auch die beiden anderen Männer waren von ganz ähnlicher körperlicher Statur geraten wie er.
 

Ich fragte mich mit wachsender Neugier, woran das liegen könnte. Etwa eine Laune der Natur? Oder eine seltsame Art von genetischer Mutation?
 

Ich konnte mir diese Zusammenhänge beim besten Willen nicht erklären...jedenfalls nicht logisch und das erinnerte mich unvermittelt daran, was mir der Arzt hier in Longeyearbyen vor kurzem an seinen ganz eigenen Vermutungen bezüglich des Trappers anvertraut hatte. Ja ich dachte an Svenson, der Eikskild ja bereits schon einmal auf dem Operationstisch liegen gehabt hatte.
 

Also beließ ich diese überaus brisante Angelegenheit vorerst auf sich beruhen. Es wäre wohl auch etwas unhöflich gewesen, Eikskild ausgerechnet jetzt damit zu konfrontieren. Ich würde meine Chance schon noch bekommen, genaueres in Erfahrung zu bringen, was es damit auf sich haben könnte...an einer sagen wir etwas passenderen Gelegenheit als dieser.
 

Anstatt dessen konzentrierte ich mich lieber wieder auf das was um mich herum geschah und behielt die beiden Neuankömmlinge weiterhin neugierig im Blick, die sich zudem als überaus selbstsicher und resolut erwiesen. Vor allem als sie ihre Lieben allesamt um den runden Esstisch herum versammelt sahen. Ein Bild das den beiden Frauen offensichtlich nicht all zu Fremd erschien, denn entsprechend fielen ihre begrüßungs Kommentare aus, die sie an ihre Familien richteten, als sie sie erreicht hatten.
 

Die Rothaarige mit dem lockigen Feuermelderschopf stemmte selbstbewusst ihre Hände in die molligen Hüften und skandierte sogleich in einen unerwartet angenehm warm klingenden Sopran drauf los, der im Moment jedoch alles andere als amused klang.
 

„Ach sieh an...so ist das also, ich hätte es mir ja gleich denken können...Kili Vilisøn. Verdammt, du lässt doch tatsächlich keine noch so kleine Gelegenheit aus, um dir den Bauch voll zu schlagen, wo es geht...und mein Sohn hält es offensichtlich nicht besser wie sein Erzeuger. Na wunderbar, weshalb wundere ich mich eigentlich nach all den Jahren immer noch darüber, dass ihr beide uns nicht schon längst allen die Haare vom Kopf gefressen habt?
 

Schämt euch Männer, was sollen denn da eure Verwandten von uns denken?“
 

„Ja aber..aber Fili...hat doch auch..?!“
 

Hielt angesprochener Ehegatte überraschend energisch dagegen, wobei er demonstrativ noch einmal von der deftig belegten Wurstsemmel abbiss, die er in Händen hielt und den Bissen mit direktem Blick zu seiner Frau heftig durchkaute, ehe er ihn hinunter schluckte.
 

Die Rothaarige schnaubte indessen weiterhin, wie ein wütendes Walross vor sich hin.
 

„WAS aber Fili hat auch..?
 

Himmel Herrgott Mann, musst du eigentlich immer all den verblödeten Sch...nachmachen, den dir dein älterer Bruder vorlebt?
 

Hmm…?“
 

Setzte sie nur einen Moment später ungerührt nach, wobei ihr die andere Schwester beruhigend die Hand auf den Arm legen wollte, wohl um sie zu beschwichtigen, was diese jedoch völlig ignorierte, indem sie ihn entschlossen abschüttelte.
 

„Tu mir einen Gefallen und halt dich raus Siri, das ist mein Ernst!“
 

Konnte ich sie anstatt dessen leise in deren Richtung zischen hören, doch noch ehe sie mit ihrer Schimpftirade weiter manchen konnte, wurde sie vom tiefen Bass des Trappers unterbrochen, der unerwartet ermuntert klang. Anscheinend belustigte ihn ihre Ansage an ihren Gatten eher, als dass er es als zu „beschämend“ empfand, so wie sie es eben formuliert hatte.
 

„Ohh ich fühlen mich beinahe schon wie zu Hause. Mein jüngere Schwester hätten das nicht besser formulieren können gnädigste Dame...du haben anscheinend wirklich Sinn für Humor?!“
 

Konnte ich ihn ihr demnach herzlich amüsiert antworten hören, woraufhin ihr tatsächlich der Mund zu klappte, wenn auch nur für einen Augenblick lang.
 

„Ach und wer bist du….RASPUTIN?
 

Dich hat im Übrigen keiner nach deiner Meinung gefragt Mann, also misch dich da gefälligst nicht ein!“
 

Holte sie nur einen Atemzug später zum verbalen Gegenschlag aus, der es in sich hatte...weit kam sie damit allerdings nicht...
 

„HALT!
 

Das genügt jetzt wirklich Thalia Blacksmith – Vilisøn, du sprichst nicht so mit meinem Onkel...Yasthûna!“
 

Wurde sie sogleich von anderer Seite her energisch gerügt, noch ehe der komplett verblüffte Eikskild überhaupt die Gelegenheit dazu bekam, sich in irgend einer Weise dazu zu äußern, was sie denn mit ihrer Aussage an ihn eigentlich gemeint haben könnte.
 

Ich hingegen hatte wirklich alle Mühe, nicht einem spontanen Lachflash zu erliegen und musste mich wirklich schwer beherrschen, um weiter die Contenance zu wahren.
 

Tzee Rasputin also der Vergleich allein war ja an sich schon zum Brüllen. Zweifellos schoss mir dabei sofort das Lied von Bony M durch den Kopf ob ich nun wollte oder nicht und so dauerte es einen Moment, bis ich mich wieder in so weit gefangen hatte, um nicht lauthals loszuprusten.
 

Diese Frau war zweifellos ein Temperaments Bolzen, der es in sich hatte. Das Mundwerk verdiente wahrlich einen Waffenschein, alle Achtung. Doch Kili schien ihr durchaus gewachsen, denn kaum war die energische Zurechtweisung an sie verklungen, schnappte ihr Mund augenblicklich zu und sie wirkte tatsächlich merklich verlegen.
 

„Ohh iiiccchhhh ähh wusste nicht...wirklich...DER da ist es...im Ernst? Also ich hätte ihn mir irgendwie ganz anders vorgestellt?!“
 

„Was etwa deutlich „Größer“ oder wie darf ich das verstehen? Das ist jetzt mehr als unhöflich Thalia, ich hoffe du bist dir dessen wenigstens ansatzweise bewusst?!“
 

Ließ sich die ältere Schwester mit einem mal ebenso streng und ungehalten vernehmen, mit der sie die rothaarige Frau unterbrach, so wie Kili gerade ebenfalls dazu gezwungen worden war, sein überaus forsches Eheweib konsequent in die Schranken zu weisen.
 

Thalia straffte sich indessen sichtbar, wobei sie Ekskild ganz direkt in die Augen blickte, ehe sie betont ruhig und beherrscht zu sprechen ansetzte.
 

„Entschuldigt bitte...das war wirklich nicht sehr höflich, aber ich hatte Sie mir ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt Mr. Eikskild. Ich ähmm hoffe, dass Sie jetzt keinen all zu schlechten Eindruck von mir gewonnen haben. Aber ich bin nicht sehr begeistert gewesen angesichts dessen, welchen überaus beschämenden Anblick mir meine Familie eben wieder einmal geboten hat.
 

Die beiden sind die reinsten Vielfraße im Doppelpack...ich..ich weiß langsam nicht mehr, wie das noch enden soll...und..und nachdem ich sie alle zusammen schon wieder so einträchtig am Esstisch sitzen sah, ist mir wohl ein wenig der Geduldsfaden gerissen.
 

Ich hoffe Sie können mir das verzeihen Mr. Eikskild.“
 

Ihre klare Stimme klang ehrlich und offensichtlich darum bemüht ihr Fehlverhalten von eben zu entschuldigen, als sie sprach, wobei sie den Blick nicht senkte sondern Eikskild weiterhin offen anblickte.
 

Der stand ganz plötzlich mit einem überraschend amüsierten Lächeln auf und ging auf sie zu, wobei er ihr beide Hände entgegen streckte, um sie nur einen Moment später an selbigen anzufassen und sie anschließend herzlich an sich zu drücken.
 

„Ich sein dir überhaupt nicht böse, denn das sein wohl nachvollziehbar. Vielleicht ich hätten ähnlich reagiert, wenn ich an deine Stelle gewesen sein. Du gefallen mir, du tragen deine Herz auf deine Zunge und am rechten Fleck. Ich mögen es lieber, wenn jemand ehrlich sagen, was er denken.
 

Ich können es jetzt gut verstehen, warum Kili dich in seines geschlossen haben. Du sein eine gute Frau...sehr aufrichtig und direkt...das wir in unserer Familie im allgemein sehr schätzen. Willkommen Thalia, ich freuen mich sehr eine neue Nadâd* Verwandte* dazu gewonnen zu haben.“
 

Mit diesen Worten ließ er sie los,woraufhin ihn Thalia prompt und entsprechend verblüfft mit offenem Mund anstarrte.
 

„Ähhh ja….ich also...schönen Dank auch. Ich..ich sehe das dann mal als Kompliment an Sir, ich freue mich auch DICH kennen zu lernen, von dem ich bisher so viel Gutes berichtet bekommen habe.
 

Thalias noch immer unübersehbar verdattertes Gesicht wirkte wie ein Befreiungsschlag auf alle Anwesenden...worauf hin ein allseits gelöstes und herzliches Lachen erfolgte.
 

Damit war das geklärt...Eikskild begrüßte im Anschluss daran auch noch die vom Temperament um einiges ruhigere Siri sehr herzlich mit dem Ausspruch sich sehr darüber zu freuen, auch sie in seiner Familie begrüßen zu können, dann kehrte endlich so etwas wie ansatzweise „Normalität“ ein.
 

Nachdem auch ich kurze Zeit später die Gelegenheit bekam, mich und den eigentlichen Anlass meiner Anwesenheit zu erklären…wurde ich ebenfalls sehr herzlich begrüßt, was mich in freudige Verlegenheit versetzte. Die beiden Frauen waren bei näherem Betrachten herrlich unkompliziert und genau das gefiel mir an ihnen. Wir bekamen somit also noch die Gelegenheit, uns etwas genauer zu „beschnuppern“ und miteinander ins Gespräch zu kommen, was wir typisch Frau natürlich intensiv nutzen, bis die Männer ihr ausgedehntes Morgenmahl endlich beendet hatten.
 

Dann wollten die eigentlich dazu übergehen, den angefangenen Tag mit geruhsamen ausgedehnten Gesprächen fortzusetzen. Was man ihnen ja nach der langen Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten auch nicht verdenken konnte. Doch im Gegensatz zu Kili und Fili...hatte mein Begleiter noch immer keine angemessene Garderobe für die bevorstehende Hochzeit seines besten Freundes aufzuweisen und so war ich wohl oder übel dazu gezwungen, ihn darauf noch einmal eindringlich aufmerksam zu machen.
 

Vor allem da die Zeit drängte, die offizielle Trauung würde nämlich schon morgen Vormittag statt finden. Heute Abend war der sogenannte Polterabend angesetzt und die übrigen Gäste samt Brautpaar wurden für heute am frühen Nachmittag erwartet. Soweit hatte ich meine Informationen mittels Smartphone vom zukünftigen Bräutigam erhalten.
 

Yokky hatte mir gestern am späten Abend noch eine SMS zukommen lassen, die ich jedoch erst kurz bevor ich zum Frühstück erschienen war, rein zufällig abgerufen und durchgelesen hatte. Also wusste ich bestens Bescheid, jedenfalls besser als Eikskild. Blieb es also wieder einmal an mir hängen, ihm diese Neuigkeiten ebenfalls mitzuteilen, was ich umgehend in die Tat umsetzte.
 

„Ich möchte euch ja ungern den Tag verderben Männer..und ich kann ja durchaus verstehen, dass da ein gewisser Redebedarf besteht und ihr sicherlich einiges nachholen müsst. Aber mein lieber Eikskild, ich befürchte das DU leider noch immer kein ein passendes Gewand für diese Hochzeit hast und deshalb eines brauchst...und ich dazu.
 

Wir beide sind für diesen Anlass nicht wirklich angemessen gerüstet. Nachdem wir die Hütte so überstürzt verlassen mussten, blieb dafür leider keine Zeit. Also was ist...kommst du jetzt freiwillig mit...oder muss ich dich erst noch mit dem Schießeisen dazu nötigen?
 

Lieber wäre mir allerdings freiwillig, aber ich habe keine Skrupel, notfalls auch die Flinte als Überredungsargument zu benutzen Herr Trapper! Morgen Vormittag ist die Trauung und heute Abend ist Polterabend. Ich nehme an, dass du da wohl nicht ausgerechnet in deinen ollen „Specklederhosen“ auftauchen willst?“
 

Ich sah seinen Gesichtsausdruck, der unmittelbar nachdem ich verstummt war Bände sprach, angesichts dessen was ich da von ihm verlangte.
 

„Wieso...was sein mit meine Hosen? Ich finden sie überaus bequem!“
 

Konnte ich ihn somit unwillig und obendrein wenig kooperativ in meine Richtung brummen hören.
 

» Na echte Begeisterung sieht deutlich anders aus.
 

Schoss es mir ebenfalls nicht eben begeistert durch den Kopf, doch davon wollte ich mich nicht beeindrucken oder gar abschütteln lassen, also hielt ich entschlossen dagegen.
 

„Oh das kann ich mir durchaus vorstellen und für andere Anlässe sicherlich völlig ausreichend mein lieber Eikskild. Aber sicher NICHT zur Hochzeit deines besten Freundes...ich schwöre es dir...und wenn ich dich höchstpersönlich in den einzig verfügbaren Dorfladen schleppen muss...du wirst dir ein passendes Gewand beschaffen und damit basta!
 

Also was ist jetzt…kommst du?“

diverse Hochzeitsvorkehrungen oder Einkauf mit Hindernissen - 1

„Hnnn… müssen ich das wirklich tun? Ich meinen, können du mir nicht irgend etwas passendes für diese Tag mitbringen Lyria?“
 

Eikskild s deutlich verkniffenes Gesicht sprach abermals lebhaft Bände, als ich ihn mir genau das antworten hörte, was ich in dem Moment wohl am aller wenigsten von „meinem“ Trapper zu Ohren bekommen wollte, entsprechend kurz angebunden fiel meine Antwort an ihn dann auch aus.
 

„Jaha...genau so sehe ich aus mein Freund. Nichts da, wovon träumst du eigentlich des Nachts Herr Eikskild? Ohhhh...nein, WIR werden diesen Laden gemeinsam aufsuchen und wenn ich dich da extra hin tragen muss Mann!
 

Never ever...es wird sich nicht gedrückt. Also zieh deine Klamotten an und komm gefälligst, in drei Minuten bist du vor der Türe….ich warte auf dich zusammen mit meinem Schießeisen, damit du es dir nicht nochmal anders überlegst Herr Trapper.“
 

Mit diesen Worten schnappte ich mir zu allem entschlossen Jacke und Flinte vom Garderobenhaken und ließ sie allesamt im Frühstücksraum stehen, schon weil ich es plötzlich ziemlich eilig hatte, hinaus vor die Türe zu kommen.
 

Ich konnte das deutlich amüsierte Lachen von Kili gerade noch so hören, ebenso den darauf folgenden Kommentar, den er dabei an seinen Onkel los ließ.
 

„Ohhh... ich glaube du solltest lieber tun was sie will Onkel Thorin, sonst lässt sie dich heute Nacht wohlmöglich am Ende noch VOR der Türe eures gemeinsamen Schlafgemachs nächtigen. Frauen können nämlich äußerst rachsüchtige Wesen sein, ich würde es mir an deiner Stelle also gut überlegen, wenn ich du wäre!“
 

» Und da war er wieder...dieser Name….
 

Thorin?!“ „
 

Hmm...konnte das am Ende vielleicht so etwas wie sein „Rufname“ sein? »
 

Entsprechend überrascht straffte ich mich und war schon im Begriff stehen zu bleiben, um den jungen Mann danach zu fragen, doch dann besann ich mich eines besseren, wobei ich mich noch einen Moment lag überrascht und ziemlich verblüfft fragte, woher Kili eigentlich wissen konnte, dass wir beide notgedrungen das selbe Zimmer nehmen mussten...doch dann war ich bereits zur Türe hinaus und es verstummten sämtliche Geräusche hinter mir, denn der leise fallende Schnee schluckte sie alle ohne Ausnahme.
 

Ich sah auf meine Armbanduhr, als ich vor der Moteltüre ungeduldig von einem Bein auf das andere trat, während ich auf ihn wartete..die Zeit verging erwartungsgemäß wie in Zeitlupe...doch tatsächlich nach knapp drei Minuten, sah ich Eikskild mit einem unübersehbar mürrischen Grollen im Türrahmen erscheinen...und zwar vollständig in seine übliche „Outdoor“ Ausgehgarderobe verpackt.
 

„Warum müssen ICH das eigentlich immer alles über mich ergehen lassen?“ Konnte ich ihn mir kaum dass er bei mir angekommen war äußert unwillig entgegen brummen hören.
 

„Na weil DU der Trauzeuge bist..deshalb!“ Antwortete ich ihm mit einem süffisanten Grinsen...ehe ich ungerührt fortfuhr.
 

„Ach und übrigens, woher wusste Kili eigentlich, dass wir beide in ein und dem selben Zimmer wohnen müssen..hmm?“
 

Fragte ich ihn demnach nicht weniger sarkastisch.
 

Ich sah ihn betont beiläufig mit den breiten Schultern zucken.
 

„WAS?
 

Ach...ich nehmen an, dass ich es ihnen vorhin beim Frühstück erzählen haben. Wieso stören dich das etwa?“
 

Kommentierte er es überraschend trocken und einem etwas argwöhnischen Seitenblick auf mich, wobei er ebenfalls nicht besonders erfreut klang.
 

„Ohh nein..nein nur so, ich wollte es einfach nur wissen nichts weiter.“
 

Beeilte ich mich ihm rasch zu antworten, wobei ich wirklich mich redlich bemühte, mit seinen, für seine vergleichsweise kurzen Beine, energisch weitgreifenden Schritten mitzuhalten, mit denen er den nicht eben kurzen Weg zum Dorfladen, im "Zentrum" von Longyearbyen zu überbrücken gedachte.
 

Nur zwei Minuten später geriet ich bereits ziemlich außer Atem. Der Trapper war trotz seiner noch immer sichtlich angeschlagenen Kondition, nämlich deutlich forscher unterwegs, als irrtümlich angenommen.
 

„Mach doch langsam meine Güte...also wenn du mich nachher nicht zurück ins Hotel tragen willst, solltest du vielleicht mal einen halben Gang runter schalten Eikskild. Hast du s etwa soooo eilig in den bescheuerten Laden zu kommen oder wie?“ Keuchte ich ihm demnach erwartungsgemäß atemlos entgegen, bei dem kläglichen Versuch, gleichzeitig mit ihm Schritt zu halten.
 

„Nein, ich wollen es nur möglichst rasch hinter mich bringen, das sein alles!“ Konnte ich ihn mir abermals erwartungsgemäß kurz angebunden antworten hören, als er mit einem Mal unvermittelt stehen blieb, während er sich dabei jedoch immer wieder aufmerksam umblickte und so die Umgebung gewissenhaft im Blick behielt.
 

Nicht umsonst hatte ich das Gewehr vorsorglich geschultert...jedenfalls nicht allein wegen Eikskilds wenig gewinnbringenden Versuchen, sich gegen das Unvermeidliche zu sträuben oder sich ihm dadurch gar vollständig entziehen zu können.
 

Nein, natürlich gab es diesbezüglich noch einen ganz anderen und wesentlich plausibleren Grund und wir kannten ihn alle beide.
 

Der Frühling gelangte zwar so langsam in „Sichtweite“. Jedoch gab es da einzelne Bären, die noch immer hartnäckig penetrant in der Nähe der Wohnsiedlungen von Longyearbyen auf Nahrungssuche unterwegs waren und so hieß es weiterhin vorsichtig zu bleiben, was der Trapper somit sehr gewissenhaft einhielt.
 

„Ah ja so…? Und ich dachte schon!
 

Gut, dann will ich dich nicht mehr länger damit nerven, außerdem sind wir ohnehin fast da.“
 

Mit diesen Worten packte ich ihn zwar ungeduldig aber nicht grob am Arm, um den sich noch immer unübersehbar sträubenden Trapper einfach weiter hinter mir her und zum vor uns langsam in Sichtweite gelangten Ortskern von Longyearbyen zu ziehen. Etwa geschätzte zehn Minuten später waren wir beinahe am Ziel angelangt.
 

Eikskild folgte mir indessen nur äußerst widerstrebend nach, machte sich aber nicht von mir los...ich hörte ihn anstatt dessen tief seufzen.
 

„Du wissen ja gar nicht was du mir damit abverlangen Lyria. Ich tun das nur allein für dich...und ein wenig auch für Yokky. Ich hoffen du wissen das wenigstens zu schätzen.“ Setzte er nur einen Atemzug später mit einem völlig entnervten Grollen nach, als endlich die Ladentüre besagten Etablissements in Griffweite kam.
 

„Ich weiß es zu schätzen und jetzt komm endlich.“ Antwortete ich ihm knapp, wobei ich direkt vor der Türe des kleinen Geschäfts stehen blieb und ihm eins meiner unwiderstehlichsten Lächeln schenkte...auf das er entsprechend verwirrt reagierte.
 

Aber noch bevor er mir etwas darauf antworten konnte, öffnete ich sie kurzerhand und zog ihn mit der anderen Hand energisch hinter mir her in den Laden hinein.
 

Grelles Neonlicht aus flackernden Röhren war mein erster bleibender Eindruck von diesem Laden...in dem ich mich kaum drinnen angekommen, prompt in ein „Land vor unserer Zeit“ zurück versetzt fühlte und um es in passende Worte zu kleiden...in gewisser Weise per Zeitreise in die Epoche der Dinosaurier gelangt war.
 

Uhhhh...wow, also das Mobiliar hatte sicherlich auch schon bessere Tage erlebt. Sechziger Jahre Stil vom feinsten, Spiegellack und weiße in Krankenhausoptik „Resopal“ Beschichtung auf sämtlichen Schränken und Regalen, wohin das Auge reichte. Gut wieder erwarten war das Interieur zwar steinalt, nicht aber die zugehörige Kleiderkollektion, die an den altertümlichen Chrom Ständern aufgereiht war.
 

Na was ein Glück...in Petticoat und knallroten Lackpumps wäre ich wohl nur äußerst ungern auf dieser Hochzeit erschienen...und ein Eikskild in kanariengelben Cord Schlaghosen...nun das Bild dürfte selbst den Rahmen meiner äußerst lebhaften Phantasie sprengen. Das war mir schon klar..um so erleichterter war ich auch, dass dieser Kelch glücklicherweise an uns vorüber gehen würde.
 

Er hingegen sah sich mit halboffenem Mund um und wirkte vom ersten Moment an, angesichts der Materialfülle an Bekleidung derart geplättet, das ich nicht umhin kam, ihn vorsichtig in Richtung des niedrigen Tresens zu dirigieren, hinter dem eine junge Frau mit pink türkisfarbenem und beidseitig ausrasiertem Irokesen Undecut, andächtig gelangweilt Kaugummi kauend ausharrte und uns mit Suppenteller großen Augen entgegen starrte, seit wir den Laden vor nicht einmal einer Minute betreten hatten.
 

Anscheinend gaben wir beide im Doppelpack als „Pärchen“ einen solch derart ungewöhnlichen und seltenen Anblick ab, den sie noch nicht besonders häufig im Leben erlebt hatte, denn sie bekam nicht einmal den Mund auf, als ich direkt vor ihr anhielt.
 

Ich schenkte ihr anstandshalber ein höfliches Lächeln, ehe ich schließlich ohne weitere Umschweife klar machte, weshalb wir gekommen waren und was wir ganz konkret suchten.
 

„Guten Tag...wir benötigen für ihn und mich passende gala Garderobe für eine bevorstehende Hochzeit. Aber ähhmmm nun ja...nicht für unsere jedenfalls. Ohh ich..ich wollte damit eigentlich nur sagen dass, das nicht unsere Absicht ist und so hoffentlich schon von vorneherein alles an möglichen Missverständnissen ausschließt.
 

Also wie sieht s aus, führen sie so etwas in der Art zufällig in Ihrem Sortiment?“
 

Ich blickte sie während ich mit ihr sprach kerzengerade an und sah wie sie sich beinahe an ihrem Kaugummi verschluckte, als der Trapper und ich so aufdringlich nahe vor ihr stehen geblieben war.
 

„Oh..ich ja selbstverständlich, ich..hmm.. denke schon? Normalerweise führen wir ja eher alltagstaugliche Ware, die dem rauen Klima entspricht und das ist vor allem Outdoor Bekleidung, aber ich denke, dass wir auch ein paar andere Sachen da haben, die dem Anlass eher entsprechen könnten.“
 

Beeilte sie sich demnach überaus hastig zu antworten, wobei sie in ihrer Hast versehentlich Kaugummi samt Spucke schluckte, es sich jedoch nicht anmerken lassen wollte und sich so rasch straffte.
 

„Gut, wenn wir die dann sehen könnten, wäre ich ihnen sehr verbunden.“ Machte ich indessen ungerührt weiter, ihren kleinen Fauxpas wohlweislich ignorierend, mit dem sie ihre Unsicherheit zu überbrücken versuchte.
 

Die junge Frau sah uns einen Moment lang an, als ob wir direkt vom Mars in ihre Umlaufbahn gebeamt worden wären, doch dann hatte meine Anfrage anscheinend ihre Gehirnzellen erreicht, denn sie nickte wie in Zeitlupe….
 

„Ähhmmm ja sicher...wenn..wenn sie mir dann folgen wollen?“
 

Mit einer äußert knappen Handgeste forderte sie uns auf ihr zu folgen und das, noch während sie uns etwas verunsichert wirkend antwortete. Wobei sie uns zu allem Überfluss auch noch derart irritiert anstierte...so in der Art, wie wir beiden in ihren Augen sicherlich uralten, ignoranten „Zombies“ es denn wagen konnten, die arme Frau hier am Ende der Welt, vor solch ungemein harte Herausforderungen zu stellen, meinem Begleiter und mir, die gewünschte und dem Anlass entsprechende Ware zu präsentieren.
 

Davon ließ ich mich nicht im geringsten beirren oder gar beeindrucken und so packte ich den noch immer komplett sprachlosen Eikskild kurzerhand und zu allem entschlossen am Jackenärmel und zerrte ihn erneut nachdrücklich hinter mir her, in die Richtung, in die junge Frau gewiesen hatte, ehe sie selbst in Bewegung setzte, um uns ihr nicht eben umfangreiches „Bekleidungssortiment“ zu zeigen.
 

Etwa zwei Minuten später waren wir am Ziel unserer Wünsche angelangt, unser Weg hatte uns damit zweifellos in die so ziemlich hinter letzte Ecke des kleinen Ladens geführt.
 

Aber gut...mal sehen was da noch so alles kommen sollte, grundsätzlich war ich ja tolerant und demnach schwer gespannt, was wir vermutlich gleich so alles an interessanten Kleidungsstücken zu sehen bekommen würden. Wundern würd s mich jedenfalls nicht...also in dem Laden wunderte ich mich so langsam über gar nichts mehr. Nicht mal, wenn die zwischenzeitlich entschwundene Verkäuferin gleich wieder mit einem Bisamfell verbrämten Muff aus Goldbrokat auf der Bildfläche auftauchen würde.
 

Nun gut den Gefallen tat sie mir freilich nicht….anstatt dessen zeigte sie auf einen der Ständer der direkt vor mir stand, als sie nur Sekunden später zu uns zurück gefunden hatte.
 

„Also hier sind ist die Damenbekleidung für besondere Anlässe, gegenüber befindet sich der Ständer mit den Männersachen….ich hoffe sie finden im Sortiment, was sie suchen.“ War demnach die knappe Information die dabei sogleich an uns erfolgte.
 

„Hmm das hoffen ich auch!“
 

Ließ sich Eikskild mit einem mal überraschend trocken auf diese Feststellung hin vernehmen, wobei ich ihn deutlich skeptisch das Gesicht verziehen sah.
 

Ich erwiderte seinen Gesichtsausdruck mit einem schiefen Grinsen...“hmm ja genau...also los, dann lass mal sehen….
 

….Trapper im schwarzen Smoking, na das hat sicherlich was ungemein sehenswertes an sich!“
 

Entgegnete ich ihm derweil mit leichtem Sarkasmus im Unterton, als ich ihm darauf antwortete. Doch Mann hatte meinen mehr oder minder intelligenten Scherz noch nicht mal ansatzweise kapiert, ich merkte es an seiner Reaktion darauf.
 

Denn er machte lediglich ein entsprechend verwirrtes Gesicht, ehe ich ihn mir antworten hören konnte.
 

„Ach? Und WAS sein bitte schön ein Smo- king?“
 

„Etwas, das DU vermutlich nie im Leben tragen wirst...also vergiss es einfach wieder!“ Entgegnete ich Eikskild indessen weiterhin süßlich breit grinsend, wobei ich ihn energisch zum Ständer für die Männerkleidung hin zog.
 

Dort angekommen stellte ich ihn ab und wandte mich umgehend der nicht gerade großen Kollektion an Männeranzügen zu, die darin wohl zumeist vergeblich auf einen neuen Besitzer hofften.
 

Und diesen wohl hoffentlich auch finden würden….

diverse Hochzeitsvorkehrungen oder Einkauf mit Hindernissen - 2

Ohne näher darüber nachzudenken, versuchte ich wenigstens etwas halbwegs passendes für meinen Begleiter zu ergattern, denn die Auswahl an Anzug Modellen war gelinde ausgedrückt….unterirdisch!
 

Das kleine Geschäft wurde offenbar nicht sehr oft zu solchen Höchstleistungen, wie dem Ausstatten ihrer Kundschaft zu Anlässen, wie beispielsweise einer Hochzeit genötigt, denn die Anzugmodelle entsprachen so ziemlich allesamt der Mode, der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.
 

Huiii...ich konnte mein (Un)Glück kaum fassen, denn da war sogar einer mit elegantem Schwalbenschwanz Gehrock samt passendem Zylinder und Spazierstock dabei...nicht schlecht Herr Specht. Sehr wahrscheinlich war das gute Stück aus Großvaters Zeiten und dessen Kleiderkasten beim Aussortieren des Selbigen nicht entsorgt worden, sondern mehr oder minder zufällig ins ansonsten auch so schon recht ausgefallene Sortiment des kleinen Ladens gelangt.
 

Allerdings stellte sich diese Ausführung eines modernen Männerstatussymbols in Bekleidungsform höchst unpassend für des Trappers eher kurzbeinig massive Körperstatur heraus...darin würde er bestenfalls wie ein liebestoller Pinguin aussehen, denn einen halbwegs vorzeigbaren Trauzeugen abgeben.
 

Und so blamieren musste ich ihn und damit auch mich ja nun nicht auch noch absichtlich. Also hing ich das gute Stück. mit einem leicht resignierten Seufzer wieder zurück in den Ständer, um mich anstatt dessen einem anderen vielversprechenden „Kandidaten“ zu widmen, der wenigstens dem Schnitt nach einem Modell der „Neuzeit“ nahe kam.
 

Wenn die Farbgebung auch etwas ungewöhnlich anmutete...denn er war nicht wie zumeist üblich...schwarz oder grau...nein, sondern in jenem typisch royalen Königsblau gehalten, das für einen normalen Business - Anzug eher seltsam anmutete, aber zugegebenermaßen gar nicht mal so schlecht aussah.
 

Jetzt blieb also nur noch zu hoffen, dass Eikskilds überaus maskulin ausgeprägter Revuekörper in diesen Anzug hinein passen würde, ansonsten sah es nämlich finster aus und was die übrige Auswahl anbelangte, wurde es nicht besser, sondern ganz im Gegenteil...eher noch fürchterlicher, was Farben und Schnitte der pseudo modernen Männerzweiteiler anbelangte.
 

Ich nahm ihn mit einem skeptischen Grunzen heraus und begutachtete das Teil von allen Seiten...Größe XL und nicht nur was das Schultermaß anbelangte. Leider waren so auch die Hosenbeine in der Länge angepasst worden.
 

Also eindeutig zu lang, für die kurzen „Stumpenhaxen“ meines Trappers. Nun ja, hinein passen könnte Mann was das anbelangte. höchstwahrscheinlich noch eher im Taillen Umfang, aber die Beinlänge würde man auf jeden Fall kürzen und entsprechend an Eikskilds gedrungenen Körperbau angleichen müssen.
 

Die Anzugjacke könnte ihm meiner Schätzung nach in der Schulterbreite sogar ganz gut passen, was die Oberarmmaße der Ärmel anbelangte, war ich mir da allerdings nicht mehr so sicher.
 

„Hier, sag was hältst du von dem?“
 

Fragte ich ihn demnach leicht verunsichert, als ich ihm das Teil kurzerhand unter die Nase hielt.
 

Der Trapper warf einen neugierig prüfenden Blick darauf, ehe Ich ihn kurz danach in meine Richtung brummen hörte….
 

„Hmm die Farbe gefallen mir, die sein sogar ganz schön...aber sein du sicher, dass der mir wirklich passen werden?“
 

Erfolgte der knappe und merklich skeptische Kommentar seinerseits, mit dem Mann den matt glänzenden dunkelblauen Zweiteiler beäugte.
 

„Ähhmmm...jaaaaaa ich denke schon? Allerdings bin ich kein Profi in Sachen angemessener Bekleidungsberatung, aber mal ehrlich, den wirst du hier am A…..der Welt wohl ohnehin kaum finden können.“
 

Konterte ich somit entsprechend gedehnt und ein wenig angefressen….schon weil ich am allerwenigsten dafür konnte, dass sich die passende Kleiderauswahl so ungemein zäh gestaltete.
 

Indem vernahm ich ihn ebenfalls nicht sonderlich begeistert...
 

„Na schön...dann geben du ihn mir her, ich werden ihn anziehen, sofern ich hinein passen...was ich allerdings eher anzweifeln.“
 

Der skeptische Blick den er mir dabei zuwarf sprach Bände und zeigte, dass er sich angesichts dieser Sache alles andere als wohl fühlte...aber ehrlich gesagt, fand ich Trapper im Abteilungsleiter Aufzug auch ziemlich schräg.
 

Allerdings hatten wir kaum eine andere Wahl, wenn wir dem festlichen Umstand angemessen erscheinen wollten...und das wusste er, so gut wie ich.
 

Das höchst unwillige Grollen, mit dem er ihn mir schließlich aus der Hand nahm und dann demonstrativ grimmig in Richtung der so ziemlich einzigen Umkleidekabine im ganzen Laden stampfte, ließ mich kurzzeitig erstarren…
 

» ..oh oh da hat jemand aber eine großartige Laune, na das kann ja noch heiter werden?! «
 

Noch während dieser Erkenntnis setzte ich zur entsprechenden Gegenantwort an.
 

„Du hast ihn ja noch nicht mal an..also hör auf zu meckern, das kannst du immer noch herzlich gerne tun, wenn er dir wirklich nicht passen sollte. Dann wird’s nämlich erst richtig lustig mein Lieber...wahlweise hätte ich in dem Fall noch einen Gehrock aus Großvaters Zeiten zu bieten, vielleicht sagt die der ja mehr zu?“
 

Ich sah ihn mit einem Mal anhalten und umdrehen, wobei er mich mit hochgezogenen Brauen musterte.
 

„Meinen du etwa, dass der mir mehr an Würde verleihen könnten oder wie?“ Kam die entsprechende Antwort an mich, die ein wenig brüskiert klang.
 

„Unter Umständen?!“ Konterte ich säuerlich....wobei ich ihm ein süßliches Lächeln schenkte.
 

Eikskild zuckte darauf nur resigniert mit den breiten Schultern, wobei er betont gelassen Anstalten machte sich wieder umzudrehen, um in die Kabine zu gehen...doch dann hielt er noch einmal an, offenbar war ihm noch etwas wichtiges eingefallen, das er an mich los werden wollte.
 

„Du haben was vergessen Lyria...ich nehmen nicht an, dass ich ihn direkt auf meine Haut tragen sollen? Also soviel ich wissen, gehören da doch noch eine Hemd unter das Jackett oder nicht?“ Erfolgte demnach der kurze, aber durchaus treffende Kommentar an mich.
 

„Oh verdammt ich Dussel….ja klar natürlich, entschuldige bitte...ich werde sofort eins für dich suchen gehen. Ich meine sofern ich es in deiner Größe finden kann, was sicher nicht einfach sein dürfte. Warte kurz...ach oder nein...fang lieber schon mal an...ich bin gleich wieder da.“
 

Mit diesen Worten und ohne noch eine Antwort von ihm abzuwarten, stürzte ich hastig zur nicht eben größeren Auswahl an Männerhemden hin...auch hier war das Sortiment sehr übersichtlich...sowohl an Größen, als auch an Farben.
 

Nach längerem Suchen fand ich schließlich zwei...ein hellblaues und ein schwarzes Hemd in leichter Seidenglanz Optik. Die Größe konnte ich nur schätzen, da ich keine Ahnung von „Kragenweiten“ bei Männerhälsen besaß. Also nahm ich vorsichtshalber beide Hemden in der größten Größe, die überhaupt vorrätig war und hoffte, dass eines von beiden ihm wohl irgendwie passen würde.
 

Ebenso eilig, wie ich beide Hemden ergattert hatte, begab ich mich auf den Rückweg zur Umkleidekabine, dort angekommen war ich bestrebt meine „Beute“ schnellst möglich an den dazu bestimmten Adressaten los zu werden…und vergaß dabei prompt „anzuklopfen“.
 

Anstatt dessen hatte ich ohne vorher darüber nachzudenken bereits den Vorhang in der Hand und zog einmal kräftig daran...
 

„Hey..bin wider da...ähhhh...hier….ha..hast du…?!“
 

Es fehlte nicht viel und mir klappte die Kinnlade herunter, ich spürte es schon, konnte es aber gerade noch unterbinden.
 

Uuuhhhh..wow…!
 

Mein Blick blieb regelrecht wie hypnotisiert an Eikskild hängen, der sich überrascht und entsprechend verwirrt zu mir herum gedreht hatte...und mich ebenso verblüfft anstarrte.
 

Immerhin, die Anzughosen hatte er zwischenzeitlich angezogen...puhhh was ein Glück, wenn auch wie erwartet viel zu lang, so passte sie ihm wenigstens einigermaßen um die Hüften herum. Aber der eigentliche Grund, weshalb mir schlagartig der Atem stockte war, dass ich Mann von oben her bis etwa zur Hüfte gänzlich unbekleidet vorfand…..mal wieder, um genau zu sein!
 

Mein Hirn verweigerte mir bei jenem Anblick unverzüglich jeglichen Dienst. Ich hatte nurmehr eine Watte ähnliche weiche Masse in meinem Schädel, die mir nur noch eines suggerierte…
 

O M G
 

...du willst ihn...du willst ihn...jetzt sofort!
 

Eikskild indessen sah mehr oder minder gelassen über meine offensichtliche Befangenheit hinweg und konterte anstatt dessen mit einem sichtlich amüsierten...
 

„Hmmm danke...ich hoffen mal, dass du das richtige haben finden können.“
 

Noch während er das sagte, nahm er mir beide Hemden kurzerhand aus den leicht zitternden Händen und drehte sich, erneut um, um beide Hemden direkt VOR meinen Augen anzuziehen.
 

» Verdammt...what the Fuck sollte das denn werden? «
 

„Ähhhhh….du..du..willst wirklich…?!“
 

Konnte ich noch zögerlich ansetzen, doch dann versagten mir die Worte und der Verstand.
 

Als mein vollständig überfordertes Gehirn Sekunden später endlich umsetzte, was meine Augen da vor sich sahen, stellte ich wieder so halbwegs zu klarem Bewusstsein zurück gelangt fest, was für eine körperliche Reaktion das zufolge hatte….
 

Augenblicklich einsetzende Schnappatmung, wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, war demnach noch mein kleinstes Problem.
 

Ich spürte, wie mir allein der Anblick dieser beeindruckend, männlich ausgeprägten Nacken und Rückenmuskulatur den Atem raubte, wobei deren verführerisches Spiel unter der Haut, dafür sorgte, dass mir regelrecht die Spucke wegblieb.
 

Mein Mund verwandelte sich angesichts dieses mir nicht gänzlich unvertrauten Anblicks, fast sofort in die Wüste Gobi, als ich mehr oder minder zufällig mitbekam, wie Mann verzweifelt versuchte, sich in das für seine kräftigen Körpermaße an sich viel zu enge hellblaue Hemd zu zwängen, das ich ihm dummerweise nicht sonderlich gut bemessen ausgesucht hatte.
 

Aber auf mein Augenmaß war in dieser Hinsicht ohnehin kein Verlass...schon gar nicht was IHN anbelangte, außerdem war ich ja auch keine ausgebildete Verkäuferin, die einem die eigene Konfektionsgröße quasi auf Anhieb ansah.
 

Entsprechend unwillig konnte ich Eikskild diesbezüglich auch vor sich hin grollen hören, der mit dem Ergebnis seiner Bemühungen und meiner allenfalls stümperhaften Beratung, alles andere als zufrieden sein konnte. Es war damit offenkundig das Kleinere der beiden Hemden, die ich ihm gebracht hatte.
 

„LYRIA….sein du ganz sicher, dass ich das wirklich anziehen können? Ich denken eher nicht, dass mir das passen werden. Ich kommen in das verfluchte Hemd ja noch nicht mal ansatzweise hinein, geschweige denn es über meine Rücken hin nach oben gezogen.
 

Khazad...für wen sein das gemacht worden...etwa für eine Kind?!“
 

Hörte ich ihn somit herzhaft vor sich hin fluchen...wobei es mit dem Anziehen jedoch auch nicht wesentlich leichter ging.
 

„Nun ja jedenfalls nicht für solche „bärigen“ Kerle wie du einer bist...anscheinend hat deine Körperstatur einfach nicht die passende Größe für so ganz stinknormale Männerhemden wie das da und ich fürchte, dass sich dieses Problem weitaus schwieriger gestalten wird, als ich bisher angenommen hatte.
 

Kommentierte ich seine Versuche demnach entsprechend trocken, wobei ich ihn gewinnend anlächelte, was allerdings wenig fruchtete, da er sich bereits wieder von mir abgewendet hatte und weiterhin versuchte sich in das enge Hemd zu quetschen.
 

Der Trapper drehte sich etwa zwei Minuten später nachdem alle weiteren Versuche misslungen waren, ruckartig zu mir um...und zwar mit dem Hemd in der Hand, nachdem er es mit einem erwartungsgemäß wütenden Knurren kurzerhand wieder herunter gezerrt hatte.
 

Mir setzte bei diesem Anblick abermals reflexartig die Atmung aus, als mein Blick dieses mal unerwartet direkt, auf seine breite muskulöse Brust und den darauf sichtbaren dunklen und zum Teil schon silbern angegrauten, feinen aber überaus dichten „Pelz“ fiel, der sich über seine gesamte Vorderseite bis weit hinunter zu den für eine Frau sicherlich noch wesentlich interessanteren Regionen hin zogen…
 

Regionen, über die ich im Moment doch lieber nicht noch genauer nachdenken wollte, um nicht gänzlich wegen kurzzeitiger Blutarmut im Gehirn zu verblöden...denn meine Hirnzellen starben angesichts des extremen „Overflows“ den ich dabei verspürte, ohnehin in schon im Massen ab.
 

„Ähhhmmm...könntest du...könntest du dir vielleicht kurz etwas überziehen, bevor ich einen spontanen Herzinfarkt erleide oder an plötzlicher Atemnot ersticke?!
 

„Ich...ahhmm...wow...bin echt beeindruckt.
 

Ganz...EHRLICH!
 

Ich meine, die Menge an geballtem Testosteron bekommt Frau sicher nicht alle Tage so freizügig präsentiert wie hier. Ich nehme an, du weißt schon, dass du ein überaus kräftig geratenes Exemplar deiner Geschlechtsgenossen bist Herr Trapper?“
 

Stotterte ich ihm aufgrund meiner ungewollt heftigen körperlichen Reaktionen entsprechend durcheinander gebracht entgegen, wobei ich einen gewissen Anflug von Röte auf meinen Wangen verspürte, den ich beim besten Willen nicht mehr länger unterdrücken konnte.
 

Eikskild der es offenbar bemerkt hatte, hob kurz die dunklen Brauen, ehe sich fast sofort danach ein wissend amüsiertes Lächeln über seine markanten Züge stahl.
 

„Das wissen ich…und du wissen es auch...Lyria. Was sein daran jetzt schon so besonders? Oder möchten du mir damit jetzt vielleicht etwas bestimmtes mitteilen? Ich nehmen an, du wissen schon noch, dass du mich anfangs so schon einmal so sehen haben, wie jetzt?
 

Mahal, was glauben du denn, woher mein körperliche Stärke und Zähigkeit herrühren? Ich sein dieses einsame und entbehrungsreiche Leben gewohnt gewesen...und ja es stimmen, dass es einem einiges an Kraft und Geschicklichkeit abverlangen. Mein überdurchschnittlich körperliche Stärke sein demnach sicher nicht einfach so vom Himmel gefallen. Ich haben meine ganze Leben lang hart dafür arbeiten müssen. Du wissen es nicht, aber ich sein früher als ich jung war, einmal Schmied gewesen, lange bevor ich hier her gekommen sein.“
 

War demnach die zu erwartende Antwort an mich, die ich noch um einiges verwirrter zur Kenntnis nahm. Doch er war offenbar zu der Erkenntnis gelangt, dass mir diese Informationen genügen müssten, denn der Trapper wandte sich bereits ohne meinen Kommentar abzuwarten, einem neuerlichen Versuch zu, sich dieses mal in das Schwarze und für seine maskulinen Körpermaße ebenfalls nicht besonders komfortable, aber glücklicherweise halbwegs passende Hemd hinein zu manövrieren.
 

Dabei spannte sich sein Bizeps überdeutlich unter dem dünnen Stoff, der ein soviel an Muskelmasse kaum zu bändigen vermochte und bereits verdächtig ächzte.
 

Ich hing derweil wie gebannt an dem wirklich beeindruckenden Ausmaßen seiner ausgeprägten Oberarmmuskulatur fest.
 

Mein Gott, solche Muskeln wie bei ihm hatte ich bei einem Mann noch nie zuvor so derart authentisch glaubwürdig und schon gar nicht so direkt zu Gesicht bekommen, wie bei ihm. Eikskild war so ziemlich der an Muskelmasse und Statur her kräftigste Mann, den ich überhaupt jemals in meinem Leben kennen lernen durfte und sehr wahrscheinlich einer der wenigen, die ganz sicher keine Muskelaufbau Produkte konsumieren mussten, um SO auszusehen wie er es tat.
 

Er war quasi von „Natur“ aus ein ganzer Mann…
 

….und was für einer!
 

Ich nahm ihm unbesehen ab, dass er früher sehr harte körperliche Arbeit verrichtet haben musste, dazu passte seine Aussage er sei einmal Schmied gewesen glaubwürdig und zudem recht gut nachvollziehbar.
 

„Ich..ähhh wusste nicht, dass ein Schmied solche Oberarme besitzt wie du...aber ich nehme an, dass das wohl nicht so selten der Fall ist...hmmm?“ War in dem Fall alles, was ich ihm darauf zu antworten Imstande war.
 

Er blickte mich mit einem knappen Nicken an, wobei er mir direkt in die Augen sah und es dauerte einen ganzen Moment lang, ehe er mir drauf etwas passendes entgegnete.
 

„Das haben du schon richtig vermuten...ein Schmied müssen harte Arbeit am Amboss verrichten, aus diesem Grund sein er meistens körperlich sehr stark und sehr kräftig.“
 

Während er mich so intensiv taxierte, stellte ich mit stetig wachsender Euphorie fest, dass allein der kaum verhüllte Anblick des Mannes den ich liebte, meine Hormone allesamt komplett verrückt spielen ließ...und mein bisschen Verstand noch dazu, von dem ich urplötzlich das unstrittige Gefühl hatte, er würde angesichts dieser ungemein mannhaften Tatsachen nahezu vollständig aussetzen.
 

Sagen wir so….mir war durchaus bewusst, dass ich bei dem Anblick eigentlich nur noch an eines dachte….
 

» FUCK!
 

Jesus Christus ....wie kriegst du diesen Mann bloß ins Bett und das natürlich vorzugsweise mit dir!? »
 

Mir standen angesichts dieser verlockenden Aussichten mehr oder minder ungewollt, so allerlei wenig jugendfreie Betätigungen in der Horizontale vor Augen und ich spürte, wie sie mir gedanklich so angeheizt, die Hitze ins Gesicht trieben….und (leider) nicht nur dahin allein.
 

» Ohhh du heilige Sch...wie notgeil musst du eigentlich sein Frau, wenn du an nichts mehr anderes als nur noch ans vögeln mit ihm denken kannst? «
 

Versuchte sich mein Verstand versuchsweise noch einmal kurzzeitig „Gehör“ zu verschaffen.
 

Ich war vollständig triebgesteuert und ich wusste es...und ja….ich war zudem nahe dran, mich tatsächlich an ihn zu verraten.
 

Doch es währte glücklicherweise nicht lange genug, dass Eikskild meine dämlichen Teenager Anwandlungen bemerkte….oder wenn er es tat, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Anstatt dessen zog er sich völlig unbeirrt fertig an...und zwar alles Hosen, Hemd und zu guter Letzt das Jackett. Und ich musste zugeben, dass der Anzug an Eikskild bis auf die Beinlänge eine unerwartet gute Figur abgab...das Ding stand ihm überraschend gut zu Gesicht.
 

„Nun, ich sein eigentlich ganz zufrieden mit mir...das haben du wirklich gut gemacht Lyria. Du sagen mir, wie gefallen ich dir in diese Anzug?“ Kam somit der entsprechende Kommentar von ihm an mich.
 

Ich sah ihn an und wurde augenblicklich puterrot...weil mir derweil ganz andere Sachen im Kopf herum schwebten, die mich kurzzeitig heftig schlucken ließen, ehe ich ihm darauf antworten konnte.
 

„Ähhhmmm..ähhhh...gu..gut….du siehst wirklich erstaunlich gut aus in dem Ding, hätte ich nicht vermutet.“ Hakte ich ein wenig Matt ein, woraufhin ich ihn grinsen sah.
 

„Ahh ja..eine gut aussehende Mann können eben nichts entstellen?“ Antwortete er mir mit einem schiefen Grinsen, das sich sichtbar belustigt über seine markanten Züge schob.
 

„Was einen wie dich..oder wie?“ Fragte ich ihn daraufhin ehrlich verblüfft, was ihn abermals lauthals lachen ließ.
 

„Aber sicher...was glauben du wen ich sonst meinen haben? Etwa meine beiden Neffen?“ War die neuerliche und fast schon zu erwartende Antwort an mich.
 

„Ohh ich verstehe...ähmm gut...ja ich gebe es zu, du siehst wirklich gut aus in dem Anzug….und bist du jetzt zufrieden?“ Ergänzte ich damit leicht resigniert.
 

Ich sah ihn einen Moment später mit einem zufrieden breiten Grinsen nicken.
 

„Hmm vollauf….so und jetzt sein du dran. Komm wir wollen sehen, was wir schönes für dich finden werden Lyria.“
 

Ich beeilte mich zu nicken...wobei ich jetzt schon wusste, dass sich das auch nicht eben einfacher gestalten würde..

..endlich geschafft, Polterabend in Sicht

Aber bevor er tatsächlich ernsthaft zur Tat schreiten konnte, um MIR seinerseits etwas entsprechendes zum Anziehen aufzunötigen, hielt ich ihn nochmals kurz aber entschlossen zurück, da mir eben etwas eingefallen war...etwas durchaus wichtiges, um es in die geeigneten Worte zu fassen.
 

Gedacht...getan und so erfolgte im Handumdrehen genau das, was mir in dem Moment an gedanklichen Überlegungen durch den Kopf ging.
 

„HALT...Stopp...entschuldige mein Lieber, aber das war s. Los, also nochmal runter mit den Anzughosen und das möglichst gleich Herr Eikskild.
 

Wenn ich also um das gute Stück bitten dürfte?!
 

Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass wir die vielleicht erst noch etwas kürzen lassen sollten, ehe du den Anzug tragen kannst Herr Trapper? Oder willst du etwa ernsthaft, mit einem halben Kilometer lang umgeschlagenen Hosenbeinen auf dieser russischen „schickimicki“ Hochzeit erscheinen?“
 

Grummelte ich ihm somit mehr oder minder befehlsmäßig entgegen, schon weil ich genau wusste, dass ich das selber weder tun konnte, noch tun wollte.
 

Dessen war ich mir ganz sicher!
 

Verdammt, alles was auch nur annähernd mit kochen oder nähen zu tun hatte, war eine Gottesstrafe für mich und das im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Der Trapper sah mich einen Moment lang entsprechend verblüfft an, als ich ihm diesen in seinen Augen sicherlich mehr als merkwürdig anmutenden „Befehl“ erteilt hatte.
 

Und so tat Eikskild dann auch in etwa das, was ich von ihm an Reaktionen erwartet hatte, wobei er zunächst verdattert mit dem Kopf schüttelte, um im Anschluss daran jedoch rasch zu nicken.
 

„Uhhh ich fürchten du haben recht Lyria. Ich haben völlig vergessen, dass du ja nicht nähen können. Aber..aber werden die das hier denn rechtzeitig schaffen?“ Konnte ich ihn mir einen Moment später überraschend vernünftig antworten hören. Ich erwiderte seinen Blick standhaft und lächelte ihn während dessen etwas zerknittert an, bevor ich ihm seine Frage beantwortete.
 

„Nun ich denke schon, jedenfalls hoffe ich das, sonst wird dies sicherlich eine sehr kreativ gekürzte Anzughose werden, wenn ich das machen muss, soviel kann ich dir jetzt schon versprechen.“
 

Ich bemerkte, wie er mich mit angesichts dieser Aussage, unverzüglich mit denkbar skeptischem Blick musterte.
 

„Dann...dann sollten du es wohl lieber nicht machen?!“
 

Konnte ich ihn mir einen Moment später abermals leicht verunsichert wirkend entgegen brummen hören, eine unbestreitbare Feststellung Seitens des Trappers, dass dies nicht gerade zu meinen besonderen Stärken zählte. Meine möglichen Talente hatte ich bis dato zwar noch nie zuvor so detailliert unter die Lupe genommen, aber Nähen zählte gewiss nicht dazu, soviel wusste ich ziemlich genau.
 

„Oh nein, bestimmt nicht. Aber ich kann ja mal die nette junge Dame hinter dem Tresen fragen, die sieht nämlich so aus, als ob sie prima nähen könnte….findest du nicht?!“
 

Hakte ich indessen fast sofort mit betont um Heiterkeit bemühten Unterton ein, wobei ich die nette junge Dame mit einem gewinnenden Lächeln fixierte, die wohl schon dunkel ahnte, was ihr gleich bevor stehen würde. Denn sie versuchte sich galant unauffällig in Richtung des Lagerraums zu verkrümeln...bevor ich sie ansprechen konnte.
 

Doch da hatte sie sich gründlich mit mir und meiner ausgesprochenen Hartnäckigkeit verrechnet.
 

„Ähh...Moment mal..Entschuldigung?
 

Hallo Sie da….ja genau Sie meine ich, die junge Dame mit der überaus kreativen Frisur!
 

Entschuldigen Sie bitte, aber wir benötigen dringend Ihre fachkundige Hilfe. Sehen Sie, mein Begleiter und ich müssen für Heute Abend und Morgen unbedingt die passende Garderobe für eine Hochzeit hier in Lonyearbyen auftreiben.
 

Aber wie sie sicherlich selbst sehen, ist ihm diese Anzughose hier viel zu lang.
 

Leider habe ich selbst nicht die Spur einer Ahnung, von der korrekten Handhabung einer Nähmaschine. Bitte könnten Sie nicht behilflich sein und ihm die Hosenbeine in der Zeit etwas kürzen, bis wir hier fertig sind? Die Bezahlung ist kein Problem. Sie bekommen sogar noch was extra...gewissermaßen als kleinen Bonus?!
 

Wie sieht s aus, werden Sie uns helfen?“
 

Ich sah sie mit einem neuerlichen hoffnungsvollen Lächeln an, das sie tatsächlich mitten in der Bewegung inne halten ließ.
 

„Okay, einen Hunderter Madame...mindestens und den direkt bar auf die Hand...dann mach ich s!“
 

Vernahm ich die Stimme der jungen Frau, mit einem Mal überraschend energisch. Mir stockte angesichts dieses Preises, der selbst für den A….der Welt ganz eindeutig Wucher war, kurz der Atem...aber was hatte ich denn für eine Wahl?
 

Keine...das war ja das Dumme an der Angelegenheit und das wusste sie, so gut wie ich!
 

"GUT...gebongt!
 

Sie kriegen einen Hunderter und noch zwanzig extra, wenn sie diese Hose auf passende Länge für ihn umgenäht haben, ehe wir dieses Etablissement wieder zu verlassen gedenken.
 

Also dann los, worauf warten Sie noch?!“
 

Die junge Frau sah mich einen Moment lang ungerührt an, ehe sie sich kurz räusperte und mir dann mit einem unüberhörbar trockenen…
 

„Nun gut, wenn ich die Hose kurz abmessen und in der entsprechenden Länge abstecken dürfte?
 

Ähhhmmm...dann könnte ich nämlich anfangen. Aber dazu müsste ER sich wohl oder übel einmal ganz kurz zu mir bewegen, denn ich kann ihm die Hosenbeine ja schlecht aus der Ferne heraus umstecken.“
 

Ich gab Eikskild angesichts dieser Tatsache mit entsprechend ungeduldiger Handgeste zu verstehen, dass er sich umgehend zu ihr gesellen sollte, damit sie ihm die Hose anpassen und mit den Stecknadeln abstecken konnte.
 

Der nordische Mann mit dem dunkeln Haarschopf hingegen reagierte angesichts dessen, mit einem kurzen verwirrten Schulterzucken, trottete dann aber gehorsam in Richtung des Tresens, wo die junge Frau ihn mit skeptisch zusammen gezogenen Brauen erwartete.
 

Als er bei ihr angekommen war, sah ich ihn etwas zerknittert lächeln, woraufhin sie ihn mehr oder minder ignorierte und unverzüglich mit ihrer Arbeit begann. Etwa fünf Minuten später war sie fertig und die Anzughosen des Trappers deutlich kürzer.
 

Als sie aufstand um die nicht von ihr verwendeten Stecknadeln umgehend zurück in die Schublade zu räumen, hatte Eikskild indessen nichts besseres zu tun, als sich wieder mit einem leisen merklich grummeligen Grollen zu mir zu gesellen….
 

...und zwar bis zu dem Moment, an dem wir sie uns beiden entsprechend unentspannt hinter her rufen hörten.
 

„He wohin so schnell Mr.?
 

Ich bin meines Wissens doch noch gar nicht fertig mit Ihnen?!
 

Ich meine, Ihre Hose bräuchte ich dann schon noch, die Sie da anhaben Sir?!“
 

Eikskild reagierte sofort in seiner denkbar unkonventionellen Art, wie sie der Trapper halt so an sich hatte.
 

Noch bevor ich in irgend einer Weise reagieren oder den Mund hätte aufmachen können, war er bereits mitten im Laden aus seinen Anzughosen heraus gestiegen und hielt sie kurz abwägend in der Hand, wobei er mich fragend ansah.
 

Uhhh wow...in dem Moment stockte wohl nicht nur mir allein der Atem.
 

Die junge Frau hinter den Tresen wusste ihrem Gesicht nach zu urteilen offenbar nicht so recht, ob sie jetzt eigentlich lachen oder aber lieber weinen sollte, angesichts der überaus ansehnlich strammen und muskulösen Männerbeine ihres Kunden, der jetzt noch lediglich in einem deutlich zu langem Hemd und seinen im Gegensatz dazu denkbar knappen Boxershorts bekleidet vor ihr stand.
 

„HILFE!
 

Bist du jetzt ganz übergeschnappt?
 

Herrgott Mann, du sollst die Hosen ausziehen ja...aber..aber doch nicht gleich hier!
 

Oh...verdammt Eikskild...was sollte das denn jetzt? Etwa noch nie was von einer Umkleidekabine gehört?
 

Weißt du, das ist der Einsturz gefährdete Bretterverschlag da hinten in der Ecke, in dem du dich eben schon mal umgezogen hast...und das übrigens aus gutem Grund würde ich sagen!
 

Mensch, hast du eigentlich überhaupt so irgend etwas wie Schamgefühl?“
 

Keifte ich ihm angesichts dieser mehr oder minder unüberlegten Handlungsweise entsprechend aufgebracht entgegen, als ich meine Sprache halbwegs wieder gefunden hatte.
 

„WAS?
 

Wieso du dich so anstellen Lyria. Du sagen doch, ich müssen meine Hosen kürzer machen...also haben ich sie ausziehen.
 

Wo sein also dein Problem? Ich können daran nichts anrüchiges finden.“
 

Hörte ich ihn mir ebenfalls dementsprechend ungehalten antworten, wobei ich merkte, dass er meinen Vorwurf wirklich nicht im Mindesten nachvollziehen konnte. Es war ihm tatsächlich völlig schnuppe gewesen...Mann scherte sich um derlei banale Nebensächlichkeiten anscheinend wirklich nicht die Bohne.
 

Ich war angesichts dieser Erkenntnis kurz ernsthaft sprachlos. Okay was regte ich mich darüber eigentlich so künstlich auf, wenn ihm das hier im Gegensatz zu mir, eh alles völlig Banane war?
 

„Ich..oh man vergiss es....vergiss es einfach wieder...Ja?
 

Shit...verfluchter und jetzt komm. Gott ich werd noch wahnsinnig mit dir Mann, du kostest mich irgendwann noch den letzten Nerv.
 

Allmächtiger, da zieht der Kerl sich doch einfach vollkommen ungerührt und mitten im Laden vor aller Augen halb nackig aus....tzeee….verdammte Sch...wo gibt’s denn so was..he?!
 

Hörte ich mich selbst nicht gerade mit Begeisterung vor mich hin fluchen, angesichts solcher denkbar unbürokratischen Manöver meiner besseren Hälfte in spe...oder genauer gesagt, des Mannes, der dahingehend unbestreitbare Ambitionen an den Tag legte, das Privileg mein Gefährte zu werden, in nicht mehr all zu ferner Zukunft für sich in Anspruch nehmen zu wollen.
 

Soweit war ich mir darüber schon im Klaren…und Eikskild auch. Immerhin, soweit waren wir beide diesbezüglich schon mal gekommen. Doch das war ehrlich gesagt im Moment mein kleinstes Problem, den ich besaß noch immer keine passende Garderobe für diese vermalledeite Hochzeit.
 

„Was ist jetzt..?!“
 

Fragte ich ihn dementsprechend säuerlich und mit unübersehbar hochgezogenen Brauen, als er schließlich Anstalten machte wieder in seine ollen Specklederhosen samt Hosenträgern hinein zu steigen und die Anzughose anstatt dessen an die junge Frau weiter zu reichen, die sie mit einem ebenso skeptischen Kopfschütteln in Empfang nahm und sich sogleich daran machte, meine etwas ungewöhnliche Bitte in die Tat umzusetzen.
 

„Was sollen sein, ich kommen ja schon?!
 

Oh ich denken, wir werden bestimmt etwas schönes für dich finden. Ich werden dir helfen, ich machen das wirklich gern.“ Erfolgte sogleich die denkbar unbekümmerte und sicherlich ernst gemeinte Antwort an mich, die mir unwillkürlich etwas leichtes Magengrummeln verursachte, angesichts der Aussicht darauf, von einem Mann und dann auch noch ausgerechnet von IHM eingekleidet zu werden.
 

Na das konnte ja noch lustig werden.
 

„Ich...ohh lass mal lieber stecken. Ich meine nichts für ungut mein lieber Eikskild, aber dein Geschmack“…
 

...unwillkürlich stockte ich, wobei ich mich heftig räusperte, ehe ich fortfuhr...
 

….“nun ja ähhmm...der ist fürchte ich schon etwas gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken!“
 

Aber da hatte ich mich offenkundig in ihm verrechnet. Eiskild wirkte ehrlich bestürzt über meinen Mangel von Vertrauen an ihn, den er mir entsprechend seines verletzten männlichen Stolzes sogleich zutiefst betroffen unter die Nase rieb.
 

„Was...vertrauen du mir wirklich so wenig? Denken du, ich würden wirklich wollen, dass du nicht hübsch für diese Hochzeit aussehen? Das sein ein wirklich harter Schlag…ganz ehrlich, ich sein sehr enttäuscht Lyria.
 

Ich würden dir sicher etwas schönes geben...etwas, das dein Fraulichkeit richtig zur Geltung bringen können...ich...“
 

„Okay...okay...dann bitte…!“
 

Konnte ich mich ihm etwa eine Sekunde später zunehmend entnervt antworten hören, wobei ich ihn kurzerhand unterbrach.
 

Seine männlich charmante Anklage an mich, hatte nämlich Wirkung gezeigt und mir ein denkbar schlechtes Gewissen beschert. Ein so schlechtes, dass ich mich tatsächlich breit schlagen ließ und schließlich einlenkte...wenn auch mit sichtlichem Magengrummeln, was das anbelangte.
 

„Bitte, dann mach doch....ich bin ja gespannt.
 

Aber so was von!“
 

Fauchte ich Eikskild damit abermals unüberhörbar grimmig entgegen, wobei ich zunächst jedoch nicht mehr als ein belustigtes Grinsen von ihm erhielt, mit dem er sich umgehend daran machte, sich sämtliche Ständer mit dem vorzunehmen, was annähernd nach Damenbekleidung aussah und zwar systematisch.
 

„Du vertrauen mir...ich werden etwas für dich finden...etwas sehr schönes!“
 

War zunächst alles, was er noch an mich verlauten ließ, während er die umliegenden Kleiderständer sichtlich interessiert in Augenschein zu nehmen begann. Mein bisher latentes Magengrummeln verstärkte sich indessen um etwa den Faktor einhundert...aber was half es mir?
 

Ich hatte ihm seine Klamotten ausgesucht, also galt dahingehend wohl annähernd gleiches Recht für alle Beteiligten an dieser Angelegenheit...auch wenn mir das in dem Moment nicht sonderlich gefiel.
 

Ich bleib also stehen und schloss mit einem tiefen, ergebenen Seufzer die Augen, denn ich wollte das Verbrechen an der Menschheit, das er sich todsicher für mich aussuchen würde, besser nicht sofort zu Gesicht bekommen.
 

Sagen wir, ich versuchte zu vermeiden, angesichts dieser männlich geschmacksverirrten Schrecklichkeit, vorzeitig in Ohnmacht zu fallen...wobei ich dahingehend aber für nichts garantieren konnte.
 

„Lyria?
 

Was machen du da?
 

Du sehen her, ich glauben ich haben etwas für dich gefunden.“
 

Konnte ich ihn mir etwa gefühlte fünf Minuten später plötzlich leise, aber überraschend aufgeregt und offenbar sichtlich angetan entgegen rufen hören.
 

Was sollte ich tun?
 

In diesem Fall blieb mir also nichts weiter übrig, als die Augen wieder aufzumachen und mir vorsichtshalber doch anzusehen, was Eikskild sich da an diversen Unmöglichkeiten für mich ausgesucht hatte.
 

Als ich sie wieder aufschlug, war er bereits bei mir angelangt...ich vernahm dabei das unverwechselbar leise Rascheln von weichem Stoff...und hielt merklich überrascht den Atem an, denn ich sah einen Augenblick später in seine strahlenden Augen. Um genau zu sein, in die eines erfolgreichen Jägers, der offenkundig mehr als zufrieden, mit seinem Jagderfolg zu sein schien.
 

Ich hingegen war zu verblüfft, um überhaupt reagieren zu können, denn er hielt tatsächlich so etwas, wie ein Kleid in Händen oder viel mehr waren es zwei, den unterschiedlichen Farben und Stoffen zu urteilen.
 

Ich war regelrecht sprachlos angesichts dessen, dass ihm hier in dem Laden gelungen war, auch nur annähernd so etwas, wie ein Kleid für mich aufzutreiben. Aber dem Anschein nach, gab es das wirklich...und was für welche.
 

Okay ich musste mich demnach wirklich berichtigen, was seinen Geschmack betraf, denn so blind wie ich ihn bisher immer eingeschätzt hatte, war der Mann anscheinend doch nicht.
 

Ich musste mir, wenn auch zögerlich eingestehen, dass er offensichtlich ein weitaus besserer Beobachter war, als ich bisher angenommen hatte, denn Eikskild hatte Farben für mich ausgewählt, die meinem seit mehreren Monaten weiterhin ungebremst und natürlich nachwachsendem dunkelroten Haar durchaus schmeichelten.
 

Weiterhin sprachlos nahm ich ihm das Erste der beiden Kleider ab, das er mir mit einem sichtlich amüsierten Zwinkern reichte...es war weich, der Stoff fühlte sich an, als wäre es aus Samt oder so etwas ähnlichem gemacht worden.
 

Aber wirklich schön war die Farbe...der Trapper hatte aus dem sicherlich nicht besonders üppigen Fundus an Abendgarderobe für die Dame, zielsicher die beiden Kleider heraus gefischt, die beide ziemlich gut mit meinem intensiv dunkelroten Naturfarbton harmonieren würden.
 

Das eine Kleid, das ich in Händen hielt, war Smaragdgrün. Das andere, das er noch immer in Händen hatte jedoch Eisblau, so wie das ewige Eis eines Gletschers. Beide Farben mochte ich und beide würden mir so Gott will, hoffentlich ganz gut zu Gesicht stehen.
 

Wenn...ja wenn sie so geschnitten waren, dass sie meinen um die Hüften herum doch eher fraulich ausfallenden Proportionen halbwegs schmeicheln würden, denn wie ein Rollmops in der Pelle wollte ich ja nun auch nicht gerade enden. Schon gar nicht auf einer Hochzeit, an der ich als unfreiwillige Brautjungfer aufzulaufen hatte, vordringlich deshalb, weil ich die offizielle Begleitung des Trauzeugens des Bräutigams darstellte.
 

„Ohhccchhh...hey, die beiden Farben sind wirklich schön, das muss ich zugeben. Wow, soviel guten Geschmack hätte ich dir gar nicht zugetraut?!“
 

Hörte ich mich ihm daher angenehm überrascht und obendrein noch sichtlich erleichtert antworten, doch ich hätte damit rechnen können, dass er das natürlich so in der Art nicht auf sich sitzen lassen würde und so bekam ich die entsprechende Retourkutsche darauf umgehend präsentiert.
 

„Nun ja, auch du können dich einmal irren...Lyria!
 

Es geben im Leben Gelegenheiten, an denen auch eine Mann beweisen können, dass er durchaus etwas von festlichen Anlässen und Begebenheiten verstehen. Ich wollen, dass du begreifen, dass ich dies einmal haben mühsam erlernen müssen, auch wenn dies schon eine sehr lange Zeit her sein.
 

So sein ich aber durchaus noch in der Lage, den Sinn für schöne Dinge zu erkennen...wenn ich sie vor mir sehen.“
 

Eikskild verstummte mit einem seltsam undurchschaubaren Lächeln auf den Lippen….doch dann straffte er sich und sagte schließlich leise aber entschlossen.
 

„Was sein, wollen du sie nicht einmal anziehen? Ich würden sehr gerne sehen, wie sie dir passen und zu Gesicht stehen.“
 

Sein Lächeln wurde breiter und so kam ich nicht umhin, es spontan zu erwidern.
 

„Nun ja, warum eigentlich nicht. Ich meine, wenn du dir damit schon solche Mühe gemacht hast, sie hier aufzutreiben...also dann, gib schon her.“
 

Mit diesen Worten nahm ich ihm auch das zweite Kleid vorsichtig aus den Händen und steuerte gleich danach, die nächstliegende Umkleidekabine an. Zuerst wollte ich aber das dunkelgrüne Kleid anziehen, da ich die Farbe wirklich sehr schön fand und sich der samtige Stoff zudem ziemlich gut auf der Haut anfühlte.
 

Ich besah es mir genauer und stellte dabei fest, dass es für ein Abendkleid eigentlich eher unübliche lange und schmal an den Armen anliegende Ärmel besaß. Aber es gefiel mir irgendwie und der ungewöhnliche Schnitt hatte einen gewissen Reiz.
 

Alles in allem war es figurbetont, aber dennoch nicht so enganliegend konzipiert worden, wie man es sonst von einem Abendkleid gewohnt war. Es fiel locker und nahezu Falten und Schnörkellos gerade bis zum Boden hinunter. Das in einem etwas hellerem grün abgesetzte Bustier war halbrund auf den Schultern aufliegend und dazu glücklicherweise nicht sehr Dekolleté lastig geschnitten.
 

Um das Bild optisch etwas abzurunden, war der Zierbesatz am Oberteil außen herum, mit feinen goldenen und hellgrünen Ornamenten in leichter Ranken Optik bestickt worden. Ebenso, wie bei der Taillierung, die direkt unter der Brust angesetzt und ebenfalls mit feinen goldenen und grünen Mustern bestickt und abgesetzt worden war.
 

Es gefiel mir, denn irgendwie hatte dieses Kleid einen leichten Touch von schlichter Anmut zu bieten und obwohl es ein schwerer Stoff war, besaß es so eine gewisse „elfenhafte“ Leichtigkeit, die ich wirklich schön fand.
 

Auch wenn es mir Bauerntrampel mit meinen Quadratstampfern sehr wahrscheinlich stehen würde, wie der A….auf den Eimer. Okay gut, ich würde ihm den Gefallen trotzdem tun und es anziehen. Ich meine schön fand ich es ja, aber davon überzeugt, dass es mir auch zu Gesicht stehen könnte, war ich nicht wirklich.
 

Und so legte ich es mit einem leisen Seufzer hin, um aus meinen anderen Sachen heraus zu schlüpfen.
 

„Wie weit sein du..he...Lyria?!“
 

Konnte ich ihn mir derweil von draußen her, entsprechend ungeduldig entgegen grummeln hören.
 

„Immer mit der Ruhe Herr Eikskild, ich bin ja noch nicht mal aus meinen eigenen Klamotten heraus...also was willst du eigentlich?“
 

Konterte ich demnach wenig begeistert in seine Richtung, wobei ich Anstalten machte, mir das dunkelgrüne Kleid über zu ziehen, doch das war leichter gesagt als getan. Nach einigem Ächzen und Stöhnen hatte ich mich zwar in das gute Stück hineingezwängt, aber das war leider noch nicht alles, denn es wurde am Rücken mit einem Reißverschluss zugemacht und damit hing ich im wahrsten Sinne des Wortes etwas in der Luft.
 

In diesem Fall versuchte ich es kurzerhand mit der einzig verfügbaren Alternative.
 

„Ähhmm kannst du...kannst du mir bitte mal kurz behilflich sein? Ich krieg den Reißverschluss am Rücken nicht ganz zu, mein Arm ist da leider irgendwie etwas zu kurz geraten.“
 

Eikskild war damit so ziemlich die einzige verfügbare Hilfe, die diesem blöden Reißverschluss zu Leibe rücken und ordnungsgemäß zumachen konnte.
 

Deshalb bat ich ihn darum...und nur deshalb.
 

„Gut ich kommen zu dir...du warten kurz?!“
 

Vernahm ich seinen tiefen Bariton eine Sekunde später bereits vor dem noch geschlossenen Vorhang meiner Kabine. Mit einem leisen Seufzer zog ich den Stoff zurück und hatte ihn quasi unerwartet direkt vor mir stehen.
 

Ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken sollte, aber dem Trapper klappte tatsächlich kurz die Kinnlade herunter, als sein Blick auf mich fiel.
 

„Es ist total daneben..ich wusste es, nun guck nicht gleich so furchtbar entsetzt Mann. Oh warte, ich zieh es besser sofort wieder aus!“
 

Versuchte ich mich daher entsprechend hastig zu verteidigen, wobei mein Blick zweifelnd über dieses grüne Etwas huschte, das ich da am Leibe trug.
 

„NEIN!
 

Nein, bitte nicht...ich..ich finden es wirklich schön. Die Farbe passen so gut zu deinem dunkelroten Haar Lyria, mir gefallen es jedenfalls sehr. Mahal es sein einfach perfekt für Morgen zu diese Hochzeit.“ Hörte ich ihn mir überraschend atemlos antworten, nachdem er sich wieder halbwegs unter Kontrolle gebracht hatte...doch irgendwie wollte ich es ihm dennoch nicht ganz abnehmen.
 

„Was, das glaube ich nicht, soll das jetzt ein Scherz sein oder so? Meine..meine roten Haare sind doch einfach nur schrecklich...bist du ganz sicher, dass das wirklich zusammen passt?!“
 

Konnte ich mich ihm somit denkbar verunsichert erwidern hören, wobei mein Blick noch immer höchst zweifelnd über das grüne Ding huschte das ich da anhatte. Die darauf von ihm folgende spontane Reaktion überzeugte mich schließlich überraschend schnell und überraschend endgültig, doch die richtige Wahl für Morgen getroffen zu haben.
 

Ich fühlte, wie er mich kurz aber ehrlich ergriffen in seine Arme zog..wie sich seine Hände einen Augenblick lang besitzergreifend auf meine Hüften verirrten und er mir schließlich einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gab, ehe er mich im Anschluss daran nur äußerst zögernd los ließ.
 

„Ich finden, du sein eine sehr schöne Frau und ich denken, dass ich dir das nicht andauernd sagen müssen. Viel mehr nehmen ich an, du wissen langsam, wie ich für dich fühlen Lyria?!“ Konnte ich ihn mir bei der Gelegenheit leise entgegen flüstern hören.
 

„Ich weiß es...danke das ehrt mich wirklich...und...und...ich hoffe du weißt auch, wie ich für dich empfinde?!“ Entgegnete ich ihm ebenso atemlos und spürbar emotional ergriffen...ich mochte ihn so sehr, mehr als ich es ihm sagen konnte...und dann noch das.
 

Wir waren so nahe dran...uns endlich zu sagen, was wir wirklich wollten, was wir wirklich füreinander fühlten, doch dann war der kostbare Augenblick unwiederbringlich vorbei. So schnell wie er gekommen war, endete er auch wieder.
 

Unsanft unterbrochen von der jungen Frau, meldete die sich nämlich mit einem Mal ganz plötzlich zu Wort.
 

„Ich möchte ja nicht stören, aber ich ähmmm wäre dann soweit, Sie können ihre Anzughose gerne mitnehmen, wenn sie gehen.“
 

Damit war der fast greifbare Zauber des Augenblicks verpufft...und zwar endgültig.
 

Mit einem leisen aber tiefen Seufzer löste ich mich von Eikskild, wobei ich ihm ein leicht verlegenes Lächeln schenkte.
 

„Ich ähhmm....geh dann mal besser noch schnell das andere anziehen. Für heute Abend sollte ich ja denke ich, auch noch ein halbwegs brauchbares Kleid vorweisen können, meinst du nicht?!“ Versuchte ich betont um Fröhlichkeit bemüht zu retten, was noch zu retten war.
 

Doch ich sah ihn nur nicken.
 

„Sicher, das sollten du wohl tun. Ich werden besser vorne auf dich warten.“ War demnach alles, was ich noch an Antwort von ihm zu hören bekam.
 

Hastig beeilte ich mich, auch das andere Kleid anzuprobieren...das Eisblaue und auch das, war farblich sehr schön gehalten, da das ungewöhnliche Blau in einem sanften hellen und nach unten hin etwas dunklerem Blauton eingefärbt worden war, gefiel mir wirklich gut.
 

Dazu war es ganz aus luftigem Chiffon gemacht und sogar in etwa wie ein richtiges echtes Brautjungfernkleid geschnitten.
 

Ein weiter weich fallender Glockenrock, bis etwa zu den Knien, mit leichtem Faltenversatz und dazu ein entsprechende tailliertes Bustier, mit dünnen über den Schulter sitzenden Trägern und einem über kreuz gehaltenem Faltenmuster im Dekolleté. Dazu noch ein farblich passender Chiffonschal als Stola und es war nahezu perfekt...eigentlich viel zu perfekt dafür, wo Eikskild dieses gute Stück aufgetrieben hatte.
 

Wahrscheinlich war es sogar Second Hand und hatte sich wohl rein zufällig in diesen Tante Emma Laden für Klamotten verirrt, genau wie das andere Kleid auch.
 

Alles in allem wirkte es, wie ein schönes luftiges Sommerkleid...und damit nicht gerade passend, für die frostigen Temperaturen, die draußen im Moment vorherrschten. Aber die Party würde heute Abend ja nicht vor der Türe, sondern im Haus steigen. Also fand ich es ganz angemessen und beschloss kurzerhand beide zu kaufen.
 

Fehlte nur noch etwas an hübschem Zubehör, das ich hoffentlich bei den Friseurutensilien im vorderen Teil des Ladens finden würde, dann war ich durchaus zufrieden mit meinem Erscheinungsbild, denn das blaue Kleid passte mir auch wenn ich mich nicht selbst sehen konnte da in der Kabine kein Spiegel war hatte ich ein recht gutes gefühl was Passform und Schnitt anbelangte. Also dafür, dass ich normalerweise so gut wie nie Kleider trug, war das eine wirkliche Premiere für mich.
 

„Nun aber schleunigst raus hier...mir reicht s erst mal dicke mit solchen Unanhemlichkeiten.“
 

Hörte ich mich mit einem dementsprechend schiefen Lächeln zu Eikskild sagen, woraufhin er mit einem ebenso amüsierten Grinsen reagierte und bekräftigend mit dem Kopf nickte, ehe er seinen Kommentar dazu abgab.
 

„Hmm...du nehmen mir die Worte aus dem Mund, das sehen ich genauso!“
 

In dem Fall hieß es also schlicht alles an Ware zu bezahlen, was ich selbstverständlich selbst übernahm...soviel zur Emanzipation der Frau.
 

Hierbei bekam ich sie nicht unbedingt im positiven Sinne zu spüren aber Eikskild besaß im Moment gelinde gesagt keinen roten Heller...seine Brieftasche mochte sonst wo abgeblieben sein, jedenfalls hatte er sie nicht hier.
 

Somit war ich gezwungen für uns beide zu bezahlen, doch witzigerweise störte es mich kaum...an sich war mir mein altes Leben das zum größten Teil aus irgendwelchem unnützen Zeugs Shoppen bestanden hatte, so fremd und so weit weg, dass ich es keine Sekunde lang vermisste.
 

Im Gegenteil, langsam aber sicher hatte ich mich an die eher einfachen Verhältnisse dieses Lebens gewöhnt und es gefiel mir immer besser, je länger ich damit konfrontiert wurde.

Braut und Bräutigam

Als wir beide kurze Zeit später zurück zum Motel kamen, wurden wir vom zukünftigen Brautpaar in Empfang genommen. Endlich waren auch Yokky und seine zukünftige Frau zu uns nach Lonyearbyen gestoßen. Die beiden hatten gleich Svetlanas ganze Sippschaft im Gepäck und so wurde es eine typisch russisch temperamentvolle Begrüßung, von der ich allerdings kein Wort verstand.
 

Denn niemand außer Svetlana selbst sprach auch nur ein einziges Wort englisch, geschweige denn norwegisch...daher fiel die Begrüßung durch ihre Verwandtschaft zwar sehr herzlich..aber entsprechend kurz aus.
 

Eikskild und ich sahen uns spontan an...er wirkte indessen ebenso ratlos wie ich, denn auch der Trapper verstand russisch offenkundig genauso gut wie ich...nämlich gar nicht. Da standen wir beide also noch mit unseren eben erstandenen Hochzeitsgewändern in Händen und kamen uns entsprechend dämlich und fehl am Platze vor.
 

Das schien auch Yokky zu bemerken, der uns längst gesehen hatte, uns bisher aber noch nicht persönlich begrüßen konnte, da er sogleich von Lalê in Beschlag genommen worden war, kaum dass er den „betrunkenen Eisbären“ betreten hatte.
 

Ich vermutete stark, um noch so gewisse Feinjustierungen an den bevorstehenden Festivitäten und der Unterbringung der zuletzt eingetroffenen Gäste im Motel vorzunehmen. Erst etliche Minuten später gelang es ihm zu uns vorzustoßen, nachdem er sich von Lalê und Svetlanas Sippschaft los gemacht und demanch etwas mehr Luft verschafft hatte.
 

Bei uns angekommen, überzog sein gutmütiges sonnengebräuntes Gesicht, ein derart überglückliches Dauergrinsen, das es selbst den im Normalfall eher zurückhaltenden Eikskild zu einem entsprechenden Kommentar verleitete.
 

„Wenn du noch eine Weile so weiter grinsen mein Freund, dann fürchten ich, werden es dir auf dem Gesicht festfrieren...es sein nämlich verdammt kalt da draußen!“
 

Mit jener trockenen und zugleich amüsanten Feststellung nahm Eikskild seinen besten Freund schließlich mit einer Männer typisch rauen, aber herzlichen Umarmung in Empfang, als es dem braunhaarigen Hühnen endlich gelungen war zu uns durchzudringen.
 

Dröhnendes Gelächter war zunächst alles, was aus ihm heraus zu bekommen war...und so dauerte es einen Moment ehe er dem Trapper antwortete.
 

„Mein lieber Eikskild mir scheint, dass dir die weibliche Gesellschaft die du diesen Winter über genießen durftest offensichtlich nicht geschadet hat. Zumindest nicht was eine gewisse Schlagfertigkeit anbelangt, die du dir da offenkundig zugelegt hast.
 

Was ist das denn, so kennt man dich ja gar nicht alter Freund?
 

Neuerdings scheinst du ja sogar ansatzweise so etwas wie Humor zu entwickeln?!“
 

Yokkys gebräuntes Gesicht überzog sich mit einer belustigten Grimasse als er seinen Freund unerwartet humorvoll in die Zange nahm. Doch Eikskild war anscheinend nicht geneigt, klein bei zu geben...auch wenn er den Spaß sehr wohl verstanden hatte.
 

„Was bleiben mir auch anderes übrig? Ich haben diese Winter viel Zeit zum Üben gehabt, mit diese Frau. Ich sagen dir, da bekommen du plötzlich eine völlig andere Sichtweise der Dinge...so haben du manches noch nie zuvor gesehen!“
 

Na ich glaub`s dir mein Freund!“ Entgegnete ihm Yokky lachend, woraufhin er mir ein gutmütiges Zwinkern schenkte und mich anschließend fest in seine „bärige“ Umarmung schloss.
 

„Schön, dass du mitgekommen bist Lyria. Ich hätte ihn auch höchstpersönlich los geschickt um dich zu holen, wenn es nicht so gewesen wäre. Immerhin hast du durchgehalten….der Winter war lang und ungewöhnlich hart...und dennoch bist du immer noch da, allein dafür gilt dir meine allergrößte Hochachtung Mädchen.
 

Ich freue mich wirklich wie verrückt, dich und ihn zu sehen und als meine Gäste zu begrüßen...ich sage dir das wird ein Fest, wie du noch keines erlebt hast.“ Konnte ich ihn mir mit seiner dröhnenden Stimme erklären hören...woraufhin mir nichts weiter als ein schwaches Nicken übrig blieb.
 

Noch einmal drückte er mich fest an sich, dann schob er mich ganz überraschend meinem Begleiter direkt in die Arme, der mich etwas überrumpelt in Empfang nahm und dabei entsprechend große Augen machte.
 

„Nun guck nicht gleich so grimmig Eichenschild. Hier hast du sie zurück, deine Amrâlime...ich wollte ihr nur höflich guten Tag sagen.“
 

Noch während Yokky mich in Eikskilds Arme schob...wechselten sie im selben Atemzug so rasch und selbstverständlich in ihren üblichen und für mich so fremdländisch anmutenden Sprachgebrauch, dass mir vor Verblüffung geradewegs der Mund offen stehen blieb.
 

« Na toll…wieder mal Bahnhof, war ja klar.
 

Die beiden Mistkerle machen das mit voller Absicht, weil die nicht wollen, dass ich mithören kann, was sie sagen...so sieht s nämlich aus.
 

Die ernüchternde Erkenntnis schoss mir noch im selben Augenblick alles andere als begeistert durch den Kopf, aber was blieb mir schon anderes übrig, als es zu akzeptieren?
 

Und blieb mir letzten Endes keine andere Möglichkeit, als beide Männer mit einem dementsprechend beleidigten Blick zu belegen, den sie jedoch tunlichst ignorierten und Eikskild anstatt dessen ebenso selbstverständlich in Yokkys merkwürdigen Kauderwelsch einstieg, wie der ihn dem Trapper gegenüber eben ganz unbedarft verwendet hatte.
 

Und so konnte ich nur dabei zusehen, wie sie sich mit den entsprechenden Gesichtsminen weiter über etwas unterhielten, dem ich nicht im Ansatz folgen konnte. Obwohl ich ahnte, dass es entweder sehr wichtig oder aber sehr persönlich sein musste über was sie da sprachen.
 

Oder vielleicht sogar beides?
 

„Wo sind deine beiden Jungs Eichenschild? Ich hatte sie soweit ich mich daran erinnere, ebenfalls zu dieser Hochzeit gebeten, sind sie noch nicht hier?“ Konnte ich den braunhaarigen Trapper plötzlich in ungewöhnlich entschlossener Tonlage ansetzen hören.
 

„Ähmm doch...ich nehme an,dass ihnen dieses russische Spektakel nicht entgangen sein wird und so werden sie wohl gleich auf der Bildfläche auftauchen, denn sie sein bereits im Haus.“ Kommentierte Eikskild seine Anfrage demnach nicht minder ernsthaft.
 

Yokkys Gesicht überzog ganz kurz eine nachdenkliche Mine, als er Eikskild sprechen hörte, doch dann setzte er ebenfalls zu einer Gegenantwort an.
 

„Ich hätte wirklich zu gerne dein Gesicht sehen wollen, als Kili dich auf Barentsøya gefunden hat. Ich hatte das unverschämte Glück deinen ältesten Neffen in den sozialen Netzwerken ausfindig zu machen.
 

Es war purer Zufall, dass die beiden mich gefunden haben. Eigentlich gelang es mir hauptsächlich nur wegen ihrer beiden Frauen mehr über sie heraus zu finden. Thalia und Siri sind beides anerkannte Wissenschaftlerinnen auf dieser Welt.
 

Als Svetlana und ich im Internet für alle unsere Freunde bekannt machten, dass wir heiraten wollen, sah ich dort durch Zufall bei einem der Naturkundler Freunde von Svetlana einen Kontakt mit Siri, die mit ihm in einem Wissenschaftsprojekt verbunden war..und im Zuge dessen sah ich zufällig auch eins ihrer Familienfotos auf ihrer persönlichen Homepage.
 

Als ich Fili als ihren Ehegatten darauf erkannte dachte ich, ich muss träumen.
 

Kurz darauf schrieb er mich dann auch schon über Svetlanas Mailbox an.
 

Noch etwas...sag hast gewusst, dass der Zauberer sie alle beide mit dir hier her geschickt hat?!“
 

Yokkys Gesicht zog sich angesichts dieser Worte in sorgenvolle Falten..ich verstand zwar nicht was sie miteinander sprachen, aber dass es nicht sehr spaßig war, begriff sogar ich in dem Augenblick und so hielt ich mich höflich zurück, auch weil beide Männer mit ihrem Gespräch offenkundig noch nicht zum Ende gekommen waren.
 

Indem konnte Ich Eikskild bereits antworten hören und auch er klang ungewöhnlich ernsthaft.
 

„Nein das wusste ich nicht..woher denn auch?
 

Was denkst du, was ich für ein dummes Gesicht gemacht habe, als Kili plötzlich vor meiner Türe auftauchte und das nach all dieser langen Zeit, des Hoffens und Bangens. Ich war wie erschlagen, wollte es zunächst gar nicht glauben. Doch er sagte mir, dass sie dich durch Zufall gefunden hätten und dadurch in Erfahrung gebracht haben, wo ich bin.“
 

„Die Welt ist klein Thorin...zumindest hier...das Internet lässt keine Wünsche mehr offen, heutzutage ist es eine Kleinigkeit jemanden aufzuspüren, ganz gleich wo. Wir Mittelerdler sind für diese Welt nicht geschaffen, aber immerhin ist es uns gelungen, uns einigermaßen erfolgreich an sie anzupassen...das finde ich schon mal einen großen Fortschritt.“
 

„Hmmm...dein Wort in des Schöpfers Ohr Beorn, da kannst du nur von dir sprechen. Ich finde mich hier nicht wirklich zurecht, das geht mir alles zu schnell...und zu hektisch. Was glaubst du wohl, weshalb ich mich freiwillig für dieses einsame Leben weitab jeglicher Zivilisation entschieden habe?
 

Ich bin nicht so anpassungsfähig wie du...das werde ich niemals sein.“
 

„Und Lyria?“
 

„Was soll mit ihr sein?“
 

„Weiß sie es schon?“
 

„Nein aber sie ahnt es denke ich!“
 

„Wirst du es ihr sagen?“
 

„Was..dass ich ein eigentlich Zwerg bin und nicht von dieser Welt stamme? Natürlich gleich morgen früh….du Scherzbold!
 

Nein, selbstverständlich werde ich dies nicht tun. Sie wird es nur dann erfahren, wenn ich weiß, woran ich mit ihr bin. Wenn sie als meine Gefährtin bei mir bleiben will, dann erfährt sie es und auf keinen Fall sonst….das habe ich mir geschworen.“
 

„Gut das ist deine Entscheidung Thorin. Ich würde es an deiner Stelle jetzt nicht so furchtbar ernst sehen, aber du hast natürlich recht. Wir müssen vorsichtig bleiben….allein die Vorstellung, dass unsere Welt überhaupt als Parallele zu dieser hier existiert, dürfte aufregend genug sein. Da muss man ihre Vorstellungskraft wohl nicht noch weiter mit der Tatsache überstrapazieren, sich ausgerechnet in einen waschechten Zwerg verliebt zu haben...oder etwa nicht Herr Eichenschild?!“
 

„Wenn dem so ist, wird sie das fürchte ich, wohl noch früh genug erfahren..also belassen wir es dabei….vorerst jedenfalls!“
 

Beide Männer verstummten mit einem Mal so urplötzlich, dass ich erschrocken zusammen zuckte.
 

„Was ist jetzt...endlich ausdiskutiert ihr beide? Darf ich nun wieder mitreden..oder seid ihr noch nicht fertig mit eurer privat Unterredung, die mich offensichtlich nichts anzugehen hat?“
 

Schaltete ich mich somit unüberhörbar angesäuert ein, um mir gegebenenfalls wenigstens etwas an Gehör zu verschaffen, doch der Hüne reagierte geistesgegenwärtig und obendrein überraschend gelassen auf meinen nicht eben charmanten Vorstoß.
 

„Oh bitte entschuldige Lyria...das war so sicherlich nicht absichtlich geplant. Sagen wir, es hat sich einfach so durch Zufall ergeben und nein, ich denke wir sind fertig, oder Eikskild?“
 

„Hmm...das sein wir, denn ich haben diesbezüglich nichts mehr hinzu zu fügen.“ Konnte ich den eine Sekunde später ebenfalls betont gleichmütig antworten hören. Damit war das Thema beendet..wir hätten es ohnehin kaum mehr fortsetzen können, denn zu einen steuerte Yokkys zukünftige Braut mit einem überraschend sympathischen Lächeln auf uns zu und zum Anderen tauchten, am anderen Ende des Raumes endlich auch die beiden Neffen des Trappers auf...die einer freudig stürmischen Begrüßung seitens des Bräutigams somit ebenfalls nicht entgehen würden.
 

Doch noch ehe es dazu kommen konnte, war die fast ein Meter und fünfundachtzig große Frau mit dem langen hellblonden Haarschopf und den veilchenblauen Augen bereits bei uns angelangt. Wobei und ihre schönen dunkelblauen Augen neugierig und überraschend offen entgegen blickten.
 

„Mein lieber Yokky..ich nehme doch an, dass das wohl Eikskild sein muss? Dein Freund, von dem ich schon so viel Gutes gehört habe. Also willst du mir ihn jetzt nicht endlich einmal persönlich vorstellen?“
 

Yokky lächelte unwillkürlich, wobei sich sein kräftiger Arm liebevoll um die breiten Hüften seiner Braut schlangen und er sie während dessen nahe an sich heran zog.
 

„Sicher mein Liebes...das will ich gerne tun.
 

Eikskild das ist Svetlana meine Braut. Svetlana das ist Eikskild mein bester Freund!“ So nun kennt ihr beide euch..also gebt euch die Hand!“
 

Eikskild streckte die Hand vor…und wollte sie ihr schon geben...
 

Indem räusperte sich Svetlana jedoch leise.
 

„Ja aber er ist ja nicht allein hier oder...er..er hat doch seine frau dabei?! Willst du sie mir nicht auch vorstellen?
 

Yokky, sah mich etwas schuldbewusst an
 

„Ach ja, verzeih natürlich..das ähhmm ist Lyria.
 

Sie..sie ist…?
 

...sein Gast für diesen Winter Svetlana. Ich bin Eikskilds Gast und damit zwangsläufig auch seine Begleitung.“
 

Gelang es mir ihn hastig zu unterbrechen, noch ehe er irgend etwas gänzlich unmögliches vom Stapel lassen konnte und mich wohl möglich noch als Eikskilds Freundin vorstellen würde. Doch damit war das Gespräch zwischen uns vorerst beendet, denn ich konnte sehen, wie Yokky anstatt dessen seine leicht verwirrt wirkende Braut mit einer entsprechend sanften Geste zur Seite nahm. Bevor sie beide im Anschluss daran von uns ungehört vertraulich miteinander sprachen.
 

Svetlana sah ihren zukünftigen Gatten derweil noch immer mit sichtlich verunsicherter Mine an.
 

„Ach..du..du wusstest, dass sie bei ihm ist?“
 

Yokky nickte indessen nachdrücklich mit dem Kopf, ich konnte es sehen, auch wenn ich nicht verstand was sie miteinander sprachen.
 

„Ja das wusste ich und ich kenne sie...sie wird dir gefallen, du wirst es sehen.“
 

Svetlana, sah auf und lächelte ihn plötzlich an.
 

„Ja schon, das denke ich aber ER und..und eine Frau? Ausgerechnet Eikskild, sagtest du mir nicht, dass er allein lebt?
 

Was ist in ihn gefahren…?“
 

Yokkys Mine wurde weich..ich sah, wie seine Hand sanft über ihre leicht gerötete Wange strich. Eine wirklich spontane und liebevolle Geste der Zuneigung zwischen den beiden zukünftigen Eheleuten, die ich ausgesprochen schön fand.
 

„Hmm man könnte vielleicht sagen die Liebe?!“
 

Svetlana errötete noch mehr...aber sie antwortete ihm trotzdem ich konnte es sehen.
 

„Ja ganz sicher...man sieht es ihnen nämlich an und zwar allen beiden.
 

Sieh doch nur wie er sie anschaut? Ich würde sagen dass, das wirklich ein Blinder erkennt. Dein Freund scheint tatsächlich sehr verliebt zu sein und zwar in diese Frau.
 

Wer ist sie und woher kommt sie?“
 

Mit einem mal sah ich wie sie verstummte und ihn fragend anblickte..doch er zuckte nur mit den Schultern und antwortete ihr daraufhin etwas, das ich nicht verstand, da sie augenscheinlich russisch miteinander sprachen...wie schon zuvor.
 

„Das meine Liebste erkläre ich dir später, denn das ist fürchte ich eine sehr lange Geschichte...so und nun komm, unsere Gäste warten!“
 

Offenbar war das Gespräch zwischen ihnen beendet, denn wenig später stießen sie erneut zu uns, wobei sich Eikskild nicht im mindesten anmerken ließ, ob er ebenso wie ich gehört hatte was sie miteinander gesprochen hatten...und ich wurde für einen Moment das dumpfe Gefühl nicht los, dass er mir absichtlich auszuweichen versuchte, denn er sah mich nicht an...als ich versuchte einen kurzen Blick in sein Gesicht zu erhaschen, um wenigstens ansatzweise zu erfahren was da gefühlsmäßig in ihm vor sich gehen mochte.
 

Svetlana wirkte indessen etwas verunsichert, als sie mich abermals ansprach.
 

„Ich oh ich freue mich wirklich sehr...Lyria, ich hoffe, dass dies ein gelungenes Fest wird und ihr seid uns beide selbstverständlich herzlich willkommen. Das..ähhhmmm..wollte ich auch noch im Namen meines zukünftigen Mannes ausdrücken. Ich bin sicher, dass Eikskild einen sehr guten Trauzeugen abgeben wird.“
 

„Das hoffe ich.“
 

Antwortete ich ihr mit einem leicht verlegenen Lächeln, wobei ich bestrebt war meine langsam aber sicher immer schwerer werdenden Kleiderpakete elegant von einem Arm auf den anderen zu verlagern, in der leisen Hoffnung, die jetzt möglichst bald irgendwo los zu werden.
 

Denn anziehen wollte ich die eigentlich erst heute Abend.
 

Indem gelang es mir endlich nach einigen belanglosen Floskeln, dem ganzen Trubel zu entziehen, indem ich höflich aber bestimmt zu verstehen gab, dass ich noch einiges für den heutigen Polterabend vorzubereiten hätte und jetzt leider gehen müsse.
 

So blieb mir glücklicherweise auch noch das ganze Begrüßungsspektakel mit Eikskilds Neffen erspart...das die Männer allesamt in einer Hingabe zelebrierten, die mir ehrlich gesagt heftig auf die ohnehin schon deutlich übersstrapazierten Nerven zu gehen anfingen.
 

Also ließ ich Eikskild, Eikskild sein und ihn damit wo er war und machte mich schließlich mehr oder minder höflich, aber dafür weitestgehend ungesehen vom Acker und verschanzte mich anstatt dessen sichtbar erleichtert in unserem gemeinsamen Zimmer.
 

Und so dauerte es eine geraume Zeit, ehe ER ebenfalls auf der Bildfläche erschien. Offenbar war ihm der ganze Trubel auch etwas zu viel des Guten, denn ich sah ihm deutlich an, dass er ziemlich entnervt wirkte, als er zu mir zurück kam.

Ruhe vor dem Sturm....

.....oder Erkenntnis des Herzens.
 

Ich drehte mich mit einem amüsierten Lächeln zu ihm hin, als ich Eikskild mit entsprechend unentspannt genervter Mine in unser gemeinsames Domizil eintreten sah, wobei er ganz entgegen seiner ansonsten kaum aus der Ruhe zu bringenden Gelassenheit hastig die Türe hinter sich schloss, ehe er erleichtert aufatmete.
 

„Na? Auch schon da? Das hat ja gedauert Herr Trapper. Die sind ganz schön "lebhaft"diese Russen nicht wahr?“
 

Begrüßte ich ihn angesichts seiner verdrießlichen Gesichtsmimik mit entsprechend belustigtem Kommentar, bezüglich Yokkys neuer Verwandtschaft, die sicherlich nicht ganz unanstrengend war. Wie ich ja schon ein gutes Stück vor ihm hatte fest stellen dürfen.
 

Ich sah den nordischen Mann kurz und stoßartig ausatmen, um im Anschluss daran sogleich resigniert mit den breiten Schultern zu zucken, als sein Blick meinen kurz begegnete.
 

„Puhhhh...so können man es auch sagen. Die sein ja wirklich alle sehr freundlich. Aber..aber mir sein das eindeutig zu viele Menschen auf eine Haufen. Ich sein das einfach nicht mehr gewohnt...es strengen mich furchtbar an. Ich haben mit dir und deine ausgemachte Dickkopf bisher schon genug zu tun haben Lyria.“ Erfolgte somit die knappe Antwort des Trappers an mich, die mir angesichts seiner ziemlich deutlichen Botschaft an mich nicht besonders behagte,
 

Daraufhin zogen sich meine Brauen erwartungsgemäß brüskiert hoch in Richtung Stirn, als ich ihn mir das antworten hörte…
 

» Na echt toll Blödmann...und was bist du, etwa die Unschuld vom Lande? Tzeeee...ja klar, als ob du nicht manchmal genau so viel Geduld erfordern würdest, die ich dann im Gegenzug für DICH aufbringen muss Mann?!
 

Soviel zu dem Thema..Kompromissbereitschaft...ein überaus breites Übungsfeld, also dann fang schon mal damit an. Ich meine du willst doch, dass ich bleibe oder nicht?! Dann solltest du besser akzeptieren lernen, dass wir beide in einigen Dingen sehr unterschiedlich sind, aber in anderen eben nicht.
 

Sag du mir endlich klipp und klar was du willst, dann sag ich dir auch, was ICH will?!
 

Schossen mir die wenig an Begeisterung gewinnenden Gedanken ziemlich genau eine knappe Sekunde später mit aller Macht durch den Kopf, just als er den Mund wieder zugeklappt hatte und mich anstatt dessen mit betont gefasster Mine im Auge behielt.
 

Gut also das dachte ich mir...und ich wusste in dem Moment auch, dass er das, was er da zu mir gesagt hatte, sicherlich nicht ganz so derb gemeint gewesen war, wie er es in seiner äußerst charmanten Art, die Dinge beim Namen zu nennen fertig brachte, oftmals weit über das eigentliche Ziel hinaus zu schießen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Darauf antworten tat ich ihm einige Augenblicke später jedoch etwas völlig anderes...dennoch wählte ich meine Worte genauso eindringlich und sorgfältig mit Bedacht, wie ich sie an den Mann bringen wollte.
 

„Ach?
 

Ist das so?
 

Tja schade, eigentlich hatte ich gehofft, dass du mich nach all der langen Wintermonate, die wir jetzt zusammen unter einem Dach verbringen durften, nicht mehr als zusätzliche Belastung empfinden würdest Eikskild?!
 

Nun das ist wirklich ausgesprochen schade, aber offensichtlich habe ich mich dahingehend geirrt, es sieht für mich ganz danach aus, dass du froh darüber bist mich bald wieder los zu sein?!“ Hakte ich betont gleichmütig ein, wobei ich ihn ebenfalls genaustens im Auge behielt. Die Reaktion, die nur eine knappe Sekunde später darauf erfolgte, hatte ich so in der Form und Eindringlichkeit allerdings nicht wirklich berechnet und schon gar nicht erwartet.
 

„NEIN...nein so haben ich das nicht meinen. Das haben ich so nicht sagen wollen. Khazad....Lyria, ich sehen dich nicht als eine Belastung für mich an…
 

...du hören sofort damit auf, weiter so eine dumme Unsinn zu verbreiten.
 

„Du wissen genau wie ich es meinen…?!“
 

Hörte ich ihn demnach überraschend ungehalten und in aller Deutlichkeit vor sich hin brummen.
 

Ich sah ihn weiterhin abschätzend an, da ich nicht wusste, was da noch so alles von ihm kommen würde.
 

„Hmm UND wie meine ich es denn?
 

Sag du es mir Eikskild?
 

Sag mir als WAS du mich dann ansiehst, wenn nicht als eine zusätzliche Belastung für dich, die es schnellstens wieder los zu werden gilt?!“
 

Entgegnete ich ihm daher betont langsam und mit einem verhaltenen Lächeln auf den Lippen, mit dem ich ihn weiterhin aufmerksam beobachtete.
 

Ich sah, wie er kurz aber heftig schluckte….erst dann, erfolgte die entsprechend von mir erhoffte Reaktion darauf.
 

„Ich wissen nicht als was du mich ansehen, aber ich sehen dich gewiss nicht als eine Last, die ich schnellstens wieder los werden wollen im..im Gegenteil, ich wollen dass du bleibst und ich denken auch, dass du das wissen Lyria.
 

Sehen du es denn nicht längst?
 

Ich wollen, dass du bei mir bleibst..als...als meine...haaachhhh...neiiinn...das können ich dir nicht sagen...das gehen nicht...!“
 

Der Trapper brach ab und ich sah ihn abermals kräftig schlucken, woraufhin sich sein Adamsapfel sichtbar hob und wieder senkte. Das bedrohlich zornige Knurren das im Anschluss daran erfolgte, machte mir klar, dass er das was er da gerade eben noch so herunter geschluckt hatte….etwas ganz anderes gewesen war, als das, was er mir eigentlich hatte sagen wollen.
 

„Was?
 

Was willst du mir nicht sagen...dass du dich vielleicht gerne als meinen Geliebten bezeichnen würdest, du es aber nicht wagst, weil du befürchtest, ich könnte dir wieder einen Korb geben, wie schon einmal?
 

Ist das vielleicht der Grund..Eikskild?“
 

Fuhr es dementsprechend unüberlegt aus mir heraus, als ich ihn das hatte antworten hören.
 

Er blickte mich einen Augenblick lang an...dann sah ich ihn ganz plötzlich nicken, ungewöhnlich entschlossen und ebenso nachdrücklich.
 

„So können man das sagen...aber das sein lediglich eine fromme Wunsch von mir. Ich wissen sehr gut, dass das unmöglich sein, du werden das nicht tun, soweit werden wir beide niemals kommen.
 

Du sein im Grunde nicht dafür gemacht deine Leben hier in diese Einsamkeit verbringen zu wollen und zu können und ich glauben auch nicht, dass du dies für mich auf dich nehmen würden?!“ Hörte ich ihn mir daraufhin nochmals eindringlich und mit entsprechend resigniertem Unterton antworten.
 

„Bist du dir da wirklich so sicher?
 

Es könnte doch durchaus sein, dass du dich dahingehend irrst Eikskild?!“
 

Hakte ich somit ebenso entschlossen nach, denn es war mir mindestens so ernst wie ihm.
 

„Bisher haben du mir nichts gegenteiliges sagen und es mir auch nicht zeigen und an mir haben das sicher nicht gelegen...es sein nicht mein Schuld gewesen! Du haben dich stets weigern, mir ernsthaft zu sagen, was du für mich fühlen und was du für mich empfinden...sein es nicht so Menschenfrau?! Es geben keine Verbindlichkeit zwischen uns, du lassen mich noch immer an die Luft zappeln, wie eine Fisch auf dem Land, aber das wollen ich nicht mehr...ich wollen endlich wissen...ob du bleiben werden, oder ob du fort gehen wollen!“
 

Konnte ich dem Trapper bitter und abermals dementsprechend ungehalten vor sich hin grollen hören, wobei mich seine eindrücklich blauen Augen nicht eine Sekunde lang entkommen ließen.
 

„Das stimmt was das anbelangt muss ich dir recht geben. Es hat nicht an dir gelegen...es war mein persönliches Problem, über das ich nicht bereit war nachzugeben und noch weniger darüber ernsthaft nachzudenken.
 

Bisher war das so...aber inzwischen denke ich darüber anders. Vielleicht bin ich inzwischen soweit zu wissen was ich wirklich will...oder auch so weit, mir noch einmal genau zu überlegen was ich wirklich will?
 

Ich nehme an, du weißt inzwischen sehr gut, wie gern ich dich habe...oder etwa nicht?
 

Eikskild?
 

Viel zu gern um jetzt noch so einfach gehen zu können, so als sei niemals etwas zwischen uns gewesen.
 

Ich kann das nicht mehr...ich..ich weiß nicht…!“
 

Antwortete ich ihm leise aber nachdrücklich und entsprechend entschlossen.
 

Erschrocken über meine eigene Ehrlichkeit brach ich rasch ab...und schluckte den Rest des Satzes hastig hinunter. So viel hatte ich ihm an sich gar nicht an meinem Innenleben oder an meinen Gefühlen für ihn Preis geben wollen….
 

...denn ich wusste es längst.
 

Ich war inzwischen auch so schon verflixt nahe dran, meine Bedenken allesamt über Bord zu werfen. Es fehlte mir zumindest gefühlt nicht mehr besonders viel und es würde mir echt sch…..egal sein, aber so was von!
 

Und dann...dann würde ich es tun…
 

Ja ich wollte mit ihm ins Bett, aber nicht nur allein das. Nein, es war mehr...viel mehr, als nur allein die schnöde Tatsache, was die damit mögliche körperliche Liebe mit ihm anbelangte.
 

Ich liebte ihn wirklich mit jeder Faser meines Herzens...
 

Diese Erkenntnis stand mir mit einem Mal glasklar vor Augen.
 

Endlich hatte ich es begriffen!
 

Lange genug hatte ich dafür gebraucht, um diese simple Tatsache zu verstehen und viel mehr noch sie auch zu akzeptieren.
 

Ich war mir nur nicht sicher wie...und..und vor allem wann, es sich ergeben könnte? Der richtige Zeitpunkt war in dieser Hinsicht ausschlaggebend und ich wusste zu allem Überfluss nicht so recht, wie ich es anstellen sollte?
 

Ich meine Ihm ganz einfach zu sagen, dass ich mit ihm schlafen wollte kam nicht im Ansatz in Frage. Das war mir schlicht und ergreifend zu ordinär...und damit absolut unter meiner Würde und meinem weiblichen Stolz.
 

Aber wie in aller Welt sollte ich es ihm sonst beibringen?!
 

Männer waren in solchen Dingen ja zumeist eher nicht so sensibel eingestellt. Ich konnte daher nicht erwarten, dass er es irgendwann von selbst bemerken würde, wie es gefühlsmäßig gesehen in mir aussah. Selbst was die unterschwelligen Signale anbelangte, die ich sehr wahrscheinlich ohnehin schon eine ganze Weile an ihn aussendete, ohne es selber zu bemerken, nicht einmal die schien er zu registrieren.
 

Und dazu kam dann ja auch noch die zweite Frage, die sich mir dazu unangenehm bedrückend stellte.
 

Ich meine, würde Eikskild mich denn überhaupt noch haben wollen, nach diesem langen hin und her zwischen uns beiden?
 

Dieser unglücklichen Tatsache bewusst, war ich mir dahingehend nämlich alles andere als sicher.
 

Vielleicht hatte er ja inzwischen das Interesse an mir verloren..ich meine so als Frau? Obwohl seine Antwort an sich ja eben sehr eindeutig gewesen war, verunsicherte mich diese Möglichkeit dennoch. Ich wusste es nicht...ich wusste ehrlich gesagt gar nichts mehr, außer, dass ich ihn von ganzem Herzen liebte und dass ich ihn haben wollte, ganz gleich wie!
 

Dummerweise besaß ich aber nicht die leiseste Ahnung, wie ich ihm das jemals klar machen sollte und das möglichst ohne mich dabei selbst zum absoluten Vollidioten vor dem Mann zu degradieren, den ich liebte.
 

Das war ein Problem, dem zu stellen ich mich im Moment (noch) nicht wirklich in der Lage zählte.
 

Himmel...Herrgott nochmal, ich wusste wirklich nicht, was ich machen sollte?
 

Aber da spielte der Zufall Schicksal, denn an diesem Abend sollte sich wenigstens ein Teil meiner weiteren Zukunft offenbaren...oder besser gesagt meiner Entscheidungsfreudigkeit bezüglich des Trappers ordentlich auf die Sprünge helfen.

Polterabend - 1

Eikskild sah mich noch immer dementsprechend nachdrücklich an, er wartete tatsächlich auf die alles erklärende Antwort von mir...die ihm meine Entscheidung mitteilen sollte.
 

Ich seufzte tief und wollte gerade ansetzen, als es plötzlich ein, zweimal kräftig gegen unsere Zimmertüre hämmerte.
 

„Hmmm..hallo...Onkel?
 

Hallo bist du da...?“
 

Ich sah, wie Eikskild unwillkürlich erschrocken in sich zusammen fuhr und den Blick fast sofort zur Türe richtete…während ich seinem Blick ebenso verwirrt und nicht minder überrascht folgte. Denn ich ahnte in etwa, WER da vor unserer Zimmertüre stand.
 

„Das sein wieder mal typisch...immer dann, wenn man sie am wenigsten brauchen können!“ Konnte ich den Trapper leise und alles andere als begeistert vor sich hin brummen hören.
 

„JA..natürlich, wo sollen ich deine Meinung nach sonst sein?“
 

Polterte der Trapper fast sofort danach ansatzlos in Richtung der geschlossenen Türe los, wobei er zeitgleich Anstalten machte hinzugehen, um sie dann für meinen Geschmack ein wenig zu schwungvoll zu öffnen.
 

Eikskild riss sie förmlich auf und herein stolperte halb erwartet, der Älteste seiner beiden Neffen...es war kein anderer als Fili, der Hellblonde mit den stahlblauen Augen...der allerdings ein wenig zerknittert drein schaute.
 

Den stürmischen Empfang hatte er dann wohl doch nicht ganz erwartet. Eikslid wirkte dazu nicht eben erfreut.
 

„Was wollen du hier, ich sein beschäftigt?!“
 

Bekräftigte der Trapper seine nachdrückliche Ansage an seinen Neffen umgehend und zwar mit dem entsprechenden Unterton in der Stimme, der man seinen darin mitschwingenden Unmut deutlich anhören konnte.
 

Über Filis Gesicht zog sich daraufhin ein spontanes, breites Grinsen mit dem unübersehbaren Hauch von leicht provokanter Herausforderung.
 

„Ach tatsächlich...womit denn, wenn man fragen darf?“
 

Erfolgte die prompte ehrlich überraschte, aber auch leicht sarkastische Nachfrage, seitens des um einige Jahre jüngeren Mannes.
 

„Nein, das dürfen du nicht Neffe, denn das gehen dich nichts an! Also was wollen du hier Fili?“
 

Blaffte Eikskild ihm abermals nicht eben begeistert und daher dementsprechend kurz angebunden entgegen.
 

„Das ist ja eine wirklich umwerfend freundliche Begrüßung Onkel. Eigentlich wollte ich dich darum bitten, Kili und mir ein wenig Gesellschaft zu leisten.
 

Ich meine, bis heute Abend ist noch massig Zeit und wir haben uns alle so lange nicht gesehen. Kili und ich fänden es daher schön, die Familie etwas näher zusammen zu bringen. Außerdem wollen dich die beiden Kinder gerne besser kennen lernen...und ehrlich gesagt sind Thalia und Siri auch ziemlich neugierig, was deine Person anbelangt.“
 

Konnte ich den jungen Mann ernsthaft bemüht um diplomatische Gelassenheit in Eikskild s Richtung argumentieren hören und befand angesichts dessen kurzerhand, dass das einen ausgezeichneten Vorschlag darstellte, den alten „Brummbären“ mal aus seiner Höhle zu lozen und mir damit zeitgleich etwas Luft zu verschaffen, die ich ehrlich gesagt ziemlich nötig hatte.
 

Aber so was von!
 

„Das ist finde ich eine ganz hervorragende Idee Fili..nimm ihn am Besten gleich mit, ich glaube nämlich, dass ihm das sehr gut tun wird. Davon bin ich überzeugt!“
 

Schaltete ich mich zwar unangesprochen, aber nicht weniger entschlossen ein, um den nett gemeinten Vorschlag des jungen Mannes zu bekräftigen, denn er hatte völlig Recht und wenn der ach so eigenbrödlerische Kerl von einem Trapper jetzt etwas nötig hatte, dann eines und zwar die so lange vermisste Gesellschaft seiner Liebsten...kurz gesagt die seiner Familie!
 

Ich gönnte es ihm von ganzem Herzen und war fest davon überzeugt, dass es ihm und seiner wunden Seele gewiss nicht schaden könnte...etwas Fürsorge und Liebe derjenigen Menschen, die ihm emotional am Nächsten waren, würden ihm nur gut tun.
 

Aus diesem Grund hatte ich es gewagt, mich in etwas einzumischen, das mich an sich ja gar nichts anging. Doch „mein Kerl“ reagierte ohnehin wie erwartet und geradezu bildhaft wie aus dem „Bilderbuch“ entstiegen.
 

Eikskild sah entgeistert von mir zu ihm und wieder zurück, er wirkte ehrlich verblüfft, angesichts meines spontanen Kommentars an seinen ältesten Neffen.
 

„Ah ja..und was machen du solange in der Zwischenzeit?“ Konnte ich ihn daraufhin fast sofort entsprechend eindrücklich nachhaken hören, wobei er ziemlich unentspannt wirkte.
 

„Oh ich bleibe so lange hier und kümmere mich besser mal um meinen Hund, der muss nämlich dringend raus an die frische Luft und ich auch. Nun ja und was unser beider Garderobe für heute Abend betrifft mein lieber Eikskild, so sollte sich ja auch noch irgend jemand um die kümmern, oder etwa nicht?“
 

Antwortete ich ihm liebevoll aber mit dem nötigen Nachdruck, der ihm aufzeigen sollte, was ich für ihn im Augenblick das Beste hielt und das war eindeutig die Gesellschaft seiner so lange vermissten Familie.
 

Ich sah ihn daraufhin etwas resigniert mit den breiten Schultern zucken, ehe er seinem Neffen und mir antwortete.
 

„Na schön, ihr beiden haben mich überredet. Ich werden wohl besser mitkommen Fili, auch wenn ich glauben, dass ich im Augenblick keine so besonders gute Gesellschaft abgeben werden.“
 

„Ach das glaube ich nicht Tho...ähhh Onkel….du wirst sehen, es wird schön werden...alle freuen sich so sehr auf dich.“
 

Das Gesicht das Eikskild zog, als Fili ihm das antwortete, sprach lebhaft Bände. Doch er verlor keine weitere Silbe mehr und ließ es schließlich mit stoischer Mine über sich ergehen.
 

Knappe zwei Minuten später waren beide Männer fort und ich heilfroh dieser brenzligen Situation gerade nochmal so entronnen zu sein. Denn „tacheles“ reden, bezüglich meiner Absichten, die das brisante Thema, „ob ich denn bei ihm zu bleiben würde oder nicht“ betrafen, wollte ich zwar schon, aber doch nicht gerade jetzt.
 

Ein anderes Mal genügte mir das dann immer noch, denn meiner Meinung nach hatte das wirklich noch etwas Zeit.
 

Wenigstens bis morgen!
 

Kaum war er gegangen, stand Keira, die sich mit dem Fremden an der Türe vorsorglich in eine der Ecken verkrümelt hatte schon vor mir, ehe ich auch nur im Ansatz nach der Leine hätte greifen können.
 

Mein Hund besaß den siebten Sinn...wirklich, das meinte ich ganz im Ernst. Sie wusste, dass wir jetzt gleich „Gassi“ gehen würden und zwar immer mindestens zwei Minuten vor mir...immer!
 

Noch ehe ich den Gedanken daran richtig gefasst hatte, stand sie zumeist mit der Leine im Maul, sachte mit dem Schwanz wedelnd vor mir und mir wurde spätestens in dem Moment klar, dass ich genau daran jetzt im eigentlichen Sinne gedacht hatte.
 

Das fand ich bisweilen etwas unheimlich...aber gut, mein Hund war ja nicht dumm. Ich meine, vielleicht sendete ich auch irgendwelche entsprechenden „Botenstoffe“ aus, die ihr mein Vorhaben unbewusst signalisierten und sie konnte so am Ende riechen, was ich vor hatte?
 

Wer wusste das alles schon so genau?
 

Niemand..ich selber war mir darüber nämlich in den seltensten Fällen im Klaren, ich merkte es zumeist erst dann, wenn sie wieder einmal mit ihrer Leine im Maul vor mir auftauchte!
 

So auch jetzt.
 

Keira hatte sich ihre Leine längst geschnappt und direkt vor mir Sitz gemacht, wobei sie tatsächlich leicht mit dem Schwanz wedelte. Der kluge Hund beobachtete derweil aufmerksam was ich tat. Und ich hatte demnach mehr oder minder spontan beschlossen, dass JETZT erst einmal Gassi gehen angesagt war.
 

Ich nahm also meine warmen Sachen samt meinem Gewehr von der Garderobe und streichelte ihr kurz zärtlich über das weiche Fell am Kopf und Ohren, bevor ich mich gewissenhaft in die warme Kleidung packte, schon weil es draußen immer noch verdammt kalt und jetzt bereits wieder kurz vor dem dunkel werden war.
 

„Na komm schon mein Mädchen, lass uns verschwinden und etwas Frischluft schnappen, das kann uns beiden sicher nicht schaden.“ Forderte ich sie mit leisem Zungenschnalzen zum Gehen auf.
 

Meine Schäferhündin reagierte sofort mit einem kurzen aber überglücklich freudigen Kläffen, dann war sie wieder still, wie es sich für einen äußerst gut erzogenen Hund gehörte.
 

Knappe fünf Minuten später standen wir gemeinsam auf der Straße, im spät nachmittäglichen Dämmerlicht, das den bevorstehenden Einbruch der Nacht nur um so deutlicher Aufzeigte, da es bereits dunkel zu werden begann.
 

Ich atmete ein paar Mal tief durch und genoss die kalte aber lange nicht mehr so eisige Luft, wie ich sie hier im polaren Winter hatte kennen lernen dürfen. Gewissenhaft legte ich mir das leichte und für mich daher gut geeignete Jagdgewehr schussbereit in den Arm, um streunende Eisbären notfalls mit einem gezielten Warnschuss vor den „Bug“ zu vertrieben, dann packte ich die Leine und forderte Keira auf mir zu folgen.
 

Es war ein ausgedehnter und schön langer, wenn auch verflucht kalter Spaziergang, der wir beide in vollen Zügen genossen. Erst knappe zwei Stunden später konnte ich mich dazu aufraffen, wieder zurück ins Motel zu gehen. Es musste meinem Gefühl nach längst an der Grenze zur Abendessenszeit sein, also sollte ich mich besser sputen, wenn ich halbwegs pünktlich zu diesem rituellen „Hochzeits Spektakel“ erscheinen wollte.
 

Dort angekommen schlich ich mich so unauffällig, wie nur irgend möglich in Eikskilds und mein gemeinsames Zimmer.
 

Im Hotel ging es bereits lebhaft zu...das Brautpaar war der Lautstärke nach ganz eindeutig noch schwer damit beschäftigt, die letzten nötigen Vorkehrungen für den heutigen Polterabend zu treffen und die darauf folgende morgige „hochzeitliche Sitz- und Festordnung“ im kleinen Speisesaal zu organisieren und entsprechend festzulegen.
 

Darauf konnte ich im Moment herzlich gerne verzichten. Ich störte da meiner Ansicht nach ohnehin nur, also verkrümelte ich mich, dankbar von niemandem entdeckt worden zu sein, hastig auf des Trappers und mein Zimmer.
 

Dort stellte ich mit einiger Erleichterung fest, dass ER offenbar noch immer bei seiner Familie weilte. Was ich durchweg als gutes Omen wertete und obendrein überglücklich darüber war, dass mein Vorschlag offenbar doch eine ganz annehmbare Option für ihn gewesen zu sein schien.
 

Außerdem verschaffte es mir wenigstens noch ein paar Minuten kostbarer Privatsphäre, die eine Frau wie ich sicherlich für sich zu nutzen wusste und wenn es sich nur, um die simple Angelegenheit einer einfachen Achselrasur handelte….wobei ich diesen dringlichen Gedanken allerdings auf etwas später und definitiv für unter die Dusche verschob.
 

Also versorgte ich zunächst erst einmal meinen Hund, indem ich ihr zu fressen und zu saufen gab, erst dann kümmerte ich mich um mich selbst.
 

Ich überprüfte die Abendgarderobe des Trappers und meine eigene für heute und auch morgen gewissenhaft auf deren Vollständigkeit und stellte bei der Gelegenheit fest, dass ich mangels passenden Schuhwerks zweimal die gleichen Schuhe würde tragen müssen.
 

Ich hatte auf diese Expedition in den polaren Winter leider nichts passenderes, als mein einziges Lieblings Paar, der nahezu absatzlosen, schwarzen Glanzleder Ballerina Schuhe mitgenommen. Schlichtes aber dennoch schönes Schuhwerk, das zudem mit einem dezenten quer über den Fußrist verlaufenden Schmuck Accessoire einer schmalen Samtborte versehen war und zugleich in einer zierlichen aber ungleich kunstvoll verzierten Silberschnalle an der Außenseite des Schuhs mündeten.
 

Alles in allem annehmbar, aber leider nicht wirklich zu meiner übrigen deutlich edler ausfallenden Abendgarderobe passend. Nun ja egal, die würden es trotzdem tun müssen, ansonsten war ich gezwungen Barfuß zu laufen und das war so ziemlich die letzte, aller mir verbleibenden Optionen, die ich dafür in Betracht ziehen wollte.
 

In diesem Fall war ich gedanklich schwer damit beschäftigt, den weiteren Ablauf dieses Abends zu planen, vor allem was das „hübsch“ machen für die heutige Party im engsten Familien und Freundeskreis anbelangte, die dem Brautpaar alles Glück dieser Erde wünschte.
 

Denn eigentlich sollte nur das alte Geschirr an diesem Abend zerbrechen und je mehr um so besser, denn es prophezeite dem Paar doch, dass diese Ehe dafür ewig halten würde. Ich wünschte es ihnen so sehr und das wirklich aus tiefstem Herzen, denn ich fand dass sie ein schönes Paar abgaben.
 

Aber ich hatte zunächst meine eigenen Probleme, die es zu lösen galt. Irgendwie wusste ich nämlich nicht so recht, wie ich das mit dem entsprechend aufwendigen „Styling“ für diesen Abend bewerkstelligen sollte, vor allem wenn ER anwesend war.
 

An sich fand ich ungebetene „Zaungäste“ bei solchen Angelegenheiten alles andere als erbaulich...und der Trapper würde mir vermutlich ständig auf die Nerven gehen. Sagen wir mal so….ich ahnte es bereits, obschon er bisher noch nicht einmal von seiner kleinen Besuchstour im Kreise der Familie zurück gekehrt war.
 

Aber ich hatte ohnehin keine andere Wahl. Es sei denn, ich war mit dem Duschen schnell genug und fertig, bevor er zurück war. Dann...ja dann hatte ich das Bad tatsächlich ganz für mich allein.
 

Nun gut, also DAS ließ ich mir nicht zweimal sagen...und so dauerte es nicht lange bis ich etwas mehr als 20 Minuten später frisch geduscht in den Hauch eines Stoffes meines neuen Kleides gewandet und mit noch feuchten Haaren in diesem Miniaturbad stand und gerade im begriff war mir selbige trocken zu föhnen….
 

...als ich von draußen auf dem Flur ganz plötzlich merkwürdige laute Geräusche vernahm, die sich ganz eindeutig nach Gesang anhörten und zwar entsprechend lautstarkem.
 

Ahhmm ja also, wer immer da auch den Flur herunter getrampelt kam, näherte sich inbrünstig und damit aus vollster Kehle vor sich hin singend…
 

.....was ähhhhh singend?
 

Ich konnte kaum fassen, was ich da gerade vernahm?!
 

Denn es handelte sich nämlich ganz eindeutig um den tiefen Bass eines Mannes...einer, der an sich sogar eine recht gute Stimme zu haben schien. Aber dennoch seltsam schief und eindeutig so daneben klag, dass mir umgehend klar wurde weshalb, das so war?!
 

Wow, also DER da, wer immer es auch sein mochte, war so ziemlich ALLES aber sicherlich nicht mehr ganz nüchtern.
 

Der halb besoffene Kerl, der da draußen sein Liedchen zum Besten gab und so gutgelaunt in die friedliche Stille des Flurs hinein schmetterte, war wohl vermutlich auf der Suche nach seinem Zimmer.
 

UPPSS….ich war drauf und dran breit zu grinsen, denn ER klang schon sehr lustig. Allerdings blieb es mir wie direkt ins Gesicht gemeißelt stehen, als ich bemerkte, dass die Stimme wie es der Zufall wollte just und damit ganz genau vor MEINER Türe anhielt….und zwar ohne wenigstens die Tonlage etwas zu dämpfen.
 

« OH SHIT...verdammter Mist, bitte...bitte nicht!
 

FUCK...bitte tu mir das jetzt nicht an!
 

Nicht DU...oder...oder doch?!»
 

Fuhr es mir noch kurz durch den Kopf, als ob ich es bereits ahnte, denn da stand tatsächlich jemand vor unserer Türe und trällerte weiterhin lautstark so etwas vor sich hin, das wohl annähernd eine Melodie sein sollte, aber wenn dann war es eine, die ich nicht kannte.
 

Verblüfft, mit entsprechend ungutem Magengrummeln in der Vorahnung ging ich hin und öffnete sie einen Spalt bereit...und herein stolperte sogleich prompt kein anderer, als mein momentaner Mitbewohner und zwar allein und dazu alles andere, aber gewiss nicht mehr nüchtern!
 

„Gamut manun men gajamu...liebste Lyria. Haben du mich etwa vermisst? Uhh...wenigstens eine klein wenig? Du sehen da sein ich wieder, du haben mich zurück, unversehrt und an eine Stück. Du stellen dir vor, mein Familie haben mich nicht gefressen?!“
 

Hörte ich ihn mich daraufhin mit einem anschließenden lauthals dröhnenden Lachen und ungewohnt gutgelaunt begrüßen. Ich war gelinde ausgedrückt baff...also damit hatte ich nun am Allerwenigsten gerechnet.
 

Ja der gute Eikskild klang fast schon überschwänglich..etwas, das ich von diesem Mann normalerweise nicht gewohnt war.
 

Woha und da kam es auch schon….ich roch es noch im selben Moment, als er im Begriff war, sich leicht schwankend an mir vorbei ins Zimmer hinein drücken zu wollen. Ihm dies aber mittels leichter Gleichgewichtsprobleme mehr recht als schlecht gelang und zu allem Überfluss nicht, ohne die verlorene Haltung wieder zu gewinnen, indem er sich kurzerhand an mir fest hielt.
 

Kaum an mir vorbei und in unserer gemeinsamen Wohnstätte angelangt, nahm ich ihn mir entsprechend unentspannt zur Brust.
 

„Du hast getrunken…Eikskild und das jetzt schon, noch bevor es richtig los geht. Na wunderbar, ich bin begeistert!“
 

Grollte ich ihn daher nicht gerade freundlich an, woraufhin ich einen unschuldig verblüfften Blick und einen versuchsweisen Ansatz eines Schulterzuckens erntete, der mich nur noch mehr aufregte, was bedeutete, dass ich erst richtig in Rage geriet und meinem Unmut so richtig Luft machen musste, indem ich zumindest verbal, ungebremst weiter in die selbe Kerbe schlug.
 

„Ohh...iiiihhhgitttttt...puhhh Mann, du stinkst ja wie ein ganzer Schnapsladen!
 

Meine Güte, wie viel von dem Teufelszeug haben die beiden idiotischen Kerle dir da bloß eingeflößt, die sich deine Neffen schimpfen? Etwa die halbe Bar in diesem verdammten Motel?
 

Von wegen "zum betrunkenen Eisbären"...betrunkener "Eikskild" trifft es da im Moment wohl deutlich besser, oder wie darf ich das jetzt verstehen Herr Trapper?"
 

Fuhr diese Erkenntnis demnach ebenfalls wenig erfreut und vor allen Dingen erwartungsgemäß streng aus mir heraus, als ich sah, in welch desolatem Zustand ihn mir Fili wieder vor die Türe gestellt hatte.
 

Na prima...also SO hatte ich mir dieses Familientreffen aber gewiss NICHT vorgestellt. Nun gut, Eikskild war zwar nicht gänzlich betrunken oh nein...aber nüchtern war der Mann gewiss auch nicht mehr.
 

Und so durfte ich gleich darauf zu meiner größten Verwunderung eine ganz andere und bis dahin noch völlig unbekannte Seite von meinem rauen „Nordmann“ kennen lernen. Ich sah ihn nämlich grinsen...breit und entsprechend des Zustands dem Mann da mehr oder minder unfreiwillig erlegen war, auch leicht anzüglich.
 

Ich sah zum ersten Mal, inwiefern das dunkle leuchtende Blau seiner Augen einen merkwürdig einnehmend faszinativen Glanz annahmen, gegen den jeder noch so scharfe Schlafzimmerblick eines möchte gern Machos …..nicht den Hauch einer Chance aufweisen konnte.
 

ER legte da nämlich noch ganz andere Briketts auf...na olala…aber hallo, da musste ich mich aber schwer in Acht nehmen, sonst würde ich mich vermutlich ungleich schneller in der Horizontale wiederfinden, als mir das lieb sein konnte.
 

Denn genau so schätzte ich ihn in dem Moment ein und das vermutlich zurecht.
 

„Ohh nun kommen schon Lyria, du nicht böse auf mich sein?!
 

Ich...ich haben es erst gar nicht gewollt, aber sie haben mich dazu überreden und sie haben sagen, wenn man trinken, dann lösen sich die Zungen von selber und man können besser miteinander sprechen.“
 

Indem merkte ich wie, er einen raschen Schritt auf mich zumachte, um mich im Anschluss daran an den Händen zu fassen und schwungvoll einmal im Kreis herumwirbeln ließ und mich galant wieder auffing, noch ehe ich ganz begriffen hatte, was hier im eigentlichen Sinne vor sich ging.
 

Ich landete demnach ebenso schwungvoll in seinen Armen, wo mich das so seltsam einnehmende Grinsen des attraktiven nordischen Mannes erwartete und mir augenblicklich weiche Knie verschaffte und ich den schwachen, aber dennoch leicht anzüglich vertraulichen Klaps auf meinem Po, nur zu deutlich zu spüren bekam.
 

Oh wow...voll der Wahnsinn...also das hatte ich nun ganz sicher nicht erwartet. Ich meine schon gar nicht von ihm?!
 

Den Mann den ich liebte so wenig kontrolliert und enthemmt zu erleben, also das Vergnügen hatte ich bisher nur ein einziges Mal gehabt und auch da waren wir beide nicht mehr ganz nüchtern gewesen und ich wusste, wohin es uns beinahe geführt hatte.
 

Denn spätestens in dem Augenblick bekam ich hautnah zu spüren...wohin es uns beide führen KÖNNTE….wenn ich es denn zulassen würde.
 

„Jahaaaa mein Lieber, ich fürchte, dass sich da bei dir nicht nur die Zunge sondern auch noch was ganz anderes gelöst haben dürfte Herr Eikskild. Na..na komm schon lass mich los, das..das schickt sich nicht.
 

Schon gar nicht, für einen solchen Mann wie dich Herr Trapper.
 

Mutig, stark...und so...so..ähhhh...grundanständig?!
 

Bitte Eikskild...ich...ich liebe dich, aber...da..das geht jetzt nicht und du weißt das im Grunde so gut wie ich.
 

Wirklich ich meine es ernst, glaub mir doch, sie warten auf uns und zwar alle. Wir können sie nicht versetzen. Verdammt, du bist sein Trauzeuge und damit heute Abend Yokkys Ehrengast. Es ist ohnehin schon recht spät. Das Fest beginnt gleich und du bist noch nicht einmal annähernd fertig angezogen.
 

Wie willst du das denn bitte schön schaffen?
 

Mir fehlt im Übrigen auch noch die passende Frisur für den heutigen Abend...also komm schon, lass mich los bitte..ich..ich…!?“
 

Stotterte ich somit entsprechend verzweifelt drauf los, als ich eine seiner Hände nur all zu vertraulich auf meiner Hüfte, die andere aber ganz woanders auf dem leichten Stoff des hübschen hellblauen Kleides zu spüren bekam und zwar dort, wo sie ganz bestimmt nichts zu suchen, hatte jedenfalls nicht im Moment.
 

Ich wusste, dass dies der denkbar ungünstigste Augenblick war….erstens hatte er getrunken und das mochte ich ohnehin nicht sonderlich gerne, schon gar nicht, wenn ER solch ehrgeizige Ambitionen in Bezug auf mich an den Tag legte wie die, die ich da just in der selben Sekunde von ihm zu spüren bekam.
 

Also musste ich mir etwas einfallen lassen, ihn mir möglichst behutsam aber doch mit Bestimmtheit vom Hals zu schaffen….denn JETZT war das, was er von mir haben wollte, auf keinen Fall möglich...auf gar keinen!
 

Betrunken würde ich ihn nie ran lassen...niemals, das hatte ich mir geschworen. Ich hatte diese Erfahrung einmal gemacht und in meiner Jugend Sex mit einem betrunkenen Kerl gehabt. Gott bewahre, es war trotz aller emotionalen Bindungen an den jungen Mann ungelogen der denkbar Schlechteste gewesen, den ich jemals gehabt habe.
 

Also wenn, dann wollte ich IHN schon so haben, dass wir beide etwas davon hatten...und zwar gleichberechtigt und bei vollem und vor allen Dingen klarem Verstand.
 

Ich sah noch als ich Eikskild das sagte, den enttäuschten Ausdruck in seinem Gesicht, doch er ließ auf der Stelle los, denn er hatte trotz seiner „momentanen geistigen Beeinträchtigung“ verstanden, dass dies jetzt wirklich nicht gerade der günstigste oder richtige Augenblick für so „gewisse Dinge“ war, die er oder ich damit wohl oder übel auf später vertagen mussten.
 

„Hmmm du haben ja recht...verdammt ich...ich wissen es ja selber...aber ich können kaum noch klar denken, wenn du mit mir zusammen sein.
 

Verstehen du mich denn nicht?
 

Ich...ich lieben dich Lyria“…
 

...“das weiß ich ja, ich liebe dich doch auch, du nordischer Dickkopf von einem Trapper. Aber trotzdem müssen wir jetzt vernünftig sein...also lass uns gehen!“
 

Unterbrach ich ihn leise. wobei ich ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte, ihn dabei jedoch mit sanftem Nachdruck von mir löste und anschließend entsprechend energisch in Richtung Badezimmer schob.
 

„Aber vorher musst du wirklich noch dringend duschen Eikskild...meine Güte, du stinkst nämlich wie ein ganzer Schnapsladen. Also mach schon. Wenn du fertig bist, wirst du zudem deine gute Hose und das blaue Hemd anziehen, das ich für dich mitgebracht habe...den Anzug kannst du erst morgen an der Trauung tragen.
 

Soweit alles klar?“
 

Hakte ich entsprechend eindringlich nach, nachdem ich ihn quasi an der kaum vorhandenen „Türe“ abgestellt hatte und mich schon zurück ziehen wollte.
 

„Ja..ich haben dich sehr gut verstanden, ich haben lediglich etwas getrunken, nicht meinen Verstand verloren. Du können mir vertrauen...ich wissen was ich zu tun haben!“
 

Mit diesen Worten drehte er sich ein letztes Mal halb zu mir herum, dann fühlte ich den leichten Druck seiner kratzig bärtigen Lippen auf meiner Wange, mit dem er mir nochmals seine Zuneigung bekunden wollte, ehe er mit einem leisen aber tiefen Seufzer im Bad verschwand und tatsächlich erst wieder erschien, als er halbwegs ernüchtert und vollständig in der für ihn bereit gelegten Abendgarderobe angezogen auf der Bildfläche erschien.
 

Ich hatte indessen ebenfalls Zeit gefunden, mich selbst entsprechend dem Anlass des heutigen Abends „auf zu brezeln“ und mir meinen derzeit bis in den Nacken nachgewachsenen rötlichen Haarschopf mit ein paar der mit weißem Strass-Steinen besetzen Glitzernadeln zu drapieren, die ich hier im Laden erstanden und zu einer eleganten Hochsteckfrisur arrangiert hatte.
 

Sie war aufgrund der Kürze meiner Haare denkbar fragil und noch instabiler...sah aber selbst für meine eigenen Begriffe wirklich sehr schön aus, auch wenn ich eine Unmenge an Haarspray dafür verbraucht hatte, um das filigrane Kunstwerk an Ort und Stelle zu fixieren.
 

Dezent, aber doch weiblich geschminkt und so hübsch hergerichtet wie in der kürze der Zeit nur irgend möglich, wartete ich unruhig und mit entsprechend verknoteten Fingern und extra weichen Knien darauf was er sagte, wenn er gleich aus dem Bad kommen und mich SO sehen würde.
 

Hastig versuchte ich den feinen Stoff mit schweißnassen Händen glatt zu streichen...ein sinnloses Unterfangen, also ließ ich es schließlich sein, wusste aber nicht so recht, wohin mit meinen Händen.
 

Also versuchte ich mich an dem kleinen Handtäschchen fest zu klammern, das ich zu den beiden Kleidern erstanden hatte. Nur einen Moment später als ich mich übernervös und mit zitternden Knien in entsprechende Pose gebracht hatte, öffnete sich die Türe…
 

„So ich denken ich sein soweit...wollen du sehen...was..ich….?“
 

Im selben Augenblick als der das sagte und zugleich aus der Türe heraus trat, hob sich sein Blick und fiel auf mich.
 

Eikskild klappte im wahrsten Sinne des Wortes, die Kinnlade herunter...und zwar augenblicklich.
 

Ich sah es und konnte meine Hände nicht still halten mit einer entsprechend verlegenen Geste, strichen sie eine meiner im Moment nicht vorhandenen Strähnen zurück hinter mein Ohr.
 

Eine gänzlich überflüssige, wie dumme Geste, bei der ich mich just ertappte…und mich heftig räuspern musste.
 

Aber ER....er sah mich an.
 

Ich weiß nicht wie...aber So hatte mich zuvor noch nie einer angesehen, wie Eikskild!
 

So sprachlos, wie in diesem Augenblick hatte ich den Mann noch nie zuvor erlebt. Ich hörte wie er sich kurz räusperte, ehe er etwas sagen konnte.
 

„Du..du sehen sehr schön aus Lyria…wirklich...wunderschön!“
 

Mehr brachte er nicht heraus und selbst dabei klang seine Stimme merkwürdig belegt.
 

„Ich...oh danke sehr...du aber auch! Na aber hallo, wer ist dieser ungemein gutaussehende Mann?
 

Sagen Sie kennen wir uns?“
 

Antwortete ich ihm mit meinem charmantesten Lächeln, wobei ich die peinliche Situation zwischen uns beiden so galant wie nur irgend möglich umschiffen wollte.
 

Denn ich hatte eines nicht bedacht und das war die deutlich unterschätzte Wirkung, die ER auf mich erzielte, die vermutlich ebenso ungeplant und ungewollt erfolgte aber dennoch nicht länger zu verleugnen war.
 

Nachdem er frisch geduscht und in seiner deutlich respektableren Abendgarderobe aufgetaucht war, stockte auch mir kurzzeitig der Atem.
 

Das schöne dunkelblaue Hemd, das er am Mitwinterabend schon einmal getragen hatte und dazu die schwarze Hose aus dem feinem wollenen Tuchstoff, der er mit dem breiten dunkelbraunen Ledergürtel mit der extravaganten Silberschnalle das gewisse Etwas verliehen hatte.
 

Genau die, versetzte mich in erneutes Staunen. Ich hatte fast vergessen wie ungemein gut ihm diese Farbe zu Gesicht stand. Das intensive Königsblau wirkte geradezu umwerfend harmonisch zu seinen Augen. Dazu kam dann ja noch, das dichte etwa schulterlange schwarze Haar mit den auffälligen Silbersträhnen, das er eher nachlässig im Nacken zusammen gefasst hatte...all das machte mir augenblicklich weiche Knie.
 

Ich hatte fast vergessen, was für ungemein attraktive Merkmale für ihn sprachen und dass ich mir was das anbelangte durchaus einen ganz ansehnlichen Kerl angelacht hatte.
 

Ich hatte nicht gelogen, als ich ihn gefragt hatte ob wir uns kennen? Denn ich hätte ihn in diesem auffallend edlen Aufzug ehrlich gesagt beinahe nicht mehr wieder erkannt und das durchaus im positiven Sinne gesehen.
 

Durchaus im positiven Sinne…
 

Indem sah er mir leicht zweifelnd entgegen.
 

„Was haben du? Sein alles in Ordnung mit dir?“
 

Erfolgte die denkbar verwirrte Anfrage seitens des Trappers, der offenbar nicht so recht verstand, was jetzt in mich gefahren war.
 

Ich hingegen straffte mich rasch.
 

„Ähhh ja..ja natürlich alles okay, es war nichts. Ich habe nur kurz über etwas nachgedacht. Und nun was ist nun mit uns beiden? Nachdem wir uns so hübsch in Schale geworfen haben, wird es wohl höchste Zeit das Brautpaar zu beehren, nehme ich an.
 

Kommst du?“
 

Er nickte kurz, wobei sich ein überraschend entspanntes Lächeln über seine markanten Züge legte.
 

„Lass uns gehen, das wird sicher ein sehr schöner Abend werden.“
 

Hörte ich ihn mir eien Moment später antworten.
 

» Hmmm...davon bin ich überzeugt! «
 

Doch das sagte ich ihm nicht, das...ja das, dachte ich genau in diesem Augenblick, den ich wohl niemals wieder vergessen würde!
 

Ich nahm den Mann, den ich liebte sachte an der Hand und forderte ihn mit einem aufmunternden Lächeln auf mir zu folgen...ja dies würde gewiss ein sehr schöner Abend werden und wer weiß, vielleicht eine noch viel bessere Nacht?!

Polterabend -2

....oder "der Abend der Junggesellen"
 

Dass in diesem kleinen Motel heute Abend eine richtig große Party steigen würde, hörte man bereits nachdem Eikskild und ich aus der Zimmertüre heraus, auf den Flur des Obergeschosses getreten waren.
 

In einer der beiden altmodischen Glasvitrinen, die da so hübsch dekorativ an der Wand standen, vibrierten inzwischen sogar die antiken Bleikristall Gläser, im hämmernden Rhythmus der russischen Folklore Musik, die im neumodischen „Disco Outfit“ erstrahlte und in so derart ohrenbetäubend harten Beats an Lautstärke durch das ganze Haus ertönten, dass mir jetzt schon ganz schummerig wurde, obwohl ich noch nicht einmal unten im Erdgeschoss angekommen war.
 

„Oh wow, da meint es aber einer ausgesprochen gut mit unseren Ohren Eikskild, findest du nicht?

Na hoffentlich legt sich die Art von Euphorie nachher ein bisschen, sonst bin ich am Ende des Abends garantiert taub! Der möchte gern D J da unten an der Anlage, darf nachher aber gerne mal n Gang rückwärts schalten, da hätte ich garantiert nichts gegen einzuwenden.“ Kommentierte ich meine Feststellung trocken in Richtung meines Begleiters.
 

Der allerdings zuckte nur beiläufig mit den breiten Schultern und sagte dann ebenso knapp...“hmm warum glauben du, haben ich meine Nerven vorhin schon etwas beruhigen müssen? Damit sein es sehr viel besser zu ertragen gewesen und ich hoffen ebenfalls stark, dass sich das noch etwas geben werden...sonst müssen du und ich es für die kommenden zwei Tage ertragen, so lange werden diese Hochzeit nämlich dauern.“
 

Ich zog die Brauen leicht hoch und sah ihn mir entsprechend amüsiert unschuldig entgegen grinsen.
 

„Ah ja, so ist da also? Du meinst in dem Zustand ist es halbwegs erträglich oder wie? Eine bessere Ausrede als die, ist dir dazu nicht eingefallen? Wie armselig, wenn auch überraschend stimmig Herr Trapper, das muss man dir lassen, um passende Ausreden bist du wirklich selten verlegen.“
 

Konterte ich somit abermals trocken, wobei ich einen tiefen ergebenen Seufzer ausstieß. Doch Mann war ohnehin nicht geneigt, dies so einfach auf sich sitzen zu lassen, dementsprechend mürrisch erfolgte die Retourkutsche von Eikskild, die ganz eindeutig an meine Hausnummer adressiert war.
 

„Was, das stimmen doch gar nicht?
 

Das sein kein Ausrede gewesen!
 

Es sein mein Ernst Lyria. Ich meinen das wirklich, wie ich es dir sagen haben. Die Lautstärke sein wirklich nur schwer zu ertragen gewesen, das werden du nachher schon noch merken!“
 

Kommentierte er meine Anmerkung an ihn mit einer Vehemenz, die mich innerlich grinsen ließ, denn ich bemerkte sehr wohl, dass da ganz eindeutig das schlechte Gewissen aus ihm sprach.
 

Offenbar hatte er es auch nicht so besonders prickelnd gefunden ausgerechnet von mir, beim kollektiven „Männerbesäufnis“ ertappt worden zu sein, das sich heute Abend wohl mehr oder minder ausgeprägt fortsetzen würde.
 

Demnach antwortete ich ihm relativ gelassen und um Diplomatie bemüht, wobei sich ein erneuter aber diesmal leicht resignierter Seufzer aus meiner Brust stahl.
 

„Ah ja...gut, dann wird mir im Moment nichts anderes übrig bleiben, als es so hinzunehmen wie es ist. Aber was diesen ohrenbetäubenden Lärm anbelangt, muss ich zugeben, dass der einem ganz schön auf die Nerven gehen kann. Ich meine schön ist sicherlich was anderes, aber wir werden es wohl überstehen, auch wenn ich das Disco Gehämmere im Augenblick als ganz entsetzlich geschmacklos empfinde.“
 

Er grinste während dessen noch immer merklich belustigt vor sich hin, bevor er mir eine knappe Sekunde später etwas entsprechendes entgegnete.
 

„Das können du Yokky von mir aus gerne mitteilen..aber ich nehmen an, dass das wohl wenig nützen werden, denn sein zukünftige Frau haben das organisieren, soweit ich es wissen. Heute sein zudem sein letzter Abend bevor er das Band der Ehe ganz offiziell mit ihr knüpfen werden.
 

Ich nehmen daher an, dass er den Anlass entsprechend feiern wollen!“
 

„Was indem Man(n) sich maßlos betrinkt oder wie?!“ Hakte ich nochmals etwas unwirsch bei ihm nach, weil ich längst ahnte, was uns an diesem Abend wohl noch so alles bevor stehen würde.
 

Er schüttelte jedoch energisch den Kopf.
 

„Nein gewiss nicht…. aber ganz nüchtern werden er diesen letzten Abend in Freiheit wohl auch nicht überstehen. Ich meinen, dafür werden die anderen Männer schon sorgen, es sein eine Art von Ritual, das gehören gewissermaßen dazu, an eine Junggesellen Abschied werden nun mal viel getrunken.
 

Also dann du kommen, lassen uns gehen, es werden wohl nicht ganz so schlimm kommen und ganz bestimmt werden es später auch noch eine andere Musik geben...nun ja, zumindest hoffen ich das, sonst werden mein arme Ohren darunter auch ganz schön zu leiden haben.“
 

Dieses Mal grinste ich breit, als ich ihn dies zu mir sagen hörte.
 

„Ach, ich wusste ja gar nicht, dass du etwas von Musik verstehst Herr Trapper? Aber warum soll es dir da ein Fünkchen besser ergehen als mir? Wenn, dann ertragen wir dieses Desaster gemeinsam mein lieber Eikskild.“
 

Hakte ich unterdessen mit meinem charmantesten Grinsen ein, wobei ich meinen Arm ganz selbstverständlich bei ihm unterschob und mich so von „meinem Trapper“ hinunter in das Erdgeschoss geleiten ließ, was er anstandslos und überdies sehr gekonnt bewerkstelligte, so als hätte er dies schon immer so getan.
 

Ich konnte zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht wissen, dass ihm seine harte und elitäre Erziehung in der Vergangenheit einiges mehr an Disziplin und Contenance abverlangt hatte, als ich es auch nur ansatzweise ahnte.
 

Dies sollte ich alles erst sehr viel später erfahren.
 

Unten angekommen, nahm uns zunächst eine vergleichsweise gutgelaunt strahlende Hausherrin in Empfang.
 

Lalê, da stand sie und wirkte sogar halbwegs entspannt…zumindest bis sie uns beide zu Gesicht bekam. Wobei sie diesmal jedoch nicht allein aufgetaucht war, sondern ihren ebenfalls nicht unattraktiven dunkelhaarigen, wie blauäugigen Gatten zur Seite stehen hatte, der uns im Gegensatz zu ihr mit einem angenehm sympathischen Lächeln entgegen sah.
 

Erik Olesøn schien sich wirklich ehrlich darüber zu freuen, Eikskild frisch und munter auf den Beinen zu sehen, denn immerhin hatte er ihn gemeinsam mit seinem Piloten Kollegen gezwungenermaßen als Notfalltransport per Heli von Barentsøya nach Longyearbyen verfrachten müssen, um ihm so das Leben zu retten.
 

Ohne Erik und dessen Kollegen hätte Eikskild dieses Desaster mit der schlimmen Blutvergiftung wohl nur schwerlich überlebt.
 

„Hallo ihr beiden, schön euch so gesund und munter zu sehen. Wie geht s dir Eikskild, sieht ganz so aus, als ob alles wieder soweit im Lot ist, wie es sein sollte?!“
 

Vernahm ich ihn fast sofort danach gutgelaunt mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, das den Trapper und mich offen und angenehm entspannt in Empfang nahm.
 

Eikskild ließ mich mit einem Mal los und machte anstatt dessen kurzerhand ein paar energische Schritte auf ihn zu, kaum dass er ihn neben Lalê entdeckt hatte.
 

„Ja danke, mir gehen es wieder gut Erik. Ich wissen, das ich ohne dich und deine mutige Männer von der Rettungsstation das wohl kaum hätten schaffen können, dafür sein ich dir wirklich sehr dankbar.
 

Erik, du elende fliegende Teufelskerl...etwas müssen ich aber von dir wissen, etwas das mir sehr wichtig sein. In des Schöpfers Namen, bei welche von diese schreckliche Schlachter von Tierärzte haben du meine Hunde eigentlich gelassen?
 

Du sagen es mir.
 

Bitte..ich müssen es wissen, sonst haben ich kein Ruhe. Ich hoffen, dass sie in der Station alle in Ordnung sein!?“
 

Fragte er ihn energisch entschlossen, als er bei ihm angelangt war.
 

Erik wirkte einen Moment lang ehrlich verblüfft, fing sich dann jedoch rasch.
 

„Was?
 

Wie?
 

Deine Hunde?
 

Oh ja..ja mach dir bloß keinen Kopf Eikskild.
 

Ich ähhh...die sind im Augenblick noch sehr gut aufgehoben, wo wir sie abgeliefert haben. Deine Huskys sind allesamt in der Obhut von Rikka...meiner ..meiner jüngsten Schwester. Die ist zur Zeit die diensthabende Tierärztin auf der Station. Dort wird bestens für deine Hunde gesorgt, bis du wieder ganz gesund bist und sie auf wieder auf Barentsøya mitnehmen kannst.
 

Ich verspreche es dir, ich habe sie dort eigenhändig abgeliefert. Frag Lyria, wenn du mir nicht glaubst?!“ Entgegnete ihm der andere Nordländer somit noch immer reichlich verblüfft, wobei er Eikskild jedoch ein neuerliches und sehr herzliches Lächeln zukommen ließ, das irgendwie ansteckend wirkte...zumindest auf mich.
 

Eiskilds zweifelnder Blick ging hingegen augenblicklich zu mir und so legte ich ihm sachte eine Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen.
 

„Es stimmt was er sagt, du kannst Erik vertrauen Eikskild. Er hat einen guten Platz und sehr liebevolle Betreuer für deine Hunde gefunden, aber das sagte ich dir doch bereits...oder nicht?! Ich habe sie zudem alle vier regelmäßig gesehen, als du noch im Krankenhaus lagst. Es..es ging ihnen dort weit besser als dir denke ich. Ich...ähmmm, wir werden sie sicherlich bald aus der Station heraus und nach Hause holen können, ich verspreche es.“
 

Er sah mich an und allein am unerwartet harten Ausdruck auf seinen markanten Gesichtszügen bemerkte ich den bitteren Beigeschmack, den seine darauf folgende Antwort an mich hatte.
 

„Du versprechen es mir?
 

Ausgerechnet DU...!?
 

Wie können du das, wo du doch gar nicht wissen, ob du dann überhaupt noch da sein?“
 

Ich erwiderte seinen Blick fest und ebenso nachdrücklich, als ich bemerkte worauf er damit anspielte.
 

„Ganz gleich was auch geschieht, werde ich wenigstens solange bei dir bleiben, bis sie wieder alle wohlbehalten zuhause auf der Insel sind, das verspreche ich dir...ich gebe dir mein Ehrenwort darauf!“
 

Er sah mich an..lange und ohne ein Wort zu sagen, doch dann nickte er plötzlich, wenn auch entsprechend kurz angebunden.
 

„Gut, ich werden dich beim Wort nehmen Lyria….dann sein es also so abgemacht!“
 

Das war alles, mehr sagte er dazu nicht mehr.
 

Erik sah einen Augenblick lang verwirrt zwischen ihm und mir hin und her...dann fragte er mich leise.
 

„Ähhmm habe ich da was wichtiges verpasst oder was ist das da zwischen euch beiden?“
 

Ich blickte ihn mit ernster Mine entgegen.
 

„Da...das ist nichts wichtiges...zumindest nichts, worüber ich im Augenblick sprechen möchte. Sieh es einfach als lebhafte Diskussion zwischen ihm und mir an...mehr ist es auch nicht, denke ich.“
 

Entgegnete ich dem dunkelhaarigen nordischen Mann mit dem sympathischen Lächeln resigniert, wobei ich Eikskild aber genau im Auge behielt, schon um dessen Reaktion darauf besser abschätzen zu können, die nur eine Sekunde später bereits wie von mir erwartet erfolgte.
 

Der mürrisch verkniffene Ausdruck um seinen Mundwinkel, den ich dabei prompt von ihm geboten bekam, sagte mir entgegen meiner Antwort an Erik nämlich etwas ganz anderes. Diese Botschaft war beileibe nicht zu übersehen und gewissermaßen überdeutlich.
 

„Ah gut, ich dachte schon ihr hättet Streit miteinander oder so...um so besser...dann können wir uns ja jetzt alle amüsieren gehen.
 

Was haltet ihr davon?!“
 

Hielt der nichts von unserer weitaus tiefsinnigeren Problematik ahnende Erik gutgelaunt dagegen, wobei er Eikskild und mich fragend musterte.
 

Hier war Eikskild im Gegensatz zu mir jedoch ganz Profi, seine zuvor so verkniffen wirkende Gesichtsmimik glättete sich geradezu meisterhaft, bis hin zu belangloser Gleichmütigkeit und der Trapper ließ sich vor Erik nichts weiter von dem anmerken, in welche heikle Problematik dieses doch sehr persönliche Gespräch zwischen uns beiden im eigentlichen Sinne mündete.
 

Anstatt dessen spürte ich, wie er mich plötzlich wortlos an der Hand packte und energisch mit sich fort zu den anderen Gästen hin zog.
 

„Du haben recht Erik, genau das werden wir tun...und zwar jetzt sofort!“
 

Hörte ich ihn dem anderen Mann dabei ungewöhnlich kurz angebunden entgegen brummen...dann hatte er mich auch schon mit nachdrücklicher Entschlossenheit in Richtung der kleinen Halle geschoben, in der das Fest heute steigen sollte.
 

Mir gingen schier die Augen über, als wir beide den mit Menschen gut gefüllten Gastraum betraten...mein Herz schlug mir vor Schreck kurzzeitig bis zum Hals hinauf. Ich wusste ja nicht, wie die anderen Gäste auf uns beide reagieren würden.
 

Immerhin waren wir gemeinsam und nicht jeder einzeln erschienen, das konnte schon so mache missverständliche Rückschlüsse unserer Beziehung zueinander aufwerfen.
 

Das konnte mir und ihm Grunde zwar egal sein, was andere über uns dachten, aber so ganz gegen irgendwelche Mutmaßungen was Eikskild und mich betraf, war ich für meinen Teil dann doch noch nicht gefeit. Ich mochte ihn, ja sogar sehr...aber war ich wirklich dazu bereit dies auch vor anderen offen zugeben zu können?
 

Darauf hatte ich keine Antwort zumindest keine die halbwegs brauchbar gewesen wäre...ich würde dies wohl einfach auf mich zukommen lassen müssen.
 

Nun ja und was die anderen Hochzeitsgäste anbelangte so schienen die sich zumindest teilweise ganz ordentlich zu amüsieren. Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass er und ich just zur gleichen Zeit auf der Bildfläche erschienen waren.
 

Das beruhigte mich etwas, diese für mich ethnisch betrachtet völlig fremdartige Hochzeitsgesellschaft verlangte mir auch so schon so einiges an Nerven ab….denn soooo flexibel und Party freudig war ich schon lange nicht mehr geartet, wie ich es früher als junge Frau einmal gewesen war.
 

Zudem wollte ich mir wegen UNS und dem momentan doch sehr aufgewühlten Gefühlszustand in dem wir beide zueinander standen, nicht auch noch irgendwelche dumme und anzügliche Sprüche anhören müssen.
 

Ich fühlte mich bedeutend wohler, wenn ich die Situation unter Kontrolle hatte, in der ich mich befand. Und das hier machte mich zunehmend nervös, eben weil ich überhaupt keinen Einfluss, noch irgend eine Art der Kontrolle auf den heutigen Abend ausüben konnte...ich musste ihn einfach über mich ergehen lassen, etwas das mir nicht gerade leicht fiel.
 

Ich spürte Eikskilds Nähe...seine angenehme Körperwärme, denn er war direkt neben mir stehen geblieben. Wenigstens das erzielte eine überraschend beruhigende Wirkung auf mich...mit IHM fühlte ich mich sicher, ganz gleich wo ich auch war.
 

Ihn würde ich an diesem Abend wohl nur für die notwendigen Pinkelpausen aus den Augen lassen, dessen war ich mir ziemlich sicher. Wenigstens eine kontinuierliche Anlaufstation brauchte ich, um mich unter all diesen fremden Menschen annähernd wohl zu fühlen.
 

Plötzliche Veränderungen waren irgendwie nicht so ganz meine Sache...das bemerkte ich mit wachsendem Entsetzen mehr und mehr, vor allem weil es mir früher so gar nichts ausgemacht hatte.
 

Mich jetzt aber in etwa wie ein Vorschlaghammer traf.
 

Uhhh Shit..ich begriff eigentlich erst jetzt so richtig, wie grundlegend mich das karge und einsame Leben mit ihm verändert hatte.
 

Ich mochte keine großen Menschenansammlungen mehr...etwas das ich früher regelrecht genossen hatte. Allein diese Erkenntnis erschütterte mich bis ins Mark. Aber ich verstand jetzt auch sehr viel besser als früher, dass man nicht unbedingt allein in der Wildnis sein muss, um sich einsam zu fühlen..selbst unter noch so vielen Menschen konnte einem dies jederzeit widerfahren.
 

Im Gegenteil, die vermeintliche Wildnis konnte einem etwas geben, das all diesen Menschen um einen herum niemals gelingen würde...doch man musste erst einmal an den Punkt gelangen, dies überhaupt zu verstehen und noch mehr, es überhaupt schätzen zu lernen.
 

Und allein durch IHN hatte ich dies gelernt...anfangs eine bittere Lektion, jetzt nach all diesen langen Monaten war ich ihm zutiefst dankbar dafür.
 

Mein Blick blieb daher beinahe zärtlich an ihm hängen...etwas das er durchaus registrierte...denn ich sah das schmale wissende Lächeln, das seine Lippen umspielte, als er mich erneut ansprach.
 

„Also, was wollen du als erstes machen Lyria? Sein wir nicht hier um uns zu amüsieren?!“ Fragte er mich ungewöhnlich sanft, wobei er mir noch immer nachdrücklich forschend ins Gesicht sah, so als hätte er meine versteckten Ängste und Nöte bemerkt und wollte mir helfen sie allesamt besser in den Griff zu bekommen.
 

„Ähhmmm...sollten wir nicht zuerst das Brautpaar aufsuchen und...und ihnen Glück für ihren gemeinsamen Lebensweg wünschen?“ Hörte ich mich ihm daraufhin ein wenig unsicher antworten, da ich nicht so recht wusste was ich jetzt sagen oder tun sollte.
 

„Oh...gut, das sein ein ausgesprochen guter Plan...also dann lassen uns die beiden suchen.“ Antwortete er mir fast sofort darauf mit einem schlichten aber ungemein gutmütigen Grinsen, das mir das Herz aufgehen ließ.
 

Etwa vier Minuten später nachdem wir uns mehr oder minder erfolgreich durch die dichte Menschenansammlung vor uns gedrängelt hatten, war es uns beiden endlich gelungen zu Yokky und Svetlana vorzudringen, die von einer ganzen Traube an Verwandtschaft der Braut umgeben waren.
 

„Du meine Güte, das ist hier ja schlimmer, wie auf einem Volksfest!“
 

Stöhnte ich wenig begeistert, als es uns beiden erst etliche Minuten später gelungen war, sich einen halbwegs guten Platz in der Reihe hinter den übrigen Hochzeitsgästen zu erkämpfen, wobei wir dementsprechend ernüchtert feststellen mussten dass, das Pärchen vor uns ausgerechnet Fili und Thalia samt Nachwuchs waren, die ebenso vergeblich zu Yokky und seiner Braut vorzudringen versuchten, um ihnen zu gratulieren und bei der Gelegenheit ihren nicht unerheblichen Anteil an glücksbringendem Porzellan los zu werden...an das weder Eikskild noch ich bisher in irgend einer Weise einen Gedanken verschwendet hatten.
 

« Verdammte Panne, daran hättest du echt denken können…?! »
 

Fuhr es mir noch peinlich berührt durch den Kopf, doch da war es bereits zu spät.
 

Die beiden Glücklichen waren schon schwer mit einer erheblichen Anzahl an Porzellan Scherben auffegen beschäftigt, als es Fili und Anhang endlich gelang zu ihnen vorzustoßen, wobei wir beide uns ganz unauffällig direkt dahinter hielten, schon damit nicht weiter auffiel, dass wir das Eigentliche vergessen hatten...nämlich das Porzellan für diesen verflixten Polterabend!
 

Indem ergriff Eikskild glücklicherweise die Initiative als er verstanden hatte, wozu dieses Ritual in etwa dienen sollte.
 

Er tat es, indem er sich kurzerhand seinen ältesten Neffen am Kragen schnappte und ihm entsprechend eindringlich klar zu machen versuchte, wo uns beiden gewissermaßen der „Schuh“ drückte und auch wenn ich wenig bis gar nichts davon verstand, worüber sich die beiden Männer hastig und zudem sehr leise austauschten, so hatte ich doch den Eindruck, dass der Trapper mit seinen Bemühungen durchaus Erfolg haben würde.
 

«
 

„Fili!“
 

„Hmmm..was?“
 

„Los, mach schnell und gib mir zwei von den verdammten Tellern, die du gleich gemeinsam mit deiner Gemahlin zu zerschmettern gedenkst, um diesem äußerst merkwürdigen menschlichen Brauch genüge zu tun!“
 

„Ähhh...was denn Irakadad?
 

Warum? Hast du etwa keine eigenen mitgebracht oder wie?“
 

„Nein...ich wusste nicht, dass man das hier in der Menschenwelt bei einer Eheschließung macht!“
 

„Ach..nein? Gut, ich verstehe...aber Lyria hätte es eigentlich wissen müssen?!“
 

„Die hat mir aber nichts davon gesagt..also gib die Dinger schon her oder muss ich erst nachhelfen?!“
 

„Hör auf mir zu drohen Onkel...ich hab s ja verstanden….und das nächste Mal kümmerst du dich selbst darum!“
 

„Oh, ich nehme nicht an, so schnell wieder zu einem solchen Anlass eingeladen zu werden, daher werde ich so was wohl eher weniger benötigen.“
 

„Hmm...höchstens an deiner eigenen vielleicht…?!“
 

„WAS an meiner eigenen…ich habe keine Ahnung wovon du sprichst Fili?!“
 

„Na von deiner Hochzeit...ONKEL! Ich spreche von deiner eigenen Hochzeitsfeier.“
 

„Was soll der Unsinn Neffe, ich habe gewiss nicht vor, in nächster Zeit in den Ehestand zu treten!“
 

„Okay, vergiss es einfach Thorin, war nur so ein Gedanke!“
 

»
 

Indem konnte ich den jüngeren der beiden Männer gottergeben seufzen hören, ehe er Eikskild zwei der schon reichlich lädierten Teller in die Hand drückte, was dieser mit einem siegesgewissen breiten Grinsen quittierte.
 

„Na bitte es gehen doch, man müssen nur wissen wie!“ Konnte ich ihn demnach ungemein mit sich selbst zufrieden in meine Richtung brummen hören, wobei er großzügig einen der beiden hart erkämpften Teller an mich weiterreichte.
 

„So sein dem Symbol der ewigen Liebe und der ehelichen Treue wenigstens im Ansatz genüge getan. Ich fürchten das werden dem Brautpaar vorerst ausreichen müssen...mehr haben wir beide nämlich nicht zu bieten!“
 

Aber das schien Yokky und Svetlana ohnehin nicht im geringsten zu stören. Beide Verliebten strahlten uns freudig und mit deutlich geröteten Gesichtern entgegen, wo sie auf mich in etwa so wie zwei auf Hochleistung gedopte Leuchtturmscheinwerfer wirkten.
 

Wow...also das hatte wirklich etwas gruseliges an sich…
 

...Endorphine und Glückshormone in Reinform!
 

Ein solches Maß an „hormonell bedingtem Glückscocktail“ hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen.
 

„Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit ihr beide...ähh wir...wir...hmmmm..nein ICH wünsche euch alles erdenkliche Glück dieser Erde...möge eure Liebe auf ewig währen!“
 

Stotterte ich den beiden mit atemlos geröteten Wangen entgegen, wobei ich meinen einzelnen lumpigen Porzellanteller impulsartig auf den Boden pefferte, dass er augenblicklich in tausend winzige Scherben zersprang.
 

„Na das müssen ja schon zwingend Glück bringen, bei so viele Scherben, meinen du nicht Yokky? Du sein meine allerbeste Freund und so wollen auch ich euch viel Glück und eine Liebe wünschen, die so stark sein, dass sie alle Stürme dieses Lebens überstehen möge.“
 

Hakte Eikskild der mich dabei beobachtet hatte, somit nur einen Atemzug später ein, wobei auch er den zweiten Teller, den er kurz zuvor von Fili ergattert hatte, mit solcher Wucht hinter her schmetterte, dass selbiger sich ähnlich dem ersten, ebenfalls in sämtliche Einzelteile zerlegte.
 

Yokky der uns gegenüber stand und zudem schon nicht mehr ganz nüchtern wirkte, lachte derweil sein gutgelauntes dröhnendes Lachen, wobei er den Arm um seine Braut legte und sie nahe zu sich hin zog. Er gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, dann wandte er sich uns zu, während Svetlana ihren Yokky überglücklich anstrahlte.
 

Man sah beiden Liebenden an, dass sie einander wirklich ehrlich in einer tiefen Innigkeit verbunden fühlten, die selbst ein Herz aus Stein erweichen musste.
 

So glücklich und zufrieden, hatte ich bis dahin noch nie zwei Menschen gesehen, wie diese beiden und es freute mich so sehr für sie, dass ich hätte weinen mögen. So viel Lebensglück wird einem nur selten zuteil und ich wusste sehr genau, dass man nicht mit Selbstverständlichkeit auf so etwas wie das für sich selbst hoffen konnte. Dies war ein ungemein kostbares Gut, das man sich mit keinem Geld der Welt kaufen konnte...nein so etwas wie das, musste einem geschenkt werden!
 

„Nun ja also...je mehr Scherben je mehr Glück in der Ehe sagt man sich. Das habt ihr beide aber sehr wörtlich und sehr gründlich genommen, wie ich sehe.
 

Oh wow….wollt ihr uns etwa die ganze Nacht lang fegen lassen?!“
 

Konnte ich Yokky mir einen Moment später belustigt antworten hören...woraufhin ich abermals peinlich berührt und damit entsprechend heftig errötete.
 

Ich wollte ihm noch etwas darauf entgegnen, doch ich spürte plötzlich wie Eikskild mit einem Mal ganz offen nach meiner Hand griff und sie anschließend überraschend sanft in seine nahm, wobei er Yokky völlig gelassen antwortete.
 

„Das..ähhh...haben wir tun, weil wir euch sehr mögen. Ich hoffen ihr beiden wissen das und nein, es sein eigentlich nicht mein und Lyrias Absicht gewesen, euch die halbe Nacht lang fegen zu lassen?!“
 

Yokky trat hastig vor und nötigte Eikskild zu einer mehr oder minder spontanen Umarmung, die ungemein herzlich und dazu recht euphorisch ausfiel…
 

„Das weiß ich doch alter Freund...ich danke dir..und jetzt geht...geht und habt Spaß ihr beiden. Amüsiert euch, denn dieser Abend wird niemals wiederkommen!“
 

„Nun jedenfalls nicht so in der Form, da haben du wohl recht.“ Kommentierte ihn Eikskild trocken.
 

Yokkys darauf folgendes breites Grinsen wirkte ansteckend, als er uns beiden noch ein kurzes….“wir sehen uns dann nachher. Und hey nicht vorher schlapp machen Freunde, die ganz große Show kommt erst später, wenn wir diesen hünenhaften Scherbenberg bezwungen haben...also bleibt standhaft!“ Zu rief, ehe ihn seine momentane Aufgabe...nämlich Porzellanscherben zusammen fegen, wieder voll in Anspruch nahm.
 

Und so antwortete ich ihm noch rasch...
 

„Versprochen Yokky...was immer das auch für eine geheimnisvolle Ankündigung sein mag. Ich werde sie mir ganz bestimmt nicht entgehen lassen!“
 

Aber noch im selben Moment, als ich ihm das geantwortet hatte, spürte ich erneut, wie Eikskild mich energisch an der Hand packte und mit sich fort zog und zwar genau in Richtung der eigentlichen Mitte, des doch nicht so kleinen Gastraumes von Lalês Motel.
 

„Du haben ihn vernommen Lyria...er wollen, dass wir beide uns amüsieren gehen, also werden wir das auch tun?!“ Hörte ich ihn mir dabei überraschend launig antworten.
 

Ich zog meine Brauen spontan nach oben, wobei ich abrupt stehen blieb und ihn so zum Anhalten zwang.
 

„Ah ja? Und wie, wenn ich fragen darf?“ Hakte ich daraufhin argwöhnisch bei ihm nach...sehr viel weiter kam ich mit meiner Fragestellung allerdings nicht mehr, denn noch bevor ich in irgend einer Weise hätte reagieren können, bemerkte ich zu meinem grenzenlosen Erstaunen, wie er mich im selben Moment etwas ungelenk aber ungemein nachdrücklich in seine Arme manövrierte.
 

Noch ehe ich hätte „PIEP“ sagen können, fühlte ich bereits am eigenen Leib, was ER offenbar unter der Vorstellung von sich miteinander „amüsieren“ verstand?!
 

Eikskilds unerwartet zärtlicher aber zugleich wenig zurückhaltender Vorstoß in Form eines sehr leidenschaftlichen Kusses raubte mir augenblicklich den Atem…
 

Ohhhwww und ich hörte jenes leise und ungemein erotisch tiefe Grollen in seiner Kehle, das mir einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte.
 

Spätestens ab da wurde mir sonnenklar, dass uns jeder, wirklich jeder der hier Anwesenden sehen konnte. Wir standen mitten im Raum, um uns herum damit also gefühlte hundert Augenpaare die dabei zusahen, wie er mich küsste.
 

Die ungemeine Erleichterung die mich dabei fast ebenso schlagartig überkam, war wohl die größte Überraschung für mich selbst, denn ich stellte merklich verblüfft fest, dass es mir mittlerweile vollkommen „wurst“ war ob uns denn irgend jemand zusah oder nicht. Ich ertappte mich anstatt dessen bei dem sicherlich nicht ganz ungefährlichen Gedanken, dass ich nicht wollte, dass er jemals wieder damit aufhörte…
 

Ich schlang meine Arme um seinen Hals und erwiderte seine zärtlichen Annäherungsversuche ebenso leidenschaftlich…
 

Eikskild gab mich plötzlich frei, ich spürte die unmittelbar starke Verblüffung, die mit meiner spontanen Handlung einherging, doch es währte nur kurz...einen Augenblick später fühlte ich die angenehme Wärme seiner kräftigen Männerhände hinunter auf meine Hüften gleiten, um sich anstatt dessen in männlich besitzergreifendem Fordern weiter zu meiner hübsch runden Kehrseite vorzuarbeiten. Das entlockte mir leisen Gegenprotest...den Eikskild packte in seiner ungestümen Leidenschaftlichkeit etwas heftiger als erwartet zu, wobei er mich gleichzeitig noch etwas enger an sich heran zog.
 

So nahe, dass ich dabei schon durchaus zu spüren bekam, wie sehr diesen Mann meine Nähe in Fahrt brachte. Es dauerte so eine geraume Weile bis mein vollständig von Glückshormonen geflutetes Gehirn seinen Dienst wieder aufnehmen konnte. Erst gefühlte hundert Jahre später ließen wir in atemlosen Keuchen voneinander ab, wobei wir uns tief in die Augen sahen.
 

Jeder wollte es beim anderen sehen...dieses unbeschreibliche Gefühl...für das es keine Worte gibt!
 

Der tiefe Blick in seine so außergewöhnlichen und intensiv blauen Augen machte mir unverzüglich weiche Knie. Gott im Himmel, er konnte einen aber auch anschauen, dass man alles und jeden um sich herum vergaß...wirklich alles….
 

...einen Mann dessen „Augensprache“ auch nur im Ansatz fesselnder und dabei so überdeutlich in seiner Ausdrucksweise gewesen sein könnte, als die von ihm. So einen hatte ich bis dahin ohnehin noch nie getroffen.
 

Und so brauchte es ein paar Atemzüge ehe ich wieder in der Lage war mich halbwegs zu fangen, ehe ich mit ihm sprechen konnte, wobei ich meine Arme jedoch wie zum Trotz nicht von ihm löste und wir so noch einen Augenblick länger in dieser doch sehr körperlich intensiven und innigen Berührung miteinander verharrten.
 

„Hmmm….ich verstehe, das also ist deine Vorstellung von Amüsement?! Na das hätte ich mir ja denken können Herr Trapper.“ Hauchte ich ihm schließlich in atemlosen Keuchen in den dunklen Ansatz seiner Mähne nahe an seinem Ohr.
 

Ich vernahm sein Lachen..tief, dunkel und ungemein amüsiert.
 

„Haben du etwa etwas anderes vermutet?“ Kommentierte er meine Ausführung dabei erwartungsgemäß trocken.
 

„Nein...mittlerweile kenne ich dich gut genug du elender Schuft. Nicht dass ich mich darüber beschweren möchte, mein lieber Eikskild. Ganz im Gegenteil...ich bin schon deutlich weniger anregend von einem Mann geküsst worden, als eben von dir.
 

Ahmmm...aber denkst du nicht, dass das vielleicht nicht gerade der richtige Ort dafür sein könnte...so in aller Öffentlichkeit?“
 

„Wieso, denken du das etwa?“ Brummte er leicht sarkastisch angehaucht in meine Richtung, wobei er mich mit diesem merkwürdig intensiven Blick taxierte, der mir direkt unter die Haut ging. Ich musste mich in dem Moment so was von zusammen nehmen, um jetzt nicht schwach zu werden...was mir zugegebener Maßen immer schwerer fiel.
 

Dennoch antwortete ich ihm darauf etwas völlig anderes und ich versuchte es so gelassen wie nur irgend möglich an den Mann zu bringen.
 

„Ja das denke ich, ich meine wir sind hier nicht allein und nun ja, ich würde mir das und anderes gerne dafür aufheben..bis wir beide alleine sind.
 

Verstehst du?!“
 

« > « Sagen wir so, ich hatte meine Prinzipien und derartige „Liebesbezeugungen“ in aller Öffentlichkeit gehörte da eher nicht dazu, denn dass es bei diesem einen Kuss zwischen ihm und mir nicht bleiben würde, wussten wir inzwischen beide nur zu gut. » < »
 

Das war es nämlich was mir dabei mehr oder minder ernüchtert durch den Kopf ging.
 

Er sah mich an und ich wusste genau, dass er verstanden hatte…ich sah es an seinem Blick.
 

„Dann...heute Nacht...Lyria?!“ Hörte ich ihn leise fragend in meine Halbeuge flüstern, wobei ich die leicht kratzige Wärme seiner Lippen auf der nackten Haut an meinem Hals spürte.
 

„Ich..ähhmmm….?!“
 

Setzte ich indessen reichlich verdattert an, als ich ihn genau das so deutlich aussprechen hörte, vor was mich mich selbst so lange gefürchtet hatte zuzulassen...und wir dazu zu allem Übel auf einmal eine weibliche Stimme hinter uns vernahmen, die wir nur zu gut kannten.
 

„Ach sieh an, da sind sie ja, die beiden frisch Verliebten in solch glühender Leidenschaft vereint...hmm was für ein hübsches Paar, der einsameTrapper und seine naive Großstätterin. War das nicht schon vorher zu sehen, so als hätte ich es geahnt….hmmm Eikskild?“
 

Hastig fuhren wir beide auseinander und gleichzeitig auf dem Absatz herum, wo wir verwirrt aber dennoch wie erwartet, auf die ziemlich missbilligend drein blickende Besitzerin dieses Etablissements starrten.
 

Lalê Oleson...ausgerechnet DIE...ich hatte fast schon geahnt, dass es von ihrer Seite her noch etwas an Missfallen geben könnte, was uns anbelangte. Doch Eikskild war was die passende Retourkutsche betraf, eindeutig schneller als ich und dabei noch wesentlich weniger nett zu ihr...und das zu recht wie ich fand!
 

„Du halten besser deine Mund Lalê. Vor allem, wenn du nichts weiter als solche „Nettigkeiten“ von dir geben können. Es gehen dich ohnehin nichts das Geringste an, was wir hier tun. Das sein unsere Sache!“
 

„Ah so ist das Eikskild, nun ja das sehe ich aber etwas anders. Wenn euch beiden schon nichts besseres einfällt, als während dem intimen Austausch von Körperflüssigkeiten so derart auffällig in der Gegend herum zu stehen, befürchte ich, dass ihr euch da den einen oder anderen Kommentar, hinsichtlich eures angeblich nicht vorhandenen „TUNS“ wohl werdet gefallen lassen müssen.
 

DAS war ja bei aller Liebe nicht misszuverstehen, wenn ihr das privater wollt, hättet ihr es euch wohl besser für später aufheben sollen!“ Kommentierte sie Eikskilds Antwort spitzfindig kühl und nicht eben freundlich, wobei sie uns beide mit einem süffisanten Lächeln taxierte.
 

Das genügte meinem Begleiter, um zum nächsten Gegenschlag auszuholen, diesmal noch etwas deutlicher.
 

„Du haben deine Augen auch überall...du sein ein schrecklich neugierige Person, wie können Erik das nur aushalten? Mahal, der Mann sein ehrlich zu bedauern. So und nun möchten ich dich bitten zu gehen, wir allein sein wollen….sofort!
 

Los..ich warten!“
 

Eikskilds dunkle Brauen zogen sich gefährlich eng über der Stirn zusammen, was ganz eindeutig nach richtig Ärger aussah, das bemerkte offensichtlich aber auch Erik Olesons Gattin.
 

Ich konnte Lalê daher unwillig seufzen hören, während sie entsprechend entnervt die Augen verdrehte...doch sie ging.
 

So ganz konnte sie es sich dann aber offensichtlich nicht verkneifen, einen weiteren ihrer so ungemein nett gemeinten und zielsicheren „Bogenschützenkommentare auf uns abzufeuern. Dennoch war sie wenigstens so höflich zu tun, um was Eikskild sie eben mehr oder minder nachdrücklich gebeten hatte.
 

„Na schön, ganz wie ihr wollt Eikskild...Lyria? Viel Spaß noch auf der Party..man sieht sich!“
 

Kurz darauf war sie fort und wir beide allein...jedenfalls soweit es in diesem mit Menschen bis zum Anschlag vollgestopften Irrenhaus im Augenblick überhaupt möglich war.
 

„Na hoffentlich nicht so schnell!“ Kommentierte ich ihren wenig charmanten Abgang trocken.
 

Doch damit war leider auch die schöne Stimmung zwischen uns dahin...gewissermaßen wie abgetötet und ganz gleich, was wir auch füreinander empfinden mochten, hier war es schlicht nicht möglich, einander das zu offenbaren.
 

Er sah mich an und seufzte leise…
 

„Sehr schade, dabei haben es so schön angefangen“...hörte ich ihn leise flüstern, wobei er mich noch einmal kurz in seine Arme zog und mir einen sanften Kuss auf die Stirn gab.
 

„Ja das finde ich auch...aber sie hat recht...es lässt sich nicht schön reden. Hier sind mir eindeutig zu viele ungebetene Gäste für meinen Geschmack. Lass es uns auf ein anderes Mal verschieben...okay?“ Antwortete ich ihm ebenso sanft, wobei ich überrascht feste stellte, dass ich die Option mit ihm zu schlafen tatsächlich ernsthaft ins Auge gefasst hatte…
 

Eikskild sah mich entsprechend verblüfft an…als er verstand, was ich damit andeuten wollte.
 

„Du..du wollen das wirklich tun?!“
 

Er brach ab und räusperte sich im Anschluss daran vernehmlich, offenbar traf ihn diese Tatsache dann doch ein wenig unvorbereitet.
 

„Hmmm...ja das denke ich. Sagen wir so, ich könnte es durchaus in Erwägung ziehen wollen?!“
 

Entgegnete ich ihm entschlossen, wobei ich mir ein amüsiertes Grinsen unterdrücken musste, als ich den Gesichtsausdruck sah, den ich im Anschluss von ihm geboten bekam...denn der war es eindeutig wert und zwar in jeglicher Hinsicht!
 

Viel weiter kamen wir in unserer intimen Unterhaltung allerdings nicht mehr, denn mit einem Mal tauchten die beiden jungen Männer der Familie Eikskild unvermittelt auf der Bildfläche auf...wobei sie beide direkt durch die Menschenmenge auf uns zusteuerten…
 

"Ah hier steckt ihr beiden also? Wollt ihr euch absichtlich verstecken oder was macht ihr hier so allein?" Konnte ich Kili uns beiden gutgelaunt gegen den allgemein invernalischen Lärm entgegen rufen hören.
 

Eikskild zuckte mit den Schultern..
 

"Das würden ich ehrlich gesagt gerne tun, doch ich nehmen an, dass es mir nichts nützen werden, als diese Abend irgendwie zu überstehen!“
 

„Ach Onkel nun sieh doch nicht immer gleich so schwarz, das wird schon noch!“ Hakte der ältere seiner beiden Neffen ebenso amüsiert nach, als er Eikskild entsprechend resigniert seufzen sah.
 

Wenig später hatte uns der Abend und damit der Lauf der Dinge gewissermaßen eingeholt….
 

….es wurde erwartungsgemäß viel getanzt...gelacht, gegessen und noch mehr getrunken!!!
 

Alle schienen sich zu amüsieren...alle bis auf mich.
 

Irgendwie war mir das alles nicht so ganz geheuer.
 

Ich hielt mich vornehmlich an Thalia und Siri...die beiden Frauen von Eikskilds Neffen waren sympathisch und blieben angenehm „normal“ an diesem derart ausufernden Abend.
 

Nachdem die russischen Gäste genug an Wodka intus hatten...nötigten sie den inzwischen auch nicht mehr nüchternen Bräutigam zu einem spontanen Tänzchen, auf dem glücklicherweise großen und stabil wirkenden Tisch. Der Bräutigam in Spe allerdings nicht faul, holte sich prompt Eikskild samt Kili und Fili dazu….was entsprechend ausartete.
 

Am Ende hatten sie alle vier kurz nach Mitternacht und dazu in Turbogeschwindigkeit so derart heftig einen Sitzen, dass wir drei Frauen dies in fassungslos, tatenlosem Staunen hinnehmen mussten.
 

Siri konnte nur entnervt den Kopf schütteln, während Thalia ein „war ja klar“ und „wieder mal typisch“ über ihren angetrauten Gatten zum Besten gab.
 

Ich hätte darüber vielleicht lachen können, aber „meiner“ sah auch nicht unbedingt besser aus...und war von „halbwegs nüchtern sein“ wohl annähernd eine ganze Galaxie weit entfernt.
 

Da ich nicht vor hatte, mich so derart zu betrinken, dass ich am nächsten Morgen kaum die Augen aufbekommen würde, überließ ich die Hochzeitsgesellschaft oder besser gesagt die restlichen Feierwilligen, zu denen ja nun auch der Herr Trapper zählte, irgendwann gegen zwei Uhr Nachts ihrem Schicksal und verkrümelte mich anstatt dessen lieber klamm heimlich still und leise in mein warmes Bett.
 

Dabei wollte ich nicht wissen, wie ER zurück in unser gemeinsames Domizil finden wollte...und meine Güte nein, seinen Schädel wollte ich morgen früh auch nicht haben müssen. Aber es war so wie er es mir prophezeit hatte.
 

Ein Polterabend war nun mal ein Anlass, an dem die Herren der Schöpfung gerne über die Stränge schlugen..da war Eikskild offensichtlich keine Ausnahme.
 

Mal sehen ob er am kommenden Morgen überhaupt dazu fähig war sich in die Senkrechte zu heben...immerhin war er Yokkys Trauzeuge. Doch der würde sehr wahrscheinlich auch nicht viel besser aussehen...also beließ ich es dabei und versuchte anstatt dessen zu schlafen...
 

...irgendwann dämmerte ich weg.
 

Ich hörte so nicht mehr...ob überhaupt und wenn ja, wann ER denn nun endlich ins Bett kommen würde!?

die Stunde der Wahrheit oder auch zwei in einem Bett


 

Du bringst mich immer zum Lächeln.

Auch wenn ich traurig bin.

Du bist mir so vertraut.

Darauf kann ich mich absolut verlassen.

Es ist nicht die Art, wie du gehst

und nicht die Art die du sprichst.

und auch nicht der Job, den du hast.

Was mich zufrieden macht.

Deine Liebe gibt mir so ein schönes Gefühl.

Und die macht mich fröhlich.

Fröhlicher als ich je gewesen bin.

Und deine Liebe, sie erhält mich am Leben.

Ich dachte, du solltest es wissen.

(Soniqe - It feels so good)
 


 

Es war ein merkwürdiges Gefühl der Unruhe, das mich irgendwann am nächsten Morgen unvermittelt aus dem Tiefschlaf aufschrecken ließ...etwas war nicht so, wie ich es sonst gewohnt war...ganz und gar nicht.
 

Ich lag wie üblich auf der Seite, spürte dabei jedoch ein äußerst befremdlich anmutendes Gewicht an und auf meinem Körper lasten...und nein...es handelte sich dabei um so ziemlich alles, aber ganz gewiss NICHT meinen Hund.
 

Den heimlichen nächtlichen „Mitschläfer“ in meinem Bett, kannte ich ja nach fast sechs Monaten inzwischen zur Genüge.
 

Dementsprechend überrascht drehte ich den Kopf leicht zur Seite, um die Quelle dessen besser erfassen zu können und sah mehr als verblüfft, wessen zusätzliches Gewicht es war, das sich da so unverfroren auf mir breit gemacht hatte.
 

Es war zweifelsfrei ein kräftig muskulöser und mit einer ordentlichen Menge an dunklen Härchen bepelzter Männerarm, dessen Verlängerung sich als ich mich halb zu ihm herum drehte, automatisch der Schwerkraft folgend mehr oder minder bequem auf meiner Brust ausruhte.
 

Sprich, ich hatte die Hand eines Mannes genau DA, wo sie an sich nun wirklich nichts zu suchen hatte...jedenfalls nicht ohne mein ausdrückliches Einverständnis und soweit ich wusste, hatte ich DIE bisher noch keinem der Kerle hier in diesem Hause erteilt...nicht einmal Eikskild, den ich ja wirklich gerne genug hatte, um es was ihn anbelangte annähernd in Betracht zu ziehen oder besser ausgedrückt es in Betracht ziehen zu wollen, denn das war nämlich der springende Punkt an der Angelegenheit.
 

Zu allem Überfluss spürte ich auch noch einen warmen Luftstrom, in gleichmäßig sanften Atemzügen über die feine Haut meines Nackens streifen, die mir eine jähe Gänsehaut verschaffte…und meine Nackenhaare, allesamt in eigenartig wohlig alarmierter Erregung aufrichten ließ...
 

Verdammt und zugenäht...ja zum Teufel..was..was war hier eigentlich los?
 

Ganz offensichtlich hatte sich da eindeutig jemand in der Adresse geirrt...
 

...denn genau DAS schien mir nämlich der Fall zu sein!
 

Diese eigenartige Feststellung überkam mich angesichts dessen was ich da spürte, sicherlich nicht zum letzten Mal und dazu war ich mir eigentlich ziemlich sicher gewesen, gestern Nacht A L L E I N und obendrein lange vor IHM zu Bett gegangen zu sein!
 

« Also wo in aller Welt kam ER auf einmal her? »
 

Auch diese Frage war durchaus berechtigt, denn allein seinem Gewicht nach, das halb auf mir lastete erriet ich, dass es sich unweigerlich um einen männlichen Vertreter meiner Spezies handeln musste, der da hinter mir in all zu vertrauter „Löffelchenstellung“ lag und sich bei der Gelegenheit so derart dreist auf Tuchfühlung mit mir begeben hatte.
 

Wobei ich natürlich längst eine ganz bestimmte Vermutung hegte, um welchen der in Frage kommenden Männer in diesem Hause es sich hierbei letztendlich handeln könnte, der diese denkbar unkonventionelle Art und Weise an Annäherungsversuchen an den Tag gelegt hatte….und das wie schon gesagt, ganz ohne meine ausdrückliche Erlaubnis!
 

Aber irgendwie war Mann trotzdem über irgendwelche Umwege in MEIN Bett gelangt.
 

Kunststück bei dem Alkoholkonsum!
 

Und immerhin war ER auch der einzige in Frage kommende Mitbewohner, der einen passenden Zweitschlüssel zu diesem Etablissement besaß, also verringerte sich die Zahl weiterer Verdächtiger auf nahezu Null.
 

Verwirrt versuchte ich mich daher so geräuschlos und vorsichtig wie möglich von ihm zu lösen, schon um ihn nicht unnötiger Weise zu wecken...denn die ganze Angelegenheit, war mir im Augenblick alles andere als geheuer und obwohl ich Eikskild sehr gern hatte, war die Tatsache IHN in meinem Bett zu haben ziemlich unerwartet.
 

In dem Fall war ich also noch immer damit beschäftigt, mir darüber den Kopf zu zerbrechen wie ich so unauffällig wie es nur irgendwie ging aus diesem Bett zu steigen, um ihn nicht vorzeitig zu wecken.
 

Aber das war gar nicht notwendig, ER regte sich auch so keinen Millimeter vom Fleck, selbst wenn sie unmittelbar neben ihm eine Bombe gezündet hätten, würde der hinter mir liegende Mann, vollkommen davon unbeeindruckt weiter schnarchen, dass sich die Balken bogen.
 

Der „granaten Vollrausch“ in dem sich der Trapper angesichts dieses Zustandes befinden musste, hatte demnach fast schon surrealistische Züge angenommen.
 

Uhhh...wow ich kam mir vor wie in einem Traum...ähhhmm oder eher...Albtraum? Na also den megamäßigen Brummschädel würde ich nicht unbedingt den ganzen Tag mit mir herum schleppen wollen, der ihm damit heute unweigerlich blühte.
 

Entsprechend vorsichtig versuchte ich mich von meinem nächtlich anhänglichen…und dazu noch gänzlich uneingeladenen menschlichen „Gast“ auf meinem Schlaflager zu befreien. Ich musste mal und das ziemlich dringlich...also hatte ich gar keine andere Wahl als ihn los zu werden.
 

Doch in dem Augenblick wo ich ihn sachte von mir gelöst und ich mich ganz zu ihm herum gedreht hatte, stockte mir tatsächlich eine Sekunde lang der Atem.
 

Natürlich war ER es, wie bereits längst vermutet, wer sollte es auch sonst sein?
 

Aber was für ein Bild Eikskild dabei abgab, war für meine im Moment deutlich überbeanspruchten Nerven ein wenig zu viel des Guten…
 

Gott ich musste mich ernstlich beherrschen um nicht in völlig irrsinnig dümmliches Gelächter auszubrechen...ich kam mir vor wie ein Teenager beim allerersten Date mit seinem angebeteten Schwarm.
 

Hilfe, hatte dieser Kerl eigentlich überhaupt eine Vorstellung oder sonst eine blasse Ahnung davon, was er für eine Wirkung auf mich erzielte?
 

Nein, sicher nicht...sonst würde ich diesen Anblick, den ich da vor Augen hatte, sicherlich nicht so freizügig geboten bekommen.
 

Man mag es nicht glauben, aber da lag Herr Trapper vor mir, mit nichts weiter als seinen brandneuen sexy Boxerschorts am Leib...die ich ihm erst kürzlich hier in Longyearbyen eigens für seinen unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt besorgt hatte.
 

Der Rest seiner Klamotten hatte sich demnach ganz wie von selbst im Raum verteilt, als er sie im Vollsuff völlig selbstverständlich und ebenso unkoordiniert ausgezogen haben musste..ich meine so schlampig und mitten in den Raum hinein gepfeffert, wie die hier allesamt herum lagen, war das in vollkommener Dunkelheit aber offenbar weitaus schwieriger als angenommen gewesen.
 

Tja da lag ER also...voll wie eine Haubitze und schlief auf dem Rücken, alle Viehre meilenweit von sich gestreckt, schnarchend wie ein liebestolles Walross seinen nächtlichen Polterabend Vollrausch aus, der ihm als Trauzeugen offensichtlich ebenso zustand, wie dem zukünftigen Bräutigam höchst selbst…
 

...und DAS tat Eikskild zu allem Überfluss natürlich ganz selbstverständlich und zwar direkt auf MIR.
 

» Na toll…
 

….echt so geil!
 

Also wenn das mal nicht abgefahren ist?
 

Ich sag s ja...MÄNNER...also echt jetzt!
 

Hier hat das halb von dir erwartete Klischee mit dem feuchtfröhlichen „Männerabend“ ja mal wieder voll zugeschlagen. «
 

Ich konnte es kaum fassen, auch wenn es schon durchaus der Realität entsprach, wie ich in diesem Augenblick mehr oder weniger entnervt fest stellen durfte. Doch das war längst noch nicht alles an Überraschung für mich!
 

Nein, das war gelinde ausgedrückt der Oberhammer, denn allein die Aussicht, auf knapp 180 Pfund an ordentlich Testosteron durchsetzter Muskelmasse raubte mir den Atem...und (leider) nicht nur den allein...
 

// At night, I wake up with the sheets soaking wet.

And a freight train running through the Middle of my head.
 

Only you can cool my desire. I'm on fire….
 

….uh uh uh….I'm on fire! //
 

In dem Moment spürte ich in heftigen Hitzewallungen am eigenen Leib, was Bruce Springsteen wohl mit diesem Song hatte ausdrücken wollen.
 

Ja ich stand wirklich in Flammen...und ich fühlte sie lichterloh brennen...in meinem Kopf, auf meiner Haut und auch darunter...vor allem darunter.
 

Mein Gott, ich war inzwischen nicht nur hellwach…
 

...NEIN, mir war schlagartig heiß geworden, angesichts dieser verführerischen Ausblicke auf den Trapper, die sich mir da so ungewollt und dazu völlig ungeniert boten.
 

Da lag er, der Mann den ich liebte, vollkommen ahnungslos und noch im berauschten Tiefschlaf in die spärlichen Reste meiner Decke gewickelt, die in diesem Fall glücklicherweise nicht mehr als das Notwendigste zudeckte..jedenfalls was meinen Geschmack betraf.
 

Heraus ragten wie gesagt, nicht mehr, als zwei weit von sich gestreckte muskulöse und von einer ganzen Menge an dunklen Härchen überzogenen Männerbeine, die ein gutes Stück weiter oben in seinen nur von der dünnen Decke verdeckten Shorts mündeten, in der seine kräftigen Oberschenkel steckten...wo mein Blick schließlich weiter hinauf über seine starken Arme, auf den für ihn so charakteristisch kompakten Oberkörper, mit einer ähnlich dichten Anzahl feiner dunkler Haare auf seiner breiten muskulösen Brust wanderte und mir schlagartig einen trockenen Mund bescherte.
 

O M G
 

Ich war sooooooo nahe dran ihn zu wecken...um mich anschließend raubtierartig auf ihn stürzen zu wollen und ihn anzuflehen, dass er mich doch bitte vollkommen um Sinn und Verstand vögeln möge, so sehr begehrte ich ihn in diesem Moment.
 

Ich war vollständig irre geworden...spätestens als mir das impulsartig und erwartungsgemäß eindringlich durch den Kopf schoss, wusste ich, dass ich mangels Durchblutung lebenswichtiger Organe wie beispielsweise meinem Hirn einen kompletten Dachschaden haben musste.
 

Zumindest was das Objekt meiner zwischenzeitlich nicht mehr sehr heimlichen Begierde anbelangte, das sich da so unbedarft und genüsslich vor meinen Augen im noch stark „berauschten“ Tiefschlaf räkelte.
 

Das Ganze dauerte in etwa solange, bis mein Gehirn dann glücklicherweise doch wieder halbwegs funktionsfähig einsetzte...und so tat ich es natürlich nicht, sondern zog mich anstatt dessen, wie es sich als braves englisches Mädchen gehörte taktvoll zurück.
 

Oder zumindest hatte ich dies vor, aber so recht wollte es mir dennoch nicht gelingen. Dazu waren die Möglichkeiten, die sich mir da so einmalig boten, doch einen Tick zu verlockend...also wenn schon….dann…ja dann, wollte ich wenigstens einmal näher erkunden, was sich mir da so ungewollt verheißungsvoll an männlichen Reizen darbot…
 

...besser gesagt an SEINEN speziellen Reizen, um die es mir dabei zweifelsfrei ging, weil genau DIE interessierten mich ja nun schon seit einer ganzen Weile und das deutlich mehr, als ich selber zugeben wollte.
 

Entsprechend beeindruckt ließ ich meine Fingerspitzen also sachte, ja beinahe übervorsichtig von oben über seine muskelbepackte Brust nach unten über seinen Bauch bis hin zu seinem Lendenansatz streichen…
 

...da hielt ich kurz an, als mir mit einem Mal sehr deutlich bewusst wurde, WAS ich da eigentlich tat?!
 

Aber da war es sowieso schon zu spät, mein Gehirn hatte spätestens jetzt komplett ausgesetzt und mir den Dienst versagt...damit zog ich ohne weiter darüber nachzudenken die „Spur“ mit zartem Druck noch ein kleines Stück weiter….und bekam prompt die Reaktion seines Unterbewusstseins darauf zu spüren.
 

Denn das reagierte tatsächlich auf meine Anwesenheit und so vernahm ich unwillkürlich jenes merkwürdig kehlig leise Geräusch, das er obwohl noch in tiefem Schlaf versunken, deutlich vernehmlich verlauten ließ.
 

Es war ein heftiges und durchaus angetanes raues Keuchen, das damit unüberhörbar aus seiner Kehle drang, wobei mir sein Unterleib dem spontanen Anreiz impulsartig folgend, mit leichtem Gegendruck entgegen kam…so als fordere er es bewusst ein.
 

Was natürlich nicht den Fall sein konnte, denn er schlief weiterhin wie ein Stein...aber er spürte es dennoch...irgendwie!
 

Ich wusste nicht wie, aber Eikskild bemerkte es allem Anschein nach intuitiv, das ich ihn berührte…dort an seiner intimsten Stelle.
 

Einer, an der ich an sich überhaupt nichts zu suchen hatte...jedenfalls nicht ohne sein ausdrückliches Einverständnis.
 

Ich befand mich damit unweigerlich genau an jener Stelle, an der sich mir sein an sich völlig normaler anatomisch bedingter morgendlich männlicher „Blutstau“ eines gewissen Körperteils, nach der nahezu komplett durchsoffenen Nacht, quasi in voller morgendlicher Pracht entgegen reckte, während Mann weiterhin nichts ahnend seinen Vollrausch ausschlief...und mir angesichts dieses durchaus verlockenden Anblicks neuerlich der Atem stockte.
 

» Wow...was ein Hammer, also das ist mal n ordentliches „Gerät“ mein lieber Herr Gesangsverein...da kann Frau wirklich nur sprachlos staunen.
 

Fuhr es mir dabei spontan und dementsprechend verblüfft durch den Sinn...und das vermutlich zurecht.
 

Denn als besonders „zierlich“ konnte man(n) DAS, was der Herr Trapper da so offenkundig und damit unübersehbar zwischen seinen kräftigen Schenkeln spazieren trug nun wirklich nicht mehr bezeichnen. Beim besten Willen und allen gedanklichen Bemühungen zum Trotz, war das einfach nicht machbar.
 

Ich spürte den Frosch im Hals angesichts dieser „Offenbarungen“ und musste mich kurz räuspern, ehe ich mit deutlich wachsendem Interesse fest stellte..dass man(n) dieses ganz spezielle Körperteil sicherlich als vieles bezeichnen konnte aber ganz bestimmt nicht als zu „klein“ geraten.
 

Oh Herr im Himmel, allein der daraufhin folgende Gedanke an seine schon recht beeindruckende „Männlichkeit“ die Eikskild da zweifellos sein Eigen nennen konnte, ließ mir den Mund augenblicklich staubtrocken werden.
 

« Fuck verdammt...schon wieder!? «
 

Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn nichts anderes war es, was mir da an ungewollt anzüglichen Gedankenfragmenten durch den Kopf schoss.
 

Und ja mir war dabei auch durchaus bewusst geworden, dass sein „Ding“ so auf eine ungewöhnlich ausgeprägte Bemaßung kam. Eine in meinen Augen wahrlich nicht zu übersehende Tatsache und so sehr ich mich darum auch bemühte, diesen Umstand weiterhin zu ignorieren...es ging einfach nicht. Ich konnte den Blick nicht wieder davon abwenden...so sehr ich es auch wollte, es gelang mir nicht.
 

Ich war angesichts dieses Schockzustandes geradewegs wie paralysiert...quasi in Stasis, unfähig mich irgendwie vom Fleck zu rühren.
 

Ja, ich bekam es wahrhaftig und ganz ernsthaft mit der Angst zu tun, dass ich im Falle des Falles, seiner „Mannhaftigkeit“ vielleicht nicht würde stand halten können?!
 

Klang saublöd, das war mir in dem Moment schon klar...war aber ein trotzdem durchaus ernst zu nehmendes Argument….zumindest was mich betraf. Wie sollte sein, um es mal höflich und gewissermaßen durch die Blume auszudrücken, nicht eben schmächtiges „Gerät“ überhaupt in mich rein passen? Nur um die entsprechende Problematik beim Namen zu nennen?!
 

Ohhhh ...du heilige Scheiße, ich konnte dieses für mich so einprägsame Bild einfach nicht wieder ausblenden….und so stand es mir unwillkürlich vor Augen. Die Erinnerung daran überkam mich fast schon überfallartig. Ich hatte lange versucht es auszublenden und zu verdrängen, aber jetzt...jetzt war es einfach da!
 

Ich sah IHN in meiner rückläufigen Erinnerung...damals so wie am zweiten Tag...UND mal wieder gänzlich im Adamskostüm.
 

Dieser bleibende Eindruck hatte sich mir damals gewissermaßen auf die Netzhaut gebrannt. Dabei hatte Mann da ja da noch nicht mal eine richtige Erektion gehabt. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass sein „kleiner Mann“ quasi schon im „Normalzustand“ ohne es übertreiben zu wollen ungewöhnliche Ausmaße einnahm.
 

Also DER Anblick hatte mir ohne Witz, den Schock meines Lebens verschafft.
 

Wo er zugleich einen ebenso tiefgreifenden Zweifel in mir geweckt hatte...dem „Problem“ nach rein anatomischen Maßstäben betrachtet, vielleicht nicht ansatzweise gewachsen zu sein? Ich hatte mich hinsichtlich dessen ernstlich gefragt...ob er und...und ich überhaupt in irgend einer Weise kompatibel waren, denn irgendwie sollte der Topf ja auch zum Deckel passen oder etwa nicht?!
 

Hallelujah, was für ein kompletter Scheiß, der mir da durch den Kopf ging. Ich meine, das war mir ja schon durchaus bewusst. Aber verdammt und zugenäht, irgendwie konnte ich mich dieser total bescheuerten Gedankengänge trotz allem nicht erwehren.
 

Schlicht gesagt, hatte ich einen heiden Schiss vor der allerletzten Konsequenz, die ein simples...
 

„JA ICH WILL DICH“
 

…..damit unweigerlich mit sich bringen würde und zwar ziemlich.
 

Im Grunde stellte sich doch eigentlich längst nur noch die eine derart überflüssige Frage, nach dem….
 

...WANN und dem WIE?
 

Denn dass es längst überfällig war, wusste ich eben so gut wie Eikskild.
 

Dazu war ich schon viel zu sehr und viel zu lange in ihn verliebt und auch emotional eindeutig zu weit gegangen, um jetzt tatsächlich noch einen ernst gemeinten Rückzieher machen zu können oder es überhaupt zu wollen.
 

Das stand mir spätestens jetzt, nachdem er und ich mittlerweile sogar im selben Bett miteinander genächtigt hatten so glasklar vor Augen, wie die Tatsache dass, das Licht im ewigen Kreislauf der Jahreszeiten auf die polare Dunkelheit des Winters auf Svalbard folgt.
 

Ich musste zugeben, dass ich seine Nähe unbewusst sogar suchte, ich spürte schon lange, dass mir regelrecht etwas fehlte, wenn er nicht bei mir war...er war der Teil meiner selbst, den ich so lange verzweifelt auf der ganzen Welt gesucht und bisher nie gefunden hatte.
 

Nein, ich hatte erst hier her kommen müssen, ans Ende der Welt, um ihn zu finden….meinen verloren gegangenen Seelensplitter... IHN.
 

Ich wusste, dass ich ihn in Eikskild gefunden hatte... zwei Hälften, ein Ganzes!
 

Das war es, was ich mir so lange selber verwehrt und verleugnet hatte, aber jetzt wusste ich es mit unumstößlicher Sicherheit...und ganz gleich was auch kommen würde. Ich hatte nach langem Zaudern endlich verstanden, dass er und ich zusammen gehörten.
 

Eikskild war der Teil der mir so lange schon gefehlt hatte...meine Ergänzung...das war mit aller größter Wahrscheinlichkeit auch der simple Grund, weshalb ich ausgerechnet diesen einen Mann so sehr liebte, wie noch keinen anderen zuvor.
 

Wenn Frau den Richtigen gefunden hat weiß sie es..so sagt man sich.
 

Nun ja, was das anbelangte, so war ich geneigt, dieser an sich etwas kitschig anmutenden Lebensweisheit etwas wahrhaftiges abgewinnen zu können, denn in meinem Fall hatte ich das höchst euphorische Gefühl, genau zu dieser Erkenntnis gelangt zu sein.
 

» Endlich Gewissheit den Richtigen gefunden zu haben, den einen Mann..
 

...the only one….und damit die Liebe meines Lebens! «

die Stunde der Wahrheit - 2

.... „oder auch sehr männ(sch)liche“ Bedürfnisse?!


 

Die Liebe ist dein Atem, der mich wärmt...

Und wenn ich manchmal meine Augen schließe,

beginnt sich alles in meinem Kopf zu drehen.

Da ist so ein Gefühl, dass mich durchfließt,

wenn du bei mir bist, rufst du es hervor.

Ich scheine mich um mein Ideal zu bemühen.

Deine Liebe ist wie ein Schutzschild,

Um sich dahinter zu verstecken.

(Camouflage / Love is a Shield)


 

Im Angesicht dieser Erkenntnis löste ich mich mit einem nahezu lautlosen Seufzer von diesem all zu verführerischen Anblick und tat anstatt dessen das, was ich so dringlich vorgehabt hatte. Ich machte mich auf den Weg, die zwei oder drei Wodka Tonic vom Vorabend los zu werden, die mir entsprechend heftig auf die Blase drückten.
 

Ich hatte obendrein leichte Kopfschmerzen und das, obwohl ich gestern nicht viel Alkohol getrunken hatte. Doch die ohrenbetäubende Lautstärke der Musikanlage, hatte da wohl einen nicht unerheblichen Anteil dazu beigetragen...dessen war ich mir ziemlich sicher. Und ich wusste noch sehr viel zielgerichteter, dass dies heute am eigentlichen Hochzeitsabend sicherlich nicht sehr viel besser werden würde. Darauf freute ich mich jetzt schon ungemein.
 

Ich blieb knappe drei Minuten später nachdem ich das dringende Geschäft erledigt hatte gähnend und noch sichtlich unausgeschlafen im quasi nicht vorhandenen Bad stehen und trank im Anschluss daran zunächst zwei volle Gläser Leitungswasser aus meinem Zahnputzbecher, weil ich einen unerwartet heftigen Durst verspürte. Wahrscheinlich lag es dann doch am gewissen Alkoholkonsum vom Vorabend.
 

Aber noch während ich das tat, beschloss ich spontan mich zu duschen. Ich hatte es meiner Meinung nach auch dringend nötig...der unangenehm aufdringliche Zigarettenrauch und Essensdunst des gestrigen Abends haftete an mir, wie die schale Erinnerung an die gesamte Speisekarte eines Restaurants und das nicht nur allein an meinem kurzen Sleepshirt.
 

Nein, ich roch es quasi am ganzen Körper inklusive meiner Haare..igitt...das war etwas, das ich gar nicht leiden konnte.
 

Kurz und gut, setze ich mein geplantes Vorhaben fest entschlossen in die Tat um….nichts ahnend, dass der Mann, der da nach wie vor auf meinem Nachtlager zu ruhen pflegte, offenbar längst nicht mehr in so komatösem Tiefschlaf versunken sein konnte, wie ich es von ihm annahm und so ziemlich gute Sicht darauf hatte, was ich gerade tun wollte…
 

Der dreiste Schuft sah mir völlig ungeniert zu...und das gänzlich ohne, dass ich auch nur annähernd etwas davon ahnte. Das sollte ich nämlich erst sehr viel später begreifen.
 

Im noch angenehm schlaftrunkenen Halbdunkel unseres kleinen Zimmerchens legte ich also ab, was ich an Nachtwäsche am Körper trug und stellte mich im Anschluss daran unter die Dusche, um die vorhergehende Nacht aus den immer noch reichlich müden Gliedern zu vertreiben und wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen.
 

Den Duschvorhang zog ich bevor ich das Wasser andrehte vorsichtshalber vollständig zu, denn ich wollte ja nicht unbedingt auch noch das ganze „Winzlingsbad“ unter Wasser setzen. Die knapp vier Quadratmeter Fläche inklusive Toilette waren nicht unbedingt praktisch und komfortabel schon gar nicht, aber ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt mit noch weitaus weniger zurecht zu kommen, also wollte ich nicht meckern.
 

Ich ließ den angenehm temperierten Wasserstrahl über meinen Körper laufen und gab mich so der entspannenden Wärme hin...meine Gedanken trieben eine ganze Zeit lang ziellos träumerisch dahin und ich genoss es in vollen Zügen..bis...ja bis ich auf der anderen Seite vom Duschvorhang mit einem Mal den tiefen Bariton vernahm, den ich nur zu gut kannte…
 

...guten Morgen, du sein ja schon auf?!“
 

Hörte ich ihn demnach leise aber überraschend belegt hinter dem Duschvorhang sprechen.
 

Hastig drehte ich den Wasserhahn zu…und fuhr alarmiert hoch...
 

….ähhhh..ja..sieht so aus...und was ist mit dir….hast du auch gut geschlafen? Wundern würd s mich jedenfalls nicht sehr...muss ja eine ungemein komfortable Unterlage gewesen sein, auf der s du dir heute Nacht bequem gemacht hast oder nicht...HERR TRAPPER!?“
 

Entfuhr es mir spontan, wohl wissend was da Sache war auf der anderen Seite des geblümten Duschvorhangs, wobei ich merkte, dass ich ohne es zu wollen heftig errötete.
 

Indem hörte ich ihn jedoch bereits lachen…angenehm tief und zudem ungemein belustigt.
 

„Oh ich nehmen es an...mein Unterlage für heute Nacht sein tatsächlich nicht ganz unbequem gewesen. Ich für meine Teil haben jedenfalls nicht klagen können.“ Kam der prompte Kommentar von ihm, der wie erwartet nur eine Sekunde später darauf erfolgte.
 

„So so..DEINE Unterlage?
 

Na..ist ja schön für dich Eikskild...aber die „Unterlage“ hätte doch ganz gerne im Voraus gewusst für welche Zwecke sie der Herr Trapper da so für sich zu nutzen gedenkt und ich will lieber nicht näher nachfragen, wie du es geschafft hast, ausgerechnet in MEINEM Bett zu landen und nicht anstatt dessen in deinem eigenen mein Lieber ?!
 

Aber andere Frage, ist soweit alles okay mit dir...wie geht’s dem komatösen Brummschädel?“
 

Grollte ich ihm etwas unsicher entgegen, wobei ich impulsartig nach dem Badehandtuch griff und mich hastig darin einwickelte, ehe ich den Vorhang ruckartig zurück zog.
 

Da stand er, mit einem derart anziehend jungenhaften Grinsen auf den Lippen, während er mir locker an die Wand gelehnt entgegen sah...und mir dazu völlig unverfroren in nichts weiter, als seinen knappen Shorts am Leib gegenüber stand, die zudem mehr erahnen ließen, als sie es denn verhüllten.
 

Ohhhwwww...ja, allein deswegen hätte ich ihn in dem Augenblick am Liebsten eigenhändig umbringen mögen...so verflixt gut sah er in dem ziemlich eng bemessenen Teil aus, dass sich tatsächlich eine „Unterhose“ schimpfen durfte...und dieser elende Mistkerl wusste es ganz genau, dessen war ich mir zu einhundert Prozent sicher.
 

Doch ich riss mich zusammen...und versuchte mich anstatt dessen so unbeeindruckt wie nur irgend möglich von diesem ungemein verführerischen Anblick zu geben, der sich mir zugleich ungeniert, wie ebenso reizvoll präsentierte.
 

ER war sich offenbar recht gut darüber im Klaren, was er für eine Wirkung auf mich erzielte und wie zum Trotz konnte ich Eikskild mir dabei völlig gelassen antworten hören.
 

„Danke der Nachfrage, dem gehen es überraschend gut...ich sein selbst ganz verblüfft, dass es nach dem gestrigen Abend so gut überstanden haben.
 

Und was die andere Sache mit dem gemeinsamen Nachtlager anbelangen, so tun es mir nicht leid Lyria. Ich wissen zwar nicht wieso, ich dies tun haben..es..es sein wohl so ein Impuls gewesen, mit dem ich vermutlich haben in dein Nähe sein wollen?
 

Aber ich haben es sicherlich nicht absichtlich tun...ich sein gestern Nacht ziemlich betrunken gewesen, vielleicht erklären es besser, weshalb ich nicht in meine eigene Bett gelandet sein, sondern in deine.
 

Du wissen doch warum dies so sein Lyria..oder nicht?!“
 

Mit diesen Worten löste sich der Trapper unvermittelt von der Wand und wollte spontan nach mir greifen, wohl um mich zu beruhigen.
 

Ich wich als ich es bemerkte jedoch impulsartig vor ihm zurück...und ließ es ihn nicht tun.
 

Nicht etwa, weil ich es nicht wollte...nein, ganz im Gegenteil, ich ahnte dunkel, dass uns beiden die Zeit davon lief und wenn er mich jetzt berührte, dann wusste ich, dass ich all meine ach so guten und vorgefassten Grundsätze gänzlich über Bord werfen würde und es in etwas mündete, das wir vermutlich beide nicht mehr wirklich unter Kontrolle hatten.
 

„Nein..nicht bitte...lass das Eikskild nicht jetzt. Sieh lieber zu, dass du fertig wirst, wir sind verdammt spät dran...es muss meiner Schätzung nach schon nach elf sein, die Trauung ist soweit ich darüber informiert worden bin etwa um zwölf Uhr dreißig..also in einer knappen Stunde und ein paar „zerquetschen“ ...also los hurtig, mach dass du in die Dusche kommst...du hast es nämlich nötig mein Lieber.
 

Ich möchte nach Möglichkeit nicht unbedingt absichtlich zu spät zu dieser Chaotenhochzeit kommen.
 

Verdammt Mann sag mal begreifst du überhaupt, was ich dir damit sagen will?
 

DU hast haushoch verschlafen und ich dazu!
 

Aber DU bist im Gegensatz zu mir sein Trauzeuge, also mach schon beeil dich, sonst kommen wir wirklich nicht mehr rechtzeitig...und das wäre zumindest MIR extrem peinlich.“
 

Versuchte ich ihn so weiterhin energisch auf Abstand zu halten...denn sonst waren all die guten Vorsätze die ich mir vorgenommen hatte vermutlich für die Katz…dessen waren wir uns beide sehr wohl bewusst. Denn Eikskild quittierte es mir mit einem neuerlich prompten und zudem leicht anzüglich anmutenden Grinsen, das mir ziemlich deutlich zu verstehen gab, was Mann da im Augenblick mehr oder weniger gedankenintensiviert durch den Kopf gehen musste.
 

„Oh ich haben dich schon verstanden Lyria...du sehen, ich sein schon auf dem Weg!“ Hörte ich ihn mir fast sofort danach, als ich ihm das eröffnet hatte männlich verschnupft entgegen grollen.
 

Aber die Argumente die ich angeführt hatte waren meiner Meinung nach durchaus berechtigt….also weshalb sollte er deswegen ärgerlich mit mir sein, wo ich dafür ja eigentlich am Allerwenigsten etwas konnte? Ich hatte längst zwei und zwei zusammen gezählt und nahm daher logischerweise an, dass der Bräutigam mit Sicherheit einiges an Wert darauf legen würde, dass sein Trauzeuge halbwegs pünktlich zu dieser Hochzeit erschien.
 

Denn ohne diesen ging heute nun mal gar nichts.
 

Der Trapper war sozusagen der zweit wichtigste Mann an diesem denkwürdigen Ereignis und wow was sollte ich sagen….der Kerl stand anstatt dessen immer noch deutlich restalkoholisiert in „Unterhosen“ vor mir….
 

..mein Gott...ich konnte es schier nicht fassen.
 

„Gut, das hatte ich ehrlich gesagt auch so angenommen. Selbst wenn der noch alkoholisierte Brummschädel von gestern bei dir offenbar noch nicht so „rund“ läuft, wie man es von dir sonst gewohnt ist mein Lieber!“
 

Kommentierte ich den leicht machomäßigen Unterton demnach trocken und wenig amüsiert, den ich bei der Gelegenheit durchaus bei ihm registriert hatte.
 

Eikskild hielt kaum, dass ich ihm das gesagt hatte, ganz plötzlich auf halber Strecke inne, so als hätte er meine Gedanken erraten, die sich im Augenblick übrigens geradezu in den wildesten Horrorszenarien überschlugen und ich mehr als froh war, dass ER sie nicht lesen konnte.
 

Das Gesicht des Trappers bleib dabei zwar nahezu ausdruckslos, doch ich fühlte die unterschwellige Enttäuschung überdeutlich, die mit seiner knappen Antwort an mich einher ging.
 

„Das wissen ich selbst…Lyria! Ich sein schließlich nicht dumm, ich haben sehr gut verstanden, dass wir uns beeilen müssen. Dann werden ich mich jetzt waschen gehen, ich haben es auch für meine Empfinden nötig und ich wollen dabei wenn möglich allein sein.
 

Haben du das verstanden?“
 

Ich sah ihn an und nickte knapp, dann drehte mich halb von ihm fort. Meine Lippen pressten sich indessen zu einem schmalen Strich zusammen und ich spürte, wie ich hart schluckte, ehe ich ihm darauf etwas entgegnen konnte.
 

„Ich habe dich ebenfalls sehr gut verstanden...dann tu das und wenn du es ohnehin schon weißt Herr Trapper, wäre es wohl besser, wenn du dich auch dran hieltest. Bitte versteh mich doch, es tut mir unendlich leid, dass uns beiden im Augenblick so wenig „allein sein Zeit“ füreinander bleibt Eikskild...aber wir haben eine Verpflichtung übernommen, die es einzuhalten gilt.
 

Ich ahne, wie du dich gerade fühlen musst, denn mir...mir ergeht es ganz genauso wie dir. Aber es..es geht jetzt nun mal nicht.
 

Verzeih...“
 

Hörte ich mich ihm leise entgegen flüstern, wobei ich versuchte meiner sichtlich nervösen Stimmlage einen besänftigenden Anstrich zu geben, denn es tat mir wirklich leid. Ich hätte mich ohrfeigen mögen angesichts dessen, was hätte zwischen uns beiden statt finden können. Aber es ging nicht, hier hieß es momentan einfach ganz lapidar, vernünftig sein und die eigenen Wünsche und körperlichen, sowie geistigen Bedürfnisse auf später zu vertagen.
 

Er sah mich an, nickte dann ebenso knapp wie ich es getan hatte und machte einen Moment später tatsächlich umgehend Anstalten sich umzudrehen und anschließend abzulegen, was er an Kleidung noch am Leib trug, was beileibe ja nicht mehr besonders viel war.
 

Indem hörte ich mich selbst hastig und entsprechend verblüfft aufstöhnen.
 

„Mein Gott Mann, kannst du...kannst du damit denn nicht wenigstens noch solange warten bis ich draußen bin? Bist du noch ganz gescheit? Ich meine, willst du absichtlich riskieren, dass ich deinetwegen einen Herzinfarkt erleide oder wie?“
 

Mit diesen Worten drängte ich mich rasch an ihm vorbei und ließ ihn allein…ich konnte so nur noch ein leicht unentspanntes…
 

„Oh du stellen dich bloß nicht so an Lyria...was sein dabei? Es wären ja schließlich nicht das erste Mal oder? Ich wollen damit sagen, dass du es bei deine erste Mal ja schließlich auch überlebt haben!“
 

..von ihm aus dem kleinen pseudo Bad heraus grollen hören, dann vernahm ich nichts weiter, als das plätschern warmen Wassers.
 

Erleichtert atmete ich auf...meine Güte er stellte mich aber auch vor Herausforderungen. Ich mochte ihn viel zu sehr, als dass es mich kalt ließe ihn nochmals gänzlich nackt zu sehen, das wusste er und das wusste ich...aber diese verdammte Hochzeitsfeier war im Augenblick nun einmal wichtiger.
 

SHIT….die Trauung!
 

Na die hatte ich inzwischen beinahe komplett ausgeblendet.
 

Hastig schlüpfte ich aus meinem Badehandtuch heraus und wechselte anstatt dessen in den wesentlich bequemeren weißen Frotte Morgenmantel, inklusive der einmal gebrauchs Hauspantoffel, die Lalê jedem ihrer Gäste quasi als kleinen Service des Hauses bereit gestellt hatte.
 

Dann wollte ich zum Fön greifen, um meine frisch gewaschenen Haare in den gewünschten Zustand einer halbwegs vernünftigen Frisur zu bringen und stellte dabei reichlich ernüchtert fest, dass der leider noch im Badezimmer lag, wo ich ihn gestern Abend vergessen hatte.
 

Mist...verdammter Mist!
 

Ich überlegte was ich tun könnte und kam zu dem Schluss, dass ich ihn dringend brauchte, wenn die Haare antrockneten ohne vorher geföhnt worden zu sein, sah ich in etwa aus wie ein Pudel, der in die Steckdose gefasst hatte.
 

Also führte kein Weg daran vorbei, ich würde Eikskild leider noch einmal kurz im heiligen Reich des „Badezimmers“ behelligen müssen….aber ob das eine so gute Idee war, wagte ich ehrlich gesagt zu bezweifeln!

„oder auch sehr männ(sch)liche“ Bedürfnisse?! - 2


 

» Wenn man heftig liebt, ist es immer wieder etwas Neues,

die geliebte Person zu sehen.

Nach einem Augenblick der Abwesenheit findet man,

dass sie dem Herzen fehlt.

( Blaise Pascal - französischer Mathematiker – 1623-1662 )
 


 

Gesagt getan..ich drehte um und lief rasch zurück zum Bad und sprach ihn an, schon um den armen Mann darin nicht zu Tode zu erschrecken.
 

„Entschuldige Eikskild, aber ich hab leider den Fön im Bad vergessen, ich muss ihn noch schnell holen.
 

Ähhh... iiii..ist da..das...so okay für dich...oder...oder störe ich dich?!“
 

Keuchte ich ihm somit um betonte Beiläufigkeit bemüht entgegen, als ich mich hastig und entsprechend verunsichert am halbdurchsichtigen Blümchenduschvorhang vor bei drücken wollte, um meinen geliebten Fön zu ergattern, den ich dort ganz offensichtlich in nachlässiger Unvorsichtigkeit hatte liegen lassen.
 

Doch der Duschvorhang sollte sich im Augenblick, als so ziemlich das Kleinste meiner zahlreichen Probleme heraus kristallisieren.
 

So erlangte ich nämlich mehr oder minder beabsichtigt, eine unerwartet gute Aussicht auf die attraktive Kehrseite „meines“ Trappers, der es offenbar nicht für notwendig befunden hatte, den Vorhang weiter zu zu ziehen, nachdem ich ihn vor ein paar Minuten verlassen hatte und wie es sich gehörte brav nach draußen gegangen war.
 

Etwas, das an sich nötig gewesen wäre, schon um mir den Blick auf ihn und seinen so männlich markanten Revue Körper zu verwehren.
 

Doch Eikskild hatte sich, als er mich kommen hörte, impulsartig und sichtlich erschrocken halb in meine Richtung herum gedreht und noch in dem Moment, als ich ihn so unvermittelt ansprach, bekam ich damit tatsächlich beste Sicht auf etwas, das mich nichts, aber auch gar nichts anzugehen hatte...zumindest im Moment….und etwa solange, bis er reflexartig nach dem nächstbesten Handtuch in seiner Reichweite griff, um das Desaster wenigstens halbwegs einzudämmen.
 

Wow...denn das, WAS ich da von ihm geboten bekam, ließ mir schlagartig den Atem stocken!
 

Erst direkt vor Ort bei ihm angekommen, bemerkte ich nämlich so richtig, was er da ganz offensichtlich mit sich anzustellen gedacht hatte. Besser gesagt war Mann im Augenblick wohl drauf und dran gewesen, etwas zu tun, was Frau wohl am ehesten als einen Beziehung s technischen „Supergau“ bezeichnen könnte!
 

Es wurde augenblicklich totenstill im kleinen quasi nicht vorhandenen Badezimmerchen..und spätestens jetzt begriff ich, wenn auch leider viel zu spät, dass ich im Moment ganz eindeutig störte….und zwar so was von!
 

Oh Allmächtiger, so hilf mir doch...ich hatte das leise kehlige Grollen von ihm verdammt nochmal glatt überhört....jenen ungewöhnlichen Laut, den ich eigentlich hätte wahrnehmen müssen, wenn ich nur besser darauf geachtet hätte. Aber ich einfältig tumbe Nuss, hatte wie üblich natürlich mal wieder rein gar nichts gecheckt.
 

SHIT..das hatte ich nun davon!
 

Ich merkte, wie es mir augenblicklich den Hals zuschnürte und mir die verlegene Hitze regelrecht ins Gesicht schoss. Ich glühte in etwa dunkelrot wie das Signalmännchen an der Fußgängerampel….und verflucht nochmal, war es was das anbelangte, wohl nicht nur mir allein entsprechend unangenehm und obendrein mächtig peinlich.
 

Ich wollte etwas cooles und ungemein schlagfertiges von mir geben, um die Situation wenigstens etwas abzumildern, doch ich konnte nicht, die Worte bleiben mir regelrecht im Hals stecken.
 

Eikskild erging es ohne jeden Zweifel wie mir...denn ich hatte den Mann, den ich liebte, ohne es zu wollen durch Zufall, bei etwas höchst privaten überrumpelt.
 

ETWAS, in seiner sensiblen Intimität, das mich überhaupt nicht das Geringste anzugehen hatte….
 

...oder in gewisser Weise vielleicht sogar doch?!
 

Denn, dass es ziemlich eindeutig etwas mit bisher kaum gestillten und ganz essentiellen menschlichen Bedürfnissen nach Liebe und Nähe zu tun hatte, begriff sogar ich naive Gans in dem Moment mehr als überdeutlich...und fand die ganze Angelegenheit daher nur noch entsetzlicher.
 

Mir wurde fast sofort klar, dass ich dem schlichten Bedürfnis mit Eikskild schlafen zu wollen, schon längst hätte nachgeben sollen, um dieses inzwischen übermächtige und nur all zu menschliche Bedürfnis nach inniger Liebe und auch körperlicher Erfüllung mit ihm zu stillen.
 

OMG...ich liebte ihn doch!
 

Fuck...und nochmal verfluchter Fuck...denn um nichts anderes ging es doch im Grunde schon eine geraume Weile zwischen uns beiden!
 

Er wollte es und ich verdammt nochmal, wollte es in meinem tiefsten Innersten ebenso wie er!
 

Ich war nur mal wieder zu feige dazu, es offen zuzugeben und so wurde ich plötzlich das eigenartige Gefühl nicht los, dass ich durch mein halbherziges „Verweigern“ eine nicht unerhebliche Mitschuld daran zu tragen hatte, was sich hier gerade eben völlig unerwartet, wie ebenso uneingeladen vor mir ereignet hatte!
 

„Ohhh...ohhhwww...ich..entschuldige...ich..ich wollte dich nicht..? Oh Eikskild...bitte verzeih...da..das war ein Versehen.....ein dummes Versehen….nichts weiter...
 

...ich schwöre...ich..ich…?!“
 

Fuhr es mir demnach zutiefst verwirrt und erschrocken heraus, wobei meine staubtrockene Kehle krampfhaft zu schlucken versuchte und mein Blick anstatt dessen noch immer wie paralysiert an ebenjener Stelle verharrte, die ich eigentlich schon aus Gründen des Anstandes und Höflichkeit wegen besser hätte meiden sollen.
 

Indem unterbrach er mich jedoch ganz plötzlich, noch bevor ich den angefangenen dämlichen Satz, den ich da an ihn heraus zu würgen versucht hatte, fortsetzen konnte! Doch wie halb zu erwarten, knurrte der zutiefst verwirrte und ebenfalls sichtlich peinlich berührte Mann, mich damit erwartungsgemäß ertappt und dementsprechend harsch an.
 

„WAS...mich etwa in Verlegenheit bringen, so wie du es eben machen….Lyria?! Ich haben es dir vorhin doch sagen, dass du so lange draußen bleiben sollen! Du gehen jetzt besser Frau...bitte du gehen, ich wollen allein sein….
 

….SOFORT!“
 

Konnte ich ihn mir angesichts der prekären Lage, in der wir beide uns befanden, denkbar unangenehm berührt entgegen grollen hören. Ich achtete indessen kaum mehr auf seine Worte...nein, ich handelte so gesehen mehr oder minder intuitiv...indem ich ohne nachzudenken aus der fürchterlichen Situation zu entfliehen versuchte.
 

Ich stürzte in diesem Fall mit einem heftig erschrockenen Keuchen zurück und weg von ihm...drehte augenblicklich auf dem Absatz herum und verließ fluchtartig und vollkommen durcheinander den Raum, so wie ich war, mit samt meiner geliehener Hauspantoffel und zugehörigem Morgenmantel.
 

Ja, ich war in dem Moment so derart konfus, dass ich nicht einmal bemerkte, dass ich offensichtlich auf direktem Wege zur Türe hinaus und auf den Flur, des kleinen Motels stürmte.
 

Weg, ich wollte nur weg von ihm…und dieser für uns beide so beschissen unangenehmen Lage irgendwie zu entfliehen. Ohne es bewusst zu merken, trugen mich meine Beine hinunter in den Gastraum des „Eisbärs“, der jetzt um diese Zeit natürlich noch gänzlich verwaist war.
 

Nichts als unzählige Gläser und Flaschen standen noch Yokkys vorhergehenden Polterabend in der Gegend herum und gaben der ganzen Szenerie zusätzlich einen etwas surrealen realitätsfremden Touch. Auch wenn ich dafür jetzt eigentlich keinen Nerv hatte, nahm ich die Umgebung um mich herum doch sehr intensiv wahr...vielleicht gerade weil im Augenblick alles so schrecklich durcheinander geraten war.
 

Tzeee...Hochzeit auf „Nordländisch“...mal was ganz neues?!
 

Der Gedanke schoss mir unmittelbar durch den Kopf, als ich die zahlreichen leeren Wein, Bier und vor allem Wodkaflaschen herum stehen sah, die gestern Abend offenbar noch vom einen oder Anderen in rauen Mengen konsumiert worden waren.
 

Ich fühlte mich bei diesem Anblick in etwa so wie in dem Song von "Sting".
 

« Oh, I'm an alien, I'm a legal alien...I'm an English(wo)man in New York. »
 

Nur dass ich little „English Woman“ im Moment (leider) nicht in New York, sondern mitten am Arsch der Welt in Longyearbyen fest saß und...haargenau so fühlte ich mich auch! Vor allem als mir schlagartig bewusst wurde, in was für eine äußerst pikante Sachlage, ich mich da mal wieder so völlig unbedarft hinein manövriert hatte.
 

Ja...“Mal wieder“...wie so häufig in letzter Zeit.
 

Ich hatte das unbestechliche Gefühl, mich von einem schrecklichen Desaster, direkt ins Nächste hinein zu katapultieren, denn so langsam nahmen diverse Peinlichkeiten zwischen ihm und mir schon gar kein Ende mehr, in die ich mich fast schon mit todsicherer Fettnäpfchen Garantie und dazu in schönen, stets hintereinander wiederkehrenden Intervallen selbst hinein tappen ließ.
 

In heller Verzweiflung lehnte ich mich an die Rückwand des Klaviers und versuchte langsam durchzuatmen, um wieder etwas an Bodenhaftung erlangen, ja um wenigstens ansatzweise die Kontrolle über meine Gefühlswelt wiederzuerlangen und vermutlich auch, um einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen.
 

Doch dieses Bild von IHM wollte mir einfach nicht mehr aus dem Sinn gehen, ganz gleich, wie ich es auch anzustellen versuchte, um es zu verdrängen.
 

Ich sah den Mann, den ich liebte wieder und wieder vor mir auftauchen...
 

….den leeren Blick seiner faszinierend blauen Augen, im schwachen Dämmerlicht, das die kleine Deckenlampe im Badezimmer abstrahlte. Die leicht zitternden Lippen...halb geschlossen, der sinnliche ja fast schon weiche Ausdruck auf seinem markanten Gesicht, das fast sofort danach verschwand, als er sich zu mir herum gedreht hatte. Seine Hand kraftvoll zupackend, hielt sie jedoch noch genau das umfasst, was mir schon seit geraumer Zeit keine Ruhe mehr ließ und das wusste ich in jenem Augenblick nur zu gut. Denn nach gründlicher Säuberung seines „kleinen Mannes“ hatte es bei aller Vorstellungskraft und hoffnungsvoller Interpretation meinerseits, beim besten Willen nun wirklich nicht mehr ausgesehen.
 

Also da hatte Mann dem Anschein nach, definitiv anders im Sinn gehabt.. Zu seinem Pech aber eben so, dass ich ihn dabei ungewollt ertappt hatte, da er unvorsichtig wie er gewesen war, den bescheuerten Duschvorhang nicht gut genug zu gezogen hatte, um dies zu vermeiden.
 

» Verflucht noch eins, du hättest da nicht zu ihm hingehen sollen...er hat dich doch sogar noch vorgewarnt….hirnverbranntes Frauenzimmer! «

Fuhr es mir unwillkürlich und zutiefst betroffen durch den Kopf, da ich wusste, dass ich einen wirklich dummen, sehr sehr dummen und leichtsinnigen Fehler begangen hatte, den ich hätte ohne weiteres vermeiden können, wenn ich zur Abwechslung mal mein Hormon geflashtes Hirn eingeschaltet hätte.
 

Hätte….hätte Lichterkette...verdammte Scheiße. Nein, ich hätte es einfach nicht tun sollen!
 

Gut, aber nun war es dafür ohnehin zu spät, also das hätte mir dann wohl etwas früher einfallen müssen. Wie gesagt, hatte mich Eikskild ja in gewisser Weise sogar noch „durch die Blume“ vorgewarnt, aber du heilige Madonna, hätte ich DAS denn wirklich ahnen können???
 

Ja eigentlich ja….ich hatte doch genau gespürt und gesehen, wie er vorhin auf mich reagiert hatte, nachdem ich nur so knapp verhüllt aus der Dusche entstiegen war. Das unbeabsichtigt dünnstoffige und all zu knappe Nachthemdchen, das ich kurz zuvor noch auf dem Leib getragen und zum Duschen der Einfachheit halber abgelegt hatte.
 

All das, musste bei ihm anscheinend für genügend Vorstellungskraft gesorgt haben, um eine solch unerwartet heftige Reaktion darauf zu erzeugen. Ich wusste nicht wie, aber irgendwie musste er mich so wohl doch von mir gänzlich unbemerkt zu Gesicht bekommen haben, als ich vorhin duschen gegangen war?!
 

Tja wie blöd kann man(n) oder besser Frau sein...um das nicht zu begreifen?
 

Hoppala, na so naiv war ja nicht einmal ich. Selbst mir als einer Frau, hatte die unfreiwillige Ansicht seiner körperlichen Reize genügt, um meine Phantasie entsprechend hitzig in Wallung zu bringen, was wollte ich da eigentlich von ihm erwarten?
 

ER war ein Mann...Männer waren als ehemalige Steinzeit Jäger gewissermaßen Natur bedingt auf optische Reize und Signale dieser Art programmiert worden. Ihre ganze Sexualität basierte darauf…auch heute noch, weshalb also sollte es ausgerechnet bei ihm anders sein, als bei allen anderen Männern sonst?
 

An sich kannte ich den Grund doch...ja eigentlich kannte ich ihn nur zu gut. Er liebte mich und er begehrte mich damit ganz natürlich betrachtet, auch im körperlichen Sinne gesehen.
 

Was das anbelangte, konnte ich mir seiner starken Gefühle für mich absolut sicher sein. Ja was in Gottes Namen wollte ich eigentlich noch mehr, um es endlich zu verstehen? Was hatte mich daran denn eigentlich so betroffen gemacht...ja was hätte ich denn von ihm anderes erwarten wollen?
 

Der Trapper war ein gesunder Mann im besten Alter, der lange…..vielleicht viel zu lange alleine gelebt hatte! Und dazu andauernd dazu gezwungen gewesen war, seine immer stärker werdenden Emotionen für mich unter Kontrolle zu halten und sie zum größten Teil damit auch zu unterdrücken….bis HEUTE!
 

Genau das war mir sonnenklar geworden. Ich hätte es im Grunde nach schon gestern Nacht mit ihm tun sollen...es war längst überfällig gewesen. Wenn der Herr Trapper sich verdammt nochmal nicht so zugesoffen hätte...wer weiß..dann hätten wir dieses Problem vielleicht schon längst hinter uns gehabt?!
 

ABER es hatte nun mal nicht sollen sein...anstatt dessen war DAS jetzt passiert.
 

Oh holy Shit, ich ausgerechnet ICH, hatte Eikskild jetzt quasi durch dummen Zufall dabei überrumpelt, wie Mann, aus welchen Beweggründen auch immer, offenbar selbst Hand an sich anlegen wollte.
 

Wobei DAS natürlich völlig unbeabsichtigt von mir gewesen war.
 

Dennoch konnte ich es weder vergessen noch vollständig ausblenden. Denn ganz tief in mir drinnen wünschte ich mir längst nichts sehnlicher, als dass er ES endlich mit mir tun möge.
 

Ich machte mir nicht länger vor, dass ich diesen Mann nicht auch im körperlichen Sinne spüren wollte. Im Augenblick sah es aber wohl eher nicht danach aus, dass er mich in naher Zukunft in ungestüm wilder Leidenschaft zu Boden reißen und endlich nehmen würde, wie meine blühende Phantasie mir das wieder einmal so herrlich naiv vorzugaukeln versuchte.
 

Ganz bestimmt nicht nach dieser denkbar unangenehmen Angelegenheit zwischen uns, die nicht gerade begünstigte, dass wir beide nochmal dazu kommen sollten, uns dieser an sich beiderseits erhofften und doch so lustvoll banalen körperlichen Begehrlichkeit hinzugeben.
 

Ich ahnte nämlich dumpf, dass er genau das nicht tun würde, dazu hatte ich ihn derzeit viel zu sehr verunsichert. Und so hegte ich insgeheim die Befürchtung, dass er mir nach dieser gründlich und im wahrsten Sinne des Wortes in die „Hose“ gegangenen Angelegenheit von sich aus wohl eher keine Avancen mehr machen würde, obwohl er wusste, wie sehr ich ihn liebte.
 

Viel mehr wurde ich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass Eikskild von mir erwartete und verlangen würde, dass ich mir endlich ganz sicher war, was ICH wollte, was ich ihm dann auch mitteilen musste!
 

In diesem Fall lag es eindeutig an mir, den nächsten und damit entscheidenden Schritt, in die richtige Richtung zu tun...wenn ich diesen einen Mann wirklich als den meinen haben wollte, war es also an mir, ihm dies auch zu zeigen!
 

Angesichts dieser Erkenntnisse fiel mir die Entscheidung nicht schwer...denn ich wusste inzwischen längst was ich wollte.
 

Ein entsprechend verzweifelter Seufzer stahl sich dennoch tief aus meiner Brust heraus...weil ich mir darüber sehr wohl bewusst wurde, dass ich zurück in unser Zimmer gehen sollte. Ja eigentlich musste ich mit ihm sprechen und mich diesem denkbar unangenehmen Thema stellen, ganz gleich wie es auch zwischen uns ausgehen würde.
 

Aber eigentlich bekam ich nicht mehr die Gelegenheit dazu, es auch in die Tat umzusetzen.
 

Gerade in dem Moment, als ich mich von der Wand lösen wollte, um schweren Herzens zu ihm zurück auf unser Zimmer zu gehen...sah ich den Mann den ich liebte, sichtlich eilig und entsprechend erhitzt, ja fast schon im Laufschritt zur Türe herein stürzen…..wobei er sich aufmerksam suchend umblickte.
 

Und ich konnte bei der Gelegenheit auch den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen, als er mich schließlich entdeckte.
 

Allein davon war ich mehr als überrascht, denn Eikskild wirkte unendlich erleichtert...zumindest am Anfang. Er hatte allem Anschein nach, wirklich nach mir gesucht und das im Übrigen ebenso spärlich bekleidet wie ich selbst. Der Trapper trug demnach nämlich nichts weiter als seine Shorts und just den selben geborgten Morgenmantel am Leib wie ich...offenbar hatte er es sehr eilig gehabt mir hinterher zu kommen, um mich zu finden.
 

Als er mich einen Atemzug später in meiner heimlichen Ecke am anderen Ende des Raumes entdeckt hatte, sah ich noch immer die Erleichterung auf seinen markanten Gesichtszügen. Aber ich bemerkte angesichts der Umstände auch jene unterschwellige Verlegenheit, wie ebenso heftigen Zorn darin aufglimmen…
 

...ohhwwww...ja, ich ahnte in etwa, was mir gleich blühen würde….und dann..dann kam es auch schon!

" sehr männ(sch)liche“ Bedürfnisse?! - 3

...oder endlich Klartext!?
 

Er benötigte nicht mehr als ein paar seiner energischen raumgreifenden Schritte, bis er bei mir angelangt war und direkt vor mir stehen blieb. Wir sahen uns einen Moment lang an und er wirkte dabei spürbar verlegen.
 

Aber ich nicht weniger wie er….und doch fasste Eikskild als erstes den Mut, den Mund aufzumachen, worüber ich ehrlich gesagt nicht unglücklich war, denn ich hätte nicht gewusst was ich ihm sagen sollte.
 

Mir fehlten gewissermaßen die Worte, ein denkbar seltener Umstand. Aber im Augenblick war ich wirklich sprachlos, auch weil ich Angst davor hatte, wie er auf diese ungeschickt dumme Angelegenheit zwischen uns beiden reagieren würde, die ja weder von mir noch von ihm beabsichtigt gewesen war, sondern wie es im Leben halt oft so spielt, einfach passiert ist.
 

Meine Güte, ich war so unendlich erleichtert, in seinem angenehm tiefen Bariton keinerlei Vorwurf oder etwas ähnliches heraus zu hören. Es war zunächst tatsächlich nichts, als echte Sorge um mich darin zu vernehmen, als er mich ansprach.
 

„Da sein du ja, Mahal..ich.. ich haben überall nach dir suchen!
 

Wie..wie können du nur so..so dumm sein und einfach fort laufen, wie eine kleine Mädchen? Lyria ich haben mir solche Sorgen um dich machen. Ich haben erst denken, du sein vielleicht hinaus vor die Türe laufen!?
 

So haben ich anfangen vor der Türe zu suchen und als ich mir ganz sicher sein, dass du nicht hinaus gegangen sein können, haben ich alles im Haus absuchen, um dich zu finden. Doch dann sein mir plötzlich diese Raum einfallen und..und ich haben überlegen, dass du vielleicht auch zufällig hier her gekommen sein könnten?!
 

Und jetzt haben ich dich hier tatsächlich finden...ich sein ja so froh dich zu sehen...denn ich wollen unbedingt mit dir reden...und zwar JETZT!
 

“Khazad...Frau..was haben du denn von mir erwarten?
 

WAS?
 

Das fragen ich dich...ich meinen, du wissen es doch selbst längst, wie sehr ich dich mag?
 

Was denken du denn was sein, wenn eine Mann so lange Jahre alleine leben, wie ICH das tun?
 

Hmm….glaubst du denn im Ernst, ich sein eine gefühllose Maschine?
 

Shazra, ich habe meine starken Gefühle für dich bisher zumeist verdrängen oder aber zu unterdrücken versucht, aber darauf habe ich beileibe kein Lust mehr...ich..ich kann dies nicht mehr länger tun.
 

Ich sein ein Mann und als solcher entwickeln er nun mal Bedürfnisse die gestillt sein wollen!
 

Verstehen du mich nicht?
 

Du bist die Frau die ich lieben… und ich will mich dafür nicht mehr extra bei dir rechtfertigen müssen Lyria. Das was ich da vorhin tun haben, sein nichts schlimmes gewesen...ich..ich bin ja schließlich kein Prediger, sondern ein ganz gewöhnlicher und gesunder Mann.
 

Ich haben wollen niemandem Schaden zufügen...am wenigsten dir.
 

Aber du haben offensichtlich verdrängen, dass ich nicht nur allein heute wieder im gleichen Zimmer mit der Frau haben nächtigen müssen, die ich sehr liebe...du das denn nicht begreifen können? Ich haben ständig deine verführerische Duft in meine Nase und du gefallen mir, also was du denn von mir denken….oder erwarten?
 

Ich...ich mögen dich...sogar sehr….
 

Also wie lange werden du mich denn noch hinhalten?
 

Verdammt Lyria, ich will endlich wissen, wie du zu mir stehst Frau!? Du hast mir gestern Abend sehr unmissverständlich zu verstehen gegeben, das du...das du...mich auch willst...und dass du mich liebst!“
 

Fuhr er mich entsprechend zornig und abermals spürbar verunsichert an, wobei sich seine angenehm tiefe Stimme mehr und mehr anhob, in dem ich seine Enttäuschung und seinen Zorn nur zu deutlich heraus hören konnte. Der Trapper war in emotionaler Hinsicht inzwischen so in Fahrt geraten, dass er sich dahingehend kaum noch im Griff hatte...und so ging es bereits munter weiter, noch ehe ich ihm hätte etwas darauf erwidern können oder gar die Möglichkeit hatte im irgendwie zu widersprechen.
 

„Glaubst du denn wirklich allen Ernstes, dass ich es mir ständig aus den Rippen schwitzen kann? Das ist, so sehr ich mich deinetwegen auch anstrenge, kaum mehr machbar. Ein gesunder Mann wie ich, hat nun mal einen gewissen Drang und den kann er beim besten Willen nicht einfach so per Knopfdruck abstellen, auch wenn ich mir lange Zeit alle Mühe gegeben habe, es deinetwegen zu ignorieren!
 

Ich bin verdammt lange allein gewesen...vielleicht zu lange...und dann musste ich auch noch viel länger in diesem verfluchten Krankenhaus bleiben, da hatte ich es noch halbwegs unterdrücken können...aber jetzt nicht mehr….ich will es auch nicht mehr tun!
 

Bei allem was mir heilig ist..ich liebe dich Lyria, von ganzem Herzen.“
 

Hörte ich ihn mir unüberhörbar wütend entgegen grollen. Ich sah dabei den fast schon verzweifelten Ausdruck seiner so ungewöhnlich eindrücklich blauen Augen, spürte seine innere Angespanntheit und auch die starke körperliche Erregung, die ebenfalls noch überdeutlich im rauen Unterton in seiner Stimme mitschwang.
 

Ja ER hatte tatsächlich das getan, was er im tieferen Sinne betrachtet nicht mehr länger verleugnen konnte...dass ich ihm als Frau gefiel, dass er mich wahrhaftig liebte und dass er mich haben wollte..als sein Weib und dies war unweigerlich der körperliche Ausdruck dieses Wissens, dem er nicht mehr länger stand halten konnte oder gewachsen war.
 

Alles in Eikskild wusste, dass er seit geraumer Zeit nur noch eins wollte...MICH!
 

Er wollte mich, weil er mich liebte. Der Trapper wusste schon lange, was ich bisher stets ignoriert und verleugnet hatte.
 

Entsprechend verlegen versuchte ich mich ihm gegenüber zu rechtfertigen...aber es gelang mir in dem Moment mehr schlecht als recht.
 

„Herrgott im Himmel, glaubst du das etwa immer noch, dass ich dich nicht haben will, weil..weil ich dich ganz am Anfang einmal habe abblitzen lassen?
 

Ach komm schon Eikskild, das war ja zu erwarten gewesen. Ich hatte dich da ja noch nicht mal ganz vier Tage gekannt. Mal ganz abgesehen davon, welche Frau die wenigstens ansatzweise Wert auf einen gewissen gesellschaftlichen Anstand hegt, steigt schon mit einem Mann ins Bett, den sie weder kennt noch liebt....hmmm?
 

Nun ja also, das sollte sogar dir einleuchten, meinst du nicht? Ich..ich meine, war das etwa der Grund, dass du es dir eben so heimlich und..und verstohlen besorgt hast, weil du glaubst, ich würde dich nicht als Mann begehren?
 

Ja wie soll ich das denn bitte schön deiner Meinung nach werten? Denkst du wirklich allen Ernstes, ich hätte keine Empfindungen für dich? Verdammt Mann, so langsam solltest du doch endlich verstanden haben, WAS ich für dich fühle und wie stark meine Gefühle für dich sind?
 

Verflixt und zugenäht Eikskild, ich hab mich bisher einfach nicht getraut, dich in...in mein Bett zu lassen. Ich weiß, dass ich es hätte es längst tun sollen. Aber um ehrlich zu sein hatte ich unendlich große Angst davor Farbe zu bekennen, da ich mich vor diesem Schritt ernsthaft gefürchtet habe, denn er ist was das anbelangt endgültig und das weiß ich vermutlich ebenso gut, wie du!
 

Shit verfluchter..ich liebe dich doch...Eikskild! Ja ich liebe dich….aus tiefster Seele und genau so wie du bist.
 

SO!
 

Jetzt habe ich es dir hiermit hochoffiziell gestanden….und bist du nun zufrieden?“
 

Ich sah ihn an, die Worte sprudelten dabei nur so aus mir heraus, in heller Verzweiflung und tiefster Ehrlichkeit, in all den schillernden Facetten an Empfindungen und den entsprechenden verbalen Untermalungen meines Wortschatzes, die ich für diesen ungewöhnlichen und zugleich überaus eigensinnigen Mann fühlte.
 

Er sah mich an, sein stets so markant fesselnder Blick wirkte noch immer eine Spur verletzt, aber auch ein letzter Hauch von Trauer und Zorn zog unübersehbar den Schleier von Bitterkeit darüber, der seine schönen Augen merkwürdig leer wirken ließ…
 

....und dann, dann setzte er an mir etwas zu sagen, etwas das ihm ungemein wichtig war und aus seinem tiefsten Inneren kam.
 

Irgendwie spürte ich es...vielleicht lag es an dem Tonfall, seiner Stimme, ich wusste es nicht, aber ich fühlte ganz genau, welche starke Gewichtung diese Worte an mich für ihn hatten.
 

„Es ist richtig, ich habe sehr lange nicht gewusst oder geahnt, wie DU dies empfunden hast und wenn du mich nicht ständig abgewiesen hättest Lyria, dann hätte ich wohl eher nicht selber Hand an mich gelegt.
 

Ich meine, dann würdest du das tun, was du schon so lange willst und immer wieder verdrängt hast, so wie du es mir jetzt sogar selbst bestätigt hast. Ich würde es nicht schlimm finden, wenn du dir endlich zugestehen könntest, dass du mich als Mann ebenso sehr begehrst, wie ich dich. Es würde mir das Gefühl geben, das ich bisher versucht habe ständig in mir abzutöten, weil ich dachte, dass es schlecht ist..obwohl ich eigentlich weiß, dass dem nicht so ist.
 

Das Gefühl, das mir eindeutig die Wahrheit sagt, nämlich dass dies das Richtige ist. Genau das, welches mir schon lange zu verstehen gibt, dass ich dich als meine Âmralime...als meine Geliebte ansehe, denn das tue ich verdammt nochmal, genau das bist du für mich...die eine Frau, die ich liebe wie keine andere…
 

...auch wenn du es nicht wahr haben willst, dass ich dich damit auch körperlich begehre, so wie DU mich!
 

Khazad...glaubst du vielleicht, ich bin so einfältig dies nicht zu merken? Ich weiß sehr genau, dass du mich willst Ich kann es in deinen Augen erkennen Lyria...an jedem verdammten Tag, habe ich es gesehen.
 

Aber du kannst es dir nicht eingestehen und ich frage mich warum...aus welchem Grund du solche Angst davor hast, einen Mann zu lieben und ihm zu vertrauen?
 

Aber solange dies so ist, werden wir niemals DAS tun, was wir beide wirklich wollen…?!“
 

Ich sah ihn an, denn eigentlich war mir überdeutlich klar, dass ich genau diesen Mann, der da vor mir stand von ganzem Herzen aufrichtig liebte und ehrlich gesagt selbst nichts lieber machen würde als endlich den Schritt in die richtige Richtung zu tun, was unweigerlich bedeutete, auch in der letzten Konsequenz mit ihm zu schlafen.
 

Aber ich konnte es nicht...jedenfalls nicht ausgerechnet JETZT...wo wir für so etwas ja nun wirklich keine Zeit hatten! Ich brachte es einfach nicht fertig, genau dies offen vor ihm zuzugeben...und schon gar nicht in dieser emotional verfahrenen Situation zwischen uns beiden..in diesem verdammten Augenblick der all zu bitteren Erkenntnis, die mich wie ein Schlag ins Gesicht traf.
 

„Und WAS wäre das deiner Meinung nach Eikskild, was willst du denn, dass wir deiner Meinung nach tun sollten?!“
 

Fragte ich ihn demnach entsprechend resigniert, schon weil ich wusste, dass er natürlich mit jedem seiner verdammten Worte recht hatte.
 

Er erwiderte meinen Blick der mich unwillkürlich hart schlucken ließ und mir ein heißes Prickeln über den Rücken jagte, weil ich bereits ahnte, was er mir wohl gleich antworten würde.
 

Und dann kam es auch schon...
 

„MITEINANDER LIEBE MACHEN…..das ist es was ich will...und..und zwar mit dir…!“
 

Antwortete er mir dabei vollkommen ruhig.
 

Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke, als mir angesichts dieser Feststellung seinerseits regelrecht die Kinnlade herunter klappte.
 

„Ach ja, so einfach siehst DU das also?“
 

Konterte ich somit einen Moment später abermals mächtig erschrocken über seine ungeschminkte und wahrhaftige Ehrlichkeit.
 

„JA..genau so sehe ICH das Lyria!
 

So einfach ist das!“
 

Antwortete er mir erneut mit gewohnt stoischer Ruhe, wobei ich den resigniert unwilligen Tonfall überdeutlich bei ihm vernehmen konnte, der dabei unterschwellig mitschwang.
 

„Also DAS ist ja mal wieder eine typisch männliche Sichtweise. Du willst mir damit also sagen...dass wir nichts weiter zu tun haben, als endlich miteinander in die Kiste zu hüpfen und...und vögeln bis der Arzt kommt, dann ist die Sache (hoffentlich) zwischen uns beiden geklärt..oder in bester Ordnung?
 

Zumindest was DICH betrifft?!“
 

Kommentierte ich seine Feststellung erwartungsgemäß trocken und merklich unangenehm berührt, wobei ich endlich den Mut aufgebracht hatte, ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, jedoch trotzdem überraschend energisch von ihm unterbrochen wurde.
 

„DAS habe ich gesagt...ja...so in etwa sind meine Worte gewesen und ich meine es auch so, wie ich es dir sage!
 

JA, ich bin der Meinung, dass wir genau dies tun sollten...und DANN wüssten wir endlich, WAS hier wirklich wahrhaftig ist. Deine verdammten Gefühle sind völlig auf den Kopf gestellt
 

...das zumindest hast du mir verstehen gegeben..und auch, dass du mich liebst?!
 

Ohhh….hinsichtlich dessen kann ich dir versichern, dass wir was das betrifft schon eine geraume Zeit lang zu zweit sind.
 

Ich denke, das wird die nötige Klarheit zwischen uns schaffen.
 

Ich liebe dich...und du liebst mich! Lyria, ich sage dir das nur noch einmal, mein Stolz lässt es kein weiteres Mal mehr zu, so tief werde ich nicht noch einmal sinken, mich innerlich so vor dir zu entblößen Kurdân – Frau meines Herzens.
 

Aber ich meine es ernst...sehr ernst sogar. Ich will dich wirklich als meine Frau...meine Eine, meine Givashel...und nicht nur deshalb, weil ich dich, wie du es so schön ausdrückst...am Liebsten heute als morgen “flachlegen“ wollte.
 

Gut also DAS würde ich tatsächlich auch liebend gern in Betracht ziehen, da hast du zur Abwechslung sogar nicht unrecht Frauenzimmer...und ich bin verflucht nochmal kaum noch in der Lage an etwas anderes zu denken, als an DAS, was mir nach all der langen Zeit des hin und her zwischen uns beiden an sich nicht mal jemand übel nehmen könnte….
 

….und ich will dieses dumme Spiel verflucht nochmal nicht mehr länger weiterspielen.
 

Verstehst du nicht?
 

Ich will endlich das Wahre und Wahrhaftige! Ich will es fühlen und zwar mit dir, weil ich dich begehre, weil keine Andere haben will als dich und das ist längst noch nicht alles.
 

Ich betone es noch einmal...nur ein einziges Mal, dass du für mich DIE eine Frau bist, die ich als die MEINE ansehe…
 

...und wenn du mir bei der Gelegenheit sagen willst, dass ich was das anbelangt gar keine andere Wahl gehabt habe, da ja nur du allein für mich in Frage gekommen bist, so muss ich dir verkünden, dass du dich dahingehend irrst…und zwar fundamental!
 

Ich hätte nicht wahllos irgend eine Frau genommen, nur weil ich sie hätte haben können...und ich hätte auch dich nicht haben wollen, wenn ich in dir nicht das erkannt hätte, was du wirklich für mich bist. Es gibt hier andere Frauen in Longyearbyen, die Möglichkeit dazu hätte ich schon allein was Lalê anbelangt sehr wohl jederzeit gehabt.
 

Aber sie sind nun mal nicht wie du gewesen, denn ich liebe DICH und nur dich, das ist es was du wissen und niemals vergessen solltest. Es wird in diesem Leben für mich keine andere Frau mehr geben, wenn nicht du!
 

Will das denn nicht endlich in deinen verdammten Dickschädel hinein Lyria?“
 

Hörte ich ihm mir dabei antworten.
 

Seine warme voll tönend tiefe Stimme klang belegt und merklich kratzig...aber auch betont um Ernsthaftigkeit bemüht und dazu wild entschlossen.
 

Ja es war die Wahrheit, die er mir hiermit verkündete...die volle ungeschminkte Wahrheit und ich wusste, dass ich mich dem nicht länger verschließen konnte.

...eine folgenschwere Entscheidung

Vor allem stellte ich mehr als verblüfft fest, dass er sich jetzt, wo der Trapper sich selbst so derart in Rage geredet und emotional hineingesteigert hatte, ganz plötzlich nach all der langen Zeit, ein völlig sauberes und grammatikalisch richtig zusammen gesetztes Englisch sprach, so dass mir regelrecht der Mund offen stehen blieb.
 

Vordringlich, weil ich es zunächst nicht sofort bemerkt hatte, nach der gefühlten Ewigkeit seiner ständigen Kauderwelsch Brocken, die da klangen, als würde der Trapper geradewegs einem anderen Planeten entstammen.
 

Aber jetzt..jetzt kamen die Worte an und zwar in vollständigen und gänzlich richtigen Sätzen. In gewisser Weise war es so, als hätte diese starke Emotionalität in ihm eine Art von "Schalter" umgelegt....und er sprach das, was er eigentlich schon lange unterbewusst konnte oder besser im selben Zeitraum von knapp sechs Monaten an Wortschatz in meiner Sprache gelernt hatte, endlich konsequent und damit völlig korrekt aus.
 

Der helle Wahnsinn...ich war angesichts dieser Erkenntnis so geplättet, dass ich es ihm nicht einmal sagen konnte, ich brachte genauer gesagt überhaupt kein Wort heraus und so nahm ich mir insgeheim vor, erst einmal abzuwarten ob dieser "Zustand" denn andauern würde.
 

Vielleicht war es ja nur von vorübergehender Dauer...wer wusste das denn schon alles so genau? Immerhin war ich kein Sprachexperte...aber bisher gefiel mir überaus gut, was er da so von sich gab.
 

Und was ihn in eigener Person anbelangte, so schien der Trapper es selbst überhaupt nicht zu bemerken, anstatt dessen spürte ich nämlich, wie er mich mit einem Mal impulsartig an den Händen fasste und nahe an sich heran zog. Seine rauen Lippen schmiegten sich nur einen Augenblick später mit einem tiefen Grollen und begehrlich fordernd an meine. Ich wurde so schnell und so stürmisch von ihm und seinem Kuss überrumpelt, dass ich nicht mal mehr reagieren konnte, selbst wenn ich gewollt hätte.
 

Bei den Göttern, ich fühlte seine Hände, wie sie sich von meinen lösten, wie sie über meinen Rücken strichen, warm und leidenschaftlich und sie legten sich wieder einmal in ungeschminkt ehrlichem Begehren auf meinen Po.
 

Ich konnte überdeutlich spüren, wie sie sich besitzergreifend sinnlich in die weichen Pölsterchen meiner Kehrseite gruben und mich dort festhielten.
 

Ja ER wollte längst mehr...viel mehr….er wollte ALLES, das hatte ich inzwischen überdeutlich begriffen und verstand in jenem Augenblick auch, dass ich mit meinen naiven Vermutungen vollständig auf dem Holzweg gewesen war, die da angenommen hatten, dass er darauf wartete, dass ich den nächsten Schritt tun würde.
 

Nein, ich hatte bis dahin offenbar noch immer nicht ganz verstanden, dass er ein Mann war, der in der Regel seine Entscheidungen für sich allein traf und sie gerne unter Kontrolle hatte. Eikskild würde sich nicht mit einer passiven Rolle zufrieden geben...niemals!
 

Er war der Mann, der in seinem Leben bisher stets das eingefordert hatte, was er wollte und das selbstbewusst und äußerst zielstrebig. Also warum sollte er diese überlebenswichtige Strategie jetzt plötzlich ändern?
 

Ausgerechnet wegen mir?
 

Auf keinen Fall und so verstand ich just in dem Moment, dass ER sich längst im klaren darüber war, was er haben wollte und er würde dahingehend nicht mehr länger warten oder sich vertrösten lassen. Ich wusste, dass er mir kaum mehr eine Wahl lassen würde. Mit dem was er tat, forderte er gewissermaßen meine Entscheidung ein...jetzt sofort!
 

Diese schlichte Erkenntnis entlockte mir gegen meinen Willen ein quälend lustvolles Stöhnen, aber ich hatte gar keine Zeit mehr überhaupt noch eine Entscheidung zu treffen, was ich wollte oder nicht wollte, denn ER traf sie kurzerhand für mich!
 

Ich bemerkte mit einiger Überraschung, wie sich der nordische Mann urplötzlich vorbeugte um mich hoch zu heben. Ich wehrte ihn nicht ab, als ich begriff was er tun wollte. Diesesmal nicht mehr, anstatt dessen ließ ich ihn gewähren, wohl wissend, was das bedeutete und so bekam ich eine gratis Lektion in punkto Leidenschaftlichkeit, so wie Eikskild sie verstand.
 

Der Mann war mir so nahe...ich fühlte seine Körperwärme, seine atemberaubenden Küsse, die immer fordernder wurden und ich bemerkte im Zuge dessen auch, wie er mich mit seinem gesamten Gewicht langsam aber unmissverständlich in Richtung Wand und damit unweigerlich auch in die des einsam vor sich hin schlummernden Klavierflügels drängte.
 

Ich war angesichts dieser zielstrebig forschen Forderung so von ihm überwältigt, dass ich keinen Versuch unternahm mich zu befreien oder ihn in irgend einer Weise daran zu hindern und so fand ich mich nur Sekunden später, auf dem geschlossenen Tastaturkasten des Klaviers wieder, auf den er mich kurzentschlossen und dazu so leicht hinauf gehoben hatte, als würde ich beinahe nichts wiegen...zumindest nicht für ihn.
 

Seine immense körperliche Kraft beeindruckte mich ungewollt mehr denn je und dann..dann fühlte ich ihn bereits so nah..so unendlich nahe.
 

Oh mein Gott ich konnte spüren, wie Eikskild mich regelrecht gefangen nahm, da war das neuerliche begehrlich leise Keuchen und auch die feurige Hitze seiner Haut auf meiner. Der nordische Mann mit dem silberdunklen Haarschopf hatte sich ohne sich noch lange bitten zu lassen, direkt und sehr eindrücklich zwischen meine Schenkel gedrängt und da waren wir nun….beide sprachlos...beide geradezu von der eignen Courage und dem dazugehörigen Verlangen nach dem anderen überrannt worden.
 

Eikskild platzierte mich damit geradewegs so wie ich war auf dem Klavier vor sich und wollte offensichtlich sofort und ebenso kurzentschlossen mit mir zur Sache kommen..und das im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Ich starrte ihn an, verwirrt und entsprechend erschrocken, als ich es bemerkte. Ich kam mir in dem Moment in etwa so vor, als wäre ich ein Kaninchen, das von einer riesigen Würgeschlange verschlungen zu werden drohte.
 

Diese ungeschminkte Lust...das ungemein starke körperliche Begehren, dass der Trapper mit all seinem ganzen "Sein" ausstrahlte und mit dem er mich zweifellos nehmen wollte. Genau das war es, was ich erst einmal verdauen musste.
 

Der Mann vor mir war so derart erregt, dass ich schon so einen gewissen Vorgeschmack davon bekam, wie ER sich in etwa anfühlen musste, denn ich spürte IHN in begehrlicher Härte an meinen rechten Innenschenkel drängen und das war gewiss nicht mehr länger nur eine Vorstellung meiner wilden Phantasien.
 

Nein, seine „Männlichkeit“ war was das anbelangte schon durchaus real...und zwar sehr real!
 

OH ja…du heilige Madonna, mir war was das betraf augenblicklich und ganz eindeutig klar, WAS Eikskild da so unmissverständlich von mir verlangte. Aber ehrlich gesagt hatte ich noch ganz andere Gedankensprünge als diese schlichte Erkenntnis, dass ich es am Liebsten ebenso leidenschaftlich und ungehemmt hier auf der Stelle mit ihm tun wollte.
 

Ja und IHM war mittlerweile so ziemlich alles egal. Eikskild würde es tun jetzt und hier, sofort und auf der Stelle, ohne irgendwelche moralischen Hemmungen, das wusste ich. Ja ihm war es wirklich vollkommen einerlei, dazu war der Trapper aus emotionaler Sicht betrachtet, eindeutig viel zu weit gegangen.
 

Ich wollte nicht leugnen, dass es mir insgeheim nicht ebenso erging wie ihm und ich mir innerlich nichts sehnlicher wünschte, ES ohne irgendwelchen dummen Zwänge oder Ängste mit ihm zu tun, ganz gleich wie und vor allem ganz gleich wo?!
 

Denn dass dies nicht unbedingt der beste Platz dafür war, wusste ich selbst. Aber allein der Umstand, dass ich mir diese Tatsache so offen und zugleich ungeschminkt eingestand, erschreckte mich so sehr, dass ich wirklich nicht mehr wusste, was ich machen sollte.
 

Wenn ich nur allein meinen starken Gefühlen für ihn folgte, so würden wir jetzt und hier miteinander schlafen, auf der Stelle. Denn so ausgehungert wie wir beide in Sachen Liebe und dem Bedürfnis nach der Nähe des jeweils Anderen waren, würden wir vermutlich ebenso übereinander herfallen, wie ein Rudel wilde Wölfe, das sich auf seine Beute stürzte...genau so heftig, genau so gierig und genau so leidenschaftlich intensiv!
 

Eikskild war mehr als nahe dran, es wirklich wahr zu machen. Ich spürte den sichtlich erregten Mann dafür viel zu deutlich zwischen meinen nackten Schenkeln. Nur der reichlich dünne Stoff seiner Boxershorts, die er unter dem Männerbademantel trug, verhinderte dass er wirklich richtig mit mir auf "Tuchfühlung" gehen konnte.
 

Aber das würde er, wenn es nach ihm ging, ohnehin kaum mehr ein langfristiges Hindernis darstellen. Außerdem wurde mir hierbei auch sehr eindrücklich klar, dass ich wenn ich mich mit ihm einließ, eine Entscheidung getroffen hatte, die sich nie mehr rückgängig machen lassen würde.
 

Das kam in gewissem Sinne so etwas wie einer Art von Eingeständnis, ja fast schon einem „Eheversprechen“ gleich. Denn ER wollte zweifellos eine Frau, die bei ihm blieb und zwar dauerhaft und genau DAS war der Knackpunkt an der vertrackten Angelegenheit.
 

Und so gelang es mir kaum noch dem etwas entgegen zu stellen.
 

„Der Allmächtige im Himmel hilf mir, du bist wahrhaftig das Schlimmste, was mir bisher in meinem Leben widerfahren ist und zugleich das Allerbeste, das mir passieren konnte…
 

….MANN...weißt du das? Oh mein Gott, ich liebe dich, so sehr...so sehr….!!!“
 

Hörte ich mich ihm daher selbst kaum begreifend was ich da eigentlich so von mir gab und geradezu wie von Sinnen entgegen keuchen. Ich war schlicht und ergreifend von ihm in Besitz genommen worden. Eine Erkenntnis die mich emotional extrem heftig aufwühlte. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich längst nicht mehr ich selbst war.
 

Ich wusste nicht mehr, wer ich war oder wie ich hieß?! Ich wusste nur noch, dass ich diesen einen Mann, der ohne jeden Zweifel meiner war haben wollte...ganz gleich wie!
 

Und so hörte ich ihn, da war das leise anschmiegsam erotische Grollen das tief aus seiner Kehle heraus drang. Eben jenes, mit dem er sehr wohl registrierte, was ich ihm eben gesagt hatte und spätestens ab dem Moment, in dem sich seine beiden Hände in begehrlichem Fordern am Bund meines Slips fühlte, kam ich fast um den Verstand...
 

….UND leider, als wäre es so abgesprochen worden, jemand unvermittelt und vollkommen ansatzlos zur Türe herein gestürzt!
 

Dieser JEMAND...es war im Übrigen unmissverständlich ein Mann. Jedenfalls der Schrittabfolge nach zu urteilen und es sah obendrein so aus, als ob er nach irgendwem ganz gezielt suchen würde...denn er hatte es verdammt eilig.
 

Doch just in der Sekunde als er uns zufällig bemerkte...tat ER ohne jedweden Skrupel den Mund auf und sprach uns beide völlig selbstverständlich an. Geradewegs als ich seine vertraut klangvolle Stimme vernahm, wusste ich bereits wer es war, ohne das sich ihn extra hätte sehen müssen.
 

„Oh man da seid ihr beiden ja Irakadad!
 

Verflucht und zugenäht, ich suche euch beide schon überall. Das darf jetzt nicht wahr sein, die Trauung beginnt in einer knappen halben Stunde und ihr habt offensichtlich nichts besseres zu tun als euch hier gegenseitig an die Wäsche zu gehen...oder wie darf man euer kleines spontanes Stelldichein sonst bewerten Onkel Thorin?!
 

Jetzt aber mal hurtig menu Thanu, dein hochherrschaftlicher Typ wird verlangt! Immerhin bist du sein Trauzeuge. Los seht also lieber mal zu, dass ihr fertig werdet! Für solche Spielereien zu zweit habt ihr heute zu späterer Stunde sicher noch genügend Zeit, auch wenn ich euch den Spaß jetzt wirklich gerne gegönnt hätte.“
 

Kam der zu erwartende harsche Kommentar, trocken und wenig einsichtig von Eikskilds Neffen direkt an uns beide...und wir verstanden die Botschaft.
 

Atemlos keuchend fuhren wir beide zutiefst erschrocken auseinander, als wir den in erster Linie für Eikskild unangenehmen Störenfried sahen…der uns sozusagen „Inflagranti“ in dieser mehr als pikanten Lage ertappt hatte. Wobei besagter aber allerdings schon wieder höflich Anstalten machte, sich mehr oder minder taktvoll zu verdrücken, indem er ebenso rasch von der Bildfläche verschwand, wie er eben aufgetaucht war.
 

Aber nicht ohne, dass Eiksklid ihm zuvor wenigstens noch wortgewaltig Beine gemacht hatte.
 

„Verschwinde Kili...ich habe dich vernommen mein Neffe! DAS war beileibe nicht zu überhören. Junge du hast offenbar ein untrügliches Talent darin, immer den unpassendsten Augenblick zu erwischen...verdammt siehst du denn nicht, dass du störst?!
 

Und..jaaaaa wir sind ja schon auf dem Weg. Mahal, sag diesem verfluchen Kerl von einem Bären, dass er allein die Schuld daran trägt, mir meinen Tag gründlich versaut zu haben!“
 

Indem hörte ich Kili lauthals und amüsiert lachend von draußen herein tönen.
 

„Ach was Onkel, der ist doch noch gar nicht vorbei...ihr habt doch noch die ganze Nacht für eure Spielchen Zeit, wenn s recht ist.
 

Hmm...heißt es denn nicht...HochzeitsNACHT?!“
 

„Shazra...das heißt es...aber verdammt nochmal, doch nicht unsere!“
 

Konnte ich Eikskild dem jüngeren Mann plötzlich dementsprechend ungehalten hinterher Grummeln hören.
 

„Ja und...und warum denn eigentlich nicht?“
 

Hörte ich mich mit einem Mal selbst und kaum vernehmlich in seine Richtung flüstern.
 

Er sah mich an…ich sah den zutiefst verblüfften Ausdruck auf seinem zerfurchten Gesicht, der wahrlich Bände sprach.
 

...meinst..meinst du das jetzt ernst Lyria?“ Kam die Frage direkt und ebenso ungläubig aus ihm heraus gestolpert.
 

Ich bemerkte, wie ich automatisch nickte.
 

„JA mein Lieber, das meine ich und zwar genauso, wie ich es dir jetzt gesagt habe."
 

Dennoch hatte das vollkommen unerwartete herein platzen von Kili, den gewünschten Effekt erzielt und ziemlich Eindruck hinterlassen…. zumindest, was mich betraf.
 

„Und er hat völlig recht, wir..wir können das nicht tun...jedenfalls nicht HIER!
 

Bitte...ich weiß nicht..da..das geht einfach nicht, ich kann das nicht tun Eikskild und was das Thema Pünktlichkeit anbelangt, kommen wir beide auch so schon viel zu spät zu einer Hochzeit, auf der wir nicht nur Gäste, sondern du zu allem Überfluss auch noch der Trauzeuge des Bräutigams bist!
 

Wir haben all die verbleibende kostbare Zeit tot diskutiert und mit unserem sinnlosen Streit verplempert. Nun ja also dann hätten wir sie wirklich weitaus besser nutzen können, meinst du nicht auch?“
 

Ich sah ihn mit einem unsicheren Lächeln an, als ich um die passenden Worte zu dieser mehr als vertrackten Situation rang.
 

„Ach und wie zum Beispiel...etwa indem wir beide miteinander hätten Liebe machen sollen!?“
 

Unterbrach er mich damit nur einen Moment später todernst und wie gewohnt Trapper mäßig trocken, wobei Eikskild mich nicht eine Sekunde lang aus seinem nahezu hypnotisch strengen Blick entkommen ließ.
 

„Da hätten wir auch getrost miteinander schlafen können...ja...genau darauf wollte ich hinaus.“
 

Fuhr ich indessen ungerührt und ebenso ernsthaft fort, wobei ich ihn ebenfalls entschlossen taxierte und noch bevor er mir darauf etwas entgegnen konnte, machte ich bereits weiter, wobei ich mir selbst Mut zusprechen musste, da dies sonst vermutlich nie über meine Lippen kommen wollte.
 

„Aber verdammt nochmal Eikskild, ich kann nicht mit dir schlafen. Jedenfalls nicht HIER und schon gar nicht vor aller Augen. Na also da hätten wir die Gelegenheit beileibe schon deutlich eher ergreifen müsssen.
 

Ich meine WAS wenn uns wirklich jemand dabei zusieht?
 

Denk an Kili….der stand eben einfach so völlig unangemeldet in der Türe und das brauche ich ehrlich gesagt nicht noch einmal. So etwas intimes wie körperliche Liebe gehört meiner Meinung nach nur uns beiden allein. Da möchte ich nicht auch noch irgendwelche ungebetenen Zuschauer haben, um es mal ganz deutlich in Worte zu fassen.
 

Ohhhh...Gott so hilf mir doch, ich bin im Moment vollkommen durcheinander. Ich..ich sollte mir glaube ich endlich vollständig klar darüber werden, was ich will und auch darüber, dass ich genügend Mut aufbringe, um dieses verfluchte einsame Leben meistern zu können, das damit unweigerlich auf uns beide wartet.
 

Und ihm Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich dem wirklich gewachsen wäre oder nicht...ich..ich bin so durcheinander...vergib mir...ich weiß nicht was ich tun soll...?
 

Es tut mir unendlich leid Liebster und glaube jetzt nur nicht, dass es mir nicht ebenso geht wie dir, mein Körper ist wie hypnotisiert auf dich. Ich kann mich in der Hinsicht kaum noch kontrollieren und es liegt bestimmt nicht daran, dass ich es nicht tun will.
 

Ganz im Gegenteil, ich liebe dich...so sehr...aus tiefstem Herzen. Ich könnte allein den Gedanken daran nicht ertragen, dich am Ende vielleicht doch allein zurück lassen zu müssen, mit der bitteren Erkenntnis, dass ich nicht genügend Mut aufbringen konnte, um bei dir zu bleiben.
 

Hörst du?
 

Das..das will ich dir nicht antun, das hast du einfach nicht verdient. Versteh doch, du bist ein herzensguter Mann, der Beste den ich jemals traf und das meine ich sehr Ernst.“
 

Ich sah ihn an verzweifelt bittend, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich wollte, dass er verstand, was meine Beweggründe waren...dass ich ihm alles, aber ganz sicher nicht vorsätzlich weh tun wollte.
 

„Nun dann solltest du besser darüber nachdenken und zwar möglichst bald, unsere gemeinsamen Tage sind gezählt. Der Frühling ist nahe, spätestens dann solltest du wissen was du willst und ich...ich will es ebenso wissen.
 

Die Trauung von Yokky ist JETZT wie lange willst du also noch warten?!
 

Khazad ich will endlich genau wissen, woran ich bin Lyria. Denn ICH will eine Frau, die eine, die mich ehrlich von Herzen liebt und die bei mir bleiben will und ich will sie dann auch körperlich lieben dürfen...mit allem was dazu gehört.
 

Mahal und wie ich dies tun würde. Frau du hast ja keine Vorstellung davon, was Liebe bei meinem Volk für eine Bedeutung hat....nicht die Geringste.“
 

Konnte ich ihn in meine Richtung flüstern hören, der Blick mit dem er mich während seiner offenkundig ehrlich gemeinten Worte bedachte, fuhr mir direkt tief zwischen die Schenkel hitzig und ebenso begehrlich.
 

Heilige Jungfrau Maria, der Mann legte da mit einem Mal einen Blick an den Tag, den ich an ihm SO in der Art noch nie zuvor wahr genommen hatte...zumindest nicht so intensiv und fordernd wie jetzt. Ich wusste langsam aber sicher gar nicht mehr wie mir geschah.
 

Im Gegensatz zu ihm, der anscheinend sehr genau wusste, was er wollte, war ich derartig konfus. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken. Eikskild wollte MICH..und wenn ich ihm nachgeben würde, dann wusste ich, dass mich dieser Mann überkommen und nehmen würde wie eine Naturgewalt.
 

Zu lange hatte er sich diesem körperlichen Bedürfnis zwangsweise verwehren müssen, wenn es sich jetzt ergeben würde diesem Begehren einen Weg zu ebnen, um es auszuleben..dann..
 

....ja dann...würde er es tun und zwar vollkommen ungehemmt!
 

Ich spürte wie ich hart schluckte.
 

….indem fasste ich eine für mich folgenschwere Entscheidung.
 

„Okay gut, du willst es wissen Eikskild?!
 

Dann werde ich dir jetzt etwas sagen, etwas ungemein wichtiges und unumkehrbares!“
 

Antwortete ich ihm wobei ich all meinen verbliebenen Rest an Mut zusammen kratzte.
 

Daraufhin sah er mich entsprechend verwirrt an, schon da er nicht wusste was ich jetzt schon wieder von ihm erwartete...
 

„Ahh..wa..?“
 

...setze er noch in meine Richtung an, doch da unterbrach ich ihn bereits energisch und merklich ungeduldig.
 

„Ich bin einverstanden!
 

Ich habe tief in mich hinein gehört um eine Entscheidung zu fällen, bei der ich nicht das Gefühl haben muss, dass ich vielleicht die Falsche getroffen haben könnte und ich habe dazu eine endgültige Entscheidung getroffen.
 

Ja eigentlich weiß ich es schon lange..ich schwöre es dir, bei allem was mir heilig ist.“ Er blickte mich noch immer an, forschend und merklich argwöhnisch, doch dann nickte er plötzlich, einmal und sehr knapp.
 

„Ach und die wäre? Ich meine damit, dass ich endgültig wissen will, wie du zu mir stehst und das frage ich dich hiermit zum aller letzen Mal?!“
 

Das war es, was er mir antwortete, bevor der Trapper sich umwenden wollte, um zu unserem Zimmer zurück zu gehen. Ich sah ihn verunsichert an und schluckte heftig, bevor ich überhaupt in der Lage war, die alles entscheidenden Worte zu formulieren.
 

„Ich..ich..ähhhh...will bei dir bleiben...wenn..wenn du mich haben willst….ich liebe dich…Eikskild!“
 

Hauchte ich ihm jenem spontan mutigen Impuls folgend, nahezu atemlos entgegen, wobei ich jedoch heftig errötete und froh war es ausgesprochen zu haben. Ich fühlte, wie mir die Steine reihenweise vom Herzen fielen...meine Güte..jetzt endlich hatte ich es ihm gesagt.
 

Indem sah ich, wie er mich anstarrte..der Blick seiner schönen blauen Augen war eindrücklich und wirkte entsprechend verblüfft, als er ihn auf mich richtete.
 

„Ich weiß...Lyria, ich weiß es schon lange.
 

Mahal... endlich..endlich hast du es mir gesagt. Ich warte schon so unendlich lange darauf...und ja ich will dich haben, mit allem was dich ausmacht.
 

Nichts mehr als das wünsche ich mir von dir, als dass du uns beiden gegenüber endlich ehrlich sein kannst!“
 

Hörte ich ihn mir damit leise aber auch unendlich erleichtert, ja mit echter und tiefer Freude antworten, die aus seinem ganzen Gesicht und in aller Ehrlichkeit heraus strahlte.
 

ENDLICH...hatte ich mich entschieden...für IHN!

...kleinere und "größere" Probleme

Noch als er das tat sah ich, wie er mir seine Hand ganz spontan entgegen streckte.
 

„Komm...lass uns gehen...sie warten auf uns!“
 

Waren seine Worte, die er einen Augenblick später vergleichsweise gelassen an mich richtete.
 

Ich lächelte ihn an und nickte schweigend, dann ergriff ich sie und ließ mich von ihm zurück zu unserem Zimmer bringen.
 

Auf dem nicht so kurzen Weg dorthin, ließ er meine Hand ganz überraschend los und legte einen seiner Arme anstatt dessen sichtlich von seinem vorherigen Erfolg ermutigt um meine Hüften, woraufhin ich ihn etwas irritiert ansah..dann aber verstand und es ihm anders herum einfach gleich tat.
 

In diesem Fall schlenderten er und ich dafür, dass wir es eigentlich verdammt eilig haben sollten, recht gemütlich und zudem vergleichsweise tiefenentspannt, Arm in Arm durch die Gänge bis zu unserem gemeinsamen Zimmer.
 

Dort ließ mich der Trapper los; wobei er jedoch Anstalten machte, mich kurzerhand als erstes durch die Türe zu lozen nachdem Eikskild sie für uns geöffnet hatte. Er trat direkt hinter mir ein und ich bemerkte reichlich verblüfft, wie sich seine Arme auf einmal unvermittelt und entsprechend vertraulich von hinten um meine Hüften legten und ich spüren konnte, wie er sich ganz nah an mich schmiegte.
 

„Am Liebsten wollte ich gar nicht hingehen...ich würde so gerne hier bleiben...allein mit dir.“
 

Hörte ich ihn mir während er das tat leise entgegen flüstern….und es klang irgendwie so gar nicht nach dem Mann, als den ich ihn sonst kannte. Indem drehte ich mich hastig zu ihm um, wobei ich ihm meine Arme ebenfalls in mehr oder minder geplanter Spontanität um den Hals legte und seine so liebevoll gemeinte Umarmung zärtlich erwiderte.
 

„Ohhwww...ich denke, dass du mit diesem Wunsch nicht allein bist Herr Trapper. Aber wir können nicht...wir haben es ihnen versprochen.“ Entgegnete ich ihm dabei mit sanftem Bedauern.
 

„Ja, ich weiß es ja selber.“
 

Vernahm ich eine Sekunde später bereits sein merklich unwilliges Grollen, das mir deutlich sagte, dass ihm diese Option von allen zur Verfügung stehenden am Allerwenigsten gefallen dürfte, er sie aber doch akzeptierte, wenn auch nicht gerade mit Begeisterung.
 

Und weshalb das so war, wusste ich selbst am Besten. Schon daher drückte ich ihm einen zarten Kuss auf den Mund, wo ich prompt seinen weichen dunklen Bart fühlte, der mich an den Lippen kitzelte und eindeutig nach mehr schmeckte..nach viel mehr!
 

Ich löste mich während dessen nur sehr zögernd von ihm und sah ihn an...der leidenschaftliche Blick der sich dabei in den unendlichen Tiefen seiner blauen Augen verlor, fuhr mir direkt unter die Haut.
 

„Sag mir Liebster...gefällt dir, was ich da gerade mit dir mache?“ Hauchte ich ihm beinahe atemlos entgegen, wobei ich ihn nicht einen Moment lang aus den Augen ließ. Ich fühlte, wie er mich noch näher an sich zog und dann war da das tiefe Grollen aus seiner Kehle, mit dem er mir antwortete.
 

„Hmmm...ich denke schon? Vielleicht musst du es gleich noch einmal versuchen, damit ich mir ganz sicher bin?!“ Hörte ich ihn mir erwartungsgemäß herausfordernd entgegen flüstern, mit dem ich seinen warmen Atem, ganz nahe auf meinen vor Aufregung bebenden Lippen fühlte.
 

„Oh Elender Schuft..hättest du wohl gerne. Aber ich versprech`s dir, davon gibt’s später noch deutlich mehr. Ich meine, natürlich nur wenn du es magst Herr Trapper?! Weißt du was, denk dir bis dahin doch einfach, dass du dir das Beste für heute Nacht aufheben willst. Das steigert das Verlangen danach nur um so intensiver, also zumindest geht mir das so.
 

Die heutige Nacht gehört uns beiden ganz allein, ich schwör`s...nur dir und mir!“ Entgegnete ich ihm abermals leise nachdem ich mich, wenn auch nur sehr zögernd von ihm gelöst hatte. Indem merkte ich, wie er mich noch einmal kurz aber fest an sich drückte, ehe er mir antwortete und mich während dessen energisch entschlossen von sich weg schob und frei gab.
 

„Na das hoffe ich doch...ich habe nämlich verdammt lange darauf warten müssen.“
 

Hörte ich ihn mir nur einen Moment später absolut Eikskild typisch antworten, wobei ich das schmale amüsierte Lächeln auf seinen fein geschwungenen Lippenbögen durchaus registrierte. Ich taxierte ihn mit leicht argwöhnischem Blick, als er einen Schritt zurück trat, um endlich mich frei zu geben.
 

„Ach ist das so?
 

Nun dann hältst du s bis dahin gewiss auch noch ein Weilchen länger aus. Freu dich drauf, ich für meinen Teil werde es auf jeden Fall tun und insgeheim hoffen, dass dieser Tag recht schnell enden möge Herr Trapper!“
 

Kommentierte ich es ebenso trocken, woraufhin ich ihn im Anschluss daran mit einem anzüglich herausfordernden Lächeln belohnte, das ihn verblüfft in meine Richtung starren ließ. Sein Gesicht das er dabei machte war einfach zu köstlich. Ich hätte ihn in dem Moment glatt nochmal küssen mögen, doch dafür fehlte uns eigentlich schlichtweg die Zeit. Also beherrschte ich mich, auch wenn es mir denkbar schwer fiel.
 

Doch in dem Augenblick sah ich ihn erneut grinsen….ziemlich breit und ziemlich belustigt.
 

„Na also DAS kann ich mir lebhaft vorstellen!“ Konterte er erwartungsgemäß amüsiert, während er Anstalten machte sich endlich um seine Garderobe zu bemühen, die er heute zur Feier des Tages anlegen wollte.
 

Es war der feinstoffige royal blaue Anzug, der ihm so gut zu Gesicht stand.
 

Erleichtert aufatmend folgte ich seinem Beispiel und kümmerte mich schließlich ebenfalls um das, was ich zu dieser „hochheiligen“ Hochzeit anziehen wollte. Immerhin hatten wir inzwischen verdammt viel kostbare Zeit verloren und die saß uns sozusagen im Nacken...also beeilte ich mich eben so gut es ging.
 

Oder sagen wir so, ich versuchte es zumindest.
 

Ich hatte mir das schöne nahezu bodenlange dunkelgrüne Samt Brokat Kleid mit den goldenen Ornament Stickereien am Saum zum Glück schon am Abend zuvor zurecht gelegt, damit sich die darin enthaltenen Knitterfalten wenigstens etwas „glätten“ konnten.
 

Aber da ich es gut ausfüllen würde, erledigte den Rest mit großer Wahrscheinlichkeit meine doch recht üppigen Pölsterchen..jedenfalls an den eigens dafür vorgesehenen Stellen, wie Brust und Hüfte...nun ja und alles andere war gewissermaßen Schicksal und mir schlicht und ergreifend...EGAL!
 

Ich hatte kein Bügelbrett in meinem Rucksack mitnehmen können....also musste es ohne gehen.
 

Da gab es jedoch noch ein Problem...und kein geringes...man schloss dieses elegante Kleid nämlich von hinten..hieß also, der lange Reißverschluss meines noblen Abendkleides lag auf dem Rücken und wie ich mich, nachdem ich mich endlich halbwegs erfolgreich hinein gezwängt hatte, auch drehte und wendete, brachte ich es alleine nicht vollständig bis oben hin zu.
 

Eikskild der als Mann natürlich mit weitaus weniger widerspenstiger Garderobe kämpfen musste und längst vollständig angezogen war, hatte es zwischenzeitlich sogar geschafft, seine Krawatte alleine und zudem perfekt zu binden.
 

Derweil lehnte Mann ganz entspannt am Türrahmen und sah meinem angestrengten und dazu wenig eleganten „Feiztanz“ breit grinsend zu...wobei er jedoch bis dahin keine einzige Silbe an mich verlor.
 

„Ist was?“ Grummelte ich ihm entsprechend säuerlich entgegen, als ich es bemerkte.
 

„Nein, sieht aber wirklich lustig aus, was du da aufführst. Du siehst irgendwie danach aus, als ob du Hilfe gebrauchen könntest Lyria...also was ist, darf ich mitmachen?!“ Hörte ich ihn mir erwartungsgemäß trocken entgegen witzeln.
 

„BITTE….sehr gerne!“
 

Kommentierte ich seine für mich wenig amüsante Feststellung daher entsprechend knapp, wobei ich einen resignierten Seufzer ausstieß und mich anschließend schwungvoll zu im ihm hin drehte und stehen bleib.
 

„Bitte...dann mach du!“
 

Hakte ich noch einmal unüberhörbar unwillig nach, wobei ich darauf wartete, dass er mir den widerspenstigen Reißverschluss meines Kleides hilfreicher Weise ganz nach oben hin, bis zum etwa schulterfreien Teil zu ziehen würde.
 

Ich hörte, wie der nordische Mann sich nahezu geräuschlos vom Türrahmen löste und vernahm dabei die mir so unendlich vertraute Schrittabfolge von ein paar wenigen Schritten, mit denen er sich mir näherte…

.

..doch dann…
 

...ja dann war da plötzlich der warme Atemhauch an meinem Hals...so fremd und doch so vertraut!
 

Ich fühlte das irrsinnige kitzeln und den zarten Druck, den seine weichen Fingerspitzen auf meinem nackten Rücken hinterließen. Das unvergleichliche Prickeln mit denen sie sich von meiner Hüfte aufwärts, weiter nach oben hin einen Weg suchten, bis sie das eigentliche Ziel erreicht hatten….den noch immer halb offenen widerspenstigen Reißverschluss!
 

Ich hielt automatisch den Atem an, war wie paralysiert von diesem unbeschreiblichen Gefühl...und dann...ja dann...bekam ich die feurige Hitze seiner Lippen auf der Haut zwischen meinen Schulterblättern zu spüren, denn dorthin hatte er mich jetzt einfach so und völlig spontan geküsst.
 

Und das tat der Trapper im Übrigen nicht nur einmal...ohhhwwww...holy Shit nein..ich fühlte nämlich sehr deutlich, wie er ungeniert weiter damit fortfuhr, er provozierte es regelrecht.
 

Der helle Wahnsinn, was es in mir auslöste...das reinste Feuerwerk an Emotionen...ich war im wahrsten Sinne des Wortes kurz davor, vor lauter Glückseligkeit zu platzen. Mir entkam angesichts dieser starken körperlichen Empfindungen ein so derart heftig atemlos erregtes Keuchen...dass ich mich selbst nicht mehr wieder erkannte.
 

Oh mein Gott, wenn er jetzt nicht sofort damit aufhörte, dann wusste ich nicht mehr wie mir geschehen würde. Eikskild spielte mit meiner Selbstbeherrschung und das weitaus mehr, als er es vermutlich ahnen konnte.
 

„Weißt du eigentlich, wie unglaublich gut du für mich duftest...und...und wie deine nackte Haut schmeckt?“ Hörte ich den Mann hinter mir mit einem Mal leise und ebenso atemlos erregt zwischen meine Schulterblätter flüstern….ich hatte offensichtlich nicht bedacht, wie stark ihn beeindrucken könnte, um was ich ihn da so gedankenlos gebeten hatte.
 

Und so löste ich mich sanft aber nachdrücklich von ihm und drehte mich anschließend noch einmal zu ihm herum. Wir sahen uns einen Moment lang tief in die Augen und ich legte meine Arme dieses mal behutsam um seine Taille, wobei ich ihn noch einmal nahe an mich heran zog.
 

Und noch während ich das tat, versuchte ich es ihm so einfach und liebevoll wie nur irgend möglich zu machen.
 

„Ich hoffe doch mindestens so gut...wie du für mich?
 

Aber komm...es wird höchste Zeit...wir beide kommen auch so schon viel zu spät zu dieser Trauung.“
 

Daraufhin hörte ich ihn leise seufzen, doch er nickte, denn er hatte es längst verstanden und akzeptiert.
 

„Ja sicher...ich weiß.
 

Ach Lyria?“
 

Ich sah ihn, als ich ihn das sagen hörte dementsprechend verwirrt an.
 

„Ja was denn?“ Konterte ich daher erwartungsgemäß verblüfft.
 

„Du siehst wirklich wunderschön in diesem Kleid aus...die Braut wird neidisch werden.“ Vernahm ich von Eikskild genau die Worte, die mich wirklich gänzlich aus den Bahn zu werfen drohten, da ich wusste, dass er sie trotz dass er in mich verliebt war, wirklich ehrlich meinte. Ein schöneres Kompliment hätte er mir damit nicht machen können.
 

Heftige Röte zog sich angesichts dieser unerwarteten Aussage an mich in augenblicklichen Hitzewallungen über meine Wangen.
 

„Ähhmm..ja...danke...das..das hatte ich so aber nicht wirklich geplant.“
 

Entgegnete ich ihm daraufhin entsprechend verlegen.
 

Eikskild lachte, er wirkte im Gegensatz zu mir jedoch ungewöhnlich entspannt.
 

„Na macht ja nichts, ich nehme an sie wird es wohl überleben...komm lass uns gehen, die Zeit drängt!“
 

Antwortete er mir unerwartet humorvoll, wobei er Anstalten machte mir wie schon einmal ganz „Gentlemen Like“ den Arm hin zu halten, damit ich mich bei ihm unter haken konnte.
 

Ich schlüpfte rasch in meine Schuhe hinein, schnappte mir danach Mantel, Handtasche und das leichte hellgrüne Schultertuch und ließ mich umgehend von ihm in Richtung der Türe bugsieren und dann..dann waren wir beide endlich draußen und auf dem Weg in die kleine Kirche von Longyearbyen.
 

„Meine Güte...noch knapp fünf Minuten, das schaffen wir ja niemals pünktlich!“
 

Keuchte ich ihm entsetzt entgegen, denn als ich einen eiligen Blick auf meine Armbanduhr warf, war es nahezu Eins!
 

HOLY SHIT...die standen sicherlich schon alle brav Spalier vor der Kirche und wir beide kamen wenn wir Glück hatten mal wieder gerade so auf den letzten Drücker...wenn überhaupt.
 

Na toll, war ja so klar...oder hätte ich bei uns beiden etwa was anderes erwarten sollen?
 

Aber da hatte ich offenbar nicht mit Eikskilds ausgeprägt hartnäckiger Zielstrebigkeit gerechnet.
 

„Doch das werden wir….vertrau mir!“
 

Hörte ich ihn mir nämlich sogleich hastig und zudem reichlich entschlossen entgegen grummeln...wobei er mich am Arm unbeirrt weiter entlang durch die Gänge des kleinen Motels, bis hinaus vor die Türe zog.
 

Ich sah ihn argwöhnisch an, während ich versuchsweise im Laufschritt in meinen Wintermantel zu schlüpfen gedachte, was an sich schon nicht einfach war. Noch unerfreulicher als das, gestaltete sich jedoch das Laufen in meinen Schuhen mit den glatten Ledersohlen. Oh wow ich rutschte auf dem blanken Eis hin und her, wie eine Primaballerina und setzte mich beinahe auf den Allerwertesten, wenn Eikskild es nicht gerade noch in letzter Sekunde verhindert hätte, indem er mich geschickt abfing. Er packte mich fester am Arm und ich sah ihn in großen Schritten zum Landestypischen Motorschlitten hetzen, der wie üblich direkt vor dem Haus geparkt stand, wobei er mich einfach kurzerhand hinter sich her zog.
 

„Ähhh...wa..was wird das, wenn s recht ist?"
 

Fragte ich ihn dementsprechend entsetzt, als er mich geradewegs dorthin bugsieren wollte.
 

„Nach was sieht es denn aus?“ Hörte ich ihn mir erneut und dieses merklich unentspannt antworten.
 

„Du..du willst doch nicht...?“ Hakte ich nur noch erschrockener ein, als mir schlagartig klar wurde, was er da so offensichtlich plante.
 

„Oh doch ich will..komm schon, uns läuft die Zeit davon!“ Knurrte der Trapper weiterhin ungehalten vor sich hin.
 

« Oh..oh..na wenn das mal gut geht? »
 

Mir hingegen schoss in dem Augenblick nämlich nur eine einzige, aber ungemein wichtige Frage durch den Kopf.
 

„Ach was...wirklich, hast du überhaupt einen Führerschein für das Schneemobil?“
 

„Hmm braucht man den für das Ding da?“ Knurrte der Trapper abermals grimmig vor sich hin.
 

„Nein!“
 

War die etwas rat- und atemlose Antwort meinerseits, die darauf erfolgte.
 

„Gut dann komm!“ Vernahm ich ihn damit entsprechend kurz angebunden und ziemlich zu allem entschlossen.
 

„Du..du willst den verdammten Schlitten wirklich fahren?“ Versuchte ich ihn daraufhin erneut mit aller Kraft zu stoppen...erfolglos, denn er war bereits dort angelangt.
 

„Siehst du irgendwen anders?“ Kommentierte er meine Anfrage demnach reichlich harsch.
 

Ähhhmmm…neiinnn?!“ Setzte ich daraufhin ein wenig kleinlaut zur Antwort an, doch es nützte nichts, ich hätte es mir getrost sparen können, denn er zeigte auf den Fahrersitz.
 

„Also? Dürfte ich dann bitten teuerste Lyria?“ Hörte ich ihn mir abermals unerbittlich streng antworten, wobei er unmissverständlich klar machte, WO ich jetzt platz zu nehmen hatte.
 

„Okay gut, aber auf deine Verantwortung hin.“ Konterte ich indessen reichlich resigniert, wobei ich einen tiefen Seufzer tat.
 

„Nehme ich in Kauf..und jetzt setz dich Lyria!“ War die reichlich knappe Antwort an mich, auf die nicht mehr von ihm erfolgte, als ein unerbittlich strenger Blick.
 

„Bitte..ganz wie du willst!“ Hörte ich mich ihm daraufhin reichlich trotzig antworten, aber auch das nützte nichts mehr.
 

Mit diesen mehr als klaren Worten packte der Trapper sich nämlich umgehend auf den Fahrersitz und mich weil wir schon dabei waren, direkt hinter sich..allerdings konnte ich mit dem engen Kleid nicht auf dem Schlitten platz nehmen, wie normalerweise üblich.
 

Also musste ich sozusagen zwangsweise mit dem "Damensitz" vorlieb nehmen, was jedoch keine all zu große Stabilität verlieh und mir das Herz quasi in die nicht vorhandenen Hosen rutschen ließ. Aber da hatte Eikskild längst schon den Motor gestartet und nach ein, zwei etwas ungeübt ruppig wirkenden Schaltversuchen den halbautomatischen Motoschlitten unerwartet geschickt in Gang gebracht.
 

Ich saß kaum, da gab er so derart heftig Gas, dass es mich fast vom Sitz gerissen hätte...wenn ich mich nicht im letzten Moment gefangen und instinktiv an ihm fest geklammert hätte. Wow ich musste mich wirklich mit aller Kraft an ihm festhalten um nicht herunter zu fallen.
 

Der Mann fuhr mit einem derartigen Affenzahn durch den nicht so kleinen Ort, dass mir die Zähne klapperten und das nicht nur von der Kälte allein. Das haarsträubende Tempo, das er bei dem Gegenverkehr an den Tag legte, ließ mich zu der Gewissheit kommen, dass der Mann jetzt entweder gänzlich übergeschnappt oder aber lebensmüde geworden sein musste.
 

Aber nichts desto trotz, hielt er wirklich nur knappe fünf Minuten später mit heulendem Motor direkt vor der Kirche, samt der davor wartenden Hochzeitsgesellschaft und allein das verblüffte Gesicht des Bräutigams entschädigte mich für so einiges.
 

„Wow...na das nenne ich mal einen echt starken Auftritt Onkel! Ich wusste gar nicht dass du so was kannst?!“ Konnten wir Kili begeistert aus der Menge heraus brüllen hören, als wir angehalten hatten.
 

„Kann ich auch nicht, das war mein erstes Mal?!“ Kommentierte es der Trapper dementsprechend knapp.
 

„Was?!“ Ich stieg hinter ihm ab und war nahe dran in Ohnmacht zu fallen.
 

„Wie war das? Sag das bitte nochmal Eikskild..das ist jetzt nicht dein Ernst?!“ Hörte ich mich ihn total entsetzt fragen.
 

„Es war mein erstes Mal Lyria.“ Antwortete mir der Trapper in einer Seelenruhe, dass mir hören und sehen verging, wobei er mich ganz ruhig ansah.
 

Darauf war ich nahe dran ihm zur Strafe eine ordentliche Backpfeife zu verpassen...aber das hätte es auch nicht mehr ungeschehen gemacht.
 

„Verdammt, tu so etwas verrücktes wie DAS, NIE wieder..hörst du Eikskild?!“ Fauchte ich ihn anstatt dessen nicht eben erfreut an...weil ich nicht fassen konnte, was ich da eben gehört hatte.
 

„Versprochen, das nächste mal fährst du!“ War daraufhin die denkbar logische und einfache Antwort von ihm, die mir dazu sämtlichen Wind aus den Segeln nahm.
 

„Okay..alles klar, ich hab verstanden, das nächste mal fahre ich!“ Schloss ich demnach matt, wobei ich einen entsprechend tiefen Seufzer ausstieß.
 

„Wunderbar, was für eine Erkenntnis. Na immerhin sind wir pünktlich..und sogar noch an einem Stück!“ Hakte ich damit nicht weniger sarkastisch nach.
 

„Wer sagt`s denn...hab ich es dir nicht versprochen?“ Erfolgte der erwartungsgemäß trockene Konter, für den ich ihm am Liebsten auf der Stelle den Hals umgedreht hätte.
 

„Hast du! Aber das nächste Mal wäre es ganz schön wenn du dafür nicht unbedingt unser beider Leben aufs Spiel setzten würdest. Mein Gott Mann weißt du eigentlich was ich für Todesängste ausgestanden habe?“ Fauchte ich ihn entsprechend wortgewaltig an, doch er ließ es wie üblich gänzlich an sich abprallen.
 

„Ach komm schon Lyria, so schlimm war es doch gar nicht, gib es zu, es hat dir gefallen!“ Sagte er anstatt dessen sichtlich belustigt, denn er fand es offenbar auch noch witzig.
 

Ohh ich hätte ihn wirklich können….
 

„Ja im Traum vielleicht..aber egal, wir sind hier und nur das allein zählt im Moment!“
 

Mit dieser wenig schmeichelhaften aber durchaus wahrheitsgemäßen Antwort ließ ich ihn stehen und ging anstatt dessen entschlossen in Richtung des denkbar verblüfften Brautpaares...denen ich ja auch noch meine Aufwartung machen sollte.

eine "Bärige" Hochzeit...

Indem sah ich mir den Bräutigam sehr amüsiert und sehr breit entgegen grinsen. Offenbar hatte er sich vom ersten Schock erholt, uns in so halsbrecherischem Tempo auftauchen und mit heulendem Motor vorzufahren zu sehen.
 

„Ein starker Auftritt, also das muss man euch wirklich lassen, besser hätte ich es auch nicht machen können. Alle Achtung und ihr seid sogar halbwegs pünktlich. Ich hatte glatt meine Socken bei meiner Zukünftigen darauf verwettet, dass ihr beiden es nicht schaffen würdet, zumindest nicht nachdem, was ich vorhin von Kili gehört habe.
 

Ich wechselte augenblicklich die Gesichtsfarbe von leichenblass in knallrot, nachdem ich vernommen hatte, was Yokky mir da so unverblümt eröffnete.
 

„Ach und WAS hast du denn so von ihm gehört mein lieber Yokky?!“ Hakte ich daher mit einem etwas süßlichen Tonfall in seine Richtung nach, kaum dass ich mich wieder halbwegs unter Kontrolle gebracht hatte, wobei ich bemerkte, dass Eikskild mich inzwischen eingeholt hatte und ganz selbstverständlich neben mich getreten war, so dass er unweigerlich mitanhören musste, was ich dem riesenhaften Trapper da als Gegenfrage offerierte.
 

„Oh er sagte mir nur, dass ihr beide ziemlich beschäftigt gewesen seid, mit was wollte er allerdings nicht genauer ausführen, aber ich kann es mir wohl auch so denken. Nun ich hoffe ihr hattet wenigstens euren Spaß bei der Gelegenheit?!“
 

„Den hätten wir zweifelsohne gehabt, wenn der Kerl uns beide nicht so unschön unterbrochen hätte!“
 

Konnte ich meinen Nebenmann mit einem mal überraschend grimmig in Richtung seines besten Freundes grollen hören, wobei ich ihn verblüfft anstarrte.
 

„Ah ha so sieht das also aus...typisch Mann.
 

Oh Kili ich wusste es.
 

Buschtrommeln sind offensichtlich ein Sch...dr….dagegen. Ich dreh ihm eigenhändig den Hals um, wenn ich ihn nachher in die Finger kriegen sollte...Vollpfosten!
 

Kann der Kerl nicht einmal seine neugierige Klappe halten? Was geht das verdammt nochmal die Leute an, was wir beide im stillen Kämmerlein tun?“
 

Hakte ich nicht weniger säuerlich ein, wobei ich meinen Begleiter mit einem kurzen Seitenblick streifte, bei dem ich mit einiger Genugtuung fest stellte, dass er ebenso begeistert aussah, ob der Tatsache das Kili ganz offensichtlich nicht in der Lage gewesen war den Mund zu halten, zumindest über das, was wir beide da miteinander anzustellen im Begriff gewesen waren.
 

Er hatte es wohl nicht im Ganzen ausposaunt...aber doch genug, dass man durchaus seine eigenen Schlüsse daraus ziehen konnte und das genügte mir bereits völlig.
 

Dennoch entlockte es dem brünetten Riesen lediglich ein gutmütig amüsiertes Lachen...woraufhin er Eikskild freundschaftlich auf die breiten Schultern klopfte.
 

„Ach nun komm schon, stell dich nicht so altmodisch prüde an Eichenschild...das mit euch beiden war doch längst an der Zeit...ja quasi überfällig. Ihr beiden werdet schon noch die Gelegenheit bekommen, um mit dem fortzufahren, wobei ihr wegen meiner Svetlana und mir offensichtlich so unschön gestört wurdet?!
 

Indem konnte ich meinen Gefährten abermals nicht sonderlich erfreut in Richtung des Riesen mit dem braunen Haarschopf grollen hören.
 

„Ich nehme schwer an, dass wir das bei nächster Gelegenheit tun werden, oder hast du etwa anderes erwartet store Bjôrn*? (großer Bär*) Wenn es nach dir gegangen wäre, hättest du uns beide doch schon liebend gerne bei deinem ersten Besuch miteinander verkuppelt...schon wieder vergessen?“
 

„Ehrlich gesagt nein mein Freund.“
 

Entgegnete ihm Yokky daraufhin trocken, wobei er abermals breit lächelte und Eikskild keinen Moment lang aus den Augen ließ. Doch der setzte abermals an ihm etwas zu sagen...etwas das ihm offenbar ungemein wichtig erschien.
 

„Was das anbelangt, sind sie und ich längst einen Schritt weiter Yokky...und ja, ich habe Lyria in der Zwischenzeit gefragt….
 

….rate, was sie mir geantwortet hat?!“
 

Yokky sah uns beide kurz verständnislos an, doch dann lächelte er erneut, es wirkte ungemein erleichtert.
 

„Sie hat natürlich JA gesagt…nehme ich an? Zumindest vermute ich das deinem unerwartet entspannten Gesichtsausdrucks wegen.“ Sein Lächeln wurde noch etwas breiter, mit dem er Eikskild weiterhin aufmerksam taxierte.
 

Doch dann wurde er vergleichsweise ernst, wobei er seinen Blick einen Moment lang forschend über mich hinweg schweifen ließ.
 

„Sag hast du dir das auch gut überlegt? Wenn du bei ihm bleibst, wird das eine sehr harte Nuss werden, das ist kein leichtes Leben, das dich da erwartet Lyria?!“
 

„Ich weiß...aber ich will es trotzdem wagen.“ Antwortete ich ihm entschlossen, wobei ich doch bemerkte wie ich kurz und entsprechend heftig schlucken musste.
 

Yokky lächelte wieder, diesmal wirkte es ehrlich erfreut.
 

„Oh das freut mich wirklich ungemein für euch beide und noch mehr, dass ich mit meinen Vermutungen recht hatte….ich wusste es schon von Anfang an, das sie die Richtige für dich ist Eikskild. Meine feine Nase hat mich dahingehend also nicht getrogen. Ich habe es gewissermaßen gerochen. Das ist gut, das ist sehr gut!
 

Wisst ihr, ich freue mich wirklich außerordentlich, dass ihr die richtige Entscheidung getroffen habt...und zwar füreinander!“
 

Kommentierte er es somit unerwartet nachdrücklich, wobei er mir seinen Arm kurz aber herzlich um die Schultern legte und mich fest drückte, ehe er mich mit einem etwas schiefen Grinsen freigab und seinen Arm anstatt dessen fürsorglich um seine noch immer etwas verwirrt drein schauende Braut legte, die dem Gespräch wohl wegen mangelnder Sprachkenntnisse nur ansatzweise folgen konnte. Worüber ich ehrlich gesagt nicht böse war, es genügte mir schon, dass Yokky wusste, was er meiner Meinung nach besser nicht hätte wissen sollen.
 

Aber gut, das konnte man sich eben nicht immer aussuchen und so startete ich schließlich einen zaghaften Versuch, das Gespräch auf ein anderes weitaus weniger pikantes Thema zu lenken.
 

„Ach übrigens Männer, ist euch beiden eigentlich noch nichts aufgefallen?“
 

Setzte ich schließlich mit einem zögerlich amüsierten Lächeln nach, wobei ich alle beide samt Svetlana mit einem etwas schiefen Blick bedachte, auf den sie entsprechend verwirrt reagierten.
 

Yokky konterte kurzerhand mit einem verblüfften Stirnrunzeln, wobei er fragend in die Runde blickte und gerade ansetzen wollte etwas zu sagen, jedoch von Eikskild unterbrochen wurde.
 

„Nein, was denn?“
 

Vernahm ich den Trapper somit höchst selbst, wobei er mich noch immer mit merklich ratlosem Gesichtsausdruck anstarrte.
 

„Dein Englisch...mein Lieber, du sprichst es seit Neustem nahezu fehlerfrei.
 

Das muss wohl an dem enormen emotionalen Stress und den schier unglaublichen Lernfortschritten liegen...ansonsten kann ich es mir nicht erklären aus welchem Grund dieses schreckliche Kauderwelsch Gestammel nicht mehr aus dir heraus kommt Herr Eikskild?!“
 

Entgegnete ich ihm angesichts dieser erfreulichen Erkenntnisse mit einem nachdrücklich liebevollem Lächeln auf den Lippen, da ich längst ahnte was sein Freund ihm hatte sagen wollen, dazu allerdings nicht mehr gekommen war.
 

Der dunkelhaarige Nordmann sah mich daraufhin entsprechend ungläubig an.
 

„Hmm jetzt wo du es sagst?!
 

Stimmt...du hast Recht. Ich..ich ähhhh weiß auch nicht woran es liegt? Aber ich nehme an, dass es dich freut, dass sich dein zukünftiger Gefährte endlich ausdrücken kann, wie ein halbwegs normaler Mensch..hmm?
 

Stimmt doch oder etwa nicht...das denkst du doch?
 

Lyria!“
 

Kommentierte er meine momentanen Gedankengänge unerwartet präzise und damit ehrlicherweise sowie ungewollt eindrücklich...er ahnte wohl unbewusst, was da so in meinem Kopf vor sich gehen musste.
 

Ich sah ihn an und lächelte erneut, dann beugte ich mich vor gab ich ihm einen spontanen und sehr zärtlichen Kuss auf die Nasenspitze, ehe ich ihm darauf eine Antwort gab.
 

„Gewiss doch, wenn ich ganz ehrlich sein soll, hast du den Nagel ziemlich gut auf den Kopf getroffen mein lieber Eikskild. Ich bin sehr froh, dass du es jetzt aussprechen kannst und nicht mehr länger so klingen musst, als wärst du irgendwie nicht ganz so wie alle anderen.“
 

Er sah mich an, wobei er mit einem Mal ungewöhnlich emotional aufgewühlt wirkte.
 

„Ab..aber das bin ich doch auch nicht?!“
 

Platzte es ganz plötzlich unvermittelt und so derart überraschend nachdrücklich aus ihm heraus, dass mir tatsächlich der Mund offen stehen bleib, angesichts dieser unerwarteten Aussage von ihm, mit der ich jetzt so gar nichts anfangen konnte.
 

Ich sah ihn daher an, als käme er geradewegs vom Mars auf die Erde gebeamt.
 

„Ähhh..ja, wie darf ich das denn jetzt verstehen?“ Hakte ich dementsprechend verwirrt bei ihm nach, wobei ich Yokky mit einem hilfesuchenden Blick streifte. Doch dessen Gesichtsmimik blieb vollkommen ausdruckslos...ich ahnte, dass ich an dieser Stelle keine Hilfe erwarten konnte.
 

Also blieb mir nichts anderes übrig, als es erneut bei Eikskild zu versuchen. Der Trapper sah uns drei ganz direkt an, wobei er ungewöhnlich nachdrücklich wirkte.
 

„Ehrlich gesagt gar nicht. Verzeih mir Lyria, das war unbedacht und ausgesprochen dumm von mir. Aber ich kann dir nicht sagen, was ich damit meine...jedenfalls noch nicht jetzt. Aber bald, ich verspreche es dir. Es gibt da noch etwas, was du und ich tun muss...ehe ich dir sagen kann, was es damit auf sich hat.“
 

„Ist das..ist das etwa so was wie eine Art von heiligem Schwur oder wie?“ Fragte ich ihn daraufhin völlig perplex, weil ich überhaupt nicht mehr verstand wie mir geschah.
 

Er lächelte, es wirkte unerwartet nachsichtig und zärtlich..und dann...dann sah ich ihn nicken.
 

„So etwa ja, so könnte man es nennen...es ist ein heiliges Versprechen, das bei meinem Volk eine überaus gewichtige Rolle spielt. Erst wenn wir beide das abgelegt haben, dann und erst dann kann ich dir sagen, was du schon so lange von mir wissen willst.
 

Dann kann ich dir endlich alles das sagen, was du bisher nicht wissen darfst Lyria? Wenn du mich wirklich liebst...dann wirst du es verstehen...und du wirst auch verstehen, weshalb ich dir das abverlangen muss.“ Hörte ich ihn mir mit sehr eindringlicher und ernster Tonlage antworten...ich spürte intuitiv, dass es ihn selbst sehr berührte, was er da zu mir sprach.
 

„Ist das..ist das so etwas wie ein Eheversprechen?“ Konnte ich mich daraufhin dementsprechend verblüfft und merklich heiser fragen hören.
 

Eikskild senkte indessen leicht den Kopf, er wirkte seltsam entschlossen.
 

„In gewisser Weise, könnte man es so werten. Ja Lyria, das ist es….ein Schwur!“
 

„Und..und WANN wirst du ihn mir abverlangen?!“ Fragte ich ihn abermals heiser...da ich längst derart verwirrt war, dass ich nicht mehr wusste wie mir geschah.
 

Er sah mich einen Moment lag an, ich sah bei der Gelegenheit in diese unglaublichen blauen Augen und war davon wie gebannt.
 

„Wenn du meine Frau bist….erst dann und keine Sekunde vorher.“ Hörte ich ihn mir fast sofort ungewöhnlich nachdrücklich antworten.
 

„Ach und ab wann bin ich deine Frau?“
 

Fuhr es daraufhin deutlich heftiger aus mir heraus als ich eigentlich wollte, schon weil ich zwischenzeitlich gar nichts mehr als nur noch "Bahnhof" verstand.
 

Ich sah ihn kurz schlucken, ehe er mir eine Antwort gab.
 

„Heute Nacht….dann...ja dann wirst du endlich meine Yasthûna* (Frau) sein! Du hast es gehört Yokky, damit habe ich den alten Bräuchen meines Volkes endlich genüge getan. Ich habe sie vor Zeugen zu meiner rechtmäßigen Gefährtin erwählt.“
 

„Wenn das deinen Bräuchen als Wahrheitsbezeugung genügt?“ Entgegnete ihm der riesenhafte Mann mit dem dunkelbraunen Haarschopf darauf erwartungsgemäß ernsthaft.
 

„Das tut es, ich danke dir Yokky!“ Antwortete Eikskild ihm darauf ebenso ruhig.
 

„Keine Ursache...aber jetzt sollten wir besser zusehen, endlich in die Kirche zu kommen. Svetlanas Vater wird langsam unruhig, ich nehme an, dass ich sie wohl besser bei ihm abliefern sollte, damit er sie mir ganz den menschlichen Bräuchen gemäß zuführen kann. Hier in dieser Welt tut dies immer das älteste Familienmitglied und in der Regel ist das der Vater der Braut.
 

Komm meine schönste Braut..es wird Zeit für uns zu gehen, wir haben heute ja noch etwas vor!“
 

Mit diesen Worten nahm Yokky seine Svetlana galant an der Hand und führte sie energischen Schrittes zu ihrem Vater hin, der unweit von uns fort stand und seinem Schwiegersohn in spe abwartend entgegen sah.
 

Unversehens waren wir beide miteinander allein...der Trapper sah mich abermals eindringlich forschend an.
 

„Willst du mich wirklich haben?“
 

Seine Frage war unmissverständlich und sehr klar an mich gerichtet, wobei ich erkannte, dass er mir mit einem überraschend verlegenen Gesichtsausdruck entgegen blickte.
 

„Ja das will ich Eikskild...was soll diese Frage jetzt, habe ich sie dir nicht längst schon beantwortet?“
 

Entgegnete ich ihm zärtlich aber auch sehr energisch, wobei ich ihm meine Hand vertrauensvoll in seine schob. Daraufhin hörte ich ihn leise lachen, es klang so unerwartet erleichtert und gelöst, dass es ansteckend auf mich wirkte.
 

„Das hast du Lyria!
 

Aber gut dann komm, ich nehme an dass wir erwartet werden. Immerhin gilt es meinen besten Freund in den Hafen der Ehe zu begleiten.“
 

Minuten später standen er und ich in der kleinen aber schönen Kirche von Longyearbyen und warteten darauf, dass diese langersehnte Trauung endlich beginnen möge.

eine "Bärige" Hochzeit - 2

Die kleine Kirche war hübsch geschmückt worden...und dafür, dass es wirklich ungemein schwierig war, zu dieser winterlichen Jahreszeit lebendigen Blumenschmuck zu beschaffen, hatte Svetlana wirklich schier unmögliches fertig gebracht. Alle Achtung, das musste man ihr neidlos zugestehen, man sah schon auf den ersten Blick, dass ihr alter Herr offenbar schon ganz gut betucht sein musste..denn die Russen hatten an möglicher Dekoration nicht gekleckert sondern „geklotzt,“ wie unsereins das so schön ausdrücken würde.
 

Die unzähligen weißen und roten Rosen, die überall auf dem Altar und an den Sitzreihen als Bouquets ihren Platz gefunden hatten, standen in fast schon surrealer Beziehung mit den ungewöhnlichen heiligen Artefakten die, die überwiegend nordische Bevölkerung dort normalerweise verehrte.
 

Ich wusste es beispielsweise von den Inuit, die zum christlichen Glauben bekehrt worden waren, aber dennoch ihre alten Bräuche pflegten und dies zuweilen stark miteinander verknüpften. Vordringlich in den von ihnen jetzt genutzten Gotteshäusern...daher wunderte ich mich nicht sehr darüber, wobei es mich dennoch überraschte und um so mehr faszinierte. Denn um den Altar hingen alte vergoldete Schilde, große Geweihe von Rentieren, Moschusochsen und allerlei mir vollkommen fremdartige schamanistische Reliquien und alles selbstverständlich in dieser kleinen unscheinbaren Kirche miteinander zu einem einzigen Glaubensbekenntnis verknüpft.
 

Faszinierend...ich war so damit beschäftigt mich dieser beeindruckend archaisch anmutenden nordischen Mysterien zu widmen, dass ich beinahe noch den Einzug der Braut in die Kirche verpasst hätte.
 

Ich trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen und reckte den Hals um besser sehen zu können.
 

Mich hatten sie derzeit freundlicherweise direkt zwischen Thalia und Siri geparkt, die alle beide irgendwie ungemein aufgekratzt wirkten...was ich bei einem solchen Ereignis jetzt eher nicht so euphorisch verspürte.
 

Okay gut, das Ritual dieser an sich heiligen Verbindung fand ich schon auch schön und wichtig aber dabei so aus dem Häuschen geraten, wie es die beiden gebürtigen Neuseeländerinnen taten..ähmmm nun ja also, dem konnte ich irgendwie so gar nichts abgewinnen.
 

Ich stand zwischen den beiden so ungleichen Schwestern und deren Familien und kam mir ehrlich gesagt etwas auf verlorenem Posten vor, schon weil ich außer zuschauen und den Mund halten, eh nichts weiter zu tun hatte.
 

Mein Blick fiel dabei kurz auf Eikskilds jüngsten Neffen. Kili stand nicht weit von mir entfernt, aber dennoch nicht nah genug, um ihm höchstpersönlich den Hals umzudrehen, was ich am liebsten auf der Stelle getan hätte...allein der Gedanke daran, dass er nicht in der Lage gewesen war, seine verdammte vorlaute Klappe zu halten, brachte mich angesichts der unangenehm peinlichen Ausgangslage nicht nur unterschwellig in Rage.
 

Aber er sah es mir wohl am Gesichtsausdruck an, als sich unsere Blicke wie zufällig kreuzten, denn mit einem Mal fing ich das reichlich entschuldigende und verlegene Grinsen von ihm auf, mit dem sein Blick mich kurz streifte, ehe er ihn wieder hastig in Richtung des Altars lenkte...und dabei sichtbar den Kopf einzog.
 

„Hmm ja du mich auch...Freundchen. Geschieht dir recht, schäm dich ruhig noch ein bisschen dafür, du Plappermaul!“
 

Grollte ich demnach nicht weniger erfreut vor mich hin, wobei ich seinem Blick unwillkürlich folgte.
 

Svetlana war von ihrem Vater einem wichtigen Russischen Oligarchen, dessen extrem komplizierten Namen ich mir weder merken noch aussprechen konnte...inzwischen zum Altar geleitet und ihrem Bräutigam übergeben worden.
 

Ich sah Eikskild und Svetlanas jüngere Schwester Lydia, als die beiden rechtmäßigen Zeugen dieser Eheschließung im Angesicht Gottes neben ihnen stehen. Aber irgendwie wirkten beide dort ein wenig verloren und fehl am Platze, so als gehören sie dort nicht hin, denn ich sah ihnen ihr Unbehagen regelrecht an, wobei das überglücklich verliebte Brautpaar jedoch alles andere geradewegs überstrahlte.
 

Vor allem als der Priester eintrat.
 

Fast sofort senkte sich die erwartungsgemäße andächtige Stille auf das kleine Gotteshaus herab. Alle bis dahin noch so leise geführten Flüstergespräche verstummten augenblicklich und alle Augenpaare richteten sich auf die beiden aus, die sich im wahrsten Sinne des Wortes „trauen“ wollten.
 

Ich merkte wie ich leicht schlucken musste...ließ es mich doch unvermittelt an meine eigene Entscheidung denken, die ich vor noch nicht einmal knapp zehn Minuten für mich selbst getroffen hatte und das auch noch vor Zeugen.
 

Eikskild hatte mich damit quasi überrumpelt….von wegen SEINE Frau werden?!
 

Hatte ich da irgendwie etwas wichtiges nicht mitbekommen? Also noch waren wir ja kaum mehr als ein frisch verliebtes Paar. Ähhh...wie stellte Herr Trapper sich das bitte schön vor?
 

Ich hatte ehrlich gesagt noch nicht so ganz begriffen, was Eikskild von Yokky da eigentlich an irgendwelchen bedeutungsschweren Bezeugungen eingefordert hatte?!
 

Ich war mir alles andere als sicher ob ich da jetzt nicht irgendwie einem Missverständnis unterlegen war?!
 

Okay..okay, ich mochte ihn….na ja, um ehrlich zu sein, war es natürlich eindeutig mehr als das...und ich hatte ihm ganz ernsthaft mein Wort darauf gegeben, dass ich bei ihm bleiben würde. Aber DAS war für mich bisher auch alles an Zusagen, die ich bis dato an den Trapper mit dem dunklen Haarschopf getätigt hatte.
 

Was also erwartete ER denn nun noch von mir?
 

Das wollte mir an Überlegungen irgendwie nicht so recht ins Hirn hinein, aber das würde ich im Laufe dieses Tages gewiss noch herausfinden, dessen war ich mir ziemlich sicher.
 

Und eins wusste ich für meinen Teil ziemlich gut...also wenn schon „bis dass der Tod uns scheidet“, dann aber bitte schön vorher mit Priester!
 

In der Beziehung war ich nämlich altmodisch...und JA einen entsprechenden Antrag hätte ich dann eigentlich ganz gerne auch noch einen von IHM gehabt...und zwar VORHER wenn`s recht ist!
 

Also wenn Eikskild dahingehend wirklich eine verbindliche Aussage von mir haben wollte, nun dann gewiss nicht, bevor wir beide so gewisse und sehr essentielle Dinge einer Beziehung zwischen den Geschlechtern getätigt hatten, die man im Normalfall zu zweit und in der Horizontale, sprich in einem Bett miteinander zu tun pflegte.
 

Denn das war ja sicherlich ein nicht unwichtiger und zudem unwesentlicher Faktor, der die Entscheidungen entweder für ein JA oder aber ein NEIN beeinflusste.
 

Alles andere, war meines Erachtens ohnehin erstunken und erlogen, also glatter Humbug.
 

Ob der mögliche Partner auch als Sexualpartner bestehen konnte, nun ja also das konnte man in diesem Sinne eigentlich nur mit einem klar stellen und zwar...austesten! Vordringlich deshalb, um den Garant einer in Frage kommenden und vor allen Dingen längerfristigen Partnerschaft überhaupt ansatzweise abschätzen zu können.
 

Das galt selbstverständlich für beide Partner.
 

Ich hätte glatt lügen müssen, wenn ich dies nicht wenigstens im Ansatz ins Auge gefasst hätte, denn so war es nun einmal. So auch bei uns beiden...natürlich wollte ich wissen, wie ER denn nun im Bett sein würde. Nichts interessierte mich nach den ersten, durchaus verheißungsvollen Kostproben von meinem Trapper brennender als dieses Thema.
 

Ich konnte es um ehrlich zu sein kaum noch abwarten, bis dieser Tag vorbei und wir beide endlich allein sein würden. Gut natürlich war DAS was mir da so vorschwebte nur ein Teil, dieses ungemein komplizierten Puzzles, das sich eine „Beziehung“ nannte, aber eben ein nicht unwichtiger...und das leuchtete wohl so ziemlich jedem ein.
 

Aber gut, bis ich das endlich in Erfahrung bringen durfte, würde es wohl noch etwas dauern...
 

Mit einem leisen aber tiefen Seufzer, wandte ich mich dem Geschehen um mich herum zu und sah Yokky und Svetlana mit gemessenen Schritten nach vorne an den Altar treten, während sich ihre beiden rechtmäßigen Trauzeugen direkt hinter ihnen aufreihten.
 

Ich sah ein wenig überrascht dabei zu wie Eikskild, das kleine dunkelrote Samtkästchen, das vermutlich die beiden Trauringe enthielt, sichtlich nervös zwischen seinen Händen knetete, wobei Lydia sich ebenso aufgeregt an der kunstvoll bestickten, weißen Seidenstola festhielt, die als ein sichtbares „Zeichen“ dieser heiligen Verbindung zwischen Svetlana und ihrem Yokky das Band besiegeln würde, das der Mensch als solches nicht mehr scheiden sollte.
 

Sie waren ein wirklich schönes Paar, das musste man ihnen neidlos zugestehen.
 

Svetlana trug ein für Russen typisches prunkvoll und mit ordentlich glitzernden Straßsteinen von Swarovski bestücktes, cremeweißes aber ansonsten eher schlichtes Brautkleid aus reiner Seide...sündhaft teuer und sündhaft schön, jedenfalls wenn man geschmacklich gesehen auf eine derartige Mode abfuhr, was bei mir definitiv nicht der Fall war.
 

Dennoch gefiel es mir, denn es passte zu der üppig rassigen und sehr großen Blondine mit ihren Stahlblauen Augen. Es unterstrich ihre ethnisch slawische Herkunft nahezu atemberaubend. Dazu der Bodenlange halb durchsichtige Schleier….er rundete das Bild wie man sich eine Braut vorstellen mochte gewissermaßen in Perfektion ab.
 

Auch der Bräutigam konnte sich sehen lassen, er trug einen schwarzen Anzug aus einem matt schimmernden aber sehr edel wirkenden Stoff, dazu eine reichlich bestickte Brokat Weste im selben Farbton, wie die dunkelroten Rosen, die Svetlana auch in ihrem eher schlichten aber stilvoll edlen Brautstrauß eingebunden hatte.
 

Alle Achtung der hünenhafte Trapper hatte sich für seine Hochzeit wirklich heraus geputzt, nun dann konnte ja eigentlich nichts mehr schief gehen.
 

Die eigentliche Trauung dauerte jedoch weitaus weniger lang, als ich zunächst gedacht hatte. Nach einer knappen Dreiviertelstunde mit allerlei symbolträchtigem und Kirchen typischen Gedöns war der „heilige Mann“ glücklicherweise endlich am Kern der ganzen Angelegenheit angelangt….an der eigentlichen Trauformel!
 

Gewissermaßen dem Eheversprechen!
 

Der Priester sah beide Liebenden eindringlich an, ehe er dazu ansetzte es ihnen abzuverlangen.
 

„Ihr dürft jetzt eure beiden Hände ineinander legen, dann werde ich euch die wohl wichtigsten Worte in eurem Leben fragen.“
 

Die beiden lächelten sich an...ich konnte es sehen, doch dann taten sie was er sagte und ihre Hände verschränkten sich in andächtiger Hingabe ineinander.
 

Der Priester nickte zufrieden und begann die Worte zu sprechen, die Yokky anschließend wiederholen sollte.
 

„Dies ist ein heiliges Versprechen, das zu geben zwei bereit sind..die hier im Angesicht Gottes vor uns treten. Ein Versprechen, das im Leben nicht getrennt werden soll, wenn es in Liebe gegeben wurde, eines das bis in die Ewigkeit reichen soll.
 

Und so hört die heiligen Worte
 

Also nehme ich dich, um dich zu haben und zu bewahren, in guten und in schlechten Zeiten, im Glück und im Unglück, bei Tag und bei Nacht, in Krankheit und Gesundheit..denn ich liebe dich von ganzem Herzen und gelobe dich auf ewig zu lieben, bis dass der Tod uns voneinander scheiden mag....du als mein Weib, für jetzt und für immerdar!
 

Wenn dem so ist so antwortet beide mit...
 

...JA ich will dies alles tun!
 

Es ist soweit ...tauscht jetzt die Ringe, die dieses Versprechen bezeugen sollen.“
 

Mit diesen Worten wandte er sich an Eikskild, der ein wenig verwirrt wirkte das Kästchen dann aber ziemlich hastig öffnete und es dem Bräutigam übergab, sichtlich froh es endlich los zu werden..
 

Yokky lächelte ihn kurz an, wandte sich dann jedoch zu seiner Svetlana um und wiederholte die Worte des Eheversprechens mit sichtlich rauer Stimme, wobei er seiner strahlenden Braut tief in die Augen blickte, den Ring der als ewiges Zeichen ihrer unsterblichen Liebe gedacht war heraus nahm und ihn seiner frisch angetrauten Ehefrau anschließend langsam an den Finger gleiten ließ.
 

Als auch Svetlana ihr Eheversprechen gegeben hatte, setzte der Priester erneut an…indem er beide Arme halb in die Höhe streckte und zur Vergabe des göttlichen Segens ausbreitete.
 

"Empfangt im Anschluss daran den Segen des Herrn, des allmächtigen Schöpfers des Himmels und der Erde.“
 

Dann gab er auch Lydia das zuvor vereinbarte Zeichen ihrer Aufgabe als Trauzeugin nachzukommen...die schluckte kurz und tat dann aber sofort, worum er sie bat.
 

Ich sah wie sie rasch und mit einem schüchternen Lächeln an ihre ältere Schwester und deren frischgebackenen Ehemann heran trat, um die reinweiße Stola, die sie noch in den Händen hielt um die beiden ineinander verschränkten Hände zu legen. Dann sah sie Eikskild auffordernd an, so als wollte sie ihn an etwas wichtiges erinnern. Der war sich allem Anschein nach nicht ganz sicher, was er jetzt eigentlich zu tun hatte, verstand dann aber was sie von ihm wollte.
 

Denn seine Gesichtsmimik hellte sich mit einem Mal merklich auf er trat hastig aber unendlich erleichtert wirkend neben sie und beide Trauzeugen legten ihre Hände langsam und gleichzeitig über die des Brautpaares...
 

Dabei sprachen sie beide leise und mit sichtlich bewegter Stimme…
 

“Dies ist das heilige Band, das kein Sterblicher jemals scheiden soll...möge es euch auf ewig Glück bringen! Seht ihr steht vor Gott und diesen Zeugen...auf dass eure Liebe alle Zeiten überdauern und stetig weiter anwachsen mag.“
 

Lydia und Eikskild verstummten zeitgleich, ebenso wie sie zu sprechen angesetzt hatten und nahmen ihre Hände wieder fort, damit der Priester das Brautpaar segnen konnte...doch sie wirkten beide andächtig berührt...man sah es ihnen an, als sie zurück an ihren ursprünglichen Platz traten.
 

Der Gottesmann hob indessen noch einmal seine Arme und sprach langsam und mit ehrfürchtig gemessener Stimme.
 

„Seht was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht scheiden gehet hin in Frieden...gesegnet sei eure Liebe…und alle die euch im Herzen verbunden sind.“
 

Noch als er diese Worte sprach setzte urplötzlich eine einzelne glockenklare Stimme an zu singen...es war der unverwechselbar helle Sopran einer Frau...ihr Klang erzeugte Gänsehaut bei mir ebenso wie das Lied das sie sang. Ich war gewiss nicht sonderlich relogiös veranlagt...aber dieses Lied ging selbst mir unter die Haut.
 

Dieses wunderbar klare und in der kleinen Kirche voll tönende norwegische Volkslid das sie sang, riss mich förmlich von meinem Sitz und als ich mich umsah um zu sehen stellte ich zu meiner Verblüffung fest, dass es Lydia war die es für ihre Schwester sang...es war das Lied einer jungen Frau die über die Liebe zum sagenumwobenen Bergkönig alles vergaß...Vater, Mutter ja sogar ihren Glauben...eine ewige Liebe und doch so tragisch, wie wunderschön.
 

«

Venelite og Bergjekongen
 

Tochter von der Farm ihres Vaters sieht sie einst den König des Berges, der vor ihr steht.

„Tiril Liril lilil haugjen meine Liebste, komm mit mir."

Da folgt sie ihm...und sie spielen so leicht wie der Wind durch den Hain.
 

"Jetzt Venelite, hör was ich dir sage.

Komm auf den Berg mit nach Hause und folge mir nach "

„Tiril Liril lilil haugjen“ meine Liebste komm....

...und sie tanzen so leicht wie Spinnweben durch den Hain.
 

Also gehen sie durch einen dunklen und langen Wald.

Da ruft Venelite jedes Mal in ihrer Furcht. "Bergkönig wo gehen wir hin?"

„Tiril Liril lilil haugjen meine Liebste fürchte dich nicht, ich bringe dich Heim."

Und er giert nach ihr, führt sie so leicht wie Nebelschwaden durch den Hain.
 

Dann hat er Met und Wein auf seinem Tisch.

"Trink Venelite vergessen ist jetzt Vater und Mutter"

„Tiril Liril lilil haugjen meine Liebste, denn hier bist du daheim!"

Und er giert nach ihr, führt sie so leicht wie Nebelschwaden durch den Hain.
 

Beim dritten Mal nahm sie das Glas Met.

Sie hat ihres Vaters Hof vergessen und sie vergaß auch ihren Glauben.

„Tiril Liril lilil haugjen meine Geliebte hier bist du bei mir."

Und er giert nach ihr, führt sie so leicht wie Nebelschwaden durch den Hain.
 

"In den Bergen sind Sie, in den Bergen werden Sie ewig gefangen bleiben.

In den Bergen werden Sie niemals Frieden finden um glücklich zu sein.

„Tiril Liril lilil“ haugjen seine Liebste ist hier.

Und er giert nach ihr, führt sie so leicht wie Nebelschwaden durch den Hain.
 

„Tiril Liril lilil“ haugjen meine Liebste nennt er sie.

Und er ruft sie so sanft im Wind.

„Tiril Liril lilil haugjen“ meine Liebste...ruft er sie so sanft mit dem Wind.
 

(Lyrics - Grundlage norwegisches Volkslied „Venelite“ - mit zusätzlichen eigenen lyrischen Interpretationen im Text versehen)
 

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Ich hatte Tränen in den Augen als ich es hörte...es war wie ein ferner Traum..so als würde es mich an etwas erinnern.
 

Dieser geheimnisvolle Bergkönig, ich hatte ihn schon einmal gesehen DER von dem Lydia da sang.
 

Ja genau so war es….denn ich sah ihn im fahlen Licht von Feuerschalen in einem prunkvollen Harnisch aus glänzendem Gold..mächtig und königlich. Sein langes dunkles Haar war erhellt von rötlichem Schein..und ich sah den großen weißen Edelstein auf seiner Brust glänzen...und erinnerte mich daran, ihn schon einmal gesehen zu haben...und dann...
 

...dann war es zu Ende!
 

Viel zu schnell erwachte ich aus dieser magischen Verzauberung und stellte fest, dass ich noch so ziemlich die Einzige war die auf ihrem Platz wie festgenagelt sitzen geblieben war. Alle übrigen Hochzeitsgäste waren längst aufgestanden, um dem frisch gebackenen Brautpaar zu gratulieren.
 

Eilig wollte ich mich erheben, um es ihnen gleich zu tun, erst in dem Moment bemerkte ich Eikskild, der direkt vor mir stand und mich mit einem seltsam forschenden Blick ansah.
 

"Sag, was hast du eben gesehen? Ich würde so viel darum geben, jetzt in deine Gedanken blicken zu können Lyria?
 

Nur ein einziges Mal!"
 

Ich blickte ihn an...verwirrt und noch ganz gefangen von diesen intensiven Blidern, die ich mir allesamt nicht wirklich erklären konnte.
 

„Weshalb willst du wissen, was ich gesehen habe? Wo..woher weißt du überhaupt, dass ich irgend etwas gesehen habe?!"
 

Hakte ich dementsprechend verblüfft nach, als ich in sein Gesicht blickte, das einen ungewöhnlich geheimnisvollen Zug um den Mundwinkel angenommen hatte, den ich so von ihm nicht kannte. Es war so ein eigenartiges Gefühl, das mich dabei überkam, aber ich konnte es nicht recht erfassen, also versuchte ich es hastig zu verdrängen.
 

Ich sah ihn daraufhin unwillkürlich schlucken, doch dann sagte er leise…
 

„Nehmen wir einfach an, ich hätte etwas ähnliches bemerkt wie du...würde dir das als Antwort genügen?“
 

Sein Blick haftete mit einer überraschend ernsthaften Nachdrücklichkeit an mir, dass ich unwillkürlich den Atem anhielt.
 

„Ach...bist du sicher?“ Entgegnete ich ihm daraufhin matt, wobei ich die Luft stoßartig aus meinen Lungen entließ.
 

Er zuckte mit den breiten Schultern, wobei er versuchte betont beiläufig zu wirken, was ihm jedoch nicht wirklich gelang, da ich ihn inzwischen viel zu gut kannte und doch sagte er schlicht
 

„Es könnte sein?“
 

„Es könnte sein….WAS?“
 

Fragte ich ihn daraufhin entsprechend ungeduldig, wohl wissend von ihm nicht mehr als Antwort zu bekommen als das, was er ohnehin schon von sich gegeben hatte, dieser elende Geheimniskrämer von einem Trapper.
 

Mich aber andauernd am laufenden Band ausfragen wollen?!
 

Na so etwas mochte ich ja ganz besonders...also war ich nicht gewillt mich deswegen noch weiter von Eikskild "löchern" zu lassen, obwohl der Drang ihm davon zu erzählen, was ich da gesehen hatte, schier übermächtig in mir aufkeimte.
 

Verdammt nochmal irgend etwas in mir wollte fast schon zwanghaft, dass ich es ihm sagte. Ich wusste nur nicht was es war und aus welchem Grund?
 

Vielleicht weil ich insgeheim fürchtete der Mann könnte mich für vollkommen übergeschnappt halten? Aber im Grunde kannte ich ihn inzwischen gut genug, um ihm zu vertrauen und um zu wissen, dass er genau das nicht tun würde….also mich für verrückt abstempeln meine ich.
 

Trotzdem wusste ich nicht, warum ich es ihm nicht sagen konnte…?!
 

„Es könnte gut möglich sein, dass DER, den du da gesehen hast, dir weitaus näher ist, als du es ahnst!“
 

War die erwartungsgemäß trockene und knappe Antwort meines Trappers an mich, die mir vor Verblüffung glatt den Mund offen stehen ließ.
 

„Ahhh..ja? Tatsächlich?
 

Könnte ER das?!
 

Woher willst ausgerechnet DU wissen, was oder besser WEN ich da gesehen habe mein Lieber?“ Fragte ich ihn daher betont ruhig, wobei ich mir einen leicht sarkastischen Unterton jedoch nicht ganz verkneifen konnte...angsichts solcher Kommentare von IHM an mich.
 

Aber anstatt mir zu antworten fühlte ich ganz plötzlich, wie er mir die rechte Hand hin steckte und seine sich warm und in so vertraut beruhigender Stärke um meine legte und sie fest hielt.
 

„Ich weiß es eben, du kannst mir vertrauen Lyria!“
 

Mit diesen alles andere als erklärenden Worten beugte er sich leicht vor und ich fühlte den zarten Kuss auf meiner Wange.
 

"Aber ich...?"
 

...wollte ich noch ansetzen, doch da merkte ich, wie er sich von mir löste und mich dabei forschend ansah.
 

„KOMM…
 

….komm mit mir, menu Amrâlimê!“
 

War demnach alles, was sein schöner tiefer Bariton als Antwort an mich richtete. Dann fühlte ich bereits, wie er mich sanft aber mit Nachdruck mit sich fort zog.....
 

.....hinaus in mein neues Leben!

alte Bräuche und eine moderne Hochzeitsfeier

Draußen angekommen, erging es uns, wie dem gefühlten Rest aller Angehörigen und Freunde des frisch gebackenen Brautpaares. Eikskild und ich reihten uns, wie es sich gehörte, brav in die lange Schlange von Gästen ein, um den beiden zu gratulieren und ihnen alles nur erdenkliche Glück für ihre Ehe zu wünschen.
 

Es dauerte somit eine ganze Weile, ehe es uns endlich gelang zu den beiden Eheleuten vorzudringen.
 

Eikskild machte als ihr Trauzeuge den Anfang..ich hörte ihn Svetlana leise gratulieren und ihr im Anschluss daran ganz anständig die beiden üblich höflichen „Glückwunsch Küsschen“ auf die Wangen zu drücken, ehe er sich abwandte, um seinem besten Freund ordentlich die Hand zu schütteln und ihm anschließend mit einem herzhaft nordisch rauen Spruch, sowie dem zugehörigen Schulterklopfen dazu zu gratulieren, dass sein Lotterleben ab jetzt ja beendet und er in festen Händen sei.
 

Was ER...Eikskild zudem überaus begrüßen würde, da er dann weitaus weniger Unfug anstellen könnte, wie das in der Vergangenheit ja des öfteren der Fall gewesen sei.
 

Ich hingegen die gerade damit beschäftigt war, Svetlana mit einer ehrlich freudigen Gratulation die Hand zu schütteln, erstarrte mitten in der Bewegung, als ich ihn das zu Yokky sagen hörte.
 

Wobei wir beiden Frauen uns angesichts dieser für ihn eher ungewohnten „Pro Ehe“ Stellungnahme also sprich „ einer überraschend positiven Ansicht bezüglich des sich „trauen fürs Leben“ des dunkelhaarigen Trappers spontan angrinsen mussten.
 

Denn auch wir hatten ihn dabei sehr deutlich vernommen. Svetlana hatte wörtlich betrachtet sicherlich nicht alles bis ins Detail verstanden, was die beiden Männer da miteinander gesprochen hatten, den Sinn des Ganzen aber ebenso wie ich auch, sehr wohl erfasst...denn sie sagte noch im selben Augenblick in überraschend akzentfreiem Englisch zu mir.
 

„Oh, da scheint mir jemand aber sehr sicher zu sein... was ER so unter „Lotterleben“ versteht und was nicht? Wie gut, dass der Herr Eikskild ja jetzt ebenfalls gut versorgt und in festen Händen ist, oder sehe ich das etwa falsch?! Ach und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald noch ein Fest wie dieses? Gefallen würde mir der Gedanke daran, ihr beide gebt ein sehr schönes Paar ab.“
 

Daraufhin musste ich prompt grinsen, denn ich sah in dem Moment in SEIN Gesicht, das Mann während dieser Aussage machte...es war zu köstlich, ich hätte ihn allein deswegen knutschen mögen.
 

Eikskild hatte Svetlanas kleine Anspielung natürlich ebenfalls ziemlich gut verstanden. Denn er starrte ihr mit seinem denkbar verblüfften Gesichtsausdruck entgegen, wobei ich ihn plötzlich kräftig schlucken sah... damit hatte sie ihn dann allem Anschein nach, wohl doch ein wenig überrascht.
 

„Scheint so meine Liebe, ich glaube er hat deinen Wunsch verstanden!“
 

Antwortete ich ihr demnach betont gelassen, während ich ihm einen zarten Kuss auf die bärtige Wange hauchte...und er zu allem Überfluss auch noch ein schallendes Lachen seines Besten Freundes erhielt, was ihm offenbar noch viel weniger behagte.
 

Eikskild grummelte nur ein brummiges…
 

„Ja lacht ihr nur...Mahal, da will man einmal höflich sein...und was hat man davon? Alles um dich herum macht sich lustig über dich. Na wunderbar, genau das habe ich jetzt auch noch zu meinem Glück gebraucht?!“ ...vor sich hin, wobei sich seine Gewittermine noch etwas mehr verdüsterte.
 

Aber bevor es bei ihm in eine wirklich echte Verstimmung umschlagen konnte, reagierte ich geistesgegenwärtig, indem ich ihn sachte an der Hand nahm und ihn mit sanftem Nachdruck ganz nahe an mich heran zog, während ich ihm dabei ein leises liebevolles...
 

„Komm sei friedlich mein Lieber, das war doch nicht böse gemeint. Meinst du, du kannst es uns allen noch einmal verzeihen?“ ….entgegen flüsterte.
 

Das unerwartet amüsierte Grinsen, das fast sofort darauf von ihm erfolgte, machte mir Mut, dem Anschein nach hatte der Trapper mit dem dunklen Haarschopf, den Spaß schon so verstanden, wie er gemeint gewesen war...und wer austeilt muss auch einstecken können, eine alte Weisheit, die ihn deswegen nicht extra verschonte.
 

„Ich nehme an, dass ich es schon richtig verstanden habe...und wer weiß...was sein wird? Ich mag Feste wie dieses im Allgemeinen nicht so sonderlich..aber mit dir...mit dir…?!“
 

Er verstummte und sah mich plötzlich nachdrücklich forschend an. Ich sah dabei den weichen, beinahe zärtlichen Ausdruck in seinen so unvergleichlich blauen Augen, der mich regelrecht dahin schmelzen ließ...und so vervollständigte ich den Satz quasi von selbst, den Mann mir mit Sicherheit hatte sagen wollen, es aber seines Stolzes wegen, wie üblich nicht über die Lippen brachte. Auch da man ihn ja vielleicht für einen „Weichling“ halten könnte, was im Übrigen völliger Schwachsinn war.
 

Aber ich sah es ihm nach…
 

...und dann...dann sprach ich genau das aus….was ich fühlte….und was er fühlte!
 

„Mit DIR kann ich alles nur erdenkliche durchstehen...mit DIR werden sogar die übelsten Lebenslagen erträglich...mit DIR an meiner Seite, finde ich immer den richtigen Weg auf dem es weiter geht….und mit DIR..ist die Welt eine andere für mich...ich sehe sie mit DEINEN Augen...und dafür liebe ich DICH!“
 

Ich verstummte mit dem eigenartig euphorischen Gefühl des Glücks und einer nie gekannten inneren Zufriedenheit tief in mir, die mich ihm in dieser Sekunde so nahe sein ließ, wie selten einem anderen Menschen in meinem Leben.
 

Der dunkelhaarige Mann mit der nordischen Seele sagte nichts, aber ich spürte, wie er mich spontan in seine starken Arme zog und mich fest an sich drückte….und ich fühlte dabei auch den zärtlichen Kuss, den er mir nur einen Augenblick später auf die Lippen drückte, mitten vor all den vielen fremden Leuten und es war mir egal.
 

„Na..na also wenn ich das da so sehe, dünkt mir, dass es in naher Zukunft vielleicht noch ein Fest geben könnte? Holla meine Lieben, ihr scheint es diesbezüglich ja sehr eilig zu haben?!“
 

Vernahmen wir mit einem Mal, die leise und überraschend vertraute Stimme des braunhaarigen Trappers, mit den so eigentümlich Bernstein farbigen Augen hinter uns, die wie üblich überdeutlich das aussprach, was Mann sich da so in seinen Gehirnzellen zusammen reimte. Wobei er Eikskild mit einem spontanen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter bedachte, den er ebenfalls ehrlich meinte.
 

„Kann gut möglich sein? Aber so einig, wie du das jetzt vielleicht gerne hättest, sind wir beide uns, dann wiederum doch noch nicht ganz. Also nur nicht gleich übermütig werden mein lieber Yokky!?“ Antwortete ich ihm daraufhin mit einem etwas schiefen Grinsen, nachdem Eikskild sich langsam von mir gelöst und ebenfalls zu ihm umgedreht hatte.
 

„Du solltest heute erst mal deine eigene Hochzeitsfeier heil überstehen mein Bester, bevor du schon wieder daran denkst andere „Partys“ zu feiern. Also..was ist mein Freund, wollen wir dann mal endlich los? Ich denke es wird höchste Zeit...für euch und eure Gäste und außerdem könnte ich jetzt so langsam etwas in meinem Magen vertragen, denn zu meinem Leidwesen musste das Frühstück ja heute für uns beide ausfallen. “
 

Vernahm ich somit die erwartungsgemäß ehrliche Antwort meines Trappers, der seinen besten Freund ein gutmütiges Lächeln schenkte, nachdem er den Satz beendet hatte.
 

Yokky lachte spontan und dröhnend, nachdem er den anderen Mann vernommen hatte. Dann aber sagte er etwas zu seinem Freund, das ich wieder einmal nicht verstehen konnte und vermutlich auch sollte, woraufhin Eikskild kurz sämtliche Gesichtszüge entgleisten und ich ihn anschließend leise aber deftig vor sich hin grummeln hörte...und das ebenfalls unüberhörbar in seiner eigenen Landessprache.
 

« „Ha das war ja klar... typisch Zwerg, denkt ihr eigentlich auch mal mit etwas anderem als eurem Magen?! Und wie ich hörte, wart Lyria und du ja ohnehin anderweitig beschäftigt...also wer kann da schon an so was schnödes wie Essen denken...oder nicht Freund Eichenschild?!“ »
 

Ich sah beide Männer entsprechend ratlos an und allein aufgrund meines dämlich verblüfften Gesichts wegen fingen sie plötzlich sichtlich amüsiert an zu lachen. Woraufhin mir Yokky jedoch freundlicherweise in Englisch erklärte, dass er Eikskild eben darauf aufmerksam gemacht hätte, dass dieser wie üblich nur an seinen leeren Magen denken würde.
 

Eine Tatsache, die ich ihm was das anbelangte tatsächlich nicht mal verübeln konnte...denn so war es tatsächlich...mein Liebster konnte wenn es darauf ankam, schon einen ganz ordentlichen Appetit entwickeln...und allem Anschein nach nicht nur allein was Essbares betraf…?!
 

„Ah..ja..ich verstehe.“ War demnach so ziemlich alles, was mir im Moment dazu einfiel.
 

Wow denn ich spürte unwillkürlich und sehr intensiv, wie es mir in heißen Schauern den Rücken hinunter lief...als mir im Anbetracht der Umstände noch so allerlei anderes an Gedankengängen durch den Kopf schoss, woraufhin ich diese vermeintlich anzüglichen Überlegungen schleunigst zu verdrängen versuchte...schon weil die da jetzt aber ganz sicher nichts zu suchen hatten...also jedenfalls noch nicht gleich!
 

Ich merkte dass ich leicht errötete, versuchte es aber mit einem hinter vorgehaltener Hand leicht verlegenen Hüsteln zu überdecken, wobei ich beide Männer unschuldig angrinste und es im Augenblick dabei bewenden ließ vorsorglich zu schweigen…was vermutlich auch besser war.
 

Ich hatte wirklich ein unbestrittenes Talent darin, mich quasi um Kopf und Kragen zu reden und nun ja, es musste wirklich keiner der beiden Kerle wissen, was sich mir da gerade so an allerlei wilder Phantasien durch den Kopf schob.
 

Gut aber damit war das war das ganze förmliche „Ritual Gedöns“ glücklicherweise beendet und die Hochzeitsgesellschaft machte Anstalten die Kirche hinter sich zu lassen um anstatt dessen zurück ins Motel zu wechseln, damit man endlich zum eigentlichen Schwerpunkt dieses Festes gelangen konnte...zur anschließenden Hochzeitsfeier!
 

Also begaben sich alle Gäste einschließlich Eikskild und mir zurück in Richtung ihrer Transportmittel um wieder zurück zu Lalês Motel zu gelangen...und das schnellstmöglich, denn es war nicht gerade angenehm draußen in der Kälte. Die Damen in ihren dünnen und festlich luftigen Kleidern waren demnach besonders bestrebt schleunigst wieder ins „Warme“ zu kommen...eingeschlossen mir, die ebenso erbärmlich fror, wie der Rest der weiblichen Hochzeitsgesellschaft.
 

Also hatte ich es ziemlich eilig zu unserem Gefährt zurück zu kommen...wobei sich Eikskild wie üblich deutlich mehr Zeit ließ und so noch kurzzeitig von seinen beiden Neffen in Beschlag genommen wurde.
 

Also lief ich allein voraus, um am Motorschlitten auf ihn zu warten.
 

Dabei traf ich zufällig auf Lydia, die sich gerade noch mit Thalia unterhielt, während beide Frauen ebenfalls auf dem Weg zu ihren jeweiligen Fahrzeugen waren. In diesem Fall konnte ich nicht anders als sie auf dieses wunderbare Lied anzusprechen, das sie in einer geradezu atemberaubend perfekten und wunderschönen Weise für ihre ältere Schwester gesungen hatte.
 

Ich wartete kurz, bis die beiden ihre Unterhaltung beendet hatten, dann wagte ich es, sie darauf anzusprechen.
 

Jedoch nicht ohne dabei eine gewisse Verlegenheit zu verspüren.
 

„Darf ich...darf ich dich fragen, aus welchem Grund du dich ausgerechnet für dieses Lied an der Hochzeit deiner Schwester entschieden hast?“ Meine Frage klang neugierig aber zugleich auch unüberhörbar schüchtern.
 

Lydia sah mich dementsprechend überrascht an…
 

„Was...Venelite og Bergjekongen?
 

Oh es ist eins von Svetlanas Lieblingsliedern. Sie hat schon immer einen gewissen Faible für solche tragisch schönen Liebesballaden gehabt..schon seit wir noch ganz kleine Mädchen waren.
 

Es ist zwar keine russische Volksweise, aber sie mochte es trotzdem, weil es etwas ganz besonderes ist...Lieder aus dem hohen Norden haben oft eine ganz eindrückliche Ausdruckskraft in dem was sie den Menschen mitteilen wollen. Melancholisch und tragisch schön...das lieben wir Nordländer besonders….die nordische Seele könnte man sagen.
 

Weißt du Lyria, sie hat es einmal vor langer Zeit in der Schule gelernt. Seither hat sie stets das Gefühl der einen und wahren Liebe damit verbunden, deshalb habe ich es auch für sie gesungen. Es war gewissermaßen mein Wunsch und mein ganz persönliches Hochzeitsgeschenk für die beiden, denn ich denke, dass sie ihre große Liebe endlich gefunden haben.
 

Sie sind so ein schönes Paar nicht wahr?“ Die junge Frau mit dem ungewöhnlich hellen Silber blonden Haar sah mich freudestrahlend an...und so konnte ich nicht anders als zu nicken.
 

„Ja das sind sie Lydia...das sind sie wirklich!“ Ich spürte den leichten Klos in meinem Hals...als ich daran dachte, was ich dabei empfunden hatte, als ich es hörte.
 

Doch in dem Moment kam Eikskild bereits zu mir zurück, zum Schlitten...was ich angesichts der eisigen Kälte sichtlich begrüßte.
 

Kurze Zeit später waren wir dann endlich im Motel angelangt...jetzt konnte das langersehnte Fest los gehen, auf das wir insgeheim alle gewartet hatten.

alte Bräuche und eine moderne Hochzeitsfeier - 2

Es war, wie ich mir eine klassische Hochzeitsfeier vorgestellt hatte und doch wieder nicht….
 

Zurück im „Eisbär“ angelangt, war es Lalê tatsächlich in beeindruckender Geschwindigkeit gelungen, die verräterischen Reste des Vorabends zu beseitigen und den Raum für die eigentliche Hochzeitsgesellschaft entsprechend „aufzuhübschen“ und wieder adrett her zu richten.
 

Die Innenraum Dekoration war demnach nicht aufdringlich aber geschmackvoll gestaltet und sehr wahrscheinlich auf Svetlanas oder Lydias Wunsch so bewerkstelligt worden. Die Tische waren in edler Schlichtheit mit eigens handgefertigten Gläsern, modernem weißem Porzellan gehalten und auch hier mit weißen und roten Rosen als Tischbouquet gedeckt worden.
 

Das anschließende Hochzeit s Buffet war wirklich der Hammer und ausgesprochen exotisch, jedenfalls für meine Begriffe und für die Abgeschiedenheit der Region in der wir uns alle befanden, obendrein sehr üppig mit so allerlei der unterschiedlichsten Köstlichkeiten aus aller Welt versehen worden...wobei der typisch russische Beluga Kaviar vom echten Stör natürlich nicht fehlen durfte.
 

Den verschmähte ich allerdings schon aus Überzeugung heraus. Da diese Tierart kurz vor der Ausrottung stand, empfand ich diesen Beitrag zur Hochzeit als etwas geschmacklos..und das im wahrsten Sinne des Wortes. Aber nun ja, es waren halt eben andere Länder und demnach andere Sitten und Gebräuche..daran musste ich mich gewöhnen.
 

Doch ansonsten hatten sich alle wirklich große Mühe gegeben, dieses Fest so schön und liebevoll wie nur irgend möglich, für das frisch vermählte Brautpaar zu gestalten...und die beiden Verliebten strahlten damit quasi um die Wette...ihr Glück floss in sichtbaren Strömen aus ihnen heraus und riss uns alle mit sich fort…im großen und ganzen handelte es sich hierbei schon um eine sehr emotionale Angelegenheit.
 

Als die beiden wenig später an der Kaffeetafel dann gemeinsam die gut fünf stöckige Hochzeitstorte mit einer schier unübersehbaren Fülle an Marzipan Rosen anschnitten und wir alle jubelnd Beifall klatschten, spürte ich wie Eikskilds Hand sich ganz plötzlich unvermittelt in meine schob und so war ich dann doch etwas überrascht, als ich bemerkte, dass er der direkt neben mir stand, mich mit sanfter Gewalt etwas von den anderen Gästen fort ziehen wollte...dennoch ließ ich ihn gewähren.
 

Ein gutes Stück im Abseits hielt er an und drehte sich zu mir um, damit wir uns ansehen konnten.
 

„Was ist denn...hast du was, ist dir nicht gut?“
 

Fragte ich in dementsprechend verblüfft, doch er schüttelte rasch den Kopf, ehe er mir antwortete.
 

„Nein...nein alles in Ordnung, mir geht es gut. Es..es ist nur...diese eigenartige Sache mit..mit dieser eigenartigen Braut Entführungsgeschichte Lyria ich kenne das nicht..ich ähhhhh...da wo ich herkomme gibt es so etwas nicht.
 

Aber als Yokkys Trauzeuge sollte ich diesem alten menschlichen Brauch ja irgendwie gerecht werden...zumindest erwartet man das von mir. Fili hat mir vorhin gesagt, dass das hier bei den Menschen so üblich ist.
 

Trotzdem ich weiß nicht so recht, was ich da jetzt eigentlich machen muss oder soll? Ich benötige deinen Rat und du..ahhmm...bist doch ein Mensch Lyria!? Ich wüsste auch nicht, wen in außer dir hätte sonst noch fragen sollen. Bitte, dir kann ich vertrauen, du würdest mich niemals im Stich lassen, das weiß ich und daher bist nur du mir eingefallen…wirst du mir helfen?!“
 

Sein Blick hing beinahe flehend an mir fest, als er mir diese denkbar unerwarteten Fragen stellte, von denen ich selber mehr oder weniger überrumpelt wurde und ich musste angesichts dieses verzweifelten unschuldigen Hundeblicks meines Trappers spontan lächeln, obwohl ich den bedeutsamen Ausspruch von ihm jetzt nicht so recht nachvollziehen oder deuten konnte. Ich fragte mich in dem Moment tatsächlich etwas verwirrt, was der Mann damit wohl gemeint haben mochte…
 

...ich sei doch ein Mensch?!
 

Natürlich war ich das...und er...er doch auch...oder...!?
 

Oder etwa nicht…?
 

Hilfe...also irgendwie wurde ich das eigenartige Gefühl nicht los, dieses komische Kribbeln in meinem Bauch schon einmal gespürt zu haben, das diese unbestimmte Ahnung in mir verursachte….und dann erinnerte ich mich entgegen aller Vernunft unvermittelt daran, was Svenson zu mir im Krankenhaus über Eikskild gesagt hatte.
 

Ich meine bezüglich seiner ungewöhnlichen Anatomie an Körperproportionen, die mit einem Mann meiner Spezies nicht das Geringste zu schaffen hatten und woraus sich auch diese geringe Körpergröße ergab, die aber wiederum in einer überaus stämmigen und beeindruckend stattlich muskulösen Statur mündete…die für einen Mann wie ihn, aber vollkommen normal zu sein schienen….
 

….oh ja, also DAS hatte ich gewiss nicht vergessen können!
 

Und jetzt, wo er mich wieder einmal einen „Menschen“ genannt hatte, ohne dies überhaupt bewusst zu registrieren, kamen in mir unwillkürlich und gänzlich ungewollt all die „Flashligths“ an Erinnerungen wieder hoch, an denen er es ja gleich zu Anfang mehrmals zu mir gesagt hatte.
 

Eikskild sah sich demnach ganz offensichtlich nicht als einen Menschen an, so wie ich mich vollkommen selbstverständlich als einen betrachtete!
 

Aber...aber wenn ER kein Mensch war, ja verdammt nochmal WAS, war der Mann denn dann….????!
 

Ähhh ja….ein heimlich versteckt zur Erde gereister Alien oder was? Oder nein besser noch...König Arthur...ahh nein...Beowulf oder am Ende sogar...Zwergenkönig Laurin? Also demnach eine mystische Märchenfigur, direkt aus dem Land der uralten Legenden und Sagen entstiegen?
 

In etwa so wie aus meinen irren Träumen, die ich vor ein paar Tagen gehabt hatte?
 

Ich wusste es nicht und konnte mir so sehr ich mich auch anstrengte keinen wirklichen Reim darauf machen Also ließ ich es bleiben...vorerst zumindest….ich stufte es ein, als ein Produkt meiner lebhaft blühenden Phantasie und dem unbestimmten Gefühl, dass da eindeutig noch mehr sein musste, als ich wissen oder ahnen konnte!
 

Denn insgeheim war mir schon klar geworden, dass ich DAS gewiss noch irgendwann in Erfahrung bringen würde, koste es mich was es wolle...dieses ach so gut gehütete Geheimnis meines Trappers würde ich dem schweigsamen nordischen Mann mit dem schönen dunklen Haarschopf schon noch entlocken und wenn es das Letzte war, was ich in diesem Leben tun würde.
 

Nein, ich war mir nahezu sicher, dass ER es mir eines Tages ganz von selbst offenbaren würde...und irgendwie spürte ich tief in mir auch, dass dieser Tag nicht mehr all zu fern sein konnte, denn wenn Eikskild mich wirklich so sehr liebte, wie ich es ahnte oder besser gesagt von ihm wusste, dann erwartete ich, dass der Mann den auch ich liebte, mir gegenüber mit offenen Karten spielen und mir anvertrauen würde, was ich bisher nicht wissen sollte oder vielleicht sogar wissen durfte?!
 

Dessen war ich mir zu einhundert Prozent gewiss.
 

Und so entgegnete ich ihm einige Augenblicke später entschlossen
 

„Oh ich verstehe...natürlich werde ich dir helfen mein lieber Eikskild...ich nun ja, nehme dein großes Vertrauen in mich als Kompliment, das mich wirklich sehr freut. Aber was...was habt ihr Männer denn dahingehend geplant? Ich meine, wohin wolltet ihr die Braut denn entführen, sofern euch dies überhaupt gelingen sollte, sie unter den all zu wachsamen Augen ihres frisch angetrauten Gatten zu entwenden?“
 

Der Trapper sah mich kurz ratlos an, doch dann verzog sich auch sein männlich markantes Gesicht zu einem kurzen Lächeln.
 

„Oh das ist leicht...es ist nicht weit von hier, nur ein paar Straßen weiter. Erik Olesons Freund der Doktor...du weißt schon Svenson, hat sich dort unter seinem Haus eine kleine Kellerbar eingerichtet, die Yokky zwar wie wir alle kennt, aber wohl nie damit rechnen wird, dass wir sie ausgerechnet dorthin entführen könnten.
 

Svenson weiß schon Bescheid, er hat mit Erik und den anderen Jungs vorgestern alles dafür notwendige vorbereitet. Ähhmm nun ja, aber ich weiß eben nicht, was ICH in dieser Angelegenheit jetzt eigentlich machen soll?!“
 

Ich lächelte ihn zärtlich an, als ich in sein so offenkundig verzweifeltes Gesicht sah.
 

„Was DU?
 

Gar nichts Liebster. Weißt du, mir kommt da gerade so ein Gedanke in den Sinn, der vielleicht sogar auf Anhieb funktionieren könnte. Sagen wir, ich habe einen Plan, der wenn alles gutgeht und alle mitmachen, tatsächlich klappen sollte.
 

Also pass auf, du und die anderen Männer, die dich während der Brautentführung begleiten wollen, müssten eigentlich nur dafür sorgen, dass wir Svetlana sicher vom Eisbär bis zu Svensons Haus schaffen. Den Rest kannst du getrost uns Frauen überlassen, denn mein raffinierter Plan sieht folgendes vor….
 

Ich werde Thalia und Siri gleich einweihen und beide Mädels darum bitten, die Braut möglichst allein abzufangen und zu begleiten, wenn sie mal auf das „stille Örtchen“ also sprich auf die Toilette muss.. Das ist im umständlich ausladenden Brautkleid nämlich zumeist eine etwas größere Angelegenheit, weil sie dabei Hilfe benötigt...ich meine, die vielen Lagen an Stoff müssen ja irgendwohin, wenn sie mal Pippi machen muss.
 

Ähhmmm ja egal...also wäre das doch eine gute Gelegenheit,sie nach dem ersten Hochzeitswalzer und dem ganzen Brautstrauß werfen Gedöns unauffällig aus dem Haus heraus zu lotsen, ohne das Yokky es sofort bemerkt. Der Gute, wird ohnehin durch die ganze russische Verwandtschaft abgelenkt sein, die mit ihm sicherlich noch mit dem einen oder anderen Wodka auf das Wohl des Brautpaares anstoßen wollen.“
 

Eikskild sah mich zunächst sichtbar argwöhnisch an doch dann hellte sich seine Mine deutlich auf, was ich als gutes Zeichen wertete.
 

„Oh...also..das..das ist ein wirklich guter Plan, alle Achtung Lyria..ich bin schwer beeindruckt. Du bist eine kluge Frau, darauf muss man(n) erst mal kommen?! Aber menschliche Frauen gehen in der Regel ja auch so ziemlich gerne zusammen auf die Toilette zumindest hier. Aus welchem Grund sie das tun, ist mir zwar bis heute ein Rätsel geblieben...aber das sind wohl irgendwelche merkwürdigen Bräuche in dieser Welt, die sich mir als einem Mann sicherlich nicht erschließen müssen.“
 

Indem musste ich spontan lachen als ich ihn das sagen hörte…
 

„Was für eine außerordentliche Beobachtungsgabe mein lieber Eikskild?
 

Wow ich bin gelinde gesagt sprachlos...angesichts dieser tief schürfender Erkenntnisse deinerseits Herr Trapper...so für einen MANN gesehen zumindest. Aber es stimmt tatsächlich, wir „Damen“ gehen zum „Pippi machen“ wirklich ganz gerne im Pulk auf das besagte Örtchen.
 

Dafür gibt es eigentlich keinen triftigen Grund...also zumindest kenne ich den auch nicht so wirklich...vielleicht liegt es daran, dass wir Frauen in der Regel gesprächiger und damit auch weitaus geselliger sind, als es das bei den meisten Mannsleuten üblich sein dürfte. Bei euch Kerlen wäre das wohl eine Premiere, die ich vermutlich niemals erleben werde.
 

Nun ja aber wie auch immer es sein mag, kommt uns in dem Fall diese typische weibliche Angewohnheit aber ganz gut zupass...und es erweckt obendrein keinen sonderlichen Argwohn bei den übrigen feierwütigen Herrschaften, was wohl das Wichtigste an der Angelegenheit ist. Damit könnte es uns wirklich gelingen sie relativ schnell und vor allem unauffällig aus dem Haus zu bekommen.
 

Ich sah ihn daraufhin hastig nicken, woraufhin sich sein Gesicht abermals deutlich aufhellte und zudem mehr als erleichtert wirkte.
 

„Hmm ich nehme an, dass das tatsächlich so funktionieren könnte, wie du es gesagt hast.
 

Also gut so machen wir es Lyria. Ich werde zum vereinbarten Zeitpunkt mit Kili und Fili vor der Türe auf euch vier Frauen warten...selbstverständlich mit euren Mänteln und den entsprechenden Transportmitteln...damit wir die Strecke bis zu Svensons Haus nicht laufen müssen, denn das wäre schon allein wegen der Eisbären zu riskant.
 

Wenn es uns gelingt, dann haben wir erst einmal einen Vorsprung, den der Bräutigam wieder aufholen muss, wenn er seine Braut zurück haben will. Die Auslöse wird teuer, das verspreche ich dir...denn da ist es so wie überall in der Welt, der Ehemann zahlt die Zeche für die Gäste.“
 

Mit diesen Worten nahm er meine Hand noch einmal und zog mich in eine kurze aber liebevolle Umarmung die in einem zarten Kuss auf meiner Stirn mündete. Ich erwiderte seine Umarmung und ließ mich von dieser unerwarteten Zärtlichkeit tragen...ich genoss das Gefühl ihm so nahe zu sein und wollte ihn am Liebsten gar nicht mehr gehen lassen...doch das war unmöglich zumindest im Moment und so lösten wir uns beide schließlich mit einem leisen Seufzen voneinander, um fast sofort darauf wieder ebenso unauffällig zur Hochzeitsgesellschaft zurück zu kehren.
 

Wenig später ergab sich die günstige Gelegenheit für mich, Thalia und Siri in unser Vorhaben einzuweihen und was noch viel wichtiger war, sie beide auch dafür zu gewinnen. Die beiden Schwestern ließen sich bereitwillig auf die „Mission Brautentführung“ ein und versicherten mir Svetlana dort abzuliefern, wo ich sie erwarten würde, nämlich auf der Damentoilette.
 

Aber bevor es soweit war...musste das Brautpaar noch den offiziellen Hochzeitstanz mit einem von Seitens Yokkys etwas ungelenk wirkenden Brautwalzer über sich ergehen lassen...dann war erst einmal eine Zeit lang Ruhe und viel Feiern sowie noch viel mehr an Trinken angesagt, bis der Zeitpunkt kommen sollte, dass die Braut dem alten Brauch folgend, ihren Brautstrauß unters Volk der zumeist unverheirateten und vermutlich auch nicht mehr so ganz jungen und taufrischen Damen bringen sollte.
 

Was schlicht bedeutete, dass die ihn dann, nachdem ihn die Braut hochgeworfen hatte versuchten zu „ergattern“..und der Glücklichen der es gelungen war, den Strauß aufzufangen, sagte man nach, dass sie binnen eines Jahres ebenfalls verheiratet sein würde...oder zumindest die Nächste war, der ein Ehemann würdiger Kandidat winkte.
 

Natürlich alles Humbug und reiner Aberglaube..aber irgendwie doch ganz witzig.
 

Also ließ ich mich mehr oder weniger freiwillig von Thalia dazu überreden mich bei diesem seit Generationen gepflegten Brauchtum zu beteiligen...eigentlich hatte ich gar nicht mitmachen wollen, aber ich entkam den beiden überaus engagierten Schwestern nicht mal ansatzweise.
 

Demnach stand ich kurz darauf also mit all den anderen unverheirateten Frauen im Halbkreis auf der Tanzfläche, wobei ich mich jedoch ganz dezent im Hintergrund zu halten versuchte...ich wollte ihn nicht fangen und bekommen würde ich ihn sowieso nicht...denn darin besaß ich einfach kein Glück.
 

Als Svetlana sich anschickte, sich mit dem Strauß umzudrehen, damit sie ihn wie üblich hinterrücks über den Kopf werfen und damit zu den lautstark um die Wette kreischenden russischen Interessentinnen bekommen würde...ließ ich mich noch zwei Schrittlängen mehr zurück fallen und wollte mich schon umdrehen um zu gehen, weil ich es mir kurzfristig anders überlegt hatte…
 

...da hörte ich das allgemeine Aufstöhnen, das mir sagte, dass sie das Ding geworfen haben musste und drehte mich rasch um, um zu sehen, welche der Damen ihn denn nun fangen würde.
 

In dem Moment spürte ich bereits den schmerzhaften Aufprall direkt vor der Brust...mit dem mich irgend etwas getroffen hatte. Impulsartig riss sich die Arme hoch, um es abzufangen und stellte einen Augenblick später ernüchtert fest, das Svetlana ausgerechnet MICH mit ihrem Brautstrauß abgeschossen hatte und das im wahrsten Sinne des Wortes!
 

Ich war baff...starrte das Ding total entgeistert an und war glatt versucht, es sofort wieder fallen zu lassen...weil oh mein Gott...weil..mir augenblicklich klar wurde, was das im Umkehrschluss zu bedeuten hatte.
 

Ich hörte das amüsierte Gelächter angesichts meines entsetzten Gesichtes, das ich machte...und sah rasch hoch, wobei ich erschrocken einen weiteren Schritt nach hinten stolperte. Dort traf ich jedoch umgehend auf Widerstand...den Widerstand eines anderen Körpers, der mich mit sanfter Nachdrücklichkeit daran hindern wollte, mich dieser peinlichen und für mich total blöden Situation zu entziehen.
 

„Wo willst du denn so schnell hin...menu Amrâlimê. Sag mir warum ich wusste, dass du ihn auffangen würdest?
 

Das muss wohl Schicksal sein und wenn der alte Brauch recht hat, wirst du damit unbestritten die nächste Braut sein, auf deren Hochzeit sie tanzen werden...meine Braut...wenn du es willst?!„
 

Ich drehte mich hastig um, weil ich sofort wusste, wer das jetzt zu mir gesagt hatte. Doch noch in der selben Sekunde spürte ich bereits, wie er seinen Arm um mich legte, um mich mit sanfter Gewalt daran zu hindern, einfach so sang und klanglos in der Menge zu verschwinden und er tat es wohl auch, damit ich IHM nicht so einfach entwischen konnte...
 

Mit einem etwas unwirschen Grollen drückte ich ihm den Strauß entgegen…
 

„Da hast du ihn...ich schenk ihn dir...und hör auf mich deswegen noch weiter zu veräppeln Eikskild. Oh man, ich weiß selber, dass das total bescheuert ist...ja von wegen die nächste Braut von wegen...heiraten..
 

IIIKKK...spinnst du jetzt Mann...was...was soll das denn?“ Fuhr ich in dem Moment entsprechend emotional durcheinander gebracht hoch.
 

Doch indem merkte ich, wie er nach meiner freien Hand griff...und sie energisch fest hielt, wobei er mich so eindringlich ansah, dass ich mich unwillkürlich bei einem heftigen Schlucken ertappte.
 

„HALT.. ich glaube du hast mich nicht richtig verstanden Lyria!
 

Ich sehe das ganz und gar nicht als einen dummen Scherz an...im Gegenteil, mir ist es verflucht ernst mit dem was ich dir gesagt habe.
 

Ich...wünsche mir nichts, als dass du wenn es an der Zeit ist, mein Weib sein willst...meine Yasthuna!“

Brautentführung...

Als ich von Eikskild eben diese Antwort vernahm, war ich kurzzeitig sprachlos...ich starrte den dunkelhaarigen Nordmann total verdattert an und wusste nicht, was ich darauf noch intelligentes zu ihm hätte sagen sollen…?!
 

Ich mochte ihn...sogar mehr als nur ein bisschen...aber gleich soweit in die Zukunft voraus zu planen, nun ja also, in solchen gewichtigen Entscheidungen war ich dann doch ein wenig altmodisch veranlagt.
 

Aber das sagte ich ihm natürlich nicht, denn ich wollte den Mann, den ich liebte, nicht vorsätzlich vor den Kopf stoßen und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, konnte ich mir schon durchaus „mehr“ vorstellen...auch wenn es im Moment vielleicht noch etwas weit hergeholt wirken mochte.
 

Eikskild hingegen wusste längst was er wollte…und zwar schon seit einer ganzen Weile. Allein das fand ich bemerkenswert zielstrebig an diesem Mann. Bei ihm gab es kein Zaudern...und kein Zagen...so mit einem vielleicht….und nein, ich will jetzt doch nicht mehr?!
 

NEIN!
 

Ihm war schon lange vor mir klar geworden, dass er entweder diese eine Frau oder aber gar keine haben wollte, in dem Fall also ganz klar...MICH!
 

Das sah ich als eine ungemein beruhigende Erkenntnis an, die sich mir in jenem Moment ungewöhnlicher Klarheit durch den Kopf schob. Immerhin wusste ich was das anbelangte, ohne jeden weiteren Zweifel, wie er zu mir stand und dass er mich aufrichtig liebte. Eikskild musste mir seine Gefühle für mich damit nicht noch einmal extra bekunden, denn das war längst nicht mehr notwendig.
 

Er liebte mich ebenso leidenschaftlich wahrhaftig und innig, wie ich ihn im Laufe dieses halben Jahres polarer Dunkelheit und Eiseskälte zu lieben gelernt hatte. Es fehlte uns beiden jetzt nurmehr noch, die eine allerletzte und bisher fehlende Konsequenz, sich dies auch im körperlichen Sinne zu zeigen...und sich einander hinzugeben, mit all den starken Emotionen, die man dem anderen geliebten Menschen gerne schenken wollte.
 

Das also war so ziemlich das einzige an Hindernissen, das dahingehend noch zwischen uns stand...aber es rückte Stunde um Stunde in greifbarere Nähe. Denn heute Nacht würde es soweit sein, komme was da wolle….nichts war mir klarer, als diese simple Tatsache und ich konnte um ehrlich zu sein, an fast nichts mehr anderes denken als daran, endlich mit meinem Liebsten allein zu sein und ihn ganz und gar für mich zu haben.
 

Und sehr wahrscheinlich erging es ihm da nicht viel anders als mir. Ich ahnte intuitiv, dass Eikskild es nur noch schwerlich abwarten konnte, bis es soweit war...und vermutlich schon die Minuten bis dorthin zählte.
 

Demnach fühlte ich mich genötigt ihm wenigstens ansatzweise eine Antwort auf seine vorhergehende Frage zu geben….die zweifellos klar gestellt hatte, wie er die Angelegenheit zwischen uns sah.
 

„Oh Eikskild bitte...ich...das kann ich dir nicht sagen...jedenfalls nicht bevor….wir…?!“
 

Setzte ich hastig an und brach fast sofort danach genauso abrupt ab...denn da erblickte ich, wie als wollte es das Schicksal Kilis Ehefrau Thalia, die ganz plötzlich um die nächste Ecke gebogen und im Eilschritt angerauscht kam, wobei sie direkt und äußerst zielstrebig auf uns beide zusteuerte.
 

Eine Sekunde später war sie fast da und ich ehrlich gesagt heilfroh, den Satz jetzt nicht zwingend beenden zu müssen, auch weil SIE das vertrauliche Gespräch zwischen Eikskild und mir beim besten Willen nichts anzugehen hatte.
 

Er hingegen sah mich an und lächelte kurz aber überraschend verständnisvoll, gleich darauf fühlte ich den sachten Kuss auf meinen Lippen und das leise...“ist gut, ich habe verstanden, lass uns dieses Thema einfach auf später vertragen, das ist jetzt nicht so wichtig“...entgegen flüstern, wobei mir die Felsbrocken beinahe Lawinenweise vom Herzen fielen.
 

„Ja bitte, lass uns das lieber auf später vertragen, wenn du und ich endlich ungestört sind“….antwortete ich ihm ebenso leise und hörbar erleichtert. Doch indem Moment waren wir beide nicht länger alleine und so setzte Kilis hübsche und obendrein resolute Gattin auch schon zu sprechen an, kaum dass sie bei uns angelangt war.
 

„Ah hier seid ihr beide also abgeblieben, ich habe euch schon überall gesucht!
 

Eikskild, Lyria es geht los. Siri hat Svetlana auf die Damentoilette lotsen können und es ist ihr obendrein gelungen, sie alleine zu dorthin zu verfrachten. Lydia ist in der Zwischenzeit bei Yokky geblieben und lenkt ihn ab, so gut es eben geht...dann also jetzt oder nie, das ist vielleicht eure einzige Chance und die solltet ihr nutzen. Wenn ihr die Braut ungesehen raus bringen wollt, müsst ihr das meiner Meinung nach augenblicklich tun!
 

Die Zeit drängt kommt schon...los..los!“
 

Thalia verstummte mit einem atemlosen und leicht unwilligen Seufzer, wobei sie uns kurz zweifelnd und leicht argwöhnisch musterte...doch da der Trapper weiterhin ruhig und ungewöhnlich entspannt wirkte, legte sich das nahezu sofort.
 

Anstatt dessen sahen er und ich uns beide einen Augenblick lang an ….dann grinsten wir ebenso spontan, wobei wir der temperamentvollen brünetten Frau mit dem unübersehbar intensiven dunklen Rotstich im Haar mit einem knappen…. „gut wir kommen“…. wie aus einem Munde antworteten.
 

Und da bemerkte ich auch, wie Eikskild sich plötzlich energisch straffte…
 

„Nun dann lasst es uns tun, so wie wir es abgemacht haben. Ihr Frauen schafft Svetlana ungesehen raus und ich besorge den Rest...also los!“
 

Und so machten wir es.
 

Während Eikskild nachdem er den Satz beendet hatte, quasi auf den Absatz kehrt machte, um zur Vordertüre des Motels zu gelangen, rannten Thalia und ich umgehend danach im Laufschritt in Richtung der Damentoiletten.
 

Als ich knappe drei Minuten später atemlos keuchend dort eintraf, fand ich Siri bereits tatkräftig damit beschäftigt Svetlana zu unterbreiten, was wir denn da „schönes“ mit ihr geplant hatten. Die Braut sah einen Moment lang etwas ratlos drein..schon weil es allein aufgrund der unterschiedlichen Sprachen kleinere Verständigungsschwierigkeiten gab, aber dann nickte sie endlich...und wir werteten es als Zeichen, dass sie mit unserem kleinen „Manöver“ einverstanden war, das sie ja sehr persönlich betraf.
 

Ich hastete rasch zurück aus der Toilette, nachdem ich Siri und Thalia angewiesen hatte, mit ihr solange dort zu warten, bis ich wieder zurück kommen würde. In Windeseile fischte ich sämtliche Mäntel und Jacken vor der Garderobe, die ich so halbwegs den jeweiligen Besitzern zuordnen konnte und stürzte mit den besagten „edel Gewändern“ zurück zu den wartenden „Brautentführerinnen“.
 

Svetlana hüllten wir kurzerhand in ein bodenlanges und weit schwingendes dunkelrotes Cape mit passender Kapuze...das zwar nicht ihr gehörte, aber seinen Zweck hervorragend erfüllte und sie in ihrem leuchtend weißen Brautkleid komplett unkenntlich machte. Sie sah darin zwar ein wenig nach „Red Riding Hood, also demnach Rotkäppchen auf der Flucht vor dem großen „bösen“ Bären..ähhhh...Wolf aus...aber nun gut, zumindest erkannte man sie nicht gleich auf Anhieb, in diesem märchenhaft Bühnenreifen Outfit, das wir ihr sozusagen aus der Not heraus anziehen mussten, weil über dieses immens ausladende Brautkleid einfach nichts anderes gepasst hätte.
 

Als uns das gelungen war, atmeten wir drei Verschwörerinnen erst einmal erleichtert auf, dann zogen auch wir hastig unsere Jacken und Mäntel über, nahmen den Rest der „geborgten“ Kleidungsstücke in unsere Obhut und schafften die Braut im Anschluss daran übervorsichtig hinaus in den Flur.
 

Niemand der übrigen Gäste bemerkte irgend etwas von unserer denkbar gewagten Aktion, da sie alle von dem abgelenkt waren, was sich Lydia für ihren Schwager in Spe als kleines Spielchen ausgedacht hatte.
 

Das kleine Ablenkungsmanöver zeigte glücklicherweise Erfolg...trotzdem musste alles schnell gehen.
 

Wir schafften Svetlana im Eiltempo vor die Türe des Motels und wurden draußen dem Himmel sei Dank von den dort wartenden „Mitverschwörern“ in Empfang genommen, wie abgemacht! Es waren natürlich Eikskild...aber auch Kili und Fili, sowie Erik und einer von Svetlanas etwa gleichaltrigen Cousins, der Vasili hieß und zudem ein ungemein sympathisches Lächeln besaß.
 

Wir Frauen staunten dennoch nicht schlecht als wir sahen, was der Trapper da in der Kürze der Zeit mit den anderen Männern zusammen als „Fortbewegungsmittel“ für uns alle aufgetrieben hatte...denn da standen drei mehrspännige Hundeschlitten samt zugehöriger Vierbeiner.
 

Wobei Eikskilds eigene Hunde leider nicht darunter waren...wie ich mit leichtem Bedauern fest stellte. Diese Tiere mussten demnach also den Nachbarn oder aber irgendwelchen guten Freunden gehören, von denen sie sich die Hunde samt Schlitten ausgeborgt hatten.
 

Wir starrten Ekskild und die übrigen Männer, die bei ihm waren verblüfft an, doch der dunkelhaarige Nordmann zuckte nur kurz mit den breiten Schultern, ehe er zu sprechen ansetzte.
 

„Die Hundeschlitten sind leicht und machen keinen solchen ohrenbetäubenden Lärm, wie diese Motorschlitten, die hätten sie sofort gehört und Verdacht geschöpft. Jetzt können wir nahezu unbemerkt verschwinden. Außerdem wird es schwierig werden, die Spuren zu verfolgen, wenn sie nach uns suchen. Das erschwert die Sache etwas und zu leicht wollen wir es dem Bräutigam ja nicht machen, seine Gattin wieder zurück zu bekommen oder?! Da darf er meines Erachtens schon eine ausgesprochen gute Nase entwickeln, wenn er sie wieder finden will!“
 

Hörte ich ihn uns somit überraschend amüsiert, ja sogar einen gewissen Touch schadenfreudig antworten, woraufhin ich ihm meine offenkundige Hochachtung zollen musste, denn sein schlauer Plan die Braut möglichst ungesehen fort zu schaffen….war wirklich nicht von schlechten Eltern.
 

„Wo du recht hast…?
 

Clever, echt clever...die Idee ist brillant Eikskild, das hast du hübsch eingefädelt alle Achtung!“
 

Entgegnete ich ihm daher mit einem anerkennenden Lächeln, wobei ich Svetlana die ebenso sprachlos neben mir stand, sanft aber entschlossen weiter in Richtung der Schlitten schob…und den übrigen Brautentführern im Anschluss daran eilig ihre warmen Gewänder aushändigte, denn die Fahrt durch die eisige Spätwinternacht, würde mit Sicherheit kein sonderliches Vergnügen werden.
 

Gute fünf Minuten später waren wir bereit zur Abfahrt...die Braut saß sicher verstaut in einem der warmen Einschlupfsäcke aus dicken Schaf – und Rentier Fellen verpackt, auf einem der Schlitten. Wir übrigen verteilten uns halbwegs gleichmäßig auf die beiden anderen Schlitten und los ging die relativ kurze aber rasante Fahrt, durch die nicht ganz so kleine Ortschaft von Longyearbyen.
 

Eine Schlittenfahrt, die nach etwa gefühlten zehn Minuten strammen Tempos an einem Haus endete, das ziemlich einsam am Ortsrand in der Gegend herum stand.
 

Es war deutlich größer als die anderen Häuser im Ort und sichtlich komfortabler und großflächiger gebaut...also vermutete ich kurzerhand, dass dies das Haus des Arztes von Spitzbergens Hauptort sein musste...den Mann, den ich im Zusammenhang mit Eikskilds kürzlich zugezogenen üblen Verletzungen hatte kennen lernen dürfen.
 

Dr. Thøre Svenson!
 

Kaum dort angekommen öffnete sich bereits die Haustüre...und heraus trat tatsächlich der blond beschopfte hünenhafte Doktor...mit einem ziemlich breiten und amüsierten Grinsen auf den Lippen, mit dem uns das laute Gebell der Schlittenhunde natürlich längst im Voraus bei ihm angekündigt hatte.
 

„Willkommen liebe Freunde...oh ich sehe es ist euch tatsächlich gelungen, euren kühnen Plan in die Tat umzusetzen, mit dem wir diese wunderschöne Braut in meinem bescheidenen Heim verstecken werden. Alle Achtung, das hätte ich jetzt nie und nimmer vermutet. Nun denn, darf man ja gespannt, sein, wie lange der gute Yokky brauchen wird, bis er auf die Idee kommt, dass sie hier bei mir in der Kellerbar sein abgeblieben könnte?
 

Was geben wir ihm….eine Stunde oder besser gleich zwei?!“
 

«God kveld* (guten Abend*) Thøre.
 

Na hoffentlich mindestens zwei, sonst lohnt sich der ganze Aufwand ja weiß Gott nicht! Ein bisschen was muss es ihn ja schon auch kosten, um sie wieder auszulösen!“
 

Ließ sich Erik mit einem leicht sarkastischen Brummen vernehmen, wobei er Anstalten machte, schleunigst von seinem Gefährt abzusteigen, um wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Offenbar war ihm die holperige Fahrt mit dem Schlitten nicht so besonders gut bekommen, das mochte aber auch an seinem inzwischen schon recht deutlich anzusehenden berauschten Zustand liegen, den so ziemlich alle Beteiligten dieser Hochzeitsfeier aufzuweisen hatten...denn der Abend war ja bereits etwas fortgeschritten….und daher alle Gäste nicht mehr ganz nüchtern.
 

Nun ja so ziemlich alle, bis auf Eikskild und mich selbst. Er hatte sich bisher extrem zurück gehalten, was den übermäßigen Genuss von Alkohol betraf und ich ahnte dunkel, aus welchem Grund das wohl der Fall war. Das allerdings behielt ich im Anbetracht der Lage vorerst lieber für mich...denn noch war dieser Abend ja nicht vorbei.
 

Der Arzt lachte derweil kurz amüsiert, als er Eriks Kommentar vernahm, doch dann hieß er uns alle rasch abzusteigen und ihm ins Haus ins Warme zu begleiten...was alle mit Freuden begrüßten, denn es war draußen im Moment wirklich alles andere als einladend, noch sehr viel länger im Freien zu verweilen.

Schon daher ließen wir uns nicht lange bitten, sondern sahen zu, seiner netten Einladung so rasch als möglich Folge zu leisten und ihn nach drinnen ins Haus zu begleiten.
 

Die Schlitten samt Hunde ließen wir an Ort und Stelle zurück, denn schließlich brauchte Yokky ja etwas, das ihm den richtigen Weg weisen sollte….ganz sooooo schwer wollten wir es ihm dann ja doch nicht machen.
 

Der Weg durch sein Haus in Richtung seiner Kellerbar war mindestens ebenso interessant wie der Doktor selbst...in eigener Person. Die herzliche Art des nordischen Mannes war ansteckend und so für alle Beteiligten eine ungemeine Erleichterung.
 

Neugierig versuchte ich ein paar intimere Blicke auf den „privaten Doktor Svenson zu erhaschen, als er uns den Weg durch sein Haus hinunter zu seiner „Kellerbar“ wies. Offenbar war er ein weitgereister und an den „schönen Künsten“ interessierter Mann...denn es lagen und standen allerlei Statuen aus aller „Herren“ Länder in den Ecken.
 

Ganz besonders solche aus Indien und Thailand...dort lösten sich schöne aus Stein gehauene Statuen von Siddhārtha Gautama, mit den hinduistischen Gottheiten Brahma und Vishnu,sowie einige schöne Holzschnitzereien der Inuitkultur ab, die Bären und andere indianische Symbole zeigten.
 

Außerdem konnte ich einen kurzen Blick auf ein Klavier und allerlei andere altertümliche Instrumente erhaschen, die da an der Wand hingen oder herumstanden.
 

Zu meiner Verblüffung entdeckte ich sogar eine schöne bretonische Harfe aus hellem Holz, die in einer der Ecken stand…auch dieses schöne Stück musste dem Aussehen nach ein eher mittelalterliches Instrument oder wenigstens ein Nachbau davon sein. Davon verstand ich sogar ein wenig, denn altertümliche Folklore in Form von Musik und Tänzen, hatten mich schon seit je her fasziniert, ebenso wie die zugehörigen Instrumente.
 

Meine ganz besondere Schwäche galt jedoch Harfe und Leier auch Lyrâ genannt...unschwer als eine Abwandlung meines eigenen Namens zu erkennen...wenn auch eine ohne besondere Bewandtnis, zumindest soweit ich es wusste.
 

Als der Doktor sah, wohin mein denkbar neugieriger Blick fiel, hörte ich ihn plötzlich leise darauf ansprechen.
 

„Gefällt sie Ihnen Lyria? Sie gehörte meiner Frau, sie war ausgebildete Musikprofessorin und arbeitete hier an der Hochschule von Longyearbyen als Musik und Kunst Kuratorin. Als solche betreute sie das kulturelle Leben in dieser Gemeinde...bis sie“…
 

Er verstummte plötzlich und räusperte sich kurz aber sehr heftig, ich sah den stark verhärteten Zug um seinen Mundwinkel und verstand sofort…
 

„Ohhh...das, das tut mir sehr leid für Sie Doktor"...stotterte ich daraufhin hastig und unangenehm berührt in seine Richtung.
 

Indem fing ich bereits das schmerzlich zerknitterte Lächeln von ihm auf.
 

“Nein ist schon gut. Sie können ja nichts dafür, woher hätten Sie das denn wissen sollen? Ach und noch etwas, für Sie Thøre, nicht Doktor Lyria. Sehen Sie, es..es ist jetzt knapp zwei Jahre her...Brustkrebs und er hatte bereits gestreut...Sie verstehen?“
 

Er brach ab...und räusperte sich abermals vernehmlich.
 

Ich schluckte daraufhin hart...“ich..ich verstehe und das tut mir unendlich Leid, ich meine es muss schrecklich sein, einen geliebten Menschen auf eine solch tragische Weise für immer zu verlieren.“
 

Entgegnete ich ihm leise, während ich die paar Worte kaum heraus gewürgt bekam, als ich den harten Klos in meinem Hals spürte, denn Svenson tat mir wirklich aufrichtig leid.
 

Der sonst so gestandene und willensstarke Mann, dessen charismatische Ausstrahlung mich von der ersten Minute an beeindruckt hatte und der dazu in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen konnte und musste, wenn es um Menschenleben ging. Genau der wirkte in dem Moment unerwartet zerbrechlich und verletzlich...etwas, das mir wirklich zu schaffen machte, da ich ihn auf seine eigenwillig herzlich, raue Art mochte und als ungemein sympathisch empfand.
 

Indem sah ich ihn abermals lächeln und auch dieses mal wirkte es traurig, aber dennoch sehr gefasst.
 

„Das ist es Lyria...aber es geht schon in Ordnung, mittlerweile geht es mir etwas besser...und na ja, das Leben muss ja irgendwie weitergehen. Meine Tochter gibt mir Halt, leider sehen wir uns im Moment nicht sehr häufig, da sie in Tromsø Nautik studiert. Sie ist jetzt im ersten Semester..aber sie möchte später einmal Kapitänin werden. Wir Nordländer haben das wohl im Blut, das Erbe unserer Vorfahren mit den roten Bärten, die einst mit den Drachenbooten über das Meer kamen.“
 

„Ah ja die Wikinger? Oh ich verstehe...daher also der hübsch rötliche Bart, den sie da haben Herr Doktor?“
 

Hakte ich daraufhin mit einem etwas schiefen Lächeln ein...und es verfehlte seine aufmunternde Wirkung glücklicherweise nicht. Die bis eben noch so gedrückte Stimmung schlug nahezu sofort bei ihm um und ich hörte ihn daraufhin ebenfalls deutlich gelöster lachen.
 

„Daher der rote Bart fürchte ich. Aber bitte kommen Sie doch weiter...wir sind gleich da.“ Hörte ich mir den hünenhaften blonden Mann antworten, dessen deutlich sichtbare rötliche Farbnuance im Bart tatsächlich nicht verleugnen ließ.
 

Keine zwei Minuten später waren wir alle in den „heiligen Hallen“ des Doktors angelangt...die Kellerbar, die überraschend geschmackvoll und typisch Skandinavisch gehalten war..schlicht mit viel hellem und weiß getünchtem Holz..sowie den üblichen weiß, rot karierten Leinenstoffen bei den Sitzkissen und Möbeln. Dazu gehörten auch die üblichen dicken weißen Kerzen die in zahlreicher Form eine gemütliche Stimmung verbreiten und sehr einladend wirkten.
 

Der Raum war wirklich schön gestaltet worden und zudem weitaus größer als angenommen...es gab nicht nur einen Tresen mit gut ausgestattetem alkoholischen und nicht alkoholischem Getränkesortiment, sondern auch noch so etwas das eine Miniaturtanzfläche darstellen sollte, auf der immerhin vier bis fünf Tänzer ihren Spaß haben konnten, wenn sie das denn wollten.
 

Und das wollten sie natürlich alle...Party machen war demnach angesagt...und zwar interessanter Weise genau von denen man das wohl am wenigsten erwartet hätte, wenn dann jedoch auch noch kurz etwas vollkommen unvorhergesehenes dazwischen kam, das "Party machen" etwas verzögerte.
 

Nachdem sich alle eingefunden und schon mal etwas zur Stärkung zur Brust genommen hatten, wollten sich natürlich alle entsprechend der ausgelassenen Stimmung amüsieren. Dazu gehörte unweigerlich Musik und Tanz...allerdings verfügte die kleine Kellerbar über keine gewöhnliche digitale Musikanlage...die verstorbene Hausherrin war ausgebildete und hoch studierte Musikerin gewesen, da gehörte es unweigerlich zum guten Ton, dies alles „hand made“...also kurz gesagt, selbst zu bewerkstelligen.
 

Aber die Hochzeitsgäste waren ja ein durchaus findiges Völkchen...und so besorgten sie sich über den Doktor ihre „Party“ Musik eben selbst. Kurz darauf kamen Kili und Fili mit zwei geborgten Fideln (Geigen) und Vasili mit einem kleinen altmodischen Akkordeon zurück...aber sie waren nicht allein, denn auch ich durfte im Zuge dessen etwas erleben, womit ich jetzt niemals auch nur im Traum gerechnet hätte.
 

Eikskild hatte die kleine Gruppe „Musiker“ eher zufällig, denn wirklich interessiert begleitet und ich sah ihn zu meiner Verblüffung tatsächlich mit der schönen bretonischen Harfe unter den Arm geklemmt zu uns zurück kommen.
 

Mit fast schon ehrfürchtig verzücktem Glanz in den Augen stellte er sie bei mir am Tisch ab, als er zu mir zurück kam.
 

Ich sah ihn indessen entsprechend verwirrt an...“ähhh...sag bloß du kannst SIE spielen?“
 

Fragte ich ihn daraufhin ehrlich überrascht, als ich bemerkte, wie er sie beinahe schon leidenschaftlich betrachtete, so als wäre sie seine Geliebte.
 

Indem sah ich ihn den kurz den Blick heben und merklich belustigt in meine Richtung grinsen.
 

„Hmmm ja, ich nehme an, dass ich das kann?!“
 

Eikskilds Hände glitten während er das sagte ehrfurchtsvoll über die Saiten und brachten sie sofort in einem voluminösen Akkord zum Klingen, wobei er sie mit erstaunlich fachkundiger und sanfter Hand entsprechend nachstimmte und während er das tat, konnte ich ihn leise flüstern hören...
 

“Eine Harfe wie diese, ist vergleichbar mit einer schönen Frau, behandelt man sie nicht aufmerksam und zärtlich genug wird sie mürrisch..streichelt man sie jedoch sanft, dann klingt sie unvergleichlich. Was für ein wundervolles Instrument...ich hatte schon fast vergessen wie es klingt. Weißt du Lyria, es ist schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte mal auf so einer wie dieser gespielt habe.“
 

Mit diesen Worten ließ er die Fingerspitzen der rechten Hand abermals sachte über die Saiten streichen und entlockte der Harfe einen neuerlichen unvergleichlich klingenden Akkord...der selbst ihn in verzücktes Erstaunen versetzte.
 

Und dann..dann setze er an zu spielen und ich bekam den Mund nicht mehr zu.
 

Vor allem, als sich sein Gesicht sah das er dabei machte...gänzlich der realen Welt entrückt...es war als wüssten seine Hände mit schlafwandlerischer Sicherheit wohin sie zu greifen hätten, um diesem doch eher selten gespielten Instrument solche Töne und Oktaven zu entlocken. Spätestens da war mir klar, dass ich längst noch nicht alles über meinen Trapper und seinen ach so geheimnisvollen Begabungen wusste...und dass Harfe spielen eine davon war, hätte ich niemals auch nur im Traum angenommen.
 

Aber nicht nur ich allein starrte den stämmigen, dunkelhaarigen Mann der da Harfe spielte dementsprechend verblüfft an...auch die anderen Gäste die sich bis dahin noch lachend und scherzend unterhalten hatten verstummten nach und nach.
 

Urplötzlich legte sich eine seltsam andächtige Ruhe über den kleinen Raum...und Eikskild sang…
 

...oh mein Gott...und wie er das tat!
 

Ich hatte diesen an sich eher schweigsamen Mann bisher nur einmal singen hören und schon da war mir aufgefallen, was für eine ausnehmend schöne, voll tönende und voluminöse Stimme er hatte...aber hier zu diesen märchenhaft feinsinnigen und so luftig leicht klingenden Melodie Abfolgen, die er der Harfe entlockte, bildete sie einen derart betörend tiefen Kontrast, der allen die ihn in diesem Augenblick singen hörten, eine Gänsehaut bescherte.
 

Dessen war ich mir sicher, dass dies nicht nur ich allein so empfand.
 

Ich war wie verzaubert von seiner Stimme...sie machte mir im wahrsten sinne des Wortes weiche Knie….und wenn ich nicht schon bis über beide Ohren in ihn verliebt gewesen wäre, so hätte er es spätestens jetzt...just in diesem Moment fertig gebracht, dass ich es tun würde.
 

Durin ku bin-amrad

Ugmal sullu addad

Ku bakana

Ana aznân

Undu abad

Ku ganaga

Tur ganâd abanul

Durin ku bin-amrad

Uzbad Khazad-dûmu

Ku baraka

Aznân

ra karaka

atkât

ala lukhudizu!

ala galabizu!

ala ukratizu!

Khazad-dûm!

(Durins Lied)


 

Aber dann, als wir alle wie gebannt an seinen Lippen hingen, um diesem seltsam getragenen und melancholisch gestimmten Lied zu lauschen, das er wieder einmal in einer Sprache sang, die niemand von uns je gehört hatte...“außer mir versteht sich“...da konnte ich Kili mit einem mal heftig räuspern hören…
 

Er sah seinen Bruder kurz an und dann setzte der Ältere der ihn verstanden hatte seine Geigen an und hob an zu spielen, während der jüngere Bruder mit seiner angenehm kräftigen Tenorstimme einsetzte und den Gesang des Ältesten der drei Eikskilds so perfekt untermalte, dass wir unwillkürlich den Atem anhielten...es war als würde die Zeit für einen Moment lang still stehen...
 

Ich sah sie und hörte sie singen...die drei Männer der Familie Eikskild..und etwas in mir schmolz wie Winterschnee im nahen Frühling und endlich hatte ich das Gefühl zu verstehen, was sie mir damit sagen wollten…
 

Ich sah IHN...und da wusste ich es....ja es war, wie als wären sie ganz plötzlich dieser Welt entrückt worden.
 

Ein nicht zu greifendes, eigenartig tiefgreifendes Gefühl von Magie erfüllte mich und riss mich regelrecht mit sich fort…
 

...so heftig wie jetzt, hatte ich derartige Empfindungen noch nie zuvor verspürt!
 

Ich blickte in ihre Gesichter….zweifellos am intensivsten in das von Eikskild...und wieder erschien mir dieser geheimnisvolle Mann in jenem mir völlig fremden Licht…
 

aufrecht….majestätisch…
 

...in einem Licht, das rötlich golden von Feuerschalen erhellt wurde, ansonsten aber dämmeriges Halbdunkel vorherrschte, wie in einer schwach ausgeleuchteten Höhle oder aber einem Berg. Ein Bild, das ich heute schon einmal gesehen hatte, aber in einem vollkommen anderen Zusammenhang.
 

Ich merkte wie mich angesichts dieser Erkenntnis eine heftige Gänsehaut überlief...
 

Wieder sah ich ihn da stehen und da war jene kunstvoll verarbeitete prunkvolle alte Rüstung, die wie an ihn geschmiedet wirkte, in geradezu perfekter Handarbeit an seinen stämmigen Körperbau angepasst. Doch dann sah ich auch die Krone auf seiner Stirn...wunderschön verarbeitet, männlich kantig aber gänzlich schnörkellos gehalten und ohne jeglichen Stein im wechselvollen Metall das aus Silber und goldenen zum Teil sogar geschwärzten Teilstücken zusammen gefasst und ineinander geschmiedet worden war.
 

Er sah aus wie ein König...erhaben, ruhmvoll...und ich fragte mich in diesem Augenblick zutiefst erschrocken, weshalb ich ausgerechnet jetzt genau dieses Traumbild vor Augen hatte. Ich fragte mich wirklich ernsthaft, ob es da etwas gab, das mein Unterbewusstsein vielleicht längst ahnte, mein Verstand aber noch immer partout nicht wahr haben und schon gar nicht sehen wollte.
 

Ich sah in ihm einen König….etwa meinen Bergkönig, so wie Venelite ihren dort in dieser alten Legende gesehen hatte?!
 

War es DAS was meine Augen sehen wollten?
 

So wie Lydia es in ihrem alten Volkslied besungen hatte oder hatte ich ohne es zu wollen irgend etwas erkannt...das mein Unterbewusstsein mir unbedingt mitteilen wollte, aber bisher noch keinen Weg dazu gefunden hatte es in mein Bewusstsein zu transportieren?
 

Mit einem Mal erschien es mir nicht mehr so abwegig zu sein. Denn irgend etwas tief in mir sagte mir, mit aller drängender Vehemenz, dass ich an der gefühlten Wahrheit längst weitaus näher dran sein musste, als ich es jetzt vielleicht ahnte….oder aber wahr haben wollte!
 

„War ER wirklich DAS, wofür ich ihn bislang hielt!?“
 

Ich merkte wie mich der eigenartig wissende Blick des Doktors plötzlich und offenbar in voller Absicht streifte...und da wusste ich es. Ich wusste, dass ich da an etwas gerührt hatte...das mit meiner Wirklichkeit so wie ich sie bislang kannte, nicht das Geringste zu tun haben konnte...
 

...und dann...dann war es vorbei...und ich konnte Kili s Stimme erneut vernehmen, doch sie klang für mich wie aus weiter Ferne.
 

„Das war einfach wunderbar...das haben wir wirklich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemeinsam getan…diese Harfe...sie ist wie für dich gemacht Thorin. Wahrlich...ich hatte ganz vergessen wie es ist, dich darauf spielen zu hören...niemand kann sie so spielen wie du Irakadad!
 

NIEMAND!“

...und Junggesellenspäße, die es in sich haben

Erst als ich Eikskild seinem jüngsten Neffen etwas darauf antworten hörte, holte mich die reale Welt wieder ein...
 

“Ich danke dir mein Junge, ein Kompliment das ich gewiss nicht verdient habe, denn ich bin sehr aus der Übung, aber es hat mir große Freude bereitet, wieder einmal etwas zu spielen und noch größere, dies mit euch beiden zu teilen. Das habe ich wahrlich sehr vermisst und es tut gut, dass wenigstens etwas wieder ein wenig an Heimat anmutet….auch wenn es nur die schmerzlich schöne Erinnerung daran ist.
 

Aber kommt lasst uns etwas fröhlicheres zum Besten geben, bevor hier alle noch vor lauter Schwermütigkeit einschlafen...das sollte doch eigentlich ein geselliger Abend werden oder nicht?“
 

Indem konnte ich Kilis unerwartet heiteres Lachen vernehmen, ehe er seinem Onkel entschlossen beipflichtete.
 

„Ja du hast gewiss recht...ich weiß auch schon etwas Onkel...“
 

Damit war es vorbei….
 

Kili setzte die Geige erneut an und begann ein Lied zu spielen, das wir nahezu alle kannten...etwas flottes modernes, das den eigenartigen Bann brach, den dieses seltsam fremdartige Lied der drei Männer, der Familie Eikskild ungewollt auf uns alle gelegt hatte.
 

Wir amüsierten uns schließlich prächtig, so wie es sich gehörte..unterhielten uns, lachten, tranken wenn das auch im entsprechenden Maß und vereinzelt wurde sogar getanzt. Kili war ein ausnehmend guter Spieler, der über ein überraschend großes Repertoire an allen möglichen Musikstilen verfügte und so kam sogar etwas wie tanzbare Musik zustande, bei der Vasili und sein Bruder Fili ihn tatkräftig unterstützten.
 

Ekiskild hielt sich hierbei vornehm zurück, er nahm die Harfe nicht wieder zur Hand, sondern sah anstatt dessen seinen beiden Neffen mit einem sichtlich stolzen Lächeln dabei zu, wie sie sich beide an ihren diversen Musikinstrumenten ausließen und uns allen damit ordentlich einheizten...und so kam was wohl kommen musste.
 

Wir auch schon nicht mehr ganz nüchternen Frauen hatten die Gelegenheit ergriffen und waren quasi allesamt auf die völlig absurde Idee gekommen, die kleine Tanzfläche im gemeinsamen Ansturm zu entern und amüsierten uns, nachdem wir das getan hatten, ganz prächtig miteinander.
 

Die Männer waren vergessen und sich zumindest für den Augenblick selbst überlassen, während sich eine jede von uns so zur Musik bewegte, wie ihr danach war...bis ja bis Kili irgend einen alten fetzigen Evergreen anstimmte, der sich auch sehr gut mit einem der Standard Tanzschritte tanzen ließ...und ich ganz plötzlich völlig unerwartet den Doktor hinter mir stehen hatte, der mich ebenso unerwartet fragte, ob ich denn nicht ein kleines Tänzchen mit ihm wagen wolle?!
 

Derart verblüfft wie ich darüber war, willigte ich schließlich ein, ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, was es vielleicht an Konsequenzen nach sich ziehen könnte?!
 

Ich bemerkte dabei ja auch noch nicht, das mühsam unterdrückt mürrische Gesicht das Eikskild plötzlich zog, als er mir den fremden Mann so nah auf die „Pelle“ rücken sah.
 

Aber das war ein anderes Problem...meines war im Moment eher, dass ich erst einmal schwer damit beschäftigt war, die passenden Schrittabfolgen des Standardtanzes aus meinem verstaubten Gehirnwindungen zu kramen und damit überhaupt ansatzweise wieder so auf die Reihe zu bekommen, dass ich dem guten Doktor nicht ständig auf die Füße trat...was sich leider trotzdem nicht ganz vermeiden ließ, so sehr ich mich auch darum bemühte.
 

Es war eine halbe Ewigkeit her, dass ich so etwas gemacht hatte, daher hatte ich anfangs entsprechende Schwierigkeiten mich zurecht zu finden.
 

Er nahm es jedoch glücklicherweise mit dem nötigen Humor und schwenkte mich gutgelaunt schwungvoll über das nicht all zu groß geratene Parkett seines Tanzbodens...wo er mir gänzlich unbeabsichtigt mehr als einmal deutlich zu nahe kam, weil wir von anderer Seite zwecks Platzmangels von den anderen Paartänzern in der Runde angerempelt wurden.
 

Da Mann aber weder dumm noch ungeschickt und obendrein offenkundig neugierig auf Eikskilds ach so geheimnisvolle Herkunft war, packte er die günstige Gelegenheit beim Schopf und mich gleich dazu, um mich erneut über meinen männlichen Begleiter auszuhorchen, der ihm ja wohl nicht erst seit heute einiges an Kopfzerbrechen bescherte.
 

Dabei wurde ich das eigenartige Gefühl nicht los, dass er nur darauf gewartet hatte, bis sich eine für ihn günstige Situation ergeben würde, in der er weitestgehend ungestört mit mir sprechen konnte, weil es ihm auf eine mir sehr vertraute Weise genau so zu ergehen schien wie mir.
 

Diese war so eine und so gingen mir fast die Augen über, als ich ihn mir nur Sekunden später entsprechende Fragen stellen hörte, beziehungsweise er mir zwischen zwei Schritt vor und zwei zurück und einer eleganten Vierteldrehung Tatsachen unterbreitete, die mir glatt den Atem stocken ließen und mir klar machten, dass er weitaus mehr ahnte oder vielleicht sogar wusste, als ich mir gedacht hatte.
 

„Wie geht es ihm derzeit denn so...ich meine gesundheitlich natürlich?“
 

War somit der erste eher harmlos wirkende Einstig in unser Gespräch, woraufhin ich den guten Doktor dementsprechend verwirrt anstarrte.
 

„Ähh wer ..wie?“
 

Hakte ich daher nicht weniger perplex bei Thøre nach.
 

„Na meinem Patienten...Eikskild natürlich, wer sonst?“
 

Antwortete mir der Arzt daraufhin in seiner ihm so eigenen ruhigen Art mit anderen zu kommunizieren.
 

Ich sah ihn an….“ähhmm nun ja, ich würde sagen den Umständen entsprechend gut Thøre. Sie haben ihr bestes gegeben um ihn wieder halbwegs vernünftig herzustellen oder nicht?“ Entgegnete ich ihm verlegen, weil ich nicht wusste, was ich hätte sonst zu ihm sagen sollen.
 

Da hörte ich ihn plötzlich lachen...doch es klang nicht sehr erheitert...und das was sogleich darauf folgte, verschlug mir fast die Sprache.
 

„Ja das habe ich versucht...aber die Wahrheit ist doch, dass dieser Mann über eine Art von Wundheilung verfügt, die beinahe schon an so etwas wie Magie grenzt. Sehen sie sich ihn an...er war vor nicht mehr als ein paar Wochen dem Tode nahe Lyria und nun ist er beinahe so quicklebendig, als hätte ihm noch nie etwas gefehlt.
 

Das ist nicht natürlich...also zumindest nicht so, wie WIR oder besser die moderne Medizin das normalerweise gewohnt ist. Jeder andere Mensch würde noch Wochen brauchen, um sich davon wirklich richtig zu erholen...aber ER?
 

Er hat es weg gesteckt wie nichts. Einen solch zähen Hund, was seine Gesundheit anbelangt, habe ich noch nie zuvor erlebt, wie bei diesem Mann.
 

So war es auch beim ersten Mal, als sie ihn mir mehr tot als lebendig auf den OP Tisch gewuchtet haben. Ich weiß nicht, was mit ihm ist...aber Eikskild ist definitiv nicht so wie WIR, nicht wie Sie und nicht wie ich und ich weiß, dass Sie das längst wissen Lyria...oder aber zumindest ahnen, ebenso wie das bei mir der Fall ist!
 

Ich sagte ihnen ja schon einmal, dass er über eine vollkommen andere Anatomie verfügt als ein gewöhnlicher Mensch und damit meine ich jetzt nicht nur, weil er ein gutes Stück kürzer aber dafür um so breiter und muskulöser geraten ist, als ein Mann dies in der Regel ist und wüsste ich es nicht besser, so könnte ich auf die völlig abstruse Idee kommen, den alten Sagen und Legenden meines Volkes durchaus etwas an Wahrheiten abzugewinnen...die da sagen, er sei vielleicht sogar einer vom kleinen Volk?!
 

Das würde auch die merkwürdige Sprache bestätigen die er sprach, als er damals zu uns kam….ich meine, ehe er die unsere so mühsam erlernte. Ich weiß ja das dass, das was ich sage ihnen als vollkommener Schwachsinn vorkommen muss..aber in den alten Legenden der Edda und der darin enthaltenen Volksstämme gibt es solche wie IHN oder besser gesagt, das was er da so eindrücklich verkörpert durchaus..und sie haben sogar einen eigenen Namen!“
 

Konnte ich Thøre ungewöhnlich nachdrücklich in meine Richtung flüstern hören, wobei er mich beinahe beschwörend ansah.
 

„...und wie..wie nennt Euer Volk sie dort...?“
 

Hauchte ich ihm demnach völlig atemlos entgegen, da ich insgeheim spürte, was der Doktor mir da mitteilen wollte...denn ich fühlte es auf geheimnisvolle Weise ebenso wie ER.
 

Svensøn hatte Eikskild höchstpersönlich auf dem Operationstisch liegen gehabt und das inzwischen mehr als einmal. Er hatte ihn bis auf das obligatorische OP Hemd gänzlich ohne jegliche Kleidung gesehen.. Er wusste demnach sehr gut, welche Anatomie ein Mensch besaß, also genau genommen, was der Norm entsprach und was nicht!
 

Indem hörte ich mir den Chirurgen bereits antworten, noch als mir diese Erkenntnis siedend heiß durch den Kopf schoss.
 

„DVERGEN!
 

So nennen wir sie im Allgemeinen Lyria, in Ihrer Sprache übersetzt heißt das“….
 

In dem Moment entfuhr mir ein nahezu hysterisches Lachen…
 

„Z w e r g e...ich weiß!
 

Äähhh...was?
 

Ist das..ist das jetzt wirklich Ihr Ernst...Thøre?“
 

Wollte ich ihn noch fragen, doch da bemerkten der Doktor und ich, wie wir beide unversehens und ebenso unerwartet unterbrochen wurden…und ich in diesem Fall nicht mehr dazu kam, in Erfahrung zu bringen, WAS Svensøn mir da hatte so dringendes mitteilen wollen.
 

„Hmmm...Herr Doktor wenn Du gestattest...würde ich sie Dir gerne für einen Moment entführen...wir beide hatten noch nicht das Vergnügen miteinander?!“
 

Als ich die vertraute Stimme vernahm, die das zu Thøre sagte, bekam ich beinahe den Mund nicht mehr zu...denn natürlich war es wie kaum anders zu erwarten Eikskild höchst selbst, der da so unvermutet hinter dem Doktor aufgetaucht war und noch während er das sagte, bereits nach meiner Hand griff, um mich zwar mit sanfter aber dementsprechender Nachdrücklichkeit von ihm weg und zu sich hin zu ziehen.
 

Svensøn ebenso verblüfft über den spontanen, wie ebenso dreisten Überfall seitens des dunkelhaarigen Nordmannes den ER zweifellos für einen Dverg, also um genau zu sein einen"Zwerg" halten musste, ließ mich augenblicklich los….schon weil er offenbar ebenso schnell bemerkt hatte wie ich, dass es Eikskild was immer er auch in Wahrheit sein mochte, auf irgend eine nicht messbare, dafür aber um so spürbarere Art missfiel, dass der Doktor mich zum Tanzen aufgefordert hatte.
 

„Ich oh ja natürlich...ich..ich wollte lediglich einmal mit ihr tanzen Eikskild. Weißt du, ich hatte an sich nicht vor, sie anstatt dessen zum Abendessen zu verspeisen. Außerdem hatte ich eben so wenig vor, sie dir in irgend einer Weise abspenstig zu machen, dahingehend kannst also ganz beruhigt sein mein Freund.“
 

Hörte ich den Arzt daraufhin etwas verwirrt aber auch belustigt in Eikskilds Richtung antworten, dessen überraschend besitzergreifende Verhaltensweise ihn offenbar ziemlich durcheinander zu bringen schien.
 

Doch das, was danach von Eikskild erfolgte...verblüffte mich noch mehr und den guten Doktor vermutlich auch, denn es war ebenso unmissverständlich wie nicht unbedingt höflich aber ganz typisch Eikskild mäßig trocken ...in seiner manchmal etwas ruppig und linkisch wirkenden Art, sich anderen um sich herum mitzuteilen.
 

„Das würdest du auch nicht fertig bringen...Thøre. Sie gehört zu mir und ich werde sie vor jedem von euch aufdringlichen Kerlen beschützen, der es wagt ihr auch nur im Ansatz zu nahe zu kommen, dessen kannst Du Dir gewiss sein. Ich pflege in der Regel keine leeren Versprechungen zu machen...und schon gar nicht in Bezug auf so etwas!“
 

Der Doktor starrte Eikskild einen Augenblick lang entsprechend verdattert an, doch dann zog sich ein erwartungsgemäß erheitertes Grinsen über seine sonst eher verhärmt wirkenden strengen Züge.
 

„Na so was...ist das so?
 

Wüsste ich es jetzt nicht besser, so könnte ich mir meinen Teil darüber denken, dass du gewiss gute Gründe dafür hast, mir das mitzuteilen mein lieber Eikskild...oder wie sehe ich das? Ich würde sagen, dass diese Botschaft eindringlich genug war. Jedenfalls für meinen Geschmack und ich habe sie durchaus verstanden.
 

Das ist ein patentes Mädchen und ich kann daher gut verstehen, dass Du sie sehr gern hast. Gib gut auf sie acht, solche wie sie gibt es nicht so häufig...und die, die es gibt, sind dann zumeist schon anderweitig vergeben.
 

So ich werde Euch zwei Hübschen jetzt besser alleine lassen, denn ich habe da so eine unbestimmte Ahnung, dass Ihr euch noch einiges unter vier Augen zu sagen haben dürftet?
 

Lyria..vielen Dank für die nette Geste, es hat großen Spaß gemacht mit Ihnen zu tanzen. Vielleicht können wir das ja gelegentlich an anderer Stelle wiederholen...ganz unverbindlich natürlich?!“
 

Schloss der Arzt mit einem vergleichsweise gutmütigen Augenzwinkern in meine Richtung, wobei er sich ebenso höflich wie galant empfehlen wollte, ich ihn jedoch noch einmal zurück holte.
 

„Ich oh selbstverständlich Thøre, ich fand es war sehr nett mit Ihnen....vielen Dank ähhh...gern!“
 

Stotterte ich ihm dementsprechend hastig entgegen, wobei ich es allerdings vermied Eikskild dabei direkt anzusehen. Denn das nicht sehr begeisterte Grollen, das er dabei ausstieß, vernahm ich durchaus und es gefiel mir nicht so besonders...schon weil mir der Doktor nicht das Geringste getan hatte und es an sich überhaupt keinen Grund für irgendwelche haltlosen Eifersüchteleien gab.
 

Aber das wollte offenbar noch nicht so ganz in sein sturschädeliges Trapperhirn vordringen. In diesem Fall blieb mir nichts anderes übrig, als zwischen den beiden Männern zu vermitteln.
 

„Ist schon gut Thøre und danke für das nette Angebot. Eikskild hat es bestimmt nicht so gemeint...oder?
 

Das hast du doch?!“
 

Hörte ich mich dem Doktor einen Moment später leise aber nachdrücklich antworten, wobei ich den dunkelhaarigen Trapper mit einem eindringlichen und ziemlich entrüsteten Blick taxierte. Spätestens da bemerkte er wohl, dass er sich dahingehend offenbar einen guten Schritt zu weit hinaus aufs „Eis“ gewagt hatte, was seinen vermeintlichen Anspruch auf mich betraf, den er damit ganz ohne jeden Zweifel sehr deutlich hatte geltend machen wollen.
 

„Verzeih ich...ähhmmm….hatte es nicht so gemeint...ich...wollte doch nur …?!“
 

Vernahm ich ihn mit einer dementsprechend verlegenen Antwort auf den Lippen in Richtung des Doktors die aber durchaus ehrlich gemeint war….und so atmete ich erleichtert und mit einem tiefen Seufzer durch.
 

« Das war ja mal wieder denkbar knapp. »
 

Ertappte ich mich selbst bei diesen sicherlich nicht eben angenehmen Überlegungen, doch da konnte ich Thøre bereits antworten hören.
 

„Ist schon gut Eikskild, vergesst es einfach wieder ja?
 

Ich werde euch jetzt besser alleine lassen, denn ich habe ja auch noch andere Gäste, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Es war schön Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben Lyria und es war dazu eine äußerst interessante Unterhaltung...ich danke Ihnen dafür..
 

...bis dann!“
 

Mit diesen Worten machte er tatsächlich Anstalten zu gehen, ohne noch eine Antwort von uns abzuwarten.
 

Ich sah Eikskild weiterhin forschend an…ehe ich ihn fragte, was mich in dem Moment ziemlich stark beschäftigte.
 

„Was ist denn in dich gefahren...er..er wollte doch gar nichts von mir? So kenne ich dich ja gar nicht?
 

Was ist los mit dir…?!““
 

Ich sah ihn meinem Blick hastig und etwas schuldbewusst ausweichen…
 

„Es ist nichts...nichts wichtiges....es ist nur….ach ich weiß auch nicht...ich ähhh...wollte...nur“…
 

....“mein Bestes...ich verstehe!“
 

Ergänzte ich den angefangenen Satz mit einem ziemlich schiefen Lächeln auf den Lippen...da ich plötzlich recht gut begriffen hatte, worin sich das eigentliche Problem dieser Angelegenheit abzeichnete. Aber darauf wollte ich ihn nicht noch einmal extra aufmerksam machen, schon weil ich wusste, dass es ihm entsprechend unangenehm sein musste, sich so in seiner eigenen Gefühlswelt überrumpelt zu sehen...und noch mehr sie zu offenbaren...selbst vor mir.
 

Denn es war eine gänzlich spontane Reaktion gewesen, die ihn da eben überkommen hatte...eine, die mir wenn ich ehrlich war sogar ein wenig als Frau schmeichelte.
 

Er sah mich an….und ich merkte dass ich lächelte…
 

„Komm...lass uns endlich tanzen, das wolltest du doch oder?“ Entgegnete ich ihm fast sofort danach leise, wobei ich ihm die Hand hinstreckte.
 

Ich fühlte wie er meine spontan ergriff und mich dabei erneut behutsam aber fest in seine Arme zog…die er mir um die Hüften legte…
 

„Hmmm….ja ich denke, das fände ich schön.“
 

Konnte ich ihn mir ebenso verhalten antworten hören, woraufhin er mich forschend ansah. Der Blick aus diesen faszinierend blauen Augen verwirrte mich, als er mich traf, mit einer Klarheit und Überzeugung, die mir überdeutlich verriet, wie es wirklich in ihm aussah...oder besser ausgedrückt was er in dem Moment empfinden musste, als er mich so in seinen Armen hielt.
 

Und als ich nur den Bruchteil von Sekunden später spürte, wie sich seine Lippen zärtlich auf meine legten, während er uns beide zum wunderbar romantischen Klang der Musik langsam im Kreis herum, um uns selbst drehte….da wurden mir die Knie weich...und ich hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl zu schweben…
 

Wir lösten uns nur äußerst zögernd voneinander, uns gänzlich in dem schnöden Bewusstsein wiederfindend, sehr wahrscheinlich so ziemlich alle Augenpaare im Raum, überaus neugierig auf uns gerichtet zu wissen…und dennoch schien es ihm aller neugierigen Zuschauer zum Trotz, vollkommen egal zu sein.
 

Ich sah ihn ob dieser Erkenntnis leicht irritiert an und bemerkte dabei zu meiner Verblüffung, dass er lächelte...es war jenes wunderbar gelöste und so anziehend jungenhafte Lachen, das ich so an ihm mochte. Ebenjenes Lächeln, das mich vom ersten Tag an fasziniert hatte...und jenes, das ich bisher so selten von ihm zu Gesicht bekommen hatte.
 

Aber hier schenkte er es mir zum allerersten Mal so freimütig und unbedarft, als wären wir beide gänzlich allein.
 

Doch plötzlich sah ich, wie er seinen Blick forschend weiter über meinen Hals hinunter zu meinem 'Dekolleté lenkte. Als ich ihm überrascht und entsprechend verwirrt folgte, löste er sich etwas von mir und ich fühlte anstatt dessen, wie sich die rauen Fingerspitzen seiner rechten Hand zögernd auf die Glieder der feinen goldenen Kette legten, die ich wie gewöhnlich um den Hals trug...seit dem Tag vor etwa einem halben Jahr, an dem ich sie von ihm geschenkt bekommen hatte.
 

Ein Umstand der wie es mir schien, inzwischen vor einer halben Ewigkeit geschehen war.
 

Ich fühlte, wie er den dünnen, ineinander fest verschlungenen Kettengliedern nachspürte, deren matter Glanz sich goldschimmernd im Licht der Kerzen, in nahezu perfekter Schönheit abzeichneten. Ein Kunstwerk, dass er selbst eigenhändig erschaffen hatte….eines, dessen Kunstfertigkeit ich diesen rauen und von der Wildnis gezeichneten Händen niemals zugetraut hätte...eines, das mich damals wie heute zutiefst beeindruckte...und um eben diese Erkenntnis reicher spürte ich, wie er die Fingerspitzen langsam weiter nach unten wandern ließ.
 

Genau in die kleine Mulde zwischen meinen Brüsten, bis…
 

...ja bis sie auf dem eigens von ihm für mich eingefassten, wunderschön rötlich leuchtenden, herzförmigen Bernstein Anhänger verhielten und er ihn schließlich mit einem leisen Seufzer berührte.
 

Als er es tat, hörte ich ihn plötzlich unerwartet rau und nahezu lautlos entgegen flüstern.
 

„Mein Herz...das habe ich dir geschenkt...vor einer ganzen Weile schon.“
 

Er geriet ins Stocken, hob ganz plötzlich den Blick und sah mich an…es war ein zögerliches Lächeln, das sich in seinem markanten Gesichtszügen ausbreitete...und da fühlte ich es….es war so stark, dass es mich beinahe umwarf.
 

„Ich weiß es ...ich habe es gesehen und ich fühle es...so stark wie du. Das ist der Grund, weshalb ich es Tag und Nacht um meinen Hals trage...denn da ist es ganz nahe an meinem.“
 

Hörte ich mich ihm ebenso leise antworten, wobei ihm ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wangen drückte.
 

Doch im selben Moment, als er mir darauf etwas entgegnen wollte, wurde mit einem Mal so derartig schwungvoll die Türe zur Kellerbar aufgerissen und ein brüllender Hüne kam herein gestürzt, dass wir hastig und zutiefst erschrocken auseinander fuhren und dem Neuankömmling sprichwörtlich mit offenen Mündern entgegen starrten.
 

Es war natürlich kein anderer, als der reichlich übellaunige Bräutigam auf der Suche nach seiner frisch angetrauten Gattin, die hiermit also endlich von Erfolg gekrönt zu sein schien.
 

Dennoch hörten wir ihn kaum, dass er drinnen bei unserer illusteren Gesellschaft angekommen war, lautstark durch den ganzen kleinen Raum brüllen….
 

„VERDAMMT WO IST SIE!?
 

Wo habt ihr sie versteckt, los sag schon, wo ist meine Svetlana?!“
 

Dieses Missverständnis konnte glücklicherweise sehr schnell aufgeklärt werden….denn er hatte sie bereits keine zwei Sekunden später mit einem unüberhörbaren Freudenschrei um den Hals hängen...worüber beide zugleich verblüfft, wie höchst erfreut erschienen und es daher etwas dauerte, bis sie wieder ansprechbar waren, nachdem sie sich so glücklich wiedergefunden hatten.
 

Danach kam vermutlich das, was kommen musste….
 

Yokky machte sich bei Eikskild erst einmal entsprechend temperamentvoll Luft darüber, was er von unserer gelungen Aktion der heimlichen Entwendung seiner Liebsten hielt und dass wir ein ganz und gar durchtriebenes Pack wären, das ihm seine Braut so einfach vor der Nase weg gestohlen hätte.
 

Natürlich meinte er es nicht so, wie er es mit seiner lautstark dröhnenden und längst nicht mehr ganz nüchternen Donnerstimme verkündete...wobei er meinen Trapper jedoch wieder einmal in eine seiner „Bärigen“ Umarmungen zog und ihm dabei ganz ordentlich durch rüttelte, woraufhin ich Eikskild das entsprechende Gesicht ziehen sah und mir angesichts dieser zu köstlichen und amüsanten Aussichten ein etwas schadenfrohes Lachen nicht gänzlich verbeißen konnte.
 

Die Retoure von Eikskild erfolgte aber sogleich ebenso ungerührt, indem er Yokky stocktrocken verkündete, dass er nachdem er ja jetzt seine Braut gefunden hätte, sie auch entsprechend auslösen müsse, um den alten Traditionen genüge zu tun...aber es würde nicht ausreichen nur die fällige Zeche zu zahlen, mit der wir den armen Doktor inzwischen ganz schön geschröpft hatten….nein dem nicht genug, gehöre es sich den alten Bräuchen folgend, dass der Bräutigam etwas zum Besten geben müsse, wenn er sie denn wieder zurück haben wollte.
 

Also gesagt getan ließ sich der hünenhafte Trapper nicht nehmen dem schleunigst Folge zu leisten und so hörten wir ihn keine zwei Sekunden später aus vollster Brust ein derart unzüchtiges Trink- und …...lied schmettern, dass die Damen allesamt heftigst erröteten und die Männer unter entsprechendem Beifalls bekundendem Gejohle, halbtot unter die Tische fallen ließ...im Übrigen auch meinen Kerl, der sich die Lachtränen nur unter aller größter Mühe verkneifen konnte und während dessen ebenso verzweifelt versuchte, wenigstens ansatzweise die nötige Contenance zu wahren.
 

Aber irgendwann war auch das überstanden...und es wurde unter allgemeiner Zustimmung entscheiden, dass die Feier wieder zurück in den „betrunkenen Eisbären“ verlegt werden sollte, da ja der größte Teil der Gäste noch immer dort auf die Rückkehr von Braut und Bräutigam wartete.
 

Also packten wir uns abermals allesamt auf die Schlitten, diesmal inklusive des Doktors, sowie Bräutigam und dessen Gefolge, so dass die armen (Schlitten)Hunde mächtig arbeiten mussten, um die ganzen halb besoffenen Kerle (und Damen) wieder zurück ins Motel zu schaffen.
 

Als das geschafft war, zeigte meine Armbanduhr bereits weit nach Mitternacht an...aber die feierwütige Gesellschaft an Hochzeitsgästen hatte offenbar noch lange nicht genug davon, irgendwelche dümmlichen Spielchen zu veranstalten.
 

Denn das nächste dieser nervigen Gehirnzellenabtöter erfolgte sogleich, als wir vor Ort angekommen waren, so als hätten sie allesamt nur darauf gewartet!
 

Indem geschah nämlich das, was hinterher niemand mehr so recht nachvollziehen konnte und aus welchem Grund sich dieses Ereignis so ergeben hatte, wie es jetzt letztendlich zur Sprache und damit sozusagen auf den „Tisch“ kam.
 

Beziehungsweise nicht ganz klar ersichtlich war, welchem der zahlreichen männlichen Gehirne das nun folgende Ereignis wohl entsprungen sein mochte.
 

Die nordischen Männer allesamt nicht mehr ganz nüchtern, einschließlich des Bräutigams und seines Trauzeugen, verlangten nämlich mit einem Mal, dass auch einem alten Junggesellen Brauch genüge getan werden müsste.
 

Die Frauen hatten schließlich alle schon ihren Spaß mit dem Brautstrauß werfen gehabt, also müsse es auch etwas vergleichbares für die Männer geben...da es auch bei ihnen einige gab, die bisher noch nicht an die „Frau“ gekommen und damit zweifellos unverheiratet waren…und eben diese wollten zu gerne wissen, wer von ihnen denn der nächste Kandidat wäre, der innerhalb des nächsten Jahres eine geeignete Frau für sich finden und dann zweifelsohne verheiratet sein würde.
 

Immer noch deutlich angetrunken und von der meines Erachtens ziemlich idiotischen Idee angetan, ließ sich Yokky demnach nicht lange bitten dem nachzugeben, was sich die anderen Männer einschließlich des Doktors gewünscht hatten.
 

Nachdem sie also alle noch mal einen „Kurzen“ in die „trockenen“ Kehlen hinunter gegossen hatten, stellten sie sich allesamt vor Braut und Bräutigam auf um den Bräutigam entsprechend gebührend anzufeuern, dessen wirklich ungemein intelligente Aufgabe darin bestand, das obligatorische und hoffentlich „blaue“ Strumpfband seiner Braut, das diese ja im Normalfall um einen ihrer Oberschenkel sicher verwahrt unter ihrem Kleid trug vor aller Augen abzunehmen, nur um ihn im Anschluss daran unter die versammelten Junggesellen zu werfen und ihn im wahrsten sinne des Wortes an den Mann zu bringen, derjenige der Kerle der das Band fing, war demzufolge also der nächste Heiratskandidat!
 

So also der Brauch….dessen Umsetzung offenbar schon etwas Unterhaltungscharakter aufweisen durfte und dem nicht mehr ganz so nüchternen Bräutigam fiel tatsächlich nichts besseres ein als seiner etwas peinlich berühren frisch Angetrauten unter das Kleid zu schlüpfen, um ihr das Strumpfband tatsächlich nur allein mit den Zähnen zu entwenden und nach unten zu befördern...was ihm überraschend geschickt gelang, denn er brauchte dazu nicht mal zwei Minuten.
 

Wobei ich ihn es sofort danach aufheben und im Anschluss daran schwungvoll unter die lauthals Beifall johlende und pfeifende Männertruppe in die Luft zu werfen…
 

Jeder wirklich jeder der versammelten Junggesellen reckten sich nach dem blöden Ding...und sie prügelten sich fast darum, es als erster von allen zu erhaschen und wenn ich ALLE sagte, dann meinte ich es auch so...denn da war auch der lange Silber dunkle Haarschopf eines ganz bestimmten Herren dazwischen, der es ganz plötzlich unter lautem Triumphgebrüll siegessicher in die Höhe reckte, damit jeder sehen konnte, was ihm gelungen war...er hatte es tatsächlich ergattert..und ich..ich war in dem Moment erst einmal sprachlos.
 

Das war mehr als eindeutig...schon allein die schnöde Tatsache, dass ER sich dafür überhaupt hergegeben hatte und das auch noch freiwillig..allein das spiegelte so einiges wider, was ihn und seine momentane Gefühlslage anbelangte.
 

Eikskild hatte es unbedingt fangen wollen..dieses olle Band und es war ihm trotz der nicht ganz so kleinen Konkurrenz durch die anderen zahlreichen „Mitbewerber“ tatsächlich gelungen. Da sah man mal wieder ganz eindeutig und auf einen Blick, wie zielstrebig sich der Charakter dieses Mannes doch gestaltete...was er wollte bekam er auch...ganz gleich WIE!
 

Das erkannte ich ohne jeden weiteren Zweifel an dem, wie Mann diese Trophäe betrachtete..die er mir nur einige Augenblicke später siegessicher und stolz präsentierte, nachdem sich der ausgelassene Tumult unter den Männern wieder halbwegs gelegt und die frenetischen Beifallsbekundungen und Beglückwünschungen der anderen Kerle in der Runde abgeklungen waren.
 

Ich sah seine ausdrucksstarken dunkelblauen Augen vor Freude strahlen..in diesem absolut sicheren Gefühl etwas zu wissen, das längst kein Wunschtraum mehr ist...die beruhigende Erkenntnis erlangt zu haben, sich seinem angestrebten Ziel ganz nahe zu wissen….genau diesen Ausdruck konnte ich in ihnen sehen, als er mich fast sofort völlig unerwartet und wieder einmal vor aller Augen in seine Arme zog und mich dann überraschend sanft aber in nachdrücklich entschlossener Leidenschaftlichkeit direkt auf den Mund küsste…und mir dabei das kurz zuvor erbeutete Strumpfband in sanfter Nachdrücklichkeit über das Handgelenk schob….was natürlich nicht unbemerkt blieb und von den übrigen Gästen der Hochzeitsgesellschaft abermals entsprechend lautstark bekundet wurde.
 

Mir selbst war spätestens in dem Augenblick klar, was das zu bedeuten hatte und schnappte somit erst einmal heftig nach Luft aber nicht nur weil mir unter seinem stürmischen Kuss glatt der Atem versagte.
 

„Ich habe längst gefunden, was andere noch mühsam suchen müssen. Ich wusste, dass ich es auffangen würde, ich war mir ganz sicher, weil ich es unbedingt haben wollte….und zwar für dich und für mich.“
 

Hörte ich ihn mir nur einen Augenblick später in atemlos zärtlicher Entschlossenheit entgegen flüstern.
 

„Ja das hat man(n) gesehen...und Frau auch...ich hätte es mir eigentlich denken können, dass du schwer an diesem neckischen Ding interessiert sein dürftest Eikskild. Oh mein Gott, ich hoffe dass du dir wirklich ganz sicher bist, was du dir da eigentlich gewünscht hast?“
 

Antwortete ich ihm ebenso leise aber weitaus unsicherer, denn ich verstand die versteckte Ernsthaftigkeit, die sich dahinter verbarg durchaus.
 

„Oh, ich weiß denke ich ziemlich genau, was ich gut für mich ist...also kannst du unbesorgt sein..denn ich habe es längst gefunden.“
 

Entgegnete er mir daraufhin wie üblich so derart selbstsicher und trocken, dass ich abermals schluckte.
 

„Wie Schön für dich mein Liebster Eikskild...gibt s da in deinem Wunschdenken eventuell noch ein Wörtchen an Bedenken, bei dem ich mitreden darf..oder könnte?“
 

Hielt ich mit einem leisen sichtlich resignierten Seufzen dagegen, obwohl ich ganz genau wusste...dass er mich doch schon längst als sein Weib in Besitz genommen hatte...wenigstens in platonischer Hinsicht gesehen...und das andere...das Körperliche, das in Kürze folgen würde, war demnach unausweichlich…..das wussten wir inzwischen beide.
 

Er sah mich an und grinste plötzlich amüsiert.
 

„Nein, ich denke eher nicht!“
 

Erfolgte der neuerliche knappe Kommentar seinerseits, der keinen Zweifel mehr daran offen ließ, was sich da an Phantasien in seinem Kopf abspielte..besser ausgedrückt...in noch wesentlich tiefer liegenden Regionen...denn ich bemerkte plötzlich, dass ich da mit einem Mal etwas sehr verdächtiges verspürte….
 

Und dann….
 

…..dann kam auch schon, was ich halb von ihm erwartet hatte!

es beginnt.....

.....oder auch Auftakt für ALLEIN zu zweit.
 

Jetzt bist du endlich da...ich fühle deine Nähe mit jeder Faser meines Herzens...meiner Haut...und jeder Atemzug erscheint mir vollkommen zu sein, in dem ich mich dir hingebe, geliebtes Wesen meiner zahllosen Wunschträume einsamer Nächte.

So geht es endlos dahin begleitet (nur) allein von der atemlosen Stille der Nacht.

Selbst das Ferne fühlt sich so nahe an, wenn du bei mir bist und dieses Wunder erschließt sich mir allein in der Liebe zu dir…

Kraft des Geistes

Zauber des Herzens

und

Magie der Seele….

…..dies alles bist DU für mich.

Ich habe Ewigkeiten auf dich gewartet...aber jetzt...jetzt bist du bei mir.

Und ich bin endlich DAHEIM!


 

Noch ehe er mir darauf etwas sagen konnte, erinnerte ich mich urplötzlich ganz spontan an ein bereits lange zurück liegendes Ereignis…
 

Es schoss mir blitzartig durch den Sinn...als ich ihn so nahe fühlte….ich die angenehm prickelnde Wärme seines Körpers auf der Haut spürte, die er sich dessen selbst sicherlich nicht bewusst, so ungemein verlockend für mich ausstrahlte.
 

Es war wie ein Traum...und ich musste unwillkürlich lächeln, als mir wieder einfiel, was bereits so lange zurück lag und ich bis dahin beinahe vollständig ausgeblendet, ja schlichtweg verdrängt hatte.
 

Eikskild fragte mich vor gut fünf Monaten gänzlich ansatzlos, ob ER mit mir denn nicht jenen ganz bestimmten Körperkontakt haben könne, der sich normalerweise zumeist in der Horizontale und im eigentlichen Sinne zwischen zwei Menschen abspielte, die sich liebten...oder wenigstens einander gefielen.
 

Was bei uns beiden zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht der Fall gewesen war...denn dortmals waren kaum vier Tage vergangen, nachdem ich zu ihm nach Svalbard gekommen war.
 

Damals hatte ich ihn was das anbelangte natürlich nicht Ernst genommen, ja es als möglichen Grund der langen Einsamkeit und als reines Interesse an seiner eigenen männlichen Triebbefriedigung abgetan....und ihn demnach erst einmal entsprechend kaltschnäuzig abblitzen lassen.
 

Inzwischen war uns beiden jedoch lange klar geworden, dass wir uns wirklich aufrichtig liebten und einander so auch im körperlichen Sinne begehrten...und so kam von ihm schließlich das was kommen musste….
 

„Und DU...willst du jetzt mir zusammen sein und das Nachtlager mit mir teilen...oder wirst du mich wieder zurückweisen, so wie beim ersten Mal?“
 

Fragte er mich einige Augenblick später leise und es klang entsprechend belegt, als hätte er die Befürchtung wieder quasi im letzten Moment abgewiesen zu werden, wie ich es schon einmal getan hatte. Aber diesmal würde ihm das nicht wieder passieren...ganz bestimmt nicht, auch wenn ich seine Ausdrucksweise im Moment als etwas verwirrend und dazu ziemlich altertümlich von der Wortwahl her empfand!
 

Aber das war mir ehrlich gesagt…..EGAL..was zählte war das, was ER fühlte...und das, was ICH just in dieser Sekunde fühlte. Es war die wunderbar tiefe Erkenntnis dessen, endlich zu wissen, dass man das Richtige tut, ja dass man weiß, was wichtig ist und es dem anderen geliebten Menschen auch genau so ehrlich und unverstellt offenbart!
 

Und so legte ich ihm mit einer unendlich zärtlichen Geste meine Fingerspitzen auf seinen schönen fein gezeichnet schmalen, aber energischen Männermund und beantwortete seine Frage dabei ohne auch nur einmal zu zögern.
 

„Nein Eikskild, ich werde dich gewiss nicht wieder abweisen, diesen dummen Fehler werde ich nicht noch einmal begehen…darüber sind wir beide meines Erachtens doch schon lange hinaus oder etwa nicht?“
 

War demnach alles, was ich zu ihm sagte...und es vermutlich auch genau das war, was er sich von mir zu hören gewünscht hatte.
 

„Bist du dir auch ganz sicher, dass du das wirklich tun willst Lyria?“
 

Fragte er mich dennoch allem Wunschdenken zum Trotz noch einmal sehr leise und sehr vorsichtig.
 

„Oh Eikskild, das will ich...weil ich weiß, dass ich dich von ganzem Herzen liebe und zwar genau so wie du bist. Mit all deinen bemerkenswert charmant raubeinigen Besonderheiten...und deinem liebenswert sturschädeligen Charakter.
 

Ich will dich und ich liebe dich, mit allem was zu dir gehört. Ich werde nicht fort gehen und ich möchte gerne bei dir bleiben...auch heute Nacht...nein, vor allem heute Nacht, denn die gehört uns beiden ganz alleine!“
 

Entgegnete ich ihm völlig ruhig und sehr liebevoll auf seine etwas verunsichert wirkende Frage, die ihm gewiss nicht leicht gefallen war.
 

Noch im selben Moment spürte ich, wie er mich urplötzlich ganz nahe an sich heran zog, nur um mich einen Herzschlag später überraschend fest an sich zu drücken und um mir jene überwältigende Antwort zu offerieren, die mich so ziemlich zur glücklichsten Frau auf diesen schönen Planeten machte. Auch deshalb, weil ich zwar wusste, was er mir sagen wollte, aber nie damit gerechnet hätte, dass er es tatsächlich tun würde.
 

„Ich begehre dich schon so lange Lyria, du bist das was ich will...die eine Frau, die ich liebe, was also soll ich dir sonst noch darauf sagen? Es ist meiner Meinung nach ja schon alles gesagt, was wichtig ist!“
 

War das, was er mir daraufhin als Antwort gab...also genau das, was ich insgeheim gehofft hatte. Etwas anderes hätte ich nach all der turbulenten Zeit, nach all diesem auf und ab zwischen uns emotional auch nicht mehr verkraftet.
 

Es war ihm damit so klar wie mir, dass vorbehaltlos zu lieben auch bedeutete, einander bedingungslos und in allen Dingen zu vertrauen...und das wollte ich tun, ich wollte ihm vertrauen….
 

Indem löste sich Eikskild ein wenig von mir, wobei er mich aber nicht losließ...und ich sah den warmen Schimmer seiner schönen blauen Augen, der mir jenes seltsame Gefühl von absoluter Geborgenheit vermittelte...und auch die Gewissheit, endlich am Ende meines langen Weges angekommen zu sein.
 

Ich war endlich daheim...bei IHM!
 

Aber noch als ich entsprechend verunsichert darüber nachdachte, was ich jetzt tun sollte, spürte ich wie er seine beiden starken und von rauen Schwielen überzogenen Männerhände vorsichtig anhob und dann wie er sie mir sachte an den Wangenknochen entlang streifen ließ. Er zog mich dabei noch einmal an sich heran, so dass ich seinen warmen Atem verlockend sinnlich auf meine zitternden Lippen fühlen konnte…
 

Erst da hörte ich ihn mir neuerlich antworten, seine tiefe Stimme klang leise...aber so unglaublich anziehend und zugleich zärtlich, dass es mich in atemloses Staunen versetzte...
 

„Ich habe eine gefühlte Ewigkeit darauf gewartet, dass du irgendwann von dir aus zu mir kommen würdest...gänzlich aus freiem Willen Lyria. Jetzt bist du da....endlich hast du dich entschieden...und ich werde dich bestimmt nicht fort schicken. Nicht heute Nacht....und niemals wieder. Ich...ich will dich spüren...mit allem was du mir geben möchtest.
 

Nichts mehr als das wünsche ich mir.“
 

Der kehlige und stark erregte Unterton der in seiner Stimme mitschwang bescherte mir augenblicklich weiche Knie...wie so oft in letzter Zeit.
 

„Ich...ähhhh..nun ja…war...war das jetzt etwa ein Antrag?!“
 

Setzte ich dementsprechend verlegen an, wobei ich etwas zerknittert wirkte…während ich ihn anstarrte, als ob der Mann grün und geradewegs dem Mars entsprungen wäre.
 

Doch er sah mich weiterhin mit der selben Ernsthaftigkeit an und setzte dann erneut zu sprechen an. Das was er dabei zu mir sagte, hatte ich eigentlich halb erwartet...aber es ließ mich trotzdem beinahe aus den Schuhen kippen.
 

„Wenn du es so sehen willst JA Lyria, als einen solchen kannst du ihn betrachten....und ja, ich habe dich soeben in aller Ernsthaftigkeit gefragt, ob du mein Weib werden möchtest, mit allem was dazu gehört?!“
 

Da mich mein Trapper während dieser "Offenbarung" jedoch weiterhin forschend im Blick behielt, fühlte ich mich dazu genötigt den Mund aufzutun und wenigstens irgend einen halbwegs vernünftigen Kommentar zu diesem etwas brisanten Thema abzugeben, das da ganz eindeutig den unverwechselbaren Beigeschmack einer gewissen Endgültigkeit besaß, der mich etwas verwirrte.
 

Ihn lieben ja..wow ihn jedoch schon gleich sofort ehelichen? Nun also, das hatte meiner Meinung nach ja noch etwas Zeit, denn das war nicht so ganz das, was ich mir darunter vorgestellt hatte, als ich zu ihm sagte, dass ich bei ihm bleiben wolle.
 

Aber genau das war es, was sich dahinter als unterschwellige Botschaft an mich verbarg. Der Trapper wollte mich als seine Frau haben und nicht nur als lapidare Affäre oder kurze Bettgeschichte, nein es war ihm wirklich ernst damit….das spürte ich intuitiv, denn so hatte er es mir eben auch ganz klar mitgeteilt.
 

Und so war ich trotz aller Freude nahe dran in Ohnmacht zu fallen und zunächst kam tatsächlich nichts weiter, als ein erschrockenes Keuchen...gefolgt von augenblicklicher krokodilähnlicher Schnappatmung aus mir heraus, bis mir ein ansatzweise vernünftiger Satz gelang.
 

„Ich oh...wow...weiß nicht…ähh müssen...müssen wir das unbedingt hier und jetzt sofort klären? Na also...das ist ja wirklich überaus romantisch, so zwischen Tür und Angel von dir mit solchen Sachen konfrontiert zu werden?!
 

Du machst mich zuweilen echt schwach Eikskild, weißt du das?
 

Ich meine ich liebe dich wirklich von ganzem Herzen. Aber..ich ich kann dir das jetzt nicht so einfach aus dem Stehgreif beantworten...jedenfalls nicht bevor….nicht bevor“...
 

...versuchte ich ihm trotz meines heftigen Gefühlschaos, das gerade in meinem Inneren tobte, so ehrlich und einfühlsam wie nur irgend möglich zu antworten. Aber dann brach ich unvermittelt ab, weil die Worte nach denen ich rang, einfach nicht aus mir heraus kommen wollten.
 

Hilfe, wie sollte ich ihm denn unmissverständlich klar machen, dass ich ihn als Mann begehrte? Dass ich im Grunde nichts lieber als mit ihm schlafen wollte….und das um ehrlich zu sein am besten sofort!
 

Ich ertappte mich dabei wieder einmal an ebenjenem Punkt angekommen zu sein, den ich bereits einige Tage zuvor schon einmal ins Auge gefasst, dann aber schleunigst wieder verworfen hatte….diesmal allerdings gab es ganz eindeutig keinen Rückzieher mehr und das wollte ich auch gar nicht. Ich wusste einfach nur nicht, wie ich ihm das mitteilen sollte...ich meine ohne dabei zu direkt zu werden?!
 

Wir Frauen waren in der Regel nicht so offensiv wie die Männer, denen es problemlos gelang, quasi einfach so mit der Türe ins Haus zu fallen und das zumeist ganz prima ohne dabei wenigstens ansatzweise anzuklopfen oder irgend einen Funken von Beschämung oder ähnlichem zu verspüren?
 

Verdammt...es kam mir einfach nicht über die Lippen, was ich am Liebsten gleich und auf der Stelle mit ihm getan hätte. Also hielt ich brav den Mund und schluckte den Satz, der mir eigentlich schon halb auf den Lippen lag, hastig wieder hinunter.
 

In dem Moment spürte ich jedoch, wie sich seine Hand sanft auf meine Wange legte und zart darüber strich und er mich ganz überraschend und ungewöhnlich ruhig und in liebevollem Nachdruck unterbrach...und mir dabei genau das offen ins Gesicht sagte, was ich nicht einmal vor zwei Sekunden gedacht hatte!
 

„...nicht bevor du mich nicht auch als deinen Liebhaber gehabt hast...ist es nicht so!?“
 

Ich verstehe...verzeih mir, dass ich dich damit so überrumpelt habe menu Amrâlimê...aber mein Volk..nun ja weißt du wir, sind manchmal sehr direkt, in dem was wir fühlen und auch dem was wir begehren. Ich vergaß für einen Augenblick lang, dass du nicht wie ich bist. Diese Diskussion haben wir vor kurzem bereits schon einmal geführt...erinnerst du dich?
 

Dort hast du bereits eine Entscheidung getroffen. Natürlich hätte ich das wissen müssen. Vergib mir...Lyria…ich dachte bis jetzt, es sei eine endgültige gewesen, aber dem scheint nicht so zu sein?!
 

Wir haben alle Zeit dieser Welt...und ich ähhmmm…..will dich ganz sicher zu nichts drängen. Ich verspreche dir, dass ich warten werde...wenn...wenn es das ist, was du willst…oder von mir erwartest?!“
 

Ich sah ihn an und merke, dass ich ihm plötzlich ebenso spontan und rückhaltlos um den Hals fiel und ihn anschließend verzweifelt an mich drückte, ich küsste ihn mit all meiner für ihn empfundenen Zärtlichkeit und hörte mich ihm dabei wie von Sinnen entgegen keuchen.
 

„Mein Gott….ich will dich doch...verstehst du das denn nicht...ich will dich so sehr Liebster…bitte...ich liebe dich Eikskild, ich war so
 

dumm....verzeih...mir.
 

Ich..ich habe wirklich verdammt lange gebraucht bis ich...bis ich es wahr haben wollte...was du mir bedeutest!“
 

Flüsterte ich ihm angesichts dessen hauchzart und damit kaum hörbar entgegen, wobei ich merkte wie ich schluckte. Das Angebot das ich ihm damit gemacht hatte war mehr als eindeutig. Wenn er jetzt darauf eingehen sollte, gab es kein Zurück mehr...weder für ihn noch für mich, aber ich für meinen Teil war mir spätestens in dem Augenblick zu einhundert Prozent sicher was ich wollte…
 

...IHN..und nur ihn!
 

Ja ich wusste, dass ich ihn wirklich wahrhaftig und aufrichtig liebte...und das schon seit langem. Ich liebte diesen ungewöhnlichen Mann so wie er war. Er war der EINE für mich, den ich wollte...der eine, auf den ich so lange gewartet hatte...und das würde er immer für mich sein, bis ans Ende all meiner verbleibenden Tage auf diesem schönen Planeten...das wusste ich jetzt.
 

Meine Stimme versagte, ich merkte wie meine Lippen immer heftiger zitterten. Ich hatte es ihm wieder gesagt...was in aller Welt hatte ich da innerlich nur so schutzlos von mir preis gegeben? Die Zugabe einer Erkenntnis, die ich mir so unendlich mühevoll erkämpfen musste und bis vor ein paar wenigen Monaten nicht einmal im Traum hatte vorstellen können oder wollen.…
 

Die Tatsache, dass ich solch starke Gefühle für diesen raubeinigen und vom Naturell her eher schweigsamen Mann entwickelt hatte, die weit über eine gewisse Normalität hinaus gingen...erschreckte mich noch immer und damit war ich dem Anschein nach nicht allein…
 

...ich bemerkte es an seiner Reaktion, die sogleich darauf folgte.
 

Ich spürte, wie sich seine Lippen sich abermals auf meine legten, erst vorsichtig tastend...dann aber von einer solch ungeheuren Leidenschaftlichkeit getrieben, die mich gänzlich mit sich fort riss. Seine leicht rauen Lippen pressten sich mit einem derart hitzig kehligen Grollen an meine, dass mir das unwillkürlich einen heftig prickelnden Schauer über den Rücken jagte und mir direkt bis tief in den Unterleib hinein fuhr.
 

Allmächtiger, ich wollte diesen einen Mann so sehr, dass ich fast um den Verstand kam. Das war es, was mir in dem Moment durch den Kopf schoss, als ich fühlte wie sich seine Zunge ungestüm und sinnlich fordernd zwischen meine Lippen schob und ich einen der wohl intensivsten Küsse meines Lebens mit ihm erlebte...seine pure unverstellte Lust, die ich darin mitschwingen fühlte, nahm mir regelrecht den Atem.
 

Seine Zunge erforschte neugierig jeden Winkel meines Mundes und ermunterte meine so immer wieder durch nachdrückliches anstoßen auf mich, ihm in diesem spielerisch erotischen Zweikampf hinzugeben. Ich ergab mich seinen Aufforderungen bereitwillig..ließ ihn gewähren und folgte seinem Begehren nur zu gerne, das sich nun auch in einem leisen hingebungsvollen Stöhnen in meiner Kehle brach.
 

„Oohhhwwwww....ich liebe dich Eikskild...sooo sehr...so sehr…“
 

Keuchte ich ihm daher abermals beschwörend entgegen, als er kurz und heftig nach Luft ringend inne hielt um Atem zu schöpfen…
 

...“ich liebe dich auch Lyria!“
 

Hörte ich ihm mir leise und unendlich zärtlich entgegen flüstern, wobei ich merkte wie sich seine Hände dabei verlangend tiefer in die für ihn so anziehend weiblich hübsch gerundeten Polster meiner Hüften gruben und ich zugleich überdeutlich fühlen konnte, wie sich das Leben und damit die Kraft seiner Lenden erneut und in aller Deutlichkeit an meinen heftig zitternden Oberschenkeln zu regen begann….
 

„Ja..ich denke DAS was wir beide hier tun, dürfte wohl Bestätigung genug der augenblicklichen Sachlage sein oder etwa nicht?“
 

Keuchte ich ihm daraufhin ebenfalls sichtlich euphorisch entgegen...woraufhin ich ihn urplötzlich spontan und leise lachen hören konnte…
 

„Da könntest du durchaus recht haben Amralime..jedenfalls was mich anbelangt.“
 

Erfolgte seine Antwort darauf erwartungsgemäß verführerisch und mit jenem anziehend männlich tiefen Grollen aus seiner Brust, das mich schier um den Verstand brachte.
 

Eikskild war über alle maßen erregt…das fühlte ich überdeutlich und das im Übrigen nicht nur direkt an meinen Schenkeln. Ein Umstand der ja an sich auch kein Wunder war, nach all der langen Zeit der zwanghaften Abstinenz erging es ihm wie mir…
 

Ich hätte ihn in dem Moment am Liebsten sofort gehabt, ohne jedes spielerische Geplänkel und ohne irgendwelche Umwege. So sehr verlangte mein nach Zärtlichkeiten vollständig ausgehungerter Körper, fast schon zwanghaft nach dem Objekt meiner Begierde.
 

Aber wir beide waren zum Einen nicht allein und andererseits emotional gesehen so durch den Wind, dass wir zunächst gar nicht mehr wussten was wir taten, wobei er mich immer fordernder küsste…
 

„Komm..lass uns gehen! Wir sind hier ohnehin längst überflüssig!“
 

Konnte ich ihn mir abermals atemlos entgegen flüstern hören und ich wusste was das bedeutete.
 

Ich sah ihn an und nickte leicht, wobei ich ihm ein zärtliches Lächeln schenkte.
 

„Lass uns gehen Liebster…ich will endlich mit dir allein sein..es ist höchste Zeit dafür!“ Antwortete ich ihm daraufhin ebenso ernsthaft und ebenso eindringlich...weil es die Wahrheit war.
 

Indem sah Kili wohl eher zufällig zu uns her, wo wir noch immer an Rande der kleinen Tanzfläche standen, auf der, der „Strumpfbandraub“ eben noch statt gefunden und ein solch überraschendes Ende genommen hatte….indem Eikskild das Ding entgegen aller geheimen Vermutungen tatsächlich für sich hatte erobern können und die Frau seines Herzens « sprich mich » noch gleich dazu!
 

„Was ist denn los...ähhhmmmm...wollt ihr etwa schon verschwinden!?“
 

Ich sah kurz beschwörend zu Eikskild hin und lächelte den jungen Mann mit dem dunkelbraunen Haarschopf einen Augenblick später charmant an, als ich mich im zuwandte.
 

„Ich fürchte, du hast unsere Absicht erraten Kili. Wir beide sind sehr müde. Es...nun ja, es war ein langer und sehr aufregender Tag für uns alle. Daher wollten wir uns zurück ziehen….und de wohlverdiente Mütze voll Schlaf nehmen.“
 

Kili hatte ganz offensichtlich trotzdem verstanden, was den Trapper und mich anbelangte...obwohl ich keinerlei Andeutungen in irgend eine Richtung gemacht hatte...denn ein plötzliches gutmütiges aber ebenso unübersehbar anzügliches Lächeln zog sich über sein junges Gesicht.
 

„Oh so ist das?
 

Ich verstehe!
 

Nun denn, wünsche ich euch beiden eine angenehme Nachtruhe und einen erholsamen Schlaf, den werdet ihr danach zweifellos nötig haben!“ Konnte ich ihn mir daraufhin betont gleichmütig antworten hören.
 

„Danke der Fürsorge und ja, den werden wir zweifellos haben, darauf kannst du dich getrost verlassen mein Neffe!“
 

Erfolgte sogleich die prompte und ebenso direkte Retoure Seitens seines Onkels, wobei er mich jedoch gleichzeitig sanft am Arm fasste und mich so unmissverständlich aufforderte ihm zu folgen.Noch im Gehen sah ich von weitem, wie Yokkys Blick kurz und sichtlich neugierig zu uns herüber schwenkte, der eng umschlungen mit seiner frisch vermählten in den Armen da stand und sich mit einem seiner neuen Anverwandten unterhielt.
 

Er sah mich fragend an...ich zwinkerte ihm zu und er verstand offenbar, denn ich sah ihn nur einen Augenblick später lächeln und die amüsante Geste, mit der er mir mittels des „Daumen hoch“ Zeichens Mut machen wollte.
 

Aber da waren wir beide schon zur Türe hinaus gestolpert und allein….
 

...ENDLICH!
 

Nach all der langen Zeit...gehörte uns diese Nacht ganz allein...und die wollten wir dementsprechend nutzen….zumindest das, was von ihr noch übrig war.

ATEMLOS

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

ATEMLOS - 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Sein (größtes) Geheimnis


 

» MANCHMAL IST DAS WAS ES SCHEINT, NICHT DAS WAS ES WIRKLICH IST! «

( zitat - quelle unbekannt )
 

Als diese erste und so begehrlich im Raum stehende Hitzigkeit abgenommen hatte...wir einander das gezeigt und gegeben hatten, was wir wirklich im tiefsten Herzen füreinander fühlten...konnten wir dieses so unbeschreiblich schöne Gefühl der darauf folgenden Entspannung und auch der damit verbundenen Nähe zum Anderen eigentlich erst richtig genießen.
 

Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut...der in gleichmäßigen Atemzügen über meine nackten Brüste strich und mir ein wohliges Erschauern über den ganzen Körper rieseln ließ. Ich fühlte die wohltuende beschützende Stärke seiner Arme, mit der er mich noch immer umfangen hielt und wusste, dass ich in diesem Moment vermutlich die glücklichste Frau auf der Welt...nein falsch...die glücklichste Frau im ganzen Universum war.
 

Ich liebte diesen Mann so sehr, dass ich es nicht in Worte fassen konnte.
 

Ich lag in seine Arme gekuschelt und hatte jetzt nachdem die erste brennende Leidenschaft erst einmal abgekühlt war Zeit um nachzudenken, ja um überhaupt wieder zu mir zu kommen.
 

Wir sprachen nichts, sondern fühlten einfach nur diesem so unvergleichlichen Gefühlen nachspürend, was es bedeutete, so sehr von jemandem geliebt zu werden...wie ich von ihm und er von mir!
 

Ich lag in der langsam schwindenden Dunkelheit und sah dementsprechend verblüfft den ersten grauen Schimmer der Dämmerung zum Fenster herein drängen...ebenso wie sein leises Seufzen mit dem er seine Fingerspitzen sanft über meine Hüften gleiten ließ und mich in selbstvergessenem Schweigen hingebungsvoll streichelte.
 

Ich hatte damit Zeit genug, um einer Frage nachzugehen, die mich schon eine ganze Weile sehr intensiv beschäftigte...eine, mit der ich gerne etwas mehr Licht ins Dunkel bringen würde...eine die mir endlich sagen sollte….WAS dieser Mann in meinem Bett für ein Geheimnis mit sich herum trug, denn dass er eines besaß, war unumstritten und bisher hatte er ich stets geweigert mir zu sagen was es damit auf ich hatte.
 

Jetzt aber hatten wir beide eine Grenze überschritten….sozusagen die letzte und Allerwichtigste...jetzt waren wir beide ein Paar...zumindest was mich betraf und ich sah somit auch, dass ich in diesem Fall wohl ein gewisses Anrecht erlangt hatte zu erfahren, was dieses ominöse Geheimnis war, das mein Geliebter auch mir gegenüber bisher so eisern gehütet und nicht ansatzweise preis gegeben hatte.
 

Sagen wir mal so ich ahnte es längst...aber es klang so dermaßen verrückt und wie dem Märchenbruch entsprungen, dass ich es einfach nicht glauben wollte….nein, das konnte einfach nicht wahr sein...oder..oder etwa doch?!
 

Als mir das so beiläufig durch den Kopf ging..während er und ich noch immer so so innig ineinander verschlungen auf unserem nächtlichen Lager lagen, konnte ich es nicht mehr länger unterdrücken oder mir diese eine in meinen Augen so eindrückliche und wichtige Frage verkneifen.
 

Und so kam, was früher oder später kommen musste...
 

„Eikskild?“
 

„Hmmm…?!“
 

„Sag mir…
 

...WER bist du?
 

Wer oder besser WAS bist du?
 

Bitte...ich..ich muss es wissen!“
 

Hörte ich mich somit kaum hörbar in die wohltuend beruhigende Stille der langsam weichenden Dunkelheit hinein flüstern.
 

Wie erwartet merkte ich an seiner Körperspannung, dass er unmerklich erschrak..sich dann aber sogleich wieder fing und meiner Befürchtungen zum Trotz tatsächlich fühlbar entspannte.
 

Ja und dann..dann kam es….
 

Er gab mir sein Geheimnis, auf das ich nun schon so lange gewartet hatte endlich preis...weil...weil er mich liebte und weil er mir vertraute...das wusste ich just im selben Moment, als er es mir anvertraute.
 

„Wer ich bin fragst du Amrâlimê?
 

Weißt du das denn nicht längst? Sagte ich dir denn nicht bereits, dass ich so etwas wie ein König bin Lyria?"
 

Vernahm ich ihn demnach leise und etwas verwirrt, als er mir zunächst erst einmal das das antwortete, was ich ja insgeheim selbst schon eine ganze Weile zuvor erraten hatte.
 

Ich schüttelte daraufhin überrascht mit dem Kopf.
 

„Nun ja, DAS hast du vorhin gesagt….stimmt….und das will ich dir sogar glauben, auch wenn es meines Erachtens total irre klingt. Aber das ist längst nicht alles, ich..ich meine Svenson hatte da so etwas in der Art angedeutet….er..er nannte dich..
 

….einen...einen...ähhhh...ZWERG?!“
 

Konnte ich mich ihm daraufhin hastig und dementsprechend verlegen antworten hören..aber da erfolgte bereits der halb von mir erwartete Konter von ihm, der mich dennoch heftig erschreckte...weil ich es einfach nicht glauben wollte.
 

„Weißt du...er hatte recht damit Lyria, denn genau das bin ich tatsächlich...ein DVERG...also ein ZWERG!
 

Hmmmm..nein...nein eigentlich trifft es das noch nicht so ganz, denn ich bin in diesem Sinne sogar der König der Zwerge, um genau zu sein!“
 

Hörte ich Eikskilds tiefe und schöne Männerstimme durch die fahle Dunkelheit flüstern...und da wusste ich, dass er mir die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit sagte...denn so gut kannte ich ihn inzwischen.
 

Mir blieb angesichts dessen was er mir da eben ein weiteres Mal in aller Ernsthaftigkeit enthüllt hatte jedoch abermals schier der Mund offen stehen...es klang einfach zu angedreht um es wirklich zu glauben...aber ich wusste, dass er mich niemals anlügen würde...es war die unfassbare Realität, ganz gleich wie märchenhaft sie jetzt auch für mich klingen mochte.
 

Und so brach es abermals dementsprechend heftig aus mir heraus.
 

„WA...was?
 

Eikskild!
 

Du du hast während Svenson und ich darüber sprachen was du bist, also tatsächlich zugehört?“
 

Setzte ich angesichts dieser Erkenntnis so derart entgeistert nach, dass ihm das ein schmales amüsiertes Lächeln auf seine markanten Gesichtszüge zauberte, ehe er mir kurz darauf überraschend nachdrücklich antwortete.
 

„Ja, ich muss zugeben, dass ich euer vertrauliches Gespräch belauscht habe Lyria, wenn auch eher unfreiwillig und gänzlich unbeabsichtigt. Verzeih das war gewiss nicht meine Absicht. Doch so sehr ich es auch bedauere, dass er offenbar wirklich die nackte Wahrheit erkannt hat, was mich betrifft, so entspricht seine überaus scharfsinnige Vermutung dennoch der Tatsache. Ich habe schon eine Weile vermutet, das er etwas derartiges ahnen könnte...aber das er es dir preis geben und auch noch so offen anvertrauen würde, hätte ich dabei nicht im Traum angenommen.
 

Der Doktor ist ein sehr kluger und zum Glück ebenso vertrauenswürdiger Mann...denn er hat nur dir allein gesagt was er vermutet, nachdem er mich jetzt ja schon mehrfach unter dem Messer gehabt hat. Ich beinahe schon Gewissheit, darüber, dass er mich irgendwie erkannt haben muss, sicher aber war ich mir erst, nachdem ich euer Gespräch zufällig belauschen konnte.
 

Ich hoffe, dass dich das jetzt nicht all zu sehr entsetzt hat Lyria? Ich..ich meine ich bin trotz alle dem immer noch ein Mann...ein bis auf meine etwas kürzeren Körpermaße eigentlich ganz normaler Mann!“
 

Hörte ich ihn daraufhin hastig und dementsprechend verlegen nachhaken.
 

„Oh das weiß ich doch...und nein es erschreckt mich nicht...jedenfalls nicht so sehr, wie es das den Umständen zufolge vermutlich müsste. Denn an sich müsste ich dich und mich für vollständig irre erklären, wenn du mir solche „Märchen“ auftischst Eikskild. Aber ich muss zugeben, dass ich bereits seit längerem selbst schon etwas ähnliches vermutet hatte, Der gute Doktor hatte es mir eigentlich nur noch einmal bestätigt. Ich wusste es spätestens nachdem ich deine altertümlichen Waffen sah und diese äußerst merkwürdigen Träume über meine Vorfahren hatte...wenn du dich daran noch erinnern kannst?
 

Ich meine, dass du auch körperlich betrachtet eindeutig anders bist als WIR sieht man ja auch so sehr gut...und dass du ein König sein könntest...nun ja, also das ist allein deiner entschlossenen und selbstbewussten Verhaltensweise nach auch recht gut nachvollziehbar und glaubhaft...mein Lieber. Zumindest was mich betrifft.
 

Aber es war mehr als das alles, was ich irgendwie schon intuitiv geahnt hatte, nachdem ich einige deiner gut gehüteten „Geheimnisse“ gewissermaßen am eigenen Leib erfahren durfte.
 

Nein es war mehr als das...ich hatte Kili in letzter Zeit mehr als einmal zufällig dabei gehört, wie er...wie er dich T H O R I N nannte Eikskild?!
 

Das ist ganz bestimmt vieles, aber kein gewöhnlicher Name, jedenfalls nicht für einen Menschen.
 

Ist..ER das...ist das DEIN Name?
 

Ich meine dein wirklicher Name?
 

THORIN?!“
 

Ich sah ihn hart schlucken...sein Blick wandte sich plötzlich von mir ab und anstatt dessen in die Ferne.
 

„Ja und nein...aber du hast recht Lyria, das ist er tatsächlich. Wenn auch nur ein Teil davon...denn Eikskild ist es ebenso...auch er gehört zu mir, wie das Wasser in einen See.
 

Siehst du, ich würde mir sehr wünschen, wenn du mich Zukunft mit meinem eigentlichen Namen ansprechen würdest Amrâlimê. Ich meine mit meinem wahren Namen, denn der andere ist an sich nur eine Erinnerung, die ich mir vor unendlich langer Zeit und unter nicht sehr angenehmen Umständen erkämpft habe…Lyria Greenleav.
 

Nicht mehr einfach nur Eikskild, denn so nenne ich mich nur hier in dieser Welt und zumeist auch für Fremde.“
 

Er sah mich an, wobei ich seine linke Hand fühlte, die sachte ja fast schon zärtlich über mein inzwischen deutlich sichtbar gewordenes rotes Haar strich…
 

„Den Wunsch es wissen zu wollen, finde ich nur recht und billig...menu Taerin und ich..ich wollte es dir ohnehin schon eine ganze Weile sagen..aber..ich wusste nicht wann...irgendwie hatte ich das gefühl dass der rechte Zeitpunkt dafür noch nicht gekommen ist, bis JETZT!
 

Aber jetzt und hier ist der Augenblick, an dem ich dir endlich alles sagen kann.
 

Ja, man nennt mich THORIN .....mein wahrer Name ist Thorin Eichenschild und ich stamme im eigentlichen Sinne nicht aus dieser Welt, obwohl ich hier gezwungenermaßen leben muss. Vieles davon hast du bereits gesehen...der Arkenstein, die Waffen mein Harnisch...all das sind Dinge die ganz eindeutig aus meiner Welt stammen, Dinge die ich als wir das Portal durchschritten mitgebracht und bislang sicher verwahrt habe, denn mein Geheimnis durfte niemand wissen...und ich durfte es auch niemandem Preis geben, schon gar keinem Menschen, das war die Bedingung, die der Zauberer daran geknüpft hat.
 

Eine unsagbar schwere Bürde, aber bisher ist es mir geglückt mich erfolgreich zu verbergen….und meine wahre Herkunft an niemandem zu verraten!
 

Niemandem bis auf Svenson und DICH!
 

Bei euch beiden ist es mir nicht gelungen, mich noch länger erfolgreich zu verstellen...ihr beide habt mich gewissermaßen „enttarnt.“ Eine nicht sehr schöne Erkenntnis, aber eine Tatsache, die sich zweifellos nicht mehr länger verleugnen lässt!“
 

Entgegnete er mir so klar und nachdrücklich, dass ich ein leises überraschtes Keuchen nicht verhindern konnte, das dabei aus meiner Kehle drängte.
 

„Ich..weiß es...ich habe es gesehen...und jetzt beginne ich es endlich zu verstehen. Jetzt setzt sich dieses ganze eigenartige Puzzle für mich endlich zusammen. Dieser seltsame Traum, den ich kürzlich hatte und..und diese merkwürdigen Vorahnungen...die altertümlichen Waffen ja und dann dieser atemberaubend kostbare Stein...es ist wie du es sagst...all das hat es mir gewissermaßen offenbart oder nun ja sagen wir ich habe es bestenfalls geraten. Ich wusste nicht sicher, WER oder viel mehr WAS du bist...bis jetzt...und ich..ich wollte es bis dahin auch nicht wirklich wahr haben.
 

Ich ich sah dich tatsächlich schon einmal als einen König...den König eines allein stehenden Berges um genau zu sein. Jetzt weiß ich ja, dass du nicht von meiner Welt stammen kannst…..aber..aber von woher kommst du dann..Thorin?“
 

Er sah mich lange an...ehe er mir antwortete.
 

„Ich bin der König der Naugrim...ein Zwerg Lyria. Wie du es vermutet hast. Einer der letzten aus Durins Geschlecht und der rechtmäßige Herrscher über Durins Volk..eines von insgesamt sieben Zwergenvölkern in Mittelerde!
 

So nennt dein Volk im allgemeinen solche wie MICH...Märchenwesen, Fremde aus einer anderen Welt. Svenson sagte er kenne mein Volk aus der Edda...der alten germanischen Götter und Sagenwelt...dort existierten wir wirklich. Sie waren die ersten die uns sahen...und wieder vergaßen...denn das Portal das unsere Welten miteinander verbindet öffnet sich nicht willkürlich.
 

Wir verschwanden aus ihrem Bewusstsein und aus ihren Erinnerungen….bis es sich erneut mit Hilfe eines Istari öffnete und mich und meine beiden Neffen unfreiwillig hier her schaffte, um unser Leben zu retten, denn wir waren mehr tot als lebendig, als sie uns hier her schafften.
 

Ich bin so schon vor vielen Jahren hier gestrandet. Das Portal das unsere Welten miteinander verbindet kann nicht einfach so geöffnet werden...es muss dazu ein triftiger Gurnd vorliegen und es geht niemals ohne magie..wie ihr Menschen es nenen würdet. Das letzte Mal war demnach ein Zauberer von Nöten...einer der mir und meinen beiden Neffen das Leben rettete und nicht nur wir, auch mein Freund ist hier mit uns gestrandet...der den sie hier Yokky rufen...aber in meiner Welt Beorn genannt wird Lyria.
 

Die Angelegenheit mit meiner Familie die ich dir einmal erzählte ist wahr...meine jüngere Schwester..sie..sie ist noch dort und ich weiß nicht einmal, ob sie noch am Leben oder bereits tot ist….ich habe dort einen Verwandten meinen Vetter...ich weiß nicht ob er noch lebt...
 

Weißt du wie das ist...diese Qual, diese schreckliche Ungewissheit...in diesem Leben hier gefangen zu sein?
 

Und das schon seit Jahren…
 

..und..und dann..dann kamst DU, die Frau von der ich geträumt habe und das nicht nur einmal. Ich habe immer wieder von dir geträumt Lyria….von der Frau mit dem ungewöhnlich dunkelroten Haar...die Frau deren so einzigartig magisch grüne Augen etwas an sich haben, das nicht von dieser Welt stammen kann, in der wir beide gerade zu leben gezwungen sind.
 

Du bist mein Schicksal...und ich deines...es ist uns bestimmt gewesen, dass wir einander trafen.
 

Vermutlich sogar aus einem ganz bestimmten Grund.
 

Ich glaube nämlich, dass dein Traum kein Zufall gewesen sein kann, im Gegenteil...denn er hat mir erst gezeigt, dass etwas an dir aus meiner eigenen Welt stammen muss. Ja ich spürte es irgendwie von Anfang an, dass du bist wie..wie wir...ein Teil meiner Heimat Mittelerde.
 

Es muss etwas mit diesem Traum auf sich haben. Ich glaube, dass du dort etwas gesehen hast, an das sich deine Seele erinnern wollte, als sie auf mich traf und du es endlich zulassen konntest. Ich denke, dass ein Teil deiner Ahnen vor sehr langer Zeit aus meiner Welt gekommen ist...denn das Tor öffnet sich schon seit undenklichen Zeiten zu beiden Seiten...wenn auch nur für die, die es mit ganzer Kraft zu finden versuchen...und vielleicht ist es ihnen auch nur gelungen, weil sie vor etwas geflohen sind, vor etwas das ihnen unausweichlich erschien?!
 

Vielleicht habe ich mich auch deshalb in dich verliebt Lyria. Mahal ich liebe dich so sehr, dass ich es nicht in Worte fassen kann. So war es schon, als ich dich das erste mal vor meiner Türe stehen sah...ich wusste es auf Anhieb.
 

Amrâlimê…menu Athune….Königin meines Herzens!“
 

Mit diesen Worten spürte ich wie er sich leicht vorbeugte und mich im Anschluss daran zart auf die Stirn küsste…
 

„Das ist mir noch nie zuvor passiert...noch niemals zuvor habe ich eine Frau so geliebt, wie ich dich liebe.“
 

Hörte ich ihn mir im Anschluss daran als er sich von mir löste nahezu lautlos entgegen flüstern, wobei ich das zärtliche aber auch leicht verlegene Lächeln auf seinen Lippen sah, das mir ein unglaubliches Gefühl von Wärme und Geborgenheit gab….ja ich wusste was er meinte...denn ich spürte es ebenso wie er...genauso stark und genau so hingebungsvoll.
 

Dennoch war ich angesichts dieser Eröffnungen seinerseits baff...und zwar so baff, dass ich zunächst erst einmal gar nichts sagen konnte, weder etwas dummes noch etwas besonders kluges..ich war einfach von den verrückten und gänzlich surrealen Vorkommnissen oder besser gesagt seinem so abartig unwirklich anmutenden Geständnis überwältigt... und dem was sich da in meiner eigenen Vergangenheit zu verbergen schien…
 

...ich hatte ihre Angst deutlich gespürt..die Angst dieser jungen Frau mit dem Kind auf dem Arm. Etwas in mir hatte sich daran erinnern wollen, ich war mir ganz sicher...
 

Ich spürte wie er sich kurz von mir löste...und mich dabei forschend anblickte.
 

„Was ist mit dir Lyria? Fürchtest du dich deswegen? Oder glaubst du mir etwa nicht?“
 

Fragte er mich fast sofort danach leise, als ich ihm nicht gleich darauf antwortete, wobei er mich weiterhin nachdrücklich wie merklich verunsichert taxierte. Ich schüttelte derweil verwirrt den Kopf.
 

„Nein weshalb, sollte ich das etwa? Natürlich glaube ich dir. Ich weiß nicht weshalb, aber ich weiß, dass es die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit ist! Auch wenn sie mir als nicht ungefährlich erscheint.“
 

Hakte ich dabei prompt ebenso unsicher nach...wobei ich ihn ebenso liebevoll anlächelte.
 

Daraufhin hörte ich ihn spontan lachen..es war eins seiner seltenen schönen gelösten Lachen, die ich so sehr an ihm mochte.
 

„Oh nein gewiss nicht..ich bin nicht gefährlich für dich...oder nun ja das stimmt so nicht ganz, denn zuweilen könnte ich schon zu einer Gefahr werden. Weißt du, ich stehle für gewöhnlich gerne Herzen, vor allem die nichtsahnender Frauen der Menschenwelt...schönen Frauen wie DIR zum Beispiel...hast du das etwa nicht gewusst?“
 

Kommentierte er es so trocken und zugleich entwaffnend humorvoll, dass ich mich nicht länger beherrschen konnte mit dem ein lautes wie ebenso amüsiertes Lachen aus mir heraus brach.
 

„Nein, also das wusste ich nicht, ansonsten hätte ich mich noch viel mehr vor dir in acht genommen
 

Thorin Eikskild!“
 

Ich sah ihn noch immer leicht argwöhnisch an…
 

...“bist du..bist du wirklich ein..ein Zwerg?
 

Ich..ich ähh meine tatsächlich eins der Märchenwesen von dem sie alle in den Sagen und uralten nordländischen Legenden berichten....die sie schon einmal gesehen oder vielleicht sogar geliebt haben wollen?
 

Verzeih mir, aber ich kann es irgendwie noch immer nicht so recht glauben!?“
 

Er sah mich an und lächelte sanft…
 

...“doch das bin ich...zweifellos!
 

Und ich kann dich beruhigen Lyria, auch so etwas wie Drachen sind keine Hirngespinste deiner Phantasie, als die sie nur zu gerne abgetan werden. Nein es gibt sie wirklich..wenn auch zum Glück nicht hier! Stell dir nur mal vor, so ein Drache wie Smaug einer ist, würde zufällig am Himmel auftauchen..HIER über Svalbard?!
 

Uhhh wow...also die Panik der Menschen wäre unvorstellbar, die sowieso an nichts mehr „übernatürliches“ glauben wollen, als wie sie nur noch mehr Profit für sich selbst heraus schlagen können.
 

Aber das ist ja glücklicherweise alles NUR ein Märchen...zumindest für die Menschen in dieser Welt.
 

Und dennoch bin ICH kein Märchen Lyria...ich existiere hier ganz real in Fleisch und Blut...als ein atmendes lebendes Wesen.
 

ICH der Zwerg!
 

Und du..du bist jetzt im Übrigen ganz ohne jeden Zweifel, die rechtmäßige Gefährtin dieses Zwerges...nachdem wir beide heute Nacht getan haben, was wohl längst überfällig gewesen sein dürfte.
 

Damit gilt der heilige Bund meines Volkes..
 

...und in dessen Augen wärst du von nun ab meine Gemahlin.
 

UND...willst du..willst du das auch für mich sein…
 

...ich meine...meine Frau?
 

Ja das will ich Thorin...ich will sehr gerne deine Frau sein!

Stunde der Wahrheit

„Wärst du auch bereit es zu besiegeln...ich meine vor meinem Schöpfer und mit den dafür bei meinem Volk geltenden heiligen Bräuchen Lyria?
 

Wärst du wirklich dazu bereit, dich mit dem ehernen Bund an mich zu binden?!“
 

Hörte ich ihn mir plötzlich kaum hörbar aber ungewöhnlich nachdrücklich entgegen flüstern, wobei seine faszinierend dunkelblauen Augen sich trotz des vorherrschenden Halbdunkel s tief in meine versenkten und ich allein anhand dessen spürte, wie ernst es ihm damit sein musste, was er von mir verlangte.
 

Und so war mir augenblicklich sonnenklar, dass es kein Zurück mehr für mich geben würde, wenn ich ihn als meinen legitimen Gefährten haben wollte...
 

„Was muss ich dafür tun?“
 

Vernahm ich meine eigene Stimme demnach entsprechend verblüfft, aber dennoch glasklar und mit Nachdruck, als sie ihm diese Frage stellte, die unser beider bisheriges Leben für immer verändern würde.
 

Er sah mich daraufhin unerwartet entschlossen an...und ich bemerkte im Zuge dessen, das leicht belustigte aber zugleich warme Lächeln, mit dem er mir nur einige Atemzüge später eröffnete, was es mit diesem „ehernen Band“ auf sich hatte...dem offiziellen Eheversprechen seines Volkes, denn um nichts anderes handelte es sich dabei im Grunde.
 

„Nun ja, lass es mich dir so erklären...es..es ist die Art wie unsereins sein Haar offen zur Schau trägt, denn das hat gewissermaßen eine tiefere Bedeutung und ist bei meinem Volk zumeist nicht nur banaler Schmuck.
 

NEIN!
 

Wenn wir unser Haar flechten, sagt das immer etwas bestimmtes über uns aus.
 

Ich meine beispielsweise die Anzahl der Zöpfe und so...du verstehst?“
 

Entgegnete er mir daraufhin merklich belegt, wobei ich ihn ehrlich verblüfft anstarrte.
 

„Ach tatsächlich...und WAS für eine Bedeutung haben die dann so?“
 

Fragte ich ihn spontan und etwas belämmert, da ich mir wirklich viel vorstellen konnte aber auf so eine (Schnapps)Idee wäre ich selbstverständlich niemals im Leben gekommen. Aber es wirkte trotz aller Ungläubigkeit ehrlich und von wirklichem Interesse geprägt. Auch da ich so die Möglichkeit bekam, mehr über ihn und seine für mich so fremden Gebräuche zu erfahren, die ja zum Teil auch mit mir selbst etwas zu tun hatten.
 

Ich besaß das Mischblut zweifellos nicht nur durch meinen menschlichen Anteil allein, nein zum Teil war es ja auch zwergischer Natur, so wie ich es bis dato ohne es zu wissen vollkommen verneint hatte. Obwohl mein heftiger Sturkopf, den ich zuweilen sehr ausgeprägt an den Tag legen konnte eindeutig dafür sprach...und auch wenn dieser Anteil noch so gering sein mochte, so war es dennoch eine Tatsache!
 

Thorin sah mich indessen reichlich überrascht an und ich hatte während dessen das Gefühl, als ob er nicht so recht wusste, was er mir darauf jetzt eigentlich antworten sollte.
 

„Ahmm ja schon...SO könnte man es wohl ausdrücken. Lyria, hör mir zu...es ist wie ich es dir bereits gesagt habe, so wie ich mein Haar bisher getragen habe, zeigt es meinem Volk auf den ersten Blick an, dass ich noch "ungebunden" bin.“
 

Kommentierte er seine Aussage an mich einen Atemzug später wie üblich Eikskild mäßig trocken, wobei ich ihn einmal kurz und heftig durchatmen sah.
 

Ich blickte ihn angesichts dieser unglaublichen Offenbarung an mich erwartungsgemäß verwirrt an.
 

„Ah ja so?
 

Sag bloß..
 

...ich verstehe!
 

Also wenn du dich, sagen wir dauerhaft an eine einzige Gefährtin binden würdest, würde sich das also verändern?
 

Echt, ganz offen sichtbar...etwa für alles und jeden?“
 

Fragte ich ihn im Anschluss daran mit einem beinahe schon ungläubigen Ausdruck im Gesicht, woraufhin Thorin dementsprechend irritiert nickte, bevor ich nach einem tiefen Seufzer seinerseits die passende Antwort darauf erhielt.
 

„Nun ja, sagen wir mal so, dann würden im Fall des angezeigten Status ein nach einem ganz bestimmt festgelegten Muster geflochtener Zopf dazu kommen....den beide Gefährten tragen. Also gewissermaßen einer für dich und einer für mich. Ebenso die Schmuckperlen, die identisch gearbeitet werden und immer ein Paar bilden, mit dem er am Ende zusammen gehalten wird.“
 

Erklärte er es mir entschlossen, wobei wir uns beide einen Moment lang offen ins Gesicht blickten...doch dann konnte ich mich nicht mehr länger beherrschen und musste lachen, obwohl ich es eigentlich gar nicht gewollt hatte....doch es brach regelrecht überfallartig aus mir heraus.
 

Verdutzt sah er mir entgegen, denn mit dieser Reaktion auf seine eigentlich ernst gemeinte Aussage, hatte der arme Mann vermutlich nun wirklich am allerwenigsten gerechnet. Ich hatte derweil alle Mühe, ihm gegenüber nicht gänzlich die Fassung zu verlieren, vor allem weil ich den magischen Moment den seine intimen und überaus ehrlichen Erklärungen hervor gerufen hatten eigentlich nicht zerstören wollte.
 

Ich ahnte dunkel, was es ihn wohl gekostet haben musste, mir das zu sagen...MIR einem „Nichtzwerg!“
 

Einem unwissenden Barbaren...der von solch kostbaren althergebrachten Traditionen wie den seinen, leider nicht den geringsten Schimmer besaß. Und so musste ich meinen erwartungsgemäß verworrenen Gedankengängen einfach Luft machen, obwohl ich mir längst nicht sicher war, wie er darauf reagieren würde.
 

„Wow na das ist ja vielleicht mal eine schaurig schöne Erkenntnis.
 

Verzeih mir Liebster, aber ich dachte immer nur wir Menschen wären diesbezüglich eitel und dämlich genug, sich mit einem Ring anzuzeigen, dass man jemandem gehört. Ähhh ja...wobei das „gehören“ wohl kaum die richtige Einstellung sein dürfte, um ein solches Band für die Ewigkeit einzugehen und an einen ewigen Treueschwur zu knüpfen. Denn Liebe ist meiner Meinung nach etwas, dass man sich als Paar immer wieder aufs neue erarbeiten muss...und wenn einem wirklich etwas am anderen Partner liegt, braucht es gewiss keine solchen banalen Äußerlichkeiten, denn Liebe kommt von Herzen und nur von dort!
 

Gut aber natürlich respektiere und erkenne ich an, dass es wie bei allen gesellschaftlichen Gebräuchen, feste Regeln geben muss….und daher werde ich natürlich tun was notwendig sein wird.
 

Ich tue es für dich...und für sonst niemanden...weil ich dich liebe, das muss uns beiden genug sein. Also schön, dann lass es mich noch einmal zusammen fassen. Ich folgere daraus, dass man sich vor deinesgleichen demnach nur dann besonders in acht zu nehmen hat, wenn ihr denn keine tragt...sehe ich das richtig?
 

Hui und ich dachte immer, die Sache mit dem ganzen Bindung s Schnickschnack hätte etwas wesentlich geheimnisvolleres an sich. Aber gut, wenn es alle auf den ersten Blick sehen können...ist das ja im Grunde auch nicht anders als bei uns Menschen.
 

Verliert das nicht irgendwann an Reiz?“
 

Ich sah an seinem konzentriert nüchternen Gesichtsausdruck wie es hinter seiner Stirn arbeitete...der Zwerg wusste offenbar nicht so recht, ob er denn jetzt gekränkt oder amüsiert reagieren sollte...doch schließlich bekam ich doch eine Antwort von ihm. Und ich bemerkte den durchdringenden Blick sehr wohl, der mich dabei äußerst nachdrücklich fixierte...und ganz plötzlich hörte ich ihn mir überraschend leise, aber dafür um so entschlossener antworten.
 

„Nun nein...zumindest nicht, wenn man es ernst meint und jemanden wirklich aufrichtig liebt. Es ist ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung und des Respekts, den beide offen und sichtbar füreinander tragen.
 

Was also soll daran deiner Meinung nach so verwerflich sein?“
 

Indem ertappte ich mich dabei, dass ich aufgrund seiner bestechend ehrlichen und wahrhaftigen Wortwahl an mich hart schlucken musste...denn ich erkannte just in der selben Sekunde, dass Eikskild Recht hatte...und zwar mit allem! Also blickte ich ihn zunächst erwartungsgemäß verlegen an und als ich ihm schließlich antwortete, waren meine Worte mit Bedacht gewählt , die außerdem einen entsprechend nachdenklichen Unterton aufzeigten.
 

„Hmmm von dem Aspekt heraus habe ich es bisher noch gar nicht betrachtet, vielleicht hast du recht. Ich muss zugeben, das es durchaus nachvollziehbar klingt."
 

Schloss ich meine Erkenntnis an ihn mit einem leicht verunsicherten Lächeln.
 

„Ja es klingt überzeugend...und ich finde diese Art der Bindung aneinander jetzt wo ich sie verstanden habe um so beeindruckender. Es...es muss wirklich wunderbar sein, wenn man sich auf diese Art ganz offen zeigen kann, dass man sich aufrichtig liebt!“
 

Ergänzte ich meine Anmerkung noch einmal mit aller Nachdrücklichkeit an den Mann, der da vor mir saß und mich etwas argwöhnisch musterte. Der angesichts dieser Kundgebung meinerseits durchweg verblüfft wirkende Mann in meinem Bett, starrte mich im wahrsten Sinne des Wortes mit offenem Mund an und entgegnete mir schließlich matt.
 

"Ich ähhh...ja das ist es wohl, das ist ein sehr alter Brauch, den mein Volk seit vielen, vielen Generationen unverändert weiter gibt. Wir Zwerge mögen in dieser Hinsicht vielleicht altmodisch traditionell wirken, aber es ist das wirkliche und wahrhaftige Anzeichen aufrichtiger Empfindungen und tiefer Gefühle für den, den man liebt....nichts macht unsereins glücklicher, als den EINEN zu finden, der seinem absoluten Gegenstück entspricht.
 

Das ist längst nicht jedem meiner Sippe vergönnt, weil es zu wenige Zwergenfrauen gibt. Wir Zwerge binden uns nicht schnell und nicht leichtfertig, aber wenn wir den richtigen Gefährten für uns gefunden haben, tun wir es für das ganze Leben.
 

Es gibt nur diesen einen für uns, den wir in der Regel dann auch äußerst eifersüchtig und besitzergreifend vereinnahmen und bewachen. Du siehst also, dass so etwas wie Liebe eine sehr ernste Angelegenheit bei meinem Volk ist….und nun habe ich die eine gefunden, mit der ich den Rest meines Lebens gerne teilen möchte und frage sie somit noch einmal in aller Ernsthaftigkeit, ob sie mich denn haben will?
 

Er sah mich an…
 

...."willst du mich haben Lyria?"
 

Hörte ich ihn mir einen Atemzug später leise und mit belegtem Unterton entgegen flüstern, wobei er mir noch einmal tief in die Augen sah.
 

Auch ich schluckte heftig, weil ich meine Antwort darauf längst kannte.
 

„Ja ich will es...von ganzem Herzen!
 

Wenn ER mich auch haben will?“
 

Entgegnete ich ihm daraufhin ebenso leise und ebenso entschlossen.
 

Indem sah ich, wie sich ein denkbar erleichterter Stoßseufzer aus seiner Kehle presste, dem ein überaus stürmischer und derart leidenschaftlicher Kuss folgte, als er mich in seine Arme zog, so dass ich völlig davon überrumpelt, überhaut nicht mehr in der Lage war, ihm ansatzweise zu antworten. Für einen Moment blieb mir tatsächlich die Luft weg...und nicht nur des ungestümen Kusses wegen, mit er mich soeben ganz für sich vereinnahmte.
 

Mir stockte der Atem, als ich in aller Eindrücklichkeit verstand, worauf ich mich da tatsächlich eingelassen hatte!?
 

Mein Gott, ich war drauf und dran mich an einen Mann zu binden, der in meiner Welt eigentlich gar nicht existieren durfte. Eben so wenig wie ich selbst, wenn man es denn genau nahm, denn auch ich war meiner Blutlinie zufolge ein Teil seiner Welt, die zumindest teilweise nicht in meine eigene war, wie ich zwischenzeitlich erfahren hatte.
 

Mein Ereignishorizont war damit jedoch unweigerlich auch auf das Hier und Jetzt ausgerichtet...auf die Realität meiner eigenen mir vertrauten Welt, in der ich mich seit ich denken konnte bewegte und genau das war mein Dilemma. Dennoch wollte ich es, weil ich ihn liebte...ich wollte es so sehr, weil ich im Grunde wusste, dass wir beide zueinander gehörten, schon seit ich ihm bei unserem ersten Zusammentreffen die Hand gegeben und tief in die Augen geblickt hatte.
 

Dort war es, wenn ich ehrlich war schon offensichtlich gewesen...dieser Mann war mein Schicksal. Das war nicht länger zu leugnen...und wenn ich ihm folgen oder wirklich ernsthaft bei ihm bleiben wollte, musste ich tun, was mir die Sitten und Bräuche seines Volkes geboten.
 

Doch noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, was ich da eigentlich im Begriff war zu tun...spürte ich bereits, wie er sich ebenso plötzlich wieder von mir löste und rasch aus dem von uns beiden reichlich beanspruchten nächtlichen Lager erhob. Wobei er von einem leisem Fluch auf den Lippen begleitet nach seiner mitten im Raum verteilten Oberbekleidung zu suchen schien...vordringlich die seiner Anzugjacke.
 

Weshalb er das tat, entzog sich mir in dem Moment zwar jeglicher Vorstellungskraft, aber ich ließ ihn gewähren. Was er ausgerechnet jetzt mit dem Teil wollte, konnte ich ehrlich gesagt nur schwerlich nachvollziehen und so versuchte ich ihn einige Sekunden später wieder zurück ins Bett zu holen, als er noch immer wie ein Besessener nach etwas zu suchen schien, dass sich nicht finden lassen wollte.
 

„Komm...los nun komm wieder ins Bett Thorin.
 

Sag, was willst du denn da draußen in der Kälte?
 

Suchst du etwas bestimmtes, oder was soll das jetzt?
 

Komm zurück...das ist doch bestimmt nicht so wichtig!“
 

Hörte ich mich ihm damit entsprechend vernehmlich entgegen grummeln.
 

Als er jedoch noch immer nicht auf meine Frage reagierte, beließ ich es schließlich mit einem leisen resignierten Seufzen dabei ihn noch weiter zu bedrängen...denn dem Anschein nach, war es ihm wirklich wichtig, was auch immer er da zu finden gedachte.
 

Ich beobachtete anstatt dessen seine Körpersilhouette im schwachen Silberschein der langsam herein brechenden Morgendämmerung und damit die Eleganz und faszinierende Muskelkraft dieses schönen Männerkörpers im so harmonisch wirkenden Zusammenspiel seiner männlichen Präsenz..und war davon regelrecht wie verzaubert.
 

So sehr, dass ich stillschweigend da saß und den Mann den ich liebte völlig verzückt dabei beobachtete, wie er weiterhin versuchte etwas in der vollkommen Dunkelheit der Kammer zu finden, dass er offenbar als ungemein wichtig erachtete.
 

„Kann ich dir irgendwie helfen?
 

Oder können wir das nicht auf morgen früh verschieben?
 

Bitte…!“
 

Versuchte ich es somit noch einmal mit flehendem Tonfall….um ihn zum Umkehren zu bewegen.
 

Doch er reagierte beinahe wie erwartet.
 

„Danke des freundlichen Angebots Amrâlimê....aber ich denke ich komme zurecht liebste Lyria und nein können wir nicht, denn das ist es...und zwar ungemein wichtig, zumindest für MICH!
 

Ah hier ich hab s...na endlich da sind sie ja, ich dachte schon, ich hätte sie unterwegs verloren, als ich Yokky die Ringe übergeben habe !“
 

Vernahm ich seine angenehm tiefe Stimme einen Atemzug später unerwartet nachdrücklich in meine Richtung, wobei ich sah dass er offenbar wirklich nach seinem Jackett gesucht hatte, denn ich bemerkte dass er die Taschen des Anzugs mit einiges an Nachdruck durchwühlte...und zwar gründlich solange bis..er mit jenem triumphalen Aufschrei zurück fuhr und sie an Ort und Stelle achtlos fallen ließ...auf dem Absatz kehrt machte und umgehend zu mir zurück kam.
 

Wobei ich mich in dem Augenblick in aller Ernsthaftigkeit fragte, WAS er wohl gesucht haben mochte...und mir im Zuge dessen der eigenartig hartnäckige Gedanke haften blieb, dass er doch jetzt wohl hoffentlich nicht von so etwas wie „Eheringen“ gesprochen hatte, so dass ich ihn nicht wieder abschütteln konnte, so sehr ich es auch versuchte.
 

Als er einen Moment danach zögernd vor dem Bett stehen blieb….fiel das schwache rötliche Licht der aufkeimenden Morgendämmerung auf seinen stämmigen Körper, der mir in seiner exotischen Andersartigkeit klar machte, dass ich wirklich nicht träumte…
 

...mein Mann war ohne jeden Zweifel ein Zwerg...ein wirklich richtiger echter Zwerg!
 

Allein die beeindruckenden Oberarmuskeln und der breite von seinem dunklen Pelz überwucherte Brustkorb, der im Verhältnis so gar nicht zu seinen stämmigen Beinen zu passen schien, zeigten mir dies nur zu offensichtlich. Ich hätte es eigentlich schon viel früher sehen müssen... also zumindest, dass ER kein gewöhnlicher Mann sein konnte, was seine unverhältnismäßigen Körperproportionen anbelangte.
 

Eikskild bemerkte offenbar, dass ich ihn so unverblümt anstarrte, den ich sah ihn plötzlich unvermittelt grinsen…was entsprechend amüsiert wirkte.
 

„Und was ist lässt du mich wieder zu dir ins Bett zurück oder muss ich noch länger da draußen in der Kälte stehen und mir weiterhin meine edelsten Teile abfrieren?“ Kommentierte er das Ende seiner offebar erfolgreichen Suche ansatlos trocken.
 

Als ich ihn das sagen hörte, musste ich prompt explosionsartig losprusten…
 

„Nein komm lieber wieder rein...das wollen wir ja auf keinen Fall riskieren!“
 

Entgegnete ich ihm ernsthaft beflissen, nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte mit einem ebefalls leicht anzüglichen Lächeln auf den Lippen, wobei ich die Decke zeitgleich einladend anhob, um meine Aussage an ihn noch zu bekräftigen. Das ließ Mann sich natürlich nicht zweimal sagen...einen Atemzug später spürte ich die angenehme Körperwärme, die er ausstrahlte, als er hastig zurück ins Bett und unter die Decke schlüpfte....wobei ich ihn erleichtert seufzen hörte.
 

„Besser...da draußen ist es wirklich verflixt kühl geworden.“
 

„Na dann wärst du mal im warmen Bett geblieben, dann wär`s auch nicht so kalt geworden. Sag was in aller Welt hast du da draußen eigentlich überhaupt gewollt?“
 

Noch als ich diese Worte auf den Lippen hatte, sah ich dass er mir ein kleines Säckchen aus schwarzem Samt unter die Nase hielt, das mit einer feinen Silberkordel zusammen gebunden worden war und ganz offensichtlich etws enthielt, dass er mir zeigen wollte.
 

Da das Säckchen nicht sehr groß war, musste demnach auch der Inhalt dessen ausgesprochen winzig ausfallen….
 

« Hmmm...vielleicht doch Ringe….? »
 

Fuhr mir angesichts dieser Erkenntnis erschrocken durch den Sinn, doch da hatte er es längst geöffnet und den Inhalt auf seine Handfläche geschüttelt.
 

Mir blieb vor Verblüffung regelrecht der Mund offen stehen, als ich sah WAS er da in Händen hielt.
 

NEIN, Ringe waren es ganz offensichtlich keine!
 

Es war etwas anderes etwas völlig anderes, etwas mit dem ich niemals gerechnet hätte.
 

Ich sah ihn an...und nahm eins davon mit deutlich sichtbarer Irritation zwischen die Finger, um es mir genauer anzusehen…
 

"Was..was ist das?
 

Sind das etwa Perlen?
 

Sieht aus, wie aus Gold und Silber gearbeitete Perlen."
 

Hörte ich mich ehrfürchtig und entsprechend verwirrt in seine Richtung flüstern...als ich die beiden identischen und in wunderschön schwungvollen Mustern verarbeiteten kostbaren Schmuckperlen sah, die er mir da entgegen hielt.
 

Beide besaßen einen winzigen in die Mitte eingearbeiteten roten Stein, der ganz nach einem Rubin aussah…
 

» ...rot für die Farbe der Liebe...«
 

Fuhr es mir dabei unwillkürlich durch den Kopf.
 

"Ohhhh..wie..wie wunderschön!"
 

Ich sah ihn daraufhin einen Augenblick lang sprachlos verzückt an.
 

"Sind die für mich?“
 

Entkam es mir schließlich abermals und das nicht weniger enthusiastisch.
 

Er nickte…
 

..."ja eine….wenn du sie denn willst...die andere ist für mich!“
 

Antwortete er mir daraufhin knapp.
 

Ich sah ihn an.
 

"Also..die Zopfgeschichte ist wirklich dein Ernst?"
 

Thorin nickte abermals noch deutlich entschlossener...woraufhin ich ein überraschtes leises Keuchen ausstieß.
 

"Gut...also gut..und..und wie funktioniert das jetzt?“
 

Fragte ich ihn demnach dementsprechend verunsichert.
 

Indem vernahm ich sein leises Lachen.
 

"Nun ganz im üblichen Sinne...wie man das eben so macht?! Du knüpfst meinen Zopf und ich deinen. Ich zeige dir, wie man das Muster richtig flechtet...dabei werden die rituellen Worte gesprochen und am Ende mit der Perle gebunden...und erst DANN ist der eherne Bund geschlossen worden und legitim.
 

Willst du es noch immer tun?"
 

Vernahm ich seine Ausführungen an mich abermals ehrfürchtig und unerwartet entschlossen, wobei er sich offenbar noch einmal rückversichern wollte, ob ich wirklich bereit war zu tun, was er sich von mir wünschte.
 

"Ja ich will es noch immer...mehr denn je!“
 

Antwortete ich ihm ebenso eindrücklich, wobei ich ihn ansah….ich sah ihn nicken und dann das erleichterte Lächeln, das ich dabei auf seine Lippen stahl.
 

„Gut...ich werde dir zeigen, was du tun musst...und ich werde dir die heiligen Worte preis geben, die du dabei sprechen musst, denn als Außenstehende meines Volkes, sind sie dir verständlicherweise gänzlich unbekannt.“
 

Einige Herzschläge später war es soweit...er hatte mir das zum Glück nicht so besonders komplizierte Flechtmuster an einer seiner Haarsträhnen gezeigt, und es mich ihm nachmachen lassen, bis ich es verstanden hatte.
 

Als das getan war spürte ich wie sich eine seiner Hände unvermittelt hob und zärtlich durch mein inzwischen etwa Nacken langes Haar strich, wobei er folgendes sagte.
 

"Es ist eine uralte Tradition stets die Herzensseite zu wählen, also werde ich das Zeichen meiner Liebe dort setzen, damit alle sehen mögen, dass wir von nun an zusammen gehören.“
 

Mit diesen Worten spürte ich wie er unmittelbar darauf, nach einer der längeren seitlichen Strähnen griff um mit dem Zopfmuster zu beginnen.
 

Er begann leise zu singen...eine wunderschön getragene Melodie...die aus seiner Kehle in einem tiefen voll tönend melodischen Timbre erklang, dass mir tief unter die Haut ging und mich regelrecht verzauberte..…
 

...und dann...dann begann es….
 

….als ich die heiligen Worte vernahm, die er dabei sprach glaubte ich in einem Traum gefangen zu sein.
 

„Und so binde ich dich an mich Lyria. Möge das eherne Band uns auf immer vereinen. Ich schwöre hiermit feierlich, dich auf ewig zu beschützen und zu lieben...als mein rechtmäßiges Weib..als meine einzig eine wahre Liebe...die niemals mehr von sterblicher Hand getrennt werden soll!
 

Kurdân* (Frau meines Herzens) Naihririôn* (wir gehören zusammen*).
 

Du bist mein und ich bin dein...mit diesem Gelöbnis soll es vor Mahal beschworen sein!“
 

Ich sah das helle Licht in seinen Augen aufleuchten, als er mir mit einem seltsam beschwörenden und tragenden Unterton auftrug ihm nachzusprechen, was er mir soeben feierlich geschworen hatte.
 

„Wiederhole meine Worte...Lyria...sodann mögen wir beide auf immerdar gebunden sein, auf dass dieser heilige Schwur für alle Zeit Gültigkeit haben mag.“
 

„Das will ich gerne tun...Thorin“...hörte ich mich ihm gänzlich atemlos entgegen flüstern..ehe ich ansetzte um ebenfalls tun was mir mein Schicksal offenbarte.
 

Damit wurde es tatsächlich ernst...meine Hände begannen vor Nervosität heftig zu zittern und ich fühlte meine Handflächen feucht werden doch jetzt gab es kein Zurück mehr...es dauerte einen Augenblick lang, bis ich mich in soweit beruhigt hatte und damit anzufangen.
 

„Ganz ruhig...du machst das schon, hörte ich ihn mir leise entgegen flüstern, wobei ich spürte wie er mir einen sanften Kuss auf die Stirn gab...ehe er seine Hand von meiner löste und mich damit aufforderte anzufangen.
 

Ich räusperte mich..atmete einmal kräftig durch...und dann...dann begann ich damit die eine Strähne an der linken Seite, direkt über seinem Herzen in jenem rituellen Muster zu flechten.
 

„Und so binde ich dich an mich Thorin Eikskild. Möge das eherne Band uns auf immer vereinen. Ich schwöre hiermit feierlich, dich auf ewig zu beschützen und zu lieben...als meinen rechtmäßigen Gemahl..als meine einzige wahre Liebe...die niemals mehr von sterblicher Hand getrennt werden soll!
 

Kurdûn* (Mann meines Herzens) Naihririôn* (wir gehören zusammen*).
 

Du bist mein und ich bin dein...mit diesem Gelöbnis soll es vor Mahal beschworen sein!“
 

Als ich die letzten Worte gesprochen hatte...war ich fertig damit, die letzte Strähne seines langen dunklen Haars in den von mir geflochtenen Zopf zu bändigen...und ich spürte, wie er mir die kleine wunderschön verarbeitete Edelmetallperle andächtig in die Hand gleiten ließ, um zu vollenden, was er und ich soeben begonnen hatten.
 

Mit einem tiefen Seufzer schloss sie sich schließlich entschlossen um das Ende des sichtbaren „Bandes“...das uns ab heute für immer verbinden sollte.
 

Ich wich intuitiv zurück wollte die Strähne schon los lassen...doch da fühlte ich seine Hand impulsartig nach meiner greifen und sie mit leichtem Zögern aus meinem dunkelroten Haarschopf zu fischen..wobei ich das wunderbar gelöste Lächeln sah, das sein Gesicht dabei erhellte...ehe er sich vorbeugte um mir abermals tief in die Augen zu blicken…
 

„Von nun an sind wir eins...und nichts kann uns trennen..weder im Leben noch im Tod!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
an das sind ja mal aussichten für den kommenden winter. aber gaz so unattraktiv scheinen sie ja an sich nicht zu sein. ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
überraschung...na wer könnte das wohl sein der yokky, der da so ungelegen daher kommt? ^^
aber wir werden es sicher noch erfahren, spätestens in den folgenden kapiteln. D: Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
nun so langsam kommt etwas mehr licht ins dunkel. ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
immer diese blöden cliffhanger...*grinst* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
nun ja als dann wären das äußerst hitzige aussichten...die beide da offenbar schleunigst wieder heunter kühlen mussten...wer weiß was da sonst noch so alles hätte schief gehen können?! ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*räuspert*

ähh ja, da haben die beiden doch mal einen ganz hübschen und vor allem "netten" anreiz von des trappers bestem freund erhalten. man darf also gespannt sein, ob und wenn ja, was sie beide daraus machen werden?! ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
soooo da gibts nach der "sommerpause" gewissermaßen als kleines "versöhnliches present" meinerseits gleichl zwei kapitel auf einmal und ich erwarte natürlich entsprechende begeisterungsstürme deswegen. *grinst*

*räuspert*
okay kleiner scherz am rande. :D

nein viel mehr dachte ich daran, dass ich das erstere der beiden kapitel nicht so alleine dastehen lassen möchte, außerdem erhöht das die spannung auf die noch folgenden katastrophen, die da in kürze über die beiden bisher ahnungslosen hüttenbewohner herein brechen mögen und uns hoffentlich den einen oder anderen "lacher" entlocken werden.

in diesem sinne hoffe ich, dass es euch etwas spaß gemacht hat meinen nonsens zu lesen und freue mich schon mal darauf, dass ich ja schon weiß, wie es demnächst weitergehen wird. *lacht*
also bis dahin.
lg ithildin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
also jetzt wirds erst richtig interessant. spätestens beim letzten satz, dürfte das kopfkino erst so richtig an "fahrt" aufnehmen....ich bin ja echt gespannt. *lacht* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (47)
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Von:  Sharona
2020-07-09T22:58:03+00:00 10.07.2020 00:58
wann schreibst du weiter :-( ich habe diese Geschichte gesuchtet und würde gerne wissen wie es weiter geht
Von:  AnniinaAgricola
2019-02-02T23:14:41+00:00 03.02.2019 00:14
Hab lange nichts mehr von mir hören lassen. Umzug hat gestresst 😢

Aber ich hab jetzt alle neuen Kapitel durch und bin immernoch Feuer und Flamme😍😍😍😍
Von:  AnniinaAgricola
2018-10-12T11:36:18+00:00 12.10.2018 13:36
😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍
Antwort von:  Ithildin
12.10.2018 20:41
hi,
hmm angesichts der vielen begeisterungsfrohen gesichter kann und darf ich wohl davon ausgehen, dass es gefallen gefunden hat, was ich bislang schrieb?!
schön vielen dank dafür, das freut mich sehr. ^^
Antwort von:  AnniinaAgricola
14.10.2018 10:38
In Worte konnte ich es nicht umsetzen. 😀 ich hatte ausserdem so lange Entzug, da unser Internet spinnt. Da ist man einfach überrumpelt bei solchen Ereignissen
Von:  AnniinaAgricola
2018-08-22T10:49:49+00:00 22.08.2018 12:49
😍😍 ich weiß es kommt definitiv noch ein Hammer, aber oh goott ist das süß😊
Von:  AnniinaAgricola
2018-07-22T18:05:14+00:00 22.07.2018 20:05
Oh goooott ist das mal wieder ein Cliffhanger!😣😣😣😣
Antwort von:  Ithildin
24.07.2018 20:23
warum? es passiert doch gar nichts. ^^

du kannst daher ganz unbesorgt sein, bis die beiden liebenden endlich dazu bereit sind, sich auch im körperlichen sinne näher zu kommen, also so richtig meine ich...nun ja, da werden wohl noch ein paar kapitel mehr fällig werden.

ich weiß es daher so gut, weil ich sie bereits geschrieben habe. uppssss...jetzt hab ich mal wieder aus dem nähkästchen geplaudert...schande über mich.
*grinst*
Antwort von:  AnniinaAgricola
24.07.2018 22:19
Du kannst eeecht gemein sein xD aber umso mehr freut man sich auf jedes neue Kapitel😛😛😛
Von:  AnniinaAgricola
2018-05-16T19:10:53+00:00 16.05.2018 21:10
Oh mein gott... gottohgoottt...😨😨😨😨
Antwort von:  Ithildin
17.05.2018 20:23
hilfe....schnell weiteratmen nicht vergessen. ^^
*räuspert*
na ich hoffe, dass es jetzt nicht zu aufregend war, immerhin ist das ja nur der auftakt...da kommt also schon noch ein bisschen mehr an überraschungen....versprochen. :D
lg ithildin
Von:  AnniinaAgricola
2018-04-29T08:48:39+00:00 29.04.2018 10:48
Omg kommt bald das worauf ich warte? 😶*Schamesröte ins Gesicht steig*

Ich stell mir schon wieder zu viel vor XD hab letztens "Der Motorradfahrer" zum dritten Mal gelesen...
Antwort von:  Ithildin
30.04.2018 19:41
hallo anniina,
*räuspert* also ich weiß ja nicht, was dir da so im kopf herum spuken mag...aber die beiden werden wohl nicht gleich wie die raubtiere übereinander herfallen. zumindest nicht sofort. ^^

hmmm ich fürchte dass, das was dir da so vorschweben könnte..leider noch ein weilchen dauern wird. bis dahin hab ich schon noch so einges an kleineren und größeren "hürden" für die beiden liebenden geplant. wär ja auch zu schön. *grinst*

bis dahin darfst du dich gerne mit meinem motorradfahrer trösten, schön dass der dir auch so gut gefallen hat, wie mir. D:

noch ein tipp, ich weiß ja nicht, was du schon so alles an meinen geschichten gelesen hast...aber eine sehr schöne und "romantische" sequenz gibt es da auch in "Min Vilya ye Arda, AR mennai an Tyel in Tingilya" vielleicht magst du ja mal reinschnuppern. ^^
in dem fall
bis dahin
lg ithildin
Von:  AnniinaAgricola
2018-04-03T18:49:58+00:00 03.04.2018 20:49
😍😍😍 oh gooott.... ich schmelze... ich tret Lyria in den Hintern wenn sie geht xD
Antwort von:  Ithildin
05.04.2018 22:13
hi,
hmmm ich auch, vor allem weil eikskild ihr so ehrlich und zugleich liebevoll klar gemacht hat, wie sehr er sie mag. aber nun ja, auch frauen können zuweilen sehr dämlich und schwer von bergiff in sachen liebe sein. wollen wir hoffen, dass er ihr herz erreicht hat. zu wünschen wär s beiden jedenfalls....zumindest längerfristig gesehen, denn die entscheidung steht ja noch aus. ^^
Antwort von:  AnniinaAgricola
05.04.2018 22:50
Jaaa das tut sie und ich hoffe auf das Beste....😊
Von:  AnniinaAgricola
2018-02-26T11:01:21+00:00 26.02.2018 12:01
OMG😍😍😍😍😍 ENDLICH!!!
Antwort von:  Ithildin
26.02.2018 19:55
hmm ich gebe zu, dass es bis hier hin wirklich seeehhhhrrrr lange gadauert hat, bis die gute lyria endlich begreifen durfte, was die sache mit den (glücks)hormonen, in bezug auf das andere geschlecht, so im allgemeinen auf sich hat. :D

hach ja, dafür war es aber um so schöner. ich liebe diese szene...die ist sooooooo schön herzzerreißend romantisch, dass es regelrecht in den fingern kribbelt. *lacht*

ich möchte behaupten, dass dies eine meiner absoluten spezialitäten darstellt...ein kleines schmankerl, sozusagen.:D

na dann schaun wir doch mal, wie es weitergeht mit den beiden "frischverliebten". ^^
Antwort von:  AnniinaAgricola
26.02.2018 21:27
Das bin ich auch. Gespannt wie mein Bogen xD
Von:  AnniinaAgricola
2018-02-23T16:17:39+00:00 23.02.2018 17:17
Das wird ja immer geheimnisvoller 😰 alter schwede... ich freu mich schon immer wie bolle auf jedes neue Kapitel!^^
Antwort von:  Ithildin
23.02.2018 20:22
vielen dank,
so sollte es ja auch sein, das denke ich unterscheidet eine (hoffentlich) gute, ganz klar von einer schlechten fanfic...und außerdem mag ich es sehr, meine geliebten cliffhanger immer mal wieder an meine leserschaft zu verteilen. *lacht*
Antwort von:  AnniinaAgricola
23.02.2018 22:43
Auf die Cliffhanger warte ich immer schon. Das ist etwas was ich selbst nie hinbekommen werde xD
Dafür hast du es im Blut. ;)
Die Geschichte hätte ich mal später so gern als Buch *.*

Gibt es über so eine Geschichte eigentlich irgendwas verfilmtes?


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