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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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..wieder gesund werden hat so seine (kleinen) Tücken

derweil bei Lyria.....
 

Ich hatte das Hospital gerade eben durch den Haupteingang mit dem Gedanken an meinen Hund hinter mir gelassen, den ich vor der Rückkehr ins Motel noch aus seiner unfreiwilligen Quarantäne zu befreien gedachte, als mein Handy plötzlich völlig unverhofft klingelte.
 

Leise seufzend zog ich es aus der Tasche und sah aufs Display...
 

» Yokky «.
 

...wer auch sonst, das war ja so klar oder?
 

Grummelnd nahm ich das Gespräch an.
 

„Hi wie schön, du lebst auch noch? Weißt du eigentlich, wie oft ich zwischenzeitlich versucht habe, dich zu erreichen?“ Grollte ich daher nicht eben freundlich in den Hörer, als ich auf der anderen Seite ein etwas gequetschtes…
 

„Hallo Lyria...ich bin s“…
 

….und ein ebenso schuldbewusstes…
 

….„sorry, dass ich mich erst jetzt melden konnte, aber...aber Svetlana hat mich jetzt so kurz vor der Hochzeit völlig vereinnahmt“….
 

...von dem hünenhaften Mann vernahm, der zweifellos Eikskilds bester Freund war.
 

„Ja DAS sehe oder besser höre ich mein Lieber. Okay...ich will nicht so sein, wir haben alle unser Päckchen zu tragen und deins ist im Moment sehr wahrscheinlich, das weitaus stressigere als meins.“ War somit mein etwas reservierter Kommentar an den hochgewachsenen Trapper, mit der dichten braunen Mähne, dessen angenehm tiefe Stimme, ich erneut aus meinem Mobiltelefon heraus antworten hörte.
 

„Ja, es tut mir aufrichtig leid, ich hätte mich schon viel früher bei dir gemeldet...aber du weißt ja, wie Frauen so sind, vor allem wenn es um solche Dinge, wie das Heiraten geht!“
 

„Ach ja weiß ich das? Und wie sind wir denn so?“ Konterte ich ein wenig verschnupft, angesichts dieser Antwort an mich, die ich irgendwie so gar nicht auf mich selbst beziehen wollte, da ich noch nie zuvor verheiratet gewesen war und auf diese Erfahrung demnach nicht wirklich zurück greifen konnte.
 

„Oh verdammt Lyria, du weißt genau, was ich damit meine?! Tschuldige, ich ähhmmm hatte dich ganz bestimmt nicht absichtlich kränken wollen...bitte verzeih mir. So und jetzt sag schon, wie gehts ihm. Ist alles in Ordnung mit ihm...lebt er überhaupt noch?“ War des Trappers prompte Nachfrage an mich, die für meinen Geschmack herzlich wenig schuldbewusst klag...aber ich beließ es dabei, vorerst zumindest.
 

Anstatt dessen antwortete ich ihm ebenfalls nordisch herzlich….
 

„Schön, dass dich das interessiert Yokky, aber ich meine, dass du dich davon mal lieber selbst überzeugen solltest. Ich glaube, er würde sich sehr freuen, dich zu sehen...und zwar nicht erst an deiner Hochzeit. Und ja, es geht im schon besser, er ist inzwischen aufgewacht, ich war gerade bei ihm und gehe jetzt meinen Hund aus der Quarantänestation zurück holen, in die ich ihn zwangsläufig verfrachten musste.“
 

Ich konnte den braunhaarigen Trapper mit den hellen Bernsteinaugen auf der anderen Seite kurz und scharf ausatmen hören, ehe er mir etwas entgegnete.
 

„Also gut...du hast vermutlich recht, aber vor Ende Februar komme ich nicht nach Longyearbyen zurück. Ich sage dir rechtzeitig Bescheid, wenn ich vor Ort bin, dann treffen wir uns bei Eikskild...du hast mein Wort darauf Lyria!“
 

„Na das will ich schwer für dich hoffen...und wehe du brichst es, ich werde ihm diese Nachricht höchstpersönlich unterbreiten, darauf kannst du dich verlassen. Er ist dein bester Freund, also ist es das Mindeste, dich mal bei ihm blicken zu lassen...und zwar noch bevor du an den Traualtar zu treten gedenkst.“ Drohte ich ihm wenig erbaut, angesichts seiner lapidaren Versprechungen an mich. Doch Yokky versprach mir abermals hoch und heilig zu kommen…und zwar pünktlich!
 

Sekunden später wurde das Gespräch zwischen uns rasch beendet. Er hatte fast sofort mit einem äußerst hastigem Abschiedsgruß aufgelegt, da seine Zukünftige zwischenzeitlich wieder aus der Umkleidekabine im Brautmoden Geschäft aufgetaucht war, das beide meiner Vermutung nach zwecks passender Bekleidung zur bevorstehenden Eheschließung aufgesucht hatten.
 

Und ganz offensichtlich war ER auch schon passend für den „Bund fürs Leben“ eingekleidet worden...denn Yokky hatte kurz zuvor wesentlich entspannter gewirkt, ehe seine geliebte Svetlana wieder auf der Bildfläche erschienen war. Nun ja wie auch immer, ich hatte in Moment jedenfalls völlig andere Sorgen, als nach passenden Hochzeitsgewändern für mich Ausschau zu halten.
 

Ich warf somit einen eiligen Blick auf meine Armbanduhr…
 

»Fuck«
 

...schon fast siebzehn Uhr, die Station schloss ihre Tore spätestens um halb sechs.
 

Wie sollte ich es schaffen, da noch halbwegs pünktlich zu kommen? In dem Fall war guter Rat teuer. Ich sah mich hilfesuchend um, es herrschte noch immer polare Dunkelheit um mich herum und als wäre dem nicht genug, dichtes Schneegestöber, in dem man die Hand kaum vor Augen sah. Nicht gerade einladend, jetzt noch durch halb Lonyearbyen zu latschen, um meinen Hund zu holen..aber was tat man nicht alles für seine vierbeinigen Lieblinge und just in dem Moment, als ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich das alles bewerkstelligen sollte, durchzuckte mich ein spontaner Geistesblitz.
 

Vor dem Nachbarhaus direkt neben dem Hospital, hatte einer der Einwohner dieser kleinen Stadt inmitten der „Eiswüste“ Svalbards sein Schneemobil geparkt...und da fiel es mir quasi wie Schuppen von den Augen. Ich konnte mir sicherlich eins bei Thør Olavsøn ausleihen, er war Eriks älterer Cousin und vermietete diese Dinger unter anderen Gefährten an diverse Touristen, für geführte Rundfahrten und „Eisbär Watching“ auf der Hauptinsel des Archipels von Spitzbergen, das ja aus mehreren Inseln bestand.
 

Ich befand meine Eingebung, als die grandiose Intelligenzleistung des Jahrhunderts, denn mit dem Schneemobil würde ich Ruck zuck an der Station sein, konnte Keira dort raus holen und war im Handumdrehen gerade rechtzeitig vor „Besuchsende“ wieder im Hospital bei Eikskild, wie ich es ihm versprochen hatte.
 

Da gab es nur einen Haken an der Sache, an Schlaf war da nämlich abermals nicht zu denken. Nun gut, den musste ich dann wohl etwas später nachholen...dafür hatte ich ja schließlich noch die ganze Nacht Zeit.
 

Gesagt, getan…!
 

So trollte ich mich also im Eilschritt in Richtung Thørs Haus, um mir einen der Motorschlitten zu besorgen. Jedoch nicht ohne meine Umgebung weiterhin sorgsam im Auge zu behalten...es war dunkel und ich war Mutterseelen allein auf der Straße unterwegs. Wie gesagt jetzt im Winter konnten zu jeder Tages und Nachtzeit Eisbären in Longjearbyen auftauchen und das problemlos mitten im Ort. So umklammerte ich ängstlich meine Schreckschusspistole, die ich vorsorglich in meine Jackentasche gesteckt und zu der man mir obendrein geraten hatte, sie stets bei mir zu tragen.
 

Nur Minuten später war ich quasi im Laufschritt bei Thør s kleinem Laden angelangt, die Verhandlungen mit ihm waren schnell angeschlossen und gestalteten sich als erfreulich unkompliziert. Er gab mir schließlich ohne lange Vorreden oder Belehrungen eins der neuen Modelle, das leicht zu handhaben...also gewissermaßen «frauentauglich» war und außerdem eine Vorrichtung für einen kleinen Anhänger besaß, denn irgendwo musste ich meinen Hund ja unterbringen, wenn ich ihn zu meinem Motel schaffen wollte.
 

Kaum ausgehändigt warf ich den Motorschlitten an, mit dem ich mittlerweile ganz gut gelernt hatte umzugehen, seit ich in Longyearbyen angekommen war und zum kleinen Lebensmittelladen mitten im Ort keinen halben Kilometer durchs gesamte Dorf latschen wollte, vor allem mit dem eventuellen Gefahrenpotenzials eines Eisbären im Nacken.
 

Ohne noch weiter auf Thør zu achten gab ich Gas und brauste was der Schlitten samt Anhänger an Höchstgeschwindigkeit hergab, in Richtung der Quarantäne Station davon. Etwa zehn Minuten später war ich vor Ort...gerade noch rechtzeitig, wie ich nach einem neuerlichen Blick auf meine Armbanduhr fest stellte.
 

Hastig klingelte ich am Hauptportal, woraufhin es mir einige Sekunden später ein junger Mann mit einem etwas mürrischen, sowie entsprechend unläubigen Gesicht öffnte.
 

«Ja was gibt es denn...ähh haben sie einen Termin?» War die prompte Anfrage an mich, noch bevor er mir überhaupt «guten Tag» gesagt hatte. Ich straffte mich...»God Dag junger Mann, nein den habe ich leider nicht, aber ich bin hier, weil ich gerne meinen Hund sehen oder besser nach Hause hohlen möchte. Wissen sie ich spreche hier von einem von Eikskilds Hunden, die sie hier zur Verwahrung haben.» Sagte ich anschließend ein wenig reserviert zu ihm, woraufhin er mich erwartungsgemäß verblüfft anstarrte.
 

«Ahh SIE sind das...die englische Frau mit dem Helikopter, den sie für Eikskild angefordert hat?!» Antwortete er mir mit einem etwas schiefen und merkwürdig anzüglichen Grinsen, das ich nicht so recht deuten konnte.
 

«Sie haben es erfasst, genau die bin ich...und was ist jetzt, kann ich meinen Hund nun sehen oder nicht?» Fuhr ich daher ungerührt fort, wobei ich es geflissentlich ignorierte.
 

Er zuckte fast sofort danach mit den Schultern. »Na gut kommen sie rein...wir haben zwar gleich Schichtwechsel, aber ich denke, dass es wohl in Ordnung ist, wenn ich sie noch herein lasse, ehe wir schließen. Wollen sie alle fünf Hunde mitnehmen?»
 

Ich schüttelte hastig den Kopf, noch während ich mich unauffällig an ihm in Richtung Eingang vorbei schob.
 

«Nein, vorerst nur einen und zwar meinen eigenen Hund. Eikskild liegt noch immer im Hospital, es geht ihm momentan nicht so besonders und wir können uns daher nicht gut genug um alle kümmern, wie sie es notwendig hätten. Sie müssen verstehen, dass ich derzeit wohl kaum fünf ausgewachsene Hunde in meinem Motelzimmer unterbringen kann. Der Besitzerin dürfte wohl schon einer von ihnen vollkommen genügen...daher will ich vorerst nur die Schäferhündin mitnehmen, denn die gehört zu mir.»
 

Der junge Tierarzt sah mich dementsprechend verwirrt an, nachdem ich ihm mein Anliegen geschildert hatte, doch dann nickte er überraschend verständnisvoll.
 

«Das leuchtet ein..also nur die Schäferhündin?»
 

«Ja bitte nur die Schäferhündin...ich hoffe doch, dass sie in Ordnung ist?» Antwortete ich ihm mit besorgtem Unterton, doch er hob begütiegend die Hände.
 

«Ja ja, alles in okay mit ihr, die Fünf sind gut untergebracht. Allerdings gab es ein kleines Platzproblem...die Käfige sind zur Zeit ziemlich voll mit allerlei Problembären und so mussten wir alle fünf Hunde in einem Gemeinschaftszwinger unterbrigen. Aber keine Angst er ist groß genug, die Hunde haben dort genügend Platz.»
 

Ich sah ihn noch als er mir das antwortete, wie vom Blitz getroffen an.
 

«Ähh guter Mann, sie wissen aber schon...dass sie da drei Rüden mit zwei Hündinnen zusammen gesperrt haben...und meine außerdem soooo kurz davor war läufig zu werden?»
 

Der junge Tierarzt wechselte kurz die Gesichtsfarbe, von leichblass auf purpurrot.
 

«Wa..oh tatsächlich?» Kam es anschließend reichlich betreten aus ihm heraus, wobei er krampfhaft versuchte meinem bohrenden Blick auszuweichen.
 

«OH...tatsächlich!
 

Glauben sie allen Ernstes, ich erzähle ihnen Geschichten oder wie?!»
 

Fuhr ich ihn entsprechend hitzig an, ob der Tatsache, vielleicht eine von irgendeinem der drei Rüden gedeckte Hündin in Empfang nehmen zu dürfen, die dem Trapper gehörten.
 

» Na toll, auch das noch! Prima, als ob ich nicht schon genug Probleme hätte....da ist die Patchworkfamile ja fast perfekt oder? Eikskild lacht sich garantiert krumm und schief, wenn er das erfährt....aber so was von! «
 

In meinem Kopf geisterten diesbezüglich die übelsten Horrorszenairen herum, die ich beim besten Willen nicht abstellen konnte.
 

«Wehe ihnen, sollte sich einer dieser drei Bastarde an ihr vergriffen haben...mein Freund das überleben sie nicht, ich schwör s ihnen...das ist ja mehr als unverantwortlich!» Fuhr ich daher nicht minder aufgebracht fort, allein der verdammten Tatsache geschuldet, dass dies wirklich passiert sein könnte, auch wenn ich natürlich inständig hoffte, dass es nicht der Fall sein möge.
 

Der Tierarzt erbleichte abermals.
 

«Nein..nein ich versichere ihnen, dass da nichts dergeichen vorgefallen ist!» Beeilte er sich anschließend betont rasch zu antworten, wobei er noch etwas blasser um die Nase wurde, was mich beinahe zu einem amüsierten Grinsen verleitet hätte, wenn ich nicht so überaus zornig gewesen wäre, ob dieser bodenlosen Nachlässigkeit...und das zu allem Überfluss auch noch in so etwas wie einer «Tierauffangstation».
 

«Wir werden ja sehen...ihr Wort in Gottes Ohr! Und was ist jetzt, kann ich meinen Hund jetzt sehen oder nicht?» Kommentierte ich seine Aussage an mich daher dementsprechend trocken, wobei ich ihn auffordernd anblickte.
 

Er reagierte überraschender Weise sofort.
 

«Ja sicher kommen sie, ich bringe sie hin. «
 

Das wars, kurz und knapp...drei Minuten später standen wir in einer großen Halle in der etwa zehn große Käfige untergebracht waren, in denen sich gefühlt so ziemlich alle Eisbären Svalbards tummelten...und in der hintersten Ecke war ein entsprechend kleinerer...vermutlich für junge Eisbären gedacht.
 

In dem waren tatsächlich alle Hunde auf einem Haufen zusammen gesperrt. Sie wirkten auf den ersten Blick friedlich und unerwartet entspannt und das trotz der vielen Eisbären um sie herum, so als wüssten sie, dass sie in ihrem Käfig realtiv sicher waren. Alle fünf Hunde lagen zudem eng aneinander gekuschelt, um sich gegenseitig zu wärmen, denn wirklich warm war es in dieser zugigen Halle nicht unbedingt.
 

Als ich leise an den Käfig heran trat...hob Keira als einzige der Fünf schläfrig den Kopf, um zu sehen welcher Eindingling sich da so unerwartet an sie heran geschlichen hatte...es dauerte keine Sekunde ehe sie mich erkannte.
 

Noch während ich sie leise bei ihrem Namen rief, war sie bereits auf den Beinen und auch die anderen vier Hunde hoben erwartungsvoll den Kopf. In dem Moment taten sie mir wirklich ehrlich leid, denn ich wusste, dass ich sie noch nicht mitnehmen durfte...und das trotz der schändlichen Taten, die die drei Rüden da eventuell an meiner über alles geliebten Keira verübt haben konnten...oder besser gesagt einer von ihnen...denn nur einer kam dafür ja wirklich in Frage, wenn es denn so sein sollte.
 

Keira war sofort auf den Beinen...allerdings kam ein eher verhaltenes Schwanzwedeln von ihr, das mir deutlich anzeigte, dass sie sauer auf mich war...und das vermutlich zurecht. Denn ich hatte sie einfach wegsperren lassen, wir beide waren überhaupt das erste Mal seit ich sie als Welpe bekommen hatte, so lange voneinder getrennt gewesen.
 

Indem bückte ich mich und legte meine Hand sachte an die Gitterstäbe, dass sie daran schnüffeln konnte. Eikskids Hunde nahmen mich eher beiläufig wahr und machten keine sonderlich großen Freudensprünge, als sie mich erkannten....warum auch ich, war ja auch nicht ER.
 

Schon aus diesem Grund konzentrierte ich mich daher lieber auf meinen eigenen Hund.
 

«Hey meine Süße ich weiß, dein Frauchen hat dich im Stich gelassen...aber sieh mal ich bin doch da...komm schon...Keira...nicht sauer sein.» Flüsterte ich ihr lockend und betont versöhnlich entgegen, als das Wedeln noch immer verhältnismäßig verhalten ausfiel und sie mich anstatt dessen nur einmal und unüberhörbar vorwurfsvoll ankläffte.
 

Indem öffnte der junge Mann den Käfig um sie zu mir heraus zu lassen...was sich als nicht ganz so einfach gestaltete, da auch Eikskilds Hunde heraus wollten. Doch es gelang ihm, wenn auch mit einiger Mühe und unter dem Aufbieten seines ganzen Könnens, allein meinen Hund aus dem Käfig heraus zu manövrieren.
 

Gleich darauf stand sie vor mir...ich kniete mich hin und öffnete schweigend meine Arme...damit war die «Schmollstunde» schlagartig beendet. Mein Hund stürzte auf mich zu und leckte mir winselnd Gesicht und Hals und das solange, bis ich sie lachend weg schob und sie unserem üblichen Ritual folgenden zärtlich durchkrauelte, bis sie genug der Streicheleinheiten hatte und ich dabei sehr ernüchtert fest stellte, dass mein Hund völlig ungewohnt und dazu heftigen Mundgeruch aufwieß.
 

«Igitt du hast vielleicht einen Atem...gott Mädchen, was haben die dir da bloß zu fressen gegeben?» Stellte ich mit einem unerfreulichen Seitenblick auf den jungen Tierarzt fest.
 

Doch der sah mich ganz unschuldig an.
 

«Was wollen sie gute Frau, die Hunde bekommen bei uns nur das beste und gesündeste Futter, Es gibt frischen Fisch....und ab und zu auch Rentier. Nur die Bären bekommen nichts zu fressen, wenn sie hier im von den Einheimischen liebevoll genannten «Eisbärknast» brummen, denen soll es hier nämlich nicht zu gut gefallen, sonst kommen sie immer wieder zurück und genau das, wollen wir um jeden Preis vermeiden.»
 

Gut damit war das geklärt....an solches Futter wie dieses, war sie längst gewöhnt. Bei Eikskild hatte sie auch nichts großartig anderes zu fressen bekommen, allerdings war mir die Tatsache, dass dies offenbar einen so derat üblen Atem verursachen konnte, bisher nicht aufgefallen...aber das war im Moment wohl das kleinste meiner Probleme.
 

Erst mal war ich heilfroh, sie wieder zu haben und auch, dass sie nicht all zu beleidigt mit mir war, weil ich sie so im Stich gelassen hatte und das ausgerechnet auch noch wegen Eikskild. Aber ihn mochte sie ebenfalls sehr, also würde sie es mir nicht mehr lange übel nehmen...allerspätestens nach einem «Trostleckerli» in Form eines Kauknochens, der überdies gut für ihre Zähne war.
 

Etwa zehn Minuten später nachdem ich alle notwendigen Abmeldeformalitäten ausgefüllt und die Futterrationen für die Hunde ordnungsgemäß bezahlt hatte, ließ der Arzt uns hinaus.
 

Ich ließ Keira auf dem Anhänger Platz machen und fuhr so schnell ich konnte zurück nach Longjearbyen.....denn die Besuchszeit im Krankenhaus war gleich vorbei. Also musste ich mich beeilen, wenn ich den Trapper noch einmal kurz sehen wollte, bevor ich mich ins Motel zu meinem inzwischen redlich verdienten Nachtschlaf zurück ziehen konnte.
 

Ich kam gerade noch rechtzeitig, bevor sie die Türen schlossen.
 

Meinen Hund nahm ich kurzerhand mit ins Gebäude hinein. Der Infoschalter war um die Zeit (zum Glück) nicht mehr besetzt..also konnte sie auch keiner der Pfleger sehen. Ich wusste sehr wohl, dass der Hund im Krankenhaus nichts zu suchen hatte...aber allein ließ ich sie ganz sicher nicht draußen vor der Türe, nicht bei dem Eisbärenaufkommen. Also legte ich sie wohl wissend, dass sie nicht mit ins Eikskilds Zimmer durfte vor seiner Türe ab und ließ sie dort unter einem der hässlich gelben «Wartezimmerstühle» auf dem Flur platz machen, was sie auch ganz brav über sich ergehen ließ.
 

Dann lugte ich vorsichtig durch den Türspalt um zu sehen, ob Eikslid schon schlief...
 

Nein...den Gefallen tat er mir natürlich nicht. Er saß anstatt dessen, wie halb von mir erwartet aufrecht im Bett...und grollte irgendetwas unverständliches vor sich hin, während er ungeduldig an einem der Infusionsschläuche in seinem Arm herum fummelte.
 

«Du sollst das lassen! Herrgott Mann..haben sie dir nicht gesagt, dass sie dich gesund machen wollen? Also, dann lass gefälligst den Schlauch drin Eikskild!» Knurrte ich ihn zur Begrüßung erst einmal säuerlich an, während ich entsprechend lautstark in sein Zimmer eintrat.
 

Er sah verblüfft auf, wobei sich seine Züge kurz verfinsterten, doch dann erkannte er mich.
 

«Es tun aber weh...ich spüren die Nadel innen in mein Handgelenk pieksen, das sein unangenehem und es drücken mich...verdammt!» Konnte ich ihn mir daraufhin nicht weniger ungehalten engegen grollen hören.
 

Ich seufzte leise. »Okay, dann sag das der Schwester, sie kann dir die Nadel verlegen...aber lass in Gottes Namen die Finger von dir...weg....!» Indem war ich bei ihm angelangt und versuchte ihn davon abzuhalten weiter an sich herum zu machen. Er sah mich an...einen Augenblick lang wirkte er tatsächlich zornig...doch dann gab er nach.
 

«Na also schön, du haben mich überredet. Ich werden es Schwester Luise sagen, wenn sich nachher noch einmal vor der Nachtruhe kommen, um nach dem Rechten zu sehen. Ahhmm...und was machen du hier überhaupt noch, ich haben annehmen, dass du erst morgen wieder vorbeikommen werden Lyria?»
 

«Tja offensichtlich kann man dich ja kaum alleine lassen Eikskild, da du sonst allerlei vollkommen unnötigen Unfug mit dir anstellst oder wie darf ich deine unvernünftige Handlungsweise von eben sonst verstehen?!» Fuhr ich erneut ungerührt streng in seine Richtung fort, wobei ich ihn nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ.
 

Ich erwartete halb, dass er sauer auf mich sein würde, doch ich sah ihn anstatt dessen spontan lächeln...
 

«Hmmm...dann hätten du ja nichts, worüber du dir Sorgen machen könnten?» Konnte ich ihn mir nur einige Augenblicke später leise und sehr sanft antworten hören.
 

«Ja sicher DAS hättest du wohl gerne...Herr Trapper!»
 

Grollte ich ihm zärtlich entgegen, wobei ich mich sachte vorbeugte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte.
 

«Ja das hätten ich gerne...ich können gar nicht mehr genug davon bekommen!»
 

Hörte ich ihn mir daraufhin noch kurz und sehr undeutlich antworten, denn ich spürte seine Lippen bereits überdeutlich unter meinen...und genau dieses prickelnde Gefühl bis über beide Ohren in ihn verliebt zu sein...war einfach zu wundervoll und romantisch, um es schon wieder so schnell zu unterbrechen...wie es uns der «Anstand» eigentlich geboten hätte.
 

Es dauerte daher eine ganze Weile, ehe wir beide entsprechend atemlos voneinander abließen.
 

«Elender Schuft...du weißt ganz genau, wie du mir den Kopf verdrehen musst, damit ich nicht mehr klar denken kann. Das schickt sich nicht in der Öffentlichkeit...dass du s nur weißt. Also schäm dich...eine unschuldige Frau so schamlos zu verführen!»
 

Flüsterte ich ihm lächelnd entgegen, als ich mich nur äußerst zögrend wieder von ihm lösen konnte.
 

Indem sah ich ihn mir dabei tief in die Augen blicken.
 

«Was ich? Ich tun so etwas? Niemals...da müssen du dich aber irren!»
 

Kam der erwartungsgemäße amüsierte Konter von ihm nur einen Moment später...der mit einem ebenso breiten Grinsen in meine Richtung erfolgte.
 

Ich wusste spätestens in diesem Augenblick, dass ich so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben war...endlich hatte ich verstanden worauf es wirklich im Leben ankam.
 

Ich hatte den Begriff von «Glück» verstanden...meinem ganz persönlichen Glück, denn dass er maßgeblich damit zu tn hatte, musste ich mir nicht mehr extra klar machen, das hatte ich schon lange zuvor begriffen!



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