"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 55: unschöner Zusammenstoß mit Folgen - 3 ------------------------------------------------- Als ich sein Bein endlich ordnungsgemäß versorgt und verbunden hatte, war ich bereits in meinem eignen Schweiß gebadet. Den heftigen Adrenalinschub den ich dabei in meinem eigenen Körper hatte ableisten müssen, spürte ich noch all zu deutlich in meinen Knochen oder sollte ich besser sagen in meinen Nervenbahnen? Doch ich war noch lange nicht fertig, denn da war ja auch noch sein rechter Oberarm, den es ebenfalls erwischt hatte. Von dem langen vor ihm auf dem Boden knie`n war ich schon völlig verspannt, doch ich gab nicht auf. Also versuchte ich mein Gewicht etwas zu verlagern, um meine Position etwas angenehmer zu gestalten, dann sah ich ihm erneut ins Gesicht. Er suchte meinen Blick...und noch ehe ich etwas sagen konnte setzte er bereits an. „Ich wissen es schon, du müssen mir nichts mehr sagen, meine Arm, der sein wohl als nächstes dran?“ Ein schiefes und merklich zerknirschtes Lächeln breitete sich dabei auf seinem mittlerweile stark vor Erschöpfung gezeichneten Gesicht aus, was nicht länger zu übersehen war, der hohe Blutverlust zeigte langsam seine fatale Wirkung. „Richtig...und den werde ich mir jetzt ansehen, wenn es dir recht ist?“ Entgegnete ich ihm ruhig, wobei ich ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Er nickte kurz. „Gut, wir es werden so machen, wie mit meine Bein. Das sein vermutlich die beste Lösung.“ Kommentierte er es dabei knapp. Ich seufzte indessen leise als ich es hörte. „Genau so werden wir es machen. Also rutsch ein wenig rüber, dann kann ich mir deinen Arm ansehen.“ Waren meine Worte an ihn, mit denen ich ihn aufforderte es mich ansehen zu lassen. Eikskild drehte sich halb von mir weg, so dass ich die Außenseite seines rechten Oberarms direkt vor mir hatte. Die schwere Daunenjacke war an der Stelle sichtbar zerfetzt...die musste runter, sonst konnte ich ihn nicht versorgen. „Die müssen wir zuerst ausziehen, sonst kannst du die wegwerfen, wenn ich sie dir zerschneide. Wirst du das schaffen?“ Fragte ich ihn zögernd und mit sichtbar gerunzelter Stirn, als ich die aktuelle Situation analysiert hatte. Eikskild zuckte kurz erschrocken zusammen als er es hörte...doch dann sagte er. „Wir es versuchen werden sie ohne zu schneiden ausziehen, wenn du mir helfen müssten es eigentlich gehen.“ „Gut so hatte ich mir das in etwa vorgestellt. Wenn du erst mit dem gesunden Arm aus der Jacke schlüpfst, müsste sich der Verletze sicher leichter heraus lösen lassen. Ich werde versuchen dabei so vorsichtig wie möglich zu sein und wenn wir das geschafft haben, ist das Schlimmste so ziemlich überstanden. Mit dem Hemd werde ich am Besten so verfahren wie zuvor mit deinen Hosen..dann hast du zwar zwei Garnituren weniger an Klamotten zum Anziehen, dafür aber auch deutlich weniger Schmerzen. Ist das so okay für dich?!“ Fragte ich ihn dabei so konzentriert und sachlich wie irgend machbar. Der Trapper war jedoch offensichtlich schon lange an einem Punkt angelangt an dem ihm so ziemlich alles einerlei geworden war, denn er antwortete mir nur völlig erschöpft. „Das sein eine gute Plan, ich denken das werden funktionieren.“ Etwa fünf Minuten später war es mir tatsächlich gelungen, seinen verletzten Arm weitest gehend schmerzfrei aus seinen Sachen heraus zu schälen, indem ich das gleiche Verfahren wie bei seinen Arbeitshosen angewandt hatte. Er zuckte zwar ein paarmal sichtbar in sich zusammen, hielt sich aber ansonsten tapfer und ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Als ich den rechten Oberarm endlich frei gelegt hatte, war ich so erleichtert wie noch nie in meinem Leben...da hatten ihn die Wölfe zwar auch ganz ordentlich in sein Fleisch „gezwickt“..aber die Bisswunde sah bei weitem nicht so übel aus wie die an seinem Bein, was im Klartext bedeutete, diese würde ich nicht auch noch zusammen nähen müssen. Na was ein Glück für mich UND für ihn, denn noch eine solche Prozedur hätte ihn vermutlich vollständig an den Rand seiner physischen Kräfte gebracht. Aber bei dieser würde glücklicherweise ein ordentliche Desinfektion und ein sauberer Wundverband genügen, denn die Wundränder waren lange nicht so übel ausgerissen worden wie am Bein. Die dicke und mit Daunen gefütterte Jacke hatte ihn da offensichtlich weitaus besser geschützt. Wir sahen uns einen Moment lang an und wussten, dass jeder von uns genau das Gleiche dachte. „Du darfst dich glücklich schätzen, dass ich da die Nadel nicht nochmal auspacken muss...diesmal hätte ich aus Dekorationszwecken übrigens den „schweinchenrosa“ Faden genommen, dass du s nur weißt Trapper!“ Entgegnete ich ihm im Anschluss daran mit einem aufmunternden Grinsen in seine Richtung, was ihm jedoch nur ein unwilliges Grollen entlockte. „Ja machen du dich nur lustig über mich Lyria. Ich haben es auch nicht besser verdient in meine Dummheit, mich von diese Rudel so verprügeln lassen...ich hätten sie sehen müssen. Aber ich sein zu unachtsam gewesen, das hätten mich beinah mein Hunde gekostet und meine Pelz dazu. Also ich werden dein Spott klaglos ertragen, ich haben ihn zweifellos verdient.“ Hörte ich ihn mir daraufhin überraschend resigniert antworten. „Red keinen Stuss Mann, was soll das Eikskild? Weißt du eigentlich wie froh ich bin, dich an einem Stück zurück bekommen zu haben? Du weißt genau, dass ich ohne dich vollkommen aufgeschmissen wäre in dieser Ödnis. Du bist ein mutiger und willensstarker Mann. Andere hätten das vielleicht viel weniger gut gemeistert als du..also hör auf damit weiter solchen verdammten Unsinn zu schwätzen. Ich bin so froh, dass du noch lebst. So und jetzt würde ich es gerne desinfizieren. Also halt still oder das Höllenzeug brennt noch schlimmer als es muss!“ Fuhr ich ihn einen Moment später nachdem er verstummt war daher ein wenig zu emotional aufgeladen an, schon weil ich verflucht nochmal wirklich eine scheiß Angst um ihn gehabt hatte und sie noch hatte...ich wollte es mir nur nicht so offen anmerken lassen. Aber er sah es mir nach..und registrierte es lediglich in einem leisen kehligen Lachen. „Ah ich sehen, du haben dein gute Laune schon wieder zurück erlangt Menschenfrau?!“ Kam die gutmütige Retoure einige Sekunden danach in einer stoischen Ruhe, die mich nahezu an den Rande des Wahnsinns brachte, schon weil mir die Nerven durchzugehen drohten. Aber als ich mich mit zitternden Fingern daran machte den Verband anzulegen, nachdem ich die Wunde zuvor abermals mit dem Mercuchrom desinfiziert hatte...da spürte ich plötzlich seine gesunde Hand leicht auf meinem Arm. „Lyria was machen du dir solche Sorgen um mich? Das werden schon wieder...du müssen kein Angst haben. Ich sein weitaus zäher als ich vielleicht aussehen mögen. Das bißchen mich schon nicht gleich umwerfen werden. Ich versprechen es dir, du werden es sehen. Ich sein bestimmt bald wieder in Ordnung.“ Indem sah ich ihn an...ich hatte seine Worte gehört, doch meine Sorge um ihn hatten sie nicht tilgen können, eher das Gegenteil war der Fall, denn ich wusste, dass wir keinerlei Antibiotika im Haus hatten...und das brauchte er damit er die Erreger, die mit ziemlicher Sicherheit trotz der gewissenhaften Desinfektion in der Wunde geblieben waren, wirklich erfolgreich nieder kämpfen konnte. Und so sah er mehr oder minder ungewollt den verängstigten und schmerzlichen Zug um einen Mundwinkel, den er aufmerksam musterte, als ich ihm nicht sofort darauf antwortete. „Hast du denn keine Angst, es könnte sich eventuell doch irgendwie entzünden?“ Fragte ich ihn schließlich leise und entsprechend zögernd. Er sah mich weiterhin forschend an, sein Blick war dabei nur schwer zu deuten. „Sicher haben ich das..aber was sollen ich tun? Wir es abwarten müssen und hoffen, dass der Schneesturm nicht zu lange dauern werden. Nur dann wir können vielleicht den Helikopter rufen und nach Longyearbyen fliegen um Medizin zu besorgen… ...wenn die dir dann noch hilft!“ Unterbrach ich ihn abermals leise und sah Eikskild daraufhin blass werden. „Wir es sehen werden...wenn es soweit sein. Ich sein guten Mutes, dass wir es auch ohne schaffen werden.“ Entgegnete er mir daraufhin überraschend gleichmütig...ja fast schon so, als wollte er mich absichtlich nicht beunruhigen wollen, was natürlich genau das Gegenteil bei mir erreichte. „Dein Wort in Gottes Ohren Herr Eikskild, ich glaub dir nicht einen Satz davon...aber wir warten es erst einmal ab.“ Seufzte ich schließlich gottergeben, wobei ich mich im Anschluss daran noch einmal damit befasste seinen Verband ebenso gewissenhaft zu überprüfen, wie den zuvor an seinem Bein. Als ich fertig war, ließ ich mich mit einem erleichterten Keuchen zurück auf die Knie sinken und atmete sichtbar auf. „Puhhh…endlich fertig. Jetzt können wir dich erst mal in dein Bett schaffen, damit du dich ausruhen kannst und ich werde mich solange um die Hunde kümmern. Die benötigen zweifelsfrei auch noch eine Krankenschwester. Aber dann brauche ich wohl erst mal selber eine kurze Pause, bevor ich noch vor Erschöpfung aus den Latschen kippe. Also Krankenschwester spielen ist echt verdammt anstrengend, das wollte ich nur mal so am Rande erwähnt haben.“ Kommentierte ich es mit einem etwas resignierten Grinsen, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Eikskild atmete ebenso sichtbar auf wie ich, wobei er sich kurz straffte um seiner völlig verkrampften Haltung wenigstens etwas entgegen zu wirken. Doch dann hörte ich ihn mir bereits leise antworten. „Ich danken dir, dass du das für mich getan haben Lyria und ich wissen sehr wohl, dass, ich es allein bei weitem nicht so gut oder gar nicht geschafft hätten. Du sein mein Rettung und dazu sehr mutig gewesen..das werden ich dir nicht vergessen.“ Mit diesen Worten merkte ich wie er sich kurz vorbeugte und er mir anschließend einen sachten Kuss auf die Wange hauchte. Ich spürte die hitzige verlegene Röte auf meine Wangen schießen, dort wo seine Lippen meine Haut berührt hatten und auch wie sich meine Hand dort hin verirrte...wobei ich ihn überrascht anstarrte. „Wo..wofür war der denn? Ich habe es auch so gern für dich getan...ich meine...ich“...fuhr es dabei unversehens aus mir heraus, doch ich sah ihn nur lächeln. Es war wieder eins dieser undurchschaubaren aber weichen Lachen, die ich so an ihm mochte. „Das wissen ich, es sein nur ein kleines Dankeschön, ich hoffen es haben dich nicht zu sehr verunsichern?!“ Antwortete er mir noch immer lächelnd, wobei ich seine gesunde Hand warm und beruhigend auf meinem Arm spürte. Hastig stand ich auf… ..“komm ich werde dich jetzt besser in dein Bett bringen, du musst erschöpft sein.“ Stotterte ich ihm dabei unüberhörbar verlegen entgegen. Doch er lachte nur...und das trotz seiner immensen Schmerzen. Aber nachdem ich das gesagt hatte, machte er nur Sekunden später bereits Anstalten sich von seinem Platz auf der Ofenbank zu erheben. Es gelang ihm mehr recht als schlecht, also bot ich mich ihm mit wortloser Geste als Stütze an...wobei ich mich neben ihn stellte und seinen gesunden Arm anschließend entschlossen über meine Schulter legte. Der Trapper sah mich kurz an, es war ein seltsames belustigtes Flackern in seinen Augen, das mich dabei traf, ehe er sich doch noch dazu herab ließ, es mit einem kurzen Spruch zu kommentieren. ...“wollen du nicht doch mitkommen und mir Gesellschaft leisen? Ich sein schon viel zu lange allein gewesen.“ Hörte ich ihn schließlich ganz ruhig, ja fast schon mit leicht bitterem Unterton in meine Richtung flüstern. „Hmm das hättest du sicher gerne mein Lieber, ich weiß schon, aber du sollst gesund werden und möglichst nicht an irgendwelche Betätigungen in der Horizontale denken. Verdammt Mann, wie oft muss ich dir das eigentlich noch klar machen?“ Konterte ich indessen streng, wobei ich ihn nicht eben mit Begeisterung musterte. Doch ihn schien das nicht so wirklich zu stören, denn er legte bereits nach. „Aber es sicher schneller heilen werden, wenn du bei mir sein?!“ Kam somit der neuerliche und sicher nicht ganz ernst gemeinte Kommentar an mich. „Denkst du vielleicht! Du könntest im Moment doch nicht mal wenn du es wolltest Eikskild. Was soll die gnadenlose Selbstüberschätzung also bringen?“ Antwortete ich ihm daher leicht spöttelnd. Doch er sah mich auch weiterhin vollkommen ruhig an. „Haben ich dir etwa sagen, dass ich JETZT mit dir schlafen wollen?“ Kam es im Anschluss daran so überraschend resigniert und trocken von ihm in meine Richtung, dass ich verwirrt zurück zuckte. „Ähhh nun nein, eigentlich nicht direkt...aber ich..?“ Hörte ich mich ihm verblüfft erwidern, doch er ließ mich nicht aussprechen. „Ich haben mir lediglich nichts weiter als etwas Aufmerksamkeit und eventuell noch ein wenig Zärtlichkeit von dir wünschen...sein das etwa zu viel verlangt?“ Eikskilds Blick nagelte meinen damit unerbittlich fest und ich spürte, dass er mich unversehens bei etwas ertappt hatte, das mit seinen Erwartungen oder momentanen Bedürfnissen herzlich wenig zu tun hatte und das es sich im Gegensatz dazu ganz allein in meinem Kopf abgespielt hatte...mal wieder! „Ich es..es tut mir leid, ich wollte dir ganz bestimmt nichts unterstellen.“ Konnte ich mich ihm so selbst entsprechend verlegen und mit merklich schlechtem Gewissen antworten hören. „Das sein schon in Ordnung, ich sein dir deswegen nicht böse, ich wissen wie du es meinen. Aber wollen du mir jetzt helfen mich endlich in meine Bett zu bringen?“ Hörte ich ihn mir daraufhin überraschend sanft antworten. Ich beeilte mich rasch zu nicken….“ähhh sicher, mach ich gerne.“ Nur ein paar Minuten später lag er in seinem Bett, wobei ich ihm zuvor noch zwei meiner stärksten Schmerztaletten einflöste, ehe mich im Anschluss daran nur höchst ungern von ihm löste. Ich hatte Angst, wusste nicht wie es jetzt weiter gehen würde...aber dann versuchte ich mich daran zu erinnern, was er zu mir gesagt hatte und so verabschiedete ich mich schließlich mit einem zarten auf seine Stirn gehauchten Kuss von ihm, um mich anstatt dessen endlich um seine Hunde zu kümmern. Das war noch eine weitaus weniger schöne Prozedur als bei Eikskild selbst. Erstens weil sie mich nicht so gut kannten und ich „Dwalin“ erst mit etwas zu fressen bestechen musste, damit er ich überhaupt an sich heran ließ. Aber da ich zweifellos nach meinem Hund roch den sie kannten und auch nach Eikskild vertrauten sie mir schließlich in soweit, dass ich wenigstens ihre Wunden halbwegs vernünftig mit dem Blauspray und der antibakteriellen Salbe versorgen und verbinden konnte. Wir würden auf die Schnelle zwar keine Freunde werden, aber sie respektierten mich und merkten, dass ich ihnen helfen wollte. Also gab ich ihnen noch einmal frisches Wasser und eine Ration des Trockenfutters der Notration zu fressen, dann machte ich mich schleunigst zurück auf den Weg ins Haus zu Eikskild. Doch als ich zurück kam schlief er bereits tief und fest...die Erschöpfung hatte ihn buchstäblich nieder gestreckt. Ich hörte ihn leise schnarchen und machte somit das Beste daraus indem ich auch schlafen ging, nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen hatte. Wusste ich doch nicht wann und wie ich wieder dazu kommen würde. Eine Einschätzung die mich nicht trügen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)