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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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polare Nacht

>An diesem Tag hatte ich nicht ansatzweise einen Gedanken daran verschwendet, WAS ich da eigentlich zu Eikskild gesagt hatte….“nach Hause fahren“ hatte ich ihm spontan geantwortet, ohne näher darüber nachzudenken, wo ich ihm anstatt dessen hätte sagen müssen, dass wir „zurück zur Hütte fahren sollten“...denn das, wäre in meinen Augen die einzig richtige Antwort gewesen…
 

….aber ich hatte unbewusst ebenjene Worte verwendet, die mich auch an den darauf folgenden Tagen gedanklich regelrecht verfolgten und so musste ich immer wieder daran denken…
 

...“nach Hause!“
 

Ja genau DAS war es gewesen, das ich ohne jeden Zweifel zu ihm gesagt hatte und ich fragte mich, angstvoll und mit stetig wachsender innerlicher Unruhe, was das wohl zu bedeuten hatte? Ja weshalb ich mir eigentlich überhaupt den Kopf wegen solch einem unsinnig, belanglosen Ausspruch zerbrach, der da so unüberlegt über meine Lippen gekommen war…
 

...aber ich konnte mir keinen Reim darauf machen, bis auf den Einen, bei dem ich spürte, dass ich mich langsam und schleichend wohl zu fühlen begann und das ausgerechnet in einer solch armseligen Bretterbude, in die ich unter normalen Umständen vermutlich nicht einmal ansatzweise einen Fuß gesetzt hätte...und ich ahnte auch, dass es nicht nur allein den gegebenen Umständen geschuldet war, sondern dass der Mann, der darin lebte maßgeblich daran beteiligt sein musste.
 

Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich jenes merkwürdig unterschwellige Gefühl zu verspüren endlich irgendwo angekommen zu sein und auch wenn sich mein Verstand immer noch vehement dagegen zu sträuben versuchte, hatte ich in meinem Herzen den Platz, nach dem ich solange vergebens gesucht hatte offenbar schon gefunden...wenn ich es auch nicht sehen wollte…denn noch war die Zeit nicht reif...
 

Ja an diesem Tag kamen wir zur Hütte des Trappers zurück...
 

….und dann kam ER….der Winter hieß und er kam mit aller Macht, wobei ihm im Zuge dessen die beängstigend dauerhafte Dunkelheit der polaren Nacht folgte, vor der ich mich so fürchtete und wohl nicht nur ich allein, denn sie ging einem zweifellos aufs Gemüt!
 

Die darauf folgenden und von Schwermut durchzogenen Tage fühlten sich schier endlos an, was die dadurch zwangsläufig aufkommende „schlechte Laune“ fast greifbar in der Luft machte. Gefangen auf engstem Raum ohne jedes Tageslicht...das war JETZT genau die Horrorvorstellung, die ich bei meiner Planung zuvor mehr als grundlegend unterschätzt hatte.
 

Ich hatte bis dato schlichtweg ALLES an dieser Art zu leben unterschätzt...und jetzt war sie drauf und dran mir das Genick zu brechen...und nicht nur das...
 

….ich hatte mir schlicht und ergreifend einfach nicht vorstellen können, was mich da erwarten würde. Nun bekam ich den ersten Vorgeschmack davon und der war alles andere als angenehm oder besonders heldenhaft romantisch verklärt!
 

NEIN, ich begann langsam aber sicher zu begreifen, was das nun eigentlich in Wahrheit bedeutete, denn dieser Zustand würde noch mindestens drei Monate lang andauern, ehe die Sonne sich wieder am Horizont zeigte. Bis dahin war ich vermutlich in tiefste Depressionen verfallen und wünschte mir, ich möge doch irgendwo in der Karibik am Strand unter Palmen liegen, bei angenehm moderaten 30 Grad im Schatten und mit einem kühlen Cocktail in Händen.
 

Aber nein, anstatt dessen saß ICH hier am A...der Welt in vollständiger Dunkelheit und eisiger Kälte mit einem Mann unter einem Dach zusammen, den ich gerade erst mal richtig kennen zu lernen begann…
 

….also soviel an Alkohol, den ich dafür benötigt hätte und wir ohnehin nicht zur Hand hatten, konnte mir diesen Umstand im Wesentlichen auch nicht schmackhafter machen.
 

Ich war nahe dran am Verzweifeln...
 

Ja Eikskild und ich waren an dem besagten Tag, an dem wir seinen Wagen und die Hunde wieder gefunden hatten, tatsächlich völlig unbehelligt und unbeschadet zurück zur Hütte gelangt. Wir waren demnach weder auf einen der großen Eisbären, noch sonst auf irgend eine lebendige Seele in diesem trostlos leeren Land gestoßen.
 

Dieses Ereignis lag inzwischen mehr als zwei Wochen zurück..und inzwischen war es Anfang Dezember geworden, was bedeutete dass damit nicht nur die eisige Dunkelheit sondern auch der Schnee unerbittlich auf das Land im hohen Norden fiel.
 

Teilweise schneite es sogar einen knappen halben Meter Schnee in weniger als fünf Stunden, wenn ein Blizzard über die Barentsee tobte, was nun eigentlich ständig der Fall war, denn mit dem Winter kamen die Stürme und wir waren so beide gezwungen uns (außer für dringende Geschäfte) überwiegend in des Trappers nicht eben komfortabler Behausung aufzuhalten...was natürlich dazu führte, dass dies nicht immer Konfliktfrei ablief. Vor allem wenn das Brennholz knapp wurde und einer von uns beiden hinaus musste, um für Nachschub zu sorgen. Mittlerweile knobelten wir darum...außer es musste Holz gehackt und zu Scheiten für den alten „Bollerofen“ klein gemacht werden….denn das war eindeutig „MÄNNERARBEIT“...die ich dem Trapper nur zu gerne überließ.
 

Mir genügte es an und für sich schon, dass ich zum Holz holen und aufs Klo vor die Türe musste, wenn es stürmte und schneite. Ansonsten war ich ganz froh wenn ich drinnen bleiben konnte, freiwillig brachten mich ohnehin keine zehn Pferde vor die Türe, außer mein Hund musste kurz raus...ebenfalls zum Pinkeln und seine übrigen Geschäfte zu erledigen...das war dann im Wesentlichen auch schon alles.
 

Was aber im Umkehrschluss bedeutete, dass es damit kaum eine Gelegenheit gab sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Die aufgezwungene Nähe zwischen uns beiden machte indessen nicht nur mir zu schaffen...auch IHM! Wenn er es mir gegenüber auch nicht offen ansprach, so spürte ich es trotzdem unterschwellig an seinem Verhalten.
 

Eikskild war an sich so schon nicht unbedingt der gesprächigste Mann unter der Sonne...aber wenn wir uns mal wieder wegen Nichtigkeiten in der Wolle hatten, sprach er nahezu gar nichts mehr mit mir, sondern zog es vor, sich anstatt dessen lieber in eine seiner stillen Ecken zu verkriechen und sich hinter seinen Büchern zu verschanzen…so als würden sie ihm als imaginärer Schutzschild vor meinem inzwischen merklich angestauten Frust dienen und doch wussten wir beide, dass dies nichts weiter als reine Illusion war.
 

Denn wir konnten einander im Grunde nicht entkommen….außer der Sturm legte sich, dann verließ er fast fluchtartig die Hütte, um entweder ein ausgedehntes „Schwitzbad“ in seiner Banja zu nehmen oder aber doch noch einige seiner Fallen aufzustellen, die ihm jetzt um die Jahreszeit denkbar dürftige Beute einbrachten, aber trotzdem besser als nichts waren. Die Hoffnung darauf war das, was ihn antrieb und ihn so lange an diesem rauen Ort hatte ausharren lassen.
 

Außerdem versuchte er trotz eisiger Kälte und ständiger Dunkelheit essbares an Fleischvorräten für die fünf Hunde und auch für uns beide zu beschaffen. Was ihm wieder erwarten und entgegen meiner Meinung sogar besser gelang, als ich annahm. Frisches Fleisch war bei dem ganzen „Konservenfutter“ auf das wir uns zwangsläufig einstellen mussten daher eine mehr als willkommene Abwechslung.
 

Zwei Tage später hatte sich das Wetter wieder etwas gebessert, wenigstens stürmte es nicht mehr, wenn es auch stockdunkel und entsprechend eisig kalt blieb. Eikskild hatte die letzten Tage immer wieder mit dem Funkgerät Kontakt mit Longyearbyen gehalten und sich bei der lokalen Wetterstation dort wichtige Informationen eingeholt, wie sich das Wetter die kommenden Tage über entwickeln würde...und es zweifelsfrei als annehmbar und vor allem „sturmfrei“ eingestuft.
 

Denn als er mich an dem Morgen während unseres gemeinsamen Frühstücks kurz ansah, merkte ich ihm die Erleichterung darüber dass er endlich wieder nach draußen konnte, um nach seinen Fallen zu sehen direkt an.
 

Was ich dann einige Augenblicke später auch prompt so von ihm vernahm, wobei er gleichzeitig Anstalten machte sich umgehend von seinem Platz zu erheben, auf dem er bis eben noch gesessen hatte, um seinen (nacht)schwarzen Kaffee samt das übliche allmorgendliche „Tundrafrühstück“ bestehend aus getrocknetem Ren und etwas trockenem Brot in Windeseile in sich hinein zu schaufeln. Ein Umstand, an den ich mich wohl niemals ganz gewöhnen konnte, denn ich mochte kein Trockenfleisch und würde es vermutlich auch niemals als besonders schmackhaft empfinden.
 

So war der Trapper eindeutig der Erste von uns beiden der so früh am Morgen Anstalten machte Konversation zu betreiben, wenigstens um mir zu unterbreiten, wie seine Pläne für diesen und die kommenden paar Tage aussahen, in denen das Wetter so „ruhig“ wie jetzt bleiben würde.
 

So vernahm ich seine angenehm melodiös warme und tiefe Stimme ein wenig steif und entsprechend trocken als er mich ansprach.
 

„Ich werden heute und die nächsten Tage meine Fallen aufstellen und kontrollieren und außerdem versuchen uns Nahrung zu beschaffen. Vielleicht ich können mit viel Glück ein Ren oder ein junges Walross schießen...dann wir haben Fleisch genug für die nächsten Wochen. Aber ich wollen nicht, dass du mitkommen. Das sein für ein Frau wie dich zu gefährlich, du sein mein Gast und ich haben mir selber etwas schwören, denn ich ganz gewiss nicht wollen, dass dir etwas zustoßen. Aus diesem Grund du bleiben besser hier. Aber ich würden deine Hund gerne mitnehmen...ich denken es können ihr nicht schaden, sie brauchen Bewegung und frische Luft so wie ich und meine andere Hunde auch.
 

Sein du damit einverstanden Lyria?!“ Eikskild sah mich dabei so eigentümlich durchdringend und zugleich bittend an, dass ich nicht umhin kam, ihm trotz meiner leichten Missbilligung, dass er mich allein und in meinen Augen „schutzlos“ im Haus sitzen lassen wollte, die Zustimmung zu geben, dass er Keira von mir aus mitnehmen durfte. Andererseits fiel mir siedend heiß ein, dass ER sich dann ja zwangsläufig für eine nicht unerhebliche Zeit vom Acker machen würde...und das konnte mir nach dem ständigen aufeinander hocken der letzten Vierzehntage an sich nur recht sein...und ein wenig „Abstand“ voneinander konnte dazu gewiss auch nicht schaden.
 

Wer wusste denn schon so genau, wie sich das Wetter weiterhin entwickeln würde?
 

Niemand!
 

Richtig….und damit war es unter diesen Umständen vielleicht die letzte Gelegenheit noch einmal so etwas wie eine ungestörte Privatsphäre genießen zu können...vielleicht die allerletzte bis zum nächsten Frühling?!
 

„Ja mach das, ich denke ein wenig Bewegung kann ihr sicherlich nicht schaden.“ Sagte ich somit in aller Seelenruhe zu ihm, wobei ich ihm direkt in die Augen blickte. Eikskild jedoch reagierte entsprechend irritiert auf meine Reaktion, mit der er so wohl nicht gerechnet hatte.
 

„Ahh was, du sein nicht böse auf mich, weil ich gehen und dich allein lassen wollen Lyria?“ Fragte er mich dahingehend also fast sofort mit ehrlich verblüfften Unterton in der Stimmlage, wo ich es ihm regelrecht anhören konnte, was er dachte. Und unwillkürlich musste ich ihm innerlich recht geben..weil eigentlich war ich zuweilen schon eine rechte Meckerziege und damit manchmal wirklich unausstehlich. Ich konnte es ihm wahrlich nicht verdenken, dass er gedacht hatte, ich würde mich bei ihm beschweren und in deswegen schelten wollen.
 

Doch so merkte ich lediglich wie sich ein schmales, amüsiertes Lächeln über mein Gesicht zog und ich dem Trapper somit ehrlich vergnügt und gönnerhaft entgegnete.
 

„Nein geh du ruhig...ist schon okay Eikskild, ich kann ja inzwischen ganz gut auf mich aufpassen denke ich. Sofern du mir eins der Gewehre da lässt und nimm die Nervensäge von einem Hund mit, Keira wird vermutlich ganz froh sein, wenn sie mal wieder raus an die Luft darf.“ Ich sah ihm völlig ruhig und gelassen entgegen, wobei er die dunklen Brauen kurz und erwartungsgemäß argwöhnisch zusammen zog, doch als ich ihn spontan angrinste, verflüchtigte sich der bis dahin sichtbar angespannte strenge Zug um seine Mundwinkel augenblicklich und der Trapper wirkte zum ersten Mal seit langem ausgeglichen entspannt.
 

Er freute sich offenbar wirklich darüber, dass ich ihm nicht (schon wieder) vorwarf mich entgegen aller Vernunft allein im Haus zurück zu lassen….was ja so inzwischen auch nicht mehr ganz der Wahrheit entsprach, hatten wir in letzter Zweit doch wahrhaftig genug der intensiven Gesellschaft aneinander gehabt.
 

Und so verschwand der nordische Mann wenig später auch wenig überraschend zügig um sich mit Freuden seinen eigenen Angelegenheiten zu widmen, wobei es ihm tatsächlich gelang meinen Hund von seinem Vorhaben zu überzeugen, sich von ihm inzwischen nicht mehr vor den Wagen, sondern des Trappers Hundeschlitten spannen zu lassen.
 

Damit war ich...endlich allein!
 

Ich wusste vor lauter Erleichterung zunächst gar nicht wie mir geschah...waren wir doch knapp zweieinhalb Wochen lang ununterbrochen „aufeinander“ gesessen...und so konnte ich mein Glück kaum fassen, endlich wieder annähernd so etwas wie Privatsphäre genießen zu dürfen...ohne einen Mann vor der Nase oder im Nacken zu haben, der sich zwar alle Mühe gab, möglichst umgänglich zu erscheinen, einen dann aber doch auf irgend eine Art und Weise nicht mehr aus den Augen ließ, wenn auch mehr oder minder unfreiwillig und damit zwangsläufig den momentanen Umständen unterworfen.
 

Dennoch Mann blieb Mann...und mit einem auf so engem Raum zusammen zu leben, mit dem man nicht zwangsläufig auch das Bett teilte, war demnach alles andere als einfach und eine ständige Gratwanderung. Aber das hatte ich mir ja schon im Voraus denken können.
 

Nun gut, dass es nicht einfach werden würde hatte ich gewusst..aber dass ER sich im Nachhinein als eine solch schwierig zu knackende Nuss für mich herausstellen sollte, das hatte ich grundlegend unterschätzt….denn ich sah zum Einen sehr wohl die begehrlichen Blicke die mir folgten, wenn er sich unbeobachtet fühlte, wusste ich ja, dass er mich mochte und mehr noch...eine Geste, ja ein einziger entsprechend auffordernder Blick von mir würde genügen, dass ich vermutlich nicht mehr wüsste, wie mir geschah.
 

Eikskild würde mich im wahrsten Sinne des Wortes überkommen wie eine Naturgewalt….schon seines stürmischen Temperaments wegen, das er ständig so vehement im Zaum und unter Kontrolle zu halten versuchte.
 

Allein das spürte ich unterschwellig sehr genau an ihm, das musste Mann mir nicht noch extra unterbreiten...dazu hatte der Trapper eindeutig viel zu lange ohne eine Frau gelebt. Also so unbedarft naiv, um das nicht wenigstens annähernd zu begreifen war selbst ich nicht mehr und aufgrund dieses Wissens hatte ich nach unserem letzten Zusammenstoß in der Tundra bisher tunlichst darauf geachtet, ihm nicht mehr in irgend einer Weise Avancen zu machen, die ich hinterher bereuen könnte...denn sonst würde ich mich vermutlich schneller in seinem Bett wieder finden, als ich es mir in meinen wildesten Phantasien auszumalen vermochte, die ich trotz aller Vernunft und Beherrschtheit längst schon nicht mehr vollständig verleugnen konnte.
 

Der Trapper war zweifelsfrei nicht unattraktiv auf seine ganz eigene Weise...gewiss nicht...
 

Aber nein DAS kam nicht in die Tüte...auf keinen Fall, vorher würde ich es mir zwangsläufig selber besorgen. Verdammter Shit ich war ja nicht wahnsinnig mich auch noch mit so einem wie IHM einzulassen?! Nein mein Leben war so schon genug aus dem Ruder gelaufen und ihm Frühling war ich mir zu nahezu einhundert Prozent sicher, dass es wieder in die richtigen Bahnen finden würde, wenn ich erst einmal mein Studium auf Svalbard begonnen hatte.
 

Oh heilige Mutter Gottes...was dachte ich da eigentlich? Ich konnte es nicht fassen...machte ich mir wirklich allen ernstes jetzt schon Gedanken darüber wie ICH...mit...mit IHM? Um des Himmels Willen...also das musste ich unterbinden und zwar sofort! Solch unschickliche Gedanken durfte ich mir nicht einmal vorstellen….geschweige denn jemals Realität werden lassen…
 

Um mich davon abzulenken und hoffentlich in weitaus weniger brisante Gedankengänge zu manövrieren beschloss ich damit also zunächst mich nützlich zu machen, was im Umkehrschluss nichts anderes hieß….als Bude auf den Kopf stellen und zwar gründlich, um sie entsprechend auf Vordermann zu bringen. Ich musste demnach die vielleicht einmalige Gelegenheit nutzen, wenn ER nicht da war, um die kleine Hütte nach meinen Vorstellungen zu säubern und in Ordnung zu bringen.
 

Das Ergebnis das ich nach etwa vier Stunden harter Arbeit und viel fluchen s und schwitzen s vorweisen konnte war durchaus annehmbar...zumindest was meinen Geschmack betraf. Die Küche war blitzblank gewienert...ich hatte im Haus für eine gewisse „Grundordnung“ gesorgt und den Boden sogar nass aufgewischt..fehlte jetzt nur noch etwas warmes Wasser um einiges an meiner verschmutzten Wäsche zu waschen...wobei eins oder zwei seiner Hemden und seine so erotisch langen Männer Unterhosen einer Säuberung gewiss auch nicht gänzlich abgeneigt waren.
 

Bedeutete also dass ich Wasser im Kessel aufsetzte, um die Wäsche zu waschen...was Dank meiner (großen) Tube Reisewaschmittels für Handwäsche um einiges leichter zu bewerkstelligen war, als wenn ich die gesamte Wäsche NUR mit Seife und warmen Wassers hätte waschen müssen. Irgendwann war auch das erledigt und die nasse Wäsche hing sauber quer unter dem Dachbalken und durch den Wohnraum gespannt, damit sie trocknen konnte.
 

Ich aber war inzwischen kurz vor dem „Knock out“..den ich mir mit meiner mehr oder minder unsinnigen Putzaktion selber verschafft hatte und daher nur noch bestrebt mich auszuruhen und wenigstens etwas zu entspannen. Außerdem fiel mir auf, dass mir ebenso wie der Wäsche eine gewisse Grundreinigung nicht schaden konnte...denn außer Katzenwäsche war seit meinem letzten „Badetag“ kaum mehr Gelegenheit gewesen mich allein und vor allen Dingen richtig zu säubern, geschweige denn mir wenigstens die Haare vernünftig zu waschen und da ich meinen eigenen Körpergeruch inzwischen schon gewohnt war hatte ich es auch nicht so bemerkt.
 

Aber jetzt hatte ich nach dem schweißtreibenden Geschäft mit der Putzaktion festgestellt, dass ich stank und zwar ganz ordentlich...zumindest was meine eigenen Nase anbelangte. Also packte ich die Gelegenheit beim Schopf allein zu sein und mich damit kurzerhand in die Zinkwanne, die Eikskilt dem Himmel sei dank seit dem letzten Mal nicht wieder zurück in den Geräteschuppen gebracht hatte.
 

Ausreichend warmes Wasser hatte ich noch vom Wäschewaschen übrig und der Zuber war auch da…
 

>also warum nicht?
 

...dachte ich, was konnte es schon schaden sich mal wieder gründlich abzuwaschen.
 

Vor allem allein…
 

...und so zelebrierte ich die schiere Vorfreude eines warmen Bades für mich schließlich in aller sinnlichen Genüsslichkeit, in dem ich den Ofen noch einmal richtig anfeuerte, mir heißes Wasser machte...einige Kerzen anzündete, die ich um die Wanne herum aufstellte und mir zu guter Letzt das alte Radio schnappte, das ich vor kurzem repariert hatte, um während meines wohl verdienten Bades noch ein wenig angenehm gechillte Musik zu genießen.
 

Das allerdings stelle sich als nicht ganz so einfach heraus wie gedacht einen „geeigneten“ Sender zu finden der auch solche spielte, die mir gefiel. Aber irgendwann hatte ich auch diesen gefunden und auf eine mir angenehme aber nicht zu leise Lautstärke eingestellt.
 

Dann besorgte ich mir noch einen heißen Tee und schließlich legte ich mir ein großes sauberes Handtuch bereit und meine Kleider ab, um mich im wohlverdienten Bad zu säubern und zu entspannen. Und so lang ich irgendwann lauthals vor mich hin singend in der Zinkwanne und genoss das warme Wasser in vollen Zügen, das ich obendrein mit einer ordentlichen Menge meines Duschbades versehen hatte, so dass es entsprechend schäumte.
 

Was ich dabei allerdings nicht bemerkte war die dumme Tatsache, dass ich irgendwann nicht mehr alleine war...da es jetzt immer dunkel war, hatte ich mein Gefühl für Zeit vollkommen verloren...und so nicht bemerkt, dass meine Aktivitäten mehrere Stunden in Anspruch genommen hatten...was im Umkehrschluss bedeutete, dass ER irgendwann durchgefroren und erwartungsgemäß hungrig wieder auf der Bildfläche auftauchen würde.
 

Ich hatte den Mann mit dem ich hier lebte schlichtweg einfach vollständig ausgeblendet und damit vergessen.
 

Ich bemerkte ihn schon deshalb nicht weil ich ihn zweifellos im Rücken hatte...als ich aufstand um mich abzutrocknen und dann rasch aus der Wanne heraus zu steigen. Ich merkte es erst an dem eigenartig unterschwelligen Prickeln im Nacken, bei dem ich mich fühlte als würde ich beobachtet werden. Als ich hastig aufstand um nach dem Handtuch zu greifen, damit ich mich darin einwickeln konnte, drehte ich mich halb um...da...und erst da, fiel mein Blick wie zufällig zur Türe hin und mir bleib nahezu der Mund offen stehen als ich IHN dort stehen sah...reglos..stumm...wie versteinert...
 

Ich sah auch wie er sich ganz plötzlich straffte...nahe dran einfach zu mir zu kommen, um mich zu berühren. Der Trapper fing sich im letzten Moment und blieb stehen...so konnte ich das leise überraschte sowie merklich erregte Keuchen überdeutlich hören, das sich dabei ungewollt aus seiner Kehle löste und mich allein ihn so zu sehen zutiefst verunsicherte.
 

Ich wusste nicht wie lange er schon da gestanden hatte...aber ich wusste, dass es ganz eindeutig lange genug gewesen war um DAS zu sehen…um ALLES von mir zu sehen...um zu sehen was er nicht sehen sollte!
 

Meinen vollständig entblößten Körper...
 

„UND hat es sich wenigstens gelohnt...?“ Fauchte ich ihn demnach heftig empört an, als ich mich hastig in mein Badehandtuch gewickelt hatte und nicht nur innerlich wutschnaubend aus der Wanne heraus stieg.
 

Ich sah ihn schlucken...kurz und ein zwei mal sehr hart...dann nickte er plötzlich…er wirkte überraschend selbstbewusst, beinahe eine Spur trotzig aber doch auch von einem Hauch schlechten Gewissens berührt...denn er wusste, dass er etwas getan hatte, was sich an sich nicht gehörte.
 

Er hätte mich nicht gegen meinen Willen ansehen dürfen, zumindest nicht vollständig entblößt, denn ich war weder seine Geliebte noch seine Frau…
 

ABER...
 

...ganz tief hinten in meinem Kopf regte sich mit einem Mal der inzwischen lange verschüttete Gedanke daran, was mir anfangs unfreiwillig mit ihm wiederfahren war...denn wenn ich es genau nahm, hatte sich dieser Umstand zwischen uns ja schon einmal ergeben, gewisserweise in der Umkehr. Was bedeutete, dass ich ihn schon einmal SO gesehen hatte wie er mich jetzt sah, also vollständig ohne seine Kleider. Das war zweifelsohne nach der spontanen Waschaktion unter seiner Freiluftdusche gewesen.
 

Weshalb also regte ich mich eigentlich so künstlich darüber auf? Damit waren wir sozusagen quitt...und trotzdem fiel es mir unendlich schwer, es einfach so zu akzeptieren...
 

Zu allem Überfluss entnahm ich in seiner schönen tiefen Stimme nicht die geringste emotionale Regung als er mich einen Augenblick später erneut sprach.
 

Sie wirkte gefasst und überraschend überzeugt...
 

„Du sein für mich eine sehr schöne Frau..ich es dir haben schon einmal gesagt Lyria, du es nur vergessen haben! Was können ich denn dafür, wenn du nicht daran denken, dass du hier nicht allein leben? Du hätten doch wissen müssen, dass ich irgendwann wieder zurück kommen werden...oder etwa nicht?!“
 

Hörte ich ihn mir leise und betont gefasst antworten, als ich ihn noch immer mit meinen Blicken aufspießte wie ein Spanferkel, das gleich auf den Grill kommen sollte..wobei ich insgeheim natürlich genau wusste, dass er Recht hatte und so schon aus lauter Frustration dessen, so blöd gewesen zu sein, um das zu vergessen, beinahe Stechschritt an ihm vorbei wollte, um in den kleinen Nebenraum zu kommen, damit ich mich wieder ankleiden konnte.
 

Doch als ich gerade im Begriff war mich wenig begeistert an ihm vorbei zu drängen, das lange Badetuch dabei noch immer fest um mich geschlungen und mit zitternden Händen festhaltend spürte ich ganz plötzlich wie sich seine Hände sanft aber doch mit Nachdruck auf meine nackten Schultern legten und er mich so daran hinderte, an ihm vor bei zu kommen. Ich spürte wie der Trapper mich zu sich hin umdrehte, dass ich gezwungen war ihn anzusehen und ich fühlte plötzlich so unverhofft das heiße Prickeln meiner Haut unter seiner Berührung und was sie in mir auslöste, dass ich vor Verwirrung darüber, das ich es als so intensiv empfand heftig erschrocken aufkeuchen musste.
 

Eikskild sagte nichts...starrte mich nur ebenso verwirrt an, wie ich ihn ansah. Ich konnte nicht sprechen, so wenig wie er...wir wussten es beide in diesem kurzen Augenblick des Erkennens...und doch wagte es keiner auszusprechen. Es fiel kein weiteres Wort zwischen uns...ich fühlte nur wie er mich ungewöhnlich besitzergreifend in seine starken Arme zog. Einen Augenblick lang dachte ich wirklich, der Trapper würde mich küssen wollen, so nahe spürte ich ihn, seine Körperwärme, seine Nähe….den warmen Atem, der sich an meinem Hals brach und dort leicht ins Stocken geriet.
 

Doch dann schob er mich ganz plötzlich energisch von sich fort…
 

„Ich haben mir kürzlich etwas geschworen...du entschuldigen mich. Lyria es mir sehr leid tun, dass ich nichts gesagt oder mich bemerkbar gemacht haben, das sein sicher nicht in Ordnung gewesen. Ich hätten dich nicht so offen anstarren und in diese Lage bringen dürfen...können du mir das noch einmal verzeihen?“ Hörte ich ihn mir mit einem Mal ungewöhnlich entschlossen und mit Nachdruck antworten.
 

Ich nickte völlig verdattert angesichts dieser seltsam einsichtigen Reaktionen des Mannes, der insgeheim vermutlich nichts lieber tun würde als mich davon zu überzeugen, ihn doch endlich als den Mann zu sehen oder anzuerkennen, der er nur zu gerne für mich wäre….
 

Und wenn ich ehrlich war konnte ER ja auch gar nichts dafür, es war ganz allein meine Schuld, dass ich so unachtsam gewesen war den Umstand völlig auszublenden nicht alleine zu sein und es war eben jene Tatsache gewesen, dass ich ihn nicht kommen gehört hatte, die ich mir selber nicht verzeihen wollte.
 

Denn Eikskild war vorhin vermutlich nicht einmal so besonders leise zur Türe herein gekommen, die ich ohne darauf zu achten im Rücken gehabt hatte, schon weil er nicht mal ansatzweise ahnte, was ich da während seiner Abwesenheit getan hatte.
 

Ich hätte es eigentlich schon an dem ordentlichen Schwall kalter Luft merken müssen...und an dem unachtsamen Gepolter, das er beim Eintreten in den kleinen „Flur“ verursacht hatte, aber ich hatte das alles überhört und das alte Radio dafür eindeutig einen Tick zu laut gestellt wobei ich selbst kräftig am vor mich hin trällern gewesen war, dass ich ihn nicht kommen hören konnte, selbst wenn ich damit gerechnet hätte.
 

Und doch war Mann schlussendlich so dreist gewesen, sich nicht im Ansatz bemerkbar zu machen und mich vorzuwarnen. Nein ER hatte es offenbar nicht für notwendig befunden und mich damit sozusagen absichtlich in diese „Falle“ tappen lassen...eine die ich als furchtbar peinlich und dazu noch fürchterlich emotional aufwühlend empfand und zwar nicht nur für mich allein…
 

Oh ja ich wusste es, denn ich hatte den hungrigen Blick gesehen mit dem er mich angestarrt hatte….unfähig die Augen auch nur ansatzweise abzuwenden…
 

Nur zu gut hatte ich ihn gesehen und verstanden. Der Mann wollte mich und doch wusste er, dass er mich nicht begehren durfte...noch mich haben konnte. Ich hatte es ihm ja letzten Endes überdeutlich zu verstehen gegeben. Und doch war ich selbst zutiefst entsetzt darüber wie bereitwillig ich es zugelassen hätte mich seinen starken Armen und seiner sinnlichen Leidenschaftlichkeit zu überlassen...
 

Hätte dieser begehrliche Blick von ihm nur noch einen Augenblick länger angedauert...nur noch einen Augenblick länger, dann wäre es um meine so mühsam gewahrte Selbstbeherrschung vollständig geschehen gewesen und wo wir beide dann gelandet wären, wurde mir dabei nur all zu klar.
 

Der Weg in sein oder mein Bett wäre damit wohl der unvermeidliche Schritt gewesen, den wir hinterher sehr wahrscheinlich schwer bereut hätten.
 

Doch zu meinem größten Entsetzen begann genau dieser Gedanke mich unbewusst immer mehr zu beschäftigen….die Vorstellung daran ihn lieben zu können war lange nicht mehr so abwegig, wie ich es mir selbst weiß machen wollte und ganz tief in meinem Inneren, in meinen intimsten Träumen wusste ich längst, dass es sich ein Teil von mir insgeheim sogar wünschte dies zu tun.
 

Aber das durfte ich nicht zulassen, das würde ihm das Herz brechen und mir dazu...wenn ich mich mit ihm einließ musste ich hundertprozentig sicher sein, dass ich bei ihm bleiben wollte um mit ihm zu leben, denn sonst hatte das ganze kein Zukunft und da ich das nicht wusste....da ich im Augenblick überhaupt nicht mehr wusste, was ich eigentlich wollte, versuchte ich einfach nur intuitiv mich möglichst nicht an diesen Mann zu verlieren...den Mann, den ich wenn ich bei ihm blieb wirklich von ganzem Herzen aufrichtig lieben wollte.
 

Und dahingehend musste ich mir wenn ich das tat wirklich vollkommen sicher sein…
 

...und solange ich das nicht war, gebot ich mir selbst nicht etwas zu tun, was hinterher einen unvermeidlichen Scherbenhaufen hinterlassen würde….das hatte ich während meiner vergangenen Beziehungen bereits einmal zu oft am eigenen Leib erlebt.
 

DAS wollte ich daher auf keinen Fall noch einmal erleben! Nicht noch einmal...



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