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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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UND auf der Suche nach einem (geeigneten) Lagerplatz

Eikskild sprach nicht mehr viel mit mir...irgendwann ließ er mich von selbst los, wo ich ein knappes Stück hinter ihm her ging...während ich versuchte mit den eher kurz geratenen, aber trotzdem weitgreifenden forschen Schritten des Trappers mitzuhalten. Was jedoch längst nicht so leicht ging, wie ich zunächst dachte und ich damit sehr schnell ganz gehörig außer Atem geriet, schon weil ich völlig unsportlich wie ich war, kaum eine vernünftige Chance hatte, diesem zähen und äußerst ausdauernden Nordländer auch nur ansatzweise die Stirn zu bieten. Geschweige denn, mich seinem Tempo anpassen zu können, mit dem er unbeirrt der Spur nachfolgte, die der Buggy mit den Hunden ganz offensichtlich genommen hatte und Keira ihm nach wie vor ohne davon abzuweichen weiter den Weg zeigte.
 

Aber so hatte ich wenigstens genug Zeit um darüber nachzudenken, WAS ich da vorhin eigentlich so Stimmgewaltig ungeschminkt an Vorurteilen und völlig hergeholten Unterstellungen an ihn los gelassen hatte?!
 

Jetzt im Nachhinein schalt ich mich dafür als eine wahrhaftig dämliche und unbeherrschte Kuh...weil ich genau wusste, dass es ungerechtfertigt und einfach nur vollkommen unsachlich und dumm von mir gewesen war, was ich dem armen Mann da eigentlich anzuhängen versucht hatte.
 

>Als ob ER dir wirklich an die Wäsche wollte….HIER...in dieser Saukälte und überhaupt?! Ohhh..ja klar...du spinnst ja völlig Lyria!
 

Fuhr es mir dabei unangenehm berührt und von einem merklich schlechten Gewissen behaftet durch den Kopf.
 

Aber zu meiner Verteidigung musste ich mir auch eingestehen, dass mein Verstand schon eine ganze Weile nicht mehr besonders zuverlässig DAS tat, worauf ich mich sonst hatte eigentlich immer verlassen können...nämlich zuerst einmal alles an Gesichtspunkten gründlich abzuwägen und erst DANN zu agieren beziehungsweise zu reagieren.
 

Doch seit ich hier auf Svalbard gelandet war, wurde ich den üblen Verdacht nicht mehr los, dass mir genau diese ansonsten so nützliche wie eiserne Verhaltensregel vollständig abhanden gekommen war...und ich hatte nicht die geringste Ahnung weshalb?!
 

Rationell gesehen konnte ich es mir jedenfalls kaum erklären.
 

Obwohl ich es mir beinahe denken konnte...denn dass ER zwangsläufig damit zu tun hatte, wollte ich noch immer nicht wirklich wahr haben. Also ignorierte ich diese Tatsache standhaft und redete mir anstatt dessen allerlei anderes dummes Zeug ein...was natürlich völliger Schwachsinn war...aber es beruhigte mich und die in meinen Augen derart abwegige Vorstellung daran, mich ausgerechnet in DIESEN chaotisch liebenswerten Nordmann verliebt zu haben ungemein.
 

NEIN..ich war bestimmt NICHT in ihn verliebt und damit basta!
 

Zugegeben, ich mochte ihn irgendwie...er war auf seine Art ja ein netter und charakterlich aufrichtiger, gradliniger Kerl, der wenn er wollte, durchaus sympathisch sein konnte...aber das war s dann auch.
 

Das zumindest versuchte ich mir weiterhin konsequent einzureden...mit mehr oder minder vielversprechendem Erfolg. Denn meine Knie wurden trotzdem noch butterweich, wenn er mir auch nur ansatzweise zu nahe kam...und genau das war es, was mich daran am Allermeisten ärgerte. Unbewusst ahnte ich, dass ich mich selbst belog...doch das half mir in der Situation auch nicht wirklich weiter.
 

Ich wusste nicht was ich tun sollte...ich wollte nicht bleiben auf keinen Fall...im Frühling würde ich auf alle Fälle fortgehen. Also machte es keinerlei Sinn, mich näher mit ihm einzulassen, um ihm oder mir das Herz zu brechen...denn das würde unweigerlich geschehen, wenn ich es darauf ankommen ließ...und das wollte ich um jeden Preis vermeiden.
 

Also war ich unbeherrscht, ungerecht und nur in allen erdenklichen Varianten launisch biestig zu ihm...um mir den Mann weiterhin erfolgreich vom Hals zu halten...denn SO konnte er mich ja unmöglich gern haben. Das war jedenfalls meine Hoffnung und auch meine Strategie...leider hatte ich dabei nicht bedacht, dass Eikskild lange nicht so dumm war, wie ich angenommen hatte, um dieses von mir vorsätzlich abgezogene Schauspiel nicht längst zu durchschauen…
 

….denn ER war im Gegensatz zu mir immer ehrlich und authentisch, was seine Gefühlswelt mir gegenüber anbelangte. Das machte mir nur noch mehr Kopfzerbrechen...denn ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
 

Und der Winter kam ja in dem Sinn erst noch auf uns zu…
 

Ich ertappte mich bei einem heftigen Schlucken und einem ungewollt forschenden Blick auf den körperlich gedrungenen und überaus kräftig untersetzen Nordmann, der von all dem nichts ahnend vor mir her ging und sich immer wieder bückte, wie um den Weg und die Spuren zu prüfen, die vor ihm lagen. Sein schwarzer dichter Haarschopf, schimmerte fahl bläulich im sterbenden Tageslicht, die Dämmerung verschluckte jede unserer Bewegungen und auch unsere beiden Gestalten immer deutlicher...was den Klos in meinem Hals, den ich schon seit Anfang an mit mir herum trug, nur noch verstärkte.
 

Doch mit einem Mal blieb der Trapper unvermittelt stehen..ich sah, wie er sich abermals an einem niedrigen Bäumchen des spärlichen Tundrabewuchses bückte, um einen abgestorbenen Ast aufzuheben und auch noch einen abzubrechen, der nur noch lose am Bäumchen hing.
 

„Wa..was..machst du da?“ Fragte ich ihn leise und entsprechend ratlos, als ich ebenfalls neben ihm anhielt und ihn dabei mit großen Augen ansah. Er lächelte mir spontan entgegen, es wirkte jedoch ein wenig gequält...
 

„Ich versuchen Feuerholz für heute Nacht aufzutreiben, so lange es noch hell genug dafür sein und wir etwas sehen können. Wenn du totes Holz auf unserem Weg finden, dann du es aufheben Lyria wir jeden Ast benötigen, den wir kriegen können...denn es werden verdammt kalt heute Nacht.“
 

Mit diesen Worten kramte er aus den Tiefen seiner Taschen ein dickeres Stück Schnur oder eine Art Seil, mit dem er die beiden Scheite, die er gefunden hatte geschickt zusammen band und bündelte, ehe er sie sich auf den Rücken gleiten ließ, um sie zu einem ihm geeignet erscheinenden Lagerplatz mitzunehmen.
 

„Ich..ähhh...okay?! Gut, das habe ich begriffen!“ Antwortete ich ihm daraufhin entsprechend verdattert, wobei er jedoch keinerlei Anstalten machte stehen zu bleiben oder sich intensiver mit mir abzugeben. Nachdem er das noch äußerst dürftige Holzbündel energisch geschultert hatte, drehte er sich einfach um und ging mit Keira weiter den unwegsamen Weg durch niedriges Gestrüpp und Flechten entlang, den er zuvor schon unbeirrbar eingeschlagen hatte.
 

Leise seufzend folgte ich ihm entsprechend resigniert nach, wobei ich tunlichst darauf achtete genau das zu machen, was er mir aufgetragen hatte...ebenso wie er selbst. Jedes noch so kleine Stückchen das nach Holz oder etwas annähernd brennbarem aussah, das wir beide unterwegs fanden, wanderte somit umgehend in Eikskilds kleines Bündel auf seinem Rücken, das sich inzwischen glücklicherweise um einiges vergrößert hatte...wenn vermutlich auch noch nicht genug, um für die ganze Nacht auszureichen.
 

Aber es war dennoch besser als nichts…
 

..so ging es eine geraume Zeit bis es schließlich eindeutig zu dunkel wurde um dem Weg noch weiter zu folgen.
 

Der Trapper blieb ganz plötzlich unvermittelt stehen...drehte sich um und sah mich kurz an, dann sagte er mit seiner üblich festen und leicht befehlsmäßigen Tonlage. „Es sein soweit, wir nicht mehr weiter können. Wir unsere Suche nach meine Hunde für heute abbrechen und uns anstatt dessen ein vernünftiges Lager suchen müssen. Du kommen und mir helfen Lyria...ich dich brauchen. Du hier in nahe Umgebung Ausschau halten, nach eine Mulde oder größere Bodenvertiefung, die wir als Lagerplatz nutzen können..sie werden uns als Wind und Kälteschutz dienen müssen. So werden ich es auch machen...wer zuerst eine gefunden haben, holen den Anderen her, aber du in mein Rufweite bleiben, ich dich nicht schon wieder verlieren wollen, du haben das verstanden Englischfrau?“
 

Ich sah mir seine Augen während dieser klaren Worte im schwindenden Dämmerlicht streng entgegen funkeln und beeilte mich schon deshalb hastig zu nicken.
 

„Ohh ja..ja sicher, in Rufweite, ich habe verstanden. Jeder sucht nach einem geeigneten Lagerplatz. Alles klar mach ich Eikskild.“ Antwortete ich ihm tapfer, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht wirklich davon überzeugt war im Ansatz so etwas zu finden...
 

„Ähh..kann ich..kann ich nicht wenigstens den Hund haben? So als..als Schutz..meine ich?“ Hakte ich noch einmal mit einem sichtlich verlegenen Grinsen nach, als er Anstalten machte, sich in die mir entgegen gesetzte Richtung in Bewegung zu setzen. Ich hörte ihn leise, wie ungemein belustigt lachen. „Wenn du meinen, dass du dich dann besser fühlen, bitte Lyria..es sein im Übrigen ja auch dein Hund, nicht meiner?!“ Kam einen Moment später die entsprechende Antwort von ihm an mich, wobei er mir die Leine meiner Hündin umgehend in die Hand drückte.
 

Er war vorsichtig aber doch beeilte er sich sie schleunigst los zu werden, das merkte ich an dem, wie er die Hand rasch fort zog, um mich nach Möglichkeit nicht mehr berühren zu müssen, als nötig. Dann war er fort...er drehte sich um und ließ mich einfach stehen. Ich sah ihn in die mir entgegen gesetzte Richtung laufen...und tat schließlich auch das, was er von mir gefordert hatte. Ich sah mich nach einem Lagerplatz um...wenn auch mit wenig Hoffnung, den vor dem Dunkel werden, tatsächlich zu finden.
 

Wenig später hörte ich den Trapper nach mir rufen...ich selbst hatte nichts passendes entdecken können, das seinen Bedürfnissen auch nur im Ansatz entgegen kam...also forderte ich Keira hastig auf, mir bei Fuß zu folgen und rannte fast in die Richtung, aus der ich seinen leisen Ruf vernommen hatte. Ein fataler Fehler, wie ich sehr schnell feststellte, denn ich machte mich beinahe noch auf dem unwegsamen Boden lang, der von allerlei Ranken, Farnen und Moosen, sowie unzähligen kleineren und größeren Felsbrocken überzogen war und somit eine Stolperfalle nach der anderen bildete, die ich in der Dämmerung kaum mehr sehen konnte.
 

Was bedeutete, dass ich mich gerade noch so abfing und umgehend dazu zwang langsam zu gehen. Kurze Zeit später war ich bei ihm angelangt, ich konnte lediglich noch seinen gedrungenen Schemen in der fahlen Finsternis ausmachen, die sich über die Tundra gelegt hatte.
 

Aber offensichtlich hatte seine Suche weitaus mehr Erfolg gehabt als meine...der Platz sah wesentlich besser aus als ich dachte oder selbst einen hätte finden können. Eikskild hatte zielstrebig wie er war, tatsächlich eine Art von kleiner Mulde ausfindig gemacht, so wie er es beabsichtigt hatte...eine Mulde, die zu allen Seiten hin tiefer und damit zweifellos geschützter als die übrige Tundra lag...auch wuchsen dort ein paar verkrüppelte Bäumchen ganz in der Nähe, deren trockenes Holz den doch noch immer sehr kläglichen Bestand unseres Feuerholzvorrates sehr willkommen aufstocken würde.
 

Clever..echt clever das musste man ihm schon lassen, der Trapper hatte offensichtlich eine ausgesprochen gute Nase dafür sich in der Wildnis durchzuschlagen...das stellte ich mehr als verblüfft fest, als ich den kleinen geschützten Platz zu Gesicht bekam….der zwar nicht eben luxuriös aber doch vertrauen erweckend wirkte.
 

Jedenfalls sehr viel besser, als direkt irgendwo mitten in der Pampa auf dem Präsentierteller nächtigen zu müssen. Na immerhin...besser als nichts! Dennoch graute mir vor dieser Nacht...nicht so sehr wegen der bevorstehenden Kälte...sondern viel eher vor dem Wissen gänzlich auf IHN angewiesen zu sein.



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