"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 5: auf Robbenjagd ------------------------- „Wie gesagt ich glaube nicht an solchen Schwachsinn, das habe ich mir schon lange abgewöhnt...aber danke der regen Anteilnahme Trapper, selbst wenn es in meinen Augen äußerst unrealistisch klingt. Vielleicht stirbt die Hoffnung darauf, doch irgendwann den richtigen Partner zu finden, der wirklich zu einem passt in den Köpfen der einsamen Kämpfernaturen wie unsereinem als letztes...wer weiß? In meinen Augen und meiner Erfahrung nach an sich zwar blanker Hohn...aber letzten Endes auch eine Frage, die sich wohl nicht so einfach beantworten lässt...schon gar nicht jetzt im Augenblick. Entschuldige aber ich bin sehr müde, ich werde wohl mal besser in mein Bett gehen, immerhin muss ich laut deiner Ansage morgen ja irgendwelche unschuldigen Viecher umbringen... ...also dann....gute Nacht!“ Mit diesen ehrlichen, wie ungemein harten Worten an ihn erhob ich mich umgehend von meinem Platz der ihm gegenüber lag, woraufhin er mich überrascht anstarrte...ich jedoch im Gegenzug nicht ganz die Antwort von ihm erhielt, die ich jetzt eigentlich erwartet hätte. Er hingegen ließ sich nicht ansatzweise auf das ein, was ICH darüber dachte...und ich konnte überhaupt nicht abschätzen, wie ER diesem Thema generell gegenüber eingestellt war. Aber vielleicht hatte er mich auch nicht verstanden. Kommunikation zwischen uns war ja nun auch nicht ganz so einfach zu gestalten..allein schon wegen der sprachlichen Hürden und dieses Thema war nun nicht wirklich ein einfaches...das musste ich zugeben. Doch wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch nicht näher wissen, denn ER war mir im Grunde eigentlich so ziemlich egal. Und so kam lediglich ein etwas säuerliches..“was du schon schlafen wollen? Du aber schnell müde Englischfrau...“ als prompte Gegenantwort von ihm an mich. Ich nickte indessen nachdrücklich entschlossen. „Hmm ich denke das bin ich, entschuldige mich bitte Eikskild aber ich werde dann jetzt wohl schlafen gehen!“ Setzte ich mit sichtlich gerunzelter Stirn nach, als ich in sein entäuschtes Gesicht sah...offenbar hatte er ernsthaft angenommen, dass ich ihm noch etwas länger Gesellschaft leisten würde. Aber den Gefallen wollte ich ihm ganz bestimmt nicht tun und außerdem war ich wirklich hundemüde, die viele Bewegung an frischer Luft und in der freien Natur war ich nicht gewohnt...daher war das an sich nicht mal gelogen. Ich fühlte mich ernsthaft wie erschlagen und hatte demnach das starke Bedürfnis, mich mal wieder ordentlich auszuschlafen. Was morgen früh aber sicher nicht der Fall sein würde...da ja Robben jagen auf unserem gemeinsamen Skandinavien Adventure Programm stand. Er ließ mich dennoch gehen...ich merkte zwar, dass es ihm nicht so besonders gefiel, dass ich ihn in dem Sinne allein mit sich selbst sitzen ließ..aber er war es ja an sich gewohnt, also schluckte ich mein schlechtes Gewissen hinunter und ging ins Bett, wo sich mein Hund abermals ganz selbstverständlich auf der Schlafsack Decke breit machte, wie um über mich zu wachen. Wobei ich so langsam aber das Gefühl bekam, dass ich wegen Eikskild sicherlich keine Bedenken mehr haben musste. Der Trapper würde mich gewiss nicht gegen meinen Willlen anrühren...so vertrauenswürdig war dieser Mann...ich fühlte es, ohne es bestätigt wissen zu müssen. Eikskild war sicher kein Held des hohen Nordens...aber immerhin eine ehrliche Haut und ein grundanständiger Charakter, auch wenn er sich insgeheim wohl andere Hoffnungen gemacht hatte, was mich als Frau betraf. So akzeptierte er meine Entscheidung doch, wie ich es von ihm erwartet hatte. Trotzdem brauchte ich eine ganze Weile, bis ich endlich einschlafen konnte. Ich hörte ihn wie er nicht lange danach ebenfalls Anstalten machte, sich in sein eigenes Bett zu verkrümeln, wohl auch um eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, die er vermutlich ebenso nötig hatte wie ich. Der nächste Morgen kam viel zu früh, jedenfalls für mich...es war noch nicht einmal richig hell, als ich spürte wie ich von jemandem ziemlich unsanft an der Schulter geschüttelt wurde..wobei mein Hund ein leises bedrohliches Knurren von sich gab...das mich dann noch vollends aufweckte. „Du aufwachen Lyria es längst Zeit...kommen...du schnell aufstehen, wir zu viel Zeit verlieren. Wir auf dem Wasser sein müssen, bevor das Wetter umschlagen und schlechter werden und der Wellengang zu hoch werden.“ Hörte ich ihn leise sprechen, wobei ich das was er zu mir sagte jedoch nur so halb wahr nahm. Ich schreckte verwirrt hoch und setzte mich hastig auf...da sah ich unmittelbar erneut, in das ungewöhnlichste dunkelblaue Augenpaar, das ich jemals zu Gesicht bekommen hatte, wo es mich während dessen interessiert und völlig ungeniert musterte....es war zweifellos jenes das ihm gehörte. Eikskild richtete sich einen Moment später jedoch rasch auf und räusperte sich im Anschluss vernehmlich. „Wir etwas essen und dann gehen, du dich besser beeilen, dein Hund bleiben hier, das sonst viel zu gefährlich. Wir anstatt dessen meine vier Huskys nehmen und das Boot damit an den Strand bringen. Du haben das verstanden?“ Ich sah ihn verblüfft an, schiere Begeisterung sah deutlich anders aus, aber was hatte ich denn für eine Wahl? Keine...und das wusste ich auch. „Ich komme...ich ahhh muss mir noch noch etwas über ziehen. Gib mir fünf Minuten...okay?!“ Kommentierte ich seine nicht eben sanften Weckversuche an mich, entsprechend resigniert und merklich unwillig. „Gut, du haben eine Viertelstunde nicht mehr, der Kaffee sein fertig, ich ihn dir auf den Tisch gestellt haben. Ich so lange schon mal gehen und nach den Hunden sehen...sie noch etwas fressen müssen.“ War seine Antwort darauf, die ich mit einem noch völlig übermüdeten Gähnen zur Kenntnis nahm. „Hmm ist schon gut, ich habe verstanden.“ Setzte ich mit einem leisen nicht eben interessierten Brummen nach, wobei ich Anstalten machte, den Vorhang zu zu ziehen, damit ich mich wenigstens halbwegs ungestört anziehen konnte. Doch er wartete gar nicht erst ab, bis ich soweit war. Kaum hatte er mich wach geschüttelt, machte Eikskild auf dem Absatz kehrt, ohne noch länger auf mich zu achten. Ich sah noch kurz verwirrt dabei zu, wie er es haar genauso wie am Vortag machte, was also hieß....Kaffee in sich rein schütten, nochmals das Trockenfleisch samt einem groben Kanten Brot zwischen den Zähnen verschwinden lassen. Seine Ausrüstung zusammen zu packen, die aus einigen Fallen, seinem Gewehr und einem langen Hirschfänger bestand, dann war er schon zur Türe hinaus, noch ehe ich „Donnerwetter“ sagen konnte. „Na der Mann hat s ja mal mächtig eilig!“ Murrte ich indessen leise vor mich hin, wobei ich verbissen versuchte mich in meine wärmsten und möglichst wasserdichtesten Outdoorklamotten zu verpacken, die ich besaß. Keira stand derweil vor mir und das schwache Schwanzwedeln zeigte mir sehr deutlich an, dass sie mitkommen wollte. Als ich fertig war, strich ihr sanft über den Rücken. „Das geht nicht, du kannst jetzt nicht mit. Er hat gesagt du darfst nicht. Wir gehen nacher Gassi...versprochen.“ Flüsterte ich ihr dabei leise zu, wobei ich ihr noch einmal liebevoll über den Kopf und die weichen Ohren strich. Mein Hund sah mich mit großen Augen an, das leichte Schwanzwedeln erstarb augenblicklich, die kluge Hündin hatte schnell begriffen, dass ich sie jetzt nicht mitnehmen würde. Mit einem leisen merklich beleidigten Grollen trollte sie sich schließlich in ihre Ecke, die sie sich selbst als ihren Stammplatz auserkoren hatte. Es war eine alte löchrige Wolldecke, die ihr der Trapper als Lagerplatz angeboten hatte. Es war eine von IHM...denn sie roch offenschtlich auch ganz deutlich nach ihm und mein Hund hatte sie ohne weitere Umschweife sofort als sein Eigentum beansprucht. Ich gewann dabei fast den Eindruck, dass meine Hündin irgendwie auf Eikskild stand...denn solche eigenartigen Ambitionen wie diese, hatte sie bisher noch nie bei jemandem gezeigt und schon gar nicht bei einem Mann. Allein aus dem Grund war ich entsprechend überrascht, dass sie es ausgerechnet bei ihm tat. Irgend etwas hatte dieser seltsame Kerl von einem Trapper an sich, das meinen Hund wie magisch anzog, ich wusste nur noch nicht, was es war. Leider hatte ich nicht mehr viel Zeit mir dahingehend Gedanken zu machen oder es heraus zu finden...da ich mich langsam auf den Weg nach draußen machen sollte. So tat ich es ihm nach, kaum dass ich angezogen war. Ich leerte meine Kaffeetasse ebenso schnell und mit nur einem Schluck so wie er, wobei ich das Trockenfleisch allerdings großzügig verschmähte und mich anstatt dessen an dem altbackenen skandinavischen Graubrot vergriff, von dem ich mir eine ordentlich dicke Scheibe abschnitt und sie während dem hinausgehen hastig hinunter schlang. Ich wollte fertig sein, wenn er zurück kam und ich wusste auch, dass ich heute den Tag über vermutlich nicht viel zwischen die Zähne bekommen würde, jedenfalls nicht, bis wir beide erfolgreich gewesen waren, denn auch seine Vorräte an Fleisch waren knapp geworden und wenn wir etwas essen wollten, dann mussten wir zwangsläufig etwas jagbares vor den Gewehrlauf bekommen...selbst wenn es so etwas exotisches wie Robbenfleisch war. Noch während ich kaute, ging ich vor die Türe der Hütte, um meinen Rucksack mit dem Notproviant, der Signalpistole und dem Pfefferspray (gegen die Eisbären selbstverständlich) zu schultern und auf ihn zu warten...doch zu meiner grenzenlosen Überraschung, sah ich ihn bereits die Hunde im Tandemzuggeschirr an den leichten Buggy spannen, bei dem unten vordringlich Reifen aus Gummi als Fortbewegungsmittel dienten...als Pendant zum Schlitten für den Winter. Auch das kleine robuste Schlauchboot mit dem Außenbordmotor, das nicht mehr als zwei Personen verkraftete hatte er bereits auf den Wagen aufgeladen. Wow also er war wirklich flink und äußerst zielstrebig in seinen Planungen und auch deren Umsetzung, das musste man ihm schon neidlos zugestehen. Als er fertig war...sah er sich kurz um, wahrscheinlich um zu prüfen, ob ich inzwischen schon aufgetaucht war. Als der Trapper mich bemerkte gab er mir einen kurzen Wink und auch einen entsprechenden Ruf, dass ich zu ihm kommen solle. Ich sah damit also zu, ihm den Gefallen zu tun und setzte mich im Eiltempo in Bewegung. Als ich wenige Sekunden später beim Geräteschuppen ankam, stand er schon breitbeinig auf dem hinteren Ausleger des Gespanns und sah mir mit sichtbarem Unmut entgegen...seine vier Huskys sprangen vor Ungeduld und Spannung hin und her und zerrten heftig am Geschirr..sie wussten, dass es gleich los gehen würde. „Shazra...wo du so lange bleiben Lyria? Ich die Hunde kaum noch halten können...los du dich da auf den Wagen setzen, wir fort müssen..es sein schon spät!“ War der prompte Empfang an mich, als ich bei ihm ankam. Ich schenkte ihm dafür glatt eins meiner gekonntesten sarkastischsten Lächeln. „Oh entschuldige Trapper, aber ich musste mir noch kurz die Nase pudern, damit ich auch hübsch genug für die Mördershow bin, die mich gleich erwartet...deshalb hat s leider etwas länger gedauert!“ War die Antwort die er dafür von mir erhielt, wobei ich Anstalten machte zu tun, was er von mir gefordert hatte. Ich versuchte mich auf den Wagen zu setzen....was mir allerdings nicht gleich auf Anhieb gelang, vordringlich weil die Hunde einen solchen Zug drauf hatten, dass ich alle Mühe hatte, den richtigen Augenblick nicht zu verpassen, sonst würde ich mich nämlich gleich auf den Allerwertesten setzen, anstatt ordnungs gemäß auf dem Buggy platz zu nehmen. Indem bekam ich auch noch seinen Kommentar auf meinen zugegebenermaßen etwas hirnlosen Spruch präsentiert, der es wie zu erwarten in sich hatte. Seine Tonlage war zumindest entsprechend grimmig, sowie auch seine Gesichtsmimik dazu. „Du das lassen und aufhören blöde Witze zu machen Englischfrau, das nicht sehr lustig sein....die Tiere das nicht verdient haben. Du nie vergessen, sie allein bestimmen über dein Schicksal ob du hier in Wildnis überleben können oder ob du sterben müssen. Sie also etwas mehr Respekt verdient haben und jetzt du dich setzen und besser Mund halten...wir müssen los!“ Mit einem ruppigen Knurren spürte ich, wie er mich kurz am Arm packte und dann entschlossen und mit ordentlich Schwung auf den Wagen wuchtete....es ging alles so schnell, dass mir keine Zeit zum Antworten blieb...denn kaum saß ich, trieb er die Hunde bereits mit einem raschen bellenden GO an, das wie ein Peitschknall klang. Die Huskys schossen umgehend los wie von einer Sehne geschnellt und ich bekam zum ersten mal in meinem Leben eine Ahnung davon, über was für eine imense Kraft diese außergewöhnlichen Polar Hunde verfügten. Es waren nur vier...aber dennoch zogen sie uns beide samt dem Wagen und dem Boot mühelos über die flache Tundralandschaft. Eikskild hatte kaum seine Position als „Rudelführer“ eingenommen, wo er auch schon seine gesamte Konzentration auf seine Hunde ausrichtete...was bedeutete, dass er mit mir kein Wort mehr sprach. So bleib mir genügend Zeit ihn und auch meine Umgebung etwas eingehender zu beobachten. Ich sah zu, wie geschickt er das Gespann lenkte...und seine Hunde so nur durch elegante Gewichtsverlagerungen und einem gelegentlichen...Gee....Haw..in die gewünschte Richtung laufen ließ. Ihre Zungen hingen ihnen aus dem Hals und schleiften beinahe schon am Boden entlang...aber sie liefen und liefen als sei der Teufel höchstpersönlich hinter ihnen her. Indem wurde die Landschaft um uns herum immer flacher und steiniger...er hatte das Gespann ein wenig nach Norden gelenkt...bis zur Küste mussten es meiner Schätzung nach so etwa vier bis fünf Meilen sein, aber ich konnte mich auch irren....in solchen Dingen war ich noch nie besonders gut gewesen. Der Himmel war klar aber es zeigten sich hie und da einige dicke Wolkenfelder die unter Umständen schon für einen raschen Wetterumschwung sorgen konnten, es sah zwar nicht nach Regen oder Sturm aus...aber hier konnte man sich nie all zu sicher sein. Es zeigte sich kein einziger Sonnenstrahl und entsprechend kalt war es demnach auch. Ich war froh, dass ich mich in weiser Voraussicht so warm angezogen hatte, so musste ich in meiner kauernden Position auf dem Wagen wenigstens nicht frieren. Etwa eine Stunde später kam der Strand endlich in Sicht...gewissermaßen Endspurt..der Trapper feuerte die Hunde noch einmal zum Schnellerlaufen an...da es immer flacher geworden war und am Uferstreifen kaum Steine lagen ging es rasch voran. Bald darauf hatten wir unser Ziel erreicht...den kargen steinigen Strand der Barentsee...natürlich war weit und breit keine einzige Robbe zu sehen, nun ja, das hatte ich in etwa schon fast erwartet, bei meinem unglaublichenTalent für solche Dinge. Ich ahnte, dass ich ihm in der Hinsicht sicher kein Glück bringen würde, aber er hatte darauf bestanden dass ich in begleitete, also war ich hier. Mit einem kurzen bellenden „Whhhuuuu“...ließ er die Hunde langsamer werden und schließlich nahe des Wassers ganz zum Stehen kommen. Nichts durchbrach die einsame Stille der Landschaft, als das laute Hecheln der völlig erschöpften Hunde...das gleichmäßige Rauschen der Wellen und dem gelegentlichen Schrei einiger Möwen, sowie anderer Seevögel, die noch nicht in den Süden fort gezogen waren. Glücklicherweise war der Seegang sehr niedrig, denn ich wusste, dass ich nicht unbedingt zu den seefestesten Personen auf diesem Erdenkreis zählte. Ich war auf dem Trawler bei meiner Anreise nach Svalbard fast vor Übelkeit gestorben und das trotz meiner Reisetabletten...aber hier war ich und nun musste ich auch aufs Boot...das wusste ich. „Wir sein da...du mir können helfen das Boot abladen und ins Wasser bringen.“ Eikskild sah mich an, er hatte die Hunde mit einem knappen Kommando zu hinlegen aufgefordert und in dem Fall auch mich, dass ich mich erheben und ihm gefälligst helfen möge. Ich hörte mich leise und merklich resigniert Seufzen. „Na sicher doch...was hast du geglaubt, etwa dass ich nur Däumchen drehen und dir zusehen würde oder wie?“ Antwortete ich ihm mit einem sichtlich sarkastischen Lächeln auf den Lippen....das ihm ein nicht zu übersehendes Staunen auf die markanten Gesichtszüge malte. „Ähhh..ich nicht wissen, was du denken oder tun wollen Lyria...aber ich dein Hilfe brauchen, das Boot ins Wasser müssen...also du mir helfen?“ War seine Antwort an mich, die demnach etwas brüsk klang. „Jaaa ist ja schon gut...ich helfe dir, aber sich sage dir eins, in solchen Sachen bin ich nicht so sonderlich geschickt. Ahh ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist?“ Meine Augenbrauen hoben sich angesichts dieser Erkenntnis zweifelnd in die Höhe, doch er ignorierte es wie zu erwarten vollständig. Ich sah Eikskild lediglich spontan grinsen. „Oh ich mir sicher sein, du das schaffen...du haben mir auch Haare schneiden...und was ich sollen sagen, das du haben doch ganz gut machen? Also? Ich fest daran glauben du es können..du sein eine starke Frau.“ Kam sogleich der zu erwartende Kommentar von ihm in meine Richtung. „Ja ja jetzt schmier mir noch ein wenig mehr Honig, um den nicht vorhandenen Bart Herr Trapper, dann glaub ich s bald selber noch. Hey ich mutiere hier auf Svalbard sicher noch zu Superwoman und mir wachsen bestimmt auch noch Flügel, bei so viel Zuversicht deinerseits...du wirst es erleben Mann!“ Hielt ich mit einem nicht zu überhörenden Zynismus in der Tonlage dagegen. Dafür erntete ich ein neuerliches amüsiertes Lachen von ihm ...ein schönes tiefes..und sehr ehrliches....eines, das mich in jähes Staunen versetzte...wenn er lachte dann war es für mich so, als würde die Sonne aufgehen. Er hatte eine warme, angenehm volluminöse Stimme...ich mochte sie und ich mochte es auch wenn er lachte. Etwas, das er bisher leider nicht sehr oft getan hatte. Aber um so mehr freute ich mich darüber. Dafür schenkte ich ihm als Belohnung ein schiefes Grinsen, das ebenso ehrlich gemeint war. „Na was ist, worauf wartest du? Ich dachte wir wollen Robben jagen Trapper?“ Sagte ich ihm einen Moment später nachdem ich mich wieder halbwegs gefangen hatte. „Ja du recht haben, das wir tun sollten...kommen du mir helfen, ich dir zeigen was du machen müssen.“ Etwas mehr als fünf Minuten später war es ihm und mir unter seiner Anleitung gelungen das kleine Boot vom Wagen zu heben und es ins Wasser zu zerren. Die Hunde ließ er an Ort und Stelle zurück, die würden dort auf uns warten. Als er seine Ausrüstung noch einmal gewissenhaft überprüft hatte...so auch das Gewehr auf seinem Rücken, konnte es also los gehen. Wortlos nahm er in Boot am Heck platz und startete nach einigen anfänglich erfolglosen Versuchen endlich den Außenbordmotor, der das Boot mit einem gemütlichen Tuckern in Bewegung versetzte. „So es los gehen, du jetzt gut aufpassen und immer das tun müssen, was ich sagen Lyria, du mich verstehen? Es sein sehr gefährlich ich nicht wollen, dass dir etwas passieren.“ Ich bemerkte bei diesen Worten, dass er mich sehr aufmerksam ansah...ein eindringlicher und zugleich überraschend sorgenvoller Blick aus seinen dunkelblauen Augen traf mich, der mich heftig schlucken ließ. „Ahhmm ja natürlich...mach ich.“ Entgegnete ich ihm daraufhin rasch und etwas verlegen, sowie merklich kleinlaut. Eikskild lächelte kurz, er wirkte zufrieden und selbstsicher, so als wisse er genau was er tat und auch was er dabei von mir erwartete. „Hmm...gut, das ich wollen von dir hören, das sein sehr vernünftig und jetzt du Augen aufmachen, wir sehen wollen, ob wir nicht doch ein Robbe oder auch Walross zusammen jagen können.“ War die denkbar knappe aber überraschend zuversichtliche Antwort darauf, mit der er jedoch schnell wieder verstummte. Ich bekam derweil seine innere Anspannung zu spüren, die ich als Frau bei ihm unterschwellig intuitiv, wahr nahm. Sie wuchs mit jeder Minute mehr auf dieser Nussschale von einem Boot. Es war als würde das Jagfieber auch auf mich übergreifen und das wo ich doch kein Tier töten wollte. Aber seine Ausstrahlung steckte an, ich fühlte diese unterschwellige Spannung, diesen Urinstinkt und den starken Überlebenswillen selbst am eigenen Leib....zumindest im Ansatz und das, obwohl ich als Stadtmensch schon so fürchterlich dafür abgestumpft war. Dennoch irgend etwas in mir wollte sich erinnern...es war ein seltsames Prickeln, das ungewollt nach mir griff und mich unerwartet heftig sich fort riss...mein Urinstinkt meldete sich...und dann... dann ging es los... Ich sah sie wie durch Zufall als erstes, die schmalen eleganten und perfekt an ihre Umgebung angepassten Körper jener Tiere, die wir jagen wollten, ja die im Wasser elegant und so unglaublich schwerelos wirkten, wie Tänzer die ein ewig währendes Ballett einstudiert hatten. Sie schossen durch die Wellen auf der Jagd nach Sardienenschwärmen. Wir hatten uns noch nicht sehr weit vom Ufersaum entfernt, als er sie ebenfalls entdeckte. Hastig richtete er sich auf, wohl um sie besser orten zu können. Ich hörte ihn nur eine Sekunde danach sprechen, er klang merklich erregt...das Jagdfieber hatte ihn dem Anschein nach jetzt ebenfalls so richtig erfasst. Eikskild sah nicht in meine Richtung, als er mit mir sprach...den Blick hatte er anstatt dessen, fest auf seine mögliche Beute gerichtet. „Da sie sein wirklich da..endlich...ithriki...ich haben ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, heute welche zu sehen. Lyria ich versuchen näher ran zu kommen, damit ich eine oder zwei schießen können. Du still sitzen bleiben und mich nicht hindern...verstanden?“ Der Befehlston, mit dem er mich ansprach war zu unmissverständlich, als dass ich ihn hätte nicht begreifen sollen. „Sicher, was soll ich schon tun? Ich sitze hier ja sowieso nur völlig nutzlos herum“. Antwortete ich ihm damit unüberhörbar resigniert über meine von ihm höchstpersönlich verordnete Nutzlosigkeit. Doch in dem Moment sah ihn plötzlich unvermittelt grinsen....“hmm das so nicht ganz stimmen, du haben mir doch Glück gebracht, denn wir ja welche gefunden haben. Jetzt ich sie nur noch erwischen müssen, dann sein alles gut!“ War sein Kommentar auf meine Wortäußerung, wobei er jedoch hastig Anstalten machte das Boot näher an die jagende Gruppe von Seelöwen heran zu steuern. Die Tiere ließen sich zu meiner größten Überraschung nicht in ihrem Verhalten beirren, sie flüchteten nicht als das Schlauchboot näher kam. Entweder waren sie an Touristenboote gewöhnt oder aber sie betrachteten uns Menschen nicht als unmittelbare Gefahr...ein fataler Irrtum, wie sich nur einige Minuten später für sie heraus stellen sollte. Kaum war er nahe genug dran, um die kleine Gruppe von etwa zehn Tieren, die zudem nicht weit unter der Oberfläche nach Fischen tauchten, ins Visier zu nehmen, stoppte er den Motor und ließ das Boot weiter treiben....ich sah zu wie der Trapper das Gewehr unmittelbar danach routiniert von seiner Schulter zog und sich ganz nach Jägermanier anstellte auf eine der Robben anzulegen, die unvorsichtig wie sie war dicht an uns beiden vobei schwamm. „Wenn ich sie getroffen, wir schnell sein müssen sie sonst untergehen, dann sie für uns verloren. Du haben gehört Lyria? Wir beide sie müssen schnell ins Boot holen...dazu ich dich brauchen, du also gut aufpassen!“ Kam es dabei nachdrücklich entschlossen aus seinem Mund in meine Richtung gesprudelt, aber noch ehe ich darauf antworten konnte hörte ich den Schuß. Der starke Rückstoß erschütterte das ganze Boot, es wackelte demnach ganz ordentlich. Aber es war ein sauberer Schuß, denn die Robbe rührte sich nicht mehr...offenbar war sie tatsächlich auf der Stelle tot. Der Trapper ließ seine „Donnerbüchse“ sofort sinken....und mir nicht ansatzweise die Zeit, das arme Tier angemessen zu bedauern. „Du kommen schnell..wir jetzt flink sein müssen!“ Rief er mir anstatt dessen mit merklich gehobener Tonlage zu, die auf einen stark angestiegenen Adrenalinspiegel schließen ließ. Ich versuchte rasch hoch zu kommen, um ihm wie befohlen zu Hilfe zu kommen, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung davon hatte, was ich nun eigentlich machen sollte. Wir stürzten so beide gleichzeitig zur Bootkante hin und versuchten die eben erlegte Robbe zu bergen, ehe sie versank. Eikskild erwischte sie schließlich mit etwas Glück an der Brustflosse...während ich versuchte die Schwanzflosse des leblos treibenden Tieres zu erreichen. Ich beugte mich vor und irgendwann griffen meine Hände zunächst in eiskaltes Wasser aber dann spürte ich etwas weiches...es war die Robbe, automatisch griff ich zu. Das heißt ich versuchte verzweifelt sie zu packen und gemeinsam mit ihm über die Bordkante in unser Schlauchboot zu wuchten...was allerdings leichter gesagt als getan war. Mit vereinten Kräften die an schiere Verzweiflung grenzten, stemmten wir uns zu zweit gegen das enorme Gewicht der Robbe, die gut und gerne an die sechzig Kilo wiegen mochte. Es war an sich noch ein Jungtier, aber schon schwer genug um es kaum zu bewältigen...atemlos keuchend und völlig erschöpft von dem ungewohnten Gewicht das da an meinen Armen zerrte, stemmte ich mich hoch auf die Beine, um sie besser ins Boot hieven zu können. Dabei geschah das Unglück...denn als sie ins Boot rutschte und der Trapper das Tier unvermittelt los ließ...verlor ich ungewollt das Gleichgewicht und stürzte mit einem entsetzten Schrei haltlos nach hinten. Ich kippte geradewegs über den Rand..noch ehe er mich aufhalten oder ich mich irgendwie abfangen konnte, war ich bereits ins tödlich kalte Atlantikwasser der Barentsee gefallen. Die Wogen schlugen unversehens über mir zusammen und mit einem unkontrollierten Schrei schluckte ich zu allem Übel einen ordentlichen Schwall eiskaltes Meerwasser. Panik überkam mich. Als ich kurz wieder auftauchte, schrie ich aus Leibeskräften... „Hilf mir ich ertrinke...ich..ich kann nicht mehr!" ....kam aus mir heraus und zwar mit allem was meine Lungen noch hergaben. Ich hatte Todesangst, das Wasser hatte meine Kleider sofort zu bleischweren Gewichten werden lassen, die mich unbarmherzig nach unten zu ziehen begannen und das trotz der Schwimmweste die ich am Leib trug. Mein Körper war wie erstarrt, ja ich besaß nicht einmal so viel Geistesgegenwart, um mich wenigstens Arme rudernd über der Wasserlinie zu halten. Ich hörte ihn mir ebenfalls aus vollen Lungen entgegen brüllen... "LYRIA...DU MÜSSEN ÜBER WASSER BLEIBEN...HÖREN DU MICH?! " ....er war außer sich vor Entsetzen, denn das war so ziemlich das Einzige, was ich noch von ihm mitbekam, dann wurde es kurzzeitig schwarz vor meinen Augen. Ich war einer Ohnmacht nahe und war mir sicher, dass ich nun sterben musste. Ich trug zwar glücklicherweise noch immer die von ihm kurz vor unserem Ablegen aufgenötigte Schwimmweste...aber das Wasser war eisig, damit verlor ich recht schnell das Bewusstsein, was ich aber wohl auch dem Schock über meinen unerwarteten Sturz zu verdanken hatte. Als ich irgendwann zu mir kam, dachte ich zunächst ich sei schon tot und an der Himmelspforte angelangt, doch dann spürte ich den Druck auf meinen Lippen und den von starken Händen auf meiner Brust, der mir das salzige Meerwasser stoßweise aus den Lungen heraus presste. Ich schlug die Augen auf uns sah zu meinem maßlosen Erstaunen direkt in die des Trappers. Ich fühlte noch kurz den warmen Atem und die unverwechselbare Weicheit anderer Lippen auf meinen, die damit nur ihm gehören konnten...dann waren sie weg und ich erbrach mit einem heftigen Keuchen mehrere schwallartige Atemzüge Ozeanwasser, das direkt aus meinen Lungen geflossen kam. Seltsamerweise überkam mich ein latentes Bedauern, als er sich von mir gelöst hatte, obwohl mir der Sinn dessen warum er es getan hatte, in dem Augenblick schon durchaus bewusst geworden war. Eikskild hatte demnach versucht mich zu beatmen und wiederzubeleben. Und da wurde mir bewusst, dass er mich herausgezogen haben musste. Mir war zwar nicht im Geringsten klar, wie ihm das Kunststück gelungen war, aber ich verdankte diesem einsamen Mann der Wildnis mein Leben...ganz ohne Zweifel. Ohne ihn, wäre ich mit Sicherheit ertrunken oder an dem vielen Salzwasser in meinen Lungen erstickt. Indem hörte ich ihn jedoch schon lauthals in meine Richtung fluchen. Es klang einerseits unüberhörbar zornig und wütend, andererseits aber auch merklich besorgt...was mich angesichts der surrealen Lage in der ich mich im augenblick befand nur noch mehr verwirrte. „Jorggender...du mich noch den letzten Nerv kosten! Du..du wahnsinnig geworden sein? Wie du nur so leichtsinnig ins Wasser fallen können? Englischfrau....du so dumm...ja du so ungeschickt...Stadtmensch! Du wissen, ich dich gerade noch so haben heraus ziehen können, sein froh du damit noch am Leben!“ Sein aufgebrachtes Knurren war nicht zu überhören, mit dem er mich entsprechend harsch anfuhr und erst da sah ich, dass er ebenso vollkommen bis auf die Haut durchnässt war wie ich selbst. Eikskild hatte mich tatsächlich direkt aus dem Wasser heraus gezogen und dazu noch selbst sein eigenes Leben riskiert...was für eine unglaubliche physische Leistung, die obendrein eine imense Körperkraft und Kontrolle erforderte, die ich ihm so nie im Leben zugetraut hätte. Aber dieser ungewöhnlich eigenwillige und an Höhe deutlich zu kurz geratene Mann war offenbar immer wieder für Überraschungen aller Art gut. „Danke...ich..ich...danke dir Trapper“ hauchte ich ihm matt entgegen. Viel mehr konnte ich im Augenblick auch nicht aus meiner brennenden Kehle bringen. Ich sah ihn an, sah den Blick, mit dem er mich musterte, der zuerst wütend war, dann aber seltsam weich wurde...ungewöhnlich weich für ihn. Ich spürte wie er unvermittelt die Hand hob und mir eine meiner völlig durchnässten Strähnen spontan und sachte aus der Stirn schob. „Du viel Glück gehabt haben, dass du so nahe am Boot ins Wasser gefallen Lyria, ich dich damit schnell erwischen können. Ich sein sehr froh, dass du noch Leben sein, aber wir jetzt schleunigst müssen zurück. Du und ich sein völlig durchnässt bis auf Haut, wir uns bei der Kälte den Tod holen...selbst wenn wir nicht ertrunken sein.“ Noch in dem Moment als er es ungewöhnlich leise und für seine Begriffe sehr sanft zu mir sagte, begann ich selbst zu merken, was er damit meinte. Die komplett vom Wasser vollgesogenen eisigen Kleider zogen mir alle Wärme aus dem Körper, ich fing unvermittelt an zu zittern...es war als wäre alles Leben aus meinem Körper gewichen. „Ich verstehe was du mir sagen willst...iiichhh...iiicchh sp..spüre es...schchhhon.“ Flüsterte ich tonlos mit vor Kälte bebenden Lippen. Ich sah ihn kurz bestätigend nicken. „Wir uns müssen sehr beeilen und sofort zurück fahren...dann du aus diesen Sachen raus und dich schleunigst aufwärmen und ich auch. Ich nicht können riskieren ernsthaft krank werden....es sein unser beider Tod hier in dieser Einsamkeit. Wir uns beide schließlich selbst versorgen müssen.“ War die erwartete Antwort von ihm, mit der er hastig Anstalten machte den Motor zu starten....die erfolgreich erlegte Robbe war in dem Moment vollkommen unwichtig geworden. Er fuhr mit dem Boot so schnell in Richtung unseres Buggys zurück, wie der altersschwache Außenborder her gab. Indessen wurde mir immer kälter aber ich konnte nichts dagegen tun..ich hatte weder etwas trockenes noch etwas mit dem ich mich zudecken geschweige denn einwickeln konnte. Also blieb mir nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass wir möglichst rasch zurück zur Hütte kommen würden. Kaum am Strand angekommen scheuchte er mich umgehend aus dem Boot heraus..trotz der eisigen Kälte musste ich ihm helfen alles an unserer Ausrüstug samt der erlegten Beute auf dem Buggy zu verstauen, ehe ich mich selbst auf dem Wagen nieder lassen durfte..was erschöpft wie ich war eher einem Niedersinken als einem Sitzen gleich kam. Auf dem Wagen hatte er wie durch ein Wunder eine notdürftig geflickte Decke, in die ich mich einhüllen konnte, aber das alles half nicht besonders viel...und als wir endlich nach etwa zwanzig Minuten den Rückweg antraten, bei dem er den Hunden ordentlich Tempo machte, war ich doch darüber erstaunt, was für ein außerordentlich zäher Brocken dieser Mann doch war. Ihm musste genauso a......kalt sein wie mir, aber er ließ sich nicht das Geringste anmerken, wo ich ganz im Gegensatz zu ihm bereits hörbar anfing mit den Zähnen zu klappern. Trotzdem dauerte es noch eine ganze Stunde volles Tempo, bevor unsere kleine Hütte auf dem Horizont auftauchte....er trieb die Hunde noch schneller an. Wenig später hatten wir unser momentanes Zuhause endlich erreicht. Kaum angekommen scheuchte er mich umgehend von meinem Platz auf dem Wagen hoch und ins Haus hinein... „Du rein gehen und auf mich warten, du dich können schon mal umziehen! Ich noch kurz Hunde und das Fleisch versorgen müssen...erst dann ich mich um dich kümmern können!“ War alles was er zu mir sagte...ich sah ihn verwirrt an, wusste nicht was er noch so wichtiges tun wollte...und schon gar nicht, was ich ihm als großartigen Protest darauf noch erwiedern sollte....was bedeutete, dass mich damit mehr oder minder wiederstandslos von ihm in Richtung der Hütte schieben ließ...auch weil mir inzwischen entsetzlich kalt und zudem klar geworden war, dass er recht hatte. Ich hatte demnach eine ordentliche Unterkühlung aufzuweisen und der konnte nur mit einem angeholfen werden und zwar mit Wärme. Also versuchte ich als aller erstes als ich drin war den Ofen neu anzufeuern..damit der uns ordentlich einheizte...und mir dann hastig die nassen eiskalten Sachen auszuziehen und mich anstatt dessen in warme und trockene Kleidung zu hüllen mit samt meinen Schlafsack als Decke. Aber das half alles nur bedingt, denn ich fror trotzdem noch wie ein Schlosshund...ich setzte mich in meiner Verzweiflung direkt an den Gusseisernen Ofen und wartete dort . Aber trotz alle dem dauerte es noch eine ganze Weile ehe auch er endlich ins Haus herein kam. Allerdings nicht mit leeren Händen, wobei die vom Versorgen unserer gemeinsam erlegten Beute noch deutlich blutverschmiert und schmutzig waren. Eikskild war zudem noch ebenso durchnässt und durchfroren wie ich...aber er verlor zunächst keine Silbe darüber. Ich sah ihm überrascht entgegen, als ich endlich gewahrte mit WAS er zurück ins Haus gekommen war. Eine Zinkwanne war es...und dazu groß genug, dass mindestens einer von uns beiden darin ganz passabel Platz hatte...und da begriff ich was er wollte...ein heißes Bad um sich aufzuwärmen. Na gar nicht dumm die Idee...wenn auch etwas schwierig im Anbetracht der Lage, dass wir sie eventuell beide benutzen wollten...aber wenn dann natürlich hübsch nacheinander. „Wo ich sie sollen hinstellen?“ Fragte er mich, als er meinen ratlosen Gesichtsausdruck bemerkte. „Ich würde sagen in der Nähe des Ofens, da ist es wohl am wärmsten oder?“ Antwortete ich ihm so unbedarft wie möglich, als ich mich halbwegs gefangen hatte. Er sah mich für einen Moment lang forschend an, doch dann nickte er. „Ja du haben recht...da das heiße Wasser so schneller in der Wanne, der Weg sein kurz...gute Idee!“ Mit diesen knappen Worten an mich packte er das hässlich zerbeulte Ding von einer Badewanne direkt neben den Ofen und machte dann als er es getan hatte sogleich Anstalten einen großen Kupferkessel den er was weiß ich von wo her organisiert hatte, bis oben hin mit Wasser zu füllen und ihn anschließend auf die Herdplatte des holzbefeuerten Bollerofens zu wuchten. Ich saß in der Nähe und beobachtete mit hörbar klapperenden Zähnen wie er darauf wartete, dass das Wasser endlich kochen würde...als es nach etwa einer knappen halben Stunde heiß genug war, in der wir beide überdies nicht viel miteinander gesprochen hatten...bemerkte er dann ganz plötzlich unvermittelt. „Das Wasser soweit sein...ich es dir in die Wanne geben, dann ich gehen, du können dich aufwärmen...das sein notwendig, du sonst krank werden. Ich dann später nach dir in Wanne gehen wenn du fertig...und das Wasser noch etwas warm. Ich nicht mehr stinken aber mir auch verdammt kalt sein Lyria. Das sein für dich in Ordnung?“ War schließlich das was ich da von ihm zu hören bekam, wobei es mich in jähes Staunen versetzte. „Was nein..hör mal du solltest den Anfang machen, du hast mich doch heraus geholt, es wäre viel wichtiger wenn du dich schleunigst aufwärmst als ich Trapper, meinst du nicht?“ Sagte ich schließlich leise auch weil mir die Tatsache daran mich dazu zwangsläufig entblättern zu müssen mehr als unangenehm war. Doch er winkte meinen Einwand wie zu erwarten energisch ab. „Nein du sein die Frau und dir viel mehr kalt...ich können warten, das nicht so schlimm sein, das mir nichts ausmachen!“ Und da wusste ich, dass ich keine Chance hatte ihm zu widersprechen. Er würde darauf bestehen, dass sich den Anfang machte. „Na schön...gut, bevor ich mich von dir hinein prügeln lasse?! Aber sobald das Wasser drin ist verschwindest du solange ich bade. Von mir aus in den Nebenraum oder sonst wo hin, es ist mir egal was du machst, aber du setzt keinen Fuß in diese Stube, solange ich in der Wanne sitze, hast du mich verstanden?“ Die Ansage an ihn war deutlich gewesen...wieder erwarten ich sah ihn jedoch ganz plötzlich spontan grinsen. „Oh ich sein weder schwerhörig noch einfältig. Ich haben dich schon beim Erstenmal sehr gut verstanden Lyria. Sicher ich werden so lange nebenan warten. Du mir sagen wenn du fertig sein, dann ich zurück kommen, sein das so in Ordnung?“ War sein trockener Kommentar darauf, wobei er zeitgleich das heiße Wasser von der Ofenplatte nahm und es ohne weitere Umschweife in die Wanne goss. Sie füllte sich etwas weniger als bis knapp unter die Hälfte, dann ging er und holte noch einen halben Kessel kaltes Wasser vom Brunnen herein, um die Temperatur wenigstens etwas anzugleichen und setzte danach noch einmal einen ganzen Kessel kaltes Wasser auf...der dann wohl eindeutig für ihn als Badewasser gedacht war. Als der Trapper das getan hatte, ließ er mich wie abgemacht allein. Ich hörte ihn, wie er in den Nebenraum ging und zwar ohne noch irgendwelche großartigen Kommentare an mich zu richten. Dennoch war mir deutlich mulmig zumute, als ich mich daran machte aus meinen Kleidern zu schälen, damit ich endlich in das warme Wasser konnte, nachdem mein völlig ausgekühlter Körper förmlich danach lechzte. Ich wollte kein Risiko eingehen, da ich ihm nicht traute..also drehte ich der Türe den Rücken zu, als ich es schließlich wagte mich zu entkleiden. So bemerkte ich demnach nicht sofort, dass er mich von seiner Position aus sehr wohl ungeniert beobachten konnte, wenn er das denn wollte...was der ausgemachte Schuft von einem Mann dann ganz offensichtlich auch tat...allerdings nur meine Kehrseite, die ich es beinahe schon voraus ahnend der Türe zugewandt hatte. Aber eben die verfehlte ihre Wirkung nicht, denn ich hörte ihn ganz plötzlich leise aber ziemlich deutlich vor sich hin brummen...“ein hübsch wohlgeratener runder Hintern den du da haben Englischfrau...das müssen man dir wirklich lassen...der mir schon gefallen könnte“. „Hör gefälligst auf damit so frech zu glotzen Mann..oder ich komme rüber und dann bekommst du noch ganz andere Aussichten von mir geboten...das schwör ich dir!“ Fauchte ich wütend in seine Richtung, mich erwartungsgemäß ordentlich darüber ärgernd, wie „Ernst“ er unsere gegenseitige Abmachung denn damit genommen hatte. Aber er war realtiv friedlich, wenn auch mit entsprechend sarkastischem Unterton...bei dem was er mir da einen Moment später entgegnete. „Was du wollen? Sollen das etwa ein Angebot sein? Dann...du müssen wissen, dass ich nur ganz kurz hinsehen haben, nur einmal, rein weil ich neugierig sein Lyria. Du müssen kein Angst vor mir haben, ich dir schon nichts wegschauen werden..und ich werden dich auch nicht "belästigen"...außer du wollen es von selbst!“ Kam somit die prompte Antwort nochmals sehr nachdrücklich und eindeutiger Klarheit in meine Richtung, die mir erst einmal ein säuerliches Grollen entlockte... » Einfaltspinsel....war ja so klar oder? « Fuhr mir dabei unwillkürlich ernüchtert durch den Kopf. „Ja ja wers glaubt und jetzt verschwinde von da, ich will mich in Ruhe aufwärmen, möglichst OHNE dass mir dabei jemand weiter frech auf den blanken Hintern stiert...kapiert?!“ Keifte ich damit neuerlich unüberhörbar ungehalten zurück an den Trapper adressiert. Damit hatte ich endlich meine Ruhe...denn ich hörte ihn, wie er sich zurück zog...dann war ich allein! Jedenfalls dem Gefühl nach...denn ich wusste ja, dass er sich zwangsläufig im Nebenraum aufhalten musste, was sich nun nicht mehr ändern ließ. Ich lehnte mich angesichts dieses Umstandes zurück und genoss so gut ich mich in dieser sichtlich kuriosen Situation eben entspannen konnte, wie das warme Wasser meine eisig unterkühlten Gliedmaßen wieder halbwegs zum Leben erweckte. Das Zittern hörte nach und nach auf und wohlige Wärme breitete sich in meinem Inneren aus....damit unweigerlich auch der Gedanke daran, wem ich das eigentlich zu verdanken hatte. IHM...Eikskild, ohne ihn wäre ich sicher nicht hier, geschweige denn am Leben, bei dem was mir da an dummen Missgeschick widerfahren war. Diese Erkenntnis war mir mehr als klar geworden. An sich sollte ich mich bei ihm bedanken, das war wohl das Mindeste, was ich tun konnte...aber im Augenblick interessierte ich mich eigentlich nur für mich selbst. Jetzt wo mein Körper so langsam wieder aufgetaut war, spürte ich eine Welle der Erschöpfung, die sich gänzlich über meine bleischweren Glieder hinweg wälzte...ich war so erschlagen, dass ich nicht sicher war überhaupt noch gerade stehen zu können. Ich riss mich jedoch zusammen, biss mir auf die Zähne und versuchte mich nachdem ich zu dem Entschluss gelangt war, ich hätte mich nun lange genug aufgewärmt aus der Wanne zu erheben. Und erstarrte jäh auf meinem Platz...verdammt...verflucht und zugenäht, wie zum Teufel sollte ich aus dieser verflixten Badewanne kommen ohne irgend etwas um mich anständig zu bedecken...geschweige denn mich mit etwas abzutrocknen? Der Mann hatte zwar ganz Gentlemen like dafür gesorgt, dass ich mich wieder zum Reich der Lebenden zählen konnte, nicht aber dafür, dass ich es auch angemessen tun konnnte, also ohne dass ich mich ihm hier als die Venus von Botticelli präsentieren musste... ...was also sollte ich tun? Ich dachte kurz nach, wusste aber, dass es keinen Sinn machte mich darüber aufzuregen...also kam ich zu einem Entschluss. „Ich bin fertig Trapper..ich...ich möchte jetzt gerne aus der Wanne raus...vielen dank und du kannst sie jetzt gerne haben...aber erst wenn du so nett wärst, mir vielleicht auch noch ein Handtuch zum Abtrocknen zu geben?“ Ich hatte all meinen verbliebenen Mut zusammen genommen bei dieser Anfrage an ihn, die zugleich meine enorme Unsicherheit zeigte...denn ich wusste ja nicht, wie er darauf reagieren würde. „Oh ich haben tatsächlich das Handtuch vergessen?! Das mir leid tun Lyria ich nicht mehr daran denken bei dem ganzen Ärger den wir haben...aber keine Sorge ich dir eins bringen werden du warten und einfach so lange sitzen bleiben.“ Kam die prompte Gegenantwort darauf aus dem Nebenraum, bei der mir beinahe der Atem stockte. Verdammt der Mann wollte mir jetzt wirklich allen ernstes ein Handtuch bringen? Na und bei der Gelegenheit doch gleich mal einen verstohlenen Blick auf das naive Frauenzimmer riskieren...das in der absolut beschissendsten Lage war, die Mann sich in seinem Hirn vorstellen konnte. Aber noch bevor ich den unschönen Gedanken zu ende bringen konnte, hörte ich ihn bereits kommen. Ich machte mich so klein wie ich konnte, um ihm so wenig wie möglich Sicht auf mich zu gewähren aber zu meinem grenzenlosen Erstaunen bemerkte ich, dass er sich sehr anständig darum bemühte möglichst nicht in meine Richtung zu blicken..jedenfalls nicht so offensichtlich. Im Gegenteil er sah seitlich an mir vorbei, den Blick höflich starr auf die Außenwand der Hütte gerichtet, als er auf mich zukam. „Ich nicht hinsehen, ich es dir versprechen. Ich wissen, dass du das nicht wollen Lyria.“ Sagte er dabei leise aber sehr deutlich vernehmlich. Ich seufzte gottergeben...“na sicher ich weiß, dass du das tun wirst...du bist ja ein anständiger Kerl nicht wahr?!“ Entgegnete ich ihm somit betont gelassen, so wie ich es im Grunde meinte und es Mann gegenüber auch aussprach. Indem hörte ich ihn spontan lachen, als er auf mich zukam, zusammen mit dem großen Handtuch das er, wo auch immer her organisiert hatte und wohl etwas ähnliches, wie Saunatuch oder so etwas in der Art darstellen sollte, jedenfalls war es groß genug, damit mich komplett darin einwickeln konnte. „Ich es dir versprechen, ich mein Wort halten!“ Hakte er prompt hörbar energisch in meine Richtung nach. Mit diesen Worten und gefühlte zwei Sekunden später stand er mit samt dem Handtuch vor mir. Eikskild hatte den Blick wie abgemacht noch immer gänzlich in eine andere Richtung abgewandt...so dass ich zu dem Entschluss gelangte, realtiv gefahrlos aus der Wanne zu kommen. Ich stand damit also so rasch auf, wie es mein angeschlagener Zustand erlaubte und wollte ihm das Handtuch abnehmen, damit ich mich darin einwickeln konnte. In dem Augenblick spürte ich jedoch schon, wie er es mir ohne hinzusehen sachte um die Schultern legte und ich umgehend danach versuchte mich darin einzuwickeln. Aber noch während ich das tat merkte ich, wie mir die Beine vor Erschöpfung einfach versagten. Ich war im Begriff haltlos zu fallen....doch er hatte es offenbar bemerkt, denn der Trapper fing mich überraschend geistesgegenwärtig oder besser gesagt reflexartig auf. Ich spürte, wie ich mich anstatt dessen ganz plötzlich unvermittelt von ihm fest gehalten und obendrein in seinen muskulösen Armen wieder fand. Mit einer Leichtigkeit, die mich zutiefst erstaunte, hob er mich so schnell und gleichzeitig geschickt aus der Wanne heraus und auf seine Arme. Mit samt dem Handtuch und allem trug er mich gleich darauf in Richtung meines Bettes, noch bevor ich..“na aber hallo“ sagen konnte. Alles was ich in dem Moment zustande brachte, war ihn maßlos erstaunt und mit halb offenen Mund anzustarren....schon allein seiner imensen Körperkraft wegen, denn ich war ja nicht gerade eine der „drei Grazien von Rom“ und damit sicher auch nicht sooo leicht zu stemmen, wie das bei ihm aber den Anschein machte. Außerdem verwirrte mich seine Nähe...ich konnte ihn spüren....ein seltsames Prickeln lief mir den Rücken hinunter, als er mich so vertraulich nahe berührte...es war eines, das ich mir schlicht nicht erklären konnte. Ich sah dabei in seine Augen, diese faszinierend blauen Augen, die in einem seltsamen geheimnisvollen Licht leuchteten, wie ich es bei noch keinem Mann jemals zuvor gesehen hatte. Mein Blick blieb an seinem dichten schwarzen Haarschopf hängen, den er wie üblich im Nacken zusammengefasst trug, doch hatten sich einige der Strähnen vorwitzig aus seinem Nackenzopf gestohlen, die ihm jetzt ganz offen in die hohe Stirn fielen. Ich beobachtete es mit dem merkwürdig intensiven Impuls, ihm die aus den Gesicht streichen zu wollen, riss mich angesichts dieser eigenartigen Empfindungen und Gedankenspielen energisch zusammen. Es erschreckte mich entsetzlich...so viel Interesse an diesem mir völlig fremden Mann zu zeigen, der mir eigentlich völlig gleichgültig sein sollte...ich war ja in dem Sinne ja nicht mehr als nur sein „Gast auf Zeit“. Aber selbst wenn er mein Verhalten bemerkte, ließ er sich dennoch nichts weiter anmerken...ich fühlte nur, wie er sich mein zusätzliches Gewicht einmal energisch auf seinen Armen zurecht rückte, damit es ihm leichter fiel mich zu tragen. Alles weitere schien er völlig zu ignorieren, denn als er mich ansprach wirkte er überraschend entspannt und zugleich betont gleichmütig, was seine Handlung anbelangte, der ich ja nun mehr schlecht ausweichen konnte. „Ich dich jetzt besser in dein Bett bringen du total erschöpft sein. Du dich aufwärmen und schlafen müssen, dann du dich morgen sicher besser fühlen!“ War sein Kommentar dazu...kurz präzise und absolut bestechend realistisch. So wie der ganze Mann es eben war, es zeigte sein gesamtes Verhalten an, das ich zwischenzeitlich nun auch schon bei ihm kennen lernen durfte. Eikskild war nur schwer einzuschätzen, das war wohl unbestritten seine heraus stechendste Eigenschaft...von noch so einigen anderen ganz zu schweigen, die es wie es aussah.....ebenfalls in sich hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)