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Eru áva dartha amarth yoménië

Eine unerwartete Schicksalsbegegnung
von

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Hügelgräber, Grabunholde...und die verzwickte Sache mit der Liebe


 

Wehe, wehe über die Minne* (Liebe*)! Wehe will ich immer wieder über sie rufen.

Bisher war ich von ihr gefesselt, jetzt lässt sie mich auf schmerzvolle Weise frei.

Sie hat schlecht an mir gehandelt. Sie soll jemandem anderen Herz, Gefühl und Verstand verwunden.

Ich habe genau erkannt, dass sie so sehr weh tut.

(Selig - Helium Vola)
 

Als sie irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit zu sich kommt, bemerkt sie tiefe Dunkelheit um sich herum....sie weiß nicht mehr wie lange sie da gelegen hat...hastig öffnet Lyriell die Augen. Sie ist zutiefst erschrocken und überrascht zugleich...denn eigentlich müsste es doch längst heller Tag sein...aber weshalb ist es dann so dunkel?
 

Ihr fehlt jede Erinnerung jedes Zeitgefühl. Es ist, als hätte sie einen vollkommenen Gedächtnisverlust erlitten und alles um sie herum erscheint ihr merkwürdig endlos...ebenso, wie das fahle, leicht grünlich schmimmernde Dunkel, das um sie herum ist und die Heilerin damit gerade noch schemanhafte Umrisse erkennen lässt.
 

Vorsichtig versucht sie sich zu orientieren, sich in der absoluten Dunkelheit zurechtzufinden die sie umgibt, um wengistens etwas an ihrem noch immer völlig vernebelten Verstand wieder an Klarheit gewinnen zu lassen...und irgendwann bemerkt sie anhand der eigenartig dumpfen Geräusche, dem leichten Scharren, das ihre Füße auf dem Boden verursachen, dass sie sich offensichtlich UNTER der Erde befinden muss.
 

Entsprechend verwirrt versucht sie sich aufzusetzen, doch es geht nicht...irgend etwas verhindert das.
 

Sie spürt, dass sie etwas heftig einschnürt, so als wäre sie an Gliedmaßen und Leib gefesselt worden. Ein verblüfftes Aufkeuchen entflieht ihrer Kehle als sie bemerkt, dass es tatsächlich eine Art von Fesseln sind, die sie an Ort und Stelle gefangen halten, an der sie sich im Augenblick befindet.
 

Mit dem wenigen an Freiraum, den ihre Hände sich um sie herum zu erkämpfen vermögen, versucht sie an ihr Messer zu gelangen, dessen Griff sie warm und vertraut an ihrer nackten Haut an der Wade spüren kann. Es ist eben jenes, das sie zumeist in ihren Stiefeln versteckt trägt, gewissermaßen ihr geheimer Notnagel, wenn alle Stricke reißen sollten und sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß.
 

Eine versteckte Waffe zu besitzen kann unter Umständen lebensrettend sein, das weiß auch die halbelbische Frau, die sich nicht zum ersten Mal in einer solch brenzligen Situation wie dieser wieder findet und es scheint ganz so, als müsse sie davon Gebrauch machen. Außerdem hat sie keine Ahnung wo sie ist und wer sie gefangen genommen haben könnte?
 

Sie spürt im Augenblick nur, dass sie bis auf irgendwelche ihr völlig unbekannten, kaum wärmenden, dünnen Leichengewänder und fremdartig schwere Kettenpanzer, so gut wie nichts am Leib trägt. Sie müssen ihr damit zwangsläufig ihre eigenen Kleider abgenommen haben, so ziemlich alle bis auf ihr dürftiges Untergewand, das zudem völlig zerfetzt ist und ihre Stiefel, die haben sie ihr seltsamer Weise gelassen, was sich in der Lage nun als absoluter Glücksfall herausstellt.
 

Dennoch fragt die elbenblütige Frau sich spätestens ab dem Moment mit stetig wachsender Furcht im Herzen, wo sie ihren Begleiter wohl hin gebracht haben könnten? Denn, dass Thorin nicht bei ihr ist, hat sie spätestens daran bemerkt, dass sie lediglich ihre eigenen vor Anstrengung keuchenden Atemstöße in der Dunkelheit vernehmen kann.
 

Sie ist gänzlich allein....dessen ist sie sich ziemlich sicher. Allein irgendwo tief unter der Erde gefangen, gewissermaßen im Schlaf verschleppt worden, von ihr nicht bekannten Wesen, die es in Arda in den vielen dunklen und zumeist unzugänglichen Gegenden noch zu Hauf gibt...und ihr wird schlagartig klar, dass sie damit vollkommen auf sich gestellt ist. Der Zwerg kann und wird ihr nicht helfen können, ja sie weiß ja nicht einmal, wo er jetzt ist oder ob er überhaupt noch lebt?!
 

Und noch etwas wird ihr überdeutlich bewusst, die Zeit drängt, sie muss sich beeilen, wenn sie hier in irgend einer Weise lebend heraus kommen will, denn die Wesen die sie entführt und gefesselt haben werden zweifellos wiederkommen...und das wahrscheinlich schon sehr bald!
 

Aufmerksam horcht die elbenblütige Frau in der Dunkelheit auf ihr vertraute Geräusche, doch es bleibt weiterhin alles totenstill. So nutzt sie die Gelegenheit um sich von ihren Fesseln zu befreien, mittels einer akrobatischen Meisterleistung, gelingt es der Halbelbin tatsächlich nach einer Weile an das Messer in ihrem Stiefel zu gelangen, es heraus zu fischen und damit ihre Handfesseln aufzutrennen.
 

Als sie fertig ist, geht ihr Atem stoßweise und keuchend. Es hat lange gedauert und es war schwer, aber sie hat es dennoch geschafft. Langsam versucht sie sich in eine sitzende Position aufzurichten. Es ist noch immer stockfinster um sie herum, sie kann nicht das Geringste sehen. Lyriell reibt sich ihre schmerzenden Hand- und Fußgelenke, um die mittlerweile gestockte Durchblutung wenigstens etwas anzuregen. Als wieder etwas Leben in ihre steifen Gliedmaßen gekommen ist, versucht sie vorsichtig aufzustehen.
 

“BUMM“
 

„Autsch....BARAD!“
 

Das heftige Dröhnen, das ihr Schädel an der niedrigen Decke der Gräberstätte hinterlassen hat und der darauf folgende herzhafte Fluch, der halbelbischen Frau ist überdeutlich in der tödlichen Stille des Hügelgrabes vernehmbar. Hastig und merklich benommen von dem Stoß, sinkt sie zurück auf ihren Platz und reibt sich erst einmal sachte über die schmerzhafte Stelle an ihrem Kopf. Das wird eine ordentliche Beule geben und vermutlich auch Kopfschmerzen..aber dafür hat sie jetzt keine Zeit.
 

Sie muss ihren Gefährten finden. Thorin muss hier irgendwo sein....sie spürt es, sie ahnt es, denn all zu weit fort geschafft können sie ihn in seinem Zustand nicht haben. Also versucht sie es erneut, die unerklärliche Angst ihn vielleicht nicht mehr lebend anzutreffen, wenn sie ihn denn findet, treibt sie unbarmherzig an. Diesmal jedoch um einiges vorsichtiger...auch weil sie sich nicht wieder den Kopf an der Höhlendecke stoßen will. Lyriell richtet sich in dem Fall also nur so weit auf, dass sie auf den Knien kriechend durch den eigenartig tunnelartigen Gang gelangen kann, dessen unverwechselbare Bodenbeschaffenheit sie ganz eindeutig an massiven Fels erinnert....ja es ist ganz ohne Zweifel Gestein , das sie unter ihren Händen spürt.
 

Here Verzweiflung packt sie...wo haben sie ihn nur hingebracht? Wo kann er sein?
 

Doch sie beißt tapfer die Zähne zusammen und bewegt sich weiter vorwärts, immer mit dem Bestreben nur ja keinen unnötigen Laut von sich zu geben. Es dauert so eine ganze Weile, bis sie irgendwann so etwas wie Geräusche in der gespenstischen Stille wahr nehmen kann oder jedenfalls bildet sie sich das ein. Auch die bleierne Dunkelheit um sie herum scheint etwas zu schwinden. Diese Grabkammer wird im Allgemeinen weitläufiger, sie kann es an einem schwachen Luftzug spüren, der ihr weniger stickig erscheint, als die übrige merklich dumpfe und verbrauchte Luft um sich herum. Zudem schlägt ihr deutlich wahrnehmbar graues Dämmerdunkel aus der Richtung entgegen in die sie sich bewegt.
 

Die seltsamen Geräusche kommen näher. Sie sind ihr zutiefst unheimlich, aber die elbenblütige Frau ist sich ziemlich sicher, dass sie sich die nicht nur einbildet. Dieses eigentümliche bis tief ins Knochenmark dringende langezogene, heulende Wehklagen, kann beileibe keine Einbildung sein. Sie kommt der Lösung dieses Rätsels eindeutig näher, aber um so vorsichtiger muss sie sein. Irgendwann ist der Gang ganz plötzlich zu ende und mündet in einen größeren Raum. Die vollkommen anhungslose Elbe wäre fast hinein geplatzt, kann sich aber gerade noch mal abfangen und schleunigst zurück ziehen. Sichtlich erschrocken späht sie so in den vor ihr liegenden offenen Raum hinein, der von bleichem leicht grünlich schimmerdem Dämmerlicht erhellt scheint ebenso wie in einer Totenkammer.
 

...und dann...dann sieht sie ihn mit einem mal...
 

...THORIN...er ist es tatsächlich!
 

Diese Wesen, wer auch immer sie sein mögen, haben ihn mitten im Raum aufgebahrt. Er rührt sich nicht...sein Gesicht ist eingefallen und erscheint totenbleich. Lyriell kann auch keinerlei Atmung bei ihm feststellen, was ihr bei der Entfernung aber allerdings auch recht schwer fällt..zugegebenermaßen. Außerdem haben sie ihm seine Waffen samt irgendwelchen nutzlosen Plunder an Gold und Geschmeide zu Füßen gelegt und auch der Zwerg ist wie sie selbst, in dieses seltsam bleiche Leichengewand und schwere Kettenpanzer gehüllt worden. Auf dem Kopf haben sie ihm eine kostbare reich verzierte Krone gesetzt...einem König wie ihm wahrhaft würdig...einem toten König?
 

Das ist es was ihr dabei sofort fieberhaft durch den Sinn geht.
 

Erschrocken schlägt sie die Hand vor den Mund...kommt sie etwa zu spät? Hat denn all ihr Bemühen ihm weiter am Leben zu erhalten etwa am Ende nichts gefruchtet? Lyriell kann es nicht glauben, sie muss ganz sicher gehen, dass dem so ist, wie sie vermutet. In dem Moment in dem sich die Frau mit dem dunklen rostroten Haarschopf ein Herz fasst um es nachzuprüfen, beginnt die Totenklage.
 

Ihr gefriert schlagartig das Mark in den Knochen, als sie die die Laute vernimmt, die um sie herum aus dem Boden, ja sogar aus den Wänden zu dringen scheinen. Dünne hohe, klangende Stimmen, eiskalt wie der Tod, überall um sie herum. Hastig versucht sie sich davor zu schützen, in dem sie sich die Ohren zu hält, denn es ist wie eine Art von Bann die sie lähmt. Die elbische Frau hat das merkwürdige Gefühl sich nicht mehr vom Fleck rühren zu können...ja wie gebannt zu sein. Dieser uralte Zauber dem diese Gräberstätte unterworfen ist lähmt sie.
 

Mit einem verzweifelten Schrei versucht sie es abzuwehren...doch es hilft ihr alles nichts...
 

Es kommt näher und näher und dann....dann sieht sie die Gestalten, kriechend totengleiche Knochengerippe. Bleiche Schädel, mit blinden Augenhöhlen...die ihrer Körperwärme ebenso folgen, wie Raubtiere der Fährte ihrer Beute. Entsetzt sieht sie die Grabunholde näher kommen, doch sie wollen gar nicht zu ihr, das wird ihr spätestens in dem Moment deutlich, als sie sieht, wie sie auf den Zwerg zusteuern. Im dem Augenblick trifft sie eine Entscheidung, sie muss ihn dort heraus holen, koste es was es wolle...und selbst wenn er tot wäre, sogar dann ist sie es ihm schuldig.
 

Hastig rafft sich die Halbelbin hoch, wobei sie weiterhin gegen diesen merkwürdigen Zauberbann anzukämpfen versucht, der sie lähmt. Mit zwei schnellen Schritten ist sie schließlich in den niedrigen Raum gelangt und bei ihrem Gefährten...ihre schreckensgeweiteten Augen sehen sie dabei noch immer näher kommen...langsam stetig...entsetzlich wie der Tod.
 

„WEG...WEG von ihm...RÜHRT IHN NICHT AN UNHOLDE...oder ihr werdet meinen Zorn zu spüren bekommen!“
 

Die lautstarke Drohung aus ihrer Kehle ist eindeutig, hastig reißt sie sein Schwert vom Boden hoch, das die Grabunholde dem Zwergenfürsten aus dem Volk von Durin dankenswerter Weise direkt zu Füßen gelegt haben. Sie versucht ihn damit zu beschützen...ihn und auch sich selbst. Einer der Unholde wagt es dennoch sich ihr zu nähern...fast schon reflexartig versucht sie ihn abzuwehren, als er ihr zu nahe kommt. Es ertönt ein hässlicher, unschön knirschender Laut, mit der Thorins Schwertklinge in den Leib des Unholdes fährt, wie als gelte es weiche Butter zu zerteilen. Mit einem unnatürlich wehklagenden Schrei zieht der Unhold sich schlagartig zurück...keuchend hält sie ihr Schwert vor sich hin, es ist ihr einziger Schutz vor diesen ekelhaften Totengräbern.
 

„VERSCHWINDET....verschwindet von hier....elendes Totengräberpack oder ich werde euch Beine machen.
 

ER gehört mir...MIR allein!
 

MERKT EUCH DAS!“
 

Schreit sie ihnen abermals ohne überhaupt wirklich bewusst zu merken, was da an Worten eigentlich aus ihrem Mund kommt, mit dem wahren Mut der Verzweiflung entgegen und es scheint tatsächlich zu fruchten, denn keiner der im Dunkeln lauernden Unholde wagt sich noch einmal näher an sie und die im bleichen Licht wie eine Flamme lodernde Zwergenklinge heran.
 

Indem erkennt sie ihre Möglichkeit zur Flucht...ohne noch weiter zu überlegen oder auf die Unholde zu achten, schnappt sie an Waffen alles was sie sich greifen kann und hastet schließlich zu dem Zwerg hin...den sie ohne weitere Umschweife zu machen unter den Armen anpackt, um ihn zu von der Stelle zu bewegen.
 

Wie es ihr schlußendlich gelungen ist, ihn ins Freie zu zerren, weiß sie hinterher nicht mehr so genau. Es war ein Akt an schier übermenschlicher Kraft den sie zu bewältigen gehabt hat und die Angst vielleicht für immer dort unten gefangen zu sein, hat ihr wahrhaft Flügel wachsen lassen, denn den an Gewicht und Masse um einiges schwereren Zwergenmann von dort unten heraus und wieder ans Tageslicht zu befördern ist ein Umstand, den sie sich hinterher beim besten Willen nicht mehr wirklich verstandesgemäß erklären kann.
 

Kaum ist sie draußen, versucht sie ihn möglichst weit fort von der Stelle zu bringen, an der sie ans Licht gekommen sind. Keiner der Unholde wagt es ihr zu folgen, denn es ist heller Tag...der Stellung der Sonne zu schließen sogar beinahe Mittagszeit. Lyriell spürt intuitiv, dass sie diesen merkwürdigen Bann der Grabunholde nur vollständig brechen kann, wenn sie sich schleunigst der Totengewänder entledigt, in die sie sie gekleidet haben.
 

Eilig streift sie alles von sich ab. Gewänder, Kettenpanzer, Geschmeide einfach alles. Mit einem hörbar angewiderten Grollen lässt sie den nutzlosen Plunder an Ort und Stelle liegen...wer weiß schon so genau, wer darin vor ihr alles vermodert ist?
 

Als sie das getan hat, wendet sie sich pflichtbewusst Thorin zu, der zu ihrem Schrecken noch immer mit keiner einzigen Regung erkennen lässt, was mit ihm ist. Da sie sich keinen anderen Rat weiß, versucht sie es bei ihm zunächst erst einmal so wie bei sich selbst.
 

Was im Umkehrschluß bedeutet, dass sie ihm ohne zu zögern alles abnimmt, was auch nur im Entferntesten an dieses widerwärtige Grab erinnert, wobei es ihr allerdings wesentlich schwerer fällt den Mann seiner kostbaren Grabbeigaben zu entledigen, schon weil sein ernormes Gewicht ihr ordentlich zu schaffen macht. Schließlich ist aber auch er bis auf den Verband den sie ihm eigenhändig angelegt hat von den unheimlichen Grabschmuck der Unholde befreit.
 

Kaum ist das getan versucht die halbebische Frau in ihrer Verzweiflung heraus zu finden ob er nicht vielleicht doch noch am Leben sein könnte, was sie allerdings nicht mehr glaubt, auch da seine Atmung nahezu nicht mehr existent erscheint.
 

Sie legt ihm die Hand auf die Brust...und spürt nichts...keine Regung...rein gar nichts!
 

Schließlich versucht sie es mit dem allerletzten Mittel das sie kennt, indem sie ihm ihre Lippen kurzerhand auf den von ihm leicht geöffneten Mund presst um es zu überprüfen. Es ist so ziemlich ihre letzte Möglichkeit um festzustellen ob er noch atmet. Nur mit dieser Methode gelingt es ihr auch den schwächsten Atem aufzufangen.
 

Vorsichtig tastend legen sich ihre Lippen auf seine, um es zu erspüren, wenn es denn noch da ist....
 

....und so bemerkt sie zuerst nicht sofort, dass ihn genau das unwillkürlich aus dem eigenartig Trance ähnlichen Zustand heraus reißt, in dem er bis eben noch gefangen war, der somit auch seine Körperfunktionen auf irgend eine merkwürdige Weise verlangsamt haben muss...so wie eine Art von ihr völlig fremdartigem Zauber.
 

Thorin der just im selben Augenblick wieder zu klarem Bewusstsein gelangt, schreckt unvermittelt hoch, ist in dem Moment jedoch viel zu perplex um überhaupt irgendwie auf sie zu reagieren, als er ihre Lippen so direkt und nahe auf seinen spüren kann.
 

Warm, prickelnd und verführerisch weich sind ihre Lippen und so schlussendlich viel zu verlockend, um sich dem auf die Dauer auch weiterhin entziehen zu können, aber er bleibt dennoch standhaft...lässt sich nicht das Geringste anmerken, dass er bereits erwacht ist.
 

Erst als sie sich mit einem leisen resignierten Seufzer von ihm löst, mit wenig Hoffnung im Herzen dass er noch lebt...macht er sich schließlich kurze Zeit darauf bemerkbar. Dabei stellt der sonst so gestandene, wackere Zwergenmann allerdings reichlich ernüchtert fest, dass er offenbar aus irgend welchen unerklärlichen Gründen heraus und von wem auch immer, bis auf seine nackte Haut entblößt worden ist. Etwas das ihm ganz und gar missfällt.
 

Lyriells zutiefst verblüfftes Gesicht spricht während dessen Bände, als sie ihn so urplötzlich aus seiner totenähnlichen Starre erwachen sieht...wobei er seinem zwergisch dickköpfigen Wesen einmal mehr vollkommen gerecht wird, indem er sie entsprechend abweisend behandelt, kaum dass er wieder halbwegs bei Bewusstsein ist.
 

Der dunkelhaarige stämmige Zwergenmann fährt unverzüglich wie von Spinnengift gebissen in eine sitzende Position hoch und dann legt er auch schon entsprechend stimmgewaltig los...
 

„Wa...ahhh....was macht du da ….und...und wie..wieso bin ich bis auf die Haut entkleidet?
 

KHAZAD....bei Mahal!
 

WO in des Schöpfers Namen sind meine persönlichen Sachen abgeblieben Weib...sag mir wo!?“
 

Thorin ist außer sich, eilig versucht er auf die Beine hochzukommen, um diesen Umstand so schnell wie möglich in einen halbwegs normalen Zustand zu bringen und vor allem, um sich damit ihrem unübersehbar neugierigen Blicken zu entziehen, was ihm aber ohne entsprechende Kleidung äußerst schwer fallen dürfte.
 

Das weiß auch die Frau...die ihn dabei in etwa anstarrt, als hätte sie eben mit einem wilden Warg ein Tänzchen gewagt.
 

Lyriell reagiert jedoch überraschend gefasst, zumindest dafür, dass sie angesichts seines so unverhofft raschen Erwachens entsprechend verwirrt über sein brüskes Verhalten ihr gegenüber ist. Vor allem, weil sie da schon etwas mehr Dankbarkeit von ihm erwartet hätte, aber anstatt dessen wieder einmal erwartungsgemäß jene saftige Abfuhr von ihm erhält, die es in sich hat.
 

So sagt sie nur knapp und sehr leise.
 

„Du warst dort drin dem Tode näher als dem Leben Thorin...eiskalt und starr...ich war fast sicher, dass du tot seist. Es war purer Zufall, dass ich festgestellt habe, dass du noch lebst. Ich habe dir die eiskalten Kleider dieser unheimlichen Totengräber ausgezogen...sie MUSSTEN herunter...verstehst du nicht? Es war wie ein magischer Bann der auf dir gelegen hat.
 

Ich konnte dem etwas besser wiederstehen, wahrscheinlich weil ich der Erde nicht so nahe bin wie du. ICH bin ja auch kein Zwerg...oder besser gesagt das bin ich auf gewisse Weise schon, aber in diesem Sinne gesehen eben nur zur einen Hälfte.
 

Verstehst du?“
 

Thorin blickt sie weiterhin entgeistert an, er kann beim besten Willen nicht verhindern, dass sich dabei ein deutlicher dunkelroter Schimmer von seinem Hals nach oben hin abzuzeichnen beginnt, denn DAS ist wahrlich entwürdigend, zumindest aus Sicht des Zwerges gesehen....und peinlich ist es dazu. Wie kommt dieses einfältige Weib nur darauf so etwas zu tun? Gut er sieht ein, dass sie es zu seinem Besten tun musste, aber hätte sie denn nicht wenigstens...?
 

Weiter kommt er gedanklich nicht mehr, denn über seine Lippen sprudelt im selben Moment ungewollt eben das, was ihm dabei durch den Sinn geht...
 

„Wa...ähhh..du..DU...warst das...wirklich du?“
 

Lyriell räuspert sich derweil vernehmlich und antwortet ihm anschließend trocken.
 

“Was soll die Frage jetzt bezwecken, wer soll es wohl sonst gewesen sein Thorin? Siehst du hier noch irgend jemanden anders, der das anstatt mir tun könnte? Aber keine Sorge Herr Zwerg, da ist gewiss nichts, was ich nicht schon einmal zu Gesicht bekommen hätte. Sagen wir, ich weiß durchaus wie ein entblößter Mann aussieht, du bist hinsichtlich dessen, sicher nicht der erste Mann in meinem Leben.
 

Deine männlichen Vorzüge kenne ich bereits Zwerg...oder hast du vergessen, was an Belleteyrin zwischen uns beiden geschehen ist? Also die sind mir nicht gänzlich neu, ich kann daher gar nicht verstehen weshalb dich das jetzt so brüskiert Thorin?
 

Wenn du auch der erste Mann seit ewigen Zeiten warst, den ich im körperlichen Sinne zu spüren bekommen habe. Also wie bereits gesagt hatten wir schon einmal das Vergnügen, einander unweigerlich näher zu kommen, als das so manche Eheleute dies in ihrem ganzen Leben tun.
 

Ein Umstand, der sich wohl nicht mehr länger verleugnen lässt, weder von mir noch von dir. Auch wenn DU es für deinen Teil vorziehst, es noch immer so vehement abzuleugnen und zu ignorieren, ist dies dennoch eine Tatsache!“
 

DAS ist die Wahrheit...die ganze Wahrheit...du und ich...wir beide haben das Lager bereits miteinander geteilt. Du kannst es weiterhin verleugnen so lange du willst...aber wir wissen beide dass es eine Lüge ist...deine ganz persönliche Lüge Naugrim!"
 

Thorin fährt unvermittelt herum und versucht dabei ihrem alles durchdringenden Blicken zu entkommen.
 

Es ist ihm deutlich anzumerken, wie unangenehm ihm der Umstand ist, dass sie ihn SO sehen kann...und...und er sie auch...denn sie ist ebenfalls gänzlich nackt, so wie er und das beileibe nicht zum ersten Mal, denn auch er hat nicht vergessen können, dass er sie lange zuvor schon einmal ohne ihre Kleider zu Gesicht bekommen hat.
 

Es war an jenem verhängnisvollen Morgen nach Belleteyrin. An eben dem Morgen, an dem sie beide zusammen nichtsahnend auf der selben Lagerstätte aufgewacht sind und doch stürzt ihn diese Erkenntnis und ihre daraufhin so überaus treffenden Worte erneut in offenkundige Verlegenheit.
 

Das ist etwas, was ihn mehr und mehr verunsichert...alles was den ihm völlig unbekannten Bereich von Weiblichkeit anbelangt ist ihm als Mann ein vollkommenes Rätsel und allein damit schon fremd und noch mehr beängstigend....da er sich damit überhaupt nicht auskennt.
 

„AHH...wa..was willst du...damit...a..andeuten?“
 

Kommt so abermals entsprechend brüskiert aus ihm heraus gesprudelt.
 

Lyriell die es sehr wohl registriert hat, beugt sich unvermittelt zu ihm vor und kommt ihm damit nahe, so nahe dass sie ihn dabei fast berührt.
 

„Was ICH damit andeuten will?
 

Ach komm schon Thorin, das weißt du so gut wie ich. Es ist, wie ich bereits sagte, du hast dein Lager schon einmal mit mir geteilt und um es auf den Punkt zu bringen, gewiss nicht nur, um sich gemeinsam den nächtlichen Sternenhimmel anzusehen.
 

Was ist, muss ich jetzt etwa noch deutlicher werden, oder wie darf ich das verstehen?“
 

Ihr Gesicht hat sich ihm inzwischen so angenähert, dass sich ihr intensiver Blick der so eigenartig sinnlich und anziehend auf ihn wirkt, geradezu in seinen hinein bohrt.
 

Er weiß nur zu gut, was sie damit andeuten will und auch wenn er sich daran nicht mehr erinnern kann, spürt ihren warmen Atem erschreckend nahe und sinnlich auf seinen Lippen. Nur ein wenig mehr und sie berühren sich.
 

Das Gefühl, das es in ihm auslöst, der Impuls sie küssen zu wollen ist so stark, dass er ihm unwillkürlich ein überraschtes Keuchen entlockt...und der Zwerg sich gegen seinen Willen dazu zwingt, dem all zu verlockenden Angebot nicht nachzugeben, selbst wenn er um jeden Preis wissen wollte, wie sie schmeckt...und wie sie sich anfühlt.
 

Nein..nein auf keinen Fall er wird es nicht tun...niemals!
 

Thorin fährt schon angesichts dieser für ihn derart verwirrenden Gedankengänge augenblicklich mit grimmig verzogener Mine zurück.
 

„Wage es nicht...wehe...nicht noch einmal Elbenweib, das dulde ich kein weiteres mal mehr! Mahal, wie konntest du mich nur berühren? Da..das hatte ich dir gewiss nicht angeschafft!“ Donnert er sie damit abermals erwartungsgemäß unbeherrscht und abweisend an.
 

Lyriel sieht ihn während desssen weiterhin direkt in die Augen, wobei sich bei ihr mehr und mehr ein merklich belustigter Glanz abzuzeichnen beginnt.
 

„WAS wage ich nicht?
 

Verdammt nochmal, WAS darf ich nicht tun...?
 

Hätte ich dich etwa in diesem Zustand lassen sollen, in dem ich dich vorgefunden habe? Oh bitte...bitte, das nächste mal herzlich gerne eure störrische KÖNIGLICHKEIT!
 

Ist mir doch gleich, wie du dich dann selbst zu befreien gedenkst?"
 

Flüstert sie ihm dabei leise aber mit durchweg gefährlich süffisantem Unterton entgegen, wobei sie ihm noch ein Stück näher kommt und zwar so nahe, dass er ihren Atem auf seinen zusammengepressten Lippen spürt. Ihr herausfordernd lasziver Blick mit dem sie ihn dabei absichtlich festnagelt....genau der verunsichert ihn um so mehr, weil er ihn in keinster Weise zu deuten vermag und dann...dann tut sie es...tatsächlich...einfach so ohne irgend eine Vorankündigung.
 

Sie versinkt geradezu im unendlichen tiefen Blau seiner Augen...ohne es selbst zu bemerken hebt sich ihre Hand, einem Automatismus gleich und streicht ihm nur einen Augenblick später eine seiner dunklen, silberdurchzogenen Strähnen sanft aus dem Gesicht. Dann beugt sie sich vor....und noch ehe er reagieren kann, ja ehe er es sich versieht, berühren ihre Lippen seine...zart, schüchtern...der Kuss den sie ihm gibt, ist zu Beginn lediglich angedeutet und doch nimmt er ihm wie ihr gänzlich den Boden unter den Füßen.
 

Er spürt nur den Bruchteil von Sekunden später, wie sich ihre weichen Lippen an seine schmiegen...warm, sinnlich aber auch mit sichtlichem Nachdruck in einer Art von Leidenschaft gefangen, der ihren starken Gefühlen für ihn in gewisser Weise den nötigen Tribut zollen und sie ihnen so den Ausdruck zu verleihen vermag, dem sie in dem Moment bedürfen.
 

Ja sie liebt ihn....und das kann er ihretwegen ruhig wissen. Sie will sich ihm gegenüber nicht mehr länger verstellen...sie ist es leid...und es ist ihr mittlerweile auch egal, wie er dazu steht.
 

Thorin hingegen merkt nur noch wie er fällt...tief unendlich, ins Bodenlose hinein.
 

Es ist als risse es ihm den klaren Verstand weit weit fort und er stellt wieder einmal gegen seinen Willen fest, dass er sie mag. Aber es darf nicht sein...er kann es nicht zulassen. NEIN...dieser Schwäche, darf er sich einfach nicht hingeben, sonst hat er Zeit seines Lebens verloren..seine von ihm so hoch geschätzte Freiheit, die Unabhängigkeit seine Entscheidungen für sich allein zu treffen.
 

Somit löst er sich kurzerhand von ihr. Er ist dabei nicht grob...aber doch nachdrücklich und sie spürt deutlich, dass er sich innerlich vor ihr zurück zieht, dass er sich mehr und mehr entfernt. Die undurchdringliche Maske an Unnahbarkeit, die sich fast sofort über sein Gesicht zieht ist allgegenwärtig.
 

Aber sie hat für den Bruchteil eines Augenblicks auch das Andere bei ihm gespürt, den inneren Kampf...den mit dem was sein Herz will. Was sein Verstand, sein männlicher Stolz ihm aber so vehement verbietet und auch, dass dies zwei sehr unterschiedliche ja gegensätzliche Wünsche sind, die sich damit äußerst schlecht miteinander vereinbaren lassen.
 

So respektiert sie es und löst sich ebenfalls von ihm.
 

„Verzeih mir Thorin, ich...ich weiß nicht was über mich gekommen ist, es..es war sicherlich nicht beabsichtigt.“ Flüstert sie ihm schließlich leise entgegen als sie sich rasch von ihm abwendet.
 

Thorin sieht sie an, der Blick seiner Augen ist leer...er wirkt stark verbittert...erschöpft....müde...
 

Aber er birgt auch überdeutlich sichtbar die starke Sehnsucht nach Liebe in sich, sie kann es erkennen...ja sie sieht es. Eigentlich..eigentlich will er sie...aber es geht nicht...sein Verstand kann es ihm nicht gestatten und sein unbändiger Stolz schon gar nicht und so wird er sich weiterhin Tag für Tag selbst belügen, einem schier endlosen Schicksalsruf folgend, der es den Sterblichen verbietet einen Unsterblichen zu lieben...und wenn er es doch tut, so wird es ihn unweigerlich das Leben kosten.
 

„Lass uns nicht mehr darüber reden...überleg dir lieber, wie wir statt dessen wieder an unsere Gewänder und Waffen kommen können, die sie uns abgenommen haben?!“
 

Lyriell seufzt leise.
 

„Nun ich fürchte DANN müssten wir beide wohl oder übel noch einmal da hinein Thorin. Die Grabunholde haben sie an sich genommen....ich habe es gesehen, sie..lagen nahe neben dir an der Stelle an der ich dich gefunden habe, aber ich konnte nicht beides tragen, so habe ich mich in dem Fall lieber für DICH als die vollkommen nutzlosen Habseligkeiten entschieden. Weißt du, mir war dein Leben in dem Augenblick wichtiger als der ganze Tand!“ Entgegnet sie ihm schließlich mit fester Stimme und einem gewissen Nachdruck darin, der ihre Meinung was das anbelangt bekräftigen soll.
 

Er dreht sich um, bückt sich und nimmt nahezu wie in Zeitlupe so ziemlich das einzige ihrer persönlichen Kleidungsstücke vom Boden an sich, das sie retten konnte...seinen Mantel! Schweigend legt er ihn sich um die Schultern und streckt ohne ein Wort zu sagen, den Arm nach ihr aus.
 

„KOMM ES IST KALT!“
 

Sagt er im Anschluss daran leise aber bestimmt. Lyriell ist so perplex, dass sie zunächst gar nichts dazu zu sagen vermag. Wie in Trance bewegt sie sich zu ihm hin. Als sie bei ihm angelangt ist, nimmt er sie mit einem mal unvermittelt an der Hand und zieht sie mit Schwung an sich heran...ohne ein Wort zu verlieren legt er den Mantel auch um ihre Schultern und dann dann spürt sie ihn...seine Wärme, die ihr so vertraute Nacktheit seines Körpers der ihrem so nahe ist, wie kaum einmal zuvor.
 

Indem spürt sie auch, wie er seinen Kopf mit einer überraschend vertaulichen Geste gegen sie lehnt, wobei seine rauen Lippen ihr einen angedeuten zarten Kuss auf ihr schönes dunkelrotes Haar hauchen.
 

„Danke, ich weiß sehr wohl was du für mich getan hast Lyriell!“ Flüstert er ganz plötzlich leise, ehe er sich von ihr löst. Sein Gesichtsausdruck ist von einer Sekunde auf die Nächste bereits wieder so unahbar wie ehedem.
 

„Du musst dir darauf aber nichts einbilden, es ist nichts weiter als der praktische Nutzen um nicht vor Kälte umzukommen, du solltest dabei nur ja nicht dem Irrglauben verfallen, es könnte je irgend etwas zwischen uns oder gar an meinen Gefühlen für dich verändern, denn da ist nichts...nichts verstehst du?“
 

So und jetzt werden wir beide uns gemeinsam überlegen, wie wir wieder zu unseren Sachen kommen?!“



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