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Eru áva dartha amarth yoménië

Eine unerwartete Schicksalsbegegnung
von

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Erwachen

> i wake up in the dark, there's no tomorrow...someone said, we are lost. <
 

Der nächste Morgen kommt früh, viel zu früh für seinen Geschmack und seine müden geschundenen Knochen, als der sich zu diesem Zeitpunkt noch immer stark übernächtigt fühlende Zwergenmann, im ersten fahlen Licht, des herein brechenden Morgengrauen eines neuen Tages erwacht. Es ist nahezu vollkommen still um ihn herum, als er die Augen aufschlägt.
 

Nichts durchdringt die ruhige Stille, des kleinen Gastzimmers, als lediglich der leise, gleichmäßige Atemrythmus des anderen Schläfers in seinem Raum, mit dem er ihn unfreiwillig und vor allem ungeplant für diese eine Nacht teilen musste.
 

Er weiß nicht, wie es weitergehen soll....jedenfalls im Moment, denn eigentlich will er nicht, dass die Frau mit ihm kommt und am Liebsten würde er sich heimlich und möglichst unbemerkt auf und davon machen. Aber es geht nicht, er hat es ihr versprochen, könnte man sagen. Der Zwerg ist es ihr schuldig, so kann er nicht ohne sie aufbrechen....so gerne er es vielleicht tun möchte. Es würde auch nicht viel Sinn ergeben, da sie ihm vermutlich sowieso folgen würde...so wie ein Bluthund, der einmal gewitterten Spur folgt und nicht davon ablässt, ehe das Opfer gefunden oder eingeholt ist. Der Zwerg weiß, dass sie nicht locker lassen wird, sie hat es ihm gewissermaßen geschworen...und dieser Schwur ist ihr heilig.
 

Thorin dreht sich etwas, um den stillen dunklen Raum der vor ihm liegt, besser einschätzen und damit auch beobachten zu können. Noch hat er keine sonderliche Lust aufzustehen, es ist noch so früh. Also wartet er damit einfach ein wenig länger. Die angenehme Wärme der Schaffelle und die seines Mantels, der ihm als zusätzliche Decke dient, will er noch nicht missen....das kommt nachher noch früh genug.
 

Die Helligkeit des herein brechenden Morgens, kriecht derweil unangenehm zäh durch die geschlossenen Fensterläden herein und doch hinterlässt der leicht rötliche Lichtschein, eine schmale Spur auf dem Boden, die direkt zu ihrem nächtlichen Lager hin zu führen scheint. Überrascht richtet er sich ein wenig mehr von seinem Lager auf. Als sein durchweg verblüffter Blick der Morgenröte unwillkürlich nachfolgt, sieht er, wie sie sich in ihrem seltenen dunkelroten Haar wie eine lebendige Flamme fängt und darin spiegelt.
 

Ihre Gesichtszüge wirken im Schlaf ruhig, ja beinahe entspannt...und er bemerkt auch, wie das feurige Farbenspiel des ersten Morgenlichts, sie ungewöhnlich feingezeichnet, ja beinahe edel wirken lassen.
 

Die Frau hat wahrhaftig nichts von einer Zwergin an sich...oder wenn dann nur sehr wenig. Das stellt er in diesem kurzen Moment, der seltsam anmutenden morgendlichen Lichterscheinung, die da ungehindert durch die geschlossenen Fensterläden fällt, neuerlich mit sichtlich wachsendem Erstaunen fest.
 

Und dennoch empfindet er ihr für sein Volk, als völlig unüblich zu bezeichnendes Wesen als schön. Ja er kann es nicht anders sagen...sie ist schön...um nicht zu sagen bildschön, selbst für seine Begriffe und seinen Geschmack, was Frauen anbelangt gesehen. Dass er bislang keine für sich haben will, heißt noch lange nicht, dass er deswegen nicht trotzdem wüsste, was die Tugenden einer schönen Frau in der Regel ausmachen.
 

Er mag vielleicht ein ausgemachter Einzelgänger sein und ein überwiegend einsames Leben für sich gewählt haben, aber der Zwergenkönig ist dennoch nicht blind...und sie hat durchaus einige weibliche Vorzüge aufzuweisen, die selbst er nicht gänzlich zu übersehen vermag, so sehr er sich darum gegenwärtig auch bemüht. Die zarte Linie ihrer dunklen rötlichen Augenbrauen, die sich halbmondförmig über ihre Stirn zieht und auch die schmalen, hohen Wangenknochen, die eindeutig auf ihr überwiegend elbisches Erbe schließen lassen. All das macht sie so ungleich reizvoll, wie äußerst gefährlich für ihn.
 

Oh er weiß nur zu genau, wie tragisch das zumeist illusorische Gefühl von Liebe, für Sterbliche wie er einer ist denn enden könnte. Vor allem, wenn sie sich in einen des unsterblichen Volkes verlieben würden. Er kennt dafür zu viele Geschichten aus den Zeiten der Altvorderen, die alle der Reihe nach in Tragödien endeten. In dem Moment fällt ihm kurz und wie zufällig eine Geschichte ein, die ihm sein jüngerer Bruder Frerin früher häufig erzählt hatte, als sie beide noch sehr jung gewesen waren. Frerin liebte solche Geschichten wie diese. Ja Frerin war termeramentvoll und ein zumeist eher draufgängerischer Hitzkopf gewesen...das hatte ihm am Ende vermutlich das Leben gekostet.
 

Vielleicht war es auch mit ein Grund, dass Frerin charakterlich nie so nüchtern und eigenwillig streng gewesen war, wie Thorin es im Gegenzug zu seinem Bruder ist.
 

Aber vielleicht ist auch dies mit ein Grund, weshalb der eher eigensinnigere und unnahbarere der beiden so ungleichen Zwergenbrüder gegenwärtig noch am Leben ist. Thorin hört sich leise seufzen...ach ja Frerin, was würde er darum geben, seinen Bruder, den er gerade wegen dieser Gegensätzlichkeit zu sich selbst, so sehr geliebt hat, noch einmal lebend wieder zu sehen. Der Verlust schmerzt ihn auch nach all der langen Zeit noch immer zutiefst. Ein Umstand, der wohl niemals ganz getilgt werden kann. Diese Art der Verluste zu ertragen oder den Schmerz zu stillen, fallen ihm noch immer schwer und die Akzeptanz dessen ist etwas, was er daher kaum anzunehmen vermag.
 

Aber im Zuge dieser all zu schmerzlich anmutenden Gedankengänge, erinnert er sich ungewollt, ja beinahe bildhaft an ebenjene Geschichte, mit der Frerin ihn immer auf eine seltsame Weise faszinieren konnte. Er erinnert sich daran, so als sei es erst gestern gewesen. Es ist die Legende von Beren und Luthien. Die Liebe eines Menschen zu einer Elbenfrau, unsterblich und doch so tragisch im Verlauf..denn sie war von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden und endete sozusagen unglücklich mit dem Hinscheiden von beiden Liebenden.
 

Der ganz eigene Zauber, den diese Legende trotz allem inne hatte, dem hatte selbst er sich als junger Mann doch nicht ganz verschließen können, auch wenn ihn Frauen in dem Sinne nie so besonders interessiert hatten. Er war eingefleischter Junggeselle durch und durch und das konnte und wollte er auch nicht ändern. Und für eine wie SIE schon gar nicht. Wie käme er dazu, sich ausgerechnet in eine Elbenblütige zu verlieben?
 

Ausgeschlossen....völlig ausgeschlossen!
 

Mit diesen Gedanken im Kopf, versucht er sich energisch aus seinen schmerzhaften, wie zumeist unschönen Erinnerungen zurück in die Wirklichkeit zu holen. Er streckt sich...strafft die breiten Schultern und spürt dabei, die heftige unangenehme Verspannung äußerst real im Nacken die, die Nacht im für ihn nach der langen Wanderung in der Wildnis, vollkommen ungewohnten weichen Bett hinterlassen hat.
 

Einen Moment später erhebt sich der Zwergenmann schließlich nahezu lautlos. Vordringlich weil er SIE nicht unnötig aufwecken will und auch, weil er einem dringenden Bedürfnis nachgehen sollte, bei dem die Frau ihm bei allem was recht ist, nun nicht auch noch unbedingt Gesellschaft leisten müsste. Thorin ist damit drauf und dran, sich nur in Tunika und seinen Beinkleidern gewandet möglichst leise an ihrem Lager vorbei zu stehlen, damit sie nur ja nichts davon mitbekommt.
 

Er ist kaum auf Höhe ihres nächtlichen Lagers gelangt, als er damit zwangsläufig sehr nahe an der noch tief schlafenden Frau vorbei muss. Er hört sie leise und gleichmäßig atmen, doch ganz plötzlich bewegt sie sich und beginnt im Schlaf laut aufzustöhnen und dabei völlig unkontrolliert und wild um sich zu schlagen. Es klingt beinahe wie der Warnlaut eines gequälten Tieres, der dabei aus ihrer Brust dringt....und dann...ja dann hört er sie unvermittelt etwas in die morgendliche Stille keuchen.
 

„Nya aran tar....hain thel le dag...lelya lá...lelya lá vanwa.....termar sé annin! Inye thel le lalâ hehta!“

(„Mein König...sie wollen dich töten...geh nicht...geh nicht fort....bleib bei mir! Ich will dich nicht verlassen!“)*
 

Thorin hält erschrocken inne, er hat sie nicht verstanden, da sie eindeutig elbische Worte verwendet hat, aber doch ist ihm der Sinn dahinter bewusst geworden. Es klang ungewöhnlich angstvoll und eindringlich, wahrscheinlich irgend ein schlechter Traum. Durch das wilde um sich Schlagen, hat sich auch wie zufällig ihr langer pelzverbrämter grauer Mantel aus ungewöhnlich feinem Tuchstoff verschoben und gelöst, der ihr die Nacht über als Decke gedient hat.
 

Er sieht wie er langsam aber unerbittlich von ihr herunter gleitet und dann zu Boden fällt. Thorin ist ohne weiter nachzudenken reflexartig darum bemüht ihn aufzufangen, um ihn anschließend wieder über sie zu breiten.
 

Bei dem Anblick, der sich ihm dabei so vollkommen unerwartet, wie unvorbereitet bietet, verschlägt es ihm nicht nur die Sprache. Er hat alle Mühe zu verhindern, dass ihm nicht der Atem stockt. Er ist ein Mann und dazu einer, der viel zu lange allein gelebt hat, um den weiblichen Reizen, die sie gänzlich ungewollt auf ihn ausübt, so einfach mit Leichtigkeit zu widerstehen.
 

Von der Nacht an Belleteyrin, in der er mit ihr das Lager geteilt hat, hat er keinerlei Erinnerung zurück behalten. Es ist für ihn auch so, als wäre es schon Ewigkeiten her. Was er hinsichtlich dieses Umstandes nun auch nicht als unbedingt prickelnd empfindet...wenn schon, dann wäre wenigstens das Gefühl, nach so langer Zeit der Abstinenz doch wieder einmal eine Frau im Bett gehabt zu haben, etwas gewesen, was ihm in langen kalten Nächten, in der Wildnis ein wenig Wärme verleihen könnte.
 

Aber nicht mal das war ihm vergönnt gewesen.
 

Verdammt, warum hat er sich nur mit diesem fremdartigen, wilden und absolut undurchschaubaren elbischen Frauenzimmer eingelassen?
 

Eine Frage die er sich selbst nicht beantworten kann....und jetzt....jetzt wo er sie sich so ansieht....wo er die nackte Haut ihrer Beine und ihre gesamte körperliche Nacktheit, durch das helle Nachtgewand erahnen kann, das sie trägt. Eben jenes das ihr im Schlaf ungewollt und unbemerkt ein ganzes Stück zu weit hinauf gerutscht sein dürfte, um damit noch als schicklich zu gelten. Da macht genau diese unerwartet reizvolle Ansicht, ihm wildes Herzklopfen und lässt seinen Puls unkontrolliert in die Höhe schnellen.
 

Ohne es zu wollen spürt er, wie seine Atemfrequenz ansteigt, als gelte es noch im selben Augenblick einen Kampf zu bestehen.
 

Thorin fühlt zu seiner genzenlosen Verwunderung und ebenso tiefen Bestürzung, dass sich dort etwas zu regen beginnt, wo sich um des Schöpfers Willen nichts regen dürfte...seine Manneskraft. Die so plötzliche Begehrlichkeit seiner Lenden, die ihn beim Anblick, des halb entblößten Weibes überkommt, erschreckt ihn zutiefst.
 

Er kann es nicht fassen....will es nicht wahr haben!
 

Hastig packt er den Mantel, hebt ihn rasch vom Boden hoch und legt ihn im Anschluss daran über sie, nur um möglichst schnell die von ihr gänzlich unbeabsichtigte Blöße zu bedecken....bevor er noch...?
 

Nein..nein Shazra. Alles nur das nicht. NICHT noch einmal. Oh nein, ganz gewiss nicht noch einmal DIESE Frau!
 

Er wagt es nicht diesen verwerflichen Gedanken zu beenden. Doch er hat mit dieser etwas überstürzten Handlung natürlich nicht bedacht, dass er sie dadurch eventuell aufwecken könnte.
 

Erst als Lyriell eine Sekunde später, mit einem kurzen hörbar erschrockenen Schrei von ihrem nächtlichen Lager hochfährt und sich ihrer beider Blick wie zufällig trifft...wird es ihm bewusst, was er da eigentlich mehr oder minder unfreiwillig zu Gesicht bekommen hat.
 

Ja was er getan hat und vor allem an WAS er dabei gedacht hat?
 

Er hätte das im Grunde weder sehen noch denken dürfen. Es geht ihn nichts an, sie ist in diesem Sinne nicht seine Gefährtin und sie wird es auch niemals sein! Er denkt nicht im Traum daran, jemals auf eine solch abwegige Idee zu kommen und sich auch noch freiwillig an irgend jemanden zu binden. Und selbst wenn er es in Betracht ziehen sollte, wäre SIE gewiss nicht die Frau, die er für sich wählen würde...sie ist ja nicht einmal eine seines Volkes. Was also wollte er mit einer solchen Gefährtin? Sein Volk würde das niemals tolerieren...also ist es schlicht unmöglich und auch wenn er sie lieben würde, sein Weib könnte sie trotzdem niemals werden, zumindest nicht auf einem legitimen Weg.
 

Indem starrt die so unsanft aus dem Tiefschlaf gerissene Frau ihn derart verwirrt und entgeistert an.
 

„Wa..wo...was willst du Zwerg?“
 

Keucht sie ihm dem Umstand entsprechend harsch entgegen., nachdem sich ihr Sinn geschärft hat und sie erfasst hat was da vor sich geht. Besser gesagt, wer sie da so unsanft aus dem Schlaf geholt hat.
 

„Ich..ich hab nur...? Ach Khazad...verflucht noch eins, du hast während der Nacht im Schlaf deinen Mantel verloren. Ich habe ihn dir lediglich wieder zurück gegeben!“
 

Kontert er dementsprechend brüsk und unangenehm berührt, als er ihren ungläubig skeptischen Blick auffängt, der ihn aus diesen ungleich faszinierend dunkelgrünen Augen entgegen sieht.
 

„So danke...wie aufmerksam von dir Thorin und womit habe ich diesen seltenen Umstand verdient?“ Grollt die elbische Frau ihn daraufhin noch immer nicht sehr viel kooperativer an. Vielleicht weil sie intuitiv spürt, dass er ihr irgend etwas verheimlicht hat und auch, weil sie ihm nicht vertraut.
 

Aber weshalb sollte sie das tun...beide kennen sich im Grunde kaum und gegenseitiges Vertrauen ist nun einmal etwas, was wachsen muss. Etwas was man weder kaufen, noch gewinnen kann. Man muss es sich gewissermaßen verdienen und ER ist noch Meilen um Meilen weit davon entfernt, ihr Vertrauen gewonnen zu haben.
 

Auch wenn er ihre Liebe gewonnen hat...wovon er noch immer nichts ahnt, so muss es dennoch noch lange kein Grund sein, ihm einfach blindlings zu vertrauen.
 

„Ich wollte nur höflich sein...immerhin werden wir zukünftig eine nicht unerhebliche Strecke gemeinsam zurück legen müssen.“ Grummelt er sie während dessen nicht viel freundlicher an. Er fühlt sich von ihr ertappt, auch wenn sie es nur erahnt, so hat er doch das Gefühl als könne sie es spüren, als fühlte sie seinen inneren Konflikt.
 

Die ungewollte starke Anziehungskraft die sie auf ihn ausübt und das gleichzeitige Ablehnen...das ihm sein Verstand gebietet...zwei Kräfte die ungleich kräftig, wie zu gleichen Teilen an ihm zerren und keine von beiden ist bisher gewillt, dem auch nur im Ansatz nachzugeben.
 

Wie das noch weitergehen soll, ist ihm ein vollkommenes Rätsel, aber eines, das es wahrlich nicht einfach für ihn macht. Dessen ist er sich hinsichtlich dieser Frau betreffenden und gänzlich auf den Kopf gestellten Gefühlswelt nur zu bewusst.
 

Und dann ist da zu allem Übel auch noch das, was er tun muss. Das was er am gestrigen Abend dem Zauberer versprochen hat...er hat einen Auftrag zu erledigen...der nicht warten kann.



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