Eru áva dartha amarth yoménië von Ithildin (Eine unerwartete Schicksalsbegegnung) ================================================================================ Kapitel 5: Zauber ----------------- „Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen? Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das nur von uns Hilfe will?“ (Rainer Maria Rilke) Thorins Augen werden entsprechend groß, als sich diese unangenehme Tatsache nicht mehr länger übersehen oder gar ableugnen lässt, vordringlich dadurch weil sie ihm immer näher kommt. Obendrein ist dies kein besonders reizvoller Anblick, den er da so von ihr in aller Offensichtlichkeit geboten bekommt. Entsprechend angewiedert verzieht der Zwerg das Gesicht, als ihm ihre nackte Hässlichkeit in aller Deutlichkeit entgegen springt. Etwas vergleichbar abstoßendes, wie ihre üppige Körperfülle hat er noch NIE gesehen. Der Schreck der ihm dabei in sämtliche Gliedmaßen fährt, macht ihn beinahe sprachlos. Aber dann gelingt es ihm doch noch, etwas heraus zu würgen...kurz und knapp...und in diesem Fall erwartungsgemäß zynisch und trocken, wie es im Normalfall seinem eher nüchtern angelegten Wesenszug entspricht. „Bedeckt euch Dame...wisst ihr denn nicht, dass sich das nicht schickt WEIB? Nicht mal für einen Troll wie euch, der ihr seid?“ Thorins tiefe und ansonsten so eindrücklich melodiöse Stimme, klingt bei dem was er ihr entgegnet so vorwurfsvoll und entsetzt, dass sie für einen Augenblick lang tatsächlich auf halber Strecke stehen bleibt und ihn verblüfft anstarrt. Doch dann..dann hört er sie lachen....ja es bricht regelrecht überfallartig aus ihr heraus. Ihr lautes dröhnendes Lachen klingt hörbar amüsiert und zugleich so derartig anzüglich, dass er heftig schlucken muss. „Ah ja, jetzt sagt mir nur, dass ihr Angst habt, ich wollte euch zu etwas verleiten, was ihr am Ende dieser Nacht vielleicht bereuen könntet...Meister Zwerg? Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten. Ich will euch nicht zu nahe treten...zumindest NOCH nicht gleich! Ganz wie ihr wünscht und WAS soll ich eurer Meinung nach tragen, um mich zu bedecken? Euren Mantel vielleicht? Nun das heißt, wenn ihr mir DEN denn für diesen Zweck ausborgen wollt?“ Der vollkommen irritierte und zugleich zutiefst verunsicherte Zwergenfürst schluckt abermals hart und ohne noch irgend ein weiteres Wort zu verlieren, löst er mit einer einzigen hastigen und fließenden Handbewegung, die silberne Fibel, die seinen reich an Zwergenrunen verzierten wollernen Mantel, mit dem dichten warmen Pelzkragen an seinem Hals zusammen hält, den er schon wegen der noch ziemlich unangenehmen spätwinterlichen Kälte getragen hat. Er strafft sich sichtbar und hält ihn ihr anschließend schweigend aber nachdrücklich hin. Wobei er seine Augen jedoch demonstrativ weiter gesenkt hält, schon um sie nicht weiterhin so ungebührlich anstarren zu müssen, ehe ihn davon noch schlecht wird. Er spürt aber dennoch unangenehm aufdringlich, dass die Trollin ihn aufmerksam beobachtet, ehe sie danach langt, wobei sie sich überaschend viel Zeit lässt und sich zudem ein sichtbar sarkastisches, sowie spöttisches Lächeln auf die hässlichen aufgesprungenen Lippen legt, die sich zu einem überbreiten Grinsen verziehen. Ihn schaudert, er kann es nicht verhindern. Das eiskalte Grausen, das ihn bei diesem abschätzenden und eigenartig begehrlichen Blick von ihr streift, ist kaum noch zu unterdrücken. Die Trollhexe hat eindeutig etwas vor, er spürt es in allen Knochen...so wahr er ein Zwerg vom einsamen Berge ist. Auch wenn sie es ihm nicht offen sagen will, weiß er doch, dass dies was sie von ihm einfordert noch längst nicht alles gewesen sein kann....noch längst nicht alles! Aber just in dem Moment kommt er gedanklich nicht mehr weiter als bis hier her, auch da sie geneigt ist ihm endlich zu antworten und ihm damit zu sagen, was er wissen will. „Danke vielmals Naug! So und jetzt will ich DAS von EUCH was mir zusteht! Ich hatte euch vorhin aufgetragen mir Fleisch zu beschaffen. Dieses soll unser beider Festmahl an Belleteyrin sein. Ein Festmahl, das mir zusteht und bei dem IHR mir zweifellos als mein GAST Gesellschaft leisten werdet! Wo ist also der Hirsch den ihr erbeutet habt? Ich weiß dass ihr einen erlegt habt Zwerg...also schafft ihn mir herbei!“ Thorin blickt die Hexe derweil an wie vom Blitz erschlagen, sein Gesichtsausdruck wird ungläubig und seine Augen noch größer als ohnehin schon. “WAS...ähhh ihr..ihr wollt ihn haben...etwa ROH? SO wie er ist? DAS ist nicht euer Ernst ihr wollt ihn nicht etwa roh fressen TROLL? Oder etwa DOCH?“ Kommt dabei nahezu überfallartig aus ihm heraus gesprudelt, wobei er sie weiterhin anstarrt, als könne er nicht fassen, was er da gehört habe. Sie jedoch richtet ihren Blick auf ihn....ein Blick der volle Ernsthaftigkeit ausstrahlt. „So ist es Zwerg...IHR bringt mir den Hirsch und ICH werde ihn verspeisen, so wie er ist. Lasst das getrost meine Sorge sein, wie ich mein Fleisch bevorzuge. IHR sollt mir lediglich zur Seite sitzen, ich habe von euch nicht verlangt, dass ihr auch nur Bissen von dem Tier essen müsst!“ Entgegnet sie ihm derweil ungerührt und mit einer derartig dreistigen Ernsthaftigkeit, die ihn wahrlich verblüfft. „Nun gut....schön, wie ihr wollt...ganz wie ihr wollt!“ Fährt es dem Zwerg daraufhin wenig begeistert heraus, wobei er dann aber doch Anstalten macht, ihr den Hirsch wie gewünscht zu beschaffen. Während sie wie erwartet an Ort und Stelle im Wald bleibt, geht er das kurze Stück zum Haus zurück und holt das Tier, das er bereits ausgenommen hat. Der kapitale Hirsch ist ein ungewohnt schwerer Brocken für den körperlich noch immer deutlich angeschlagenen Zwergenmann. Thorin muss so all seine ganze körperliche Kraft zusammen nehmen, um ihn sich auf die Schultern zu laden und ihn dort an der gewünschten Stelle abzulegen, an der sie auf ihn wartet. Als er etwa eine Viertelstunde später an den Ort zurück kehrt, an dem er sie zurück gelassen hat, stellt er fest, dass sie in der Zwischenzeit ein Feuer angemacht hat. Ein wildes loderndes Feuer, das ihre an sich schon garstig und widerwärtig ausladende Gestalt nur noch unheimlicher erscheinen lässt. Als er bei ihr angelangt ist und das Tier direkt vor ihr von den breiten Schultern gleiten lässt, verwundert er sich nicht mehr sonderlich darüber, dass sie ihm sogleich bedeutet sich zu ihr zu setzen. Kaum hat der Zwerg sich neben ihr nieder gelassen, beginnt sie ihr grausiges Mahl. Thorin vergeht jeglicher Anflug von Hunger, den er bis dahin vielleicht noch gehabt haben mag, als er untätig dabei zusehen muss, wie sie Bissen um Bissen, des rohen Hirschfleisches in ihr widerwärtig breites Maul hinein verschlingt. Aber dem nicht genug, denn das ist längst noch nicht alles...er ahnt es bereits...es lässt ihm sämtliche Nackenhaare aufstellen und die Luft um ihn herum flirrt wie elektrisiert...etwas geht da vor sich...eine Art von Magie, die ihm gänzlich fremd ist. Nur einige Sekunden später nachdem sie den Hirsch zur Gänze verschlungen hat, erhebt sie sich. Thorin sieht verwirrt und verblüfft dabei zu, wie die Trollin zu einer nahen Quelle geht, um anschließend das Wasser daraus in einen irdenen Kelch zu schöpfen....den sie weiß der Allmächtige von woher genommen haben mag? Er sieht damit also erschrocken und offenkundig alarmiert dabei zu, wie sie das eigenartig dunkle, grünlich schimmernde Wasser aus der nahe Quelle schöpft, um selbst einen tiefen Schluck daraus zu nehmen, ehe sie zurück kommt und ihn im Anschluss daran dem Zwerg unmissverständlich unter die Nase hält. „Trinkt diesen Trank. ER ist Belleteyrin wahrlich würdig und IHR werdet ihn heute Nacht sicher noch zu schätzen wissen, ist es nicht so Herr Zwerg?“ Das ist alles was sie zu ihm sagt. Ihr Blick wirkt unübersehbar berechnend und verschlagen mit dem sie ihm den Kelch reicht, den der dunkelhaarige zZwergenfürst beim besten Willen schon aus Gründen des allgemein gültigen Gesetzes der Gastfreundschaft nicht mehr ablehnen kann und das weiß er auch...sie hat es so berechnet und schon deshalb muss er es tun. Alles in ihm wehrt sich mit ganzer Kraft dagegen, aber er kann ihn nicht mehr ablehnen...jetzt nicht mehr!“ Indem bemerkt er nahezu in Trance, wie er ihn mit deutlich zitternden Händen umfasst, um dann einen nicht allzutiefen Schluck daraus zu nehmen, aber das genügt bereits! Fast sofort spürt er dessen fatale Wirkung in seiner Kehle brennen..noch ehe die letzte Flüssigkeit seine Lippen benetzt und er sie geschluckt hat. Er lässt den irdenen Kelch mit einem entsetzten Aufstöhnen fallen und spürt wie er nahezu sofort ins Straucheln gerät. Alles beginnt sich um ihn herum zu drehen, noch im selben Atemzug verändert sich seine Wahrnehmung komplett. All seine Sinne spielen verrückt...und er hat das merkwürdige Gefühl, als stünde er innerlich in Flammen. Was immer sie ihm da gegeben hat, was immer das für ein Zauber sein mag, jedenfalls geht es nicht mit rechten Dingen zu....dessen ist er sich sicher...ganz sicher! Sie hat irgend eine Art von uralter Magie verwendet und wenn er sich nicht ganz sicher wäre, dass dies nicht möglich sein kann, würde er sogar behaupten wollen, das sie sich nach einem sehr sehr altem elbischem Zauber anfühlt...einem den er kennt...er hat ihn schon einmal gespürt, doch das ist lange her, wenn nicht gar in einem anderen Leben. Als er den Blick einige Sekunden später kurz hebt um sie anzusehen, wirkt der Blick aus seinen dunklen, blauen Augen mit einem Mal eigenartig verschleiert und vollkommen der realen Welt entrückt. Thorin merkt indessen nur noch, dass sie lacht. Es ist ihm so, als würde sie ihn auslachen wollen...aber davon merkt er selbst nur noch sehr wenig. Sein Verstand wirkt getrübt...so als wäre er gar nicht da...so als wäre er in einem tiefen, dunklen Traum gefangen. Es ist dieses unheimliche Lachen an ihr, das diesen Zustand zu verschlimmern scheint...jenes Lachen, das ihm regelrecht das Mark in den Knochen gefrieren lässt. Im selben Moment als er das gewahrt, vernimmt er ihre Stimme, wie von weit weg und doch so deutlich vor sich, so als stünde sie direkt vor ihm. „Und JETZT....ein Bett..ein Bett Meister Zwerg, ein Bett schafftet ihr mir wie befohlen herbei. Ein Lager weich von Farn, Moos und Laub, es soll unser beider Brautbett sein und nun werdet IHR eure Gewänder ablegen Herr Zwerg und euch MIR zur Seit! So sollt IHR heute Nacht an Belleteyrin mein König sein! MEIN König, der ihr ja um genau zu sein schon einer seid...ZWERG! Oder etwa nicht? Ich denke ich habe schon richtig vermutet mit dem WAS ihr seid? Thrôrs Enkel und damit auch sein Erbe zumindest nachdem zu urteilen was ihr mir gesagt habt. In diesem Falle seid ihr mehr als würdig heute in dieser besonderen Nacht mit mir das Lager zu teilen!" Sie verstummt und doch kann er abermals ihr unverkennbares Lachen hören...wild und animalisch dringt es an seine Ohren. Ihm wird Himmelangst bei dem Gedanken daran, was sie gleich von ihm einfordern wird. „Ihr habt ganz recht geraten...Troll, so verhält es sich tatsächlich. Aber bei allem was mir heilig ist, Mahal der Himmel steh mir bei, dass dies jemals geschieht und ich des Nachts mein Lager mit einem wilden Waldgeist wie EUCH teilen werde.....Niemals!“ Nicht mehr dazu zu sagen ist er noch in der Lage, es ist ihm als hätte er es bereits geahnt.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)