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Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya

Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne
von

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Aufbruch - egledhia

Im selben Moment fuhr Thorin, wie von Spinnengift gebissen aus dem Tiefschlaf in die Höhe.
 

„Was?
 

Wie..was ist los?
 

Fili was machst du denn hier?“
 

Stammelte er vollkommen verdattert, als er seinen ältesten Neffen erkannte und selbigen an seinem Bett stehend vorfand. Von wo aus sich dieser zu allem Übel ein breites und überaus belustigtes Grinsen nicht länger zu verkneifen vermochte. Nur einen Augenblick später war Thorin auch klar, weshalb das so war.
 

„Khazad..die Frau...oh ich wusste es, sie ist noch da...nicht wahr?“
 

Stöhnte er leise.
 

Es klang reichlich resigniert.
 

Lyriel lag mit ihm in einem Bett..unübersehbar und nicht mehr abzustreiten.
 

Von daher konnte er nun auch nicht länger leugnen, dass er sich mit ihr eingelassen hatte. Von welchem Standpunkt aus man dies jetzt auch immer betrachten mochte. Ein Umstand der Fili natürlich alles mögliche denken lassen konnte. Dieser nahm es jedoch völlig gelassen hin und ignorierte die kurze, wie deutlich pikierte Aussage von Thorin daher weitest gehend.
 

„Ist sie Onkel..aber das ist jetzt wohl nicht wirklich das Hauptproblem würde ich meinen. Ich sage dir, wir sollten so bald als möglich los reiten...der Morgen ist längst angebrochen und wir verlieren kostbare Zeit.“
 

Entgegnete Fili seinem Onkel daher vergleichsweise nüchtern. Der Ältere richtete sich sofort vorsichtig auf, kaum dass der junge Zwerg den Satz beendet hatte...vordringlich um die Frau nicht zu wecken, die noch immer von alledem unbeeindruckt den Schlaf der Gerechten schlief.
 

Als er das geschafft hatte, entgegnete er dem Jüngeren leicht resigniert.
 

„Danke für den Hinweis Junge, aber das weiß ich selbst auch. Appropos Abreise, wo ist Kili eigentlich abgeblieben?“
 

Thorin fragte das nicht umsonst, da er inzwischen selbst festgestellt hatte, dass der Jüngere seiner beiden Neffen nicht mehr in der Höhle anwesend war. Fili lächelte kurz nachsichtig, bevor er seinem Onkel antwortete.
 

„Oh den hab ich schon mal nach draußen geschickt, er sollte sich in der Zwischenzeit um die Ponys kümmern.
 

Der Zwergenkönig seufzte leise.
 

„Schön sehr schön, na dann sollten wir wohl langsam aufstehen!“
 

Setzte er im Anschluss daran mit einem etwas zerknitterten Lächeln nach. Doch als Fili noch immer keinerlei Anstalten machte, sich wieder taktvoll zu entfernen, damit sie wenigstens noch im Ansatz ein paar Minuten für sich alleine hatten, musste Thorin prompt nachhelfen.
 

„Was ist..?
 

Verschwinde endlich Fili oder muss ich etwa nachhelfen? Oder willst du sie wecken? Nun das würde ich dir ehrlich gesagt lieber nicht empfehlen.“
 

Der junge Zwerg lachte leise, als ihm sein Onkel das gesagt hatte.
 

„Ach was, behauptet wer?“
 

Entgegnete er selbigem anschließend abermals sichtlich belustigt, wobei er jedoch endlich ein paar Schritte in die richtige Richtung machte.
 

„Behaupte ICH!“
 

Konterte Thorin knapp und dazu in einer Tonlage, die keinerlei Widerworte duldete.
 

„Na schön ich habe verstanden, ich warte solange draußen...und noch was, beeilt euch lieber, bevor der Junge aufwacht.“
 

Das war alles, was Fili noch über die Lippen brachte, ehe er ging. Thorin schnaubte während dessen leise vor sich hin.
 

„Weiß ich...und jetzt geh...geh endlich!“
 

Mit diesen deutlichen Worten scheuchte der Zwerg, den Jüngeren ein paar Augenblicke später unmissverständlich vor die Türe. Kaum war er fort, ließ der Zwergenfürst sich zurücksinken und atmete mit einem leisen Stoßseufzer kräftig ein und aus, er musste allerdings ein paar mal Atem schöpfen, ehe er sich in der Lage sah, sie ebenfalls wecken zu können. Er wusste, dass der Augenblick des Abschiedes gekommen war..unweigerlich...und unaufhaltsam.
 

Als er sich etwas beruhigt hatte, beugte er sich vor und strich der Frau die noch immer tief und fest schlief und dabei so friedlich wirkte, sachte eine ihrer langen dunkelroten Strähnen aus der Stirn, die sich über Nacht aus ihrem Zopf gelöst hatte und ihr vorwitzig ins Gesicht gefallen war.
 

Als sie nicht darauf reagierte, gab er ihr einen vorsichtigen Kuss. Was kurz darauf die gewünschte Wirkung zeigte. Noch während er sich zögernd von ihr löste und sie mit einem leisen Brummen weiter zum Aufwachen bewegen wollte, spürte er, wie sie ihn noch einmal nahe an sich heran zog und leise flüsterte.
 

„Es ist Zeit nicht wahr?“
 

Er nickte knapp.
 

Ein leises Seufzen quälte sich über ihre Lippen.
 

„Schade...aber wir wussten es ja längst.“
 

Mit diesen Worten schlug sie endlich die Augen auf und taxierte ihn mit ihrem so eigenartig durchdringenden Blick.
 

Er hatte just den Eindruck von dem intensiven dunklen Grün ihrer Iris gefangen zu sein und hatte damit sichtlich Mühe sich davon halbwegs zu lösen. Aber als er Anstalten machte sich zurückzulehnen, folgte sie ihm.
 

„Du wirst mir fehlen...Zwerg, glaubst du das?“
 

Kam dabei leise über ihre Lippen und noch ehe er etwas darauf antworten konnte, spürte er bereits wie sie ihn abermals an sich heranzog, um ihn einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben.
 

„Ich hätte nie gedacht, das jemals aus deinem Munde zu vernehmen!“
 

Flüsterte er ihr so nur einen Moment später mit einem leicht belustigten Lächeln entgegen. Lyriel verzog ihr schmales Gesicht zu einer etwas anzüglichen Grimasse.
 

„Was wieso denn....ist es nicht etwa die selbe Sache, wie die mit der Bettgeschichte?“
 

Lyriels Blick wurde weich, als sie ihn ansah.
 

„Von wegen du würdest nie mehr freiwillig aus meinem Bett steigen oder vielmehr jemals wieder hinein Zwerg. Darf ich dich daran erinnern, dass du das höchstpersönlich zu mir gesagt hattest? Tja soviel also zu deiner viel besagten Standhaftigkeit oder wie war das noch Thorin? Oh ich hör dich noch sehr gut, soweit funktioniert mein Erinnerungsvermögen schon noch.“
 

Spöttelte sie weiterhin leise in seine Richtung, als er Anstalten machte sich von ihrem gemeinsamen Nachtlager zu erheben.
 

„Ach komm hör schon auf zu spotten Lyriel, zu dem Zeitpunkt war ich wirklich bestrebt es tatsächlich nicht mehr länger in Anspruch zu nehmen als nötig, das war mein Ernst gewesen. Was glaubst du wohl warum ich so sauer auf dich war?"
 

Entgegnete er ihr leise, wobei er ungewöhnlich streng klang.
 

Doch sie lächelte nur.
 

„Nun stell dir vor mein Lieber, mein Ernst war das auch. Ach aber du siehst ja wohin es uns gebracht hat? Ich würde sagen, nun liegen wir doch zusammen in einem Bett oder besser ausgedrückt, wir lagen darin, denn jetzt sollten wir uns wohl besser erheben...meinst du nicht?!“
 

Antwortete sie ihm daraufhin überraschend trocken. „Das sollten wir wohl. So und jetzt komm...dann steh schon endlich auf!“ Konterte er ebenso trocken. Wobei er ihr kurzerhand die Hand hinstreckte, die sie mit einem leisen Seufzer ergriff und sich anschließend von ihm in die Höhe helfen ließ.
 

Wenig später erschien auch Ahiê auf der Bildfläche, damit war alle Vertraulichkeit zwischen ihnen zunichte....
 

Kurze Zeit später...
 

Sie nahmen alle ein ungewöhnlich schweigsames Frühstück ein. Es waren die Reste des alten Dachses, die ohnehin nicht besonders schmeckten, aber mehr hatten sie im Moment nicht mehr und wenigstens war es ansatzweise noch etwas warmes im Bauch. Wer von ihnen wusste schon, wann sie das nächste Mal etwas bekommen würden? Der Weg war noch weit und erst im Elbenreich würden ihre Mägen wohl wieder vernünftig gefüllt werden. So murrte niemand, alle ließen es klaglos über sich ergehen und hofften innerlich auf bessere Zeiten.
 

Lyriel war jedoch nicht die Einzige die wenig sprach...auch Thorin war nicht viel gesprächiger. Aber irgendwann war auch die kurze Zeitspanne bis zum Aufbruch der Männer vergangen und sie wussten alle dass sie fort mussten. Kili und Fili gingen als erstes vor die Türe, weil sie nochmal nach den Tieren sehen wollten und auch um ihre Sachen auf den Ponys zu verstauen.
 

Als Thorin und Lyriel wenig später und beide kurz nacheinander vor die Türe traten sahen sie überrascht, dass es in der Nacht offenbar den ersten Schnee gegeben hatte, es war auch ein gutes Stück wärmer geworden, denn als sie hineingegangen waren, war der Himmel noch sternenklar und sehr frostig gewesen...also musste sich in der Nacht eine kleine Schneefront gebildet haben, die ihre kalte glitzernde Fracht sozusagen direkt vor ihrer Haustüre abgeladen hatte.
 

Es war nicht viel, aber die ersten Wintervorboten kündigten sich somit unausweichlich an.
 

Kili und Fili hatten ihre Ponys in der Zwischenzeit aus dem kleinen Verschlag heraus geholt und waren dran sie alle drei zu satteln. Man sah den warmen Atem der Tiere in der Kälte dampfen, die überdies die letzten Tage ihr kurzes Sommerfell gegen ein dichtes, langes und wärmendes Haarkleid gewechselt hatten und damit ein wenig wie struppige graue Hofhunde aussahen. Damit zeigten auch die Tiere an, dass die kalte Jahreszeit nun unaufhaltsam vor der Türe stand. Thorin half den beiden jungen Zwergen beim Satteln.
 

Er war ganz entgegen seiner sonstigen Art weiterhin ungewöhnlich schweigsam und wirkte in sich gekehrt, zumindest mehr als Kili und Fili ihn normalerweise kannten. Erst als er den Gurt seines eigenen Ponys festgezurrt hatte, machte er Anstalten seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung zu richten.
 

Lyriel zu der Ahiê inzwischen ebenfalls hinzugestoßen war, um sich wie die Halbelbin von ihren Gästen zu verabschieden, hielt sich indessen fast krampfhaft an dem Jungen fest...der reichlich überrascht wirkte, auch und vor allem darüber, dass sie so gar nichts zu sagen hatte. Der junge Fellwechsler war deshalb so verblüfft, weil er seine lebhafte und zuweilen recht resolute Mutter ansonsten eigentlich ganz anders kannte.
 

Als die Männer fertig waren ihre wenigen Habseligkeiten zu verstauen und die Ponys ihren spärlichen Hafer endlich gefressen hatten, war es an der Zeit sich voneinander zu verabschieden.Thorin wollte es nicht noch länger hinauszögern als unbedingt notwendig, da es sowieso keinen Sinn machen würde. Außerdem mussten sie fort, sie wollten bei Tageslicht soweit als möglich voran kommen und eine gute Wegstrecke hinter sich bringen, ehe sie gezwungen waren wieder zu rasten.
 

Seiner Einschätzung nach brauchten sie wohl noch mindestens zwei bis drei Tagesritte, bis sie endlich im Elbenreich bei Thranduil ankommen würden und sie hatten gewiss keine Zeit mehr zu verlieren, auch da es täglich kälter wurde. Außerdem roch die Luft eindeutig nach Schnee...kein gutes Zeichen, das wusste auch der Zwergenfürst.
 

Als sein besorgter Blick kurz in Richtung Himmel fiel, war dieser zwar im Moment klar und kalt aber der rötliche Schimmer den die fahle, wenig wärmende Morgensonne auf sein Gesicht zeichnete, zeigte ihm deutlich an, dass da noch sehr viel mehr kommen würde. Mehr als ihm vermutlich lieb war.
 

Ein schlechtes Omen...es war ihm gerade so, als wollte ihn jemand ärgern...oder auch strafen, für das was er getan hatte. Er wusste es nicht und versuchte so diese trüben, wie unsinnigen Gedanken rasch zu verdrängen. Da ihm das jetzt ohnehin nicht weiter half...egal was zuvor gewesen war, er musste fort, ob er nun wollte oder nicht.
 

Die beiden jungen Männer waren in der Zwischenzeit aufgesessen und warteten eigentlich nur darauf, dass auch Thorin sich endlich in den Sattel seines Ponys bequemen würde...doch dieser zögerte noch. Er drehte sich statt dessen völlig überraschend noch einmal kurz zu Lyriel und Ahiê herum, die beide schweigend hinter ihm standen und ihn irritiert ansahen, da sie nicht wussten was das zu bedeuten hatte.
 

Der Zwerg brachte dabei jedoch kein Wort heraus, als er die Frau und den Jungen ansah. Schließlich straffte er sich, setzte einen Fuß in den Steigbügel und wollte sich ebenfalls in den Sattel hochziehen, um aufzusteigen.
 

Doch ganz plötzlich ließ er sich zurück auf den Boden gleiten, zog dabei den Fuß entschlossen aus dem Bügel und drehte sich abermals zu ihr herum. Mit zwei raschen Schritten, war die Distanz bis zu ihr nur eine Sekunde später überbrückt. Er zog die völlig überrumpelte Halbelfe in seine Arme und drückte sie fest an sich...
 

“Du wirst mir fehlen....Menu zirup men.* (Erst du machst mich vollkommen*)
 

Flüsterte er ihr dabei fast lautlos und für seine Begriffe sehr sanft entgegen, da das was er sagte, nur für sie ganz allein bestimmt war und er überdies genau wusste, dass sie ihn trotz, dass er Khuzdul gesprochen hatte sehr wohl verstand, zumindest dem Ansatz nach.
 

Lyriel hingegen war über seine spontane Aktion so verwirrt, dass sie zunächst gar nichts sagen konnte und noch ehe sie dazu in der Lage war, löste er sich mit einem Mal etwas von ihr und sie spürte wie sich seine Hände anstatt dessen sachte in ihr langes Haar im Nacken verirrten...mit denen er sie anschließend zu sich zog, um sie noch ein einziges Mal zu küssen.
 

Der Kuss war kurz aber eindeutig und er zeigte ungeschminkt alles das an, was er für sie empfand. Die beiden jungen Männer hatten derweil redlich Mühe ihre offenkundige Verblüffung darüber zu verbergen, als sie es sahen. Doch sie schwiegen taktvoll...auch weil sie beide insgeheim spürten, wie unendlich schwer ihrem Onkel der Abschied von ihr fallen musste.
 

Allein Ahiê war davon so überrumpelt worden, dass er tatsächlich einen kurzen überraschten Laut ausstieß...der Thorin allerdings recht schnell wieder zur Vernunft brachte.
 

Er löste sich hastig von ihr...“verzeih mir!“
 

Flüsterte er ihr abermals leise entgegen, als er sie los ließ und sie forschend anblickte. In ihren Augen standen Tränen.
 

„Namárië ...Lebewohl...gib gut auf dich acht, versprich es mir.
 

Lóra le áva inye qanta túl*. (Ohne dich bin ich nicht vollkommen.*)
 

Sagte sie ebenso leise, ihre warme Stimme klang brüchig. Er nickte knapp, auch ihm war es alles andere als recht, Lebewohl sagen zu müssen und doch blieb ihm keine andere Wahl.
 

Auch wenn ihm innerlich das Herz blutete...hatte er schon vorher gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde und es war ihm zwischenzeitlich auch vollkommen einerlei, dass seine beiden Neffen gesehen hatten, wie er sich von ihr verabschiedet hatte. Sie wussten es ja ohnehin schon längst, was gab es da also noch zu verbergen?
 

Sollten sie doch ruhig wissen, dass er sie mochte...nein falsch, dass er sie aufrichtig gern hatte und was den Jungen betraf? Nun, das war aus seiner Sicht heraus gesehen eindeutig Lyriels Angelegenheit ihm das zu erklären.
 

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich energisch um und stieg anschließend entschlossen in den Sattel seines Ponys. Er ließ es mit einem sachten Schenkeldruck wenden, so dass er Lyriel noch einmal ansehen konnte, eher er los ritt.
 

„Gebt gut auf euch acht...der Winter kommt!“
 

Sagte er knapp, wobei seine klare tiefe Stimme gewohnt streng und betont nüchtern klang. Der unüberhörbar besorgte Unterton der darin mitschwang aber war es, der sie besonders aufhorchen ließ.
 

„Werden wir...seht euch vor...auf dem Weg können allerlei Gefahren lauern.“
 

Antwortete sie ihm ruhig, wobei sie alle drei Männer mit einem zurückhaltenden Lächeln verabschiedete. Sie hob die Hand, die gesund war.
 

„Fahrt wohl Freunde...möge eure Reise erfolgreich sein ja und mögen die Götter der Valar euch alle beschützen.“
 

Sagte sie im Anschluss daran kaum hörbar. Thorin erwiderte ihren Gruß mit einem knappen Nicken, dann wendete er das Pony rasch und setzte es mit einem energischen Flankentritt in Bewegung. Er wusste ohne es sehen zu müssen, dass sie ihm nachsah, dennoch drehte er sich kein einziges Mal mehr nach ihr um.
 

Innerlich zerriss es ihm das Herz, doch er musste gezwungenermaßen nach vorne blicken. Er hatte etwas zu erledigen, etwas sehr wichtiges, etwas das keinen Aufschub mehr duldete. Da konnte er sich nicht mehr länger mit dem Gedanken an eine Frau aufhalten oder gar belasten.
 

Aber so sehr er sich auch anstrengte, sie wollte ihm den ganzen restlichen Tag über nicht mehr aus dem Kopf, auch als sie bereits lange außer Sichtweite war.
 

Die beiden Brüder ließen ihren Onkel, der die ganze Zeit über schweigend vor sich hin gebrütet hatte, weitest gehend in Ruhe...lediglich um die richtige Richtung zu bestimmen in die sie mussten, sprachen sie mit ihm. Vor allem da er derjenige von ihnen war, der voraus ritt.
 

Doch irgendwann hielt Fili es nicht mehr aus..als die Abendschatten länger und es damit auch empfindlich kalt wurde und sie sich langsam aber sicher um ein Lager bemühen mussten, wagte er es seinen überaus schweigsamen Onkel anzusprechen. Thorins ältester Neffe spürte sehr wohl, was in ihm vor sich ging. Fili wusste, dass der Ältere ganz offenbar ordentlich an Liebeskummer litt...und dazu wahrscheinlich das aller erste Mal in seinem Leben. Er wollte ihm daher gerne helfen.
 

“Onkel wirst du sie denn wiedersehen?“
 

Fragte er ihn so sehr vorsichtig.
 

Thorin schreckte unmittelbar aus seinen brütenden Gedankengängen hoch.
 

„Sag mir erst, wie das gehen soll?“
 

Knurrte selbiger seinen Neffen danach so prompt und unwillig an, dass Fili nicht ganz sicher war, ob es nicht besser gewesen wäre, diesbezüglich lieber den Mund zu halten. Doch nun war es schon geschehen und so ließ er sich von Thorins offenkundig schlechter Laune nicht abschrecken.
 

„Kannst du nicht zurück, wenn wir erledigt haben was wir tun wollten? Was hindert dich daran?“
 

Setzte der Jüngere daher überrascht und zugleich auch neugierig nach. Das Erste das er dafür erhielt, war nichts weniger als ein wütendes Schnauben.
 

„Wenn es doch nur so einfach wäre..ist es aber nicht...du hast ja keine Ahnung Junge!“
 

Fuhr ihn Thorin sofort danach nämlich entsprechend aufgebracht an.
 

Fili sah ihm irritiert entgegen.
 

„Was..? Ich...ich habe keine Ahnung wovon...?“
 

Setzte der junge Zwerg ehrlich verwirrt nach.
 

„Kannst du auch nicht, weil ich es dir nicht gesagt habe. Du weißt ja nicht wer sie ist...frag deinen Bruder, wenn du es wissen willst. Vielleicht verstehst du es dann ja besser! Mir bleibt so nicht`s weiter übrig als sie endlich zu vergessen...das wäre wohl das Beste!

Auch wenn ich mir noch so sehr etwas anderes wünschen würde.“
 

Hakte Thorin indessen so heftig und unkontrolliert zornig nach, das Fili unwillkürlich schlucken musste. Sein Blick wanderte sofort danach zu Kili hin, der bisher gar nichts dazu gesagt hatte.
 

„Fili hör mal...es..es ist so..“setzte dieser schließlich leise an und dann erzählte der Jüngere seinem Bruder mit leiser Stimme, was er in dieser besagten Nacht als er sich mit Lyriel das erste Mal unterhalten hatte von ihr in Erfahrung gebracht hatte. Er erzählte Fili was es mit ihrer Herkunft auf sich hatte...und auch mit ihrem heiligen Zorn auf Durins Geschlecht, dem sie daran eindeutig die Schuld gab.
 

Der ältere Bruder hörte aufmerksam zu, er unterbrach Kili kein einziges Mal. Doch als dieser verstummt war, zuckte er nur kurz mit den Schultern, ehe er fast sofort danach vergleichsweise gelassen zu sprechen ansetzte.
 

„Und was ist daran jetzt so schlimm? Onkel...meinst du nicht, dass sie dir nicht verzeihen könnte, wenn du ihr die Wahrheit sagst? Ich meine wenn du ihr sagen würdest, was du für sie empfindest?
 

Sie liebt dich doch...oder?“
 

„SHAZRA*...Fili..kein Wort mehr!
 

KEIN WORT!
 

Ich will nicht`s mehr dergleichen hören! Das ist jetzt nicht mehr von Belang!“
 

Fuhr Thorin in abermals mit einer Bestimmtheit an, die ihn erneut heftig schlucken ließ.
 

„Ich weiß, dass sie mir dies nie verzeihen wird. Ich weiß es einfach...also lass es endlich gut sein...und jetzt schweig!“
 

Das war unmissverständlich. Fili sah schon am verkniffenen Gesichtsausdruck und den zornig zusammen gezogenen Augenbrauen seines Onkels, dass weitere Diskussionen im Moment aussichtslos waren, also hielt er vorerst lieber den Mund...was hätte er auch noch sagen sollen? Was es in Thorins Augen nicht noch schlimmer machen würde?
 

inzwischen bei Lyriel und Ahiê..
 

Sie hatte den drei Männern noch lange hinterher geblickt, auch als sie schon lange außer Sichtweite gelangt waren. Ihre Gedanken waren bei ihm und hofften, dass er wohlbehalten an sein Ziel gelangen mochte. Als sie hineinging um nach dem Jungen zu sehen...überfiel sie die Traurigkeit und das Gefühl einen Verlust erlitten zu haben so heftig, wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben. Nur einmal zuvor war es so schlimm gewesen.
 

Der Verlust von Vater und Mutter hatte sie viel gekostet und tiefe Wunden geschlagen, doch ab da hatte sie sich geschworen niemals wieder so tief zu empfinden, um solche Schmerzen zu erleiden. Sie hatte es bis jetzt auch recht erfolgreich fertig gebracht...bis, ja bis zu dem Tag an dem Thorin in ihr Leben getreten war.
 

Seither musste sie aufs Neue erfahren, welchen furchtbaren Schmerz Liebe verursachen konnte. Als sie ins Haus ging um nach dem Rechten zu sehen, fand sie den Jungen der sich irgendwie zu beschäftigen versuchte. Auch Ahiê fiel das Fortgehen von Kili schwer, den der Junge mittlerweile richtig ins Herz geschlossen hatte. Als der junge Gestaltwechsler seine Ziehmutter zu sich hineinkommen sah, hielt er kurz inne.
 

„Naneth...kann ich dich was fragen? Sag..was war das vorhin mit Thorin und dir?“
 

Sprach er sie wie beiläufig an, wobei er sie nicht ansah. Lyriel schluckte heftig.
 

„Was soll mit ihm und mir gewesen sein? Du hast es doch gesehen Ahîe, also warum fragst du mich das?“
 

Entgegnete sie dem Jungen matt, wobei sich ein schwaches Lächeln über ihre Lippen zog.
 

„Oh ich würde sagen er hat dich nur geküsst das war alles...und dazu auch noch so, dass es ja nicht zu übersehen war Naneth!“
 

Fuhr der Junge mit einem deutlich sarkastischen Unterton in der Stimme fort, während er seine Mutter dabei dieses mal genau taxierte, der Blick des Jungen wirkte rechtschaffen verwirrt. Er verstand nicht so wirklich was mit ihr los war.
 

Ahiê sefzte leise, dann fuhr er fort, wobei er allerdings schon wesentlich gelassener klang.
 

„Magst du ihn denn?“
 

Das war das was den jungen Mann daran am Allermeisten beschäftigte und nun hatte er es ihr gesagt. Lyriel die es instinktiv geahnt hatte, drehte sich rasch zu dem jungen Fellwechsler um.
 

„Spielt das noch eine Rolle? Er ist fort, das siehst du doch!“
 

Entgegnete sie ihm dabei überraschend verbittert. Der Junge nickte langsam und sehr bedächtig, bevor er ihr antwortete. Es war so als müsse er über das Nachdenken, was er ihr antworten wollte.
 

„Ich finde sehr wohl, dass es das tut. Aber mich geht das nicht`s an Naneth. Weißt du ich frage mich nur..warum....warum er dann keinerlei Versuche unternommen hat, dich wenigstens ansatzweise zu überreden mit ihm zu kommen?“
 

„Weil es eben nicht geht und ER es wusste...Ahîe!
 

DESHALB!“
 

Fuhr sie ihn so unvermittelt und grimmig an, dass Ahiê überrascht der Mund offen stehen blieb. Doch noch ehe er etwas dazu sagen konnte machte sie bereits ungerührt weiter.
 

„So...und jetzt hör auf mich damit weiter zu bedrängen, ich möchte nicht länger darüber sprechen. Geh und hol mir lieber Feuerholz aus der Ecke, damit ich endlich den Ofen neu befeuern kann, denn es wird kalt.“
 

Lyriel verstummte, der Blick mit dem sie ihn dabei ansah sagte Ahiê alles was er wissen musste. Der junge Mann nickte so seufzend und machte sich im Anschluss daran, das zu tun, was sie ihm aufgetragen hatte. Doch als der Fellwechsler in die Ecke gelangte wo sie normalerweise einen Teil ihres Feuerholzes lagerten, sah der Junge etwas dort liegen, was da beileibe nicht hingehörte.
 

Es war eine Art Stoffbündel, bislang gänzlich vergessen worden und dazu deutlich mit getrocknetem Blut verschmiert. Es war nach Ahiês Einschätzung vom Aussehen und vom Schnitt her wohl ein Hemd und musste damit unweigerlich einem der Männer gehört haben.
 

Allerdings war es so schmutzig und zerlumpt, dass man es nicht mehr als Kleidungsstück gebrauchen konnte, höchstens noch als Putzlappen, doch das war auch schon alles. Vermutlich hatte es Thorin gehört und war das gewesen, was Lyriel und Kili ihm vor kurzem ausgezogen hatten, als sie ihn nach seinem ungewollten Angriff versorgen mussten. Ahiê wollte sich schon umdrehen um es unauffällig verschwinden zu lassen, als Lyriels Blick wie zufällig darauf fiel, weil der Fellwechsler immer noch in der Ecke stand und noch nicht zu ihr zurück gekommen war.
 

Lyriel wirkte sichtlich verblüfft, als sie das Stoffbündel in seiner Hand erblickte und fragte den Jungen daher rasch.
 

„Ahiê was hast du da?“
 

Der Gestaltwechsler entgegnete ihr leise.
 

„Ich glaube es ist die völlig zerschnittene Tunika des Zwerges Naneth, was soll ich damit machen?“
 

Lyriel sah ihn kurz an.
 

„Oh, du kannst sie von mir aus verbrennen, sie ist ohnehin nutzlos. Ich denke er wird sie jetzt wohl nicht mehr brauchen.“
 

Ahie machte ein paar zögernde Schritte auf den Kaminofen zu und wollte es schon, wie von ihr befohlen in selbigen hinein stecken, doch da hielt sie ihn unvermittelt zurück.
 

„Nein warte noch...gib es mir...bitte!“
 

Sagte sie ganz plötzlich ungewöhnlich leise. Der Junge drückte es ihr mit einem kurzen verständnislosen Brummen in die Hand.
 

Die Halbelfe wog es einen Moment lang in ihren eigenen Händen, dabei sah er das Gesicht, das sie machte...da war dieser seltsame Gesichtsausdruck, der ihm völlig fremd war. Sie wirkte so traurig, wie Ahiê sie bisher selten erlebt hatte. Mit einem Mal nahm sie es jedoch spontan hoch und drückte es kurz an ihre Nase und ihren Mund, gerade wie um seinem so unverwechselbaren Geruch nachzuspüren, der unweigerlich noch immer daran haftete.
 

Es war dem Jungen, als wollte Lyriel ihn damit festhalten.
 

Ahiê sah seine Ziehmutter verwirrt an. Ihm war jedoch spätestens in dem Moment klar wie sehr sie unter dem Fortgehen des Zwerges litt, als er abermals diesen schmerzvollen Gesichtsausdruck bemerkte, mit dem sie dabei sozusagen ins Leere hinein blickte. Ihr Kummer war fast körperlich zu spüren.
 

„Mutter ich frage dich noch einmal, wenn du ihn so sehr liebst, warum hast du ihn dann überhaupt gehen lassen?
 

WARUM....das verstehe ich nicht?“
 

Lyriel nahm das Hemd hastig herunter, das Thorin gehört hatte und wollte es ihm mit einer entschlossenen Geste zurück geben. Dabei straffte sie sich und sagte zu den Jungen rasch.
 

„Ahiê das verstehst du nicht...nicht jetzt. Vielleicht begreifst du es wenn du älter bist!“
 

In dem Augenblick als sie das gesagt und Ahîe das Hemd erneut energisch in die Hand gedrückt hatte, damit er es endlich verbrennen konnte...da fiel etwas heraus und mit einem unüberhörbaren deutlichen...“KLONG“...zu Boden.
 

Verblüfft hob sie das eigenartige DING auf, das ihr quasi vor die Füße gefallen war.
 

Es war überraschend schwer für seine geringe Größe und ihre Augen wurden größer und größer als sie endlich gänzlich begriff, was sie da gerade gefunden hatte...
 

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Namárië ... Lebewohl

Shazra* ... heißt soviel wie sei still*

Menu zirup men.* ….erst du machst mich vollkommen.*

Lóra le áva inye qanta túl* ...ohne dich (bin) ich nicht vollkommen.*



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