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Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya

Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne
von

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Jäger - faron

derweil an ganz anderer Stelle mitten im Wald...
 

Lyriel kam indessen nicht umhin, ihrem angestauten Ärger in Bezug auf die unerwünschte und sozusagen gewaltsam aufgezwungene Begleitung, durch den Zwergenmann Luft machen zu wollen, als sie gemeinsam, mit der notwendigen Vorsicht in den noch so stillen Wald vordrangen. Es war damit lediglich der Wald allein, der in der frühen Morgenstunde friedlich wirkte. Unterschwellig schwelte es weiterhin gefährlich in der zierlichen Frau, mit dem flammend dunkelroten Haar und wartete damit eigentlich nur darauf erneut auszubrechen.
 

Als er dann kurz darauf nichts davon ahnend etwas tat, was ihr wiederum überhaupt nicht gefiel, brach es ganz plötzlich unvermittelt aus ihr heraus. Der Umstand einfach so, schlicht und ergreifend von Thorin am Arm gepackt und weiter hinter ihm her gezerrt zu werden, war in ihren Augen alles andere als akzeptabel, geschweige denn fand sie es besonders prickelnd, ungefragt und ziemlich grob mitten durch den Wald geschleift zu werden. Das sagte sie ihm dann irgendwann auch und zwar nicht eben gutgelaunt.
 

„WAS...ist?
 

Herrjeh..lass mich gefälligst los...Nogoth!
 

Donner und Blitz ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst. Ich denke ich bin alt genug, das selbst zu tun und wenn du jetzt nicht augenblicklich deine Finger von mir weg nimmst, kannst du gleich allein weiter jagen Thorin.
 

Oh ich glaube es einfach nicht, was dieser Mann sich da heraus nimmt?
 

Verdammt sei damit die Sturheit aller Zwerge!“
 

Fuhr sie ihn so also verständlich zornig und mit funkelnden Augen an. Er blieb kurz stehen, wobei sich seine Hand, die sie bis dahin noch immer energisch weiter am Arm hinter sich her gezogen hatte, so schnell von diesem löste, dass Lyriel beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, auch weil das heftige Gegengewicht wegfiel, das es verursacht hatte.
 

Sie atmete einmal kräftig durch, seufzte danach leise, sagte aber zunächst nichts weiter dazu.
 

Anstatt dessen drehte sie sich abrupt um und setzte sich erneut in Bewegung, wobei er ihr jedoch ohne ein weiteres unnötiges Wort zu verlieren folgte und das ohne sie noch einmal anzurühren, die unmissverständliche Drohung hatte tatsächlich Wirkung gezeigt.
 

Thorin hielt sich von da an zurück...und zeigte sich betont schweigsam.
 

Lyriel dachte nach.
 

Was brachte es ihr auch sich noch länger dagegen zu sträuben, dass er sie begleitete?
 

Nichts, das wusste sie wenn sie ehrlich war nur zu gut. Sie hatte ihn damit zweifelsfrei am Hals, nun ja und so schnell würde sie ihn nicht wieder los werden, auch das war ihr sonnenklar. Also hieß es wohl oder übel sich miteinander zu arrangieren, zumindest bis sie diese Unternehmung zusammen gemeistert hatten. Doch mit dieser Erkenntnis, hatte sich die eigentliche Angelegenheit zwischen ihnen noch lange nicht bereinigt.
 

Die Halbelbe wartete in diesem Sinne nur auf den günstigsten Moment, um ihm ihren Unmut was das anbelangte entsprechend gewürzt um die Ohren zu pfeffern. Vor allem, als sie endlich gänzlich außer Hörweite der kleinen Höhle gelangt waren. Kaum hatten sie diese nämlich hinter sich gelassen, fing sie abermals an.
 

„So da hast du`s diesmal also tatsächlich ernsthaft fertig gebracht, deinen Willen durchzusetzen!
 

UND...wie fühlt man sich, wenn man so unvernünftig ist wie du?“
 

Grollte sie ihn überraschend unwirsch an, allerdings ohne sich dabei nach ihm umzuwenden. Statt dessen lief sie einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Ihr hitziges Temperament ließ ihn den Zorn dennoch deutlich merken, den sie seinetwegen verspürte. Auch weil er ihr in ihren Augen so fürchterlich leichtsinnig erschien.
 

Thorin war kaum ganz gesund und mutete sich im schlimmsten Fall nichts weniger, als einen Gewaltmarsch von mehreren Stunden zu, denn das konnte es unter Umständen problemlos werden, sollten hier in ihrem Stammrevier auf kein jagbares Wild stoßen. Doch der Zwergenfürst ließ dieses mal alles, das was sie von sich gab gänzlich an sich abprallen.
 

Dazu fühlte er sich das erste Mal seit Tagen einfach zu gut...ja er spürte nach einer ihm so unendlich lang erscheindenen Zeit endlich wieder, was es hieß zu leben. Die klare, saubere Luft zu atmen...den typischen, leicht erdig moderigen Geruch des Waldes in der Nase zu haben...und auch den Umstand ihre Gesellschaft dadurch ganz für sich alleine genießen zu können, auch wenn es nicht für sehr lange war und er das natürlich nicht um alles in der Welt zugeben wollte...nicht einmal vor sich selbst.
 

Thorin fühlte sich sogar so stark, dass er sich ihrem spürbar schwelenden Zorn ihm gegenüber durchaus gewachsen fühlte. Ihre Nähe tat ihm gut...und er wusste insgeheim auch längst warum das so war.
 

„Danke der Nachfrage Eldarburam, ganz gut eigentlich. Mir hat die frische Luft gefehlt.“
 

Konterte er kurz darauf deshalb vergleichsweise gelassen, wobei er die nähere Umgebung jedoch weiterhin aufmerksam im Blick behielt. Seine ansonsten gut geschulten Instinkte waren nahezu alle wieder vollständig hergestellt worden, was ihn eine ungemeine Befriedigung verschaffte. Auch da er nun nicht mehr länger auf sie angewiesen war...eine zusätzliche Genugtuung für den stolzen Mann, dem es nicht eben leicht fiel sich unterzuordnen, schon gar nicht einer Frau gegenüber.
 

Lyriel die von alledem nichts ahnte, verhielt derweil unvermittelt und angesichts seines Kommentares an sie, sichtlich verblüfft mitten in der Bewegung. Da er hinter ihr ging, lief er somit fast in sie hinein. In diesem Fall schlicht, weil der Zwerg nicht so schnell bemerkt hatte, dass sie stehen geblieben war.
 

Er konnte es gerade noch so verhindern und hielt ebenfalls unvermittelt an.
 

Sie drehte sich rasch zu ihm herum. Ihre außergewöhnlich dunkelgrünen Augen leuchteten ihm im fahlen Zwielicht unter den Bäumen, seltsam unwirklich entgegen. Der eigenartig unsterbliche Ausdruck ihn ihnen kam damit einmal mehr zu Vorschein, der ihn stets so verunsicherte, auch wenn er es partout nicht offen zugeben wollte.
 

„GANZ GUT?“
 

Fauchte sie ihn im Gegenzug entsprechend spitzfindig an.
 

Ihr Unterton war dabei unüberhörbar frauentypisch giftig und deutlich beleidigt. Als sie schlussendlich beinahe auf Augenhöhe und nicht mehr als eine halbe Schrittlänge voneinander entfernt angelangt waren, setzte sie so noch einmal nicht weniger wutentbrannt nach.
 

„GANZ GUT!
 

ACH IST DAS ETWA ALLES...JA?
 

ODER GIBT ES DA SONST NOCH WAS?“
 

Kam dahingehend also noch einmal sehr gut vernehmbar von ihr, wobei sich Lyriels Finger ganz plötzlich ohne Vorwarnung spitz, wie eine Lanze zwischen sein Brustbein bohrte. So, dass ER es durchaus spürte und zwar überraschend schmerzhaft.
 

Thorin der im Moment nicht`s weiter, als ein schlichtes dunkles Wollhemd, Wams und seinen Pelz besetzten Mantel darüber trug, die den unangenehmen Druck den es erzeugte überdies allesamt nur sehr gering abfedern konnten, gab daher ein spontanes und erschrockenes Keuchen von sich.
 

Vordringlich, weil er damit nicht gerechnet hatte. Aber da war noch etwas, ihre unwirsche Berühung an der noch so empfindlichen Stelle schmerzte ihn tatsächlich weitaus stärker, als er bisher angenommen hatte.
 

Ein Umstand der ihr, die das natürlich genau wusste, unwillkürlich einen erneuten zornigen Laut entlockte, welcher im Anschluss daran in einem heftigen, entrüsteten Schnauben mündete.
 

„Siehst du was ich damit andeuten will?
 

Genau das mein Lieber Thorin, genau DAS!
 

Oh ich glaube es einfach nicht.
 

Weißt du was?
 

DU bist so unglaublich voreingenommen in deiner sturen Arroganz Zwerg, dass du noch nicht einmal das merkst.“
 

Fuhr sie daraufhin fast schon angewidert in seine Richtung fort. Wobei sie ihren Finger umgehend zurück zog und sich anstatt dessen schlagartig herum drehte und weitergehen wollte....das sollte es eigentlich gewesen sein, zumindest für SIE, doch da hatte sie sich mit IHM verrechnet und zwar gründlich.
 

Also das wollte Thorin für seinen Teil nun auf keinen Fall auf sich sitzen lassen. Das ging komplett gegen seine Ehre. Arrogant und borniert hatte sie ihn eben genannt...ja und was war dann sie bitte schön?
 

Ja hatte sie noch alle beieinander?
 

Was fiel ihr eigentlich ein, sich so aufzuführen?
 

Der Zwergenfürst schnaubte hörbar, er hatte ehrlich Mühe diesbezüglich den Mund zu halten und nicht laut zu werden, auch da sie beide inmitten des Waldes standen und ansonsten noch das letzte bisschen Wild verscheuchen würden, das gut getarnt im Unterholz unterwegs war. Feinde wollte er zudem auch nicht unbedingt noch mutwillig anlocken.
 

So war es zunächst nicht mehr, als ein erbostes tiefes Grollen, das da deutlich vernehmbar aber doch gedämpft aus seiner Kehle drang. Er sah sie dabei an, als ob er sie am Liebsten über das Knie legen und ihr wie einem ungezogenen Zwergling ordentlich den Hintern versohlen wollte.
 

„Halt den Mund Elb...sofort!
 

DU verstehst gar nichts!
 

Ich will mich deswegen jedoch trotzdem nicht mit dir streiten, also lass es einfach sein.
 

Wir werden jetzt zusehen, schleunigst etwas essbares für uns alle zu beschaffen und dann will ich zurück zur Höhle, damit ich dieses Leid nicht länger ertragen muss. Vorschriften kannst du machen wem du willst, aber nicht mir...dafür bin ICH längst zu alt.
 

Merke es dir und merke es dir gut Lyriel, denn ich werde es dir jetzt nur einmal sagen und ich wiederhole mich nur ungern!“
 

Fuhr er sie leise, aber mit dem entsprechenden Nachdruck an. Seine tiefe Stimme klang unüberhörbar bedrohlich. Die Halbelbische Frau wusste, dass es sein blutiger Ernst war...und da sie keinerlei Lust verspürte, den Bogen bei ihm schon wieder zu überspannen und neuerlich seinen Zorn zu wecken gab sie nach, zumindest momentan.
 

„Na schön..BITTE!
 

Ich hatte dich gewarnt, dann mach doch was du willst. Ich wollte es dir nur sagen, mehr nicht Thorin. Wenn dich deine offenkundige Unvernunft dafür allerdings zurück ans Bett fesseln sollte, wie ich vermute, dann ist das nicht mehr länger mein Problem, denn in MEINEM wirst du dann nämlich nicht mehr liegen.
 

Das schwöre ich dir, so wahr ich hier stehe!“
 

Entgegnete sie ihm daraufhin unmissverständlich mit eisiger Stimmlage.
 

Er sah sie derweil an, als hätte ihn eben der Schlag getroffen.
 

„WIE BITTE?
 

Also nur um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich lag nicht in DEINEM Bett, sondern in dem des Jungen Lyriel! Aber danke für die viel gelobte elbische Gastfreundschaft...jetzt weiß ich ja woran ich damit bin. Nur keine Sorge, ich werde sie ganz bestimmt nicht mehr länger beanspruchen als benötigt. Nur noch einige Tage, dann werden wir ganz sicher fort sein...dann hast du uns endlich wieder los!
 

UND...bist du nun zufrieden, war es DAS was du von mir hören wolltest?“
 

Knurrte er sie somit bissig an, wie ein hungriger Hund, dem man eben den Knochen aus dem Fressnapf genommen hatte.
 

Thorins dunkelblaue Augen funkelten ihr unerbittlich, aufgebracht entgegen. Sie hatte ihn so zornig gemacht...so ungemein zornig.
 

Er spürte regelrecht, wie ihm das Blut heiß in den Kopf schoss und sein Puls sich um ein vielfaches beschleunigte. Er hatte ihr das eigentlich gar nicht sagen wollen, aber etwas war verdammt nochmal an dieser Frau, das ihn jedes mal so sehr die Beherrschung verlieren ließ und das obwohl er es nicht wollte.
 

So etwas hatte er noch niemals zuvor in dieser Heftigkeit erlebt.
 

Normalerweise hatte er sich doch wesentlich besser im Griff...normalerweise war er ein kühler Kopf und zumeist sehr logisch vorgehend. Aber bei Mahal, sie warf dies alles einfach so über den Haufen...einfach so...und er hatte keine Erklärung dafür warum das so war.
 

Auf die Idee, dass es vielleicht mit dem Umstand zu tun haben könnte, dass er sie mochte, kam er dabei nicht einmal ansatzweise. Er schob es statt dessen auf ihre äußerst eigenwillige Persönlichkeit, die ihm andauernd nichts anderes als Ärger machen und ihn stets bevormunden wollte...wie alle Frauen eben.
 

Der Zwerg drehte sich um, sein Knurren wurde zwar leiser damit aber auch ungleich gefährlicher. Er merkte wie er sich unwillkürlich mit der Hand über die Stirn fuhr, die von einem feinen Schweißfilm überzogen war, den er zuvor gar nicht bemerkt hatte.
 

Thorin versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, da auch sie deutlich schneller geworden war und das lag sicherlich nicht nur allein an der unangenehmen Tatsache, dass er auf sie wütend war. Nein, er wusste instinktiv, dass sie so unrecht nicht hatte mit ihrer Annahme, er überanstrenge sich vielleicht.
 

Dieses für ihn im Normalfall kurze Stück des Weges, hatte ihm tatsächlich mehr abverlangt als er zugeben wollte. Doch als er nur Bruchteile von Sekunden später ihre Stimme hinter sich vernahm, war er mehr als verblüfft. Er hatte gedacht, sie würde ihn deswegen vielleicht anschreien, aber nichts dergleichen geschah. Ihre Stimme war leise, ja sie klang fast brüchig und überraschend belegt. Was ihn nur um so mehr stutzig machte, da er nicht wusste wieso.
 

„So ist es jetzt also sicher, ein paar Tage noch...nicht mehr.“
 

Sagte sie tonlos.
 

Er drehte sich spontan zu ihr hin und sah sie forschend an. Der Ausdruck in ihren wie Beryll glitzernd grünen Augen war seltsam, aller Zorn war augenblicklich daraus verflogen.
 

Er spürte statt dessen, dass sie sich schlagartig hinter diese ihm vollkommen unbekannten Maske zurückzog, die sich jetzt auf ihr Gesicht gelegt hatte.
 

Undurchdringlich wie in Stein gemeißelt schienen ihre Züge und dabei konnte sie doch so wunderschön lachen, wenn ihr danach war...das wusste er. Doch er wusste auch, dass er dieses unvergleichliche Lachen nicht mehr sehen würde..nie mehr! Es war ihm klar geworden, als er den stark verhärteten Zug um ihren Mundwinkel bemerkte, der sich unwillkürlich in dem Moment gebildet hatte, als er ihr zu verstehen gegeben musste, dass er schon bald aufbrechen würde.
 

Thorin ertappte sich dabei, wie er hart schluckte.
 

Er nickte kurz..dann sagte er ebenfalls knapp.
 

„Ein paar Tage nicht mehr...ich weiß noch nicht genau, wann wir aufbrechen werden!“
 

Sie nickte, wobei sie seinen bohrend neugierigen Blick jedoch um jeden Preis zu vermeiden versuchte.
 

„Ich habe verstanden...nun dann lass uns besser gehen. Wir sollten uns sputen, der Morgen vergeht und wir hatten bisher noch immer keinen nennenswerten Erfolg zu verzeichnen!“
 

Entgegnete sie ihm anschließend ausweichend, wobei sie Anstalten machte sich erneut in Bewegung zu setzen.
 

Thorin hielt sie jedoch ganz überraschend noch kurz am Arm zurück.
 

„WARTE!“
 

Flüsterte er ihr unerwartet hastig entgegen, woraufhin sich die elbische Frau noch einmal halb zu ihm herum wandte.
 

„Ja..was ist denn noch?“
 

Fragte sie ihn dabei sichtlich verwirrt, da sie sich nicht sicher war, was er nun noch von ihr wollen könnte. Aber einen Herzschlag später war es ihr klar als sie seine angenehm tiefe Stimme direkt in ihre Richtung vernahm.
 

„Nun ich ammm...habe dir ja eigentlich noch gar nicht richtig dafür gedankt, was du für mich und meine beiden Neffen getan hast Lyriel.
 

Danke, ich weiß es wirklich zu schätzen. Versteh mich nicht falsch, ich will nicht undankbar erscheinen.
 

Das was du getan hast, war nicht selbstverständlich, das weiß ich sehr wohl und ich meine damit ALLES!“
 

Antwortete er ihr vergleichsweise leise, er wirkte dabei unangenehm berührt, als wäre es ihm peinlich.
 

Plötzlich lächelte Lyriel, sie war verblüfft und zugleich angenehm überrascht, auch da sie niemals ernsthaft damit gerechnet hatte, diese Worte jemals aus seinem Munde zu vernehmen. Dieser sture, wie überaus eigenwillige Mann war just in dem Moment mehr als über seinen Schatten gesprungen.
 

Das wusste sie.
 

„Gern geschehen...Thorin.“
 

Entgegnete sie ihm daher schlicht.
 

Ihr Lächeln verblasste kaum, das sich ihre Lippen geschlossen hatten.
 

„Wir müssen jetzt gehen.“
 

Schloss sie ihre kurze Antwort an ihn einige Atemzüge später leise aber nachdrücklich.
 

Er nickte erneut, sie sah, dass er unangenehm berührt wirkte.
 

Er war noch immer sichtlich verlegen, versuchte sich dies aber nicht weiter anmerken zu lassen, was ihm in dem Augenblick jedoch mehr schlecht als recht gelang. Doch Lyriel nahm sich vor, es sich nicht anmerken zu lassen, denn ihr war klar, dass es diesen stolzen Mann weitaus mehr gekostet haben musste....als sie wahrscheinlich ahnte
 

„Ja das sollten wir wohl!“
 

Antwortete er ihr ruhig, als er sich wieder gefangen hatte, wobei er ihr mit einer kurzen Handgeste bedeutete, dass sie besser voraus gehen sollte.
 

Lyriel setzte sich umgehend danach in Bewegung. Eine ganze Weile liefen sie so schweigend hintereinander her, jeder gänzlich in seine eigenen Gedanken versunken...nachdenklich aber doch aufmerksam, da sie sich der Gefahr, die sie stets wie eine unsichtbare Aura umgab durchaus bewusst waren. Jederzeit konnten Orks oder irgendwelche andere bösartigen Kreaturen auftauchen.
 

Noch immer hatte die Halbelbin die Führung übernommen und ging ohne zu zögern voraus. Als sie ein relativ kurzes Stück tiefer in den Wald eingedrungen waren, veränderte sich das Umgebungsbild jedoch ganz erheblich. Der Baumbestand wurde noch dichter, sowie das Unterholz ebenfalls.
 

Es war außerdem mit allerlei hohen Farngewächsen und dornigen Beerensträuchern durchwachsen, in denen sie mehr als einmal hängen blieben und sich gegenseitig die schmerzhaften und dazu ungewöhnlich langen Dornen aus Unterarmen und Hosenbeinen entfernen mussten. Doch nicht nur die Beerensträucher wurden zahlreicher auch einige dichte Wildrosenbüsche, die mit den reifen dunkelrot leuchteten Hagebutten bewachsen waren, erregten ihre Aufmerksamkeit.
 

Für Lyriel ging es nicht nur darum, allein das Wild für sie zu erjagen. Sie und Ahiê waren Selbstversorger, für sie zählte somit jede Nahrungsquelle die sie finden konnten. Daher hatte sie schon aus Gewohnheit die geräumige Tasche mitgenommen, für den Fall dass sie unterwegs zufällig auf etwas essbares stoßen würden. In diesem Sinne wanderte den ganzen Weg über den sie unterwegs waren, alles an Beeren und Waldfrüchten, die sich finden ließen in ihre große Ledertasche hinein. Damit erregte schlussendlich auch ein üppig mit Laub bewachsener, wilder Haselnussbaum ihr Interesse. Nüsse waren selten und zudem eine unverzichtbare Nahrungsquelle, da sie Energie liefern konnten.
 

Eichhörnchen bevorzugten Nüsse wie diese ja nicht umsonst als Wärme liefernden, fettreichen Vorrat für den Winter. Und von diesen possierlichen Tierchen, mit dem seltsamen schwarzen Fell gab es daher einige, die sich auf dem Baum um die besten Nüsse zankten. Das war auch der Halbelfe nicht entgangen. Da sie alles nutzen musste, was sie finden konnte um an Nahrung zu gelangen, fragte sie Thorin daher nicht lange um dessen Erlaubnis.
 

So lief sie ihm plötzlich flink, wie eines der schwarzen Eichhörnchen zum nahen Haselnussbaum davon, der die elbenblütige Frau mit reicher Beute lockte. Thorin folgte ihr, wenn auch verständlicherweise mit wesentlich weniger Begeisterung als sie. Lyriel hatte ihren Bogen und den Köcher bereits am Stamm abgelegt und ihre Tasche entsprechend zurechtgerückt, als er endlich bei ihr ankam.
 

Sie sah ihn an, dann sagte sie nur knapp. „Warte hier auf mich, es wird wohl nicht lange dauern bis ich zurück bin. Ich kann diese günstige Gelegenheit für Ahiê und mich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Versteh doch, der kommende Winter ist nahe. Er wird vermutlich so hart werden wie alle zuvor und wir brauchen die Vorräte daher dringend zum Überleben. Würdest du für mich solange die Umgebung im Auge behalten? Dann wäre mir ehrlich gesagt wesentlich wohler.“ Thorin sah sie leicht irritiert an.
 

„Ich verstehe...natürlich das mache ich".
 

Sagte er daraufhin trocken und etwas belegt, er fühlte sich unangenehm berührt, auch weil er daran beispielsweise bisher keinen einzigen Gedanken verschwendet hatte. Warum sollte er dies tun? Er war als Herrscher des einsamen Berg an Mangel nicht gewohnt, so etwas kannte er im Grunde nicht. Seinem Volk ging es gut...sehr gut sogar, sie hatten alles was sie zum Leben brauchten im Überfluss.
 

Der Handel mit dem Elbenvolk vom Grünwald und den Menschen von Dahl sowie Esgaroth lief gut, wie seit Jahren nicht. Weshalb also sollte Thorin sich wegen solcher, aus seiner Sicht gesehen völlig unsinnigen Sachen, den Kopf zerbrechen? Hastig schob er diese und andere Gedanken daher schleunigst auf die Seite und sah sie weiterhin forschend an. Die furchtlose und in seinen Augen sehr eigenwillige Frau rückte damit in ein für ihn, ganz neues und ungewohntes Licht...unbeugsam und ungewöhnlich mutig, das war sie zweifellos. Sonst hätte der Junge und sie nicht so lange alleine in diesem gefährlichen Umfeld überlebt...und sie war nicht nur das.
 

Sie war findig und klug, also schnell in der Lage Situationen richtig einzuschätzen und zumeist auch danach zu handeln, das rang ihm ungewollt einiges an Respekt ab. Gerade weil des Zwergenkönigs Sichtbild von Frauen bisher ein ganz anders gewesen war...und sie passte einfach nicht in dieses vorgezeichnete Bild hinein, dem sie in ihrer absoluten Gegensätzlichkeit so gar nicht entsprach.
 

So eine wie sie war ihm fremd...so eine wie sie...faszinierte ihn gleichermaßen, wie sie ihn in ihrer Fremdartigkeit wiederum heftig abstieß...
 

Thorin hob kurz den Blick und ließ ihn aufmerksam in die Umgebung schweifen, um sich zu vergewissern, dass ihnen momentan keine Gefahr drohte. Mit diesen knappen wie zugleich eindringlichen Worten an ihn, wartete sie der Einschätzung nach, die der Zwerg mittlerweile von ihr gewonnen hatte, tatsächlich nicht mehr länger ab und wollte nachdem sie sich ebenfalls kurz umgesehen hatte, kurzerhand den Baum hinauf, der mit seinen für einen Haselnuss ungewöhnlich starken Ästen ihr zusätzliches Gewicht hoffentlich tragen würde.
 

Dessen war sie sich nämlich nicht ganz so sicher. Aber eins wusste sie mit Gewissheit, immer noch eher ihres....wie seines! Thorin hätte bei der Körper - und Muskelmasse, die der kräftige Zwergenmann damit unbestritten an den Tag legte, keinerlei Chance etwas zu bewirken, zumindest nichts nützliches. Die für sein enormes Gewicht viel zu schwachen Äste würden ihn niemals tragen können. Also musste sie wohl oder übel selbst hinauf, wenn sie an die kostbaren Nüsse kommen wollte. Vordringlich, da weiter unten alle anderen Waldfrüchte längst von den zahlreich im Grünwald lebenden Tieren gefressen worden waren.
 

All zu viele waren ohnehin nicht mehr am Baum, auch nicht weiter oben und doch lohnte es sich unbesehen. Also hielt sie sich nicht lange mit irgendwelchem unnützen Geplänkel auf. Mit einem schnellen warnenden Blick, der ihn eher zufällig traf, machte sie einen überraschend behänden Satz und packte zielsicher einen der unteren Äste. Ohne weiter auf ihren zwergischen Begleiter zu achten hangelte sie sich sofort danach geschickt daran hinauf, bis sie zwei Etagen weiter nach oben gelangte, wo sie die restlichen Nüsse vermutete.
 

Hätte sie sein Gesicht gesehen, das er machte, als er ihrem Weg nach oben verfolgte und das im Übrigen ohne sie dabei auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen, wäre ihr vermutlich sehr schnell klar geworden, was da wohl in dem Augenblick in seinem Kopf vor sich gehen mochte.
 

Es war nämlich genau das, was er damit eigentlich nicht sehen wollte, als sein neugieriger Blick ihr die Äste hinauf nach folgte, die Lyriel geschickt wie ein Eichhörnchen erklomm. Thorin spürte plötzlich ungewollt, wie ihm das Blut heiß ins Gesicht und damit zwangsläufig leider auch noch in ganz andere, wesentlich tieferliegende Regionen seines Körpers schoss, als er ihren hübschen runden Hintern so unverblümt und direkt vor seinen Augen den Baum hinauf verschwinden sah.
 

Der Zwergenmann musste unwillkürlich trocken schlucken. Auch weil ihm plötzlich schlagartig bewusst wurde, dass er schon eine sehr sehr lange Zeit keine Frau mehr gehabt hatte....eine verflixt lange um genau zu sein. Diese durchaus angenehmen, wie zugleich unbeabsichtigt reizvollen Aussichten vor seinen Augen, ließen ihn auch aus dieser Erkenntnis heraus alles andere als kalt.
 

Er war ein Mann und dazu nicht gänzlich aus Stein gehauen, auch wenn es manchmal schwer den Anschein danach hatte. Aber was das anbelangte, hatte er ihren weiblichen Reizen nichts mehr entgegen zu setzen. Sie hatte ihn in der Hinsicht doch schon lange bezwungen und das wusste er ganz genau. Sich noch länger anzulügen und sich einzureden dass er sie nicht mochte, war daher schlicht und ergreifend eine Illusion.
 

Irgendwann war sie jedoch völlig aus seinem Sichtfeld verschwunden und wurde so von den Ästen des üppigen Busches verdeckt. Es dauerte daher eine ganze Zeit bis er sie wieder zu Gesicht bekam. Die halbelbische Frau mit dem langen dunklen rostroten Haarschopf, die von alledem, was da in der Zwischenzeit in seinem Kopf vor sich gegangen war, nichts mitbekam, rief ihm somit kurzerhand von weiter oben entgegen.
 

„Thorin..ich habe fast alle, warte noch kurz...ich kann vielleicht noch...?“
 

Doch zu mehr als das kam sie leider nicht mehr, denn da wurde sie urplötzlich von einem hässlichen, lauten Krachen unterbrochen. Man hörte zeitgleich nicht mehr, als einen höchst erschrockenen und erstickten Schrei, dann kam sie ihm sozusagen schon von oben herunter, unfreiwillig und mit samt dem ganzen Blätter Grünzeug üppig garniert entgegen.
 

„Iiiiikk ich ich falle...hilf mir...!“
 

Fuhr ihr völlig entgeistert heraus. Indem war sie jedoch schon fast unten angelangt. Thorin der als erfahrener Kämpfer zum Glück über äußerst gut geschulte Reflexe verfügte, reagierte sozusagen blitzartig und fing sie geistesgegenwärtig auf.
 

Die reichlich verschreckte Elbenfrau landete damit zielgenau inmitten seiner Arme, in etwa so als hätte sie es absichtlich geplant. Wenn auch mit dem entsprechenden Schwung. Es hätte nicht viel gefehlt, dass sie beide gestürzt wären oder er sie wegen dem imensen Schwung mit dem sie ihm entgegen gekomen war fallen gelassen hätte. Er war nahe dran in die Knie zu gehen....aber er konnte es glücklicherweise gerade noch so geschickt abfangen.
 

Von diesem tragischen Umstand ausgehend, so plötzlich gestürzt und dann auch noch ausgerechnet in seinen Armen gelandet zu sein, klammerte sie sich zunächst erst einmal erschrocken an ihm fest. Er spürte damit sehr deutlich, wie sich ihre Arme hastig um seinen Hals schlangen und damit auch ihr Gewicht in seinen Armen, die ihre Beine aufgefangen hatte...so als hielte er seine Braut in ihnen, denn genau so wirkte es in diesem reichlich komischen Augenblick.
 

Verwirrt sahen sich beide an.
 

Also SO nahe war sie ihm bisher nicht mal in seinen Träumen gekommen geschweige denn in der Realität.
 

Sie wirkte zutiefst verlegen über dieses ungeplante, wie für sie ja fast schon schicksalhaft anmutende dumme Missgeschick.
 

„Oh..ich...na ja, also danke für`s auffangen. Äähhh ja...du du kannst mich jetzt wieder runter lassen denke ich...?!“
 

Stotterte sie ihm dafür prompt dementsprechend verdattert entgegen.
 

Thorin schluckte erst einmal, bevor er fähig war ihr überhaupt irgend etwas zu antworten. Außerdem spürte er zu allem Übel, die ausgesprochen heftige weibliche Anziehungskraft, die für ihn von dieser Frau ausging. Die Selbe, die von Augenblick zu Augenblick immer stärker...und stärker wurde.
 

Sie warf ihn im wahrsten Sinne des Wortes gänzlich um.
 

Beim allmächtigen Schöpfer, da war er wieder dieser unglaubliche Duft und...und ihre beruhigende Wärme? Er war ein Mann in seinen besten Jahren, sozusagen auf der Höhe seiner Manneskraft. Zu behaupten die attraktive Frau in seinen Armen ließe ihn noch länger vollkommen kalt, wäre damit wohl so oder so eine glatte Lüge gewesen.
 

In diesem Fall gab er für sich auf, es weiter leugnen zu wollen. Aber es ihr damit auch direkt ins Gesicht zu sagen, war eine völlig andere Angelegenheit und soweit waren sie beileibe noch lange nicht. Also riss er sich zusammen und versuchte so unbeeindruckt wie nur möglich zu wirken.
 

Thorin versuchte mit all seiner inneren Stärke sich nichts aber auch gar nichts davon anmerken zu lassen, wie sehr sie ihn bereits für sich eingenommen hatte.
 

„Oh ich wusste nicht, dass die Frauen hier seit neustem vom Himmel fallen. Nun ja und hätte ich`s gewusst, hätte ich mir vielleicht schon viel früher eine passende für mich eingefangen, wer weiß? Aber bitte ganz wie du willst....einen Augenblick noch..!“
 

Konterte er ihr damit überraschend humorig und trocken.
 

Lyriel sah ihn derweil an, als hätte sie sich eben verhört, sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte. Vor allem da sie in seinem Gesicht so gar nichts an irgend einer Regung ablesen konnte. Dieser Mann hatte sich wirklich verflixt gut im Griff....das merkte sie spätestens jetzt recht schnell.
 

Ihre Nähe hatte diese aus seiner Sicht heraus gesehen, fatale Wirkung auf ihn leider nicht gänzlich verfehlt. Es lag sichtbar und vor allem spürbar in der Luft. Nur äußerst zögerlich setzte er sie einen Moment später ab, indem sie sich für einen kurzen Augenblick lang zwangsläufig sehr nahe kamen, denn sie musste ihn ja berühren, um sich bei ihm abzustützen.
 

Da fühlte sie diese eigenartig heftig erregte Spannung, die von ihm ausging zum ersten mal hautnah am eigenen Leib. Der ach so verräterische Druck, den sie von ihm wahrscheinlich ungewollt ausgehend an ihrer Hüfte bemerkte war sicher nicht nur reine Einbildung allein, das war ihr bewusst.
 

Was seine etwas unkontrolliert wirkende Atmung ihr damit eigentlich nur noch mehr bestätigte. Lyriel wurde den Verdacht nicht los, dass sie da etwas bemerkt hatte, was ganz bestimmt nicht von ihm beabsichtigt gewesen war und dass sie es gespürt hatte, wahrscheinlich noch viel weniger. Sie stellte peinlich berührt fest, wie sich tatsächlich ein Hauch von Röte auf ihren Wangen schlich.
 

Nun also das war ihr schon lange nicht mehr passiert. Das ein Mann körperlich so sehr auf ihre Nähe reagierte, war ihr zwar nicht gänzlich neu, aber in seinem speziellen Fall mehr als verblüffend, auch weil sie bei ihm mit allem aber ganz sicher nicht damit gerechnet hätte.
 

Als er es selbst bemerkte drehte er sich unauffällig weg, um so mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Der Ausdruck seiner dunkelblauen Augen, aus dem heraus er sie dabei ansah war seltsam und undurchdringlich. Sie hatte das eigenartige Gefühl, ihnen vollkommen ausgeliefert zu sein. Hastig beugte sie sich vor, wobei ihre spürbar zitternden Lippen es wagten ihm als Dank einen kurzen schwachen Kuss auf seine kratzige Wange zu drücken.
 

„Danke..!“
 

Hauchte sie ihm anschließend leise und damit auch sichtlich verlegen entgegen.
 

„Nichts zu danken das war eine Selbstverständlichkeit, ich hätte dich nicht fallen lassen.“
 

Antwortete er ihr ganz überraschend ebenfalls deutlich belegt. Sie lächelte, wobei Lyriel sich plötzlich dabei ertappte, sich einer ungewollt vertraulichen Geste hinzugeben. Ihre Hände hoben sich spontan wie von selbst, wobei ihre Fingerspitzen fast sofort danach sanft eine seiner langen dunklen Silber durchzogenen Strähnen aus der Stirn strichen, die sich aus seinem dichten Haarwirrwarr gelöst hatte, um danach schon fast verträumt seiner markanten Gesichtskontur zu folgen...bis ja bis sie bemerkte was sie da eigentlich tat und sich somit hastig zurück zog.
 

Ihre Atmung hatte sich ebenso sehr beschleunigt wie ihr Herzschlag auch. Dieser Mann erzielte eine Wirkung auf sie, bei der sie immer mehr Schwierigkeiten hatte sich derer noch länger zu entziehen. Also wenn er denn noch eine Weile so weitermachte, war sie sich nicht sicher, wie lange es noch dauern würde, bis er sie sozusagen überredet hatte, ihre selbst gefassten Prinzipien gänzlich über Bord zu werfen.
 

Auch sie hatte seinen so unverwechselbaren, wie anziehenden Geruch in der Nase, der zudem eine schwache Note von erdigem Stein und dem Hauch von im Feuer verbrannten Moschus besaß und ihr damit ordentlich weiche Knie bescherte, die sie im Übrigen so ganz bestimmt nicht haben wollte, schon gar nicht in der Situation in der sie sich beide gerade befanden. Er sah sie an, sie waren sich beide so nahe, dass er tatsächlich ihren Herzschlag spüren konnte.
 

Lyriel lächelte unwillkürlich, auch um es geschickt zu überspielen. Er sollte auf keine Fall merken wie es gefühlsmäßig in ihr aussah. Nur einen Moment später als sie sich wieder halbwegs gefangen hatte, setzte sie leise zu sprechen an. „Thorin es gibt da eine Frage, die mich schon eine ganze Weile ernsthaft beschäftigt...darf ich dich etwas persönliches fragen?“ Er sah sie irritiert an und hob eine seiner dunklen Brauen argwöhnisch in Richtung seiner hohen Stirn.
 

„Ah ja und was?"
 

Hörte sie ihn im Anschluss daran knapp, aber auch ungemein interessiert nachhaken. Sie seufzte leise, dann fuhr sie fort.
 

„Na ja sagen wir, ich bin neugierig. Ich ähh..na ja, es hat was mit eurem seltsamen Aussehen zu tun. Ihr Zwerge seid für mich so anders, als ich sie ursprünglich in Erinnerung habe. Es..es ist die die Art wie du deine Haare trägst, hat das eigentlich etwas zu bedeuten? Ich meine die Anzahl der Zöpfe und so?“
 

Fragte sie ihn spontan, es wirkte ehrlich und von wirklichem Interesse geprägt. Auch da sie so mehr über ihn und seine für sie so fremden Gebräuche erfahren wollte, die ja zum Teil auch mit ihr selbst etwas zu tun hatten.
 

Lyriel hatte zweifellos nicht nur das Elbenblut allein...zum Teil war es ja auch zwergischer Natur, die sie bis dato jedoch vollkommen verneint hatte und das wusste sie. Thorin sah sie indessen reichlich überrascht an.
 

„Nun ja schon...so wie ich sie trage zeigt es meinem Volk auf den ersten Blick an, dass ich sozusagen unverheiratet bin.“
 

Sie blickte ihn entsprechend dieser für sie doch recht merkwürdigen Aussage reichlich verblüfft an.
 

„Ach? Sag bloß! Ich verstehe! Also wenn du dich, sagen wir dauerhaft an eine einzige Gefährtin binden würdest, würde sich das also verändern?
 

Ehrlich sichtbar?
 

Etwa für alle?“
 

Fragte sie ihn leicht angewidert, mit einem beinahe schon bedauernden Ausdruck im Gesicht. Er nickte verwirrt...wobei er plötzlich sichtbar schluckte.
 

„Nun ja sagen wir, dann würden in dem Fall des entsprechenden Status wegen nochmal zwei dazu kommen.“
 

Sagte er im Anschluss daran trocken. Beide sahen sich ganz offen an und dann fing sie an zu lachen...es brach fast überfallartig aus ihr heraus. Verdutzt sah er sie an, denn mit dieser Reaktion auf seine eigentlich ernst gemeinte Aussage hatte ER nun wirklich nicht gerechnet.
 

Sie hatte derweil alle Mühe, ihm gegenüber nicht gänzlich die Fassung zu verlieren.
 

„Na das ist ja vielleicht mal eine Erkenntnis...verzeih mir, aber ich dachte immer nur wir elbenblütige wären diesbezüglich eitel. Also folgere ich, muss man sich vor deinesgleichen nur dann besonders in acht nehmen, wenn ihr denn keine tragt...oder wie sehe ich das? I Valar und ich dachte immer die Sache mit den ganzen Bindungsangelegenheiten hätte etwas wesentlich geheimnisvolleres an sich, aber wenn es alle sofort sehen können...ist das ja schrecklich. Sag verliert das nicht irgendwann an Reiz?“
 

Er sah sie durchdringend an...und plötzlich sagte er überraschend leise.
 

„Nun nein...zumindest nicht, wenn man es ernst meint und jemanden wirklich aufrichtig liebt. Es ist ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung, die beide offen und sichtbar füreinander tragen.
 

Was also soll daran so verwerflich sein?“
 

Lyriel blickte ihn nachdenklich an.
 

„Hmmm von der Warte aus habe ich es bisher noch nicht betrachtet, ich muss zugeben, das klingt durchaus überzeugend."
 

Entgegnete sie ihm mit einem seltsam undurchschaubaren Lächeln.
 

„Ja es klingt irgendwie überzeugend...und ich finde diese Art der Bindung aneinander jetzt wo ich sie verstanden habe um so beeindruckender...es...es ist wirklich wunderbar, wenn man sich auf diese Art ganz offen zeigen kann, dass man sich aufrichtig liebt!“
 

Ergänzte sie ihre Anmerkung an den vor ihr stehenden Zwergenmann. Wobei sich ihr warmes Lächeln, das sie ihm schenkte noch etwas verbreiterte, im Zuge dessen jedoch auch eine leichte Spur von Verlegenheit aufwies, die nicht länger zu übersehen war.
 

Der durchweg verblüffte Thorin starrte sie daher mit offenem Mund an und entgegntete ihr schließlich matt...
 

"Ich ähhh...ja das ist es wohl, das ist ein sehr alter Brauch, den mein Volk seit vielen, vielen Generationen unverändert weiter gibt....wir Zwerge mögen in dieser Hinsicht vielleicht altmodisch wirken, aber es ist das wirkliche und wahrhaftige Anzeichen aufrichtiger Empfindungen und tiefer Gefühle für den, den man liebt....nichts macht unsereins glücklicher, als den EINEN zu finden, der seinem absoluten Gegenstück entspricht.
 

Das ist längst nicht jedem meiner Sippe vergönnt, weil es zu wenige Zwergenfrauen gibt. Wir Zwerge binden uns nicht schnell und nicht leichtfertig, aber wenn wir den richtigen Gefährten für uns gefunden haben, tun wir es für das ganze Leben. Es gibt nur diesen einen für uns, den wir in der Regel dann auch äußerst eifersüchtig und besitzergreifend vereinnnahmen und bewachen.
 

Du siehst also, dass so etwas wie Liebe eine sehr ernste Angelegenheit bei meinem Volk ist.



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