Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya von Ithildin (Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne) ================================================================================ Kapitel 14: Wahrheit und Unwahrheit - thand ye ûthand ----------------------------------------------------- Lyriel wich indessen ebenso überrascht, wie verwirrt zurück, als sie es bemerkte. Wieder war es so offensichtlich gewesen wie schon am Anfang. Allerdings war die Halbelbin mit dem dunklen rötlichen Haarschopf dabei so klug, es sich nicht sofort anmerken zu lassen, wobei sie jedoch längst ahnte, dass er es diesmal ebenso intensiv gespürt haben musste, wie sie selbst auch. Dieses eigenartig, heftige Prickeln unter den Fingerspitzen, das seine Berührung bei ihr hervor gerufen hatte. Sie versuchte hastig einen so neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen, wie ihr in dem Augenblick nur irgend möglich war. Aber wie sie es auch anstellte, wusste sie doch, dass er es ebenfalls wusste. Allein seine kurze, wie gänzlich unbeherrschte Reaktion auf dieses ungewollte Zusammentreffen zwischen ihnen, hatte ihr dies ganz eindeutig gezeigt. WARUM? Fragte sie sich. Warum hatte es diese ungewöhnliche Reaktion zwischen ihnen beiden hervor gerufen? Und dann auch noch so außergewöhnlich stark? Sie hatte doch eigentlich nichts weiter, als ihre Pflicht tun und ihn verbinden wollen? Zugegeben sie mochte ihn...irgendwie. Vielleicht war es tief unten in ihrem Inneren auch mehr als das...immerhin hatte sie es ja sogar gewagt, ihm gestern Nacht diesen einen verbotenen Kuss zu stehlen. Eine in ihren Augen mittlerweile vollkommen überzogene, wie falsche Handlungsweise, zu der sie sich in ihrem emotional verwirrten Übereifer hatte hinreißen lassen. Sie bereute es jetzt bei hellem Tageslicht mehr als einmal, dies überhaupt jemals in Erwägung gezogen geschweige denn, getan zu haben. Und doch ließ sich dies nicht mehr so einfach rückgängig machen. Auch das war etwas, was ihr inzwischen völlig klar geworden war. Indem keimte der üble Verdacht in der Halbelfe auf, dass er vielleicht sogar längst wusste, was sie getan hatte? Was, wenn er es denn gespürt hatte und es sich nur nicht anmerken lassen wollte? Was wenn er wusste, dass sie ihn auf diese ihr völlig unverständliche Art mochte? All das ging ihr fieberhaft durch den Kopf. Und so sehr sie es sich wünschte, konnte sie ihn bis zu diesem einen kurzen Augenblick nicht wirklich einschätzen, nicht bis sie es eben selbst am eigenen Leib gespürt hatte. Ihre unsterblichen Augen sprachen somit abermals ganz offen das aus, was sie im Geheimen dachte und sie konnte sie nicht länger daran hindern, ihm die Wahrheit zu sagen. Thorin sah es ihr so förmlich an und auch wenn sie es mit keiner weiteren Silbe erwähnte, wusste er doch schon längst, dass sie ihm eindeutig mehr zugetan war, als sie es für sich eingestehen wollte. Er selbst war sich dessen durchaus bewusst, dass sie sicherlich nicht das war, was er für sich wählen durfte und doch erging es ihm ganz ähnlich wie ihr. Ihre beinahe unheimliche Anziehungskraft war für ihn mindestens ebenso stark, vielleicht gerade deshalb, weil es ihm eindeutig verboten war und er dies insgeheim wusste. „Und was ist nun, ich dachte ihr wolltet eure lediglich Pflicht tun Khalam*? (Halbelb*) Warum macht ihr es dann nicht endlich?“ Hakte er somit kurz und sichtlich trocken nach, als sich beide wieder halbwegs gefangen hatten. Er stand noch immer direkt vor ihr, so nahe dass sie sich diesmal zwangsläufig ansehen mussten. Thorin packte sie jedoch ganz plötzlich ohne jede Vorwarnung und zog sie spontan noch ein gutes Stück näher zu sich heran. So nahe, dass sie seinen warmen Atem regelrecht auf ihren zitternden Lippen spüren konnte. Sie zuckte erschrocken zusammen. Was hatte er vor, was wollte er damit bezwecken? WAS wollte er von ihr? Lyriel hatte keinerlei Ahnung, was sie jetzt tun sollte und nur einen Moment später spürte sie ihn bereits hautnah...die Berührung seiner Lippen war kurz und zunächst eher linkisch grob, wie lange nicht geübt. Doch dann gruben sich seine Hände gleichzeitig verlangend in ihr langes feuerrotes Haar und sie spürte, wie er sich für einen Moment lang fest an sie drückte...das leise, verräterisch angetane Keuchen, das dabei unüberhörbar aus seiner Kehle drang, als er sie küsste, machte ihr überdeutlich klar, dass er das was er tat, wohl nicht wirklich geplant hatte. Nein, es war somit offenbar eine eher spontane Reaktion auf sie und ihre für ihn so anziehende Nähe. Als er bemerkte was er tat, schob er sie von sich weg, nicht hastig nein eher das Gegenteil. Thorin ließ sich genügend Zeit dafür und es war ihr beinahe so, als wollte er es bewusst noch etwas länger hinaus zögern..ja als genösse er das was er tat regelrecht. Der Zwergenmann wirkte dabei seltsamerweise nämlich nicht im Geringsten verlegen. Nein es war der elbenblütigen Frau eher so, als käme es ihm einer unheimlichen Art von Befriedigung gleich. „Sieh es damit einfach als eine Art ausgleichende Gerechtigkeit für heute Nacht an Lyriel.“ Sagte er im Anschluss daran mit leicht süffisantem Unterton zu ihr, als er sich endlich ganz von ihr löste. Sie sah ihn indessen offenkundig bestürzt, wie vollkommen verwirrt an. Jetzt wusste sie also den Grund warum er es getan hatte. „Du..du wusstet es..oh du hast es gewusst, du elender Schuft von einem Zwerg.“ Hauchte sie ihm daher nur Sekunden Bruchteile später sichtlich atemlos entgegen, dabei völlig vergessend weiterhin die offizielle Anrede zu benutzen, wie es eigentlich zwischen Fremden wie ihnen üblich war. Ja das war es gewesen, er hatte sie also tatsächlich ertappt und diese Reaktion war sozusagen seine Retourkutsche dafür. Eben so wenig erlaubt und eben so wenig gewollt, wie das, was sie getan hatte. „Ich wusste es, ja natürlich wusste ich es, glaubst DU wirklich allen Ernstes, ich würde die Anwesenheit eines Fremden in meiner Nähe nicht bemerken Elbenweib? Bist du tatsächlich so einfältig zu glauben, du hättest das einfach so ohne meine Erlaubnis tun dürfen?“ Entgegnete er ihr entsprechend abweisend und im selben Wortlaut wie sie, sich damit ebenfalls der persönlichen Anrede bedienend, die sie zuvor unbewusst gewählt hatte. Lyriel ballte instinktiv beide Hände zu Fäusten, sie war wütend auf sich und ihre für alle nur zu deutlich sichtbar gewordene Dummheit und sie war damit auch zweifelsfrei wütend auf ihn und sein allzu loses Mundwerk. "Ach ja und WARUM hast du es dann nicht schon gleich geahndet, als du es merktest elender Mistkerl? Los sag es mir?“ Fauchte sie ihn somit weiterhin entsprechend aufgebracht an. Plötzlich lächelte er jedoch unwillkürlich und ganz unverhofft. Es war ein überraschend ehrlich amüsiertes Lächeln und sie spürte, wie sich seine Hand unmittelbar danach sanft unter ihr Kinn schob, um es etwas anzuheben, bis sie ihn erneut ansehen musste. Es war eine gänzlich vertrauliche Geste zwischen ihnen, bei der sich ihre Augen trafen und einander gefangen hielten. „Tja ich fürchte, weil ich dann wohl deine wild blitzenden Augen verpasst hätte Lyriel. Nun und die waren es mir allemal wert.“ Sagte er für seine Verhältnisse vergleichsweise zahm zu ihr. Die Halbelbin starrte ihn indessen weiterhin verblüfft an, auch weil sie damit nun am Allerwenigsten gerechnet hatte. Sie hätte wahrlich mit allem gerechnet, aber mit dem, dass er sozusagen nachgeben würde niemals. „Was ähh wie bitte...wie, wie darf ich das denn jetzt verstehen Zwerg?“ Brach es so sichtlich verwundert aus ihr heraus. Thorin ließ sie los, sah sie jedoch ganz offen mit diesem merkwürdig eindrücklichen Blick an, den sie nicht so recht zu deuten wusste. „Wie ich es gesagt habe...Elfe...oder hast du es denn noch immer nicht verstanden?“ Entgegnete er ihr trocken, nicht wissend, dass sie beide schon eine geraume Zeit von wenigstens einem Augenpaar skeptisch und höchst verwundert beobachtet wurden. Kili hatte nicht mehr schlafen können, die ungewohnten Geräusche hatten den jungen Zwerg aus dem Schlaf geholt. Leise wie er es gewohnt war stand er auf, um seinen älteren Bruder der noch tief und fest schlief nicht aufzuwecken...und da hörte er es, es waren leise Stimmen im Nebenraum. Leise Stimmen die sich offenbar heftig stritten. Eine davon gehörte unüberhörbar seinem Onkel, die andere aber der rothaarigen Frau, die sie vor einiger Zeit bei sich aufgenommen hatte. Jetzt war der junge Mann erst recht neugierig geworden. Er spürte schon die ganze Zeit über, die merkwürdigen Schwingungen die, die beiden unbewusst aussendeten, wenn sie sich dessen nicht bewusst waren. Jeder sah es inzwischen, nur sie selbst nicht. Mittlerweile hatte Kili lange vor ihnen begriffen, was da wirklich zwischen ihnen im Raum stand und es hatte sicherlich nichts mit der Sache zu tun, dass sie sich hier alle aufgrund der Enge zu sehr auf die Nerven gingen oder sein Onkel noch nicht wieder ganz hundertprozentig gesund war. Nein es war die schnöde Tatsache, dass Kili längst Gewissheit darüber erlangt hatte, dass Lyriel wie auch Thorin füreinander Gefühle entwickelt hatten, die sie wohl beide nicht wirklich wahr haben wollten. Was staunte der junge Zwerg da nicht schlecht, als er ganz zufällig zu Gesicht bekam, was eigentlich niemand sehen sollte...und an und für sich noch weniger jemand sehen durfte. Er sah so ungewollt dabei zu, wie ausgerechnet sein sonst so kühl und zumeist strategisch gut durchdacht vorgehender Onkel, die halbelbische Frau von sich aus küsste und die Art und Weise wie er es tat...war genau DAS, was Kili daran so ungewöhnlich heftig schlucken ließ. Hatte ihm Thorin vor kurzem denn nicht persönlich und sehr deutlich vorgehalten, dass sie sich erstens nicht mir ihr einlassen und sie zweitens niemals erfahren durfte, wer sie waren und was machte er...er vergriff sich bei der erstbesten Gelegenheit höchst selbst an ihr. ER der offiziell amtierende Herrscher des Erebor! Kili fragte sich damit ernsthaft, wer von ihnen allen eigentlich so langsam den Bezug zur Realität verlor? Also Fili und er selbst waren es bestimmt nicht! Was seinen Onkel betraf, so war sich der junge Zwerg allerdings längst nicht mehr so sicher. Es war allerhöchste Zeit, dass sie schleunigst weiterzogen, am Ende würde diese elbenblütige Frau seinen Onkel noch dazu bringen ihr alles zu sagen ALLES und DAS mussten sie um jeden Preis verhindern. Um jeden Preis! Leise und so unauffällig wie nur irgend möglich zog Kili sich somit zurück, er wollte auf keinen Fall, dass sie wussten, was er gesehen hatte. Wahrscheinlich war es ihnen auch so schon unangenehm genug, was also sollten sie dann noch von einem ungewollten heimlichen Mitwisser halten? Und doch war die Sache für ihn damit noch längst nicht ausgestanden. Er wusste mit wem er darüber sprechen wollte und dass dies sicherlich nicht gerade sein Onkel oder auch Lyriel sein würde, leuchtete damit wohl vollkommen ein. Die beiden Betroffenen die davon nichts bemerkt hatten, waren allerdings im Begriff sich munter weiter darum zu streiten, wer von ihnen denn jetzt eigentlich zu seinem Recht kam. „Was? Was soll das heißen? Los sag schon, was du damit jetzt andeuten willst Thorin?“ Fuhr sie ihn auf seine letzte Aussage hin also unvermittelt und höchst zornig an. Ihre grünen Augen loderten ihm dabei wie glühende Flammenschwerter entgegen, die ihn aufzuspießen drohten, wenn er denn nicht sehr vorsichtig war. Er wandte sich schließlich seufzend ab.“Nun gut du willst es offenbar nicht verstehen Khalam!“ Entgegnete er ihr dabei überraschend gelassen. Ihr Blick folgte ihm argwöhnisch nach, als er gehen wollte. „Ach sag bloß...willst du damit jetzt etwa noch andeuten, dass ich dich mag Casar?“ Fauchte sie noch immer deutlich aufgebracht in seine Richtung. Thorin kam nicht umhin, angesichts dieser treffenden, wie eindeutigen Aussage von ihr unvermittelt zu grinsen. „Wie käme ich dazu Frauenzimmer? Alles nur pure Einbildung, wie ich mir denken kann, so wie das, was du heute Nacht veranstaltet hast...oder ist es nicht so?“ Sagte er anschließend mit unüberhörbar zynischem Unterton, als er sich etwas gefangen hatte. Ihr unwilliges leises Schnauben, das darauf folgte, gab ihm ungewollt recht. „Natürlich was glaubst du denn? Nicht mehr als pure Einbildung Zwerg. Das ANDERE hättest du wohl gerne!“ Knurrte sie ihn kurz darauf nicht weniger wütend an. Doch mit einem mal machte er einen unvorhergesehenen Schritt auf sie zu...so dass er ihr abermals ganz nahe kam. Sie wich erschrocken vor ihm zurück. Lyriel sah seine blauen Augen funkeln wie Winterfrost auf Schneekristall...klar und eiskalt...langsam verlor er ebenfalls die Geduld. „Hör doch auf mich weiter anzulügen, ich weiß es doch längst oder für wie dumm hältst du mich eigentlich Weib?“ Grollte er sie damit deutlich unterkühlt an. Sie hielt verblüfft inne. Sie waren sich nun so nahe, dass sie den jeweils Anderen an der Atmung erspüren konnten. Beide hatten sichtlich damit zu tun, ihren Atem zu kontrollieren...und beide hatten dazu echte Schwierigkeiten, ihr jeweils hitziges Temperament weiter im Zaum zu halten, um nicht noch mehr aneinander zu geraten, wobei er sich längst nicht mehr sicher war, wie es letztendlich enden könnte. Es gab dahingehend eigentlich nur zwei Möglichkeiten, entweder sie würden sich beide in Kürze gegenseitig die Hälse umdrehen, wenn es so weiter ging oder aber... ...der Zwerg straffte sich unwillkürlich, denn weiter wollte er diesem Gedankenverlauf nicht folgen, was DAS bedeutete, würde wohl nie eintreffen...niemals! Er sah allerdings auch, dass sie ihn genauestens beobachtete, so als wollte sie ergründen was er grade dachte. „Was ist jetzt, soll ich dir den Verband nun wechseln oder nicht?“ Hakte sie ganz plötzlich überraschend aus dem Zusammenhang gerissen nach, wobei er jedoch eindeutig erkennen konnte, dass sie heftig schluckte auch, um Thorin die von ihm gewollte Antwort zu verweigern. „Hab ich etwa was dagegen einzuwenden gehabt?“ Antwortete er ihr daher entsprechend spöttisch, weil er es für seinen Teil nun endlich vollständig begriffen hatte. Nein sie würde es ihm natürlich nicht sagen, vorher würde sie lieber sterben. Also soviel hatte er inzwischen auch schon von Frauen und ihren teilweise undurchsichtigen Handlungsweisen verstanden. Frauen liebten Täuschungsmanöver zu ihren Gunsten in etwa so wie Orks ihre hässlichen Bälger. Aber wie lange noch konnte sie sich ihm gegenüber verstellen und weiterhin so tun, als ob er ihr völlig egal sei? Das war es, was ihn zumindest in diesem Moment wesentlich mehr interessierte, als alles andere. Dieses Spiel hatte mittlerweile einen gewissen Reiz für ihn erlangt. Einem dem er schon eine sehr sehr lange Zeit nicht mehr erlegen war...und genau weil es so gefährlich war, gerade weil man sich daran ganz ordentlich die Finger verbrennen konnte, genau deshalb hatte er vermutlich besonderen Gefallen daran gefunden. Und noch eins durfte man nicht ganz außer acht lassen, sie war eine durchaus attraktive Frau zumindest was seinen persönlichen Geschmack anbelangte. Eine Tatsache die sich wohl nicht noch länger verleugnen ließ. Er hatte es zudem überdeutlich gespürt...ihre Weichheit, die Wärme die von ihr ausging und auch wie sie für ihn schmeckte, all das führte dazu, dass der sonst so nüchterne Zwergenmann langsam aber sicher ordentlich Probleme in eine Richtung bekam, die er ganz sicher nicht für sich selbst eingeplant hatte und so schon gar nicht. ER der sich niemals so etwas banalem wie Gefühlen hatte hingeben wollen...und dann noch in Bezug auf eine Frau? Niemals! Aber genau das fing an ihn gaannnzzz langsam und äußerst zielsicher mehr und mehr in die Knie zu zwingen. Er machte sich etwas aus ihr...aus IHR...diesem eigensinnigen rothaarigem Biest, mit dem messerscharfen Mundwerk, das seinem in keinster Weise unterlegen war. Dafür verachtete er sich selbst im Übrigen am Allermeisten. Wo in des Allvaters Namen war seine viel gelobte Standhaftigkeit denn nun eigentlich abgeblieben, derer er sich sonst so häufig rühmen konnte...wo? Er wusste es nicht mehr und der neuerliche Blick in diese so bestechend grünen Augen...ließ es ihn gänzlich vergessen. Thorin war schon lange nicht mehr jung und in seinem Leben gewiss noch nie leichtsinnig gewesen, daher konnte er auch so schlecht begreifen, weshalb es ausgerechnet ihn jetzt so furchtbar heftig traf? Und das mitten ins Herz! Lyriel für ihren Teil betrachtete sich ihr Gegenüber ebenfalls genauestens. Sie sah Thorin mittlerweile aus vollkommen anderen Augen, als noch zu Beginn. Ein leichtes Lächeln huschte kaum sichtbar über ihre feinen strengen Züge, als sie ihn begutachtete. Zum Teil sah sie ihn als ihren Patienten, dem sie ja eigentlich den Verband wechseln sollte..zum Anderen jedoch sah sie durchaus den Mann, der er war und dass er ein ganzer Mann war, nun das hatte sie zwischenzeitlich schon mehrfach zu spüren bekommen. Der oftmals so furchtbar eigensinnige Kerl war ja unschwer zu übersehen. Charakter besaß er also zur Genüge...einen nicht immer einfachen, zugegeben nun ja aber als einfach konnte sie sich selbst ja auch nicht gerade bezeichnen. Sie fragte sich ob alle Zwerge aus Durins Geschlecht diese Eigenschaften und diese ungewöhnliche Willenskraft und Standhaftigkeit besaßen, die sie insgeheim an ihm so sehr beeindruckte? Aber das mussten sie wohl, wo ER doch nichts weiter als ein gewöhnlicher Zwerg aus diesem Volk war. Nun das war er doch...oder? So ganz wollte sie es seinem bisherigen Verhalten nach allerdings noch immer nicht abnehmen, dazu verhielt er sich in mancherlei Hinsicht einfach zu sehr wie ein Anführer. Wie Einer, der genau wusste, worauf es im Ernstfall ankam....wie Einer, dem Pflichterfüllung über alle Maßen wichtig erschien. Manchmal erinnerte Thorin sie damit ungewollt an ihren Onkel und wenn er so ausgesprochen sturköpfig wie eben war, dann ganz besonders. Mit einem leisen Seufzen gab sie schließlich nach. Es hatte ja doch keinen Zweck, sich ständig mit ihm anzulegen, wenn sie ihm auch niemals das sagen würde, was er wirklich von ihr wissen wollte. Doch das stand im Moment auf einem völlig anderen Blatt geschrieben... „Also was ist nun? Soll ich dir nun den Verband wechseln oder nicht? Nochmal werde ich dich das jetzt bestimmt nicht mehr fragen Thorin Eichenschild!“ Setzte sie somit zum aller letzten Mal in seine Richtung an, wobei sie sich sichtlich bemühte, so gelassen wie nur irgend möglich zu erscheinen. Thorin wirkte indessen ehrlich überrascht. „Ach ja? Schade...ich hatte mich langsam an das erheiternde kleine Spielchen zwischen uns gewöhnt.“ Konterte er daraufhin etwas unwirsch, wie gewohnt scharfzüngig. Wobei er sich allerdings im Gegenzug zu seiner Aussage doch so in ihre Richtung drehte, dass sie besser an ihn heran kommen konnte, wenn sie es denn wollte. „Also bitte, tu dir keinen Zwang an, ich denke der hat es wohl wirklich dringend nötig!“ Fuhr er damit so ruhig fort, als hätte die heftige Auseinandersetzung von eben zwischen ihnen nie statt gefunden. Sie gab ein höchst unwilliges Schnauben von sich. „Nun das denke ich auch...dann halt gefälligst still...es ist so schon nicht leicht ihn zu wechseln.“ Entgegnete sie ihm damit überraschend spitzfindig. Mit diesen Worten machte sie sich schließlich und endlich doch daran ihm den Verband abzunehmen, wobei sie es allerdings um jeden Preis vermied, ihn mehr zu berühren, als irgend notwendig war...oder ihm auch nur näher als eine Schrittlänge zu kommen. Sie hatte schon genug damit zu tun, die ihr abverlangte Aufgabe zu meistern ohne dabei jedes Mal seinen unverwechselbar anziehenden Duft in die Nase zubekommen, der ihrer Selbstkontrolle nahezu alles abverlangte. Aber irgendwann hatte sie auch das geschafft...es war das letzte Mal, das sie das tun musste, das wusste sie, denn von der schweren Verwundung war nach ihrer fachkundigen Heilkunst jetzt nicht mehr als eine dünne rote Linie auf seiner Brust zurück geblieben, die ihn zudem ohne weiteres in die Lage versetzte, schon bald wieder aufbrechen zu können. Was das im Umkehrschluss hieß, wusste sie auch ohne dass er es ihr extra sagen musste. Er brauchte sie nicht länger, Thorin war sozusagen wieder fast vollständig genesen. Sie wog den alten Verband für einen Moment lang nachdenklich in der Hand und sah ihn danach forschend an. „Das war das letzte Mal...ich denke noch etwa drei Tage nicht mehr, dann wird er wohl überflüssig sein.“ Der Zwergenmann nickte kurz. „Ich weiß...!“ Das war alles was er sagte, mit diesen knappen Worten sah sie zu, wie er sich straffte und danach Anstalten machte wortlos in sein Ersatzhemd zu schlüpfen...bald danach wagte es auch Kili sich endlich bemerkbar zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)