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Min Vilya ye Arda AR mennai an Tyel in Tingilya

Zwischen Himmel und Erde UND bis zum Ende der Sterne
von

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Vergangenheit - vanwië

Indem kam Kili zufällig von draußen herein. Im selben Moment, als sie die Türe hörten, fuhren beide erschrocken hoch und hastig auseinander. Der Zwerg ließ sie dabei augenblicklich los.
 

„Lyriel hört ihr..wir haben das....!“
 

Waren Kilis Worte, mit denen er gerade angesetzt hatte, um ihr irgend etwas zu erklären, doch sie erstarben noch in der Sekunde auf seinen Lippen, als er bemerkte, dass Thorin offenbar nach diesen langen Tagen und Nächten endlich aufgewacht war, während sein Blick, wie zufällig auf den seines Onkel traf. Ein freudiger höchst erleichterter Ausdruck zog sich sofort danach sichtbar über sein junges Gesicht.
 

„Irakadad Thorin du...du bist ja wach?
 

Oh endlich...wir dachten schon!
 

Sag wie geht es dir?“
 

Fragte er ihn mit hörbar besorgtem Unterton in der Stimme, wobei er zeitgleich auf den Verwundeten zu eilte. Lyriel atmete innerlich auf, offenkundig hatte der junge Mann von dieser unvorhergesehenen und äußerst unschönen Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen beiden nichts mitbekommen. Sie wollte Kili wegen dieses ungehobelten Mannes von einem Zwerg, ja dieses....dieses sturen Nogoth nicht noch zusätzlich beunruhigen.
 

Also schwieg sie vorerst, doch der Blick mit dem er und sie sich kurz ansahen, als Kili es nicht bemerkte, war eindeutig und sagte überdeutlich aus, dass die Sache zwischen ihnen noch lange nicht ausgestanden war. Zorn stand in den Augen der Halbelbin, flammender Zorn, der Thorins eisigem Blick weiterhin mutig zu trotzen versuchte. Sie war wütend auf ihn und sein rüpelhaftes Benehmen. Wie um alles in der Welt konnte man sich nur so derart unmöglich aufführen? Das war ihr wirklich ein Rätsel.
 

Also etwas mehr Dankbarkeit dafür, dass sie ihn die ganze Zeit über versorgt hatte, hätte sie sich schon von ihm gewünscht. Aber mitnichten, so etwas kannte dieser undankbare und eigensinnige Zwergenmann ja offenbar nicht mal im Ansatz. Genau das war es, was ihr dabei durch den Sinn ging. Zwerge pahhhh...was für ein eigensinniges und absolut selbstgefälliges Volk das doch war! Sie hatte es schon immer gewusst. Waren das denn nicht Erkenntnisse, die sie längst aus eigenen Erfahrungen mit ihnen gezogen hatte?
 

Oh ja sie kannte Zwerge, wenn auch lange nicht so gut, wie diese hier, die ihr das Schicksal mehr oder minder durch Zufall, als Gäste auf Zeit beschert hatte. Ja einmal war sie selbst im einsamen Berg bei Thrôr gewesen...einmal, vor langer Zeit. Als dieser noch jung und die Welt von Mittelerde eine andere gewesen war. Sie hatte sie damals sehen wollen, die Zwerge des Erebor aus Durins Geschlecht und sie hatte es bis heute nicht vergessen können, warum sie dort hinging, auch wenn sie zum damaligen Zeitpunkt kaum mehr, als ein junges Mädchen gewesen war...das nicht einmal an der Schwelle zur Frau gestanden hatte. Lyriel hielt kurz inne, als sie gewahrte welche Gedanken ihr so plötzlich ungerufen durch den Kopf gingen.
 

Gedanken die sie zwischenzeitlich so lange verdrängt hatte, dass sie deren Existenz fast schon in Frage stellte. Sie schüttelte vehement den Kopf, nein die gehörten ganz sicher nicht hierher...nicht jetzt...sie hatte anderes zu tun. Im selben Moment, als ihr dies bewusst wurde, straffte sie sich und sprach Kili an, der offensichtlich noch immer auf eine Antwort von ihr wartete.
 

„Seht ihr mein junger Freund, ich wusste es, euer Onkel scheint zäher zu sein als er aussieht! Ich werde euch daher jetzt alleine lassen. Sicher habt ihr einiges mit ihm zu besprechen. Ihr könnt ihm danach etwas zu essen geben, wenn ihr wollt. Ich denke, etwas Brühe ist noch übrig, von den Rebhühnern die Ahiê im Wald erwischt hat!“ Sie verstummte kurz, wobei sie den jungen Zwerg jedoch nicht aus den Augen ließ.
 

Kilis Atmung geriet kurz ins Stocken. „Ah ja gut..aber warum ich..könnt ihr das nicht tun?“ Hakte er unwillkürlich verwirrt nach, als er sich halbwegs gefangen hatte. Lyriels strenger Seitenblick auf Thorin war unmissverständlich, als sie diesen ansah. Kili merkte es auch daran, wie sie sich beide anstarrten.
 

Das Gesicht der halbelbischen Frau bekam urplötzlich einen stark verhärteten Zug um den Mundwinkel, der dem jungen Zwerg überhaupt nicht gefiel, doch im selben Moment setzte sie erneut zu sprechen an. „NEIN...kann ich nicht...oh ich bin sicher, dass euer Onkel im Augenblick weder auf meine Hilfe angewiesen ist, noch auf meine Gesellschaft sonderlich großen Wert legt. Also werde ich jetzt das tun, was ich tun muss und ihr, was ich euch gesagt habe!“ Mit diesen höchst eindeutigen Worten straffte sie sich abermals und drehte sich sofort danach auf der Stelle um.
 

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, ging sie in ihren Raum und kam anschließend mit sauberer Kleidung im Arm zurück, die offenbar ihre eigene war. Ehe sie Anstalten machte die kleine Höhle zu verlassen, sprach sie nochmals rasch mit Kili, der sich inzwischen redlich darum bemühte, dem Verwundeten die Lage so angenehm wie möglich zu gestalten.
 

„Mein Freund, ich gehe jetzt...es dauert nicht lange. Passt mir gut auf ihn auf, dass er keine Dummheiten macht und lasst ihn um des Allvaters Willen bloß noch nicht aufstehen, habt ihr gehört? Und es ist mir dabei wirklich völlig egal, was ER dazu zu sagen hat. Euer Onkel ist sicher ein zäher und starker Mann, aber meiner Erfahrung nach dennoch lange nicht soweit, um es jetzt schon zu wagen und ich möchte nicht nochmal von vorne anfangen müssen. Das Fieber ist bisher lediglich eingedämmt und es fehlte mir noch, dass er einen Rückfall bekommt...also ihr tragt die Verantwortung für ihn, solange ich fort bin! Mäßigt ihn in seinem eigenen Interesse besser zur Vernunft!"
 

Mit diesen Worten und einem kurzen Nicken in Kilis Richtung ging sie eilig hinaus, ohne irgend einen Kommentar von dem jungen Zwerg oder Thorin abzuwarten, den sie im Übrigen weiterhin vollkommen ignorierte. Nur Minuten nachdem die rothaarige Frau sie verlassen hatte, kam Fili zu Türe herein, der bei den Ponys gewesen war und die Tiere derweil mit Futter versorgt hatte. Auch der junge Zwerg mit dem hellblonden Haarschopf war mehr als froh, seinen Onkel endlich halbwegs auf den Beinen vorzufinden. Fili hatte sich die Sorge um seinen Onkel nicht so anmerken lassen wie Kili, aber sie hatte ihn mindestens genauso beschäftigt. Daher war er nicht unglücklich darüber, dass es seinem Onkel offenbar schon wieder etwas besser ging.
 

Die drei hatten genügend Zeit für sich allein...weder der Junge noch die elbenblütige Frau tauchten den restlichen Nachmittag über auf...erst als die Abendschatten lang wurden und die herein brechende Dämmerung ankündigten, kam zuerst Ahiê und dann kurz darauf Lyriel von draußen herein. Denen ein Schwall kalter aber frischer Luft folgte und ihnen damit allen den nahenden Spätherbst verkündete, der bald schon Winter sein würde.
 

Beide waren zudem nicht mit leeren Händen gekommen, während der Junge offenbar ein paar fette Kaninchen erwischt hatte, brachte Lyriel einen kleinen Lederbeutel mit, der mit allerlei essbaren Samen und Nüssen gefüllt war, die sie gesammelt hatte. Außerdem war ihr Äußeres völlig verändert. Wie es aussah hatte sie sogar die Zeit gefunden, sich zu waschen und zur Abwechslung endlich einmal bei sich selbst, für halbwegs saubere Kleidung sorgen können.
 

Das war nicht nur Kili allein aufgefallen, auch sein Onkel stellte dies mit einiger Verwunderung fest. Ihr langes dunkelrotes Haar, war wohl dem praktischen Nutzen wegen, zu einem kunstvollen Zopf geflochten und reichte ihr weit über den Rücken hinab. Lediglich einige wenige Strähnen hatten sich aus dem fülligen Strang gelöst und hingen ihr vorwitzig in die Stirn, was sie deutlich jünger aussehen ließ, als sie vermutlich war. Sie trug saubere Beinkleider aus hellem Hirschleder und ein Hemd aus dunkelgrüner, fein gewebter Wolle samt Mider das in einem groben, dunkelbraunen aber kunstvoll verziertem Ledergürtel mit Messingschnalle steckte, der alles zusammenhielt und ihre breiten und damit für eine Elbin ungewöhnlich wohlgerundten Hüften noch zusätzlich betonte.
 

Wobei er damit aber auch deutlich sichtbar anzeigte, dass sie kein Mann war. Dennoch alles in allem gesehen trug sie ganz eindeutig Männerkleidung. Was in dem Umfeld in dem sie lebte, aber wohl die wesentlich vernünftigere Wahl, als einen Rock zu tragen darstellte, wie Kili überrascht feststellen musste. Und nicht nur Kili fiel dies auf, auch Thorin war die Tatsache nicht verborgen geblieben, dass sie mit allen Mitteln versuchte nicht schwach oder gar verletzlich auf sie zu wirken.
 

Für ihn stellte dies ohnehin ein Rätsel dar, wie diese Frau es schaffte, mit dem Jungen so lange allein im Wald zu überleben, ohne jemals fremde Hilfe oder ähnliches beanspruchen zu müssen...selbst im Winter? Das musste fürwahr ein hartes und entbehrungsreichen Leben sein, auf das die beiden sich freiwillig eingelassen hatten. Warum eine Frau wie sie, die nahezu alles haben konnte, wenn sie denn bei ihrem Volk im Waldlandreich geblieben wäre, sich dennoch hierfür entschieden hatte, leuchtete ihm nicht ein...es sei denn, sie hatte triftige Gründe dafür. Aber welche das waren, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
 

Nichts konnte in seinen Augen so furchtbar sein, dass man ganz alleine leben wollte...oder doch? Das schob sich Thorin höchst verwirrt durch den Kopf und damit stellte er auch unangenehm berührt fest, dass er anfing sich über SIE Gedanken zu machen. Ein Umstand der dem Zwergenkönig überhaupt nicht gefiel.
 

Seit wann interessierte er sich denn für Frauen oder überhaupt für irgendwas, was mit ihnen zu tun hatte? Dieses durch und durch zänkische Volk brachte einem Mann doch in der Regel nichts als Ärger ein. Schon allein aus diesem Grunde heraus, hatte er sich damals entschieden allein zu leben und keine Königin für sich zu wählen.
 

Seine jüngste Schwester hatte zwei Söhne geboren...und diese waren damit nach seinem jüngeren Bruder Frerin, der seit dem gescheiterten Versuch das alte ehrwürdige Zwergenreich Moria aus den Händen der Orks zurück zu gewinnen vor langer Zeit am Schattenbachtor gefallen war unumstritten, die nächsten Thronanwärter in seiner Nachfolge und damit mehr als genug, um diese zu sichern.
 

Wozu sollte er sich also mit so etwas banalem, wie seinem Status beschäftigen? Dennoch erinnerte ihn eine kleine, bohrende Stimme tief in seinem Inneren unangenehm deutlich daran, dass sein Volk sich insgeheim wünschte, er würde einen legitimen Nachfolger bekommen...sozusagen aus seiner eigenen Blutlinie.
 

Indirekt erwarteten sie es sogar von ihm. Aber war er dafür nicht eigentlich schon längst zu alt?
 

Thorin war sich ziemlich sicher, dass sein Volk Fili als seinen legitimen Erben durchaus akzeptieren würde...wenn es denn eines Tages notwendig werden sollte. Aus welchem Grund sich also darüber noch weiter den Kopf zerbrechen? Es war ihm ohnehin vollkommen schleierhaft, warum ihm das ausgerechnet hier und jetzt einfiel, so als hätte er keine anderen Probleme zu bewältigen als diese?
 

Hastig schob er sie deshalb energisch von sich weg und löste seinen Blick von ihr, denn er ertappte sich abermals ungewollt dabei, dass er sie beobachtete. Aber niemand schien es zu bemerken, da im Moment jeder von ihnen mit sich selbst beschäftigt war.
 

Sie stand am Ofen und kümmerte sich darum, die mitgebrachten Samen und Nüsse aufzubrechen und anschließend in einen kleinen Mörser zu füllen, mit dem sie, sie zu einem feinen Mehl zerrieb. Fili war damit beschäftigt sich um ihre Waffen zu kümmern, der junge Zwerg putzte sie jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal, mit einer nahezu paranoid liebevollen Hingabe, dass man beinahe meinen könnte, sie wären seine Geliebte.
 

Seine hellen blauen Augen glitzerten im Halbdunkel der kleinen Höhle wie Edelsteine..die aufmerksam auf dem klaren, kalten Metall ruhten. Fili war schweigsam, er redete von allen am Wenigsten. So war es meistens...auch wenn sie nicht in einer solchen Situation gefangen waren, wie die, die ihnen Thorins Verwundung unweigerlich eingebracht hatte.
 

Kili saß währenddessen mit Ahiê zusammen am Tisch, die beiden spielten ein Spiel, das Kili ihm gezeigt hatte. Es war ein einfaches Strategiespiel mit schlichten zweifarbigen Spielsteinen in schwarz und weiß gehalten und der Junge hatte sichtlich Spaß daran Kili zu ärgern, auch weil er ihn schon zweimal besiegt hatte.
 

„Na wenigstens haben zwei ihren Spaß an etwas..!“ Brummte Thorin indessen säuerlich aber entsprechend leise vor sich hin, der die Situation bisher schweigend beobachtet hatte. Eigentlich hätte er sich weiter ausruhen und schlafen sollen, aber aus irgend einem Grund wollte der Schlaf nicht zu ihm kommen. Er fühlte sich noch immer sehr erschöpft, die Wunde machte ihm entsprechend zu schaffen und schmerzte, wenn auch nicht mehr so schlimm wie noch vor zwei Tagen, dennoch ließ sie ihn keine Ruhe finden.
 

Mit einem leisen Stöhnen versuchte er sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht richtig. Sofort richteten sich ihre Augen unverwandt vorwurfsvoll auf ihn...das so außergewöhnlich dunkle Grün darin, bekam einen unwilligen Glanz. „Hatte ich euch nicht gesagt, ihr sollt liegen bleiben? Was ist mit dem Fieber? Ihr seid noch längst nicht fieberfrei Meister ZWERG, also tut gefälligst das, was man euch angeschafft hat!“
 

Fauchte sie ihn prompt säuerlich an, wobei sie ihre Sachen aus der Hand legte und die Hände daraufhin an einem sauberen Tuch abwischte. Nur einen Augenblick später machte sie Anstalten zu ihm zu kommen. Thorin merkte was sie vor hatte, es brachte seinen Gemütszustand fast sofort abermals heftig in Fahrt. Nicht schon wieder dieses unmögliche elbische Frauenzimmer, das ihn ständig bevormunden wollte, als sei er noch ein kleiner Zwergling.
 

Khazad..das würde er sich nicht bieten lassen....nicht von IHR!
 

„SAGT WER...ELFE?“
 

Konterte er somit deutlich angriffslustig in ihre Richtung.
 

„SAGE ICH...NAUGRIM!“
 

Hakte sie ebenso zornig nach.
 

„Und DAS aus gutem Grund, ich sagte ihr sollt vernünftig sein. Wenn ihr jetzt schon aufsteht, kann es einen Rückfall geben Thorin! Es ist dafür noch viel zu früh!“
 

Fuhr sie weiterhin sichtlich erzürnt fort, ohne eine entsprechende Antwort von ihm abzuwarten, die ohnehin eine unverschämte sein würde, das wusste sie doch jetzt schon.
 

Thorin indessen schnappte erst mal kurz nach Luft. Es vergingen eine Sekunde zwei....dann versuchte er doch tatsächlich ernsthaft aufzustehen.
 

Sofort wollte Kili aufspringen um seinem Onkel zu helfen. Doch ihre herrische Handgeste, die ganz plötzlich die Stille durchschnitt und sich unangenehm spürbar auf den Raum gelegt hatte, hielt ihn an seinem Platz zurück. „IHR nicht..lasst ihn!“ Fauchte sie Kili dabei ebenso zornig an. Nahezu im selben Moment hatte sie selbst die kurze Strecke vom Herd zu Ahiês Bett überbrückt, in das sie Thorin zuvor verfrachtet hatten...und gerade noch rechtzeitig.
 

Der Zwergenkönig stand zwar, aber auf unübersehbar wackligen Beinen. Er spürte, dass ihn die Kraft verließ und er sich in seiner Sturheit diesmal wirklich deutlich überschätzt hatte. Sie hatte Recht gehabt...mal wieder! Ja seine Beine fühlten sich zittrig und schwach an und er war tatsächlich noch weit davon entfernt gesund zu sein. Aber es zugeben kam für diesen überaus eigensinnigen und stolzen Mann auf keinen Fall in Frage.
 

„Ich muss vor die Tür..nur ganz kurz...Luft schnappen...seht ihr es geht doch!“ Knurrte er statt dessen weiterhin angriffslustig vor sich hin, doch noch ehe er einen Schritt in Richtung der Türe gemacht hatte, geriet er bereits ins Straucheln, seine Beine versagten ihm den Dienst, so wie sie es voraus geahnt hatte.
 

„Ja in eurem Geist vielleicht Zwerg, aber ich fürchte eure Gliedmaßen wollen wohl noch nicht so ganz, wie euer ausgeprägter Dickschädel!“ Entgegnete sie ihm leicht spöttisch, wobei sie ihn gerade noch so abfangen konnte und ihn dabei energisch zurück auf das Bett verfrachtete, ehe er tatsächlich gestürzt wäre.
 

„Lasst mich los, ich kann das allein!“ Grollte er sie über diese Tatsache sichtlich unwillig an.
 

„Ja DAS sieht man!“
 

Antwortete sie ihm jedoch überraschend gelassen, wobei sie sich umdrehte und zurück an ihren Platz ging, so als sei nichts geschehen. Thorin gab einen Laut von sich, der einem wolfsgleichen Knurren sehr nahe kam, entschloss sich dann aber doch dazu, besser kein Öl aufs Feuer zu gießen und statt dessen lieber Kili herum zu scheuchen, um ihm Wasser zu besorgen, weil er etwas trinken wollte.
 

Lyriel ignorierte es...versuche ihm besser aus dem Weg zu gehen...soweit das in der Enge des kleinen Raumes überhaupt möglich war. Und irgendwann übermannte ihn endlich der Schlaf. Sie konnten es an dem leisen gleichmäßigen Schnarchen hören, das nach einiger Zeit ankündigte, dass er offenbar endlich in das Land der Träume gefunden hatte.
 

„Na geht doch, wurde aber auch Zeit.“
 

Brummte sie leise vor sich hin, wobei sie hörbar erleichtert aufatmete, als er endlich schlief.
 

„Euer Onkel ist zuweilen ein ganz schön sturer Kerl, ist der immer so?“ Fragte sie die beiden jungen Zwerge, wobei sie Kili mit einem eigenartig kritischen Blick musterte. Der junge Zwerg zuckte kurz mit den Schultern.
 

„Na jaaa manchmal kann er schon sehr bestimmend und unnachgiebig sein...er hat seine Prinzipien, wisst ihr. Nun ja und die lässt er sich für gewöhnlich nur ungern in Frage stellen.“ Entgegnete ihr Kili anschließend nachdenklich.
 

Plötzlich lächelte sie unvermittelt, ehe sie selbst zu sprechen ansetzte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten er hat generell etwas gegen Frauen?“
 

Kili verschluckte sich ganz plötzlich, ein heftiges Keuchen drang aus seiner Kehle, als er gehört hatte was sie gesagt hatte. Er konnte ihr nicht sofort antworten, statt dessen ergriff Fili unvermittelt das Wort. „Wie kommt ihr denn darauf?“ Sie sah zu ihm hin und zuckte resigniert mit den Schultern. „Na ja...er mag mich nicht.“ Setzte sie dabei etwas zögerlich an.
 

Fili erwiderte ihren Blick mit einem amüsierten Lächeln.
 

„Nun das würde ich so nicht sagen...soweit zu gehen, wäre wohl etwas vorgegriffen. Ich glaube eher, dass er etwas verunsichert ist, er ist es nicht gewohnt, von einer Frau Vorschriften gemacht zu bekommen, das ist denke ich der Grund, warum er sich so gegen euch sträubt.“
 

Sie sah Fili kurz an, wobei sich ihre Augenbrauen kritisch in die Höhe schoben.
 

„Ach ja? Sagt jetzt bloß noch er ist Junggeselle?“ Sagte sie daraufhin zweifelnd.
 

Plötzlich lachte Fili spontan und aus vollem Hals, ja es brach einfach aus ihm heraus. „Ihr seid gut...wisst ihr Lyriel, das ist er tatsächlich. Aber wie kommt ihr darauf oder besser woran habt ihr das gemerkt?“
 

Kam entsprechend verblüfft aus seinem Mund gesprudelt, noch ehe Kili etwas dazu sagen konnte. Lyriel lächelte ebenfalls, diesmal sichtlich belustigt.
 

„Oh ich verstehe, nun ja das erklärt wohl so einiges. Ich wusste nicht, ich hab eigentlich nur geraten. Na ja aber es spielt jetzt ohnehin keine Rolle.“
 

Sagte sie anschließend leise, doch es klang fast schon nachsichtig.
 

„Ein eingefleischter Junggeselle also, ich hätt`s mir ja fast denken können!“ Fuhr sie nachdenklich fort aber, es schien so, als wären ihre Worte für niemanden konkret bestimmt, denn sie sah keinen von ihnen an. Ihre Stirn legte sich in Falten, man sah dass sie sich über etwas Gedanken zu machen schien, wobei sie sich jedoch ganz kurz umdrehte und zu ihm hinüber sah, wo Thorin noch immer seelenruhig schlief.
 

Nichts desto trotz hatte sie sich vorgenommen, nochmal nach seinem Verband zu sehen und ihn entsprechend zu wechseln, sollte es notwendig sein. Die Tatsache dass er schlief kam ihr gerade recht, denn dann würde er ihr wenigstens nicht wieder in die Quere kommen.
 

Ein schlafender und obendrein sichtlich mürrischer Zwerg, war immer noch tausend mal besser als ein wacher. Aus ihrer Sicht gesehen auf alle Fälle...denn sie wusste, dass er ihr Schwierigkeiten machen würde, sobald er aufwachte. Trotzdem bleib ihr nichts anderes übrig als sich ihn anzusehen.
 

Mit einem leisen Seufzer bedeutete sie Kili somit kurz, dass sie sich um seinen Onkel kümmern wollte. Der junge Zwerg fragte sie fast sofort höflich nach, ob er ihr helfen sollte, doch das lehnte sie diesmal dankend ab.
 

Statt dessen bat sie ihn nochmals kurz nach den Ponys zu sehen, die sie Mittlerweile notdürftig in einem kleinen Verschlag in der Nähe der Höhle untergebracht hatten. Da Kili nicht wusste was er sonst tun sollte, ging er schließlich nochmal vor die Türe, er nahm Ahiê mit und Fili hatte sich ohnehin in irgend eine ruhige Ecke verzogen...ihm war das Ganze zu viel, der junge Zwerg wollte einfach nur seine Ruhe haben.
 

Also war sie wenige Augenblicke später mit Thorin allein. Lyriel hielt sich nicht lange auf, sie wusste dass sie sich beeilen musste, noch ehe dieser mürrische und schlechtgelaunte Kerl wieder aufwachen und sie damit unweigerlich ärgern würde. Mit einigen entschlossenen Schritten gelangte sie schließlich an sein Bett. Die Halbelbin sah mit einer seltsamen Mischung aus Neugier, Misstrauen und wachsendem Interesse auf ihn herab...sie sah dass er zweifellos schlief, seine Atmung verriet es ihr, die überdies schon sehr viel ruhiger und gleichmäßiger als noch vor zwei Tagen geworden war.
 

Ohne viel Federlesens setzte sie sich neben ihn auf den Stuhl und zog ihm die Decke ein Stück weg, um sich den Verband anzusehen. Seit sie ihn vor zwei Tagen verbunden hatte, war sie nicht mehr dazu gekommen, zu überprüfen wie es damit stand. Er war sauber, also war kein Blut mehr geflossen, offenbar hatte sie es wirklich geschafft das Blut zu stillen und die Wunde zu schließen..aber das musste noch lange nichts heißen. Entzünden konnte sie sich trotzdem noch, wenn man nicht gut acht gab.
 

Also legte sie schweren Herzens ihre Hände an den Verband und wollte schon damit beginnen ihn zu öffnen, um sich die darunter liegende Verwundung anzusehen. Aber anstatt dessen spürte sie urplötzlich und völlig ungewollt, die warme nackt Haut seiner Brust unter ihren tastenden Fingerspitzen...denn er war vom Oberkörper her immer noch unbekleidet, da sie ihm ja nichts mehr anziehen konnten.
 

Als sie es spürte überlief sie ein eigenartiges Gefühl, dass sie sich nicht erklären konnte...hastig schreckte sie zurück...sie wollte nicht riskieren dass er wach wurde.
 

Sie wusste in dem Moment jedoch nicht, dass dies längst geschehen war und es ihm ganz genauso erging wie ihr. Lyriel hatte ihn damit versehentlich aufgeweckt, denn Thorin hatte selbst im Schlaf gespürt, dass ihn jemand berührt hatte. Doch als er erkannte um wen es sich handelte, ließ er es sich nicht sofort anmerken.
 

Auch weil er darüber viel zu verwirrt war.
 

Das Gefühl ihrer warmen Fingerspitzen hatten eine merkwürdig intensive Empfindung unter seiner Haut hinterlassen. Ein heftiges Prickeln, das ihn ehrlich verunsicherte und auf eine Art überaus faszinierte.
 

So etwas wie das war ihm völlig fremd. Thorin war sicher kein Romantiker. Frauen waren in seinen Augen nichts weiter als ein notwendiges Übel, um ihm das alltägliche Leben an einigen Stellen angenehmer zu gestalten. Er kannte seine Schwester und einige Bedienstete, die in der Regel zumeist alle für sein Wohlbefinden zu sorgen hatten. Aber die fassten ihn für gewöhnlich nicht an und schon gar nicht so vertraulich, wie sie es eben getan hatte.
 

Ein Umstand der ihm wirklich ehrlich zu schaffen machte.
 

Irgendwann bemerkte sie aber intuitiv dass er offenbar wach geworden war...sie spürte es...warum war ihr nicht klar, aber etwas an ihr fühlte es und so tat sie ihm das auch umgehend kund.
 

„Ihr könnt mich nicht täuschen, ich weiß, dass ihr wach seid Zwerg. Ihr müsst wegen mir nicht länger so tun, als ob ihr noch schlafen würdet.“ Sagte sie in recht patzigen Unterton zu ihm und daher schärfer, als sie zunächst eigentlich gewollt hatte. Im selben Augenblick als sie das gesagt hatte, schlug er die Augen auf.
 

„Ach was ihr nicht sagt..Elbenblut.das hatte ich eben vor! Seit wann könnt ihr denn Gedanken lesen?“
 

Knurrte er sie zum Dank für diese Aussage auch nicht eben nett an, wobei sich seine Hand plötzlich unvermittelt um ihr schmales Handgelenk schloss und sie fest hielt, damit sie nicht mehr mit dem fortfahren konnte, was sie bis eben getan hatte.
 

„Ihr braucht das nicht zu tun...ich will eure Hilfe nicht!“ Hakte er abermals ungehalten nach, als sie ihm keine Antwort darauf gab.
 

Thorin war verunsichert, sie machte etwas mit ihm, was er nicht verstand. Seine Augen bohrten sich nahezu in ihre hinein. Im selben Moment als sich ihr Blick traf, ging ihr fieberhaft durch den Sinn, dass sie solche wie seine schon einmal gesehen hatte...nicht hier...nein weit fort und vor langer Zeit!
 

Rechtschaffen wütend riss sie sich daher von ihm los.
 

„Wisst ihr was? IHR seid zweifelsfrei ein ERG! Und wenn ihr nicht wisst was das ist, werde ich es euch hiermit sagen! Es ist eine Mischung aus einem Ekel und einem Zwerg!“ Fauchte sie ihn entsprechend aufgebracht an...ihre Augen funkelten.
 

WAS bildete sich dieser dahergelaufene Nogoth eigentlich ein wer er war? Wie konnte er es wagen so mit ihr zu sprechen...mit ihr! Sie war ein Kind des Waldes...und was...war er? Ein elender, gieriger und zweifellos nach wertvollen Erzen grabender Dreckwühler in der Dunkelheit...nichts weiter!
 

Die rothaarige Frau zwang sich dazu, weiter ruhig durchzuatmen und ihn einfach zu ignorieren. Lyriel hatte jedoch alle Mühe nicht vollends die Beherrschung zu verlieren, sie war noch nie die Geduldigste gewesen, das wusste sie. Ihr oftmals hitziges Wesen hatte ihr schon oft genug entsprechenden Ärger eingebracht...und das nicht nur heute.
 

Aber heute...war alles anders als sonst! Da war ER..und sie spürte noch ehe es ihr gänzlich bewusst wurde, dass sie ihn nicht mochte...genauso wenig, wie er sie mochte. Aber sie mussten sich miteinander arrangieren...irgendwie. Vor allem solange er noch auf ihre Hilfe angewiesen war. Im Moment konnte sie ihn ja schlecht vor die Türe setzen, das geboten ihr schon die strengen Regeln der Gastfreundschaft denen sie sich damit unweigerlich unterworfen hatte. Außerdem mochte sie die beiden jungen Zwerge gut leiden, die wesentlich umgänglicher schienen als er. Kili war ein gutherziger junger Mann. Ahiê mochte ihn auch. Warum also konnte dieser schwarzhaarige Mistkerl um den sie sich zu kümmern hatte, denn nicht wenigstens ein bisschen von seinem Anstand haben?
 

Warum?
 

Lyriel war wütend, doch Thorin ließ ihr keine weitere Gelegenheit mehr, ihm das kund zu tun. Hastig versuchte er sich aufzurichten, er wollte nicht mehr liegen. Die Situation ihr im Moment quasi unterlegen zu sein, kratzte entsetzlich an seinem männlichen Stolz. Er war ein Krieger und ein stolzer mächtiger Mann. Er war ein König, wie konnte sie es also wagen, ihn weiter so zu bevormunden?
 

Doch sie reagierte entsprechend, indem sie ihn abermals energisch zurück in die Kissen drücken wollte. „Ich kann mich nicht erinnern euch das Aufstehen schon erlaubt zu haben, hatten wir das heute nicht schon mal?“ Fuhr sie ihn dabei rechtschaffen aufgebracht an. Thorin antwortete ihn nicht, statt dessen packte er sie unvermittelt am Arm und zog sie dabei überraschend nahe an sich heran. Sie waren nicht mehr als eine Nasenlänge voneinander entfernt.
 

Lyriels Augen hefteten sich dabei erschrocken und völlig perplex auf seine Lippen, die wie sie fand eine sehr schöne geschwungene Zeichnung hatten, wobei sie seinen warmen Atem fast auf ihren fühlen konnte. Vollkommen verblüfft ertappte sie sich bei dem absolut irren Gedanken..wie seine sich wohl anfühlen mochten? Die Halbelbin war darüber so bestürzt, dass sie zunächst gar nichts tun konnte. Ja sie war eindeutig zu lange alleine gewesen...eindeutig zu lange, wenn sie denn jetzt schon auf die Idee kam einen wie IHN für gewisse Bedürfnisse in Betracht zu ziehen.
 

„Weiß ich selbst! Erzählt mir was neues!“ Fuhr er sie indessen weiterhin wenig kompromissbereit an, wobei er sie ein Stück von sich auf Augenhöhe wegschob. Lyriels hitziges Gemüt war derweil nahe am Überkochen.
 

„Lasst mich los..sofort..oder ihr bereut es Zwerg! Denn dann könnt ihr euch euren Verband getrost allein wechseln...und dabei ist mir dann auch völlig egal, wie ihr das anstellt! Was ist nun, hat euer Spatzenverstand das jetzt endlich begriffen?“ Fauchte sie ihn daraufhin angriffslustig an. Thorin reagierte entsprechend. Augenblicklich ließ er sie so abrupt los, dass sie fast gestürzt wäre. „Bitte gerne..ganz wie ihr wollt, gebt her den Kram, ich sagte doch schon, dass ich eure Hilfe nicht benötige Elbenzofe!“ Das war alles was er dazu sagte.
 

Lyriels Augen funkelten ihn derweil weiter zornig an, wortlos packte sie die Sachen und pfefferte sie ihm anschließend direkt auf die Bettdecke. „Bitte schön ganz wie ihr wollt, dann macht doch! Barad was rege ich mich eigentlich so wegen euch auf? Ihr seid es eindeutig nicht wert...auch nur einen Gedanken an euch zu verschwenden!“ Kaum hatte sie zu ende gesprochen, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging geräuschvoll vor die Türe, wobei ihr Thorin ehrlich sprachlos hinterher sah und schier nicht fassen konnte, so von ihr abgefertigt worden zu sein.
 

Auch wenn ihm völlig klar war, dass er selbst maßgeblich dazu beigetragen hatte. Sein Verhalten war nicht gerade vorbildlich gewesen. Immerhin war er ihr Gast, das war ihm schon bewusst. Aber verflucht noch eins, etwas war an dieser Frau, was ihn sozusagen bis aufs Blut reizte. Er war sich nur noch nicht sicher, was der Grund dafür war? Nein dafür konnte er so sehr er sich auch anstrengte, einfach keine plausible Erklärung für sich finden.
 

Es dauerte einige Zeit, bis sie wieder von draußen herein kam. Sie war allerdings nicht allein, Kli und Ahiê waren bei ihr. Damit ergab sich keine weitere Gelegenheit, das deutlich verunglückte Gespräch zwischen ihnen fortzusetzen, aber wollte er das im Moment überhaupt? Thorin war sich nicht sicher. Lyriel ließ sich indessen nichts weiter davon anmerken, außer dass sie ihn schnitt und zwar sehr deutlich. Sie sprach wenig bis gar nichts mit ihm, wobei sie jedoch verblüfft feststellte, dass er tatsächlich versucht hatte sich selbst zu verbinden.
 

Ein kläglicher Versuch der entsprechend aussah. Aber sie ließ ihn trotzdem in Ruhe, auch da sie spürte, dass es das noch schlimmer machen würde, wenn sie ihn jetzt darauf ansprach. Er war ausgesprochen dickköpfig und sehr stolz...noch weiter an seiner Würde musste sie nun auch nicht noch absichtlich kratzen.
 

Der restliche Abend verlief den Umständen entsprechend relativ gespannt..eine gewisse Unruhe lag in der Luft, die beide ungewollt ausstrahlten.
 

Irgendwann wurde es jedoch so spät, dass es für alle längst Zeit war schlafen zu gehen. Ahîe verzog sich freiwillig in ihrem Raum den esie sich für die Zeit mit ihm teilte und auch Fili verkrümelte sich irgendwann freiwillig weil er schlafen wollte. Nur Kili blieb zurück...er war der empfindsamste von allen und spürte die Spannung die von seinem Onkel und ihr ausgingen unbewusst und sehr stark.
 

Während Thorin sich redliche Mühe gab wirklich zu schlafen, was ihm ja sicherlich nicht schaden konnte...bekam er am Rande noch mit, wie Kili sich an den Tisch setzte, während Lyriel sich am Ofen zu schaffen machte, um das Feuer noch einmal anzufachen, das zwischenzeitlich beinahe herunter gebrannt war. Es war fast vollkommen dunkel geworden. Nur der schwache Schein einer kleinen Öllaterne erhellte den kleinen Raum in düsterem Glanz.
 

Kilis markantes Gesicht zeichnete sich gerade so in Schemen in der Dunkelheit ab. Lyriel die ihn beobachtete lächelte schwach. Sie war müde aber noch nicht so müde, um sich nicht noch ein wenig mit ihm zu unterhalten.
 

Sie spürte, dass er sich einsam fühlte und reden wollte. „Vermisst ihr nicht manchmal eure Heimat?“ Fragte sie ihn daher unvermittelt und sehr sanft. Kili stutzte einen Augenblick, ehe er ihr antwortete. „Oh ja schon...wir sind inzwischen eine ganze Weile unterwegs. Ich wüsste schon gerne, was meine Mutter macht und ob es ihr gutgeht?“ Entgegnete er ihr ebenso leise, wobei seine Stimme etwas zögerlich klang.
 

Lyriel lachte unwillkürlich auf. „Oh ich verstehe! Eure Mutter! Nur die?“ Fragte sie ihn anschließend merklich belustigt. Kili lachte ebenfalls leise. „NUR meine Mutter...und keine Andere!“ Sagte er ebenfalls sichtlich amüsiert. „Ah ja ich verstehe!“ Ergänzte sie abermals trocken. „Nun und wem gilt eure Liebe sonst noch außer eurer Mutter?“ Der junge Zwerg seufzte leise und es war Kilis tiefe weiche Stimme, die kurz darauf erneut in der Dunkelheit zu sprechen ansetzte.
 

„Wenn ihr es genau wissen wollt, meinem Onkel und unserer Heimat...Zwerge sind sehr bodenständig. In der Regel verlassen wir unsere Heimat nur selten und sehr ungern, das was wir hier tun ist eigentlich eine Ausnahme Heruin. Oh wisst ihr ihr solltet ihn sehen...den Berg, der Erebor er ist so wunderschön, besonders im Mondlicht...ja ihr solltet ihn sehen können, diesen Anblick würdet ihr nie mehr vergessen!“ Kili verstummte für einen Augenblick. Sein junges Gesicht nahm dabei einen beinahe verträumten Zug an.
 

Lyriel lächelte spontan, als sie es sah. „Oh ich sehe schon, ihr vermisst eure Heimat wirklich sehr, aber wisst ihr, ich habe ihn schon einmal gesehen den einsamen Berg...vor langer langer Zeit, damals war ich noch ein kleines Mädchen und ihr noch nicht einmal geboren. Ich war dort mit meiner Mutter und meinem Vater, da ER einer von IHNEN gewesen ist. Ihr seht also, auch ich verfüge über einen nicht unerheblichen Teil an Zwergenblut in meinen Adern, selbst wenn man es mir auf den ersten Blick vielleicht nicht gleich anzusehen vermag!“
 

Kili stutzte verwirrt, man sah an seinem Schatten eindeutig wie er sich plötzlich aufrichtete, bevor er sprach.
 

„WAS...aber Wer...ich ich wusste nicht..?“
 

Lyriel lächelte für einen Augenblick versonnen, ehe sie ihm antwortete. „Nun woher hättet ihr das auch wissen sollen? Ich trage es ja nicht offen und in deutlichen Lettern auf der Stirn geschrieben mit mir herum. Es ist ein gut gehütetes Geheimnis....mein Geheimnis, aber wenn ihr wollt werde ich es euch offenbaren. Interessiert euch meine Geschichte?“
 

Kili sah sie weiterhin verblüfft an, er konnte nichts weiter tun als sprachlos zu nicken. Die Halbelfe lächelte abermals. „Gut dann will ich sie euch erzählen! Aber seht euch vor, sie endet tragisch, denn meinen Eltern wurde damals leider das Glück ihrer Liebe auf Dauer verwehrt. Und es war zweifellos einer von EUCH, der daran die Schuld zu tragen hatte, wenn auch nicht allein!“
 

Die Halbelbin verstummte für einen Augenblick, ehe sie fortfuhr...ein fast weicher Zug hatte sich um ihre Mundwinkel gelegt. Schwerlich sichtbar für Kili der gänzlich im Dunkeln saß und nur den schwachen Schimmer des Laternenlichtes in ihrem Gesicht sehen konnte.
 

Dennoch sah man, dass sich ihr Gesichtsausdruck verändert hatte.
 

Irgendwann setzte sie mit leiser Stimme zu sprechen an, die fast schon einen Tick träumerisch klang.
 

„Oh ja sie war wirklich wunderschön, selbst für die Begriffe ihres eigenen Volkes...ich erinnere mich daran, als sei es gestern gewesen. Laurelin hieß sie, die Goldene, so wie einer der beiden Bäume, die Valinor einst erhellten. Nun sie haben sich beide wohl ganz zufällig getroffen..auf irgend einem Fest im Waldlandreich meines Onkels. Er war mit ein oder zwei Begleitern gekommen, um unsere Sitten und Gebräuche kennen zu lernen, da wir damals schon mit dem Herrn des einsamen Berges in guten Handelsbeziehungen standen....und sie wollten wohl nichts mehr als höflich sein.
 

Dennoch hat es meine Eltern wie aus heiterem Himmel getroffen. Ich vermute mal dass es so was wie Liebe auf den ersten Blick gewesen sein muss, als sie sich begegneten. So banal es vielleicht klingen mag, auch weil es so etwas in der Regel nicht oft gibt und schon gar nicht bei solch unterschiedlichen Völkern wie den unseren. Aber ich glaube das die beiden füreinander bestimmt waren, das Schicksal wollte es so. Leider konnten sie ihre Liebe nicht lange verheimlichen...denn es kam der Zeitpunkt, an dem meine Mutter ein Kind bekommen sollte...MICH.
 

Damit begann ihr Leidensweg.
 

Mein Vater war Thrôrs jüngster Bruder. Oh ihr könnt euch sicher vorstellen, wie der reagiert haben dürfte, als er es erfuhr. Ausgerechnet eine Elbe...und dann zu allem Übel keine gewöhnliche, denn Laurelin war niemand anderer als Thranduils Schwester...seine Einzige! Er hat fast den Verstand verloren als er es bemerkte, was sie ihm bis dahin verheimlicht hatten. Ausgerechnet ein Zwerg hatte seine einzige Schwester entehrt.
 

Thranduil konnte es nicht fassen, wie sich Laurelin in diesen Zwerg hatte verlieben können?“ Lyriel verstummte...seufzte leise. „Ja nicht vorstellbar...zumindest was mich betrifft.“ Flüsterte sie plötzlich leise, wobei ihre klare Stimme fast einen Tick spöttisch klang. Doch dann straffte sie sich und fuhr weiter mit ruhiger Stimme fort.
 

„Nun ja wie auch immer, den beiden blieb somit leider nichts anderes übrig als von dort fort zu gehen. Weg von ihrem Volk...und von seinem. Lange Zeit lebten sie allein, weit weg von allen die sie liebten, mitten im Wald. Doch meine Mutter vermisste ihre Sippe. Sie hatte furchtbares Heimweh, sie war einfach nicht dafür geschaffen im Exil zu leben. So bat sie ihn eines Tages schließlich darum, es noch einmal zu versuchen ihre Völker umzustimmen. Mittlerweile war ich zu einem jungen Mädchen heran gewachsen, das knapp an der Schwelle zur Frau stand und das zudem allein sein gewohnt war.
 

Mich störte dieses einsame Leben im Wald nicht sonderlich, doch für meine Mutter war es die reinste Qual. Also tat er um was sie ihn gebeten hatte. Oh ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich einmal in der Ahnenhalle der Könige im Erebor gestanden habe. Ja ich weiß sogar noch, wie es dort gerochen hat...erdig...und..und irgendwie eigenartig nach..nach Stein? Ja das war es und es roch auch eindeutig nach Tod und Vergehen.
 

Mein überwiegend elbisches Erbe schützt mich davor...aber dort wurde mir dies bewusst, wie noch niemals zuvor. Mein Vater Grôr hat damals versucht seinen älteren Bruder doch noch umzustimmen, damit er ihnen verzeihen würde, aber dieser wollte einfach nicht zuhören. Thrôr ließ ihn in seinem Zorn einsperren..und viel später, als mein Vater wieder frei gelassen wurde, war er nicht mehr der Selbe.
 

Voller Zorn verließ er den Erebor, um niemals zurück zu kehren. Meine Mutter aber schickte Thrôr gnadenlos fort, so bleib ihr in ihrem Kummer, ihren Geliebten für immer verloren zu haben, nichts anderes übrig, als zurück ins Waldlandreich zu ihrem Bruder zu gehen. Ich habe meine Mutter nie wieder lachen sehen und nicht lange danach verschwand sie für immer spurlos, in den Tiefen des Waldes.
 

Dort wo böse Kreaturen über die Finsternis gebieten, die alles zerstören. Meine Mutter war sanft wie ein Reh, nicht so wie ich..sie konnte nicht einmal kämpfen und sie verstand auch nichts davon sich zu wehren, oder eine Waffe zu führen.
 

Heute weiß ich, dass sie sterben wollte!
 

Als sie nicht zurück kehrte, gaben sie es irgendwann auf weiter nach ihr zu suchen. Sie nahmen an, wilde Tiere oder Orks hätten sie getötet. Nun ab da war ich sozusagen eine Waise...und die Handels Beziehungen der Elben und Zwerge auf lange Zeit beinahe gänzlich zum Erliegen gekommen. Es war gerade noch auf das Notwendigste beschränkt und es dauerte lange, ehe sie einander verzeihen konnten.
 

Mein Onkel hat ihren Tod bis heute nicht wirklich verwunden, auch deshalb bin ich fort gegangen, denn ich bin sozusagen die lebendige Erinnerung an diese Tragödie.
 

Erst Thrain hat das Ganze zu mildern verstanden, ihm allein gelang es schließlich die Beziehungen wieder aufleben zu lassen. Was aus meinem Vater geworden ist, weiß ich bis heute nicht mit Sicherheit. Ich habe ihn niemals wieder gesehen. Ich weiß nur soviel, dass er wohl zu den Zwergen in die Eisenberge ging. Er soll ihr König geworden sein, das haben sie mir jedenfalls irgendwann erzählt.
 

Nun und ich nehme schwer an, dass er wohl noch einmal eine Familie gründete, schon um seine Nachfolge dort zu legitimieren. Ob er dabei noch manchmal an sie gedacht hat, vermag ich nicht zu sagen...ich frage mich das oft....aber ich finde keine Antwort darauf!“
 

Ihre jetzt dunkel schimmernden Augen füllten sich unwillkürlich mit heißen Tränen, als ihr ungewollt in den Sinn kam, was sie so lange vergessen, ja schlicht verdrängt hatte. Doch es waren nicht die Tränen der Trauer, nein sondern die der Wut..unendlich kalter und uralter Wut auf dieses Volk. NEIN sie hatte nicht vergessen! NIEMALS! Das würde sie ihnen nicht verzeihen und IHM schon gar nicht diesem...diesem grobschlächtigen CASAR!
 

Es war absolut unverzeihlich...für alle Ewigkeit!
 

Der Schmerz saß tief...wie ein Dorn im Fleisch und er hatte selbst nach all der langen Zeit noch so tief in der Wunde gebohrt, wie damals als es passiert war.
 

Natürlich wusste sie auch, dass keiner der Drei wirklich etwas dafür konnte..sie waren damals ja vermutlich schlicht und ergreifend noch nicht einmal geboren worden. Also traf sie die Blutschuld die Thrôr verursacht hatte im Grunde nicht und doch waren sie von dort gekommen und wer wusste schon so genau, welches Blut denn durch ihre Adern floss? Oder wer sie am Ende wirklich waren?
 

Weder Fili noch Kili hatten bisher einen Ton über ihre Herkunft verloren. Lyriel wusste also nicht sicher, ob sie alle Drei nur einfache Kaufleute oder am Ende nicht sogar der Linie Durins direkt entstammten und damit unweigerlich der Herrscherfamilie angehörten? Wie sie selbst ja auch, wenn man so wollte? Sollte dies der Fall sein und es sich herausstellen, dann würde sie sie auf der Stelle vor die Türe setzen, auf der Stelle, das war eines was sicher war!
 

Sie würde es tun, bevor in ihrem grenzenlosem Zorn auf Thrôrs Familie noch schlimmeres geschah. Aber sie wusste eben nicht mit Sicherheit wer sie waren. Es war im Grunde nicht mehr als so ein unbestimmtes Gefühl in ihrer Magengrube, dem sie nicht trauen wollte. Dennoch, irgend etwas am Verhalten von Kilis Onkel hatte sie bei diesem kurzen Streit von heute Abend eindeutig an Thrôr erinnert.
 

Viel zu schwach zwar um sich ganz sicher zu sein, aber er hatte etwas von ihm an sich...ganz eindeutig! Es war ihr, als hätte sie es kurz in seinen Augen aufblitzen sehen. Diese ungewöhnlich blauen Augen, von denen sie sich einbildete, dass sie im Allgemeinen in Durins Linie lagen, denn ihr eigener Vater hatte zweifellos ebensolche durchdringend blaue Augen gehabt, wie dieser fremde Zwerg.
 

Die elbenblütige Frau seufzte leise. Sicher bildete sich sich das nur ein, sie war so lange allein gewesen. So lange hatte sie diese Ereignisse verdrängt, die jetzt auf einmal mit nahezu überschäumender Kraft über sie hinweg fegten und sie dabei geradezu mitrissen.
 

Sie schalt sich selbst diesen unsinnigen Gedankengängen nicht weiter Nahrung zu geben..und doch, als ihr Blick erneut verstohlen zu Thorin wanderte, dessen Gestalt sie in der Dunkelheit lediglich zu erahnen vermochte, sagte ihr ihr Bauchgefühl instinktiv, dass er nicht das war, was er offenbar zu sein vorgab...und nicht nur er! Sie hatte Kili für ein paar Sekunden vollkommen ausgeblendet, doch als der junge Zwerg sie im schwachen Schein der Laterne weiterhin verwirrt und verblüfft anstarrte, fing sie sich und sagte anstatt dessen gelassen.
 

„Herr Kili jetzt kennt ihr meine Geschichte also. Nun was ist, wollt ihr mir als Gegenleistung denn jetzt nicht eure erzählen? Das wäre doch das mindeste und ein wenig Gesellschaft würde mir im Moment ganz gut tun, selbst die eines Zwerges, obwohl ich zugeben muss, dass ich einen gewissen Groll verspüre, der damit wohl berechtigt sein dürfte? Aber ich mag euch..ihr seid ein guter Kerl und euer Herz ist ehrlich, daher will ich darüber hinwegsehen, zumindest fürs Erste!“
 

Kili schluckte sichtbar, er wusste nicht so recht, was er ihr darauf antworten sollte. Ihre absolute Ehrlichkeit und ihr Vertrauen schmeichelte ihm einerseits, aber andererseits machte es ihm Angst. Er war sich nicht sicher? Sollte er lügen, um sich selbst zu schützen oder sollte er ihr verraten, wer sie denn wirklich waren?
 

Ein kurzer Seitenblick auf seinen verwundeten und noch immer nicht ganz genesenen Onkel verriet ihm instinktiv, dass er ihr nicht die Wahrheit sagen konnte...zumindest jetzt noch nicht. Also beschloss er zu lügen und ihr irgend eine erfundene Geschichte über seine Herkunft aufzutischen, denn sollte sie jetzt erfahren dass ausgerechnet ER Kili niemand anderer als Thrôrs jüngster Ur Enkel war, so würde sie das unweigerlich dazu führen, alle drei zu verstoßen. Das sagte ihm sein klarer Verstand überdeutlich.
 

Aber auch Thorin höchst selbst war dieser Umstand nicht verborgen geblieben, da er zufällig alles mitbekommen hatte was Kili und sie gesprochen hatten und er ihre ganze Geschichte so unfreiwillig gehört hatte. Eine nicht sehr schöne Erkenntnis die ihn da so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. Ausgerechnet sein Großvater war es gewesen, der dies alles zu verschulden hatte...bei Mahal.
 

Er war sich sicher, dass dies alles kein Zufall sein konnte. Es war fast so, als ob das Schicksal es so wollte. Nun wusste er also wer sie war...und auch warum sie hier lebte. Und eines war Thorin damit vollkommen klar, sie durfte niemals erfahren, wen sie da in ihr Haus aufgenommen hatte...niemals! Indem hoffte der Zwergenkönig des Erebor inständig, dass Kili hoffentlich so klug sein möge, ihr nicht die Wahrheit zu erzählen...auf keinen Fall! Oder zumindest nicht die ganze Wahrheit, was sie drei betraf.
 

Thorin wusste, dass er im Moment nichts dagegen unternehmen konnte, da er offiziell ja nicht mal gehört haben durfte, was die beiden gesprochen hatten und gerade das, war das Dilemma an der Sache. Was für einen Ausweg sollte es aus dieser prekären Lage geben? Er wusste sich keinen Rat...so musste er wohl oder übel seinem jüngsten Neffen und dessen durchaus hellem Köpfchen vertrauen.
 

Thorin blieb keine andere Wahl.
 

Nur einen Moment später, noch ehe der Zwerg diese Gedankengänge ganz zu ende gebracht hatte, hörte er bereits wie Kili leise in der Dunkelheit zu sprechen ansetzte...



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