Cold wind blows von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 7: Abendessen mit Hindernissen -------------------------------------- - Kapitel sieben -   Mit deutlich besserer Laune als zuvor war Draco aus der Badewanne gestiegen – das Handtuch leicht um seine Hüften gebunden. Nichts konnte entspannender sein, als ein heißes Bad – abgesehen von Sex, den er bitter nötig hatte. Es fehlte ihm tatsächlich, jedoch konnte er sich momentan nicht darauf konzentrieren, angesichts der Trauer, die noch auf seinen Schultern lastete. Währenddessen hatten sich um ihn herum dicke Dampfschwaden gebildet, die ihren Weg nach draußen fänden, sobald die Elfen die Fenster öffnen würden, aber das müsste nicht seine Sorgen sein. Wozu hatte er die Elfen, wenn er sich darüber Gedanken machte? Nein, das war nicht nötig, weshalb er die Tür ansteuerte und in seinem angrenzenden Schlafzimmer verschwand.   Automatisch trugen ihn seine Füße zu seinem Schrank, aus dem er ein sauberes, schneeweißes Hemd zog, das er feixend über seinen nackten Oberkörper streifte, bevor er nach Socken und einer Boxershort griff, ehe er aus einem weiteren Schrankregal eine schwarze Stoffhose nahm und diese mit einem schwarzen Ledergürtel um seine Hüften festzog. Abschließend schlüpfte er in seine schwarzen Stiefel, da er sich nach dem Essen noch mit Blaise treffen wollte.   Doch davor... hatte der Malfoy-Erbe noch andere Pläne, die seinen unfreiwilligen Gast betrafen. Oh, was würde er sich während des Essens auf ihre Kosten amüsieren. Leiden sollte sie, aufgrund seiner penetranten Blicke, die er ihr ununterbrochen zuwerfen würde – ein Spiel, das er allzu gut beherrschte und ihn von seinen sexuellen Gelüsten ablenken würde. Ja, er würde das Spiel letzten Endes gewissen, da er wusste, dass Granger nicht im Stande war, Blickkontakt halten zu können. Das konnte sie noch nie, da sie zu schüchtern, zu schwach und zartgliedrig gewesen war. Insofern war ihm der Sieg gewiss, aus dem er neue Kraft schöpfen konnte.   Die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss er auf dem Weg zur Tür, die er hämisch grinsend passierte und sich auf den Weg zum Speisesaal machte. Inständig hoffte Draco, dass sein Zorn – im Bezug auf ihre hiesige Anwesenheit – nicht lange andauerte, da er ansonsten Gefahr lief, wirklich unfair zu werden. Außerdem hatte er sich bereits genug darüber echauffiert, dass sie fortan hier lebte. Ja, es war an der Zeit, dass er sie nun bis zum Äußersten trieb und ihr zeigte, was sie mit ihrer dümmlichen Entscheidung eigentlich getan hatte.     ~*~     „Akina!“, brüllte Draco ungeduldig, nachdem er seit einer halben Stunde auf seinem Platz saß, sein Wasserglas beobachtete und darauf wartete, dass sowohl Granger, als auch das Essen kam – aber weder das eine, noch das andere erschien. „Akina!“, wiederholte er erzürnt, woraufhin die Elfen-Dame unverzüglich neben ihm erschien und sich ehrfürchtig verneigte.   „Herr, Ihr... Ihr habt nach Akina gerufen?“   „Bei Merlin, Akina, wo zum Teufel bleibt sie?“, wollte er wütend wissen, ehedem seine geballte Faust ungebremst auf den bereits gedeckten Tisch schlug. Nicht fest, aber er konnte das Porzellan vibrieren spüren. „Ich warte seit einer geschlagenen halben Stunde. Was treibt Granger da oben?“ Häuslich einrichten würde sie sich wohl kaum. Dass sie zudem zu spät war, war das eine. Dass sie seine Anweisung scheinbar absichtlich ignorierte, das andere – eine Tatsache, die er nicht hinnahm; suggerierte sie ihm damit bloß, dass sie sich über seine Entscheidungen stellte. Hinzu kam, dass er seinen ausgeklügelten Plan nicht in die Tat umsetzen konnte, der vorsah, dass er vorerst warten würde, bis sie zu essen anfing. Anschließend wollte er sie anhaltend anstarren bis sie diejenige war, die die Geduld verlor und verschwand. Und dann... dann würde er sein Essen genüsslich verzehren.   Das war sein Plan, den sie mit ihrer Abwesenheit zunichte machte.   „Herr“, piepste sie. Indessen verkrampften sich ihre faltigen Hände in ihrem zerlumpten Kissenbezug. „Herr, die Miss möchte nicht zum Essen kommen“, ergänzte Akina schluckend – den Blick gen Boden gerichtet, weil sie befürchtete, die Leittragende zu sein.   „Was sagst du da?“, entfuhr es dem jungen Mann aufgebracht. „Sag das noch einmal, Akina“, forderte Draco daraufhin knurrend, doch war die Wut bereits nach oben geklettert. Sein Zorn hatte das Pulverfass in ihm entfacht, woraufhin seine Hand ausholte und die Kristallgläser – die auf der Seidentischdecke thronten – zu Boden feuerte. Als die Elfe folglich dieselben Worte wiederholte, war es um ihn geschehen. Wie eine gezündete Rakete war er aufgesprungen, wodurch sein Stuhl krachend zu Boden fiel. Auch die Gabel, die Draco zwischenzeitlich in seine Hände genommen hatte, um den Hunger anlässlich der Ablenkung zu kompensieren, knallte er mit voller Wucht auf den Tisch.   Dieses Miststück.   Sie widersetzte sich? Dann musste sie mit den Konsequenzen leben. Unweigerlich umrundete er den langen hölzernen Tisch, stieß zischend das kleine Portal auf und steuerte die Treppe an, die ihn zum ersten Stock führte. Dass seine Elfe dicht hinter ihm war, war nebensächlich. Es war ihr beigebracht worden, dass sie die Seite ihres Meisters erst dann verlassen durfte, wenn er sie ausdrücklich entließ.   Mit enormer Wut im Bauch kam er vor ihrer verschlossenen Tür an, und anstatt sich eventuell ein wenig zu beruhigen, war er auf dem Weg zu ihr nur noch wütender geworden – was zumindest einen kleinen Vorteil mit sich brachte. In diesem Moment dachte er wenigstens nicht daran, sich mit irgendeiner Frau in seinem Bett zu wälzen. Aber das waren Probleme, die er nicht in Verbindung mit ihr bringen durfte, weshalb er ohne zu zögern gegen ihre Tür polterte.   „Granger, was treibst du da drinnen?“ Seine Hände stemmte er im Anschluss blindwütig in seine Hüften, da er auf eine Antwort wartete, die jedoch nicht folgte.   Nein. Nicht ein Laut war aus dem Zimmer zu hören.   „Granger!“, schrie er unbändiger. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst zum Essen kommen, verdammt nochmal!“ Dass er sich überhaupt die Mühe machte, sie nochmals daran zu erinnern. „Seit dreißig Minuten warte ich mit leerem Magen darauf, dass du deinen Hintern nach unten bewegst.“   „Ich werde nicht mit dir zu Abend essen“, rief sie entschlossen durch die Tür.   Gott, sie war im Stande, alles Böse in ihm zu wecken, angesichts ihrer vehementen Verweigerung. Dabei war er derjenige, der Anforderungen stellen durfte. Draco war es, der ihr Vorschriften zu machen hatte – nicht umgekehrt. Er wollte sich einen gemütlich Abend machen, indem er sich auf ihre Kosten amüsierte, aber nein, das wurde ihm verwehrt, weil sie das Talent besaß, ihn bis aufs Blut zu reizen.   „Du kommst da raus, oder ich schlag die gottverdammte Tür ein!“, drohte er und rüttelte an der blöden Klinke, die sich zwar hinunterdrücken ließ, aber nicht den erwünschten Effekt erzielte. Merlin, sie hatte die Tür offensichtlich mit dem Zimmerschlüssel – der im Moment nicht unnötiger sein konnte – verschlossen. Und wieso hatten diese scheiß Türen auch Schlüssel? Er war ein Zauberer, der stets auf seinen Zauberstab zurückgreifen und mittels eines Zauberspruchs die Tür verriegeln konnte.   „Wie schlagfertig, Malfoy“, giftete sie zurück, weil sie sich in ihrem Zimmer in Sicherheit wog, denn allem Anschein nach hatte er seinen Zauberstab nicht bei sich getragen, der es ihm ermöglicht hätte, sich Zutritt zu ihr zu verschaffen. „Wieso sprengst du die Zimmertür nicht einfach auf? Oder hast du etwa deinen Zauberstab vergessen, du Idiot?“ Dass sie sich diesem Jargon bediente, beruhte auf ihrer Verzweiflung.   „Du nennst mich Idiot?“ Augenblicklich zuckte seine Augenbraue nach oben, anlässlich dieser Beleidigung. Ihre Position dürfte es ihr gar nicht erlauben, ihm etwas so unverschämtes an den Kopf zu werfen, aber er verstand... Sie fühlte sich sicher. Sie glaubte, ihm die Stirn bieten zu können, doch sie irrte sich gewaltig. „Ich rate dir, deine Zunge zu zügeln, Fräulein“, empfahl er mit erhobenem Zeigefinger, den sie nicht sehen konnte. Schlimmer jedoch war, dass er tatsächlich seinen Zauberstab vergessen hatte. In seiner blinden Wut war er aufgesprungen und zu ihr nach oben gelaufen, während sein Stab seelenruhig auf dem Esstisch ruhte.   Eine Dummheit, die eindeutig auf seine Kappe ging. Das berechtigte dieses Weib aber noch lange nicht, ihm diesen Fehler auf zynische Art und Weise vorzuhalten, nur um herauszufinden, wie strapaziös sein Geduldsfaden war. Sie sollte abwägen, ob es wirklich klug war, ihn weiterhin zu provozieren, da er nur nach unten gehen müsste, um seinen Stab an sich zu nehmen.   „Ja, das tue ich, Malfoy.“ Seit seiner Ankunft hatte sie starr inmitten des Raumes gestanden. So sehr hatte sie sich erschrocken, als sie ihn durch die Tür toben hören konnte, was sich inzwischen aber änderte, angesichts der Information, dass er unbewaffnet war. Hermine schritt langsam zu dem Bett, auf das sie sich der Länge nach hineinfallen ließ, sich auf ihren Rücken drehte und die Arme hinter ihrem Kopf verschränkte.   „Ich warne dich, Granger. Treib es nicht zu weit.“ Innerlich tobte er, im Hinblick auf das ersehnte Verlangen, ihren Körper gegen eine Wand zu pressen und ihren vorlauten, frechen Mund zu stopfen. Was sollte das nun wieder? Wieso holte ihn ausgerechnet jetzt diese Erinnerung ein? Unterdessen stützte er sich mit beiden Händen von der Tür auf, ließ seinen Kopf hängen und schüttelte ihn leicht. Dieses skurrile Verlangen verspürte er zuletzt im sechsten Schuljahr, als ihm bewusst wurde, dass sie recht ansehnlich geworden war. Aber das war es auch schon. So hübsch sie auch geworden war, ein Schlammblut würde sie immer bleiben.   Und es war egal, wie schön sich ihr Körper in den Jahren geformt hatte. Es war egal, wie lang ihre Beine -   „Und ich sage es dir nochmal: Ich habe keinen Hunger und noch weniger Lust, gemeinsam mit dir zu Abend zu essen.“ Sie war gemein, zugleich erschüttert, wie ausfallend sie hatte werden können, wenn sie in die Enge getrieben wurde. Selbst während ihrer gemeinsamen Zeit als Vertrauensschüler – die meist daraus bestand, sich wegen Banalitäten zu streiten – war sie nie so unbeherrscht. Dennoch wollte sie alleine sein und sich nicht weiter mit ihm und seinen abstrusen Forderungen auseinandersetzen. Ferner musste sie auch noch akzeptieren, dass sie fortan alleine und einsam wäre, hinsichtlich ihrer... neuen Wohnsituation – hier auf Malfoy Manor. Folglich bemerkte sie die heißen Tränen, die sich aus ihren Augen stahlen und nach unten tropften. Allerdings würde sie immer wieder so handeln und ihren Vater vor der Hölle bewahren, wenngleich sie hier nichts weiter als die Einsamkeit erwartete... Jedoch schreckte sie hoch, als sie Malfoys immer lauter werdende Stimme vernahm.   „Du kleines Miststück. Komm sofort aus dem Zimmer“, fauchte er ungezügelt. Dieses Mädchen... Sie unterbrach seine Gedanken und er ertappte sich dabei, dass ihn der Gedanke an Granger gar nicht so sehr anekelte, wie er eigentlich sollte. Um dies zu unterbinden, schlug er nochmals gegen die Tür. „Granger, du wirst mich kennenlernen, wenn du nicht augenblicklich diese scheiß Tür aufmachst!“ Wieso lag sein blöder Stab auch im Speisesaal?   „Nun, das kann ich dir sagen, mein Lieber“, überraschte ihn seine innere Stimme, die sich in den unpassendsten Momenten bemerkbar machte. „Du bist unvorsichtig geworden, seitdem der dunkle Lord weg ist – sehr unvorsichtig, Mister.“   Super. Nicht nur, dass Granger ihn nervte, nun kam auch noch diese unerträgliche Stimme hinzu, die sich als Gewissen ausgab. Tze, blöde Stimme und noch blödere Granger. Derweil schlug er auch so fest gegen die Tür, dass sie mit Sicherheit doch zu Bruch ging – würde er weiterhin so verfahren. War er schon so weit, dass er ihretwegen sein Mobiliar zerstörte? Nein, weshalb er schlagartig aufhörte, das Holz mit herben Schlägen zu traktieren.   „Herr?“, wimmerte Akina kleinlaut. Die ältere Elfen-Dame war geneigt, ihren Herren zur Räson zu rufen, sogar nach dem Saum seines Hemdes zu greifen, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.   „Was ist, Akina?“, brummte Draco ihr entgegen, der gar nicht mehr daran gedacht hatte, dass sie ihm gefolgt war. So blindwütig war er schon nach oben gestürmt, dass er ihre Anwesenheit vergaß.   „Herr, vielleicht... vielleicht wäre es besser“, begann sie verunsichert zu erklären, „wenn Ihr sie noch einmal fragt – höflich und zuvorkommend?“   „Was?“ Musste seine Elfe ihm jetzt schon den Umgang mit widerspenstigen Frauen näherbringen? Verdammter Mist, er wog tatsächlich ab, ob er den Ratschlag der Elfe in Betracht ziehen sollte und kam zu dem Entschluss, dass sie womöglich recht hatte. Allerdings würde er nie zugeben, dass sie ihn zum Umdenken bewegt hatte, wenngleich er ihren Einsatz mit hochgezogenen Augenbrauen schätzte. Schließlich waren seine Elfen scheue, recht ängstliche Wesen, die sich nie dazu erdreisteten, ihm ins Wort zu fallen, geschweige denn zu erklären, wie man in solchen Situationen vorgehen konnte. Es wäre zumindest ein Versuch wert.   Infolgedessen klopfte er nochmal gegen die Tür – dieses Mal behutsamer. „Granger, würdest du bitte zum Essen kommen?“ Mit verzogener Miene richtete er die Worte an sie. Worte, die er hasste und nicht ernst meinte. Zumal ihn dieses bitte extrem viel Überwindung kostete.   „Malfoy, bist du taub?“, entgegnete sie konsterniert. „Ich habe abgelehnt.“   Verdammte Scheiße! Blanke Wut durchfuhr ihn, nachdem sie ihm so rigoros absagte. Parallel sah er zu seiner zusammenzuckenden Elfe, während er stumm den Finger zur Tür richtete. Als würde er Akina sagen wollen: 'Siehst du, ich habe es gewusst.' Aber er besann sich, zwang sich zur Ruhe und versuchte ernsthaft, sein Temperament zu zügeln. Folglich verkrampften sich seine Finger in seinem sündhaft teuren Blazer – so konnte er gewährleisten, seine Wut zu kompensieren und antwortete dem halsstarrigen Mädchen: „Es wäre mir eine Freude, wenn du mich zum Essen begleitest, Granger.“   Oh ja, welch eine Freude aber auch. Nicht einmal er selbst glaubte sich diese hirnrissige Aussage. Nein, stattdessen erduldete er ihre Beleidigung. Draco ließ sich bis zur letzten Instanz hinab, in der er sie höflichst zu Tisch bat.   „Wie wäre es mit einem kleinen 'Bitte'?“, fügte Akina leise hinzu.   „Bitte!“, wiederholte Draco lauter, damit dieses schreckliche Wort bis zu Granger durchsickerte.   „Nein, danke!“ Hermine konnte es nicht glauben. Dass er tatsächlich so dumm war und glaubte, sie würde auf diese geheuchelten Worte hereinfallen. Tze, sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass keines seiner Worte nett gemeint war. Im Gegenteil. Malfoy nutzte doch diesen Vorwand bloß, um sie anschließend zu schikanieren.   „Du kannst nicht ewig in dem Zimmer bleiben!“, brüllte Draco aufgebracht. Zusätzlich kroch die Wut zur Oberfläche, in Form eines festen Schlages gegen die noch immer verschlossene Tür.   „Doch, kann ich.“   Schön. Was genug war, war genug. Ihm reichte es vollkommen. Draco war doch niemand, der sich ständig zum Affen machte. Immerhin hatte er sie höflich gefragt, ließ seine Prinzipien – Schlammblüter prinzipiell zu hassen – außen vor und stellte sich auf dieselbe Stufe. Er bemühte sich sogar um einen vernünftigen Gesprächsverlauf, nachdem Akina ihn zurechtgewiesen hatte. Was in Merlins Namen wollte sie noch?   Hatte er nicht schon seine Würde ihretwegen geopfert? Doch, und sie tat nichts anderes, als ihm – metaphorisch gesehen – in seine Mitte zu treten. Und das, obwohl er seine scheiß Würde geopfert hatte und sie um etwas banales – wie etwa mit ihm zu essen – bat.   „Fein!“, schrie er hasserfüllt. „Dann bleib da drin und verhungere!“ Draco hatte seine Beherrschung vollständig verloren. Endgültig. Eigentlich lustig, denn man hatte ihm seit seiner Geburt beigebracht, jene Contenance eben nicht zu verlieren. Aber er hätte verflucht nochmal platzen können, weil er sich von ihr zum Narren halten ließ. Dem gegenüber blickte er finster zu seiner Elfe hinab, da es ihr Vorschlag gewesen war, freundlich und höflich zu sein – ja, Granger gar mit einem Bitte zu Tisch zu bitten. Folglich schüttelte er seinen blonden Schopf und fuhr zornig fort, nachdem er sich an Akina wandte. „Wenn sie nicht mit mir isst“, fauchte er und breitete seine Hände schwungvoll aus, „dann isst sie überhaupt nichts.“   Daraufhin nickte Akina heftig.   Draco hingegen strich knurrend sein Hemd glatt, ehedem er seine Haare zurückkämmte und mit einer immensen Wut im Bauch von dannen zog. Innerlich war er explodiert, doch war es ihm gelungen, halbwegs normal zu bleiben, ohne seiner Elfe oder Granger etwas anzutun, obwohl Letzte nichts anderes als Leid verdient hatte. Aber egal, die Zeit würde alles weitere richten. Ja, Granger würde von Zeit zu Zeit immer schlimmer aussehen, angesichts ihrer Gefangenschaft.   „Scheiß Schlammblut“ bellte er anschließend und steckte seine Hände in die Hosentaschen, wo er sich im Innern festkrallen konnte, während er durch den langen Flur schritt, bevor er die Treppen hinabstieg, um endlich essen zu können – wenn auch alleine.   Bibbernd hatte die Elfe seinem Herren nachgesehen, bis dieser schlussendlich verschwunden war und Akina in die Küche apparieren konnte, um die restlichen Speisen aufzutischen.     ~*~     Seit mindestens zehn Minuten presste Hermine ihr Ohr gegen die Tür, um sicherzustellen, dass Malfoy nach seinem glanzvollen Abgang auch tatsächlich verschwunden war und nicht wieder zurückkäme. Schnaubend zog sie sich daraufhin zurück und tigerte weitere zehn Minuten in ihrem Zimmer umher – nicht sicher, was sie machen sollte. Zusätzlich geriet ihr Atemrhythmus außer Kontrolle, weil ihr mehr und mehr klar wurde, was wirklich geschehen war. Die vorherigen Momente schien sie in einer Art Schock gefangen gewesen zu sein, damit ihr Körper funktionierte, doch zunehmend schwand die Starre. Nach und nach wurde ihr bewusst, wie wütend Malfoy gewesen war. Wie sehr er aus der Haut gefahren war, nachdem sie nicht kooperierte... Merlin, hätte er seinen Zauberstab mit sich geführt, geschweige denn, wenn er ihn holen gegangen wäre – Hermine wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre.   Allerdings brachte sie das nicht weiter, weshalb sie sich der angrenzenden Tür näherte – die sie zuvor gar nicht bemerkt hatte. Zu aufgewühlt war sie gewesen, um sie wahrzunehmen. Aber zukünftig hätte sie ja nun Zeit, um die Umgebung auszukundschaften. Vorsichtig öffnete sie die Tür, wohinter sich ein schönes Badezimmer befand – stilsicher und geschmackvoll eingerichtet. In der linken Ecke war eine Eckbadewanne eingelassen, die sie fasziniert ansteuerte und zwei ihrer Finger über den glatten Wannenrand gleiten ließ. Sie war umgeben von wohlduftenden Pflanzen, während ihr Blick zu einem der weißen Schränke streifte.   Ob sie ein Bad nehmen konnte? Und waren in dem Schrank Handtücher? Sie vergewisserte sich, ehe sie zu der Wanne zurückging und die drei silbernen Wasserhähne aufdrehte, aus denen unverzüglich verschieden duftende Wasserfontänen spritzen – in den unterschiedlichsten Farben. Der eine war grün und duftete nach Tannen, wohingegen der blaue dem Duft von Lavendel gleichkam. Abschließend kristallisierte sie den Duft des roten Wasserstrahls heraus – er duftete nach Rosen. Es ergab ein schönes Bild, nachdem sich das Wasser aus dem Metall drängte und im Innern der Wanne miteinander verschmolz.   Doch bevor sie in die Wanne stieg, stellte sie sicher, die Tür verschlossen zu haben. Im Anschluss entledigte sie sich ihrer Kleidung, bevor sie diese ordentlich auf eines der Regale stapelte. Verschmitzt biss sie sich währenddessen auf die Unterlippe, nachdem sie zur Wanne zurückgegangen war und einen ihrer nackten Zehen in das warme Wasser tauchte. Es war angenehm warm und so beschloss sie, ihren Körper vollständig in der wohligen Wärme versinken zu lassen – was unglaublich entspannend auf ihre Muskeln wirkte. Augenblicklich fühlte sie sich besser – soweit es einem in Gefangenschaft gut gehen konnte...   Zu ihrem Erstaunen hatte sie es auch gar nicht mehr so getroffen, dass er sie als Schlammblut betitelte. Sie kannte es schließlich seit ihrem zweiten Schuljahr nicht anders. Immer war sie Malfoys Anfeindungen ausgesetzt und mit den Jahren hatte sie sich immer besser damit arrangieren können. Als er sie jedoch zum ersten Mal so genannt hatte, hatte es ihr enorm weh getan. Es hatte höllisch geschmerzt, aber heute? Nun, es war besser geworden und sie dachte daran, wie sich sich mit Harry, Ron und Ginny darüber amüsieren würde.   Harry würde Malfoy vermutlich raten, dass er sich etwas Neues einfallen lassen sollte, weil die Platte hängen würde, hinsichtlich seiner Beleidigungen. Oh ja, das war ihr Harry – stets direkt und offen. Im Anschluss würden sie sich vermutlich kringelig lachen, aufgrund dessen, dass Malfoy vergeblich darüber nachdenken würde, was denn eine Platte sei. Nie käme er auf den Gedanken, dass es sich um eine CD handeln könnte. Aber woher sollte er das auch wissen? Malfoy hasste all das, was von Muggeln abstammte... Allerdings ließen die Gedanken auch Hermine wehmütig zur Decke blicken. Sie kam nicht mal in den Genuss, sich eine CD anzuhören, da sie hier nichts ihr Eigen nennen konnte. Hier gab es keine CDs... Sie hatte nicht einmal frische Kleidung, keine Bücher und keine Gesellschaft – abgesehen von Malfoys Hauselfen.   „Das ist doch verrückt“, murmelte sie traurig. Und wieder waren die Tränen auf dem Vormarsch, aber sie war alleine. Hermine müsste nur einmal untertauchen, dann wären ihre Tränen verschwunden...     ~*~     „Sie ist nichts weiter, als ein widerliches, stures Stück, verdammt“, bellte Draco unterdessen genervt, nachdem er in seinem Studierzimmer unzählige Kreise gezogen hatte. Er war immer noch in Rage, obwohl er auf Blaise wartete, der ihn jeden Moment abholen wollte, weil er mit Draco etwas unternehmen wollte. Ja, Blaises Unternehmungen kannte Draco zu Genüge, aber was sollte er sonst tun, außer zuhause herumsitzen und sich über Granger aufregen? Da könnte er genauso gut mit Blaise um die Häuser ziehen, sich eine nette Bekanntschaft mit nach Hause nehmen und Spaß haben. Ja, der Gedanke an Sex war zurückgekommen – schonungs- und erbarmungslos. Gleichzeitig verneinte er jenes Vorhaben, da Granger ihm alles versaute.   Merlin, wie sollte er Sex haben, wenn sie im Haus war? Indes griff er fast schon cholerisch nach einer Feder, die in ihrer Halterung stand und Dracos ungezügeltem Hass hilflos ausgesetzt war, aufgrund der bevorstehenden Explosion, die drohte, alsbald aus ihm herauszubrechen.   Ob er sie einsperren sollte, wenn er in Begleitung nach Hause käme? War das eine geeignete Alternative? Offenbar nicht, da sein Gewissen ihn bereits jetzt schon erdolchte, obwohl er den Gedanken noch gar nicht zu Ende gedacht hatte.   „Schön, dann eben nicht“, erwiderte er patzig, um sein Gewissen ruhig zu stellen. Darauffolgend nahm er zum zehnten Mal auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch Platz. Und als hätte er es genau miteinkalkuliert, loderte im selben Augenblick sein Kamin auf. Grüne Flammen schossen empor, bevor sein bester Freund vor ihm erschien und sich mühevoll den Ruß vom Umhang klopfte.   „Hey, fast pünktlich, was?“, gab Blaise entschuldigend von sich, wonach er grinsend vor dem Schreibtisch Platz nahm.   Draco kannte ihn nicht anders. Blaise war noch nie pünktlich gewesen – eine unschöne Eigenschaft, die sein Freund besaß, aber man lernte, damit zu leben. Stattdessen sollten beide – Draco, sowie Blaise – dankbar sein, sich überhaupt noch über die Unpünktlichkeit des jeweils anderen aufregen zu können. Sie konnten sich glücklich schätzen, dem Krieg nicht zum Opfer gefallen zu sein und Blaise zeigte diese Freude nur zu deutlich, während Draco der stumme Genießer gewesen war. Doch sehr zu seinem Missfallen, war Blaise mehr als nur dankbar. Er vergötterte Potter regelrecht, was Draco in den wenigen Tagen – in denen der Krieg nun schon vorbei war – in den Wahnsinn trieb. Sicher, er war froh, dass der dunkle Lord keinen Einfluss mehr auf ihn ausüben konnte, aber musste man deswegen Potter in den Himmel loben? Gab dieser Sieg dem komatösen Potter das Recht, dass jeder gottverdammte Zauberer dazu verdammt war, ihm Tribut zu zollen?   „Vielleicht bist du das nächste Mal ja pünktlich?“, antwortete Draco hämisch und steckte die in Mitleidenschaft gezogene Feder in ihre Halterung zurück.   Folglich hob Blaise vergnügt die Augenbrauen, während er sein Gegenüber ausgiebig bestaunte. „Ja, vielleicht. Vielleicht bist du das nächste Mal auch schon fertig, denn wie ich sehe, sehe ich nichts, das darauf hindeutet, dass wir los können?“ Grinsend verschränkte er seine Arme und fügte hinzu: „Was ist los, Kumpel? Du siehst nicht erfreut aus.“   Ach, das sah man, ja? Natürlich sah man seinen Unmut. Er tat auch nicht viel, um diesen zu verbergen. „Die Hölle auf Erden ist los, aber wir können sofort los.“ Rasch sammelte er die Pergamente des Ministeriums zusammen, die Grangers Aufenthalt auf Malfoy Manor bestätigten, bevor er sie in der mittleren Schublade verstaute. Zuzüglich hätte er Blaises dämliches Grinsen gerne aus seinem Gesicht geschlagen, weil er es immerzu gehasst hatte, wenn er so herablassend grinste. Aber Blaise war eben immer gut gelaunt – was untypisch für einen Slytherin war.   „Inwiefern?“, wollte der dunkelhäutige Junge interessiert wissen.   Klasse, er würde seinem besten Freund erklären, was los war. Zuvor legte er jedoch seinen Kopf in den Nacken, während seine Hände über sein Gesicht rieben.   „Draco?“   Ja, gut. Er würde es ihm unverzüglich erzählen. Mit einem Ruck hatte er sein Gesicht nach unten sinken lassen, um Blaise entgegenblicken zu können. Parallel faltete er die Hände zusammen. „Granger ist hier.“ Schon wieder flog eine Augenbraue nach oben, bevor Blaise schmunzelnd antwortete: „Granger?“   „Ja, verdammt. Granger!“   Dracos bester Freund konnte nichts dafür, als ihm das unfreiwillige Lachen aus seinem Hals entkam. „Na klar. Sicher doch, Draco.“ Es war um Blaise geschehen, er brach in Gelächter aus. „Erzähl, wie geht es Granger?“   „Was soll das, Blaise? Denkst du, ich scherze?“ Die beiden Jungs stellten ein recht amüsantes Bild dar. Während Blaise sich kaum halten konnte vor Lachen, saß Draco angesäuert in seinem Stuhl – die Arme vor der Brust überkreuzt. „Verdammte Hippogreifkacke, das ist nicht lustig.“ Seine linke Hand knallte anschließend auf den Schreibtisch, woraufhin Blaise zu lachen aufhörte. Draco hingegen stützte mithilfe seiner rechten Hand seinen zur Seite geneigten Kopf ab und schloss genervt die Augen.   Nachdem der ehemalige Zimmergenosse von Draco die Ernsthaftigkeit bemerkte und ersichtlich wurde, wie Draco womöglich Luft zwischen seinen Zähnen mahlte, entgegnete Blaise schluckend. „Also für mein Verständnis: Wir reden von unserer Granger, ja? Der Bücherwurm Granger? Die Granger, die du nicht leiden kannst?“   „Verdammt nochmal, ja. Diese Granger.“ Zumindest waren sich die beiden Slytherin in einer Hinsicht gleich. Beide schienen Sex bitter nötig zu haben. Sie beide suchten keine Bindung, keine Gefühle, doch im Gegensatz zu Draco, war Blaise in der Lage, sich auch längerfristig auf Frauen einzulassen. Draco hingegen nicht. Zu oft hatte er mit ansehen müssen, wie sich ehemalige Klassenkameraden verbrannten – herbeigeführt durch die Liebe.   Nicht zuletzt auch Daphne und Pansy. Auch sie hatten sich die Finger verbrannt. Jahrelang hatte Draco die beiden Mädchen ausgenutzt und beide waren dumm genug, für ihn zu schwärmen, obwohl sein Interesse nur von sexueller Natur geprägt worden war. Dennoch wusch er seine Hände in Unschuld, weil er nie einen Hehl daraus gemacht hatte, nur das Eine zu wollen. Schließlich kannte man ihn, seinen Ruf und seine Ambitionen.   „Das ist ja witzig“, bemerkte Blaise belustigt, nachdem er sich in seinen Stuhl zurücklehnte und an seinem Daumennagel zu kauen anfing. „Erzählst du mir auch, wieso Granger hier ist? Wir wissen ja, dass ihr euch nicht gerade wohlgesonnen seid. Daher sei die Frage erlaubt, oder?“   Fand er den Zustand etwa immer noch lustig? „Blaise, überzeug dich selbst, wenn du mir nicht glaubst“, ergänzte er missmutig und tippte mit beiden Zeigefingern – welche aus seinen ineinander gefalteten Hände herausragten – gegen seinen Mund. „Ihr Zimmer ist im hinteren Ostflügel.“   „Warte mal.“ Ihm wurde klar, dass Draco es ernst meinte. „Wie kam es überhaupt dazu, dass sie hier ist – hier, in deinem Haus? Entschuldige, aber das ist doch etwas... seltsam, oder?“   „Ist das wirklich relevant?“ Für Draco war es das jedenfalls nicht. Er wollte von Blaise lediglich die Bestätigung, richtig gehandelt zu haben, wenngleich sein bester Freund die Hintergründe nicht kannte.   „Ähm, ja?“   „Ihr Vater hat eine Dummheit begangen, die Granger jetzt ausbadet.“   „Was? Verstehe ich dich richtig, Draco?“ Augenblicklich war der gut gelaunte Ausdruck ins Blaises Gesicht verschwunden. Ebenso seine lockere Haltung, die er unterbrach, nachdem er sich in seinem Stuhl nach vorne beugte. „Du hältst Granger hier gefangen?“ Sichtlich verwirrt darüber, schüttelte er leicht seinen Kopf.   „Egal“, lenkte Draco ab und erhob sich anschließend. „Wollen wir?“ Er hatte seinem Freund schon zu viel erzählt, weshalb er sich galant umdrehte, seinen Umhang vom Stuhl nahm und diesen gerade über seine Schulter streifen wollte, als Blaise ihn daran hinderte.   „Draco, du weißt, ich schätze dich und deine Entscheidungen – das habe ich immer, aber glaubst du wirklich, dass das dieses Mal der richtige Weg ist?“ Blaise wusste nicht, ob er fassungslos war. Er war jedenfalls nicht sehr angetan von dem Gedanken, dass Granger hier in Gefangenschaft lebte.   „Sie ist nicht im Kerker!“ Es bedurfte keine weiteren Worte. Für Draco war diese Diskussion beendet, auch, weil Blaise davon ausging, dass er der Böse in dem ganzen Spiel war – was vielleicht zutraf, aber das war unwichtig. Oder machte Blaise sich ernsthafte Sorgen um Granger? „Nein, das vielleicht nicht.“ Unschlüssig kratzte er sich über seine schwarzen, kurz geschorenen Haare, als er ebenfalls aufstand und Draco entgegensah. „Aber sie in einem deiner unzähligen Zimmer festzuhalten, ist nicht besser.“   „Ach nein?“ Seine grauen Augen funkelten, womit er seinem besten Freund signalisieren wollte, dass es gesünder wäre, wenn er den Mund hielt.   „Ok, ok“, beschwichtige Blaise ihn und hob einkehrend seine Hände nach oben.   „Dann können wir endlich los?“, wiederholte Draco seine Frage bissiger. „Sicher.“ Es würden sich mit Sicherheit noch mehr Möglichkeiten anbieten, sachlich und vernünftig mit Draco zu sprechen. Das hoffe er inständig, bevor er zuerst in den Kamin stieg und zur Winkelgasse flohte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)