Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 28: Hinweise aus dem jenseits ------------------------------------- Ich war irgendwie erleichtert, als Berserker mit einem Klopfen an der Tür signalisierte, dass Cassy soweit war und ich die Bogenschießstunde mit Archer beenden konnte. Es war deprimierend gewesen, denn ich hatte den Ast, den ich von Archer aus anvisieren sollte, kein einziges Mal getroffen. Es war deprimierend und im Anbetracht dessen, dass Archer mich unterrichtet hatte, auch irgendwie peinlich. Auch wenn Archer in keiner Minute irgendwas gesagt hatte. Cassy hatte mich also im wahrsten Sinne des Wortes erlöst. Gemeinsam mit Berserker war ich zum Haupthaus gegangen. Im Keller hatte Cassy alles für die Übertragung vorbereitet. Doch anders als beim ersten Mal, hatte Cassy einen Kreis aus Kristallen gelegt. Sie funkelten in weiß und lila. „Master, tritt bitte in den Kreis. Nur so können wir sicher gehen, dass der rote Lancer uns nicht orten kann. Wenn er wegen den Versand fragt, überlass mir das Reden. Ich hab alles durchgeplant.“ Da war sie wieder, die Cassy die ich kannte. Die Cassy, die alles unter Kontrolle behielt, weil sie es plante. Sie schien sich wieder gefangen zu haben, nachdem das Erscheinen eines neuen Rulers sie eiskalt erwischt hatte. „Okay, was immer du sagst.“ Ich war nervös, soviel musste ich mir leider Gottes eingestehen. Und je näher die Übertragung kam, desto nervöser wurde ich. „Bist du bereit, Master?“, fragte Cassy und schien zu wissen, was in mir vor sich ging. Sie wollte mir die Zeit geben, die wir wahrscheinlich nicht hatten. „Fangen wir an. Wird schon nicht so schlimm werden. Außerdem lässt er dann vielleicht Waver und Rider in Ruhe.“ Cassy nickte und hob ihre Hand. Vor mir tauchte die Sphäre auf, in die ich hineinsah. Ich konnte kein Gesicht sehen und doch stellte ich mir das des roten Lancers vor. Fast so, als hätten meine Gedanken es bewirkt, tauchte plötzlich sein Gesicht in der Sphäre auf. „Was ist das für makabere Zauber, der mich die Frau sehen lässt, die meine sein sollte?“, fragte er, noch bevor ich die ersten Worte sagen konnte. „Wo ich herkomme, sagt man eigentlich 'Hallo'. Und ich wüsste nicht, dass ich deinen Antrag angenommen habe, roter Lancer.“ Er schwieg und schien nachzudenken. Doch plötzlich lachte er. „Du bist der Verdammnis Seth's entkommen. Du wirst immer interessanter, meine Lotusblüte. Und doch beweist mir deine Wiederauferstehung, dass du in dieser Welt an meine Seite gehörst. Du bist die Frau, die eines Sonnengottes würdig ist.“ „Roter Lancer, wir kontaktieren dich nicht, weil wir Hochzeitspläne besprechen oder unseren Segen geben wollen. Wir haben ein Problem“, mischte sich Cassy ein, was den roten Lancer zu verstimmen schien, denn sein klares Lachen verstummte plötzlich. „Wer ist da bei dir, Lotusblüte?“ „Caster. Sie hat es ermöglicht, dass wir miteinander sprechen können und sie hat Recht, wir haben keine Zeit für irgendwelchen Unsinn. Sicher hast du schon bemerkt, dass es einen neuen Ruler gibt, oder?“ Der rote Lancer wurde ernst. So als würde es etwas geben, von dem er wusste und was ihm nicht gefiel. „Das ist mir bewusst ja. Shirou Tokisada Amakusa war sein Name, wenn ich mich recht entsinne. Er ist ein anderes Kaliber als diese Frau und ich bezweifle, dass er sich gegen einen bestimmten Master richten wird.“ Er schien bestens informiert, was mir verriet, dass er scheinbar schon Kontakt zu den anderen Mastern aufgenommen hatte um sich vorzustellen, oder seine Pläne zu verwirklichen. Und das war die nächste Gefahr. Vielleicht hatte ich so keine Chance mehr, Verbündete gegen Shirou zu finden. „Shirou ist der Grund warum ich dich kontaktiere. Er ist der Saber, der den letzten Krieg gewonnen hat. Und ich bin die Erfüllung seines Wunsches der wohl besagte, dass er sich einen Master wünschte, der die Bedürfnisse und Wünsche seiner Servants über die eigenen stellt. Berserkers Master Sanada hatte ein sehr starkes Bedürfnis den letzten Ruler auszuschalten und Hatschepsut schien zu wissen wieso. Ich will erfahren, was sie weiß und deswegen brauch ich deine Hilfe. Um ein paar ihrer Erinnerungen sehen zu können benötige ich eine königliche Insignie. Und du bist der einzige Pharao, der mir einfällt, der so eine Insignie haben könnte.“ Ich machte mir keine Sorgen, als ich dem roten Lancer wahrscheinlich mehr als nötig erzählte. Lancer hätte das nicht so toll gefunden, doch ich war der Meinung, dass ich jemanden das wichtigste erzählen musste, wenn er kooperieren sollte. „Ich bin in der Tat im Besitz einiger Insignien, die nicht nur königlichen Ursprungs sind. Allerdings wird es einige Zeit in Anspruch nehmen die Passende für dich zu finden. Lass uns über den Preis reden.“ Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er schien Spaß daran haben, dass er mich nun in der Hand hatte. Anders konnte man das nicht sagen. „Es wird kein Treffen mit Master geben. Wir lassen nicht noch einmal zu, dass du ihr zu nahe kommst.“ „Ein Treffen lag mir auch nicht im Sinn. Harway denkt sie wäre tot und ebenso tun das einige andere. Ich werde also nicht riskieren, dass unser kleines Geheimnis bekannt wird. Nein, ich möchte, dass mir meine zukünftige ein Essen bereitet. Sagt mir wo einer meiner Familiare das Essen abholen kann. Er bringt dann auch die Insignie.“ Ich wandte meinen Blick zu Cassy. Immerhin hatte sie gesagt, sie kümmerte sich um dieses kleine Detail. „Dein Familiar soll es zum Park bringen wo du Master getroffen hast. Alles weitere übernehme dann ich. Erwarte nicht, dass dein Familiar unsere Spur zurückverfolgen kann, damit du irgendwas mit Master tun kannst.“ Die Mimik des roten Lancers verfinsterte sich, fast so, als hätte er das nicht erwartet. Es war klar, dass er sich irgendwie die Info erschleichen wollte unserer Aufenthaltsort zu erhalten. Mit Sicherheit war er sich der Macht Cassys bewusst und ebenso, dass er unseren Aufenthaltsort niemals finden würde, wenn Cassy ihre Finger im Spiel hatte. „Nun, dann sei es so. Ich denke ich werde morgen Abend das Passende gefunden habe.“ „Was für ein Essen soll ich dir bereiten?“ Ich warte ab, bis der rote Lancer lächelte. An sich war es ein schönes Lächeln und schmeichelte seinen Augen, die mich abenteuerlich anfunkelten und so hell strahlten wie die Sonne. Oder leuchteten sie eher wie geschmolzenes Gold? „Überrasch mich. Als meine Zukünftige sollte es in deinem Interesse liegen, mir deine Liebe zu zeigen.“ Ich hob eine Augenbraue und fragte mich, ob ich letzten Endes nicht auf das Essen verzichten sollte. Denn eigentlich wollte ich dem roten Lancer keine Zeichen senden, die es nicht gab. Und doch, es war die Bezahlung für die Insignie die wir so dringend brauchten. „Schon verstanden. Ich werde dir etwas bereiten, dass deinem Gaumen hoffentlich schmeichelt.“ „Morgen Nachmittag erwarten wir deinen Familiar am Brunnen im Park. Keine Tricks, solltest du doch etwas planen, garantiere ich dir, dass ich dir persönlich die Hölle heiß machen werde.“ Ich erkannte nur zu deutlich den düsteren Unterton in Cassys Stimme. Die Frage war nur, ob dies der richtige Weg war um den roten Lancer davon zu überzeugen, dass er keinen Unfug anstellen sollte. „Ich bin überzeugt, dass wir uns sehr bald wiedersehen werden, meine Lotusblüte.“ Er lächelte noch einmal, bevor das Bild verschwand und Cassy leise seufzte. „Dieser Lancer... ist ein Problem, um dass wir uns auch noch kümmern sollten. Sonst überrennt sein Ego noch alle anderen und besonders uns.“ Ich sah Cassy an, die sich genervt die Schläfen rieb, so als habe sie einen Kopfschmerz, der durch eine gute Massage verschwinden würde. „Wie dem auch sei, Master. Du solltest dich noch etwas ausruhen. Und vielleicht überlegen, was du für den strahlenden Gott der Idioten kochst.“ Sie lächelte, wobei es gequält aussah. Fast so als missfiel ihr der Gedanke, dass wir auf eine Forderung eingegangen waren. Und ich konnte das verstehen. Auch mir missfiel es. Und wenn Lancer das erfuhr, würde er mir die Hölle heiß machen oder fordern, dass ich wenigstens versuchte den roten Lancer zu vergiften.   Archer schien bereits auf mich gewartet zu haben. Als ich mein Zimmer betrat, saß er dort auf meinem Bett, den Bogen auf seinen Schoß gelegt und einen Köcher voller Pfeile neben sich. Von dem Regen in die Traufe. „Und wie war es?“, fragte Archer, als er sich erhob und mir den Bogen entgegen streckte. Ich nahm diesen und seufzte leise. Wahrscheinlich war ihm das schon Antwort genug. „So schlimm? Kriegen wir keine Insignie?“ „Nein, wir kriegen eine. Aber... Naja... er will dass ich dafür koche.“ Der Köcher schepperte, kaum dass ich die Bedingung genannte hatte. Es war deutlich, dass es Archer nicht gefiel. „Und Cassandra hat dem zugestimmt? Musst du das wirklich kochen? Ich kann es auch tun.“ „Das ist eine Frage der Ehre. Ich muss ihm also was zu essen mache. Auch wenn es mir wirklich nicht passt.“ Es passte mir wirklich nicht. Nur zu gut erinnerte mich an den Tag, an dem ich verstanden hatte, wie gefährlich der rote Lancer war. Dieses Gefühl sich nicht wehren zu können, während ein Mann einem so nahe kam und ein „nein“ nicht akzeptierte. Schon bei dem Gedanken erzitterte ich. „Reden wir nicht weiter über ihn. Üben wir weiter an deinen Schießfähigkeiten. Wenn alles gut geht, kannst du ihn mit Pfeilen durchlöchern, wenn er dir zu nahe kommen will.“ Ich verzog das Gesicht, denn nach der ersten Trainingsstunde zweifelte ich daran, dass ich jemals einen Pfeil in sein Ziel befördern würde. „Müssen wir? Mir tun immer noch die Finger weh.“ „Ich massier dir nachher auch die Hand. Versprochen. Halt einfach noch eine Stunde durch. Das machen wir dann jeden Tag. Deine Zielsicherheit wird mit der Zeit kommen. Hektor hat mich damals täglich nicht weniger als hundert Pfeile schießen lassen.“ „Und musstest du auch auf Wasser schlagen?“ Ich konnte sehen, wie mich Archer verwundert ansah. Seine Augenbraue hob sich und sein Blick wurde fragend. Scheinbar kannten die Servants die Serie „Arrow“ nicht. Schade, denn die war richtig gut. „Schon gut. War nur so ein dummer Gedanke von mir. Die Sehne zu ziehen ist schon sehr schwer.“ „Das ist am Anfang immer so. Die Kraft die Sehne zu ziehen kommt mit der Zeit.“ Archer lächelte mich ermutigend an, so richtig glauben konnte ich ihm aber nicht. Noch dazu fehlte mir die Zeit diese Kraft zu bekommen. Und dennoch wollte ich Archers Bemühungen nicht mit Füßen treten. Ich öffnete das Fenster und platzierte mich vor diesem. Mit einem Lächeln reichte mir Archer einen Pfeil, den ich dankbar annahm und so platzierte wie Archer es mir gezeigt hatte. Ich spürte schon wieder die Schmerzen in meinen Fingern, denn diese hatten sich immer noch nicht von der ersten Stunden erholt.   Ich ahnte, dass der Muskelkater mich umbringen würde, wenn ich am nächsten Tag aufstand. Am besten war da wahrscheinlich wach bleiben. Wobei ich schon jetzt wusste, dass ich das nicht durchhalten würde. Nichtsdesto trotz ging ich in die Küche um mir einen kleinen Snack zu bereiten. Ich war überrascht am Küchentisch Berserker und Lancer zu sehen. Zwischen ihnen lagen einige Pfeile, die mir nur zu vertraut waren. Allerdings waren die Pfeile zerbrochen. „Was macht ihr hier?“, fragte ich wobei ich ein mulmiges Gefühl hatte. Das Lancer und Archer nicht in die Kategorie Best Buddys zählten war mir bekannt... aber ich hoffte, dass Lancer nicht zuviel bemerkt hatte. „Ich hab Archer gesucht... Einige seiner Pfeile haben sich wohl... ins Wäldchen verirrt. Ich habe sie aufgehoben und wollte sie ihm bringen, auch wenn ich bezweifle, dass sie ihm zerbrochen noch etwas nützen.“ „Du hast sie doch zerbrochen, Lancer“, erklärte Berserker, als schien er verwundert über Lancers Aussage. Und irgendwie konnte ich mir nur zu gut vorstellen, dass Lancer das getan hatte und wusste wer Schuld an den verirrten Pfeilen hatte. Es war wohl am besten, wenn ich Archer darum bat Lancer in den nächsten Tagen aus dem Weg zu gehen. Wer wusste schon, was der Japaner dem Griechen sonst antat. „Ich könnte sie Archer bringen. Du musst dir da keine Mühe machen“, begann ich langsam, erntete aber böse Blicke von Lancer. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er absolut dagegen war. Auch Berserker schien das zu bemerken, weswegen er vorsichtig die Pfeile nahm und sich von seinem Platz erhob. „Ich werde sie ihm bringen. Lancer, du wolltest noch mit Master reden.“ Fragend sah ich zu Lancer, der allerdings nur einen Stuhl zur Seite zog und mir damit deutlich machte, dass ich mich setzen sollte. Ich kam diesem stummen Befehl nach und setzte mich, wobei ich Berserker fast schon hilflos nachsah. So wirklich wollte ich gerade nicht alleine sein mit Lancer. Er konnte einen schon Angst machen. „Hast du darüber nachgedacht was Rulers Plan sein könnte?“ Diese Frage kam nun doch überraschend und war das letzte, was ich von Lancer erwartet hatte. Ich schüttelte allerdings den Kopf. So wirklich Gedanken hatte ich mir noch keine gemacht. Bisher lag meine Priorität eher darauf zu erfahren, was Hatschepsut wusste. „Wir sollten uns mit Ruler in Verbindung setzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so unparteiisch sein wird, wie er sagt. Du bist immerhin die Erfüllung seines Wunsches. Außerdem ist es immer vom Vorteil, wenn man Ruler auf seiner Seite hat.“ Ich hob eine Augenbraue und war wirklich überrascht über den Vorschlag von Lancer. Vor allem nachdem er schon verkündet hatte, dass er Ruler nicht über dem Weg traute. „Du traust Ruler auf einmal?“ „Nein, aber ich halte es für den cleversten und sichersten Weg. Ruler wird dich beschützen wollen, weil er irgendetwas mit dir planen könnte. Noch dazu hat er den letzten Krieg gewonnen und wahrscheinlich mächtige Verbündete. Du solltest alle Mittel nehmen, die dir in diesem Krieg zur Verfügung stehen, besonders wenn du im Nachteil bist.“ Ich seufzte leise. Es war natürlich logisch sich mit dem Ruler gut zu stellen. Mit Hatschepsut hätte das wahrscheinlich auch geklappt. Aber mit Shirou... nicht nachdem ich dank Apocrypha wusste wozu er in der Lage war. „Wie kommst du darauf, dass ich im Nachteil bin?“ „Das fragst du noch? Du bist ein Magier der ersten Generation, kannst deine Fähigkeiten kaum benutzen und hast nicht genug Mana um alle deine Servants effektiv nutzen zu können. Du kannst damit unsere Noble Phantasms nicht zum Einsatz bringen. Doch noch schlimmer ist nur, dass du dumme Entscheidungen triffst, die dich dein Leben kosten können. Mit Rulers Mitteln müsstest du dich nicht mehr in Gefahr bringen.“ Ich schwieg und sah Lancer an. Dabei fragte ich mich, was ihn geritten hatte. Er hatte Ruler doch auch nicht vertraut und doch schien es ihm der einzige Weg zu sein. Doch es war ein Weg den ich einfach nicht gehen konnte und wollte. „Das steht nicht zur Debatte, Lancer. Uns nur deswegen Shirou anzuschließen halte ich für verwerflich. Dafür wissen wir zu wenig.“ Ein Brummen von Lancer. Sein Stuhl schabbte über den Boden. Seine flache Hand hatte geräuschvoll der Tischplatte ein High Five gegeben. „Irgendwann bricht dir das dein Genick, Master. Irgendwann verraten dich jene, die dir unterstellt sind, weil du nicht fähig bist kluge Entscheidungen zu treffen.“ Er gab mir nicht die Zeit etwas zu erwidern, sondern verließ die Küche. Es war wohl besser so, denn am Ende hätten wir uns nur wieder in die Wolle bekommen.   Ich starrte auf das Handy, welches mir Cassy gegeben hatte, nachdem wir Assassins Mobiltelefon losgeworden waren. In meiner linken Hand hielt ich die Visitenkarte von Shirou. Sollte ich ihn anrufen? Hatte Lancer vielleicht Recht? Immerhin in Apocrypha waren seine Motive edel gewesen. Ich hatte Shirou auch nie wirklich als böse wahr genommen. Im Gegenteil, ich hatte ihn und Semiramis irgendwie gemocht. Doch gerade hatte ich einfach nur Angst. Angst davor, was er tun konnte. Angst davor was meine Rolle in seinem Plan war. Vielleicht... hatte ich aber auch keine Rolle. Es war ein spontaner Gedanke, der mir durch den Kopf geschossen war. Vielleicht... war ich einfach nur ein Testlauf? Um zu sehen wie der Gral funktionierte und in diesem Krieg seinen wirklichen Wunsch zu äußern. Es hätte zumindest zu Shirou gepasst und würde auch zu seinen Worten passen, dass er sich freute, dass ich so weit gekommen war. Sicher hätte es ihn gewurmt, wenn jemand durch seinen Wunsch nicht nur aus der eigenen Welt entführt worden, sondern auch gestorben wäre. Ich wandte die Karte in meiner Hand und dachte nach. Es hätte Sinn gemacht sich jemanden anzuschließen, der diesen Krieg schon einmal gewonnen hatte und noch dazu gerade der Ruler war. Doch diese Unwissenheit, was er plante hinderte mich daran. Ich musste mehr erfahren und das schnellstens. Und der Schlüssel dafür lag wahrscheinlich in Hatschepsuts Schmuck. Es machte mich wahnsinnig zu wissen, wie nahe ich dran war und doch schienen die wichtigen Antworten so weit weg zu sein. Bisher konnte ich nur vermuten, dass Shirou Hilfe hatte. Doch es war fragwürdig, wie er so leicht kalkulieren konnte, in diesem Krieg wieder aktiv werden zu können. Es musste eine Möglichkeit geben. Irgendeine, die mir nur noch nicht klar sichtbar war. Vielleicht hatte er mehr Hilfe als ich bisher erwartete. Sanada war wahrscheinlich nur eine. Zumindest deutete alles darauf hin. Irgendwie. Ich fühlte mich hilflos und hätte das alles am liebsten hingeworfen. Doch was sollte dann aus den Servants werden? Wer wäre freundlich genug und was würde dann aus mir werden? Ich setzte mich auf mein Bett und zog die Decke über den Kopf. Wäre es nicht Verrat an den Servants, die mir soviel Vertrauen entgegen brachten und mich gewählt hatten? Ich zog mir die Decke tief ins Gesicht und spürte, wie Tränen meine Wange hinab rannen. Gedanken strömten auf mich ein. Gedanken wie, dass ich allein war. Seltsam wenn man bedachte, dass ich vier Servants um mich herum hatte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl alleine zu sein. Und gleichzeitig war da dieses Gefühl von Angst. Angst dass ich wirklich nur dumme Entscheidungen traf, dass diese Entscheidungen meine Servants töten würden. Vielleicht sogar mich. Doch das war nicht so wichtig. Ich war nur ein Fremdkörper in dieser Welt da zu sterben und zu verschwinden schien mir absolut logisch zu sein. Die Matratze sank neben mir ein. Ich spürte wie sich ein Arm um mich legte und ich an die Person neben mir gezogen wurde. Ich sah nicht wer es war, doch es fühlte sich just in diesem Moment gut an. Zu wissen, dass da jemand an meiner Seite war und diese Illusion von Einsamkeit verpuffte. Irgendjemand war hier und hielt mich einfach, ungeachtet dessen, dass meine Tränen liefen. Diese Person sagte nichts. Sie war einfach nur... da.   Sie hatte mir das kleine Noble Phantasm in Form einer dieser Minisphinxen entgegen gehalten. Sein Körper war nachtblau und schien schimmernde Sterne auf sich verewigt zu haben. Wie ein junges Löwenbaby hing es da in Cassys Händen. Einen farblichen Unterschied gab es aber. Ein türkisfarbener Skarabäus hing in seiner käfrigen Form an seinem Hals. Mir war sofort klar, dass es sich hierbei wohl um die Insignie des roten Lancers handeln musste. „Er hat zu seinem Wort gestanden und uns dieses kleine Noble Phantasm geschickt. Wir sollten dem Pharao schnell sein Care Paket schicken, nicht dass er den kleinen dazu benutzt, herauszufinden, wo wir sind.“ Ich nickte und nahm dem kleinen Noble Phantasm, welches wohl eine Sphinx darstellen sollte, den Skarabäus ab. Dabei berührte ich sein Fell, welches ungeahnt weich und warm schien. Dabei hatte ich mir eher etwas glattes vorgestellt. Aber nicht so etwas samtenes. „Nawww er fühlt sich so flauschig an. Und niedlich ist er auch noch.“ „Und er beißt...“, murrte Lancer, an dessen Hand ich so etwas wie eine Bissspur sah. Irgendwie konnte ich mir lebhaft vorstellen, wie Lancer das kleine Ding etwas zu unsanft angefasst hatte und es sich einfach nur wehren wollte. „Hast du Lancer gebissen? Nawwww, das glaube ich nicht. Du bist doch so lieb und zahm“, erklärte ich, während ich das Tierchen sanft unter dem Hals kraulte. So wie es Skipper für gewöhnlich tat, reckte es seinen Hals und gab einen Laut von sich, der nach einem Bellen klang. Gefolgt von einem genüßlichen Schnurren. „Purrrrrrr!“ Ich kicherte und nahm Cassy komplett das kleine Tierchen ab. Zusammen mit ihm auf meinem Arm, ging ich in Richtung der kleinen Kochnische. Ich hatte anhand der Zutaten eine kleine Ahnung davon bekommen, was ich für den roten Lancer bereiten konnte. Yakitori-Spieße. Zusammen mit Reis und gebratenen Gemüse, war das ganz lecker. „Sag mal, mag dein Herrchen Fleisch? Wenn nicht müsste ich nun umplanen.“ „Wuff!“ Ich wusste nicht, wie ich es recht nehmen sollte. Doch wahrscheinlich bedeutete „wuff“ Ja. Und selbst wenn nicht, Ramses konnte mir das nicht zum Vorwurf machen. Ich bückte mich zu Boden und setzte dort das kleine Noble Phantasm ab, das mir sofort aufgeregt an den Beinen entlang wuselte. Ich öffnete die Kühlschranktür doch da war... nichts. Mein bereits mariniertes Fleisch war weg. Verschwunden. „Suchst du das, Erenya?“ Ich lugte vorbei an der Kühlschranktür und konnte sehen, wie Archer ein wirklich süßes und niedlich gemachtes Bento hoch hielt. Es war nicht ganz das was ich suchte, aber ich ahnte bereits, was Archer getan hatte. Dieser ging auf die Knie und band dem kleinen Noble Phantasm das Bento um. Es knurrte kurz, ließ sich aber von Archer beruhigen, der es sanft streichelt. „Ja ja, ich verstehe, abgesehen von Erenya und deinem Herrchen wirst du nicht gerne berührt. Dennoch, dass muss sein, wie kann ich dir sonst Erenyas Bento festmachen. Dein Herrchen will sicher schnellstmöglich diesen Hochgenuß bei sich haben.“ „Wuff!“ Erneut antwortete das Noble Phantasm mit seiner goldigen Stimme. Es hielt still, während Archer das Bento mit einem letzten Knoten versurrte. „Nun dann, geh zu Caster, sie wird dich zurückbringen. Sei ein braves Noble Phantasm.“ Ich hob die Augenbraue und sah dem Noble Phantasm nach, dass freudig bellend, wenn auch etwas schleppend in die Richtung lief, aus der wir gekommen waren. „Ich dachte ich sollte das Bento machen“, erklärte ich, nachdem ich mir sicher war, dass das Noble Phantasm außer Hörweite war. „Als ob er den Unterschied merken wird. Außerdem hat es mit einigen Ausnahmen niemand verdient von dir bekocht zu werden.“ Ich seufzte leise und schüttelte nur den Kopf. Schade eigentlich, denn ich hatte mich schon gefreut kochen zu können. Doch wahrscheinlich war es gut so, denn auf diese Weise konnten wir das Ritual schneller durchführen.   Das Zimmer war abgedunkelt und lediglich das Licht der weißen Kerzen erhellte den Raum noch ein wenig. In der Mitte hatte Cassy einen magischen Kreis gezeichnet, der einem Pentagram ähnlich sah, aber eine Zacke weniger hatte. Mittig im Pentagram stand die silberne Schüssel aus welcher der Rauch von brennenden Lorbeerkraut strömte. Es glühte noch, weil es frisch angezündet worden war. Die Rauchschwaden hingegen leuchteten in einer Farbe die nicht graubläulich war, sondern orange. Wie der Schimmer der Kerzen. Links von der Schüssel lagen die Armreifen von Hatschepsut und rechts der Skarabäus, den der rote Lancer uns zukommen lassen hatte. Cassy hockte vor der Schüssel, mit geschlossenen Augen, wobei ihre linke Hand über dieser war. Außer dem leisen Brennen der Kerzen hörten wir nichts. Es verging einige Zeit, ehe etwas im Rauch zu sehen war. Die Schwaden wirbelten herum und schienen Platz für das Kerzenlicht zu machen. Im Schimmer sahen wir schließlich ein Bild. Eine Erinnerung. Es dauerte einen Moment bis ich erkannte wen wir hier sahen doch es waren eindeutig Sanada und Hatschepsut. Sie standen einander gegenüber, doch Berserker war nirgends zu sehen. Es schien fast so, als hätten sie einen kurzen Waffenstillstand. „Ich verstehe nicht, was du dir davon erhoffst einen Ruler töten zu wollen. In der Regel ist es besser Ruler auf seiner Seite zu haben.“ Ein leises Lachen war von Sanada zu hören. Ein Lachen, dass mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Sie schien fast wie von Sinnen und doch war sie nicht verrückt. „Wenn du glaubst, dass dies unsere Pläne sind... uns mit dir zu verbünden... Es tut mir leid, aber du stehst uns im Weg.“ „Uns?“ Hatschepsut schien einen kurzen Moment zu zögern doch ihr Blick wurde ernster. Fast so, als hätte sie mit Sanadas Worten allein etwas verstanden. „Ich werde nicht zulassen, dass Ihr das zu einem Nachspiel des letzten Krieges macht. Solange mein Leben euren Plänen im Weg steht, werde ich alles in meiner Macht stehende tun euch aufzuhalten.“ Es war wie eine Kriegserklärung. Eine die Sanada vollkommen kalt zu lassen. Sie hob einfach nur lässig die Hand auf der drei Befehlszauber leuchteten. „Berserker, mit einem Befehlszauber befehle ich dir Ruler Hatschepsut bis aufs Blut zu bekämpfen und aus diesem Krieg zu beseitigen!“ Kaum dass der Befehl gesprochen wurde, hörte man einen Schmerz erfüllten Schrei von Berserker, der neben Sanada erschien und ohne zu zögern auf Ruler losstürzte. Das Bild verschwamm doch kurz darauf erschien ein weiteres. Eine weitere Szene. Dieses mal waren Hatschepsut und der schwarze Assassin zu sehen. Er schien angeschlagen zu sein und selbst Hatschepsut hielt ihre linke Schulter, die verletzt schien. „Das der rote Assassin wurde schwer verletzt, aber sie erholt sich bereits. Sanada ist gefährlich und ich will wissen, wieso genau. Schwarzer Assassin ich habe eine Bitte. Finde mehr über Sanada und ihre Familie heraus. Ich habe das Gefühl, dass ihre Familie irgendwie am letzten Krieg beteiligt war. Ich will alles darüber wissen und du bist der einzige dem ich im Moment wohl vertrauen kann. Irgendetwas stimmt in diesem Krieg nicht.“ Assassin verschränkte die Arme, nickte aber. Eine Bitte von Ruler glich häufig eher einem Befehl. Und jeder Servant würde so eine Bitte erfüllen. Das Bild aber verschwamm und es tauchte kein weiteres auf. Vermutlich hatte Hatschepsut also nie erfahren, was es mit Sanada auf sich hatte. Wir wussten also genauso viel wie vorher. Und doch... Mein Blick wandte sich zu Berserker. Er hatte seinen Blick abgewandt. Die Schamesröte war auf seinen Wangen deutlich zu sehen. Er war empfindlich was dieses Thema anging und irgendwie bereute ich es, dass wir ihn zu diesem Ritual mitgenommen hatten. „Und was machen wir nun? Der einzige, der mehr weiß ist wohl der schwarze Assassin.“ Lancers Stimme verriet deutlich, dass es ihm nicht gefiel. Und da waren wir mal einer Meinung. Auch mir gefiel die Tatsache nicht, dass einer der Verbündeten, die wir nicht mehr als Verbündete haben wollten, nun wohl die einzige Möglichkeit war mehr zu erfahren. Was das anging, hatten wir wohl die schlechtesten Karten in diesem Krieg. Einem Krieg in dem Informationen wirklich das Wichtigste sein konnten. „Der schwarze Assassin ist doch nicht der einzige... was ist mit... dem roten? Wir könnten sie bitten uns zu helfen.“ „Warum sollte sie das tun, Master? Außerdem du bist tot. Willst du die Liste der Wissenden noch mehr verlängern?“ Ja, Lancer war wütend, aber ich sah, dass uns die Felle davon schwammen. Wir hatten zwar nun unsere Ruhe, aber keine Verbündeten und damit auch keine Chance zu gewinnen. Noch dazu hatten wir Shirou im Nacken. Shirou, von dem wir nicht wussten, was er plante. Und dieses Ritual hatte uns nicht weiter gebracht. Alles was wir dadurch bekommen hatten, war die Gewissheit, dass der Krieg von vor 60 Jahren ein Comeback feierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)