Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 26: Der neue Ruler -------------------------- Wir hatten alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die man treffen konnte, um nicht bei anderen Mastern oder Servants aufzufallen. Selbst wenn Ruler in seinem Schreiben garantiert hatte, dass niemand uns finden würde, wollten wir einfach auf Nummer sicher gehen. Cassy hatte mit einem Zauber dafür gesorgt, dass niemand Berserker sofort erkannte. Es war derselbe Zauber den sie auf das Armband gesprochen hatte, um mein Aussehen für die Augen Aussenstehender zu ändern. Es war seltsam zu wissen, dass Ruler Berserker vielleicht mit anderen Augen sah wie ich. Wobei Cassy sich da auch nicht sicher gewesen war. Sie meinte, dass ein Ruler andere Fähigkeiten hatte und dass diese nicht so leicht auszutricksen waren. Und irgendwie fürchtete ich das auch den ganzen Weg über. „Master, du musst dir keine Sorgen machen. Caster beobachtet uns, ich spüre ihren Blick. Und wenn Ruler dich angreift dann werde ich-“ „Wer macht sich hier Sorgen, Berserker? Ich habe einen Befehl an dich. Egal was passiert, greife Ruler bei diesem Treffen, nicht an.“ Ich sah zu Berserker, den ich unterbrochen hatte, als seine Stimme leidlicher wurde. Ohne Zweifel wäre er sicher in der Lage gewesen auch den neuen Ruler zu vernichten, doch da er bereits den Verlust eines Rulers auf den Schultern trug, wollte ich ihm nicht mehr zumuten. Er sollte sich nicht noch mehr quälen, denn das hätte sein kurzes Leben in dieser Welt nicht ehrenhaft oder lebenswert gemacht. „Ich hoffe sie haben in dem Kaffee leckeren Kuchen. Wollen wir uns zwei Stück bestellen und dann vom anderen probieren?“, fragte ich und lächelte Berserker an. Er erwiderte das Lächeln, hauchdünn, während er neben mir herlief. Doch plötzlich blieb er stehen und wandte seinen Blick nach vorne. Es brauchte keine Worte von ihm um zu verstehen, dass wir an unserem Ziel angekommen waren. Auch ich wandte meinen Blick gerade aus und erkannte jemanden von dem ich wusste, dass dies wohl Ruler war. Und doch... war er jemand dem ich nicht über den Weg hatte laufen wollen. Wie aus einem Reflex heraus nahm ich Berserker an der Hand und stoppte seine Schritte. Ich spürte wie Berserker verwundert ansah, doch ich konnte meinen Blick nicht von diesem Mann nehmen, der dort so ruhig und gelassen saß und einen Kaffee oder Tee trank. Mit einem Mal war ich unschlüssig. Ob es richtig war hier zu sein, ob wir nicht schnellstens kehrt machen sollten. Es war aber zu spät. Das begriff ich, als ich sah, wie dieser Mann die Tasse absetzte und in unsere Richtung sah. Ein Lächeln legte sich auf seine schmalen Lippen. Er erhob sich und wies mit seiner Hand zu zwei freien Plätzen. So als hätte er gewusst, dass ich niemals mit allen hier erscheinen würde. Unschlüssig sah ich zu Berserker, doch er nickte nur, so als wollte er mir wirklich die Gewissheit geben, dass er nicht zulassen würde, dass mir etwas passierte. Es war zu spät und wir waren hier. Ich hatte also keine andere Wahl und näherte mich dem Mann, dessen weißen Haare durch zuviel oder genug Gel und Haarspray in eine moderne aufrechte Haltung gebracht wurden. Fast so als wollte er einen modernen Saiyajin darstellen. Wenn ich mich recht erinnerte, waren seine Haare zu Lebzeiten schwarz. Typisch japanisch. Seine goldbraunen Augen fixierten mich und schienen amüsiert darüber zu sein, dass ich haderte. Er war unauffällig gekleidet, so wie ich ihn schon hatte sehen dürfen. Ein schwarzer Rollkragenpullover und eine goldene Kette mit einem Kreuz um den Hals. Das was ich sah, war reine Blasphemie Gott gegenüber, sollte es einen geben. „Es freut mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Wobei ich ehrlich bin, dass ich Lancer als deine Begleitung erwartet habe. Man könnte dein Erscheinen mit Berserker als eine Kriegserklärung sehen“, erklärte er, während ich zu meinem Platz ging, den mir Berserker zurecht rückte. Ich setzte mich und Berserker gelang es mit Leichtigkeit mich an den Platz zu schieben. „Das soll es mit nichten sein. Und das wisst ihr auch, Ruler... Oder soll ich euch lieber Shirou Tokisada Amakusa nennen?“ Ich sah zu, wie Shirou setzte und entschied just in diesem Moment, dass ich diesen Mann niemals mit „Ruler“ ansprechen würde. „Du hast also schon von mir gehört. Nun, verwundern sollte mich das nicht, nach all den Fähigkeiten und Wissen das du in diesen Krieg an den Tag gelegt hast. Ja, mein Name ist Shirou Tokisada Amakusa und ich wurde nach Hatschepsuts Ableben zum neuen Ruler in diesem Krieg bestimmt.“ Er lächelte und reichte sowohl mir als auch Berserker eine Karte. „Bestellt was ihr wollt, ihr seid eingeladen. Sieh es als Belohnung, dass du als Magier der ersten Generation so weit gekommen bist.“ Ich wollte nicht von Shirou eingeladen werden. Denn ich wusste nicht, was er plante. Was er hier machte. Doch eines war mir klar, ihn als Ruler hier zu haben, dürfte den Gralskrieg noch einmal Wind aus einer neuen Richtung geben. Ich versenkte meinen Blick in die Karte, konnte mich aber nicht wirklich darauf konzentrieren. Zumal in ihr wohl dasselbe stand wie in jeder anderen Cafékarte. Ein Latte Macchiato Caramel wäre also drin. Vielleicht auch ein Stück Schokokuchen oder Erdbeertorte. „Du scheinst mir etwas zurückhaltend zu sein. Dabei war deine Herausforderung beider Fraktionen wesentlich mutiger und forscher.“ Er schien belustigt davon zu sein, dass ich mich zurückhielt und nicht gleich irgendwelche heißblütigen Reden schwang. Das beunruhigendste war aber, dass er zu viel wusste. Eindeutig. War das eine Fähigkeit von Ruler? Nein, etwas stimmte nicht, dass verriet mir mein Bauchgefühl. „Nun, es ist nicht leicht mit einem Ruler Zeit zu verbringen, wenn der letzte erst verstorben ist. Noch dazu, wenn der Servant mit dabei ist, der diesen ausgeschalten hat.“ Ich sah zu Berserker, entschuldigend, doch es brachte nichts, wenn wir das Thema verschwiegen. „Man könnte meinen, als Ruler-Kollege würde ich einen Groll gegen Berserker hegen. Ich verstehe dich und deine Gedanken.“ „Bedeutet das, dass du keinen Groll gegen Berserker hegst?“, fragte ich und nahm die Karte runter, um Shirou direkt anzusehen. „Nein. Er hat nicht nach eigenem Willen gehandelt, daher sehe ich keinen Handlungsbedarf. Viel mehr, werde ich wohl noch mit Kaori Sanada reden müssen, da sie Verantwortlich für das Ableben meiner Ruler-Kollegin ist. Mach dir also keine Sorgen ich kümmere mich darum.“ Misstrauisch sah ich Shirou an. Was auch immer „sich darum kümmern“ für ihn bedeutete, ich hatte kein gutes Gefühl dabei für Sanada und fragte mich, ob ich nicht doch eingreifen sollte. Doch andererseits war sie nicht sonderlich respektvoll Berserker gegenüber gewesen. „Wenn du nicht gegen Berserker vorgehen wolltest, warum wolltest du mich dann treffen, Shirou Tokisada Amakusa?“ Es war ein Gefühl ihn so richtig anzusprechen. Jeanne hatte das ja auch gemacht. Ich wollte ihn nicht Ruller nennen, doch gleichzeitig wollte ich kein zu vertrautes Verhältnis zu diesem Mann aufbauen, der mir einfach nur suspekt war. „Vielleicht weil ich dir gegenüber ein paar väterliche Gefühle habe.“ „Hä? Was?“ Ich war überrascht, verwundert und ratlos, was er mir damit sagen wollte. Väterliche Gefühle mir gegenüber? Väterliche im Sinne von Vater-Vater oder Pater-Vater? Doch obwohl meine Reaktion nicht sehr intelligent war, kicherte Shirou mit vorgehaltener Hand. Immerhin einer amüsierte sich. „Verzeih, wenn meine Worte dich verwirren. Der Grund warum du hier bist... Nun, ich denke Hatschepsut hatte es gut erkannt. Mein Wunsch ist der Grund für deine Anwesenheit.“ Ich blinzelte. Immer noch verwirrt. Sein Wunsch? Also, der Wunsch die Seele der Menschen von ihrem Körper zu lösen, so dass Menschen unsterblich wurden? Wie sollte ich das denn bitte schaffen? Oder hatte dieser Shirou einen ganz anderen Wunsch? „Was bedeutet das dein Wunsch?“ Shirou lächelte mich wissend an. Ich schien ihn mit meiner Ahnungslosigkeit wirklich zu amüsieren. Wobei mir zu diesem Zeitpunkt schon hätte klar sein müssen, was es bedeutet, dass ich die Erfüllung seines Wunsches war. „Ich wurde vor 60 Jahren als Saber in die Gralskrieg beschworen. Mein Wunsch war ein Master, der das Wohl der Servants über seinen eigenen Wunsch stellt. Als der Gral dich beschwor und mir diese Wunscherfüllung präsentierte, wusste ich, dass 60 Jahre behaarliches Warten sich ausgezahlt hatten.“ „Dein Wunsch war was? Das... ist nicht dein Ernst. Was bezweckst du damit?“ Ja, ich war misstrauisch. Ich meine hätte Lancer mir so einen Wunsch genannt, oder Cassy, oder gar Archer und Berserker, ich hätte ihnen geglaubt, dass dieser Wunsch für sie keine Hintergedanken hatte. Nicht aber ein Shirou Tokisada Amakusa. Vielleicht war das nicht fair, ihm gegenüber, denn ich wusste ja nicht, ob es der Shirou war, der in der einer mir bekannten Zeitlinie existierte. Vielleicht war dieser Shirou ja ganz okay? „Mach dir keine Sorgen. Ich kann verstehen, dass jemand aus einer anderen Welt misstrauisch ist, aber ich verspreche, dass ich keine Hintergedanken habe, die irgendjemanden schaden.“ Ich sah Shirou an, zweifelnd, misstrauisch. Seine Worte implizierten ja schon, dass er doch irgendetwas plante. Und meine Anwesenheit war, warum auch immer, Teil seines Plans. Ich schwieg, in Gedanken versunken und sprach erst wieder, als ich ein Stück der Schokotorte, einen Latte Macchiato und einen kleinen Eisbecher bestellte. Rein Aus Protest, weil ich hier Shirou gegenüber saß. Jedem anderen gegenüber hätte ich wohl höfliche Zurückhaltung gewahrt. Aber das hier war Shirou... Ich konnte das irgendwie immer noch nicht recht glauben und sah zu Berserker, der sich ein Stück Apfelkuchen und einen Espresso bestellte. „Mich interessiert eine Sache, Erenya“, fing Shirou schließlich wieder an und lächelte mir zu. Ich sah ihn erwartungsvoll an. „Wie fühlt es sich für einen Nicht-Magier an, plötzlich zaubern zu können, eine Macht in den Händen zu halten, die du im Falle eines Sieges in deine Welt mitnehmen könntest?“ Es war seltsam. Mir war nie in den Sinn genommen diese Magie in meine Welt mitzunehmen. Dabei war das auch die Möglichkeit eines Wunsches und doch erschien sie mir so absurd, einfach weil es für mich bedeutet hätte, dass meine Realität und diese Welt sich miteinander vermischten. Und eine Kollision der Welten könnte niemals gut gehen. „Ich habe mir häufiger vorgestellt zaubern zu können. Das Prinzip der Magie ist in meiner Welt nicht fremd. Auch dort gibt es unerklärliche Dinge, die wir mit Geister oder Dämonen gleichsetzen. Als Kind hatte ich immer das Gefühl ich könnte vielleicht mal zaubern, als Jugendliche habe ich Bücher über Magie gelesen aber sie selbst vollzogen habe ich nie. Wahrscheinlich tue ich mich deswegen schwer. Ich verstehe zwar die Prinzipien davon, dass in jedem Menschen Mana inne wohnt und jeder einen kleinen magischen Kreislauf hat. Es fällt mir nur schwer diese Macht die mir der Gral gegeben hat einzusetzen. Ich wäre vielleicht zu mehr fähig, wenn ich wüsste, wie ich meinen magischen Kreislauf richtig nutzen kann. Aber auf die Schnelle wird mir das wohl nicht gelingen.“ Ich war mir wirklich dessen bewusst. Ich konnte nur das bisschen, was mir Waver beigebracht hatte und nicht einmal das war mir sonderlich stark ins Blut über gegangen. „Selbst wenn ich es so schnell lernen könnte, ich bezweifle, dass ich es effektiv einsetzen könnte. Ich habe es im Kampf gegen Uehara bemerkt. Mir wurde zwar beigebracht wie ich mich verteidigen kann, aber im entscheidenden Augenblick war ich wie erstarrt. Ich konnte nichts tun und Lancer wurde deswegen verletzt.“ Ich sah zu Berserker und wusste nicht wie ich in Worte fassen sollte, was ich empfand, ohne die Ehre der Helden zu verletzen oder zu beschmutzen. „Es ist die Aufgabe eines Servants seinen Master zu beschützen. Vielleicht hast du nicht verstanden, dass Servants in diesem Krieg dafür da sind, als Schild und Schwert für die Magier zu dienen, die im Hintergrund kämpfen.“ Ich hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Niemals. Ich weiß, dass dies wohl der Fall ist, aber ich werde das niemals akzeptieren, so lange ich spüren kann, dass die Servants leben. Lancer, Archer, Cassy, Berserker und all die anderen Servants kämpfen in diesem Gral für ihre eigenen Gründe. Sei es ein Wunsch den sie zum Ende ihrer Lebzeiten im Herzen trugen, oder weil sie es für ihre Bestimmung halten. Außerdem... warum sagst du mir so etwas, wenn du dank deines Wunsches wissen solltest, dass ich nicht so ein Mensch bin?“ Shirou lächelte weiterhin. Doch dieses Mal konnte ich so etwas wie Zufriedenheit in seinem Lächeln sehen. Warum? „Der Krieg verändert viele Menschen. Ich wollte einfach nur sicher gehen, dass deine Erlebnisse, das was du gesehen hast, dich nicht auch verändert hat.“ „Ich gestehe, ich habe Angst. Ich weiß nicht was ich tun soll, aber ich will dennoch meine und die anderen Servants irgendwie beschützen.“ „Selbst wenn sie als Ziel haben dich auszuschalten?“, fragte Shirou, lehnte sich aber zurück, als die Kellnerin mit unserer Bestellung kam. Ich wartete daher mit meiner Antwort, bis sie außer Hörweite war und sah Shirou ernst an. „Selbst dann. Und vor allem dann, wenn sie es nicht wollen und ihr Master es ihnen befiehlt. Ehre und Würde gehen über den Tod hinaus. Jeder Master der das nicht versteht, hat nicht das Recht einen Heldengeist seinen Verbündeten zu nennen. Siehst du das nicht auch so, Shirou?“ Er hatte das Gespräch in der Hand gehabt. Das musste ich einfach ändern. Ich musste die Kontrolle über dieses Gespräch zurück bekommen und versuchen mehr zu erfahren. „Als Ruler muss ich unparteiisch diesem Krieg beiwohnen. Ich bin nur der Beobachter, der eingreift, wenn die Regeln nicht gewahrt werden. Und dennoch bin ich sehr froh, dass du so gut klar kommst.“ Ich hob eine Augenbraue und sah Shirou an, wandte aber meinen Blick von ihm ab, als mir Berserker ein Stück von seinem Apfelkuchen entgegen hielt. Ich war verwirrt, erinnerte mich aber schließlich wieder daran, dass ich unterwegs gemeint hatte, dass wir den Kuchen des anderen probieren konnten. Er hatte sich diese Worte wirklich zu Herzen genommen. Auch wenn es mir vor Shirou echt unangenehm war, nahm ich den Bissen an und ließ die Süße der Äpfel auf meiner Zunge vergehen. „Es freut mich auch, dass ihr euch so gut versteht. Als ehemaliger Servant, der an einem Gralskrieg teilgenommen hat, könnte ich fast neidisch werden. Nichts desto trotz, ich denke es wird Zeit für mich zu gehen. Dennoch, möchte ich gerne in Kontakt mit dir bleiben.“ Er zog eine Visitenkarte auf der ein weiterer vertrauter Name prankte. „Pater Shirou Kotomine.“ „Ich dachte ein Ruler bleibt unparteiisch. Hast du dich der Kirche angeschlossen?“, fragte ich, als ich die Visitenkarte nahm. Ich fürchtete fast schon, dass auch dieses Mal die Kirche ihre Finger im Spiel hatte. „Nein, nein nur keine Sorge. Die Kirche hat sich schon vor Jahren aus diesem Gralskrieg zurückgezogen. Das ist nur meine Tarnidentität um mich in der Welt und in dieser Zeit unauffällig bewegen zu können.“ Irgendwie glaubte ich ihm nicht. Immerhin gab es immer einen Kampf zwischen der Kirche und der Magiergesellschaft. Warum also sollte die Kirche dieses Mal darauf verzichten? Und warum sollten sie es erlauben, dass ein Ruler den Namen eines Paters trug? Ich sah mir die Visitenkarte genauer an. Genauso edel wie das Briefpapier. Woher bekam ein Ruler so viel Geld? Wer stand hinter Shirou? Und warum? Ich steckte die Karte ein und sah zu Shirou, der sich bereits erhoben hatte. „Ich freue mich schon auf unsere nächste Begegnung und hoffe, dass du bis dahin weiter so hervorragend durchhältst.“ Er verbeugte sich leicht vor uns. Und doch tief genug, dass man einen gewissen Respekt herauslesen konnte. Dennoch musste ich gestehen, dass ich erleichtert war, als Shirou endlich weg war. Und obwohl ich nun Antworten auf einige meiner Fragen hatten, hatten sich neue aufgetan.   Zu fünft befanden wir uns im Wohnzimmer unseres kleinen Safehouses. Lancer stand am Fenster und lauschte den Bericht von Berserker und mir. Cassy hatte es sich auf einem Sessel bequem gemacht, wobei ihr Blick anders als gewohnt nicht warm und wissend war, sondern äußerst aufmerksam und vorsichtig. Archer hingegen hatte sich mit dem Rücken auf das Sofa gelegt und sah an die Decke. Ich saß auf dem zweiten Sessel. Berserker stand zu meiner linken, wie es wohl ein echter Bodyguard getan hätte. Ein Zeichen dafür, dass er seine Aufgabe sehr ernst nahm. „Das ist alles was wir erfahren haben“, beendete ich schließlich die Erklärung, wusste aber, dass Cassy das alles sicher schon gehört hatte. „Dieser Ruler ist seltsam...“, erklärte schließlich Lancer und sah mich an. „Und du traust ihm nicht, Master, hab ich Recht?“ Ich nickte und konnte in senen Augen ein unausgesprochenes „Warum?“ hören. „In einer anderen Zeitlinie war Shirou Tokisada Amakusa im dritten heiligen Gralskrieg der Ruler. Er hatte sich mit den Einzberns verbündet. Doch als der Krieg endete ist er nicht verschwunden, sondern wurde von Pater Kotomine aufgenommen. Er hatte dann 60 Jahre gewartet und ist als Master in den großen heiligen Gralskrieg zurück gekehrt. Und das nur um seinen Wunsch zu erfüllen. Die Unsterblichkeit der Menschheit. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich parallelen zu dieser Zeitlinie erkenne, allerdings...“ Ich stockte und sah Cassy an, die scheinbar zu wissen schien, was ich sagen wollte. Sie nickte und verschränkte Arme. Ein Zeichen dafür, dass ihr nicht wohl bei der ganzen Sache war. „Sein Wunsch im letzten Krieg hat Master her beordert. Es steht für mich außer Frage, dass dies Teil eines Planes ist. Und ich vermute, Hatschepsut und auch Sanada wissen von seinem Plan.“ „Was malt ihr den Teufel gleich an die Wand? Ruler scheint, wenn auch nicht öffentlich, auf unserer Seite zu stehen Wir sollten das für uns nutzen um diesen Krieg zu gewinnen“, erklärte Archer, der sich aufsetzte und mich ermutigend anlächelte. „Jeder weiß doch, dass es ein Vorteil sein kann, wenn er Ruler auf seiner Seite hat. Nicht nur, dass er Befehlszauber besitzt, Ruler gehört zur stärksten Servantklasse. Und wenn dieser Shirou Amakusa ein Saber war, sind wir dem Sieg zum Greifen nahe.“ „Du bist dumm und einfältig wie eh und Je, Archer“, murrte Cassy und schien durch seine Worte deutlich verstimmt. Archer hingegen verstimmten diese Worte. „Was willst du damit sagen, Cassandra?“ Sie seufzte und schüttelte nur den Kopf. So als wäre das ganze doch offensichtlich und nur Archer zu blind es zu erkennen. „Ruler scheint zwar nicht unparteiisch zu sein, dass heißt aber nicht, dass er zu Master hält, du Idiot. Wenn Ruler wirklich eigene Ziele hat ist Master nur ein Mittel zum Zweck.“ „Dann beschützen wir Erenya eben vor Ruler. Wo liegt da das Problem Ruler so lange zu benutzen?“ Ich konnte beide Seiten verstehen und doch gab es etwas, dass mich an der Sache störte. Etwas, dass wie ein Schatten der Gewissheit über uns schwebte und doch vollkommen unsichtbar war. Etwas fehlte. Ein Puzzlestück? Vielleicht mehrere? Wo waren wir hier hineingeraten? Ich sah zu Berserker und wollte ihn um seine Meinung fragen, doch sein Blick war ernst und er schien in Gedanken versunken zu sein. „Berserker?“, fragte ich vorsichtig und konnte sehen, wie er seinen Blick zu mir wandte. „Master... Hat es eine Bedeutung, dass Sanadas Plan... Ruler Hatschepsut zu töten, schon seit meiner Beschwörung bestand?“ Meine Augen weiteten sich. Ich hatte Berserkers Worte verstanden und doch fühlte es sich an, dass da noch ein tieferer Sinn dahinter steckte. „Wie bitte?“ „Sanada schien mir nie an den Gral interessiert zu sein. Ihr Ziel war immer... Ruler... Und als sie dich traf, wurde sie drängender in ihrem Tun Ruler zu beseitigen. Ich war verwirrt deswegen. Wie Archer es sagt, ist es immer vom Vorteil Ruler auf seiner Seite zu wissen. Ihr Handeln dazu war vollständig... irrational. Und Rulers Verhalten... Sanada gegenüber... war auch seltsam.“ Mein Blick wandte sich sofort zu Cassy, die alles mit angehört hatte und scheinbar ebenfalls einen tieferen Sinn dahinter zu vermuten schien. Und doch, anders als sonst schien sie keine Idee zu haben, was wir tun sollten. Nun... sie hatte keine Idee. Ich wusste aber jemanden, den wir fragen konnten. „Was geht dir wieder durch den Kopf, Master?“, fragte Lancer und sah mich ernst an. Scheinbar hatte er einen Riecher für dumme Ideen von mir bekommen. Das war gut. Vielleicht zu gut. „Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir Hatschepsut befragen“, erklärte ich und sah in die Runde, wobei sich ihre Gesichter mit Überraschung und Entsetzen widerspiegelten. „Sie ist tot, Master. Schon vergessen?“ Lancer schien genervt. Doch Cassy, wurde aufmerksamer. So als ahnte sie, dass mir etwas ganz besonderes durch den Kopf ging. „Ja, aber sie hat etwas zurück gelassen. Und wir haben es hier.“ „Ihre Armbänder...“, flüsterte Cassy und schien zu verstehen, was ich meinte. Ich nickte nur und holte tief Luft. „Am Anfang habe ich sie nur mitgenommen um sie ihr wieder zu geben, sollte Sie doch nicht tot sein und danach dachte ich, wir könnten sie vielleicht beschwören, aber... Ich glaube sie können uns anders von nutzen sein. Ruler hat diese Armbänder ständig getragen. Dadurch haben sie ihre Energie aufgenommen und nicht nur das. Es gibt eine Theorie die besagt, dass ein Besitzer nicht nur seine Energie an sein Eigentum überträgt. Sondern an Besondere auch seine Erinnerungen. Ich weiß nicht wie wichtig Ruler diese Armbänder fand, aber mit etwas Glück können wir durch sie herausfinden, was Ruler empfand und dachte oder vielleicht sogar wusste.“ Schweigen auf meine Erklärung. Zweifel in Lancers Blicken. Vielleicht spiegelten sie die Zweifel wieder, die auch ich spürte. Ja. Ich war mir dieser Idee nicht sicher. Nicht sicher ob es funktionieren würde, ob ich es konnte, aber ich wollte sie dennoch nicht unausgesprochen lassen, wenn es doch die einzige Chance war mehr zu erfahren. Lancer seufzte schließlich und schüttelte den Kopf. „Du bist offiziell tot. Warum also nicht versuchen was wir versuchen können. Andere Optionen bleiben uns aktuell eh nicht.“ Ich war überrascht. Hatte Lancer gerade meinem Plan zugestimmt? Schon wieder? War ein Wunder geschehen? „Nun, dann versuchen wir es. Wer hätte gedacht, das mein Master mit der Psychometrie vertraut ist?“ Cassy letzten Worte klangen eher so als hätte sie diese zu sich selbst gesagt. Und doch hatten sie etwas amüsiertes. Und das beruhigte mich. Denn Cassy schien wieder die zu sein, die sie vor der Verkündung, dass ein neuer Ruler aufgetaucht war, gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)